[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 247. Showdown

    Am nächsten Morgen wachte Drake sehr frühzeitig auf. Er machte sich wieder für die Arbeit unten in der Versorgungsabteilung fertig und ließ dabei die Ereignisse von gestern Revue passieren. Dabei ahnte er bereits, dass seine Entscheidung Brandenton heute mit Sicherheit zu Höchstform auflaufen lies und er von seiner Seite einige sehr unschöne Dinge zu hören bekommen könnte. "Lass dich auf keinen Fall von ihm reizen." hatte George ihn gestern eindringlich gewarnt. "Den Gefallen werde ich ihm definitiv nicht tun, mein alter Freund. Es geht um Zuviel. Ich muss sowieso darauf einstellen, dass ich häufiger angegangen werde. Wie ging das alte Sprichwort noch?...In der Ruhe liegt die Kraft...Hmm, ich sollte mit der Grübelei aufhören und endlich zusehen, das ich zu Tes und den anderen komme. Da ist noch genug zu tun und Shirley wird mir Bescheid sagen, sobald sich etwas tut." brummte er in sich hinein.


    Anschließend machte er sich auf dem Weg. Als er unten ankam, freute sich Tesla ihn zu sehen und fragte ihn sofort neugierig aus. Drake berichtete ihm ausführlich, während sie im Bereich der Wasserversorgung einige Dinge reparierten. "Du wirst mir hier unten wieder echt fehlen. Aber diesem Brandenton muss in der Hinsicht echt der Stecker gezogen werden." sagte Tesla nachdenklich "Warten wir ab. Wir wissen noch nicht, ob es überhaupt klappt. Ich habe mich zwar dafür bereit erklärt, aber wenn ein Großteil der Leute mich im Lassen nicht mehr akzeptiert ... werden wir uns etwas überlegen müssen. Im Grunde halte ich mich immer noch nicht für eine gute Besetzung. Ich traue mir selbst nicht wirklich, Tes. Vielleicht wacht John rechtzeitig wieder auf..." antwortete Drake "Kneifst du etwa?" fragte Tesla und zog die Stirn kraus. "Nein. Aber ich will nicht, dass die Leute sich hier in zwei Lager spalten. Das wäre für unser Überleben als Gruppe nicht gut." philosophierte Drake nachdenklich.


    "Die Worte habe ich früher schon von dir gehört. Du unterschätzt dich im Moment und an dein ... interessantes Äußere ... haben sich viele schon gewöhnt. Du packst das schon. Aber komm lass uns weiter machen. Sonst werden wir heute nicht mehr fertig." sagte Tesla und beide machten sich an weitere Reparaturarbeiten. Es war etwa gegen Mittag, als die Vorsitzende des Ältestenrats wieder unten im Versorgungsbereich auftauchte. Ben und sie brauchten einen Moment um Drake zu finden. Er hatte sich mit Tesla in den hintersten Bereich der Wasserversorgung zurückgezogen und war gerade dabei in einem Versorgungsschacht zusammen mit Tesla eine Kabeltrasse instand zu setzten. Tesla stand im Schacht, während Drake dort auf dem Boden lag. Von ihm schauten nur beide Beine nach draußen. Beide mühten sich an der Reparatur ab. Tesla fluchte schon wieder.


    "Na, na, immer diese Kraftausdrücke. Du bist aber im Moment ganz schön dünnhäutig. So oft, wie du ihm Moment fluchst, Tes." sagte Drake mit einem Schmunzeln. "Ich und dünnhäutig. Pfft. Diese alte, festgefressene Sch**** nervt mich um Moment nur ungemein. Manchmal möchte ich einfach nur mit dem Schraubenschlüssel auf diese alte..." begann Tesla leicht gereizt. "Ach, hier seid ihr. Ich habe schon gedacht, ihr beiden spielt Verstecken" brummte Ben sichtlich erleichtert, die beiden gefunden zu haben. "Kämen gar nicht auf die Idee, Ben. Vor allem, ich und verstecken. Mit unserem "Kleinen" hier fast unmöglich. Was gibt es?" tönte es von Tesla aus dem Schacht. Susann Shirley, die neben Ben stand, musste bei diesem Gespräch unwillkürlich grinsen. "Ich habe Besuch mitgebracht. Für Drake." "Okay kommen raus. Drake, du lässt nach. Warum sagst du mir eigentlich nicht, dass du jemanden hast? Hättest du mir ruhig mal vorstellen können." sagte er, wie aus der Pistole geschossen.


    Tesla hatte komplett vergessen, dass heute noch ein wichtiger Besuch anstand. Er quetschte sich an Drake vorbei und schaute Ben und Susann Shirley direkt an. Er lief knallrot an und bekam zunächst keinen Ton heraus, nachdem er festgestellt hatte, wen Ben da mitgebracht hatte. Drake schob sich ebenfalls aus dem Schacht heraus, stand auf, sah erst Shirley und dann Tesla an. Er sagte keinen Ton und grinste nur breit. "Ich und mein loses Mundwerk ... es tut mir..." sagte Tesla extrem verlegen. Zu Teslas Verwunderung lachte Shirley herzlich und gab eine schlagfertige Antwort mit der die drei nicht gerechnet hätten. "Es braucht Ihnen nicht Leid zu tun. Hmm, aber in der Tat eine Interessante Vorstellung. Dann hätte ich endlich mal jemanden, der mich auf Händen tragen könnte. Oder was meinen Sie, Drake?" Jetzt sah dieser ziemlich verlegen aus und lief tiefblau an. "Ich ... ähm ja wahrscheinlich ... uff."


    Selbst Ben grinste jetzt. Shirley wurde wieder ernst. "So gerne ich diese erheiternde Unterhaltung fortführen würde ... Es gibt jetzt noch eine wichtige Sache zu regeln. Drake würden Sie mitkommen? Brandenton hatte alle offziellen Geschütze in Stellung gebracht und wir brauchen Sie jetzt oben." Drake schloss kurz die Augen öffnete sie dann wieder und sah Tesla für einen Moment an. "Wenn Sie wollen, können Sie ihn mitnehmen. Als Unterstüzung. Es ist ein öffentliche Sache." sagte Shirley. Tesla ließ sich nicht lange bitten. Die drei brachen auf. Es ging zum großen Versammlungsraum auf Ebene -4. In diesem Raum fand die gesamte Versammlung plus Ältestenrat Platz. Als Shirley mit Tesla und Drake dort ankam, war es bereits sehr voll.


    Die Versammlung war fast vollzählig anwesend. Sie hatte auf der rechten Seite Platz genommen. Auf der linken Seite saß der Ältestenrat. Vor Kopf saßen fünf Richter, die im Lassen unter anderem für Gesetzesfragen zuständig waren und sie sollten die neutrale Seite einnehmen. Zwei Tische standen jeweils mit etwas Abstand zu der jeweiligen Seite. An dem Tisch auf der rechten Seite saß Jep Brandenton. Er war ein hagerer Mann von etwa fünfzig Jahren in einem schwarzen Anzug mit silberblauer Krawatte. An einer Stelle war ein kleines Emblem der Silver Dragons angebracht. Er hatte rabenschwarzen, glatten Haaren und trug eine rundliche Brille auf der Nase. Die braunen Augen, die die ganze Zeit unruhig hin und her wanderten, wiesen einen stechenden Blick auf. Neben ihm saßen zwei weitere Leute und man unterhielt sich leise.


    Shirley, Tesla und Drake waren durch eine Seitentür in den Raum getreten. Shirley bat die beiden am Tisch Platz zu nehmen. Brandenton bedachte beide mit einem abschätzigen Blick. "Wenn ich das richtig sehe sind wir nun vollzählig. Dann können wir mit der Vollversammlung beginnen, oder spricht etwas dagegen? Miss Shirley? Mr. Brandenton?" fragte einer der Richter. Er schien die Moderation des stattfindenden Gesprächs zu übernehmen. Sein Name lautet Jonathan Cox. "Nein, euer Ehren, es würde nichts dagegen sprechen. Alle notwendigen Personen sind hier." sagte Vorsitzende Shirley knapp und respektsvoll. "Sind ebenfalls vollzählig vertreten. Wir wären auch sofort Beschlussfähig, wenn wir diese eindeutige Sache für unsere Seite geklärt haben, euer Ehren." sagte Brandenton recht selbstsicher. Cox runzelte kurz die Stirn, sagte aber nichts darauf und schilderte dann als neutrale Instanz den Grund für die Vollversammlung.


    Danach ging es auch gleich zu Sache. Brandenton nahm kein Blatt vor dem Mund und bezichtigte die Vorsitzende des Ältestenrates sich selbst in entsprechende Position bringen zu wollen und Drake als erfüllungswillige Marionette zu nutzen. Shirley war sichtlich geschockt über den Vorwurf und wiedersprach vehement. Sie wiederum warf Brandenton vor geltenden und sehr eindeutige Regeln zu missachten, um sich selbst in eine Position zu bringen, die ihm nicht zustand. Tesla schüttelte während des Gesprächs mehrmals nur den Kopf. Das Ganze ging eine Weile hin und her. Cox musste beide Seiten mehrmals in die Schranken weisen. Drake verfolgte die Gespräche sehr aufmerksam. Er selbst hatte bis jetzt nicht ein Wort gesagt, obwohl einige unschöne Dinge von Brandentons Seite kamen, die ziemlich unter die Gürtellinie gingen.


    "Für mich ist es eindeutig, dass Sie ihn nur wiedereinsetzen wollen, damit Sie davon profitieren können. Er hat bis jetzt nicht ein Wort selbst dazu gesagt. Ich bezweifle sogar, dass er dieser Unterhaltung überhaupt folgen kann." sagte Brandenton aggressiv in Richtung Shirley. "Wie wäre es denn, wenn Sie mal mit ihm selbst sprechen. Anstatt die ganze Zeit über ihn zu sprechen. Er hält sich nur an den Regeln. Im Gegensatz zu Ihnen." giftete Shirley zurück. "Als hätte das Sinn. Cox wären Sie bitte so freundlich, ihm das Wort zu erteilen. Ich werde ihm auch gleich im Anschluss einige Frage stellen, vorausgesetzt er versteht die überhaupt." wies er den Richter an. Cox war mittlerweile deutlich verärgert über das arrogante Gehabe von Brandenton.


    "Für Sie immer noch euer Ehren und mäßigen Sie Ihren Ton, sonst unterbreche ich die Vollversammlung, bis Sie sich wieder beruhigt haben. Ich erteile hiermit Drake das Wort. Möchten Sie sich zu den Vorwürfen äußern, die Mr. Brandenton geäußert hat?" Drake nickte kurz, stand auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken und antwortete mit seiner tiefen, immer etwas brummig klingenden Stimme. "Die Vorwürfe gegen Ms. Shirley entbehren jeglicher Grundlage, euer Ehren." und erläutert Cox kurz den Sachverhalt aus seiner Sicht der Dinge. Dann wandte er sich an Brandenton direkt. "Und ja, ich kann der Unterhaltung durchaus folgen, auch wenn Sie mich zurzeit scheinbar für ein großen, blauen Kretin halten. Auch mein derzeitiger Geisteszustand ist in Ordnung. Und eine vermeintlich erhöhte Gewaltneigung besitzte ich auch nicht. Sie können gerne Doc Darper zu beiden Dingen befragen. Ich habe ihn bereits von seiner ärztlichen Schweigepflicht entbunden, damit er den Fragen hier offen antworten kann. Das ist alles, was ich ihm Moment zu sagen habe. Sie können Ihre weitere Fragen gerne an mich stellen." sagte Drake sehr sachlich und setzte sich wieder.


    "Pfft. Das haben Sie doch mit Shirley einstudiert. Mich führen Sie beiden nicht an der Nase herum ... Sie sind doch bloß das Schoßtierchen dieser machtgeilen Person." sagte Brandenton sauer. Shirley schaute Brandenton an, als hätte dieser den Verstand verloren. "Brandenton, mäßigen Sie sich. Das ist jetzt die zweite Verwarnung." sagte Cox. Anschließend wandte Cox sich an den ebenfalls anwesenden Doc Darper. Er stellte ihm eine Menge Fragen, wie auch die Seite des Ältestenrats und der Versammlung. Brandentons Argumentation verlor immer mehr an Boden, je länger man den Aussagen von Darper lauschte. Nach etwa einen halben Stunde waren die Fragen an ihm abgeschlossen. Cox unterbrach die Sitzung nun und zog sich mit den anderen zur Beratung zurück.


    Auch sie hatten jetzt genug erfahren, um den an sie gestellten beiden Anfragen ordentlich nachzugehen. Nach etwa zehn Minuten kamen sie wieder aus der Beratung zurück. Brandenton und Shirley warteten gespannt auf den Beschluss. "Nach kurzer Beratung geben wir dem Antrag des Ältestenrats statt. Die Fakten sind eindeutig und klar dargelegt. Abgewiesen wird dagegen der Antrag von Mr. Brandenton. Eine Unzurechnungsfähigkeit der betreffenden Person ist nicht festzustellen. Daher spricht nichts dagegen, eine Wiedereinsetzung laut unserer Gesetzeslage auszuführen. Ich würde daher vorschlagen, durch eine kurze händische Abstimmung dem Beschluss von Ms. Shirley zuzustimmen, um diese Sache zu einem ordentlichen Abschluss zu bringen." sagte Cox mit ruhiger Stimme. Hinter Brandenton gingen eine Menge Hände hoch. Auf Seiten des Ältestenrates alle.


    Brandenton hatte verloren und konnte es nicht fassen. Die Wut war ihm deutlich anzusehen. Dann tat er etwas, womit niemand gerechnet hatte. Er lief im Zorn rüber zu Drake. Der hatte nach dem Beschluss kurz die Augen geschlossen und seufzte. Als er sie wieder öffnete, stand Brandenton bereits vor ihm. Dieser handelte mittlerweile in seinem Zorn vollkommen irrational. Er hatte eine Beretta gezogen und richtete sie auf ihn. Tesla, der neben Drake saß, war starr vor Schreck. Auch die anderen hatten mittlerweile mitbekommen, was sich gerade abspielte. Drake blieb seelenruhig sitzen und schaute ihn nachdenklich an. Das irritierte Brandenton zutiefst. Er hatte definitiv mit einer anderen Reaktion gerechnet. Was jetzt noch von Drakes Seite kam, verblüffte ihn noch mehr.


    "Brandenton, wenn Sie mich erschießen wollen, dann sollten Sie auf den Bereich der Augen zielen. Das geht am Schnellsten. Es sei denn, Sie wollen mich Quälen." "Ich ... verdammt ... warum wehren Sie sich nicht ... Es wäre Ihnen doch ein Leichtes..." "Damit Sie mich als das darstellen können, was Sie seit Anfang vor hatten? Den Gefallen werde ich Ihnen nicht tun ... Sie haben gerade mit dieser einen unüberlegten Handlung alles verloren, Brandenton. Ist Ihnen das bewusst?" sagte Drake sehr ruhig. Brandenton ließ kurz die Waffe sinken. Der Moment der Ablenkung reichte. Mit einem Mal brach Brandenton mit einem schmerzverzerrten Gesicht zusammen und hielt sich das Bein. Es blutete. Während Brandenton Drake bedrohte, war Twibs mit einigen Leuten der Sicherheit unbemerkt eingetreten. Cox hatte sie verständigt. Twibs hatte Brandenton kampfunfähig geschossen und verhaftete ihn anschließend. Durch diese Aktion verlor er sein Mandat und damit den Posten des Vorsitzenden.

  • 248. Erwachen

    Westküste. Anfang März 2283. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Einige Tage später nach den Ereignissen in der Vollversammlung. "Weißt du was ich nicht verstehe. Warum sich Brandenton mit seiner Aktion selbst aus dem Spiel genommen hat? Wenn er dir nicht die Waffe ins Gesicht gehalten hätte, wäre er immer noch Vorsitzender der Versammlung. So hätte er dich weiter Piesacken und auf einen besseren Moment warten können. Irgendwie scheinen manche unserer Leute zu diesen Zeiten eine gewisse Gewaltneigung zu entwickeln." sagte Tesla nachdenklich und schob sich eine Portion Cram in den Mund. "Er war *kurzes Schlürfen* seiner Sache zu sicher. Da ist ihm wohl eine Sicherung durchgebrannt. Ein guter Taktiker war er wohl nie. Sofern ich den Berichten von früher Glauben schenken kann."


    Drake leerte seine Nudelschüssel mit einem Zug und stellte sie zu den vier anderen, die er bereits vorher verdrückt hatte. "Fakt ist, dass wir einen Unruhestifter weniger im Lassen haben. Das ist wichtig. Ich hoffe, dass Ältestenrat und Versammlung auch in ihren Überlegungen das Ödland mitbedenken und sich nicht wieder in internen Streitigkeiten verlieren. Sonst sehe ich schwarz ...Sag mal isst du deine...?" Tesla grinste. "Nein. Ich bin froh, wenn ich meine Portion Cram aufbekomme ... hier..." Er schob Drake seine Portion Nudeln rüber. "Du und Nudeln ... da bist du ein richtiger... "Gierschlund"... Aber gut, so jemand mit deinem ... Format braucht ja auch andere Portionsgrößen." schmunzelte Tesla und beobachte Drake fasziniert dabei, wie der sich seine Portion in kürzester Zeit einverleibte.


    "Gut, dass du nur "Gierschlund" gesagt hast, bei Fresssack wäre ich ernsthaft beleidigt gewesen. Hmm. Die sind einfach zu lecker. Jetzt bin ich aber auch pappsatt." sagte Drake zufrieden und lehnte sich für einen kurzen Moment in den weichen Dinersessel zurück. "Ich bin froh, dass das mit dem kurzen Mittag zusammen geklappt hat. Ich habe im Anschluss noch einiges zu tun. Gleich geht es wieder in die nächste Besprechung ... bin mal gespannt, was dabei rauskommt." "Thema?" fragte Tesla neugierig. "Ausstattung von Geländeexpeditionen und Ähnliches." sagte Drake knapp. "Klingt eigentlich spannend. Naja, ich werde mich mal wieder nach unten aufmachen. Wir haben ja auch noch genug zu tun. Sonst bekomme ich noch einen Anschiss von Ben." grinste Tesla.


    "Wieso? Du hattest ein ... äußerst wichtiges Dienstgespräch mit mir." schmunzelte Drake. "Aber du hast Recht. Wir beide sollten uns wieder in Bewegung setzten." Beiden standen auf und brachten die Sache weg. Dann liefen sie vom Diner aus, zu den Aufzügen. "Tes, würdest du mir einen Gefallen tun und Ben darum bitten eine Aufstellung zu machen, was in nächster Zeit an Reparaturen ansteht und was für Material benötigt wird" Tesla sah Drake für einen Moment an. Dann nahm er mit einem mal Haltung an und schmunzelte dabei. "Jawohl der Herr Kommandant, geht klar." Drake verdrehte die Augen "Tes?" "Jaaa?" "Du bist doof." "Ich weiß *leises Lachen*. Natürlich werde ich es Ben ausrichten. Wir sehen uns. Bis später. Und gib bitte Bescheid, wenn sich was bei Schildchen tut, ja?" Drake nickte. Dann verschwand Tesla im Fahrstuhl. Drake schüttelte den Kopf, grinste dabei und ging zur nächsten Besprechung.


    Es war Abend als er mit allem durch war und sich auf den Weg zur Krankenstation machte, um nach John zu sehen. Außerdem wollte er mit Darper noch das ein oder andere bereden. Im Moment holte er im Lassen an allen wichtigen Stellen Informationen ein um auf dem Stand der Dinge zu sein und Johns angefangenen Projekte weiter führen zu können. Als er in der Krankenstation ankam, schaute Darper in verschiedene medizinische Akten und schien über etwas nachzudenken. "Hallo Darper, ich hoffe ich störe nicht. Ich würde gern John besuchen. Ist das möglich?" fragte Drake sehr höflich. Darper lass einen Moment weiter, nickte kurz und sah dann Drake an. "Und bei Ihnen alles in Ordnung? Brandenton hat Sie ja ganz schön angegangen. Und seine eigene Krankenakte dem gesamten Lassen öffentlich zu machen, war mit Sicherheit für Sie nicht leicht." sagte Darper leicht besorgt.


    "Alles in Ordnung. Ich habe mich einfach darauf eingestellt, dass ich einfach häufiger angegangen werde. Und das andere ... war notwendig, um zu zeigen dass man mir vertrauen kann. Das ich eben kein blutrünstiger Psychopath bin. Danke, dass Sie das mitgemacht haben." "Gerne. Auch das gehört als Arzt dazu. Seinen Patienten in bestimmten Situationen unterstützend zur Seite zu stehen." sagte Darper und lächelte dann ein wenig. "Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, bestimmte Leute bei uns haben wesentlich mehr einen an der Bimmel als Sie. Ich bin einfach nur froh, dass Sie diese ganze Geschichte einigermaßen gut überstanden haben und Sie wieder voll dabei sein können. Übrigens ... die Uniform steht Ihnen." "Danke Darper. Daran muss ich mich echt noch gewöhnen." Drake kratzte sich verlegen am Kinn.


    "Ach, ich habe da noch eine Frage. Wie sieht es heute Abend mit unseren "speziellen" Treffen aus?" "Wenn Sie sich noch fit genug dafür fühlen, gerne. Da fällt mir auch noch was ein. Bevor ich es wieder vergesse. Wir haben da was für Sie. Kommen Sie mal mit in mein Besprechungszimmer." Darper ging vor und Drake folgte ihm sehr neugierig. Dort angekommen trat Darper an einen seiner verschlossenen Schränke aus weißem Metall. Er öffnete diesen und holte eine schwarze Tasche aus einem scheinbar wasserabweisenden Material bestand. Die Tasche war dafür gedacht, dass man sie seitlich befestigen konnte und war auf Drakes Größe angepasst. Darper stellte sie auf seinen Tisch und holte zwei silberne Kassetten heraus. Im Deckel war das Zeichen der Silverdragons eingestanzt.


    Dann öffnete er sie und lächelte Drake an. "Die haben wir extra für Sie anfertigen lassen. Sie haben wirklich gute Fortschritte gemacht und ich denke, ein eigener Satz Instrumente wird in nächster Zeit nützlich sein. In der zweiten ist übrigens alles, was im Ödland hilfreich sein könnte. So, wie ich Sie kenne, werden Sie mit Sicherheit in der nächsten Zeit auch bei der einen oder anderen Expedition dabei sein wollen." "Das ist ... das kann ich doch fast nicht annehmen ... ich weiß ... gar nicht ... was ich sagen ... soll. Danke." sagte Drake gerührt und nahm die beiden Kassetten behutsam an sich und steckte sie vorsichtig in die Tasche und befestigte sie an seiner Seite. Darper beobachtete ihn dabei. "Sehr schön ... passt. Ich hatte schon fast befürchtet, dass sie noch zu klein geraten ist." Darper war sehr zufrieden.


    Beide sprachen noch einen kurzen Moment miteinander, dann ging Drake zu John, der mittlerweile in seinem eigenen Krankenzimmer lag. John war immer noch ohne Bewusstsein. Er trat leise ein und sich auf einen Stuhl setzte, der unweit vor seinem Krankenbett stand. "Er sieht auch schon besser aus. Ich hoffe, er behält nichts zurück." dachte Drake. Er betrachte John eine ganze Weile. Er wollte gerade aufstehen, als er bei Johns linker Hand eine Bewegung feststellte. Er schaute zu Johns Gesicht und stellte fest, dass dieser gerade dabei war aufzuwachen. Drake setzte sich wieder und beobachtete ihn aufmerksam. John blinzelte und war einen Moment irritiert.


    Man vernahm ein leises Stöhnen. "Diese verdammten, zu groß geratenen Spinnentiere. Das nächste Mal nehme ich eine Riesenklatsche in Form eines Raketenwerfers mit..." Dann nahm er wahr, dass er nicht alleine war und schaute in Drakes Richtung. Der wiederum sah John besorgt an. "Hey, schön das ... du hier ... bei mir bist. Mich scheint es ja ganz schön erwischt zu haben ... Wie lange war ich ... weg?" "Etwa eine Woche und es war ziemlich knapp. Ich bin froh, dass du wieder unter den Lebenden bist. Ich werde Darper eben Bescheid sagen, dass du wieder wach bist..." Er holte Darper. Der untersuchte John eingehend. Als er fertig war, sah er sehr zufrieden aus. Es schien so auszusehen, dass John keine bleibenden Schäden durch das Gift des Rad-Skorpions zurückbehielt.

  • 249. Taktischer Zusammenschluss

    Ostküste, Commonwealth. Fort Independence. Mitte Juni 2289.


    Blue sah Deacon und Desdemona erwartungsvoll an. Die beiden setzen sich mit ernster Miene auf zwei Stühle, die vor dem alten Holzschreibtisch standen, an dem Blue saß. Preston und Ronny waren ebenfalls sehr gespannt, wie die Railroad sich entschieden hatte. Desdemona knetete kurz ihr Kinn. Deacon sah sie an ebenfalls an. "Des, würdest du oder soll ich es..." "Nein, Deacon. Ich mache das schon. Noch...sind solche Dinge meine Aufgabe." Man konnte Desdemonas Anspannung förmlich im Raum merken.


    "...nach einer sehr..."angeregten"...Beratung haben wir uns dazu durch gerungen, deinen *kurzes bitteres Lachen* Vorschlag anzunehmen, der die Railroad den Minutemen unterstellt. Unsere Leute sehen darin die beste Lösung. Auch wenn ich selbst immer noch große Bedenken habe. Aber ich stehe mit meinem Standpunkt zurzeit alleine da." sagte Desdemona ziemlich zerknirscht. "Ich gratuliere Professor. Du bist damit die neue Spitze der Railroad. Wirklich eine geschickte Art der Machtübernahme" bemerkt sie mit einem sarkastischen Unterton, der nicht zu überhören war. "Ich hoffe, du hältst deine Versprechen. Insbesondere jene, die die Synths betreffen. Wie geht es jetzt mit uns weiter?" Desdemona war mit dem jetzigen Lauf der Dinge überhaupt nicht einverstanden und akzeptierte für sich die ganze Sache nur sehr wiederwillig.


    Blue war ziemlich erleichtert, dass sich die Railroad zu diesem Schritt durchgerungen hatte. Durch diesen Zusammenschluss würden beide Seiten sehr profitieren. Blue hoffte, dass auch Desdemona das im Laufe der Zeit einsehen und akzeptieren würde. "Das werde ich Desdemona. Wir haben beide ähnliche Interessen. Ich bin froh, dass ihr euch so entschlossen habt. Wir wollen wie folgt, vorgehen..." Blue erläuterte, wie der gemeinsame Weg nun aussehen würde. Das Hauptquartier der ehemaligen Railroad wurde in den Katakomben der Burg aufgeschlagen. Die Leute der Railroad fanden dort unten ihre neue Bleibe. So ging die Railroad in eine neue Abteilung innerhalb der Minutemen auf und wurde so zu einer Art Geheimdienst, die überall im Commonwealth ihre Augen und Ohren hatte.


    Desdemona und Doc Carrington blieben innerhalb des neuen Bereichs die Tonangeber was Planungen, Einsätze usw. betrafen. Sollten Dinge in die Ausführung gehen, lief das entweder über Preston, Ronnie und zuletzt Blue. Der fragte Desdemona und Deacon über deren benötigte Ausrüstung und weitere Dinge aus. Beiden Seiten schrieben eine Menge auf und berieten sich sehr detailliert über die Zusammenführung. Über einen halben Tag dauerte das Gespräch. "...ich denke, wir haben jetzt erst einmal eine Menge Grundsätzliches geklärt. Ich wäre auch sehr dafür, wenn ihr euch sehr bald mit den Pendeltons kurzschließt. Sie können euch bei euren "besonderen Anliegen" gut weiterhelfen und euch in unsere speziellen Projekte einweihen. Ich werde Ihnen die Anweisung geben, dass ihr in solche Dinge auch Einblick haben dürft. Ich denke Tüftel - Tom wird daran seine helle Freude haben." sagte Blue zum Schluss.


    "Das sind eine Menge Informationen, die wir unseren Leuten mitzuteilen haben. Ich muss zugeben, dass diese ganzen Planungen sehr durchdacht sind. Es ist nur schade, dass wir neue Codenamen annehmen, die alten haben mir eigentlich gut gefallen. Aber du hast auf eine Art Recht. Wenn unsere Codenamen bereits so offen bei der Bruderschaft kursieren, dann wäre es nicht gut diese beizubehalten. Wir werden dir dann die Neuen mitteilen." sagte Desdemona. Sie war nach dem Gespräch sehr nachdenklich. Deacon hatte im Grunde Recht gehabt. Der Zusammenschluss mit den Minutemen würde ihnen tatsächlich mehr Möglichkeiten in der Unterstützung der Synths gewähren, als sie es in den besten Zeiten der Railroad je gehabt hatten.


    Sie verabschiedeten sich und gingen zu ihren Leuten in die Katakomben der Burg. Es gab eine Menge mit ihnen zu besprechen. Nachdem Deacon und Desdemona sich verabschiedeten hatten, gingen auch Preston und Ronnie los. Es waren eine Menge weiterer organisatorischen Aufgaben zu erledigen, die damit zusammenhingen. Blue gab Anweisungen an betreffende Stellen aus. Alle drei waren damit bis zu frühen Abend beschäftigt. Blue verließ das Quartier erst als alles auf den Weg gebracht war.


    Er ging nach draußen und stand nachdenklich an der östlichen Umrandung auf den Mauern der Burg. Er schaute erst auf die zerfallene und durch den großen Krieg in Teilen zerstörte Innenstadt von Boston, dann zum alten Logan Airport, wo die Prydwen schwebte und die Bruderschaft ihr Hauptquartier hatte. Er schüttelte kurz den Kopf und seufzte. "Ach, hier bist du. Ist alles okay mit dir? Du siehst nicht gerade zufrieden aus. Dabei hatten wir doch heute eigentlich einen sehr erfolgreichen Tag hatten, Mann." fragte Preston, der zu ihm auf die Umrandung kam.


    "Eigentlich ist alles in Ordnung. Und ja, das Deacon, Desdemona und die anderen sich uns anschließen, ist sehr gut. In der Hinsicht bin ich wirklich erleichtert. Ich frage mich gerade nur...ob der Weg, den wir...den ich gehe...wie ich ihn gehe, der Richtige ist? Seitdem ich weiß, welche Rolle man uns...mir im Commonwealth-Projekt beimisst...versuche ich noch umsichtiger vorzugehen. Ich will nicht, dass das Ganze aufgrund eines Fehlers auf meiner Seite scheitert. Wir bauen hier gerade an einem Grundfundament von vielleicht etwas für die Leute in der Zukunft sehr Wichtigen...und das sollte gut gemacht sein. Das Leben im Commonwealth war bisher sehr entbehrungsreich und unsicher." sagte Blue und zog die Stirn kraus.


    Preston schaute ihn nach der Aussage einen Moment lang an. "Weißt du, dass ich es nicht bereut habe, dich damals gefragt zu haben. Ich bin froh, dass wir beide so gute Freunde sind. Und ich habe bis jetzt kaum jemanden kennengelernt, dem die Leute hier so viel bedeuten wie dir. Der sich um die Zukunft der Leute sorgt. Umso bemerkenswerter, da du ein Supermutant bist." sagte Preston mit einigem Stolz. Er legte den Arm in Höhe von Blue Taille in seinen Rücken. "Ich denke, wir gehen den richtigen Weg. Auch wenn er im Moment nicht der einfachste ist, Mann. Aber wir bewegen als Minutemen tatsächlich einiges für die Leute zum Positiven...ohne dich wäre das nicht möglich gewesen."


    Preston klopfte Blue dabei aufs Kreuz. "Danke Preston...aber da musst dich mit einschließen. Auch du hast dabei einen erheblichen Anteil. Und letzten Endes jeder einzelner Commonwealthbewohner, der uns unterstützt." Blue legte sein Arm um Preston auf Prestons rechte Schulter. "Ich bin auch froh, dich einen guten Freund nennen zu können." Blue wirkte jetzt zufrieden. Beide blieben einen Moment so stehen und blickten in die hereinbrechende Dunkelheit. Beide hingen ihren Gedanken nach. Der auffrischend Wind trug das Sirren der Motoren der Prydwen bis hierhin herüber. Im Moment wirkte das Commonwealth friedlich.

  • Ich bin überrascht dass Desdemona bereit ist sich der Minutemen in deiner Story zu unterstehen, aber das liegt wohl an Blues Art die Sicherheit und geborgenheit ausstrahlt. :)


    Schade dass deine Story nicht genug Anerkennung bekommt. Ich hoffe mehr reagieren auf deine Story.

  • So ganz freiwillig ist es bei Desdemona ja nicht wirklich. Man merkt es ziemlich am Anfang des Kapitels. Sie nimmt Blue diese Aktion schon sehr übel, beugt sich aber der Mehrheit der eigenen Leute (im Moment), die in Blues "Vorschlag" wie Deacon auch eine Chance für die Railroad bzw. ihrer "Weiterentwicklung" sehen.


    xSaint96 Ich freue mich über jeden einzelnen der die Story liest. Selbst, wenn ich wüßte das nur eine einzelne Person sie liest würde ich trotzdem schreiben. Ob mein Story gut oder schlecht ist, mag ich selbst nicht gerne beurteilen. Ich bin da sehr selbstkritisch und lege bei mir selbst ein hohe Messlatte an. Aber ich schreibe sie mit Herzblut und versuche sie passend ins Falloutuniversum zu integrieren und Lorelücken und Abweichungen aufzulösen. Und eine gewisse stille Anerkennung scheint mir vorhanden, wenn ich die Anzahl an Zugriffen betrachte seitdem ich an ihr schreibe. :)

  • 250. Tödlicher Hass

    Ostküste, Commonwealth. Sanctuary. Ende Juni 2289.


    Vierzehn Tage später reiste Blue nach Sanctuary. Kaum war er dort angekommen, zog er sich in das HQ der Minutemen zurück. Dort arbeitete allerlei Anfragen ab, die in den letzten vierzehn Tagen hier an die Minutemen gestellt worden waren. Er hatte bereits einiges erledigt als es an der Tür klopfte. "Herein" brummte Blue kurz. Es waren Nick und Piper. "Endlich bekommt man dich mal wieder zu Gesicht. Du hast dich in der letzten Zeit ja ganz schön rar gemacht." sagte Pieper leicht schmunzelnd und dennoch war eine gewisse Ernsthaftigkeit in ihrer Stimme zu hören. Nick stimmte Piper ebenfalls zu. Beiden setzten sich auf das abgewetzte, aber gemütliche Sofa, das seit einiger Zeit an einer Wand von Blues Büro stand. "Habe halt viel zu tun gehabt. Mache das hier eben noch fertig, dann bin ich für euch da." sagte Blue knapp. "Noch mehr als sonst, wie mir scheint, Großer." sagte Nick ruhig und zündete sich eine Zigarette an.


    Etwa fünf Minuten später war Blue soweit. Er schob den Rest der Unterlagen in die Schreibtischschublade, stand auf und gesellte sich zu den beiden. Mit einem hörbaren Seufzen ließ er sich in den alten Sessel fallen. "Es tut mir leid, dass ich vorhin so kurz ab war. Ich freue mich wirklich euch zu sehen, auch wenn es nicht so aussah." entschuldigte sich Blue bei Piper und Nick. "Schon in Ordnung, Blue. Ständig aufs Commonwealth aufzupassen macht eine Menge Arbeit. Vor allem wenn ich an die letzte Zeit denke. Und die Bruderschaft macht einem das Ganze nicht einfacher, oder?" fragte Piper mit einem gewissen Unterton nach. "Ich...wir haben ein schlimmes Gerücht gehört... Nichts Genaues weiß man...aber die Railroad soll von der Bruderschaft...aufgerieben, regelrecht ausgelöscht worden sein...ist an dem Gerücht wirklich etwas dran, Blue? Hast du bei der Bruderschaft so etwas mitbekommen?"


    Blue stand darauf wortlos auf, schaute kurz aus der Tür heraus und verschloss sie wieder. Dann setzte er sich wieder und sah beide einen Moment sehr ernst an. Er schien zu überlegen. Pieper und Nick sahen sich zunächst aufgrund Blues Verhalten fragend an. Nick ergriff als Erster das Wort. "Ich glaube, Piper...du hast mit der Frage direkt ins Schwarze getroffen, oder Großer?" Blue nickte wortlos mit geschlossenen Augen. "Bitte sag mir jetzt nicht, dass du mit dabei warst..." sagte Pieper entsetzt. Nick schaute ebenfalls betroffen. "Ich war dabei...ich habe die Operation ausführen müssen...es gab keine andere Möglichkeit..." Nick und Piper glaubten ihren Ohren nicht zu hören. "Piper, Nick was ich euch jetzt erzähle, muss bitte unter uns bleiben. Ihr dürft niemanden auch nur andeutungsweise davon erzählen, was ich euch jetzt berichte. Ihr seid sonst in Lebensgefahr und alle anderen auch." sagte Blue besorgt wie noch nie sonst. Er schildert den beiden flüsternd, was sich vor über vierzehn Tagen zugetragen hatte.


    Am Ende des Berichts waren beide zwar auf eine Art erleichtert, begriffen aber sofort wie gefährlich dieses Wissen war. Piper hat eigentlich vorgehabt den Gerüchten auf den Grund zu gehen und einen Artikel darüber zu schreiben. Sie sah davon ab. Nick sah Blue prüfend an. "Das war extrem knapp. Gut, dass ihr diesen durchtriebenen Plan noch rechtzeitig umsetzten konntet. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wenn das in die Hose gegangen wäre. Aber das die Railroad jetzt ein Teil der Minutemen sind...Respekt, Großer. Das malt sich der Älteste mit Sicherheit nicht in seinen kühnsten Träumen aus..." Nick und Piper waren von Blues taktischem Schachzug sichtlich beeindruckt. "Ich hoffe, dass er nicht dahinter kommt. Zu mindestens solange nicht, bis das Commonwealth bereit ist, sich gegen die Bruderschaft zu Wehr setzten zu können. Falls wir...ich es nicht schaffe sie davon zu überzeugen, dass es auch einen anderen Weg geben kann." sagte Blue hoffend.


    "Naja, die Aktion dürfte dir auf jeden Fall bei der Bruderschaft einige dicke Pluspunkte verschafft haben. Insbesondere beim Ältesten. Wenn du irgendwann wirklich zum Paladin befördert wirst, hast du noch ganz andere Möglichkeiten Einfluss zu nehmen. Vielleicht schaffst du es dann so." sagte Nick. "Das mag vielleicht sein, Nick. Aber desto gefährlicher wird das ganze Spiel für mich und damit auch für euch alle. Ich befürchte, dass Maxson mich noch für ganz andere Dinge einsetzten will" seufzte Blue nachdenklich. "Das Gefühl habe ich auch. Aber du wirst das Richtige tun, dass weiß ich...wissen wir." sagte Piper aufmunternd. Sie wuschelte Blue in seinen grauen Haaren und strich ihm für einen kurzen Moment mit der Hand über die Wange. "Ich könnte mir zurzeit niemand anders vorstellen, der das Commonwealth besser beschützt als du. Ich werde jetzt kurz nach Nat schauen. Wir können uns danach ja im leuchtenden Gecko treffen. Würde dir auch gut tun."


    Blue schaute aufgrund der herzlichen Art Pipers einen Moment irritiert und bekam kein Wort heraus. Bis er die Worte wieder fand, war Piper aus dem Raum verschwunden. Nick schaute hinterher und sah dann wieder zu Blue. "Ich glaube, da mag dich jemand mittlerweile wirklich sehr gern." Nickt grinste Blue breit an. "Nick, ich glaube dein Emotionschip interpretiert da bei Piper was falsch. Wir sind gute Freunde. Mehr nicht." sagte er ausweichend. "Wenn du meinst, Großer. Ich wäre mir da an deiner Stelle nicht so sicher. Aber egal, wechseln wir das Thema. ich merke ja, dass dir das unangenehm ist." sagte Nick. Beide unterhielten sich noch einen Moment leise über die letzten Ereignisse und trafen sich später mit Piper im leuchtenden Gecko.


    Zwei Tage später bekam Blue unerwarteten Besuch in Sanctuary. Er stand vor dem HQ der Minutemen und genoss einen kurzen Moment der Ruhe, als zwei altbekannte Gesichter die Hauptstraße herauf kamen. Paladin Danse und Gelehrte Haylen suchten nach Blue. "Hätte ich mir auch gleich denken können, dich hier in Sanctuary zu finden. Den ersten Weg zur Burg hätte ich mir wirklich schenken können." sagte Danse frustriert. "Ich brauche dich als Ritter der Bruderschaft. Ich muss Erkundigungen für den Ältesten im Randbereich des leuchtenden Meeres einholen. Da gibt es ein altes Städtchen, malerisch an einem leicht verstrahlten See gelegen ... irgendwas mit ... Tick war es. Er überlegt dort einen kleinen Außenposten der Bruderschaft zu errichten. Es gibt Gerüchte, dass im leuchtenden Meer noch einiges an verloren gegangener Technologie zu finden sei. Und da du dich ja gut auskennst ... und ich außerdem noch einen fähigen Waffenbruder benötige ... würde ich gerne mit dir losziehen."


    Danse sah Blue ernst an. "Das Städtchen heißt Natick. Und sicher komme ich mit, wenn du mich schon so "liebevoll" fragst." Blue deckte sich mit allem Nötigen für eine solche Unternehmung ein. Er rüstete sich mit seiner Kampfrüstung, Superhammer, Scharfschützengewehr und dem Kampfgewehr aus. Bei Reisen in der Nähe des leuchtenden Meeres wollte er kein Risiko eingehen. Er gab kurz Ltd. Greedy Bescheid und zog mit Danse und Haylen Richtung Natick los. Gegen Abend machten sie Rast in Oberland und reisten früh am nächsten Morgen weiter. Sie überquerten den Fluss und waren gerade am alten Poseidon Reservoir vorbei, als Blue sich umdrehte und kurz lauschte.


    "Alles in Ordnung, Blue?" fragte Haylen besorgt. "Ich weiß nicht...ich habe für einen Moment den Eindruck gehabt, dass uns jemand verfolgt." Danse blieb ebenfalls stehen und runzelte die Stirn. "Ich weiß, dass du dich selten bei so etwas irrst. Aber wer sollte uns bitte in dieser Einöde verfolgen? Ich habe nichts wahrgenommen." "Das habe ich mich auch gerade gefragt. Wahrscheinlich haben mir meine Sinne einen Streich gespielt..." sagte Blue nachdenklich. Sie gingen weiter und erreichten Natick gegen Mittag. Blues Gefühl, das ihnen jemand folgte, blieb trotzdem warnend bestehen. Natick lag verlassen da und in nicht allzu weiter Entfernung begann das direkte Randgebiet des leuchtenden Meeres. Erkennbar am verbrannten Boden und verkohlten Baumstümpfen. Sie hatten Natick eine Zeitlang durchkämt, als alle drei das typische Laufgeräusch von mehreren Powerrüstungen vernahmen.


    Sie schauten sich fragend an. Eine Gruppe der Bruderschaft kam nach Natick herein. Drei von Ihnen trugen besagte Powerrüstungen. Den Insignien nach ein Paladin und zwei Ritter. Ihnen folgten sechs weitere Mitglieder der Bruderschaft in der üblichen Ausrüstung fürs Ödland. Paladin Danse und Haylen schienen erleichtert. Bei Blue schrillten im Inneren die Alarmsirenen. Irgendwas beunruhigte ihn zutiefst. "Ad Victoriam, Paladin Danse und Gelehrte Haylen." grüßte der Paladin in der Powerrüstung, die beiden. Blue ignorierte er zunächst. Blue erkannte die Stimme sofort. Es war die Stimme von Paladin Corell.


    "Das gefällt mir überhaupt nicht, dass der hier draußen auftaucht. Weit weg von jeder Siedlung." dachte Blue beunruhigt in sich hinein. "Ad Victoriam, Paladin Corell. Schön Sie hier zu treffen. Haben Sie auch einen Erkundigungsauftrag für die Gegend um das leuchtende Meer bekommen? Dann könnten wir ja gemeinsam die Gegend erkunden." sagte Danse freundlich und sichtlich erfreut. Zusätzlich Hilfe war hier draußen immer willkommen. "Negativ, Danse. Ich bin hier in eigener Sache..." antwortete Corell kühl. Danse und Haylen sahen sich fragend an. Blue stand drei Meter hinter den beiden und beobachtete die Situation angespannt. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.


    "Ich verstehe nicht, Corell, was meinen Sie damit?" Danse war mittlerweile auch deutlich angespannt. "Nun ... ich erkläre es einem Emporkömmling eines Ödländers gerne. Ich werde Sie aus dem Weg räumen...Wenn ich an der richtigen Position gewesen wäre, dann hätten wir niemals dreckige Ödländer in die Reihen der Bruderschaft aufgenommen ... egal wie geeignet sie sind. Aber nicht nur das die stählerne Bruderschaft mit Leuten wie Ihnen befleckt wird..." Man konnte Corell unter dem Helm regelrecht ausspeien hören. "Sie schleppen auch noch eine dieser Missgeburten in die Bruderschaft mit ein und verseuchen sie damit ... dieser Degenerierte soll irgendwann auch noch in den Rang eines Paladin kommen ... Das werde ich verhindern" Offener Hass schlug Danse jetzt entgegen.


    "Ich werde euch Dreckspack hier draußen einfach abschlachten und dem Ältesten einen großen Gefallen tun. Dann werde wir auch endlich einfacheres Spiel mit den Bewohnern des Commonwealths haben, wenn dieses Untier hinter Ihnen endlich das Zeitliche segnet." fauchte Corell in Richtung Danse und hatte bereits seine Waffe gezogen. Danse sprang geistesgegenwärtig zu Seite und zog Haylen mit in die Deckung und schoss sofort los. Blue hatte sich ebenfalls in Deckung gebracht und erwiderte auch das Feuer. Er sorgte sich sehr um Danse und Haylen, die vor ihm nur spärlich Deckungen fanden. Es sah schlecht für sie aus. Fernab von jeder Hilfe und verraten durch die eigenen Waffenbrüder.

  • 251. Unrühmliches Ende

    Die Gruppe der Bruderschaft um Paladin Corell beharkte die drei mit Laser- und Schnellfeuergewehren aus allen Rohren. Eine Salve von Laserschüsse zerschnitt die Luft. Es roch nach Ozon. Danse und Haylen versuchten sich in eine bessere Deckung nach hinten zu begeben. Man versuchte Abstand zwischen sich und der Gruppe aufzubauen. Sie schossen dabei weiter. Blue zielte in der Zeit mit dem Scharfschützengewehr auf einen der etwas weniger gepanzerten Bruderschaftsmitglieder. Die standen vermeintlich geschützter hinter den Powerrüstungsträgern. Einer von ihnen schrie mit einem Mal auf und brach zusammen. Blue hatte ihm am Knie getroffen und lag wimmernd vor Schmerzen auf der alten Straße. Ähnlich wie Danse und Haylen zog auch Blue sich nach hinten zurück. Sie versuchten gemeinsam in eines der alten und baufälligen Häuser zu fliehen.


    So hofften sie eine bessere Ausgangsposition zu erreichen. Danse hatte bereits den einen oder anderen Treffer mit seiner Powerrüstung kassiert, aber bis jetzt keine größere Verletzung davon getragen. Blue konnte bis jetzt auch den Schüssen geschickt ausweichen. Trotzdem würde sie es nicht ewig schaffen, sich gegen die gut ausgebildeten Leuten der Bruderschaft zu behaupten. Mittlerweile hatten sie sich relativ nahe an eines der alten Gebäude herangearbeitet. Es bestand aus rotem, stabilen Backstein und war bis auf einige wenige Löcher und zerborstene Fensterscheiben noch recht gut intakt. Knappe fünf Meter waren es noch bis zu der ehemaligen Türöffnung. Danse und Haylen unterhielten sich per kurzer Zeichen. Dann rannten beide los. Haylen vorweg. Danse versuchte sie mit seiner Powerrüstung so gut es ging von hinten zu schützen.


    Zu spät sah Danse, dass einer der Leute seitlich mit einem Sturmgewehr auf beide zielte und los schoss. Haylen brach getroffen mit einem Schmerzensschrei zusammen und ging zu Boden. Danse wich aus, um Haylen nicht mit der Powerrüstung zu treffen und kam selbst ins Straucheln. "Verdammt Haylen. Nein." schrie Danse. Blue schaute ebenfalls entsetzt. Danse wollte sich bereits wieder zu ihr umdrehen, als Blue schon bei ihr war. Er hob sie schnell, aber sehr vorsichtig auf. Dabei kassierte er selbst einige Schüsse aus einem der Schnellfeuergewehre. Die meisten Geschosse prallten an der schweren Kampfrüstung ab. Einige fanden aber ihr Ziel und verletzten ihn ebenfalls. "Ich hab sie, Danse. Schnell. Ins Haus." fauchte er Richtung Danse. Blue war ebenso besorgt um Haylen, wie Danse. Sie hechteten hinein, nach oben in den ersten Stock und in eines der seitlichen Zimmer.


    Sie zogen eine leichte Blutspur hinter sich her. Blue legt Haylen vorsichtig nieder und begutachtete sie schnell. Danse stand am Eingang des großen Zimmers und zielte auf die Treppe. Sie war die einzige Möglichkeit zu ihnen nach oben zu kommen. Unten auf der Straße hörte man Corell herumschnauzen. Er schien mit der Arbeit seiner Leute nicht zufrieden zu sein. Haylen war bei Bewusstsein. Sie hatte Schmerzen, das war ihr deutlich anzusehen. "Nicht bewegen und versuchen ruhig zu bleiben, Haylen. Die Kugeln haben dich ganz gut erwischt. Aber sie haben bis jetzt nichts Lebenswichtiges getroffen." sagte Blue mit einem leicht unterdrückten Schnaufen. Haylen nickte langsam. Sie hatte Schweißperlen auf der Stirn, war blass und zitterte leicht. "Das wird wieder. Versprochen." Blue versuchte Haylen etwas zu beruhigen. "Wie geht es Haylen, Blue?" fragte Danse ihn besorgt. Dabei behielt Danse die Treppe die ganze Zeit im Blick. "Sie ist stabil. Und sollten wir diese Gefecht überleben, wird sie mit Sicherheit durchkommen." brummte Blue knapp.


    "Dieser verdammte Bastard, er wird dafür bezahlen." fluchte Danse wütend. "Oh, das wird er ganz sicherlich Danse. Darauf kannst du dich verlassen." sagte Blue mit einer Stimme, in der jetzt deutlich unterdrückte Wut zu hören war. "Ich werde mich eigenhändig um diese feige *zorniges Brummen* kümmern. Die werden mich gleich richtig kennenlernen." Blues Augen funkelten mittlerweile vor Wut. Er knirschte kurz mit den Zähnen und ballte immer wieder die Hände zu Fäusten. "Du kannst doch nicht allein dort runtergehen. Die sind uns überlegen. Das ist Selbstmord. Das lasse ich nicht zu." Er trat ihm in den Weg. "Das ... ist ... meine Entscheidung, Danse. Und wenn ich nur die Hälfte von ihnen ... ausschalte ... Dann hast du wenigstens eine Chance mit Haylen zu fliehen. Und jetzt geh mir aus dem Weg, Danse." grollte Blue. "Das werde ich nicht..." Dann merkte Danse nur noch, wie Blue ihn packte, wortlos trotz Powerrüstung zur Seite schob und die Treppe herunter lief.


    Danse brauchte einen Moment um zu realisieren, was da gerade passiert war. "Dieser verdammte Dickkopf ... ich muss ihm doch irgendwie..." Danse fiel ein neben ihn liegendes kleines mit Holz vernageltes Fenster auf. Er zerstörte es kurzer Hand und versuchte Blue wenigstens von hier oben Feuerunterstützung geben, ohne Haylen schutzlos zu lassen. Blue war mittlerweile unten aus der Tür mit gezogenen Superhammer getreten, rannte im vollen Lauf und im Zickzack auf die Gruppe um Corell zu.


    Er brüllte dabei wütend für Danse irgendwelche unverständliche Worte. Es war eindeutig, dass Blue vor Zorn raste. Die Gruppe stand etwa fünf Meter vor dem Haus entfernt. Danse feuerte gleichzeitig mit seiner Waffe aus dem Fenster. Die Gruppe um Corell hatte mit dieser Art Ausfall und dem heftigen Gegenangriff nicht gerechnet. Sie waren sich aufgrund ihrer Überzahl und das Zurückdrängen sicher gewesen, dass sie die drei ohne größere Probleme hier draußen töten würden. Sie eröffneten erneut das Feuer auf Danse und Blue.


    Einige der Schüsse trafen Blue und verletzten ihn teils erheblich im ungepanzerten Bereich der Arme und Beine Das versetzte ihn weiter in Rage. Kurz bevor er die Gruppe erreichte, sprang er in Richtung des vordersten Powerrüstungsträger. Dabei schwang er den Hammer. Er kam kurz vor ihm auf und schlug mit voller Wucht von oben nach unten auf den Helm der Powerrüstung zu. Das Metall knarzte protestierend und dellte sich nach Innen ein. Derjenigen in der Rüstung brach bei dem Treffer augenblicklich mit einem gebrochenen Schädel zusammen. Es war einer der beiden Ritter gewesen. Mittlerweile hatte Danse zwei weitere seiner verräterischen Brüder ausgeschaltete und visierte den nächsten an, der dem Schuss aber noch gekonnt ausweichen konnte.


    Derweil hob Blue den Erschlagenen in seiner Wut an und warf in Richtung der übrig gebliebenen Leute. Der Körper des toten Powerrüstungsträgers begrub zwei weitere unter sich. Der letzte konnte gerade noch ausweichen. Er wurde von einem Schuss aus Danse Lasergewehr regelrecht hingerichtet. Es waren jetzt nur noch der Ritter und Paladin Corell über. Sie schossen mit den beiden Lasergewehren in seine Richtung. Trotz weiterer Treffer setzte er seinen Weg Richtung der beiden unbeirrt fort und begann trotz der jetzt massiven Verletzungen an zu rennen. Mittlerweile sagte er kein Wort mehr, aber sein Blick sprach Bände. Im Rennen zielte er mit dem Superhammer in Richtung des anderen Ritters. Er schleuderte ihn und traf denjenigen im Bereich der Knie. Derjenige sackte kurz durch den Treffer zusammen.


    Er war gerade dabei sich wieder aufzurichten, als Blue bei ihm war. Er hatte sich seinen Hammer bereits gegriffen und rammte ihn mit einem lauten Scheppern in die Seite des Ritters, der darauf wieder zusammenbrach und bewusstlos liegen blieb. Paladin Corell stand nun alleine Blue gegenüber. Alle anderen waren entweder kampfunfähig oder tot. Blue atmete schwer und bedachte ihn mit tödlichen Blicken. "Ich werde Ihnen mit Vergnügen das Lebenslicht ausblasen, Sie Monster." fauchte Paladin Corell. Blue verengte die Augen zu Schlitzen. "Dann ... sollten ... Sie ... sich ... beeilen. Sie ... sollten ... sonst ... beten ... das ... ich ... Sie ... nicht ... in ... meine ... Finger bekomme." fauchte Blue mit eiskalter Stimme und setzte sich wieder in Richtung Corell in Bewegung. Corell zielte und wollte gerade wieder mit dem Schießen beginnen, als ihn ein gekonnter Schuss aus Paladin Danse Gewehr entwaffnete.


    Die Waffe fiel zu Boden. Corell sah kurz nach der heruntergefallenen Waffe, dann wieder Richtung Blue. Er rannte los, vor Blue weg. "Sie werden mir nicht entkommen Corell. Ich werde Sie, wenn ich muss durch das ganze Commonwealth jagen." brüllte der ihm hinterher. Kurz nachdem Corell aus Natick herausgelaufen war, merkt er eine schweren Schlag von hinten in der Beingegend. Blue hatte erneut den Hammer geworfen. Er stürzt nach vorne auf die Straße vor sich. Er versuchte sich aufzurichten. Wieder erhielt er einen extrem kräftigen Schlag ins Kreuz. Er wurde gnadenlos Richtung Boden gedrückt. "Ich werde Ihr erbärmliches Leben gleich einfach auslöschen, Corell." zischte Blue wütend. Er befand sich über ihn. Corell bekam jetzt einen derart heftigen Schlag im Bereich der Schulterblätter, der ihn fast besinnungslos werden ließ. Er vernahm ein Reißen von Metall. Mit einem Mal öffnete sich die Powerrüstung. Blue hatte sie so bearbeitet, dass er mit Gewalt den Öffnungsmechanismus aktivieren konnte.


    Er zog Corell gnadenlos aus seiner Powerrüstung heraus. "Ich sollte Sie jetzt einfach schön langsam töten, damit Ihr Bild von mir vervollständigt wird." schnaufte Blue erneut. Dann schüttelte er den Kopf. "Aber das werde ich nicht tun. Diesem derzeitigen Verlangen werd ich nicht nachkommen. Sie haben die beiden angegriffen. Paladin Danse soll Sie für diese Aktion nach den Statuten der Bruderschaft verurteilen. Nicht ich." Blue schleppte Corell mit einem unbarmherzigen Griff zurück in Richtung rotem Backsteingebäude. Danse war bereits herausgekommen und hielt unruhig nach Blue Ausschau. "Hier, Danse, ist der Verräter." Er ließ Corell vor sich fallen und setzte den Fuß in sein Kreuz. Corell lag vor Danse Füßen. Der schaute angsterfüllt nach oben zu Danse, jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Ohne Worte erschoss Danse ihn mit seinem Lasergewehr. Keiner aus Corells Gruppe hatte den Kampf überlebt.


    Nachdem der Paladin das Zeitliche gesegnet hatte, ging Blue wortlos in Richtung Eingang des roten Backsteingebäudes. "Blue? Wohin willst du?" fragte er besorgt. "Helfen..." antwortete der relativ einsilbig. "Was ist mit dir? Du hast ganz schön was abbekommen ... Du siehst echt schlimm aus" Danse war besorgt "Erst Haylen. Schlimmer verletzt." Dann war Blue im Haus verschwunden. Danse folgte ihm. Blue war bei Haylen angekommen. Sie hatte die Augen geschlossen. Er kniete sich vor ihr hin und berührte sie vorsichtig. "Haylen...?" Sie öffnete langsam die Augen und schluckte. "Hat sich ... irgendwas ... verschlimmert? Schmerzen ... Brennen?" Sie schüttelte langsam den Kopf. "Gut, werde dich notdürftig versorgen und verbinden. Etwas gegen Schmerzen geben. Dann in einer der Siedlungen richtig versorgen. Einverstanden?" Haylen nickte. Darauf versorgte er sie vorsichtig. An Blues langsamen Bewegungen merkte Danse, dass auch Blue mit seinen eigenen Verletzungen zu kämpfen hatte.


    Einen Moment später war er bei Haylen fertig. Er rutschte etwas von ihr weg, lehnte sich gegen eine Wand und streckte die Beine aus. "Muss ausruhen. Kurz." Blue schloss die Augen und atmete schwer. "Blue?" Ein kurzes brummendes *Hmmm*? kam von seiner Seite. "Kann ich dir irgendwie helfen? Und Danke für die "durchschlagende" Rettung." sagte Danse. "Später vielleicht. Jetzt einfach nur ausruhen. Hilft Wundheilung...Blue...ich beschütze meine Freunde...immer. Müssen später reden. Über Bruderschaft." Danse nickte und bezog Stellung und passte auf beide auf. Zwar hatte Danse auch einige Verletzungen erhalten, aber seine Powerrüstung hatte Schlimmeres verhindert.

  • 252. Was wirklich zählt

    Eine Stunde später. Haylen atmete ruhig und schien zu schlafen. Danse hatte die ganze Zeit ein Auge auf die beiden gehabt. Während dieser Atempause hatte Danse viel über seine Erlebnisse mit Haylen und Blue nachgedacht. Er war im Innersten immer noch geschockt, das ein Waffenbruder der stählernen Bruderschaft ihn einfach umbringen wollte. Nur aus dem Grund das er ursprünglich ein Ödländer war und dass er Blue in der Bruderschaft gebracht hatte. Für Corell zählten seine und Blues Verdienste für Bruderschaft in keinster Weise. Danse hatte seinen Helm abgenommen und sah zu Blue herüber. Der hatte die Augen geschlossen und sein Kinn war auf die Brust gesunken. Er atmete wesentlich ruhiger als am Anfang.


    Danse betrachtete nachdenklich das Gesicht von Blue. Der hatte sein Brille abgenommen und hielt sie in der rechten Hand. Es war das typische Gesicht eine Supermutanten und auch wieder nicht. Es wies einige leichte und sehr wenig tiefe Furchen auf. Beim Betrachten schienen sie Danse eine Geschichte erzählen zu wollen. Diese wurde durch neue Verletzungen unterbrochen. Blue hatte einige Streifschüsse abbekommen und mehrere kleinere Wunden im Gesicht. Sie hatten bereits aufgehört zu bluten. Es begann sich bereits eine leichte Kruste zu bilden. Einige von Blues Haaren waren angeschmort, der ein oder andere Schuss aus dem Lasergewehr hatte sein Haupthaar gestreift. Danse Blick wanderte nachdenklich weiter den Körper Richtung der kräftigen Arme hinunter.


    Der rechte wies in den ungepanzerten Bereichen einige schwere Schussverletzungen auf. Der linke hatte zwar auch einiges abbekommen, aber bei weitem nicht so viel. Im Bereich der Beine sah es ähnlich aus. Wieder wanderte Danse Blick nach oben. Im Bereich des Gesichts traf Danse plötzlich Blues Blick. Er hatte seine Augen wieder geöffnet und sah ihn wortlos an. Im Gegensatz zu einer Stunde vorher strahlten seine Augen wieder die ruhige und nachdenkliche Art wie sonst aus. "Geht es wieder, mein Freund?" fragte Danse ungewohnt sanft. Blue nickte. "Das Ausruhen hat...geholfen. Wir sollten auch bald aufbrechen. Hauptsächlich wegen Haylen. Die Kugeln sollten nicht länger als notwendig in ihrem Körper verbleiben. Sie muss unbedingt weiter versorgt werden." Blue setzte die Brille wieder auf und begann sich langsam wieder aufzurichten.


    Bei der ein oder anderen Bewegung zuckte er zusammen. "Hmm. *leichtes Brummen* Wenn ich das so merke, gilt das für mich wohl auch." Danse sah zu Blue hoch. "Das meine ich auch. Ich muss hier nur noch einige Dinge...erledigen, bevor wir losziehen. Meinst du, du schaffst es einen Moment auf Haylen achtzugeben?" fragte Danse immer noch ein wenig besorgt. "Da sollte ich wohl wieder halbwegs zu in der Lage sein." sagte Blue ruhig. "Gut. Ich bin etwa in einer halben Stunde wieder bei euch." Danse ging nach draußen und kümmerte sich um die gefallenen Bruderschaftler und insbesondere um deren Ausrüstung. Die wollte Danse keinesfalls irgendwelchen Plünderern oder Raidern in die Hände fallen lassen. Die Toten begrub er. Die Powerrüstungen wurden zerstörte. Beides passierte nach dem Standartprotokoll der Bruderschaft.


    Als Danse zur letzten Powerrüstung trat, die Paladin Corell gehört hatte, musste er kurz schlucken. Er hatte sich schon gewundert, warum Corell keine Rüstung mehr trug, als Blue ihn vor seine Füße warf. Als er die Rüstung dort liegen sah, wusste er, dass Blue ihn mit einem ziemlichen Krafteinsatz aus seiner Rüstung heraus geholte haben musste. Die Beschädigungen waren massiv. Stahlteile waren entweder verbogen oder abgerissen. "Uff...Da hat er aber ganze Arbeit geleistet. Gut, das wir beiden Freunde sind. Blue möchte ich niemals als Feind gegenüber stehen..." dachte Danse verstört. Er machte sich daran, die Powerrüstung endgültig zu zerstören. Nachdem Danse seinen Pflichten als Bruderschaftsmitglied nachgegangen war, kehrte er zu Haylen und Blue zurück. Blue saß auf dem Boden und reichte Haylen gerade eine Flasche gereinigtes Wasser an. Gierig trank sie davon.

    "Ich habe alles erledigt. Wir müssen Haylen nur transportfähig machen. Ich wollte sie auf einer Art Trage hinter mir..." begann Danse. Blue meldete sich sofort zu Wort. "Danse, ich werde sie nehmen. Du kannst dann auf uns beide aufpassen. Du hast schließlich am wenigsten abbekommen und bist für einen eventuellen Kampf noch am fittesten." Danse überlegte einen Moment. "Du bist sicher, dass du Haylen die ganze Zeit tragen kannst? Deine Verletzungen an den Armen sagen mir was anderes." sagte Danse ungewöhnlich bekümmert. "Es wird gehen. Mach dir keine Sorgen. Wenn ich es nicht schaffen würde, dann würde ich dir das schon sagen." Danse seufzte. "Okay. ich vertraue dir da. Hätte ich solche Verletzungen, würde ich das nicht hinbekommen. Zu welcher Siedlung macht es jetzt Sinn zu reisen, Blue? Du kennst das Commonwealth fast in und auswendig." "Ich würde Egret Tours vorschlagen. Die erreichen wir von hier recht gut und dort können wir Haylen anständig versorgen lassen." sagte Blue nach einem kurzen Moment des Nachdenkens. "Und dich auch. Einer der Minutemensiedlungen?" Blue nickte.


    Etwa zehn Minuten später waren sie reisebereit und verließen Natick. Als sie eine ganze Zeit gelaufen waren, sprach Blue Danse an. "Danse, wenn wir Egret Tours ankommen. wäre es vielleicht nicht sinnvoll zu erzählen, dass es Leute der stählernen Bruderschaft waren, die uns so zugerichtet haben." Danse blieb stehen und schaute Blue fragend an. "Es wäre nicht unbedingt dem Vertrauen meiner Leute zur Bruderschaft zuträglich. Sie könnten...hmm...falsche Schlüsse daraus ziehen." sagte Blue nachdenklich. "Ich verstehe...ja...damit könntest du Recht haben." Auch Haylen meldete sich müde zur Wort. "Ich...sehe...es genauso wie Blue. Für sie könnte es unter Umständen so aussehen, als hätte unser Älteste versucht Blue indirekt auszuschalten. Auch wenn es nicht so ist. Viele der Minutemen wissen ja, dass viele von uns sie nicht wirklich für vollwertige Verbündete halten. Uns dementsprechend zutrauen, das so etwas durchaus möglich wäre."


    "Darauf wollte ich hinaus, Haylen. Danke. Ich kann meinen Leuten ihre Gedankengänge ja schließlich nicht verbieten." Sie liefen weiter. Einige Zeit später ergriff Danse diesmal das Wort. "Blue? Nochmals Danke dass du uns aus der Situation herausgehauen hast, wortwörtlich. Du bist der beste Freund und Waffenbruder, den ich je hatte." lobte Danse Blue warmherzig. "Danke Danse. Deine Anerkennung bedeutet mir viel." Blue machte eine kleine Pause bevor er weitersprach. Danse hatte das Gefühl, dass Blue in dem Zusammenhang der Schuh drückte. "Aber im Endeffekt habe ich euch in diese Situation gebracht, dadurch das ich ein..." Danse intervenierte sofort. "Das will ich nicht von dir hören, Blue. Egal, was in Corells krankem Hirn zu dieser Aktion geführt hat...es ist nicht deine Schuld. Und deinen weiteren Gedankengang dazu kann ich mir gerade lebhaft vorstellen." Danse schüttelte den Kopf. "Nein. Du bleibst. Für mich bist du ein vollwertiges Mitglied der Bruderschaft. Egal, was du bist." sagte er streng."Gut. Wenn du das mit einem solchen Nachdruck sagst, werde ich diesen Gedanken ad acta legen. Weil du und Haylen mir auch gute Freunde seid." brummte Blue.


    Zwei Stunden später liefen sie über die Brücke über den Fluss. Sie war mittlerweile vollständig instand gesetzt worden. Egret Tours kam in Sichtweite. Wie fast jede Siedlung der Minutemen wurde Egret Tours durch einen Außenwall mit dementsprechender Bewachung geschützt. Die Minutemen, die Wache hielten, hatten die drei bereits wahrgenommen und machten Meldung. Es war ihnen nicht entgangen, dass zwei der drei Verletzungen aufwiesen. Nur einen Moment später kamen mehrere Minutemen angelaufen. Zwei von ihnen hatten eine Trage dabei. "Was ist passiert? Geht es Ihnen gut, Sir? Sie sehen mitgenommen aus." sagte der Hauptmann der Wache besorgt. "Uns hat eine Gruppe sehr gut ausgerüsteter Söldner überfallen. Mir geht es den Umständen einigermaßen. Die Gelehrte, die ich hier bei mir habe, braucht aber dringend eine anständige Versorgung." Der Hauptmann nickte. Die beiden mit der Trage nahmen Haylen von Blue in Empfang und verschwanden mit ihr in der Siedlung. Danse und Blue folgten ihnen langsam.

  • 253. Erste Hilfe

    Es war bereits Abend geworden, als man Haylen in ein sauberes Bett in der kleinen Klinik von Egret Tours brachte. Es hatte einige Zeit gebraucht, die Kugeln aus ihrem Körper herauszuholen und die Wunden anständig zu versorgen. Sie schlief tief und fest. Danse, der seine Powerrüstung abgelegt hatte, hielt ihre Hand und schaute nachdenklich. Einer der Minutemen, der bei ihrer Operation assistiert hatte, stand hinter Danse. "Sie wird wieder gesund, Paladin. Sie braucht nur Ruhe und etwas Zeit." sagte dieser ermutigend. "Danke, ich weiß Ihre Hilfe...die Hilfe der Minutemen sehr zu schätzen." bedankte sich Danse höflich. Der Angesprochene stutzte für einen kurzen Moment. "Das freut mich. Die meisten Ihrer Brüder sehen uns ja eher als ein notwendiges Übel...es ist gut zu wissen, dass es unter Ihnen auch Leute gibt, die uns wirklich schätzen. Danke" sagte derjenige sichtlich erfreut.


    Blue hatte wirklich Recht gehabt. Viele der Minutemen hatten zwiespältige Gefühle gegenüber der Bruderschaft. "Ich hoffe, Sie haben diese Plünderer zur Hölle geschickt. Aber wenn ich den medizinischen Bericht unseres Weißkittels ansehe, scheint es, dass unser General mal wieder an vorderster Front mitgekämpft und denen die Tatos von unten gezeigt hat." seufzte er. "Ja, hat er. Und wahrscheinlich mir und meiner Gelehrten das Leben gerettet." sagte Danse deutlich dankbar. Der Minutemen lächelte kurz. "Ja, das hört sich ganz nach ihm an. Andere retten und eher wenig auf sich achten...aber ich habe Sie genug belästigt Paladin...ich werde mich dann mal wieder an die Arbeit machen." Der Minutemen verschwand nach hinten in das kleine, aber gut ausgestattete Labor. Danse blieb eine ganze Zeit bei Haylen.


    Er verlor sich in einigen Gedanken. "Corell muss mich bei der meiner Abreise beobachtet haben und mir direkt gefolgt sein...und ich Idiot habe es nicht bemerkt...aber selbst wenn?...Hätte ich die richtigen Rückschlüsse gezogen? Ich habe sie direkt zu meinem Freund geführt...Was wäre gewesen...wenn wir beide alleine gewesen wären...oder hat er nur angegriffen, weil Blue dabei war?" Danse machte sich Vorwürfe und war verunsichert. "Ob sich Corell im Klaren gewesen ist, was passiert wäre, wenn..." Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen. Er vernahm ihm nur zu gut bekannte Schritte. Blue kam zu ihnen. Der schaute bekümmert zu Haylen und dann zu ihm. Blue hatte an mehreren Stellen dicke Verbände und sah merkwürdig erschöpft aus. Kein anderer Minutemen war in Hör- oder Sichtweite.


    "Hallo Danse. Haylen wird wieder ganz..." begann Blue und wurde von Danse unterbrochen "...gesund. Ich weiß. Darüber bin ich mehr als froh. Einer deiner Leute war so freundlich und hat es mir bereits mitgeteilt." sagte Danse dankbar und schnaufte kurz darauf unzufrieden. "Es...ist...alles frustrierend. Ich hätte nie gedacht, dass Corell so weit gehen würde. Ich hätte seine Drohung ernster nehmen müssen. Was wäre passiert, wenn er Erfolg gehabt, dich oder...und uns umgebracht hätte?" Blue schwieg einen Moment und setzte sich dann auf den Fußboden in die Nähe von Danse und Haylen.


    "Es hätten daraus schwerwiegende Konsequenzen erwachsen können. Im schlimmsten Fall...bei unserem gemeinsamen Tod ...möglicherweise einen Krieg zwischen stählernen Bruderschaft und den Minutemen. So wie ich Corell kannte, hätte er sich damit nach außen gebrüstet und damit Öl ins Feuer gegossen. Deinen und Haylens Tod wäre mir wahrscheinlich in die Schuhe geschoben worden." sagte Blue müde. Danse sah Blue erschrocken an. "Das...das wäre katastrophal gewesen. Langsam begreife ich, warum manche unserer Ansichten bei der Bruderschaft ein gefährliches Potential besitzen..." Danse unterbrach sein Satz und sah Blue an, der für einen Moment die Augen geschlossen hatte. "Blue? Dich hat es doch schlimmer erwischt als du gedacht hast. Du siehst schlecht aus. Verdammt. Es tut mir leid, ich hätte..." sagte Danse besorgt.


    "Jaein, Danse. Erst einmal brauchst du dich nicht entschuldigen. Du bist schließlich nicht für Corells Aktion verantwortlich. Zum Zweiten. Ich bin im Moment noch nicht richtig fit. Unser Doc hier musste mich kurzfristig schlafen schicken. Wegen mehrerer Kugeln im Arm und das Mittel ist nicht ohne." Danse schaute überrascht. "Ich dachte immer, dass wäre nur schwer bis gar nicht möglich euch zu betäuben." "Es...ist möglich, aber die Zusammensetzung dafür ist sehr speziell und es hat...Nebenwirkungen. Kopfschmerzen und eine gewisse Lichtempfindlichkeit." sagte Blue ruhig. "Wirklich bemerkenswert. Deine Leute haben in der Beziehung..." begann Danse, Blue unterbrach ihn. "Ich habe es bereits dabei gehabt, als ich damals im Commonwealth gelandet bin...obwohl ich meinen eigenen Leuten so eine Eigenentwicklung auch zutrauen würde." sagte Blue nachdenklich.


    Danse runzelte die Stirn. "Wo du auch immer hergekommen bist. Dort scheint man eine Menge Ahnung zu haben oder gehabt zu haben. Wenn du dich je wieder daran erinnern kannst, bin ich auf deine Geschichte gespannt." sagte Danse. "Und ich erst. Aber das ist im Moment zweitrangig. Haylen muss erst einmal wieder auf die Beine kommen." Dann sah Blue Danse mit einem fragenden Blick an. "Was wirst du dem Ältesten erzählen? Die Wahrheit? Oder die Geschichte mit den Plünderern?" "Ich...weiß nicht. Ich glaube, ich werde es dem Ältesten im Vertrauen erzählen. Es nicht an die große Glocke hängen." sagte Danse verunsichert. "Du siehst also bei euch auch eine gewisse Problematik, nicht?" bohrte Blue nach.


    "Die Entscheidung des Ältesten dich aufzunehmen war richtig. Das wird niemand in Frage stellen. Nach der Aktion von Corell sogar noch weniger. Die Verschwiegenheit hat den Grund weitere potentielle Verräter unvorsichtig werden zu lassen, wenn Corell sich nicht mehr meldet..." Danse war sich sicher, dass das Ausschalten von Corell sogar einen positiven Effekt für Blue haben würde. "Sieh mal Blue, der Älteste ist nicht unbedingt ein Anhänger der Nicht-Ödländer-Fraktion. Corell hat schon einige gute Anwärter aufgrund seiner speziellen Sichtweise über die Klinge springen lassen. Außerdem hast du unter den Einsatz deines eigenen Lebens uns beide gerettet...ich denke, dass wird er honorieren." gab Danse Blue zu bedenken.


    "Ich hoffe, du hast Recht. Unruhe zwischen unseren beiden Gruppen könnte das Institut für sich ausnutzen bzw. ihm in die Hände spielen." Danse bestätigte Blues Aussage mit einem bejahenden Nicken. Drei Tage später verständigte Danse die Bruderschaft über die Funkeinrichtung der Minutemen. Alsbald tauchte ein Vertibird am Himmel auf, der gekonnt vor der Siedlung landete. Haylen wurde mit Hilfe einer Trage und zweier Minutemen vorsichtig in den Vertibird verfrachtet. Danse und Blue stiegen ebenfalls zu. Der Vertibird hob ab und flog Richtung Prydwen davon. Während des Fluges hingen beide ihren Gedanken nach. Kaum hatte der Vertibird sich an der Landevorrichtung angekoppelt, standen auch schon zwei Initianten der Bruderschaft bereit um Haylen in Empfang zu nehmen. Sie verschwanden mit ihr sofort Richtung Krankenstation der Prydwen.

  • 254. Freundschaft versus Gemeinschaft

    Danse und Blue verließen den Vertibird. Kells stand in einiger Entfernung und hatte die Situation beobachtet. Sein sonst eher spöttischer Gesichtsausdruck war einem fragendem gewichen. Er schien erst in Blues Richtung wie immer eine Nettigkeit parat zu haben, verkniff sie sich, als er Danse und Blues ernste und nachdenkliche Miene sah. Auch waren die Kampfspuren an Danse Powerrüstungen und Blues Verbände nicht zu übersehen. Ohne weitere Worte ließ er sie ziehen. Beide traten durch das Schott der Prydwen ins Innere. "Ich werde direkt zum Ältesten gehen und ihm berichten, was vorgefallen ist. Erst einmal allein. Halte dich aber bereit. Und wie besprochen zu keinem ein Wort zu den Angreifern." flüsterte Danse leise, aber bestimmend.


    "Verstanden Danse. Ich werde mich in der Messe aufhalten. Falls du mich suchen solltest. Wenn mich jemand nach den Verletzungen fragt, ich habe mich mit einem Yao-Guai angelegt." antwortete Blue ebenfalls mit gedämpfter Stimme. "Gut. Dann sind wir auf einer Linie." Danse verschwand Richtung Kommandodeck und Blue ging in die Messe. Dort zog er sich in die hinterste Ecke zurück und beobachtete die restlichen Mitglieder der Bruderschaft. Nach etwa einer halben Stunde kam einer junger Squire in die Messe gelaufen und schien jemanden zu suchen. Sein Blick fiel auf Blue und er lächelte kurz. Dann trat er zu ihm. "Ritter, der Älteste verlangt nach Ihnen. Sie sollen ihn bitte in seinem Quartier aufsuchen." teilte der Squire Blue höflich aber bestimmend die Nachricht mit.


    Blue nickte und machte sich auf dem Weg zu Maxson persönlichem Quartier. Unterwegs machte sich Blue einiges an Gedanken zu dem bevorstehenden Treffen mit Maxson. "Ich bin gespannt, wie der Älteste den Bericht von Danse aufgenommen hat. Ich bin mir nicht so sicher, dass der Älteste das Ganze so positiv wie Danse sieht. Auch wenn Danse es nicht wahr haben will, letztendlich bin ich doch derjenige, der das Fass bei Corell zum Überlaufen gebracht hat..." dachte Blue in sich hinein. Er war an Maxson Quartier angekommen. Da die Tür verschlossen war, klopfte er. Ein unverkennbares "Herein" kam von Maxsons Seite. Blue öffnete die Tür und trat ein. Maxson war nicht allein. Danse war auch noch bei ihm. Der Älteste sah ihn nachdenklich an.


    "Ritter Blue meldet sich wie befohlen, Ältester." grüßte Blue Maxson gemäß dem Protokoll. "Bitte stehen Sie bequem, Blue. Paladin Danse hat mir den Vorfall in allen Details geschildert. Ich kann es immer noch nicht fassen...ich werde die Gruppe um die ehemaligen Ausgestoßenen im Auge behalten müssen...so etwas darf nicht wieder passieren. Wir können uns solche internen Kämpfe nicht leisten. Nicht bei einem solchen Gegner, wie es das Institut ist. Das werde ich unmissverständlich bei der nächsten Besprechung klar machen" sagte Maxson deutlich gereizt, wurde dann aber wieder sofort ruhiger. "Ihnen bin ich wohl zum Dank verpflichtet, Ritter. Hätten Sie sich nicht so in die Schusslinie geworfen, dann würden Danse, einer meiner besten Paladine und Gelehrte Haylen vermutlich nicht mehr leben. Danse hat mir berichtet, dass Sie das ohne Rücksicht auf Ihr eigenes Leben getan haben. Stimmt das wirklich?"


    Blue nickte ruhig. "Ich habe versucht, mit meinem Einsatz dem Paladin und der Gelehrten eine Überlebens- und Fluchtmöglichkeit zu schaffen. Was ich nur überaus bedaure, ist die Tatsache, dass es wirklich keine andere Möglichkeit gab als das Ganze mit Waffengewalt und den Tod einiger mit Sicherheit versierte Bruderschaftsmitglieder zu lösen. Jedes verlorene Leben ist eines zu viel." sagte Blue und schwieg dann. Maxson schaute verblüfft und Danse zog eine Augenbraue hoch. "Trotz der Tatsache, dass Corell Sie gehasst hat, denken Sie so? Ihr Tod auf seiner persönlichen Agenda stand? Sie überraschen mich immer mehr. Ich dachte eigentlich, dass Ihnen der Kampf gegen Corell und seine Gruppe Ihnen innere Genugtuung gegeben hat?" Maxson war irritiert.


    Er unterstellte Blue als Supermutant immer noch eine gewisse Lust an Gewalt und Töten. "Paladin Corells Hass auf mich ist...war bis zu einem bestimmten Punkt begründbar...aber die Abneigung gegen Danse und Haylen war nicht nachvollziehbar." sagte Blue nachdenklich. Maxson wandte sich kurz Richtung Danse. "Es war eine richtige Entscheidung, den Vorfall nur mir zu melden Paladin. Sie beiden haben richtig gehandelt." Dann wieder zu Blue "Corell hat die Waffe aus niedrigen Beweggründen gegen seine eigenen Brüder und Schwestern erhoben und damit uns als Ganzes in Frage gestellt. Es bestand keine andere Option dieses Verhalten zu beantworten. Verrat wird in der stählernen Bruderschaft hart bestraft. Sie haben richtig gehandelt. Ich sehe Sie trotz...Ihrer "Eigenheit" als vollwertiges Mitglied der Bruderschaft." sagte Maxson sehr ernst.


    "Gut. Ich bin beruhigt, dass Sie es so sehen, Ältester." antwortete Blue äußerlich erleichtert. Trotz der Ernsthaftigkeit der Aussage von Maxson Seite blieb wie immer in den Gesprächen mit Maxson eine gewisses Misstrauen zurück. Die Unterhaltung war kurz danach beendet. Danse und Blue verließen Maxsons Quartier. Der Älteste war erleichtert, dass die Auseinandersetzung zwischen Corell und Danse zu Gunsten von Danse ausgegangen war.


    "Dieser kurzsichtige Narr von Paladin. Corell war noch nie besonders gut im taktischen Denken. Beinahe hätte er meine weiteren Pläne für das Commonwealth massiv torpediert. Nicht nur, das er einen meiner fähigsten Paldine getötet hätte...auch meine Schlüsselfigur wäre von ihm fast aus dem Spiel genommen worden. Gut, das er versagt hat, den Ritter zu töten. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre das äußerst...ungünstig gewesen. Auch wenn es mir im Inneren schwerfällt diesen *unverständliches Gemurmel* in der Bruderschaft zu haben, ist seine Nützlichkeit für die Bruderschaft und für meine weiteren Planungen nicht von der Hand zu weisen. Er ist mittlerweile meine Schlüsselfigur für den Sieg hier. Zusammen mit seinen Minutemen und der Bruderschaft wird es uns sicherlich gelingen, das Institut zur Strecke zu bringen. Danach wird das Commonwealth ebenfalls zum Territorium der stählernen Bruderschaft gehören. Ich werde ihn mir ihn so oder so gefügig machen. Entweder freiwillig oder mit den notwendigen Druckmittel." dachte Maxson selbstzufrieden in sich hinein.


    Mittlerweile waren Danse und Blue in Danse Quartier. Als Paladin der Bruderschaft hatte er seinen eigenen Rückzugsbereich. "Siehst du, Maxson hat Corells Verhalten ebenfalls als Verrat an der Bruderschaft gewertet. Was aber noch wichtiger ist, er hat dir zu erkennen geben, dass du vollwertig dazugehörst. Das sollte dir doch gerade viel bedeuten." sagte Danse zu Blue. "Ich...Wenn ich das nur glauben könnte, Danse..." antwortete Blue brummig. "Stellst du gerade wirklich das Wort vom Ältesten in Abrede, Blue? Du sollest ihm gegenüber nicht immer so misstrauisch sein...Es ist für ihn mit Sicherheit auch nicht einfach gewesen einige seiner Vorurteile über Bord zu werfen. Genauso wie für mich." sagte Danse mit Nachdruck. "Hmm vielleicht hast du Recht. Ich werde...es versuchen." seufzte Blue und gab äußerlich nach.


    Im Inneren dachte er bei sich "Danse, ich würde ihm gerne vertrauen...aber ich kann es einfach nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass ich ihm nicht trauen kann...darf. Maxson ist ein gewiefter Taktiker und ich werde ihn nicht unterschätzen. Ich werde weiter in der Bruderschaft verbleiben. Im Moment nach außen hin seine Schachfigur spielen, damit ich weiß, welche weiteren Schritte er geht...und ich werde Desdemona darum bitten, die anderen Aktivitäten der Bruderschaft im Auge zu behalten." Blue dachte dann an Haylen, Danse und seine anderen Freunde bei der Bruderschaft. "Ich hoffe, ich finde einen Weg...ich würde sie ungern verlieren..." Blue erging sich in weitere Grübeleien.


    Danse beobachtete Blue, der kurz in Gedanken versunken schien und schüttelte den Kopf. "Mein Freund, ich weiß zwar nicht vorüber du dir da gerade wieder den Kopf zerbrichst, aber ich bin froh dass du hier bist und die Bruderschaft unterstützt." Danse lächelte. Blue nahm es wortlos zu Kenntnis. Er würde einen Weg finden, das schwor er sich in diesem Augenblick. Auch wenn der hieß Maxson direkt herauszufordern...vielleicht wäre die Litanei ein möglicher Weg...aber dafür war Maxsons Position zurzeit bei der Bruderschaft zu gefestigt.

  • 255. Irrungen und Wirrungen

    Zwei Tage später. Blue suchte Haylen auf der Krankenstation der Prydwen auf. Sie freute sich ihn zu sehen. Cade war gerade bei ihr und sah sich die versorgten Verletzungen bei ihr an. "Ach, Sie sind es Ritter. Sie wollten sich sicherlich nach Haylens Gesundheitszustand erkunden, oder?" Blue nickte. "Da Sie sehr schnell erste Hilfe geleistet und Ihre Leute sie anschließend fachmännisch gut zusammen geflickt haben, geht es ihr den Umständen entsprechend gut. Nun, ich werde Sie beiden erst einmal alleine lassen. Wenn Sie so weit sind, würde ich Ihre Verletzungen ebenfalls begutachten und nachversorgen." sagte Cade freundlich und verschwand in den Untersuchungsbereich.


    Blue trat nahe an Haylens Feldbett heran und betrachtete sie. "Hallo, Haylen, wie fühlst du dich?" fragte Blue nachdenklich. "Besser. Cade hat gesagt, dass ich noch einige Zeit außer Gefecht sein werde. Aber die Heilungschancen sehen sehr gut aus. Ich werde wieder auf eigenen Beinen stehen können. Das habe ich dir zu verdanken." Haylen nahm Blues Hand und streichelte sie. Dann schaute sie lächelnd zu ihm hoch. "Es ist gut, dass dich Danse damals rekrutiert hat. Er hat immer schon ein Gefühl für gute Leute gehabt. Danke, dass du uns in der Situation verteidigt hast." fuhr Haylen fort. "Ich...gerne Haylen. Ich beschütze meine Freunde immer..." sagte Blue, dann unterbrach ihn Haylen.


    Sie flüsterte. "...und deine Leute. Und das Commonwealth. Du haderst im Moment mit dem derzeitigen Zustand der Bruderschaft. Das weiß ich. Du brauchst nichts dazu sagen, Blue. Ich möchte nur, dass du weißt, dass nicht alle so wie Corell denken. Es gibt einige, die es eher ähnlich sehen, wie du es bei den Minutemen hältst...die Sache sollte zählen..." dann schwieg sie. Beide sahen sich einen Moment lang wortlos an. "Ich werde...dann zu Cade gehen. Und ich werde...deine Worte...im Hinterkopf und für mich behalten..." sagte Blue nach einem weiteren verstrichenen Moment.


    Er verabschiedete sich von Haylen und ging zu Cade. Der schaute sich seine Verletzungen an und schüttelte verwundert den Kopf. "Wenn ich überlege, dass Ihre Auseinandersetzung jetzt erst einige Tage her ist...das sollte eher nach zwei Wochen so aussehen. Ich habe das immer für Übertreibung gehalten...die Heilungsfähigkeiten von Supermutanten. Aber hier sehe ich das Gegenteil. Wirklich erstaunlich."


    Cade wechselte einen Teil der Verbände und unterhielt sich dabei mit Blue. Als Cade fertig war, verabschiedete sich Blue ebenfalls von ihm und suchte Paladin Danse auf. Auch mit ihm sprach er noch eine ganze Zeit. Dann verließ er die Prydwen und reiste nachdenklich Richtung Slog und Saurus Ironworks. Er kam wieder auf seine Gedanken zurück, die er bereits vor zwei Tagen bezüglich Minutemen und Bruderschaft gehabt hatte. "Haylens Worte...sie machen die ganze Sache nicht einfacher. In wie weit kann ich es schaffen, die Bruderschaft auf einen anderen Weg zu bringen? Oder muss ich doch ganz anders herangehen. Kann es mir gelingen, meine Freunde bei der Bruderschaft für das Commonwealth...für die Minutemen zu gewinnen? Das würde aber die Bruderschaft als Ganzes schwächen. Vielleicht wieder spalten...ob das für die Bewohner der Hauptstadt so gut wäre? Immerhin haben sie dort auch ein halbwegs geschütztes Leben..."


    Blue brummte kurz frustriert auf. "Hmm. Ich darf...trotz aller Freundschaft das große Ganze...das Wesentliche nicht aus den Augen verlieren..." Er verlor sich wieder einmal in ein Nachsinnen, an dessen Ende er nie auf einen wirklich abschließenden Konsens kam, was Bruderschaft und Minutemen betraf. Er kam in Ironworks an und traf sich dort mit Geoffry Pendelton. Die beiden hatten unter sich einiges zu bereden. Gerade auch wegen des anstehenden Besuchs von Danse, den Blue mit ihm auf der Prydwen kurz vor dem Verlassen verabredet hatte. Als Geoffry nach den nicht zu übersehenden Verletzungen fragte schenkte Blue ihm reinen Wein ein. Er kannte Geoffry lange genug, dass er ihm in der Hinsicht vertrauen konnte.


    Dieser seufzte, nachdem Blue zu Ende berichtet hatte. "Gut, das Danse, Haylen und Sie die Sache überlebt haben. An Corells Stelle möchte ich nicht gewesen sein...aber er hat es nicht anders verdient. Ich habe auch etwas zu berichten. Projekt "Unbekannt" hat nochmals sehr große Fortschritte gemacht. Durch die Pläne aus Vault 88 konnten wir einige Probleme in der Stromerzeugung und -verteilung komplett beilegen...ich denke in etwas weniger als vierzehn Tagen sollte der Teleporter komplett einsatzfähig sein." Blue schaute überrascht. "Das hört sich ja hervorragend an. Wunderbar Geoffry. Gute Arbeit von Ihnen und Ihren Leuten." Er war mehr als erfreut über die schnelle Entwicklung, auch wenn es hieß, dass die ganze Situation im Commonwealth noch komplizierter wurde. Blue war trotz allem äußerst neugierig auf das Institut.


    "Sie vergessen Ihren Anteil daran. Hätten Sie das Archiv nicht wieder freigeschaltet, was Valery Barstow verschlüsselt hatte, wären wir noch immer nicht so weit. Übrigens habe ich noch etwas für Sie. Etwas was Sie bei dem unerfreulichen Zusammenstoß mit Paladin Corell schon hätten gebrauchen können...Hier." Geoffry händigt Blue ein ähnliches Gerät aus, was Blue immer bei sich in Höhe der Brust an einer Art Gürtel trug. Mit dem alten Gerät konnte er auf kurze Entfernung Funkkontakt zu den nahen Minutemensiedlungen aufnehmen. Es war aber in der Reichweite begrenzt und ziemlich störanfällig. Blue tauschte es gegen das Neue aus.


    "Damit können Sie beim nächsten Mal besser nach Hilfe rufen. Wir haben die Reichweite auf etwa fünfzehn Kilometer erweitern können. Es ist zwar noch ein Prototyp, aber er funktioniert schon recht gut. Es wäre gut wenn Sie Ihn ein wenig auf Herz und Nieren prüfen würden." sagte Geoffry freundlich und mit etwas Stolz. Blue nahm die Neuerung dankbar an. Er blieb noch einen Tag und reiste dann nach Sanctuary weiter und blieb dort einige Tage. Anschließend wollte er von dort Richtung Fort Hagen zu einer Inspektion des Stützpunkts aufbrechen. Seit zwei Tagen schien sich über dem Commonwealth etwas zusammen zu brauen.


    "Willst du nicht lieber noch einige Tage warten, bevor du nach Fort Hagen aufbrichst? Wenn ich mir den Himmel so ansehe, wird das eine wirklichen kräftigen Rad-Sturm geben. Ich möchte dich nicht da draußen wissen, wenn er losbricht." sagte Preston besorgt. "Mach dir keine Sorgen, Preston. Ich werde schon längst dort angekommen sein, bevor er richtig loslegt." sagte Blue beruhigend. "Ich hoffe, du behältst Recht. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, dich jetzt losziehen zu lassen. Aber dir Dickkopf kann ich es ja eh nicht ausreden. Sei vorsichtig, Mann." Die beiden verabschiedeten sich. Preston sollte Recht behalten. Als Blue sich irgendwo zwischen Sunshine Tidings und Fort Hagen brach der Rad-Sturm brüllend los.


    Die ganze Umgebung war in ein gelbliches, ungesundes und unwirkliches Licht getaucht. Es wurde immer wieder von den grellen Blitzen des Sturms erleuchtet. Der Sturm blies eine Menge Staub des ausgedorrten Bodens hoch, so dass man nur noch wenige Meter weit sehen konnte. Der elektromagnetische Impuls des Sturms war diesmal so stark, das selbst Blues Pipboy Mühe hatte die Karte vernünftig anzuzeigen. Er kam durch die beschränkte Sicht von seinem eigentlich Weg ab und bewegte sich anstatt in südliche Richtung in eine westliche.


    Nachdem er eine Zeit orientierungslos gelaufen war und sich über seine Fehleinschätzung geärgert hatte, sah er in einer Entfernung schemenhaft ein oder mehrere Gebäude im Sturm. Seine Füße waren auf eine fast verfallene alte Straße gestoßen. Blue beschloss sich dort hin zu bewegen und dort Unterschlupf zu suchen. Als er sich den vermeintlichen Gebäuden genähert hatte, nahm er über sich ein altes verschnörkeltes Schild wahr. Es war noch gut zu lesen *Nuka-World-Transitzentrum* stand dort.

  • 256. Eine Zugfahrt, die ist lustig...

    Kaum hatte er sich dem alten Transitzentrum des Freizeitparks genähert, konnte er im Sturm jemand Befehle brüllen hören. Fast instinktiv ging Blue hinter einem alten Autowrack, das rostend auf der zerfallenen Straße stand, in Deckung. Nur einen Augenblick später sirrten einige Schüsse in seiner Nähe vorbei und schlugen in den Asphalt ein. In einiger Entfernung wurden einige Gestalten erkennbar. Sie schienen das Gesicht bis in die Höhe der Augen mit einer Art Schal oder Stoff als Schutz gegen den Rad-Sturm bedeckt zu haben. Bei genauerem Hinsehen stellte Blue fest, dass es sich wohl um eine kleine Gruppe von Gunnern handelte.


    Nach dem Angriff auf Gunners Plaza war die Präsenz der Gunner im Commonwealth sehr geschwächt, aber nicht ausgelöscht worden. Man vermutete, das außerhalb des Commonwealths in den Ödlanden noch die die ein oder andere größere Gruppe von ihnen existieren musste. Blue erwiderte das Feuer mit gezielten Schüssen mit seinem Scharfschützengewehr aus der Deckung des alten Autowracks heraus. Der Kampf gegen die Gunner dauerte einige Zeit. Blue arbeitete sich langsam, aber sicher Richtung Transitzentrum vor. Die Gunner zogen sich immer wieder aufgrund des Rad-Sturms in die alten geschlossenen Parkdecks zurück und griffen dann wieder an. Die Gunner hatten mit dem Rad-Sturm mehr zu Kämpfen als Blue, der sich insbesondere zu den Strahlungsspitzen keine Gedanken machen brauchte.


    Im Gegensatz zu den Gunnern, die aus normalen Menschen bestanden. Etwa eine dreiviertel Stunde später war in der Umgebung kein Gunner mehr am Leben. Blue sah sich danach interessiert in dem Transitzentrum des Nuka-World-Freizeitparks um und sichtete dabei allerlei alte Merchandise Artikel. Ein kleines, etwas schiefstehendes Schild mit der Aufschrift *Zur Monorail* wies auf ein noch gut erhaltenes Gebäude. Blue war neugierig und überlegte das Gebäude zu betreten und um sich den alten Bahnhof anzusehen. Bevor er das tat entschloss er sich eine Nachricht über das verbesserte Funkgerät an seinem Brustgürtel abzusetzen. Sunshine Tidings war die nächstnähere Siedlung. "Zur Vorsicht. Wer weiß, was mich in dem alten Gemäuer erwartet." dachte er bei sich.


    Trotz des heftigen Sturms gelang es ihm eine Verbindung aufzubauen. Das neue Gerät war wirklich um einiges besser. Er informierte seine Leute kurz, wo er sich zurzeit befand. Etwa fünf Minuten später betrat er vorsichtig mit gezogener Waffe die alte Monorailstation. Die Station war von innen ebenfalls in einem relativ guten Zustand. Niemand schien sich auf den ersten Blick hier aufzuhalten. Er steckte zwar die Waffe wieder weg, beschloss trotzdem weiter vorsichtig zu sein. Nachdem er die vorderen Bereiche durchsucht hatte, näherte er sich der eigentlichen Monorailstation. Zu seiner Überraschung stand in dem alten Bahnhof eine noch intakte Monorail. Mit einem Mal hörte er jemanden, der scheinbar vor Schmerzen wimmerte. Die Schmerzenslaute kamen direkt aus dem Bereich des Bahnhofs. Es hielt sich doch jemand hier auf. Zur Vorsicht zog Blue das Scharfschützengewehr wieder und schlich bis zum Eingang des Bahnhofsbereichs.


    Er lugte vorsichtig um die Ecke und sah an einem der Pfeiler einen Mann mit abgetragener Kleidung angelehnt liegen. Das Gesicht wies einige Blessuren auf. Er schien vor nicht allzu langer Zeit verprügelt worden zu sein. Blue lauschte und spähte in die andere Richtung. Es waren sonst keine Leute zu sehen. Blue befestigte das Gewehr wieder auf den Rücken. Er näherte sich vorsichtig und langsam dem Mann. Der schaute zunächst müde in die Richtung aus der Blue kam. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck in Verunsicherung und anschließend in Angst. Blue blieb stehen, als er merkte, dass sich derjenige scheinbar vor ihm zu fürchten schien. Er sprach ihn direkt an. "Ich tue dir nichts. Du hast von mir nichts zu befürchten. Allerdings siehst du aus, als könntest du Hilfe gebrauchen." brummt Blue freundlich.


    Sein Gegenüber schien immer noch verunsichert und starrte ihn von unten an. Blue versuchte die Situation etwas zu entspannen. "Man nennt mich Blue, wie ist dein Name?" fragte Blue weiterhin ruhig. "Ich... mein Name ist Harvey. Entschuldige...aber ich habe noch nie so einen Supermutanten, wie dich gesehen...ich hatte gerade gedacht mein letztes Stündlein hat geschlagen." sagte Harvey noch immer etwas irritiert, nun aber etwas ruhiger. "Kein Problem, Harvey. Die meisten reagieren so wie du, wenn sie mich das erste Mal sehen. Aber ich bin eigentlich ganz umgänglich. Bist du verletzt?" fragte Blue nachdenklich. "Ich...ja... bin verletzt. Ich bin geflohen...aus Nuka-World. Raider haben dort meine Familie gefangen genommen. Ich bin auf der Suche nach schneller Hilfe... um sie retten zu können..."


    Harley schildert Blue, wie er geflohen und verletzt worden war. Etwas machte Blue stutzig. Harley schien nervös zu sein. Er blickte immer wieder auf eine bestimmte Stelle im alten Bahnhof. Harvey hatte sein Erlebnis zu Ende erzählt und hielt sich den Bereich des Bauches. Augenscheinlich hatte er Schmerzen. "Ich habe etwas medizinische Ausrüstung dabei. Auch ein kleines Stimpack. Ich kann es dir gerne gegen deine Schmerzen geben, Harvey." sagte Blue zu ihm. Harvey lehnte dankend ab und schaute wieder nervös. Blue lies unauffällig den Blick in die Richtung schweifen, in die Harvey sah. An der Stelle, kaum sichtbar und im Schatten hing eine alte Videokamera. Ein kleines rotes Licht blinkte an ihr bedächtig. "Wir werden scheinbar beobachtet. Deshalb Harveys nervöses Benehmen. Hmm. Was wird hier gespielt?" fragte sich Blue im Inneren.


    Harvey schien festgestellt zu haben, das Blue die Kamera entdeckte hatte, sich aber daraufhin unauffällig benahm. Harvey schien einen Moment nachzudenken und sprach dann sehr leise zu Blue. "Ich habe dir nicht ganz die Wahrheit erzählt..." dann schilderte er Blue flüstern, dass er hier den Köder für Raider spielen musste, um Leute nach Nuka-World zu locken. Täte er das nicht, wurde den Leuten Gewalt angetan, die ihm dort etwas bedeuteten. Auch jetzt war er wieder dazu genötigt worden und bat Blue nicht zu gehen. Blue verstand Harveys Problematik und überlegte einen Moment. Er beschloss Harvey und den anderen, die in Nuka-World von den Raidern missbraucht wurden zu helfen. Er kehrt kurz in eine der oberen Hallen zurück und hinterließ per Funk eine Nachricht, wo er zu finden sei. In Nuka-World. Seine Leute würden dann dort nach ihm suchen, wenn der Rad-Sturm vorbei wäre.


    Er kehrte zu Harvey zurück, der das erleichtert zu Kenntnis nahm. Er schilderte Blue, wie er die alte Monorail wieder in Betrieb nehmen konnte, um nach Nuka-World zu kommen. Innerhalb einer kurzen Zeit gelang Blue das und er stieg in die alte Monorail ein. Nach kurzer Zeit schlossen sich die Türen und der Zug setzte sich anfänglich rappelnd und quietschend in Bewegung. Er nahm Fahrt auf und fuhr in die Dunkelheit der alten Tunnel. Blue war mehrere Stunden unterwegs. Der Park befand sich weit draußen im Ödland.

  • 257. Die Feuerprobe

    Die Monorail fuhr seit über eine Stunde im Dunkeln. Nur die kränklich bläulich schimmernde Notbeleuchtung des alten Zuges spendete ein wenig Licht. Blue hatte sich auf den Boden gesetzt und dachte über Harveys Worte nach. Sie waren warnend gewesen. Er hatte Blue einige Dinge angedeutet, aber aufgrund der Beobachtung der Gegenseite sehr kurz gehalten. Die Gegenseite konnte zwar sehen, dass die beiden miteinander sprachen, aber nichts hören. Hinzu kam noch, dass Harvey wohl aus Angst verhindern wollte, dass Blue seine Hilfe doch noch zurückzog. Was es auch immer war, was Harvey nicht in aller Deutlichkeit aussprach, es schien äußerst gefährlich zu sein.


    Blue würde zunächst die Lage auskundschaften, so wie er es schon auf der Insel und Far Harbor getan hatte, bevor er Weiteres entschied. Er schaute nach vorne durch das Führerhaus der Monorail. Weit vorne tauchte ein kleines helles Licht auf, was langsam immer größer wurde. Es schien als würden sie langsam den unterirdischen Bereich der Monorail verlassen. Eine halbe Stunde später erreichten sie das Ende des Tunnels. Blue schloss die Augen aufgrund der Helligkeit einen Moment. Als er sie wieder öffnete konnte er eine karge und flache Landschaft zu beiden Seiten sehen. Sie wurde hin und wieder von Häuserruinen und zerfallenen Straßen unterbrochen. Am Horizont konnte er in weiter Ferne mehrere merkwürdig aussehende Gebäude sehen.


    Irgendwie wirkten sie in dieser Öde seltsam deplatziert. Die Monorail fuhr genau in diese Richtung. Blue ging davon aus, dass die Gebäude zu Nuka-World gehören mussten. Die alte automatisch abgespulte Lautsprecherwerbung wurde mit einem mal unterbrochen. Es erfolgte eine kurzes statisches Rauschen und Knacken, dann meldete sich eine männlich Stimme leicht hämisch zu Wort. "Schau an, was da zu uns unterwegs ist. Ich weiß ja nicht, was der unser Freund Harvey dir erzählt hat, aber er hat seine Aufgabe gut gemacht. Er hat dir nur nicht die ganze Wahrheit gesagt, du bist unterwegs in eine tödliche Falle. Aber du scheinst ja nicht ganz so blöd, wie die anderen Muties zu sein. Zumindest ist es das was ich durch die Kamera interpretiere. Pass auf, hör mir genau zu, ich habe nicht viel Zeit. Wenn du es durch die vor dir liegende Feuerprobe *kurzes hämisches Lachen* schaffst, habe ich dir ein nicht uninteressantes Angebot zu machen. Hehe, viel Glück."


    Dann lief wieder die Lautsprecherwerbung an. Sein Gefühl hatte Blue nicht betrogen. Was auch immer an Ende der Reise mit dem alten Zug stand, es würde gefährlich werden. Etwa fünfzehn Minuten später hielt die Monorail an der Endhaltstelle. Die Tür öffnete sich vollautomatisch. Blue stieg aus und sah sich um. Die ganze Station war bis auf den Bereich der Monorail und einen einzigen gangbaren Weg, der nach unten führte, schwer verbarrikadiert. An dem Weg nach unten war an die bröckelnde Betonwand mit weißer Farbe geschrieben worden *Feuerprobe". Ein weißer Pfeil deutete den Weg. Gerade als Blue bewegen wollte, dröhnte eine weitere unbekannte Stimme durch die Lautsprecher. "Hey Leute, wir haben heute wieder ein neues Opfer für die Feuerprobe. Diesmal ein etwas Ausgefallenes. Schauen wir doch mal wie weit er kommt. Na los, lass uns nicht warten. Unterhalt uns." sagte der Sprecher amüsiert.


    Blue blieb nichts anderes übrig als den Weg durch die sogenannte Feuerprobe zu nehmen. Alle anderen Wege waren selbst für ihn zu schwer gesichert. Er folgte der Treppe nach unten. Sie endete an einem Durchgang zu einem großen Raum, der ein ziemliches Durcheinander an alten schweren Regalen und Schutt aufwies. Auf dem Boden im Raum verteilt lagen einige Skelette und Leichen. Er sah sich den Raum weiter aufmerksam von dem Durchgang aus an und stellte fest, dass an einigen Stellen Wandgeschütze hangen. Jetzt war ihm klar woran einige der Leute hier gestorben waren. Er bewegte sich vorwärts und stieß mit dem Fuß gegen etwas Weiches. Er schaute nach unten. Zu seinen Füßen lag eine weitere Leiche. Sie schien aufgrund ihres relativ intakten Aussehens erst wenige Tage alt. "Ob ich will oder nicht, ich werde hier durch müssen. Dann werden wir diesen Raiderdrecksäcken mal eine Show bieten..." brummte Blue.


    Er zog sein Scharfschützengewehr und suchte eine erste Deckung in dem Raum. Kaum hatte er den Raum betreten verschloss eine dicke Sicherheitstür den Weg, den er gekommen war. "Hmm. Diese Mistkerle haben aber auch an alles gedacht. Scheinen mir keine gewöhnlichen Raider zu sein." dachte Blue bei sich. Er fing an sich durch den Raum mit den Geschütztürmen vorzuarbeiten. Das ein oder andere Mal erwischte ihn fast ein Schuss. Sein Vorankommen wurde durch den Raider, der im Bahnhof das erste Mal sprach, immer wieder kommentiert. Blue hatte mittlerweile den ersten Raum hinter sich gelassen und einen weiteren betreten. Häufig stieß er dabei auf Tote. Dieser Feuerprobe waren schon einige Ödländer zum Opfer gefallen.


    Der nächste Raum enthielt eine Menge Fallen. Von Stolper- über Spreng- und Feuerfallen war alles Mögliche dabei und Blue hatte seine liebe Mühe diese anständig zu entschärfen. Danach ging es weiter. Es folgten weitere Räume mit neuen Fallen. Einige mit irgendwelchen Kreaturen, andere wieder mit technisch ausgefeilten Fallen. Bei einem der Räume kam Blue seine Strahlungsunempfindlichkeit zu Gute. Die Raider hatten ihn mit einer großen Anzahl von leckgeschlagenen Atommüllfässern angefüllt. Für normale Menschen war dieser Raum unter den Bedingungen, in denen sie ankamen kaum zu überwinden.


    Die nächsten Gefahren, die er überwinden musste, waren in den alten unterirdischen Versorgungswegen untergebracht, die in Richtung Park führten. Besonders tückisch war in ihnen die Kombination von Tretminen, hochentzündlichen Fässern und explosiven Fahrzeugen. Schon mehr als zwei Stunden arbeitete sich Blue durch die Feuerprobe. Die eine oder andere Blessur hatte er auf dem Weg erhalten. Mit einem Mal schien Tageslicht durch eine Treppe herein. Hier musste er als Nächstes hoch. Wieder befand er sich in einem umzäunten Raum. Er war nach oben offen und mit einem Gitter verschlossen, das so stabil aussah, dass man zu mindestens als Mensch gefahrlos darauf laufen konnte.


    Blue sah in zwei Meter Entfernung mehrere merkwürdig aussehende Erdhaufen. Ebenfalls nahm er ein nicht definierbares Summen und Knacken wahr. Nur wenige Augenblicke später wusste er, woher sie kamen. Große fliegende und krabbelnde Ameisen kamen auf ihn zu und griffen ihn auch sofort an. Mit Fußtritten und Schlägen mit dem Superhammer verarbeitete Blue die Insekten zu Mus. Während er gerade dabei war, die letzten Insekten zu zerlegen tauchte bereits eine neue Gefahr auf. Sie lief über ihn in Form von Raidern, die ihn mit ihren Waffen von oben beharkten. Blue lies den Superhammer fallen und zog in Windeseile sein Kampfgewehr. Wortlos und mit grimmiger Miene mähte er die Raider damit nieder. Ihr Blut tropfte nach unten in den Käfig und färbte den Boden rot.


    Nach einiger Zeit kamen keine mehr nach und es herrschte einen Moment der Stille. Niemand griff Blue mehr an, so dass er Zeit hatte, die Raider, die tot über ihm lagen eingehend zu betrachten. Es schienen mehrere Gruppen zu sein. Sie waren teils unterschiedlich, teils gleich gekleidet. "Die Raider hier scheinen in irgendeiner Form organisiert zu sein. Und gut ausgerüstet sind sie auch noch. Das ist...bedenklich." brummte Blue besorgt in sich hinein. Er bewegte sich weiter vorwärts. Durch die Gitter konnte er ein nahestehendes Gebäude erkennen. Es sah so aus, als wäre er bereits auf dem alten Gelände des Freizeitparks. Der restliche erkennbare Weg führte genau auf das Gebäude zu und endete vor einer Metalltür.


    Blue machte einen kurzen Moment Rast und prüfte seine Waffen nochmals gründlich. "Mit Sicherheit warten da noch einige "nette" Überraschungen auf mich. Ich sollte da drinnen auf alles gefasst sein. Jeder Abschnitt dieses Spießrutenlaufs...ich würde es eher als Todesfalle bezeichnen...war schlimmer...tödlicher als der vorherige...Dann wollen wir mal weiter...*unverständliches gereiztes Brummeln*." Er stand auf und ging in Richtung der Tür. Vorsichtig drückte er die Klinke herunter und trat in das Gebäude.

  • xSaint96 Danke. :saint:

    Ich habe gedacht, ich lockere das "Textödland" mal durch ein paar passende Bilder auf. :D


    258. Overboss

    Der Gang, der vor ihm lag, war spärlich beleuchtet. Blue lief angespannt den Gang entlang. Er vernahm ein Gemurmel von Stimmen, die mal lauter, mal leiser wurden. Es klang nach ziemlich vielen Leuten. Plötzlich öffnete sich der Gang nach links in eine Front, die aus Panzerglas oder einem ähnlichem Material bestand. Blue blieb stehen und schaute durch das leicht verdreckte Glas. Er konnte etwas unterhalb eine Art Arena erkennen. Erst beim erneuten Hinsehen stellte er fest, dass die Arena vor dem Krieg wohl ein Autoscooter gewesen sein musste. Blue schloss das hauptsächlich aus alten, abblätternden Beschriftungen an den Wänden. Einzelne halbintakte Fahrzeuge standen sogar noch auf der Fläche.


    In der Arena konnte er zwei Personen beobachten. Einer trug eine Powerrüstung die ziemlich modifiziert war. Sie war irgendwie mit dem oberen Teil der Arena verbunden. Und zwar dort, wo sich der stromführende Teil der Anlage befand. Eine zweiter Mann schien einige letzte Handgriffe an der Powerrüstung vorzunehmen. Sie sprachen kurz miteinander. Blue konnte aufgrund der Unruhe im Hintergrund der Arena das Gespräch nicht mitverfolgen. Nur einen kurzen Moment später bewegte sich derjenige in der martialisch gestalteten aussehenden Powerrüstung auf Blue zu. "Hey, Erbsenhirn, eine schöne unterhaltsame Show hast du uns geboten. War teilweise richtig spannend." grinste der Raider hörbar spöttisch in seiner Rüstung.


    "Glückwunsch. Du hast es echt weit geschafft, aber gleich ist damit Schluss. Man nennt mich Colter und ich bin hier der Overboss. Gleich werden wir uns in der Arena einen guten Kampf liefern. Ich werde mit deiner hässliche Visage den Boden aufwischen und mit deinem Blut die Arena neustreichen. Was hältst du von meinem Vorschlag?" kam es von Colter überheblich. Blue antwortete ihm nicht und beobachtete aufmerksam sein Umfeld, um sich einen Plan für sein Überleben zurechtzulegen. "Habe ich mir doch gedacht, dass du dich ebenfalls auf den Kampf freust. Sprachlos vor Glück, nicht? bemerkte Colter hämisch und siegessicher.


    "Wir werden sehen, wer hier gleich mit wem den Boden aufwischt, Blechbirne. Leicht werde ich dir es definitiv nicht machen." brummte Blue leise in sich hinein. Colter wendete sich von Blue ab. Er lief langsam in die Mitte der Arena, Blue bewegte sich dagegen im Gang weiter. Der endete mit einem Mal in einer Art Aufenthaltsbereich mit quietschend roten Spinden. Auch hier lag wieder der ein oder andere Tote. Ein leises Summen erfüllte den Raum. In ein der Wände war eine alte Sprechvorrichtung eingelassen. Blue stand in ihrer Nähe, als sie mit einem Mal anfing zu rauschen. Kurz darauf vernahm er eine bekannte Stimme.


    Es war die des Raiders, die er gehört hatte, als der Zug Richtung Nuka-World fuhr. "So blauer Lulatsch, hör mir jetzt genau zu. Ich habe nicht viel Zeit. Colter ist in seiner Powerrüstung so gut wie unbesiegbar. Mit normalen Waffen nicht zu schlagen. Man hat schon alles versucht. Laserwaffen, Minigun, Raketenwerfer. Alle wirkungslos. Aber ich habe etwas hier in einen der Spinde hineingeschmuggelt, das sollte dir gegen Colter helfen." Blue runzelte die Stirn. "Warum hilfst du mir?" Kurze Stille. "Sagen wir so...ein gewisses Eigeninteresse steckt dahinter. Ich werde es dir erklären, wenn du Colter auf die Bretter geschickt hast. Mehr kann ich jetzt nicht sagen. Nimm mein Angebot an oder lass es." sagte die Stimme am anderen Ende. "Gut, ich werde danach suchen." sagte Blue misstrauisch. "Guter Junge, wirst du nicht bereuen." Blue begann die Umgebung weiter zu erkunden.


    Erst folgte er dem Summen. Es hörte sich nach einem der alten mit Fusionskernen betriebenen Generatoren an. Im angrenzenden Raum würde er fündig. Tatsächlich war hier ein funktionsfähiger Generator. Er entfernte vorsichtig den Kern. So etwas konnte man im Ödland immer gebrauchen. Der Raider meldete sich wieder. "Hey, der Energiepegel für die Stromversorgung und damit auch für Colters Rüstung ist gerade um 20% gefallen. Das warst du...das ist gut." Durch die Aussage des Raiders ahnte Blue langsam, das die Powerrüstung über die alte Energieversorgung und nicht wie normalerweise über einen Fusionskern versorgt wurde. "Wahrscheinlich kann er die Rüstung komplett unter Strom setzen. Bei so viel Metall, wie sie hat, funktioniert das mit Sicherheit sehr gut und man wird während des Kampfs mit Sicherheit gut gegrillt. Wirklich nicht dumm, dass muss man diesen Flachpfeifen lassen." Blue durchsuchte die Spinde und fand etwas. Es war...interessant.


    Eine rote Pistole in Form einer Nuka-Cola-Flasche. Blue betätigte sie versuchsweise. Eine klare Flüssigkeit spritzte heraus und er schaute ziemlich verdattert. "Das ist...das kann nicht sein Ernst...obwohl...das könnte..." Dann grinste Blue mit einem Mal sehr breit. Fast im selben Moment sprach die Stimme aus der alten Sprechanlage zu ihm. "Und hast du es gefunden? Das Publikum und Colter werden langsam ungeduldig." fragte die Stimme leicht nervös nach. "Eine Wasserpistole, sehe ich das richtig? Du verschaukelst mich nicht, oder?" "Du musst mir vertrauen. Das hilft Colter einen kurzen Moment verwundbar zu machen...den Rest musst du erledigen...ich werde dir jetzt die Tür öffnen. Viel Glück." Es gab ein Klacken und die dicke Sicherheitstür, die vorher verschlossen war öffnete sich.


    Sie gab den Blick frei auf die Arena, die jetzt fast direkt vor Blue lag. Lediglich eine verstaubte Glaskanzel mit geschlossener Tür trennt ihn noch von Colter und der Arena. Der hingegen war gerade dabei eine große Anzahl von Raider für den Kampf anzuheizen. "Das sind verdammt viele von denen...und bei der Bewaffnung...wird es schwierig hier herauszukommen. Gut, da kann ich mir erst drüber Gedanken machen , wenn ich an dieser Blechbüchse vorbeikomme." Blue machte sich kampfbereit und einen Moment später öffnete die Tür zur Arena. "Na, hallo Gesichtseintopf. Bereit für den Kampf? Wir werden mit dir eine schöne Unterhaltung für die Jungs und Mädels hier haben. Na komm schon. Du siehst nicht danach aus, als wärst du von der schüchternen Sorte." reizte Colter Blue.


    "Ich halte im Allgemeinen erst einmal Abstand von Mentalpygmäen. Deren Dummheit ist immer so...ansteckend...und noch mehr verblöden möchte ich nicht." kontert Blue. Colter war einen kurzen Moment sprachlos, da fing er sich wieder. "Du hältst dich wohl für besonders schlau. Dein großes Maul wird dir gleich noch vergehen." "Bei der Höhe deiner Intelligenz fällt das selbst jemanden wie mir nicht besonders schwer." reizte Blue wiederum Colter und trat dann in die Arena. Die Raider johlten. Die beiden bekämpften sich. Blue mit seinem Kampfgewehr und Colter schoss ebenfalls mit einem aufgebohrten Gewehr unbekannter Bauart auf ihn. Blue ging immer wieder auf weiten Abstand um nicht von den pulsartig auftretenden Stromschlägen aus Colters Rüstung getroffen zu werden.


    Nach etwa zwei Minuten benutzte Blue das erste Mal die "Geheimwaffe" und bespritze Colters Rüstung mit einigen Wasserstößen. Der Erfolg war durchschlagend. Colters Rüstung bekam einen kurzen Moment einen Kurzschluss und er war kurzzeitig bewegungsunfähig. Blitzschnell wechselte Blue auf den Superhammer und verpasste Colter einen guten Schlag damit. Diesen Schlag konnte er noch gut verkraften und nach kurzer Zeit war die Rüstung wieder mit Strom versorgt. Blue wiederholte das ganze mehrere Mal. Beim vierten Mal legt Blue seine gesamte Kraft in den Schlag. Es gab dabei ein ziemlich lautes Scheppern. Colter taumelte noch einige Schritte zurück und brach dann tot zusammen.


    Der Overboss war Geschichte und für einen kurzen Augenblick herrschte Stille. Dann brach ein lauter Sturm der Verwirrung und Entrüstung untereinander durch und die meisten der Raider stritten mit einem Mann der hinter einer weiteren Glaskanzel mit Sicherheitstür stand. "Wir hatten eine Abmachung, Leute. Wer die Feuerprobe besteht und Colter besiegt wird der neue Overboss. Es ist so mit euren Bossen abgesprochen. Also beruhigt euch." sagte der Raider zu den anderen. Blue verstand die Welt nicht mehr. Er hatte nach dem Kampf mit Colter eigentlich damit gerechnet, dass die restlichen Raider ihn angreifen würden.

  • 259. Nuka-Town

    Der Raider hinter der Glaskanzel sprach noch einen Moment mit den anderen Raidern. Nach einer kurzen Diskussion löste sich die Gruppe weitestgehend auf. Die Raider schienen über die Art der Ernennung des neuen Overboss irgendwie überrumpelt worden zu sein. Sie klangen sehr unzufrieden, schienen die Ansage des Raiders aber zu akzeptieren. Blue standen die Fragezeichen aufgrund der Situation ebenfalls regelrecht ins Gesicht geschrieben. Er schaute zu dem Raider hinüber. Der war gerade fertig geworden und erwiderte Blue Blicke. "Gut, das du Colter niedergeknüppelt hast. Es ist befreiend, dass ihn endlich das Zeitliche gesegnet hat. Ich denke, du hast jetzt eine Menge Fragen. Ich werde sie dir auch beantworten, aber nicht hier. Wir sollten darüber in Colters...deinem Domizil darüber reden...Overboss. Ich heiße übrigens Gage." sagte Gage.


    Ein leichtes Lächeln umspielte Gages Lippen. "Erst mal Danke. Für den Tipp mit der speziellen "Pistole". Auf seinem Grabstein wird vermutlich stehen."Der Tod ereilte ihn frühzeitig. Todesursache: Wasserpistole." sagte Blue sarkastisch. Irgendwie musste er aber trotzdem darüber schmunzeln, obwohl die ganze Situation zurzeit ziemlich eigenartig war. "Gut. Machen wir das, aber wehe du versuchst mich zu...verarschen, Gage. Ich fertige dich sonst wie Colter ab." brummte Blue. "Ich sehe, du passt dich schnell an, Boss. Das ist prima. Wir sehen uns dann..." Gage erklärte Blue den Weg zum Rückzugsort des Overboss. Dann öffnete er ihm den Ausgang aus der Arena. Blue trat heraus.


    Gage war bereits vorgegangen und verschwand durch eine der Türen. Blue sah sich einen Moment in dem alten Gebäude um, fand aber nichts von Interesse. Was ihm bereits jetzt Kopfzerbrechen bereite, war die große Anzahl von waffentechnisch gut ausgestatteten Raidern. Er hat die anwesenden auf etwa sechzig geschätzt. Definitiv zu viele, um eine Überlebenschance im direkten Kampf zu haben. Dieses Mal hat er mehr Glück als Verstand gehabt. Er schwor sich in diesem Moment, das nächste Mal nicht ohne einige seiner Leute loszuziehen. Sofern es ein nächstes Mal gab. Zunächst musste er erst einmal in Erfahrung bringen, welches merkwürdige Spiel hier gespielt wurde. Wenn er alles richtig verstanden hatte, war er wohl jetzt mehr oder weniger der Anführer dieser Raider.


    Was ihm zutiefst missfiel, aber momentan sein Überleben sicherte. Blue hatte im Allgemeinen nicht wirklich etwas für Raider über. Er verfolgte sie im Commonwealth genauso gnadenlos, wie diese mit den normalen Bewohnern des Commonwealth umgingen. Nur waren die Raider hier in Nuka-World nochmal eine ganz anderen Kragenweite. "Ich muss sehen, wie viele von diesen *unverständliche Brummen* hier sind. Vor allem erwähnte Harvey seine eigenen Leute...Ich muss auch nachsehen, was mit denen ist. Wo bin ich da bloß wieder hineingeraten...Ich und meine hilfsbereite Ader...irgendwann bringe ich mich damit nochmal ins Grab." seufzte Blue frustriert. Er trat durch den Ausgang und war mitten in dem alten Freizeitpark.


    Die Sonne schien vom wolkenlosen Himmel. Einige Grüppchen von Raidern standen an verschiedenen Ecken. Einige von ihnen unterhielten sich, andere wiederum schikanierten Leute, die Halsbänder trugen. Blue kannte diese Halsbänder nur zu gut. Es war die Sorte, die explodierte, sobald man versuchte sie abzunehmen. Diese Leute waren von den Raidern versklavt worden. Blue musste sich stark zusammenreißen, nicht zu dem Raider hinzugehen und ihn aus den Latschen zu hauen. "Das bringt demjenigen nicht wirklich etwas. Ich würde ihnen damit nicht gut helfen...zu mindestens nicht im Moment...Ruhig Blut...eins nach dem anderen." Er lief los und schaute sich um. Am ehemaligen Eingang des Parks standen einige Händler und unterhielten sich miteinander. Einer von Ihnen sprach Blue kurz an und sagte, wenn er etwas brauchen würde wäre er seine Ansprechpartner.


    Es ging weiter. In einigen Metern sah er auf der linken Seite ein ziemlich farbenfrohes Tor, noch auffälliger als der restliche, schon relativ bunt gehaltene Park. Einer der versklavten Leute in der Nähe sah Blues fragenden Blick. "Ha...Hallo...Overboss...ich...ich kann dir vielleicht helfen. Du hast bestimmt Fragen zum Tor?" sagte der Mann ziemlich eingeschüchtert. Blue nickt zunächst wortlos. "Dort hat das Rudel sein Rückzugsort. Das sind die Raider mit Tiermasken und den ziemlich bunten Rüstungen. Mason ist der Alpha...also der Anführer des Rudels." klärte derjenige ihn auf. "Ah, okay verstehe. Kannst du mir auch etwas über die anderen Raidergruppen erzählen?" fragte Blue höflich nach. "Ich...ja klar Boss." derjenige schaute mit eingezogenen Kopf zu Blue hoch, als würde er darauf warten, dass er einen Schlag von seinem Gegenüber bekommen würde.


    Es war offensichtlich. Die Leute hatten Angst. Vor den Raidern und vor allem vor ihm. Blue wollte sich nicht ausmalen, was sie hier mit den Raidern durchgemacht hatten. Er würde ihnen helfen, dass stand für ihn schon fest. Aber ohne adäquate Informationen musste er zunächst sehr vorsichtig sein. Der Angesprochene erzählte ihm allerlei Interessantes über die drei Raidergruppen, die hier ansässig waren. Blue schaute sich um. Es war gerade kein Raider in Sichtweite. "Danke. Sehr freundlich von dir. Du brauchst mich nicht zu fürchten...ich werde sehen, was ich für euch tun kann. Nur muss ich im Moment den Schein waren, du verstehst. Wie heißt du eigentlich?" flüsterte er leise. Kurz leuchteten die Augen seines Gegenübers auf und dieser nickte.


    Leise nannte er seinen Namen. "Owen, Boss." dann wurde er mit einem Mal lauter. "Verstehe, Overboss, wenn du dem Weg dort hinten weiter folgst kommst du zum Fizztop." wechselte Owen das Gesprächsthema plötzlich. Ein Raider kam in Sichtweite. Owens Beschreibung nach einer der Jünger. Blue brummte "Gut, dann weiß ich wo ich hin muss. Und jetzt mach dich vom Acker, bevor ich dich als Sandsack benutzte." Ein grausames Lächeln umspielte den Mundwinkel des Jüngers. "Macht der Dreck dir Ärger? Ich kann ihn daran erinnern, wo sein Platz ist." Er hatte sein scharfes Messer gezogen und spielte damit. "Nein. Und wenn dann mach ich das selbst. Verstanden? Oder hast du ein Problem damit? Ich kann dich anstelle seiner als Sandsack benutzen."


    Blue sah den Raider von oben herab an. Er hatte die ein Hand zu Faust geballt und schlug damit ganz nebensächlich in seine andere Hand. "Neee, sry Overboss. Ich wollte dir mit Sicherheit nicht den Spaß verderben. Ich mach dann mal mit der Streife weiter." Der Jünger verzog sich auf der Stelle. Blue machte sich auf den Weg, den ihm Owen beschrieben hatte. Zwischendurch sah er immer wieder Gruppen von Raidern. Die Grundsituation schien angespannt zu sein, dass entnahm Blue aus der Art der Gespräche. Gage würde ihm wahrscheinlich noch einiges dazu erzählen. Er erreichte einen Durchgang. Hier stand eine junge Frau.


    Auf dem ersten Blick sah sie so aus, als würde sie zum Rudel gehören, aber irgendetwas passte an ihrem Äußeren nicht. Sie schien in eine Diskussion mit einem weiblichen Raider der Jünger verstrickt zu sein. Es ging um Nuka Cola und Korkys. Die Raiderin bügelte sie mit einigen fiesen Worten ab und die Frau gab zunächst Ruhe. Bis ihr Blick auf Blue fiel. "Hey, du. Griesgram. Kannst du mir vielleicht helfen?" sprach sie ihn an. "Kommt darauf an. Was willst du?" Diejenige stellte sich als Sierra Petrovita vor. Sie kam aus dem Ödland der Hauptstadt und hatte dort eine Art Museum, ein Nuka-Cola-Museum. Sie bat Blue nach bestimmten kleinen Korkyfiguren Ausschau zu halten. Die konnten sich überall befinden. Blue war neugierig geworden und fragte Sierra nach dem Sinn dieser Figuren.


    Die wich ihm aus. Sie vertraute ihm nicht genug. Blue ging mit ihr ein Handel ein. Er besorgte ihr eine Flasche Nuka-Quarz, selbst hier eine äußerst seltene Geschmacksrichtung. Dafür würde Sierra ihn in ihre Suche einweihen. Danach trennten sich ihre Wege und Blue durchschritt den Durchgang. Vor ihm lag ein kleiner künstlicher See und dahinter das Fizztop. Es lag auf einem nachgebildeten Berg und konnte mit einem außen angebrachten, selbst gebauten Fahrstuhl erreicht werden. Auch hier waren viele Raider zugegen. "Da werde ich einige Leute brauchen, um die hier rauszuschmeißen. Vor allem muss ich irgendwie schnellstens Kontakt zu Preston aufnehmen. Sonst laufen mir meine Leute in eine tödliche Falle." Blue hatte den Fahrstuhl erreicht. Er fuhr nach oben. Dort wartete schon ein grinsender Gage auf ihn.

  • 260. Mit den Wölfen heulen

    Blue betrat das Fizztop und ließ sein Blick schweifen. Vor dem großen Krieg war es wohl ein Restaurant für die besser betuchten Parkgäste gewesen. Selbst jetzt, nach über 200 Jahren, konnte man unter dem ganzen Verfall noch den früheren Prunk erahnen. Die Aussicht über den Park war schon etwas besonders dachte Blue einen kurzen Moment bei sich. "Na, Boss. Gefällt dir dein neues Domizil? So was Nettes ist doch mit Sicherheit jemand wie du nicht gewohnt, oder?" grinste Gage weiter. "Mir ist das hier oben zu "üppig". Ich bevorzuge eher kleinere und weniger pompöse Übernachtungsmöglichkeiten. Aber der Ausblick ist wirklich schön." antwortete Blue brummig.


    Gage schaute einen Moment irritiert und runzelte die Stirn. "Ookay. Du bist schon eine ziemlich merkwürdige...Erscheinung. Nichts für ungut, Boss. So da du nun hier bist, sollten wir uns über die weiteren Pläne unterhalten, die ich dir zu unterbreiten habe. Du hast es ja bestimmt schon gemerkt, aber die Stimmung ist hier zurzeit nicht die Beste. Wir haben hier drei Raiderbanden. Die Jünger, das Rudel und die Unternehmer..." Gage erläuterte Blue alles Wissenswerte über die Raider und dem vorherigen Raiderboss Colter.


    Einiges davon war neu für Blue, anders nicht. Anschließend berichtete er über den Plan die Parks von Nuka-World als Operationsbasis für die Raider zu erobern und zwischen den Raidergruppen aufzuteilen. Das war der Teil, wo der Overboss zum Zuge kam. In diesem Fall Blue. Der war natürlich alles andere davon begeistert. Nicht nur, dass er die Drecksarbeit für die Raider machen sollte, er würde ihnen damit ein Zuflucht verschaffen, die gegen Angreifer gut gewappnet war. Waren die anderen Parks genauso gebaut, wie der in dem sie sich jetzt aufhielten, dann hätten die Raidergruppen eine optimale Operationsbasis, um ausgedehnte Raubzüge zu beginnen Gage hatte in seinem Gespräch bereits Andeutungen für eine weiter Phase nach den Parkeroberungen gemacht.


    Blue wollte zum Schein zunächst auf Gages Pläne eingehen, tatsächlich würde er darauf hinarbeiten, dass er den ehemaligen Bewohnern, eine Gruppe friedlicher Händler half. Sie waren damals von den Raidern nach der Übernahme von Nuka-World versklavt worden und fristeten unter ihnen ein klägliches Dasein. Harvey und Owen gehörten auch zu der Gruppe der Händler. "...so das ist der Plan, Boss. Du solltest dich ziemlich bald den Anführern der drei Banden vorstellen. Würde dir das gleich morgen früh empfehlen und ihnen klar machen was du vorhast. Nisha ist die Anführerin der Jünger und hält sich im Inneren des Fizztop-Mountain auf. Den Anführer des Rudels...er heißt übrigens Mason... findest du in dem Bereich hinter dem schönen, bunten Tor. Ist dir bestimmt schon aufgefallen. Dann gibt es noch Mags Black und ihr Bruder William Black. Die beiden sind die Bosse der Unternehmer. Die hocken im Parlor." erklärte er Blue zu Ende.


    "Hmpf. Gut, ich werde mit ihnen morgen sprechen und mir dann darüber Gedanken machen, wie das mit den anderen Parks ist. Was hast du eigentlich davon, Gage?" fragte Blue. "Is ganz einfach Boss. Wenn du damit Erfolg hast, bekomme ich meinen Arsch aus der Schusslinie. Ich habe schließlich Colter hier angeschleppt und mich damit am Ende sehr "beliebt" gemacht." antwortete Gage gerade heraus. "Du bist ja total uneigennützig, Gage." bemerkte Blue sarkastisch. "Sorry, Boss. Aber so läuft das nun mal bei den Raidern. Musst du dich halt dran gewöhnen. Aber es ist ja nicht zu deinem Schaden. Es springt jede Menge für dich heraus. Kronkorken, Macht, Weiber...was dein Herz begehrt." grinste Gage Blue wieder breit an.


    "Im Moment würde ich mir eine Menge meiner Leute hier hin wünschen und euch das Zeitliche segnen lassen..." dachte Blue insgeheim bei sich. Aber für ihn hieß es jetzt gute Miene zum bösen Spiel machen. Sie wollten einen Overboss haben, den sollten sie bekommen. Er und Gage unterhielten sich noch einen Moment, während der Blue den Rest des neuen Domizils im inneren Bereich des alten Restaurants zeigte. Dann verabschiedete sich Gage und verzog sich nach draußen. Blue blieb im Inneren und legte sich in das Bett es ehemaligen Overboss. Überraschenderweise war es verhältnismäßig sauber und stabil. Blues Beine hingen zwar wie üblich eine gute Länge über das Bett hinaus, aber dennoch war es sehr bequem. Blue legte das Scharfschützengewehr hinter das Kopfende, den Superhammer stellte er neben sich ans Bett. In Griffweite. Nur zur Sicherheit.


    Er traute den Raidern durchaus einen unangemeldeten Besuch im Schlaf zu. Eine wenig später schlief er ein und verbrachte einen unruhigen Schlaf. Irgendwann am nächsten Morgen. "Hey Boss, du..." sprach Gage Blue an, als er schleichend in den inneren Bereich des Fizztop eintrat. Blue schoss aus dem Schlaf hoch und griff in einem Automatismus nach dem Hammer. Nur wenige Sekunden später hatte Gage ihn unter dem Kinn. Er schluckte und war kreidebleich. Blue sah ihn böse an. "Mach so etwas nie wieder, Gage. Ich reagiere äußerst allergisch auf so etwas. Du kannst froh sein, dass ich dich nicht erschlagen habe." brummte Blue gereizt. Er ließ den Hammer wieder sinken und stellte ihn zur Seite.


    "Puh. Ansage war klar und deutlich, Boss. Werde ich mir hinter die Ohren schreiben. Du bist ganz schön flott auf den Beinen. Ich habe dir übrigens etwas mitgebracht. Muss ich nur einzeln holen. Was zum Hübsch machen, wenn du nachher die Bosse besuchst." sagte Gage beschwichtigend und legte dann wieder sein Grinsen auf. Dann verschwand er wieder nach draußen. Blue kratzte sich den Kopf. "Ich glaube, ich möchte gar nicht wissen, was Gage unter hübsch machen versteht." Dann schaute Blue einen Moment nachdenklich an sich herunter. Zurzeit war er mit seiner Minutemenuniform und einen Teil der Kampfrüstung bekleidet. Beides hatte durch die Feuerprobe gelitten. Gage kam wieder herein und trug mit einigem Keuchen eine ziemlich große schwere und grobgefertigte metallene Brustrüstung herein.


    Es war eine, die die Supermutanten im Ödland für gewöhnlich trugen. "Nee, Boss mit dem alten Frack kannst du dich bei den Bandenanführern nicht sehen lassen. Ich habe hier was, was passender für dich ist und Eindruck macht." sagte Gage, der Blues Blick auf seine eigene Kleidung kommentierte. "Ich wusste gar nicht, dass du jetzt auch noch mein Modeberater bist." sagte Blue fast schon amüsiert. Im Inneren musste Blue Gage in gewisser Hinsicht Recht geben. Nur wenn es ihm gelang, die Bandenbosse zu überzeugen, dass er als neuer Overboss etwas taugte, erst dann konnte er langfristig für die Leute in Nuka-World etwas tun. Und was noch wichtiger war, Preston und den anderen davon in Kenntnis zu setzten, was in Nuka-World los war. Blue hatte bereits eine böse Vorahnung, was Gages nächster Plan war. Das Commonwealth.


    "Gib mal her." Blue nahm Gage die Brustrüstung mühelos ab und schaute sie sich prüfend an. Nachdem Blue ihm sie abgenommen hatte, war Gage wieder nach draußen verschwunden und schleppte nach und nach die restlichen Teil an. Es war eine ziemlich bunte Mischung. "Hmm. Da brauch ich aber noch ein paar Sachen, Gage. Das sind einige Dinge dabei, die nach gebessert werden müssen. Bring mir mal bitte..." Blue beschrieb Gage kurz was er noch brauchte. Der schaute erst einmal merkwürdig. Blue seufzte. "Gage? Brauchst du eine Sondereinladung oder soll ich dir gleich einen Tritt in den Arsch geben." brummte er. "Besser. Du lernst schnell. Vergiss nicht. Du bist hier der Overboss. Da bittet man nicht." Gage verschwand um die benötigten Sachen zu besorgen. "Uff, das kann ja noch was werden. Dann werde ich mal sehen, dass ich aus diesem Material etwas "Nettes" zusammen gebastelt bekomme."


    Blue zog die alten Sachen, bis auf die schwarzen abgetragenen Schuhe und die schwarze lange Hose aus. Dann ging er mit nacktem Oberkörper zur Rüstungswerkbank und beschäftigte sich mit den Rüstungsteilen, die Gage ihm gebracht hatte. Immer wieder zog er sich Teile an und nahm sie wieder ab. Nach etwa einer halbe Stunde tauchte Gage mit den benötigten Teilen auf und schaute Blue bei der Arbeit zu. "Interessante Zusammenstellung. Ich hatte gedacht, dass du dich komplett in Metall hüllst. So wie andere Muties." wunderte sich Gage. "Klar, damit man mich dann mindestens drei Kilometer weit hört und ich die volle Aufmerksamkeit der Umgebung habe. Kann man machen, sollte man aber nicht. Vor allem dann nicht, wenn man vor hat in die anderen Parkteile von Nuka-World zu gehen und nicht weiß, was dort auf einen wartet." erklärte Blue.


    "Das macht Sinn. Wobei, wenn ich dich so ansehe...würdest du mit ziemlich viel fertig werden. Wirklich viel Rüstung bräuchtest du als Mutie doch gar nicht. Höchstens Todeskrallen dürften dir gefährlich werden. Verstehe gar nicht, warum du dich vorher so verhüllt hast. Da kommt dein Körperbau doch gar nicht zur Geltung." sagte Gage nachdenklich und schaute weitert zu. "Bin halt einer von der schüchternen Sorte." bemerkte Blue leicht sarkastisch. "Schüchtern? Du? Du vergackeierst mich gerade, Boss. Oder? Naja, du wirst schon deine guten Gründe gehabt haben. Bist ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen." Zwei Stunden später legte Blue den letzten Schliff bei der Rüstung an. Danach sollte es zu den unterschiedlichen Anführern der Raider gehen.

  • 261. Die drei Köpfe einer Hydra -Teil I

    Blue betrachtete sein Machwerk nachdenklich. Er hatte die Brustrüstung, die Gage ihm gebracht hatte ziemlich stark bearbeitet. Von Innen war sie mit Leder ausgekleidet, so dass sie nun bequem saß. Alle abstehenden spitzen Teile hatte er zunächst entfernt. Davor hatte die Rüstung vorher so einige besessen. Supermutanten schienen es zu lieben, ihre Rüstungen mit so etwas zu versehen. Blue hatte sich noch nie für diese Art der Rüstungsausstattung begeistern können. So etwas war für bestimmte Situationen einfach nur hinderlich und unpraktikabel. Den Schulterschutz hatte er ebenfalls komplett überarbeitet. Er ließ ihm jetzt genug Bewegungsfreiheit, um mit Scharfschützengewehr als auch mit dem Superhammer vernünftig agieren zu können.


    Hinten auf dem Rücken hatte er Befestigungsmöglichkeiten für den Superhammer und das Scharfschützengewehr geschaffen. Für den unteren Teil des Köpers und die Beine hatte eine Kombination zwischen leichten und schweren Ausrüstungsteilen gewählt. So dass er sich noch halbwegs geräuschlos bewegen konnte, aber die empfindlicheren Bereiche gut geschützt waren. Für den Bereich der Arme hatte sich Blue etwas Besonderes einfallen lassen. In die Armschienen auf der rechten Seite hatte er obenauf eine lange Klinge eingearbeitet. Auf der linken Seite war in Höhe des Pipboys ein kleiner metallener Schild angebracht. Auf Höhe beider Hände befanden sich drei kurze stabile Klingen. Wenn Blue seine Hände zur Faust ballte, standen sie über und konnten als eine Art spitzer Schlagring genutzt werden.


    Diese beiden Besonderheiten hatte er eingearbeitet, damit er jederzeit kampfbereit war. Selbst wenn er Superhammer oder Scharfschützengewehr verlor. Er traute den Raidern hier in Nuka-World absolut nicht. Nachdem er sich seine selbstangefertigte Rüstung angelegt hatte, holte er seine Seitentasche und den Umhängegürtel mit dem äußerlich alten und antiquiert aussehenden Sprechfunkgerät. Er legt sie dementsprechend der Aussparungen an, die er bereits beim Bearbeiten der Rüstung vorgesehen hatte. Er sah sich seine selbstgefertigte Rüstung in einen der halbzerstörten und schmutzigen Spiegel an. Die Rüstung sah schon recht martialisch an ihm aus. Seine alten Sachen verstaute er in einer alten Kiste und verschloss sie mit einem stabilen Schloss.


    Gage war die ganze Zeit dabei geblieben und hatte Blue interessiert beim Zusammenbau beobachtet. "Gefällt mir, Boss. Wirklich. Das passt schon eher zu einem Overboss. Das, was du vorher getragen hast...das war eher was für Milchbubis. Nette Sache mit den Klingen. Kann man super bei Leuten einsetzten, die nicht spuren." kommentierte er die Rüstung. Blue drehte sich langsam zu Gage um. Er schaute auf die Hände mit den Klingen, dann zu Gage. Ein ziemlich fieses Grinsen umspielte seine Mundwinkel. "Ähmm, Boss. Da ich spure, brauchst du dein neues Spielzeug nicht bei mir auszuprobieren. Heb dir das für die richtigen Leute auf." sagte Gage fast etwas unterwürfig. "Hmm. Gut. Dann sind wir uns also einig. Ich erwarte von dir eine gewisse "Loyalität" , Gage. Wenn ich rausfinde, dass du mich hintergehst, dann..." Blue bewegte den rechten Arm fast beiläufig mit der Klinge in der Halshöhe einer der alten Schaufensterpuppen, die im Inneren des Overbossquartiers standen. Colter schien ein Fable für sie gehabt zu haben.


    Die Klinge durchtrennte das Holz mühelos und der Kopf rollte über den Boden und blieb genau vor Gages Füssen liegen. "Hab auch diese Ansage klar und deutlich verstanden. Ich glaube, dass wird gut mit dir laufen." Gage wirkte zufrieden. "Du wirst noch dein blaues Wunder mit mir erleben, Gage. Du und die Banden hier." dachte Blue gereizt in sich hinein. "Und welchen der Bosse wirst du als erstes aufsuchen? Nicht, das ich dabei sein werde. Im Moment bin ich bei ihnen nicht gerne gesehen. Wegen der Sache mit Colter." Blue schien einen Moment zu überlegen, aber eigentlich stand die Reihenfolge für ihn schon fest. "Ich werde zuerst zu den Jüngern gehen. Zu Nisha. Du sagtest, sie würde sich hier im Fizztop Mountain aufhalten? Bietet sich doch direkt an." Gage nickte zustimmend. Blue nahm den Rest seiner Waffen und befestigte sie auf den vorgesehen Stellen auf den Rücken.


    Er verließ das Fizztop und fuhr mit dem selbstgebauten Fahrstuhl, eine umfunktionierte alte Gebäudereinigungsbühne nach unten. Gage schaute Blue nachdenklich hinterher. Als dieser unten angekommen war, schlug er den Weg zum Fizztop-Moutain ein. Durch eine Tür für die Servicemitarbeiter des damaligen Parks betrat er das Innere. Es war ein sehr hoher und großer Raum, der das Ständerwerk der Bergkulisse enthielt. In dem alten Ständerwerk und drum herum hatten die Jünger ihre Behausungen eingerichtet. Es war ziemlich schummerig und Blues Augen brauchten einen Moment um sich an das Umgebungslicht zu gewöhnen. Am Riesenbetonsockel des künstlichen Berges konnte er einige Leute sehen, die dort mit Ketten und Eisen befestigt waren. Irgendwelche arme Seelen, die den Jüngern ins Netz gegangen waren.


    Blue konnte gerade einen der Jünger dabei beobachten, wie er einen der Gefangenen auf sadistische Weise quälte. Blue ging weiter. Äußerlich wirkte er davon unbeeindruckt. Im Inneren kostete ihn das eine unglaubliche Überwindung nicht einzuschreiten. Es dauerte einen ganzen Moment, bis er bei Nishas Behausung angekommen war. Sie lehnte draußen an einer ihrer Wände und spielte mit ihrem gut geschärften Messer. Sie beobachtete, wie Blue sich näherte. Ihre Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Lächeln. Der Rest ihres Gesichtes war unter der typisch metallenen Maske der Jünger verborgen.


    "Wer kommt denn da? Wenn das nicht Gage neustes Schoßhündchen ist. Colter war ja schon ein Vollreinfall. Aber du. Ein Mutie? Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Gage sich in Sachen Dummheit noch weiter steigern könnte. Ich hätte mich auf Gages Vorschlag nicht einlassen sollen. Diesem Schleims**** gleich mein Messer in die Kehle rammen und ihn schön langsam krepieren lassen sollen. Obwohl...die Feuerprobe hätten wir dann auch nicht...etwas was Gage richtig gemacht hat. Also...Overboss...was verschlägt dich hierhin" Nishas Sarkasmus war beißend.


    "Erst einmal bin ich niemandes Schößhündchen, Nisha. Und du solltest mich tunlichst nicht unterschätzen. Wäre ich so dumm, wie du annimmst, wäre ich in der Feuerprobe nicht so weit gekommen. Da waren schon einige Sachen dabei, wo man den Verstand gebrauchen musste. Warum ich hier bin? Um zu sehen, wie die Banden hier ticken. Euch kennenlernen. Der Plan, sich die anderen Parks zu holen, ist verdammt gut. Außerdem bin ich nicht wie Colter. Mit Sicherheit werde ich mir hier nicht wie er den Arsch plattsitzen." brummte Blue. Er klang gereizt.


    "Tja. Du hast scheinbar schon mal mehr Arsch in der Hose als Colter. Naja gut, das ist ja auch nicht schwer." Nisha balancierte mit ihrem Messer in der Hand. "Wir werden sehen. Überrasch mich Overboss. Wenn du es richtig machst, sind wir dabei. Unterstützen dich. Weißt du, Furcht kann sehr nützlich sein. Das beherrschen wir Jünger über alle Maßen. Da kommen diese Vollposten vom Rudel bei Weitem nicht mit. Megs und ihre Unternehmer..." Sie spuckte aus "...die sind nicht Erwähnenswert. Denk drüber nach, wer hier am Nützlichsten ist." Nisha lächelte wieder. Diesmal war es weniger spöttisch. "Furcht? Das ist nichts Neues für mich, Nisha. Da habe ich schon Erfahrungswerte mit. Ja, sie ist... sehr nützlich." Blue grinste fies. "Dann verstehen wir uns ja." Blue beendete darauf das Gespräch mit Nisha und verließ den Fizztop Mountain.


    Er macht sich nun zum bunten Tor auf. Dort wo das Rudel seine Zuflucht hatte. Die Unternehmer standen als Letztes auf seiner Vorstellungsrunde. Blue hatte dafür seine guten Gründen. Durch Owens Bericht und Gages Ergänzungen konnte er sich bereits ein grobes Bild über die Banden und ihre Ansichten machen. Er überlegte bereits mit welcher er zum Schein ein Bündnis eingehen oder wie er sie sonst gegeneinander ausspielen konnte. Diese Raider durften sich keinesfalls zu einer Einheit verbinden und die anderen Parks komplett einnehmen, sonst würde es das umliegende Ödland sehr schwer haben. Blue war am Tor angekommen und betrat den Bereich des Rudels.

  • 262. Die drei Köpfe einer Hydra - Teil II

    Blue war nun im Bereich des Rudels. Auf einem alten, fast verblichenen Schild direkt am Eingang des Bereichs des Rudels konnte er sogar noch den alten Namen des Ortes lesen. In Zeiten, die vor dem großen Krieg lagen, hatte der Ort den Namen Bradberton Amphietheater getragen. Blue betrachtete die Raider, die sich hier aufhielten. "Rudel. Wirklich ein sehr passender Name für sie." dachte er bei sich. Viele der Masken, die einige Raider trugen waren Wildtieren nachempfunden und teils extrem bunt bemalt worden. Häufig alten Wildtiere, die zum heutigen Zeitpunkt aufgrund des großen Krieges zum größten Teil ausgestorben waren. Oder sich durch Mutation derartig verändert hatten, dass man vom heutigen Aussehen kaum noch auf die ursprüngliche Variante schließen konnte.


    Blue sah in dem weitläufigen Areal allerlei Käfige stehen. In manchen Tiere, in anderen gefangene Menschen. Die Menschen hier trugen auch die Halsbänder, die die Leute im vorderen Bereich von Nuka-Town trugen. Bei den Tieren in den Käfigen waren einige dabei, die er bis jetzt noch nie gesehen hatte. Er betrachtete sie aufmerksam. Eines von ihnen hatte gewisse Ähnlichkeit mit einem Brahmin. Es hatte auch zwei Köpfe, aber die Hörner waren wesentlich ausgeprägter. Sie waren sehr lang und geschwungen und standen seitlich vom Kopf ab. In einem anderen Käfig war eines, das wie ein Radhirsch aussah, allerdings war auch hier die Hornform anders. Sie standen gerade nach oben und wiesen keine Verästlungen auf. Irgendwie wirkten sie auf Blue exotisch. Das Rudel schien sich allgemein sehr gerne mit Tieren zu umgeben und sie für ihre Zwecke einzuspannen.


    Weiter hinten, in einem der abgezäunten Bereiche kämpfte ein weiteres Tier gegen einige Maulwurfsratten. Auch dieses war ihm fremd. Er ging etwas näher heran, um es genauer zu betrachten. Es war recht groß und hatte einen breiten Brustkorb. Mit seinen vorderen, recht kräftigen Extremitäten schlug es auf die Maulwurfratten ein. Die hinteren Extremitäten waren etwas kürzer gehalten. Es trug schwarzes Fell an vielen Stellen. Einige waren jedoch kahl und erinnerten Blue von der Art an die kahlen Stellen eines Yao-Guais. Was das auch für Lebewesen vor ihm war, es schien wie auch die Yao-Guais ebenfalls ghoulifiziert zu sein. Neben dem Käfig saß eines der Rudelmitglieder. Es trug eine schnabelartige Maske.


    Blue fragendes Gesicht war nicht zu übersehen, so dass derjenigen sich dazu hinreißen ließ Blue ziemlich großmäulig mitzuteilen, was er da sah. "Na, Overboss. Wenn ich mir dein dümm....ähm...fragendes Gesicht so ansehe, gehe ich mal davon aus, dass du heute das erst Mal einen Ghoulrilla gesehen hast. Ist ein Affe. Nicht dumm. Sehr nützliche Viecher, wenn man sie einmal richtig gezähmt hat." "Ist tatsächlich das erste Mal. So heißen die also. Das mit dem dümmlichen Gesicht von dir habe ich einfach nicht gehört. Dafür habe ich heute zu gute Laune. Wenn dir das beim nächsten Mal raus rutscht, hast du eine hängen." brummte Blue und ballte sehr auffällig seine linke Hand immer wieder zu Faust. "Aber wenn du mir schon so überaus nett Auskunft gibst, dann kannst du mir eine weitere Frage beantworten. Wo finde ich Mason, euren Alpha?"


    "Nichts für ungut, Overboss. Wird nicht wieder vorkommen. Versprochen. Mason findest du dort hinten. Am Ende des alten Theaters. Auf seinem Thron." sagte er jetzt kleinlaut. Die Schnabelmaske wies mit dem Zeigefinger auf einen Bereich, der hinter dem umzäunten Bereich mit dem Ghoulrilla lag. "Gut. Danke Piepmatz. So ists brav. Bist gerade wieder von meiner speziellen Liste runter." Der Raider mit der Schnabelmaske schnaufte hörbar erleichtert. Blue lief weiter zu dem Bereich. Dabei kam er einer großen und offenen Tür vorbei. Darüber hing eine schiefes Schild "Nuka-World-Backstage" was unter anderem mit einem Rad-Hirschkopf und einigen bunten Lampen geschmückt war. Hier drangen weitere Tiergeräusche an sein Ohr. Er blieb für einen kurzen Moment stehen und lauschte.


    Wenn er sich nicht irrte, hatte er gerade das unverkennbare Geschnaufe und Gebrumme eine Yao-Guais vernommen. "Die scheinen sich hier ja einen ganzen Zoo zu halten. Das Rudel ist schon sehr gut bewaffnet, aber dann noch gezähmte Tiere wie diese...Ghoulrillas und wahrscheinlich auch noch Yao-Guais... das sind sehr ernstzunehmende Gegner." dachte Blue besorgt bei sich. Weiter ging es Richtung Mason. Blue sah ihn jetzt. Er saß wirklich auf einer Art Thron auf der Erhöhung der Bühne. Er schien Blue zu beobachten. Mason war für einen normalen Menschen sehr groß und ziemlich muskulös. Blue schätze ihn auf gute 2,10m und damit fast so groß wie ein Supermutant aus dem Commonwealth.


    Sein Gesicht war bunt bemalt und ein roter, gezwirbelter Schnäuzer zierte sein Gesicht. Die roten Haare auf dem Kopf waren hinten ziemlich kurz geschoren. Oben auf von mittlerer Länge. Mason trug ein blaues kurzes Muskelshirt. Die ebenfalls sehr kräftigen Beine wurden von einer hellroten Fellhose bedeckt. Um den Hals trug Mason eine Kette mit länglichen Fingerknochen. Wenn Blue sich nicht täuschte, konnten das die Fingerknochen einer Todeskralle oder etwas ähnlich Großen sein. Warum Mason hier der Alpha war, war eindeutig. Er war beim Rudel der Größte und Stärkste. Für einen Menschen sah Mason schon extrem respekteinflößend aus. Mit Sicherheit legte sich mit ihm keiner der Raider freiwillig an. Blue war mittlerweile bis auf zwei Meter auf Mason herangekommen.


    Der saß gelangweilt auf seinen Thron und sah sich Blue fast schon ein wenig belustigt an. "Hey, Overboss. Gut, das du dich mal blicken lässt. Kann ich mir dich mal in Ruhe ansehen. Schaust ja doch nicht so übel aus. Wollte dich schon nach dem Kampf gegen Colter töten. Aber ich habe meine Meinung kurzfristig geändert. Mal schauen, wie du dich schlägst." Mason hatte sich aufrecht auf seinen Thron gesetzt. "Du kannst mir später dafür danken. Übrigens, ich bin Mason und die Gang hier ist das Rudel. Ich bin der Alpha des Rudels. Du magst zwar der Overboss sein, aber ich bin hier immer noch der Anführer des Rudels. Wenn du das berücksichtigst, werden wir gut klar kommen." kam es übermäßig selbstbewusst von Mason.


    "Pass auf, Mason ich habe keinen Grund dir innerhalb deiner Gang den Platz streitig zu machen. Ich erwarte aber von dir, dass du deine Leute anständig unter Kontrolle hältst. Wenn deine Leute meine Pläne für Nuka-World gefährden, dann haben wir beide ein Problem miteinander...wenn ihr mich anständig unterstützt...ich denke wir verstehen einander." Blue hatte die Arme miteinander verschränkt und sah Mason mit den Augen über den Brillenrand streng an. "Du gefällst mir Overboss. Wir beiden sprechen wohl doch die gleiche Sprache. Sind uns ähnlicher als gedacht. Wenn wir beide Zusammenarbeiten, hast du das ganze Rudel hinter dir. Weißt ja. Loyalität geht in beide Richtungen. Auf das Rudel kannst du dich verlassen... im Gegensatz zu Nisha und ihren Jüngern. Es reicht ihnen, wenn sie täglich durch Blut waten und ihre Spielchen spielen können. Sind nicht wirklich verlässlich. Launenhaft." schnauft Mason leicht verächtlich.


    "Und die Unternehmer...schwacher Haufen...extrem süchtig nach Kronkorken... wenn du mit dem Rudel läufst, dann kannst du dir nehmen was du willst. Die Schwachen einfach in den Staub treten...Uns stellt sich niemand in den Weg." Mason machte eine eindeutige Bewegung mit seinen beiden Händen. "Hm. Eine Vorstellung, die mir schon ziemlich gefällt. Schauen wir mal, ob ich mit dem Rudel arbeiten kann, Mason. Werde mir sehr genau ansehen, ob dein Rudel so verlässlich ist, wie du es prahlst." brummte Blue. "Wirst du sehen. Du brauchst uns nur eine Chance zum Beweisen geben. Dann werden wir es dir zeigen." Blue redete mit Mason noch ein, zwei Sätze, anschließend beendete er das Gespräch und verließ das alte Amphitheater. Als letzte der Raidergruppen standen die Unternehmer auf seiner Liste.


    "Die können sich alle sehr gut leiden. Da hat Colter ganze Arbeit geleistet. Das kommt hier einem Pulverfass gleich, das bei der kleinsten Sache hochgeht. Das kann ja noch was geben. Ich muss mich dringend darum kümmern, dass die Leute um Harvey und Owen nicht zwischen die Fronten kommen. Wenn die sich tatsächlich an die Gurgel gehen. Das muss ich solange wie möglich rauszögern. Da hängt auch mein Überleben ab. Bei dieser Menge an Raider werde ich definitiv alleine keine Chance haben. Da werden wir einen sorgfältig Angriff auf den Park planen müssen, um diese überlichen, sadistischen *unverständliche Schimpfworte* zur Hölle schicken zu können" dachte Blue wütend in sich hinein "...Nisha und auch Mason würde ich schon lieber heute als morgen den Hals umdrehen *zorniges Brummen*..." Blue verlor sich ins Innere Schimpfen. Das Parlor kam in Sichtweite.

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