Knox sieht Phils Wagen nach und reicht Jenny die Flasche und die Ration weiter. Sie nimmt sie wortlos und verstaut beides in ihrem eigenen Rucksack. Knox hat nicht das Bedürfnis über gerade erlebtes zu reden und Jenny beginnt auch kein Gespräch. Sie hofft die Sache ist gegessen, auch wenn die Chancen schlecht stehen. Zur Not wird sie sich nach Phil umsehen, er wird ihr bestimmt helfen auch wenn sie dafür ihre gesamten Einnahmen von Freedom an ihn abtreten muss. Für ihren Bruder, würde sie es tun.
Knox nickt in die Richtung des Lagers und setzt sich in Bewegung. Jenny folgt.
Schon von weitem fällt ihnen das Feuer in der Mitte des Lagers auf. Eine dicke Rauchsäule steigt unter der Autobahnbrücke empor und hüllt die unerreichbare obere Etage in undurchsichtigen Nebel. Was zum Fick, verbrennen die Typen schon wieder? Fragt sich Knox und geht ein wenig schneller. Auf halbem Weg fragt er sich, ob er es wirklich wissen will. Eigentlich will er nur Jenny heim bringen und dann zurück zum Grab gehen solang die Nacht noch anhält. Jetzt wo er weiss wo es ist, und er allein unterwegs ist, kann ihm ja egal sein was Jenny oder Phil davon halten. Aber seine Vergangenheit holt ihn wohl grade ein und das Grabräubern muss warten. Verdammter Vergangenheits-Knox.
Sie betreten das Lager und die Stimmung ist laut. Irgendeiner von der Bande trommelt auf einem mit Brahminleder bespannten, bauchigen Fass im Tackt. Viele der restlichen hier Ansässigen, tanzen um das Feuer, johlen und feiern ausgelassen. Am Wegrand sitzt Haley und reckt mit betrunkenem Blick eine Flasche gen Knox und Jenny. Die junge Frau ist Knox'... Druckablasserin. Nicht nur Knox', eigentlich von jedem hier im Lager und das wissen wohl auch alle, aber weder ihr noch sonst wem, scheint das etwas auszumachen. Sie hat eine grosse Klappe und wirkt stehts selbstbewusst. Nymphomanin und stolz drauf, oder so. Auch Jenny weiss das, hat aber noch nie ein Wort darüber verloren. Ihr ist es suspekt. Haley ist ihr suspekt. Einige der Typen hier sind wirklich nicht ansehnlich... Sie tritt einen Schritt zurück als Haley aufsteht und ein wenig benommen auf Knox zu stapft. Dieser weicht nicht, bleibt aber verwirrt. "Na mein Grosser? Da bist du ja endlich...hicks!" Oh Mann. Sie hat ihn mittlerweile darauf hin trainiert, das jedes Mal, wenn er sie sieht, er Bock kriegt. "Was läuft hier?" fragt er, die Bilder von befriedigenden Ereignissen verdrängend. "Party, Party!" grinst die Mitzwanzigerin mit den strubbligen dunkelblonden Haaren. Sie hält sich, mit der Hand die auch das Bier hält, am Riemen seines Rucksacks fest und nutzt die freie Hand um ihm die Wange zu tätscheln. "Das siehst du doch." raunt sie mit gespitzten Lippen wie zu einem Kind und lacht anschliessend. Damit sie nicht hintüber fällt, greift sie Knox' Nacken, lehnt sich eng an ihn und legt den Kopf an seinen freien Oberkörper. Ihre Augen fallen nur halbgeöffnet auf Jenny die daneben steht und alles stumm beobachtet. Jennys Blick ist eine Mischung aus Ekel, misstrauen und Verständnislosigkeit. Haley zwinkert der kleinen Schwester zu, dann schaut sie Knox wieder an. "Wir treffen uns nachher bei dir, stimmts?" sagt sie offen und fährt mit der Hand über Knox' nackte Brust hinab zum Bund der Hose. Knox ist nur halb bei der Sache, sein Blick schweift zum Feuer und sondiert die Lage. Erst als er die Hand unterhalb des Bauches spürt, greift er Haleys Hand und tritt zurück. "Wo ist Creed?" fragt er direkt. Das Jet verliert bereits wieder seine Wirkung und er merkt wie er die aktuelle Situation weniger gut verkraftet als sonst. Es macht ihn sauer, als Haley nicht direkt antwortet. Er packt sie am Kiefer und zwingt sie ihn anzusehen. "Wo ist Creed?" wiederholt er energischer. Haley grinst, trotz des, durch Knox zusammengepressten Munds. "Willst dus zu dritt tun? Hört sich versaut an." sie lacht betrunken. Knox lässt sie los und geht angesäuert weiter. Sie ruft noch etwas hinterher, wird aber von Knox ignoriert. Jenny wirft einen letzten Blick zu Haley die kurz taumelt als er sie loslässt, folgt ihm dann aber eilig ohne zurück zu schauen.
"Wooh! Da bist du ja!" Rocket kommt auf Knox zu, legt ihm einen Arm um die Schultern und führt ihn ein Stück Richtung Feuer. "Was ist hier los?" Knox steigt der Gestank von verbranntem Fleisch in die Nase. "Wo ist Creed?" fragt er direkt weiter. Rocket hebt die Flasche Rum in die Luft und hampelt zum Tackt der Trommeln herum. "Irgendwo." sagt er nach einem nachlässigen Blick in die unmittelbare Umgebung. "Komm schon." fordert er Knox zu was auch immer auf und drückt ihm anschliessend die Flasche in die Hand. "Hier nimm nen Schluck." Knox' Hand greift automatisch die Flasche. Er blickt sich nochmal um, dann wendet er sich ab und geht durch die tanzenden Leute. Einen Schluck nehmend, entfernt er sich ein wenig vom Feuer in die Richtung seines Schlafplatzes. In der anderen Hand hält er immernoch die Schaufel. Jenny folgt weiter und bleibt schliesslich schockiert hinter Knox stehen. Ihr Bruder braucht einen Moment länger, aber dann bleibt er genau so sprachlos an Ort und Stelle. Vor seinem Blechhaus und den Schlafplätzen einiger anderer, leicht vom Feuerschein beleuchtet hängen vier Leichen an Seilen um den Hals. Sie wurden an dem nutzlosen Stromkabel zwischen zwei Telefonmasten befestigt und baumeln im leichten Nachtwind. Ihre Gesichter sind leer. Knox kennt keinen von ihnen. Unter ihnen auf der einstufigen Treppe zu Knox' Haus, sitzt Creed und raucht. Er kann das Gesicht seines Bosses lesen und es veranlasst ihn zu sagen: "Du hast es so gewollt."
Knox bleit noch ein paar Sekunden sprach los, dann starrt er den Ex-Anführer an. "Das... Ich... bist du?... Was zum... Was verfickt nochmal ist das?!" ringt er nach Worten und zeigt mit der Hand, die den Rum hält, nach oben. Creed raucht seelenruhig weiter. Er wirkt absolut gelassen, doch in seiner Stimme schwingt eine gewisse 'ich-habs-dir-doch-gesagt-Tonlage mit. "Eine Karavane auf dem Weg nach Freeside. Naja.. sie war auf dem Weg." Zu Creeds Füssen stehen ein paar Kisten und Säcke in denen wohl Vorräte und Schrott gelagert sind. "Was hast du getan?" fragt Knox überflüssiger Weise, wobei er nicht meint was die Raider mit der Karavane getan haben, sondern was Creed mit der Bande getan hat. "Ich habe deinen Ruf gerettet." - "Meinen...?" Knox begreift nur schleppend. "Ich habe die grössten Unruhestifter mit rausgenommen, und ihnen gesagt dass es deine Idee war." Knox weiss, dass Creed und Rocket manchmal auf 'Raubzug' gehen, wie sie es nennen. Dabei wollte er eigentlich nie genau wissen was das bedeutet obwohl er es sich denken kann. Wenigstens haben sie nie Leichen angeschleppt. Die Dinger stinken einfach bestialisch wenn sie in der Sonne gären.
Jenny ist schockiert. Die Plünderer sind doch Raider. Sie haben sich nur zurückgehalten wegen Knox. Sie greift nach seinem Unterarm und er wendet ihr den Kopf zu ohne Creed aus den Augen zu lassen. "Das kannst du nicht zu lassen." flüstert sie mit beängstigend zitternder Stimme. Knox richtet sich wieder auf und sieht Creed sauer an. "Ich hab dir gesagt, dass sie sich langweilen." entgegnet Creed und nimmt einen weitern Zug von der Zigarette. "Und jetzt? Denken sie das ist Programm oder was?!" fährt Knox den Mann an. Er versucht zurück zu denken, an den Tag an dem er hier ankam. Er wusste dass es 'Raider' sind, war aber erstaunt darüber, dass sie keine toten Menschen zur Abschreckung an die Verteidigungsmauern gehängt oder Köpfe auf Pfähle aufgespiesst hatten. Wohl der einzige Grund der ihn trotz allem zum Bleiben veranlasst hat. Als er mit Quinn unterwegs gewesen war, hatten sie auch nie menschliche 'Souvenirs' mitgenommen. Aber jene Nomaden-Raider hatten auch keinen Platz dafür. Sie hatten Händler überfallen und sie ausgeraubt. Ein paar von ihnen hatten ihren Spass dran die Leichen auszunehmen und deren Blut im Wüstensand zu verteilen aber Knox nie. Er war damit beschäftigt das High von Quinns Tabletten zu geniessen. Er hatte das Verhalten der Anderen hingenommen, weil er das Gefühl hatte keine andere Wahl zu haben.
"Was soll ich jetzt tun? Ich will das nicht!" brüllt er Creed an und kommt näher. Dieser hebt die Schultern. "Ich hab schon immer gewusst, dass Ripo sich irrt was dich betrifft." Creeds Worte sind neutral. Stress breitet sich in Knox' Bauchgegend aus und erfüllt seinen ganzen Körper. Was jetzt? Er hat keine Lust die Leute auf 'Raubzug' zu schicken. Und wenn er sich jetzt vom Acker macht, muss er auf ziemlich viel Luxus verzichten. Aber ist es das wert? Jenny beginnt hinter ihm zu schniefen. Als er zurückblickt gibt sie sich alle Mühe nicht auszusehen als würde sie weinen und es bricht ihm das Herz. In solchen Momenten fühl er sich so unglaublich schizophren. Einerseits der moralische Teil, der Teil der in Gegenwart seiner Eltern und Familie in Greenfield grossgezogen wurde und auf der anderen Seite das Raider-Ich welches auf das alles pfeifen will, Hauptsache er fühlt sich stark, gut und/oder befriedigt.
"FUCK!" schreit er und wirft mit Wucht die Flasche auf Creed. Der hebt den Arm und wehrt sie gerade noch ab, so das sie in den Sand fällt und schluckweise ausläuft. Der Mann steht auf und überragt Knox sichtbar. Er sagt nichts. Steht nur da wie ein Bulle der darauf wartet, dass ihm jemand ein rotes Tuch vor die Nase hält. Knox achtet nicht auf ihn. Die Schaufel fällt in den Sand und er greift sich mit beiden Händen an den Kopf. Sein Atem geht wütend, schnell und stossweisse damit er nicht anfängt zu heulen. Er blickt in den Himmel, die blutenden Leichen fallen ihn sein Blickfeld und er wendet sich ab, sucht am Horizont etwas neutrales was er anstarren kann. Dabei hofft er auf einen Funken der ihm eine Idee bringt, doch sein Kopf bleibt leer. Das Trommeln und die Schreie der Anwohner bleibt im Hintergrund bestehen.
Jenny bekommt es mit der Angst zu tun. Ihre Beine wollen fliehen, doch sie bleibt wie angewurzelt an ihrem Platz. "Thomas..?" piepst sie stotternd als Knox sich eine ganze Weile nicht mehr bewegt, die Hände weiterhin in den Haaren vergraben, die Ellbogen berühren sich fast und die Augen sind geschlossen. Jenny weiss nicht was sie sagen soll. Ihr Bruder macht ihr genau so viel Angst wie die Menschen die über ihnen hängen. Creed beobachtet stumm auf der Stufe stehend.
Schliesslich ist Knox wieder so ruhig, dass er sprechen kann ohne eine zittrige Gefühlsregung in der Stimme. Er wendet sich zu Creed um und geht auf ihn zu. "Aus dem Weg!" befielt er. "Du solltest nicht überstürzt han.." - "Geh aus dem verdammten Weg!" unterbricht Knox den älteren und er folgt der Anweisung. Knox stapft zur Hütte, reisst die Tür auf und verschwindet darin. Creeds blick wendet sich zu Jenny. Sie schluckt. Dabei hat sie das Gefühl etwas sagen zu müssen, doch ehe sie das tun kann tritt Knox wieder ins Freie. In der Rechten einer der blauen Jet-Inhalatoren, sauer sieht er Creed an. "Nehmt die scheiss Leichen von da oben runter!" er zeigt zu den baumelnden Fremden. "Das kannst du jetzt vergessen." entgegnet Creed. "Alter, wer ist der verdammte Boss hier?" beruft Knox sich, doch der Ex-Anführer hebt die Schultern. "Sie die dir die Bande an. Die werden heute gar nichts mehr tun." Knox' Gesicht beginnt unkontrolliert zu zucken. Alles läuft aus dem Ruder. Wie soll er die Scheisse wieder grade biegen? Sauer, steckt er das Jet in die Tasche, greift nach dem Messer, welches in einer der tragenden Holsäulen steckt und stellt sich an den einen Telefonmast. Mit der Klinge zwischen den Zähnen macht er sich daran hinauf zu klettern. "Du solltest einfach darüber schlafen." rät Creed, doch Knox hört nicht zu. Die Scheisse hat er diesem Arschloch Creed zu verdanken. Jetzt will er keine Ratschläge mehr von diesem elenden Pisser.
An den seitlichen Metallhaken die wie als Leiter fungieren, steigt er hinauf und beginnt damit das Kabel durchzusäbeln. Jenny schaut angespannt zu, zuckt zusammen und schreit erschrocken auf, als die schweren Leichen in einem halbbogen zu Boden stürzen und im Sand liegen bleiben. Fast wären sie gegen eine der Metallhütten geprallt. Den feiernden Raidern fällt davon nichts auf. Knox reist sich beim Abstieg an einem der Haken die Haut am Schienbein auf, doch er spürt es kaum. Dabei hat er keine Ahnung was er hier macht oder was es bringt. Creed sieht zu wie der Boss wieder festen Boden unter den Füssen bekommt und schüttelt den Kopf, dann verlässt er Jenny und Knox schweigend. Erst jetzt traut Jenny sich mit Knox zu sprechen. Sie folgt ihm zu den Leichen, die er beginnt ordentlich nebeneinander hinzulegen. "Wir sollten einfach weggehen." sagt sie besorgt. Knox schweigt. Er kann hier nicht weg. Wenn er weg geht, erwarten ihn diese furchteinflössenden Entzugserscheinungen wieder, weil es dann keinen Ripo mehr gibt der ihn versorgt. Er hat das dumpfe Gefühl, dass er das nicht nochmal durchsteht, jetzt wo er sich diesen Überfluss angewöhnt hat. Er reisst eine Plane von einer der Nahegelegenen Hütten und deckt die Toten zu. Dann fährt sein Körper herunter und er lässt sich in den Sand fallen.
Sitzend starrt er ins Leere. Er hat mal Teenager an Kreuze genagelt, erwürgt und vergiftet. Es ist so viel passiert in der Zwischenzeit...
Jenny geht vor ihm in die Hocke, eine Hand auf sein gesundes Schienbein gelegt. "Lass uns verschwinden. Wir brauchen diese Leute nicht." - "Du vielleicht nicht." widerspricht Knox monoton. "Du auch nicht! Wir gehen nach... Freeside und kommen dort unter. Ich werd weiter für Freedom arbeiten und Kronkorken verdienen. Ihr ist es egal wer wem angehört. Und du... du könntest..." Knox schaut auf als Jenny nichts einfällt. Er sieht ihr in das junge, schmutzige Gesicht und die Enttäuschung über sich selbst ist gross. So gross, dass nicht mal das blaue Jet ihn davon ablenkt. Sie hat noch so viel Hoffnung in sich, es ist beneidenswert. "Lass uns einfach gehen." versucht sie es eindringlich. Hin und her gerissen bleibt Knox sitzen. Einerseits ja, würde er gern einfach gehen aber der Gedanke an die Dinge die er zurücklässt ist genau so stark. "Bitte.." Jenny meint es wirklich ernst. "Ich will hier nicht bleiben. So nah bei diesen... Leuten." Mit zusammengezogenen Brauen, sieht Knox seine Schwester traurig an. Seine Augen wandern umher, denkend kneift er sie zusammen und verzeiht den Mund fast als hätte er schmerzen. Dabei versucht er einfach nur die Fassung zu bewahren. Er muss sich entschieden. Jetzt!