Jake öffnete langsam die Augen. Es drangen nur vereinzelte Sonnenstrahlen durch die Ritzen und Löcher der alten Scheune in der Jake sein Nachtlager aufgeschlagen hatte. Obwohl das Dach fast vollständig nicht-existend war, schützen die beschädigten Wände ein wenig vor dem Sonnenlicht. Ein paar Sonnenstrahlen fanden dennoch ihren Weg ins innere. Einer dieser Strahlen zielte fast schon vorsätzlich auf Jakes Augen. Er drehte sich langsam zur Seite um dem Schmerz des Lichtes zu entgehen. Umständlich und zu jung für diese Schwerfälligkeit, richtete er sich auf und stütze sich auf seinen Armen ab. Behutsam, hätte Jake diese Art des aufrichtens genannt. Er blickte sich einige male in der Scheune um und betrachtete so auch gleichzeitig sein gestriges Werk.
Mehrere leere Jet Inhalatoren und eine leere Flasche Wodka lagen um Jake herum verteilt. "Großartig!", stieß es aus Jake hervor. "Ein weiterer überzeugender Auftritt deines Ach-so-erwachsenen Lebens." Jake seufzte, und suchte den Boden des Schuppens nach weiteren Beweisen der letzten Nacht ab. Mit einem unerwartet plötzlichen Elan, schwang er sich auf seine Beine und bemerkte auch sofort sein Vergehen. Dröhnende Kopfschmerzen gepaart mit mehr als wackeligen Beinen, waren der Lohn für seine gestrige harte Arbeit. Jake stützte sich an der Wand ab und wollte grade losfluchen als er entfernte Geräusche wahrnahm. Es war nicht eindeutig auszumachen wer oder was dort näher kam, aber Jake war sich zumindest sicher das es näher kam. Für diese Einsicht war Jake schon sehr dankbar. Man hätte davon ausgehen können das er sich mittlerweile an den Kater des nächsten Tages gewöhnt hätte, aber das begrenzte Angebot und variierende Qualität des Selbigen, machten ihm auch nach unzählen Erfahrungen mit Drogen und Alkohol das Leben am nächsten Tag zur Hölle.
Jake versuchte sich zu Sammeln und kontrollierte in Sekunden seine Ausrüstung. Alles war noch da wo es sein sollte. Ein Grundsatz dem ihn sein Onkel beigebracht hatte war stet: Pack nur das aus was du verbrauchst! Bis auf die Jet Inhalatoren und dem Alkohol hatte Jake also nichts abgelegt. Er versuchte sich wieder auf das Geräuscht zu konzentrieren und langsam nahm das Ganze in seinem Kopf konkrete Züge an. Es waren Schritte, Stiefelschritte soweit er das erahnen konnte. Vorsichtig schlich er die Wand entlang, die in der Richtung lag aus der die Geräusche kamen. Durch ein kleines Loch sah er was dort auf ihn zu kam. Raider! Vier Stück. Sie waren noch gut 50 Meter entfernt, hielten aber genau auf Jake und seine Scheune zu. "Der Tag könnte nicht besser anfangen!", murmelte Jake so leise, dass er selbst es kaum hörte. Sein Blick folgte den Raidern und er versuchte ihre Beweggründe zu erahnen. Sie sahen nicht so aus als wären sie bereit, jede Sekunde einen Kampf zu beginnen. Was gleichzeitig bedeuten musste, das sie von Jake´s Anwesenheit im Schuppen nicht die geringste Ahnung hatten. Das jedenfalls, hoffte Jake, während er sich selbst verteufelte für seinen hemmungslosen Rausch am Vortabend. Auch für die Wahl seinen Schlafplatzes hatte Jake im Nachhinein nichts als Ärger übrig. Er hätte wissen müssen das die alte Matratze im Schuppen nicht zum Spaß dort standt. Aber zu groß war die Versuchung mal nicht auf dem Boden, im Dreck zu schlafen. Erschwerend hinzu kam die Tatsache das um die Scheune herum einige Silos standen. Silos in denen man Wasser bekam, nicht unbedingt sauberes, aber Jake hatte schon wesentlich schlechteres Wasser getrunken.
Jake sah nun wie einer der Raider, ein Mann, sich von der Gruppe entfernte die gut 20 Meter vor der Scheune rasteten. Er kam direkt auf die Scheune zu. Jake´s Herzschlag stieg an, er konnte es spüren. Er hatte es schon immer Spüren können bevor es losging. Das Herzrasen, der Adrenalinschub der Schweiß der sich langsam auf seiner Stirn abzeichnete. Gleich würde die Show beginnen, und Jake wurde unfreiweillig mal wieder ein Teil von ihr.
"Ich schau nur kurz ob sich Ungeziefer tierischer oder menschlicher Art an unserer Scheune zu schaffen gemacht hat", rief der Raider der nun nur noch wenige Meter vom Eingang der Scheune entfernt war. Die anderen saßen bereits auf dem Boden und unterhielten sich angeregt über irgendetwas, was Jake nicht hören konnte. Jake konnte vorerst nur sehen, und zwar sah er das die übrigen drei dem Scheunen Erkunder keine Beachtung schenkten. Diese Information wandelte sich in Jakes Gehirn sofort in einen Plan um. Er zog eine seiner 10mm Maschinenpistolen aus dem Gürtel und schlich einige Schritte zurück zu seinem Schlafplatz. Vorsichtig hob er dort die leere Wodkaflasche auf und sah nach oben. Er fand eine günstige Stelle für sein Vorhaben und riskierte einen letzen Blick durch das Loch in der Wand. Der Mann war nichtmehr zu sehen, befand sich also unmittelbar vor der Tür. Jetzt musste es schnell gehen. Jake warf die Flasche mit all seiner Kraft durch die kaum vorhandene Decke in Richtung der drei lagernden Raiders. Sie dürften nicht gesehen haben woher sie kam und das sollte Ablenkung genug sein. Mit einigen schnellen Schritten war Jake bei der Tür und lehnte sich ganz dicht an die Wand neben der Tür. Mit der linken Hand zielte seine Waffe auf die Tür, während die Rechte sein Kampmesser aus dem Stiefel zog. Er konnte schon das Atmen des Raiders hören, als auch schon die Tür aufging.
Das erstarrte Gesicht des Raiders war gezeichnet von Überraschung. Er hatte den blitzschnellen Messerhieb in seine Brust noch garnicht wirklich realisiert, als er Jake auch schon in die Arme fiel. Vorsichtig legte er den Raider ab. Draussen wurden die Stimmen der übrigen drei lauter. "Hey Stinky, beweg deinen faulen Arsch hierher, irgendein Penner hat mit einer Flasche geworfen!", rief ein weiblicher Raider. Offensichtlich hatte sein Plan funktioniert. Nun allerdings musste Jake sich eingestehen, werden die übrigen drei gleich ebenfalls hier sein wenn Stinky nicht antwortet. Seine Stimme zu verstellen erschien Jake lächerlich. Also griff er zügig die Taschen des Raiders ab und erbeutete einige Kronkoren sowie zwei volle Jet Inhaltoren. Er verstaute alles in tausendmal geübten Handgriffen und zog nun auch seine zweite 10mm MP heraus. "Stinky? Hörst du nicht?, ertönte wieder die schräge Stimme ausserhalb der Scheune. Jake lehnte sich erneut gegen die Wand, beide Arme nach oben angewinkelt holte er tief Luft und bereitete sich auf einen heftigen Schusswechsel vor.