184. Tödliches Ödland
Westküste. Februar 2282. 20 Kilometer vom Bunker entfernt - Silver Dragons.
Die Ereignisse um den zweiten Versuch der gewaltsamen Übernahme durch Hawk lagen seit etwas über ein Jahr zurück. Seitdem brachen immer wieder Erkundungstrupps in das Ödland auf. Um neue Ressourcen für die Instandhaltung des Bunkers und für andere Dinge zu requirieren. Aber auch um die mittlerweile für die Silver Dragons neue Welt zu erkunden und sich eine Übersicht um die verschiedenen Gruppen zu machen. Dadurch, dass die stählerne Bruderschaft bei den Ereignissen vor einem Jahr einen gewissen Anteil bei der Rückeroberung des Bunkers hatte, war man ein lockeres und freundschaftliches Bündnis mit ihnen eingegangen.
Es gab aber auch manchesmal Streit zwischen den beiden Gruppen. Beispielsweise war ein Anlass war gewesen, das einige der Leute bei den Silver Dragons langsam anfingen zu Ghulen zu werden und Drake sie trotz Warnungen seitens der Bruderschaft in der Gemeinschaft beließ. Jeremiah und er hatten sich deswegen ziemlich gestritten. "Verdammt nochmal, ich verstoße oder erschieße doch nicht meine eignen Leute und andere auch nicht, Jeremiah. Solange sie nicht wild werden, bleiben sie. Wir werden sie regelmäßig untersuchen..." verteidigte Drake die Ghule gegenüber Jeremiah "Sie sind gefährlich und können jederzeit eure anderen Leute anfallen...Ich werde es nicht akzeptieren, dass sie in unsere Nähe kommen, hast du verstanden? Ich lasse sie erschießen...also halte sie von uns fern." giftete Jeremiah Bardeen dagegen. Am Ende fanden sie eine Lösung. Einfach war trotz aller Freundschaft das Verhältnis zwischen Bruderschaft und Silver Dragons nicht.
Vor einiger Zeit war Drake zusammen mit einer Gruppe Silver Dragons ins Ödland aufgebrochen. Mittlerweile waren sie wieder auf dem Rückweg von ihrer Erkundungsmission. Die gesamte Gruppe war erschöpft und müde. Der Staub wirbelte ihnen um die Füße. Sie kamen von einer verlassenen Stadt, weit draußen in den Ödlanden. Dort hatten sie viele wertvolle Ressourcen gefunden, die die Silver Dragons gut gebrauchen konnten. Der Name der Stadt war unbekannt. Der Zahn der Zeit hatte den größten Teil der Schilder zerstört, so dass der Name aus dem Gedächtnis der Leute verschwunden war. Eigentlich wäre die Mission ein voller Erfolg gewesen, wenn sie nicht den Verlust von zehn Leuten hätten hinnehmen müssen.
Während die Gruppe den riesige Schrottplatz der Stadt nach Sachen durchkämmten und Notizen machten, hatten sich fünfzehn Leute in die nahegelegene Mall begeben. Obwohl Drake, der mit bei der Erkundungsmission dabei war, davor eindringlich gewarnt hatte. Sie hatten die Warnung in den Wind geschlagen und setzten sich ab, während Drake bei den anderen auf dem Schrottplatz beschäftigt war. Es passierte, was passieren musste. Die Leute scheuchten durch ihre Unternehmung in der Mall eine ganze Horde wilder Ghule auf, die sich im Untergrund aufgehalten hatte. Eine wilde Schießerei setzte ein und die Hilfeschreie hallten durch die leeren Straßen bis zum Schrottplatz hinüber. "Diese verdammten Idioten. Sie bringen die gesamte Gruppe in Gefahr für ein paar seltene Materialien in Gefahr. Das ist es nicht wert..." hatte Drake gedacht, als er mit dem Rest des Erkundungstrupp zu Mall rüber rannte.
Die wilden Ghule hatten bei Drakes Ankunft bereits ein Teil der Gruppe erreicht. Drei der Leute wurden gerade von einer ganzen Menge der Ghule in die Dunkelheit des Untergrunds gezogen. Man konnte sie noch eine ganze Zeit gellend um HIlfe schreie hören. Dann erstarben ihre Stimmen plötzlich. Die Gruppe schaffte es die Horde zur Strecke zu bringen, aber der Preis dafür war hoch. Zwei Leute wurden auf der Stelle von den Ghulen zerrissen. Vier weitere starben direkt nach dem Kampf. Drake versuchte noch alles Mögliche, aber die Verwundungen waren zu tief und zu schwer. Sie starben ihm unter den Händen weg, ohne dass er ihnen helfen konnte. Ein weiterer war gestern an den Infektionen gestorben, die über die Verletzungen durch die wilden Ghule in den Körper eingesickert waren.
Drei weitere waren so verletzt, dass sie transportiert werden mussten. Auch die restlichen Mitglieder der Gruppe hatten Blessuren durch den Kampf davongetragen und waren geschwächt. Zusammen mit den Verletzten waren sie etwa fünfzehn Personen. Drake versuchte die Gruppe so vorsichtig wie möglich nach Hause, zum Bunker zu führen. Zusätzliche Kämpfe konnte sich die derart angeschlagene Gruppe sich nicht leisten. Er ging vorweg und spähte immer wieder ins Gelände, so dass er etwaige Gefahren früh genug wahrnehmen konnte. Während er lief, dachte er deprimiert über die gestrigen Ereignisse nach. "Wir müssen dringend zusehen, dass wir uns besser für solche Unternehmungen vorbereiten. Vielleicht werde ich unseren Leuten vorschlagen, wenn ich wieder im Bunker bin, dass wir einige neue Powerrüstungen bauen sollten. Die Kampfrüstung ist zwar schon gut. Aber wenn wir häufiger auf solche Ansammlungen von wilden Ghulen treffen, ist es besser wenn wir ein wenig aufrüsten. Dann könnte der ein oder andere aus der Gruppe sogar noch leben. Und eine erweiterte Grundausbildung über die Gefahren des Ödlands könnte auch hilfreich sein..." grübelte Drake in sich hinein.
Die Silver Dragons besaßen zurzeit noch keine Powerrüstung in ihrem Angriffs- und Verteidigungsarsenal. Sie hatten zwar die notwendigen Pläne und das Knowhow dafür, aber aufgrund ihrer Vergangenheit war es nie notwendig gewesen so etwas zu bauen. Dadurch das die Silver Dragons hauptsächlich im Untergrund und heimlich operiert hatten, hatten sie auf andere Ausrüstungen zurückgegriffen. Es schien aber mittlerweile notwendig zu sein, die Waffen und Rüstungen endlich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Das hatte der Angriff der wilden Ghule eindringlich gezeigt.
Sie erreichten die Überreste einer weiteren Kleinstadt und waren vom Lassen etwa zwanzig Kilometer entfernt. So nannten viele der Silver Dragons den Bunker mittlerweile. Die Gruppe lief über die Hauptstraße der kleinen Stadt. Sie war für die sonstigen Verhältnisse noch gut erhalten und kaum mit Schutt bedeckt, so dass sie relativ gut vorankamen. Sie waren eine ganze Zeit gelaufen, als Drake die Gruppe stoppen lies. Er und zwei andere hatten gedacht, Stimmen gehört zu haben. Vorsichtig sondierten sie die Umgebung und bedeuteten den anderen zurück zu bleiben. Es bestätigte sich. Man hörte tatsächlich aus einer Seitenstraße Stimmen kommen und die drei bewegten sich äußerst vorsichtig in diese Richtung. Alle drei dachten zunächst an Raider. Solche Orte waren für diese ideal. Irgendetwas störte die drei aber. Diese vermeintlichen Raider hatten eine merkwürdige Art zu reden. Dann sahen sie einen der Sprecher und auch andere kamen zum Vorschein. Die drei waren noch nicht entdeckt worden, aber ihnen gefror das Blut in den Adern.
Es waren keine Raider. Es waren Supermutanten. Sie zählten mindestens zehn Stück, die sich relativ nahe befanden. "Himmel, sch****, wir müssen schnell zu anderen zurück. Gegen diese Hünen haben wir doch nicht den Hauch einer Chance " sagte der eine und wollte schon panisch losrennen. Drake hielt ihn sachte zurück. Die meisten Silver Dragons kannten Supermutanten nur aus Erzählungen und Berichten. In der Nähe des Lassen waren bis jetzt noch nie welche aufgetaucht. Es war für die beiden und Drake das erste Mal, dass sie welche zu Gesicht bekamen. "Ruhig und vor allem leise bleiben. Sie haben uns noch nicht entdeckt. Und das muss so bleiben. Wenn die uns entdecken, dann können wir uns einsargen lassen." flüsterte Drake leise.
Die drei warteten einen Moment und versuchten in aller Vorsicht zurück zu ihrer Gruppe zu schleichen. Das Schicksal meinte es nicht gut mit Ihnen. Einer der Späher entdeckte die drei und verständigte lauthals den Rest der Gruppe . Die drei bekamen das mit und fingen an um ihr Leben zu rennen. Sie mussten den Rest warnen und gemeinsam eine sichere Stelle finden, wo sie vor den Supermutanten sicher waren. An einem Kampf war hier nicht zu denken, dafür waren sie zu sehr geschwächt und zu wenige. Keuchend kamen sie bei den anderen an.