Guten Tag liebe Community,
nun habe ich mich auch einmal gewagt, eine kurze FanFiction zum Fallout-Universum zu verfassen. Ich kann noch nicht sagen, in welchen Abständen ich sie fortführen werde, das ist auch etwas meiner Freizeit geschuldet und ich möchte auch erst einmal eure Reaktionen abwarten. Mich hat es doch sehr verwundert, warum niemand etwas bei den anderen Geschichten geschrieben hat, leben Texte doch nicht nur davon, dass sie gelesen werden, viel mehr leben sie davon, dass man über sie spricht, sie weiterführt und sich darüber unterhält. Erst so werden sie lebendig. Bedanken möchte ich mich auch bei allen, die mir geraten haben, die Geschichte einfach zu veröffentlichen.
Da ich schon bei diesem Thema bin: Ich möchte euch darum bitten zu schreiben, wie ihr die Geschichte findet und was euch stört, nur so kann ich mich auch verbessern, nur durch Kritik kann ich mir ein Bild machen. Zusätzlich würde mich interessieren, ob ihr meine diversen Anspielungen erkennt, die sich im Laufe der Zeit ansammeln werden, von kleineren, eher versteckten, bis hin zu welchen, die die Rahmenhandlung bilden Ich möchte euch nur darum bitten, diese in Spoiler zu packen, damit andere sie auch suchen können, wenn sie denn möchten.
Aber ich möchte euch nicht weiter mit dem Vorwort aufhalten, nachfolgend findet ihr den Prolog.
Mit freundlichen Grüßen
Sauroid
Prolog
Krieg, Krieg bleibt immer gleich.
Einst hielt ich diesen Satz, der von einigen Bewohnern einem Mantra gleich angewandt wurde, für das Geschwätz alternder Menschen, unpassend und vor allem sinnlos, war ich doch noch zu jung, den Sinn des Krieges zu begreifen. Auch hatte ich ihn niemals miterlebt, den Krieg, der unsere Welt für immer veränderte. Niemand von uns hatte das, weder ich, der noch zu jung war, geboren in einer Welt, in der die Menschheit nicht länger die Krone der Schöpfung war, noch meine Eltern, wir alle waren Kinder einer neuen Epoche. Ich hatte nur davon gelesen, von dem Tag, als Feuer vom Himmel herniederregnete und selbsternannte Propheten vom Zorn Gottes sprachen, der über die Welt gekommen war, es war die Welt meiner Ur-Ahnen, die damals unwiederbringlich verloren gegangen war, ausgelöscht durch ihre eigene Arroganz und Verblendung. Und doch war es nicht das Ende der Welt gewesen, diese wurde nur von einer Last gereinigt, die sie seit unzähligen Jahren bedrückt hatte. Es mag Jahre gedauert haben, doch die Natur hatte sich am Ende erholt, ihr Erscheinungsbild hatte sich verändert, aber hatte sie unzählige, wenn auch merkwürdig anmutende, Kreaturen, hervorgebracht, die nun um ihren Platz in der Nahrungskette rangen, zumindest wenn ich den Aufzeichnungen, auf die ich in jener Zeit zurückgreifen konnte, der Wahrheit entsprachen. Es waren bizarre Geschöpfe, die aus dem nuklearen Niederschlag hervorgegangen sind, von doppelköpfigen Kühen, bis hin zu riesigen, reptilienhaften Wesen mit Klauen, die eher an Sensen erinnerten.
Ich wurde geboren, lange nachdem die Schreie und das Klagen der Menschen, die zu jener Zeit vernichtet wurden, verhallt sind, ich wurde nach dem Untergang der menschlichen Welt geboren, nachdem, nach dem Verlust des Paradieses. Ich gehörte jedoch zu den wenigen privilegierten, die nicht im atomar verseuchten Ödland geboren wurden, ich wuchs in einer Umgebung auf, die keinen stärkeren Kontrast hätte bieten können. Ich war der Bewohner einer Vault. Doch auch in diesem behüteten Bereich hatten wir mit unseren Problemen zu kämpfen. Es herrschte eine ganz eigene Struktur, die Vault selbst erstreckte sich über mehrere Ebenen, wobei nur die obersten beiden von den Bewohnern genutzt werden durften. Auch die Räumlichkeiten unseres Aufsehers befanden sich auf der zweiten Ebene, weit abgelegen von uns. Niemand hatte ihn bisher gesehen, wenn ich den Gerüchten der alten Menschen glauben schenkte, war dies bereits der Aufseher ihrer Eltern gewesen. Doch über diese Aussagen konnte ich nur schmunzeln und gelegentlich ärgerten wir ältere Menschen mit ihren wirren Theorien. Wir glaubten nicht an Geister oder übernatürliche Phänomene. Und woher wollten sie das wissen? Der Aufseher kommunizierte nur per Lautsprecher mit ihnen. Niemand konnte es nachweisen, doch alle Bewohner unserer Vault fühlten sich bei jedem Schritt, bei jeder Tat, auch bei Streichen, die niemand mitbekam, von dem Aufseher beobachtet. Ich selbst hatte die Wände bereits nach versteckten Kameras abgesucht, aber keine gefunden. Die Gehilfen des Aufsehers, merkwürdig anmutende Typen, die keinerlei Emotionen erkennen ließen, brachten uns für persönliche Gespräche mit dem Aufseher in einen separaten Raum, dieser war Schalldicht. In dem Raum selber befand sich lediglich ein Schreibtisch mit zwei Stühlen. Auf einem saß ein Gehilfe, auf dem Anderen nahm der Vault-Bewohner Platz. Der Gehilfe stellte als nächstes einen Lautsprecher auf den Tisch, worüber der Aufseher mit dem Bewohner kommunizierte. Ich selbst hatte diese Prozedur unzählige Male über mich ergehen lassen müssen, immer dann, wenn ich mit meinen Späßen zu weit gegangen war.
Es war an meinem sechsten Geburtstag, ich kann mich an wenig erinnern, was damals in der Vault geschah, zu lange liegt diese Zeit schon zurück und zu viel ist passiert und zu viel ist verloren gegangen, doch an diesen Tag und die damit verbundenen Ereignisse, die ausgelöst wurden und sich wie eine Kettenreaktion fortsetzten, erinnere ich mich als läge es erst wenige Stunden zurück. Ich mag mich täuschen, aber ich bin davon überzeugt, dass die Schreie der Verzweiflung und die Tränen die damals geflossen sind, nicht weniger in Mark und Bein gingen als jene, die zum Untergang der Welt erschallten und geflossen sind. Zu gut ist die Erinnerung an diesen Tag. Ich saß auf dem Schoß meiner Mutter und war eigentlich noch mit Freunden verabredet, sie wollte es mir ausreden, wollte nicht, dass ich an diesem Tag wieder Unfug trieb, ich war zwar das jüngste Kind in der Vault, dennoch hatte ich sogar viele Älteren im Griff, worauf ich mächtig stolz war. Unser Aufseher hatte einen Geburtsplan entworfen, jede Familie durfte nur ein Kind haben, da unsere Heimat bereits überbevölkert war. Niemand traute sich zu fragen, was die Konsequenzen waren, zu groß war das Spektrum möglicher, Alpträume bescherender, Antworten. In der Vergangenheit, vor der Geburt meiner Eltern, hatten Pioniere versucht die Vault zu vergrößern, gegen die Anweisungen des Aufsehers. Man hatte die Wanddichtung entfernt und eine kleine Höhle gegraben. Das Unterfangen dauerte lange und war für die Beteiligten, sowohl Frauen, als auch Männer, schweißtreibend und anstrengend. Das Unterfangen dauerte mehrere Wochen an und einige Träumten bereits davon, einen zweiten Ausgang zu schaffen, denn der Aufseher verbot es jeder und jedem, sich der Tür zum Ödland auch nur zu nähern. Einige hatten es dennoch gewagt, bereits zu Beginn, als die Vault gerade erst in Betrieb genommen wurde. Von der Ferne sahen andere Bewohner ihrem Freund, Familienangehörigen, Bekannten, nach. Doch er kam nicht weit, die Stimme des Aufsehers ertönte mehrmals, als die Person keine Anstalten machte, das Vorhaben abzubrechen, nahmen die Gehilfen ihn in Gewahrsam, laut meinen Aufzeichnungen war dies das letzte Mal, dass man die Person gesehen hat. Niemand wusste, was mir ihr geschah. Dies führte zum ersten Aufstand, einen Aufstand, den der Aufseher kurz und blutig niederschlug, seine Gehilfen nahmen alle gefangen, die sich wiedersetzten und brachten sie an einen unbekannten Ort. Der zweite Aufstand war die Folge der Grabungen. Zunächst wurden die die Arbeiterinnen und Arbeiter krank, fühlten sich unwohl und schon bald erschien ein Gehilfe in einem Schutzanzug und führte eine Überprüfung der Strahlung durch. Zum Entsetzen aller schlug der Geigerzähler aus und führte zu einer Evakuierung und Verkleinerung der bewohnbaren Vault. Einige vermuteten ein Komplett, eine Verschwörung des Aufsehers, der davon gewusst hatte, ihnen jedoch diese Information vorenthielt. Böse Zungen behaupteten gar, der Aufseher habe nachträglich etwas Radioaktives zur Ausgrabungsstätte gebracht, um einen Grund zu haben, die Bewohner zu bestrafen. Wie schon Ewigkeiten zuvor, wiederholte sich das blutige Schauspiel von Aufstand und Niederlage.
Interessant war ebenfalls, dass wir trotz der Überbevölkerung keinen Mangel an Vorräten hatten. Der Aufseher versorgte uns mit allem, was wir zum Leben benötigten. So blieb unsere Vorratskammer stets gefüllt. Einige vermuteten sogar, dass der Aufseher keine Vorräte für sich benötigte, am Ende gab es jedoch keine Erklärung. Mir bereitete es jedes Mal ein ungutes Gefühl, wenn ich mit dem Aufseher sprechen musste. Auf der einen Seite wirkte er kaum menschlich, in seiner Stimme fehlte, wie in denen der Gehilfen, jegliche Emotion und er bestrafte ein Fehlverhalten stets hart. Ich wollte so schnell wie möglich zu meinem Freunden, um mit ihnen zu spielen, war jedoch noch an meine Mutter gefesselt. Mein Vater saß uns auf einem Stuhl gegenüber und schaute uns zu, als mit einem Mal die Tür aufgerissen wurde. Zunächst erkannte ich nur eine Schemenhafte Gestalt, das Licht, das von draußen eindrang, blendete uns, befand sich unser Zimmer doch zuvor in einem Dämmerlicht. Ich brauchte einige Sekunden, um festzustellen, dass sich uns ein Gehilfe näherte. Er sprach zu meinen Eltern, forderte sie auf, mich freizugeben, damit ich den Gehilfen begleiten konnte. Meine Eltern tauschten Blicke, ich konnte das Misstrauen in ihren Augen erkennen, doch ich machte mir da weniger Sorgen. Es war vermutlich etwas passiert, eines der Kinder hatte etwas angestellt und die alten Damen und Herren hatten nun mich beschuldigt. Nun wollte der Aufseher mit mir sprechen, ich ging davon aus, dass ich das Problem mit Leichtigkeit aus der Welt schaffen konnte. Ich bemerkte, wie meine Mutter mich mit ihren Händen fester umklammerte, der Gehilfe schritt auf sie zu und packte mich am Arm, ein zweiter Gehilfe stand bereits im Türrahmen. Meine Mutter sah ein, dass sie sich dem Willen des Aufsehers zu beugen hatte und gab mich frei. Der Gehilfe schubste mich grob an und trieb mich zur Tür. Ich drehte mich mehrmals um, versuchte noch einen Blick auf meine Eltern zu werfen, doch das ganze ging zu schnell. Kaum hatten wir unsere Wohnung, auch wenn diese eigentlich nicht mehr als eine Baracke war, bestehend auf fünf Zimmern, allesamt spärlich eingerichtet und möbliert, verlassen, schloss der hinzugekommene Gehilfe die Tür und verwehrte so meinen Eltern die Möglichkeit, uns zu folgen. Ich war guter Dinge, die Situation schnellstens aufklären zu können und dann später noch mit meinen Freunden etwas machen zu können, doch nach wenigen Metern sah ich einen dieser Freunde, es war Alan, ebenfalls begleitet von einem Gehilfen. Hier wurde mir das erste Mal mulmig und mir kam der Verdacht auf, dass doch etwas nicht stimmte. Wir folgten dem Verlauf mehrerer verwinkelter Gänge und weder Alan noch ich konnten sagen, wo wir uns befanden. Als Kinder hatten wir immer nahe der Siedlung zu bleiben. Natürlich schlichen wir uns hin und wieder davon, jedoch nie allzu weit, als dass wir nicht mehr nach Hause finden würden und in diesem Teil waren wir noch nie. Die Gehilfen gingen schnellen Schrittes auf eine Wand zu, wir dachten schon, sie würden dagegen laufen, doch im letzten Augenblick gab es ein Zischen, gefolgt von einem knacken und die Wand glitt nach oben. Noch während wir hindurchgingen, glitt die Tür wieder zu und verwehrte uns den einzigen Fluchtweg. Im Raum dahinter sahen wir andere Kinder, alle in unserem Alter. Verwirrt sah ich in ratlose, ängstliche Gesichter, die alle nur noch zu ihren Eltern oder Verwandten wollten. Mir verging die Lust am Spielen, auch ich wollte nur noch zurück. Ein Ruck ging durch den Raum, der Boden unter unseren Füßen erzitterte. Einige schrien, ein Mädchen nehmen mir wimmerte nur leise, auch mir wurde anders. Kurze Zeit befanden wir uns in völliger Dunkelheit, eine ein erneutes Beben den Boden durchlief, anschließend glitt die Tür vor uns auf und wir fanden uns in einer großen Halle wieder. Die Gehilfen drängten uns zum Ausstieg, erst langsam dämmerte mir, dass wir uns in einem Aufzug befunden hatten, wir waren also immer noch in er Vault, aber weshalb hatte man uns hierher gebracht? Und vor allem: Wann konnten wir wieder zurück? Wir, ich denke, dass mir alle anderen Kinder zustimmen würden, hätte ich sie in diesem Moment gefragt, fühlten uns verloren und Hilflos, doch das Schlimmste lang noch vor uns.
Von Angst getrieben verließen wir den Aufzug und stellten uns als unkoordinierte Gruppe in die Mitte der riesigen Halle. Ich war zu aufgeregt um mir die Frage zu stellen, weshalb dieser Raum kein Teil der uns bekannten Vault war, denn man hätte hiermit sämtliche Probleme lösen können. Noch hing ich meinen Gedanken nach, als eine Stimme ertönte, eine Stimme, die uns allen nur allzu gut vertraut war und die mir die Haare zu Berge stehen ließen. Sie begrüßte uns und wies die Gehilfen an, dafür zu sorgen, dass wir uns in zehner Reihen aufstellten. Die Gehilfen wiesen uns an, der Aufforderung nachzukommen, sie schrien uns an und brachen jeden Widerstand. Es dauerte etwas, aber wir kamen der Aufforderung nach, ich stand in einer der letzten Reihen und konnte mir so gut einen Überblick verschaffen. Neben mir befanden sich rund dreißig Kinder in der Halle. Der Aufseher gab uns eine kurze Instruktion durch, die Gehilfen verteilten Brillen, die wir aufzusetzen hatten. Dazu gab es Kleidung, die wir uns vor den Augen aller anziehen mussten. Den Scharm, den ich dabei empfand, mich vor den anderen Kindern umzuziehen, ist unbeschreiblich. Als ich mir anschließend jedoch die Brille über den Kopf zog, war ich sehr verwundert, denn ich sah alles wie zuvor, es gab keinen Unterschied, nicht einmal über eine Stärke verfügte die Brille, somit war sie als Lese- und Sehhilfe ungeeignet. Ein Signal ertönte und eine Tür zu unserer Rechten glitt auf, durch die die meisten Aufseher gingen, nur einer blieb zurück, er stand vor uns und beobachtete uns. Ich atmete ein und aus und versuchte meine Nervosität herunterzuschlucken. Unwillkürlich ballte ich meine Hände zu Fäusten und versuchte mir zu überlegen, wie ich am besten entkommen konnte. Doch mit einem Mal ertönten Alarmsirenen und grelles Licht flackerte auf und erlosch. Eine Tür glitt auf, der Aufseher trieb uns zur Flucht an. Von Panik gebackt rannten wir auf die Tür zu und fanden uns zu unserer Überraschung in einem Dschungel wieder. Ich war zu erstaunt um reagieren zu können. Der Boden unter mir fühlte sich weich an, ich nahm einen Geruch war, den ich nicht beschreiben kann, zu fremdartig, unwirklich, erschien er mir. Die Bäume ragten in die Höhe, schaute ich nach oben, konnte ich den nachtschwarzen Himmel erkennen und Sterne, die aus der Ferne leuchteten. Ich hatte in Büchern davon gelesen, meine Eltern hatten mir aus Erzählungen berichtet, aber dies alles stammte aus einer Welt, die so nicht mehr existierte. Ich war mir diesem Umstand bewusst, als ich mich dort nun wiederfand, aber ich war zu erstaunt, um nur irgendetwas davon in Frage stellen zu können. Sah ich zu den anderen Kindern herüber, konnte ich sehen, dass es ihnen ähnlich wie mir erging. Wir verließen unsere Formation und teilten uns auf, gingen um die Bäume herum und betasteten diese durch unsere behandschuhten Hände. Stücke knackten unter unseren Schritten und der Wind fuhr uns in das Gesicht und ließ uns frösteln. Der Alarm war im anderen Raum zurückgeblieben. Ich hörte erste Seufzer, ein erstes kichern, das Mädchen, das vorhin noch leise gewimmert hatte, lachte jetzt ausgelassen und ließ sich auf den Waldboden fallen. Doch ihr Lachen erstarb, die Freude der anderen Kinder hörte ebenfalls auf, als etwas Schweres den Boden erzittern ließ. Sekunden verstrichen, der Gehilfe hatte uns bisher nur unbeteiligt gemustert. Doch nun wandte auch er sich um, ein erneuter Schritt, dann ein markerschütterndes, alles in besitznehmendes Brüllen, so laut, dass einige Kinder sich die Hände auf ihre Ohren pressten. Der Gehilfe gab uns ein Zeichen zum ruhig sein, löste etwas aus, woraufhin Waffen vor unseren Füßen auftauchten. Auftauchten ist das richtige Wort, sie kamen nicht vom Himmel oder aus der Erde, es schien, als wären sie plötzlich dagewesen und hätten schon immer vor unseren Füßen gelegen. Ich war einer der Ersten, die die Waffe vorsichtig und zögernd aufnahm, andere waren noch immer zu erstaunt von all den Entwicklungen des Tages. Die Schritte kamen näher, der Gehilfe hatte den Ursprung ausfindig machen können, er ging links von uns auf den Ursprung zu Doch mit einem Mal fiel ein Baum um und der Gehilfe konnte nur in letzter Sekunde zur Seite springen. Dahinter kam ein Ungetüm zum Vorschein, das allen Anwesenden lebenslange Albträume bereiten würde. Das Monster war mehrere Meter hoch und hatte Klauen, länger als ein Mensch. Diese ließ er nun auf den Gehilfen niedersausen und durchbohrte diesen, der nur Tatenlos zugesehen hatte. Er schrie vor Schmerz und wurde empor gehoben. Das Ungetüm schüttelte ihn ab wie ein lästiges Insekt und kümmerte sich nicht mehr um die sterblichen Überreste des Aufsehers, stattdessen begann es, direkt uns Kinder anzugreifen. Panisch schreiend stoben wir auseinander, dabei fielen einige zu Boden, andere wurden unter dem Gewicht des Untieres zerquetscht und starben auf der Stelle. Doch wir, die Überlebenden mussten uns etwas einfallen lasse. Ich hörte Schüsse, vereinzelt noch, doch schlossen sich stetig mehr an. Schmerz schien dem Wesen fremd zu sein, es wandte sich der Stelle zu und ließ seinen schweren Schwanz auf die Angreifer niedersausen. Als der Staub sich gelegt hatte, sah ich weitere Tote. Wir wurden immer weniger, es waren kaum noch Kinder am Leben und nun wandte sich das Wesen mir zu. Ich hob die Waffe und schoss, leerte das gesamte Magazin, auch wenn ich vorher noch nie geschossen hatte, war dies seltsam einfach, fast schon zu einfach. Doch es schien überhaupt keine Notiz von den Projektilen zu nehmen und kam mir immer näher. Ich versuchte noch auszuweichen, doch ich spürte einen Stich in der Seite und als ich den Kopf umwandte, sah ich, wie eine der großen Klauen mich durchbohrte. Der rote Lebenssaft floss der aus der Wunde und ich hörte noch einen Schrei, ehe langsam alles begann schwarz zu werden. Ein Ruck erfasste meinen Körper, als das Ding seine Klaue aus meinem Körper zog, um weitertöten zu können. Ich ging zu Boden und die Welt wurde still.
Doch dies war nicht das Ende und ich war schon beinahe überrascht, als ich kurz darauf in einem großen Saal erwachte. Ich lag auf dem Boden, genauso wie die anderen Kinder. Wir alle schauten uns ungläubig um und konnten nicht fassen, dass wir noch am Leben waren. Hatten wir uns das alles bloß eingebildet? Vorsichtig und mit zittrigen Fingern betastete ich die Stelle, an der mich die sensenartigen Klauen aufgespießt hatten. Doch statt des zu erwartenden Loches stießen meine Finger lediglich auf eine Gummilegierung. Wie war das möglich? Ein Gehilfe trat zu uns und aus den Lautsprechern drang die Stimme des Aufsehers. Er gratulierte uns, zum Abschluss unserer ersten Testeinheit. Nach dem wir zu Abend gegessen hatten, würden wir unsere Zimmer beziehen, der kommende Tag würde unsere ganze Kraft kosten. Nachdem der Aufseher verstummt war, wurden wir von den Gehilfen auf das Äußerste für unser miserables Verhalten getadelt und ohne Essen auf unsere Zimmer geschickt. Wir bekamen einzelne Zimmer und schliefen Tür an Tür, jedoch waren die Räume, wie schon der Besprechungsraum, schalldicht, so dass wir nicht miteinander kommunizieren konnten. Ich legte meine Ausrüstung ab und schlüpfte, hungrig, müde und verstört, in die mir zur Verfügung gestellte Kleidung. Anschließend ging ich in das Bett, im Gegensatz zu meinem bisherigen, war dies hart und unangenehm, es war eher eine Pritsche. So dauerte es lange bis ich endlich einschlief. Die Träume, die mich heimsuchten waren fürchterlich verstörend und wirr. Gerade hatte ich das Gefühl, in einen tiefen Abgrund zu stürzen, als Sirenen mich aus dem Schlaf rissen. Schrill und lärmend dröhnte sie in meinem Raum, eine Stimme aus dem Lautsprecher forderte uns dazu auf, unverzüglich aufzustehen, in weniger als fünf Minuten mussten wir bereit stehen. Ich beeilte mich so schnell ich nur konnte, da ich über keine Uhr verfügte, wie alle anderen, konnte ich die Zeit nur abschätzen, doch es kam mir weit weniger als fünf Minuten vor, als plötzlich meine Tür entriegelt wurde und aufglitt. Der Gehilfe trat herein und musterte mein Zimmer. Er sah das ungemachte Bett und mich, wie ich gerade die Brille überstülpte. So verging eine gefühlte Ewigkeit in der nichts geschah. Dann trat er einen Schritt auf mich zu und schlug mir ins Gesicht. Ich viel rücklings zu Boden und wandte mich vor Schmerz und Schmach. Er brüllte mich an, fragte, wie ich gedenken würde, zu überleben. Verspottete die Erziehung meiner Eltern und säte in mir den Samen des Hasses. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, was hass war, ich hatte meine Eltern oft danach gefragt, aber die Antwort war ihnen schwer gefallen. In dem Moment, in dem ich auf dem Boden lag und an all das dachte, was ich binnen eines Tages durchmachen musste, fand ich endlich eine Definition für mich. Vielleicht war es genau der Hass, der mich antrieb, aber als der Gehilfe über mir stand und mich anschrie, stand ich auf und schenkte ihm keinerlei Beachtung. Ich ging zu meinem Bett und vollendete mein Werk. Anschließend ließ ich ihn stehen und marschierte aus dem Zimmer. Unterwegs sah ich offene Türen und Kinder, die ebenfalls auf dem Boden lagen. Ein Gehilfe wies uns den Weg zur Kantine. Dort angekommen, saßen nur wenige Kinder am Tisch, den Meisten war es wohl ergangen wie mir. Schweigend nahm ich mir ein Tablett und bediente mich an dem Essen, das uns von einem Gehilfen serviert wurde. Ich nahm neben anderen Kindern Platz und stocherte nur lustlos im Essen herum. Ich sah mich unauffällig um und bemerkte, dass Alan noch nicht da war, also beschloss ich, das Essen stehen zu lassen und ihn zu suchen. So erhob ich mich, die Kinder warfen mir nervöse Blicke zu, die mich zu warnen schienen, der Gehilfe, der das Essen verteilte schien mich kaum wahrzunehmen, dennoch hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war nicht anders als bei seinen Eltern, auch dort hatte der Aufseher jeden Schritt, jede Handlung überwacht. Ich erhob das Kinn, hoffe, dass ich möglichst selbstsicher wirkte, selbstsicherer, als ich in Wirklichkeit fühlte und durchquerte den Raum. Ich ging auf einen Korridor zu, aber wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann wusste ich nicht einmal, wo ich anfangen sollte zu suchen. Mittlerweile waren sämtliche Türen offen und überall standen Gehilfen, die die Kinder traktierten und erniedrigten. Ich ging weiter und blieb vor einer Tür stehen. Dort befand sich wieder das Mädchen, dies war bereits das dritte Mal, dass ich ihr über den Weg lief. Sie lag am Boden, unter ihr breitete sich eine Blutlache aus. Ohne nachzudenken stürmte ich in das Zimmer und griff den Gehilfen an. Wie konnte er es wagen, Kinder zu verletzen? Sie rührte sich nicht, für eine Sekunde befürchtete ich fast, sie sei tot, doch dann hörte ich ihr leichtes Stöhnen. Der Gehilfe wandte sich mir zu, ehe ich ihn erreicht hatte. Die Verwunderung darüber überdeckte meinen Zorn und ich blieb kurz stehen. Hätte der Aufseher in dem Moment nicht eingegriffen, hätte ich womöglich ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Doch seine Stimme ertönte und forderte den Gehilfen dazu auf, innezuhalten. Dieser ging nach wenigen Worten des Aufsehers an mir vorbei durch die Tür und verschwand aus meinem Blickfeld. Noch immer verwundert half ich dem Mädchen auf und sah, dass sie eine Platzwunde am Kopf hatte, nicht nur der Boden, auch ihr Bett war voller Blut. Der Aufseher forderte uns auf, in die Kantine zu gehen, ein Gehilfe würde sich um das Blut kümmern. So half ich ihr und gemeinsam erreichten wir die Kantine. Zu meiner großen Erleichterung sah ich, dass Alan bereits auf mich wartete. Mittlerweile waren fast alle Kinder anwesend. Alan hatte neben sich einen Platz für mich freigehalten, ich ging darauf zu und ließ das Mädchen zu seiner Verwunderung auf den Platz sinken. Doch als er ihren Zustand bemerkte, verwandelte sich seine Verwunderung in entsetzen. Ich stand hinter den beiden und überlegte, was ich nun tun sollte, als abermals der Aufseher seine Stimme erhob. Er verkündete, dass heute das reguläre Training beginnen sollte und wir dazu in drei Gruppen aufgeteilt würden. Nacheinander las er die Namen der verschiedenen Kinder vor, die Meisten waren mir unbekannt. Es gab die Gruppe Alpha, Bravo und Charlie, jede Gruppe umfasste ungefähr zehn Kinder. Zu meinem Entsetzen wurden Alan und das Mädchen in Gruppe Bravo eingeteilt, ich hingegen kam nach Charlie. Ohne groß über meine Handlung und über die daraus resultierenden Konsequenzen nachzudenken, erhob ich meine Stimme und bat darum, mit meinen Freunden in eine Einheit zu kommen. Sekunden verstrichen, ich spürte, wie alle den Atem anhielten. Doch dann stimmte mir der Aufseher zu und verlegte einen anderen Jungen nach Charlie. Dieser warf mir einen zornigen Blick zu und mir wurde bewusst, dass ich mir möglicherweise einen Feind gemacht hatte.
Der Aufseher wies uns Gehilfen zu, die uns unseren Stundenplan mitteilen würden. Es gab ein rotierendes System und die Einheit Bravo würde den Tag mit einem Unterricht beginnen. Die Fächer, die wir hatten waren Geschichte, Mathematik, Deutsch und Philosophie. In Geschichte begannen wir über große Kriege zu sprechen, es wurde eine erste Grundlage gelegt. Nach vielen ermüdenden Stunden standen praktische Aufgaben auf dem Plan. Im Gegensatz zum gestrigen Tag hatten wir die Möglichkeit, uns vorher ein wenig auszurüsten und auf den Einsatz vorzubereiten. Uns wurde die Funktionsweise der Brille und unserer Anzüge erklärt. Bei der Brille sollte es sich um eine sogenannte AR-Brille, Augment Reality, handeln, die die wirkliche Welt mit einem gewünschten Szenario überschattet. Wir hatten also recht damit gehabt, dass sich alles künstlich und falsch angefühlt hat. Die Anzüge die wir trugen waren mit Sensoren ausgestattet, diese arbeiteten mit der Brille zusammen und halfen, eine fast perfekte Simulation zu erschaffen. Deshalb hatten wir Bäume berühren und Schmerzen empfinden können. Die Anzüge waren darauf programmiert, Partitionen, die in der Simulation verwundet wurden, zu versteifen und den Träger im Falle eines Todes zu betäuben, so wurde uns vorgegaukelt, es würde jemand sterben. Aber es wurde nicht erwähnt, was mit dem Gehilfen geschah, der von der Todesklaue, so hieß das reptilienartige Wesen, das uns gestern attackiert hatte, angegriffen, aufgespießt, in der Luft zerrissen und weggeschleudert wurde. Doch für solche Gedanken wurde uns keine Zeit gelassen, denn schon ertönte erneut der Alarm und wir mussten in Gefechtsbereitschaft gehen. Wir wählten eine Waffe aus und betraten eine simulierte Umgebung. Alles wirkte wieder so echt und versetzte uns ins Staunen. Im Gegensatz zum letzten Mal blieben wir in unserer Formation und gingen, mit der Waffe im Anschlag, durch die Umgebung. Jedes Knacken und Rascheln ließ uns zusammenzucken. Wir wussten nun, dass es nicht um unser Leben ging, aber die unfreiwillige Betäubung wollte ebenfalls niemand freiwillig. Das Mädchen ging zu meiner Linken und Alan zu meiner Rechten. Es zischte mir einen Dank zu und verriet mir, dass es Jasmin hieße. Ich nickte nur knapp und erwiderte meinen Namen. Damit war das Gespräch beendet, denn erneut ertönte ein Ton, so fremdartig, wie aus einer anderen Zeit. Der Boden begann zu beben. Wir überlegten uns fieberhaft eine Taktik, mir fiel jedoch nichts ein und wieder musste ich hilflos zusehen, wie das Ungetüm aus dem Wald stürmte. Zu meiner Verwunderung rannte eines der Kinder, das ich vorher noch nicht bemerkt hatte, auf die Todesklaue zu. Wie der Gehilfe am Tage zuvor, wurde es hochgehoben und vor unseren Augen zerrissen, das Blut tropfe auf den Boden, alles sah so real aus, wir fühlten die Angst, auch mit dem Wissen, dass alles nur eine Simulation war. Ein Kind nach dem Anderen fiel, auch ich wurde erneut zu Boden gedrückt und erwachte, wie zuvor, auf einem kalten, harten, Metallboden. Und wieder tadelte uns der Gehilfe des Aufsehers.