[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 203. Mit Wissen kommt Verantwortung

    "Nein, das halte ich nicht für den richtigen Ansatz. Wir sollten es mit einer Herangehensweise versuchen. Berücksichtigt bitte, dass bei der Konstruktion, wie ihr sie vorhabt die Genauigkeit nachlässt. Das kann einen massiven, kaum zu kontrollierenden Flächenschaden verursachen und das ist nicht im Sinne des Erfinders. Außerdem sehe ich da ein Problem in der Bedienbarkeit der Waffe. In einem Gefecht wäre das fatal. Das mit der Durchschlagskraft ist beachtlich, aber im schlimmsten Fall verursachen wir Kollateralschäden..." diskutierte der Ghul mit den anderen aus der Gruppe.


    "...aber die Vorteile liegen doch klar auf der Hand. Ich denke, und die anderen sind mit mir gleicher Meinung, wir sollten das Risiko eingehen. Sie sind manchmal einfach zu zaghaft Geoffry" widersprach einer aus der Gruppe. "Hmph, ich zu zaghaft? Und nicht Risikofreudig? Mein junger Freund, kommen Sie erstmal in mein Alter. Ich habe mehr als genug "Risikofreudigkeit" gesehen. Die reicht für drei Leben. " sagte Geoffry Pendelton und schüttelte wegen soviel Unverständnis den Kopf. Dann stutzte er. Er hatte im Augenwinkel zuerst MacCready und dann Blue wahrgenommen. Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht und er kratzte sich kurz unter dem Kinn. "Tja, vielleicht haben Sie ja Recht. Vielleicht bin ich über die Jahre wirklich zu zaghaft geworden. Aber wissen Sie was, Sie können Ihre Gründe ja direkt dem General vortragen. Ich bin gespannt, was er dazu sagt." "Wozu soll ich was sagen, Geoffry?" brummte Blue, der mit MacCready die Gruppe fast erreicht hat und nur einen Teil des Gespräches mitbekommen hatte.


    Die anderen drehten sich erschrocken um. Sie waren so in ihre Diskussion vertieft gewesen, dass sie ihren Besuch nicht bemerkt hatten. "Wir haben Probleme eine Einigung in einer bestimmten Sache zu finden und Simmons, meinte ich wäre zu zaghaft, Sir. Aber er kann Ihnen der Sachverhalt ja schildern, nicht wahr Simmons?" sagte Geoffry ruhig zu Blue. Geoffry wußte eigentlich ziemlich genau, was bei diesem Gespräch heraus kam. Es gab in Ironworks bestimmte Regeln, nach denen in der Waffenentwicklung, aber auch in den anderen Bereichen gearbeitet wurde. Blue ließ in solchen Sachen nur sehr selten Abweichungen zu. Der Angesprochene schluckte kurz und trug dann Blue die Sache vor. Der hörte, wie immer aufmerksam zu. "...und was meinen Sie, Sir? Eigentlich doch eine gute Sache, oder?" Simmons war davon überzeugt, das Blue ihm Recht geben würde.


    Da hatte er sich gründlich verrechnet. "Hmm. Wie sage ich es Ihnen höflich? Sie wissen sehr genau, wie meine Meinung zu möglichen Kollateralschäden und Sicherheit unserer Leute ist, oder? Wenn wir jetzt im Kleinen mit solchen Dingen anfangen, wo wird das enden? Bei jeder weiteren Entwicklung sind wir weniger zaghaft, nehmen bestimmte Dinge in Kauf und das endet wie? Fragen Sie Geoffry, der kann es Ihnen genau sagen. Schlimmstenfalls in einem sehr großen Knall. Wir entwickeln bestimmte Dinge nicht um einen Krieg zu führen, sondern um das Commonwealth anständig zu schützen. Das ist und bleibt hier das Hauptanliegen. Wenn Sie das Projekt so weiter entwickeln und es auf meinem Schreibtisch landet, werde ich definitiv nicht zustimmen. Und noch was Simmons, ich würde jemanden, der den großen Krieg überlebt hat vielleicht nicht als zaghaft bezeichnen und dessen Worte mehr Gewicht beimessen." erklärte Blue seine Sichtweise.


    "Aber, aber...wir würden dann doch weit hinter bestimmten Möglichkeiten bleiben...man könnte doch viel mehr bewegen...und die Bruderschaft würde die Minutemen auch endlich ernst nehmen..." wiedersprach Simmons im ernsten Ton. Geoffry Pendelton runzelte die Stirn. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Simmons ließ nicht locker und fing tatsächlich an mit Blue zu diskutieren. Blue seufzte. "Erstens, soweit ich die Bruderschaft hier kennengelernt habe, hat sie im Normalfall zwei Modi. Dazwischen gibt es eigentlich fast keine Abstufung. Entweder man wird nicht ernst genommen oder man wird so ernst genommen, dass man als latente Gefahr gilt und man "Besuch" von ihnen bekommt. Glauben Sie mir, im Moment sollten wir aus taktischen Gründen den ersteren bevorzugen. Auf lange Sicht wird sich das sicherlich ändern. Zweitens das Nutzen aller zu Verfügung stehender Möglichkeiten endet genau in dem Zustand, der vor zweihundert Jahren passiert ist. Mit dessen Nachwirkungen wir hier alle zu tun haben. Deswegen schließe ich bestimmte Entwicklungen komplett aus. Oder wollen Sie eine Welt an deren Ende letztlich wieder ein nuklearer Schlagabtausch steht?" fragte Blue Simmons sehr ernst.


    "Nein, Sir. Natürlich nicht. Ich dachte nur..." sagte Simmons kleinlaut. "Sie haben ans Commonwealth gedacht, dass weiß ich. Aber dieser Weg ist nicht gut. Überdenken Sie ihre Arbeit nochmal. Andernfalls lehne ich sie kategorisch ab. Ende der Diskussion." sagte Blue bestimmend. Simmons und seine Forschungskollegen zogen sich nach der deutlichen Abfuhr zurück. Geoffry blieb allein mit MacCready und Blue zurück. "Hallo Sir, erstmal schön Sie hier zu sehen. Das letzte Mal ist schon eine ganze Weile her. Und Danke, dass Sie Simmons eine klare Ansage gegeben haben. Das war denke ich nötig. Er ist sehr engagiert, aber manchmal schießt er wirklich übers Ziel hinaus." "Ich freue mich auch wieder hier zu sein und ja das war bei Simmons sehr deutlich zu merken. Ist Karl derzeit auch in Ironworks? Ich hätte da etwas, was ich mit euch beiden besprechen möchte." "Karl ist im Moment wieder da, Sir. Um was geht es denn? Neuer Forschungsauftrag?" fragte Geoffry neugierig. "Im weitesten Sinne, ja. Aber Weiteres würde ich gerne mit euch gemeinsam besprechen." Geoffry nickte. "Gut, ich werde meinen Bruder holen gehen. In unserem Besprechungsraum?" "Wäre mir sehr recht."


    Geoffry verschwand nach hinten in einem Gewirr von Gängen. Blue lief ebenfalls los. Er steuerte besagten Raum an. Dort angekommen sprach MacCready Blue an. "Sagmal, brauchst du mich bei der Besprechung? Ich würde mich sonst ein wenig umsehen. Ist echt spannenend hier. Vorausgesetzt du hast hier nicht irgendwelche Geheimprojekte am Laufen, die ich nicht sehen darf." grinste MacCready. "Eigentlich nicht. Würde für dich auch wahrscheinlich auf Dauer langweilig werden. Schau dich ruhig um. Die anderen sind über dich informiert. Hätte ich Geheimprojekte, würdest du sie als solche nicht erkennen." sagte Blue und lächelte beim letzten Satz. MacCready stutzte kurz, sah Blue fragend an und entschloss sich nicht nachzufragen. Dann verschwand MacCready in der Anlage. Blue betrat den Raum stellte Superhammer und Scharfschützengewehr in eine Ecke des Raumes. Anschließend setzte er sich auf einen abgewetzten, aber recht gemütlichen Sessel, streckte die Beine aus und wartete auf die Pendeltons. Er schloss die Augen und ließ die letzten Ereignisse im Geiste Revue passieren, bis er zwei bekannte Stimmen hörte.


    "Aber hallo, lange nicht gesehen, Sir." grinste Karl fröhlich. "Geoffry hat mir gesagt, es gibt was Neues für uns. Nicht, das uns hier langweilig wäre, aber zum Forschen kann man nie genug haben." Die beiden setzten sich jeweils auf den anderen Sessel und Blue schilderte die letzten Ereignisse. Das Auftauchen der Roboter, die Suche und der Kampf gegen den Mechanist und der anschließende Besuch in Med-Tek waren, neben kleineren Berichten Hauptbestandteil der Erzählung. Nach einiger Zeit war Blue fertig und stellte an die beiden verschiedentliche Fragen.


    "Das hätte ich wirklich nicht vermutet, unter einem kleinen Reparaturladen. Bemerkenswert. Das man hier mitten im Herz von Boston eine derartige Anlage errichtet hat. Ohne das es die Bevölkerung mitbekommen hat. Da müssen Leute von ganz weit oben die Finger mit im Spiel gehabt haben. Ich meine, Geoffry und ich waren damals in dem ein oder anderen geheimen Projekt involviert." sagte Karl nachdenklich. "Aber sowas? Das mit den Robohirnen war...ist...mir fehlen die Worte...schaurig. Manchmal glaube ich, dieses Land hatte es damals nicht anders verdient. Alle Moral über Bord geworfen...aber nach außen hin...so tun als ob..." Karl schüttelte den Kopf, als er an die ferne Vergangenheit dachte und seufzte.


    "Es ist gut, dass der Mechanist...ich meine Isabel Cruz nicht von Paladin Danse erschossen worden. Gut das Sie interveniert haben, Sir. Der Wissensverlust wäre immens gewesen. Sehr tragisch, die ganze Sache. Wollte dem Commonwealth helfen und dann sowas." sagte Geoffry. Blue nickte zustimmend. "Ob wir einen kleinen Teil der Anlage mit Isabels Hilfe wieder herstellen können? Schwierig, aber nicht unmöglich. Da müsste als erstes die Energieversorgung repariert werden und dann schauen ob wir für den Rest das notwendige Knowhow haben. Hm." sagte Karl nachdenklich und kratzte sich wieder unter dem Kinn. "Gut, wir hätten hier jemanden mit einem Händchen für alte Maschinen. Ralf Donghue. Ich denke ihn würde das reizen. Ja. Das könnten wir wirklich versuchen. Wenn uns das gelingen würde, könnten wir die gebauten Roboter so modifizieren, dass sie eine weitere Verstärkung der Verteidigung des Commonwealth bedeuten würden." "Das ist gut zu hören. Sie müssten mir dann beizeiten nur mitteilen, was Sie für die Reparaturen brauchen. Ich würde mich dann entsprechend um die Organisation der Teile bemühen."


    Es gab noch weiteren Gesprächsbedarf. Diesmal von Seiten der Pendeltons. Sie schilderten Blue, wie erfolgreich sie bei ihren Projekten waren, wo es Rückschläge geben hatte. Auch teilten sie ihm dabei gleich mit, dass der Platz in Ironworks langsam knapp wurde. Blue versprach den beiden, sich darüber Gedanken zu machen, wie man die langsam aufkommende Platznot beheben konnte. Insgesamt war Blue sehr zufrieden mit dem Stand der Dinge.

  • 204. Ein weiterer Schritt Richtung Unbekannt

    Eine weitere Sache gab es noch, die Blue mit Geoffry und Karl Pendelton besprechen wollte. Das betraf ein spezielles Projekt. Eines der Wenigen, das im Moment tatsächlich einer gewissen Geheimhaltung unterlag. "Wie läuft es eigentlich mit Projekt "Unbekannt"? Sind Sie dort auch weitergekommen?" fragte Blue nachdem er über die anderen Berichte von Geoffry und Karl nachgedacht hatte. "Ja, das sind wir in der Tat. Auch wenn es eine ganze Anzahl von Problemen zu lösen gab. Aber ich glaube, wir können mit dem bisherigen Ergebnis sehr zufrieden sein. Oder Karl?" berichtete Geoffry. Karl nickte. "Ich denke, wir sollten den Fortschritt zeigen. Interesse, Sir?" "Da fragen Sie noch, Karl? Auf jeden Fall. Die Pläne waren hochkomplex und ich hatte damit gerechnet, dass wir eine lange Zeit brauchen werden, das Gerät damit nachzubauen können." sagte Blue hoch interessiert.


    Die drei machten sich in das Kellergeschoss von Ironworks auf. Dort gab es ein Bereich, der mit einer doppelflügeligen Tür gesichert war. In diesen kam man nur mit einer speziellen Zugangskarte. Karl zückte seine und schob sie in den neben der Tür befindlichen Kartenleser. Dieser gab einen kurzen Piepton von sich, zwei Lichter blinkten grün und die Tür öffnete sich automatisch. Sie gingen durch die Tür und folgten einen kurzen Gang, der in eine Halle mittlerer Größe endete. Etwa zehn Leute hielten sich hier auf und wuselten geschäftig hin und her. Mittig in der Halle stand eine merkwürdige Konstruktion. In der Mitte dieser metallenen Konstruktion befand sich eine Art Standplattform. Darum herum streckten sich drei metallene Träger in die Höhe und liefen an einer Stelle wieder zusammen. Neben dieser Konstruktion stand in einer Entfernung ein Miniparabolspiegel, der über Kabel mit der metallenen Konstruktion verbunden war. Auch von der Konstruktion führten einige Kabel weg. Diese waren aber bedeutend dicker und verliefen kreuz und quer auf dem Boden des Raumes.


    "Das ist aber schon ganz schön weit gediehen." sagte Blue verblüfft als er die Aufbauten sah. Karl nickte. "Nach anfänglichen Werkstoffproblemen ging es. Besonders schwierig waren die Verschaltungen mit den richtigen Materialien auszustatten. Da mussten wir teilweise improvisieren. Auch wenn die Pläne, die Ihnen von Virgil mitgegeben wurden sehr detailiert waren. Die Verbindungen, die dafür ursprünglich genommen worden sind, nun ja, die scheinen aus speziellen Stoffen entwickelt zu sein, die es im Ödland nicht gibt. Deshalb darf ich sagen, dass wir besonders stolz sind, diese Hürde genommen zu haben. Wir haben sogar schon einen ersten kurzen Test mit der Energieversorgung durchführen können, auch wenn einige Teile noch fehlen." Blue runzelte die Stirn und war wirklich baff, wie weit man hier unten mit den sparsamen Möglichkeiten gekommen war.


    "Wir haben jetzt noch zwei Probleme zu lösen. Zu einem brauchen wir dringend eine alte Steuerungsplatine und die größte Schwierigkeit ist die Energieversorgung. Bei dem Test hat die Anlage mit einem Mal so viel Strom gezogen, dass wir in Ironworks einen kompletten Blackout hatten. Die Anlage benötigt zum einwandfreien Betrieb eine enorme Menge an Energie. Zurzeit wissen wir noch nicht, wie wir das lösen können. Und da wäre noch das Problem der Herstellbarkeit einer passenden Steuerungsplatine..." seufzte Geoffry. "Das Problem mit der Platine ist lösbar. Ich hatte...endlich...Erfolg bei der Suche. Eine Händlerin aus dem Commonwealth war dabei sehr hilfreich. Sie hat es geschafft eine zu finde, die wir noch benutzten können. Ich mußte die Platine zwar noch ein bißchen instand setzten, aber jetzt dürfte sie wieder einwandfrei funktionsfähig sein. Zur Zeit habe ich sie sicher in Sanctuary deponiert" teilte Blue den beiden Pendeltons mit.


    "Das ist ganz hervorragend, Sir. Noch ein Problem weniger. Bleibt also nur noch die Sache der Energie übrig. Sturges hat da auch schon die ein oder andere Idee, aber wir müssen schauen. Es muss definitiv eine stabile Versorgung sein. Sonst ist der Teleportationsprozess zu gefährlich. Wir wollen nicht jemanden in seine atomare Bestandteile zerlegen und hinterher vor dem Problem stehen, ihn nicht wieder zusammen zu bekommen." sagte Karl und sah dabei nachdenklich Blue an. Der wußte sofort, was Karl damit meinte. Sturges, Karl und Geoffry waren in Ironworks die einzigen, die vollständig in die Pläne eingeweiht waren, die hinter dieser Konstruktion steckte. Außerhalb waren es nur noch Preston, Pieper und Nick. Mit Hilfe diese Gerätes würde es möglich sein mit einer einzelnen Person ins Institut vorzudringend. Genau das hatte Blue auch immer noch vor. Er wollte das ominöse Rätsel namens Institut ergründen. Was ihn dort erwarten würde, wußte er nicht.


    Als Blue feststellte, wie weit das Projekt war, galt es jetzt weitere Dinge zu berücksichtigen. Nach der Sache mit dem versuchten Attentat des Instituts in Sanctuary hatte er begonnen bestimmte Vorkehrungen bei den Minutemen treffen, die verhindern sollten, dass die Minutemen wieder daran zerbrachen, wenn die Führungsspitzte aus welchen Anlässen auch immer wegfiel. Die Minutemen sollten auch nach Seinem oder Prestons Ableben weiterbestehen bleiben und das Commonwealth schützen. Er hatte dafür bereits bestimmte Leute ins Auge gefasst und testete dieser immer wieder, ohne das die wirklich wußten warum. Es gab Dinge, bei denen sich Blue nicht in die Karten schauen ließ. Er hatte einkalkuliert, dass wenn er das Institut betreten würde, er möglicherweise direkt feindselig angegriffen werden und das mit seinem Tod enden könnte.


    Blue betrachtete die Konstruktion sehr genau und war froh, dass ein weiterer Schritt Richtung Institut getan war. "Sehr gute Arbeit von Ihnen und den anderen. Ich muß sagen, ich bin wirklich beeindruckt." sagte Blue dankend Richtung der beiden Pendeltons. Die beiden grinsten. "Danke. Wir unterstützen das Commonwealth und Sie gerne. Wir beide sind auch schon sehr gespannt, was passiert, wenn Sie, Sie wissen schon wo sind. Vielleicht klären sich dann einige Dinge ." "Das hoffe ich auch. Ich werde versuchen, während ich im Commonwealth unterwegs bin nach etwas Ausschau zu halten, was die Energieerzeugungsproblematik lösen könnte." Die drei schauten sich eine Zeit gewisse Teile der Anlage nochmal näher an. Später verließen sie die Halle und gingen Richtung Besprechungsraum. Davor wartete schon MacCready.

  • 205. Geheime Gedankengänge

    Blue dachte auf dem Weg zum Besprechungsraum bereits darüber nach, welche Möglichkeiten einer Energieerzeugung oder Versorgung ihm bekannt waren. Man hatte zwar erste Schritte mit den alten Staudämmen in Boston gemacht, aber die vorhandene Technik war mittlerweile in so einem schlechten Zustand, dass man hier wirklich hätte neu bauen müssen. Soweit war vom Wissenstand noch nicht, außerdem kam bei Ironworks hinzu, das in der Nähe eine solche Möglichkeit nicht vorhanden war. Über lange Strecken war die Stromversorgung ebenfalls schwierig, da der Energieverlust durch den Transport zu hoch war. Vielleicht war es möglich irgendwelche Pläne oder alten Berichte hinsichtlich der Energieerzeugung zu finden.


    Er beschloss für sich, bald nach Bunker Hill reisen zu wollen und Deb zu fragen. Sie hatte sich bereits schon einmal als Händler mit guten Kontakten ins Ödland erwiesen. Die Bruderschaft wollte Blue hier nicht miteinbeziehen. Solche Dinge waren bei der Bruderschaft unter Verschluss und er hätte den Zugriff darauf anmelden müssen. Das hätte mit Sicherheit einige Nachfragen aufgeworfen und die Aufmerksamkeit hin zu den Minutemen gerichtet. Sie waren am Besprechungsraum angekommen. Blue dankte den Pendeltons und bat sie darum, auch an alle anderen Beteiligten sein Lob und Dank weiterzugeben. Anschließend verabschiedete er sich und brach mit MacCready Richtung Bunker Hill auf. Auf dem Weg dorthin kamen MacCready und Blue wieder ins Gespräch.


    MacCready hatte sich in Ironworks genau umgesehen, während die Pendeltons und Blue in der Unterredung waren. Er war beeindruckt an wie vielen unterschiedlichen Projekten und in welchem Umfang hier gearbeitet und geforscht wurde. Am meisten hatte ihn die Tatsache beeindruckt, dass die Minutemen mittlerweile ein umfangreiches Knowhow darüber besaßen, wie man Vertibirds bauen konnte. Nur war die Herstellung aufgrund von des geringen Vorkommens des richtigen Materials zurzeit sehr langsam. Auch die Erforschung der alten Powerrüstungen machte weiterhin gute Fortschritte. Was ihm auffiel, das viele der Projekte einen defensiven Charakter aufwiesen. Häufig dienten sie der Abwehr von Gefahren oder waren auf die Versorgung der Leute im Commonwealth ausgerichtet.


    "Und Blue zufrieden mit allem? Ihr habt ja da einiges an wirklich hilfreichen Dingen in Entwicklung. Wirklich spannend." sagte MacCready zu Blue. "Sehr sogar. Wir haben echt Glück, dass wir richtig gute Leute dazwischen haben. Besonders die Pendeltons. Ohne ihr Wissen wären wir bei weitem nicht soweit." "Ja die beiden Ghule sind wirklich wandelnde Lexika. Blue, bekommst du wegen der ganzen eigenen Forscherei und den beiden eigentlich nicht Probleme mit der Bruderschaft? Verstößt du da nicht gegen irgendwelche Regeln als Bruderschaftsmitglied?" fragte MacCready nachdenklich. Er mochte die Bruderschaft aufgrund ihrer überheblichen Art nicht wirklich und fand es mehr als bemerkenswert, dass Blue als Supermutant bei Ihnen war.


    Er hatte sich in der letzten Zeit schon häufiger gefragt, warum Blue sich das mit der Bruderschaft antat. Das was MacCready mitbekam, war das gerade der Älteste und sein Freund immer wieder aneinander gerieten. Maxson hatte noch immer nicht die Vorbehalte ablegen können, die er gegenüber Blue empfand. Trotz der Tatsache, dass Blue bei vielen in der Bruderschaft mittlerweile einen guten Ruf besaß. MacCready überlegte kurz. War er denn am Anfang mit seinen Vorurteilen gegenüber Blue anders gewesen? Als er im Third Rail in der vertrackten Situation mit den Gunnern festsaß und Blue das erste Mal sah, war er ebenfalls sehr misstrauisch gewesen. Das hatte sich aber sehr schnell bei ihren Abenteuern miteinander gelegt. Blue beantwortete MacCreadys Frage, während dieser am Nachdenken war. "Jep, gegen einige und zwar am laufenden Meter. Würde ich den Kodex streng nach Maxsons Ansicht auslegen, RJ" brummte Blue.


    MacCready zog die Stirn in Falten. "Oookay. Und das lässt der Älteste zu?" "Wird er wohl müssen, wenn er gegen das Institut kämpfen will. Mit Fackeln und Heugabel von unserer Seite als Unterstützung wird das nicht reichen." sagte Blue und lächelte kurz. "Wie ich dich kenne, hast du aber auch noch andere Pläne in peto. Lass mich raten, du rechnest früher oder später damit, dass es mit der Bruderschaft eskalieren könnte?" bohrte MacCready nach. "Vielleicht. Schon möglich. Sagen wir mal so, ich würde uns im Commonwealth gegenüber der Bruderschaft einerseits unverzichtbar machen, andererseits sollte sich die Bruderschaft sehr genau überlegen, was sie hier anstellt." sagte Blue merkwürdig verschlossen und starrte einen Moment vor sich hin. "Du wirst schon das Richtige für die Leute hier tun. Da vertraue ich drauf. Ich werde jetzt auch nicht weiter nachbohren. Wohin reisen wir eigentlich, das hast du mir noch nicht gesagt?"


    "Nach Bunker Hill, ich habe da ein, zwei Sachen zu erledigen und danach...schauen wir mal. Eventuell nach Oberland. In der Nähe ist die alte Schleuse mit dem kleinen Damm. Vielleicht schaue ich mich da ein wenig um." sagte Blue nachdenklich. "Du brütest schon wieder über etwas nach. Das Gesicht kenne ich von dir nur zu gut. Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte MacCready neugierig. "Verstehst du etwas von der alten Technik zur Energieerzeugung, RJ?" "Leider nein. Wofür..." MacCready wurde von Blue im Satz unterbrochen. "Werde ich dir später erklären. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt." sagte Blue knapp. MacCready runzelte erneut die Stirn, fragte aber nicht weiter nach. Er kannte Blues Art, wenn der über Sachen grübelte, die nicht jeder wissen sollte. "Okay. Na, dann wollen wir mal nach Bunker Hill. Vielleicht bekomme ich da ja eine neue Modifikation für mein Gewehr."


    Als sie nach einiger Zeit in Bunker Hill angekommen waren, ging Blue sofort zu Deb und redete mit ihr eine ganze Zeit. MacCready schlenderte während der Zeit durch die Siedlung. Ihm fiel eine der Wachen auf, die scheinbar ein erhöhtes Interesse an ihm und Blue hatte. "Hmm merkwürdig. Das gefällt mir überhaupt nicht. Ich sollte Blue warnen, dass wir von irgendjemand beobachtet werden." Er ging unauffällig zu Blue zurück. Der hatte gerade mit Deb wieder eine Übereinkunft getroffen und war fertig. "Hey, Großer. Alles erledigt?" fragte er und wurde dann sehr leise. "Wir werden beobachtet. Da hinten. Eine der Wachen findet uns wohl sehr "interessant". MacCready wies mit dem Kopf in die Richtung. Blue schaute unauffällig in die Richtung. Sein Gesicht hellte sich merklich auf. "Danke für die aufmerksame Beobachtung, RJ. Der ist ein guter Bekannter von mir." grinste Blue. "Warum kommt er dann nicht direkt zu uns." fragte MacCready verwundert. "Sagen wir so, er ist so eher der unauffällige Typ. Es wäre nett, wenn du hier einen Moment warten könntest" Blue ging zur Wache und redete mit ihr eine ganze Zeit. Worüber sie sprachen konnte MacCready nicht verstehen. Die Wache war Deacon in einer seiner vielen Verkleidungen. MacCready hatte Deacon noch nicht kennengelernt. Auch wusste er nichts über Blues Angehörigkeit zur Railroad.


    Dann kam Blue zurück. "So alles erledigt. Wir können nun weiter. Ich habe ein paar Neuigkeiten mit meinem Bekannten ausgetauscht. Leider hatte er noch zu tun, sonst wäre er mitgekommen." Die beiden reisten weiter Richtung Oberland. Dabei durchquerten sie den alten Stadtteil Cambridge. Wie so häufig wuselten hier einige wilde Ghule herum, die die beiden aber ohne großes Aufhebens aus dem Weg schafften. Sie liefen an der alten Polizeistation vorbei, wo einige Wachen der Bruderschaft in Powerrüstungen patrouillierten. Sie grüßten Blue kurz und der erwiderte ihren Gruß. dann verschwanden MacCready und er zwischen zwei Häusern und waren wieder auf einer alter Straße. In einiger Entfernung konnte man ein altes Gewächshaus auf einer Anhöhe sehen. Blue überlegte kurz und brummte kurz etwas wie "...stimmt da oben wollte ich mich doch längst Mal umsehen...Meine Leute hatten mir doch von einer Art Roboterfarm erzählt...wie haben sie sie noch genannt...Greygarden...wenn ich schon mal hier bin, kann ich das gleich mit erledigen." Blue schlug den Weg Richtung Anhöhe ein und folgte einen breiten Pfad nach oben.

  • 206. Graygarden

    Während MacCready und Blue den Weg hoch zu Siedlung Graygarden liefen, war Blue immer noch am Grübeln. MacCreadys Fragen nach der Bruderschaft und dem Kodex und auch Deacons Bericht in Bunker Hill spülten in Blue eine gewisse Wut hoch. Sein Freund hatte mit seiner Feststellung über die Bruderschaft genau den wunden Punkt getroffen. Blue musste sich eingestehen, dass er langsam an einen Punkt kam, an dem es extrem schwer wurde die Balance zwischen den Fraktionen aufrecht zu erhalten. Bis jetzt hatte er es geschafft der Bruderschaft einige Zugeständnisse abzuringen. Aber wie lange würde Älteste Maxson das mittragen? Nur durch die Fürsprache von Paladin Danse, Proctor Quinlan und Proctor Ingram waren die meisten von ihnen zustande gekommen.


    Dazu kam noch eine andere beunruhigende Entwicklung. Deacon hatte ihm in Bunker Hill kurz mitgeteilt, dass Desdemona plante die Missionen zur Rettung der Synths wieder aufzunehmen. Sie wollten sich nicht länger zurückhalten. Er hatte Deacon im Ruhigen gesagt, was er davon hielt. Blue befürchtete, dass die Railroad sich so zur offensichtlichen Zielscheibe für die Bruderschaft machte. Er hatte auf der Prydwen zwischenzeitlich einige Gerüchte aufgeschnappt, die ihn in Sorge versetzten. Einige der Codenamen der Railroadagenten waren bereits in Umlauf. Das zeigte ihm, wie nahe sie der Gruppe bereits gekommen waren. Wurde die Railroad unvorsichtig? Er verstand in dieser Situation Desdemona nicht, sie gefährdete mit diesem Verhalten das langfristige Ziel der Railroad.


    Er verfluchte innerlich die Starsinnigkeit der Bruderschaft und der Railroad. Für kurzen Moment stellte er selbst sein eigenes Handeln in Frage. Hatte er doch die falschen Entscheidungen getroffen? Hätte er an bestimmten Punkten nicht anders agieren sollen? Dann dachte er an die Insel und Far Harbor. Dort war es ihm auch gelungen eine Versöhnung zu schaffen, wenn auch nicht ganz zu den Werten, die er sonst vertrat. Auch dort war es kurz davor gewesen in einem offenen Krieg zu eskalieren. Er seufzte innerlich. Dann besann er sich. "Ich werde in nächster Zeit noch viel umsichtiger planen müssen. Ich sollte vielleicht mal ein Gespräch mit Pieper, Preston und Nick suchen, um verschiedene Meinungen zu hören."


    Dann fiel ihm noch etwas ein. In der Burg lag immer noch ein wichtiger versiegelter Kuvert. "Ach, verdammt. Das Kuvert. Darum muss ich mich dringend als Nächstes kümmern. Wiseman und die anderen sollte ich nicht länger warten lassen. Ich bin gespannt, was da drin steht. Ronny und Preston haben sich ziemlich zugeknöpft gegeben, als ich sie danach gefragt habe. Aber gut, sie wollen mich in meiner Meinung wohl nicht beeinflussen."


    Sie waren oben auf der Anhöhe angekommen. Dort konnten sie einige alte Gewächshäuser sehen zwischen denen eifrig einige Mister Handys hin und her schwebten. Ein leises elektronisches Piepen klang zu MacCready und Blue herüber. In einiger Entfernung konnten beide einen weißen Mr. Handy sehen, der sie scheinbar aufmerksam beobachtete. Nachdem dieser festgestellt hatte, dass die beiden Besucher doch friedlicher Natur waren, kam er langsam herangeschwebt. Er begrüßte die beiden höflich und stellte sich vor. "Hallo Liebling, willkommen in Graygarden, der einzigen von Robotern autark versorgte Hydrokultur in Commonwealth. Ich bin Aufseherin White und da hinten sind Aufseher Green und Brown. Wir leiten diese Farm." Zu Blues Überraschung war die Stimme weiblich. Es war aber keine Miss Nanny, dafür wich die Sprache dieses Roboters zu sehr ab. Es schien eine modifizierte Variante zu sein. Blue war sichtlich davon beeindruckt, dass die Roboter schafften diese Farm offensichtlich ohne menschliches Zutun in Betrieb zu halten.


    Er frage White und sie erklärte ihm, dass dafür Dr. Edward Grey verantwortlich gewesen war. Er hatte vor dem großen Krieg dieses Projekt gestartet und drei der Roboter so programmiert, dass sie eigenständig diese Aufgaben ausführen und bei Problemen entscheiden konnten. Das hatte sie seit über 200 Jahren bemerkenswert gut geschafft. Auch hatte Dr. Gray den Robotern eine besondere Art der Persönlichkeit verpasst. Er hatte sich damals von Leuten aus dem Fernsehen inspirieren lassen und diese dann in die Persönlichkeitssubroutinen der Roboter eingespeist.


    White erklärte Blue des Weiteren auch die derzeitigen Aufgaben der beiden anderen Aufseher. Green handelte mit allerlei Gegenständen und Brown kaufte Angebautes auf. Besonders gerne nahm er Mutfruits an. "Seit dem großen Krieg bewirtschaftet ihr das Fleckchen hier. Das ist wirklich erstaunlich." sagte Blue und MacCready nickte zustimmend. "Oh danke, Liebling. Das ist sehr freundlich von euch." Dann schien White einen Moment nachzudenken. Die Augen klappten kurz nach unten und dann wieder nach oben. die mechanischen Linsen wurden zunächst sehr klein und öffneten sich dann wieder. Sie schaute Blue an und fragte mit einem Mal. "Was hältst du eigentlich von dem Wasser hier?" White schaute erst auf die Sprinkler neben ihr im Gewächshaus und dann auf den Fluss in einiger Entfernung.


    MacCready und Blue sahen sich irritiert an. "Nun, ich finde es ehrlich gesagt nicht besonders genießbar. Zu mindestens nicht für normale Menschen. Für sie ist es sicher grässlich. Warum fragst du White?" fragte Blue. "Grässlich. Das trifft es. Geringer Druck, hohe Strahlung. Stell dir nur vor, was es mit meiner Haut macht." antwortete White darauf. Blue sah sie für einen Moment fragend an. "Ach, so funktioniert das nicht" seufzte sie. "Würdet ihr beide uns helfen? Unser Wasser kommt von dem alten Weston Wasserwerk. Könntest du dort hingehen und einmal nachschauen, warum die Qualität des Wassers mittlerweile so schlecht ist. Ist bestimmt sehr schmutzig dort. Wenn ihr beiden erfolgreich seid, überlege ich mir auch etwas Schönes für euch. Einverstanden?"


    Blue überlegte einen Moment und versprach dann White und den beiden anderen zu helfen. Ein weiterer Handel mit Nahrungsmitteln konnte im Commonwealth immer gebraucht werden dachte Blue bei sich. Vielleicht würde White nach erledigter Arbeit ihm einen Sonderpreis machen. Blue verabschiedete sich von White und steuerte auf die alte Eisenbahnbrücke zu, die den Fluss nicht weit von Graygarden überquerte. Vor dem großen Krieg lag Graygarden nah an der Bahntrasse.


    Die war aber mittlerweile ziemlich beschädigt und in Teilen gar nicht mehr vorhanden. "Schade, dass man das alte Eisenbahnnetz nicht mehr nutzen kann. Auch Wissen was verloren gegangen ist. Heute könnte man solche Transportformen zusätzlich zu den Karawanen gut gebrauchen." dachte Blue bei sich. Sie folgten den Schienenresten und überquerten die Brücke. Die rote Farbe blätterte an vielen Stellen ab und der Rost setzte der Brücke langsam zu. Sie liefen weiter. MacCready schaute zu Blue und dann über den Fluss, wo man in einiger Entfernung gerade noch so das alte Wasserwerk sehen konnte. "Du Blue, wollten wir nicht White helfen. Wären wir andersrum nicht schneller dort gewesen?" fragte MacCready nachdenklich.


    "Das ist richtig, RJ. Aber ich denke, wir sollten dorthin nicht ohne Unterstützung gehen. Auch wenn wir beiden recht gut im "Ausräumen" sind. Das alte Wasserwerk ist schon eine ganze Zeit in der Hand von Supermutanten. Für eine westliche Erweiterung hatten wir damals hier oben nicht genug Leute und haben hauptsächlich auf Gefahrenabwehr gesetzt und sie bis jetzt verschont. Aber während ich in Far Harbor unterwegs war, hat sich hier einiges getan. Im Endeffekt können wir jetzt drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Ausschaltung einer nahe Gefahr für Oberland, Hilfe für White und den Weg frei nach Fort Hagen. Ich finde Hagen liegt in einer strategischen wichtigen Lage. Seit den Ereignissen mit Kellog und den Rust Devils scheint das gesamte Gebiet brach zu liegen. Sieht man mal von den allgegenwärtigen Gefahren durch die Tierwelt des Commonwealths ab. Deshalb gehe ich nach Oberland. Das ist eine unserer Siedlungen und wir haben dort auch einige Leute stationiert. Ich werde der gute Shelly Able mal einen Besuch abstatten. Ich bin in dieser Ecke des Commonwealths viel zu selten" erklärte Blue MacCready sein weiteres Vorgehen


    Nach einiger Zeit erreichten sie Oberland. Quer über die alte Bahntrasse verlief ein stabiles hölzernes Tor, welches offen stand. Es wurde am Tor kontrolliert wer eintrat. Es drängten sich einige Gruppe von Menschen auf der einen Seite. Auf der anderen Seite verließen gerade ein paar Packbrahmins mit ihren Karawanenwächtern die Siedlung Oberland. Es herrschte ein geschäftiges Treiben am Tor und die beiden stellten sich in die Reihe der wartenden Ödländer an.

  • 207. Oberland

    Während MacCready und Blue anstanden, sahen sich die Leute in der Gruppe vor ihnen zu den beiden um. Sie schienen leise über irgendetwas zu diskutierten. Immer wieder wanderten die Blicke insbesondere zu Blue hin. MacCready beobachtete das Schauspiel vor sich, während Blue irgendwelche Dinge im Kopf durchging. Er achtete im Moment scheinbar nicht auf die Umgebung. Etwa fünf Minuten später schien die Gruppe vor ihnen mit der Diskussion fertig zu sein. Einer aus der Gruppe näherte sich den beiden. Der Kleidung nach zu urteilen ein Abenteurer. Er war recht kräftig, trug eine alte Metallrüstung über einer ausgebleichten Jeans und abgewetzten schwarzen Armeestiefeln. Die aschblonden Haare waren zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Das Gesicht war wettergegerbt und wies einige Narben auf. Die Augen waren braun grünlich und schauten ernst.


    Er blieb kurz vor den beiden stehen, schaute zu Blue hin und musterte ihn erneut eingehend. Dann schien er darüber nachzudenken, wie er am besten mit Blue ins Gespräch kam. Blue hatte es noch nicht mitbekommen. MacCready stupste seinen geistesabwesenden Freund an. "Hey Großer. Ich glaube, da möchte jemand was von dir." Blue riss sich von seinen Gedanken los und sah den Mann fragend an. Irgendetwas an ihm kam Blue vertraut vor, er konnte aber im Moment nicht sagen was es war. "Ha...Hallo...also ich würde gerne etwas fragen. Ich suche jemanden und meine Begleiter meinten, als Chef der viele Siedlungen hier im Commonwealth könntest du mir weiter helfen. Falls Du für solche Nichtigkeiten überhaupt Zeit hast." fragte der Mann Blue vorsichtig. MacCready hatte sogar den Eindruck, dass derjenige sogar etwas von Blues Erscheinung eingeschüchtert war. Was bei den meisten Besuchern der Fall war, die von außerhalb in das Commonwealth kamen und Blue das erste Mal begegneten.


    Im Commonwealth selbst war Blue bei den meisten Leuten bekannt und gern gesehen. "Erstmal würde ich mich und meine Leute als Beschützer der Siedlungen bezeichnen. Nicht als Chef. Die Minutemen arbeiten mit den unterschiedlichen Siedlungen gemeinsam zusammen. Zweitens, wenn ich irgendwie helfen kann, helfe ich gerne und nehme mir die Zeit dafür. Also, worum geht es genau?" brummte Blue freundlich. Der Mann schaute im ersten Moment verdutzt und seufzte anschließend erleichtert. "Es ist so, ich bin auf der Suche nach meinem Bruder. Ich war mehrere Jahre als Söldner in den Ödlanden unterwegs und bin nun an den Ort zurückgekehrt, wo er lange gewohnt hat. Mit seiner Frau, meinem Neffen und meiner kleinen Nichte. Ihr Haus war verlassen, es sah aus als wären sie geflohen. Ich habe versucht rauszufinden, ob sie noch leben und wo sie geblieben sein könnten. Aber leider habe außer einigen wilden Gerüchten nichts herausgefunden. Deshalb habe ich angefangen mich durch die Siedlungen zu fragen...bisher ohne Erfolg." sagte der Mann sichtlich niedergeschlagen.


    Blue hatte ihm aufmerksam zugehört. "Wo haben sie denn gelebt?" fragt Blue. "Weit drunten im Süden des Commonwealths, fast schon in der Nähe der Sümpfe. Somerville Place hat mein Bruder den Ort genannt." sagte der Mann. In dem Moment, wo der Name Somerville Place fiel, wußte Blue was ihm an dem Mann bekannt vorkam. Er erinnerte ihn an Stan. "Wenn ich mich nicht täusche, siehst du aus, als wärst du mit den Cunninghams verwandt. Ich nehme an, Stan Cunningham ist dein Bruder, oder?" Dem Mann schien alles aus dem Gesicht zu fallen und er schaute Blue völlig verdattert an. "Ich...ja... Stan ist mein Bruder. Du...Du... kennst ihn?" Blue nickte und lächelte. "Ich kenne nicht nur dein Bruder sehr gut, sondern auch Lindsey, Tom und Anny. Ich kann dich beruhigen, es geht ihnen gut und sie sind in Sicherheit. Stan hat mir nur nie erzählt, dass er einen Bruder hat." sagte Blue nachdenklich.


    "Ja, das ist auch ein bißchen meine Schuld. Ich bin von einer Unternehmung nicht zurückgekommen und ich denke, er hat gedacht...nun ja...das ich dabei gestorben bin. Ist eine längere Geschichte. Ich bin übrigens Steve, Gene..." versuchte Steve den Umstand zu erklären. "Einfach Blue. Hmm, was hältst du denn davon, wenn ich dich in den nächsten Tagen zu deinem Bruder und seiner Familie bringe?" bot Blue freundlich an. "Das würdest du wirklich tun? Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll. Danke. Woher kennt ihr euch eigentlich?" Steve war sichtlich begeistert. "Das ist auch eine längere Geschichte. Wir könnten uns heute Abend in der "Tanzenden Todeskralle" zum Gespräch treffen. Ist hier ein Geheimtipp. Gutes Essen, nette Atmosphäre und saubere Übernachtungsmöglichkeiten. Ich selbst habe heute noch einiges in Oberland zu erledigen. Was meinst du?" "Ja, okay. Auf die Geschichte bin ich wirklich gespannt." Mittlerweile war die Gruppe von Steve bis zum Tor vorgerückt.


    Die beiden verabschiedeten sich. Nach einiger Zeit waren auch MacCready und Blue dran. Der Minutemen in seinem Häuschen am Einlass hatte die letzten Tage so viel zu tun gehabt und zu wenig geschlafen, so das er vor Müdigkeit kaum noch von seinen Notizen hochschaute, die er zu den Siedlern machte, die gerne nach Oberland hinein wollten. So kam es dazu, dass er gar nicht mehr richtig mitbekam, wer nach der nächsten Gruppe vor ihm stand. Er spulte erst einmal den üblichen Fragenkatalog ab. "Besuch oder Verbleib?" "Besuch" brummte Blue ruhig. "Kurzzeitig oder Länger?" "Hmm, schwer zu sagen. Ich denke mehrere Tage." MacCready mußte leicht anfangen zu grinsen, da die Wachen hinter dem Tor schon betreten zu ihrem Minutemenkollegen schauten.


    Der bekam immer noch nicht, dass ihr Anführer direkt vor ihm stand. "Verhaltensregeln in Oberland soweit bekannt?" "Jup. Ich denke schon." Ein leises Seufzen von dem Minutemen. "Ich brauche nur noch den Namen, dann sind wir fertig " "Das wird schwierig, kann ich mich leider nicht daran erinnern." Kurze Gedenksekunde. "Also, wenn man mich versucht zu verarschen, kommt man hier nicht rein. Also, nochmal von vorne." Das angenommene renitente Verhalten des Besuchers am Tor hatte ihn jetzt aufgerüttelt und er guckte sich die Person, die vor ihm stand genauer an. Blue blieb nach der Ansage immer noch ruhig. "Oh...ähm...also...das...mit dem verarschen...natürlich können Sie nach Oberland hinein, Sir" sagte der Minutemen kleinlaut.


    "Danke, sehr freundlich. Schön, dass Sie so engagiert arbeiten. Ich würde vorschlagen, Sie machen jetzt erstmal ein bis zwei Tage Pause. Sie scheinen mir ziemlich übermüdet zu sein. Bevor Sie in Ihre Ruhepause gehen, könnten Sie mir vielleicht noch eine Auskunft geben. Ist Lieutenant Abel zurzeit hier" brummte Blue. "Nein, Sir. Sie ist im Moment in der Umgebung unterwegs. Hatten Probleme mit einer Gruppe Raider. Kommt aber gegen Abend wieder zurück. Im Moment ist Sgt. Lory höchster diensthabender Offizier." "Okay. Danke weiß ich Bescheid." Blue ging mit MacCready nach Oberland hinein und steuert das kleine Hauptquartier der Minutemen in der Siedlung an. Es befand sich im hinteren Teil und war an einem Hang gelegen.


    Dort angekommen, traten Sie ein und worden sofort von Sgt. Lory begrüßt. "Hallo Sir, schön dass Sie uns mit Ihrem Besuch beehren. Wie kann ich zur Verfügungen stehen?" fragte dieser respektvoll "Ich fände es sehr hilfreich, wenn Sie mir die derzeitige Lage hier in der Gegend schildern würden. Wie mir scheint haben Sie eine Menge zu tun. Zu mindestens schließe ich das aus dem Verhalten der Hauptwache am Einlass. Sie sah ziemlich übermüdete aus" fragte Blue nach. Sgt. Lory nickte und erstattete Blue Bericht. Über die alte Bahnstrecke, an der Oberland lag, reisten in der letzten Zeit sehr viele Leute aus den südlichen Regionen Richtung Commonwealth.


    Neben friedlichen Reisenden, die im Commonwealth ihr Glück versuchen wollten, kamen auch solche mit, die eher auf Gewalt aus waren. Die sich zum positive ändernden Zustände im Commonwealth sprachen sich mittlerweile weit über die Grenzen herum. Dadurch war man im Moment in Oberland personell ständig am Anschlag. Nach einiger Zeit war Lory fertig. "Danke für den detaillierten Bericht, Sgt. Ich verstehe nur nicht, warum Ltd. Abel nicht um Verstärkung gebeten hat. Darüber werde ich morgen in Ruhe mit ihr sprechen." sagte Blue nachdenklich und verließ das Quartier. MacCready und Blue sahen sich in Ruhe in Oberland um. Mittlerweile war es Abend geworden und beide beschlossen sich Richtung Tanzende Todeskralle aufzumachen. Sie wollten dort erst einmal etwas essen.

  • 208. Freiflug

    MacCready betrat die "Tanzende Todeskralle" als erstes. Von außen eher unscheinbar, war er überrascht, wie gemütlich es von innen eingerichtet war. Es gab mehrere Tische mit Sitzgruppen, die allesamt aus Fässern gebaut worden waren. Die Fässer und einige andere Dinge kamen größtenteils aus der ehemaligen Beantown Brauerei. Die Sitzflächen waren mit dunkelroten Kissen bedeckt. Ein alter Eckkamin verbreitete eine behagliche Atmosphäre. Im hinteren Bereich gab es mehrere Sitzecken, die in ein leicht schummeriges Licht getaucht waren. "Du hast wirklich nicht übertrieben, als du den Laden hier Steve als Geheimtipp empfohlen hast. Für Ödlandverhältnisse richtig nett. Steve scheint aber noch nicht hier zu sein." sagte MacCready gedämpft.


    "Cutter hatte mir hier von erzählt und ich habe die Kneipe anschließend besucht. Ist aber schon eine ganze Zeit her. Aber das Essen hier...echt lecker. Apropos, was hältst du davon, wenn ich beim Wirt was zu Essen und Trinken organisiere. Ich gebe einen aus. Du kannst dir ja schon mal eine Sitzgelegenheit suchen, RJ." sagte Blue sichtlich gut gelaunt. "Hey, das klingt super. Machen wir so. Ich werde uns da hinten was organisieren. Wir beiden sitzen ja nicht so gerne auf dem Präsentierteller." sagte MacCready und steuerte eine der gemütlichen Sitzecken am Ende der Kneipe an. Von dort hatte man die Sicht auf den gesamten vorderen Teil inklusive der Tür. Man selbst war aufgrund des sparsamen Lichtes nicht genau zu erkennen und von hier hinten konnte man alles gut beobachten. MacCready machte es sich gemütlich, streckte die Beine aus und lehnte sich gegen die Wand.


    Die tanzende Todeskralle war im Moment noch relativ leer, aber es würde nicht lange dauern, dann würde es hier richtig voll werden. Blue ging währenddessen zum Wirt, gab die Bestellung auf und wartete so lange bis die Sachen fertig waren. Er unterhielt sich dabei mit dem Wirt, der ihm allerlei aus Commonwealth und den Ödlanden erzählte. Etwa eine Viertelstunde später war alles soweit. Blue legt vor dem Essen seine Kampfrüstung ab und stellte seine Waffen neben sich. MacCready macht sich sofort über das saftige Brahminsteak her, während Blue erst seine große Radhirschkeule verputzte und sich im Nachgang noch eine Riesenschüssel Nudelsuppe gönnte. Kurz nachdem sie mit dem sie mit dem Essen fertig, kam Steve in die Kneipe, schaute sich eine Weile um und entdeckte die beiden.


    Er gesellte sich zu ihnen, Blue versorgte Steve ebenfalls mit etwas zu essen und zu trinken. Die drei hatten einen unterhaltsamen Abend bis um 22.00 Uhr. Blue war gerade dabei, zu erzählen wie er die Cunninghams kennengelernt hatte, als vier Typen die "Tanzende Todeskralle" betraten. Sie schienen offensichtlich auf Krawall gebürstet zu sein und waren von außerhalb des Commonwealths angereist. Der Laden war mittlerweile richtig voll und der Wirt hatte mit seinen Leuten alle Hände voll zu tun. Die vier machten zunächst den Wirt dumm an, da er ihn ihren Augen nicht schnell genug ihren Bestellungen nachkamen. Etwas später fingen sie dann an, hauptsächlich die weiblichen Bedienungen zu belästigen und einige derbe Kraftausdrücke ihnen gegenüber zu benutzen. Einige der Besucher verließen schon die Kneipe, während andere ihnen aus dem Weg gingen.


    MacCready, Steve und Blue beobachteten die Situation sehr genau. "Die benehmen sich wie Vollidioten. Den sollte man mal Manieren beibringen, was meinst du Rob?" flüsterte Steve MacCready zu. Der nickte. Er wollte gerade zusammen mit Steve aufstehen und sie zurechtweisen. Blue schüttelte den Kopf und bedeutete Ihnen sitzen zu bleiben. MacCready wollte schon etwas sagen, als Blue knapp und brummend nur sagte "Kümmere ich mich drum." Zwei der Männer waren gerade wieder dabei eine Bedienung zu belästigen, als aus dem hinteren Teil der Kneipe eine brummige Stimme klang. "Sagt mal ihr zwei Flachpfosten, behandelt man so eine Dame?" Die beiden schauten sich zunächst perplex an. Die Gespräche wurden mit einem Mal leiser.


    Die anwesenden Leute rückten an den Seiten zusammen und der Wirt gab seinen Leuten ein Handzeichen zu ihm zu kommen. Er ahnte schon, was hiergleich passieren würde. Die anderen zwei Rüpel kamen zu den anderen beiden dazu und wollten dem Sprecher eine gehörige Tracht Prügel verpassen. "Hey Großmaul, wie wäre es denn, wenn du deine Visage mal hierhin schiebst und dich nicht da hinten versteckst. Du kannst dir merken, dass wir uns doch von einem mickerigen Ödländer nichts sagen lassen, was wir hier zu tun und zu lassen haben. Wir wollen hier doch nur ein bisschen Spaß mit den Leuten haben. Die paar Wachen da draußen, die verfrühstücken wir doch nebenbei." sagte der Größte von Ihnen. Es war ein Kerl von etwa zwei Meter Größe, einem Kreuz wie ein Schrank und einem Gesicht, das zum Fürchten aussah. Die anderen drei lachten. Einer von Ihnen wies den Wirt an, schon mal ordentlich Bier zu zapfen. Der sagte nichts und weigerte sich.


    "Nana, habt dich nicht so, wenn wir gleich mit demjenigen fertig sind, wollen wir ordentlich einen kippen. Sieh zu, sonst gibt es Schläge." sagte einer der Raufbolde und grinste böse. "Wie wäre es mal mit dem schönen Wörtchen Bitte. Und Schläge gibt es hier schon mal gar nicht, du Zwerg." kam wieder Blues Stimme von hinten aus dem Schatten. "Du weißt, wohl nicht mit wem du dich anlegst. Da wo wir herkommen, werden wir gefürchtet. Einige von unseren Jungs sind noch draußen. Also, wenn du dir die Tatos nicht gleich von unten ansehen möchtest, würde ich dir dringend empfehlen die Schnauze zu halten." Dann zog derjenige ein längliches Messer aus dem Stiefelschaft, um seiner Drohung Nachdruck zu verleihen. Blue saß immer noch seelenruhig auf seinen Platz und ließ sich durch das gezogene Messer in keinster Weise beeindrucken. "Ich würde auf das hören, was mein Freund hier mitteilt" sagte der zwei Meter Kerl.


    "Wenn der ungehalten wird, könnte es sein, dass es gleich ein paar Unbeteiligte erwischt." Er lächelt böse dabei. Blue hatte die Faxen jetzt Dicke. "Mit Schnauze halten haben ich es nicht so. Du möchtest nicht wissen, was passiert wenn ich ungehalten werde. Ihr werdet euch jetzt an Arsch und Kragen packen und zusehen, dass ihr hier verschwindet, sonst werde ich das übernehmen. " sagte Blue mit mittlerweile einem leichten Grollen in der Stimme und stand auf. Die vier sahen sich einen Moment verwirrt an. Mit so einer Ansage hatten sich nicht gerechnet. Blue trat aus dem Schatten und blieb etwas zwei Meter von den vieren stehen. Er hatte die Arme verschränkt und guckte die vier ziemlich ernst an. "Ach, guck mal eine dieser Missgeburten. Glaubst wohl dass wir nicht mit dir fertig werden. Wie war das? Je länger, desto dümmer sind sie." sagte der mit dem Messer höhnisch. "Pass auf, spiel dich hier nicht so auf, sonst pickse ich dir ein paar rote Löcher in den Wanst."


    MacCready schaute sich das Schauspiel an und lehnte sich ruhig zurück. Steve sah ihn mit Unverständnis an und flüsterte MacCready leise zu. "Meinst du nicht, dass Blue unsere Hilfe brauchen könnte?" "Mach dir keine Sorgen, mit denen würde er auch fertig werden, wenn wir ihm eine Hand auf den Rücken festbinden würden." flüsterte MacCready zurück. Währenddessen antwortete Blue auf die Bedrohung. "Tut mir leid, aber ich stehe nicht auf sowas. Ich habe euch gewarnt..." Dann ging alles sehr schnell. Blue macht zwei Schritte auf die Gruppe zu und packte den mit dem Messer. Mit der einen Hand hielt er ihn fest und schlug ihm mit einem gezielten Schlag der anderen Hand das Messer aus der Hand. Derjenige heulte schmerzerfüllt auf. Anschließend zog Blue ihn zu sich hoch und warf ihn Richtung Tür. Die Tür zersplitterte unter der Wucht des Aufpralls und der Geworfene blieb draußen zunächst besinnungslos liegen.


    Als nächstes befasste sich Blue mit dem großen Kerl. Der bekam von Blue links und rechts eine Backpfeife verpasst und sackte langsam in sich zusammen. "Nana, mein Freund, was suchst du den auf den Boden." sagte Blue sarkastisch und zog ihn wieder nach oben. "Ich wollte mich doch noch mit dir ausführlicher unterhalten. Weißt du, ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn man meine Leute bedroht. Solange ihr auch nur einen Fuß hier ins Commonwealth setzt, werdet ihr euch benehmen. Erwische ich euch nochmal dabei, dann lasse ich euch beim nächsten Vergehen direkt erschießen. Haben wir uns verstanden?" grollte Blue nun deutlich gereizt. Blue hatte ihn am Kragen gepackt und er schwebte einige Zentimeter über dem Boden. Der Große hatte Schweißperlen auf der Stirn stehen und sagte nun mehr sehr leise "Haben die Ansage verstanden. Werden uns benehmen" "Geht doch. Warum nicht gleich so."


    Dann bekam der Große ebenfalls ein Flugticket und landet direkt auf dem anderen, der bereits draußen lag. Die zwei anderen hatten mitbekommen, dass sie sich mit dem Falschen angelegt hatten und waren dabei sich hinauszustehlen. Sie kamen keine zwei Meter weit. Blue hielt sie jeweils mit einer Hand fest und zog sie wieder zurück. "Hey. Wo wollt ihr beiden denn so schnell hin. Ihr müsst noch eure Zeche zahlen." Blue schleifte die beiden zum Wirt. "Hier. Die Herrschaften, möchten sehr gerne ihre Rechnung begleichen." Die beiden bezahlten ohne Widerspruch.


    Blue ließ sie daraufhin aber nicht los, sondern ging zur Tür und zog sie hinter sich her bis zum Tor. Die Wachen hatten mittlerweile mitbekommen, dass es Unruhe gab und kümmerten sich bereits um die beiden, die stöhnend draußen vor der Tür lagen. Am Tor angekommen, ließ er es öffnen und schmiss die beiden im wahrsten Sinne des Wortes aus der Siedlung. Keine zwei Minuten später folgten die beiden anderen. Anschließend verschlossen die Wachen das Tor wieder. Blue ging wieder in die "Tanzende Todeskralle". Der Rest des Abends wurde noch sehr unterhaltsam. Die Nacht verbrachten sie in einem der angrenzenden Zimmer der Kneipe.

  • 209. Go West

    Blue wachte auf und streckte sich. Ausnahmsweise war er diesmal der Letzte, der wach geworden war. MacCready und Steve waren schon einige Zeit auf und unterhielten sich leise. "Morgen Blue. Geruhsame Nacht gehabt?" fragte Steve neugierig. "Kann nicht klagen." brummte Blue noch leicht verschlafen. "Schön weiche Unterlage, aber wie immer für die Beine zu kurz. Aber wesentlich besser, als wie so häufig auf dem Boden zu schlafen, wenn ich unterwegs bin." seufzte Blue. "Kein Wunder. Du bist ja auch ein extrem langes Elend. Ich bin ja schon weit rumgekommen, aber so jemanden wie dich habe ich bis jetzt noch nicht kennenlernen dürfen. Ich glaube, dass dein Freund Nick Recht hat. Aus dem Commonwealth kommst du definitiv nicht. Hm, wenn ich so drüber nachdenke...ich habe einiges an Gerüchten von der Westküste gehört...Da soll es wohl auch bläuliche Supermutanten geben, dir nicht unähnlich ... wie nannten die sich noch gleich ... Nightkins bzw. Nachtvolk." sagte Steve feststellend.


    Blue war mit einem Mal hellwach, als er Steves Bemerkung hörte. "Das klingt ... interessant. Ich höre so etwas das erste Mal. Dann hätte ich aber eine extrem weite Reise gemacht, wenn dem so wäre. Danke für den Hinweis Steve ... vielleicht kann ich in die Richtung nachforschen...wenn ich Zeit dafür finde" sagte Blue und kratzte sich nachdenklich in den grauen Haaren. "Ich werde jetzt mal schauen, ob Lt. Abel schon wieder zurück ist. Es wird auf jeden Fall etwas dauern, bis ich wieder da bin. Und du willst wirklich nicht mitkommen, RJ?" fragte Blue fast schon ein wenig enttäuscht.


    "Nee, ich nehme mir dann wieder die Überraschung, wie du die Sachen angehst. Außerdem sind mir eure strategischen Besprechungen zu ... nun ... speziell. Da verstehe ich am Ende wieder nur "Bahnhof Bratkartoffel". Sei mir nicht böse Blue, aber ich werde mir mit Steve in Oberland einen netten Tag machen. So wie ich dich kenne, werden wir in den nächsten Tagen noch genug zu tun bekommen. Dafür will ich dann ausgeruht sein" sagte MacCready und grinste. "Okay und natürlich bin ich nicht sauer. Ich kann dich gut verstehen. Ist ja nun mal meine Sache und Verantwortung, nicht deine." sagte Blue ruhig. Er machte sich anschließend fertig, verließ die Kneipe und ging zum Gebäude der Minutemen.


    MacCready und Steve frühstückten in Ruhe an einem der Tische. Draußen reparierten zwei Minutemen die Tür der "Tanzenden Todeskralle", die gestern aufgrund der vier Rüpel zu Bruch gegangen war. "Rob, wenn ich das von gestern alles richtig verstanden habe, ist unser langer Freund also jetzt der Anführer Minutemen hier im Commonwealth. Wirklich ungewöhnlich. Ich habe bis jetzt fast nur Supermutanten kennengelernt, die dumm wie Brot und brutal, wie die schlimmsten Raider waren. Blue ist da genau das Gegenteil. Wie viele der Siedlungen werden denn von den Minutemen mittlerweile beschützt." fragte Steve interessiert, legte sich das Radhuhn-Rührei aufs Brot und kaute.


    MacCready nickte und schnitt sich erneute eine Scheibe von dem frischen Brot ab. "Es gehören mittlerweile, glaube ich, etwas zwischen 35 bis 40 zum Siedlungsverbund dazu. Nach der genauen Zahl müßtes du aber Blue fragen. Viele der Siedlungen wurden ausgebaut und es gab viele neue Zuzüge. Die Leute suchen hier Schutz vor den Unbill des Ödlands und bekommen ihn auch." antwortete MacCready. Steve schaute MacCready ungläubig an. "Fast vierzig Siedlungen ... wow ... das aber ist eine Menge. Als ich das Commonwealth verlassen habe, waren sie auf einem absteigenden Ast und haben nicht mehr wirklich zusammen gehalten ... Bemerkenswert." Steve schien etwas im Kopf durch zu rechnen "Das müssen dann aber mittlerweile eine Menge Leute sein, die alleine für den Schutz der Siedlungen abgestellt sind. Die Patrouillien nicht mit eingerechnet. Hat sich ja ganz schön was in der Zeit getan, wo ich weg war. Da fällt mir noch was ein, Rob. Meinst du, die vier Rüpel werden uns nochmal Ärger machen? Die Drohung mit den Freunden draußen hat mir nicht gefallen, wenn ich ehrlich bin." sagte Steve offensichtlich besorgt.


    "Wie ich dieses Pack kenne, haben wir die nicht das letzte Mal gesehen." seufzte MacCready. "Macht dir das keine Sorgen? Was ist, wenn die mit ihrer ganzen Gruppe hier auftauchen? Meist sind das zwischen vierzig bis fünfzig Leuten. Zumindestens sind das meine Erfahrungswerte aus den Ödlanden." schilderte Steve. "Tja, dann werden sie wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes ihr blaues Wunder erleben. Ich glaube, ihnen ist gar nicht bewusst mit wem sie sich da gerade anlegen. Ich werde dir mal erzählen, was vor einiger Zeit in Quincy und Gunners Plaza abgegangen ist. Also..." während MacCready Steve Cunningham einige weitere Ereignisse aus dem Commonwealth schilderte, war Blue an dem Gebäude der Minutemen angekommen und trat ein.


    Lt. Shelly Able war erst sehr früh am Morgen angekommen und es herrschte rege Betriebsamkeit. Sgt. Lory berichtete ihr gerade über die letzten Vorkommnisse, unter anderem über den Rausschmieß der vier Schläger aus Oberland durch Blue. "Was? Der General ist hier? Lory, warum haben Sie das den nicht gleich gesagt, dann hätte ich..." sagte Lt. Able leicht verärgert und wollte Lory gerade Vorhaltungen machen. "...was gemacht, Lt.?" grätschte Blue dazwischen. "Ich stehe nicht so auf erhöhte Aufmerksamkeit. Das wissen Sie genau. Lory hat mich gestern schon über alles Wissenswertes in Oberland in Kenntnis gesetzt. Wie mir scheint gibt es hier einige Dinge, bei der Sie Unterstützung benötigen. Warum haben Sie sich dann nicht an Major Shaw, Colonel Garvey oder an mich gewandt?" sagte Blue ernst. Lt. Able bekam für einen Moment keinen Ton heraus.


    Sie hatte mit Blues plötzlichen Auftauchen nicht gerechnet. "Ich...wie fange ich an, Sir?" begann Abel. "Lt., was halten Sie davon, wenn wir das Weitere bei Ihnen im Büro besprechen? Dann können unsere anderen Leute hier mit dem weiter machen, was Sie ihnen aufgetragen haben." schlug Blue Able vor. Diese nickte und beide verschwanden in Lt. Abels Büro. Blue unterhielt sich eine ganze Zeit in Ruhe mit ihr. "Ach Lt., es ist keine Schwäche Hilfe anzufordern. Nachdem was mir Lory und Sie berichtet haben, haben Sie alles richtig gemacht. Was ich Ihnen allerdings jetzt ankreiden muss, ist der Umgang mit ihren Leuten dadurch. Das ist nicht richtig gewesen. Sie müssen genug Ruhezeiten und Pause bekommen, sonst sieht es bei aufkommenden Gefahren schlecht aus. Und wenn die Gefahrenlagen zunehmen, dann brauchen Sie auch mehr Leute. Ich hoffe, durch unser Gespräch miteinander ist Ihnen das jetzt klar geworden. Beim nächsten Mal erwarte ich von Ihnen, dass Sie frühzeitiger reagieren. Okay?" sagte Blue ruhig.


    "Werde ich, Sir. Es tut mir aufrichtig leid." sagte Able. "Mir gegenüber brauchen Sie sich nicht entschuldigen. Meine Aufgabe wäre es auch gewesen, häufiger vorbeizuschauen. Sie sollten sich vielleicht bei ihren Leuten entschuldigen." sagte Blue nachdenklich. Abel schaute Blue für einen Moment verblüfft an und nickte dann. "Übrigens hat es auch noch einen weiteren Grund, warum ich nach Oberland gekommen bin..." fuhr Blue fort und schilderte Lt. Able seine Pläne betreffend des alten Wasserwerks und Fort Hagen. "Da Sie mich nach meiner Meinung gefragt haben, würde ich sagen ein guter Plan. Wir haben hin und wieder auch schon mit Graygarden gehandelt und die Beseitigung der Mut...der Gefahr am Wasserwerk würde auch den Karawanen helfen. Könnten wir Fort Hagen wirklich nutzen, wäre das ein weiterer sehr guter Stützpunkt für die Gegend hier. Allerdings kann ich mit meinen Leuten alleine so eine Unternehmung nicht ausreichend unterstützen. Da bräuchten wir schon einige mehr ... ich würde vorsichtig schätzen zweihundert bis zweihundertfünfzig Leute." schlug Lt. Able vor.


    "Gut, ich sehe das Gespräch von gerade hat bereits gefruchtet. Ich werde gleich über Funk mit Colonel Garvey sprechen, dass er in den nächsten Tagen etwa vierhundert Leute nach Oberland schickt. Ich möchte unsere westliche Flanke besser geschützt sehen. Ich werde solange hier vor Ort bleiben, die Operation leiten und würde Sie mit einbinden." teilte Blue Able mit und erläuterte noch andere Dinge mit ihr. Blue informierte im Anschluss Preston und Lt. Able begann mit den Vorbereitungen für das Erscheinen der Verstärkung. Etwa zwei Tage später würde sie ankommen und bis dahin war noch einiges zu tun.

  • 210. Rüpelrandale

    Zwei Tage später. MacCready und Steve standen auf der Umfassung von Oberland und schauten die alte Bahnstrecke nach Süden herunter. "Meinst du sie kommen heute noch an? Ich meine, das dauert doch mit Sicherheit länger die Minutemen aus den unterschiedlichen Siedlungen zusammen zu ziehen." fragte Steve neugierig. "Eigentlich nicht. Logistisch sind sie recht gut aufgestellt, ich denke..." dann hörte MacCready auf zu sprechen und schaute durch sein Fernglas. "...da ist doch auch schon ein Teil von ihnen. Das sieht ganz nach einer Abteilung von der Burg aus. Hier Steve, wenn du willst..." sagte MacCready grinsend und hielt ihm das Fernglas hin, der nahm das Fernglas von MacCready und schaute durch.


    "Tatsache, das sind aber eine Menge von ihnen." pfiff Steve beeindruckt. "Aber nur ein Teil. Das sieht nach einem Viertel aus. Blue sagte irgendwas von etwa vierhundert Leuten." ergänzte MacCready "Warum so viele? Ich meine für Weston, würden die von der Burg doch reichen." fragte Steve. "Ich denke für Fort Hagen. Das alte Militärgelände ist nicht gerade klein, wahrscheinlich werden die da oben gleich stationiert, wenn dort "Klarschiff" gemacht worden ist." erklärte er Steve. Es dauerte auch nicht lange, da war die Gruppe die Bahnstrecke herunter gekommen und nach Oberland hineingelassen. Zwei Stunden später folgte die nächste Gruppe. Sie kam aus der Siedlung Hangman Alley.


    MacCready und Steve standen immer noch oben auf der Einfassung. In einiger Entfernung konnte man eine weitere Gruppe aus dem Süden heraufkommen sehen. Allerdings waren es keine Minutemen. Das erkannten die beiden recht schnell. MacCready schaute erneut durch das Fernglas. "Schau einer an. Unsere "Freunde" von vor zwei Tagen. Na, ich glaube, da haben sie sich einen schlechten Zeitpunkt für ihren Besuch ausgesucht. Ich werde Blue benachrichtigen." sagte MacCready und ging hinunter in die Siedlung. Blue sprach gerade mit einem der neu angekommenen Minutemen, als MacCready bei ihm ankam. "Entschuldige, dass ich dich unterbreche, Blue. Aber wir bekommen Besuch. Unsere Rüpel. Und sie haben ihre Freunde mitgebracht." sagte er knapp. "Okay. Danke, RJ. Ich hatte zwar gehofft, dass sie nicht so dumm wären, wieder hier aufzutauchen. Aber überraschen tut es mich auch nicht. Ich kümmere mich um alles weitere." brummte Blue.


    Er ging zu Lt. Able, informierte sie über die aufkommende Problematik und gab ihr einige Anweisungen. Etwa eine halbe Stunde später war die Gruppe bis auf etwa fünfzig Metern herangekommen. Es war eine relativ gut ausgestattete Gruppe, irgendeine wilde Mischung zwischen Raidern, Plünderern und Kopfgeldjäger. Ein martialisch aussehender Kerl von etwa ein Meter neunzig trat vor, spuckte aus und rief zu den Leuten auf der Mauer "So, ihr Milchtrinker, ihr habt vor zwei Tagen meinen Leuten nicht den angemessenen Respekt in dieser Siedlung entgegen gebracht. Da ich nicht nachtragend bin, würde ich sagen ihr öffnet uns das Tor. Wir werden ein wenig Spaß haben und eure Siedlung stehen lassen. Solltet ihr dem nicht nachkommen, werden wir euch kurzerhand abfackeln. Ach ja, vorher könnt ihr uns aber noch das blaue Großmaul rausschicken. Dem will ich noch ein paar Dinge langsam und eindeutig erklären, damit er weiß wie es demnächst zu laufen hat."


    Einen Moment lang passierte gar nichts. Dann öffnete sich das Tor etwas und Blue trat heraus. Danach schloss sich das Tor zügig und Blue stand alleine vor dem Tor. Wieder in voller Rüstungsmontur, das Scharfschützengewehr auf dem Rücken. Den Superhammer hatte er absichtlich geräuschvoll neben sich gestellt. "So ich höre. Was möchtest du mir erklären? Bitte schön langsam, damit ich es auch wirklich verstehe." sagte Blue. Der sarkastische Unterton in seiner Stimme war kaum zu überhören. "Du wirst meinen Leuten in deiner Siedlung nicht im Weg stehen. Sie bekommen Essen und Trinken umsonst. Anschließend wirst du dem Obermacker der blauen Milchtrinkern sagen, dass wir in den drei vier restlichen Siedlungen von euch freies Geleit bekommen." sagte der Anführer der Rüpeltruppe böse grinsend.


    MacCready und Steve, die das Schauspiel oben von der Umfassung mitbekamen sahen sich an. "Du hattest Recht, Rob. Die haben überhaupt keine Ahnung, mit wem die sich gerade anlegen. Die sind total ahnungslos. Die denken sie können hier ihr alltägliches Schema abfahren. Na, ich denke, die werden sich noch wundern." MacCready nickte zustimmend und beide beobachteten weiter. Blue tat so, als müsste er über die Worte nachdenken. Dann erreichte ihn ein kurzer, kaum wahrnehmbarer Lichtblitz. Seine Leute waren in Position.


    "Also, ich habe darüber nachgedacht, was du mir gerade so überaus nett mitgeteilt hast. Weißt du was? Nein. Deine Leute kommen hier nicht rein. Übrigens will ich dir noch was sagen, als Obermacker...wie hast du meine Leute gerade genannt ... ach ja ... der blauen Milchtrinker, kannst du mich mal gefliessentlich am A**** lecken. Ich habe deinen Leuten vor zwei Tagen sehr deutlich gesagt, was passiert, wenn sie sich nicht daran halten. Ich hatte gehofft, du wärest intelligenter als Anführer. Ihr seid mir schön in die Falle gelaufen. So habe ich euch Pack auf einer Stelle." brummte Blue.


    Sein Gegenüber schaute zunächst völlig verdutzt. Er bekam dann einen ziemlich wütenden Gesichtsausdruck. "Was? Du wagst es mir zu widersprechen, du Missgeburt. Ich weiß ja, dass Muties alle einen Dachschaden haben. Aber du schießt den Vogel ab." sagte der Anführer gehässig. "In die Falle gelaufen? Willst du dich alleine mit uns anlegen. Mit den drei Leuten? Und du Obermacker der Minutemen? Pfft. Das ich nicht lache. Dafür wärst du gar nicht intelligent genug. Leichter Anfall von Größenwahn, oder? Wenn das dein Chef das mitbekommen würde, würde er dich wahrscheinlich hinrichten lassen. Aber das kann ich ja für ihn erledigen." Der Anführer der Rüpel grinste nun richtig bösartig.


    "Ja. Ich wiederspreche dir, Maulwurfsrattenvisage. Und hier sind mitnichten nur drei Leute. Und ja, wir werden uns mit euch anlegen." brummte Blue sauer und stieß einen kurzen Pfiff aus. Plötzlich kamen links und rechts neben der Umzäunung von Oberland jeweils hundert bewaffnete Minutemen in Sicht, richteten die Waffen auf die Gruppe und fingen sie langsam von rechts und links einzukreisen. Die Verunsicherung der ungebetenen Besucher war deutlich zu sehen. Ein Teil der Gruppe wich bereits langsam zurück.


    "Wenn ihr die Waffen jetzt sofort niederlegt und euch auf den Boden hockt, vergesse ich einfach die netten Worte, die du mir gerade an den Kopf geworfen hast und ihr dürft noch ein wenig weiterleben. Ansonsten..." Blue machte eine eindeutige Bewegung in Höhe des Halses. "Ihr habt zehn Sekunden Zeit euch zu entscheiden. Zehn ... neun..." Blue zählte langsam runter. Man hörte das schnelle Entsichern der Waffen. Bei etwa fünf Sekunden kam ein Teil der Gruppe Blues Aufforderung nach. Es waren hauptsächlich jüngere Leute.


    Etwa dreißig Leute, mit Ihnen der Anführer legten es auf die Konfrontation an. Sie zogen ihre Waffen und standen keine fünf Sekunden mehr auf ihren Beinen. Sie wurden von den anwesenden Minutemen erschossen. Die, die sich ergeben hatten wurde zunächst in Gewahrsam genommen, in Ketten gelegt und unter Beobachtung gestellt. Man würde in den nächsten Tagen entscheiden, was man mit ihnen anfangen würde. Die Toten wurden in einiger Entfernung verbrannt. Zwei Stunden nach den Geschehnissen trafen die restlichen Gruppen der Minutemen ein. Am nächsten Tag sollte es Richtung Weston und Fort Hagen gehen.

  • 211. Wasting Weston

    Es gab für Blue einiges für den nächsten Tag zu besprechen und zu planen. Zwei Gruppen der Minutemen hatten außerhalb von Oberland ihr provisorisches Lager errichtet, um in Oberland selbst einen normalen Ablauf zu ermöglichen. Mit vierhundert Leuten innerhalb von Oberland wäre es platztechnisch etwas knapp geworden. So sahen sich MacCready, Steve und Blue erst am Abend wieder und trafen sich an ihrer Lieblingsecke in der tanzenden Todeskralle. Blue kam als letzter und sah müde aus. Er setzte sich relativ wortkarg neben MacCready und Steve. Er aß sein Essen gedankenverloren und fast geistesabwesend. Die beiden unterbrachen ihr Gespräch und MacCready runzelte die Stirn. "Hey Blue? Alles in Ordnung? Irgendwas passiert?" fragt er besorgt.


    Blue schreckte hoch. "Was ... ach entschuldige RJ. Ich war mit den Gedanken woanders. Es ist alles in Ordnung. Denke ich. Obwohl ... ich weiss nicht..." Blue schien irgendwie durcheinander zu sein. Ein Zustand, den MacCready von Blue so nicht kannte. "Mir ist während einer der Besprechungen etwas passiert ... ich weiss nicht, wie ich es erklären soll ... ein stechender Kopfschmerz ... dann verschiedene Bildfragmente in schneller Abfolge ... sie wiederholten sich ... ich konnte mich kaum noch konzentrieren ... dann hat es wieder aufgehört. Aber das beschäftigt mich seitdem. Es kamen immer wieder zwei bis drei Personen vor. Sie scheinen vertraut, aber ihre Namen fallen mir nicht ein..." sagte Blue irritiert bis nachdenklich. "Du scheinst nach langer Zeit wieder einen Erinnerungsschub zu bekommen. Vielleicht solltest du Ted in Sanctuary mal aufsuchen. In der letzten Zeit war wirklich viel los. Du hast dabei kaum Ruhe gefunden." sagte MacCready ruhig. "Willst du darüber reden? Manchmal hilft das." bot er Blue an. Der nickte und erzählte ihm, an was er sich erinnerte.


    Nach einer halben Stunde hatte er ihm alles erzählt. MacCready hatte ihm dabei aufmerksam zugehört. "Ich denke, dass du dir bei deinem Sturz damals wahrscheinlich mehr zugezogen hast, als es dir damals bewusst war." "Das denke ich mittlerweile auch. Du hast Recht, vielleicht sollte ich bei Ted mal vorbei sehen. Mich einmal durchleuchten lassen." sagte Blue nachdenklich. "Danke, RJ. Für das Gespräch. Es hat ein wenig geholfen. Ich werde mich auch gleich zum Schlafen verziehen. Morgen wird ein ereignisreicher Tag, Da muss ich wieder fit sein." Blue blieb nur noch kurz bei den beiden sitzen. Er bezahlte anschließend beim Wirt seine und die Zeche seiner Freunde und verschwand in das Zimmer.


    MacCready und Steve blieben noch eine Weile sitzen. "Müssen wir uns Sorgen um den Großen machen?" fragte Steve besorgt. "Ich glaube im Großen und Ganzen nicht. Ich denke, er braucht einfach nur mal wieder ein, zwei Tage Pause und ausreichend Schlaf. Manchmal nimmt er auf sich einfach zu wenig Rücksicht. Ich meine, klar er ist ein Supermutant. Da hält er viel aus, aber auch da ist irgendwann mal Schluss. Ich für meinen Teil hoffe, dass er sich irgendwann wieder erinnern kann. Auf seine Geschichte wäre ich sehr gespannt." beantwortete MacCready Steves Frage. Die beiden blieben noch etwa ein Stunde in der Kneipe und gingen anschließend in ihr Zimmer. Blue schlief bereits tief und fest.


    Früh am nächsten Morgen wachte Blue erholt auf. Im Gegensatz zu gestern Abend fühlte er sich wieder fit. Er setzte sich langsam auf. MacCready und Steve schliefen noch. Einen kurzen Moment lang betrachtete er die beiden und lächelte kurz. Dann stand er leise auf, machte sich fertig und verließ das Zimmer. Die beiden anderen wachten erst auf, als sich die Tür des Zimmers in Schloss fiel. Draußen in Oberland herrscht schon am frühen Morgen ein ziemliches Gewusel. Zwei Karawanen waren eingetroffen und machten Rast, ein Teil der Bewohner ging ihrer Arbeit nach und den die Minutemen machten sich für den heutigen Einsatz fertig.


    Lt. Able war gerade dabei die letzten Minutemen zu briefen, als Blue bei ihr auftauchte. "Guten Morgen, Sir. Ich kann vermelden, dass wir fast fertig sind und alle für den Einsatz nötigen Informationen unseren Leuten zugegangen sind. Ich denke, in so zwanzig Minuten sind wir marsch fertig." sagte Able zu Blue, während sie kurz auf ihre Armbanduhr gesehen hatte. "Ihnen auch einen guten Morgen, Lt. Sehr gut. Ich werde dann von der Strasse östlich Richtung alten Wasserwerk vorstoßen und Sie von der östlichen über den alten Damm. So wie gestern besprochen. Seien Sie bitte aufmerksam, wenn Sie in der Nähe von Forest Grove Marsh vorbeiziehen. Eigentlich dürfte die wilden Ghule Ihnen dort bei der Gruppenanzahl unserer Leute keine Sorge bereiten, aber man weiss ja nie. Wir nehmen die Supermutanten also von zwei Seiten in die Zange. Wenn wir draußen die Gefahr beseitigt haben, werde ich mit einigen Leuten ins Innere vordringen und dort etwaige Gefahren beseitigen."


    Zehn Minuten später kamen MacCready und Steve dazu. Sie nahmen an der ganzen Aktion mit teil und gingen in Blues Trupp mit. Weitere zehn Minuten darauf, setzen sich die beiden Gruppen in Bewegung. Blue marschierte mit etwa einhundert Minutemen an der alten Brauerei vorbei in Richtung der alten Eisenbahnbrücke Brücke und überquerte sie. Anschließend wendeten sie sich der Straße zu, die in Richtung alten Wasserwerk führte. Von Greygarden aus beobachtete White sehr aufmerksam den Aufmarsch der Minutemen in Richtung Weston. Able lief dagegen über die alte Schleuse und den Damm westlich von Weston mit zweihundert weiteren Minutemen. Die restlichen einhundert Minutemen verblieben in Oberland als dauerhafte Verstärkung.


    Blue kam in Sichtweite und blieb ein gutes Stück vom Wasserwerk stehen. Mit dem alten Fernglas beobachtete er, ob Lt. Able schon Stellung mit ihren Leuten bezogen hatte. Sie war aber noch nicht ganz so weit. Die Supermutanten von Weston hatten Blues Gruppe bereit erspäht und eröffneten das Feuer. Die Minutemen blieben zunächst an ihrer Position und erwiderten es. Fünf Minuten später kamen auch aus der anderen Richtung Schüsse. Lt. Ables Gruppe beteiligte sich nun auch an den Angriff auf Weston. Aufgrund der personellen Überlegenheit war es ein relativ kurzer, wenn auch heftiger Kampf. Die Supermutanten kamen kaum zum Schießen, da sie mit dem fast gleichzeitigen Angriff von zwei Seiten nicht gerechnet hatten. Auf Seiten der Minutemen kam es nur zu einigen wenigen Verwundeten.


    Während Lt. Able draußen mit ihren Leuten, das Wasserwerk nun sicherte, betrat Blue zusammen mit MacCready, Steve und zwanzig Minutemen das Innere der alten Anlage. Im Inneren gab es bis auf wenige intakte Notfallbeleuchtungen kaum Licht und sie bewegten sie äußerst vorsichtig fort. Sie rechneten auch im Inneren mit Supermutanten. Diese bewies sich aber als unrichtig. Die Mutanten hatten die Anlage scheinbar nur kurzfristig betreten und sich nur draußen angesiedelt.


    Allerdings hatten sich andere Lebewesen in der Anlage angesiedelt, wie sie feststellen mussten, als sie versuchten die Anlage wieder aus dem Notbetrieb in den Normalzustand zu versetzten. Dabei wurden sie immer wieder von zahllosen Mirelurks angegriffen, die das Gebäude mittlerweile als Brutstätte nutzten. Auch eine ganze Anzahl von alten Wandgeschützen mussten ausgeschaltet werden. Nach einigen kleineren Reparaturen war es tatsächlich möglich einen Großteil der Anlage wirklich wieder in Funktion zu setzten.


    Nachdem die ganze Anlage von den Mirelurks befreit war, gingen sie aus dem Gebäude hinaus und trafen sich mit Lt.Able. Nachdem man etwa fünfzig Leute zur Sicherung in Weston zurück gelassen hatte, wanderte die Gruppe Richtung Fort Hagen. Wie zu erwarten war, gab es dort nur wenig Wiederstand und man richtete hier oben einen dauerhaften Stützpunkt der Minutemen ein. Eine Woche und einige Materiallieferungen später war Fort Hagen bereits so gut befestigt, dass Blue den weiteren Ausbau Lt. Able übergab und sich mit MacCready und Steve Richtung Greygarden aufmachen konnte.

  • 212. Familienbande

    Sie waren einige Zeit gelaufen, als sie in Graygarden ankamen. Als sie oben auf den Hügel ankamen, schwebte ihnen bereits White erwartungsvoll entgegen. "Hallo Liebling, darf ich annehmen, dass ihr euch um das kleine Verschmutzungsproblem im alten Weston-Wasserwerk gekümmert habt? Der Druck ist wesentlich stabiler als vorher und auch das Wasser scheint eine bessere Qualität aufzuweisen." fragte White neugierig. "Ja, Ma´am. Wir haben uns um das Verschmutzungsproblem gekümmert." antwortete Blue wie ein Gentleman der alten Garde. "Ach Liebling, das ist ganz ausgezeichnet und dann auch noch so höflich. Ich muss dir auf jeden Fall etwas Schönes geben." White freute sich sehr und schwebte kurz davon, um einen kleinen Sack unterschiedlichster Erzeugnisse aus Graygarden Blue und seinen Freunden zu holen.


    Das waren 1a Feldfrüchte, die sie bekamen und sie freuten sich wirklich darüber. "Liebling, was hältst du eigentlich davon, wenn wir uns eurem kleinen Siedlungsverbund anschließen. Die netten Leute der Minutemen haben euch ja beim Verschmutzungsproblem geholfen. Wir würden euch in einem bestimmten Rahmen regelmäßig unsere Feldfrüchte liefern und dafür passt ihr hin und wieder auf, dass wir nicht ungebetenen Besuch von ungehobelten Personen bekommen?" fragte White höflich nach. "Ich würde mich sehr freuen, wenn du mit dabei wärst, White." sagte Blue gut gelaunt. Gute Nahrungsmittel waren im Commonwealth begehrt und immer sehr gefragt. "Dann darf ich das als Zustimmung werten, Liebling? Das wäre ganz hervorragend."


    White und Blue besprachen alles Weitere. Er versprach White relativ zeitnah Leute vorbei zuschicken. White hatte sogar von sich aus vorgeschlagen, dass sich Leute hier niederlassen durften. Alsbald verabschiedeten sie sich voneinander. MacCready, Steve und Blue zogen ihrem nächsten Ziel entgegen, Sanctuary. Sie folgten der Bahntrasse, bis sie ganz in die Nähe von Lexington kamen. Von hier aus ging es in Richtung Concord. Mittlerweile hatte man hier die Minutemen die Straßen ausgebessert, so dass Karawanen und Reisende verhältnismäßig gut reisen konnten.


    In Concord ließen sich mittlerweile auch immer mehr Leute nieder. Man versuchte einige der alten Häuser wieder herzurichten und zu nutzen. Dabei bildeten Sanctuary und Concord fast schon eine zusammenhängende Stadt. Auf der Insel, auf der Sanctuary lag, gab es kaum noch Platz. Man hatte angefangen auch am Ufer des Sees Unterkünfte zu errichten. Das bedingte wiederum, dass man die Verteidigungsanlagen erweitern musste. Hinzukam, dass auch mehr Karawanen als früher nach Sanctuary kamen. Kurzum in Concord und Umgebung herrschte ein ziemliches Gewusel und auf der Straße war für Commonwealth-Verhältnisse viel los.


    Steve kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Es war vier oder fünf Jahr her, dass er das letzte Mal hier war. Bevor er das Commonwealth für seine Unternehmungen verlassen hatte. Hier hatte sich sehr viel verändert. Es war mittlerweile mehr los als in Diamond City, der größten Siedlung im Commonwealth. Dementsprechend war die Minutemenpräsenz zum Schutz im nordwestlichen Commonwealth ziemlich ausgeprägt. In Concord angekommen, traten sie durch ein großes hölzernes Tor und folgten dem Weg Richtung Sanctuary. Es war etwa im November 2287 gewesen, als Blue hier auf Preston traf. Jetzt im Februar 2289 hatte sich vieles verändert. Einige kleine Läden säumten die Straße und Concord war durch ein Stahl-Holzwall gegen Eindringlinge gesichert.


    Nach einer weiteren dreiviertel Stunde Fußmarsch waren sie an den Toren von Sanctuary angekommen. Blue steuerte ein kleines Haus direkt an der Hauptstrasse von Sanctuary an. Er klopfte und Stan öffnete ihm. "Hey, Blue. Schön dich zu sehen. Was treibt dich an unsere Tür?" fragte Stan fröhlich. "Hallo Stan, schön auch dich zu sehen. Wie geht es den anderen? Ist ja schon wieder eine Weile her, das ich bei euch war. Ich muss wirklich sehen, dass ich bei euch öfter vorbeischaue. Ich hatte es Anny doch versprochen." sagte Blue fast etwas verlegen. "Es geht allen sehr gut. Dank dir. Tom und Anny sind noch in der Schule. Ich bin heute schon auf der Farm eher fertig geworden und deshalb schon hier. Außerdem, mein lieber Freund ist es toll, dass du im Moment überhaupt Zeit findest. Was ich so gehört habe, hast du ja mal wieder im Commonwealth alle Hände voll zu tun." grinste Stan. "Ja, das kann man wohl sagen." sagte Blue und fuhr sich verlegen durch seine Haare auf dem Kopf.


    Dann fuhr er weiter fort "Stan, ich habe jemanden auf meinen Unternehmungen getroffen. Er hat verzweifelt nach euch gesucht und ich habe ihn gleich mit nach Sanctuary gebracht." Stan sah Blue irritiert an. "Wer sollte denn nach uns suchen...die Verwandten, die Lindsey und ich hatten, sind dem Ödland zum Opfer gefallen." sagte Stan traurig. Hinter Blue kam eine Stimme her. "Nicht alle, mein lieber Bruder." Blue trat während Steve sprach zur Seite, so dass die beiden Brüder sich sehen konnten. "Das ... das ... ist doch ... nicht möglich. Ich dachte, du wärst tot. Gestorben irgendwo. Das ist..." Stan versagte die Stimme und er war den Tränen nahe, ebenso wie Steve. Beide nahmen sich in den Arm und hielten sich so mehrere Minuten fest.


    Dann ließ Stan Steve los und schaute zu Blue. "Ich ... Danke..." Mehr brachte Stan im Moment nicht heraus. "Gerne. Ich werde euch dann mal allein lassen. Ihr werdet euch sicher eine Menge zu erzählen haben. Da störe ich nur. Wenn du mich suchst ... du weißt wo du mich findest?" sagte Blue mit seltsam belegter Stimme. Auch ihn ließ das Zusammentreffen der beiden Brüder nicht kalt. Stan nickte und beide verschwanden in das Haus der Cunninghams. Blue lief zusammen mit MacCready zum Minutemen Hauptquartier die Straße hoch. Der knuffte Blue mit einem Mal liebevoll in die Seite. "Weißt du eigentlich, dass du für "Familienhilfen" ein ausgesprochenes Händchen hast?" grinste MacCready. "Das kann schon sein, RJ. Ich helfe eben gern. Das ist alles." brummte Blue verlegen.


    Beide hatten das Gebäude des Hauptquartiers erreicht. Draußen warteten bereits Preston und Greedy. Sie hatten einiges an Informationen auszutauschen. Sie gingen hinein. Nach der Besprechung teilte Blue Preston mit, dass er die nächsten Tage etwas langsamer angehen lassen wollte. Ebenfalls wollte er Doc Dingo darum bitten ihn einmal komplett zu untersuchen. Blue machte der Zwischenfall mit den heftigen Erinnerungsflashbacks in Oberland ernsthaft Sorgen. Gegen Abend zog er sich in sein Büro zurück, machte die Beine lang und legte sich zurück.


    Er dachte über die Vielzahl der Ereignisse in letzter Zeit nach. "Ein paar Tage Ruhe werden mir sicherlich helfen, um wieder ein klaren Kopf zu bekommen ... was hat Steve gesagt ... Westküste ... komme ich wirklich von dort? Habe oder hatte ich dort auch Freunde? ... Muss ich wohl ... diese Leute in meinen Erinnerungen ... aber wie heißen sie? Ich vermute, sie denken, ich bin tot ... so wie bei Steve und Stan ... müßte ich sie nicht auch suchen gehen ... aber ich kann das Commonwealth doch deswegen nicht im Stich lassen ... vielleicht gibt es andere Möglichkeiten..." Blue grübelte und hatte die Augen geschlossen.


    Mit einem Mal klopfte es und Preston steckte den Kopf durch die Bürotür. "Hey Blue, Stan und Steve sind hier. Die beiden würden gerne mit dir sprechen. Hast du Zeit für sie?" fragte Preston. "Habe ich. Sollen ruhig reinkommen." brummte Blue freundlich. Die beiden traten ein und schauten sich kurz andächtig um. "Nett hast du es hier. Obwohl ich hatte es mir irgendwie ... üppiger vorgestellt." grinste Steve. "Da bin ich nicht der Typ für. Ich mag es eher praktisch. Die Ressourcen dafür sind an anderer Stelle besser eingesetzt." sagte Blue "Aber ihr seid ja mit Sicherheit nicht nur zu mir gekommen, um euch mit mir über meinen Einrichtungsgeschmack zu unterhalten, oder?" grinste Blue amüsiert.


    "Nein natürlich nicht. Unser Grund ist ein anderer. Wir hätten es gerne, wenn du gleich bei uns mit zu Abend essen würdest." sagte Stan. "Ich weiß nicht..." begann Blue. "Lindsey macht extra heute Abend noch ihren Spezialeintopf." "Ja... da kann ich wohl nicht nein sagen...." schmunzelte Blue. Er mochte den Eintopf von Lindsey sehr gern. So kam es, dass Blue einige Zeit später bei den Cunnighams war und dort den restlichen Abend verbrachte.

  • Es ist echt faszinierend wie schnell du diese Kapitel raushaust und noch mit so wenig Grammatikfehlern. Schon mal überlegt im Hobby Literaturforen deine Geschichte zu präsentieren?

  • xSaint96 Findest du wirklich? Danke :tee:.
    Im Moment ist es noch relativ ruhig in der Geschichte. Bald wird es wieder spannender werde.


    213. Einen klaren Kopf behalten

    Anny lag in Blues rechten Arm und schlief. Sie hatte sich während der Unterhaltung zu ihm gesellt und war dann bei ihm eingeschlafen. Sie war überglücklich gewesen, dass ihr Onkel doch noch lebte. Lindsey war ebenfalls sprachlos, als sie von Stan erfuhr, wen Blue da wohlbehalten nach Hause gebracht hatte. Es war bereits spät am Abend. Blue saß im Haus der Cunningshams immer noch im Schneidersitz vor dem Tisch der Cunninghams. Tom war noch wach und lauschte gespannt den Geschichten, die sein Onkel zu erzählen hatte. Kurz vor Mitternacht trennten sie sich voneinander. Blue lief über die beleuchtete Straße von Sanctuary Richtung Minutemen HQ.


    Es war kühl und man sah seine Atemwölkchen. Er lächelte, während er lief. Solche Momente, wie bei den Cunninghams zeigten ihm, dass seine Entscheidung von damals eine richtige gewesen war. Müde betrat er das HQ und ging in sein kleines persönliches Zimmer. Es befand sich oben neben dem Besprechungsraum auf der linken Seite. In seinem eignen Raum war er in letzter Zeit selten gewesen. An der Wand hingen Ausschnitte von Piepers Zeitung und in zwei Regalen standen allerlei unterschiedliche Dinge. Erinnerungsstücke aus seinen Unternehmungen oder kleine Aufmerksamkeiten von den Bewohnern des Commonwealths. Diese behielt er in besonderen Ehren.


    Blue setzte sich auf sein Bett und betrachtete einen Moment diese Sammlung. "Seitdem du hier im wahrsten Sinne des Wortes aufgeschlagen bist, mein alter Freund hast du einiges in Bewegung gebracht. Das hätte ich nicht gedacht und für möglich gehalten." seufzte Blue nachdenklich. "Aber Ich habe den Leuten versprochen sie mit den Minutemen zu beschützen. Das werde ich auch weiterhin machen, egal wo mich meine Reise dabei hinführt." dachte Blue in sich hinein, während er sich aufs Bett legte. Er schaute noch einen Moment auf die Decke über ihn und schlief ein. Früh am nächsten Morgen wachte er auf. Seine erste Handlung für heute würde sein, Ted Dingo aufzusuchen. Blue zog sich neu an, verließ seinen Raum und ging zur kleinen Klinik neben dem Hauptquartier.


    Doc Dingo stand vor seinem Schreibtisch und trank sich gerade eine heiße Tasse Klingenkornkaffee, als Blue hereinkam. "Guten Morgen, Sir. Was führt Sie zu mir?" fragte Ted neugierig. "Hallo Ted, ich hätte da eine Bitte an Sie. Es ist so..." Blue erzählte ihm von dem Vorfall in Oberland. Ted holte sich einen Notizblock und hörte Blues Schilderung aufmerksam zu. Nachdem Blue erstmalig mit Erzählen fertig war, fragte Doc Dingo nach weiteren Vorfällen. Blue schilderte ihm daraufhin auch andere Erinnerungssequenzen. Besonders die eine, die er damals im Slog hatte, kurz bevor sie nach Far Harbor gefahren waren, wühlte ihn dabei wieder besonders auf. Anschließend fragte Dingo Blue, an welche Symptome er sich nach dem Absturz erinnern konnte. Auch diese versuchte Blue so genau wie möglich zu schildern.


    Doc Dingo hatte sich eine Menge Notizen gemacht. Er ging nachdem vorläufigen Ende der Erzählungen an eines seiner Bücherregale und zog ein ziemlich dickes und scheinbar auch altes Buch hervor. Er setzte sich hin und blätterte eine ganze Weile darin. "Ich weiß genau ... wo war das noch ... ah ... ja hier." murmelte er. Blue beobachtete ihn nachdenklich dabei. Dann sah Doc Dingo hoch und schaute sich Blue sehr genau an und seufzte. "Also, ich denke Ihr langanhaltender Gedächtnisverlust wird zwei Dinge umfassen. Zu einem vermute ich, dass Sie sich damals nicht unerhebliche innere und vielleicht auch äußere Verletzung im Schädelbereich zugezogen haben. Zusätzlich oder damit verbunden ein psychisches Traumata. Es ist aber schwierig zu sagen. Aufgrund Ihrer besonderen Physiologie. Zur Vorsicht würde ich den Kopfbereich einmal röntgen wollen. Vielleicht gab es doch Frakturen. Wobei ich befürchte, dass ich nach der langen Zeit nichts sehen werde. Wegen Ihrer erhöhten Heilungsfähigkeit." sagte Dingo, stand wieder auf und ging in eines der hinteren Zimmer und bereitete dort das alte Röntgengerät vor.


    Blue folgte ihm. Doc Dingo machte einige Aufnahmen vom Kopf. Während sich die Aufnahmen sich in der Entwicklung befanden, schilderte er Blue sein weiteres Vorgehen. "Sie aus Ihrer momentanen Position herauszuziehen und zu beurlauben, wäre für Sie nicht förderlich. Im Gegenteil, dass würde das Ganze im psychischen Bereich wahrscheinlich nur noch verschlimmern. Hm. Schwierig. Sie sollten sich in regelmäßgen Abständen bei mir melden. Einmal in der Woche. Wir werden einfach nur miteinander über einige Dinge reden. Laut der alten Aufzeichnungen von früher ist das der beste, wenn auch langwierigste Weg, Sir." "Okay, Ted. Ich werde mich einmal in der Woche bei Ihnen melden. Ich hatte erst gedacht, ich ... bin ... wäre dabei ... langsam meinen Verstand zu verlieren. Wenn das hilft, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, dann bin ich dabei" sagte Blue etwas erleichtert, aber immer noch besorgt. Dingos Diagnose machte Sinn und bestätigte seinen eigenen Verdacht. Er wusste nun, worauf er sich einstellen musste.


    Dingo verschwand kurz nach hinten und einen Moment später kam er mit den Aufnahmen zurück. Er klemmte die Bilder in den Röntgenbildbetrachter und schaute sie sich genau an. An einer Stelle wurde er fündig. Sie lag in etwa dort, wo Blue nach dem Erwachen beim Abfühlen starke Schmerzen gehabt hatte. "Sie hatten tatsächlich eine Fraktur. Beziehe ich Ihre Heilungsfähigkeit und die Zeit ein, war das keine Kleinigkeit. Bemerkenswert, dass Sie mit dieser Verletzung rumlaufen konnten. Wären Sie ein Mensch gewesen, hätten Sie den Sturz wahrscheinlich nicht überlebt." staunte Dingo. Blue sah auf dem Röntgenbild, was Dingo meinte. Die Verletzung war zwar mittlerweile verheilt, aber noch gut sichtbar.


    Blue bedankte sich bei Dingo und nahm dieses Mal seine Empfehlung sehr ernst. Wollte er den Leuten im Commonwealth weiter helfen, musste er geistig auf der Höhe bleiben. Er ging an seine Lieblingsstelle in Sanctuary, die etwas abseits von dem ganzen Trubel lag und setzte sich dort für eine Weile hin. Während er so über sich nachdachte, näherte sich langsam jemand. "Hallo, Monsieur Blue. Ich habe dich schon überall gesucht. Oh, ich glaube, ich komme ungelegen, oder?" Es war Curie. "Nein, Curie. Du störst nicht. Alles in Ordnung. Ich ... ich habe nur kurz nachgedacht. Was möchtest du von mir?" fragte Blue entspannt und lächelte dabei freundlich. "Ach, wie erkläre ich es. Ich habe..." Curie fing an Blue zu erläutern, wie sie seit der Befreiung aus der Vault eine Menge an neuen Informationen in dieser Welt sammeln konnte.


    Anfangs war sie sehr glücklich darüber gewesen. Nur langsam kam sie an ihre eigenen technischen Grenzen und das frustrierte Curie sehr und bat daher Blue um einen Gefallen. Er sollte nach jemand Ausschau halten, der ihr ermöglichen konnte einem Menschen recht ähnlich zu werden. Curie war von den Synth in Acadia sehr beeindruckt gewesen und dachte teils an sie. Blue fand Curies Ansinnen bemerkenswert. Ihm fiel eine Person ein, die Curie vielleicht weiter helfen konnte. Dr. Amari in Goodneighbor. Er schlug Curie vor mit ihr nach Goodneighbor zu reisen. Sie war dafür sofort Feuer und Flamme. Blue ging kurz zu Preston und informierte ihn darüber. Dann machte er sich auf den Weg. Kurz bevor er zusammen mit Curie Sanctuary verlassen wollte, trafen sie auf Piper. Sie entschloss sich mit zu gehen und so waren sie nun zu dritt auf dem Weg nach Goodneighbor.

  • Findest du wirklich? Danke :tee: .
    Im Moment ist es noch relativ ruhig in der Geschichte. Bald wird es wieder spannender werde.

    ich hoffe es doch. :D

    Wie gesagt, bin echt fasziniert und hoffe dass es demnächst wieder etwas spannender wird.

    Wird vielleicht Blues Vergangenheit wieder mit der Gegenwart kollidieren?

  • xSaint96 Ich sage nur, dass bald so einige Dinge richtig ins Rollen geraten werden, z.B. zwischen Railroad und Bruderschaft. :keeporder:


    Blue wird es in nächster Zeit mit einigen schwierigen Situationen zu tun bekommen.:search:
    Blues Vergangheit wird zu einem späteren Zeitpunkt definitiv mit der Gegenwart im Commonwealth "kollidieren". :hmm:

    Der Erzählstrang von Kapitel 66 wird dabei aufgegriffen und weiter erzählt. Und natürlich werde ich die Geschichte aus der Vergangenheit weiter erzählen. Da gib es dann einige Ereignisse lesen, die ich zwischenzeitlich in den Erinnerungs- und Traumsequenzen leicht angeteasert habe . :newspaper:

    214. Wo Altes endet und Neues beginnt

    Die Reise in die inneren Bereiche von Boston war noch immer nicht ungefährlich. Die Minutemen sorgten zwar auf einigen Routen für ein sicheres Fortkommen, aber allein die Größe der alten Stadt sorgte dafür, dass sich immer wieder Gefahren in Form von Raidern, Supermutanten und andere übellaunige Gesellen dort ansiedeln konnten. Curie, Piper und Blue nahmen zwar die äußere Route am alten Fluss, um nach Goodneighbor zu gelangen, waren aber von wilden Ghulen angegriffen worden, sobald sie die inneren Bereiche der Stadt betreten hatten.


    Blue erledigte die Ghule recht zügig, so dass sie weiter reisen konnten. Pieper und Curie unterhielten sich angeregt bis sie in Goodneighbor angekommen waren. Die beiden hatten sich über die Zeit miteinander angefreundet. Piper verstand Curies Wunsch, war aber auch in Sorge um sie. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es eine Möglichkeit gab, Curies Wunsch zu erfüllen. Sie erreichten Goodneighbor gegen späten Nachmittag und suchten Dr. Amari in der Höhle der Erinnerung auf. "Hallo Piper, hallo Curie und hallo Blue, was führt euch drei zu mir?" begrüßte Dr. Amari die drei freundlich. Curie schwebt langsam vor und schilderte ihr eindringlich das Problem. Amari hörte Curie zu und dachte nach dem Ende der Unterhaltungen einen Moment nach. Im Anschluss sagte Amari ihr zu, sich mit ihrem Problem zu befassen.


    Es gab eine Möglichkeit. Sie war nicht ungefährlich und es brauchte einige Zeit, um jemand Geeignetes dafür zu finden. Amari war ein enger Verbündeter der Railroad und mit in den Prozess involviert, bei den man den aus dem Institut geflohenen Synths eine neue Identität gab. Curie war sehr glücklich über die Zusage seitens Amari und schwebte aufgeregt hin und her. Zunächst hieß es aber abwarten. Amari würde über einen Boten Bescheid geben, wann der Zeitpunkt gekommen wäre. Sie sollten sich aber auf einige Wartezeit einstellen. Blue wollte in Goodneighbor noch einiges erledigen, aber als erstes suchte er mit den beiden anderen das Third Rail auf.


    Er liebte es Magnolias Gesang zu lauschen. Die Wache vom Third Rail grinste schon als er das Gespann sah. "Na Blauer, wieder wegen Magnolia hier? Tja, einmal gehört und man muss unser Täubchen immer wieder besuchen, nicht?" lachte der Ghul mit rauer Stimme. "Hör mal, wenn du den guten Hancock siehst, grüßt du ihn mal wieder von der alten Clique, ja." "Mache ich, mein Guter. Und ihr passt mir schön weiter auf Magnolia auf?" sagte Blue gut gelaunt und klapste dem Ghul freundlich einen auf die Schulter. So verbrachten die drei einige Stunden im Third Rail. Während Blue Magnolia zuhörte und dabei einiges an Essen verputzte, löcherte Curie Piper danach, wie es sich anfühlte, ein Mensch zu sein. Als Magnolia mit Singen fertig war und sich in ihren Raum zurückgezogen hatte, saß Blue noch eine ganze Zeit geistesabwesend auf dem Stuhl.


    Piper bemerkte es, stand auf und ging zu ihm. "Hey Blue, grübelst du etwa schon wieder?" "Was ... ich ... nein. Entschuldige, Piper. War was? Ich habe mich ausnahmsweise mal etwas entspannt." sagte Blue fast schon etwas verlegen. "Dann ist gut. Du weißt ja was Dingo und Preston gesagt haben. Du sollst ein wenig auf dich Acht geben. Du bedeutest hier einigen Leuten sehr viel." sagte Piper und wuschelte ihn für einen kurzen Moment in den Haaren auf dem Kopf. Blue sah sie für einen Moment aufgrund dieser Geste irritiert an. "Ich ... ja ... ich weiß, Piper." seufzte Blue. "Ich bin dabei. Ich werde demnächst sogar einmal in der Woche zu Doc Dingo gehen. Freiwillig." Piper schaute Blue nachdenklich an Sie schien noch etwas sagen zu wollen, behielt es aber für sich. Kurz danach verließen sie das Third Rail und gingen erst zu K.L.E.O. Blue durchforstete ihr Angebot nach Waffenbauplänen und fand zwei, die ihm noch nicht geläufig waren.


    Die wollte er Geoffry mitbringen, danach ging er zu Daisy. Er erkundigte sich bei ihr danach, ob sie schon etwas über die Karawane gehört hatte, die das Heilmittel zu MacCreadys Sohn bringen sollte. Daisy hatte noch nichts gehört, vermutete aber, das die Karawane noch einiges an Zeit benötigen würde, um überhaupt in der alten Hauptstadt anzukommen. Der Weg dorthin war lang und äußerst beschwerlich. Gerade als die drei Goodneighbor verlassen wollten, rief jemand von hinten Blues Namen. Eine Frau von etwa dreißig Jahren mit halblangen silbergrauen Haaren, war Ihnen gefolgt. "Hey Blue, du bist manchmal schwerer zu finden, als man bei deiner Größe annehmen sollte." feixte sie entwaffnend.


    Blue hatte sich mittlerweile umgedreht. Schon an der Stimme hatte er diejenige erkannt. "Hallo Glory, was treibt dich denn nach Goodneighbor?" "Na, der "kleine" kompakte Supermutant, der gerade vor mir steht. Hast du unser Rendevous in der Höhle der Erinnerung vergessen?" sagte Glory schmunzelnd. Piper bedachte erst Glory und dann Blue mit einem nicht zu deutenden Blick. Blue nahm das wahr, war wieder kurz irritiert und dann begriff er, was Glory meinte. "Tut mir leid, meine Hübsche habe ich vor lauter Damenbegleitung total vergessen." antwortete er. "Wieder mal typisch für dich, du alter Charmeur. Aber diesmal bin ich nicht nachtragend." grinste Glory weiter. Blue und die beiden anderen folgten ihr zurück zur Höhle der Erinnerung. Dort angekommen klärte Blue Piper gegenüber die Situation auf. Curies Anliegen kam durch Zufall schneller zum Zug als gedacht.


    Piper kannte bis zum dem Zeitpunkt Glory noch nicht. Sie schien irgendwie erleichtert zu hören, dass sie zur Railroad gehörte und sonst nichts anders mit Blue zu tun hatte. Sie gingen ins Kellergeschoss. Dort wartete Dr. Amari schon auf sie. Es befand sich eine weitere Person im Raum. Sie saß in einem der Erinnerungssessel. Aber mit ihr schien etwas nicht zu stimmen. Sie reagierte nicht auf die anwesenden Personen und hatte die ganze Zeit die Augen geschlossen. Dr. Amari erklärt, was mit ihr nicht stimmte. Es war ein Gen. 3 Synth, der die Gedankenlöschung leider nicht überstanden hatte und nun ohne Bewusstsein und Identität vor sich hinvegetierte. Glory betrachtete traurig den Synth. Sie schienen sich gekannt zu haben. Sie unterhielt sich kurz mit Curie.


    Danach stimmte sie zu, dass man mit Curie und ihrer Bekannten das Experiment wagen sollte. Dr. Amari bereitete alles vor, Piper und Blue schauten fasziniert dabei zu. Etwa eine halbe Stunde später war es soweit. Amari startete den Übertragungsprozess, der das was Curie ausmachte in das Gehirn des Synths transferierte. Blue hoffte, dass der Prozess ohne Probleme gelang. Piper ebenfalls. Sie lehnte sich zwischendurch an Blue an, der das überrascht zu Kenntnis nahm. Blue merkte, dass Piper sehr in Sorge um Curie war. Er legt den rechten Arm um sie. "Es wird schon alles gut gehen, Piper. Amari weiß eigentlich was sie tut." redete Blue beruhigend auf sie ein. "Ich hoffe es. Ich würde sie wirklich vermissen, wenn ... etwas schief geht." sagte Piper angespannt. "Mir geht es auch nicht anders." ergänzte Blue. Kurzer Zeit später schlug der Synth im Erinnerungssessel die Augen auf. Die Übertragung hatte geklappt.


    Curie war zu anfangs etwas mit den menschlichen Funktionen ihres neuen Körpers ein wenig überfordert, aber sie gewöhnte sich doch recht schnell daran. Piper nahm Curie überglücklich in den Arm, während Glory einerseits nachdenklich und dennoch froh schaute. Sie wünschte Curie für ihren weiteren Lebensweg alles Gute und verschwand durch die Tür. Sie hatte noch einige Dinge zu erledigen und die betrafen in der Hauptsache die Railroad. Curie ging zu Blue und bedankte sich bei ihm mit einem Kuss auf die Wange.


    "Danke Monsieur Blue. Es ist doch richtig so, oder? Als Mensch bedankt man sich doch so, wenn jemand etwas sehr Wichtiges für jemanden getan hat, nicht?" "Ähmm ... Curie ... ja ... irgendwie ... schon und..." stammelte Blue verlegen und lief tiefblau an. Piper kicherte leise über die Situation und schaltete sich dann ein. Sie nahm Curie zur Seite und erklärte ihr einige menschliche Verhaltensweisen. "Oh ... verstehe ... ah ... oh ... jetzt verstehe ich. Danke Piper. Ich muss wirklich noch viel über Menschen lernen." sagte Curie und war nun ihrerseits verlegen. "Kein Problem, da kannst mich jederzeit Fragen. Dafür sind Freunde da." sagte Piper zu Curie.


    Alle drei waren erleichtert dass es funktioniert hatte und dankten Dr. Amari. Danach verließen sie Goodneighbor und reisten auf der Straße Richtung Slog. Blue hatte beschlossen, Curie nach Saurus Ironworks zu bringen. Curie hatte schon vor ihrem "Körpertausch" vorgehabt dort hinzureisen, aber war nicht dazu gekommen. Dort würde sie sich sicher gut aufgehoben fühlen und konnte ihr Wissen weiter vertiefen.

  • 215. Geglaubtes Vorrecht

    Während Blue zusammen mit Piper und Curie unterwegs nach Saurus Ironworks waren, gab es an anderer Stelle des Commonwealths Gesprächsbedarf. Paladin Danse hatte einen langen und detaillierten Bericht über die Ereignisse rund um den Mechanisten geschrieben. Es dauerte einige Tage bis Ältester Maxson den Bericht überhaupt zu Kenntnis genommen hatte und noch einige Tage mehr bis er ihn vollständig gelesen hatte. Es gab einige andere Entwicklungen, die in mehreren Briefings besprochen wurden und zunächst Vorrang zu haben schienen. Sie liefen auf der höchsten Ebene der Bruderschaft vor Ort ab. Danse war bisher nicht an diesen beteiligt gewesen und hielt sich zusammen mit Haylen auf der Prydwen auf.


    Ältester Maxson ließ an Bord nach Danse suchen und trug ihn auf, direkt in Maxson persönliches Quartier zu kommen. Er folgte der Anweisung sofort. Er trat ein. Ebenfalls waren Proctor Quinlan und Proctor Ingram anwesend. An der Wand hing eine Strategiekarte mit einigen militärischen Kennzeichnungen, orangene und blaue Markierungspunkte waren darauf ebenfalls vorhanden. In einem Nebenbereich war auf einem Tisch eine weitere Karte des Commonwealths ausgerollt. Auch hier fanden sich verschiedenen Markierungen. "Ad Victoriam, Ältester." grüßte Danse respektvoll den Ältesten. "Sie wollten mich sehen, Sir?" "Ad Victoriam, Paladin Danse. Ja, in der Tat. Es geht um Ihren Bericht. Wir haben einige Fragen dazu." sagte Maxson ernst. "Ich stehe Ihnen zur Verfügung." antwortete Danse. "Sehr gut. Übrigens, ist Ritter Blue schon wieder zu Ihnen zurückgekehrt?" fragte der Älteste Danse interessiert.


    "Negativ, Sir. Ich erwarte ihn täglich. Meines Wissens ist er immer noch unterwegs, um uns Unterstützung für die Anlage des Mechanisten zu requirieren." beantwortete Danse die Frage des Ältesten. "Nun, es wäre gut gewesen ihn dabei zu haben, da ich einige spezielle Fragen habe. Aber die kann ich später noch nachholen. Meinen Informationen nach scheint er im Moment noch mit weiteren Dingen beschäftigt zu sein, Paladin. Aber vermutlich auch zu Unterstützung der Bruderschaft." sagte Maxson ungewöhnlich ruhig und nachdenklich. "Die sind mir dann aber tatsächlich nicht bekannt, Ältester. Da muss ich mich für das Verhalten meines Ritters mich wohl ent..." Der Älteste unterbrach ihn.


    "Nicht notwendig, Paladin. Durch Ihren Bericht sehe ich gewisse "Abweichungen" im Verhalten des Ritters jetzt etwas anders. Was nicht heißt, dass ich nicht "korrigierend" eingreifen werde, wenn es nicht dem Primärziel dient. Die Gefahr durch den Mechanisten haben Sie beiden folgerichtig sehr gut eingeschätzt. Dadurch ist mir auch klar geworden, dass wir das Institut tatsächlich unterschätzt haben. Wenn eine alte Anlage bereits so eine massive Gefahr darstellt, dann ist das Institut noch wesentlich gefährlicher als angenommen. Ihre taktische Schlussfolgerungen aus den Kämpfen waren ebenfalls richtig, Paladin. Gute Arbeit." lobte Maxson.


    "Danke, Ältester. Das war aber nicht alleine mein Verdienst..." nahm Danse das Lob an, wollte aber auch das Blue mitbedacht wurde. Maxson unterbrach ihn. "...ich weiss, Paladin. Ritter Blue hatte daran einen erheblichen Anteil. Ich weiss seine Rolle dabei zu schätzen. Das der Mechanist seine Basis so nahe an unserem Hauptstützpunkt hatte, war nicht zu erwarten. Das Commonwealth scheint mehr Geheimnisse zu beherbergen, als man auf den ersten Blick sieht." fuhr Maxson fort. "Ich denke, es wird Sie freuen zu hören, dass wir gerade dabei sind eines der Geheimnisse zu lüften. Während Sie beide sich um die Gefahr durch den Mechanisten und diese Rust Devils gekümmert haben, haben wir große Fortschritte dabei gemacht, den Aufenthaltsort der sogenannten Railroad aufzuspüren. Was wir mittlerweile ziemlich sicher festgestellt haben, dass er sich in der Umgebung des Finanzdistrikts im Inneren der alten Stadt Boston befindet. Ich denke, wir werden in nächster Zeit genau wissen, wo sie sich aufhalten." berichtete er Danse den Stand der Dinge.


    Danse schien erfreut darüber. "Das sind wirklich gute Nachrichten, Sir." Maxson fuhr nach einer kurzen Pause weiter fort. "Anschließend werden wir diese Organisation komplett zerschlagen und alle die mit ihr zu tun haben auslöschen. Sie dürfen diese Abnormitäten des Instituts nicht weiter im Ödland verteilen." schilderte Maxson sein weiteres Vorgehen. "Wenn es soweit ist, möchte ich, dass Ritter Blue die Operation leitet und ausführt. Er kennt das Commonwealth wie kein Zweiter und mit Sicherheit auch mögliche Fluchtwege. Aufgrund Ihres aktuellen Berichts Paladin Danse, denke ich, sollte ihm das problemlos gelingen, oder schätze ich das falsch ein?" fragte Maxson ernst. "Nein, Sir. So wie ich ihn mittlerweile kenne, wird er das mit einer hohen Erfolgsquote ausführen."


    Danse freute sich innerlich. Blue bekam ihn seinen Augen eine nicht zu verachtende Möglichkeit in der Gunst des Ältesten aufzusteigen. "Gut. Aus Sicherheitsgründen werde ich ihm allein davon berichten, haben Sie verstanden Paladin. Ich will sehen, wie er sich schlägt. Ihn auf seine Fähigkeiten prüfen. Sollte er diesen Einsatz zu meiner Zufriedenheit erfüllen, werden weitere dieser Art folgen. Ich denke darüber ihn bei anhaltender positiven Missionserfüllung zu befördern, Paladin." erklärte Maxson. "Ich habe verstanden, Sir. Danke, dass Sie einigen meiner Ausführung Beachtung geschenkt haben und dass sie meinem Ritter, die Möglichkeit geben, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen." sagte Danse nicht ganz ohne Stolz.


    Daran anschließend unterhielten sich Ältester Maxson, Proctor Ingram und Proctor Quinlan zusammen mit Paladin Danse über bestimmte Aspekte des Berichts. Es gab einige Nachfragen von verschiedenen Seiten. Ältester Maxson stimmte zu, den Minutemen weiter eigene Forschungen in einem gewissen Rahmen zu erlauben. Er bestand aber darauf, dass Danse in nächster Zeit eruieren sollte, welche Art von Forschungen in Saurus Ironworks betrieben worden. Danse war angewiesen notfalls korrigierend auf Blue und seine Leute einzuwirken. Maxson hatte durch den Bericht eingesehen, dass es nötig war seinen Verbündeten eine gewisse militärische Aufrüstungsmöglichkeit in einem gewissen Rahmen zu zu gestehen. Im Moment war die Bruderschaft dazu alleine nicht in der Lage. Nach zwei Stunden Fragen und Beratungen war man fertig und entließ Paladin Danse aus dem Gespräch. Maxson hatte alles erfahren, was er für seine weitere Planung im Commonwealth benötigte.


    Nachdem Paladin Danse aus dem Raum war, sprach der Älteste noch kurz mit Ingram und Quinlan. "Ich denke, es wird bald nötig sein, dass wir langsam und sorgfältig mit den Vorbereitungen für Operation "Liberty" beginnen. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, dem Institut gut gerüstet entgegen zu treten. Ingram, Sie haben von mir die Freigabe die notwendigen Ressourcen auch über unsere direkten Verbündeten im Tauschhandel zu beziehen. Ich vermute, in Zusammenarbeit mit Ritter Blue sollte das zügig gelingen?" sagte Mason bestimmend. "Ja, Ältester wir werden alles Notwendige vorbereiten. Die Ressourcenbeschaffung sollte in annehmbarer Zeit geschehen. Ritter Blue hat für solche Dinge ein ausgesprochen gutes Händchen und notwendigen Verbindungen." bestätigte Ingram. "Quinlan, Sie werden ihre Gelehrten darauf ansetzten einen Ansatz für die Energieversorgungsproblematik bei Operation "Liberty" zu finden." sagte Maxson zu Quinlan hingewandt. "Verstanden Ältester, werden unser Augenmerk auf diesen Bereich fokussieren." erwiderte Quinlan ernst den Befehl von Maxson.


    Nach dieser Absprache trennten sich Quinlan und Ingram von Maxson. Er blieb in seinem Quartier allein zurück und betrachtete die Karte des Commonwealth, die an der Wand hing. Sie stellte die Truppenverteilung der Bruderschaft und ihres augenblicklichen Verbündeten, den Minutemen dar. Einige orange Punkte und eine Vielzahl von blauen Punkten. Am Fuß der Karte befand sich ein kleines Kästchen mit weiteren Markierungspunkten. Er entnahm einige und schob sie dorthin, wo sich Fort Hagen befand. Maxson beobachtete die Entwicklung der Minutemen seit dem Streit mit Blue wesentlich genauer und pflegte sie in seine Taktikkarten ein. Einen neuen Bericht betreffend der Minutemen hatte er erst vor einigen Stunden erhalten.


    Nach diesem Update betrachtete er die Karte eingehend. "Bemerkenswert. Er besetzt mit seinen Leuten wichtige Schlüsselpositionen im gesamten Commonwealth. Paladin Danse hatte mit der Einschätzung in seinem Bericht über ihn Recht. Seine Planungen sind definitiv auf Langfristigkeit ausgelegt. Mit ihm könnten wir das Commonwealth nach Ausschaltung des Instituts ohne Probleme übernehmen. Die Frage ist nur, geht er diesen Weg mit? Er fokussiert sich zu sehr auf die Bewohner. Nicht auf das große Ganze. Aber ich denke, ich werde noch Mittel und Wege finden ihn von dieser Ansicht überzeugen. Er wird am Ende einsehen müssen, das die Bruderschaft alleine dazu bestimmt, den Menschen wieder auf die Beine zu helfen. Das werde ich ihm bald sehr deutlich klar machen" dachte Maxson selbstsicher und bezog sich dabei in seinen Gedanken unter anderem auf die Operation "Liberty".


    Maxson dachte weiter nach. "Sollte er nicht sich dem nicht beugen, werde ich ihn beseitigen lassen. Ungeachtet seiner Verdienste in der Bruderschaft. Meine Leute haben diese Entscheidung zu akzeptieren. Ohne ihren Anführer werden die Minutemen wieder in den Status unorganisierter freiwilliger Kämpfer zurückfallen, wie bereits schon zuvor. Mit denen haben wir dann leichtes Spiel. Obwohl ich gestehen muss, dass ich von der Geschwindigkeit überrascht bin, in der sich die Minutemen von der Schlagkraft her entwickeln." Maxson betrachtet wieder die Karte und überlegte, welche Schritte die Minutemen wohl als nächstes unternehmen würden.


    Nach kurzer Zeit folgte er weiter seinem inneren Monolog. "Aber er ist und bleibt eine Abnormität, wenn gleich nützlich für uns. Ich habe eine Ausnahme aufgrund seiner Fähigkeiten gemacht. Er wird eine Ausnahme bleiben, die zu spuren hat. Der Kodex muss gewahrt bleiben. Die Bruderschaft darf nicht weiter mit solchen widernatürlichen Lebewesen befleckt werden. Wo kämen wir denn da noch hin. Demnächst wollen uns noch Ghule beitreten." Der Älteste schüttelte sich allein bei diesem Gedanken. "Es wäre wichtig heraus zu finden, woher er gekommen ist. Ich vermute fast, dass er ein entlaufendes Enklaveexperiment ist. Vielleicht hat man ihn auch absichtlich mit einem Erinnerungsverlust ausgesetzt, um ihn zu testen und die Version des genutzten FEVs anzupassen. Woher hätte er sonst dieses Wissen und diese Intelligenz?" Ältester Maxson schritt während seiner Überlegungen in seinem Quartier hin und her.


    "Es muss irgendwo Richtung Westküste noch einen verborgenen Stützpunkt von Ihnen geben. Der FEV-Strang für die Nightkins ist nach unserem Kenntnisstand nur an der Westküste zu finden. Sie müssen irgendwie an die Forschungsdaten des Meisters gelangt sein. Wir müssen aufmerksam sein und schauen, ob sich im Commonwealth doch Agenten unseres verhassten Feindes aufhalten" brütete Maxson über Blues mögliche Herkunft nach. "Es ist mehr als bedauerlich, dass vor weit über zehn Jahren die Verbindung zu Lost Hills abgerissen ist. Über unsere Brüder an der Westküste hätten wir an weitere Informationen kommen können. Die letzten Gerüchte aus der Richtung klangen nicht gut. Aber wenn wir hier im Commonwealth unsere Mission abgeschlossen haben, eröffnen sich vielleicht wieder Möglichkeiten Richtung Westküste..." Ältester Maxson erging sich in weiteren langfristigen Planungen, in der das Commonwealth eher eine untergeordnete Rolle spielte. Am Himmel des Commonwealth zogen langsam die dunklen Wolken eines drohenden Unheils auf und der Wind dreht sich langsam Richtung Krieg.

  • 216. Südwärts

    Während Ältester Maxson auf der Prydwen weiter an seinen Plänen schmiedete, waren Piper, Curie und Blue in Saurus Ironworks angekommen. Karl Pendelton begrüßte die drei äußerst freundlich. Blue stellte ihm Curie vor. Karl war hoch erfreut einen weiteren kompetenten Forscher zu bekommen. Curies Fachgebiet war hier kaum vertreten und so war sie wirklich eine echte Bereicherung für Ironworks. Piper selbst war das erste Mal hier. Die beiden blieben erst einmal zusammen hier und erkundeten Ironworks. Blue verabschiedete sich vorher von ihnen und ging hinüber in den Slog. Die Siedlung war mittlerweile um einiges größer geworden. Neben den alteingesessenen Ghulen, war eine ganze Anzahl neue hinzugekommen.


    In den Ödlanden, die außerhalb des Commonwealth lagen, hatte sich mittlerweile herum gesprochen, dass Ghule in den Gebieten, die die Minutemen kontrollierten, akzeptierter als sonst im Rest der Ödlande waren. Sie zog es deshalb vermehrt ins Commonwealth und blieben häufig im Slog. Mittlerweile war auch die Anzahl von Ihnen bei den Minutemen gestiegen. Waren sie früher eher eine Ausnahme gewesen, gehörten sie heute schon fast zum normalen Bild. Blue betrat den Slog. Er ging zu einer der beiden Schenken, die es hier gab und machte dort eine kurze Rast. Er hatte geplant vom Slog aus weiter Richtung Burg zu reisen. Dabei wollte er einen weiteren Zwischenstopp in Bunker Hill machen. Er bestellte sich einen Teerbeeren-Soda und eine Kleinigkeit zu essen. Gerade als er anfangen wollte, kam Wisemen in die Schenke.


    Er hatte erfahren, dass Blue sich gerade im Slog aufhielt. "Hallo, hallo. Schön Sie hier im Slog zu sehen. Ist schon eine ganze Zeit er das wir uns gesehen haben. Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten, Blue?" fragte Wisemen freundlich. "Natürlich. Immer gerne, Wisemen." freute sich Blue. Er und Wisemen hatten einen sehr guten Draht zueinander. Wisemen setzte sich Blue gegenüber und lächelte. "Wie läuft es im Slog Wisemen? Übrigens sehr gutes Getränk, was im Slog angeboten wird. Drüben in Ironworks schwärmen sie davon Ich habe es heute auch das erste Mal probiert. Schmeckt wirklich gut." sagte Blue. "Danke. Freut mich zu hören. Ja, unsere Teerbeeren gehen wirklich ganz gut als Getränk. Habe ich am Anfang gar nicht mit gerechnet. Tja, was soll ich sagen, im Slog läuft alles es ganz hervorragend und der Handel nach außen ebenfalls. Das ist aber auch nur dadurch möglich, wenn man jemanden hat, der das Commonwealth so aufmerksam mit den Minutemen schützt wie Sie, Blue." sagte Wisemen freundlich und lobte Blue.


    "Ich versuche meine Bestes, Wisemen." sagte Blue ein wenig verlegen. "Eigentlich ist es das Commonwealth selbst, was sich jetzt besser schützt. Ich...unterstütze ja eigentlich nur ein wenig." "Blue, Sie sind manchmal einfach zu Bescheiden. Sie haben an der Sache schon einen ganz erheblichen Einfluss" sagte Wisemen und schüttelte den Kopf schmunzelnd. "Ach da fällt mir ein, wir aus den Siedlungen hatten Major Shaw in der Burg einen besonderen Kuvert für Sie zugestellt. Ist er angekommen?" fragte Wisemen freundlich nach. "Ja, sie hat ihn mir persönlich gegeben. Er schien sehr wichtig zu sein und deshalb wollte ich mir ausreichend Zeit dafür nehmen. Nun ja...leider ist momentan wieder viel zu tun." gestand Blue. "Wissen wir, Neuigkeiten machen im Moment im Commonwealth schnell die Runde. Es ist nicht schlimm, dass Sie es bis jetzt nicht geschafft haben. Wir sind nur sehr gespannt auf Ihre Sichtweise der Dinge, die wir uns für das Commonwealth überlegt haben." sagte Wisemen ruhig. "Mein nächstes Ziel war sowieso die Burg. Eben aus diesem Grund. Ich werde Ihnen möglichst bald meine Gedankengänge dazu mitteilen, versprochen Wisemen."


    Die beiden sprachen noch eine ganze Zeit über die Entwicklungen im Slog und im Umfeld. Danach machte er sich zunächst Richtung Bunker Hill auf. Als er dort ankam, ging er zu Deb. Sie hatte aber keine Neuigkeiten für Ihn. Sonst wartete hier auch niemand auf ihn. Er damit gerechnet Deacon hier zu treffen, aber auch dieser machte sich im Moment rar. Die Railroad hatte scheinbar wieder viel damit zu tun, die Synths aus der Reichweite des Instituts zu bringen. So reiste er weiter Richtung Burg. Er nahm dabei die Route entlang des Flusses und der alten verfallenden Dockanlagen. In der Ferne konnte er den alten Kirchturm der Old North Church in der Sonne funkeln sehen. Als er eine Zeit weiter gelaufen war schaute er über den Fluss hinüber Richtung Boston Airport. An der Stelle an der er stehen blieb, mündete der Fluss ins offene Meer und man konnte hier bereits das surrende Geräusch der Motoren der Prydwen wahrnehmen.


    Wenn es nicht nebelig war, konnte man sie schon von weitem sehen, bevor man sie hörte. Blue betrachtete einen Moment lang das Schiff der stählernen Bruderschaft, schüttelte kurz den Kopf und seufzte. "Mein Gefühl sagt mir, dass es nicht gut für das Commonwealth sein wird, wenn die stählerne Bruderschaft hier die stärkste Kraft wird. All die Gedanken, die sich Wisemen und die anderen gemacht haben...der Älteste wird sie nicht berücksichtigen, denke ich. Es ist einfach...nicht richtig, nicht gerecht, wie Maxson die Leute hier sieht. Ich wünschte, er würde von seiner extremen Position abrücken...aber mir fällt nichts ein, wie man das im Moment bewerkstelligen könnte. Irgendwann werde ich mich entscheiden müssen, wie es mit mir und der Bruderschaft weitergeht, befürchte ich. Irgendwann muss ich einen endgültigen Entschluss fassen, zwischen meinen Freunden bei der Bruderschaft und dem Commonwealth. Obwohl...wenn ich so drüber nachdenke...in meinem tiefsten Innern habe ich diese Entscheidung doch schon getroffen..." brummte Blue unzufrieden in sich hinein.


    Er lief weiter. Etwa eine Viertelstunde später kam ihn eine Gruppe der stählernen Bruderschaft entgegen. Er wunderte sich. So tief in die alte Stadt war die Bruderschaft bisher nicht vorgedrungen. Blue beunruhigte das zutiefst, er dachte dabei an seine Freunde in der Railroad. Die hatten ihr Hauptquartier nicht weit entfernt. Wenn die Bruderschaft anfing auch in diesem Bereich aktiv zu werden, konnte das für die Railroad äußerst gefährlich werden. "Ad Victoriam, Ritter Blue. Wo sind denn ihre Leute, Sie reisen doch nicht in dieser Gegend nicht etwa allein, oder?" fragte der Anführer der Gruppe irritiert, ebenfalls ein Ritter.


    Er trug den Namen Carter. "Ad Victoriam. Ritter Carter. Ich reise tatsächlich alleine. Ich kenne die sicheren Routen hier relativ genau und nutze sie auch. Spart Munition und Leute. Außerdem kann ich im Fall der Fälle mich meiner Haut sehr gut erwehren." antwortete Blue. "Das ist ziemlich mutig von Ihnen Ritter. Ich würde mich das nicht trauen. Wir haben den Auftrag von Paladin Corell die Innenstadt von Boston zu erkunden." sagte Carter und seufzte leise. Blue schaute sich die Gruppe an. Es waren acht Personen. Sie trugen zwar eine schwere Kampfrüstung nach Art der Bruderschaft mit dementsprechender Bewaffnung, aber es war kein Powerrüstungsträger dabei. Blue runzelte die Stirn.


    "Mit der Bewaffnung wollen die in die inneren Bereiche? Da werden sie aber nicht weit kommen." dachte er bei sich. "Mit der Ausstattung würde ich Ihnen empfehlen bestimmte Bereiche nicht aufzusuchen. Für Faneuil Hall, Boston Common und einige angrenzende Orte ist Ihre Bewaffnung nicht ausreichend." Blue erläuterte dem Ritter warum und wo diese Orte genau lagen. Wie man sich Ihnen annähern konnte erläuterte er auch. Als er mit dem Bericht fertig war, schluckte der Ritter. "Danke für den detaillierten Bericht und die Warnung, Ritter Blue. Ihre Ortskenntnis des Commonwealth ist wirklich so gut, wie man gerüchteweise hört. Ich werde aufgrund ihrer Ausführungen einen Bericht anfertigen. Durch Sie haben wir alle nötigen Informationen, ohne ein Fuß in diese mit Ödlandkreaturen verseuchte Stadt zu setzten. Sie bei uns etwas gut, Ritter. Dürfen wir Sie ein wenig begleiten? Würde mich wohler fühlen, Sie hier nicht so alleine reisen zu lassen. Darf ich fragen, wohin bei Ihnen die Reise geht?" sagte Ritter Carter.


    Er war merklich dankbar für Blues Hinweise. Er schien nicht sehr darauf erpicht gewesen zu sein, zu den Inneren Bereichen der Stadt Boston zu reisen. Seine Gruppe bestand zu einem großen Teil aus relativ jungen Rekruten, wenig kampferfahren. Sie sah insgesamt müde und entkräftet aus. Blue schüttelte innerlich den Kopf. Für ihn sah das eher nach einer Strafexpedition als einer Erkundungsmission aus. Corell, Kells und einige der anderen höher gestellten Bruderschaftler schickten gerne renitente Rekruten auf solche Missionen, um sie auf Linie zu bringen. Nicht selten war das mit personellen Verlusten verbunden. "Ihre Sorge um mich ist wirklich unbegründet, Carter. Aber wenn Sie möchten, können Sie mich gerne eine Weile begleiten. Ich bin auf den Weg zu Burg. Habe da noch einiges zu erledigen." sagte Blue.


    "Die Burg?...Achso... Sie meinen Fort Independence. Okay. Bis kurz vorher werden wir Sie begleiten, dann werden sich unsere Wege trennen. Wir müssen noch eine sichere Unterkunft für die Nacht finden. Der Tag ist ja schon recht weit fortgeschritten. Obwohl ich mir das Fort sehr gerne angesehen hätte. Aber uns ist es untersagt ohne Absprache mit unserem Vorgesetzten und unseren Verbündeten solche Orte zu betreten." seufzte der Ritter. "Also von ihrem Verbündeten hätten Sie die Erlaubnis. Wenn Sie den Besuch nicht gerade an die große Glocke hängen, wird ihr Vorgesetzter Paladin Corell auch nichts davon erfahren. Tja und wenn doch, haben Sie mich unterstützt. Sie könnten dort auch die Nacht verbringen. Das wäre ein Angebot von meiner Seite. Ich kann Sie natürlich nicht zu Ihrem Glück zwingen." bot Blue der Gruppe an. Sie sahen sich irritiert an und berieten sich kurz. Nach einigen Für und Wieder sagten sie zu und folgten Blue. Schon bald hatten sie Andrew Station erreicht und orientierten sich von dort aus Richtung Burg. Die Straßen Richtung Burg waren bereits vor einiger Zeit vom Schutt befreit worden, so dass sie zügig vorankamen.


    Auch hier herrschte eine rege Betriebsamkeit in Form von Patrouillen der Minutemen. Sie näherten sich langsam den vorgelagerten Verteidigungsanlagen der Burg und passierten sie. Ritter Carter und seine Leute staunten nicht schlecht über die Verteidigungsanlagen der Minutemen. Der Flughafen von Boston war von der Bruderschaft ebenfalls mit den für die bruderschafttypischen Wällen aus Stahl geschützt worden. Aber auch die Anlagen der Minutemen standen ihnen in nichts nach.


    Ronnie Shaw stand am Eingang der Burg und beobachtete die Ankunft der Gruppe aufmerksam. Etwa zehn Minuten später war Blue mit der Gruppe angekommen. Ronnie und Blue begrüßten sich kurz militärisch. "Hallo General, schön Sie wieder hier zu haben. Und wie ich sehe haben Sie Begleitung von unseren Verbündeten, der stählernen Bruderschaft. Guten Tag die Herrschaft und willkommen in Fort Independence. Ich bin Major Ronnie Shaw und neben dem General hier im Fort der diensthöchste Offizier. Schön Sie kennen zu lernen." sagte Ronnie ernst. Wenn sie es mit anderen Fraktionen zu tun hatte, war Ronnie ernst und sehr auf das Protokoll bedacht. "Ritter Greg Carter. Stählerne Bruderschaft..." stellte sich Carter und seine Leute vor. Nachdem sie mit dem Protokoll fertig waren, wies Blue Ronnie höflich an, Carter und seinen Leuten ein Quartier für die Nacht zu Verfügung zu stellen. Er selbst verabschiedete sich von der Gruppe und suchte seinen Arbeitsbereich in der Burg auf.

  • 217. Am Scheideweg

    Ronnie lehnte am steinernen Türrahmen, hatte die Arme verschränkt und betrachte die Gruppe um Ritter Carter. Die versuchte es sich in einem der Quartiere der Burg gemütlich zu machen. Sie sahen zwar noch etwas misstrauisch aus, begannen sich aber langsam zu entspannen. "Mich geht es zwar nichts an, Ritter Carter, aber was haben Sie angestellt um auf eine derartige Strafmission geschickt zu werden? Zumindest habe ich den Eindruck, wenn ich mir Sie und ihre Leute so ansehe." fragte Ronnie mit einem Stirnrunzeln. "Wie können Sie es wagen..." fing einer aus der Gruppe erbost über Ronnie Shaws Aussage an zu reagieren.


    "Schnauze halten. Initiant, habe ich Ihnen das Wort erteilt? Ich denke nicht. Vor allem nicht in diesem Ton. Darf ich Sie daran erinnern, dass wir hier Gäste sind. Der Major hat durchaus ein Anrecht zu erfahren, wen sie hier auf Anweisung ihres Vorgesetzten beherbergt." wies Ritter Carter seine Leute lautstark zurecht. "Jawohl Ritter" sagte der Angesprochene leise und schluckte. Carter nahm Shaw gegenüber Haltung an, was sie ein wenig wunderte. Sie war ja kein Mitglied der Bruderschaft, so das Carter das militärische Protokoll eigentlich nicht beachten brauchte. "In einem Wort Insubordination, Major." gab Carter als Antwort. "In wie fern, Ritter?" fragte Ronnie. Sie war neugierig geworden. Sie war lange genug bei den Minutemen dabei, um eine gute Einschätzung darüber zu treffen zu können, wie ihr Gegenüber tickte.


    Bei Ritter Carter hatte sie eigentlich ein gutes Gefühl. Alleine das Verhalten, das er an den Tag legte überraschte sie positiv. "Ich bitte darum frei sprechen zu dürfen, Major Shaw." sagte er achtungsvoll. "Erlaubnis erteilt Ritter. Sie wissen aber schon, dass Sie sich bei mir nicht ans Protokoll halten müssen. Sie gehören ja schließlich nicht zu den Minutemen." gab Ronnie Carter zu bedenken. "Danke Major. Ich weiß...aber ich möchte Ihnen damit zeigen, dass ich als Mitglied der Bruderschaft Sie und Ihre Leute schätze. Im Gegensatz zu einigen anderen Leuten bei uns. Proctor Ingram hat über Sie als außerordentlich kompetente Person berichtet. Daher schien es mir angemessen, so mit Ihnen zu sprechen." begründete Carter sein Verhalten. Ronnie war über die Antwort baff. Wie viele andere Minutemen wusste auch sie, dass die Bruderschaft die Minutemen nicht unbedingt als vollwertige Verbündete betrachtete.


    Mit ihrem positiven Gefühl gegenüber Carter hatte sie also doch Recht behalten. "Danke. Sehr höflich von Ihnen. Sie haben Insubordination erwähnt. Wie ich Sie einschätzen würde, hatten Sie wahrscheinlich einen guten Grund dazu. Ich würde gerne mehr erfahren." sagte Ronnie nachdenklich. Ritter Carter berichtete ihr, was passiert war. Einer ihrer Missionen hatte sie in die südwestlichen Randbezirke unweit des leuchtenden Meeres geführt. Aus einiger Entfernung konnten sie ein Gefecht wahrnehmen. Sie waren mit fünfzehn Leuten, teils in Powerrüstungen und mit ihrem Vorgesetzten, Paladin Corell unterwegs gewesen.


    Ronnie runzelte die Stirn bei der Nennung des Namens. Er war ihr nicht unbekannt. Paladin Corells und ein Teil seiner Leute waren an der Aktion bei County Crossing beteiligt gewesen. Seine Reputation bei den Minutemen war deswegen nicht besonders gut. Carter erzählte weiter, wie sie Späher losgeschickt hatten und die nach kurzer Zeit wiederkamen. Eine Gruppe Raider hatten mehrere Siedlerfamilien mit Kindern in einer alten Kirchruine eingekesselt und waren dabei diese abzuschlachten. Die Siedler wehrten sich zwar außerordentlich, würden auf lange Sicht den Kampf aber verlieren. Die meisten in der Gruppe der Bruderschaft hatten den Bericht vernommen und machten sich bereits fertig, um die Raider auszuschalten. Bei ihrer Bewaffnung wäre das kaum mit Verlusten verbunden gewesen.


    Paladin Corells Entscheidung war eine andere, welche die Leute teils zähneknrischend zu Kenntnis nehmen musste. "Die Bruderschaft hat keine Zeit, sich um unbedeutende Probleme zwischen den Ödländern zu kümmern." sagte er eiskalt. "Sie müssten ihre Probleme schon selbst ausdiskutieren" und ähnliches waren seine Worte gewesen. Carter konnte diese Entscheidung nicht fassen und fing an vor allen anderen an, mit Paladin Corell zu diskutieren und seine Entscheidung als moralisch verwerflich zu kritisieren. Das Ende der Geschichte war, dass die Siedler tot waren und er als Strafe zusammen mit seinen Leuten immer wieder zu Strafmissionen verdonnert wurde.


    "Bis Sie die "Werte" der Bruderschaft richtig verinnerlicht haben" so waren die Worte von Paladin Corell gewesen. Während des Erzählens merkte man Ritter Carter deutlich die Wut und Verzweiflung an. Ronnie schüttelte nach dem Ende des Berichts verständnislos und betroffen den Kopf. Den anderen aus Carters Gruppe sah man ebenfalls die Verfassung aufgrund der vergangenen Ereignisse an. Sie schauten betroffen auf den Boden. "Wenn jemand von unseren Offizieren so eine Entscheidung wie Ihr Paladin getroffen hätte, dann wäre er bei den Minutemen mit Schimpf und Schande rausgeflogen und zwar sofort. Das kann ich Ihnen versichern, Carter. Unglaublich." schnaufte Ronnie wütend.


    "Ich bin damals der stählernen Bruderschaft im Ödland der Hauptstadt beigetreten, als Lyons noch Ältester war. Auch da lief schon nicht alles gut. Aber wir haben den Leuten da draußen geholfen, so habe ich den Kodex auch damals schon interpretiert, aber seitdem Arthur Maxson Ältester ist...Zweifel ich an vielem... " sagte Carter frustriert. Einer seiner Leute meldete sich zu Wort. "Ritter...ist es wirklich so gut, offen Kritik an dem Ältesten zu üben? Immerhin ist der Vorgesetzte vom Major auch Mitglied der Bruderschaft. Sie wird ihm mit Sicherheit über diese Unterhaltung berichten. Noch mehr Repressionen können wir nicht mehr ertragen..." gab dieser verängstigt zu bedenken.


    Hier meldete sich Ronnie zu Wort. "Da kann ich Sie beruhigen, ähnlich wie Ritter Carter steht der General einigen Dingen in der Bruderschaft auch sehr kritisch gegenüber. Aber ich denke, dass haben Sie eh schon mitbekommen." Ronnie dachte dabei an die Auseinandersetzung zwischen Blue und dem Ältesten. "So wie ich ihn kenne, wird er Sie mit Sicherheit nicht verpfeifen. Deshalb können Sie mir gegenüber ruhig offen weiter sprechen." Ronnie gewann sehr schnell das Vertrauen bei Ritter Carter und seiner Gruppe. Nach einer ganzen Weile verabschiedete sich Ronnie von ihnen.


    Während Ronnie mit Ritter Carter und seinen Leuten im Gespräch war, hatte Blue sich an den Schreibtisch in seinem Arbeitsbereich gesetzt. Er öffnete das dicke, versiegelte Kuvert und studierte den Inhalt der ersten Seiten bereits sehr eingehend und genau. "Neuordnung des Commonwealths" war eine begriffliche Untertreibung von dem, was dort von den Leuten des Commonwealths überlegt und niedergeschrieben worden war. Es ging um nichts anderes, als so etwas wie ein kleinen Staat aus dem zersplitterten Commonwealth und seinen Siedlungen zu bilden. Blue war überrascht über die detaillierten und tiefgründigen Überlegungen, die sich Wisemen und die anderen Bürgermeister aus dem Siedlungsverbund gemacht hatten. Dabei war er erst zwei Seiten weit gekommen.


    Die Leute des Commonwealths schienen mittlerweile den Wunsch zu hegen, wirklich zusammen zu arbeiten. Auch um besser gegen die Gefahren des Ödlandes zu bestehen. Dabei schienen die Minutemen indirekt einen nicht unerheblichen Einfluss darauf zu haben. Dadurch, dass mittlerweile ein guter Anteil der Bewohner des Commonwealth bei den Minutemen war, nahmen sie den Zusammenhalt und Zusammenarbeit mit in ihre Familien. An dieser Stelle passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte. Sie übertrugen bestimmte Dinge auch in andere Lebensbereiche und so begann ein langsamer Wandel in den Köpfen der Leute. Weg von einem teilweise einzelkämpferischen Verhalten der Siedlungen hin zu einem wirklichen Siedlungsverbund, der an einem Strang ziehen wollte. Auch wenn es immer noch eine Vielzahl von Streitpunkten gab.


    Er machte Pause und überlegte einen Moment. Anschließend stand er auf, holte aus einem alten abgewetzten Holzschrank einen dicken Stapel an unbeschriebenem Papier. Diese Sache würde er sehr sorgsam kommentieren, insbesondere das für und wider mancher Punkte. Bevor er damit aber anfing, kehrten seine Gedanken kurz zur Bruderschaft zurück. "Sollten die Bewohner des Commonwealth wirklich diesen Schritt gehen, wird der Älteste und mit ihm die stählerne Bruderschaft höchstwahrscheinlich einschreiten. Das wird er mit Sicherheit nicht zulassen, es würde seinen Plänen zuwider laufen. Ich vermute, dass auch das Institut in irgendeiner Form darauf reagieren wird. Es ist ja nicht der erste Versuch der Bewohner dem Commonwealth ein wenig Ordnung zu bringen."


    Blue dachte dabei an das Projekt der Provisorischen Commonwealth-Regierung, was bereits vor langer Zeit stattgefunden hatte, aber aufgrund des Instituts nicht zustande kam. Den wenigen Informationen nach, die er dazu zur Verfügung hatte, schien das Institut die führenden Köpfe bei einem Treffen aus dem Weg geräumt zu haben. Die Idee starb mit dem Tod dieser Leute und das Commonwealth zerfiel wieder in viele einzelne Parteien. Er lehnt sich zurück, starrte an die alte Steindecke und schloss einem Moment später die Augen. Dann presste er den Kiefer übereinander. Er wurde sich in dem Moment klar, dass er jetzt für sich eine wichtige Entscheidung treffen musste. Wisemen und die anderen maßen seinem Wort sehr viel Bedeutung zu. Diese Kommentare würden direkt mit in die weitere Entwicklung der Idee eingehen.


    Er fühlte sich unwohl, dass er wahrscheinlich mit seinem Worten einen so erheblichen Einfluss haben würde. Warum hatten die anderen ansonsten so lange gewartet. Das ganze Projekt verharrte im Moment in Wartestellung. "Warum messen sie mir immer wieder so viel Bedeutung zu? Sie selbst haben doch das Commonwealth so weit gebracht, wie es mittlerweile ist. Mein Anteil daran halte ich für eher für gering." seufzte Blue. "Für das Commonwealth ist es der richtige Weg, den sie einschlagen wollen. Das sehe ich genauso wie sie. Das heißt aber auch, dass wir es dann wahrscheinlich mit zwei übermächtigen Gegnern zu tun bekommen. Das ist...*unverständliches Gebrumme*" Blues Gedanken wanderten hin zu Sanctuary und seinen Bewohnern mit ihren Familien, und vor allem den Kindern.


    Als er dann wieder an die Bruderschaft und an das Institut dachte, schien etwas in seinem Innern zu zerbrechen. Etwas wie eine Mischung von Trotz und Wut stieg in ihm hoch. "Ich habe geschworen, die Leute hier zu beschützen. Das werde ich trotz aller anstehenden Widrigkeiten auch weiterhin tun. Diese beiden Fraktionen haben kein Recht dazu, die Leute so hin und her zu schubsen. Sie als Bauernopfer für ihre Spielchen zu nutzen oder für eine Version von Menschheit, die ich nicht teile. Verdammt noch mal. Das werde ich nicht zu lassen." dachte er wütend bei sich. Dann beruhigt er sich wieder. "Ich werde weiterhin versuchen vorangig eine friedliche Lösung anzustreben. Sollte der Tag aber kommen, wo keine diplomatische Lösung mehr möglich ist...dann wird das Commonwealth für das Kräftemessen bereit sein." schwor er sich in seinem tiefsten Innern.


    Blue öffnete die Augen, setzte sich auf und schaute einen Moment grimmig. Dann nahm er sich das Geschrieben vor und kommentierte es ausgiebig. Immer wieder machte er dabei eine Pause, spielte verschiedene Dinge im Kopf durch und schrieb dann weiter. Etwa gegen zehn Uhr abends klopfte es. Blue brummte "Herein" und Ronnie steckte den Kopf durch den geöffneten Türspalt. Blue unterbrach seine Arbeit. "Hallo Grünschnabel, passt es oder soll ich später wiederkommen?" fragte Ronnie vorsichtig. Sie hatte den Unterton in Blues "Herein" deutlich wahrgenommen. "Es passt schon, Ronnie. Eine Pause tut mir mit Sicherheit ganz gut. Was gibt es?" fragte er ruhig.


    "Ich wollte Ihnen mitteilen, dass unser Besuch gut untergebracht. Wir haben sogar eine längere Unterhaltung miteinander geführt. Einiges davon hat mich...nachdenklich gemacht. Ich...habe mir dazu meine Gedanken gemacht...würde aber eine weitere Meinung dazu hören...Ihre Meinung, Grünschnabel. Da Sie ja auch auf Seiten der Bruderschaft unterwegs sind...ich kann bestimmte Dinge einfach nicht nachvollziehen. Vielleicht können Sie sie mir erklären." sagte Ronnie sehr nachdenklich. "Ich kann es versuchen, Ronnie." sagte Blue. So nachdenklich hatte er Ronnie bisher noch nicht erlebt. Sie fing an, von Ritter Carters Bericht zu erzählen. Blue hörte aufmerksam zu.

  • 218. Eine Frage der Perspektive

    Als Ronnie fertig war, schüttelte Blue ebenfalls den Kopf. Ohne es zu wissen, bestätigte Ronnie damit die Entscheidung, die Blue für sich einige Stunden vorher getroffen hatte. Ronnie und Blue hatten im Anschluss eine Unterhaltung, die es in sich hatte. "Ich verstehe es einfach nicht, wie man so kaltblütig und ignorant sein kann. Warum meint die Bruderschaft eigentlich dass sie die einzigen sind, die über bestimmte Dinge zu entscheiden hatte. Genau genommen sind sie die ... Schlechten ... mir fehlt das Verständnis ... Wie können Sie mit solchen Leuten zusammenarbeiten...die Bruderschaft wird Sie immer als..." sagte Ronnie frustriert und wütend. Ronnie verlor sehr selten die Geduld, aber als sie den Bericht von Ritter Carter erzählte, kam die eiskalte Wut wieder in ihr hoch.


    Sie hatte als dienstältester Minutemen schon viel erlebt und erduldet, aber Siedler mit Kinder einfach so ihrem Schicksal bei einem relativ gefahrlosen Eingreifen zu überlassen, diese Tatsache brachte selbst sie zu Weißglut. "...als ein Monster sehen, das man am besten bei Sichtung sofort erschießt, Ronnie? Wollten Sie das gerade zu Ende ausführen? Das ist mir bewusst. Aber Vorsicht, Sie gehen gerade in ihren Gedanken einen ähnlichen Weg wie die Bruderschaft. Sie scheren auch alle über einen Kamm. Es gibt in der Bruderschaft durchaus Kräfte, die den Leuten direkt helfen wollen. Nur haben die zurzeit keine Möglichkeit einer entsprechenden Einflussnahme. " sprach Blue ruhig.


    Im Endeffekt war er mit Ronnie einer Meinung, dass man den Siedlern hätte helfen müssen. In seinem Innern glomm wieder eine kalte Wut. Dennoch wusste er genau, dass das für die Gesamtsituation nicht förderlich war, wenn er dieser nachgab. Daher schob er sie zur Seite und versuchte Ronnie weiter die Handlungen der Bruderschaft verständlich zu machen. Was bei ihm nicht hieß, das er gerade für das berichtete Ereignis Verständnis hatte.


    "Der Begriff, den Sie gerade genutzt haben ... die Schlechten ... greift auch zu kurz. Gut oder böse ... ist manchmal eine Frage der Perspektive. Der Gründer der Bruderschaft hat am Vorabend des großen Krieges grauenvolle Dinge in Erfahrung gebracht, die weit jenseits jeder Menschlichkeit und Moral waren. Er wollte nicht, dass solche Dinge noch einmal geschehen und das hat die Bruderschaft bis heute geprägt. Sie haben grundsätzlich Gutes im Sinn, aber der Weg ... ist ... er führt nicht zu Gutem." erläuterte Blue weiter. "Das heißt, wir sollen dieses Verhalten dulden? Das Sie sich von denen runter putzen lassen müssen. Das haben Sie nicht verdient. Dass sie uns allgemein wie ein notwendiges, aber lästiges Übel behandeln? Unsere Leute über die Klinge springen lassen? Sir, das kann nicht..." sagte Ronnie immer noch wütend.


    Blue fiel ihr scharf ins Wort. "Das habe ich nicht gesagt, Ronnie. Mitnichten werden wir dieses Verhalten dulden. Aber wir müssen hier strategisch vorgehen. Es hat einen guten Grund, warum ich immer noch bei der Bruderschaft bin. Und im Moment fällt mir das wirklich schwer." Ronnie schien sich nach Blues Aussage etwas zu beruhigen und überlegte. "Also müssen wir bestimmte Dinge erdulden, so frustrierend sie auch sind? Dabei ist doch das einzige, was wir wollen in Ruhe und Friede leben." seufzte sie. Blue nickte. "Im Moment ja, so leid es mir tut. Um des Commonwealth und des Friedens willen. Wenn das, was ich hier auf dem Schreibtisch liegen habe Wirklichkeit werden soll, muss es im Moment noch sein. Ich unterstütze das Projekt zu einhundert Prozent, Ronnie. Ich denke, es ist der richtige Weg für das Commonwealth." sagte Blue und zeigte auf das Geschriebene von Wisemen und den anderen.


    Ronnie schaute Blue an. Dann hellte sich ihr Gesicht auf. "Wirklich? Das ist ... wunderbar. Und so wie Sie sich gerade ausgedrückt haben, gehe ich davon aus, dass Sie bereits einen Plan haben, bestimmte "Probleme" zu lösen, Sir?" fragte sie überrascht. "Den habe ich Ronnie. Er ... ist ... ziemlich ... komplex und nicht ganz ungefährlich. Ich möchte Sie um etwas bitten, Ronnie..." sagte Blue nachdenklich. Ronnie zog die Stirn in Falten. "Um was geht es?" fragte Ronnie verunsichert. "Das Sie mir vertrauen. Es ist gut möglich, dass ich nächster Zeit Dinge tue, die vielleicht auf den ersten Blick entgegen dem sind, wofür ich sonst stehe. Ich möchte, dass Sie das im Hinterkopf behalten. Ein Teil des Plans ist, das man uns und mich in manchen Dingen unterschätzt. Mehr möchte ich im Moment nicht sagen." sagte Blue ruhig. "Ich ... werde das sicherlich im Hinterkopf behalten. Hat Ihnen eigentlich schon jemand gesagt, dass Sie manchmal strategisch ganz schön durchtrieben sind?" sagte Ronnie respektvoll.


    Sie hatte verstanden, dass Blue mit seinen Handlungen einem wohlüberlegten Plan folgte und er sich deshalb auch einige Dinge gefallen lassen musste, damit dieser zur Entfaltung kam. "Danke Ronnie. Ich ... manchmal ... glauben Sie mir, es gibt Dinge, die ich nicht gerne tue. Aber aus der momentanen Situation heraus notwendig sind" sagte Blue ernst und seufzte kurz. Dann schien er das Thema wechseln zu wollen. "Ach Ronnie, darf ich Sie noch um einen Gefallen bitten?" fragte er höflich. "Ja, um was geht es?" "Könnten Sie mir morgen, so etwa gegen zehn Uhr Ritter Carter vorbeischicken? Ich möchte mit ihm über Verschiedenes sprechen. Unter anderem hätte ich gerne, dass er noch einen weiteren Tag bleibt. Ist von der Unterbringung doch kein Problem, oder? Ich werde mit ihm zusammen zurück zur Prydwen reisen. Ich muss mich wieder bei meinem Vorgesetzten dort melden." sagte Blue.


    "Nein, das ist kein Problem und werde ich mich gerne drum kümmern ... Grünschnabel. Danke für das Gespräch. Ich verstehe jetzt einige Dinge besser." Ronnie lächelte jetzt wieder, sie war jetzt beruhigter, nachdem sie Blues Gedankengänge im Ansatz nachvollziehen konnte. Sie verabschiedete sich für den Abend von ihm. Er blieb noch bis spät nach Mitternacht auf. Dann machte er Schluss und legte sich Schlafen hin.


    Früh am Morgen wachte er auf und organisierte sich etwas zum Frühstück. Danach ging er auf die Burgmauer und schaute erst in Richtung Boston bzw. das was nach dem großem Krieg noch von ihr stand. Einen Moment später wanderte sein Blick Richtung dem Flughafen und der Prydwen. "Vielleicht ... nein ... er wird es wahrscheinlich nicht verstehen ... nicht einsehen ... ich werde so handeln müssen ... keine andere Wahl..." brummte er undeutlich in sich hinein, dann ging er wieder nach unten und setzte sich an seinen Schreibtisch. Es war kurz vor zehn. Die Unterlagen für das Commonwealthprojekt hatte er in seine Schublade gelegt und wartete nun auf Carter.


    Eine halbe Stunde vorher war Ronnie im vorübergehenden Quartier von Carter aufgetaucht. "Guten Morgen, Ritter. Ich hoffe, Sie und Ihre Leute hatten eine geruhsame Nacht." sagte Ronnie freundlich. "Danke. Sie war außerordentlich ruhig. Normalerweise haben wir die ganze Zeit das Brummen der Motoren der Prydwen oder sonstige Geräusche aus dem Commonwealth um uns ... die Stille war etwas ungewohnt. Aber der Schlaf war sehr erholsam. Mal keine Nachtwache zu halten war eine angenehme Abwechslung. Wären wir draußen geblieben, wäre es nicht so gewesen." sagte Carter höflich. "Das freut mich zu hören. Ritter Carter, ich hätte ein Anliegen zu überbringen. Der Gen...Ritter Blue würde sich gerne mit Ihnen unterhalten, hätten Sie Zeit für ihn?" fragte Ronnie.


    "Sicher. Für einen Mitglied der Bruderschaft immer. Wissen Sie worum es geht, Major?" fragte Carter vorsichtig. "Nicht genau. Es handelt sich wohl um eine reine Bruderschaftssache." antwortete Ronnie. "Okay ... ich hoffe ... es gibt keine Probleme." sagte Carter nun deutlich verunsichert. "Nein, das denke ich nicht. Ich würde Sie dann gleich zu ihm bringen. Sie kennen sich hier ja nicht aus." lächelte Ronnie beruhigend. Ronnie und Carter zogen los. Der Rest seiner Gruppe blieb verunsichert zurück.


    Blue hatte sich gerade ein, zwei Notizen auf ein Stück Papier gemacht, als es an der geschlossenen, doppelflügeligen Tür klopfte. Das musste Ronnie mit Carter sein. "Herein" brummte Blue. "Guten Morgen, Sir. Ich bringe Ihnen Ritter Carter. Werde mich dann empfehlen." sagte Ronnie ernst. "Danke. Ist gut." antwortete Blue knapp. Ronnie verschwand den Gang hinunter. Ritter Carter stand einen Moment unsicher in der Tür. Die Situation war für ihn merkwürdig und befremdlich. Vom Rang her waren er und Blue bei der Bruderschaft gleich, aber hier in der Burg war kein Gebiet der Bruderschaft. Im Endeffekt war Blues Rang hier mit dem Ältesten in der Bruderschaft vergleichbar. Als sie draußen im Commonwealth unterwegs waren und auch in die Burg einkehrten, hatte er darüber nicht nachgedacht. Als er hier stand, wurde es ihm das mit einem Mal schlagartig bewusst.


    "Alles in Ordnung, Carter? Ich meine, du kannst ja gerne in der Tür stehen bleiben, aber ich glaube, das wird dir irgendwann zu zugig. Komm ruhig rein. Ich beiße für gewöhnlich nicht. Wäre nett, wenn du hinter dir die Türen zu ziehen würden." sagte Blue höflich. "Ich ... ja sicher ... werde ich machen, Sir." Blue runzelte die Stirn. "Ich bin hier nicht dein Vorgesetzter. Und das war als Bitte gemeint und das Protokoll lassen wir bitte auch zu Seite, Greg. Ich möchte mit dir über einige Sachen betreffend der Bruderschaft sprechen. Als wir uns trafen, hatte ich den Eindruck, dass man dich und deine Leute zu dieser Mission verdonnert hat." sagte Blue nachdenklich und fuhr dann fort.


    "Der Verdacht hat sich bei mir ja bestätigt, nachdem was mir Major Shaw zugetragen hat. Nach dem Vorfall bei County Crossing hat Paladin Corell auch nicht den besten Ruf bei meinen Leuten. Ich kann nur aus meiner Sicht der Dinge sagen, dass du moralisch richtig gehandelt hast. Auch wenn das die Leute leider nicht wieder lebendig macht. Und die Kritik am Ältesten bleibt auch unter uns. Das versichere ich dir." sagte Blue. "Ich ... Danke ... Gott sei Dank. Das aus Ihr ... deinem Mund zu hören ... bedeutet mir viel ... ich dachte schon ... ich wäre einer der Wenigen, der solch ein Verhalten für falsch gehalten hat. Ich meine, es gibt einige die nicht zufrieden sind mit dem derzeitigen Verhalten. Aber aus Angst durch Ächtung, zeigt das niemand wirklich offen." Greg seufzte frustriert.


    "Weißt du, die Bruderschaft bedeutet für viele, die von außen kommen und die Möglichkeit hatten rekrutiert zu werden, eine Flucht aus dem Ödlandleben. Da macht man in einigen Dingen auch Abstriche. Aber wir hatten in der Bruderschaft schon immer das Problem zweier unterschiedlichen Ansichten was Helfen und Ödländer betraf." Greg lachte kurz bitter auf. "Ich bin ja selbst einer. Aber ich schütte hier gerade meine Probleme bei dir aus ... Worüber wolltest du mit mir sprechen, Ri ... Blue?" fragte Greg neugierig. "Wäre es dir möglich erst morgen zur Prydwen aufzubrechen? Ich wollte gerne mit euch zusammenreisen. Ich sollte mich auch recht bald bei Paladin Danse melden, sonst bekommt er wegen mir wieder eine Ansage vom Ältesten. Nur habe ich noch etwas zu erledigen, was keinen Aufschub duldet." Greg überlegte einen Moment. "Ja, wir können etwas später aufbrechen. Ich denke ein Tag dürfte kein Problem sein. Du hast uns ja sehr gut bei unserem Auftrag unterstützt. Ich werde mit meinen Leuten reden." sagte Greg.


    "Danke, Greg. Ich werde euch auch weiterhin helfen. Wenn ihr wollt. Ich vermute, dass Paladin Corell sich wieder was Neues für euch ausdenken wird. Ich möchte versuchen, euch über Paladin Danse daraus zu hauen." überlegte Blue. "Du willst Fürsprache bei ihm über uns halten? Warum?" fragte Greg erstaunt. "Ich habe meine Gründe. Sagen wir so, gleiche Ansichten betreffend bestimmter Dinge. Dann halte ich es persönlich fatal mit eigentlich fähigen Leuten so umzugehen. Die Bruderschaft kann sich das hier im Commonwealth eigentlich nicht leisten. Und für die Moral ist es auch nicht förderlich. Und zu deinen Einwänden bei dem ... Ereignis ... Ordentliche Kritik sollte gehört und nicht bestraft werden. Die Leute hätten auch eine große Hilfe für die Bruderschaft sein können..." erklärte Blue seine Gedanken.


    Greg sagte einen Moment lang nichts. "Ich ... weiß gar nicht ... wenn du ... Danse wirklich davon überzeugen könntest ... wäre das wirklich gut. Ich meine, der Älteste hält viel von ihm. Und unter den Paladinen ist er allgemein gut angesehen..." Greg und Blue unterhielten sich einen Moment noch über Danse und gingen dann zu anderen Themen über. Etwa eine Stunde später waren sie fertig und Blue brachte ihn selbst zum Quartier zurück und verabschiedete sich zunächst von Ihnen. Danach kehrte er wieder in seinen Arbeitsbereich zurück, holte die Unterlagen für das Commonwealth-Projekt heraus und legte sie auf den Tisch vor sich. Eine Moment dachte er nach. Von Greg hatte er einige Dinge erfahren, die ihm bei seinem weiteren Plänen helfen konnten.


    Greg hatte ihm über einen Passus bei der Bruderschaft berichtet, die sich mit einem Fehlverhalten eines Ältesten auseinandersetzte. Es gab den Regeln der Bruderschaft nach eine Möglichkeit, diesen abzusetzen. Dafür musste einer der Paladine den Ältesten herausfordern und im Zweikampf besiegen. Bei der Bruderschaft nannte man das die Litanei. Vielleicht konnte er zusammen mit Greg und einigen anderen, einige der Paladine für diese Möglichkeit gewinnen und davon überzeugen, dass was Ältester Maxson vorhatte nicht im Sinne der Bruderschaft und des Kodex war und ihn tatsächlich absetzten.


    Er erwägte dabei auch Danse, glaubte aber nicht, dass er seinen Freund soweit bringen konnte. Dafür war Danse dem Ältesten gegenüber zu loyal. Aber grundsätzlich war es die Suche nach Gleichgesinnten wert, um zu sehen, ob die Bruderschaft und das Commonwealth doch noch anders zusammen finden konnten. Er dachte auch dabei wieder an seine Freunde bei der Bruderschaft. Vor allem aber ließ sich damit vielleicht auch eine kämpferische Kollision der beiden Fraktionen verhindern. "Ich sollte es wenigstens probieren ... wenn es zum Äußersten kommt ... dann kann ich wenigstens für mich sagen, dass ich alles versucht habe ... ohne die Position des Commonwealths zu schwächen ... naja wir werden sehen" dachte Blue bei sich und setzte sich weiter mit den Unterlagen auseinander.


    Am Abend des Tages war er fertig damit. Er hatte kaum Pausen gemacht und war gerade dabei den Umschlag mit Wachs zu versiegeln, in denen er seine Kommentierungen und die Unterlagen gepackt hatte, als es wieder an der Tür klopfte. "Ja, bitte?" "Hallo, Grünschnabel. Ich wollte nur schauen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist." Ronnie sah in dem Moment das verschlossene und versiegelte Kuvert. "Ah ich sehe, Sie sind fertig. Und was halten Sie davon?" grinste Ronnie. "Ich muss sagen, ich bin absolut beeindruckt. Aber der "Personalvorschlag" am Ende ... da müssen Wisemen und die anderen nochmal ran." sagte Blue mit einer Mischung von Verunsicherung und Nachdenklichkeit in seiner Stimme. "Wieso? Also ich finde ihn sehr gut" schmunzelte Ronnie. "Ronnie, ich bin ... für sowas ... bin ich nicht ... Wisemen, Preston Garvey und noch einige andere Leute wären für sowas wesentlich geeigneter ... aber ich?" Blue schüttelte abwehrend den Kopf und hielt Ronnie das dicke Kuvert hin.


    Sie nahm es an und würde dafür sorgen, dass es schnellstmöglich dort ankam, wo es hin sollte. Dann sah sie Blue eine Moment lang sehr ernst an. "Sie machen es im Endeffekt jetzt schon. Der Großteil der Leute im Commonwealth steht hinter Ihnen, Grünschnabel. Auch wenn Ihnen das im Moment vielleicht nicht bewusst ist. Und wenn es tatsächlich so weit kommt, woran ich nicht Zweifel, dann werden die Leute jemanden, den sie sehr schätzen, ihre Stimme zu geben. Ich werde dann das Ganze überstellen. Empfehle mich und bis Morgen" sagte Ronnie gelassen und machte sich auf den Weg. Blue sagte nichts mehr und schaute Ronnie stumm hinterher. Das Gesagte von ihrer Seite musste er erstmal verdauen.

  • 219. Hin und zurück

    Am nächsten Morgen reiste Blue und Greg mit seiner Gruppe zusammen ab. Der Tag Pause schien Gregs Leuten gut getan zu haben. Sie sahen etwas erholter aus. Blue nahm die kürzesten und verhältnismäßig ruhigen Wege Richtung dem ehemaligen Bostoner Airport. In County Crossing machten sie eine kurze Rast. Blue ging kurz zum obersten diensthabenden Minutemen und dann zum Bürgermeister der Siedlung. Er sprach mit beiden. Seit dem Zusammenstoß zwischen den Siedlern und der Bruderschaft hatte er ein besonderes Auge auf diese Siedlung. Sie lag relativ nahe am Einflussgebiet der Bruderschaft.


    Häufig kamen hier die Gruppen der Bruderschaft durch, wenn sie sich Richtung Süden und Westen des Commonwealth zu Missionen und Erkundungen aufmachten. Carter und seine Gruppe warteten nahe des Tors, bis Blue mit seinen Erledigungen fertig war. Greg und seine Leute fühlten sich hier nicht besonders wohl. Von dem einen oder anderen Siedler ernteten sie böse Blicke. Man hatte hier der Bruderschaft ihr Auftreten noch nicht wirklich verziehen. Nach einer Weile kam Blue wieder zu ihnen und sie zogen weiter. Greg stellte fest, dass Blue sehr still war. Er schien über irgendetwas zu grübeln. Als sie die Brücke verlassen hatten, die Richtung Airport führte, folgte Blue einer seitlichen Straße und nicht dem direkten Weg.


    Greg war irritiert. "Blue, ist das richtig, dass wir diesem Weg folgen?" "Was...ach entschuldige Greg. Hatte ich vergessen zu sagen. Ich werde einen kurzen Abstecher zu einer unseren äußeren Siedlungen machen. Nordhagen Beach. Liegt einen Steinwurf weit von Fort Strong entfernt. Sie scheinen irgendwelche Probleme zu haben." begründete Blue die Wegabweichung. "Okay. Darf ich dich was fragen, Blue?" "Klar, worum geht es?" "In der letzten Siedlung, in der wir waren... war die das mit dem Zwischenfall?" fragte Greg vorsichtig. Blue nickte. "Ja. Deshalb habe ich dort etwas länger gebraucht. Ich habe nachgeharkt, ob sich alle an die Vereinbarungen halten. Paladin Corell hat hier einen ziemlich bleibenden Eindruck hinterlassen." brummte Blue.


    "Das haben wir gemerkt." seufzte Greg. "Wundert dich das? Er hat den Leuten einfach die Nahrungsmittel abgenommen, die sie mit viel Anstrengungen dem Boden hier abgerungen haben. Und als sie sich dagegen gewehrt haben, hat er sie zusammenschlagen lassen, inklusive einiger meiner Leute." sagte Blue zwar mit ruhiger Stimme, aber einem negativen Unterton. "Nein...eigentlich...nicht. Ich von den Umständen gerüchteweise davon gehört. Paladin Corell übergeht das Thema für gewöhnlich. Er musste deswegen dem Ältesten Rede und Antwort stehen. Seitdem ist er noch ungenießbarer geworden, er war vorher ja schon nicht ganz einfach." sagte Greg nachdenklich. Sie waren mittlerweile in Nordhagen Beach angekommen.


    Es war eine verhältnismäßig kleine Siedlung, aber es herrschte hier ein geschäftige Betriebsamkeit. An einigen Stellen schien der Aussenwall aus einer Kombination von Holz und Metall erneuert zu werden. Blue ging zu einem der Minutemen, der scheinbar hier die Aufsicht hatte. Sie bgegrüßten sich kurz militärisch und sprachen eine Zeitlang miteinander. Greg und seine Leute standen eine ganze Ecke weg und schauten den Leuten bei der Arbeit zu. "Die Minutemen sind gut organisiert, das steht fest. Ich finde, sie sind hilfreiche Verbündete. Ich verstehe nicht, warum Paladin Corell sie so schlecht ansieht." sagte einer von Gregs Leuten nachdenklich.


    "Ich denke...Ödländerproblematik...und vermutlich hat er mit Blue ein persönliches Problem wegen seiner "Besonderheit" und der Geschichte um County Crossing." versuchte Greg die offensichtliche Abneigung zu erklären. Nach etwa einer Viertelstunde kam Blue wieder zurück. "So, ich habe alles geklärt. Wir können uns Richtung Prydwen aufmachen." sagte Blue. "Was war los?" fragte Greg neugierig. "Lurks und Raider aus Libertalia. Sie haben es jetzt zwar halbwegs im Griff, aber hier scheint mir ein wenig Verstärkung notwendig. Deshalb bekommen sie die auch bald." antwortete Blue auf die Frage von Greg. Sie wanderten los und nach einigen Stunden waren sie am alten Bostoner Airport angekommen.


    Im Gegensatz zu sonst war in der alten und heruntergekommenden Schalterhalle des ehemaligen Flughafens einiges los. Man schien irgendwelche Materialien zusammen zu tragen. Ein Teil der Halle, der sonst offen zugänglich war, war verschlossen. Dort standen sogar mehrere Wachen in Powerrüstung Draußen wurde angefangen ein Grundfundament für irgendwelche Stützen zu errichten. Blue beobachtete die Situation aufmerksam und fragte sich welchem Zweck das Ganze diente. Sie liefen weiter bis zur Plattform, wo ein Vertibird stand, der sie zu Prydwen bringen sollte.


    Einen Moment später waren sie oben auf dem Außendeck der Prydwen und betraten dann das Innere der Prydwen. Die Gruppe war auf den Weg Richtung Messe als ihnen schon Paladin Corell entgegenkam. "Ach, Ritter Carter. Da sind Sie ja schon wieder. Und der Sonderling ist auch dabei." Corell spie das Wort Sonderling fast aus und betrachtete Blue abschätzig. Es war das erste Mal, dass beide persönlich aufeinander trafen. "Ich gehe davon aus, dass Sie den gegebenen Auftrag zu meiner Zufriedenheit erfüllt haben, Carter?" fragte Corell streng nach. "Positiv, Sir. Der Bericht ist auch bereits fertig. Wir haben sogar noch mehr Informationen als gefordert eingeholt. Ritter Blue war dabei mit seiner Ortskenntnis und der lokalen Besonderheiten ergänzend tätig..." Blue stand hinter der Gruppe, hatte Haltung angenommen und hört dem Gespräch zu, ohne ein Wort zu sagen.


    Während des Gesprächs schaute Corell immer wieder in den Bericht. Blue hatte den Eindruck, dass er nach Ungenauigkeiten oder Fehlern sucht. Er fand aber keine, worüber er sich scheinbar ärgerte. "Gut, wie ich sehe waren Sie sehr genau in der Anfertigung. Sie können mit Ihren Leuten abtreten und den Rest des Tages frei nehmen. Halten Sie sich aber für morgen bereit, ich werde Sie auf eine weitere Mission schicken." sagte Corell ernst. Greg und seine Leute verschwanden in die Messe. Corell wandte sich Blue zu und begann ein eher unschönes Gespräch mit ihm.

  • 220. Zwei Seiten einer Bruderschaft

    "Hat es Ihnen die Sprache verschlagen, Ritter Blue. Sie sind doch sonst nicht auf den Mund gefallen." herrscht Paladin Corell Blue an. "Ich habe lediglich gewartet, bis Sie mit Ritter Carter das Gespräch beendet haben. Außerdem habe Sie mir bis gerade eben nicht das Wort erteilt, Paladin." antwortet Blue in einer Seelenruhe, die Paladin Corell weiter reizte. "So ich wie Sie kenne, haben Sie Ritter Carter und seine unfähige Truppe mit Sicherheit aus einer Notsituation herausgehauen, oder? Der Bericht ist einfach zu gut, um wahr zu sein. Wissen Sie, ich hatte sie auf diese Mission geschickt, um sie zu schärfen und den schwachen Rest auszusortieren. Unter Lyons Führung haben wir viel zu viele Leute aus den Ödlanden aufgenommen. Es war gut, dass wir als Ausgestoßene wieder unter Maxson Führung vereint worden sind. Aber warum erzähle ich Ihnen das, Ritter? Sie werden von unserer Geschichte im Ödland der Hauptstadt ja keine Ahnung haben. Pah, dass jemand wie Sie überhaupt in die Bruderschaft aufgenommen wurde...nicht nachvollziehbar." sagte Corell deutlich ungehalten.


    "Negativ, Paladin Corell. Ich wollte Ihnen eigentlich nur übereinstimmend berichten, dass die Gruppe um Ritter Carter so wie im Bericht eine gute Arbeit geleistet haben." sagte Blue. Er hatte sich mit Greg vorher abgesprochen, so dass er von ihm als auch von Greg einen relativ identischen Bericht bekam. "Mir ist ebenfalls die Geschichte der Bruderschaft in großen Teilen bekannt. Zu mindestens den Teil, der mir in den Archiven als Ritter zugänglich ist, Sir. Zu Ihrer letzten Aussage, ich bin auf Empfehlung von Paladin Danse hier. Wenn das für Sie nicht nachvollziehbar ist, sollten Sie mit ihm sprechen. Er wird Ihnen seine Motive mit Sicherheit schildern. Ich selbst weiß die genauen Gründen bis heute nicht, die zu meiner Aufnahme geführt haben." antwortete Blue auch weiterhin ruhig.


    Es war mehr als offensichtlich, dass Corell ihn reizen wollte. "Bilden Sie sich bloß nichts darauf ein. Nur weil Sie von diesem Möchtegernpaladin aufgenommen worden sind. Der gehört zur gleichen Kategorie, wie Carter und die anderen. Und Sie sind sogar noch eine Kategorie unten drunter. Bei Ihnen bekomme ich einen Würgereiz." kanzelte Corell Blue weiterhin ab. In der Zwischenzeit war eine Gruppe Gelehrte gerade auf dem Weg an ihnen vorbei. Darunter waren Haylen. Sie blieb stehen, da sie ein Teil des Gespräches zwischen Corell und Blue mitbekommen hatte. Beim letzten Satz schluckte sie, machte kehrt und verschwand schnellen Schrittes nach hinten in den Bereich der Prydwen. "Das tut mir außerordentlich leid, vielleicht sollten Sie Cade aufsuchen. Möglicherweise haben Sie sich auf einer der Missionen im Commonwealth etwas eingefangen, dass eher weniger mit meiner Person zu tun hat." sagte Blue mit einem leicht sarkastischen Unterton.


    Corell sah ihn mit einem verächtlichen Blick an. "Ritter Blue, Sie habe ein großes Mundwerk. Sie brauchen mir keine Empfehlungen zu geben. Sie wissen genau, wie ich das gerade meinte." "Weiß ich das? Und mit dem großen Mundwerk liegt wohl daran, das ich minimal größer als Sie bin, Paladin." stellte sich Blue dumm. "Ich meinte eher Ihr loses Mundwerk, Sie Kretin..." sagte Corell deutlich genervt und wollte gerade fortfahren, als ihm jemand ins Wort fiel. "Es reicht Paladin Corell. Wenn Sie meinen Ritter grundlos weiterhin so dumm anmachen, werde ich es bei unseren Vorgesetzten melden." sagte Danse gereizt. "Ich weiß nicht, was Sie an dieser Miss...Abnormität finden. Sie waren wohl zu lange im Commonwealth unterwegs. Das hat Ihr Urteilsvermögen getrübt. Haben Sie eigentlich vergessen, das es diese Bestien waren, die Cutler verschleppt hatten und wodurch Proctor Ingram ihre Kriegsverletzung erhalten hat." giftet Corell ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen.


    Danse schluckte kurz. Ihm war deutlich die Wut im Gesicht anzusehen. "Corell, Sie sind engstirnig wie eh und je. Aber nichts anderes erwarte ich von einem ehemaligen Ausgestoßenen. Ritter Blue ist ein überaus kompetentes Mitglied der Bruderschaft und hat seine Missionen immer zu Zufriedenheit von mir und unseren Vorgesetzten erfüllt. Das kann man von Ihnen nicht behaupten. Sie neigen immer wieder dazu, unpassenden Ärger zu verursachen und Ihr "Verschleiß" an Mitgliedern der Bruderschaft hat mittlerweile ein inakzeptables Niveau erreicht..." Corell wollte Danse ins Wort fallen, aber Danse redete einfach weiter "...und das ist auch schon Ältesten Maxson aufgefallen. Sie stören seine Pläne nicht unerheblich. Ich wäre an Ihrer Stelle zur Zeit äußerst vorsichtig." sagte Danse in einem extrem scharfen Tonfall.


    Corell zuckte bei der Nennung des Ältesten kurz zusammen und sah Danse zerknirscht an. "Sie haben diese Runde gewonnen Danse, aber ich werde dafür sorgen, dass Ihr Ritter die "Aufmerksamkeit" bekommt, die er verdient." sagte Corell mit gedämpfter Stimme. "War das eine Drohung, Corell? Dafür könnte ich Sie vors Bruderschaftsgericht zehren lassen." sagte Danse erbost über die Äußerung. Corell schmunzelte böse "Ich weiß nicht, was Sie meinen, Danse. Ich glaube, Sie interpretieren zu viel in meine Aussage hinein. Ich werde jetzt zu meinen Leuten gehen. Geben Sie gut auf ihr großes Schoßtierchen Acht." Corell schaute Blue einen Moment mit einem stechenden Blick an und verschwand dann.


    Danse sah im noch einen Moment nach und schüttelte dann den Kopf. "Ich...es tut mir leid...Danke Blue, dass du dich nicht von ihm hast reizen lassen. Darauf hat dieses Aas nur gewartet. Komm wir gehen in mein Quartier, da können wir ungestörter reden. Falls du dich wunderst, Haylen hat eure Unterhaltung mitbekommen und mich sofort verständigt." Blue nickte. Er schien äußerlich ruhig. "Das war eine gute Reaktion von Haylen. Ich hätte mit dir auch das ein oder andere in Ruhe zu besprechen."


    Die beiden liefen zu Danse Behausung in einer der Seitenquartiere der Prydwen. Haylen wartete und schaute besorgte drein. "Alles in Ordnung. Er hat Blue nicht reizen können und ich habe ihn ein paar Takte gesagt." erklärte er Haylen den Ausgang des Gesprächs. Sie seufzte. "Gott sei Dank. Corell ist einfach ein unausstehlicher Mistkerl. Ich werde dann mal zu Proctor Quinlan, ich bin eh schon spät dran. Bis später ihr beiden." Daraufhin verschwand Haylen aus Danse Raum und schloss die Stahltür hinter sich.


    Blue informiert Danse über seine Mission betreffend der Instandsetzung der alten Roboterfabrik und der weiteren Ereignisse. Insbesondere berichtete er Danse über das Verhalten von Corell betreffend seiner Leute. Danse runzelte die Stirn, als er bestimmte Dinge hörte und schnaufte kurz. "Können wir Carter nicht in deine Verantwortung überstellen. Ich finde ihn und seine Leute wirklich sehr kompetent. Außerdem hättest du dann auch Unterstützung, wenn ich mal nicht verfügbar bin bzw. mal wieder eine "Sondermission" zu erledigen habe."


    Danse überlegte einen Moment. "Das ist nicht so einfach. Ich schaue, was ich für Ritter Carter tun kann. Solche Ansichten wie Corell sie hat, können wir uns gar nicht leisten. Aber wenn du Carter und seine Leute für fähig einschätzt, dann ist da was dran. Bei deinen Leuten hast du ja schließlich auch ein gutes Auge, Blue." Dann schien Danse eine Idee zu haben. "Ich kann etwas versuchen. Ich werde mal mit Proctor Ingram reden."


    Danach berichtete Danse, was sich in der Zeit ereignet hatte während Blue unterwegs gewesen war. Das Gespräch mit Maxson behielt Danse aber vor sich, da er eine sehr deutliche Anweisung von ihm bekommen hatte. Blue blieb den restlichen Tag auf der Prydwen und erledigte einige kleinere Botengänge an Bord. Danse ging in der Zeit zu Proctor Ingram und schilderte ihr sein Anliegen. Ingram sagte Danse zu, dass sie sich am nächsten Tag darum kümmern würde.

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