Die Schwarzhaarige krallte sich fest an Shepards Kleidung und presste ihren Kopf auf seine Brust. Immer wieder schluchzte sie, unfähig auch nur ein Wort zu sagen wurde sie schwächer und schwächer, bis sie in Johns Armen einschlief.
Sie schlief unruhig und immer wieder warf sie ihren Kopf zur Seite. Gewillt aufzuwachen doch zu schwach um zur Realität zurückzukehren. Sie war momentan gefangen in ihrem Kopf und so durfte sie sich zusammenhangslose Bilder aus ihrem Leben ansehen. Viele Bruchstücke ergaben keinen Sinn, bei weiteren Bildern musste man deren Glaubwürdigkeit anzweifeln, doch dann kamen die schlimmsten Bilder aus ihrer Vergangenheit. Es war ihre Gefangenschaft in der Sklaverei. Die Bilder waren allesamt vergilbt und sie wackelten als würde man sie auf einem alten Projektor abspielen. Ein leises aber vorhandenes, monotones Knarren symbolisierte den Projektor. Kinderlachen konnte man vereinzelt hören, dann hörte man zwei Stimmen. Noch immer war die Szene der Sklaverei zu sehen und schon bemerkte man, dass die Stimmen und der Ton nicht mit den Bildern übereinstimmte. >>"Wir bleiben immer zusammen, nicht wahr?"<< "Ja, wir bleiben immer zusammen Schwester, ich werde immer für dich da sein." Der Projektor blieb stehen und ein Bild verstummte. Was man nun sah, waren 2 Kinder die sich gegenseitig im Arm hielten. Das jüngste davon, richtete Plötzlich die Augen auf einen fixen Punkt, obwohl das Bild starr war.
Verschwitzt riss Mailyn ihre Augen auf. Sie setzte sich aufrecht hin, tastete mir ihrem Blick die Umgebung ab. Ihre Unterlippe zitterte und ihre Atmung war unregelmäßig. Nach einer kurzen Zeit bemerkte sie, dass sie noch immer im Handtuch eingewickelt war. Sie ballte ihre Fäuste und zog damit das Leintuch zu sich. "Wie lange hab ich geschlafen?" Jetzt bemerkte sie, dass sie sich im Bett befand und John nicht zu sehen war. Ihr Blick ruhte eine Zeit lang auf der leeren Bettseite.
Jetzt tapste sie unsicher aus Johns Bett und begab sich in das Bad. Der Spiegel war sauber. Sie lies ihren Blick senken, dann drehte sie den Wasserhahn auf um sich das Wasser ins Gesicht zu spritzen. Nachdem sie sich die Haare nach hinten gesteckt hatte, ging sie leichtfüßig zurück in den Raum. Leise zog sie sich an. "Ich sollte von hier verschwinden aber erst. ..." Ohne sich um zudrehen ging sie aus der Tür, die Waffen lies sie noch im Raum stehen, dann begab sie sich in die Richtung des Marktplatzes um sich neue Kleidung zu kaufen.
Nach ungefähr 45 Minuten kam sie zurück. Mailyn schnappte sich ihre Waffen und wollte gerade verschwinden. Sie senkte ihren Kopf und blieb in der Türschwelle stehen. "Ich muss von hier verschwinden. Es ist nicht gut, wenn ich zu lange in deiner Nähe bin. Ich bringe jeden in Gefahr, mit dem ich zu tun habe. Ich bin geboren um allein zu sein. Ich bin geboren um allein zu sterben." Sie wandte sich mit ihrem Kopf um, flüsterte monoton zu sich. "Es passiert. Das, was ich ständig befürchtete traf nun ein. Meine Vergangenheit die ich nicht kenne, meine Geschichte, das was mich als Mensch ausmacht, es überkommt mich. Ich erfahre wohl bald wer ich wirklich bin. So lange habe ich auf diese Chance gewartet und jetzt ist sie zum greifen Nahe." Wieder ballte sie ihre Fäuste, doch nun knarrten ihren neuen schwarzen fingerlosen Lederhandschuhe.
Gerade als sie aus der Tür treten wollte rempelte sie John an, der um die Ecke kam. Die Frau blieb stehen und wandte sich noch ein letztes mal um. Ihr Blick fiel nun auf den roten Schal, den sie für John im Bett als Geschenk da ließ. Sie war bedrückt und konnte mit ihrem beschämenden Blick nicht in die Augen des Mannes gucken.
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