>>> Kommt von: Rivet City >>>
Ethan hatte genug vom Stadtleben. Jetzt wusste er wieder, warum er die Einsamkeit des Ödland bevorzugte. Dieses ganze Getue und Gehabe, diese Hektik, der Gestank von Abfällen und Exkrementen in jeder Ecke. Die Lügen, die einem aufgetischt wurden und die Art und Weise, wie man von oben auf ihn herabschaute. Die Drogensüchtigen und Alkoholiker, die nichts weiter im Sinn hatten, als sich den nächsten Schuss zu setzten - oder sich zu betrinken - und dabei über Leichen gingen. Die Huren, die ihren Körper für eine Packung Zigaretten verkauften. Die Händler, die dank ihrer guten Lage Wucherpreise verlangten und diese ganzen Politiker, die einem das Blaue vom Himmel versprachen. Die Priester und Prediger der Kirche, die vorgaben sie wären Heilige, dabei ging es auch ihnen nur um Profit.
Lange hatte Ethan es nicht ausgehalten und war wieder ins Ödland der Hauptstadt gezogen. Dank den 300 Kronkorken, welche ihm die Violine eingebracht hatte, und dem Rest an Kronkorken, die er sein Eigen nennen konnte, hatte er sich neu ausgerüstet. Sein Sturmgewehr tauschte er gegen ein Chinesisches Sturmgewehr und liess dieses vollständig reparieren. Zudem hatte er noch eine Menge Korken in Munition und Stimpaks investiert, denn dies war das A und das O des Überlebens im Ödland.
Mittlerweile waren schon Wochen vergangen, seit Ethan Rivet City verlassen hatte. Hin und wieder musste er an Ashanti denken und an die Nächte, die sie zusammen verbracht hatten. Dies war eines der Dinge, die er in seiner Einsamkeit am Meisten vermisste. Zärtlichkeit.
Ethan war auf dem Weg zur Zitadelle. Er hatte davon gehört, dass die Bruderschaft jetzt auch Aufträge an Zivilisten verteilten. Jedoch nur kleine Aufträge, die nicht der Rede wert waren. Also versuchte er sein Glück dort. Er war noch nie so weit im Süden unterwegs gewesen. Umso vorsichtiger ging er vor. War meistens nur nachts unterwegs. Wegen den Supermutanten. Das Risiko war auch so schon hoch genug. Doch irgendwas musste er machen, um weiterhin am Mann zu bleiben.
Irgendwann spät Abends kam er bei der Zitadelle an. Welcher Tag heute war wusste er nicht mehr. Doch es war ihm auch egal.
Vor dem riesigen Stahltor der Zitadelle wurde er von zwei Soldaten der Bruderschaft angehalten. Natürlich trugen sie Powerrüstungen und grosse Waffen. "Halt!" riefen sie ihm schon von Weitem entgegen. "Was willst du hier?"
"Ich bin hier um mich rekrutieren zu lassen!" rief Ethan zurück.
Die beiden Soldaten schauten sich kurz an und nickten. "Dann nur hereinspaziert und keine Mätzchen!" Das Tor wurde aufgesperrt. "Einfach nur geradeaus", erklärte man ihm und Ethan trat hinein. Ein riesiger Vorhof breitete sich vor seinen Füssen aus, auf dem heftig trainiert wurde. Schüsse hallten von den hohen Mauern und Kampfschreie waren zu hören. Alles Neulinge, so schien es. Klar, wenn man bedenkt, dass die Bruderschaft im Zwist mit der Enklave stand. Und das schon seit Jahren. Doch die Lage spitze sich immer mehr zu. Ethan hatte das ungute Gefühl, dass es bald zu einem grösseren Krieg kam.
"Du da!" ertönte plötzlich eine laute Stimme von rechts, die eindeutig Ethan avisierte. "Ab zu den Baracken." Der Mann, ganz eindeutig ein Hochrangiger, deutete zu einigen länglichen Häusern aus Holz hinüber. "Morgen früh kannst du dich einschreiben lassen, also Hopp hopp!"
In der Baracke angekommen, wurde ihm ein Bett zugewiesen und Ethan verstaute seine Habseligkeiten in dem dazugehörigen Spind. Anschliessend setzte er sich auf sein Bett und schaute sich um. Jede Menge anderer Leute befanden sich im Raum. Verdammt, was hatte er sich nur dabei gedacht, dachte Ethan und runzelte die Stirn.