Also dieser Thread hier gefällt mir . Beruhigt es mich doch ungemein, dass sich in meinem 44 Jahre alten Gehirnskasten doch keine ominösen und überzogenen Erwartungen oder Wünsche eingenistet haben, sondern dass viele das Gleiche denken. Ich hatte diesen Thread nicht gelesen, da ich mich selber nicht spoilern wollte, habe dies aber in den letzten Stunden nachgeholt (ich bin zwar jetzt gespoilert, was die möglichen Enden angeht, aber genau diese Enden habe ich mittlerweile erwartet). Also eher weniger Spoiler, mehr Bestätigung.
Aber es ist nicht die Main-Story, die mich enttäuscht. Es ist eine Monotonie vorhanden, die kein Rollenspiel-Feeling aufkommen lässt (zumindest bei mir nicht). Meinen ersten Skyrim Character hatte ich so dermaßen ins Herz geschlossen, dass ich nicht wollte, das er inGame stirbt. Klar steht der nach dem Ladescreen wieder in seiner ganzen Pracht da, aber ich wollte dies meinem Pixel-Männecken ersparen. Also wenn es irgendwo zu hart wurde, habe ich die Flucht mittels einer sehr schnellen, sich wiederholenden Beinbewegung (Sprint) eingeleitet, habe den Kopf eingeschaltet und es anders oder später erneut versucht.
Dieses Feeling will nicht aufkommen, nein, es kommt dieses Soap-Feeling auf (COD lässt grüßen). Diese Vater-Sohn Geschichte, die Suche nach dem Sohn, hörte schlagartig auf, als mein Charcter das erste mal in einem Dialog erwähnte, das Shaun 1 Jahr alt sei. PENG! Schoß es mit durch den Kopf -> woher weiß ich das? Dieses Peng hat meine Spielweise komplett geändert. Da kann keiner was für, noch nicht mal Bethesda. Ich hörte sofort auf, diese Quest weiter zu verfolgen und machte mich an Nebenaufgaben, Siedlungsbau und so weiter, weil ich irgendwie wußte, dass diese Suche fruchtlos sein wird. Das Wo und Wie wußte ich nicht, aber hey, wer ist der Hauptakteur? Richtig! Ich! Ich bin der, um den es geht, nicht mein Sohn! Als ich das erstmal realisiert hatte, habe ich diesen Teil des Spiels als mehr oder weniger unwichtig deklariert. Als ich ihn dann im Institut fand, fand ich auch die Bestätigung dafür. In die Luft habe ich sie nicht gejagt (dazu kam ich nicht mehr, weil ich meine Saves versaubeutelt habe), aber egal.
Es ist nicht die Main-Story, die das Spiel ausmacht, sondern die unzähligen kleinen Nebenstorys. Diese sind es, die deinen Character definieren. Bist du mehr ein Raidertyp? Oder ein Ritter in goldener Rüstung? Ein Egoist? Hmm, keine Ahnung, die Zeit und deine Entscheidungen werden zeigen, wer du bist. Zumindest in anderen Spielen. In Fallout4 nicht. Ich habe das Gefühl, ich bin der Ritter. Egal, was ich tue, ich bin der Ritter. Selbst als kanibalistischer, SuperMutanten-Allesfresser werde ich am Ende doch irgendwie der Ritter in goldener Rüstung sein. Selbst als der Knopfdrücker des Atombombensprengkopfes, werde ich am Ende der Ritter sein, irgendwie.
Auch egal, das kriege ich geregelt. Mein nächster Char wird ein einsamer Wanderer. Ich überspringe das Intro, blende es im Kopf aus so gut es geht. Nora ist meine Schwester, nicht meine Frau. Ich habe sie das erste Mal seit Jahren gesehen, festgestellt, dass sie einen Sohn hatte, der entführt werden wird. Und ich versuche, jede Art der Kommunikation bezüglich des Sohnes zu ignorieren (genau so, wie ich auch Preston als männlicher Character nicht anflirten werde, da kann der mir noch so schön schwatzen mit Artillerie und so )Sanctuary und Concord werde ich zu Beginn umgehen, wenn möglich.
Man, dieser Text wird schon wieder lang. Ja, ich plane schon wieder einen neuen Anfang. Mein 2ter Beginn war mehr oder weniger wie mein erster (versaubeutelter) Durchgang, aber das kenne ich ja schon. Also nochmal Neu. Wäre ja wohl gelacht, wenn ich da kein Rollenspiel, welches mir in den Kram passt, reingeschossen bekomme (schließlich passe ich auch in einen L-Pullover, auch wenn ich 3XL bräuchte ).
Es sind andere Dinge, die mich mehr stören. Waffen und das Modden dieser Waffen. Gleiches gilt für Rüstungen aller Art (auch Power-Rüstungen). Eigentlich für Alles! Auch den Siedlungsbau. Viel zu einfach, viel zu simpel. Ich brauche mir niemals wirklich Sorgen um Ressourcen zu machen, es ist immer alles da in mehr als ausreichender Form. Beim Siedlungsbau hindert ein Baulimit in der Höhe und eine grüne Begrenzung in der Breite+Länge. Nicht etwa ein Materialengpass nach einem Atomkrieg. Nein, ich habe nach Sanctuary und der RedRocket-Tanke mehrere 1000 Einheiten Stahl, Holz und Gummi, ausreichend Aluminium etc... Ich muß nicht mal einen Hochofen bauen, nein, sowas habe ich immer dabei, im Buchsensack. Ich kann Pseudo Karawanen durch die Lande ziehen lassen, die transportieren aber nicht wirklich was. Das Zeug ist instantan am Bestimmungsort. Wird so eine Karawane überfallen und zerstört, schicke ich halt eine Neue los. Sollte ich Material beim Verlust der ersten Karawane verloren haben, so fiel mir das nicht auf. Auch der Karawanenführer war nicht tot oder sowas. Oder doch? Keine Ahnung, interessiert mich aber auch nicht. Sind ja noch genug andere da, die eine Karawane bemannen können. Unterm Strich: Es ist mir Sch..egal, ob eine Karawane ankommt oder nicht. Diese Karawanen sind ein total sinnloses Feature. Ich müßte eine Karawane losschicken, der ich sagen muß, was sie transportieren soll. Einen 'Lieferschein' schreiben oder sowas ähnliches. Und wenn die nicht ankommt, ist das Zeug verloren! Am besten verbunden mit einem zeitlich begrenzten Quest, das Zeug zurück zu holen und das Karawanenpersonal zu retten. Tue ich das nicht, muß ich mir für eine neue Karawane was einfallen lassen. Z.Bsp.: Karawane kostet mich Korken. 100 Korken, damit der Siedler überhaupt loszieht. Will der Siedler haben als seine Provision dafür, das er seinen Arsch riskiert. Karawane verloren und ich tue nichts, will der nächste Siedler 1000 Korken. Und spätestens, wenn ich Material woanders brauche und eine Karawane mich 10000 Korken kostet, mache ich mir Gedanken darüber.
Das vor allen Dingen fehlt mir: Konsequenz innerhalb der Spielwelt! Wieder das Beispiel der Karawanen. Ab einer gewissen Ignoranz meinerseits sollte ich den Ruf haben, mich nicht um meine Leute kümmern zu wollen. Und das sollte Konsequenzen haben. Raider sollten mich z.Bsp. nicht direkt angreifen, sondern für ihre Sache gewinnen wollen, wenn ich mich dementsprechend verhalte. Wieder mal nach Skyrim schielen: Ich hatte in einem Spiel das gesamte Himmelsrand gegen mich aufgebracht! Eigentlich hätte Alduin einen Altar für mich bauen müssen, aber der hat ja keine Daumen .
Sowas hätte ich gewollt. Und technisch ist das auch nicht so anpruchsvoll, als dass man dafür das Rad würde neu erfinden müssen. Das gibt es schon in anderen Spielen. Selbst in COD kann ich Ressourcen anfordern, die ich beschützen muß. In einem pupigen Shooter gibt es sowas schon. Wieso nicht in einem Spiel, das den Anspruch hat, Rollenspiel des Jahres zu werden? Ich bin mir fast sicher, dass es sowas bald geben wird. Aber durch die Modding Community, nicht durch Bethesda. Ich hatte kein Witcher3 Inhalt von Bethesda erwartet und teilweise sind die Quests ja auch gut. USS Constitution -> einfach herrlich! Ich hätte mir aber mehr Nebenquests dieser Art erhofft.
Ich hoffe (und ich bin mir auch sicher), dass die Modding Community genau diese Inhalte schaffen wird. Dann wird vom originalen Spiel aber außer dem Engine nicht mehr viel übrig sein. Texturen kann ich ja jetzt schon erneuern, Skelette werden schon entwickelt, mit denen neue Animationen ermöglicht werden, das F4SE Team wartet nur noch darauf, dass es richtig loslegen kann, Waffenmodder haben schon neue Waffen eingebaut, neue Mods für Waffen werden folgen. Bald kann sich jeder sein eigenes Fallout4 basteln, wie er es gerne hätte. Bis es soweit ist, muß allerdings eine 10mm, ein Messer (oder auch Schwert) und der Injektionsspucker reichen.
Dieser Text da oben liest sich, als würde mir das Spiel überhaupt nicht gefallen. Aber das ist nicht so. Im Gegenteil, ich finde das Spiel richtig gut. Und es wird bestimmt noch besser werden. Ich habe zwar was 'Anderes' erwartet und auf was 'Anderes' gehofft. Aber anders heißt nicht gleich Gut oder Schlecht. In diesem Sinne wünsche ich euch noch viel Spaß in Boston und freue mich derweil auf das 'Andere'. Mal sehen, wie's wird.