Die Schwester hätte sich nicht mit meiner Mutter verstanden. war Jeremiah sicher. So viel näher waren die Frauen der Sünde auch nicht. Jeremia fragte sich, ob er zu sehr von seiner Mutter, die der Sünde stets ferner gewesen war als sein Vater, und von seiner Schwester, die seiner Ansicht nach beinah wie die in der Bibel beschriebenen Engel gewesen war, beeinflusst dachte.
Es gab immer Ausnahmen.
Ich möchte nicht streiten. Wichtig ist, dass sie sich um Thomas kümmert. Frauen waren, seiner Meinung nach, besser geeignet einem Mann Trost zu spenden. Wahrscheinlich auch, weil wir Männer uns Frauen eher anvertrauen. Jeremiahs Grund war Scharm. Viele Jungs lachten über ihn sobald er ehrlich über seine Gefühle sprach. Frauen nie.
Leicht betrübt starrte Jeremiah in die Wolken. Sein Freund Benny hatte auch nie gelacht. Er war immer da und stets ehrlich gewesen. Ehrlich zu ihm. Die Anderen belog Benny aus Angst.
Jeremiah hätte seine Klassenkammeraden auch gerne belogen. Er fand nie die Kraft sich dem elterlichen Verbot zu wiedersetzen um es einfach leichter zu haben.
„Danke.“ bestätigte er ihr seine Wertschätzung für ihre Hilfe.
Der Zwischenstopp in Far Habor war beendet. Thomas schien emotional ungefestigt. Jeremiah war sicher, dass er diesen Mann, Jeremiah benötigte einigen Sekunden sich an den Namen Nakano zu erinnern, nicht gezielt provoziert hatte. Nur warum hatte er ihn einen Kommunisten genannt, und wann? Gab er ihm einen Hinweis dieser Familie nicht vertrauen zu dürfen?
Es war falsch zu gehen und einen Mann ohne Gericht sterben zu lassen. Was wenn die Schwester sich nicht irrt und die junge Frau den Mann verführt hat? Jeremiah würde gerne die Wahrheit kennen.
Wenn er nur nicht so lange wie möglich seine Aufgabe im Kraftwerk erfüllt hätte. Ob er damals die alte Struktur hätte erhalten können? Wie viele wie ihn gab es? Wie viele waren vor der Öffnung der Vaults noch am Leben gewesen? Niemand? Genügend?
Wie wichtig war die Energie gewesen die er erzeugt hatte? Wer war der Abnehmer gewesen? Es war alles zu selbstverständlich. Ich war in einem Automatismus. Jeremiah, du Idiot! Die veränderten Motorgeräusche lenkten den Guhl ab. Bald würden sie anliegen und er würde sich einen Eindruck verschaffen könen.
Die Gruppe verließ das Boot. Thomas ließ erneut den Schlüssel stecken, den Jeremiah erneut an sich nahm.
Er sprang Thomas, welcher der Schwester an Land geholfen hatte, nach. Es tat gut sich nach diesem kleinen Hüpfer nicht irgendwo anlehnen zu müssen um zu warten bis das Herz nicht mehr zu zerspringen drohte.
Jeremiah sah zu dem vermeintlichen Ziel als die Schwester davon stürmte. Er glaubte nicht, dass die Schwester wenige Meter weiter zurück lief um Eier zu holen.
Er fragte sich von welchem Tier diese Eier stammten. Da es wichtig war sich ernähren zu können skizierte er das Nest in einem Notizbuch aus seiner Hosentasche.
Jeremiah folgte Thomas in die als Botschaft betitelte Ruine. Mit flauem Gefühl betrachtete er die Mauer aus Bauschutt. Sie glich mehr einem steilen Berg als einer Mauer. Neben der Mauer waren überraschend wenig rostige Metallplatten mit Brettern vernagelt um die Umgrenzung fort zu setzen. Jeremiah hoffte, dass dieses Gebiet verschlossen war. Je näher sie kamen, desto mehr Details wurden sichtbar. Aus dem Schutterberg ragten lange Stahlträger. Dieser Berg musste folglich einst ein hohes Gebäude gewesen sein. Unsicher spähte Jeremiah auf eine Spitze. Unsicher ob dieser Turm eine Kirchturmspitze war, stieg in ihm die Vorfreude auf eine Messe auf. Tief im Innern wusste er, dass in dieser Kirche keine Messen gehalten werden wurde.
Die Gruppe umrundete die Botschaft fast.
Der Eingang lag auf der Landinnenseite. Das Tor war einst der Eingang zu einem Gebäude gewesen. So viel konnte Jeremiah mit Sicherheit sagen.
Er befand sich im inneren und ihm war danach kehrt zu machen um irgendwo, wo ihn keiner sah, zu heulen.
Die Fläche vor ihm war einst eine Vorhalle gewesen, die vom selben Architekten stammte wie das Familienanwesen seiner Frau. Die Reste des Bodenmosaiks waren unverkennbar.
Jeremiah blickte in die Ferne um sich mit anderen Eindrücken abzulenken. Er sah kleine Häuser, Hütten aus Metall und Holz, Zelte und Überstände vor einer, aus den Steinen des ehemaligen architektonischem Kunstwerk, erbauten Mauer.
Dieser Anblick wollte Hoffnungslosigkeit in Jeremiah wecken. “Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.“(Galater 6:9) klang in seinem Kopf als würde er die Worte des Priesters seiner Gemeinde wirklich hören. Ein Wolkenloch gab die Sonne teilweise frei. Ihr Licht reflektierte dich in der zersprungenen Scheibe der Kirchturmuhr. Zuversicht stieg in Jeremiah auf. Es war wirklich nie zu spät etwas zu tun solange es auch nur einer fähig war an die Veränderung zu denken. Je mehr fähig waren an die Veränderung zu bewirken, desto eher würde die alte Ordnung errichtet sein.
Sie gingen über einst teuren Bodenbelag, Straßenreste, Bürgersteigabschnitte und sogar einen Gebäudeteil mit Teppichrest zu Thomas Ziel.
Auch wenn er mit der Frage beschäftigt war für welchen Zweck das, was vom Militär übrig zu sein schien, einen Botschafter benötigte erfüllte er die Form der Begrüßung. Er fragte sich ob die alte Struktur verborgen erhalten geblieben sei. Gab es Staaten und Länder die gemeinsam altes recht herstellen würden?
Thomas wurde gebeten hinaus zu gehen, ebenso die Schwester. Jeremiah spannte sich an. Er bereitete sich auf ein Verhör vor, in dem er seinen Rang und seine Absichten beweisen müssen würde.
Der Botschafter lächelte. Er wird also der sein, der mir glaubt um mich bei Falschheit dazu zu bringen unvorsichtig zu werden.
Kent Johnson, der Botschafter, hielt Jeremiah seine Hand entgegen: „Willkommen.“
Willkommen? wollte Jeremiah nicht glauben zu hören. Er griff höflich zu. Sehen sie mich bereits als Teil ihrer Organisation? „Major Jeremiah Eden.“
„Es freut mich wirklich einen alten Soldaten bei uns begrüßen zu dürfen.“ sprach der andere Mann, Preston, sollte Jeremiah sich nicht irren. Auch er lächelte. Noch während Jeremiah sich fragte warum sprach Preston Gravy weiter: „Bei den Minutemen ist jeder Willkommen der helfen möchte.“
Jeder? Einfach so? Ohne Vertrauensbeweis? konnte Jeremiah noch für sich halten. Um mit dem geöffneten Mund nicht wie ein Idiot zu wirken begann Jeremiah zu sprechen: „Es ist mir eine Ehre, Sir.“ *Auch wenn er kein wirklicher General sein kann, sollte ich bleiben wollen, ist es besser ihn als solchen zu betrachten.* Jeremiah durchzog es wie ein Blitz als General Gravy ihm seine Hand auf die Schulter legte und während diese auf das Schulterblatt glitt sprach: „Setzen wir uns.“ Der dunkelhäutige Mann schob Jeremiah Richtung Schreibtisch.
*„Setzen wir uns.“ sprach General Healie mi seiner ruhigen festen Stimme. Er lächelte ihn voller Zuneigung an.
Jeremiah setzte sich auf den Stuhl zu dem Healie ihn geschoben hatte. Sein Vorgesetzter lehnte sich an seinem Schreibtisch neben seinem Stuhl. „Da Sie heute zum Major befördert werden, erlaube ich Ihnen um die Hand meiner Tochter anzuhalten.“*
Jeremiah schauderte als sich Colonel Gravy an den Tisch lehnte, so wie es damals sein heutiger Schwiegervater getan hatte. „Darf ich fragen warum Sie erst heute auf die Minutemen stoßen?“
Ein wenig erleichtert beantwortete Jeremiah die Frage. Er war froh, dass der erste Eindruck einer kaum organisierten Bürgerwehr, die sich Militär nannte, falsch zu sein schien. „Ich erfüllte meine Pflicht im Kraftwerk bis dieses gesichert werden musste um zu keiner Gefahr zu werden, Sir.“ *Er ist irritiert?* las Jeremiah aus der Körpersprache des Mannes neben sich. *Was irritiert ihn?*
„Sie verstehen etwas von Energieentstehung?“
*Ist das so erstaunlich?* „Ja, Sir.“
„Auch von Generatoren?“
„Wenn sie sich nicht zu sehr verändert haben, problemlos, Sir.“
„Könnten wir etwas“ Colonel Gravy überlegte: „Ungezwungener reden?“
*Ausfrage im Gespräch. Gute Taktik.* Jeremiah entschloss sich auf freundschaftlicher Basis zu antworten. „Sehr gerne.“ ergänzte er ein Lächeln.
„Was denken Sie über das Commonwealth?“ erkundigte sich Botschafter Johnson.
„Meine Einführung in die Fraktionen fand bisher nur theoretisch über Sergeant Parker statt. Schwester Cherenkov erzählte wenig über das Leben hier und gibt gelegentlich Einblicke in die hiesige Religion. Die Kinder des Atoms.“
Johnson lachte leise. „Die Kinder des Atom sind keine Religion, sie sind ein Haufen gefährlicher Fanatiker, die den Rest Zivilisation in Atom aufgehen lassen wollen.“
„Das bestätigt meine Befürchtung."
"Wissen Sie ob die USS Democracy noch schmutzigen Bomben geladen hat?“ *Der Blick bedeutet Unwissen.* war Jeremiah sicher.
„Es wird das Beste sein, Sie überprüfen die Situation dort.“ antwortete der Botschafter.
„Ihr Erster Auftrag.“ bestätigte Colonel Gravy. „Da Sie Sergeant Parker bereits kennen, nehmen Sie ihn als Unterstützung mit.
"Eine große Gruppe würde nur unnötiges Misstrauen wecken.“
„Dem stimme ich zu, Sir.“ nahm Jeremiah den Befehl an. Er würde aufmerksam sein. Noch konnte er nicht sicher sein, dass ihn niemand bezüglich der Fraktionen belogen hatte. *Informationsabgleich.* beschloss er und entschied sich während des Ersten Wortes um: „Dürfte ich etwas fragen?“
„Sicher.“ antworteten beide Männer.
Jeremiah stutzte. Der Verdacht einer Bürgerwehr stieg erneut auf. Dieses familiäre war ihm suspekt. „Wenn es keine Regierungen gibt, welche Aufgabe nimmt ein Botschafter wahr?“
Colonel Gravy und der Mann dessen Name auf einem Schild das den Schreibtisch zierte, mit einem Stift auf die Scheibe die eine geprägte Platte schützte, handschriftlich aufgetragen stand, sahen einander länger in die Augen. Jeremiah erkannte, dass sie sich absprachen wer am Ehesten die Frage, die scheinbar zuvor nie gestellt worden war, beantworten sollte.
„Danke, das beantwortet alles.“
Nun sahen die Männer zu ihm.
„Ein Botschafter sendet heute Botschaften aus. Ein Sekretär der Entscheidungen trifft.“
„Was sollte ein Botschafter anderes tun?“
„Was ein Botschafter früher tat, dass würde ich nach beendeter Mission berichten wollen.“
„Da sie sich ein paar Tage ausruhen, haben wir heute genug Zeit.“
*Ob das der Test ist?* fragte sich Jeremiah. Er war etwas beruhigt, das Colonol Gravy zum ersten Mal wie ein Vorgesetzter handelte. Wenn dieser Colonel über Rekruten verfügte die sofort in Ränge eingeteilt wurden, dann musste er väterlich handeln um sie nicht zu verschrecke. „Die Struktur der Regierung sah vor“ begann Jeremiah seine Ausführung die mit dem Sonnenaufgang endet.“
„Das schließt die Lücken unserer Aufzeichnungen lückenlos.“ freute sich Colonel Gravy, Jeremiah fand, wie ein Kind zu Weihnachten.
„Auch die Widersprüche sind keine.“ Botschafter Jonson schob seine Notizen zusammen. „Dann werde ich meine Aufgabe als Sprecher nicht gegenüber anderen Ländern, sondern gegenüber der anderen Fraktionen wahrnehmen.“
„Euer Eminenz!“ protestierte Colonel Gravy: „Das ist gefährlich.“ Der Dunkelhäutige legte sein Gewicht auf seine Hände, die seit dem zweiten Wort auf der Tischplatte lagen.
„Preston.“ der Mann mit den Haaren in Prestons Hautfarbe legte seine ascherne Hand auf Colonel Gravys ihm zugewandte, Rechte. „Ich bin nicht dumm. Briefe gefährden mich nicht. Ich bin auf einen Hinterhalt gefasst und werde nicht leichtfertig jeder Einladung folgen.“
Preston entspannte sich. „Du bist zu idealistisch.“
Der Botschafter lächelte während er seine Hand zurück zog und der kleinere sich tief ausatmend aufrichtete. „Das sagt der Richtige.“
Jeremiah fühlte sich als würde er stören. Er überlegte wie er sich verabschieden konnte.
Colonel Gravy sah zu ihm. „Am Besten ich zeige Ihnen einen Schlafplatz.“
„Danke, Sir.“