350. Außer Kontrolle
Emilgardo setzte wie immer sein süffisantes und selbstgefälliges Grinsen auf. "Hallo Colonel, was verschafft uns die Ehre Ihres Besuchs." fragte er mit einem sarkastischen Unterton. Drake stand in der Nähe einer Stahlwand und beobachtete die Situation misstrauisch. Etwa zwei Meter vor ihm standen Emilgardo und Grymonth. Auf einem Tisch neben Emilgardo lagen allerlei technische Gegenstände. "Ich wollte nur sehen, was Sie heute so anstellen." sagte Fields zunächst ruhig, dann wurde seine Stimme eisig. "Was sich für mich vorbereiten ... um mich aus dem Weg zu schaffen." Emilgardo schaute verdattert und Grymonth wurde kreidebleich. "Ich weiß nicht, was Sie meinen Fields. Ich verstehe nicht ..." Auf Emilgardos Gesicht bildeten sich Schweißperlen und er begann sichtbar zu schwitzen.
"Verkaufen Sie mich nicht für dumm, Emilgardo! Glauben Sie, ich hätte Ihre Vorbereitungen für meine *bitteres kurzes Lachen* Absetzung nicht mitbekommen. Ihren Verzug für mein Projekt ... und das Subjekt dort hinten spielt in Ihren Plänen mit Sicherheit auch eine Rolle. Meine Geduld mit Ihnen ist zu Ende. Sie wissen, was Ihnen für Hochverrat droht ..." fauchte Fields. "Aber ich werde Sie nicht direkt erschießen. Nein, das wäre zu einfach ... Ich werde Ihnen erst das Liebste nehmen und mich an Ihrem Leid ergötzen, Sie überheblicher Fettsack." Fields zog ohne Vorwarnung eine großkalibrige Waffe und schoss dreimal auf Grymonth. Sie sank getroffen zusammen und blutete stark. "Sie verdammtes Arschloch. Theresia! Nein! Sie sind eine Schande für die Enklave. Wissen Sie, warum man Sie versetzt hat, Fields? Weil Sie unfähig sind ..." schrie Emilgardo.
"Halten Sie Ihr Maul. Sie zu fett geratene Maulwurfsratte." giftete Fields unbeherrscht, zielte mit der Waffe auf Höhe eines der Knie des Doktors und schoss erneut. Der schrie auf, sackte einseitig zusammen und hielt sich schmerzverzehrt das Knie. "Das hohe Kommando ist einfach zu festgefahren und zu dumm, um meine Pläne zu verstehen. Aber ich werde es denen bald zeigen. Einen Fields sollte man niemals unterschätzen. Ich werde das hohe Kommando übernehmen und dann das Ödland von Schmutz und Unrat befreien ..." Plötzlich lief ein Zittern durch den Boden. Fields und seine Männer schauten fragend. Kaum war es abgeklungen, fing es erneut an. Einer von Fields eigenen Leuten kam angelaufen und salutierte kurz vor Fields. "Sir, ein unbekannter Feind greift die Basis an. Es sind in etwa 150 Personen. Wir benötigen Ihre strategische Unterstützung, sonst werden wir überrannt." Fields schaute überrascht. "Wie ist das möglich? Unser Standort ist geheim und durch Tarndeflektoren geschützt ... ich komme sofort ... beziehen Sie Stellung."
Der Angesprochene salutierte wieder kurz und rannt los. Field drehte sich zu den beiden Männern um. "Sie wissen, was Sie zu tun haben. Ich hätte mich ja liebend gern selbst weiter darum gekümmert, aber ich werde woanders gebracht. Vergnügen Sie sich ruhig mit den dreien, bevor Sie sie komplett töten." Fields verließ den Raum, ohne sich weiter umzusehen. Die beiden grinsten diabolisch. Während sich Fields mit seinen Leuten unterhielt, war Emilgardo zu Boden gesunken, um nach Theresia Grymonth zu sehen. Er hatte sie in seine Arme genommen. Kurz darauf verstarb sie an den Schussverletzungen. Er schluchzte und betrauerte zutiefst seinen Verlust. Drake stand hinten extrem angespannt und versuchte die Situation einzuschätzen und seine nächsten Schritte zu planen. "Schau dir den großmäuligen Pancake an. Tja so ist das eben, wenn man Fields unterschätzt werter Herr Doktor. Ist nicht schade um sie." sagte einer der Männer voller Häme.
Emilgardo schaute mit einem tränenbedeckten, aber wutverzehrten Gesicht hoch. Er zog sich an dem Tisch nach oben und griff nach einer Art Fernbedienung, die darauf lag. Er keuchte dabei. "Nach unten mit Ihnen Emilgardo. Jetzt lassen wir Sie kriechen." sagte der andere und schoss Emilgardo mit dem Sturmgewehr ins andere Knie und in den Oberbauch. Der rutschte mit einem Schrei wieder nach unten, aber er hielt die Fernbedienung fest in der Hand. "Ich ... werde nicht ... zulassen ... dass ... Fields seine Pläne ... verwirklichen kann. Sie und er ... werden den heutigen Tag nicht überleben. Dafür ... werde ich sorgen *angestrengtes Keuchen *." Er dreht langsam den Kopf zu Drake hin. Ein Lächeln huschte kurz über das mittlerweile aschfahle Gesicht des Doktors. "Und Sie werden das für mich erledigen, Drake. Auch wenn es vielleicht gegen Ihren eigenen Willen ist. Ich werde wieder *Husten* Ihre innere Bestie ... wecken. " sagte Emilgardo angestrengt.
Dann drehte er sich zu den Männern und sagte zu ihnen. "Fahren Sie und Fields zu Hölle." Mit einer letzten Kraftanstrengung drückte er die Fernbedienung und sackte danach tot zusammen. Bevor Drake die Situation überhaupt erfasst hatte, traf ihn das unnatürliche Wutgefühl in einer solchen Intensität, dass er losbrüllte und sofort auf Fields Leute losging. Sie konnten zwar einige Schüsse abgeben, dann traf sie der unbändige Zorn des amoklaufenden Nachtvolk. Dem ersten zertrümmerte er den Schädel so, dass dieser aufplatzte wie eine überreife Melone. Den zweiten packte er und zerriss ihn. Er nahm eine der Waffen auf und verließ weiterhin tobend den Raum. Durch die gesamte Enklavebasis schlug er eine blutige Schneise der Verwüstung. Blindwütig tötete er jeden der ihm über den Weg lief. Die Wut ließ nicht nach, sondern nahm sogar noch zu, da sich das innere Biest regelrecht an dem Gemetzel ergötzte.
Während Drake durch Dr. Emilgardos Erfindung in den Wahnsinn getrieben wurde, kümmerte sich Colonel Fields darum, die Feinde abzuwehren, die sich mittels Sprengstoff oder ähnlichem in die Enklavebasis gesprengt hatten. Er erkannte die Eindringlinge an ihrem kleinen silbernen Zeichen, das sie alle trugen. Die Gruppe, die sie in der alten Stadt gefangen hatten, trugen dieselben. Die Enklave setzte sich zu Wehr, verlor aber langsam an Boden. Fields zog sich wieder weiter nach hinten in die Basis zurück, um eine bessere Ausgangsposition gegen die Eindringlinge einzunehmen und einen Gegenschlag auszuführen. Er und einige seiner Offiziere besprachen sich gerade, als aus der vermeintlich sicheren Richtung Schreie und Schüsse erklangen. Dazwischen hörte man immer wieder ein extrem wütendes Brüllen und Fauchen, was Fields nicht einordnen konnte. Seine Leute und er sahen sich zunächst fragend an.
Es dauerte keine zwei Minuten, dann bekamen sie eine Antwort darauf. Eine der schweren Türen flog aus ihrer Halterung gerissen quer durch den Raum und erschlug einen von Fields Soldaten. Aus der Türöffnung schaute ihn das Nachtvolk mit einem tödlichen Blick an. Es war von oben bis unten mit Blut besudelt und von den riesigen Händen tropfte weiteres. Fauchend und brummend näherte es sich schnell Field und seiner Gruppe. Der Colonel zog das Kästchen für das Gehorsamkeitshalsband, stellte es auf die höchste Stufe und betätigte es. Ein blauer Blitz schoss heraus und Drake brüllte extrem laut auf und beschleunigte seine Schritte Richtung der Gruppe. Field schickte seine Leute vor. "Nach vorne mit Ihnen. Halten sich dieses Monster auf." befahl er schnell und betätigte immer wieder das Gerät. Seine Leute eröffneten das Feuer. Drake hatte mittlerweile Schaum vor dem Mund und blutete aus Mund, Nase und sogar den Augen.
Auch wenn ihn die Schüsse teils massiv trafen, setzte er unbarmherzig seinen zerstörerischen Weg fort. Er wollte Fields habhaft werden, egal wieviel Schaden er dabei erlitt. Drake hat die vordersten Leute erreicht und metzelt sie gnadenlos nieder. Einige von ihnen flogen wie überdimensioniert Puppen durch die Gegend und schlug auf den Wänden auf, andere wurden einfach niedergetrampelt. Wieder anderen riss er einfach die Gliedmaßen aus. Blut und andere Flüssigkeiten spritzten umher. Fields konnte nur zusehen, wie seine Leute innerhalb weniger Augenblicke ausgelöscht wurden.
Dann stand Drake vor ihm und ergriff Fields. "Sieh an, sieh an. Hier haben sich feige Ratte versteckt. Wir dich endlich gefunden. Du uns nie wieder wehtun werden. Rache nehmen, dann weiter böse Menschen töten. Menschen hier alle böse, tun uns immer wieder weh." Drakes Stimme zitterte vor Zorn. Er hatte Fields mittlerweile mit beiden Armen umschlungen und drückte ihn dabei gegen seinen Brustkorb. "Wir dich jetzt ganz langsam zerdrücken. Wie eine Radkakerlake. Du leiden Schmerzen, wie wir leiden Schmerzen." Erst brachen Fields Rippen und wenig später sein Wirbelsäule. Drake ließ ihn darauf hin zu Boden fallen. Dann trat er mit einem seiner Füße mit voller Wucht auf Fields drauf. Dabei ließ er eine Art Siegesgeheul los, was grausig durch die gesamte Basis schallte.
Während Drake Fields Leute und ihn selbst niedermetzelte, bewegten sich die Silverdragons in verschieden Gruppen weiter durch die Basis und knüppelten den Widerstand der Enklave gnadenlos nieder. Levi Eckhardt führte die gesamte Operation an und war zurzeit in einer Gruppe mit zehn Leuten unterwegs. Aufgrund der Ortungssignale, die die Pipboys der entführten Leute aussendeten, wussten sie wo sie suchen mußten. Auch war Ihnen über die Pipboys bekannt, dass nur noch einer der Gruppe derzeit lebte. Eckhardt lauschte immer wieder angespannt. Auch sie hatten immer wieder das auftauchende Brüllen vernommen. Das Ortungssignal führte sie genau in die Richtung. Er bedeutete seinen Leuten noch vorsichtiger zu sein. Dann erspähten sie in etwa zwanzig Meter eine bekannte Silhouette, die gerade einem Enklavesoldat mit einem aggressiven Fauchen den Kopf brutal vom Körper riss.
Gewarnt durch diese Aktion hielt Eckhardt zunächst Abstand. In der Basis war es mittlerweile schummerig, dadurch das der Strom teilweise ausgefallen war. Eckhardt beobachtete Drake mit einem Nachsichtgerät aus halbwegs sicherer Entfernung. "Himmel. Was haben sie mit ihm gemacht? Das ist ..." dachte er und hörte dann das Brüllen. Ihm rannte es eiskalt den Rücken runter. Drake hatte die neue Gruppe entdeckt. Durch den roten Schleier vor den Augen und den unkontrollierten Zorn erkannte er sie nicht und nahm sie als weitere Bedrohung war. Er bewegte sich in ihre Richtung. "Schnell wir müssen uns in Sicherheit bringen. Nach hinten und ausschwärmen." befahl Eckhardt eilig. Einige seiner Leuten verstanden es nicht. "Aber wieso, Sie tun ja gerade so als, ..." "Er wird uns in seinem Zustand umbringen. Er scheint uns nicht zu erkennen." erklärte Eckhardt seine Beobachtung schnell. Rasch zogen sie sich zurück.
Es war zu spät. Drake nahm die Fährte auf und begann Jagd auf sie zu machen. Die Gruppe hat sich in einem der großen Durchgänge zurückgezogen. Eckhardt hatte mittlerweile ein Plan geschmiedet. Während des Angriffs waren von ihnen einige Kapseln des Betäubungsgas der Enklave erbeutet worden. Die wollten sie hier und jetzt einsetzten, Drake betäuben und ihn nach Hause bringen. Dort konnten sie vielleicht herausbekommen, was mit ihm passiert war. Drake betrat misstrauisch den Durchgang und blieb stehen. Einige Meter vor ihm hockte Eckhardt und einige andere in Deckung.
Er wollte gerade den Befehl geben, als Drake sich auf einmal blitzschnell auf die Deckung zubewegte. Irgendwie hatte er wahrgenommen, dass dort jemand hockte. Die anderen und Eckhardt wollten die Flucht ergreifen. Den anderen gelang es, Eckhardt stolperte und schlug auf den Boden auf. Drake war in kürzester Zeit bei ihm. Eckhardt gab den Befehl zum Werfen. Für ihn selbst lief die Lebensuhr ab. Drake hatte sich Eckhardt geschnappt. "Drake. Nicht. Bitte nicht. Ich bin es Levi Eckhardt. Kommen Sie zu Verstand ... Bitte ... *Argh*" Er merkte nur noch einen kurzen stechenden Schmerz. Dann war die Wirbelsäule gebrochen und er war sofort tot.
Die Worte von ihm kamen bei Drake zu spät an. Für einen Bruchteil einer Sekunde setzte die Erinnerung an seine Freunde im Lassen wieder ein und der Zorn reduziert sich, dass er wieder halbwegs denken konnte. "Was ... Wer ... Eckhardt? Aber ... er ... Freund. Was ... nein ... nein ... was haben wir ... habe ich getan?" Er war auf die Knie gesunken und hielt den toten Eckhardt in seinen Händen. Es schien alles um ihn zusammenzubrechen und er fühlte jetzt nur noch tiefe Trauer und eine innerlich erdrückende Leere. Er merkte nicht mehr, wie die Gaskugeln neben ihm aufschlugen und das Betäubungsmittel freisetzten. Er starrte Eckhardt nur noch an und dieses Bild brannte sich in sein Gedächtnis ein. Eine Minute später kippte er um und lag still.