Oasis

  • "Schon fast da, bald ist es soweit und ich bin im Ödland der Hauptstadt. Dieser Name klingt beinahe so, als würde es nur dort so aussehen, so verwüstet, so unbeschreiblich trist und kaputt."


    Dawn schritt, mit sich selbst redend, immer weiter gen Washington D.C.
    Warum er ausgerechnet dort hin ging, wusste er selbst nicht, er hielt es für klug zu verschwinden, denn ein Zuhause hatte er nicht mehr.
    Seine Familie war weg, was davon noch übrig war bedeutete ihm nichts. Es waren selbstsüchtige Fremde, die denen er wirklich etwas bedeutet hat, sind unwiederbringlich fort.
    Er ermahnte sich, nicht ständig daran zu denken, dass er alleine ist aber es gelang ihm nicht. Seine Gedanken schweiften um die Gesichter seiner Eltern, um die Gesichter ihrer Mörder und um die Gesichter der Bruderschaft.


    Die einen liebte er, die anderen auch, obwohl er sich jetzt gar nicht mehr erklären kann warum... Er empfindet jetzt nur noch tiefe Abscheu und Rachegefühle. Besonders die Rache hatte es ihm angetan.
    Alles drehte sich nur darum, an etwas anderes oder gar nicht zu denken gelang ihm nicht.
    "Wie zahle ich es ihnen heim? Wie nur? Ich bin alleine, sie nicht."
    Während er vor sich hin murmelte, bemerkte er diesen sonderbaren Anblick, der sich ihm bot als er auf dem Highway in Richtung Süden ging, fast nicht. Er sah in einiger Entfernung nur grau und braun, diese Landschaft kannte er bereits von zuhause, aber da war noch etwas, etwas grünes. In der Hoffnung noch vor Einbruch der Nacht einen sicheren Platz zu finden um sein Nachtlager zu errichten verließ er bald den Highway und folgte dieser leuchtenden Farbe.


    Es war etwas ganz besonderes dieses grün sehen zu dürfen. In einer toten Welt war es wie ein Wink des Schicksals. Mit seinen 17 Jahren hatte Dawn doch schon ganz schön viel gesehen, immerhin war er mit der Stählernen Bruderschaft oft auf Patrouille gewesen.
    ~ Schon wieder dachte er daran, er konnte es einfach nicht abschalten. ~
    "Denk nur an grün! Grün! Grün!" Es klappte, er sagte es sich so oft, dass er das grün in seinen Gedanken hatte, nichts sonst.
    Doch auch das stimmte ihn irgendwie traurig. Wie konnte eine Farbe, die er zudem kaum kannte, ihm nur so viel Hoffnung verleihen? Er sah sie doch in seinen 17 Lebensjahren bisher nur so selten. Woher wusste er, dass es dort sicherer ist als anderswo?


    Er zweifelte an seiner Entscheidung in Richtung dieser Farbe zu gehen. Doch so langsam konnte er erkennen, dass es sich um Bäume handelte die er da vor sich sah und vor Bäumen sollte man ja keine Bedenken haben, oder doch?
    Dawn war es egal, schließlich hatte er seinen Verdrängerhandschuh immer an und sein Lasergewehr geschultert. Wenn ihm etwas begegnen sollte, war es innerhalb sehr kurzer Zeit sehr tot.
    Wie er erkannte gab es nur einen Weg zu den Bäumen, es war ein enger Pass, der im Gegensatz zum sonst flachen Gelände ziemlich steil war. Zu seinem Glück war er nicht sonderlich lang, schon sehr bald sah er ein Tor mit zwei Wächtern davor.


    Nur diese Wächter waren ... anders, sie trugen Zweige an ihren lumpigen Kleidern und einer davon war ein alter Mann, der ihm zurief.
    -"Außenseiter, endlich bist du da. Ich habe etwas dringendes mit dir zu bereden."
    Dawn war verwirrt. Von Leuten, die Stöcke als Teil ihrer Kleidung tragen hielt er eigentlich nichts, aber er ging auf den Alten ein.
    "Was willst du denn von mir, ich suche doch nur ein sicheres Nachtlager?"


    -"Folg mir einfach, ich bringe dich zu ihm."

    "Zu wem denn?"

    Der Alte lief durch das Tor und Dawn folgte ihm, schließlich wollte er dort die Nacht verbringen, also spielte er mit, auch wenn eihm ganz und gar nicht passte nicht zu wissen mit wem er es zu tun hatte.
    Hauptsache ein halbwegs sicherer Schlafplatz...

    ~ Warum hört man im Radio immer von Mr Vegas, wenn er sonst im Spiel gar nicht erwähnt wird? Three Dog kommt doch auch vor... ~


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  • Dawn folgte dem Greis, dem er aber dennoch nicht über den Weg traute.
    Was solle man schon davon halten, wenn man zu jemandem geführt werden soll, der sich wohl am besten versteckten Ort des Ödlands der Hauptstadt befindet. Zumal wenn man keinerlei Informationen über diese Leute hat.


    Das hölzerne Tor schloss hinter Dawn, man spürte die Bewegung deutlich, war es doch völlig geräuschlos.
    Er stand, nachdem er einem kurzen Weg folgte, mit dem alten Mann in einem Pavillon. Dort stellte sich dieser erstmals vor, er nannte sich Baumvater Birch. Er erklärte er seie von Ihm dazu beauftragt worden Dawn zu finden und zu Ihm zu bringen.


    "In Ordnung, hier bin ich und ich wüsste jetzt äußerst gerne, wen ich treffen soll."
    -"Selbstverständlich. Ich verstehe, dass Sie ihn jetzt endlich sehen wollen, wo ich doch die ganze Zeit über Ihn rede.."


    "Ja, dann zeigen Sie mir doch mal wo ich hin gehen soll, oder muss ich hier erst Wurzeln schlagen, bis Sie es für richtig halten mich zu ihm zu lassen?"
    -"Aber nicht doch, gleich lasse ich dich zu Ihm, du musst nur noch die Zeremonie durchführen."


    "Was für eine Zeremonie denn bitte?"
    - "Nun ja, es handelt sich um die übliche Zeremonie die abgehalten wird um den Körper, sowie den Geist von allem Schädlichen zu reinigen, das Ihn schädigen könnte."


    "Und wie genau funktioniert das?"
    - "Sie müssen lediglich den Saft aus diesem Bassin trinken. Dann sind Sie bereit."

    "Na gut. Auf geht´s."



    Mit einem flauen Gefühl im Magen trank Dawn diesen trüben Saft, sein Blick wurde trüb, sein Blickfeld verschwamm, um ihn rum standen die Baumhüter, die Beschwörungen aufsagten, die Farben, besonders das lebendige Grün, kamen ihm noch viel intensiver vor, er fühlte sich regelrecht berauscht.


    Um ihn herum wurde alles hell, als stünde ihm die Sonne persönlich gegenüber. Dann sah er nichts mehr.

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  • Das gleißende Licht wurde schwächer und Dawn konnte so langsam wieder sehen, sein Blick wurde wieder schärfer.
    Eine Sache verwunderte ihn aber, er war nicht mehr im Pavillon, er war in einem anderen Abschnitt dieses Wald-Dorfes, er muss wohl kurz bewusstlos gewesen sein.


    Vor sich sah er einen allein stehenden Baum in Mitten des Hains, schnurstracks steuerte er darauf hinzu, von der ihm abgewandten Seite hörte er eine Stimme. Dawn umwanderte den Baum und erkannte die Konturen eines Körpers.


    - "Schön zu sehen, dass Sie endlich wach sind. Ich kann es nicht fassen, dass man Sie diese blöde Zeremonie hat durchführen lassen."
    "Ich konnte es auch kaum fassen. Hätte ich anders nicht zu dir kommen können?"
    - "Natürlich braucht man kein Ritual um mich zu treffen, ich weiß nicht wozu sie glauben, dass es notwendig sei. Ich habe schon so oft mit Ihnen geredet, sie hören mir zwar zu, nehmen es aber nicht in sich auf."

    "In Ordnung, ich heiße übrigens Dawn, wenn wir uns duzen sollten, wäre es einfacher für uns beide oder?"
    - "Aber natürlich, Harold mein Name. ... Du bist nicht grundlos hier, ich habe eine Bitte an dich."

    "Wieso an mich? Kann deine "Gefolgschaft" dir nicht helfen?"
    - "Sie könnte schon, aber wie ich schon sagte tun sie nicht das was ich ihnen auftrage. Sie interpretieren ihre eigenen Ideen hinein und suchen einen höheren Sinn in dem, was ich sage, anstatt einfach meine Aussage zu beherzigen."

    Dawn nahm sich einen Moment Zeit bis er etwas sagte, er dachte über diese verquere Situation nach.
    "Und wie helfe ich dir nun?"
    - "Du musst mich bitte töten, ich weiß gar nicht mehr wie lange ich hier schon festsitze, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Ohne zu essen, zu trinken, zu schlafen. Du weißt nicht was das für ein Gefühl ist."

    "Wie bist du eigentlich in diese Lage geraten?"
    - "Herbert, also Bob, ich nenne ihn nur immer Herbert weil ich es lustig finde, trug ich früher auf meinem Kopf herum, bis er Wurzeln schlug und mich dann umschloss, seitdem sitze ich hier fest."

    "Ich verstehe dich ja, aber wie soll ich dich töten? Die Baumhüter würden mich doch glatt steinigen. Sie brauchen dich und hängen an dir. Und ich würde dich später auch gerne wiedersehen wollen, wenn ich gefunden habe wonach ich suche. Ich habe schon seit langem mit niemandem mehr so ein langes Gespräch geführt wie mit dir, Harold."

    Harold schien zu grübeln und wusste nicht genau, ob er Dawn in die Augen schauen sollte oder nicht.
    - "Nun ja, ähm. ...
    Eventuell hast du Recht. Es wäre egoistisch von mir einfach abzutreten, wenn mich so viele Leute brauchen."


    "Na siehst du, ich werde den Baumhütern mal ins Gewissen reden und sie bitten dir richtig zuzuhören."
    - "Vielen Dank Dawn, vielen Dank. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder."
    Dawn nickte resignierend.
    "Ja, hoffentlich."



    Dawn verließ den Hain, in dessen Mitte sein neuer Freund stand und nahm sich vor Baumvater Birch und seinen Leuten den Kopf zu waschen

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  • Entschlossen ging Dawn auf Birch und die anderen "Jünger" zu. Bis eben war er noch zufrieden, er hat ein intensives Gespräch geführt und konnte sich von seinen Gedanken, die immer noch seinen Kopf durchfluteten, befreien.
    Aber jetzt war er geladen, besser gesagt wütend.
    "Hört mir mal ganz genau zu, meine Damen und Herren! Ihr solltet erfahren, dass Harold, euer sprechender Baum, mich darum gebeten hat ihn zu töten."
    Ein Raunen und Stöhnen ging durch die Zuhörerschaft.
    "Ihr wollt doch sicher wissen warum, oder nicht? ... Harold steht dort schon seit Jahrzehnten! Angewurzelt. Er fühlt sich wie ein Gefangener. Aber ich habe ihn davon überzeugt, dass das Leben, dass sein Leben, einen Sinn macht. Er lebt für euch und ihr solltet das mehr schätzen."


    "Aber wir tun doch alles, was in unsere Macht liegt", entgegnete Birch, der noch verwirrter als der Rest der Truppe dreinblickte.
    "Er will, dass ihr ihm zuhört, einfach nur zuhört, mit ihm redet, ihm nicht das Gefühl gebt, als müsste er alleine dort herumstehen. Und ihr solltet nicht jedes seiner Worte auf die Goldwaage legen. Nehmt ihn bitte einfach so wie er ist."
    Dawn wandte sich ab und schritt in Richtung Haupttor, als er es öffnete warf er noch einen letzten Blick über die Schulter und sah einen Mann, der in den Mittzwanzigern sein musste und ihm folgte.
    "Du hast uns die Augen geöffnet, ich danke dir dafür. Nimm dies als Soll, sie hat mir gute Dienste geleistet, gehört aber zu meinem alten Leben."
    Der Mann, dessen Name Linden war, übergab ihm eine Power-Rüstung wie die Ausgestoßenen der Bruderschaft sie trugen.
    "Vielen Dank, die passt wohl besser zu mir als meine jetzige Rüstung", er deutete dabei auf die Löcher und Abschürfungen der Powerrüstung die er trug.
    Er nahm sie an sich und trat durch das Tor.
    Schon mit dem ersten Schritt der aus Oasis herausführte, erblickte er das volle Elend des Ödlands, aber daran war nicht zu denken. Irgendwo musste er ja jetzt hin, also lief er ziellos wie bisher weiter. Es war mittlerweile stockdunkel, während des Aufruhrs um Harold hatte er ganz vergessen, dass er dort diese Nacht verbringen wollte, aber umkehren wollte er auch nicht mehr.
    Die Dunkelheit barg Schutz, aber auch Gefahr, deshalb hielt er es für besser unter nicht einsehbaren Felsvorsprung zu nächtigen und am nächsten Tag das Gebirge in Richtung Südost zu verlassen.

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