26. Ruhe vor dem Sturm
Sanctuary. Ende März 2288.
Vierzehn Tage später. Blue saß am seinem Schreibtisch im ersten Stock und schrieb mit der Feder irgendetwas aufs Papier. Den gebrochenen Arm trug er in einer weissen Schlinge und hatte ansonsten eher lockere Sachen an. Unten eine Art khakifarbene Hose über den schwarzen Schuhen, der er sonst immer trug. Oben eine Art schwarzes T-Shirt. Das meiste seiner normalen Ausrüstung war aufgrund der Schlacht von Diamond City hinüber. Er war mit den Notizen fertig und schaute nach draußen und dem bunten Treiben auf der Hauptstraße von Sanctuary zu. Blue sah müde aus.
Die Minutemen hatten schon vor einiger Zeit am Ende der Strasse, hinter dem alten Baum ein kleines Hauptquartier gebaut. Im Erdgeschoss befand sich die Verwaltung, die man mittlerweile brauchte und oben im ersten Stock hatte Blue auf der linken Seite des Gebäudes ein kleines Büro eingerichtet bekommen und auf der rechten Seite ein kleinen Raum, wo er sein Bett und seine privaten Sachen hatte. Dazwischen war ein großer Besprechungsraum. Von ersten Stock gingen nach unten jeweils zwei getrennt Treppen.
Seit der Schlacht von Diamond City gab es keine größeren Vorkommnisse. Blue war zwar weiter drei Tage später nachdem er wieder bei Bewußtsein war, wieder in der Lage aufzustehen und sich zu bewegen. Aber nur unter Schmerzen. Er selbst konnte und wollte auch nicht weiter liegen und den Leuten vor Ort zu Last fallen. Lange hatte er auf einem Stab gestützt an der Stelle gestanden, wo das Grab der Gefallenen von Diamond City angelegt wurde. Er hatte dabei über vieles nachgedacht . Etwa einen Tag danach waren sie mit einer kleinen Begleiteskorte, auf die Preston und die anderen bestanden hatten, Richtung Sanctuary aufgebrochen. Blue war den ganzen Weg sehr schweigsam gewesen. In Sanctuary angekommen wurde vom ansässigen Arzt der Minutemen untersucht und erst einmal für Dienstunfähig erklärt.
Er wollte erst dagegen protestieren, aber Preston machte ihm darauf hin eine solche Ansage, das er darauf verzichtete. Preston hatte ja im Endeffekt recht. Bis vor drei Tagen war er praktisch zur Ruhe und Schonung von seinen eigenen Leuten verdonnert worden. Jetzt durfte er ein wenig den Papierkrieg machen und half wieder ein wenig bei der Rekrutierung mit.
Es klopfte an der Tür. "Ja, wer da?" brummte Blue müde. Es war Piper und sie kam rein. "Hey, du alter brummiger Yao-Guai. Du warst heute noch nicht bei Doc Dingo, oder?“ "Nöö." "Blue hat dir jemand schonmal gesagt, dass du manchmal ein ganz schöner Dickkopf bist?" sagte Piper leicht vorwurfsvoll. "Das liegt wohl daran, dass ich einen dicken Kopf habe." gab er leicht brummig zurück. "Aber ich komme ja. Deswegen bist du ja warscheinlich hier. Bevor mir Preston wieder ein Ansage macht." Er stand auf und lief zu Piper. Auf dem Weg zu ihr dachte er kurz nach. "Blue, manchmal bist du einfach unmöglich. Sie machen sich nur Sorgen." schnaufte er im Inneren bekümmert. "Piper, entschuldige das ich Moment etwas ungeniesbar bin. Ich glaube, ich bekomme langsam einen Lagerkoller. Ich bin es einfach nicht gewöhnt so viel Ruhe zu haben und vor allem das man auf mich so aufpasst. Ihr meint es ja nur gut." seufzte Blue verdrossen. "Entschuldigung akzeptiert." Piper war mit Nat seit der Schlacht von Diamond City erst einmal provisorisch nach Sanctuary umgezogen und hatte sich mit um Blue in der Zeit gekümmert. Sie hatte Preston hier Hilfe angeboten, der er auch dankbar annahm. Natürlich schrieb Piper in dieser Zeit auch weiter an ihrer Zeitung.
Sie gingen in das Gebäude rechts neben den Minutemen HQ. Hier war die Klinik von Sanctuary. Doc Dingo wartete schon auf die beiden. "Hallo Piper. Na, haben Sie haben den Yao-Guai endlich aus seiner Höhle bekommen. Morgen, Sir." grinste Ted Dingo. "Dann wollen wir mal. Sie kennen ja das Procedere." Eine halbe Stunde später war die Untersuchung abgeschlossen. Doc Dingo schaute sich gerade die Röngtenbilder vom Arm an während Blue gerade auf einem Stuhl saß und den Arm neuverbunden bekam. Preston steckte den Kopf durch die Tür. "Und wie sieht es auch aus, Ted?" Der machte "Hmm, ich glaube wir müssen ihm den Gnadenschuss verpassen. Da ist nichts mehr zu retten." schmunzelt Ted. "Dann aber mit einem gut geladenen Breitseiter und massig Munition." kommentierte Blue das Gespräch leicht spöttisch von hinten. Doc Dingo ergriff wieder das Wort. "Aber jetzt mal ernsthaft. Sieht sehr gut aus. Die anderen Ergebnisse auch. Ich denke, noch so drei bis vier Tage, dann werde ich ihn wieder dienstfähig schreiben können. Die Schienung kann dann auch ab." "Prima" sagte Preston.
Einige Stunden später. Blue war sich an der Mauer am Fluss ein wenig die Füße vertreten und näherte sich langsam dem gut gesicherten Haupttor. Dort war eine Gruppe von vier Personen. Zwei Minutemen, von denen einer zu Rekrutierungsteam gehörte. Sie schienen sich mit zwei Ghulen zu streiten. "...Ihr sucht, doch Leute..." "Ja, aber... Ghule..." "... Das ist doch wieder der übliche Glatthautmist..." und so ging es eine ganze Zeit. Das interessierte Blue sehr und er ging dorthin, aber so das der vom Rekrutierungsteam es nicht mitbekam. Dieser redete immer noch in einer Tour. Die beiden Ghule hatten Blue gesehen und sagten nichts mehr. Blue wußte jetzt worum es ging. "Sagen Sie mal Sergeant Quarry, haben wir neue Rekrutierungsregeln erlassen oder warum gehen Sie mit den beiden so um?" sagte Blue ernst. Quarry dreht sich erschrocken um. "Ähm,..äh...". "In mein Büro. Sofort! Und Sie beiden warten hier bitte."
"Quarry? Seit wann rekrutieren wir denn bitte keine Ghule? Oder kennen Sie die Dienstvorschriften nicht?" fragte Blue streng. "Es sind doch keine Menschen und... ." "Dann müßten Sie mit mir auch ein Problem haben?" "Nein, das ist..." "Was anderes? Nein, ist es nicht. Wir rekrutieren hier nach Fähigkeiten und Einstellung den Leuten zu helfen. Nicht nach dem was jemand ist. Selbst wenn am Tor eine sprechende Todeskralle steht, die uns unterstützten will, dann haben Sie sie die auf die festgelegten Regeln zu prüfen. Verdammt nochmal. Haben wir uns verstanden?" "Ja, Sir." antwortete Quarry eingeschüchtert. "Sie können jetzt abtreten und schicken Sie die beiden Ghule zu mir rein."