[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 296. Tödliche Kraft

    Blue wachte früh am nächsten Morgen auf und schaute nach Jen. So vorsichtig und leise, wie es ihm möglich war, öffnete er die Tür zum Inneren des Fizztop Grill und spähte hinein. Er hörte das ruhige Atmen. Sie war noch da und schlief. Er schloss die Tür wieder. Er ging Richtung Ferris, blieb dann stehen und rieb sich nachdenklich das Kinn. Blue ging zum Kühlschrank, schaute hinein und lächelte. Ein wenig später bereitete er ein deftiges Frühstück zu. Es gab eine riesen Portion Mirelurk-Rührei mit Brahminspeck. Dazu ein wenig Brot aus Klingenkorn. Ferris strich ihm brummend um die Beine von Blue und schnüffelte. Zwischenzeitlich leckte sich der kleine Yao-Guai die Lefzen.


    "Du weiß was schmeckt, nicht? Jaja, du bekommst auch was ab." Blue schob kurz die Pfanne zurück und kraulte Ferris hinter den Ohren. Der genoss das brummend in vollen Zügen und nach einem Moment ließ er sich nach hinten Fallen und rollte sich hin und her. Blue musste bei dem Anblick grinsen. Kurz darauf hörte er ein Geräusch und schaute sofort in die Richtung. Die Tür zum Inneren des Fizztop quietschte leise. Vorsichtig steckte Jen den Kopf hinaus. Sie sah etwas erholter aus, war aber immer noch sehr blass. "Guten Morgen Jen. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Nachtruhe." Jen erschreckte sich fast zu Tode. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Blue sie bereits wahrgenommen hatte. "Ich ... ja habe ich wirklich, Overboss. Es roch hier so lecker, deshalb habe ich geschaut ... wenn ich in deinem Zimmer bleiben soll, dann ... " stammelte sie.


    "Jen, du kannst dich hier oben frei bewegen. So wie es dir beliebt. Und bitte nenn mich Blue. Nicht Overboss. Zu mindestens wenn wir unter uns sind. Das Essen habe ich übrigens hauptsächlich für dich gemacht. Komm her, wir frühstücken zusammen. Danach können wir uns unterhalten." Jen schaute unsicher, kam dann aber doch näher. Dann sah sie Ferris, der immer noch in der Nähe von Blue hin und her rollte. Sie blieb stehen und betrachtete den Yao-Guai und dann Blue, wie der gerade am Herd stand und in dem Rührei rumstocherte. "Das ist Ferris. Der tut dir ebenfalls nichts. Du kannst dich dort an den Tisch setzen. Ich komme gleich dazu." Blue sagte es ohne aufzusehen. Jen nahm Platz. Blue hatte in der Zeit zwei Teller und eine Schale herausgesucht und klapperte damit rum. Einen Moment später stand das Essen auf dem Tisch und Ferris verschlang den gebratenen Speck aus seiner Schüssel. Jen aß langsam und schaute Blue dabei zu, wie der sich durch seine Riesenportion fräste.


    Als beide mit dem Essen fertig waren, unterhielt sich Blue mit Jen. Er fragte viel und fühlte ihr mit manchen auf den Zahn. Zunächst vermutete Blue eine List von Nishas Seite, ihm einen Maulwurf unterzuschieben. Im Moment sah es aber so aus, dass dem nicht so war. Jen verabscheute Nisha so sehr, dass ihr das gegenüber dem Overboss herausplatze. Nisha hatte den Großteil ihrer Familie auf dem Gewissen. Sie zitterte vor Wut und gleichzeitig vor Angst. "...Du wirst mich jetzt mit Sicherheit dafür bestrafen, aber diese sadistische Miststück verdient besonders schmerzhaften Tod." Blue blickt sie mit einem merkwürdigen Blick an. "Ja. Den verdient sie tatsächlich. Da sind wir beide ja einer Meinung. Warum sollte ich dich bestrafen? Wo du Recht hast, hast du Recht." Jen wurde aus Blues Verhalten einfach nicht schlau, akzeptierte aber langsam, dass er ihr scheinbar wohlgesonnen war. Der Eindruck verstärkte sich zusätzlich, als Blue begann, sich um ihre Verletzungen zu kümmern und sie zu versorgen. Während er das tat, stellte Jen ihm einige Fragen. Er blieb bei der Beantwortung wage. Jen sah Blue nachdenklich an, als sie mit dem Gespräch fertig waren.


    Sie hatte ihm versprochen hier oben im Fizztop zu bleiben, wenn er unterwegs war. Es war für sie merkwürdig, dass er um sie besorgt war. Er wirkt auf Jen geheimnisvoll. Sie beschloss aber seinen Rat zu Folgen. Bisher hatte der Overboss sie anständig behandelt. Blue hatte sich mittlerweile auf eine der alten Couch gelegt. Seine Beine waren wie üblich zu lang und hingen darüber hinaus. Er hatte sich vorgenommen, bis abends auszuruhen und dann im Dunklen unbemerkt bis zum alten Kraftwerk zu schleichen, um dort die Lage zur sondieren. Die Raider sollten noch nicht davon mitbekommen. Er starrte zur Decke und dachte über die Ereignisse der letzten Tage nach. Zwei Parks blieben jetzt noch. Was ihn dort noch alles erwarten würde wusste Blue nicht.


    Gegen Spätabends als Jen schlief verlies Blue das Fizztop. Er ging durch den nördlichen Ausgang zunächst Richtung Galactic Zone und verschwand dann Richtung Süden. Er durchquerte gerade im Dunklen die Einöde, die immer wieder von hohen Ansammlungen von verfilzten Büschen unterbrochen war. Es war eine klare Nacht und die Sterne funkelten am Himmel. Es war stockfinster. In einiger Entfernung sah er mehrere Lichter, die sich bewegten. Sie waren auf der alten Straße. Er näherte sich langsam der Straße und versteckte sich in den hohen Büschen, die sich am Wegesrand befanden. Gerade noch rechtzeitig. Mit einem Mal liefen zwei Menschen an ihm vorbei. Eine Mann und eine Frau schauten panisch nach hinten. Gar nicht weit dahinter folgten ihnen vier Rudelmitglieder.


    Sie schienen den Mann und die Frau wie bei einer Jagd zu hetzen. In zehn Meter Entfernung fiel der Mann hin. Wahrscheinlich vor Erschöpfung. Die Frau schrie panisch auf und versuchte ihrem Mann hoch zu helfen. Vergebens. Die Raider hatten sie erreicht und lachten höhnisch. Zwei von ihnen versahen den Mann mit heftigen Tritten und Schlägen. Die beiden anderen nahmen sie die Frau vor. Der eine hielt sie von hinten fest, während der andere sich von vorne körperlich an der Frau zu schaffen machen wollte. Blue beobachtete die Szene und vergaß sich fast dabei. Durch die letzten Ereignisse war Blues Geduldfaden bei solchen Dingen extrem kurz geworden. "Ich werde *wütendes inneres Schnaufen* diese Vier umbringen ... sie zerquetschen ... sie zertreten ... Ich werde diesmal nicht mehr zusehen ..." Blue zielte auf den Kopf des Raider, der gerade dabei war der Frau die Kleider vom Leib zu reißen.


    Getroffen durch den Schuss aus dem Scharfschützengewehr zerbarst der Kopf des Raiders wie ein überreife Melone und Blut und Hirnmasse spritze in alle Richtungen. Die restlichen Raider schauten überrascht und die Frau brach zusammen. "Welche verdammte Mistsau war das? Das kam von da hinten aus den Büschen. Den machen wir fertig und verfüttern ihn dann an unseren Yao-Guai." Blue hatte sich tiefer in die Büsche zurückgezogen. Durch seine weitestgehend dunkle Kleidung und seine Hautfarbe war er zunächst nicht auszumachen. Die Raider waren angekommen. "Ich gehe hinein und scheuche ihn raus. Nach hinten wird er nicht gelaufen sein, das hätten wir gesehen. Ihr beiden fangt ihn ab." Die beiden nickten. Der Raider trat in das Gebüsch und hatte Blues Stelle fast erreicht. Plötzlich merkte der Raider, wie ihn irgendetwas mit großen Händen packte. Er wollte gerade losschreien, als er einen massiven Schmerz im Rückgrat spürte. Anschließend war der Raider tot.


    Die beiden anderen merkten nach einem Moment, dass etwas nicht stimmte. Plötzlich klirrte es und die Kerze in der Laterne, die die Raider mit dabei hatten erlosch. Sie standen im Dunklen. Sie versuchten zu verstehen, was gerade passiert, als der nächste Raider plötzlich von zwei großen, wegen der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennenden Händen in die Busch gezogen. Man hörte ein "Oh Scheiße ...." und darauf folgte ein Geräusch, dass so klang, als würde mehrere Knochen gleichzeitig brechen. Dann trat wieder Stille ein. Der letzte verbleibende Raider stand schockstarr und mit Schweißperlen auf der Stirn vor den Büschen. Er drehte sich um und wollte gerade Richtung Straße losrennen. Plötzlich merkte er einen stechenden Schmerz in der Kniekehle und fiel längs hin. Wenigen Sekunden später hielt ein eisener Griff seine Beine fest und der Raider merkte wie er ins Gebüsch gezogen wurde. Er schrie dabei panisch auf.


    Im Gebüsch angekommen merkte er ein massives Gewicht auf einen Teil seiner Wirbelsäule. Wie von einem ziemlich großen, mit Schuh versehen Fuß. Das Gewicht nahm immer weiter zu. Einen kurzen Moment später gab es ein grässliches Geräusch. Der letzte Raider war tot. Der Mann und die Frau schauten ängstlich in die Richtung der Büsche, worin die Raider verschwunden waren. Hier draußen war es totenstill.

  • 297. Out of the Dark, into the light

    Nachdem Blue die vier Rudelmitglieder innerhalb von wenigen Minuten umgebracht hatte, merkte er wie sich sein Inneres beruhigte und seine Wut verrauchte. Es erfüllte ihn irgendwie mit Genugtuung aber auch mit Sorge, dass er sie so brutal getötet hatte. Er hatte gleiches mit gleichem vergolten. Einen Moment später spähte er in Richtung der beiden Leute, die die Rudelmitglieder angegriffen hatten. Der Mann saß immer noch auf den Boden und hielt sich den schmerzenden Arm. Die Frau war wieder aufgewacht und schluchzte in Abständen. Immer wieder sahen die beiden ängstlich zu den Büschen hinüber, in denen Blue immer noch hockte. "Ich muss sie warnen. Sie müssen einen großen Bogen um Nuka-World machen. Sollten sie wieder einer Raidergruppe in die Hände laufen, weiß ich nicht, ob ich Ihnen wieder helfen kann. Dann ist es vermutlich um sie geschehen. Aber wenn sie mich sehen, dann ... egal ... ich habe keine andere Chance."


    Blue trat aus dem Gebüsch heraus. Die Reaktion auf sein Erscheinen war so, wie er befürchtet hatte. Der Mann schaute panisch, die Frau ebenfalls. Beide machten sich gerade daran die Flucht zu ergreifen, trotz ihrer Blessuren. Blue rief ihnen aus der Entfernung zu "Ich habe euch versucht zu helfen. Ihr braucht keine Angst haben. Ich möchte mich kurz mit euch unterhalten. Dann könnt ihr weiter ziehen." Der Mann hielt inne. Er konnte im Moment nicht weiter laufen, dass hatte er bereits beim Aufstehen gemerkt. Seine Frau sah ihn flehend an, blieb aber auch stehen. Blue kam vorsichtig heran und blieb zwei Meter von ihnen entfernt stehen. Die beiden sahen immer noch verängstigt aus, aber hörten Blue zu. Der warnte sie eindringlich vor Nuka-World und gab ihnen Tipps, welche Wege für sie relativ ungefährlich sein konnten.


    Er empfahl den beiden Richtung Commonwealth zu flüchten. Dort gab es mittlerweile eine Menge sicherer Plätze für sie. Beide nahmen dankbar die Hinweise auf. Blue begleitete sie noch ein gutes Stück. Er gab dem Mann noch ein paar Schmerztabletten mit und verabschiedete sich von ihnen. Er hoffte, das die beiden den Weg rechtzeitig ins Commonwealth fanden. Er wartete noch bis sie außer Sichtweite waren und lief ein ganzes Stück neben der Straße zurück. Er erreichte das alte Kraftwerk von Nuka-World etwa gegen ein Uhr nachts. In der näheren Umgebung des Kraftwerks war es totenstill. Nach kurzem Suchen fand er den alten Haupteingang. Vorsichtig drückte er die Klinke der teils stark verrosteten Tür herunter und verschwand ins Gebäude.


    Die Luft war abgestanden und im alten Kraftwerksgebäude war es ebenfalls totenstill. Blue rechnete aber damit, dass sich hier einige Ghule aufhalten würden. Gerade ein altes Atomkraftwerk wie dieses zog sie geradezu magisch an. Blue sah auf seinen Pipboy. Die Strahlenwerte waren in diesem Bereich fast normal. Blue hatte den Superhammer gezogen und schlich weiter durch das spärlich beleuchtete Gebäude. Die Notbeleuchtung war nach der langen Zeit immer noch aktiv. So konnte er genug erkennen ohne dass er zusätzlich das Licht seines Pipboys benötigte. Auch wenn er sich relativ umsichtig und leise bewegt, kamen ihm seine Schritte laut und hallend vor. Er blieb stehen und lauschte. Nichts. Ein Blick auf dem Pipboy verriet ihm, dass die Strahlung immer noch im akzeptablen Bereich war. Sie hatte geringfügig zugenommen.


    "Hmm. Ungewöhnlich. Noch nichts von den alten Schlurfern zu hören und zu sehen. Ich denke, ich werde sie mit Sicherheit in der Nähe des Reaktors finden. Es sei denn vor mir hat hier schon jemand aufgeräumt. Aber darauf hat am Anfang nichts hingewiesen. Der Staub auf dem Boden war unberührt." dachte er brummend bei sich. Während er sich weiter durch das Gebäude Richtung alten Reaktorkern vorwärts bewegte, betrachtete er die alte Vorkriegstechnik. Teilweise war sie trotz ihres Alters noch gut in Schuss. Wieder versuchte er sich vorzustellen, wie es hier vor mittlerweile weit über zweihundert Jahren ausgesehen haben könnte. In letzter Zeit kam dieses merkwürdige Bedürfnis immer wieder in ihm hoch. "Alter Freund, warum tust du das eigentlich? Das macht keinen Sinn. Ich muss unbedingt mit Ted darüber reden ... wenn ich wieder in Sanctuary bin."


    Blue dachte in diesem Moment wieder an seine Freunde. Sie fehlten ihm enorm. In der Stille des Kraftwerks bedrückte ihn die Einsamkeit und das Fehlen seiner Freunde so stark, dass er begann auf sich selbst sauer zu werden. "Du musstest ja auch wieder wie ein starrköpfiger Brahmin alleine losziehen ..." begann er kaum hörbar zu brummen. Als wäre sein leises Brummen ein verstecktes Signal gewesen, regte es sich nun in seinem Umfeld. Aus verschiedenen dunklen Ecken krochen langsam etliche Ghule hervor. "... und jetzt habe ich den Spaß für mich allein ... na kommt her ihr alten Schlurfer ... " seufzte er. Blue brauchte jetzt nicht mehr leise sein. Die Ghule hatten ihn sowieso wahrgenommen und wie es ihre Art war, rasten sie nun auf ihn zu um ihn mit ihren zu Krallen verzehrten Händen zu zerreißen.


    Durch die vielen im Ödland ausgefochtenen Kämpfe mit wilden Ghulen war Blue in der Bekämpfung relativ gut geübt und zerlegte die Gruppe mit gekonnten Schlägen. Nach dem Kampf war es wieder still in dem Gebäude. Einige Zeit später erreichte er das alte Herzstück der Anlage, den Reaktor nebst der dazugehörigen Steuerung. Er durchforstete die alten Computerterminals. In ihnen fand er einige Hinweise darauf, dass diese Anlage auch mit ähnlichen Problemen wie im Park zu kämpfen hatte. Durch Einsparmaßnahmen aufgrund der damaligen Lage hatte man auch im Kraftwerk begonnen, an sicherheitsrelevanten Einrichtungen zu sparen. Was in mehreren atomaren Zwischenfällen gipfelte. Blue sah sich die Steuerung genauer an. Wie Chip es ihm beschrieben hatte, waren einige Teile der Anlage wirklich noch betriebsfähig.


    Er durchforstete die restliche Anlage und stieß noch auf den einen oder anderen vereinzelten wilden Ghul, der aber nicht der Rede wert war. Blue stöberte noch eine ganze Zeit herum, fand sonst aber nichts mehr von Interesse. Das Kraftwerk war nun gesäubert. Er war überrascht, hatte er doch mit einer ganzen Horde von ihnen gerechnet. Als er auf den Pipboy schaute, stelle er fest, das es drei Uhr nachts war. "Zeit den Rückweg anzutreten, bevor es hell wird. Sollen die Raider ruhig glauben, dass das Kraftwerk noch ghulverseucht ist. Dann halten sie sich wenigstens davon fern." Da er nun fertig war, ging es nun Richtung Fizztop Grill. Gerade als es begann langsam hell zu werden, kam er an. Keiner der Raider hatte bemerkt, dass der Overboss verschwunden gewesen war.


    Oben angekommen legte sich Blue auf seine Lagerstatt in der Nähe des Yao-Guais. Ein wenig später war er eingeschlafen und wachte erst gegen späten Nachmittag auf. Eine weiche Hand streichelte vorsichtig sein Gesicht. Irritiert schlug Blue die Augen auf und schaut Jen direkt ins Gesicht. Sie zog die Hand sofort zurück und schaute ängstlich. "Ich ... ich ... wollte ... nur wissen ... wie sich ein Supermutant anfühlt ... du sahst so friedlich schlafend aus ... ich wollte dich nicht aufwecken. Bitte bestraf mich nicht dafür." Blue brummelt noch ein wenig verschlafen "Jen, wie oft soll ich dir *unterdrücktes Gähnen* sagen, das ich so etwas nicht mache." Er setzte sich auf "... erstmal hast du mich nicht aufgeweckt. Ich war gerade im Aufwachen begriffen ... ich bin es nur nicht gewöhnt ... hm ... gestreichelt zu werden ... vor allem nicht ...ähm ja ... von einer netten Frau. Ich wirke ja doch eher ... abschreckend." sagte Blue verlegen und lief leicht tiefblau im Gesicht an.


    "Ich wusste gar nicht das Supermutanten rot ... ähem blau aus Verlegenheit anlaufen können. Irgendwie ist das fast schon ... süß." Ein leichtes Lächeln huscht über Jens verschrammtes Gesicht. "Äh ja ... siehst ... du ... ja ... ich ... Uff." Jetzt war er tiefblau im Gesicht. Wäre Blue jetzt ein Mensch, wäre er wohl tiefrot gewesen. Das war das erste Mal in seinen Erinnerungen, dass das jemand als süß bezeichnet hatte.

  • 298. Trost spenden

    Blue und Jen sahen sich einander tief in die Augen. Einen ganzen Moment später senkte sie den Blick und seufzte. "Du bist wirklich seltsam ... für einen Mutie. Ich ... Kann ich mich zu dir setzen?" Blue nickte, war dann aber überrascht, was Jen unter dem "zu dir" setzten verstand. Sie suchte direkt seine Nähe auf und lehnte sich leicht seitlich mit dem Kopf an seine breite Brust. Dann griff Jen nach seiner Hand und zog sie zu sich. Er war total irritiert. Was hatte Jen vor? Er ließ sie gewähren. "Weißt du Overb ... Blue, als ich gehört habe, dass die Jünger mich zu einem *leises kurzes sarkastisches Lachen* Geschenk für dich machen, habe ich gedacht, dass meine beschissenes Leben jetzt einen neuen Tiefpunkt erreicht hat. Ich bin in Panik ausgebrochen. Ich dachte, ich müsste noch mehr Qualen, Folter und Erniedrigungen erdulden." Jen hielt kurz mit belegter Stimme inne und schluckte.


    Dann fuhr sie fort. "Als ich hier oben angekommen bin und dich das erste Mal sah ... dich und die Raider habe sprechen hören ... ich wollte mich von hier oben ... runterstürzten ... mich umbringen ... sobald sich mir die Gelegenheit geboten hätte. Aber jetzt ... ich habe wieder etwas Hoffnung ... du scheinst ... den Raidern nicht wirklich zugeneigt, oder? Ich weiß, dass ich gerade ziemlich naiv sein könnte ... aber ... ich bin innerlich am Ende." Jen sah Blue mit einem flehenden Ausdruck in den Augen an. Sie hoffte, dass sie ihr Gegenüber richtig eingeschätzt hatte. Sich in dieser Art zu öffnen konnte mit der Art der Frage, wie Blue zu den Raidern stand, tödlich für sie enden. Aber sie das Gefühl, dass sie Blue vertrauen konnte. "Jen, ich ... sage es mal so ... ich bin kein Freund von Nisha, Mason und den anderen." Jen stieß leise einen Seufzer der Erleichterung aus.


    "Eine Antwort in der Art hatte ich erhofft. Ich ... Blue ... wie geht es mit uns beiden jetzt weiter?" Sie hatte seine Hand immer noch umfasst. "Ich werde auf dich aufpassen, Jen. Von den Raidern wird keiner Hand an dich legen. Ich werde aber auch weiter mit den Raider agieren ... müssen." Blue sah Jen nachdenklich an. Sollte er sie bereits in einige Dinge einweihen? Er entschied sich dagegen. Es war noch zu früh und er wollte die Mission nicht gefährden. Vielleicht würde Nisha Jen subtil "befragen". Jen bemerkte Blues Blick. Sie hatte das Gefühl, dass Blue etwas vor ihr verbarg. Ein Geheimnis vor ihr hatte, das er ihr nicht verraten wollte oder konnte. Trotzdem beschloss sie ihm weiter zu vertrauen. Er war die ganze Zeit zu ihr sehr höflich und aufmerksam gewesen, obwohl er es nicht brauchte.


    Sie zog ihre Beine an, legte seine Hand in ihren Rücken und kuschelte sich regelrecht an Blue an und streichelte ihn weiter. "Danke. Das du auf mich aufpasst." sagte sie leise. "Ich ... gerne ... " Blue war verunsichert. Ihm fiel zurzeit keine passende Antwort ein, deshalb schwieg er. Solange er sich erinnern konnte, hatte noch nie ein Mensch so eine Nähe zu ihm gesucht. Piper hatte ihn zwar auch hin und wieder gestreichelt, aber war ihm noch nicht so nahe gekommen. Jen blieb in dieser Haltung etwa zehn Minuten bei Blue, bis sie sich wieder regte. Vorsichtig stand sie auf und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Danke. Du gehörst zu den Guten. Ich gehe wieder nach hinten, in deinen Raum. Und ich werde deinen Rat ebenfalls beherzigen. Hier oben in Sicherheit bleiben. Ich werde nicht versuchen zu fliehen. Nicht mehr. Hier bin ich wirklich am sichersten." Blue fand langsam die Sprache wieder.


    "Es ist gut, dass du meinen Rat beherzigst. Jen, es gibt noch etwas Wichtiges, was ich dir sagen möchte. Es kann sein das hin und wieder ein guter Freund hier auftaucht und nach Ferris sieht. Er ... liebt es sich zu verkleiden. Normalerweise sieht er aus, wie jemand vom Rudel, manchmal aber auch nicht. Er Ist ein wenig ... verrückt, aber harmlos. Ihm kannst du auch vertrauen. Aber sprich nur mit ihm, wenn ihr allein seid. Er heißt Deacon. Nur das du dich nicht erschreckst. Und wenn Gage dir zu nahe tritt, sagst du es mir bitte." Jen nickte und verschwand ins Innere des Fizztop. Blue stand ebenfalls auf und begann einige Vorbereitungen für den nächsten Tag zu treffen. Morgen wollte er die alte Erfrischungswelt, ebenfalls ein weiterer Park von Nuka-World aufsuchen. Während er sich mit seinen Planungen beschäftigte, glitten seine Gedanken Richtung Jen ab. Wie einsam und verzweifelte musste sie sein, dass sie ausgerechnet bei ihm versuchte Trost zu finden.


    Er sah sich als der Falsche dafür. Was solche Dinge betraf, fühlte er sich extrem unbeholfen. Er seufzte leise. "Ich sollte trotzdem nochmal nach ihr schauen. Vielleicht kann ich ihr etwas vom Markt mitbringen." Blue klopfte kurz an der Tür und trat dann ein. Jen lag auf dem Rücken auf dem Bett und starrte die Decke an. "Jen? Ist alles in Ordnung?" Sie setzte sich auf und sah ihn an. "Ja eigentlich schon. Ich habe nur an Ben gedacht ... meinen Freund." seufzte sie bedrückt. Blue hatte den Eindruck, dass sie kurz davor war in Tränen auszubrechen.


    Er setzte sich auf den Boden in ihrer Nähe. "Darf ich fragen, was mit ihm ist? Haben die Raider ihn ..." Jen schüttelt den Kopf. "Nein. Nicht das ich wüsste. Es sollte ihm gut gehen ... denke ich. Ich habe ihn das letzte Mal ... vor etwa einem Jahr gesehen ... in unserer Siedlung. Bevor die Raider uns überfallen und einen Großteil verschleppt haben. Er war draußen auf Jagd als es passierte ... seitdem vermisse ich ihn, Blue." "Ich verstehe. Jen, wir könnten ihn suchen gehen. Wenn ich Nuka-World verlasse und wenn du das möchtest. Ich habe einige Freunde im ... Ödland. Und nein es sind keine Raider. Es sind gute Menschen."


    Sie sah ihn fragend an. "Du willst hier weg? Aber was sagen die Raider ..." Blue sah sie jetzt ernst an. "Ich ... sagte dir bereits, dass die Raider und ich ... nun ja ... keine Freunde sind. Ich ... werde gehen, aber nicht bevor einige Dinge sich hier ändern werden. Jen, ich werde es dir ... später erklären. Ich bitte dich mir zu vertrauen. Du und andere werden wieder frei sein können, aber frage mich nicht nach dem wie. Ich kann ... im Moment noch nicht darüber reden." Jen sah Blue wieder fragend an. Sie hatte mit ihrem Gefühl recht gehabt. Blue plante irgendetwas und so wie es aussah nicht zum Vorteil der Raider.

  • Jen ist ja mal ne goldige. HOFFENTLICH werden die beiden Glücklich :D:ironie2:


    ( Ich glaube irgendwie immer noch dass Jen irgendwie bewusst Blue manipuliert und für Nisha freiwillig arbeitet trotz der Verletzungen. Wir wissen alle wie die Jünger drauf sind. :D )

  • 299. Doppeltes Spiel

    Blue ging wieder nach vorne ins Fizztop, nachdem er mit Jen gesprochen hatte. An der Werkbank kontrollierte er seine Waffen und besserte kleine Beschädigungen an ihnen und der Rüstung aus. Etwa eine halbe Stunde später surrte es wieder. Ein frustriert klingendes Brummen klang von Ferris Lager. Nur einen Moment später hörte er Gages Stimme. Blue stand mit dem Rücken zu ihm. Er war immer noch mit den Ausbesserungsarbeiten beschäftigt und schaute nicht auf, als Gage ihn ansprach. "Hey Boss, schon wieder fleißig? Lass mich raten, du bereitest dich für den nächsten Park vor?" Ein kurzes bestätigendes Brummen kam von Blue. "Das wird Mason freuen ... und seine Laune bessern. Hatte sich zwar über deine Zusage gefreut ... aber seit heute Morgen hat er ausgesprochen schlechte Laune, Boss. Da geht man Mason besser aus dem Weg, sonst ist man nachher noch eines der eigenen Gliedmaßen los." berichtete Gage genervt.


    "Wieso das? Hat Nisha wieder was angestellt? Die beiden "lieben" sich ja förmlich bis auf Blut." "Nee, Boss. Eher eine unerfreuliche Geschichte außerhalb. Ne Patrouille vom Rudel ist heute Morgen nicht aufgetaucht. Sind sie suchen gegangen und haben sie gefunden. Muss wohl heute Nacht mit mehreren Leuten, die auf Durchzug waren eine Auseinandersetzung gegeben haben. Masons Jungs haben dabei den Kürzeren gezogen. Sind ganz schön zugerichtet worden. Die Gegner müssen wohl unter anderem ne Powerfaust dabeigehabt haben. Waren zwei seiner Lieblinge darunter." Blue wusste ganz genau von welchen Raidern Gage sprach. Er hatte die Raider extra dort liegen gelassen, wo er sie gestern Abend eiskalt umgebracht hatte.


    "War das Maul wohl mal wieder größer als ihr Können. Mason sollte seinen Leuten dringend mal ein wenig Hirn beibringen." kommentierte er den Bericht von Gage. Blue starrte dabei finster auf die Wand vor sich. Gage sah es nicht. "Hehe, Boss. Hast du wohl Recht. Besser kann man es nicht ausdrücken. Egal, der bekommt sich wieder ein. Spätestens, wenn er sein neues Refugium hat. Aber was anderes Boss ... " Gage sah sich um, als würde er etwas oder jemanden suchen. "Wo is denn Nishas "Geschenk". Hab gehört, sie hat dir ne richtige Ödlandblume geschenkt. Da musst du Nisha aber beeindruckt haben. Nisha verschenkt sonst nur Messerstiche." "Sie ruht sich aus." antwortete Blue knapp und setzte gerade das Scharfschützengewehr zusammen. Gage grinste jetzt extrem breit. "Kann ich mir lebhaft vorstellen. War bestimmt ein heißer Ritt mit dir. Hat deinen "Overboss" bestimmt ausgiebig kennengelernt." Gage lachte dreckig. Aus ein, zwei Situationen in der letzten Zeit wusste Gage, dass Blue als Mensch definitiv ein Mann gewesen sein musste.


    Blue schloss bei der Aussage kurz die Augen und schluckte seinen aufkommenden Ärger hinunter. Er wollte gerade etwas zu Gage sagen, als sich die Tür zum Inneren des Fizztop öffnete und Jen heraustrat. Zu Blues Verwunderung hatte sie sich relativ aufreizende Sachen angezogen. "Aber Hallo. Da ist ja deine Holde. Mann, die sieht ja wirklich appetitlich aus." Gage sah Jen lüstern an und wollte gerade mit der Hand in Richtung Jen greifen, als Blue darauf bereits sauer reagierte. "Gage, wenn du sie auch nur berührst, dann reiße ich dich in Stücke ..." Er schnaufte bereits wütend. "Aber, aber mein Overboss, du wirst dir doch nicht die Laune von diesem ... schwachen Menschen verderben lassen. Ich hatte eigentlich gedacht, wir machen damit weiter, womit wir vor drei Stunden aufgehört haben." hauchte Jen schmachtend. Sie lief dabei aufreizend zu Blue hinüber. Sie drückte sich an ihn, nahm seine Hand und legte sie um sich. Im ersten Moment dachte Blue bei sich, Jen hätte den Verstand verloren, dann begriff er was sie vorhatte. Sie musste das Gespräch von ihm und Gage hinter der Tür mitverfolgt haben.


    "Hey. Boss. Kein Grund schlechte Laune zu bekommen. Wusste ja nicht, dass du deine Blume nicht teilen willst. Werde mich sofort verziehen." Gage verschwand sofort aus dem Fizztop und zog seine Lehre daraus. Jen war tabu. Der Overboss teilte sein Geschenk nicht. Blue und Jen warteten noch einen Moment, bis sie sich sicher waren, dass Gage wirklich verschwunden war. "Uff. Das hat mich ganz schön überrascht. Du kannst ganz schön durchtrieben sein, Jen. Aber Gage wird definitiv jetzt die Finger von dir lassen, wenn ich nicht da bin." Jen lächelte. "Auch wenn ich es grundsätzlich nicht mag, haben mir ähnlich Aktionen schon das eine oder andere Mal das Leben gerettet. Wobei ... es mir bei dir etwas einfacher fällt. Wir scheinen ja auf der gleichen Seite zu stehen. Auch du scheinst hier ein Spielchen mit ihnen zu spielen ... sei vorsichtig und aufmerksam ... Nisha ist durchtriebener als du denkst ... " Jen flüsterte den letzten Teil des Satzes fast und in ihrer Stimme schwang Furcht mit.


    Sie umarmte Blue, so fest wie sie konnte. "Pass bitte dort draußen auf dich auf und komme heil wieder. Du bist im Moment meine Lebensversicherung." Blue sah Jen ernst an und beugte sich dann zu ihr hinunter. Er flüsterte ebenfalls "Ich unterschätze meine Gegner in den seltensten Fällen, Jen. Danke für die ... Warnung. Nisha benutzt dich, richtig? Sie hat deinen Freund Ben, oder?" Jen nickte wortlos. Tränen schossen in ihre Augen. "Bitte tue jetzt nichts Unüberlegtes ... ich will dieses perfides Spielchen nicht mehr mitspielen ... du bist einfach zu nett ... du verdienst es einfach nicht durch die Jünger umgebracht zu werden ... Nisha will selbst Overboss werden. Sie manipuliert Gage. Der merkt es nur nicht ..." Jen sah Blue wieder flehend an.


    Der seufzte und streichelte Jen vorsichtig den Kopf. "Jen. Ich werde alles vermeiden, was deinen Freund und andere Unbeteiligte gefährdet. Ich hatte schon vermutet, dass Nisha so eine Aktion fährt. Wobei ... du warst gerade dabei mich auf eine falsche Fährte zu locken ... das muss ich zugeben. Wir werden den Schein weiter aufrecht halten ... und du wirst ihr das berichten, was sie hören will ... wir werden den Spieß umdrehen." Blue grinste fies. "Nisha, du verdammtes Miststück ... für dich werde ich mir was wirklich "Besonders" einfallen lassen ..." dachte Blue eiskalt in sich hinein. Jen umarmte Blue noch einen Moment und gab ihm anschließend einen Kuss. Dann verzog sie sich erleichtert und lächelnd wieder in das Innere des Fizztop.


    Es war gegen Abend geworden als Blue mit allen Vorbereitungen für den morgigen Ausflug fertig war. Er spielte gerade mit Ferris, als sich wieder Besuch ankündigte. Ein Jünger trat plötzlich ein. Da Ferris sich sogar zu freuen schien, wusste er wer es war. "Hey, Overboss. Hast du einen Moment Zeit. Muss mit dir schwatzen. Gibt wichtige Neuigkeiten." Blue stand auf und ging zu dem Jünger. Beide setzten sich auf die alte Couch nieder. Der Jünger spielte die ganze Zeit mit einem scharfen Messer herum, dann beugte er sich in Richtung Blue. "Was gibt es, Deacon?" Blue war sehr auf die Neuigkeiten gespannt. "Du hast hier einen Maulwurf, mein Freund. Nisha hat dir Jen untergeschoben ..." Blue unterbrach Deacon. "Ich weiß. Sie hat es mir heute freiwillig gestanden. Man zwingt sie dazu." Deacon schaute Blue unter der Maske der Jünger perplex an. "Du verblüffst mich immer wieder, mein Freund. Obwohl *kurzes Lachen* eigentlich nicht. Du hast für solche Spielchen ja einen Riecher. Dann bist du gewarnt."


    Blue nickte. "Und ich weiß durch dich, dass Jen mir in der Sache die Wahrheit gesagt hat. Wir werden dieses Spielchen nach außen hin auch weiter mitspielen ... soll Nisha mich ruhig unterschätzen. Und Deacon, danke das du diese gefährliche Arbeit übernimmst. Im Moment bei den Jüngern zu sein, dürfte dir nicht leicht fallen." Deacon bestätigte Blues Vermutung. "Dieses Pack verdient nur einen Ort zum Leben und das ist die Hölle. Ich würde am liebsten jeden Einzelnen von ihnen die Kehle im Schlaf durchtrennen, aber bei der Menge von ihnen im Moment ein hoffnungsloses Unterfangen." Die beiden unterhielten sich sehr leise weiter, so dass Jen es nicht mitbekommen konnte, selbst wenn sie lauschen sollte. Blue bat Deacon darum, weiter ein Auge auf Jen zu haben. Am nächsten Morgen brach er in aller Frühe zur Erfrischungswelt auf.

  • 300. Erfrischend anders

    Blue näherte sich der Erfrischungswelt. Dieser Park war im Vergleich zu den anderen der Kleinste. Was nicht bedeute, dass das äußere Erscheinungsbild nicht weniger imposant war. Ein Großteil des Parks entfiel auf das geschlossene Gebäude, das scheinbar nur durch eine Art Fluss betreten werden konnte. In der Fahrrinne, die eine blauleuchtende Flüssigkeit enthielt, lagen einige zerstörte Boote. Der eigentliche Zugang durch die Fahrrinne war durch eine Menge Schutt blockiert. Blue hatte zunächst überlegt einen Grabungsversuch zu starten, nahm aber davon Abstand, da ihm die Konstruktion an der Stelle bereits sehr instabil erschien. Außerdem wollte er sich erst den Ausgang ansehen. Vielleicht konnte man von dort aus einfacher in das Gebäude gelangen. Vorsichtig betrat er die Fahrrinne für einen kleinen Moment. Er sah sich die Flüssigkeit darin genauer an.


    Nach einer kleinen Untersuchung über das Analyseprogramms seines Pipboys stellte sich die Flüssigkeit tatsächlich als Nuka-Quantum heraus. Nun sicher, dass durch das Nuka-Quantum keine größere Gefahr ausging, ging er erneut in die Fahrrinne und versuchte nun das Innere des Gebäudes rückwärtig zu betreten. Hier gab es zwar vereinzelte Einbrüche von der Decke, aber der Zugang war problemlos möglich. Durch das Nuka-Quantum und die alte Notbeleuchtung gab es im Inneren eine leicht schaurige Restbeleuchtung. Blue hielt inne. Er hatte ein wohlbekanntes, klapperndes Geräusch wahrgenommen. Mirelurks. Sie schienen sich in dem Gebäude niedergelassen zu haben. Was Blue aber nicht wirklich überraschte. Das Umfeld war ideal für Mirelurks. Feuchtigkeit an allen Ecken und Enden und das Gebäude selbst schützte sie gegen andere Gefahren.


    "Wahrscheinlich ist das Gebäude voll von ihnen. Aber immerhin besser als durchgedrehte Roboter oder Blutwürmer. Und mit Sicherheit gibt es hier jede Menge Eier. Mmmh lecker. Ein schönes Omelett, das wärs jetzt. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Neben Lindsey Spezialsuppe und Nudeln gehörten Omeletts aus Mirelurkeiern zu Blues Lieblingsessen. Es ging weiter durch die Fahrrinne. Blue kam an den ersten Nestern vorbei. Sie blieben ruhig. Er beschloss die Eier einzusammeln und in einer ruhigen Ecke am Ausgang zu deponieren. Eine alte Metallkiste, die in der Nähe lag, schien dafür geeignet. Nachdem er die Eier verstaut hat ging es weiter. Bis jetzt war noch kein erwachsener Mirelurk aufgetaucht. Mit einem Mal erklang eine Stimme aus einem der Lautsprecher und begann etwas über die Szenerie zu erzählen, vor der Blue stehen geblieben war. Im ersten Moment war er aufgrund der Anspannung zusammengezuckt.


    Einen Moment lang hörte er zu und grinste dann mit einem leichten Kopfschütteln. "Das ganze Ding scheint wieder nur dazu sein, um Werbung für die Produkte von Nuka-Cola zu machen. Die Menschen von vor dem Krieg waren manchmal echt merkwürdig. Vor allem hätte man mit den Ressourcen was anderes machen können. Aber wahrscheinlich war das normal zu der Zeit. Aber jetzt werde ich zusehen, dass ich den ganzen Bau hier erst einmal Lurkfrei bekomme. Scheint ja diesmal im Gegensatz zu den anderen Parks ein Spaziergang zu werden." Es dauerte nicht lange, da stieß er auf die ersten ausgewachsenen Tiere. Blue war überrascht und schaute zweimal hin. Die Mirelurks hier leuchteten teils in einem kräftigen Quantum-Blau und waren auch etwas zäher als die Varianten draußen. "Nukalurks wäre ein passenderer Name für diese Lurks." dachte Blue zwischenzeitlich bei sich. Neben den normalen leuchtend blauen Lurks gab es hier auch einige Jäger und Könige in derselben Farbe.


    Blue runzelte die Stirn. "Wo Jäger und Könige sind, da ist eine Königin normalerweise nicht weit." dachte er beunruhigt bei sich. Gewarnt durch die Anwesenheit ging er wieder bedachter vor. Er säuberte zunächst die gesamte Fahrrinne, bis er an dem zusammengestürzten Eingang kam. Zwischendurch gab es immer wieder Einspieler über die alten Lautsprecher. Dadurch erfuhr er einiges über Nuka-Cola, aber nichts was für ihn zurzeit von Belang war. Für Sierra wäre es mit Sicherheit interessant gewesen. Immerhin fand er hier einen weiteren der versteckten Korkis. Auch in den anderen Parks war er auf sie gestoßen. Viele fehlten jetzt für das Rätsel nicht mehr. Nachdem Blue ihr die Nuka Quarz aus Dry Rock Gulch gegeben hatte, weihte sie ihn in ihre Korkisuche ein und er erledigte sie nebenbei während er die anderen Parks von den Gefahren befreite.


    Am eigentlichen Eingang ankommen, folgte Blue eine der alten Wartungstreppen ins Innere. Eine Wartungstür versperrte ihn zunächst den Weg. Mit einem gezielten Tritt überwand er das Hindernis. Kaum war die Tür mit einem knallenden Geräusch auf dem Boden aufgeschlagen, hörte er ein mechanisches Geräusch. Sofort wandte er sich rückwärts und ein Kugelhagel schoss knapp an ihm vorbei. "Wandgeschütze. Ich hätte es ahnen sollen." seufzte er. Mit einigen Schüssen aus dem Scharfschützengewehr legte er sie lahm. Er durchsuchte den restlichen Bereich und entdeckte einige interessante Dinge. Zu einem stieß er hier auf einen weiteren Starcore. Zu anderen konnte er tatsächlich noch bis zur Abfüllanlage vordringen, die das eigentliche Herzstück der Erfrischungswelt darstellte.


    Zu Blues Überraschung war sie teilweise sogar noch aktiv. Eigenständig befüllte sie den Quantum-Fluss und auch sonst war sie relativ unbeschädigt vom Zahn der Zeit. Hier fand er einige Gunner. Sie waren bis hierhin vorgedrungen und hatten hier den endgültigen Tod gefunden. Scheinbar durch die Nukalurks. "Das erklärt auch die Aggressotrons auf dem Weg. Die müssen von ihnen gewesen sein. Scheinen aber auch nicht viel genützt zu haben. Haben die Kampfkraft der Lurks hier wohl unterschätzt. Aber die Leichen der Gunner sind noch nicht alt und sie waren verhältnismäßig gut ausgerüstet."


    Er sah sich jetzt die Befehle an, die sie bei sich getragen hatten. "Ich werde den Verdacht nicht los, dass sie außerhalb des Commonwealths noch einen größeren Rückzugsort haben müssen. Wenn ich wieder zu Hause bin, muss ich das weiter im Auge behalten. Vielleicht sogar ein paar Erkundungsteams aussenden. Aber ein nach dem anderen." brummte Blue in sich hinein. Nachdem er über mehrere Stunden den Innenbereich untersucht und von den Nukalurks befreit hatte, suchte er nach einer Möglichkeit, um in den Innenhof mit dem großen See zu kommen.


    Nach einiger Zeit wurde er im oberen Bereich fündig und trat durch eine Tür nach draußen. Er war auf dem Dach der Anlage. Der Himmel war heute wolkenbedeckt und tauchte die Welt ein graues Licht. Nicht weit von sich sah er einen alten Vertibird-Landeplatz, an dem einigen Personen in grüner Kleidung standen. Blue ging sofort in Deckung. Es waren fünf Gunner. Sie schienen die letzten Überlebenden der Erkundungsmission zu sein, die in der Abfüllanlage ihr Ende gefunden hatte. Blue hatten sie bereits bemerkt und eröffneten sofort das Feuer. Nach einem heftigen Feuergefecht, welches Blue durch geschickteres Vorgehen für sich entschied, waren auch diese Gunner Geschichte. Hier oben war es nun bis auf das gleichförmige Heulen des Windes still. Er schaute von oben auf den See hinunter. Keine Bewegung war dort unten zu erkennen. Er konnte aber wieder eine ganze Anzahl von Nestern ausmachen.


    Blue beschloss nach einem Moment das Nachdenkens in den Innenhof der Abfüllanlage zu gehen. Er wollte den gesamten Bereich gesäubert wissen und vermutete da unten noch eine ganze Anzahl von Nukalurks. Mit der Vermutung behielt er Recht. Kaum unten angekommen schoss an einer Stelle ein Lurk aus dem Boden und ging zum Angriff über, einige weitere folgten. Er hatte mit mehr gerechnet, aber als er mit dem Bekämpfen der Lurks fertig war, sah er in der einen oder anderen Ecke, welche die er selbst nicht erlegt hatte.


    Einige der Eier, die bei Annäherung zu zappeln begannen, zerstörte er. Die Gunner mussten hier bereits vor ihm unter ihnen aufgeräumt haben. Blue betrachtete die Umgebung und den See vor sich. In dem Moment riss der wolkenverhangene Himmel auf und tauchte den Innenhof in ein freundliches Licht. "Sieht hier eigentlich ganz schön aus ... so was Nettes hat das Rudel eigentlich nicht verdient ... aber es geht im Moment nicht anders ... wenigstens werden sie eine ganze Zeit mit Ordnung machen beschäftigt sein ... das spielt mir in die Hände."


    Blue ging auf den See zu, um ihn näher zu betrachten. Mit einem Mal gab es ein gurgelndes Geräusch und die Wasseroberfläche des Sees geriet in Bewegung. Blue rannte geistesgegenwärtig zurück und suchte Schutz bei den metallenen Konstruktionen der Abfüllanlage. Kaum Schutz gefunden schoss ein Schwall Säure an ihm vorbei und traf zischend die Umgebung. Er schaute über seinen Schutz und sah wie eine blau leuchtende Mirelurkkönigin aus dem See heraufstieg. "Fuck. Da sitzt sie also. Und ich Hornochse habe keine Knallerbsen dabei." fluchte Blue ziemlich laut. Wie eine Antwort darauf gab es den nächsten Säureschwall und ein Zischen. Dazu kam jetzt auch noch das Aufplatzen von Schalen. Im See mussten auch noch Nester befindlich gewesen sein. Ein quitschendes Geräusch setzte ein. Leuchtende Mirelurklarven machten sich jetzt ebenfalls auf dem Weg zu ihm.


    "Herzlichen Glückwunsch, alter Holzkopf. Du hast gerade das gesamte "Wohlfühlpaket" gewonnen. Du solltest im Moment mal wieder mehr Hirn als Muskeln einsetzten. Das wäre sonst auch zu einfach gewesen." ärgerte er sich kurz. Es war doch eigentlich offensichtlich gewesen, wo eine Kreatur dieser Größe hätte nur abbleiben können. Der Kampf, den Blue sich gegen die Königin leistete war nervenaufreibend. Zuerst versuchte er die Larven auszuschalten, die eher nervig als gefährlich waren. Aber sie lenkten ab. Nach einiger Zeit kamen keine mehr nach. Blue versuchte die Königin in die Nähe der Metallkonstruktionen zu locken. Nach einiger Zeit gelang ihm das auch. Hier war der Bewegungsradius der Königin eingeschränkt und er wandte eine ähnliche Taktik, wie bei dem Nebelkriecher an der Farm der Daltons an. Immer wieder rutschte er unter den Körper der Königin und hieb mit dem Superhammer auf bestimmte Stellen der Beine ein.


    Nach einiger Zeit hatte er es geschafft ihre Beine soweit lahmzulegen, dass sie sich nicht mehr von der Stelle bewegen konnte. Da der eigentliche Körper oberhalb nicht so beweglich war wie die Beine, war es der Königin nicht möglich sich komplett zu drehen. Dadurch hatte Blue sich den nötigen Raum verschafft, den er benötigte um die Königin jetzt verhältnismäßig sicher auszuschalten zu können. Mit dem Superhammer und aller Kraft schlug er immer wieder von hinten auf den Körper der Nukalurkkönigin ein. Nach mehreren knackenden Geräuschen und den herausspritzenden Innereien sackte die Königin endlich zur Seite und lag still.


    Blue schnaufte, sprang von dem Körper der Königin herunter und war froh, dass er es tatsächlich geschafft hatte, sie alleine zu zerlegen. Er durchforstete den Bereich weiter. Nichts regte sich mehr. Die Erfrischungswelt war wieder nutzbar. Blue sah sich um und sah auf dem Dach einen Fahnenmast. Dort konnte er die Flagge des Rudels befestigen. Was er anschließend auch tat. Jetzt blieb nur noch ein Park. Kiddie Kingdom. Blue machte sich wieder Richtung Fizztop auf. Mit dem Eiern der Nukalurks im Gepäck. Blue freute sich schon auf eine Riesenportion Omelett.

  • Das ist sehr romantisch, wenn es wieder aufgebaut ist. Dann können Sie da mit Piper durchfahren. Und ich mit Nick, auch wenn er so unromantisch ist, seitdem sie ihn repariert haben.

    🎵🧺Alles hat ein Ende, nur die Wäsche nicht. 🧺🎵


    🐌 ⋆ 🐥 🎀 𝒯𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉🍪𝓅, 𝓉𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒸❁𝓂𝓅𝓊𝓉𝑒𝓇. 𝒯𝒽𝑒𝓇𝑒 𝒶𝓇𝑒 𝓂𝒶𝓃𝓎 𝓁𝒾𝓀𝑒 𝒾𝓉 𝒷𝓊𝓉 𝓉𝒽𝒾𝓈 🏵𝓃𝑒 𝒾𝓈 𝓂𝒾𝓃𝑒. 𝑀𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉💞𝓅 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒷𝑒𝓈𝓉 𝒻𝓇𝒾𝑒𝓃𝒹. 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝒾𝓉 𝒶𝓈 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝓂𝓎 𝓁𝒾𝒻𝑒. 𝒲𝒾𝓉𝒽😍𝓊𝓉 𝓂𝑒 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉♡𝓅 𝒾𝓈 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈, 𝓌𝒾𝓉𝒽🍑𝓊𝓉 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉❁𝓅 𝐼 𝒶𝓂 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈... 🎀 🐥 ⋆ 🐌


    I`m slowly breaking and silently screaming.


    ł ⱧɆ₳Ɽ ɎØɄ,₥Ɏ ĐɆ₳Ɽ:skull:

  • 301. Einer kurzer Moment des Friedens

    Blue kam mit seiner kostbaren Beute im Gepäck am Fizztop an. Nach dem harten Kampf mit der Nukalurkkönigin freute er sich auf das leckere Abendessen. Er hatte auch alles da, was er dafür brauchte. Für die Füllung würde er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Ferris und Jen bekamen natürlich auch etwas ab. Oben angekommen entledigte er sich zunächst der von Kämpfen verunreinigten Kleidung und verschwand in die kleine noch funktionsfähige Dusche, die es oben im Fizztop gab. Im Gegensatz zu den Raidern und einigen Ödlandbewohnern schätze er so etwas sehr. Er schlich dabei leise hin, um Jen nicht zu wecken. Sie schlief sehr viel. Jetzt auch wieder. Was auch immer die Jünger ihr angetan hatten, forderte nun ihren Tribut. Ihr Körper holte sich jetzt Stück für Stück die Erholung wieder, der er vorher nicht bekommen hatte.


    Blue zog seine mittlerweile abgetragene schwarze Hose und die ebenfalls abgewetzten schwarzen Schuhe wieder an. Er betrachtete die mittlerweile fast verheilten Wunden am Oberkörper. Aufgrund ihrer Tiefe würde er hier drei silberfarbene Narben behalten. Diese drei gesellten sich zu den anderen, die er seit seiner Ankunft im Commonwealth erhalten hat. Es gab auch zwei, drei weitere, der er wohl vorher erlitten hatte. Er zog sich ein schwarzes T-Shirt über, verließ das Innere und ging rüber zu der alten Küche. Ferris geräuschelte die ganze Zeit schon vor sich hin, da er sich freute ihn wieder zu sehen. Blue bereitete nun in aller Ruhe die Omeletts zu. Dabei brummte er leise ein sehr altes, aber für ihn ein sehr vertrautes Lied vor sich hin. Dieses schoss ihm auch hin und wieder in anderen Situationen in den Kopf.


    Wo er es ursprünglich gehört hatte, wusste er nicht mehr. "O say, can you see ... *unverständliches Murmeln* ... At the twilight's last gleaming? *nachdenkliche brummendes Summen* ... That our flag was still there ... *leiser werdendes Brummen* ... And the home of the brave?" Dann hörte er mit einem Mal auf, da er eine Bewegung hinter sich wahrnahm. Er drehte sich um. Jen stand an der Tür zum Inneren des Fizztop. Sie sah noch etwas müde aus und war wohl durch das Klappern in der Küche wachgeworden. "Hallo, Blue. Schön, dass du wieder zurück bist. Du hast mich gerade wieder überrascht." sagte Jen lächelnd. Blue war verwirrt. "Wieso, weil ich jetzt schon wieder da bin? Diesmal war es ..." Jen unterbrach ihn. " ... weil ich noch nie einen Mutie erlebt habe, der ein Lied friedlich vor sich hin brummt. Das klang sogar richtig nett. Was ist das für ein Lied gewesen?" "Das weiß ich leider nicht ... ich habe es irgendwo ... irgendwann einmal gehört." "Das ist ... schade. Was machst du da Schönes?" fragte Jen sichtlich interessiert.


    Sie stand mittlerweile neben Blue und legte ihm ihre Hand in den Rücken. "Spezialomelett. Eines meiner Lieblingsessen." sagte Blue sichtlich gut gelaunt. Jen schaute ihm weiter fasziniert zu. Dabei glitt ihre Hand langsam vom Rücken in Richtung linken Arm und sah ihn sich genauer an.. "Blue? Von welcher Aktion hast du diese Narbe. Die Verletzung muss ziemlich schlimm gewesen sein." Sie berührte die Stelle vorsichtig. "Und was ist das eigentlich für ein technisches Gerät, was du da ständig am Armgelenk bei dir trägst?" "Das Gerät nennt man Pipboy. Kann einige nützliche Dinge, beispielweise dunkle Umgebungen erleuchten." Blue schob die Pfanne mit dem Omelett kurz zu Seite und schaltete das Licht des Pipboys an. Er zeigte er auch andere Dinge. Anschließend äußerte er sich zu der Narbe. "Die Verletzung war ziemlich schwer. Mein Arm ist an der Stelle komplett durch eine Metallpitze durchbohrt gewesen. Hätte mich beinahe mein Leben gekostet. Ein guter Arzt hat mich aber wieder zusammengeflickt."


    "Du scheinst bereits eine Menge durchgemacht haben. Schon bevor du hier hingekommen und zum Overboss geworden bist." stellte Jen nachdenklich fest. Blue lächelte kurz. "Hmm. Das könnte man so sagen. Aber die Overboss-Sache war keine Freiwillige." "Ja, ich weiss. Mittlerweile glaube ich dir das auch." Sie streichelte Blue über den linken Arm. "Deine Haut fühlt sich wirklich merkwürdig an ... ich habe immer gedacht ... vom Aussehen wirkt sie fast wie bei mir ... mal von der Farbe abgesehen ... aber wenn ich darüber fahre, ist es eher wie eine Art Leder." Sie seufzte. "Entschuldige. Ich bin wohl einfach immer noch etwas fasziniert von dir ... Blue ... ich habe eine Bitte an dich ... meinst du ... " Jen wurde immer leiser beim Sprechen und flüsterte am Ende nur noch. "... könntest du irgendwie versuchen Ben aus Nishas Klauen zu holen. Ich habe Angst ... das er irgendwann an den Misshandlungen stirbt, die ihm die Jünger beibringen. Bitte."


    Blue sah Jen ernst an. "Jen, ich werde helfen. Nur müssen wir sehr vorsichtig vorgehen. Sollte Nisha von der Sache Wind bekommen, dann ist das für euch beide tödlich. Zwischen mir und Nisha wird es dann wahrscheinlich auch unschön werden. Habe bitte etwas Geduld, bis ich mir dazu etwas überlegt habe. Weißt du denn, wo er gefangen gehalten wird?" Jen nickte und schilderte Blue, wo sich ihr Freund in etwa befand. Er hörte ihr genau zu und beschloss, dass er Deacon darauf ansetzen würde. Der sollte auskundschaften, wie man ihm am besten helfen konnte. Blue wollte das auch bei den Planungen für den Angriff auf Nuka-World berücksichtigen. Jen endete gerade mit dem Bericht, als das Omelett fertig wurde. "Und? Jen, auch was?" Sie nickte. Ferris, Blue und Jen machten sich über das Essen her.


    Eine halbe Stunde später war das Omelett verputzt. Ferris schlief bereits. Blue machte es sich ebenfalls in der Nähe von dem kleinen Yao-Guai auf der Matratze gemütlich. Der Kampf gegen die Nukalurkkönigin war anstrengend gewesen. Jen stand und schaute Blue fragend an. "Ist alles in Ordnung, Jen?" "Eigentlich schon. Das Essen war super. Aber... ich ... sag mal kann ich die Nacht bei dir verbringen. Ich fühle mich allein in dem Inneren des Fizztops unwohl." Er schaute überrascht. "Ähem. Tja ... uff ... du kannst bei mir bleiben, aber das Bett wäre bequemer für dich." "Ich weiß. Nur ... ich habe immer wieder Alpträume ...und das Dunkle ... ich ... mir ... kommen immer wieder die Bilder hoch ... wie Nisha ..." Jen schwieg. Sie hatte einen dicken Kloß im Hals und rang für einen Moment mit der Fassung. Dann beruhigte sie sich langsam wieder. "Weißt du Blue in deiner Nähe fühle ich mich ... sicher und gut aufgehoben." "Ich verstehe schon." Jen ging und holte ihre Decke und legte sich neben Blue.


    Der hatte bereits die Augen geschlossen und schien sich zu entspannen. Jen betrachtete ihn und strich ihm vorsichtig mit der Hand durchs Gesicht. Blue öffnete kurz die Augen und sah Jen einen Moment lang an. Dann schloss er sie wieder. Jen schmiegte sich an Blue an und zog seine Hand wieder zu sich. Kurz darauf war sie eingeschlafen. Es dauerte auch nicht lang, da war auch Blue im Reich der Träume.

  • 302. Schutzbefohlene

    Blue wachte auf und merkte Jens Kinn auf seiner Brust. Sie hatte die Beine und Arme an ihren Körper gezogen und lag leicht gekrümmt. Der rechte Arm von Blue lag um sie herum. Sie schlief immer noch tief und fest. Man konnte sie tief ein und ausatmen hören. Blue hatte nicht besonders gut geschlafen. Er hatte immer wieder die Sorge gehabt, dass er im Schlaf Jen versehentlich aufgrund seines Körpergewichts durch eine unbedachte Körperdrehung verletzten könnte. Er war es gewohnt im Normalfall alleine zu schlafen. In der Nacht kam noch hinzu, dass Jen immer wieder Alpträume hatte. Teilweise wimmerte und schrie sie leise im Schlaf. Blue war meist sofort wach, wenn das passiert und streichelte sie behutsam. Jen schien sich daraufhin zu beruhigen.


    Er betrachte ihr Gesicht. Es sah schon besser aus, wie vor einigen Tagen, als Nisha Jen zu ihm gebracht hatte. Die Verletzungen, die man ihr beigebracht hatte, begannen langsam zu verheilen. Aber ihr Gesicht war immer noch ziemlich ausgezehrt und eingefallen. Blue seufzte leise in sich hinein. "Arme Jen. Wäre sie noch länger bei den Jüngern geblieben ... dann ... " Er streichelte sie wieder behutsam. "... bald ist deine Tortur vorbei und du wirst auch deinen Freund wiedersehen ... versprochen." Jen atmete ruhig weiter. Er blieb noch einen ganzen Moment so liegen, dann versuchte er sehr vorsichtig aufzustehen. Tatsächlich schaffte er es und ging leisen Schrittes nach vorne. Er öffnete die Tür nach draußen, blieb auf dem hölzernen Vorsprung stehen und schaute über Nuka-Town hinweg in Richtung des letzten Parks.


    Kiddie Kingdom wirkte aus Blues Perspektive fast schon gespenstisch. Das alte Riesenrad, was innerhalb der Mauern des Parks stand, wirkte wie ein heruntergekommenes Metallskelett eines ausgestorbenen riesenhaften Tieres. Die teils eingefallenen Dächer der Gebäude, die wie kleine Burgen oder Schlösser gestaltet waren und jetzt Ruinen glichen, verstärkten den Eindruck noch weiter. Blue fragte sich, was ihn dort wohl erwarten würde. Dann glitten seine Augen über den Park hinweg, zu der alten Stadt, die nur noch schemenhaft aufgrund der Entfernung erkennbar war. Irgendwo dahinter war Preston wahrscheinlich gerade dabei die letzten Vorbereitungen für den Angriff zu treffen.


    Wenn Kiddie Kingdom als letzter Park von seinen Gefahren befreit und gründlich von ihm erkundet worden war, würde er ein letztes Mal zu dem Staudamm reisen. Dort mit Preston einige letzte Dinge besprechen, bevor sich ein großes Kontingent der Minutemen aufmachen würde. Nachdem er eine Viertelstunde draußen gestanden hatte, ging er wieder hinein. Jen lag immer noch auf der Matratze. Sie schlief tief und fest, wie Ferris auch. Blue beschloss, Jen trotzdem erst einmal wieder in Innere von Fizztop zu verfrachten. Hier würde sie nicht weiterschlafen können, sobald Gage auftauchte. Vor allem gab es dann wieder dumme Kommentare von Gages Seite. Dem wollte er vorbeugen. Blues Geduldsfaden mit den Raidern war mittlerweile so kurz geworden, dass er sich bei den nächsten Kommentaren sich extrem zusammenreißen musste, Gage nicht ähnlich zuzurichten, wie er es mit dem Rudelmitgliedern draußen in der Öde getan hatte.


    Die Machtspielchen, die sich zwischen Nisha und Gage, aber auch ihm abspielten und der Zustand von Jen, zogen Blue immer weiter hinunter. Seine dunkle Seite gewann an Stärke und dominierte immer mehr seine Entscheidungen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann würde bei ihm die Sicherung fliegen. Er seufzte kurz. "Du bist selbst schuld ... renn nicht immer alleine los ... du hast Freunde, die dir helfen würden." schollt er sich. Vorsichtig näherte er sich Jen und machte sie mit Bedacht wach. "Guten Morgen, Ödlandblume. Ich würde dich gerne "umbetten" Da wo es für dich bequemer ist. Keine Angst, ich bin nicht weit weg. Werde heute hier oben bleiben." Jen sah Blue verschlafen an und lächelte als er sie als Ödlandblume betitelte. Sie wollte gerade selbst aufstehen, als Blue den Kopf schüttelte. "Ich mach das schon. Ich trage dich."


    Blue griff behutsam unter Jens Körper und bracht sie ins Innere von Fizztop Grille. Sie war in ihrer Bettdecke eingewickelt und sah Blue nachdenklich an. "Du bist wirklich ... wie nannte man das früher noch ... ein Gentlemen. Bei dir erwartet man das eigentlich am Wenigsten." Blue lächelt kurz, sagte aber nichts dazu. Einen Moment später legte er sie vorsichtig in das weiche Bett ab. Jen sah Blue einen Moment lang an. "Blue? Komm bitte einmal kurz etwas näher, ja?" Blue fragte sich was Jen von ihm wollte. Die Frage bekam er ziemlich schnell beantwortet. Jen küsste ihn kurz und intensiv. Direkt auf den Mund. "Ich ... Danke für Alles ... es war mir irgendwie ein Bedürfnis ... ich habe jetzt wieder ein wenig Hoffnung ... das es bald wieder besser wird. Das Ben und ich auch wieder zusammenkommen."


    Blue hatte es einen Moment die Sprache verschlagen. Wie immer in solchen Situationen, lief er tiefblau an. Beide wechselten noch einige Worte, dann verschwand Blue nach vorne. Irgendwann am frühen Vormittag schlug Gage bei ihm auf und erzählte ihm, wie sehr sich das Rudel gefreut hatte, endlich auch ein Stück von der Beute abzukommen. Blue hörte nur beiläufig zu. Er dachte im Moment an andere Dinge. Bald schon würden sich die Dinge für die Raider wirklich verändern, aber nicht so wie sie es dachten. Nachdem Gage mit seinen Berichten fertig war, erledigte er Sachen, die der vermeintliche Overboss ihm noch aufgetragen hatte. Den Rest des Tages nutzte Blue für die Vorbereitung für Kiddie Kindgom und leistete Jen Gesellschaft. Sie begann sich ihm zu öffnen und erzählte immer mehr von sich. Jens Bericht bestärkte Blue in seinen Ansichten über die Raider von Nuka-World. Wenn es zu Schlacht kam, würde er mit Mason, Meg und William Black und insbesondere Nisha eigenhändig abrechnen.

  • 303. Unwillkommen

    Blue stand am Eingang von Kiddie Kingdom und spähte hinein. Er sah kaum etwas. Der Nebel, der sich heute Morgen über die Landschaft gelegt hatte, war hartnäckig. Der Himmel grau und wolkenverhangen. Es schien heute ein Tag der merkwürdigen Wetterphänomene zu werden, die die Ödlande immer wieder heimsuchten. Blue war in Sorge. Deacon war gestern nicht aufgetaucht. Er hatte gehofft ihn zu sehen, bevor er in den letzten Park aufbrach. "Es wird ihm schon gutgehen. Deacon kann sehr gut auf sich aufpassen. Vermutlich hat er gerade genug zu tun, den Schein aufrecht zu halten. So wie ich auch." Seine Gedanken glitten wieder zu Kiddy Kingdom zurück. Er betrat den Park und umrundete zunächst einen hohen Holzverschlag. Dahinter konnte er einige alte Karussels ausmachen.


    Von der Seite merkte er einen Feuchtigkeitsschwall, der nicht von dem Nebel zu kommen schien. Blues Pipboy machte sich sofort bemerkbar und knatterte wie ein Maschinengewehr los. Die Rad-Werte schossen ziemlich heftig hoch. Blue runzelte die Stirn und betrachtete den Sprinkler aus dem die hochradioaktive Flüssigkeit kam genauer. Es sah nachträglich installiert aus. "Das ist eine regelrechte Strahlendusche. Wenn hier jemand ohne ausreichend Strahlenschutz reinläuft ist man entweder ziemlich schnell tot oder ghulifiziert. Hier wollte wohl irgendjemand sicher gehen, nicht unangemeldeten Besuch zu bekommen." dachte Blue. Er war wenige Schritte gegangen, als mindestens zwei Dinge gleichzeitig passierten. Aus einem der alten Lautsprecher erklang eine kratzige und kehlige Stimme. Sie hörte sich nach einem Ghul an. "Hallo meine lieben Freunde, wir haben heute extra großen Besuch bei uns. Empfangt ihn doch bitte entsprechend. Und auch ein herzliches Hallo an dich, mein blauer Freund. Willkommen bei unserer kleinen Familienfeier."


    Der Sprecher schien eine ausgesprochene sarkastische Ader zu besitzen. Während derjenige sprach, hörte Blue bereits die Geräusche von Ghulen. Sie schienen von überall zukommen. Dann tauchten die ersten auch aus dem Nebel auf und Blue vergaß fast vor lauter Verwunderung sich gegen sie zu wehren. Die Ghule waren teils extrem bunt angemalt und wirkten fast schon lächerlich damit. Wenn die Situation nicht so gefährlich gewesen wäre, hätte Blue beinahe losgelacht. "Hmm. Da möchte wohl jemand etwas Farbe ins sonst triste Ödland bringen. Das war mit Sicherheit derjenige, der mich so überaus "freundlich" begrüßt hat. Na dann wollen wir mal Farbe bekennen. Die sind mir hier zu aufdringlich." brummte Blue leise und der Tanz mit den Ghulen begann.


    Zwanzig Ghule später war erst einmal Ruhe. Blue ging weiter. Einige der alten Attraktionen im hinteren Bereich waren tatsächlich noch fahrtüchtig und bewegten sich langsam vorwärts. Auf den Attraktionen selbst konnte Blue die nächsten Ghule ausmachen. Sie hatten ihn bereits wahrgenommen und rannten auf ihm zu. Blue lief ihnen entgegen, sprang auf den drehenden Teller und zerlegte die Ghule wieder mit dem Superhammer. So ging das eine ganze Zeit und er arbeitete sich immer tiefer in den Park vor. Immer wieder kommentiert von der Stimme aus dem Lautsprecher. Mittlerweile hatte Blue sich bis zum alten Fun House vorgearbeitet und betrat es.


    War es früher zu Belustigung der Besucher gebaut, glich es jetzt eher einem Horrorhaus. Blue war so leise beim Eintreten gewesen, so dass ihn die wilden Ghule noch nicht bemerkt hatten. Sie lagen wie tot auf dem Boden. Einigen von ihnen schlug er den Schädel, andere zermalmte er, indem er auf sie mit vollem Gewicht drauftrat. Kurze Zeit später betrat er das Spiegelkabinett. Die Stimme des Ghuls verhöhnte ihn weiter. "Warte ab, du sarkastischer Clown. Wenn ich dich in die Finger bekomme, dann werden dir noch die dummen Sprüche vergehen." brummte Blue angesäuert und visierte mit dem Hammer einen der Spiegel an. Er schlug mit voller Kraft zu. Es gab ein lautes klirrendes Brechen und tausend Glassplitter schossen durch die Gegend. Den Rest des Kabinetts bearbeitete er in gleicher Weise. Als er fertig war, lag das gesamte Spiegelkabinett in Trümmern.


    Er folgte dem Weg durch das Fun House und wurde an einigen Stellen wieder von wilden Ghulen angegriffen. Irgendwann kam er in die alte Schaltzentrale des Fun House an und durchforstete dort das Steuerungsterminal auf der Suche nach weiteren Informationen zu Park und eventuell Projekt Kobalt. Dabei stieß er auf alte Aufzeichnungen von den Mitarbeitern. Sie schienen bei Ausbruch des großen Krieges hier gewesen zu sein. Sie hatten ihn auch überlebt, waren aber zu Ghulen geworden. Nach einigen Jahren wurden viele von ihnen wild. Wie bei dem weiblichen Ghul in der alten Stadt schienen sie auch genau zu fühlen, wann sie von einem halbwegs zivilisierten Ghul zu einem Wilden zu werden. Immer wenn Blue so etwas las, schnürte sich etwas in seinem Inneren zusammen.


    Das Schicksal der Ghule erinnerte ihn ein wenig an sein Eigenes. Er wusste, dass auch er irgendwann einmal ein Mensch gewesen sein musste. Aber er durch ein Ereignis, an das er sich nicht mehr erinnerte, zu dem geworden war, was er heute war. Ihm war mehr als bewusst, dass er damals vielleicht nur Glück gehabt hatte, dass er halbwegs seine Menschlichkeit behalten durfte. Aber wer konnte ihm schon sagen, ob das immer so bleiben würde. Den Kampf, den er ihm Inneren immer wieder mit sich selbst führte, erinnerte ihn stark an den Prozess, den die Ghule durchmachten. Bevor sie wild wurden. Nach einem kurzen Moment des Nachsinnens durchsuchte er das restliche Fun House. Gefühlte zwei Stunden später war er wieder aus ihm heraus. Dabei hatte er noch weitere Aufzeichnungen von den ehemaligen Mitarbeitern gefunden.


    Die Ghule, auf die er hier traf, war wahrscheinlich das, was von ihnen über war. Beim weiteren Durchsuchen des Parks fand er einige der alten Mitarbeiterwege, die verschlossen waren. Er trat die Türen ein und durchsuchte die Katakomben und unterirdischen Versorgungswege des Parks. Tief unter dem Park stieß er auf eine interessante Entdeckung. Als er einen der Räume unter dem Park betreten hatte, konnte er ein Gespräch beobachten und mitverfolgen. Durch eine kleine Öffnung in einer Mauer sah wie eine Gestalt sich mit einem wilden Ghul unterhielt. Leider konnte er nichts genaueres erkennen, da die Gestalt mit dem Rücken zu ihm stand. Diese Gestalt schien so etwas wie ein Frack zu tragen. Ein leichtes grünes Glimmen schien demjenigen auszugehen.


    Beruhigend sprach er auf den Wilden ein. Bemerkenswert war, dass er ihn bei Namen ansprach. Die beiden kannten sich. Der Ghul hatte seinen Gefährten nicht aufgegeben, selbst als dieser unweigerlich zu willenlosen, instinktgesteuerten Kreaturen degeneriert waren. Er unterhielt sich mit ihm über den neusten Eindringling. Nachdem er das Gespräch bis zum Ende mitverfolgt hatte und der merkwürdig gekleidete Ghul verschwunden war, seufzte Blue leise. Jetzt verstand er. Der Ghul im Frack schien seine Freunde hier im Park immer noch zu beschützen. Und er hoffte eine Art Heilungsmittel gegen das zu finden, was sie langsam in die Wilden verwandelt hatte. Dieser Park war ihr Zuhause. Blue dachte in dem Moment an Rachel, den weiblichen Ghul, den er in der kleinen Stadt gefunden und begraben hatte. Sie gehörte bestimmt ebenfalls zu dieser Gruppe.


    Er würde versuchen mit dem Ghul zu sprechen, rechnete sich aber schlechte Chancen aus. Immerhin war er hier der Feind und hatte bereits einige "Freunde" des Ghuls auf dem Gewissen. Nachdem Blue auch den unterirdischen Bereich durchsucht hatte, wandte er sich wieder der Oberfläche zu und erkundete den restlichen Park weiter. Irgendwann stand er vor dem letzten Gebäude, dass er noch durchsuchen wollte. In verblichenen Lettern stand an einer Stelle *King Colas Court*. Früher wurden hier wohl einige Shows für die Besucher des Parks aufgeführt, was er noch an einigen erhaltenen Anschlägen erkennen konnte. Die Tür quietschte laut als Blue sie öffnete.


    Im Inneren des Theaters wurde er auch bereits von einigen wilden Ghulen begrüßt, die er aber relativ schnell ausschaltet. Danach betrat er den Vorführungsraum. Die Sitzreihen, die mit rotem Samt verkleidet waren, hatte die zweihundert Jahre nicht gut überstanden. Sie waren zusammengebrochen. Die alte Bühne war dagegen noch gut erhalten. Er nahm in der Etage über ihn eine Bewegung war. Plötzlich gab es eine Art Wolke, dann stand jemand auf der Bühne. Es war der Ghul im Frack. Er trug auf dem Kopf einen Zylinder. Was Blue neben der eigentümlichen Kleidung aber am meisten verblüffte, war die Tatsache, dass der Ghul ein Leuchtender war. Der Ghul sah ihn aus einer Mischung aus Trauer, Hass und Verwunderung an.

  • 304. Hin und Weg

    "Willkommen zu deiner eigenen Vorstellung. Deiner ersten und letzten. Für einen Mutie bist ziemlich weit gekommen. Aber hier ist nun Schluss für dich. Dein Vorhang wird fallen. Reine Kraft wird dir hier nicht helfen, mein muskelbepackter Freund. Vor allem nicht bei meiner "Magie"." Das Gesicht des Leuchtenden verzog sich zu einer grinsenden Fratze. Das sein Gegenüber sofort zum Kampf überging, konnte er noch nicht einmal verübeln. Er war hier für den Ghul unbefugt eingedrungen. Blue versuchte es trotzdem. "Warte ... ich will mit dir nicht kämpfen. Nicht wenn ich nicht unbedingt muss ... " Der Leuchtende stutzte einen Moment, zischte dann aber "Das hättest du dir vorher überlegen soll. Bevor du in den Park hineingestolpert bist. Bevor du meine lieben Freunde gnadenlos getötet hast. Nein, du wirst jetzt die gesamte Macht von Oswald, dem Außergewöhnlichen kennenlernen."


    Kurz darauf erfuhr Blue, was Oswald damit meinte. Er belebte kurzer Hand die erschlagenen Ghule wieder, verschwand wieder in einer Wolke, um an einer anderen Ecke des Raumes aufzutauchen. Natürlich griffen die wiederbelebten Ghule Blue sofort wieder an. Oswald heilte sie immer wieder. Blue konzentrierte sich darauf, den Ghulen die Köpfe mit dem Superhammer zu zerschmettern. Das war die einzige Möglichkeit, Oswald davon abzuhalten seine alten Freunde wiederzubeleben und sie endgültig von ihrem Dasein zu erlösen. Es dauerte eine ganze Weile bis er es geschafft hatte, sie auszuschalten. Danach versuchte Blue sich Oswald anzunähern, doch der verschwand mit einem Mal und tauchte in dem Raum nicht mehr auf.


    Stattdessen hörte er von irgendwo über sich die Stimme von Oswald. "Nun mein Freund, du bist hartnäckiger und schlauer als ich dachte. Dann geht es nun zum letzten Akt. Triff mich oben im King Colas Castle, dann werden wir sehen für wenn der letzte Vorhang wirklich fällt." Dann war Oswald wie vom Erdboden verschluckt. Blue durchsuchte das komplette Gebäude. Irgendwann fand er einen alten Aufzug, der noch intakt war und nach oben führte. Als er aus dem Aufzug trat, hörte er den Wind pfeifen und schaute durch einen halbzusammengefallenen Turm über Nuka-World in die Öde. Die Aussicht war von hier oben fast atemberaubend und in gewisser Hinsicht sogar schön. Der Turm von King Colas Castle war um einiges höher, als das Fizztop Grill.


    Einige Meter von Blue entfernt stand der, der sich Oswald der Außergewöhnliche nannte. Er hatte ein modifiziertes Schwert und sah Blue ernst und erwartungsvoll an. "Gut, der Unhold hat nun zu mir gefunden. Sei versichert, dass ich bis zum letzten Kämpfen werde. Ich werde dich töten. Ich habe meiner lieben Rachel und den anderen versprochen sie zu schützen. Bis zu meinem letzten Atemzug." sagte der Ghule mit seiner rauen Stimme. Als Blue den Namen Rachel hörte wurde sein Verdacht bestätigt. Er steckte die Waffe weg. "Bitte Oswald. Hör auf zu Kämpfen. Ich habe etwas ... von Rachel ... was dich interessieren dürfte." Blue wühlte kurz in seiner Tasche. Oswald beobachte ihn dabei argwöhnisch dabei. "Hier, bitte." Blue hielt ihm das Holoband hin.


    Oswald nähert sich vorsichtig und nahm das Band in seine Obhut. Er ging zu einem Tisch und legte es in ein altes Abspielgerät ein. Blue setzte sich auf den Boden, während Oswald sich das Band anhörte. Er hatte seine hageren Arme auf den Tisch vor sich gestützt. Nach einiger Zeit fing er an zu zittern und Blue hatte sogar das Gefühl, dass Oswald leise schluchzte und dabei redete. Nur einen kleinen Teil davon verstand Blue. Oswald und Rachel mussten sich sehr nahe gestanden haben. Oswald machte sich scheinbar Vorwürfe. Dann war das Band zu Ende und Oswald und wendete sich Blue wieder zu. Für einen Moment konnte man in Oswalds gezeichneten Gesicht eine tiefe Traurigkeit erkennen, dann verhärtete es sich wieder. Er ging zu Blue und blieb mit einigem Abstand stehen.


    "Rede Mutie, wo hast du das her? Hast du Rachel selbst gefunden? Ich muss es wissen." Seine Stimme zitterte wieder. "Blue heiße ich, Oswald. Ich erzähle dir alles ... " Blue schilderte Oswald genau, wie er Rachel in der alten Stadt aufgefunden hatte. "Du hast sie wirklich beerdigt? Warum? Du kanntest sie noch nicht einmal ... versteh mich bitte nicht falsch ... es war ... Danke, das du ihr die letzte Ehre gegeben hast." Oswald war nachdenklich. "Weil es richtig war und ich ihren Mut bewundert habe. Sie hat für euch alles versucht. Eine Lösung für eure "Sache" zu finden. Deshalb." versuchte Blue Oswald seine Beweggründe zu erklären. Oswald seufzte. "Da hat ein Supermutant mehr Mitgefühl als mancher Mensch heute. Ich habe dich am Anfang falsch eingeschätzt. Du kommst von diesen *unverständliches Gezische*. Das weiß ich." Blue nickte. "Ich bin sogar deren Boss. Unfreiwilliger Weise ..." Oswald zog die Stirn kraus. Ein gewisses Misstrauen war wieder in seinem Gesicht zu sehen. Blue erklärte ihm, wie es dazu gekommen war und auch ein klein wenig von dem, was noch kommen würde.


    Oswald lauschte Blue, bis der zu Ende erzählt hatte. Oswald lief danach zu der eingestürzten Wand und blickte über die Einöde. Blue folgte ihm. Sie standen beide nebeneinander. "Das heißt für mich wohl, dass ich unser Zuhause mit dem Rest von uns für immer verlassen muss und werde. Zu einem, um diesen Ort freizugeben und zum anderen um weiter nach einer Heilung für uns zu suchen. Hier ist jetzt nichts mehr, was mich hält ..." sagte Oswald deprimiert. Blue dachte einen Moment nach. "Oswald? Ich habe einige gute Freunde, die ebenfalls Ghule sind. Und vielleicht kenne ich jemanden, der sich deines ... eures Problem annehmen könnte..." Blue machte einige Andeutungen über das Commonwealth und schaffte es Oswalds Neugier etwas zu wecken. Oswald sah ihn nach dem Bericht fragend an. "Ich weiß nicht ... ich glaube kaum ... Was ist dann mit meinen Freunden?" " Kannst du sie nicht in die unterirdischen Gänge führen und an einer Stelle ... sagen wir mal verwahren? Ich würde dafür sorgen, dass sie dort bleiben und keiner Hand an sie legt. Ich würde meinen Freunden die Sache erklären. Sie werden schon auf mich hören."


    Oswald starrte wieder in die Ferne und dachte lange nach. Nach einer Zeit wandte er sich zu Blue. "Deine Freunde, die Ghule, was sind das für welche. Sind sie nach dem Krieg entstanden oder sind es ...?" "Es sind Vorkriegsghule. So wie du, Oswald." Oswald schwieg wieder. "Gut einverstanden. Ich werde hierbleiben. Mich darum kümmern, dass meine alten Freunde ein halbwegs anständiges Plätzchen erhalten, wo sie niemand schaden können. Wenn deine Freunde sich um diese Raider gekümmert haben, werde ich den Ort besuchen, den du erwähnt hast. Ich hoffe, ich bereue das nicht." Er sah Blue dabei ernst an.

  • 305. Absch(l)ussberichte

    Oswald und Blue verabschiedeten sich nach einem längeren Gespräch voneinander. Er schaute Blue nachdenklich hinterher. Bis dieser im Fahrstuhl verschwunden war. Unten angekommen folgte Blue dem Weg zurück durch das Gebäude. Er trat hinaus in den Park. Kiddie Kingdom war nun theoretisch frei. Blue würde es aber nicht zulassen, dass sich irgendeiner der Raidergruppen hier niederließ. Er würde hier einige Tage ins Land gehen lassen, die er nach außen mit Überlegungen verbrachte, wer den Parkt letztendlich bekam. Es würden so viele Tage sein, wie Preston brauchte die Minutemen in Angriffsreichweite zu bringen. Die Zeit der Raider der Nuka-World lief langsam aber sicher ab. Ohne dass es sie merken, zog sich die Schlinge um ihren Hals langsam zu. Die oberste Priorität von Blue war es jetzt, Preston einen letzten Bericht zu geben und alles vorzubereiten. Anschließend mussten Deacon und er die Händler und Sklaven in irgendeiner Form kurz vor dem Angriff aus der Schusslinie bringen und die Halsbänder entschärfen.


    Blue hoffte, das Deacon nichts zugestoßen war und dass er mit ihm eine Lösung fand. Morgen würde er wieder den Staudamm weit draußen aufsuchen. Er wanderte gedankenverloren durch den Park und nach einiger Zeit erreichte er den Ausgang. Blue drehte sich um und schaute zu King Colas Castle hinauf. Dort oben konnte er für einen kurzen Moment Oswald sehen. Dann war dieser verschwunden. Zwei Stunden später war er wieder in Nuka-Town angekommen. In der Zwischenzeit hatte er noch einen Abstecher in die Galactic Zone gemacht. Die Jünger nahmen von Blues Auftauchen dort kaum Notiz. Sie waren immer noch damit beschäftigt, sich hier häuslich einzurichten. So konnte er in Ruhe die restlichen gefunden Starcores ohne irgendwelche dummen Nachfragen einbauen. Star Control war danach voll einsatzfähig. Blue bereite hier auch schon alles vor.


    Er wollte gerade mit dem Aufzug nach oben ins Fizztop fahren, als ein Mitglied des Rudels auf ihn zukam. Er trug die blaue Elefantenmaske. Blue war innerlich erleichtert. Es war Deacon. "Hey Overboss? Noch Platz zum Mitfahren?" Dann spuckte der Raider nach rechts aus. "Wollte mich gerade um deinen prächtigen Pelzträger kümmern." "Klar, Rüssel. Kannst mitkommen." brummte Blue. Beide fuhren schweigsam nach oben und betraten den Raum. Jen schreckte hoch, als sie Blue und den fremden Raider mit der Elefantenmaske sah. Sie sah wieder verängstigt aus. "Ruhig Jen, dass ist der Raider von dem ich dir erzählt habe. Er ist absolut loyal. Vor ihm brauchst du dich nicht zu fürchten." Blue hatte ihren Blick und die aufsteigende Panik sofort gesehen.


    Trotzdem blieb Jen weiterhin misstrauisch. Sie zog sich nach hinten in den Raum des Overboss zurück. Deacon seufzte leise. "Die Kleine kann einem wirklich leidtun. Als ich bei den Jüngern war, habe ich herausgefunden, wo sie ihn gefangen halten. Diese *leises wütendes Schimpfen* quälen ihn ziemlich. Ich habe mir schon überlegt, wie wir ihn daraus holen können ... deswegen bin ich deshalb gestern nicht bei dir aufgeschlagen ..." rechtfertigte sich Deacon und erläuterte leise was er herausgefunden hatte. Und er hatte bereits einen Plan, wie man Ben aus den Klauen der Jünger befreien konnte. "Ich war schon in Sorgen um dich. Eigentlich wollte ich dich darum bitten, Nachforschungen anzustellen ... aber da warst du schneller. Jen ist sehr besorgt und hat mir etwas dazu erzählt. Ihre Befürchtung ist begründet, wenn ich deinen Bericht höre." sagte Blue nachdenklich und Deacon nickte.


    Er interessierte sich ebenfalls dafür, wie es bei Blue gelaufen war. Der berichtete ebenfalls leise. Deacon hörte gespannt zu. "Da du nun den letzten Park geholt hast, wirst du wahrscheinlich zu der nächsten Phase deines Plans übergehen wollen, oder?" Blue nickte. "Gut. Die Sachen, die du mir mitgebracht hast, waren perfekt mein Freund. Damit werde ich die "Schmuckschatullen" zu den Schmuckstücken austauschen können. Damit wäre das Thema von Tisch." Er umschrieb die Auftragserledigung absichtlich wegen Jen. Auch wenn sie wahrscheinlich auf ihrer Seite stand, wusste Deacon nicht, ob Nisha nicht doch irgendwelche Mittel besaß, um Jen über die stattfindenden Gespräche beim Overboss auszuhorchen. "Übrigens habe ich auch ein lauschiges Plätzchen zum Aufbewahren des "Spezialobstes" gefunden. Liegt etwas abseits und ist gut gegen "Obsträuber" zu verteidigen." berichtete Deacon mit einem gewissen Augenzwinkern weiter.


    Blue war deutlich erleichtert, als er hörte, dass die beiden Hauptprobleme gelöst waren. Er lächelte. "Ganz hervorragend. Gute Arbeit Deacon. Das heißt, wir können jetzt relativ zügig mit der Operation beginnen. Ich werde morgen einen kleinen Spaziergang machen und dann besprechen wir den Rest." sagte Blue zufrieden. Die beiden kümmerten sich anschließend um Ferris. Etwas später verschwand Deacon wieder, um noch einige Dinge auszukundschaften. Blue verbrachte den restlichen Tag im Fizztop. Er hatte sich auf eines der Sofas gelegt und hatte die Augen geschlossen. Nach außen hin sah er tiefenentspannt aus, aber in seinem Inneren ging er bereits unterschiedliche Szenarien für den Angriff durch. Es musste alles gut abgestimmt sein. Das Verstecken der Händler und Sklaven, das Austauschen der Zünder der Halsbänder und zu guter Letzt die Befreiung von Ben und anderen aus dem speziellen Verlies der Jünger.


    Er ging für seine Verhältnisse früh schlafen. Auch diese Nacht verbrachte Jen an seiner Seite. Sie hatte Fragen zu dem Gespräch mit dem Raider. Einen Teil hatte sie tatsächlich mitverfolgt. Blue blieb recht oberflächlich in seinen Aussagen. Das Einzige was Blue durchblicken ließ, war das ihrem Freund sehr bald geholfen werden würde. Über das Wann und Wie schwieg er sich aber aus. Jen akzeptierte es. Für sie war im Moment nur wichtig, dass die Qualen in Nuka-World für beide bald zu Ende waren. Gage kreuzte bei Blue am nächsten Morgen auf und wollte wissen, wer die letzte Beute erhielt. Er bekam von Blue die Ansage, dass er sich darüber Gedanken machen wollte, wer den Park am meisten verdient hatte. Gage machte bereits Vorschläge, als Blue ihn dabei unwirsch unterbrach.


    "Schön und gut, deine Vorschläge Gage. Aber ich habe teilweise ein anderes Bewertungskriterium, wer mir nützlich, vertrauenswürdig und loyal erscheint. Wenn wir einen Schritt weiter gehen, will ich nicht von unzuverlässigen Leuten umgeben sein, die uns nachher die Tour vermasseln. Ich werde bereits vorher die Spreu von dem Weizen trennen und ich werde das gründlich tun." brummte Blue sehr bestimmend. Gage schluckte kurz. Er hatte eine leise Ahnung, was Blue damit meinen könnte, wagte es aber im Moment nicht weiter nachzufragen. Einige Zeit später brach Blue zum Staudamm auf und stellte dort eine Verbindung zu Preston her. Der Informationsaustausch der beiden benötigte eine ganze Zeit. Sie besprachen genau der Ablauf der Operation. Am Ende des Gesprächs gab Blue die unmissverständliche Anweisung, dass Preston die Minutemen langsam in Bewegung setzten konnte. Es blieben ihm und Deacon jetzt etwa drei Tage, um noch einige Dinge in Nuka-World vorzubereiten.

  • Oswald, da muß ich immer an Oswald Henke von Goethes Erben denken. :D

    Mein Teenieschwarm *lach

    🎵🧺Alles hat ein Ende, nur die Wäsche nicht. 🧺🎵


    🐌 ⋆ 🐥 🎀 𝒯𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉🍪𝓅, 𝓉𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒸❁𝓂𝓅𝓊𝓉𝑒𝓇. 𝒯𝒽𝑒𝓇𝑒 𝒶𝓇𝑒 𝓂𝒶𝓃𝓎 𝓁𝒾𝓀𝑒 𝒾𝓉 𝒷𝓊𝓉 𝓉𝒽𝒾𝓈 🏵𝓃𝑒 𝒾𝓈 𝓂𝒾𝓃𝑒. 𝑀𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉💞𝓅 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒷𝑒𝓈𝓉 𝒻𝓇𝒾𝑒𝓃𝒹. 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝒾𝓉 𝒶𝓈 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝓂𝓎 𝓁𝒾𝒻𝑒. 𝒲𝒾𝓉𝒽😍𝓊𝓉 𝓂𝑒 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉♡𝓅 𝒾𝓈 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈, 𝓌𝒾𝓉𝒽🍑𝓊𝓉 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉❁𝓅 𝐼 𝒶𝓂 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈... 🎀 🐥 ⋆ 🐌


    I`m slowly breaking and silently screaming.


    ł ⱧɆ₳Ɽ ɎØɄ,₥Ɏ ĐɆ₳Ɽ:skull:

  • 306. Die blaue Flut I

    Um etwa die Mittagszeit des dritten Tages leuchtet an Blues speziellen Kommunikationsgerät eine kleine grüne Lampe auf. Preston und die Minutemen waren in der Empfangsreichweite. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern, dass die Minutemen in einiger Entfernung zur alten Stadt das Lager errichten würden. Blue verließ das Fizztop und ging durch den nördlichen Ausgang und schlenderte eine Weile an der hohen Mauer von Nuka-Town entlang. Erst als er ein gutes Stück entfernt war und sich vergewisserte hatte, das ihm niemand gefolgt war, versuchte er Kontakt zu Preston aufzubauen. Die Verbindung stand augenblicklich. Blue war froh, als er die Stimme von Preston hörte. "Sind in Position und haben gerade den Aufbau des Lagers abgeschlossen. Warten auf den Startschuss. Wie sieht es bei euch beiden aus, Blue? Seid ihr mit den Vorbereitungen schon soweit oder benötigt ihr noch Zeit?" fragte Preston ernst nach. Er klang ziemlich angespannt.


    Es war das erste Mal, dass er komplett unabhängig von Blue eine Operation dieser Größenordnung und Komplexität mit den anderen Offizieren geplant hatte. Draußen im Ödland lagerten im Moment etwa siebenhundert Minutemen. Sie würden später in unterschiedlichen Abteilungen aufbrechen. Der Angriff sollte an mehreren Stellen gleichzeitig erfolgten. Eine weitere kleinere Gruppe war gerade dabei sich mit den Plänen von Deacons Erkundungstour bis kurz vor das Gefängnis von Jens Freund und anderen übriggebliebenen Mitglieder ihrer Siedlung zu bewegen. Mit dabei war einige Spezialausrüstung aus Ironworks.


    "Deacon bereitet gerade alles dafür vor, dass der Austausch der Geräte für die Halsbänder sofort stattfinden kann, sobald die Zivilisten unbemerkt in Sicherheit gebracht worden sind. Über Cito und Oswald habe ich euch auch ja Kenntnis gesetzt. Sie sind gewarnt. Die Pläne für die Befreiungsaktion für Jens Freund haben wir euch übermittelt. McKenzie ist ebenfalls eingeweiht und informiert. Sie wird ihren Leuten einen Zeichen geben und dann in die Zuflucht fliehen, die wir für sie eingerichtet haben ... Deacon wird bei ihnen bleiben und sie beschützen. Ich werde im Laufe der Dämmerung mit Jen und Ferris zu euch stoßen ... " antwortete Blue ruhig.


    Beide gingen nochmal gemeinsam alles durch. Deacon und Blue würden in Nuka Town unabhängig voneinander agieren. So sollte gewährleistet werden, dass die Aktion erst relativ spät entdeckt werden sollte. "Gut. Wenn ich das so höre, würde ich sagen, wir können den Angriff auf Nuka-World morgen beginnen, oder?" fragte Preston Blue. "Positiv. Du kannst unsere Leute heute Nacht in Stellung bringen. Gegen Acht Null Null gibt es dann den großen Weckdienst für die Raider. Unterschätzt sie nicht und geht mit Bedacht vor. Sie sind für alle möglichen Überraschungen gut. Vor allem nehmt euch vor den Jüngern in Acht. Und Preston? Nisha, Mason und die Blacks will ich persönlich zur Strecke bringen. Ich habe mit denen noch was ganz Persönliches zu regeln. Wir sehen uns morgen. Over und Out." brummte Blue. "Verstanden. Seid auch vorsichtig. Wir sehen uns. Ebenfalls Over und Out." Preston verabschiedete sich ebenfalls. Für die Raider waren die Stunden gezählt. Blue kehrte ins Fizztop zurück.


    Er stellte sich an die Werkbank und überprüfte in aller Ruhe seine Waffen. Das Gleiche galt für die Rüstung. Seine restlichen Sachen hatte er bereits verstaut. Ebenfalls griff er in eine seiner Taschen. Dort befand sich ein kleines schwarzes Kästchen. Das war für Jens Halsband. Deacon hatte es "organisiert". Er wollte alles funktionsfähig und griffbereit wissen, wenn sie in der Dämmerung gemeinsam aufbrachen. Jen schaute Blue interessiert zu, wie er sich an der Werkbank beschäftigte. Sie ahnte wie die Raider auch nichts von den Dingen, die gerade um sie herum vorbereitet wurden. "Blue? Gehst du schon wieder auf eine Unternehmung? ... Ich weiß ... hier oben bin ich eigentlich geschützt, aber was, ist wenn doch ... ich habe Angst, wenn hier allein bin ... Bitte geh nicht. Wenn du hier bist, fühle ich mich sicher ..." Blue seufzte kurz.


    Es war jetzt der richtige Zeitpunkt, um sie oberflächlich einzuweihen. "Jen, wenn ich das nächste Mal aufbreche, kommst du mit ... das wird heute Nacht sein..." Jen sah Blue fragend an. "Warum gerade heute ... " Blue unterbrach sie. "Du hattest mich doch gebeten, etwas für deinen Freund zu tun. Das wird heute Nacht im Angriff genommen." Jens Gesicht erhellte sich. "Blue ... ich ... Danke. Aber was ist mit den Raidern, den Jüngern, Nisha. Wie wirst du es anstellen, dass Nisha es nicht mitbekommt?" Jens Augen und Gesichtsausdruck schwankten zwischen Freude und Unsicherheit. "Über das Wie werde ich mich im Moment noch nicht äußern. Ich bitte dich mir zu Vertrauen und darauf zu hören, was ich dir sage. Das ist jetzt extrem wichtig. Du wirst deinen Freund lebendig wiedersehen. Die Tortur wird für euch beide bald vorbei sein. Mehr werde ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Du solltest dich aber für heute Nacht bereits reisefertig machen." antwortete Blue ernst.


    Er war danach merkwürdig verschlossen. Jen versuchte noch etwas mehr aus Blue an Information herauszuholen, doch das war vergebens. Er schwieg sich eisern darüber aus und ging dazu über auch Ferris reisefertig zu machen. Im Kopf ging er bereits die Fluchtroute über den nördlichen Zugang von Nuka-Town durch. Dort gab es durch die hohen Büsche mehr als genügende Sichtschutzmöglichkeiten vor den Raidern. Ebenfalls kannte er in etwa die Zeit, wann die Raider die Wachtschicht am Eingang wechselten. In diesem kurzem Zeitfenster war es möglich unerkannt zu entkommen. Er würde an Kiddie Kingdom vorbei eine Höhle aufsuchen, die kaum einsehbar in der Nähe der alten Straße lag. Er hatte sie bei seinen Erkundungen gefunden und gegen Zutritt gesichert. Hier würde er dann mit seiner Begleitung auf die anderen seiner Leute warten. Preston wusste in etwa wo das Versteck lag. Es war ein Erkennungszeichen abgesprochen, damit Blue wusste wer sich näherte.


    Zwei Stunden später erklang das altbekannte Geräusch des Aufzugs. Blue hatte sich auf eines der alten Sofas gelegt und wollte den Rest des Tages in Ruhe verbringen. Gage war wieder auf dem Weg zu ihm, dass wusste er. Er hatte die Raider in den letzten Tagen zappeln lassen und noch keinem der Banden den Zuschlag für den letzten eroberten Park gegeben. Dadurch nahmen die Spannungen zwischen den Raidern wieder zu. Was Blue zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht ganz unrecht kam. Für Gage bedeutete das Hingegen wieder erhöhten Gesprächsbedarf mit den Raidern. "Und Boss? Schon mit deinen Überlegungen weiter? Die Banden kommen schon fast in Wettkampflaune, um zu beweisen, dass sie den letzten Park mehr verdienen, als andere. Hatten bereits schon einige unschöne Zusammenstöße. Also wenn ich ..." begann Gage mit sorgenvoller Miene.


    Blue schüttelte brummig den Kopf. "Die haben sich noch nicht ganz in den Parks festgesetzt und fordern schon? Wer Gage? Wer reißt seine Schnauze schon wieder zu weit auf? Das Rudel?" Gage nickte. "Mason soll seine Leute unter Kontrolle halten. Wenn das Rudel sich so auf großer Beutetour verhalten sollte, kann ich sie nicht gebrauchen. Ich brauche ein gut organsiertes Rudel. Keine unmündigen und unnützen Welpen. Da draußen sind Gegner, die verzeihen keine Fehler. Wir spielen demnächst eine höhere Liga. Sag das Mason ... sonst überlege ich mir noch ... ihn herauszufordern ... nach den Regeln des Rudels." brummte Blue gespielt zornig. Gage machte ein erschrecktes Gesicht. "Boss? Du bist sicher, dass ich das Mason so mitteilen soll ..." "Gage! Ich gebe dir den restlichen Tag Zeit um dir etwas zu überlegen. Du kennst die Gepflogenheiten besser als ich. Du wirst ihm das dann gleich morgen früh mitteilen. Überleg dir wie du es schön verpackst. Und jetzt schieb ab. Ich brauche Ruhe, um die nächsten Schritte zu planen." "Verstanden Boss. Ich werde versuchen es ihm begreiflich zu machen."


    Man konnte Gage deutlich ansehen, dass er wenig begeistert davon war. Er verschwand aus dem Fizztop. Unten angekommen dachte er einen Moment nach. Er wußte auch von einigen Rudelmitgliedern, dass sie es gerne sehen würden, wenn Mason als Alpha abgesägt wurde. "Hmm. Vielleicht gar keine schlechte Idee den Idioten vom Overboss absägen zu lassen. Mal sehen, wie ich es Mason verklickern kann, so dass ich Mason damit ein wenig steuern kann." Gage grinste böswillig in sich hinein. Blue hatte die Tür ein wenig geöffnet und schaute Gage von oben hinterher. "Hmm, der ist jetzt erst einmal beschäftigt und lässt sich für heute nicht mehr sehen. Das nächste Mal, wenn wir uns gegenüber stehen, wird es ein Endgültiges sein." brummte Blue in sich hinein. Den restlichen Tag verbrachte Blue abwartend. Gegen zwei Uhr morgens machte er Jen wach und deaktivierte ihr Halsband. Sie verließen das Fizztop über den alten Aufzugsschacht im Inneren des Fizztop Grills. Blue hatte ihn bereits für ihre Fluchtaktion präpariert gehabt.

  • 307. Die blaue Flut II

    Blue und Jen hatten das Fizztop unbemerkt verlassen können. Es hielten sich zurzeit nur sehr wenige Raider im Bereich außerhalb des Fizztop Mountain auf. Der größte Teil von ihnen war dabei sich in den Parks niederzulassen, die Blue über die Zeit freigemacht hatte. Das kam ihnen jetzt auf der Flucht zugute. Die beiden hatten sich in einer alten Schießbude versteckt und beobachteten angespannt den nördlichen Ausgang von Nuka-Town. Ferris schlief in einer groben, aber weich ausgepolsterten Umhängetasche, die Blue etwas seitlich an seinem Oberkörper befestigt hatte. Die Übergabe musste gleich stattfinden. Dann war für die drei der Weg frei, um aus Nuka-Town Richtung Versteck zu verschwinden. Bei Deacon schien alles nach Plan zu laufen.


    Er hatte ein kurzes abgesprochenes unauffälliges Lichtsignal gesendet. Ein Großteil der Händler und Sklaven waren bereits in Sicherheit gebracht worden. Andere hielten sich bereit. Es tat sich etwas an dem Ausgang. "Hey, ihr Penner seid aber heute spät dran. Wir warten schon geschlagene zehn Minuten auf euch. Konntet ihr euch wieder nicht von eurem "Spielzeug" lösen?" lachte der Raider dreckig. Er gehörte zu den Unternehmern. "Ach Schnauze. Mir geht diese ewige Wacheschieberei auf den Sack. Es passiert doch eh nie was. Die ganze Nacht hin und her laufen ist eh stinklangweilig." brummte ein Jünger aus der neuen Gruppe. "Sachmal du Flachpipe, bekommst du eigentlich noch was in deinem Rausch mit? Nichts passiert? Einige unserer Leute sind da draußen vor einigen Tagen böse zerlegt worden ... ich würde gerne auf die Jagd gehen ... der Gruppe es heimzahlen." sagte einer vom Rudel und spuckte aus.


    Die Gruppe zog ein Stück weiter nach links und es wurde mit einem Mal etwas lauter zwischen ihnen. Sie schienen sich mal wieder zu streiten. Nichts Ungewöhnliches bei einem Wachwechsel zwischen den Raidern. Das war der Moment auf den die beiden gewartet hatten. Sie schlichen durch einen spärlich beleuchteten Bereich des Ausgangs und verschwanden ins Dunkle der Nacht. Der Horizont erschien an einer Stelle in einem leicht hellen Blau. Die Morgendämmerung kündigte sich langsam an. Nach etwa einer Stunde ohne bedeutende Zwischenfälle hatten sie die versteckte Höhle erreicht und schlüpfte zusammen hinein. Er selbst blieb nahe an der Öffnung mit gezogenem Scharfschützengewehr sitzen und beobachtet aufmerksam die Umgebung. Jen und Ferris hatten es sich weiter hinten bequem gemacht.


    Etwa zwanzig Minuten später hörte er gedämpfte Stimmen. Es blinkte eine Lampe in bestimmten Abständen auf. Blue atmete erleichtert auf. Es war das vereinbarte Zeichen und er blinkte dementsprechend mit seinem Pipboy zurück. Einen kurzen Moment später war die kleine Gruppe bei ihnen. Es waren acht Personen. Sie trugen hauptsächlich blaue Kleidung mit verschieden Zeichen. Eine Art Uniform wie Jen schien. Sie schaute fragend und ängstlich. Diese Leute waren ihr nicht geheuer. Sie waren gut bewaffnet und schienen irgendeiner Gruppe anzugehören. Die Leute schienen froh Blue gefunden zu haben. Einer von ihnen unterhielt sich sehr leise mit ihm. Jen konnte kaum etwas verstehen. Als es beendet war, brachen sie leise und umsichtig auf. Jen war unsicher. Sie entfernten sich noch weiter von Nuka-World. Weiter weg von ihrem Freund Ben.


    Eine halbe Stunde später waren sie an ihrem derzeitigen Ziel angelangt. Langsam wurde es hell. Nachdem sie die kleine Stadt durchquert hatten, konnte Jen in der Öde vor sich ein ziemlich großes und befestigtes Lager sehen, auf das man zusteuerte. Es schien relativ neu zu sein und war größer als jede Siedlung, die Jen bis dahin kannte. An einer Stelle wehte eine blaue Flagge mit in weiß gehaltenen gekreuzten Gewehr und einer Art Blitz mit drei umgebenden Sternen. Der Eingang war gut bewacht. Ohne Verzögerung traten sie ein. Jen staunte nur noch. Die Leute schienen sie in Innere des Lagers zu bringen. Dort empfing sie ein dunkelhäutiger Mann. Ebenfalls in einer ähnlichen Uniform gekleidet. Er stellte sich ihr als Preston Garvey von den Minutemen vor. Er freute sich scheinbar sehr, Blue wieder zu sehen. Beide begannen ein Gespräch, von dem sie Hälfte kaum verstand. Es war größtenteils militärisches Vokabular, was sie nutzten.


    "Die beiden müssen sehr gute Freunde sein." dachte Jen bei sich. Den Namen der Gruppe kannte sie nun auch. Minutemen. Jen hatte ihn schon irgendwo ein bis zweimal vernommen, verband damit aber kaum etwas. Sie wusste nur, dass sie aus dem Inneren Commonwealth kamen. Jen lebte die meiste Zeit draußen in den Ödlanden und war im eigentlichen Commonwealth noch nie gewesen. "Blue? Ich unterbreche euch beiden sehr ungern. Was wird aus Ben? Wir sind jetzt ein ganzes Stück von Nuka-Town entfernt und ..." Jen klang deprimiert und verunsichert. Die beiden unterbrachen ihr Gespräch. "Du hast sie noch nicht eingeweiht?" fragte Preston überrascht. Blue nickte. "Ich wollte Jen nicht weiteren Gefahren aussetzten. Nisha sollte man keinesfalls unterschätzen. Deshalb." rechtfertigte sich Blue und wandte sich an Jen. "Das werde ich jetzt gleich nachholen. Entschuldige wegen der Geheimniskrämerei. Aber die ganze Sache ist wesentlich umfangreicher als du ahnst, Jen. Ich wollte dich und Ferris erst in Sicherheit wissen. Wir werden heute die Raider aus Nuka-World rausschmeißen und zwar endgültig." sagte er ernst.


    Blue sah anschließend auf den Pipboy, um nach der Uhrzeit zu schauen. "Einige der Minutemen haben in der Nähe von Bens Gefängnis schon Stellung bezogen und warten auf den richtigen Moment. Um acht Uhr gibt es für die Raider den großen "Weckdienst". Da wird die Aufmerksamkeit der Jünger eher auf andere Dinge gerichtet sein. In dem Moment holen sie Ben und die anderen heraus. Tja, und in den anderen Parks gibt es auch noch die ein oder andere Überraschung für das Pack. Aber es gibt noch einiges Vorzubereiten, nicht Preston?" brummte Blue. Der nickte. "Ich gehe ja nicht davon aus, dass du dir von hier hinten das Spektakel ansehen willst, oder? Eher aus der ersten Reihe. Obwohl du mir hier hinten persönlich lieber wärest. So mitgenommen wie du im Moment aussiehst. Aber auf mich hörst du alter Dickkopf in solchen Sachen ja nicht." seufzte Preston relativ ernst.


    Trotzdem konnte man bei ihm ein leichtes Schmunzeln sehen. "Und die dummen Gesichter von ihnen verpassen? Mit Sicherheit nicht. Außerdem habe ich noch ein paar Rechnungen offen und die habe ich vor heute noch zu begleichen, Preston. Ich mache mich dann mal soweit fertig. Jen, ich würde dich dann hier im Lager bei Preston lassen, okay?" Jen wusste im ersten Moment nicht was sie sagen sollte. Sie war von den stattfindenden Ereignissen regelrecht überrollt. Beim ersten Zusammentreffen mit Blue hatte sie noch mit Angst und Abscheu im Inneren reagiert. Jetzt standen Blue und seine Freunde vor den Toren und waren kurz davor die Gefahr durch die Raider von Nuka-World aus der Welt zu tilgen. "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Natürlich bleibe ich hier. Pass bitte auf dich auf Blue. Ich will dich schließlich noch Ben vorstellen. Und Blue?" "Mmmh?" "Schick insbesondere Nisha in die Hölle." "Wodrauf du dich verlassen kannst." brummte Blue kurz. Er verschwand ohne sich umzudrehen in eines der Zelte.

  • 308. Die blaue Flut III

    Blue zog mit der Gruppe Minutemen los, die an die Vordertür von Nuka-Town klopfen würde. Mit dabei waren auch vier Minutemen in wiederhergestellten T-51 Powerrüstungen. Diese vier hatten von Preston einen speziellen Auftrag bekommen. Sie sollten sich in der Nähe von Blue aufhalten und ihn unterstützen, wenn es für ihn auf eine gefährliche Situation hinauslief. Eine weitere Aufgabe kam ihnen aber noch zu. Zwei von ihnen trugen jeweils ein spezielles Gewehr neben ihrer anderen Bewaffnung mit sich. Es war ein Gewehr mit dem sich eine besondere Art von Betäubungsmittelpfeile verschießen lassen konnte. Die beiden Gewehre waren auch bereits bestückt, damit man im Fall der Fälle sofort reagieren konnte.


    Preston hoffte, dass dieser Fall nicht eintreten würde, wollte aber für die dementsprechende Situation vorbereitet sein. Die letzten Rückmeldungen von Blue hatten ihm immer mehr Sorgen bereitet. Er merkte durch die Art und Weise, wie Blue berichtete, dass dieser langsam aber sicher dabei war, seine Selbstbeherrschung zu verlieren. Er wirkte ständig gereizt. Nick, der bei dem einen oder anderen Gespräch im Hintergrund dabei war, bestätigte Prestons Eindruck. Für ihn war es ein Warnsignal, dass es bei dem anstehenden Gefecht von Nuka-World möglicherweise auf eine ähnliche Situation wie bei Gunners Plaza hinauslaufen konnte. Preston hatte mit Ted in Sanctuary gesprochen. Der hatte von Lancet ebenfalls die genaue Zusammensetzung der beiden besonderen Mittel übermittelt bekommen und einigen Dosen für die Unternehmung in Nuka-World hergestellt. Einerseits falls Blue in den Kämpfen um Nuka-World schwer verletzt werden sollte, anderseits wenn er in einer Kurzschlussreaktion Amok laufen sollte.


    Blue bezog mit etwa zweihundert Minutemen in der Nähe vom südlichen Eingang von Nuka-Town Stellung. Sie waren im Moment noch im Gelände verborgen. Die Raider hatten noch nichts mitbekommen. Der Ring um sie zog sich immer enger zusammen. Die Nachtpatrouillen der Gangs waren bereits von Scharfschützen der Minutemen aus dem Verkehr gezogen und die Leichen versteckt worden. Um Nuka-World herrschte eine wachsam Stille. Blue sah wieder auf dem Pipboy. Noch etwa eine halbe Stunde, dann erfolgte ein Zeichen per Signalrakete gegeben und die unterschiedlichen Gruppen würden losschlagen. Blue hoffte, dass die Händler, die Sklaven, die Gefangenen und Ben die ganze Schlacht halbwegs unbeschadet überstehen würden. Sie hatten von ihrer Seite alles getan, ihnen den bestmöglichen Schutz unter den derzeitigen Umständen zukommen zu lassen. Große Unbekannte blieben die Raider von Nuka-World.


    Zur gleichen Zeit in Nuka-Town. In der Nähe des Fizztop Grille.


    "Was heißt hier die Händler sind wie vom Erdboden verschluckt? Die Maden spielen sicher verstecken mit euch. Wart ihr wieder zu lasch zu ihnen?" fragte Gage unwirsch. "Nee. Wir haben überall nachgeschaut. Sie sind nirgendwo zu finden." Vor ihm standen sechs Raider aus den unterschiedlichen Gruppen. Gage verdrehte genervt die Augen. Bestimmt hatte sich wieder ein Teil einer der Raidergruppen einen ziemlich blöden Streich erlaubt, um die anderen in Verruf zu bringen. "Habt ihr Vollposten schon das ein oder andere Halsband aktiviert? Haben unsere Jungs vor den Toren was mitbekommen. Wart ihr schon bei denen?" sagte er genervt. "Für wie blöd hältst du uns eigentlich, Gage? Das waren die ersten Sachen, denen wir nachgegangen sind. Und Gerummst hat es auch nicht. Der Ball liegt jetzt bei dir. Du kannst jetzt schön dem Overboss Bescheid sagen, dass wir ein Problem haben. Keine Händler, keine Kronkorken. Schöne Scheiße. Hat bestimmt einer richtig gepennt. Hoffentlich lässt der Overboss deswegen ein paar Köpfe rollen." sagte ein Unternehmer aus der Gruppe ziemlich angepisst.


    "Na toll. Ja. Ich werde ihm Bescheid sagen müssen. Mit dem Wunsch wäre ich vorsichtig. Könnte auch dein Kopf werden. Du weißt was der Overboss macht, wenn er schlechte Laune hat? Die wird er garantiert nach der Meldung bekommen." Gage lief zum Fizztop Grille hinüber und fuhr mit dem Aufzug nach oben. "Hey, Boss ... " Gage stutzte. Im vorderen Bereich war der Overboss nicht. "Wahrscheinlich liegt er wieder auf der Ödlandblume. Na super. Gage, das ist heute ein echt beschissener Tag ... " Er klopfte an der Tür. Keine Reaktion. Er trat ein. "Boss? ... bist du hier irgendwo?" Stille. Im Inneren war niemand. Gage durchsuchte das gesamte Fizztop. "Hmm. Merkwürdig. Das Junge ist nicht da. Seine Sachen auch nicht und von Nishas Geschenk fehlt ebenfalls jede Spur. Ist der zu nem Spaziergang mit den beiden aufgebrochen? Dann hätte er mir aber doch Bescheid gesagt ... Was für ein Spiel spielt er jetzt wieder? Boah, dieser Mutie bringt mich noch mit seiner merkwürdigen Art verfrüht ins Grab." Gage fuhr unverrichteter Dinge wieder nach unten. Dann schaute er ziemlich irritiert.


    Unten war jetzt noch einige Raider dazu gekommen. "Hey Gage. Dein Kopf ist ja noch dran. Hatte schon damit gerechnet, dass er gleich von oben runter gefallen wäre". bemerkte einer der Raider spöttisch. "Das ich ihn noch habe liegt daran, dass der Overboss scheinbar gerade unterwegs ist. Wenn du noch mal so ne Bemerkung machst, dann hängt deiner wahrscheinlich demnächst als Trophäe irgendwo herum." fauchte Gage den Raider an. "Warum steht ihr eigentlich alle hier herum und haltet Maulaffen feil?" "Tja, ganz einfach Gage. Weil auch einige Sklaven fehlen. Bei jedem unserer Gruppen. Bist du derjenige, der mit uns ein Spiel spielt, du Ratte?" fragte einer des Rudels angesäuert. "Was hätte ich den davon, das ... oh na schön dass wird ja hier ne richtige Vollversammlung." Gage sah, dass alle drei Raiderbosse im Anmarsch waren. Mason, Nisha und Meagan Black. Sie sahen alle drei ziemlich wütend aus.


    Die drei Raiderbosse kamen bei Gage an. Alle drei sahen sich lauernd an. Aber im Moment hatten sie es auf Gage abgesehen. "Sagmal Gage, was heckst du oder der Overboss wieder aus? Bekommen wir jetzt Strafen oder was ähnliches. Einige meiner Lieblingssklaven fehlen. Ein Teil der Zünder für die Halsbänder scheint auch defekt zu sein ..." begann Mason deutlich angesäuert. Er unterbrach sich kurz und schaute wie andere auch kurz in den Himmel. An einer Stelle Richtung Süden stieg eine einzelne blaue Rakete auf und verblasste anschließend wieder. "Was war das denn?" wunderte sich Gage bei sich. "Haben wir neue Siedler in der Gegend, die ein wenig Feuerwerk machen?" Er hörte anschließend Mason, Nisha und Megs weiter zu. Als Gage fast nebenbei erwähnte, dass der Overboss zurzeit nicht da war, wurde insbesondere Nisha sehr ruhig und nachdenklich. Als sie am Ende des Gesprächs angekommen waren, stellte Gage erschrocken fest, dass allen drei Raidergruppen über ähnliche Problem klagten.


    Gerade als sie mit dem Gespräch fertig waren, kam ein Raider angerannt. Er war ein Mitglied des Rudels und gehörte zu der Wache am südlichen Tor von Nuka-World. Außer Puste und Kalkweiß vor Schreck kam er an. "Scheiße Leute, wir haben ein Problem ..." "Was denn? Greift wieder ein Horde Ghule an?" lachte ein Raider von den Jüngern dreckig. Der Angesprochene schaute denjenigen böse an. "Nee. Keine Ghule. Da draußen steht irgendeine Gruppe im blauen Fummel und greifen uns an, du Blödian. Die sind gut bewaffnet und es sind so schätzungsweise um die zweihundert Leute... Wir könnten vorne ein wenig Verstärkung gebrauchen." berichtete die Wache. Nisha hatte die ganze Zeit gegrübelt. Bei der Nachricht hob sie den Kopf und sah zu Gage hinüber, sprach aber Mason dabei an. "Was hält denn unser Alpha davon, sein Rudel in Stellung zu bringen und diesen Leuten mal die Reißzähne zu präsentieren." "Ich wüsste nicht, dass du mir was zu sagen hättest Nisha. Du könntest doch genauso gut deine Bluthunde dort nach vorne bringen und ein kleines Blutbad anrichten." Mason sah Nisha mit absoluter Verachtung an. "Vom einzigen, von dem ich eine Bitte annehnmen würde, wäre von Overboss ..." "Da kannst du lange drauf warten, du muskelbepackter Vollidiot. Merkst du denn nicht was hier gespielt wird?" fragte Nisha kühl und trat sehr nahe an Gage heran. Sie spielt dabei mit ihrer geschärften Klinge herum.


    Masons Gesicht verfinsterte sich bei dem Spruch. "Wie meinst du das, du blutsüchtige Bitch?" "Schau mal, mein lieber Alpha. Wir werden angegriffen. Der Overboss hat sich mit Sack und Pack just in dem Moment verpisst? Der hat Wind von dem Besuch bekommen und das Weite gesucht. Mit Sicherheit hat er dabei einige unserer Leute mitgehen lassen. Dumm ist der ja nicht, dass muss man diesem Mutie ja lassen. Schade eigentlich. Hat doch zwischenzeitlich eine recht gute Figur gemacht. Wir sollten jetzt erstmal sehen, dass wir diesen ungebetenen Besuch mit den Gepflogenheiten von Nuka-World bekannt machen. Und dann kümmern wir uns anschließend um den großen Blauen. Wir werden nach dem Kampf Jagd auf ihn machen. Weit wird er noch nicht gekommen sein. Bei dem "Handgepäck", was er dabei hat. Bin mal gespannt, was der so aushält." Nisha Mund umspielte ein grausames Lächeln. "Ich gebe Nisha nur sehr ungern Recht, aber wir sollten zusehen, dass wir zu mindestens jetzt ein wenig im Kampf zusammenarbeiten. Diese Leute werden sich noch ein blutige Nase holen, dafür Sorge ich mit. Ich lasse mir die Pläne doch nicht jetzt durchkreuzen, wo es so gut gelaufen ist." sagte Megs und schickte einen Teil ihre Leute nach vorne. Mason ebenfalls.


    "Ach Gage. War ja ne schöne Idee von dir. Ist aber leider auch nichts geworden. Das war das letzte Mal, dass du mich enttäuscht hast." Nisha sprach fast mit einer honigsüßen Stimme. Gage sah sie misstrauisch an. Fast in einer beiläufigen Bewegung rammte sie plötzlich Gage ihr Messer in die Kehle und ließ es stecken. Der brach fast augenblicklich röchelnd zusammen. "Das hätte ich schon beim letzten Mal tun sollen. Weiß du Gage, ich habe die Klinge so in deine Hals gerammt, dass du ganz langsam dein Leben aushauchst ... Ach und falls du versuchen willst sie rauszuziehen ... ist extrem schmerzhaft ..." Nishas ergötzte sich noch einem Moment an dem Leiden von Gage. Dann rief sich nach ihren Leuten und schickte ebenfalls ein Teil nach vorne. Mason und Megs sahen zufrieden auf Gage herab, der sich in einem langen qualvollen Todeskampf befand.


    Dann brachen die drei auf. Megs ging ins Parlor, um sich zusätzliche Munition zu besorgen. Mason verzog sich ins alte Bradberton Amphitheater, um sich dort auch dementsprechend auszurüsten. Nisha zog sich in den Schatten des Inneren des Fizztop Moutain zurück. Sie würde von hier zuschlagen, falls es dieser Gruppe gelingen sollte, tatsächlich bis hierhin vorzudringen. Keiner der drei hatte die Größe der Gefahr richtig eingeschätzt, die dort an der Vordertür von Nuka-World Stellung bezogen hatte. Sie hatten den Köder geschluckt.

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