Beiträge von Ashanti

    Ihre Rüstung war komplett behandelt und hing nun zum Auslüften vor dem Fenster. Ashanti dagegen lag lang ausgestreckt auf dem Bett, oder wie man das nennen sollte und döste. Es war angenehm, mal von allen Verpflichtungen befreit zu sein und einfach nur dazuliegen. Nichts zu tun. Nur zu entspannen und sich einfach mal zu langweilen. Ein Luxus, den man sich im Ödland fast nie leisten konnte. Und auch hier war die Ruhe nur von kurzer Dauer. Kampfeslärm. Ashanti seufzte, setzte sich auf, schnappte sich ihr Gewehr und Munition und verließ das Haus auf der Hinterseite, wo sie sich geduckt eine etwas erhöhte Position suchte. Ein Blick nach links, Ethan und Brian unter Beschuss von den Ruinen. Kein gutes Schussfeld. Sie sah sich um. Noch wurde auf sie nicht geschossen. Dafür fiel ihr etwas anderes auf. Das Dach des Gebäudes rechts von ihr war ein leicht abwärts geneigtes Flachdach, auf das man gut klettern konnte. Sie sicherte noch einmal und kletterte dann geschickt auf das Dach. Hier war es leider ziemlich warm und ohne schützende Kleidung war es nicht gerade leicht auszuhalten, aber Ashanti hatte noch nie zu der Sorte gehört, die sich lautstark beschwerte. Stattdessen machte sie sich lang, legte das Gewehr an und betrachtete, was sie da angriff. Schwarze Rüstungen. Enklave? Wie sollten die sie denn hier finden? Nun, was auch immer. Sie griffen an und Ashanti würde sich wehren. Nachdem sie sich einen Überblick verschafft hatte, suchte sie sich das leichteste Ziel heraus. Legte an. Ihre Atmung wurde ruhig. Ihre Bewegungen erstarrten, wechselten zur Zeitlupe. Als sie sich ihres Zieles sicher war, krümmte sich ihr Zeigefinger. Langsam, langsam. Ein Ruck ging durch das Gewehr und eine Kugel fand ihr Ziel. Der Helm von einem ihrer Angreifer bekam ein kreisrundes Loch und der Mann oder die Frau sackte tot zu Boden. Leider fiel das den anderen auf, die sich nun besser deckten. Aber das war Ashanti egal. Von hier oben würde sie sie zumindest noch gut verletzen können.

    Als es an der Tür klopfte, hatte Ashanti gerade ihre Wäsche beendet und wollte sich gerade um ihre Rüstung kümmern. Sie saß auf dem Bett, hatte das Lederoberteil auf den Knien und gerade begonnen, das Leder zu behandeln. "Tür ist offen." rief sie halblaut und beugte sich wieder über das Leder. Als Ethan reinkam, fragte sie ohne aufzusehen "Was für Probleme?" Die Auswahl war ja mittlerweile recht groß, immerhin gehörte seit der letzten Nacht wohl auch die Enklave zu ihren Fans. Dank Brian. Und sie ging jede Wette ein, dass die neuen Probleme mit ihm zu tun hatten. Konnte nicht anders. Es würde sie nicht wundern, wenn sie heute wieder aufbrechen mussten. Wieder keine Nacht in Ruhe schlafen...wenn sie das Pech hatte. Sie hob den Kopf und sah Ethan an. Müde. "Wir müssen doch wohl nicht heute schon wieder weiter oder?" Sie war so müde. Nicht unbedingt körperlich. Eine Nacht in Ruhe war doch wohl nicht zu viel verlangt oder?

    So tun, als ob du noch für den Tower arbeitest, wenn das denn in deinem Sinne ist ^^
    Das wäre sehr nützlich. Uns weiterhin umbringen kannst du dir auch gerne zum Ziel setzen, das ist mir gleich. Für den Plot kommt beides aufs Gleiche raus ^^

    Wenn wir den Plot mit der Geige durch haben, hab ich schon nen neuen. Dafür wärs ganz praktisch, wenn du, hellcat, deine Kontakte zum Tenpenny Tower behalten würdest ^^
    Die werden dann ein kleines bißchen wichtig ^^

    Es war wohl unvermeidlich, dass Brian auch wieder auftauchte. Leider war er doch nicht verschwunden, im Gegenteil. Als sie ihr Gewehr in seinen Händen sah, wurden ihre Augen schmal und sie schnappte es sich ziemlich heftig. Damit riss sie es ihm aus der Hand. Routiniert prüfte sie die Waffe einmal durch, sie traute dem ehemaligem Enklavemitglied keinen Zentimeter über den Weg. Die Waffe war in Ordnung, wirklich nur repariert. Während Ethan sich ziemlich überschwänglich bei Brian bedankte, bedachte Ashanti ihn mit keinem Blick und knallte das Gewehr ziemlich heftig auf den Boden, hielt es aber noch fest. Still hörte sie Ethan zu und nickte dann nur "Wir bleiben!" sagte sie mit entschiedender Stimme. Dann stand sie auf, warf sich das Gewehr über die Schulter und schnappte sich ihre restliche Ausrüstung. Draußen würden zwar einige ziemliche Stielaugen machen, wenn sie so leicht bekleidet da rumlief, aber das war nichts, was sie störte. Immerhin gab es zwei Häuser weiter Zimmer zu mieten und Ashanti würde genau das jetzt tun. Ein Zimmer mieten, sich waschen und ihre Rüstung ausbessern. Das Leder war bereits leicht rissig und stellenweise sogar brüchig geworden. Das Wasser hatte den Schaden um ein vielfaches verschlimmert. Und da sie sich die nächste Zeit nichts neues kaufen wollte, musste jetzt eben der alte Kram repariert werden. Draußen war es, wie sie es sich gedacht hatte. Einige der Karawanenhändler waren gerade auf der Straße unterwegs und ausnahmslos alle drehten sich nach der Blondine um, die zielstrebig auf das beschriebene Haus zusteuerte.

    Die letzten Meilen waren ein einziger Horror gewesen... Ethans Verfassung hatte sich rapide verschlechtert und ihr selber ging es auch überhaupt nicht gut. Trotzdem ignorierte sie Brian noch. Von dem würde sie sich ganz schlicht und einfach nicht helfen lassen, wenn es nicht völlig unvermeidbar war. Aber endlich, endlich, kamen sie an und suchten sofort den Arzt auf. Dieser kümmerte sich sofort um Ethan und entgiftete seinen Körper, ehe er sich Ashanti zuwandte. Die Nacht hatten beide in der Krankenstation verbracht. Tief schlafend. Am nächsten Morgen fühlte sich Ashanti ausgeruht und wieder gesund. Die hohe Strahlendosis vom Vortag schien nur noch wie ein schlechter Traum. Einen Moment fragte sie sich, wo Brian steckte, aber dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit Ethan zu, der im Bett auf der anderen Seite lag und scheinbar einen Alptraum hatte. Einen ziemlich heftigen. Ashantis Augenbrauen zogen sich zusammen und sie stand auf. Gekleidet war sie nur in das bißchen Stoff, was sie Unterwäsche nannte. Das Leder hatte sie sich gestern noch von der Haut gezogen. Bevor sie das wieder anziehen konnte, musste es erst einmal behandelt werden. Sie zog sich einen Hocker heran und beugte sich über Ethan. Der Traum musste extrem heftig sein, besser, sie weckte ihn auf. "Ethan, hey Ethan! Wach auf! Ethan! Ethan, wach auf!" Endlich schlug er die Augen auf. Doch etwas erleichtert lehnte sich Ashanti zurück. "Da bist du ja wieder! Muss ein ziemlich ekliger Traum gewesen sein." stellte sie dann noch trocken fest. Mit einer Hand schob sie ein paar der blonden Strähnen nach hinten. Er war gestern wohl wirklich ziemlich weg gewesen. Auf seine Frage hin zuckte sie nur leicht mit den Schultern "Der Doc hat sich um dich gekümmert und dabei bist du wohl vollständig umgekippt. Er meinte, das wäre normal. Also hat er dich entgiftet und dann mich. Wo Brian steckt weiß ich im übrigen nicht." Sie stand auf, um die Wasserflasche, die an ihrem Bett stand, zu holen. Währenddessen warf der Doc einen Blick in das Zimmer, aber anstatt auf Ethan zu achten, blieb sein Blick an Ashanti kleben. Sie erwiderte diesen Blick nur kurz und ging dann zurück zu ihrem Hocker, um Ethan die Wasserflasche zu reichen.

    Eigentlich hätte es ganz schön weh getan. Eigentlich. Aber zum ersten Mal bewies Brian in ihren Augen so etwas wie "Anstand", indem er sie auffing. Was danach kam, erweckte eher so etwas wie Mordlust in ihr. Ihr Blick blieb kalt, sie kam nicht mal in die Verlegenheit zu erröten. Sie wirkte eher genervt. Was bei ihrer Verfassung der Vorgeschichte mit Brian auch kein Wunder war. Wohl selber von seinen Worten doch nicht mehr so ganz überzeugt, schwächte er sie sofort wieder ab und half ihr auf die Beine, um dann weiter zu gehen. Ashanti blieb noch kurz stehen, die Augen schmal vor Wut, die Faust geballt, dass das Leder leise knarrte. Und sie wusste nicht einmal warum. Im Grunde war es nur ein Kompliment, aber ausgerechnet von dem! Sie schnaubte verärgert und kletterte dann weiter. Unten angekommen stützte sie nach einem Seitenblick Ethan ein wenig. Ihr ging es zwar auch nicht gut, aber ihm wohl grad schlechter. Er zog einen Kompass zurate und erklärte den beiden anderen die ungefähre Route. Dann machten sie sich auf den Weg. Der Marsch war lang und beschwerlich und oft genug taumelten Ethan oder Ashanti oder sogar beide, aber gerade die Scharfschützin hätte sich momentan lieber selber den Arm abgebissen, als noch einmal auf Brians Hilfe angewiesen zu sein.


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    Auf einen Schlag wurde es besser. Ashanti konnte die Augen wieder öffnen und sah jedenfalls etwas. Wirklich toll war es noch nicht, aber Ethan half ihr auf die Beine und sie konnte sogar alleine stehen bleiben. Schlecht war ihr immer noch, aber ihr gesamtes Befinden war wesentlich besser. Die beiden hatten ihr wohl ein Radaway verpasst. Zwar keine Endlösung, aber für den Übergang schon mal ganz gut. Sie löste ihr Gewehr von ihrem Rücken und übergab Ethan die Geige. Ihm ging es nicht wirklich gut, aber wohl besser, als ihr vorher. Erst jetzt fiel ihr Blick auf Brian. Es musste Brian sein, sonst wäre er nicht so locker. Also wirklich Enklave, sonst könnte er wohl die Rüstung nicht nutzen. Ihre Mimik verriet nichts, als sie ihn ansah. Aber wirklich glücklich war sie immer noch nicht. Was auch immer. Der Ausgang war schnell gefunden und Ashanti sicherte ihn so gut sie konnte ab. Ihre Gedanken und Bewegungen waren immer noch träge und ihre Reflexe mies. Auch wenn sie es hasste, jetzt war sie leichte Beute. Draußen war es ruhig. Ethan schlug vor, eine Siedlung einen halben Tagesmarsch aufzusuchen, wo es einen Arzt gab. Das fand Ashantis vollste Zustimmung, immerhin ging es ihr immer noch ziemlich dreckig. Und Ethan sowieso. Da es damit zwei zu eins stand, war ihr nächstes Ziel klar. Ethan würde wohl notgedrungen vorgehen müssen, da er den Weg kannte. Ashanti folgte ihm, dann Brian, in seiner schweren Rüstung. Der Eingang der Höhle war etwas höher gelegen und so mussten sie erst einen kleinen Abhang hinunter, was nicht ganz so einfach war. Jedenfalls nicht mit so weichen Knien, wie Ashanti sie hatte. Auf der Hälfte des Weges passierte es auch, ein paar lockere Steine rutschten unter ihren Füßen weg und sie fiel nach hinten, direkt Richtung Brian.

    Ashanti nahm alles nur noch mehr oder weniger durch einen Schleier wahr. Ihr war fürchterlich übel und immer wieder zitterte sie kurz völlig unkontrolliert. Ethan war kurz nach ihr gekommen, das hatte sie durch halb geöffnete Augen gesehen, von Brian fehlte jede Spur. Vielleicht war er ertrunken, so hoffte sie einen kurzen Moment. Was mit ihr los war, war ihr klar. Sie hatte zu viel Strahlung abbekommen. Es tauchte noch eine Person auf, aber das hörte Ashanti nur. Sie hatte die Augen geschlossen. Es war Brian, der seltsamerweise rief, dass er es war und sie nicht schießen sollten. Was auch immer. Ihr Verstand nahm nicht mehr alles richtig auf und ihre Gedanken waren langsam. Als wenn sie durch zähflüssigen Morast wanderten. Irgendjemand beugte sich über sie und sagte etwas, aber sie hörte nichts. Fing nur wieder an zu zittern. Dieses Mal heftiger und länger als vorher. Dieses Zittern fühlte sich an, als wenn es ihrem Körper noch mehr Energie und Wärme entzog. Entsprechend bewegte sich ihr Kopf nur einen kleinen Deut, als sie angesprochen wurde. Eine winzige Reaktion, zu mehr war sie momentan nicht in der Lage. Ihre Hände waren eisig kalt und sie konnte nicht mehr richtig mit ihnen fühlen. Daher wusste sie nicht einmal, ob sie die Geige überhaupt noch im Arm hielt. Waren Ethan und Brian überhaupt hinter ihr hergeschwommen? Oder war sie alleine? Ihre Gedanken verzettelten sich immer mehr, wurden wirrer und sie konnte bald nicht mehr zwischen Realität und Alptraum unterscheiden. Bei alldem blieben ihre Augen einen kleinen Spalt breit geöffnet, aber ihre Lider flattern unruhig. Und immer wieder überfiel das Zittern ihren Körper.

    Hätte er das ganze nicht lautlos über die Bühne bringen können? Jetzt waren die anderen bestimmt gewarnt und sie waren in einer wesentlich besseren Position. Entsprechend murmelte sie leise und abfällig "Trottel." Ethan warf Brian seine Pistole wieder zu und Ashanti registrierte das nicht gerade begeistert. Immerhin war die Enklave hinter ihm her, warum also sollten sie ihn noch unterstützen? Die Enklave war jedenfalls clever genug, nicht weiter vorzustürmen und stattdessen sich wohl am Eingang zu verschanzen und Hilfe anzufordern. Ganz klasse. Jetzt hatte sie auch noch die Enklave auf dem Hals. Als wenn Sklavenjäger und Talon nicht wirklich völlig ausreichten... Ihre Verschanzung war jedenfalls nutzlos. Da warf Ethan eine Idee in den Raum, die zwar völlig abwegig klang, aber jedenfalls eine Flucht ermöglichen konnte. Er schlug vor, nach dem Weg der Mirelurks zu suchen. Weil irgendwie hatten die ja auch reinkommen müssen. Die Chance war zwar geschwindend gering, aber immer noch besser als hier auf die Enklave zu warten. Sterben konnten sie in beiden Fällen. Gemeinsam mit den zwei Männern machte sich Ashanti also auf den Weg zum Reaktor. Dort unten war wirklich Wasser, vermutlich eine Leitung zur Kühlung. Hier unten saßen wieder Mirelurks, aber mehr als Patronenverschwendung waren sie wie immer nicht. Der Geigerzähler tickerte wie verrückt hier unten. Ethan hielt an einer vielversprechenden Wand an und tauchte dann hinunter. Gemeinsam mit Brian stand Ashanti schweigend vor dem Loch und wartete. Die Sekunden verstrichen quälend langsam und die Scharfschützin war sich schon sicher, sich ab sofort mit Brian alleine herumschlagen zu müssen, als Ethan wieder auftauchte und von einem Gang erzählte. Also hieß es weit tauchen und vielleicht ersaufen. Aber immer noch besser, als erschossen zu werden. Obwohl ertrinken kein so schöner Tod sein sollte. Aber welcher Tod war das schon. Entsprechend nickte Ashanti und zog ein Lederband aus einer ihrer Taschen, welches sie mit den Lippen festhielt, während sie ihre restliche Mähne halbwegs zu einem Zopf formte und diesen dann band. Das Gewehr war auf ihrer Schulter sicher. Die Geige war wasserfest verpackt, das überprüfte sie noch einmal extra, ehe sie selber ins Wasser watete, ein paar Mal tief Luft holte und flach ausatmete. Dann noch einmal tief Luft holen und abwärts. Die Lichtverhältnisse waren mies. Da Ethan ganz schön lange gebraucht hatte, schwamm sie zügig vorwärts. Schon bald wurde ihre Kehle eng und ihre Lungen verlangten nach frischem Sauerstoff. Aber das war nicht ihr größtes Problem. Die Strahlung des Wassers machte ihr gewaltig zu schaffen. Ihr letztes Rad Away war schon eine Weile her. Und hier wurde sie regelrecht zugedröhnt. Die Schmerzen in ihrer Lunge blieben aber nur kurze Zeit zweitranging, immer heftiger forderten sie nach Luft. Mit kräftigen Zügen schwamm Ashanti durch das kalte Wasser und ihr wurde schlecht, von der ganzen Radioaktivität. Endlich, dort vorne. Es wurde heller. Noch einmal strengte sie sich voll an und endlich! Ihr Kopf durchbrach die Wasseroberfläche und sie schnappte keuchend nach Luft. Dabei sah sie sich hektisch um. Sie hatte hier mit einer Mirelurk Invasion gerechnet, aber nichts. Eine Höhle. Doch ziemlich entkräftet schwamm sie die letzten Züge bis zum Rand und zog sich dort aus dem Wasser. Schwach und ausgebrannt ließ sie sich zur Seite sinken und schloss die Augen. Das Wasser lief in Bächen von ihrem Körper davon. Ihr war fürchterlich schlecht. Auf einmal begann sie heftig zu zittern, was so schnell aufhörte, wie es gekommen war. Die Geige im Arm lag sie dort und wartete.

    Nicht nur Brians Kopf war hochgeruckt, als die Geräusche zu hören waren. Seine Zusammenfassung gefiel ihr nicht. Talon und Sklavenjäger waren problematisch, aber Probleme, die zu bewältigen waren. Bei der Enklave sah das schon ganz anders aus. Alleine schon wegen der Ausrüstung. Gemeinsam mit den beiden anderen zog sich Ashanti zurück. Wenn sie einen guten Platz finden würde, wäre das alles gar kein Problem. Wer ihr vor den Gewehrlauf lief war schneller tot, als er seinen Namen sagen konnte, aber das Gelände war gegen sie. Und die Tatsache, dass sie nicht alleine war. Nicht gut. Besonders, weil sie hinter Brian her zu sein schienen. Warum badete der das eigentlich nicht alleine aus? So langsam nervte Ashanti dieses ständige gejagt werden. Und es wurden immer mehr Parteien, die hinter ihnen her waren. Damit stiegen ihre Überlebenschancen nicht wirklich. Sie waren ein ganzes Stück in die Vault hinein gelaufen und hatten sich nun hinter ein paar Kisten verschanzt. Beschissene Lage. Kein vernünftiges freies Schussfeld. Die Geige lag neben Ashanti auf dem Boden, wo sie sie vorsichtig abgelegt hatte. Ihr Blick war auf Brian geheftet. Wenn er sie hier schon reinritt, dann konnte er sich gefälligst auch etwas einfallen lassen, wie sie hier wieder rauskamen. Am besten ging er gleich los und ließ sich festnageln. Dann waren sie ihn los und vielleicht damit auch die Enklave. Freundlicher war ihr Blick jedenfalls nicht geworden.

    Die Viecher kamen aus allen Ecken, sogar aus ihrem Rücken. Um die schien sich Brian zu kümmern, aber auf einmal schickte Ethan einen Schuss nach hinten los, dem ein dumpfes Plumpsen folgte. Schade. Hätte er den Mirelurk nicht gewähren lassen können? Was als nächstes kam, gefiel Ashanti nicht. Das waren Mirelurk-Jäger, wenn man da nicht anständig traf und das schnell, dann hatte man ein Problem. Ethan nahm sie gleich aufs Korn und feuerte mehrere Salven auf die Biester, aber das funktionierte nicht wirklich. Wieder zielte Ashanti lange und genau, um dann einen der Jäger zu Boden zu schicken. Den nächsten würde sie nicht schnell genug vor das Gewehr bekommen, also gab es ihre zweite Möglichkeit. Immerhin schleppte sie den Sprengstoff mit sich herum, da konnte sie ihn auch verwenden. Mit dem Warnruf "Granate" warf sie eine zu dem verbliebenen Jäger und ging dann in Deckung. Die Detonation war ziemlich heftig, aber dafür auch effektiv. Von beiden Jägern war nicht mehr viel übrig. Ashanti trug das Gewehr wieder locker auf dem Arm und machte sich hinter Ethan weiter auf den Weg Richtung Klassenzimmer. Hier waren mehrere Türen, wohl eben die Klassenzimmer. Ethan öffnete die erste Tür, während Ashanti ihn absicherte. Der Raum war bis auf ein paar Stühle leer. Aber die nächste war ein voller Erfolg. Notenständer und solche Sachen und in einer Art Vitrine oder wie man das nennen sollte, lag etwas in Plastik eingeschlagen. Ashanti öffnete die Verschlüsse. Darunter kam ein Gegenstand aus Holz zum Vorschein. Eine Geige hatte sie bisher zwar nur auf einem Bild gesehen, aber das hier musste ihr Zielobjekt sein. Mit dem behandschuhten Zeigefinger strich sie über das Holz. Fest, sehr gut. Sie warf sich ihr Gewehr über die Schulter und hob die Geige vorsichtig hoch. Sie war wirklich völlig intakt. Nach einer kurzen Inspektion schlug sie sie wieder in das Plastik ein. Es war wohl besser, wenn jemand sie direkt am Mann trug. Einen Rucksack würde sie wohl weniger haben können und war auch zu sperrig. Sie wandte sich an die beiden Männer. "Zeit zu gehen."

    Vielleicht sollte sie ihn einfach so bald wie möglich erschießen. Das würde vermutlich am wenigsten Probleme beinhalten. Vermissen würde ihn vermutlich eher weniger jemand und wer würde ihn schon hier vermuten oder finden? Genau, niemand. Und Ashanti hatte eine Sorge weniger und der Welt sogar einen Gefallen getan. Nun, was auch immer. Sie ignorierte ihn einfach und schlich mit den beiden weiter. Vor ihnen war öfters ein Scheppern zu hören, ganz leer schien die Vault also nicht zu sein. Sie folgte Ethan mit etwas Abstand und lauschte angestrengt. Zwar mehr nach hinten als nach vorne, immerhin wollte sie Brian ein wenig im Auge, beziehungsweise im Ohr behalten. Eine Treppe weiter wurde das Scheppern lauter und näherte sich ihnen. Ethan machte ihr Platz und sie nahm eine knieende Position ein, die Wange fest an das Metall ihres Gewehrs gepresst. Schussbereit. Auf Brian konnte sie jetzt nicht mehr achten, das gefiel ihr nicht. Wenn er sie so einfach lähmen konnte, würde es ihm mit ziemlicher Sicherheit auch leicht fallen, sie mit einem Handgriff zu töten oder so. Aber jetzt war erst mal etwas anderes interessant. Vor ihr in dem langen Gang bemerkte sie eine Bewegung. Ihr Zeigefinger legte sich um den Abzugshahn, verstärkte langsam den Druck. Noch zielte sie, noch hatte sie kein Angriffsziel. Den Bewegungen und der Form nach ein Mirelurk, kein besonderer Gegner. Aber da waren noch mehr Geräusche. Ihr Ziel war nah genug heran, ihr Zeigefinger krümmte sich komplett und ein Ruck ging durch Gewehr und sie, während der Mirelurk still zusammenbrach. Aber das schien seine Artgenossen auf den Plan zu rufen und sofort suchte Ashanti sich ein neues Ziel. Sie war für die Präzision verantwortlich, die beiden anderen für den Flächenangriff. Entsprechend schoss sie ruhig einen Schuss nach dem anderen.

    Dieses...verdammte...Arschloch. Egal was das für Techniken waren, sie waren abartig. Ein Schlag und sie konnte keinen Muskel mehr rühren und dann blies er ihr auch noch Zigarettenrauch ins Gesicht. Fünfundzwanzig Jahre? Na und? Eines war klar. Die Aktion hier war für sie gestorben. Sie würde die Vault verlassen und sich wieder auf eigene Faust durchschlagen. So ein Theater konnte sie nicht gebrauchen. Stradivari hin oder her, alleine war man wirklich besser dran. Mit Ethan ging es zwar ganz gut, aber er hatte auch nicht vor, diesen Brian zu verjagen, war also nicht gegen ihn. Und Ashanti war nicht bereit, weiter mit diesem Typen zu reisen. Als sie sich wieder bewegen konnte, stand sie gelassen auf, hörte sich Ethans Wutausbruch an, ignorierte Brian und wandte sich zum Gehen. Richtung Vaultausgang. Dabei warf sie die Pistole von Brian auf den Boden. Vielleicht war das hier eine einmalige Gelegenheit, aber Ashanti hatte noch nie auf so etwas wirklich Wert gelegt. Und mit diesem Brian ging sie keinen Schritt weiter. Bedauern oder dergleichen empfand Ashanti nicht, nur eine Müdigkeit, die sie immer mit sich herumtrug. Sie drehte sich nicht einmal herum, das Gewehr in der Armbeuge. Das Tor stand immer noch offen und sie passierte es. Ohne nach links und rechts zu sehen. Den kurzen Gang passierte sie ebenfalls in raschem Schritt. Aber kurz bevor sie die Vault endgültig verließ, meldeten sich ihre Sinne. Leider etwas zu spät. Rechts und links von ihr klickte es. Es waren Gewehre auf sie gerichtet. Langsam bewegte sie den Kopf erst nach rechts und dann nach links. Raider. Ganz eindeutig. Diese hatten ein paar alte Revolver auf sie gerichtet. Ashanti kochte immer noch vor Wut, die kamen ihr da gerade Recht. Die Raider dachten augenscheinlich, dass Ashanti leichte Beute wäre, aber da hatten sie sich geschnitten. Vier Raider. Zwei vor ihr, zwei neben ihr. Die beiden neben ihr standen grinsend auf und traten näher an sie heran, genau wie die beiden vor ihr. Einer von ihnen nahm ihr das Gewehr ab und grinste sie breit an. Ashanti sah ihn erst ruhig an, dann verzogen sich ihre Lippen und ihr Gesicht nahm einen bösartigen Ausdruck an. Dieser irritierte ihre Gegner, sie sahen sich verwirrt an. Keinerlei Erfahrung. Blitzschnell packte Ashanti nach links und rechts, nach den Waffenhänden und zog die beiden kräftig zu sich, sodass sie vor ihr mit den Köpfen zusammenschlugen, dann riss sie sie wieder zur Seite und trat dem ihr gegenüber seine Pistole aus der Hand. Ein rascher Schritt brachte sie an ihn heran, ihr rechter Arm umschlung seinen Hals, ein kräftiger Ruck. Es knackte. Der vierte Raider, der ihr Gewehr trug schrie auf und richtete ihre eigene Waffe gegen sie. Oder besser gesagt versuchte es. Mit der rechten entwand sie es der Frau, die linke schoss vor und schlug ihr ins Gesicht. Sie ging in die Knie. Ashanti zog ihre Pistole aus dem Halfter und richtete es auf das Gesicht der Frau. Diese sah sie aus schreckgeweiteten Augen an, schüttelte den Kopf, flehte. Ashanti drückte ab. Danach tötete sie auch die beiden anderen Raider. Zwei kurze Schüsse. Dann steckte sie die Waffe wieder weg und hob den Kopf in Richtung Vaulteingang. Gut, jetzt war sie in Stimmung und abreagiert hatte sie sich auch. Zwar wunderte sie sich kurz, woher die Raider hier her kamen, immerhin gab es in dieser Gegend Todeskrallen, aber diese Typen waren nicht gerade für ihre Intelligenz bekannt. Vielleicht sollte sie Brian auch gleich eine Kugel in den Schädel jagen. Das wäre doch mal gar keine so schlechte Idee. Sacht schüttelte sie den Kopf. Was war nur los mit ihr, so wütend wurde sie doch sonst nie? Sie hängte sich das Gewehr über die Schulter und zog ihre Pistole wieder aus dem Halfter, in ihren Augen blitzte es. Es wurde Zeit, eine Vault auseinander zu nehmen und einem Arschloch in den Arsch zu treten oder noch besser in die Kronjuwelen. Sie ging wieder zurück in die Vault, um zu den beiden aufzuschließen. Ihr Gesicht war wieder stoisch neutral, aber in ihren Augen funkelte es herausfordernd.

    Gut, die Waffe rückte er schon mal raus. Jedenfalls ein Anfang. Und dann fing er an zu reden. Der war noch schlimmer als Ethan mit seinen philosophischen Fragen. Erzählte einen von Wahrheit und Beeinflussung und dass er von der Enklave oder der Talon sein könnte und sie schon längst hätte töten können, blablabla. Die Tätowierung wies auf Enklave hin, Talon hatte er eigentlich nicht die passenden Klamotten für an, außer er war verrückt. Und das schien er sowieso zu sein. Und er wollte ihnen Tricks beibringen? Er sollte sich draußen auf weiter Ebene mal mit Ashanti anlegen, dann würde sie ihm Tricks beibringen. Aber endlich war er still und mit seinem ewig langen Vortrag am Ende. Bei Ethan schien dieses Gerede gewirkt zu haben, er bot ihm an, sie zu begleiten und auch noch die Beute mit ihnen zu teilen. Auf Ashantis Stirn bildeten sich Falten. Warum zum Henker denn das? Was sollten sie mit so einem Typen? Der viel redete ohne wirklich was zu sagen. Weil wissen tat Ashanti immer noch nichts über ihn. Eines war sicher, den musste sie im Auge behalten. Und dann noch die Sache von eben, so etwas würde sie nicht auf sich sitzen lassen. Ethan schien das für beschlossene Sache zu halten und ging weiter den Gang entlang. Ashanti trat etwas zur Seite, drehte sich in Richtung des Ganges und machte eine Kopfbewegung zu Brian, die ihm sagen sollte, dass er vor ihr zu gehen hatte. Tatsächlich bequemte sich der Herr von seiner Tonne und ging an ihr vorbei. Ashanti blickte an ihm vorbei den Weg zum Eingang der Vault hinunter, als wolle sie noch etwas prüfen. Als er neben ihr war, machte er wieder den Fehler zur falschen Seite zu blicken und Ashantis Faust schoss aus ihrer bisherigen Position nach vorne und traf ihn mit voller Wucht im Gesicht. Es reichte zwar nicht, um ihn umzuwerfen, aber seine Lippe war aufgeplatzt. Dabei beließ sie es aber nicht. Mit der Faust, mit der sie eben zugeschlagen hatte, packte sie ihn am Kragen und brachte sein Gesicht nah an ihres, damit er hören konnte, was sie zu sagen hatte. In ihren Augen funkelte es böse, ihre Stimme war leise, aber schneidend "Erstens, bin ich nicht dein "Schätzchen", zweitens, lauf mir draußen nie vors Gewehr, ich kann über ziemliche Entfernungen treffen, drittens, ich werde hinter dir gehen und wehe du versuchst etwas. Es mag Menschen mit so etwas wie Gnade im Herzen geben, ich gehöre nicht zu ihnen. Also werde ich dich einfach abknallen, wenn du Scheiße baust." Sie stieß ihn etwas von sich und machte eine ruckhafte Bewegung mit dem Kopf Richtung Gang, damit er sich in Bewegung setzte. Sie würde einige Meter hinter ihnen gehen, allzeit bereit.