Beiträge von JoJo

    >>>Paradise Falls >>>


    Die Flucht war anstrengender als erwartet, doch bald schon konnte Joss wieder normal atmen. Als Jake die Waffe auf sie richtete, spielten sich in ihrem Kopf sofort alle möglichen Optionen die sie hatte ab, um nicht er schossen zu werden. Sie zuckte misstrauisch mit den Augen als er sagte: "War nur Spass“ Dann richtete Joss sich auf, verschränkte die Arme und lies Jake weiterreden. "Aber ernsthaft...du hast mich in dieses Höllenloch rein gebracht und wieder rausgeholt. Wer bist du?“ Joss dachte: „ehemalige Sklavenhändlerin aus Paradise Falls…“"Warum hast du mich befreit?“ „weil du wegen mir da rein geraten bist“ „Du gehörst doch zu denen oder?"„Nein.“ „Ich wäre dir einfach nur dankbar wenn du mich aufklärst. Ich kann nämlich grade nicht mehr so richtig weitergehen. Ich muss etwas pausieren und ich finde in dieser Zeit könntest du mir sagen was das alles zu bedeuten hat?"
    Jake erwartete eine ehrliche Antwort, nun Joss war sprach nicht oft über sich und wusste auch nicht wie viel sie ihm, den sie erst einige Stunden kannte, anvertrauen konnte. Joss fischte ihre letzte Zigarette aus der Packung und zündete sie an. Nach einem genussvollen Zug sagte sie. „Du sagst es doch bereits, du bist da versehentlich mit rein geraten, und ich hab dir geholfen wieder zu fliehen. Das war’s, mehr gibt’s nicht zu sagen.“ Joss drehte Jake den Rücken zu und ging zwei drei Schritte. In der Ferne sah sie zwei Gestalten durch das Ödland ziehen. Es schienen gewöhnliche Wanderer zu sein, deshalb schenkte sie ihnen keine weitere Beachtung. Die Frau fragte sich ob die Sklavenhändler nach ihr suchen würden, oder ob in dem Trubel niemand, der noch lebte, bemerkt hatte, dass sie Jake zur Fluch geholfen hatte. "Vierzig und seine Männer hätten dich in der Scheune sowieso eingefangen. Eigentlich war es Glück, dass ich dort war. Wie auch immer.“ Joss drehte sich wieder zu Jake, der sich mittlerweile etwas erholt hatte. Sie hatte nun ein Ziel, Pronto finden und den Sklavenhändlern fern bleiben. „Und wohin gehst du nun?“ Jake sah nicht besonders gesund aus, obwohl es dunkel war, sah sie es ihm an seiner Haltung an. Ihr war das Jet in der Kiste für beschlagnahmten Kram aufgefallen, möglich dass es ihm danach trichterte, aber sie konnte sich auch irren, schliesslich war sie kein Arzt und seine Probleme gingen sie nichts an. Dennoch schlug sie ihm vor: "Irgendwo hier ist eine kleine Stadt, Megaton. Es wäre vielleicht besser wenn wir uns an einem sicheren Ort, von diesem Trip erholen.“ Joss wusste nicht wieso, aber irgendetwas in ihr konnte es nicht ertragen das dieser junge Kerl litt.

    Jakes verhalten war Joss nicht neu, sie hatte bei vielen Sklaven diese Wandlung bemerkt. Hoffnungslosigkeit. Joss ballte eine Faust. „Jake.“ Die Frau schloss die Augen, kurze schmerzhafte Erinnerungen zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Eingesperrt in einer Holzkiste, bewegungsunfähig, ringsherum kein einziger Freund… „Es tut…“ Joss‘ Stimme zitterte, deshalb brach sie ab, schluckte und begann von vorn. „Nicht mehr lange, und du bist frei.“


    Wütend trat sie in den Sand als sie sich entfernte. Ohne weiter darüber nachzudenken was sie tat und wies sie nun vorgehen würde, schritt Joss rasch zurück ins Lock & Load. Noch immer war der Neue dort, er hörte Three Dog bei seinem täglichen Geplauder mit der Welt zu, während er eine weitere Waffe auseinander nahm um sie zu reinigen. Als sie die Treppe hinunter trat, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, fragte sie sich ob Pronto den Safe-Inhalt mitgenommen hatte. Mit der üblichen Zahlenkombination 4-3-2-9-9-5-1-2 öffnete sich der Safe. Ein Teil war noch vorhanden. All die guten Stücke, die Pronto womöglich nicht mehr tragen konnte steckte Joss in einen Stoffrucksack, der in ihrer Nähe auf einem Stuhl lag. Der Hass auf die Sklavenhändler wuchs mit jeder Sekunde.


    Mit dem vollgestopften Rucksack betrat sie die Toiletten neben den Käfigen, in denen normalerweise die Sklaven gefangen gehalten wurden, sie hatte auch Jakes Gepäck bei sich. Der Neue Ladenbesitzer hatte nichts dagegen, er wusste ohnehin nichts damit anzufangen, und so hatte er eine Aufgabe weniger die zu erledigen war.
    In der letzten Kammer, in der eine zertrümmerte Kloschüssel stand wischte Joss einige der grossen Scherben beiseite und fing an einige Kabel zu verdrahten, und Sprengstoff zusammenzuschnüren. Ein wenig kannte sie sich, dank Pronto, damit aus. Sie steckte den Zünder in die Tasche und verlies die Toiletten.


    Vor der mickrigen Krankenstation blickte sich Joss noch einmal um bevor sie sie betrat. Hoffentlich hatte sie kein Aufsehen erregt, durch ihr Hecktisches umhergehen. Die Abstellkammer war genau der richtige Ort. Der Doc schlief bereits und zurzeit waren keine Verletzten anwesend. Wieder machte sie dasselbe wie in der Toilette und steckte anschliessend den zweiten Zünder in die Tasche. Im kleinen Arzneischränkchen in der Kammer, lagen ein paar Verbände und Hilfsmittel die Joss einsteckte, bevor sie sich zu ihrem letzten Ziel begab.


    Es musste kurz vor Mitternacht sein. Der schwierigste Teil kam nun. Eulogy Jones‘ Haus. Joss musste sichergehen das so viele Sklavenhändler wie möglich beschäftigt wurden. Ausserdem brauchte sie den Schlüssel für die Kiste.
    Leise öffnete Joss die Tür zu Jones Haus. Ihre Stiefel machten keinen Mucks auf den Fliesen. Zum Glück war Eulogy ein Freund von Kerzenlicht. So viel es ihr nicht schwer im Dunkeln zu bleiben. Der Boss der Sklavenhändler schlief noch nicht. Angewidert rümpfte Joss die Nase und versuchte sich einzig auf ihre nächsten Schritte zu konzentrieren, während Jones es mit seiner persönlichen Sklavin in seinem enormen Herzbett trieb, und das nicht leise. Es schüttelte Joss am ganzen Leib, so etwas wäre ihr lieber erspart geblieben.
    Sie hatte den riesigen Raum durchquert und schlich nun die Treppe hinauf. „Was suchst du hier?“ Joss erstarrte augenblicklich. Sie war an einem Raum vorbei gegangen. Alles war ruhig, doch nun stand ein Sklavenhändler hinter ihr. Langsam drehte sie sich um. Er hatte keine Waffe auf sie gerichtet, dennoch musste sie ihn los werden. „Ich brauche den Schlüssel für die Kiste. Sagte Joss wahrheitsgemäss. Der Mann zog eine Augenbraue nach oben, damit hatte er nicht gerechnet. Bevor er nachfragen konnte wofür, stürmte Joss auf ihn los, machte einen Schritt hinter ihn und ehe er sich auch nur umdrehen oder zur Wehr setzten konnte, drückte sie ihm eine Hand auf den Mund und richtetet mit der anderen ihr Messer auf ihn. „Und du wirst mir nicht im Weg stehen. Ich warne dich, wenn du schreist, schlitz ich dich ohne zu zögern auf.“
    Nachdem sie sich seiner entledigt hatte, kurz und leise, den Leichnam im Raum aus dem er gekommen war verstaut, machte sie sich weiter auf die Suche nach dem Schlüssel. Kurze Zeit später fand sie ihn im Gang in einem Schlüsselkästchen hängen. Eine Tür weiter war ein weiteres Schlafzimmer in der sie ihre letzten Sprengkörper legte.
    Das hinausgelangen verlief genau so reibungslos wie das hineinkommen. Im Dunkeln an die Wand gepresst mit den Schreien der Sklavin im Ohr. Widerlich.


    „Jake. Bist du bereit hier raus zu kommen?“ Joss hatte erneut die enge Zelle erreicht. „Wir haben nicht viel Zeit, ich rate dir, dich an mich zu halten. Wenn alles nach Plan verläuft, haben wir dieses Loch hinter uns gelassen, noch bevor es einer mitkriegt.“ Joss sprach leicht aufgeregt, was so gar nicht ihre Art war, aber es war ihr erster Ausbruchsversuch mit einem Knall. In einer anderen Situation hätte sie versucht hinaus zu schleichen. Der Rucksack lag vor ihr auf dem Boden, eine Hand umfasste darin einen Zünder, in der andern hielt sie den Schlüssel. Joss wartete nur noch auf Jakes Zeichen. „Komm schon, vertrau mir, nur noch ein einziges Mal.“ Dachte sie.

    Mit einem vertrauten knarren öffnete sich die Tür des Lock & Load. Als Joss den Laden betrat und den ebenso vertrauten Geruch wahrnahm, sah sie in ein unerwartet fremdes Gesicht. Es war nicht Pronto der wie üblich hinter dem Tresen stand, ein vollkommen anderer Mann säuberte gerade ein Sturmgewehr und sah nun zu Joss auf. „Du musst Joss sein. Ich soll dir ausrichten das Pronto verschwunden ist.“ Die Frau erstarrte innerlich. Verschwunden? Der Mann fuhr fort: „Keiner weiss wo er steckt, ist grundlos abgehauen oder so... Eigentlich solltest du diesen Laden schmeissen.“ Er klang unglücklich über seine aktuelle Arbeit. „ich wäre zu gern wieder draussen auf der Jagd.“ Mit einem seufzen beendete er den Satz. Joss antwortete nicht, isie betrachtete die Holzkiste in ihrer Nähe, als dem Mann dies auffiel, sagte er: „Das sind die Gegenstände die sie dem Neuen abgenommen haben. Weiss nicht was ich damit anfangen soll, werd’s vorerst da stehen lassen.“ Joss überlegte kurz und verliess dann den Laden. Wo war Pronto hin? Ist er sie suchen gegangen? Nun wenn er ohnehin nicht mehr hier war, musste sie sich wohl oder übel später darum kümmern. Nun war Jake an der Reihe. Der Neue Waffenhändler würde wahrscheinlich bald schlafen gehen, es würde kein Problem sein, Jakes Sachen zu beschaffen. Nun musste sie sich nur noch überlegen wie sie ihn unauffällig befreien konnte.


    Joss hörte das gequälte Weinen der Gefangenen, sie bekam davon Gänsehaut. Sie mussten so schnell wie möglich verschwinden. Vielleicht konnte sie es so anzetteln, dass sie Jake so befreite wie das kleine Mädchen vor einiger Zeit. Ein Aufstand wäre auch eine Lösung. Etwas das grosses Aufsehen erregt und den Eingangsbereich unbewacht werden liess. Eine Explosion vielleicht.
    Während sie so darüber nachdachte kam sie Jakes Gefängnis näher. Der Mond war aufgegangen und tauchte die Umgebung in alle möglichen Grautöne. Es wäre klug diese Nacht noch zu verschwinden, wer weiss was die Sklavenhändler morgen mit Jake vorhatten. Diese Überlegung stimmte Joss wütend und traurig zugleich. Jedoch wandte sie sich mit bestimmtem Ton an den Gefangenen. "Und? Hast du darüber nachgedacht?"

    >>>Montgomery County Stausee>>>


    Die Gruppe kam in Paradise Falls an. Dir Himmel wandelte sich zu einem dunklen Grau. Es sah aus als würde bald ein Sturm aufziehen. Das erste woran Joss dachte als sie durch das Tor traten, war Pronto. Sie hatte in ihrer Nachricht geschrieben, dass sie nicht wieder Heim kehren würde. Was würde er sagen? Würde er sich freuen, dass sie zurück gekommen war? Oder würde er wütend sein? Die Frau schüttelte den Kopf und legte die Gedanken bei Seite. Vierzig schubste Jake in ihre Richtung. „Es ist dein Fang. Du solltest ihn Jones vorzeigen.“ Joss lief es kalt den Rücken hinab. Dein Fang. Innerlich starrte sie den muskelbepackten Mann wütend an, wirkte äusserlich jedoch neutral. Mit einem Nicken griff sie Jakes Arm und führte ihn in die Richtung des Anführers der Sklavenhändler. Noch immer wagte sie es nicht mit Jake zu sprechen, da viele neugierige Blicke den Neuling musterten.

    „Wen bringst du mir den da, meine Liebe?“ Fragte Eulogy Jones und zog eine Augenbraue hinauf. „Ein Gefangener, einfältig und vorlaut, Sir.“ Sagte Joss ungerührt. Die Schatten die von den Kerzen auf Eulogys Gesicht tanzten, liessen ihn als ein noch gefährlicherer Mann aussehen als sonst. Der Raum in dem sie standen war riesig, und in der Mitte sein kitschiges Bett in Form eines Herzes. In der Zeit in dem Joss‘ Blick im Raum umherstreifte, besah sich Mr. Jones Jake genauer. Er schlich um ihn herum und sah ihm direkt ins Gesicht. Joss rechnete damit das Jake ihn anspucken würde oder etwas derartiges aber er blieb erstaunlich ruhig. „Sperr ihn in die Kiste.“ Der Sklavenanführer nahm etwas Abstand, lies Jake jedoch nicht aus den Augen. „Ich will das er, merkt wer hier das sagen hat.“ Ohne ein weiteres Wort zu verlieren marschierte Joss zügig mit Jake zu der berüchtigten Kiste.


    Es war eine zylinderförmige Kammer, in die gerade eine Person passte ohne zu drücken und quetschen. Nachdem Joss die Tür schloss, lehnte sie sich daran und zündete sich eine Zigarette an. Es war kein weiterer Sklavenhändler in Hörweite, und die meisten waren, da der Tag langsam zur Nacht wurde, müde und kümmerten sich nicht mehr um die anderen. „Ich verstehe wenn du mir nun nicht mehr traust.“ Ein abweisendes kurzes Lachen drang aus dem Gefängnis. Joss lächelte und zog an dem Glimmstängel. „Ich hätte auch, statt zurück in die Scheune zu springen, die Fliege machen können und du wärst womöglich trotzdem hier. Mit einem Unterschied.“ Die Frau machte eine Pause. „Keine Rettung.“ Joss überlegte sich eine Möglichkeit, wie sie aus diesem Loch wieder herauskamen. Da die Sklavenhändler, so wie Jones immer noch dachten sie gehöre zu ihnen, dürfte es nicht allzu schwer werden. „Nun, wenn du meine Hilfe willst, bringe ich dich hier wieder raus, ich bin es dir schuldig, andererseits… nun ja es gibt hier genug andere Leute die dein Schicksal gern in die Hand nehmen. Wenn du mir noch einmal vertrauen kannst, denk drüber nach. Ich muss mich inzwischen um etwas kümmern.“ Joss warf den Zigarettenstummel auf den Boden, löste sich von dem Versorgungsbehälter und sagte, bevor sie sich entfernte: „Jetzt darfst du dich beschweren.“


    Joss wusste ihm würde nichts passieren, da sie die neuen Gefangenen immer einen Nacht in die Kiste sperrte, sie hatte also genug Zeit um nachzusehen wie es Pronto ging und einen Fluchtplan vorzubereiten.

    Ein Scherzkeks. Joss konnte nicht leugnen, dass ihr das an ihm nicht gefiel. Aber sie behielt ihren neutralen Gesichtsausdruck und beendete das Säubern ihres Schwertes.


    Als es draussen anfing laut zu werden richtete die Frau sich sofort auf. Jake besah sich das Geschehen und erklärte das es sich um fünf weitere Raider handelte. Ohne ein Wort schaltete er mit präzisen Schüssen einen davon aus. "Korrigiere, 4 weitere Raider die nun wütend auf die Scheune zustürmen, soweit ich sehen kann hat nur einer eine Schusswaffe!" Noch mehr Abschaum ohne grosse Feuerkraft. Das wird ein Spass. Joss sah sich in der Scheune um und erblickte ein Fenster. Das Glas war längst nicht mehr in der Fassung. Sie sah zu Jake. „Ich lenk sie ab, kannst du dafür sorgen das mir der Typ mit der Schusswaffe nicht den Tag vermiest?“ Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, rannte Joss auch schon auf das Fenster zu und sprang heraus. Sie gewann etwas Abstand von der Scheune und wurde auch schon von den Raiders entdeckt. Sie kamen schnell und laut näher, bis auf den Kerl mit der Knarre. Er fing an zu zielen und würde jeden Augenblick abdrücken, als es ihn plötzlich umwarf und er in die Luft feuerte. Joss‘ Schutzengel war also nicht von gestern. Die anderen zwei Raider versuchten einen Bogen um sie zu machen, während der Dritte gerade Wegs auf sie zu stürmte. Seine Waffe war ein Brett, mit einigen Nägeln drin. Lächerlich. Joss zog ihr Schwert, machte ein paar Schritte auf ihn zu und wuchtete es, bevor er zuschlagen konnte, in seine Brust. Der nächste kam von der Seite, ohne zu zögern sprang Joss nach vorn und rollte sich im Sand ab. Der Raider schlug zu, traf mit seinem Schläger aber nur seinen toten Freund in den Bauch. Zum aufrichten blieb dem Feind aber keine Zeit mehr. Aus der Richtung des Scheunenfensters erklangen Schüsse. Der Raider fiel blutend auf den Rücken. Joss sah zum Fenster. Jake hatte sich dort in Position gebracht und grinste ihr schelmisch zu.
    Nun war nur noch einer übrig. Joss‘ Schwert steckte noch in der Brust des Raiders vor ihr. Der Letzte hatte ein verbogenes Rohr. Der nicht verkennbare Gestank dieser Menschen… nein, Monster stieg der Frau in die Nase. Mit verachtendem Blick starrte sie den übrigen Raider an. Er grinste und entblösste seine Zähne. Geifer lief ihm über die Lippen. Dann lies er das Rohr fallen und zog aus der Jackentasche eine 9 Millimeter Pistole. Dies geschah nicht langsam, der Frau blieb keine Zeit mehr. Sie machte sich darauf gefasst, getroffen zu werden. Auf einmal viel dem Raider die Waffe aus der Hand. Mit einem Schmerzensschrei zog er seine blutende Hand zurück. Augenblicklich nutzte Joss die Gelegenheit, zog ihren rechten Revolver und beendete das Leben eines weiteren Mistkerls. Das hatte sie Jake zu verdanken. Nun war es still. Der Wind wehte noch immer. Joss zog ihre Waffe aus dem Raider und sah sich um. Aus der Ferne kamen Leute näher. Die Brünette kniff die Augen zusammen. Sklavenhändler. Sie fragte sich ob sie die Toten schon gefunden hatten und nun auf der Suche nach ihr waren. Sie kamen schnell näher. Joss lief auf das Fenster zu und sprang hinein. „Gute Arbeit.“ Sagte sie zu Jake. Sie blieb beim Fenster damit ihr neuer Freund nicht hinaus sah. Es würde nicht mehr lange dauern bis die Sklavenhändler durch die Vordertür platzten.
    Es knallte als die Tür an die Scheunenwand krachte. Jake wirbelte herum. Joss ergriff den Augenblick des Schreckens und ergriff seine Handgelenke. „He, Moment mal!“ rief Jake und versuchte sich zu befreien. Doch Joss hatte gerade noch genug Kraft ihn festzuhalten. Schwer bewaffnet traten die Männer in das Innere der Scheune. Einer von ihnen, er hatte die Waffe nicht gezogen, trat vor. Es war Vierzig. Jones hatte ihm den Spitznamen gegeben weil er einst genau vierzig Männer getötet hatte. „Joss?!“ Seine Stimme klang überrascht. „Jetzt bist du mir eine Erklärung schuldig!“ Er machte eine Handbewegung in ihre Richtung. „Nehmt ihr den Kerl ab.“ Einer der muskelbepackten Männer steckte die Waffe weg und zerrte Jake grob zu sich. Joss‘ Mimik blieb unverändert. „Nun, ich höre. Was ist mit meinen Männern passiert?“ sagte der Anführer der Truppe. Joss blieb ruhig. Sie zeigte auf Jake. „Er hat sie getötet und das Sklavengör befreit. Ich bin ihm hier her gefolgt.“ Jake wollte protestieren doch der Mann der ihn festhielt, zog Jakes Hände die er auf seinem Rücken zusammen hielt nach oben, die Schmerzen verschlugen ihm die Sprache. Vierzig sah sie misstrauisch an dann besah er sich den Gefangenen. „Und warum hatten alle drei Männer nur ein Schussloch, im Kopf?“ Joss‘ verstand worauf er hinaus wollte, da Jake nur die MPs im Gürtel hatte. Sie fing an zu erzählen. „Ich war unachtsam, der Kerl hat sich von hinten angeschlichen und Fred überwältigt, ihm einfach die Kehle mit dem Seil zugeschnürt.“ Joss versuchte so zureden als hätte es ihr beim Anblick selbst weh getan, dann faste sie sich wieder. „Er machte mit dem Schlüssel aus Freds Tasche das Halsband des Kindes ab. Dann liess er ihn so schnell los, dass ich nicht begriff was er nun vor hatte. Als er mir die Waffe aus der Hand gerissen hatte, hielt er mich fest und schoss alle Drei nieder.“ Es tat Joss im Inneren auf eine seltsame Art weh, zu erzählen, dass sie einen Kampf gegen eine einzelne Person mit drei Sklavenhändlern im Rücken verloren hatte. Auch wenn es eine Lüge war, sie liess sich nichts anmerken. „Ich konnte ihn dann zu Boden reissen und die Waffe zurückgewinnen, aber er befreite sich und lief davon. Und hier habe ich ihn schliesslich schnappen können.“ Vierzig nickte nachdenklich. „Gehen wir zurück. Und ihn hier“ er wies auf Jake. „wenn er so ein guter Kämpfer ist, kriegen wir sicher ein nettes Sümmchen für ihn. Legt ihm ein Halsband um!“

    Jake war bestimmt ziemlich angefressen, und Joss konnte ihm das nicht verübeln. Immerhin kam es für ihn wahrscheinlich so vor, als hätte sie sein Vertrauen missbraucht. Nun, auf eine gewisse Weise hatte sie das auch, doch gegen fünf Mann mit starken Schnellfeuerwaffen anzutreten wäre Selbstmord gewesen. Es wäre vielleicht gut gewesen ihm einen Hinweis zu geben, dass dies alles nur Show war. Aber Joss wollte nicht durch heimliches flüstern auffallen. Es würde nur mehr Misstrauen hervor rufen. Denn Vierzig war immer misstrauisch. Joss würde sich noch überlegen, wie sie Jake da wieder heraus bekam. Vielleicht weihte sie ihn in der nächsten Nacht ein. Hoffentlich wird er es ihr nicht allzu übel nehmen. Falls doch, würde sie ihm trotzdem raushelfen, sie hasste die Aktivitäten der Sklavenhändler, ausserdem war es ihre Schuld, dass er da mit reingezogen wurde.

    Der Ödländer stellte sich als ein aufgedrehter Mann heraus, der nicht mit Worten sparte. Man traf selten auf solche Menschen. Die Art wie er beim Sprechen mit den Händen fuchtelte, liess Joss belustigt einen Mundwinkel nach oben ziehen. Während er über ihre Aktion draussen redete, hob Joss ruhig, die Zigarette auf, die sie kurz zuvor verloren hatte.


    Der Fremde wanderte vor ihr im Kreis mit der qualmenden Zigarre im Mund. Joss betrachtete seine Kleidung. Sah anders aus als die üblichen Sachen die einsame Ödländer an hatten… Der Mann hielt inne und wandte sich Joss zu. Sie verzog keine Miene und wartet auf das was er als nächstes zu erzählen hatte. "Also Madame,“ so fing er an, „darf ich fragen wer du bist und wo zum Teufel du gelernt hast so zu kämpfen? Ich mein ich habs leider nicht wirklich sehen können, aber der Geräuschpegel, dein Schwert und deine schiere Anwesenheit sprechen eine eindeutige Sprache! Ach übrigens, ich bin Jake! Danke das du mich nicht geköpft hast!" Die Frau ergriff die Hand. „Joss.“ Sie lehnte sich an die Wand und zog an der Kippe. Lautlos hauchte sie den Rauch in die Luft. „Ich habe es nicht auf Ödländer abgesehen. Aber,“ wieder kam ein grinsen über ihre Lippen, „wenn ich gewusst hätte das du dich hier drin versteckst, hätte ich sie dir… vielleicht überlassen.“
    Joss warf die Zigarette auf den Boden, nahm das Schwert und setzte sich auf den Boden. Dabei zog sie einen Stofffetzen aus der Tasche und begann die Klinge vom Raider-Blut zu säubern. Sie erinnerte sich an Jakes Frage. Sie hielt es nicht für angebracht zu erwähnen, dass sie das Kämpfen von einem Sklavenhändler erlernt hatte. Sie fasste sich kurz. „Ein Freund brachte es mir bei.“ Ja, Freund war ein gutes Wort. Joss sah auf. Sie spürte nicht den drang wissen zu müssen was der Mann hier zu verloren hatte, dennoch fragte sie danach. „Und was hat dich in dieses Raider-Loch geführt?“

    Nichtsahnend wanderte Joss immer weiter, sie hatte den Blick auf den Boden gerichtet. Ihr Gedanken fingen wieder an um die Vergangenheit zu kreisen, sie hatte alles bereits hundertmal in Gedanken wiederholt. Ein Windstoss fuhr ihr durchs Haar. Die Frau hielt inne. Sie hörte Stimmen. Joss sah auf und erkannte eine Art Farm. Das grosse Gebäude in der Mitte, die die Scheune darstellen musste und drum herum standen ein paar hohe, runde Silos. Doch sie erblickte noch etwas anderes, etwas widerwertiges, etwas das diese Welt nicht braucht. Raider. Es waren drei und offenbar interessierte sie die Scheune. Einer von ihnen machte sich an dem grossen Tor zu schaffen. Joss sah sich auf dem Boden um und griff nach einem Stein. Er war oval und hatte viele Kanten und Ecken. Zufrieden mit ihrem Fund warf sie ihn in der Hand hoch und fing ihn wieder auf, wärend sie sich den Raiders näherte.
    Um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, zog sie einen Revolver und schoss in die Luft. Augenblicklich drehten die drei Penner sich um. Der Raider am Tor hatte es bereits langsam aufgedrückt, verlor aber auf der Stelle das Interesse, als der Schuss erklang. "Da haben wir den Flaschenwerfer!" Rief einer. Sie unterhielten sich kurz in einer Lautstärke die Joss nicht mehr verstehen konnte. Kurz darauf stürmte einer mit dem Baseballschläger auf sie zu. Joss wartete auf ihn, sein Kampfgebrüll wurde immer lauter. Er wollte sie überrennen, doch Joss hatte andere Pläne. Der Raider war nur noch wenige Meter entfernt, dann kurz vor ihr schlug er wärend dem laufen zu. Die Braunhaarige machte flink einen Schritt zur Seite, der Raider war verblüfft und wollte sich gerade wieder umdrehen als Joss ihm die Spitze des Steins über den Schädel zog. Sie schlug noch ein zweites Mal mit voller Wucht zu, schliesslich fiel der Raider auf den Bauch und rührte sich nicht mehr. Die anderen Beiden machte dies wütend, sie stürmten gemeinsam auf die Frau zu. Sie stand aber unbeeindruckt dort und lachte innerlich über die langsamen Typen. Einer von ihnen hatte ein Bleirohr als Waffe und der weibliche Raider nutze ein kurzes Messer. Der Mann kam schneller näher, einen Meter vor Joss blieb er stehen, sie konnte seinen üblen Geruch wahrnehmen, dieser ekelerregender Gestank. Vor ihrem Geistigen Auge sah sie, wie sie als Kind das erste Mal diesen Duft roch, als sie von ihnen in die Kiste gestopft wurde. Der Raider vor ihr holte aus, und schlug zu, er hatte auf ihren Kopf gezielt. Dennoch war Joss schneller, sie duckte sich, stützte sich mit den Händen am Boden ab und gab ihrem Feind einen Tritt unter die Gürtellinie. Er liess seine Waffe fallen und krümmte sich wimmernd am Boden, die Hände fest zwischen die Beine gepresst. Schliesslich wollte die Raiderin zustechen, Joss hatte sie für einen Augenblick ausser Acht gelassen, die Frau war nun näher als erwartet. Es blieb keine Zeit, Joss rollte sich zur Seite, die Raiderin verfehlte und kreischte vor Wut. Beim Aufstehen griff Joss nach ihrem Schwert. Der weibliche Raider war bei ihrer Attacke im Sand ausgerutscht, mühsam versuchte sie sich aufzurichten. Doch für sie war es zu spät. Joss sammelte all ihre Kraft, holte aus und trennte den Kopf von dem dazugehörigen Körper. Blut spritze aus den Halsschlagadern. Joss war etwas verwundert, sie hatte noch nie jemandem den Kopf abgeschlagen, trotzdem war sie froh, dass der Kampf so reibungslos gelaufen war. Sie gestand sich ein, es hatte ihr Spass gemacht.
    Um ihr Werk abzuschliessen schoss sie dem, sich krümmenden Raider in den Kopf. Sie stand da, BLut verteilte sich langsam auf dem Boden und der Wind strich ihr durch das Haar.

    Nun war sie gespannt was die Raider in der Scheune gesucht hatten. Auf dem Weg dahin steckte sie sich eine Zigarette in den Mund.
    Vorsichtig stiess sie das Tor auf, das erste was ihr ins Auge sprang war ein Typ am Boden, es war ebenfalls ein Raider. Sie erkannt ihn an seiner zerzausten Kleidung. So wie er da lag war er wohl tot. Joss konnte keinen weiteren Gedanken mehr fassen, etwas schoss auf sie zu, doch sie war zu langsam um sich zur Wehr zu setzten. Sie prallte hart an die Wand und verlor dabei ihre Fluppe. Ein Arm drückte sie noch mehr gegen die verkümmerte Scheunenwand. Joss machte die Augen auf, und sah vor sich einen Mann. Er hatte keine Raiderklamotten an, eher die eines Ödländers. Dann sah sie in den Lauf einer Waffe. Er würde sie wohl abknallen wenn sie ihm nicht bewies, dass sie kein Feind war. Ihre Hände und Beine waren frei. Sie hob die Hände langsam und zog dabei eine Packung aus der Tasche. Über ihrem Kopf liess sie ihren Fänger sehen was sie in der Hand hielt. "Zigarre?"

    Einstiegs-Post


    Wohin sie auch blickte, sah Joss nur abgestorbenes Land. Sie fragte sich wo ihr Ziel lag. Doch die Frau wusste nicht wie sie nun weiter vorgehen sollte. Sie hatte nicht einmal daran gedacht, dass dies so einfach klappen würde – wegzulaufen. Langsam entfernte sie sich von den drei Leichen. Aus der Hosentasche zog sie eine Packung Zigaretten. Mit dem Mund zog sie eine heraus und mit einem schnippen flackerte eine kleine Flamme aus dem Feuerzeug. Joss genoss die Freiheit, obwohl Prontos Laden zu einem richtigen zu Hause für sie wurde, hatte sie sich dennoch irgendwie eingeengt gefühlt. Menschenhandel befand sie einfach nicht für Richtig. Noch einmal zog Joss genüsslich an der Kippe während sie sich immer weiter nach Norden begab.
    Joss' Gedanken fingen an um ihre Vergangenheit zu kreisen. Doch weiter zurück als das Erlebnis mit den Raider konnte sie nicht denken, dazu wollten sich in Joss‘ Kopf einfach keine Bilder ausmalen. Ihr Gedanken blieben bei den Raider hängen. Diese schmutzigen Gesichter würde sie nie wieder vergessen können, selbst an den Gestank aus Schmutz, Blut, und Schweiss konnte Joss sich noch erinnern. Die junge Frau warf ihre Zigarre auf den Boden. Sie schwor sich keinen dieser Penner zu verschonen. Jetzt schlug ihr schlendernder Gang in ein normales Gehen um. Joss dachte an die Sklavenhändler. Sie würde aus Pronto schon herausquetschen was sie hören wollten. Ausserdem waren ihrer drei Freunde tot und das Halsband lag noch immer aufgeschlossen neben den Toten. Aber Joss hatte nicht das Gefühl sich beeilen zu müssen. Es würde, selbst wenn Pronto sie verriet, noch eine Weile dauern bis sie die Leichen fanden oder überhaupt bemerkten, dass sie nicht mehr am Leben waren.
    Schliesslich verwarf das die Braunhaarige alle ihre Gedanken über die Vergangenheit, und wandte sich ihrem noch nicht definierten Ziel zu.


    tbc: Montgomery County Stausee

    Hallo!
    Ich bin JoJo, naja so hat man mich früher genannt weil ich nie still sitzen konnte.
    Bin eigendlich nicht so die Zockerin, aber ich habe mit meiner Schwester, Fallout mal angspielt und es gefällt mir echt gut. Sie hat dann angefangen vom Fallout RPG zu schwärmen, und mich überredet da auch einmal ein bisschen zu texten. Freue mich schon darauf.


    lg

    Name:
    Joss


    Alter:
    22


    Geschlecht:
    Weiblich

    Gruppierung:

    -

    Herkunft:

    Geboren wurde Joss in einem aleinstehenden Häusschen, östlich von Fort Brannister.

    Waffen:

    Auf ihrem Rücken trägt sie ein kompakt gestaltetes und kompromisslos scharf geschliffenes Samurai Schwert.
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    An ihren Hüften befestigt sie ihre beiden Cold Python Revolver, welche sie beidhändig bedienen kann.
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    Sie trägt auch stehst ein Kampfmesser bei sich.


    Fähigkeiten:
    Pronto der Waffenhändler in Paradise Falls lehrte ihr den Umgang mit jeglicher Art von Waffe die er im Lager hatte. Doch am talentiertesten ist sie im Nahkampf. Ausserdem ist sie äusserst beweglich und flink.


    Aussehen:
    Joss‘ schokoladenbraunes Haar reicht ihr bis über die Schultern. Ihre dunkelbraunen Augen werden oft von ihren Haaren bedeckt. Ihre Hosen haben ein grünes Camouflage-Muster und ihre Stiefel sind schwarz. Über ihrem blutroten Top trägt sie eine kurze Lederjacke, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen reichen.
    Ihre Körpergrösse beträgt 1.75m.
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    Persönlichkeit:
    Besondere Umstände fordern besondere Massnahmen. Joss ist nicht unbedingt sehr gesprächig, doch sie kann sich jeder Zeit verstellen, es macht es fast unmöglich zu erkennen ob sie log oder die Wahrheit sprach.
    Joss ist nicht ängstlich, sie stellt sich jeder Situation. Das einzige wovor sie sich fürchtet sind enge Räume. Diese Phobie wurde in ihrer Kindheit hervorgerufen, doch würde sie dies niemals zugeben.
    Vieles ist von Pronto auf sie abgefärbt. Er war immer sehr liebenswürdig, doch es musste nur eine andere Person in seinen Laden kommen und er war sofort wieder der alte, abweisende Kerl wie ihn die anderen kannten.


    Geschichte:
    Das Kind schlug die Augen auf, ihr Kopf pochte und im Genick fühlte sie einen stechenden Schmerz. Das acht Jährige Mädchen hörte Schreie und Lachen, welches von allen Seiten zu kommen schien. Der Lärm wurde durch die Holzkiste in der sie sich befand gedämpft. Langsam begriff das Mädchen, dass sie eine Gefangene war. Wie sie in diesen Schlamassel geraten war, war ihr unklar. In Fötus-Haltung lag sie rücklings in der engen Kiste und konnte sich nicht bewegen. Angst stieg in dem braunäugigen Mädchen hoch, sie traute sich nicht um Hilfe zu Schreien. Dann polterte jemand auf die Kiste ein, lachend und schreiend. Das Kind begann zu zittern und kniff die Augen fest zusammen. Wieder das schreckliche hämmern, jeder Schlag liess sie zusammen zucken und die Schmerzen im Kopf grösser werden.
    Der Deckel der engen Kiste öffnete sich. Die Sonne stand hoch am Himmel. Das gleissende Licht schmerzte in den Augen der Kleinen, doch die Angst liess sich ihre Sicht nicht verwehren, angestrengt sah das Mädchen aus der rechteckigen Öffnung, bis ein Schatten sich über ihr aufbäumte. Ein schmutziges Gesicht starrte sie mit einem breiten Grinsen an. Die Haare des Fremden waren zerzaust und seine Augen funkelten ruchlos. Dann streckte er seine von Dreck bedeckten Hände aus und zerrte das Kind an den Haaren aus ihrem engen Gefängnis. Sie schrie auf vor Schmerz, Tränen rannen über ihre Wangen. Der böse Mann warf sie auf den Boden. Im Sand kniend sah das Mädchen auf, in die Gesichter einer üblen Bande. Sie lachten und jubelten. Die Achtjährige sah an sich herab, das blaue Kleidchen welches sie trug war zerrissen und voller Staub.
    Eine Dose prallte an ihren schmerzenden Kopf und landete vor ihr im warmen Sand. Die Raider lachten über ihr verdutztes Gesicht. Sie begannen sie mit allem möglichen zu bewerfen. Dosen, Steinen, Sand. Die Männer schmetterten die Steine so fest gegen ihre Arme und Beine, dass sie zu Bluten begann. Und der Sand den sie ihr entgegen traten, brannte in ihren kleinen Augen. Das junge Ding versuchte weinend aufzustehen, sich umzudrehen und davon zu laufen. Ihre Knie taten schrecklich weh, doch sie gab nicht auf, sie hinkte immer weiter, mit Tränen in den Augen, ohne zu wissen wohin. Das Kind wollte nur weg.
    Doch war dies leider nicht so einfach. Die übelriechenden Männer holten sie im Schritttempo ein, packten sie und sperrten sie wieder in die enge Kiste. Sie schrie, so laut sie konnte, doch ihre Entführer lachten nur.
    Stundenlang verharrte das Mädchen in dem hölzernen Gefängnis, alles tat ihr weh und der Sand in Augen und Wunden brannte wie Feuer. Verzweifelt schloss sie die Augen.
    Schüsse zerrissen die Luft, die Raider schrien. Draussen hatte ein Kampf begonnen. Die Gefangene versuchte sich zu drehen und zu winden, versuchte den Deckel mit klopfen aufzubrechen, doch sie war zu schwach. Dann knallte etwas gegen die Seite der Kiste und das Mädchen erstarrte. Es ratterte und sie vernahm einen Schrei über ihr. Jemand war über die Kiste gestolpert. Einige Minuten später liessen die Schüsse nach. Draussen wurde geredet. Doch das Kind verstand nichts. Die Kiste fing an sich zu bewegen. Die Umgebung der Kleinen schaukelte wild, sie überlegte sich ob sie nicht um Hilfe rufen sollte, doch sie hatte Angst vor dem was beim letzten Mal passiert war, als sie herausgeholt wurde. Sie ertrug die Schmerzen und das Ruckeln knapp. Nach einiger Zeit wurde die Kiste auf den Boden geworfen, der Schmerz war so gross, dass das Mädchen ihren Schrei nicht mehr zurückhalten konnte. Ein zweites Mal wurde der Deckel geöffnet, dieses Mal sahen die Gesichter nur halb so schmutzig aus. Und dieses Mal bestand die Gruppe nicht ausschliesslich aus Männern. Eine Frau nahm das Mädchen vorsichtig heraus und fragte: "Wer bist du denn?" Als das Kind keine Antwort gab richtete die Frau sich an die Männer." Ich bring sie zu Jones." Sie nahm das Kisten-Kind bei der Hand und führte sie zu einem Gebäude. Überall standen Männer und Frauen mit Waffen und starrten sie mit skeptischem Blick an.
    Als sie das Gebäude betreten hatten rief die Frau nach Jemandem. "Mr. Jones?" Darauf trat ein raus geputzter, schwarzer Mann um die Ecke. Er strich seinen knallroten Anzug glatt und musterte die beiden. "Wir haben sie in einer Kiste bei einer Raiderbande gefunden." Der Mann kniet sich vor das Mädchen. Es machte einige Schritte zurück. Doch der Mann sprach sie mit beruhigender Stimme an. "Keine Angst. Mein Name ist Eulogy, und wie heisst du?" Das Kind starrte ihn nur an. Der Schwarze Mann stand wieder auf und wandte sich an die Frau." Ich habe keine Verwendung für sie als Sklavin. Bring sie zu Pronto, sie soll ihm zur Hand gehen." Die Frau nickte und zog das Mädchen mit sich.
    Sie betraten einen Haus welches eine Schild mit den Worten ‚Lock and Load‘ zierte. Hinter dem Tresen stand ein junger Mann. Seine Haare waren aufgestellt und oben gerade abgeschnitten. Er musterte das Kind. "Was ist das?" Fragte er streng. "Jones sagt sie soll dir helfen." erwiderte die Frau gelangweilt und besah sich ihre Fingernägel." Nimm‘s hin, sie ist jetzt dein Problem, ich verschwinde." Die Frau machte kehrt und verlies den Laden. Der Mann rief ihr hinter her: "He warte, wie…! Ach verdammt." Er kam hinter dem Tresen hervor und kniete sich wie zuvor der Schwarze vor das Mädchen hin und fragte nach ihrem Namen. Sie sah ihn traurig an. Dieser Blick, und ihr Dasein in dem zerrissenen blauen Kleid, erweichte das Herz des Waffenhändlers. Er lächelte. "Nenn mich Pronto. Komm. "Pronto zeigte ihr sein Schlafzimmer. Es lag tiefer als der eigentliche Laden. So musste man eine steile Treppe hinabsteigen. Er gab ihr etwas zu essen und zu trinken und verband ausserdem ihre Wunden.
    Nach ein paar Tagen hatte Pronto ihr Vertrauen gewonnen. Sie fing das erste Mal, soweit sie sich erinnern konnte, an zu sprechen. Pronto sass neben ihr auf der Matratze." Du weisst nicht wie du heisst?" Fragte er verwundert. Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Ich bin in der Kiste aufgewacht und konnte mich an nichts erinnern." Der Waffenhändler überlegte kurz. "Nennen wir dich… Joss, wie ist das?" Das neugetaufte Mädchen nickte strahlend. Pronto lächelte sie zufrieden an und sagte:" Na los, Joss, wir müssen noch was erledigen bevor der Boss kommt. "
    Das Mädchen half Pronto die Waffen sauber zu halten, während sie das tat erzählte er ihr alles über die Munition und die Waffen die er im Lager hatte. Eulogy Jones war zufrieden mit der Arbeit im ‚Lock and Load‘ und liess Joss weiter bei Pronto arbeiten. Viele Jahre vergingen, Pronto erlaubte ihr sogar manchmal mit den Waffen zu schiessen.
    Der Waffenhändler hatte sich für Joss zu einer Vaterfigur entwickelt. Auch wenn er nur nett und freundlich war, wenn sie beide allein waren. Er behandelte sie als etwas Besonderes. Doch auch, wie Pronto mit den anderen Umging färbte auf das Mädchen ab.


    Joss erreichte ihr siebzehntes Lebensjahr, wieder einmal stand sie vor der Vitrine im ‚Lock and Load‘ und besah sich das Schwert darin. Sein griff war mit dünnen, roten wie schwarzem Bändern verziert für besseren Halt. Die Klinge elegant geschwungen. Pronto tauchte hinter ihr auf. "Gefällt es dir?" Fragte er lächelnd. Ohne den Blick von der Waffe zunehmen flüsterte Joss ein leises "Ja." Der Waffenhändler schob sie sachte zu Seite und holte das Samurai Schwert heraus." Ein äusserst Seltenes Teil in der heutigen Zeit. Ich weiss nicht einmal woher es ist. Meinem Onkel hat der Laden früher gehört, und er hatte es damals schon." Er hielt es in beiden Händen und reichte es der Siebzehnjährigen." Nimm es, ich zeige dir wie du damit umgehen musst." Joss strahlte. Pronto war eigentlich ein Geizkragen wenn es um seine Waffen ging, doch die leuchtenden Augen des Mädchens waren ihm dieses Mal Bezahlung genug.
    Das einst in einer Kiste gefangene kleine Mädchen wuchs zu einer schönen Frau heran, mit zwanzig akzeptierten sie Sklavenhändler sie als eine von ihnen und nahmen sie mit auf ihre Beutezüge. Joss vergass wie unrecht Menschenhandel in Wirklichkeit war. Doch nach zwei Jahren fing sie an Alpträume zu bekommen. Sie hörte in jeder Nacht die Schmerzensschreie ihrer Gefangenen, die Hilferufe und weinende Kinder. Nacht für Nacht wurden die schreie lauter, bis sie sich nicht mehr traute einzuschlafen. Eines Nachts lag sie wach auf ihrer Matratze und dachte darüber nach fort zu gehen. Fort von den unrechten Taten. Joss setzte sich auf, schnappte sich ein Stück Papier und einen Bleistift. Sie hatte von Pronto das schreiben gelernt, weil sie Buch über ihrer Kunden halten musste. So schrieb sie eine Nachricht und versteckte sie in der Kasse. Schliesslich legte sich die schöne Frau wieder schlafen.
    Am frühen Morgen stand sie auf, steckte ihr Revolver in die Halfter und nahm das Schwert auf den Rücken. Sie trat aus dem muffigen Gebäude und lies die ersten Sonnenstrahlen auf ihr Gesicht scheinen. Mit einem kurzen Luftstoss, pustete sie die Haare aus ihrem Gesicht und schritt dann zum Ausgang. Einige waren schon auf den Beinen." Joss! Loss gehen wir ein paar Raider jagen." Rief ihr jemand entgegen, doch sie antwortete nicht, sie machte stur einen Schritt nach dem anderen.
    Beim Eingang hielt Grouse sie zurück. "Moment, wo willst du denn hin?" Joss starrte ihn an, antwortete aber ruhig:" Ich habe von ein paar Typen gehört die sich gut als Sklaven machen würden." Misstrauisch betrachtete der Wachmann die Frau. Er war allein, da vor einigen Tagen jemand auf seinen Partner geschossen hatte. "Du verlässt Paradise Falls nicht allein!" Antwortete er gereizt. Doch Joss liess nicht locker, sie sah ihn verführerisch an, ging um ihn herum und strich sanft über seine Brust. "Du vertraust mir doch, oder etwa nicht?" Grouse zog an seinem Kragen, in dem Moment kam eine Gruppe Sklavenhändler die sich auf den Weg machen wollten, etwas Geld einzutreiben. Die drei hatten ein Kind im Schlepptau. Sie zogen es grob an einem Seil, welches um seine Hände gebunden war, hinter sich her. Dazu das berüchtigte Sklavenhalsband. Grouse erfasste das Wort:" Trifft sich gut." Er räusperte sich. "Geh mit ihnen mit." Joss war enttäuscht, doch liess sie sich nichts anmerken. Die fünfköpfige Truppe wanderte Richtung Norden. Joss ging hinter dem Kind her. Es schluchzte. Es erinnerte Joss an sich. Es wurde Zeit zu verschwinden. Die Frau schnellte nach vorn, riss dem Händler das Seil, an dem das Kind befestigt war, aus der Hand, und wickelte es flink um seinen Hals. Die beiden vorderen sahen verwirrt zurück. Joss zog so fest sie konnte am Seil und schnürte dem Mann die Kehle zu. Er fiel hustend auf die Knie. Daraufhin machte sie einen Bocksprung über ihn, der Sklavenhändler der ihr nun gegenüberstand zog seine Handfeuerwaffe, doch Joss reagierte schnell, sie beugte sich mit Schwung nach hinten auf die Hände und trat ihm die Waffe aus der Hand. Dann zog sie beide Revolver und zielte auf den noch Bewaffneten und den Entwaffneten links von ihr. Langsam ging sie zurück um auch den Kerl am Boden im Blickfeld zu haben. Mit einem Fuss trat sie auf seinen Rücken. Mit ihrer Linken schoss sie ihm in den Hinterkopf, und richtete dann die Waffe wieder auf den Unbewaffneten. Dieser rief: "Warum tust du das Joss?" Sie verzog keine Miene, sie drückte ab, erst links, dann rechts.
    Schliesslich drehte sich die Frau langsam um und betrachtete das Kind. Es kauerte am Boden und zitterte. Joss nahm ihm das Halsband ab und schnitt die Fesseln durch. Mit angsterfüllten Augen rannte es ohne ein Wort davon. Joss suchte nach etwas brauchbarem in den Taschen ihrer Opfer und fand ein paar Kronkorken. Noch einmal sah sie zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren, Joss dachte an Pronto, er hatte die Nachricht bestimmt schon gefunden. Dann ging sie ziellos weiter, vielleicht würde Pronto sie verraten und sie würden sie suchen, doch vielleicht erzählte er ihnen er wüsste von nichts.