Beiträge von Similicious

    Rasch drückte sich Alaine an die Wand und schaute über ihre Schulter durch einen Spalt hinaus. Auch TJ ging in Deckung.
    Da kommen ungefähr 15 Guhle die Straße entlang“, beschrieb sie das, was sich vor dem Haus abspielte, „und nur aus dieser Richtung. Keine Ahnung, wie viele es insgesamt sind.“
    Intuitiv prüfte Alaine die Munition ihrer Waffe und lud nach. Ihr Herz raste vor Aufregung, es war eine schwierige Situation. Die Guhle durften sie auf keinen Fall einkreisen. Erst jetzt bemerkte sie die verstümmelten Leichen, die hinter der eingestürzten Barrikade sichtbar geworden waren. Für einen Moment lief es ihr eiskalt den Rücken runter. So würden sie auch enden, wenn ihnen nicht bald etwas einfiel. TJ sprang auf, griff beherzt nach seinem Scharfschützengewehr und ging vor einem eingeschlagenen Fenster in Stellung.
    Was machst du denn da?“, fauchte Alaine.
    Die wissen doch sowieso, wo wir sind“, antwortete er ruhig, aber bestimmt. „Uns läuft die Zeit davon.“
    Er hatte recht. Den Luxus, in Ruhe einen Plan zu besprechen, konnten sie sich nicht leisten. Sie mussten handeln, und zwar schnell. Alaine stand auf, unbewusst fixierte sie erneut die Leichen. Sie schluckte schwer. Ihr Tod musste grausam gewesen sein, aber dem Feld aus leeren Patronenhülsen zu urteilen, das sich vor ihren Füßen erstreckte, hatten sie bis zum Äußersten gekämpft. Doch TJ und sie besaßen genug Munition und Kampferfahrung, um nicht vom selben Schicksal ereilt zu werden.
    Ich gehe runter.“
    Alaine hielt Bessie im Anschlag und ging auf die Treppe zu. TJ öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, nickte jedoch nur kurz. Sie wussten beide, dass Alaine mit ihrer Pistole auf diese Distanz nichts ausrichten konnte. Es half nichts, sie musste näher ran.


    Es war nicht einfach, zwischen den Trümmern im Erdgeschoss eine geeignete Deckung zu finden. Die Wände im vorderen Teil des Hauses waren eingestürzt, nur der Raum, in dem sich die Küche und der Aufstieg in das obere Stockwerk befanden, schien noch intakt. Neben einer alten Waschmaschine ging Alaine schließlich in Position, von hier aus hatte sie den Eingangsbereich gut im Blick. Die Wand hinter ihr und der Treppenaufgang zu ihrer Linken machten es unmöglich, dass ein Guhl in ihren Rücken gelangte. Es gab keinen Fluchtweg, doch das spielte keine Rolle. Wenn sie die Guhle nicht aufhalten konnten, waren sie tot.
    TJ hatte bereits fünf oder sechs Schüsse abgegeben, als der erste Guhle durch die Tür brach. Sie verpasste ihm zwei Kugeln in den Kopf. Dann der nächste, Alaine schoss sein rechtes Bein ab und gab ihm den Rest, bevor er auf sie zu kriechen konnte. Sie schoss wie im Rausch. Ächzen und Stöhnen drang von allen Seiten auf das Haus zu, aber sie hielt die Stellung. Ein Guhl stürzte sich plötzlich auf sie, als sie ihre Waffe nachlud. Nur mühsam schaffte sie es ihn abzuschütteln und schlug mit Bessie auf sein hässliches, triefendes Gesicht ein. Einmal. Zweimal. Dreimal. Dann lag er endlich am Boden. Im oberen Stockwerk rumpelte es, Alaine blickte die Treppe hinauf und entdeckte TJ, der auf halber Höhe mit seiner abgesägten Schrotflinte auf den Eingang zielte. Sie nicken einander kurz zu und bereiteten sich auf die nächste Welle vor, die jeden Augenblick vor ihren Läufen auftauchen würde.


    Es war kein Kampf, es war ein Massaker. Minutenlang zog sich die endlos erscheinende Schleife aus Nachladen und Schießen. Nachladen und Schießen. Sie hatten ihre Munitionsreserven beinahe verbraucht, als der Strom an Guhlen endlich nachließ. Der letzte von ihnen fand sein Ende vor TJs Lauf, dann war es auf einmal still. Das Kreischen zwischen den Ruinen erstarb und die Schüsse verhallten in der Ferne, doch Alaine wusste, dass diese Ruhe trügerisch sein konnte. Auch ein Berg toter Guhle vor ihren Augen täuschte nicht darüber hinweg, dass dort draußen noch mehr von ihnen lauerten. Vielleicht in der näheren Umgebung. Sobald sie ihren Auftrag hier erledigt hatten, mussten sie vorsichtig sein. Beim Verlassen von Jamaica Plain durften sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, einem weiteren Ansturm würden sie nicht stand halten.
    So etwas habe ich noch nie erlebt“, stieß TJ hervor.
    Alaine klopfte auf seine Schulter und ein breites Grinsen durchzog ihr Gesicht, plötzlich fingen beide an zulachen. Es war ein befreiendes Lachen. Eines, das man von sich gibt, wenn man etwas geschafft hat, das man für unmöglich hielt. Sie hatte Deacon wirklich einiges zu erzählen, wenn sie zur Railroad zurückkehrte.


    Sie entschieden, eine Weile zu verschnaufen. Alaine überprüfte ihre Vorräte, das Wasser reichte noch für zwei, drei Tage. Sie nahm einen kräftigen Schluck aus ihrer Flasche. Auf dem Weg nach Diamond City mussten sie unbedingt Halt an einer Siedlung machen, auch, um ihre Munition wieder aufzustocken.
    Nachdem sie ein wenig zur Ruhe gekommen waren, reichte TJ ihr ein Blatt Papier. „Das wollte ich dir vorhin schon zeigen“, sagte er. „Ich habe es oben bei den Leichen gefunden.“
    Sie schaute ihn fragend an, warum sollte sie sich einen alten Flyer der Schatzausstellung ansehen? Dann gab er ihr mit der Hand ein Zeichen. Sie drehte den Zettel und entdeckte die Nachricht, die jemand hastig mit schwarzer Schrift geschrieben habe. Damit hatte sie nicht gerechnet.



    Das konnte nicht wahr sein.
    Alaine ballte ihre Hand zur Faust. „Moe, du elender Scheißkerl!“, brach es aus ihr hinaus.„Wir sind also nicht die Ersten, die er losgeschickt hat. Dieser Hund hat ganz genau gewusst, dass hier irgendetwas nicht stimmt.“ Eine Ader an ihrem Hals zuckte. „Wenn wir seinen dämlichen Schläger jemals finden, schlagen wir ihm am besten das Gesicht damit ein.“
    Sie hasste es, hintergangen zu werden. Ohne die Patronen von Carla wären TJ und sie vielleicht zwei weitere Leichen, die er auf dem Gewissen hatte. Wenn er gleich die Wahrheit gesagt hätte, wären sie vorbereitet gewesen. So ein Arschloch! Alaines Finger zitterten vor Wut, sie faltete den Flyer zusammen und verstaute ihn in der Tasche ihres Parkas. Dafür würde er bezahlen.
    Ich habe eine bessere Idee“, sagte TJ süffisant. Er ging auf den roten Sessel zu, der in der Ecke des Zimmers stand. „Wir...“
    KLONG. Ein metallisches Geräusch ließ sie beide erschrecken, nachdem TJ sich hingesetzt hatte. Schnell sprang er wieder auf. Sie schoben den Sessel beiseite und sahen sich erstaunt an, als unter ihm eine Luke zum Vorschein kam.
    Wenn ich etwas verstecken wollte, dann dort unten.“
    Alaine hatte den Griff bereits in der Hand, doch TJ bat sie, noch einen Augenblick zu warten. Sie wussten nicht, was hinter der Luke auf sie lauerte. Er richtete seine Schrotflinte aus, dann zog Alaine die schwere Metallplatte nach oben.


    Doch das Einzige, das ihnen entgegen schlug, war der modrige Geruch feuchter Erde.
    Alaine drückte sich den Ärmel ihres Parkas vor den Mund. Es roch nach Pilzen, aber nicht nach Verwesung. Das erhöhte die Chancen, dass sich in den Tiefen nichts all zu Tödliches verbarg. Mit einer Hand voll weiteren Guhlen oder Kakerlaken würden sie fertig werden. Trotzdem waren sie sich einig, dass sie vorsichtig vorgehen mussten. TJ und Alaine hockten auf dem Boden und diskutieren. Sie entschieden, dass Alaine voraus gehen sollte. Sie konnte unbemerkt in den Keller schleichen und sich umsehen, sollte sie etwas entdecken, würde sie TJ Bescheid geben. Er würde an der Luke warten, mit der Waffe im Anschlag. Bei dem geringsten Anzeichen, dass etwas nicht stimmte, würde er ihr zur Hilfe eilen.
    Sie entsicherten ihre Waffen, dann blickten TJ und Alaine einander an. Sie hatten fast jedes Haus in Jamaica Plain auf dem Kopf gestellt. Sie wussten nicht, ob sie hier richtig waren. Ob hier einst die Bürgermeisterin mit ihrem Mann gelebt hatte, aber ihnen gingen die Optionen aus. Aufgeben kam nicht in Frage, sie würden nicht mit leeren Händen nach Diamond City zurückkehren. Auch wenn Moe Cronin ein Idiot war, ein Auftrag ist ein Auftrag. Die Rechnung für seine Lüge würde er bezahlen, dafür würden sie sorgen.


    Langsam stieg Alaine die Eisensprossen hinunter und befand sich in einem schmalen, niedrigen Gang. Die Beleuchtung war ausgefallen, doch durch die geöffnete Luke fiel genug Licht, dass sie alles gut erkennen konnte. Sie schlich voran, der Gang mündete in einem kleinen Raum. Offensichtlich eine Werkstatt, drei alte Werkbänke und zwei verfallene Schränke standen an den Wänden. Werkzeug lag auf dem gesamten Boden verteilt, der Dicke der Dreckschicht nach zu urteilen, war seit vielen Jahrzehnten niemand mehr hier unten gewesen. Die Einrichtung wirkte marode, Alaine verzichtete darauf, sie näher zu untersuchen. TJs einstürzende Barrikade hatte genug Lärm für einen Tag verursacht.
    Neben der Waffenwerkbank war eine Tür, erst auf den zweiten Blick bemerkte Alaine, dass davor ein Skelett saß. Es hielt eine Petroleumlampe in den knöchernen Händen. Wer auch immer das war, war schon lange tot. Sie schob die Gebeine zur Seite und drückte die Klinke hinunter, mit einem Knarzen schwang die Tür auf. Seltsames grünliches Licht fiel durch den Spalt. Der hintere Teil des Raumes war eingestürzt, Hirnpilze und leuchtende, kleine Rüblinge überwucherten die feuchten Erdmassen. Der Gestank war unerträglich. Alaine spürte, wie ihr Gaumen langsam anschwoll. Sie unterdrückte ein Husten und ging hinein.


    Ein merkwürdiger Raum, der Boden war bedeckt mit Wimpeln und alten Fotos. Die meisten waren durch die Feuchtigkeit fast vollständig zersetzt, doch auf einigen schienen Männer in Sportkleidung abgebildet zu sein. Baseballspieler? Alaines Herz machte einen Sprung. Das Licht der Pilze reichte nicht aus, um alles erkennen zu können. Sie ging zurück und hob die Petroleumlampe auf, sie funktionierte noch. Erleichtert durchsuchte Alaine den Raum, sie entdeckte Stühle, Sessel, zerschlagene Bierflaschen und etwas, das vielleicht einmal ein Fernseher gewesen war. Hier hatte wohl jemand kein Spiel seiner Lieblingsmannschaft verpasst.
    Gut versteckt hinter aufgestapelten Bierkästen fand sie endlich, wonach sie die ganze Zeit suchte: Den Safe. Franz Jäger, Bosten 1944. Ein uraltes Stück, Alaine hatte noch nie einen davon mit eigenen Augen gesehen. Sie stellte die Petroleumlampe neben sich und untersuchte den Safe. Sie wusste nicht, ob sie ihn knacken konnte. Das Rad war schwergängig, vielleicht mussten sie ihn aufsprengen. Sie überlegt, ob sie TJ von ihrer Entdeckung berichten sollte, entschied dann aber erst einmal in Ruhe selbst Hand an den Safe zu legen. Was konnte schon schief gehen? Sie drückte ihr Ohr an die kalte Tresortür und lauschte, plötzlich hörte sie ein seltsames Geräusch. Es klang, als würde jemand Haut von einem Knochen ziehen. Schmatzend, glitschend. Im Augenwinkel sah sie etwas Grünes. Ein riesiger leuchtender Guhl schälte sich zwischen den Hirnpilzen hervor und rannte in ihre Richtung. Sie schrie vor Schreck auf.

    Der Mod ist ja auch noch in der Beta. Wer weiß, wie er sich entwickelt bzw. welche Farbvarianten entstehen. Auf jeden Fall ein vielversprechendes und umfangreiches Projekt, was man im Auge haben kann. Mir persönlich wäre es im Moment auch etwas zu grün, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. :)

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    Vorhin zufällig gesehen und möchte es gleich mit euch teilen:
    Ein neuer Grafikmod, der dem Commonwealth eine ganz andere Note gibt. *klick*



    Das Ganze ist noch in der Beta, sieht aber sehr vielversprechend aus.

    Die Gamestar nennt "multiple Enden" im Bezug auf die Nebenmissionen der Fraktionen, was für mich bedeutet, dass ich dort mehrere Lösungsmöglichkeiten habe. Warum sollte das schlecht sein? Ein großer Kritikpunkt am Grundspiel war ja, dass es am Ende nur schwarz-weiß gab. Bist du nicht für uns, bist du gegen uns. Dem Spieler lediglich die Option zu geben, alles über den Haufen zu schießen, hat mit gutem Questdesign nichts zu tun. Ich denke, genau hier möchte Bethesda zeigen, dass sie es auch anders können. Bevor ich jetzt darüber urteile, ob es nun gut oder schlecht ist, schaue ich mir erstmal an, wie es tatsächlich im DLC umgesetzt wurde. :)

    Das will ich mal lieber nicht glauben/wahrhaben: "Hauptquest eher kurz, Nebenquests dauern rund 10 bis 15 Stunden"

    Die "Länge" der Quests sagt ja noch nicht all zu viel aus, letztendlich kommt es auf die Qualität an. Beschäftigungstherapie à la "Hol mir dies, bring mir das" möchte ja nun auch niemand. So wie ich das bisher gelesen habe, soll das Niveau der Quests über denen des Hauptspiels liegen. Das Vorhandensein von multiplen Enden ist für mich schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.

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    Ein Umfang von 20 Stunden hört sich gut an, ich bin nach wie vor sehr gespannt. Nach dem, was ich bisher darüber gelesen habe, scheint der DLC eine runde Sache zu sein. Jetzt müssen nur noch die letzten Tage schnell rum gehen. :D


    Bezüglich Nuka World und den kommenden DLCs: angeblich sollen zusätzlich noch zwei weitere Workshop-DLCs kommen.


    Natürlich ist das noch nichts Offizielles, aber ich halte es für durchaus denkbar.

    Ich bin in meinem ersten Durchgang auch mit Schleichen und VATS-Nutzung ohne Infektion durchgekommen, zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht mal, dass man dauerhaft erkranken kann. Mir kam es damals nicht schwer vor, aber vielleicht war es einfach Glück. Reproduzieren konnte ich das mit meinen anderen Chars später nicht mehr, was primär daran lag, dass ich mit Begleitern unterwegs war. In meinem aktuellen Durchgang werde ich es nochmal versuchen.

    Ein recht bekannter Kurzfilm, aber wunderschön rührend...


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    Far Cry Primal


    Bisher hat mich Far Cry nie wirklich interessiert, aber das Steinzeit-Setting hat mich einfach gereizt. Ich bin noch vergleichsweise ziemlich am Anfang, habe den Kauf aber noch keine Sekunde bereut. Sammeln, upgraden, Leute für das Dorf finden, Tiere zähmen... es macht wirklich Spaß. Mit Pfeil und Bogen durch die wunderschöne Landschaft zu pirschen, ist mal etwas ganz anderes. :)

    Überrascht das mit den Leaks wirklich noch jemanden?


    Völlig unabhängig davon, wie man persönlich dazu steht, war das doch zu erwarten. Das Beta-Testprogramm von Bethesda ist völlig random, natürlich wird sich darunter immer jemand befinden, der sein Glück für ein paar Minuten "Ruhm" und Aufmerksamkeit missbraucht. Und wenn keine Externen leaken, kommen die Leaks aus internen Quellen. Wir leben in einem Zeitalter, in dem alles irgendwie ins Internet gelangt, völlig egal, was man versucht dagegen zu unternehmen.


    Ich habe kurz in zwei der Videos reingeschaut, es danach aber gelassen. Ich möchte mir nicht die Spannung verderben. Im Steam-Forum gab es auch bereits ein paar Threads zum DLC, die Stimmen dort waren (wie immer) gemischt, primär aber positiv. Ich lasse jetzt alles auf mich zukommen. Bis zum DLC sind es doch nur noch ein paar Tage, wer sich spoilern lassen möchte, soll es tun. Der Rest wartet eben brav. ;)

    Nur knapp konnte Alaine dem Brahmin ausweichen, das plötzlich auf sie zustürmte. Sie fand es immer wieder erstaunlich, wie gut sich diese Riesen in das verstrahlte Leben der Menschheit integrierten. Sie konnten das Doppelte ihres eigenen Gewichtes tragen, brauchten nur wenig Nahrung und Wasser, und waren somit die idealen Begleiter für Händler. Genügsam und kräftig, mit einem sanften Gemüt. Doch dieses Exemplar schien von einem ganz anderen Kaliber zu sein, panisch schnaubend stampfte es an ihnen vorbei und zog eine Spur heruntergefallener Ladung hinter sich her.
    Was ist denn hier los?“, stieß Alaine überrascht hervor, während sie ein Stimpak aufhob.
    TJ gab ihr ein Zeichen, zügig näherten sie sich Fallon's und gingen hinter einem Autowrack in Deckung. Zuerst sahen sie die Supermutanten. Fünf von ihnen kamen aus der West Roxbury Station und rannten auf das Milton General Hospital zu, zwei andere schossen aus dem Hof der Klinik Richtung Straße. Es war schwer auszumachen, gegen wen oder was sie kämpften. Vielleicht Raider? Ein Mutantenhund wurde am Kopf getroffen und blieb regungslos auf der Kreuzung liegen. TJ kniff die Augen zusammen als suche er die Umgebung ab, dann deutete er auf das Parkhaus gegenüber der Klinik. Jetzt entdeckte auch Alaine die kleine Frau, die sich dort hinter einer Mauer verbarg. Sie schien ein geübter Schütze zu sein, doch mit einer einfachen Pistole bewaffnet, hatte sie keine Chance gegen die Supermutanten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie zu ihr vordrangen.
    Wollen wir?“, frage TJ.
    Sie sahen sich kurz an, Alaine nickte. Das Commonwealth raubte jeden Tag unzähligen Menschen das Leben, sie würde nicht mit ansehen, wie ein weiterer von ihnen direkt vor ihren Augen starb.


    Alaine versuchte sich zu orientieren.
    Drei der Supermutanten standen hinter einem Bus vor der West Roxbury Station, zwei neben den Mauern der Klinik, die anderen beiden noch immer im Hof. Wenn sie sich über Fallon's Vorplatz schlich, konnte sie in den Rücken der ersten Drei gelangen. TJ hatte sich bereits mit seinem Scharfschützengewehr in Postion gebracht. Die Deckung war nicht ideal, aber er hatte von hier aus ein freies Schussfeld.
    Kannst du dich um die beiden dort drüben und die im Hof kümmern? Ich übernehme die anderen.“
    TJ stimmte zu, dann zog sie ihre Waffe aus dem Holster, entsicherte sie und schlich hinter die kleine Mauer, die den Vorplatz des Kaufhauses umzäunte. Noch immer schossen die Supermutanten auf das Parkhaus, niemand bemerkte Alaine, die sich langsam hinter einen Brunnen und danach zu einer der großen Löwenstatuen vor dem Fallon's Kaufhaus vorarbeitete. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass einer der beiden Supermutanten neben der Klinikmauer zu Boden ging. Dann der zweite. TJ musste gewartete haben, bis sie weit genug weg war, um keine Aufmerksamkeit auf ihre Richtung zu lenken. Sie lächelte kurz. Der Junge wusste wirklich, was er tat.


    Nur wenige Meter trennten sie von ihren Feinden. Alaine atmete flach ein, versuchte ihren Herzschlag und ihre Schritte so ruhig wie möglich zu halten. Sie musste sich konzentrieren, keiner der Supermutanten durfte nah genug an sie heran kommen, um sie in den Nahkampf zu drängen. Den Hieben ihrer Planken konnte sie nichts entgegen bringen, sie musste sie schnell und leise aus der Distanz erledigen.
    Sie schlich sich aus dem Schutz der Löwenstatue, über die Straße bis zur Eingangshalle der West Roxbury Station und ging dort hinter einem umgestürzten Mülleimer in Position. Sie hatte die drei Supermutanten von hier aus gut im Blick, dann hob sie ihre Waffe und schoss. Sie versenkte zwei Kugeln im Hinterkopf einer ihrer Gegner. Unbemerkt von den anderen beiden, sackte er tot neben dem Bus zusammen. Der nächste Schuss, sie verzog leicht und traf den Nacken des Supermutanten. Dieser drehte sich sich brüllend in ihre Richtung, doch bevor er seine Waffe auf sie richten konnte, traf eine weitere Kugel seine Stirn.
    Ich Supermutant, du jetzt sterben kleine Menschenfrau!“
    Es war nur noch einer übrig. Er sprang über die leblosen Körper der Gefallenen und rannte mit einer Planke in der Hand auf Alaine zu. Ruhig bleiben, sie durfte jetzt nicht in Panik verfallen. Sie kniff ihr linkes Auge zusammen, konzentriere sich auf ihre Atmung und zielte auf seinen Arm. Solche Schüsse waren schwierig, man hatte nur eine einzige Chance. Sie schoss. Dass die Kugel direkt seinen Handrücken traf, schien ihre wie ein glücklicher Zufall. Der Supermutant schrie auf und ließ die Waffe fallen, dann versenkte sie drei weitere Kugeln in seiner Brust. Er ging zu Boden, doch Alaine richtete noch für einen Augenblick ihre Waffe auf ihn. Niemals einen Gegner den Rücken zuwenden, erst wenn man sich sicher war, dass er wirklich nicht mehr aufsteht.


    Stille erfüllte die Straße. Alle Schüsse waren verhallt und keiner der Supermutant mehr am Leben. Alaine atmete tief durch, der schwere Geruch von Blut klebte in der Luft. Wieder ein gewonnener Kampf, wieder war das Commonwealth ein Stückchen sicherer. Sie verstaute Bessie im Holster und ging auf das Parkhaus zu, dort sah sie TJ und die Fremde. Die Frau war zierlich, mittleren Alters, vielleicht um die Vierzig, mit kurzen, dunklen Haaren und in einem langen, blauen Mantel gekleidet.
    Ich habe mich eben schon mit deinem Freund unterhalten. Ich heiße Carla, danke für eure Hilfe“, sagte sie und reichte Alaine die Hand.„Diese Mistkerle haben mich völlig überrascht. Und dann ist noch mein gottverdammtes Brahmin durchgedreht.“ Sie zündete sich eine Zigarette an. „Habt ihr zufällig gesehen, wohin es gerannt ist? Meine gesamte Ladung hängt auf dem Vieh.“
    Es ist uns vorhin entgegen gekommen, die Richtung“, Alaine deutete die Straße hoch.
    Sagt mal, was macht ihr überhaupt hier? Wie Händler seht ihr nicht aus.“
    Wir sind auf den Weg nach Jamaica Plain“, antwortete TJ.
    Jamaica Plain?“ Carla verdrehte die Augen. „Nicht schon wieder. Aber im Gegensatz zu den anderen Schluckern, scheint ihr zumindest etwas auf dem Kasten zu haben. Hier.“ Sie zog vier kleine Päckchen Munition aus ihrer Manteltasche und drückte sie TJ in die Hand. „Die werdet ihr brauchen. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich muss dieses verdammte Brahmin suchen.“
    Sie bedankte sich noch einmal, dann marschierte Carla fluchend an ihnen vorbei. TJ und Alaine warfen sich einen kurzen Blick zu, was für eine merkwürdige Frau. Sie teilten die Munition auf, Carla hatte ihnen zwei Päckchen für TJs M21-Gewehr und zwei für Bessie gegeben.
    Sag mal, was weißt du eigentlich über Jamaica Plain?“, fragte TJ nachdem sie aufgebrochen waren.
    Nicht viel“, antwortete Alaine, „aber eines kann ich dir versprechen: Wenn Moe uns etwas verschwiegen hat, verkauft er bald Zahnprothesen anstatt Baseballschläger.“


    Zwischen den beiden lag eine merkwürdige Stimmung. Es dämmerte bereits, sie waren seit einer halben Stunde schweigend nebeneinander hergelaufen. Alaine dachte an das Gefecht, ohne TJs Hilfe hätte sie die Supermutanten niemals ausschalten können. Seine Fähigkeiten als Scharfschütze waren beeindruckend, obwohl er keine erhöhte Position aufsuchen konnte, hatte er die Gegner zielsicher ins Auge gefasst.
    Wo hast du das gelernt?“, fragte sie nach einer Weile. „Ich meine, so schießen zu können. Ich kenne kaum jemanden, der so gut mit dem Scharfschützengewehr umgehen kann wie du.“
    Seltsam. Diese Frage hat mir bisher noch niemand gestellt.“
    Was soll das? Wozu diese Frage und viel wichtiger noch, wie antworte ich ihr? Erzähle ich ihr eine Geschichte oder die Geschichte? Oder gar nichts?
    Sie strahle irgendetwas aus, etwas, das ihn glauben ließ, sie hätte die Wahrheit verdient. Andererseits war sie eine Fremde, und Fremden war laut seiner Erfahrungen zu aller erst Misstrauen entgegen zu bringen.
    Er holte tief Luft. „Die Leute sagen 'Wie geht es dir?' oder ähnliche Floskeln, aber kaum jemand fragt nach den Fähigkeiten. Ich weiß nicht, was ich dir antworten soll. Du gibst mir aber nicht das Gefühl, dass du nur nach der bloßen Information fragst.“
    Er war innerlich zwiegespalten.Trotzdem hatte er bei ihr ein gutes Gefühl, also entschied er sich für die einzig richtige Antwortmöglichkeit.
    Ich war ziemlich früh auf mich allein gestellt, aber das ist eine andere Geschichte. Da eignet man sich entweder etwas an oder stirbt. Du kennst das vielleicht, vielleicht auch nicht. Na ja, anfangs jedenfalls hatte ich immer ein geschnürtes Päckchen mit dem Nötigsten neben mir stehen. Sobald ich angegriffen wurde, habe ich die Beine in die Hand genommen. Das war auf Dauer sehr ermüdend, denn die Angriffe häuften sich. Ich habe Nahrung angebaut und verarbeitet. Nach drei zerstörten Ernten habe ich alles, was ich übrig hatte, einem der Händler, die regelmäßig in der Nähe passierten, gegeben, um mir ein Scharfschützengewehr und die dafür benötigte Munition zu kaufen. Abseits meiner kleinen Farm habe ich dann Schießen geübt, um die Angreifer auf Distanz halten zu können. Bevor ich richtig zielen, Windrichtung abschätzen und Entfernung mit allem in Kombination zu bringen konnte, musste ich noch einige Male wie ein aufgescheuchter RAD-Hirsch rennen. Kannst dir das sicherlich vorstellen. Mit der Zeit wurde ich besser und besser, aber auch mutiger. Oder naiver. Ich fing an die Angreifer selbst anzugreifen. Meine Farm war wieder sicher und ich konnte wieder einen Teil meiner Ernte an Händler verkaufen und habe im Gegenzug meine Ausrüstung verbessert. Damit war es mir dann möglich, die Gegner aus großer Entfernung in ihren eigenen Lagern auszuradieren. Die Beute war jedes Mal beachtlich, also schloss ich bald andere Pläne. Aber auch das ist eine andere Geschichte.“
    Es war das erste Mal, dass ihm jemand diese Frage stellte und er mit der Wahrheit antwortete. Es fiel ihm immer zu schwer so offen darüber zu reden, aber jetzt fühlte er sich seltsam frei. Seine Laune stieg erheblich.
    Okay, jetzt du.“ Er buffte Alaine mit der Faust auf die Schulter, um sie etwas zu schubsen, sodass sie einen Ausfallschritt machen musste, um ihr Gleichgewicht zu halten. Nervös strich sie über ihren Arm, sie wusste genau, was er gleich sagen würde.
    Du bist flink und leise, weißt mit der Pistole umzugehen. Ich habe dich durch die Optik beobachtet und wie du dich vorgearbeitet hast, hat mich beeindruckt. So was lernt man nicht auf einer Farm. Erzähl mir, wer dich ausgebildet hat. Oder hast du es so wie ich gemacht?“


    Er sagte die Wahrheit, das spürte sie.
    Sein Blick war ehrlich, und es lag so viel Erleichterung in ihm, dass sie sich fragte, wie lange er diese Geschichte schon jemanden erzählen wollte. Doch was sollte sie ihm antworten? Dass sie eine Agentin der Railroad war? Jemand, der neu im Commonwealth ist, so wie er, hatte vermutlich noch nie von ihnen gehört. Oder nur eines der Gerüchte, in denen es hieß, sie wären eine Gruppe von Spinnern, die Zigarettenautomaten aus der Versklavung befreiten. Sie dachte an Deacon, er hatte ihr immer gesagt, wie wichtig Instinkt sei. Und ihr Instinkt sagte ihr, dass sie TJ vertrauen konnte. Dez würde ihr den Kopf abreißen, aber Dez war nicht hier. Das war ganz allein ihre Sache.
    Zuerst war da Sam“, begann sie zögerlich. „Sam und ich, wir standen uns sehr nahe. Ich bin seinetwegen von Zuhause fortgelaufen. Er hat mir beigebracht, wie man eine Waffe hält. Wie man nachlädt, wie man zielt, einfach alles. Aber das ist lange her, und wie bei den meisten Geschichten im Commonwealth, gab es kein Happy End für uns. Sam ist jetzt irgendwo da oben, zumindest stelle ich mir das so vor.“ Sie legte den Kopf in den Nacken. „Wie er auf einer Wolke sitzt und sich immer noch darüber lustig macht, dass ich die Pistole wie ein kleines Mädchen halte. Das hat er mir nämlich ständig gesagt.“
    Sie versuchte, seinen Blicken auszuweichen. Das Commonwealth verschwamm hinter einem dichten Tränenschleicher, auch nach so vielen Jahren breitete sich tiefste Traurigkeit in ihr aus, wenn sie an Sams Tod dachte. Es hatte nie aufgehört wehzutun.
    Dann bin ich nach Boston gegangen und habe jemanden kennengelernt“, setzte sie fort. „Nicht, wie du das vielleicht denkst. Uns verbindet etwas ganz anderes, aber er wurde zum wichtigsten Menschen in meinem Leben. Er hat mir gezeigt, dass in mir Dinge stecken, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich sie besitze. Durch ihn habe ich zu meiner neuen Familie gefunden, zu meinem Zuhause. Und durch ihn weiß ich endlich, wo ich hingehöre.“
    Jetzt oder nie. Sie stellte sich direkt vor TJ.
    Ich gehöre der Railroad an, ich bin von ihnen zur Agentin ausgebildet worden. Alles, was ich über das Schleichen und Schießen weiß, habe ich dort gelernt. Ich weiß nicht, was dir die Leute über uns erzählt haben, aber wir sind weitaus mehr als ein Kreis handverlesener Irrer. Wir helfen dem Commonwealth auf unsere Art. Vielleicht ist nicht immer alles richtig, was wir tun, aber wir tun zumindest etwas!“
    Hitze stieg in ihrem Körper auf und sie spürte, wie ihr Herz raste. Wie würde er reagieren? Was würde er über sie denken? War es ein Fehler? Aber er verdiente die Wahrheit, und so sah sie nun mal aus.
    Doch im Moment bin ich einfach nur Alaine. Du hast mich letztens gefragt, warum ich die Sache eingegangen bin. Nun, ich habe einen schweren Auftrag hinter mir. Mir ist klar geworden, dass es im Commonwealth mehr gibt als die Dinge, um die sich die Railroad kümmert. Viel mehr! Ich möchte helfen. Sei es nun dieser Carla oder einem Moe Cronin. Wir sind alle Glieder eines Organismus, wir gehören zusammen. Das ist alles.“



    ---> gehen nach Jamaica Plain