Paradise Falls

  • Es wurde gerade dunkel, als Matthew McJanet keuchend und von Schnittwunden übersäht sich richtung Ödland schleppte, als er plötzlich im Hintergrund hörte:"Da, dort ist er". gefolgt von einem lautem Bellen. Es waren die Sklavenhändler die ihm schon seit gut einer Stunde verfolgten. Für Matthew sah die Lage aussichtslos aus. Er hatte kaum noch Munition, gerade mal fünf Schuss waren es. Matthew dachte es könne so nicht weitergehen, also setzte er sich seine Pistole an die Schläfe, schloss die Augen und legte seinen Finger auf den Abzug der Pistole. Der junge Einzelgänger war sich seines Todes schon sicher. Als er noch ein letztes mal die Augen öffnete, bemerkte er dass sich seine Verfolger plötzlich auf was anderes konzentrierten. Matthew sah wie Laserstrahlen die Sklavenhändler zerfetzten. Er wusste nicht genau wer seine Retter waren, ob Enklave, Bruderschaft oder sonstwer, es war ihm egal. Matthew überlegte nochmals schnell ob er sich umbringen sollte oder nicht, schließlich wusste er dass das Leben im Ödland nur Tod und Leid in sich birgt. Mit einem leichten zögern nahm er sich die Waffe von der Schläfe und machte sich auf den Weg.


    Geht nach: Das Ödland der Hauptstadt.

  • >>>Kommen von Big Town>>>


    Auf dem Weg nach Paradise Falls hatte sich John Gedanken darüber gemacht was Maylin gesagt hatte, und er musste sich eingestehen ,dass sie Recht hatte.
    Das Ödland war unerbittlich und er musste seine Gefühle im Griff haben, wenn er überleben wollte.


    Schon von weitem kam Paradise Falls in Sicht. John wusste nicht genau wie sie vorgehen wollten.
    Eigentich wusste er gar nicht so Recht was sie dort überhaubt wollten.
    Auf einer Anhöhung in ca. 1000 Meter Entfernung blieben sie stehen und John nahm das Dragunov vom Rücken.
    "Zwei Wachen am Eingang", sagte er leise.
    "Leichte Bewaffnung, einer hat eine 10mm und der andere ein Sturmgewehr", ergänzte Maylin.
    Normalerweise hätte er sich jetzt rumgedreht und gefragt wie es weitergeht, doch das tat er nicht.
    Er schoss dem einen einfach seine "verdammte Rübe" weg. Maylin reagierte blitzschnell und schaltete auch den anderen Kerl aus...

  • Während sich die Gruppe in der Entfernung positionierten, hatte das neue Mitglied schon seine Waffe gezückt um den Eingang von Paradise Falls im Blickfeld zu behalten. Die junge Scharfschützin bemerkte den starken Wandel des Herren. Anscheinend hatte er sich die Worte von vorhin zu Herzen genommen. >>"Zwei Wachen am Eingang<< Meinte nun der Schütze.
    Die Frau stand aufrecht auf dem Hügel und überlegte kurz. Abwesend ergänzte sie den Satz des Mannes. "Leichte Bewaffnung, einer hat eine 10mm und der Andere ein Sturmgewehr." Sie zuckte mit den Schultern. "Der eine heißt Jorge und der andere Pete. Es sind immer die Selben die dort stationiert sind." Noch ehe sie realisierte was gerade passierte, hörte man einen Schuss, der die Luft buchstäblich zerriss. Mailyn riss ihren Kopf umher. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie zunächst in die Ferne, dann zum Schützen. "SCHEISSE! WAS MACHST DU DA? IN DECKUNG!" Blitzschnell schmiss sich die Frau auf den Boden und nahm ihr Gewehr in den Anschlag. Nun war sie im Begriff einen neuen Rekord aufzustellen was das Zielen und das Entsichern der Waffe anging. Ungenau und unkonzentriert sah sie durch das Fernrohr, ehe sie durch Zufall und schnell abdrückte. Der Schuss schnallte los und traf den Feind in der Brust. Die Wucht des Gewehrs riss die Wache zu Boden. Mit einem schmerzverzerrtem Gesicht versuchte er sich wieder aufzurichten. "Scheiße, scheiße, scheiße!" Erneut schwenkte sie das Gewehr. Sie lud nach. Das Gewehr spuckte eine dampfende Patrone aus und holte sich eine weitere aus dem Magazin. Schnell, präzise und vor allem mit einem leisen metallischen klicken lag die goldene Kugel abschussbereit im Lauf. Noch ehe die leere Hülse zu Boden gleiten konnte, zog Mailyn den Abzug erneut zu sich durch. Die Hülse glitt mit wirbelnden Bewegungen an Mailyns Wange vorbei und landete im Staub. Zeitgleich traf der Schuss erneut in der Brust ihres Feindes und so stahl sie ihm das Leben und seine Seele.


    Hastig löste sie sich von ihrer Waffe. Ihre Haare wirbelten herum, ihre Unterlippe bebte vor Entsetzen. Ihre Wangen wurden rot, dann sah sie zur Händlerin und zum Arzt. "Schnell, verschwindet. Rutscht den Abhang hinunter und versteckt euch, SCHNELL! Erst war Mailyn ruhig, dann drang ein besorgniserregender Unterton ans Tageslicht. Wieder warf sie ihren giftigen Blick auf den Schützen am Boden, ehe sie ihn an der Kleidung packte und hinter einen Stein zog. "Scheiße! Was sollte das? Jetzt haben wir ein geficktes Problem. Jetzt ist ganz Falls auf uns angesetzt. Wir müssen dort noch nicht einmal hinein. Hättest du mir vorhin zugehört dann wüsstest du, dass wir dort drüben ..." Sie unterbrach ihren Satz, schnaubte hastig nach Luft und seufzte dann. "Egal." Beide Hände hatte sie ruckartig bewegt. Der Schweiß stand ihr im Gesicht und sie musste sich schnell etwas einfallen lassen.


    Sie schluckte. "Wir müssen weg von hier bevor der Rest des Lagers in einem Kommando uns überrollt." Sie sah den steilen Abhang hinunter und nickte dem Arzt zu. "Planänderung! Jeder für sich selbst! In ein paar Minuten wimmelt es hier nur von Feinden. Zusammen auf einem Haufen sind wir Kanonenfutter. Wir treffen uns in der Roosevelt Akademie. Dort müssten wir sicher sein und könnten uns erst einmal verstecken. Wir brechen morgen oder in zwei Tagen wieder auf und kommen hier her zurück, verstanden?" Still und leise nickte der Arzt, dann nahm er seine Freundin bei der Hand. Kurz blickte die Händlerin verwirrt zu Mailyn nach oben, diese setzte ein Lächeln auf, dann wandte sie sich erneut zum Schützen.
    "So du Genie. Ich hoffe doch, dass deine Füße dich tragen werden denn jetzt wird gelaufen! Sie zuckte leicht zusammen und hielt sich ihre linke Schulter. Der Stoff ihrer Kleidung wurde nass und sie wusste, dass ihre Wunde durch die spontane und hastige Bewegung aufging. "Na ganz toll. Selbst wenn ich es heil überleben werde, dann kann ich mit einer Infektion rechnen. Im schlimmsten Fall wird mir der Arm abgenommen, wenn sich die Wunde entzündet." Verzweifelt sah sie zu Boden. Der Scharfschütze hatte Mailyn am Ärmel gezogen denn weitere Streitkräfte versammelten sich am Haupteingang. Es war nun ein weiteres Handicap das es zu bewältigen galt, doch der Kampfgeist der Frau war zuversichtlich. Sie packte den Schützen am Arm und rutschte mit ihm den Abhang hinunter, dann rannten sie. Sie rannten über Stock und Stein. Unerbittlich rannten sie fortwährend als gäbe es kein Ende. Natürlich benutzten sie eine andere Route als die anderen ihrer Gruppe.
    Entkräftet suchten sie Schutz in einem alten Frack eines Trucks. Sie rutschte auf den Boden und lehnte sich an den eiskalten, rostigen Stahl. Ihr Arm pulsierte und der Stoff färbte sich nun seltsam rot. Vor Schmerzen biss sie sich auf ihre Unterlippe und sie presste ihre Augenlider aufeinander. Scheiße..." Sie fluchte. Ehe sie sich ihren Arm ansehen und verbinden konnte, hatte der Schütze seinen Arm um die Brust von Mailyn gelegt und sie zurück an die Truckwand gedrückt. Er hob seinen Finger und presste ihn an seine Lippen. "Hast du was gehört?" Sie flüsterte und sah spärlich über das kaputte Fenster, sodass sie die Hügel im Blickfeld hatte.

  • "Hast du was gehört?", fragte Maylin leise.
    John zog die .44er und glitt wie ein Schatten, an der Innenwand des Trucks entlang. Dann, als er am Ende angekommen war, wirbelte er blitzschnell herum, die Magnum im Anschlag.


    Doch was er nun sah verschlug ihm den Atem. Es war der Hund aus Big Town.
    "Es ist mir gefolgt", sagte John leise und ging in die Hocke.
    "Wer ist dir gefol..." Der Hund kam auf John zu und schleckte ihm das Gesicht ab. "Na, du? sieht so aus als wären wir jetzt Partner, hm?"
    Dann drehte sich John wieder zu Maylin herum und sah sie an. "Jetzt gehts los!", wappnete er sich innerlich.

  • Erleichtert atmete die Frau auf als sie die feuchte Schnauze des Hundes sah. Ihre Muskulatur entspannte sich und sie seufzte lauthals. Ihr Revolver senkte sich, dann zischte sie mit Schmerzen im Gesicht. "Ich denke vorerst dürften wir sicher sein." Sie sah zur Seite, dann wieder zurück. Sarkastisch ergänzte sie ihren Satz. "Die Betonung liegt auf vorerst. ..." Mailyn richtete sich langsam auf. Sie beäugte erst einmal den Inhalt des kaputten Trucks. Viel brauchbares lag hier nicht herum. Von zerfetztem Papier und alten, kaputten Blechdosen schien es alles zu geben. Gebrauchte Spritzen, leere Alkoholflaschen, eine zerfetzte Matratze ... und, und was war das? Erst jetzt merkte die Schwarzhaarige, dass sie in etwas klebrigen saß. Ihre großen Augen rollten genervt und sie stand angewidert auf. "Weit und breit gibt es Möglichkeiten sich zu verstecken und ausgerechnet in dieses junkieverseuchte Loch verkriechen wir uns.
    Mit einem nichtssagenden Blick starrte sie in die Augen des Hundes. Er hechelte wie wild und wedelte zudem mit seinem Schwanz. "Pass darauf auf, dass dein Hund nicht an die Decke fliegt." Sie zeigte auf den Schwanz und deutete damit an, dass er sich wie ein Propeller bewegte und einen möglichen Unterdruck erzeugen und somit an die Decke fliegen könnte. "Hunde. ... In allem sehen sie das Positive und freuen sich dermaßen über belanglose Sachen." Ihr Blick schweifte nun nach draußen. Noch immer waren keine Soldaten von Falls zu sehen was der Frau recht war. Sie überlegte und setzte ihre Hand an ihr Kinn. "Ob wir sie abgehängt haben?" Nervös klopfte sie mit ihrem Fuß auf den Boden.
    Nach einer Weile setzte sie sich auf die kaputte Matratze. Sie spreizte ihre Beine und lehnte sich mit ihren Armen darüber. "Wir sollten hier nicht all zu lang verweilen. Ich verbinde mir eben meine Wunde erneut, dann können wir weiter." Sie zog ihre Jacke aus und überprüfte den Verband. Wie zu erwarten bestätigte sich die Vermutung der Schützin. Der Verband hatte sich aufgezwirbelt und verschoben. Nun schnitt der dünne aber scharfe Verband in die Wunde ein und öffnete diese wieder. Behutsam entfernte sie die restlichen Fetzen des Verbandes aus ihrer Wunde und injizierte sich ein Stimpack. Schon gleich lies der Schmerz nach. Sauber und so gut es ging versuchte sich die Frau ihren Arm zu verbinden. Letztlich hielt sie ein Stück des vergilbten Verbandes mit den Zähnen, zog daran und festigte somit den Knoten. "Wie neu." Sie strahlte über den kleinen Erfolg. Sogleich ihr Blick die Richtung änderte, änderte sich mit ihr die Gefühlsregung der Frau. Wieder war sie verbissen und streng.
    Sie packte ihren Revolver, sah dem Hund noch eine Zeit lang auf sein wedelndes Hinterteil und dann stand sie langsam auf. "Fertig?" Neutral fragte sie ihrem Gefährten ob er bereit wäre weiter zu gehen.

  • Doch der erwartete Sturm blieb aus. Eigentlich hatte John damit gerechnet nach allen Regeln der Kunst beschimpft und fertig gemacht zu werden.
    "Hoffentlich bleibt das so..." Dachte er sich insgeheim und schritt mit der .44er im Anschlag nach draußen und schaute sich um.
    "Ich kann nicht behaupten mich hier wirklich auszukennen.", sagte er und schaute die reizende Scharfschützin, die zu seiner Linken aus dem Laster gekommen war an.

  • Die Schützen zog ihren Revolver aus ihrer Jacke und sah zu ihrem Gefährten. Sie bestätigte seine Aussage mit einem verschwitzt, sarkastischem Nicken. "Ich war einmal Geschäftlich hier in der Gegend. Nur kurz. Ich kann mich an markante Punkte erinnern doch nicht an jedes Staubkorn wenn du verstehst?" Sie schluckte angestrengt und richtete ihren Blick auf das Feld. "Nun gut." Sie wartete ab. Zählte im Kopf noch ein paar Sekunden weiter. "22, 23, 24, 25 ... " Wieder schluckte sie angestrengt. "Ok, los!" Mailyn nickte ihrem Gefährten zu, dann verließ sie in einer stets gebückten Haltung ihre Deckung. Rasch über das Feld ab in ein vertrocknetem Flussbett sah sie unerschrocken umher.
    Kurz musterte sie ihren verbundenen Arm. Sie betete, dass die kommenden Anstrengungen ihren Arm nicht zu sehr belasten würden.


    Zur Abwechslung wehte eine leichte Brise, die mit ihrer kühlen Erfrischung das Gesicht des Mädchens wohltuend abkühlte. Kurz schloss sie die Augen und lehnte sich zurück an die Wand. Kurzzeitig schweiften ihre Gedanken ab. Sie rutschte auf ihren Hintern hinab und ehe sie sich versah, versank sie in Trance und kehrte in eine ihrer Traumwelten ein. . . . .


    Es ist warm. Warm wie an einem taufrischen Frühlingsmorgen. Die Vögel singen ihr Duett und der Wind weht sachte über das vergilbte, goldbraune Gras, sodass es sich der Naturgewalt des Windes beugte. Die Natur spielte eines ihrer lieblichen Konzerte und eine hochgewachsene Frau stand und lauschte in einem roten Seidenkleid mit großen Stiefeln unter einer großen alten Eiche. Der Wind trieb ihr einige Strähnen durcheinander, die die Frau sachte hinter ihr linkes Ohr streifte. Dabei passte sie auf, das ihre rote Mohnblume nicht aus ihrem Haar fiel.
    Sie hatte die Augen geschlossen, spürte wie der Wind auf ihren Wangen tänzelte und erfreute sich über den schönen Tag. Er solle niemals enden, dachte das schwarzhaarige Mädchen mit Sicherheit. Ein Tag wie dieser, solle niemals enden. ...
    Plötzlich war etwas anders. Das Mädchen war verwundert, es presste sich immer weiter an den Baum. Ihr Blick wurde schlagartig traurig, als wüsste sie was geschehen würde. ...
    Die Geräuschkulisse wurde lauter und übertönte nun die Vögel. Schwarze Schatten wichen aus der Krone der alten Eiche und der Frau wurde klar, die Vögel, die ihr liebliches Duett sangen, waren fort.
    Gewehrschüsse, Maschinengewehrsalven und laute Motorengeräusche dominierten nun den Platz. Der Wind fegt nun kräftiger. Er streifte nicht mehr sacht über die lieblichen Wangen, sondern er polterte, tanzte nun im schnelleren Takt, immer wieder, immer kräftiger. Wie Paukenschläge krachen die Äste und schlugen das Laub zusammen. Blutrote Blumen fielen vom Himmel und das Mädchen presste sich so stark an den Baum, sodass sie eins mit ihm wurde. Die Rinde färbte sich schwarz, ihr blutrotes Kleid färbte sich leicht Aschenfarben und wieder schloss sie ihre Augen. Nicht aus Sehnsucht nach der lieblichen Natur die Entschwand, nicht nach dem Leben, das soeben erlosch, nicht nach den Träumen, die das Mädchen hatte. Sie schloss die Augen weil sie nun wusste was passierte.
    Blutige Tränen rannten ihrer Wange hinunter doch schluchzte die stolze Frau nicht. Sie war stark, sie ballte ihre Fäuste. Ein letztes mal bäumte sich ihr rotes Kleid im Aufwind auf, ehe es einen lauten Knall gab. Feuer überrannte das Gebiet und vernichtete alles in unmittelbarer Umgebung.
    Da! Da war ein Licht! Ein Licht so hell wie die Sonne! Selbst das bloße verschließen der Augen schmerzte, da das Licht alles zu durchdringen schien. Eine Druckwelle ließ das Gras noch einmal in Bewegung bringen, bis es unter einer Wucht verbrannte. . ...


    Die Zeit verging. Es war dunkel. Das Mädchen stand noch immer auf der Wiese, unter dem Baum, der nun einem Skelett glich. Sie verweilte noch immer dort und doch wusste sie, dass sie nie wieder verweilen wird. Sie öffnete ihre Hand. Weiße Flocken, Flocken wie Schnee rieselte auf ihr zerzaustes Haupt nieder. Sie wusste das kein Winter war. Sie wusste, dass es kein Schnee war, der vom Himmel rieselte. Sie senkte nun ihr Haupt und Tränen tropften auf die ausgetrocknete, rissige Erde.
    Ihr Kleid hatte längst nicht mehr den Glanz den es hatte. Ihr Haar war längst nicht mehr das schönste und ihre Haut war nicht länger die reinste.
    Schwarzer Ruß und zerfetzte Klamotten spiegelten ihr Selbst wieder.
    Sie wird sich fragen wohin die Vögel flogen. Sie wird sich fragen wohin der Wind gegangen ist. Sie wird sich die Frage stellen ob sie noch einmal dem Konzert der Natur lauschen könnte.
    Das Mädchen mit der roten Blume im Haar setzte sich auf den kargen, verbrannten Boden. Rings um ihr herum war es schwarz. Verwüstung wo das Auge reicht und verbrannte Leute, die ihren Tod kämpften.
    Noch immer sitzt Mailyn auf dieser Stelle und blickt mit einem starren Blick vor sich hin und weiterhin rieselt die leise Asche auf ihr Haupt, als wäre es der Schnee, der die Umgebung langsam weiß färbte.


    Die Frau zuckte zusammen. Sie blinzelte heftig. "W-was?" Kurz sah sie sich um. "Wo ist ... ?" Sie nickte ihrem Gefährten zu. Lass uns weiter zur Akademie. Dort sollten wir sicher sein.


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    >> Roosevelt Akademie

  • >>>Montgomery County Stausee>>>


    Die Gruppe kam in Paradise Falls an. Dir Himmel wandelte sich zu einem dunklen Grau. Es sah aus als würde bald ein Sturm aufziehen. Das erste woran Joss dachte als sie durch das Tor traten, war Pronto. Sie hatte in ihrer Nachricht geschrieben, dass sie nicht wieder Heim kehren würde. Was würde er sagen? Würde er sich freuen, dass sie zurück gekommen war? Oder würde er wütend sein? Die Frau schüttelte den Kopf und legte die Gedanken bei Seite. Vierzig schubste Jake in ihre Richtung. „Es ist dein Fang. Du solltest ihn Jones vorzeigen.“ Joss lief es kalt den Rücken hinab. Dein Fang. Innerlich starrte sie den muskelbepackten Mann wütend an, wirkte äusserlich jedoch neutral. Mit einem Nicken griff sie Jakes Arm und führte ihn in die Richtung des Anführers der Sklavenhändler. Noch immer wagte sie es nicht mit Jake zu sprechen, da viele neugierige Blicke den Neuling musterten.

    „Wen bringst du mir den da, meine Liebe?“ Fragte Eulogy Jones und zog eine Augenbraue hinauf. „Ein Gefangener, einfältig und vorlaut, Sir.“ Sagte Joss ungerührt. Die Schatten die von den Kerzen auf Eulogys Gesicht tanzten, liessen ihn als ein noch gefährlicherer Mann aussehen als sonst. Der Raum in dem sie standen war riesig, und in der Mitte sein kitschiges Bett in Form eines Herzes. In der Zeit in dem Joss‘ Blick im Raum umherstreifte, besah sich Mr. Jones Jake genauer. Er schlich um ihn herum und sah ihm direkt ins Gesicht. Joss rechnete damit das Jake ihn anspucken würde oder etwas derartiges aber er blieb erstaunlich ruhig. „Sperr ihn in die Kiste.“ Der Sklavenanführer nahm etwas Abstand, lies Jake jedoch nicht aus den Augen. „Ich will das er, merkt wer hier das sagen hat.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren marschierte Joss zügig mit Jake zu der berüchtigten Kiste.


    Es war eine zylinderförmige Kammer, in die gerade eine Person passte ohne zu drücken und quetschen. Nachdem Joss die Tür schloss, lehnte sie sich daran und zündete sich eine Zigarette an. Es war kein weiterer Sklavenhändler in Hörweite, und die meisten waren, da der Tag langsam zur Nacht wurde, müde und kümmerten sich nicht mehr um die anderen. „Ich verstehe wenn du mir nun nicht mehr traust.“ Ein abweisendes kurzes Lachen drang aus dem Gefängnis. Joss lächelte und zog an dem Glimmstängel. „Ich hätte auch, statt zurück in die Scheune zu springen, die Fliege machen können und du wärst womöglich trotzdem hier. Mit einem Unterschied.“ Die Frau machte eine Pause. „Keine Rettung.“ Joss überlegte sich eine Möglichkeit, wie sie aus diesem Loch wieder herauskamen. Da die Sklavenhändler, so wie Jones immer noch dachten sie gehöre zu ihnen, dürfte es nicht allzu schwer werden. „Nun, wenn du meine Hilfe willst, bringe ich dich hier wieder raus, ich bin es dir schuldig, andererseits… nun ja es gibt hier genug andere Leute die dein Schicksal gern in die Hand nehmen. Wenn du mir noch einmal vertrauen kannst, denk drüber nach. Ich muss mich inzwischen um etwas kümmern.“ Joss warf den Zigarettenstummel auf den Boden, löste sich von dem Versorgungsbehälter und sagte, bevor sie sich entfernte: „Jetzt darfst du dich beschweren.“


    Joss wusste ihm würde nichts passieren, da sie die neuen Gefangenen immer einen Nacht in die Kiste sperrte, sie hatte also genug Zeit um nachzusehen wie es Pronto ging und einen Fluchtplan vorzubereiten.

  • Jake hörte wie sich ihre Schritte entfernten. Joss hingegen hörte nur das Jake garnichts mehr sagte. Schon nach wenigen Augenblicken war sie ausserhalb der Hörtweite und selbst wenn er noch was gesagt hätte, hätte sie es nicht mehr verstehen können. Jake aber hörte etwas.
    Veinzelte Schritte, in nicht allzuweiter Entfernung und hin und wieder konnte er auch ein flüstern vernehmen. Allerdings musste dieses Flüstern mehrere Meter mindestens entfernt sein, vielleicht auch mehr.


    Da von aussen her keine Beschäftigung zu kommen schien, musste Jake sich mit sich selbst und seiner Situation beschäftigen. Er hätte sich wahnsinnig gerne am Kopf gekratzt. Zum einen weil es ihn juckte, zum anderen half es ihm beim Nachdenken. Diese "Kiste", wie sie dieser Obersklavenhändler nannte, verdiente diesen Ausdruck allerdings eher weniger. Jake kam es eher vor wie ein Sarg. Wobei er sich einen Sarg schon noch etwas gemütlicher vorstellte. Sein Gefängnis verhinderte jedenfalls das Jake den Arm heben konnte, was seinem Juckreiz enorme Abhilfe verschafft hätte. Da er also mit seinen Wehwehchen leben musste fielen seine Gedanken wieder auf Joss. Was hatte das alles überhaupt zu bedeuten? Auf dem Weg ins Sklavenlager war Jake sich sicher das er einfach einer geübten Sklavenhändlerin auf den Leim gegangen ist. Ihre Worte die von ausserhalb der Kiste kamen, schienen aber eine andere Sprache zu sprechen. Es war ein hin und her in Jake´s Kopf.
    "Einfältig hat sie mich genannt!", flüsterte Jake sich selbst zu. Je mehr er sich damit abfand die folgende Nacht in dieser Fischdose zu verbringen, desto mehr musste er ihr Recht geben. Einfältig, naiv und schon ein bisschen dämlich hat er sich angestellt.
    Jake haderte mit seinem Gewissen und seinem Verstand. Sollte er sobald die Tür aufgehen würde einfach angreifen? Das wäre sicherlich ein sehr erfolgreiches Unternehmen. "Ha!". Jake musste über seinen eigenen Sarkasmus lachen. Unbewaffnet gegen ein Sklavenhändler Lager voller mieser Typen mit Waffen. Von Joss mal ganz zu schweigen. Jake war sich sicher das er sie überwältigen könnte. Allerdings war er sich auch sicher das sie, bei so einer Aktion alles dafür tun würde um Jake ihr Schwert bis zum Heft in die Brust zu rammen. Oder sie würde ihn versuchen zu köpfen, wie sie es mit dem Raiderabschaum getan hat.


    Nach einer guten Stunde, die Jake wie gute 2 Wochen vorkamen musste er sich mit dem Gedanken abfinden das er aus dieser Kammer ohne Hilfe nicht rauskommen würde. Eine Zelle, ein Raum. irgendwas mit einer anständigen Tür würde ihm ja schon helfen. In dieser Kiste allerdings blieb nicht mal genug Platz um an irgendwas nützliches heranzukommen. Er würde warten müssen. Warten bis die Sklavenhänder ihn rausholen.
    Wieder machten seine Gedanken einen schnellen Sprung und wieder waren es Joss´ eiskalte Killeraugen die Jake´s Synapsen überanstrengten.
    Konnte er es wirklich wagen und all seine Hoffnung auf diese verräterische Schönheit setzen? Aber welche Wahl hatte er schon?

  • Mit einem vertrauten knarren öffnete sich die Tür des Lock & Load. Als Joss den Laden betrat und den ebenso vertrauten Geruch wahrnahm, sah sie in ein unerwartet fremdes Gesicht. Es war nicht Pronto der wie üblich hinter dem Tresen stand, ein vollkommen anderer Mann säuberte gerade ein Sturmgewehr und sah nun zu Joss auf. „Du musst Joss sein. Ich soll dir ausrichten das Pronto verschwunden ist.“ Die Frau erstarrte innerlich. Verschwunden? Der Mann fuhr fort: „Keiner weiss wo er steckt, ist grundlos abgehauen oder so... Eigentlich solltest du diesen Laden schmeissen.“ Er klang unglücklich über seine aktuelle Arbeit. „ich wäre zu gern wieder draussen auf der Jagd.“ Mit einem seufzen beendete er den Satz. Joss antwortete nicht, isie betrachtete die Holzkiste in ihrer Nähe, als dem Mann dies auffiel, sagte er: „Das sind die Gegenstände die sie dem Neuen abgenommen haben. Weiss nicht was ich damit anfangen soll, werd’s vorerst da stehen lassen.“ Joss überlegte kurz und verliess dann den Laden. Wo war Pronto hin? Ist er sie suchen gegangen? Nun wenn er ohnehin nicht mehr hier war, musste sie sich wohl oder übel später darum kümmern. Nun war Jake an der Reihe. Der Neue Waffenhändler würde wahrscheinlich bald schlafen gehen, es würde kein Problem sein, Jakes Sachen zu beschaffen. Nun musste sie sich nur noch überlegen wie sie ihn unauffällig befreien konnte.


    Joss hörte das gequälte Weinen der Gefangenen, sie bekam davon Gänsehaut. Sie mussten so schnell wie möglich verschwinden. Vielleicht konnte sie es so anzetteln, dass sie Jake so befreite wie das kleine Mädchen vor einiger Zeit. Ein Aufstand wäre auch eine Lösung. Etwas das grosses Aufsehen erregt und den Eingangsbereich unbewacht werden liess. Eine Explosion vielleicht.
    Während sie so darüber nachdachte kam sie Jakes Gefängnis näher. Der Mond war aufgegangen und tauchte die Umgebung in alle möglichen Grautöne. Es wäre klug diese Nacht noch zu verschwinden, wer weiss was die Sklavenhändler morgen mit Jake vorhatten. Diese Überlegung stimmte Joss wütend und traurig zugleich. Jedoch wandte sie sich mit bestimmtem Ton an den Gefangenen. "Und? Hast du darüber nachgedacht?"

  • Seine Augen öffneten sich. Zumindest glaubte Jake das. Es war so oder so stockfinster in seinem Gefängnis. Er hatte Joss gehört. Es musste Joss sein. Wer sonst sollte mit ihm reden. Er überlegte einige Augenblicke bevor er zu einer Antwort ansetzte.
    "Überlegt...überlegt...mhh..ähhh...", murmelte Jake vor sich hin. Was sollte er nun darauf sagen. Es gab eh nur zwei Möglichkeiten. Entweder er würde bei diesen Sklavenhändlern verotten bzw verkauft werden oder Joss würde ihn tatsächlich befreien. Doch was wenn sie ihn nur vom Regen in die Traufe holen würde. Ihr war nicht zu vertrauen.


    Sekunden verstrichen bis es schon fast eine Minute wurde. Jake horchte noch einmal kurz ob sie überhaupt noch da war. Dann räusperte er sich und fing leise und ungewohnt monoton zu sprechen. "Hör zu. Ich weiß nicht was du hier für ein Spiel mit mir spielst, daher kenne ich auch die Regeln nicht. Aber mich beschleicht das ungute Gefühl das ich hier ziemlich in der Scheiße sitze. Ich bin kein Einfaltspinsel...", Jake stockte kurz. "Obwohl doch bin ich, sonst wäre ich nicht hier. Jedenfalls habe ich nicht vor in einer Fischdose wie dieser draufzugehen. Testet ihr so ob neue ein Problem mit engen Räumen haben? Schaut ihr wie lange man hier drin sitzen muss bis man eingeht wie eine Blume? Was auch immer du vorhast oder was auch immer bei dir abgeht, Fakt ist das du am längeren Hebel sitzt. Um genau zu sein habe ich hier drin nicht mal einen Hebel und selbst wenn ich einen hätte würde ich nicht dran kommen weil ich mich nicht bewegen kann. Ich weiß nicht was die Zukunft bringt aber selbige ausserhalb dieser Kiste und weit weg von diesen stolzlosen Banausen zu verbringen wäre sicherlich nicht das schlechteste Los was man ziehen kann.

    Seine Worte klangen immer monotoner und emotionsloser. Joss wußte das Jake normalerweise nicht so emotionslos sprach. Auch wenn die Zwei sich nicht besonders lange kannten bevor die Sklavenhändler kamen. Jake litt in der Dunkelheit, in der Enge und in der Ausweglosigkeit viel viel mehr als er sich eingestehen wollte. Seine Stimmlage verriet ihn. Eine Tatsache über die er sich nicht einmal im klaren war.

  • Jakes verhalten war Joss nicht neu, sie hatte bei vielen Sklaven diese Wandlung bemerkt. Hoffnungslosigkeit. Joss ballte eine Faust. „Jake.“ Die Frau schloss die Augen, kurze schmerzhafte Erinnerungen zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Eingesperrt in einer Holzkiste, bewegungsunfähig, ringsherum kein einziger Freund… „Es tut…“ Joss‘ Stimme zitterte, deshalb brach sie ab, schluckte und begann von vorn. „Nicht mehr lange, und du bist frei.“


    Wütend trat sie in den Sand als sie sich entfernte. Ohne weiter darüber nachzudenken was sie tat und wies sie nun vorgehen würde, schritt Joss rasch zurück ins Lock & Load. Noch immer war der Neue dort, er hörte Three Dog bei seinem täglichen Geplauder mit der Welt zu, während er eine weitere Waffe auseinander nahm um sie zu reinigen. Als sie die Treppe hinunter trat, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, fragte sie sich ob Pronto den Safe-Inhalt mitgenommen hatte. Mit der üblichen Zahlenkombination 4-3-2-9-9-5-1-2 öffnete sich der Safe. Ein Teil war noch vorhanden. All die guten Stücke, die Pronto womöglich nicht mehr tragen konnte steckte Joss in einen Stoffrucksack, der in ihrer Nähe auf einem Stuhl lag. Der Hass auf die Sklavenhändler wuchs mit jeder Sekunde.


    Mit dem vollgestopften Rucksack betrat sie die Toiletten neben den Käfigen, in denen normalerweise die Sklaven gefangen gehalten wurden, sie hatte auch Jakes Gepäck bei sich. Der Neue Ladenbesitzer hatte nichts dagegen, er wusste ohnehin nichts damit anzufangen, und so hatte er eine Aufgabe weniger die zu erledigen war.
    In der letzten Kammer, in der eine zertrümmerte Kloschüssel stand wischte Joss einige der grossen Scherben beiseite und fing an einige Kabel zu verdrahten, und Sprengstoff zusammenzuschnüren. Ein wenig kannte sie sich, dank Pronto, damit aus. Sie steckte den Zünder in die Tasche und verlies die Toiletten.


    Vor der mickrigen Krankenstation blickte sich Joss noch einmal um bevor sie sie betrat. Hoffentlich hatte sie kein Aufsehen erregt, durch ihr Hecktisches umhergehen. Die Abstellkammer war genau der richtige Ort. Der Doc schlief bereits und zurzeit waren keine Verletzten anwesend. Wieder machte sie dasselbe wie in der Toilette und steckte anschliessend den zweiten Zünder in die Tasche. Im kleinen Arzneischränkchen in der Kammer, lagen ein paar Verbände und Hilfsmittel die Joss einsteckte, bevor sie sich zu ihrem letzten Ziel begab.


    Es musste kurz vor Mitternacht sein. Der schwierigste Teil kam nun. Eulogy Jones‘ Haus. Joss musste sichergehen das so viele Sklavenhändler wie möglich beschäftigt wurden. Ausserdem brauchte sie den Schlüssel für die Kiste.
    Leise öffnete Joss die Tür zu Jones Haus. Ihre Stiefel machten keinen Mucks auf den Fliesen. Zum Glück war Eulogy ein Freund von Kerzenlicht. So viel es ihr nicht schwer im Dunkeln zu bleiben. Der Boss der Sklavenhändler schlief noch nicht. Angewidert rümpfte Joss die Nase und versuchte sich einzig auf ihre nächsten Schritte zu konzentrieren, während Jones es mit seiner persönlichen Sklavin in seinem enormen Herzbett trieb, und das nicht leise. Es schüttelte Joss am ganzen Leib, so etwas wäre ihr lieber erspart geblieben.
    Sie hatte den riesigen Raum durchquert und schlich nun die Treppe hinauf. „Was suchst du hier?“ Joss erstarrte augenblicklich. Sie war an einem Raum vorbei gegangen. Alles war ruhig, doch nun stand ein Sklavenhändler hinter ihr. Langsam drehte sie sich um. Er hatte keine Waffe auf sie gerichtet, dennoch musste sie ihn los werden. „Ich brauche den Schlüssel für die Kiste. Sagte Joss wahrheitsgemäss. Der Mann zog eine Augenbraue nach oben, damit hatte er nicht gerechnet. Bevor er nachfragen konnte wofür, stürmte Joss auf ihn los, machte einen Schritt hinter ihn und ehe er sich auch nur umdrehen oder zur Wehr setzten konnte, drückte sie ihm eine Hand auf den Mund und richtetet mit der anderen ihr Messer auf ihn. „Und du wirst mir nicht im Weg stehen. Ich warne dich, wenn du schreist, schlitz ich dich ohne zu zögern auf.“
    Nachdem sie sich seiner entledigt hatte, kurz und leise, den Leichnam im Raum aus dem er gekommen war verstaut, machte sie sich weiter auf die Suche nach dem Schlüssel. Kurze Zeit später fand sie ihn im Gang in einem Schlüsselkästchen hängen. Eine Tür weiter war ein weiteres Schlafzimmer in der sie ihre letzten Sprengkörper legte.
    Das hinausgelangen verlief genau so reibungslos wie das hineinkommen. Im Dunkeln an die Wand gepresst mit den Schreien der Sklavin im Ohr. Widerlich.


    „Jake. Bist du bereit hier raus zu kommen?“ Joss hatte erneut die enge Zelle erreicht. „Wir haben nicht viel Zeit, ich rate dir, dich an mich zu halten. Wenn alles nach Plan verläuft, haben wir dieses Loch hinter uns gelassen, noch bevor es einer mitkriegt.“ Joss sprach leicht aufgeregt, was so gar nicht ihre Art war, aber es war ihr erster Ausbruchsversuch mit einem Knall. In einer anderen Situation hätte sie versucht hinaus zu schleichen. Der Rucksack lag vor ihr auf dem Boden, eine Hand umfasste darin einen Zünder, in der andern hielt sie den Schlüssel. Joss wartete nur noch auf Jakes Zeichen. „Komm schon, vertrau mir, nur noch ein einziges Mal.“ Dachte sie.

  • "Eigentlich find ich es mittlerweile ganz gemütlich hier weißt du...hab mir ein paar Bilder aufgehangen und sowas!" Woher Jake die Kraft für diese humoristische Einlage nahm wußte er selbst nicht so ganz genau. "Natürlich bin ich bereit. Wir können ja mal tauschen und ich sperr dich in diese Kiste. Mal sehen wie lange du brauchst, bist du bereit bist herauszukommen!"
    Joss zuckte zusammen. Wieder flimmerten die Bilder aus ihrer Vergangenheit vor ihren Augen.
    Hätte Jake gewußt, welchen Gedanken er damit in Joss Kopf auslösen würde, hätte er es sich bestimmt verkniffen. Ahnungslos wie er aber war "sprang" er kopfüber in dieses Fettnäpfchen. Nachdem einige Sekunden niemand irgendetwas sagte war er sich nicht mehr sicher ob sie überhaupt noch da war. "Joss? Bist du noch da? Hör zu, ich will hier raus und zwar schnell. Wenn du es tatsächlich ernst gemeint hast dann lass uns hier verschwinden." Wieder vergingen Sekunden der Stille. Jake war sich nun sicher das er irgendwas falsches gesagt hatte."Joss?", whisperte Jake nochmal.


    Dann klickte das Schloss und die Tür seines Verließes ging auf. Der lauwarme Windstoß kam Jake genau recht um seine der-stickigen-Luft-überdrüssige Lunge mit frischen O² aufzutanken. Er atmete mehrere Male tief ein und aus. Dann fiel sein Blick auf Joss. Sie stand über ihn gebeugt dort und ihre braunen Augen verrieten wieder einmal nur eins: NICHTS!
    Jake rappelte sich auf und verließ diese gottverdamte Kiste. Mit einem vielfach geübten Rundumblick konnte er erfassen das sich niemand in Sichtweite befand. Dann wanderte sein Blick wieder zu Joss. Sie blickte zurück und auch wenn ihre Augen ihm keinerlei Emotionen offenbarten so hatte er doch das Gefühl das irgendwas hinter ihrer Stirn vorging.
    Seine Überlegungen wurden jedoch jäh von einem anderen Gedanken gestört. Warum zur Hölle kümmerte es ihn überhaupt was mit Joss war. Wenn er klug war würde er sich einfach aus dem Staub machen. Doch irgendwas in ihm konnte sich Joss´Anziehungskraft nicht entziehen.
    "Alles in Ordnung? Wenn ich vorhin irgendwas gesagt habe wa....", doch Jake wurde von ihr unterbrochen. "Hier sind deine Waffen und alles andere was du bei dir hattest!", sagte sie leise aber bestimmend.


    Jake rüstete sich hektisch aus und nach einer halben Minute war alles wieder dort wo es zu sein hatte. Joss hockte nun neben der Kiste aus der sie Jake befreit hatte und wühlte in ihrem Rucksack herum. "Was hast du nun vor?", fragte Jake sie. Doch statt einer Antwort schaute sie nur kurz hoch zu ihm, dann zog sie ihren Arm aus dem Rucksack heraus. In ihrer Hand konnte Jake etwas erkennen das einem Zünder verboten ähnlich sah. "Sollte ich in Deckun.....", doch Jake konnte seinen Satz nicht beenden. Joss hatte den Zünder betätigt und mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte das Toilettenhaus. Jake konnte die wohlige Wärme des Feuerballs in seinem Gesicht spüren. Grade als er sein Wort wieder an Joss richten wollte sprang diese auf. Sie packte Jake am Arm und zerrte ihn hinter das nächste Gebäude, einige Meter von Jake´s Kiste entfernt.


    Paradise Falls war in Aufruhr. Überall im Lager hallten befehlende und angsterfüllte Schreie durcheinander. Joss schaute immer wieder in die Richtung des Toilettenhäuschens. Dann warf sie den Zünder einfach achtlos in den Staub und zog einen weiteren aus ihrer Jackentasche. Wieder drückte sie ab und ein zweites Gebäude das Jake nicht eindeutig identifizieren konnte wurde bis in die Grundmauern erschüttert. Flammenbälle erhellten die Nacht und das Chaos schien von Augenblick zu Augenblick zu wachsen. "Wollen wir nicht langsam verschwinden?", entfuhr es Jake der fasziniert und beunruhigt das wachsende Aufkommen der Sklavenhändler beobachtete.
    "Wir müssen auf den richtigen Moment warten!", zischte Joss zurück.
    "Genau der ist hiermit gekommen!"
    , hörte Joss.Sie drehte sich verwirrt zu Jake. Warum redete er so komisch? Ein Blitzgewitter fuhr durch Joss Körper. Es war nicht Jake der gesprochen hatte. Sondern ein Sklavenhändler. Er hatte Jake von hinten gepackt und drückte ein Messer an seine Kehle. "Eine falsche Bewegung und er ist tot! Ich weiß nicht was hier vor sich geht aber du bist Jones eine ausführliche Erklärung schuldig", nuschelte der Planzerstörer. Ihr Blick wich nun zwischen dem Sklavenhänder und Jake hin und her. Auch wenn ihre Mimik es nicht verriet musste sie sich doch wundern. Jake grinste. Er grinste breit und amüsiert. Er schien das für einen urkomischen Scherz zu halten mit dem er und dieser Typ Joss hereinlegten. Doch wenn für einen Scherz drückte der Störenfried sein Messer etwas zu heftig an Jake´s Hals. Ein einzelner Blutstropfen suchte sich bereits seinen Weg die Klinge entlang. Dann ertönte Jake´s Stimme wieder.
    "Lass mich bitte nicht wieder hängen!" Und mit einer blitzartigen Bewegung hatte Jake den Sklavenhändler am Arm gepackt, sich unter ihm hindurchgedreht und konnte das Handgelenk des Mannes nun unnatürlich weit drehen. Eine von vielen Nahkampftechniken die Jake sich von seinem Onkel abgeschaut hatte. Der Sklavenhändler musste sich unter Schmerzen nach vornebeugen und als hätten die beiden es geplant schritt nun auch Joss wieder zur Tat. Mit einem beherzten Tritt direkt ins Gesicht knockte sie den Sklavenhändler aus.


    Die Blicke der beiden trafen sich wieder und für einen Moment schien alles um sie herum still zu werden. Es war als hätte jemand die Zeit angehalten. Jakes Gedanken überschlugen sie wieder. Was war hier nun los? Es war nicht so das er Joss´weiblichen Reizen machtlos erlegen wäre. Nicht das sie keine gehabt hätte. Aber ihre kühle zurückhaltende Natur, lud einen Mann nun auch nicht direkt ein. Jake konnte nicht sagen warum aber irgendwie spürte er eine Verbindung zu ihr. Joss löste ihren Blick zu erst. Dann schaute sie wieder auf das rege Treiben im Sklavenlager. Einige Männer brachten Wassereimer um die Brände zu löschen und generell herrschte ein einziges Durcheinander.
    "Ich glaub es kommen noch zwei Männer!", flüsterte Joss und drehte sich wieder zu Jake um. Der war aber nicht mehr da. Mehrmals drehte sie sich um und suchte mit ihrem Blick jeden Winkel ab. Nichts. Jake war verschwunden. Doch ehe sie sich Gedanken machen konnte wie sehr sie nun in der Scheiße stecken würde, kamen auch schon zwei weitere Sklavenhändler. Es waren Vierzigs Männer.
    "Joss! Was machst du hier?", raunzte der größere der beiden. Doch statt in ihrem Gesicht nach einer Antwort zu suchen wandert sein Blick auf ihre Hand. Die Hand in der noch immer einer der drei Zünder war. Seine Augen weiteten sich und es konnte nicht mehr lange dauern bis auch der andere es verstehen würde. "Geh und hol Jones!" flüsterte der Große nun dem anderen zu. Unfassbarkeit war in seiner Stimme zu hören.


    Grade als sich sein Begleiter auf den Weg zu Jones machen wollte, zuckte irgendwas in Joss´Augenwinkel. Etwas flog vom ca.3 Meter hohen Dach auf die beiden Männer zu und mit einem dumpfen Aufschlag gingen die beiden plus der Flugkörper zu Boden. Einige Moment später begriff Joss das der Flugkörper Jake war. Er hatte sich mit seinem und dem Messer des ersten Sklavenhändler vom Dach gestürzt und noch vor der Landung auf dem Boden beide Messer in den Köpfen der Sklavenhändler versenkt. Sein eigenes zog er wieder heraus und wischte es zügig am Sklavenhändler ab. Nachdem er die Tatwaffe wieder in seinem Stiefel verstaut hatte blickte er wieder zu Joss.
    "Wir sollten wirklick langsam abhauen, sonst war dein Ablenkungsmanöver völlig umsonst! Sofern mich hier herauszubringen wirklich deine wahren Absichten sind!" Wieder hatte der rationale Teil in Jake Überhand genommen und schon als die Worte seinen Mund verließen tat es ihm Leid. Joss stellte hier ihr Leben aufs Spiel um ihn zu retten. Hatte er vor einigen Stunden noch seine Zweifel, so waren die Explosionen und die Tatsache das er nicht in einer Kiste eingesperrt war Beweis genug.


    Joss nickte kurz und kramte dann wieder in einer Jackentasche. Sie holte noch einen Zünder hervor und warf ihn Jake zu. Der hatte seine Probleme diesen kleinen schwarzen Gegenstand bei Nacht überhaupt zu erkennen, aber etwas unbeholfen gelang es ihm das gute Stück zu fangen. "Okay, es sind noch ca. 100 Meter bis zum Hauptor. Bei der Hälfte des Weges zündest du. Das Tor sollte spätestens dann frei sein." , flüsterte Joss. Dann fing sie an zu Rennen. Jake versuchte mitzuhalten aber die Zeit in der Kiste waren nicht grade förderlich für seine Beweglichkeit. Von dem Stuntsprung vom Dach mal ganz zu schweigen. Es waren vielleicht 10 Meter Abstand zwischen beiden. Joss wählte die äusserste Route und nach einigen Momenten glaubte Jake sie zu hören. "Jetzt!" Jake betätigte den Zünder und wieder einmal tauchte ein riesiger Feuerball das Sklavenlager in angenehmes Lagerfeuerlicht. Der Hitzeschwall reichte bis zu den beiden Flüchtigen hin. Dann endlich kam das Tor in Sicht. Unbewacht. Jake konnte es nicht fassen. Joss und er sprinteten so gut es ging dem dunklen Horizont entgegen.


    Nach guten 10 Minuten schienen beide am Ende ihrer Kräfte zu sein. Paradise Falls war nicht mehr zu sehen. Jake hatte keine Ahnung wo sie waren. Wie auch. Er und seine Familie hatten Washington als er ein Kind war verlassen. Davon mal abgesehen das Jake nichtmal wußte das er wieder in seiner Heimatgegend war. Er ließ sich hinter einem großen Felsen in die Knie sinken und schnappte nach Luft.
    Auch Joss war erschöpft und stemmte beide Hände auf die Oberschenkel während sie versuchte ihre Atmung zu kontrollieren.
    Der Kontrollversuch der Atmung wurde allerdings von einem nur allzu bekannten Klicken unterbrochen. Sie schaute zu Jake. Der hatte eine MP gezogen und richtete sie auf Joss. Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde lud sich die Atmosphäre mit einer fast schon schmerzenden Spannung auf. Dann ließ Jake die Waffe sinken und grinste.
    "War nur Spaß! Aber ernsthaft...du hast mich in dieses Höllenloch rein gebracht und wieder rausgeholt. Wer bist du? Warum hast du mich befreit? Du gehörst doch zu denen oder? Ich wäre dir einfach nur dankbar wenn du mich aufklärst. Ich kann nämlich grade nicht mehr so richtig weitergehen. Ich muss etwas pausieren und ich finde in dieser Zeit könntest du mir sagen was das alles zu bedeuten hat? Jake steckte seine MP wieder in den Gurt und setzt sich nun ganz auf den Boden und atmete schwerfällig.

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