Nachdem nun nach dem Release zum 12.8. der große Hype weitgehend verflogen ist und eine gewisse Spielzeit zu verbuchen ist, kann man nun auch ein entsprechendes Review zum Spiel abgeben.
No Man's Sky weckte im Laufe der letzten Monate sehr viele Erwartungen und Hoffnungen, was das Genre der Space Exploration Games betrifft. Diese Erwartungen ist das Spiel allerdings leider nicht in der Lage auch wirklich zu erfüllen. Zwar bietet das Spiel ein beeindruckend großes Universum, doch fragt man sich schon nach relativ kurzer Zeit, wofür es eigentlich so groß sein musste. Die Engine zur prozedualen Berechnung von Welten scheitert leider schon nach ein paar besuchten Welten daran, dass sich diese Welten weitgehend wiederholen und bis auf den Namen sich Pflanzen und Tiere doch sehr gleichen. Die Prefabs auf den Planeten sind immer - abgesehen von den jeweiligen Rassen - stets Dieselben. Das Inventarmanagement ist gelinde gesagt sowohl in Punkto Größe als auch Verwaltung ungenügend. Die Graphik ist nicht dem PC wirklich angepasst sondern hat ein durchaus noch konsolenoptimiertes Erscheinungsbild. Die Steuerung ist im Flugmodus sehr schwammig und unpräzise, im 1st Person Modus ebenfalls nur rudimentär und nicht wirklich gut.
Aber fassen wir es mal in Stichpunkten zusammen:
Pro:
- Ein riesiges Universum zu erforschen
- Ein interessant gestaltetes System zur Erlernung der Aliensprachen
- Prozeduale Erstellung von fast allen Objekten sowie Welten im Spiel
- Ein für Explorationspiele typischer Sog als Anreiz zum Spielen
- Glaubwürdige Welten in Punkto Landschaften.
- Unterschiedliche Storylines zum verfolgen
- Nahtlose Fusion zwischen Weltraum- und Planetenoberflächen-Gameplay
- Modulares Upgradesystem des Exosuits, Schiffs sowie Multi-Tools
Contra:
- Das riesige Universum fühlt sich an, als wäre eine Klonfabrik am Werk gewesen
- NPCs sind starr und bewegen sich nicht wirklich
- Das Crafting ist fummelig innerhalb des Inventars
- wobei das Inventar mit seinen wenigen Slots viel zu klein ist
- Die Storylines beschränken sich im Wesentlichen auf zwei in welchen die Abwechslung jedoch nicht wirklich gegeben ist
- Nur wenige Rohstofftypen, welche das Suchen nach Rohstoffen als eher langweilig gestaltet
- Eine unpräzise Steuerung, die zuweilen frustrierend sein kann
- Multiplayer? Nicht wirklich
- Der Innenarchitekt der Raumstationen nutzte wohl einen Replikator, da alle Stationen innen gleich aussehen
- Pflanzenwelten unterscheiden sich zuweilen nur von den Pflanzennamen
- Treibstoffbeschaffung artet viel zu massiv in Grinden aus - wieso verbrauchen die Schubdüsen bitteschön immer 25% pro Start, welcher nicht einmal abbrechbar ist
- Upgrades verbrauchen einen vom ohnehin viel zu kleinen Inventar noch jeweils einen Slot?!?
- Das Spiel findet sicherlich nicht in den 80/90er Jahren statt, wo Computerstimmen noch wie GlaDos klangen. Wieso also bitteschön muss diese Systemstimme so furchtbar nach GlaDos klingen?
Die Liste ließe sich noch fortführen...
Was dem Spiel vor allem fehlt ist ein konkreter Faktor der Langzeitmotivation, welcher eben aus mehr besteht als nur Welt "x" anzuschauen und dann zu Welt "y" zu fliegen um diese ebenfalls anzuschauen und jeweils noch Treibstoff zu farmen.
Ein Aufgabensystem hätte dem Spiel gut getan. Mehr Elemente bei der prozedualen Generierung der Welten hätte die Vielfalt im Universum deutlich erhöht und vermieden, dass nach nur wenigen Planeten der "Angriff der Klonplaneten" erfolgt. Ein größeres - deutlich größeres - Inventar wäre zweckdienlich, vor allem beim Schiff (wie kann es bitte sein, dass ich im Rucksack mehr Platz haben kann als im Schiff, sofern ich Upgrades gefunden habe). Ein Craftingsystem, welches in einem separaten Fenster eigentständig gemacht wird anstatt im Inventar wäre auch eine klare Verbesserung - das Gefühl, dass man in seinen Rucksack klettert, um Sachen herzustellen ist ziemlich albern.
Zusammengefasst ist No Man's Sky aktuell ein Spiel, das eher als Mittelmaß einzustufen ist. Es ist kein wirklich schlechtes Spiel, aber eben auch kein wirklich Gutes. Es fehlen für ein herausragendes Spiel dann doch zu viele Anreize, um es dauerhaft zu spielen. Der Hypetrain hat die Erwartungen viel zu hoch geschraubt und nun sitzt man vor dem Zugwrack und ist enttäuscht, sofern man sich hat hypen lassen (oder man mutiert zum Fanboy und lässt gleich gar keine Kritik zu). NMS macht sicherlich einige Dinge gut - so ist die Idee dahinter durchaus lobenswert. Die Umsetzung jedoch zuweilen kritisierbar.
Ich würde das Spiel gerne positiv bewerten, doch kommt noch ein entscheidender Faktor hinzu, welcher aus meiner Sicht die positive Entscheidung verhindert: Der Preis.
60€ sind für diesen Titel nicht gerechtfertigt. mit diesem Preis bewegt sich das Spiel im AAA-Bereich und muss entsprechend dann auch damit umgehen können, dass man AAA-Qualität erwartet. Diese wird allerdings unterm Strich nicht geboten. Weder optisch noch vom Gameplay her erfüllt es in meinen Augen ein AAA-Niveau. Der Content ist für diesen Preis ebenfalls zu gering (ein riesiges Universum alleine ist hierbei nicht ausschlaggebend, was Content betrifft, sondern was ich alles auf den Welten erleben kann - und das ist eben nicht sonderlich viel).
Zum aktuellen Stand würde ich eine positive Bewertung geben, wenn der Titel ca 30€ kosten würde. Dieser Preis wäre dem Spiel angemessen und würde auch die Qualität und den Inhalt soweit widerspiegeln.
So lange Hello Games hier nichts nachliefert in Sachen Inhalt, Bugfixes und vor allem auch Optimierung der Prozedualengine was die Vielfalt betrifft, bleiben die 60€ auch deutlich überteuert.
tl;dr
Zusammenfassung:
Ein mittelmäßiges Spiel, welches noch einen recht unfertigen Eindruck hinterlässt und mit 60€ deutlich überteuert ist. Es wurde viel versprochen und viel gehyped und nur ein Windhauch ist davon übrig geblieben. Schade drum. Es gilt nun abzuwarten, ob Hellogames in der Lage ist, noch nachzuliefern oder ob es bei einem sehr mittelmäßigen und zu teuren Spiel bleibt.
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