Ich hab mich auch mal an einem New Vegas Charakter bzw einer Geschichte versucht. Schuld ist xSaint96
mit seinem Kurier. Aber auch Kuriere müssen ab und zu mal was Anständiges essen.
Der Name ist eine Anspielung auf meinen Lieblingscharakter von Stephen King "Annie Wilkes". Ich bin noch am Überlegen ob sie sich da "Misery" nennt, aber in Wirklichkeit einen anderen Namen hat. Ich denke grade bei diesen "Zutaten" ist Anonymität nicht grade unwichtig.
Misery stand früh morgens auf dem Balkon des kleinen Zimmers, dass sie mit ihrem Großvater im Ultra Luxe bewohnte und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen.
Sie zog an ihrer Zigarette. Eigentlich rauchte sie nicht wirklich, aber wenn sie im Stress war, gab es nichts besseres und morgens, wenn sie in Gang kommen wollte auch nicht. Sie liebte es, wenn sie sehen konnte, wie morgens langsam das Leben auf dem Strip erwachte und die Sonne die graue Stunde verjagde. Wie ein roter Feuerball tauchte sie langsam auf und vertrieb die Kälte der Nacht. Sie hörte, wie unten jemand den Müll zusammen kehrte.
Es war Montag. Gestern hatte das NCR nochmal kräftig gefeiert. Misery liebte die Frühschicht, aber grade an Wochenenden hatte sie oft die Spätschicht. Vieles aus der alten Zeit wurde beibehalten. So wurde eben Freitag bis Sonntag am meisten gefeiert oder Essen gegangen und viele der einflussreichen Gäste bestanden darauf von ihr bekocht zu werden.
Sie zog nochmal an ihrer Zigarette und blickte auf die Uhr. Bald musste sie in die Küche gehen und anfangen. Einige Gäste kamen erst mittags, aber das ultra luxe bot dennoch ein reichhaltiges Frühstücksbuffet an.
Sie öffnete die Balkontür und hörte ihren Großvater leise schnarchen. Sie hatten Glück ein Zimmer zu bewohnen, dass getrennte Betten hatte. Überhaupt, dass sie mittlerweile eine Position hatte, in der es ihr erlaubt war, so ein Zimmer zu bewohnen und ihren dementen Großvater zu sich zu holen.
Sie hatte ihren Großeltern viel zu verdanken. Diese hatten sie als junges Mädchen auf ihre Farm geholt, da ihre Mutter dem horizontalen Gewerbe nachging, wie sie es immer nannten. Ihren Vater kannte sie nicht. Sie dachte manchmal darüber nach, wer wohl ihr Vater war. Wahrscheinlich irgendein kleiner NCR Soldat, der ihre Mutter für das schnelle Vergnügen bezahlt hat.
Misery verachtete ihre Mutter. Es gab doch soviel anständige Arbeit, wieso hatte sie ihren Körper verkauft? Drogen? Das schnelle Geld?
Misery dachte gern an ihre Kinderzeit auf der Farm. Ihre Großeltern hatten sie christlich erzogen und sie trug immer ein kleines, goldenes Kreuz unter ihrer Kleidung. Von ihrer Großmutter hatte sie auch das Kochen gelernt. Die Feinheiten der Gewürze und wie man aus einer bitteren Frucht etwas nahrhaftes zaubern konnte.
Besonders fasziniert war sie von Fleisch. Sie freute sich immer, wenn eine der Legehennen geschlachtet wurde. Sie konnte aus dem zähen Fleisch mit Hilfe der richtigen Zubereitung ein wahres Festmahl bereiten.
Als Jugendliche zog es sie auch in den Strip. Sie liebte zwar das Leben auf der Farm, aber konnte sich nicht vorstellen, ein Leben lang so hart auf dem Feld in der gleißenden Sonne zu arbeiten. Besonders als ihre Großeltern die ersten körperlichen Gebrechen aufwiesen. Das war einer der Gründe, warum Misery eine Arbeit als Küchenhilfe annahm.
Sie liebte es in den Kellern des Ultra Luxe zu sein. Es war kühl, die gleißende Sonne quälte sie nicht und sie konnte anfangen mehr und mehr über das Kochhandwerk zu lernen.
Sie war fleißig und half dem damaligen Chefkoch Phillippe immer neue Rezepte und Raffinessen zu entwickeln, dass sie bald seine rechte Hand wurde. Als der Chefkoch mehr und mehr Anzeichen einer Parkinsonerkrankung aufwies, war er froh Misery zu haben.
Misery war nicht sonderlich geschockt, als sie erfuhr, was es bedeutete, wenn die white gloves society "Beyond the Beef" orderte. Sie war schließlich auf einer Farm aufgewachsen. Sie schlachtete selbst und man musste nunmal töten um sich zu ernähren. Schon in der Bibel steht, macht euch die Erde untertan. Ob man nun ein Tier aß, Gemüse oder Menschen....Menschen waren nichts besseres als Tiere. Würde man, wie es in der Bibel heisst, nicht töten, würde man zumindest in New Vegas verhungern...Es gab zu wenig Früchte um ein reiner Fruktarier zu sein.
Philippe gestand ihr bei einem Glas Wein, dass er schon befüchtete Misery zum Schweigen bringen zu müssen, nachdem sie das Geheimnis der White Gloves Society kannte und es wäre schade gewesen um so eine talentierte Köchin. Nun wurde Misery noch mehr gefördert. Sie lernte, wie man den Wünschen der White Gloves Society nachkam. Wie man welchen Teil verarbeitete, würzte, briet und sogar die richtige Vorratshaltung. Vieles war nicht anders als das, was sie von ihren Großeltern kannte. Einmal schlachtete sie mit ihrem Großvater ein Brahmin, als es zu alt war um Milch zu geben....ansonsten waren es eher Hühner, die sie schlachteten. Ihre Großeltern kochten vieles auch ein um Sauerfleisch noch lange haltbar zu machen.
Schließlich fand Misery Philippe eines Tages in der Kühlkammer. Er hatte sich mit Alkohol und einer Pistole das Leben genommen, weil einem Kellner aufgefallen war, wie sehr er zitterte und das Misery die meiste Arbeit machte. Diesem gemeinen, gottlosen Mann war nichts besseres eingefallen, als das gleich dem Chef weiter zu tragen, der Philippe einfach kündigte. Ohne Familie und ohne Geld sah er keinen Ausweg.
Misery stand geschockt in der Kühlkammer und starrte auf den gefrorenen Leichnahm. Ihre Küchenhilfen kamen und wollten wissen, warum es nicht weiter ging.
"Achtu scheiße." entfuhr es ihrer Kochgesellin."Scheiße, man....holt sofort Mortimer."
"Das sagt man nicht." entfuhr es Misery tonlos. Immer noch mit Blick auf den Leichnahm ihres Mentors Phillippe.
Irgendwann erschien Mortimer. "Nun...dann werden wir wohl noch vor Neujahr zu unserem Festmahl kommen. Du weißt ja wie es geht wurde mir zugetragen."
Da war etwas in Misery als sie ihren toten Freund sah und die Worte von Mortimer an ihr Ohr drangen. Sie würde das beste Essen aus ihm zaubern, was die White Gloves Society jemals auf ihrer Zunge gespürt hatte. "Jawohl, Sir." entfuhr es ihr. Auf diese Weise würde er in ihnen weiterleben und sein Geist wäre immer im Ultra Luxe. Sie selbst würde mit ihrem Großvater auch einen Teil essen, sodass er immer bei ihr ist.
"Na dann los. Ich werde mich um die Einladung kümmern. Wann können wir damit rechnen?" fragte Mortimer.
"Nun, Sir, im Grunde wann Sie es wünschen. Das Fleisch ist leider nicht mehr frisch, sondern gefroren. Einige Geschmacksnuancen werden dadurch anders. Nicht unbedingt schlechter, aber es ist anders als Frischfleisch und grade Feinschmecker wie Ihnen könnte das auffallen...." Es war grade Februar. Sie erinnere sich, dass die White Gloves Society einmal eine Burns Nacht veranstaltete. Also eine Nacht, in der der Dichter Burns mit einem Mahl namens Haggis geehrt wurde. Mortimer war schließlich immer so stolz auf seine Vorfahren aus dem vereinten Königreich.
"Sir, wie wäre es, wenn Sie eine erneute Burns Nacht veranstalten? Ich könnte Haggis daraus machen, aus den anderen Teilen werde ich die Ihnen gewohnte Spezialität auftischen."
Mortimer nickte anerkennend. "Sehr gute Idee, ich wusste, du würdest eine würdige Nachfolgerin sein mit außergewöhnlichen Ideen. Ich erwarte dann die Menüvorschläge heute abend in meinem Büro. Und als Chefköchin darfst du natürlich in Philippes Zimmer ziehen."
Misery nickte kurz. Dann fiel ihr Blick wieder auf Phillippe. *Ich werde das beste aus dir machen und dir somit für alles danken. Du wirst als mein Meisterwerk in die Geschichte eingehen.*
Mit diesem Gedanken machte sie sich an die Arbeit und wurde über Nacht zum Starkoch. Jetzt konnte sie endlich ihren mittlerweile verwitweten, kranken Großvater zu sich holen und die Farm verkaufen.
Misery lächelte bei den Erinnerungen. Sie machte ihre Zigarette aus und ging rein. Drinnen bereitete sie ihrem schlafenden Großvater einen Haferbrei und setzte ihm Tee auf.
Sie ließ ihre Haare unter einem Kopftuch verschwinden. Es war hygienischer und sie wollte nicht außerhalb des Ultra Luxe erkannt werden. Sie setzte sich ihre Gesichtsmaske auf. Darauf legten ihre Vorgesetzten großen Wert außerhalb der Küche. Sie begab sich leise aus dem Zimmer.