Der Plan sich als Wache zu verkleiden, kam Dust nicht sonderlich erfolgversprechend vor. Sein Alter würde ihn rasch verraten, wenn er sich nicht vollständig verschleierte. Selbst wenn er es schaffen würde, als Veteran durchzugehend, hatte er nicht die passende Uniform für dieses Kunststück an. Das wäre Selbstmord.. Nachdenklich schweife sein Blick auf diese Festung von einem Gebäude. Sie mussten es einfach durch die Kanalisation versuchen. Es war kein optimaler Weg, doch was war an diesem Auftrag schon optimal oder einfach? ,,Wir sollten es durch die Kanalisation versuchen, der Uniformtrick wird nicht funktionieren." sagte Dust ruhig und sicher in seinem Entschluss. Peaches und Knox nickten ihm zu. Die drei Umkreisten den Bau abermals und hielten ihre Augen auf den Boden gerichtet. Schließlich deutete Peaches ihnen mit gehobenem Arm an stehenzubleiben. Tatsächlich, im staubigen Boden unweit von der Außenmauer des Komplexes entfernt, stand ein Kanaldeckel unwirklich aus dem Boden heraus. Dust fragte sich, wozu dieser Schacht wohl gut sein mochte. Es gab im Prinzip kaum betonierte Fläche oder andere Gebäude in der Gegend. Schnell verwarf er diesen Gedanken und näherte sich mit seinen 2 Begleitern dem Kanaldeckel. ,,Wir sollten es zu dritt versuchen, dieses Teil wird sicherlich einige Kilo wiegen." Peaches Stimme klang nicht sehr hoffnungsvoll. In die schmalen Löcher, die in den eisernen Deckel eingearbeitet wurden, passten nur jeweils 3 Finger ihrer Hände. Mit vereinten Kräften schafften sie es, den Eingang nach 3 kräfteraubenden Versuchen freizulegen. Knox sah nicht sonderlich gut aus. Im Gegenteil, er war so bleich, dass Dust sich ernsthafte Sorgen machte. Ein schwarzer Abgrund ohne Boden tat sich vor ihnen auf. Lediglich eine einzelne Leitersprosse aus Metall war von oben sichtbar. Dust stieg als erstes in den Schacht hinab, schließlich war das Ganze seine Idee gewesen. In die Manteltasche hatte er zuvor die alte Militärtaschenlampe aus seinem Rucksack gesteckt, im Schacht konnte er sie nirgends befestigen und somit keinen besseren Blick nach unten erhaschen. Von oben war es schwer abzuschätzen gewesen, wie tief es wirklich hinunter ging. John schätze den Abstieg grob auf 20 Meter.
Unten angekommen zog er die Lampe aus seiner Tasche und schaute sich um. Der Tunnel führte lediglich in eine Richtung, die andere mündete in einer Sackgasse in Form einer gemauerten Wand. Vor ihm erstecke sich der Tunnel sehr weit in die unterirdische Dunkelheit hinein. Ein modriger Geruch erfüllte seine Nase, der Tunnelboden jedoch war relativ trocken. Lediglich an den Wänden liefen einzelne Rinnsale an Moosflechten dem Boden entgegen. Spinnweben zogen sich alle paar Meter über die volle Tunnelbreite. Als Knox und Peaches ebenfalls unten angekommen waren, machten sich die drei auf den Weg. Die Tunnelhöhe betrug vielleicht 1,60 Meter. Sie mussten sich halb geduckt fortbewegen und die Knochen des alten Mannes ächzten. Zum Glück hatten sie die kompakten 10mm Maschinenpistolen mitgenommen, sperrigere Waffen wären hier unten ein großer Klotz am Bein gewesen. Sie liefen 3 Minuten dem spärlichen Schein der Taschenlampe hinterher, als sie auf eine sperrige Stahltür trafen. Ein quadratischer Raum vergrößerte zu ihrem Glück die Deckenhöhe im Türbereich wieder auf angenehmere Maße. Ein massives Drehrad befand sich als Öffner mittig auf der massiven Tür platziert. Dust wunderte sich, für was dieser seltsame Gang gut sein mochte. Augenscheinlich leitete er kein Wasser ab und war wohl eher ein vergessener Durchgang. Peaches und Dust versuchten das große Drehrad in Gang zu setzen. Nach wenigen Sekunden setzte es sich widerwillig reibend und knirschend in Bewegung. John Dust lief eine kleine Schweißperle die Schläfe hinab. Erst dieser verdammte Kanaldeckel und jetzt auch noch diese antike Tür.. Kreischend öffnete sich die Tür und gab nichts als Finsternis frei. Die drei Männer standen mit den Waffen im Anschlag da. Dust leuchtete in die Dunkelheit und konnte einen größeren Raum ausmachen. Vorsichtig trat er über die eiserne Türschwelle und leuchtete nach links und rechts. Vor ihnen lag ein ausladender Gewölberaum, fast schon eine Art Halle. Die Deckenhöhe war auf über 3 Meter angewachsen und in der Breite maß dieser Raum sicherlich an die 10 Meter. Sehr alte Gitterzellen reiten sich rechts und links an der Wand auf. In manchen von ihnen waren Knochengerippe zu sehen. Vermutlich Überreste von einem alten Kerker aus früheren Zeiten.. John schauderte, dieser Ort hatte etwas Abstoßendes und Gespenstisches an sich. Das Trio durchquerte die Halle mit raschen Schritten und stieß erneut auf eine Tür. Es handelte sich nicht um eine massive Bunkertür wie zuvor, sondern um eine relativ fragil anmutende Holztür. Mit roten Buchstaben stand auf einem angestaubten Blechschild geschrieben: Ab hier RNK Sicherheitsbereich. Zutritt für Unbefugte strengstens verboten. Auf Unbefugte wird ohne Vorwarnung das Feuer eröffnet! Dust drehte sich zu Knox und Peaches um und schaute sie ernst an. ,,Überprüft nochmal eure Waffen, ab hier wird es ernst."