"Eigentlich find ich es mittlerweile ganz gemütlich hier weißt du...hab mir ein paar Bilder aufgehangen und sowas!" Woher Jake die Kraft für diese humoristische Einlage nahm wußte er selbst nicht so ganz genau. "Natürlich bin ich bereit. Wir können ja mal tauschen und ich sperr dich in diese Kiste. Mal sehen wie lange du brauchst, bist du bereit bist herauszukommen!"
Joss zuckte zusammen. Wieder flimmerten die Bilder aus ihrer Vergangenheit vor ihren Augen.
Hätte Jake gewußt, welchen Gedanken er damit in Joss Kopf auslösen würde, hätte er es sich bestimmt verkniffen. Ahnungslos wie er aber war "sprang" er kopfüber in dieses Fettnäpfchen. Nachdem einige Sekunden niemand irgendetwas sagte war er sich nicht mehr sicher ob sie überhaupt noch da war. "Joss? Bist du noch da? Hör zu, ich will hier raus und zwar schnell. Wenn du es tatsächlich ernst gemeint hast dann lass uns hier verschwinden." Wieder vergingen Sekunden der Stille. Jake war sich nun sicher das er irgendwas falsches gesagt hatte."Joss?", whisperte Jake nochmal.
Dann klickte das Schloss und die Tür seines Verließes ging auf. Der lauwarme Windstoß kam Jake genau recht um seine der-stickigen-Luft-überdrüssige Lunge mit frischen O² aufzutanken. Er atmete mehrere Male tief ein und aus. Dann fiel sein Blick auf Joss. Sie stand über ihn gebeugt dort und ihre braunen Augen verrieten wieder einmal nur eins: NICHTS!
Jake rappelte sich auf und verließ diese gottverdamte Kiste. Mit einem vielfach geübten Rundumblick konnte er erfassen das sich niemand in Sichtweite befand. Dann wanderte sein Blick wieder zu Joss. Sie blickte zurück und auch wenn ihre Augen ihm keinerlei Emotionen offenbarten so hatte er doch das Gefühl das irgendwas hinter ihrer Stirn vorging.
Seine Überlegungen wurden jedoch jäh von einem anderen Gedanken gestört. Warum zur Hölle kümmerte es ihn überhaupt was mit Joss war. Wenn er klug war würde er sich einfach aus dem Staub machen. Doch irgendwas in ihm konnte sich Joss´Anziehungskraft nicht entziehen.
"Alles in Ordnung? Wenn ich vorhin irgendwas gesagt habe wa....", doch Jake wurde von ihr unterbrochen. "Hier sind deine Waffen und alles andere was du bei dir hattest!", sagte sie leise aber bestimmend.
Jake rüstete sich hektisch aus und nach einer halben Minute war alles wieder dort wo es zu sein hatte. Joss hockte nun neben der Kiste aus der sie Jake befreit hatte und wühlte in ihrem Rucksack herum. "Was hast du nun vor?", fragte Jake sie. Doch statt einer Antwort schaute sie nur kurz hoch zu ihm, dann zog sie ihren Arm aus dem Rucksack heraus. In ihrer Hand konnte Jake etwas erkennen das einem Zünder verboten ähnlich sah. "Sollte ich in Deckun.....", doch Jake konnte seinen Satz nicht beenden. Joss hatte den Zünder betätigt und mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte das Toilettenhaus. Jake konnte die wohlige Wärme des Feuerballs in seinem Gesicht spüren. Grade als er sein Wort wieder an Joss richten wollte sprang diese auf. Sie packte Jake am Arm und zerrte ihn hinter das nächste Gebäude, einige Meter von Jake´s Kiste entfernt.
Paradise Falls war in Aufruhr. Überall im Lager hallten befehlende und angsterfüllte Schreie durcheinander. Joss schaute immer wieder in die Richtung des Toilettenhäuschens. Dann warf sie den Zünder einfach achtlos in den Staub und zog einen weiteren aus ihrer Jackentasche. Wieder drückte sie ab und ein zweites Gebäude das Jake nicht eindeutig identifizieren konnte wurde bis in die Grundmauern erschüttert. Flammenbälle erhellten die Nacht und das Chaos schien von Augenblick zu Augenblick zu wachsen. "Wollen wir nicht langsam verschwinden?", entfuhr es Jake der fasziniert und beunruhigt das wachsende Aufkommen der Sklavenhändler beobachtete.
"Wir müssen auf den richtigen Moment warten!", zischte Joss zurück.
"Genau der ist hiermit gekommen!", hörte Joss.Sie drehte sich verwirrt zu Jake. Warum redete er so komisch? Ein Blitzgewitter fuhr durch Joss Körper. Es war nicht Jake der gesprochen hatte. Sondern ein Sklavenhändler. Er hatte Jake von hinten gepackt und drückte ein Messer an seine Kehle. "Eine falsche Bewegung und er ist tot! Ich weiß nicht was hier vor sich geht aber du bist Jones eine ausführliche Erklärung schuldig", nuschelte der Planzerstörer. Ihr Blick wich nun zwischen dem Sklavenhänder und Jake hin und her. Auch wenn ihre Mimik es nicht verriet musste sie sich doch wundern. Jake grinste. Er grinste breit und amüsiert. Er schien das für einen urkomischen Scherz zu halten mit dem er und dieser Typ Joss hereinlegten. Doch wenn für einen Scherz drückte der Störenfried sein Messer etwas zu heftig an Jake´s Hals. Ein einzelner Blutstropfen suchte sich bereits seinen Weg die Klinge entlang. Dann ertönte Jake´s Stimme wieder.
"Lass mich bitte nicht wieder hängen!" Und mit einer blitzartigen Bewegung hatte Jake den Sklavenhändler am Arm gepackt, sich unter ihm hindurchgedreht und konnte das Handgelenk des Mannes nun unnatürlich weit drehen. Eine von vielen Nahkampftechniken die Jake sich von seinem Onkel abgeschaut hatte. Der Sklavenhändler musste sich unter Schmerzen nach vornebeugen und als hätten die beiden es geplant schritt nun auch Joss wieder zur Tat. Mit einem beherzten Tritt direkt ins Gesicht knockte sie den Sklavenhändler aus.
Die Blicke der beiden trafen sich wieder und für einen Moment schien alles um sie herum still zu werden. Es war als hätte jemand die Zeit angehalten. Jakes Gedanken überschlugen sie wieder. Was war hier nun los? Es war nicht so das er Joss´weiblichen Reizen machtlos erlegen wäre. Nicht das sie keine gehabt hätte. Aber ihre kühle zurückhaltende Natur, lud einen Mann nun auch nicht direkt ein. Jake konnte nicht sagen warum aber irgendwie spürte er eine Verbindung zu ihr. Joss löste ihren Blick zu erst. Dann schaute sie wieder auf das rege Treiben im Sklavenlager. Einige Männer brachten Wassereimer um die Brände zu löschen und generell herrschte ein einziges Durcheinander.
"Ich glaub es kommen noch zwei Männer!", flüsterte Joss und drehte sich wieder zu Jake um. Der war aber nicht mehr da. Mehrmals drehte sie sich um und suchte mit ihrem Blick jeden Winkel ab. Nichts. Jake war verschwunden. Doch ehe sie sich Gedanken machen konnte wie sehr sie nun in der Scheiße stecken würde, kamen auch schon zwei weitere Sklavenhändler. Es waren Vierzigs Männer.
"Joss! Was machst du hier?", raunzte der größere der beiden. Doch statt in ihrem Gesicht nach einer Antwort zu suchen wandert sein Blick auf ihre Hand. Die Hand in der noch immer einer der drei Zünder war. Seine Augen weiteten sich und es konnte nicht mehr lange dauern bis auch der andere es verstehen würde. "Geh und hol Jones!" flüsterte der Große nun dem anderen zu. Unfassbarkeit war in seiner Stimme zu hören.
Grade als sich sein Begleiter auf den Weg zu Jones machen wollte, zuckte irgendwas in Joss´Augenwinkel. Etwas flog vom ca.3 Meter hohen Dach auf die beiden Männer zu und mit einem dumpfen Aufschlag gingen die beiden plus der Flugkörper zu Boden. Einige Moment später begriff Joss das der Flugkörper Jake war. Er hatte sich mit seinem und dem Messer des ersten Sklavenhändler vom Dach gestürzt und noch vor der Landung auf dem Boden beide Messer in den Köpfen der Sklavenhändler versenkt. Sein eigenes zog er wieder heraus und wischte es zügig am Sklavenhändler ab. Nachdem er die Tatwaffe wieder in seinem Stiefel verstaut hatte blickte er wieder zu Joss.
"Wir sollten wirklick langsam abhauen, sonst war dein Ablenkungsmanöver völlig umsonst! Sofern mich hier herauszubringen wirklich deine wahren Absichten sind!" Wieder hatte der rationale Teil in Jake Überhand genommen und schon als die Worte seinen Mund verließen tat es ihm Leid. Joss stellte hier ihr Leben aufs Spiel um ihn zu retten. Hatte er vor einigen Stunden noch seine Zweifel, so waren die Explosionen und die Tatsache das er nicht in einer Kiste eingesperrt war Beweis genug.
Joss nickte kurz und kramte dann wieder in einer Jackentasche. Sie holte noch einen Zünder hervor und warf ihn Jake zu. Der hatte seine Probleme diesen kleinen schwarzen Gegenstand bei Nacht überhaupt zu erkennen, aber etwas unbeholfen gelang es ihm das gute Stück zu fangen. "Okay, es sind noch ca. 100 Meter bis zum Hauptor. Bei der Hälfte des Weges zündest du. Das Tor sollte spätestens dann frei sein." , flüsterte Joss. Dann fing sie an zu Rennen. Jake versuchte mitzuhalten aber die Zeit in der Kiste waren nicht grade förderlich für seine Beweglichkeit. Von dem Stuntsprung vom Dach mal ganz zu schweigen. Es waren vielleicht 10 Meter Abstand zwischen beiden. Joss wählte die äusserste Route und nach einigen Momenten glaubte Jake sie zu hören. "Jetzt!" Jake betätigte den Zünder und wieder einmal tauchte ein riesiger Feuerball das Sklavenlager in angenehmes Lagerfeuerlicht. Der Hitzeschwall reichte bis zu den beiden Flüchtigen hin. Dann endlich kam das Tor in Sicht. Unbewacht. Jake konnte es nicht fassen. Joss und er sprinteten so gut es ging dem dunklen Horizont entgegen.
Nach guten 10 Minuten schienen beide am Ende ihrer Kräfte zu sein. Paradise Falls war nicht mehr zu sehen. Jake hatte keine Ahnung wo sie waren. Wie auch. Er und seine Familie hatten Washington als er ein Kind war verlassen. Davon mal abgesehen das Jake nichtmal wußte das er wieder in seiner Heimatgegend war. Er ließ sich hinter einem großen Felsen in die Knie sinken und schnappte nach Luft.
Auch Joss war erschöpft und stemmte beide Hände auf die Oberschenkel während sie versuchte ihre Atmung zu kontrollieren.
Der Kontrollversuch der Atmung wurde allerdings von einem nur allzu bekannten Klicken unterbrochen. Sie schaute zu Jake. Der hatte eine MP gezogen und richtete sie auf Joss. Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde lud sich die Atmosphäre mit einer fast schon schmerzenden Spannung auf. Dann ließ Jake die Waffe sinken und grinste.
"War nur Spaß! Aber ernsthaft...du hast mich in dieses Höllenloch rein gebracht und wieder rausgeholt. Wer bist du? Warum hast du mich befreit? Du gehörst doch zu denen oder? Ich wäre dir einfach nur dankbar wenn du mich aufklärst. Ich kann nämlich grade nicht mehr so richtig weitergehen. Ich muss etwas pausieren und ich finde in dieser Zeit könntest du mir sagen was das alles zu bedeuten hat? Jake steckte seine MP wieder in den Gurt und setzt sich nun ganz auf den Boden und atmete schwerfällig.