16. Nerven aus Stahl
Der wilde Ghul fiel wenig Zentimeter vor Paladin Danse zusammen, was er überrascht zu Kenntnis nahm. Ein weiterer Ghul, der ebenfalls sich innerhalb des Perimeters befand, wurde ebenfalls von irgendetwas getroffen und brach dann mit einem zertrümmerten Schädel zusammen . Paladin Danse war irritiert. Immer noch strömten weitere Ghule von vorne herein und Danse richtete sein Hauptaugenmerk auf diese. Es hatten sich aber einige der Ghule seitlich angeschlichen und rasten auf die beiden Personen an der Mauer des Polizeireviers zu. Danse hatte sich noch nicht bemerkt. Blue aus seiner Deckung schon
"Verdammt, er bemerkt sie nicht. Wenn die bei den beiden ankommen, sind sie geliefert.“ dachte Blue und zielte blitzschnell auf die Ghule. Danse hörte eine panische weibliche Stimme "Paladin, Ghule von der Seite." Er wollte gerade den vordersten anvisieren, der fast schon Gelehrte Haylen erreicht hatte, da brach dieser durch einen Kopfschuss zusammen. Zwei weiteren wurden zunächst die unteren Extremitäten weggeschossen und dann weiter ausgeschaltet. "Irgendwas großkalibriges, mindestens 50er Kaliber, und ein hervorragender Schütze." dachte Danse und versuchte den Schützen ausfindig zu machen, wurde aber weiter durch die Ghule beschäftigt.
"Das war knapp" dachte Blue bei sich und schaute leicht zur Seite. Er hatte ein Geräusch gehört und sah, wie ihn zwei Ghule wahrgenommen hatten und auf ihn zu gerannt kamen. Dann machte es zwei Mal Patsch-Klatsch mit der Faust und die beiden flogen gegen die nächste Wand. Dann widmete sich Blues Aufmerksamkeit der Gruppe vor ihm. Die Ghule wurden langsam weniger. Nach etwa 10 Minuten lag der letzte Ghul tot auf dem Boden.
Danse war erleichtert. Ein Teil der Gruppe hatten den Angriff der wilden Ghule überlebt. Leider waren zwei weitere Männer des Teams verstorben und ein weiterer war verletzt. Den Angriff hätten sie aber ohne weitere Verluste nicht überstanden, wenn ihnen nicht jemand Fremdes geholfen hätte. Dieser Jemand war bis jetzt optisch nicht in Erscheinung getreten und Paladin Danse konnte auch im Moment niemanden in der Nähe ausmachen. Blue hatte sich, als der Angriff vorbei war Richtung des Parameters geschlichen. Er war neugierig, was das für eine Gruppe war, aber vorsichtig genug sich erst einmal sich nicht sehen zu lassen. Er war sich bewusst, dass sein Äußeres häufig genug eine Abwehrhaltung mit Waffengewalt hervorief. Erst einmal die Situation einschätzen, war für ihn jetzt angesagt.
Danse meinte eine leichte Bewegung am linken äußeren Eingang zum Parameter wahrgenommen zu habe. War da derjenige, der ihnen geholfen hatte? "Hey Zivilist. Danke für die Hilfe, auch wenn ich nicht weiß warum du uns geholfen hast." rief Danse in die Richtung aus der die Bewegung gesehen hatte. Dann antwortete ihm tatsächlich jemand mit einer tiefen brummigen Stimme. "Ich habe mit meinem Pipboy euren Notruf auf der Militärfrequenz empfangen. Als ich euch hier in Bedrängnis gesehen habe, dachte ich mir, dass ihr ein wenig Schützenhilfe gebrauchen könntet." Paladin Danse war neugierig geworden und wollte den Schützen näher kennenlernen. Gerade wegen der Erwähnung des Pipboys. Er schloss darauf, dass ihnen eventuell ein Vaultbewohner geholfen hatte und wo die herkamen gab es Technologie, die für die Bruderschaft von Interesse war. Danse meinte "Wir könnten uns näher unterhalten." "Okay, aber wenn ich Sichtweite komme, müsst ihr versprechen, mich nicht zu erschießen."
Diese Aussage irritierte Paladin Danse und er wurde misstrauisch. Blue kam in Sichtweite und blieb am Eingang des Perimeters regungslos stehen. Er hatte seine Waffe gesenkt und wartete erst einmal die Reaktion der Gegenseite an. Danse schaute erst verblüfft und war anschließend in höchster Alarmbereitschaft. Er hatte bereits sein Lasergewehr gezogen und zielte auf Blue. Sein Gegenüber machte bis jetzt keine Anstalten sein Gewehr anzuheben und zu schießen, trotz der offensichtlichen Bedrohungssituation für ihn. Das irritierte Danse absolut. "Es ist ein verdammter Supermutant. Einer von diesen Mi...geburten" dachte er zunächst voller Zorn, wurde dann aber etwas ruhiger. "Warum schießt er nicht? Ich bedrohe ihn doch offensichtlich."
Dann ließ er ein wenig die Waffe sinken und betrachtete Blue näher. Es fielen ihm gleich mehrere Dinge ins Auge. Details, die er nicht einem Supermutanten zuordnen würde. Zunächst war da einmal die Waffe, der er trug. Sie war angepasst auf die Größe des Trägers, woraus er folgern konnte, dass entweder derjenige über Geschick in Waffenbau verfügte oder jemand kannte der das konnte. Sein Gegenüber war für einen Mutanten relativ gut gekleidet. Schwarze Stiefel, eine schwarze Hose, die an einigen Stellen geflickt zu sein schien, dann eine Art blauer Mantel, der durch einen silberschwarzen Gürtel im Bereich der Taille zusammengehalten wurde. An diesem Gürtel hing seitlich eine etwas größere Tasche oder Beutel. In der Höhe des rechten, recht kräftigen Oberarms war eine Armbinde mit einem Emblem angebracht.
Aber das, was er am linken Arm trug, verwirrte Danse noch mehr. Eine Art Pipboy von schwarzer Farbe mit silbernen Einfassungen und einigen Beschädigungen. "So eine Art von Pipboy habe ich noch nicht gesehen. Er scheint zwar einige Grundzüge mit den Pipboy von Vault-Tec zu teilen, aber der Rest ist völlig fremd. Und vor allem wieder passend zum Träger" dachte Danse interessiert. Besonders bemerkenswert fand Danse aber das Gesicht und die Farbe des Supermutanten. Zwei blau-graue Augen mit grauen Augenbrauen sahen ihn aufmerksam und gespannt an. Sie waren nicht so wie die von den anderen Supermutanten, die er bisher in seinem Dienst bei der Bruderschaft gesehen hatte. Die meisten von ihnen hatten entweder einen tumben oder hassverzerrten Ausdruck. Auf dem grauharrigen Kopf trug sein Gegenüber ein dunkelrotes Barett mit dem gleichen Emblem, wie an der Seitenbinde. "Ob er ein Nightkin is? Bei der Farbe?" dachte Danse "aber hier im Commonwealth? Ich sollte mehr über ihn rausfinden. Gerade wegen des Pipboys. Nicht, dass hier vor Ort noch eine weitere unbekannte Gefahrenquelle für die Bruderschaft vorhanden ist.“
Danse zog eine kurze Einschätzung der Kampfkraft seines Gegenübers in seine Überlegungen mit ein. "Wenn ich jetzt auf ihn schießen würde, würden unsere Überlebenschancen schlecht aussehen. So genau, wie er schießt, wären Rhyse und Haylen recht schnell erledigt und ich weiß nicht ob ich meinem angeschlagenen Zustand einen langen Kampf mit einem Supermutanten durchstehen könnte. Vor allem sieht er so aus, als wäre er kampferfahren.“ Danse beschloss, trotz seiner Vorbehalte den Mutanten nicht zu erschießen, sondern ihn im Moment für die Zwecke der Bruderschaft einzuspannen. Man könnte ihn ja später immer noch „ausgliedern". In Moment waren das Überleben seiner Gruppe und das Erfüllen des Auftrages für die Bruderschaft vorrangig.
Blue beobachtete aufmerksam die Musterung durch sein Gegenüber. Jederzeit bereit zur Seite zu hechten, sollte doch noch auf ihn geschossen werden. Danse ließ die Waffe sinken. "Okay, du kannst näher kommen. Aber kein falsches Spiel, sonst schieße ich doch noch. Ich bin übrigens Paladin Danse von der stählernen Bruderschaft." "Mein Name ist Blue und ihr habt nichts von mir zu befürchten. Ich bin diese Art des "Kennenlernens" gewohnt. Davon abgesehen hätte ich euch was Schlechtes gewollt, hätte ich das schon längst während des Kampfes tun können." brummte Blue. "Da hat er wohl recht." dachte Danse nachdenklich. "Das da drüben sind übrigens Ritter Ryse und Gelehrte Haylen." sagt er zu Blue und zeigte auf seine verbliebene Truppe. Die beiden sahen genauso wenig begeistert aus, wie Paladin Danse am Anfang. "Halyen, verarztest du Rhyse? Und Rhyse, wenn du wieder auf den Beinen bist, möchte ich das du den Perimeter verteidigst." Die beiden Angesprochen zogen sich in das Gebäude zurück.
Danse dreht sich wieder zu Blue zurück. "Ich könnte Hilfe bei einer Mission gebrauchen und mir fehlt im Moment eine weitere Knarre. Würdest du der stählernen Bruderschaft helfen, Blue?" "Ja, kann ich. Wenn es dazu beträgt, das ein besseres Vertrauen zustande kommt." Blue wollte sich diese Gruppe näher anschauen. Zu einem war er wirklich neugierig und zum anderen wollte er eine strategische Einschätzung vornehmen, ob diese Gruppe eine Gefahr für die Minutemen und das Commonwealth darstellen könnte. Insbesondere die Powerrüstung, Emblem und die Laserwaffen deuteten auf eine gut organisierte Gruppe hin. Danse und er gingen Richtung Eingang des alten Polizeireviers und verschwanden darin.