[Staffel 10] Kapitel 41 - Killed in Action IV - 05.11.2031 - Winlock, Washington - U.S.A
Im unteren Generatorraum herrschte tiefste Dunkelheit. Kein Strom, keine Beleuchtung – nur eine feuchte, kalte Schwärze, die alle Konturen verschlang. Viktor lehnte keuchend zwischen losen Metallteilen und unfertigen Apparaturen, die scharfen Kanten bohrten sich in seinen Rücken. Der Sturz hatte ihm übel mitgespielt; er spürte stechende Schmerzen in der Brust und war sich sicher, dass ein paar Rippen gebrochen waren. Jeder Atemzug fiel ihm schwer, als würde ein heißes Messer in seine Seite stoßen. Doch er hatte keine Zeit, sich dem Schmerz hinzugeben. Er musste hier raus – bevor Jason ihn fand..
Angestrengt suchte Viktor in der Dunkelheit nach einem möglichen Ausgang, tastete sich an den feuchten Wänden entlang und stieß immer wieder gegen Rohre und Kabel, die wie Schlingen im Halbdunkel hingen. Die Luft war stickig, als hätte sie seit Wochen in diesem Raum gestanden, und in seinem Kopf dröhnte das Rauschen des eigenen Blutes. Doch plötzlich vernahm er Schritte, die sich langsam näherten – jemand stieg hinab. Mit zusammengebissenen Zähnen flüsterte er ein zorniges „Verfluchter Hund…“, während er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht in eine Nische drückte, wo ihn das wenige Licht kaum erreichen konnte.
Von der anderen Seite des Raumes glomm ein schwacher Lichtschein auf. Jason hatte ein Stück trockenes Holz und einen Lumpen an sich genommen, den er mithilfe seines Feuerzeugs in eine notdürftige Fackel verwandelte. Das unruhige Flackern tauchte sein blutverschmiertes Gesicht in gespenstische Schatten, in denen Wut und Rachsucht nur zu deutlich zu erkennen waren. Er ließ den Lichtkegel langsam über Wände und Boden gleiten, an Stahlträgern und halbfertigen Maschinen entlang, während er leise vor sich hin keuchte. Schließlich rief er, mit einem drohenden Unterton in der Stimme, in die Dunkelheit hinein: „Atmest du noch, Arschloch? …“
Sein Ruf hallte an den Betonwänden wider und jagte Viktor einen Stich durch die ohnehin schmerzenden Rippen. Selbst mit einer Fackel konnte er nicht so einfach ihn erwischen, deshalb beschloss Viktor die Dunkelheit zu seinem Vorteil zu nutzen um ihn zu verwirren, mit der eigenen Stimme.. Oder.. versuchen umzustimmen..
Viktor: Arghh.. *schmerzverzerrt* Zu deinem Unglück, ja!
Diese Rolle als Gejagter widerstrebte Viktor zutiefst.. Und mit seiner Stimme konnte er zumindest eine Illusion der Kontrolle zeigen.. Inzwischen schritt Jason mit seinem improvisierten Feuerschein langsam voran als er Viktors Stimme hörte.. Seine Schritte hallten an den Wänden wider, während sein Blick jeden Winkel absuchte. Im Schein der Flamme erkannte man sein blutverschmiertes Hemd und die stumme Leere, die er ausstrahlte. Vielleicht hätte er jeden anderen Gegner sofort erschossen, doch bei Viktor lag etwas anderes in der Luft: Eine gewisse Genugtuung, dass sich das Blatt endlich gewendet hatte – er war der Jäger, und Viktor verkroch sich wie ein räudiges Tier. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich vorstellte, wie es wäre, Viktor in die Finger zu bekommen.
Jason: *trockenes lächeln* War ja klar, dass du noch lebst... *schaut hin und her* Also, wann kommen deine Leute? Also die, die wir noch nicht umgelegt haben... Der Deutsche müsste jetzt inzwischen auch tot sein...
Viktor: *lüge* Ach mach dir keine Sorgen.. Sie werden kommen.. Und dann bist du erst Recht Geschichte..
Jason: Im bluffen warst du schon immer gut Vic... *verbittert* Hier wirst du sterben... In der Dunkelheit... Niemand an deiner Seite...
Viktor: *schleicht weiter weg* Sag mir, was zur Hölle dein verdammtes Problem ist Jason! Huh?! *ernst sagend* Ich weiß du hast ne Menge Sachen zu verarbeiten, das nehme ich dir nicht krumm! Ich habe es auch gespürt als ich Harold verlor... - Aber weißt du eigentlich was für einen Schaden du durch deinen scheiß Jähzorn angerichtet hast?! - Du hast keine verfickte Kontrolle mehr über dich selbst!
Jason: Ahh du meinst, als ich all dein Drogengeld verbrannt hab?.. Ich hab dafür gesorgt, dass keiner mehr damit in Berührung kommt..
Viktor: Du hast nur das Schicksal deines Sohnes damit Verdammt und mehr nicht! - Ich wollte ihm einen besseren Start ins Leben geben.. Wollte ihn retten vor deiner schlechten verseuchten DNA... Warum hast du mich nicht einfach das Leben aller verbessern lassen... Ich habe mehr Menschenleben gerettet als ausgelöscht.. Aber du weißt ja wie das ist.. Manchmal muss man den dunklen Pfad gehen, um eine strahlende Zukunft zu erschaffen..
Er hatte Jason früher schon oft manipuliert, damals, als Jason noch jung und beeinflussbar war. Wieso sollte er es nicht wieder versuchen? Vielleicht würde ein Angebot, das sich auf Chloe bezog, an Jasons Herz appellieren. Viktor hatte zwar nie wirklich Respekt für sie gezeigt, aber er wollte sie nie tot sehen. In seiner eigenen, verdrehten Logik glaubte er vielleicht sogar, dass er sie auf seine Art und Weise gerettet hat..
Viktor: Du hast nicht nur bei meiner Schwester und Liam versagt.. Sondern vor allem bei Chloe... *seufzt* Ich weiß du redest dir immer wieder ein, dass ich ihren Tod herbeigeführt habe, aber wir Beide wissen, dass du den Abzug gedrückt hast... Und dass Veronica der Auslöser war..
Zugleich spielte ihm die Dunkelheit in die Hände. Wenn Jason ihn nicht sofort erspähte, blieb Zeit, das richtige Wort zur richtigen Sekunde zu finden – oder den richtigen Moment, um einen unerwarteten Angriff zu starten. Doch Viktor spürte seine Grenzen: Der Schmerz in seinen Rippen fraß an seiner Konzentration, und er war sich nur zu bewusst, dass jeder Fehltritt hier sein letzter sein konnte.
Auf der anderen Seite war Jason alles andere als ein Narr. Er spürte die feindselige Präsenz in der Dunkelheit und wusste, dass Viktor womöglich eine List plante. Dennoch brannte in ihm diese kalte Zufriedenheit, zu wissen, dass Viktor diesmal in der schwächeren Position steckte.. Er versuchte die Worte an sich abprallen zu lassen, da er wusste was Viktor damit auslösen wollte...
Viktor: *verwirrt* Noch hier?!
Jason: Ich höre dir ganz gespannt zu...
Viktor: Hör zu... Es gibt immer noch Hoffnung für dich... *nachdenklich* Ein einmaliges Angebot... Nur dieses Mal um Chloe Respekt zu zollen für ihren tragischen Verlust... *fordernd* Du wirst für mich arbeiten... Du wirst all die Ratten für mich erledigen die gegen mich arbeiten inklusive Franks Kinder... Und dann garantiere ich dir, dass dir vergeben wird. - Natürlich müsstest du danach deine Schuld begleichen und mir helfen mein verlorenes Geld wieder zu erarbeiten, aber mit meinem Intellekt und deinen Muskeln könnten wir ein unschlagbares Duo sein.. Findest du nicht? - Ich meine das ist doch das, was du immer wolltest... Ich werde dich in meine Familie offiziell aufnehmen.. Ich werde dir erlauben mit Lillian zusammen zu sein und Liam großzuziehen unter meiner Aufsicht...
Viktors Worte – seien sie manipulativ oder ehrlich gemeint – konnten kaum glaubhaft klingen angesichts all dessen, was er Jason und dessen Angehörigen angetan hatte. Ein Angebot, das auf Chloes Namen basierte, klang in Jasons Ohren wie blanker Hohn. Doch würde Jason sich auf einen Handel einlassen, nur um eine alte Schuld zu begleichen? Oder war sein Hass längst so tief, dass er nichts mehr hören wollte außer dem letzten, röchelnden Atemzug seines Erzfeindes?
Jason: Tzz.. Ist das dein ernst?
Viktor: *nörgelnd* Ja, ist es! - Ich weiß es wird schwierig zwischen uns... Aber das hier ist ein Geschenk! Ein riesiges Geschenk, was du eigentlich nicht verdient hast, weil du mir schon seit 20 Jahren ein riesen Dorn im Auge bist und mein Geschäft ruiniert hast! Also hör auf so stur zu sein.. Wir fangen neu an... Und dieses Mal machen wir es richtig.. In Andenken an die, die wir verloren haben.
Seine Stimme hallte an den massiven Wänden wider, dann folgte eine drückende Stille, die nur vom gelegentlichen Tropfen aus den Rohren unterbrochen wurde. Viktor, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, versuchte, sich tiefer in den Raum zurückzuziehen. Doch als er den rötlichen Schein von Jasons Fackel bemerkte, schoss ihm ein neuer Schwall Panik durch die Adern. Schnell duckte er sich hinter einen großen Metallkasten, um nicht sofort entdeckt zu werden.
Jason, das provisorische Licht fest in der Hand, ließ seinen Blick über die Szenerie gleiten. Der orangefarbene Schein erhellte Rohre, Kabelsalat und unvollendete Maschinen, die wie gespenstische Silhouetten aus dem Halbdunkel ragten. Es war offensichtlich, dass Viktor irgendwo in dieser Ecke lauern musste. Er musste nah sein, denn Jasons Schritte hallten noch zu deutlich wider, als ob er eine Präsenz in unmittelbarer Nähe spürte.
Was auch immer Viktor jetzt noch an Worten hervorbrachte, Jason würde ihm nicht glauben. Zu vieles war geschehen. Zu viel Verrat, zu viel Blut, zu viel Leid. In Jasons Augen war Viktor nichts weiter als ein skrupelloser Manipulator, der sich nur um sein eigenes Überleben scherte. Jede Geste, jeder Satz von Viktor klang wie ein weiterer Versuch, sich aus einer hoffnungslosen Lage zu winden. Doch Jason war nicht mehr der naive Junge von damals. Er hatte längst erkannt, dass es hier kein Zurück gab – weder für ihn noch für Viktor..
Jason: *angepisst* Warum sollte ich irgendeinem Deal von dir zusagen?! Warum sollte ich dir je wieder vertrauen, nachdem du mich mehrmals manipuliert hast und töten wolltest?! Oder was würde dich daran hindern mich danach abzuservieren so wie du es davor schon bei Anderen gemacht hast?!
Viktor: *verwirrt* Wovon zum Teufel sprichst du?
Jason: Hast du etwa Roberto schon vergessen? Ihr wart wie lange Partner? 20-30 Jahre? Und als er dich in seiner dunkelsten Stunde brauchte, hast du ihn fallen gelassen als hätte es nichts bedeutet... *scherzend* Ist das deine Art die Menschen die dir nahe stehen zu retten?
Viktor: *leise zu sich brummend* Verdammtes Arschloch...
Jason: Weißt du was urkomisch ist? Dass immer noch keiner nach dir sucht.. Ist schon bitter, oder? - Siehst du Vic, es sind Zeiten wie diese, wo man merkt dass man eigentlich ganz allein auf der Welt ist und niemand einen Fick auf dich gibt... - *spöttisch* Niemand kommt um dich zu holen...
Viktor biss die Zähne zusammen, als er merkte, dass all seine Versuche, Jason zu manipulieren oder mit leeren Versprechungen zu ködern, nichts brachten. Jeder Atemzug jagte ihm Schmerzen durch den Brustkorb, doch er hielt sich wacker, während er darauf lauerte, dass Jason kurz den Blick abwandte. In genau diesem Moment nutzte er die Gelegenheit und schlich in den unteren Teil des Baus. Doch sein Vorhaben wurde durch einen unglücklichen Zufall verraten: Eine lose Metallstange, die er im Vorbeihuschen streifte, kippte scheppernd zu Boden und erzeugte einen hallenden Widerhall in der Dunkelheit.
Das metallische Echo verriet Jason, wohin Viktor sich abgesetzt hatte. Mit einer Mischung aus Gereiztheit und fast schon genüsslicher Erwartung lächelte Jason in die Dunkelheit. Die Fackel in seiner Hand flackerte und warf zuckende Schatten auf die halb fertigen Wände, während er sich an die Treppe begab, die nach unten führte. Dort war es noch kälter und finsterer, die Luft stickig von altem Zementstaub und Schutt.
Viktor fand im Untergeschoss rasch eine halb hochgezogene Mauer, hinter der er sich verbergen konnte. Er tastete nach seiner verletzten Seite und verzog das Gesicht, während ihm Schweißperlen von der Stirn tropften. Ein erneutes Beben durchfuhr seine Rippen, doch er wusste, dass er sich keinen Laut erlauben durfte.
Viktor: Du bist dümmer als ich dachte! Ich hätte dir einen kompletten Neustart gegeben! Ich hätte dich retten können! Damit du Teil einer Familie sein wirst die sich um dich schert!
Jason: Ach Vic... Egal was du sagst.. In deinen Augen werde ich immer ein unwürdiger Straßenköter bleiben... - Aber selbst wenn dein Angebot echt wäre, dann ist es zu spät... *furchteinflößend* Du kannst mich nicht mehr retten... Oder meinen Jungen, oder irgendwen sonst... Und soll ich dir sagen warum? - Weil du dich für keinen Interessierst, außer dir selbst...
Viktor: Das ist nicht wahr! Ich kümmere mich um meine Familie!
Jason: Das redest du dir gerne ein, oder? - Du benutzt Menschen... Damit sie Geld für dich machen.. Deine Pläne in die Tat umsetzen... Damit sie mit dir vögeln... Für deine eigene Macht... Oder um deinen armseligen Arsch zu beschützen... Und ohne das alles... Seien wir mal ehrlich.. Bist du Nichts..
Jason, dem das Versteckspiel längst zuwider war, hob die Fackel und ließ ihren Schein durch die düstere Umgebung streifen. Bei diesen Worten fuhr Viktor ein kalter Schauer über den Rücken. Dass Jason ihn hasste, war klar, aber dieser Schritt zeigte eine Skrupellosigkeit, die selbst Viktor erschreckte..
Jason: Weißt du was?! Mir geht dieses herumjagen auf die Nerven! Wenn du schon nicht rauskommst und dich stellst... Dann sorge ich dafür, dass du es tust...
Viktor: Was soll das denn jetzt wieder bedeuten?!
Jason: Wirst schon sehen.. *hält die Fackel an ein Stofffetzen*
Doch Jasons Drohung blieb nicht bloß Gerede. Mit gezielten Bewegungen riss er Stofffetzen von herumliegenden Materialien und zündete sie an der lodernden Fackel. Innerhalb weniger Sekunden fraßen sich kleine Flammen durch trockene Holzteile und griffen gierig auf umliegende Kisten, Geländer und Möbelstücke über, die offenbar als Baustellenmaterial gelagert waren. Die Hitze stieg rasch an, Funken flogen durch die stickige Luft, und dichter Rauch legte sich in schweren Schwaden auf den Raum.. Das Feuer reflektierte stark in Jasons blauen Augen und die Flammen kamen immer näher... Als wäre es ihm Gleich, dass er hierbei auch draufgehen könnte..
Viktor spürte, wie ihm die Luft knapp wurde. Das Prasseln der Flammen füllte seine Ohren, während sich der Raum zusehends in ein flammendes Inferno verwandelte. Er konnte unmöglich an Ort und Stelle verharren – das Feuer würde ihn ersticken oder verschlingen. Mit einem heftigen Hustenanfall stolperte er aus seinem Versteck hervor, die Augen vor Rauch brennend, und fand sich Jason gegenüber.
Viktor: *hustend und wütend zu Jason* Du Gottverdammter Psychopath! DU WIRST UNS NOCH BEIDE UMBRINGEN!!
Jason: *kalt* Solange es dich zuerst erwischt... *wendet sich auf Viktor zu*
Inmitten der Feuersbrunst standen sie einander gegenüber: der eine, vom Schmerz gezeichnet und angeschlagen, der andere mit einer Wut, die keine Gnade kannte. Das Knistern der Flammen und das Bersten von Holz bildeten einen unheilvollen Chor, während die Funkenregen die Szene in ein unheimliches Flackern tauchten.
Jason stürmte mit erhobener Fackel voran, sein Blick vor Zorn verzerrt. Er wollte Viktor mit dem brennenden Lumpen treffen, doch dieser, getrieben von purer Verzweiflung, schaffte es im letzten Moment, zur Seite zu springen..
Obwohl Viktor schwer angeschlagen war und jede Bewegung seinen gebrochenen Rippen neue Qualen bereitete, ließ er sich auf einen Nahkampf ein. Er wusste, dass dies sein einziger Ausweg war, um nicht in den Flammen umzukommen. Die beiden Männer gerieten in ein wildes Handgemenge. Schläge wurden ausgeteilt, Blockversuche misslangen, und die flackernde Hitze ließ Schweiß und Blut in ihre Augen laufen..
Jason hatte jedoch die Oberhand: Seine Angriffe waren brutaler, und trotz eigener Wunden kämpfte er mit einer Entschlossenheit, die Viktor kaum parieren konnte. Als Viktor versuchte, mit einem Tritt Abstand zu gewinnen, reagierte Jason blitzschnell: Er nahm die spitze Seite der Fackel und rammte sie in Viktors Unterschenkel. Ein gellender Schrei zerriss die Luft, und Viktor sackte kurz auf die Knie..
In diesem Augenblick war Jason kurz davor, den finalen Schlag zu führen – sein ganzer Körper bebte vor Wut, und ein flüchtiges Funkeln in seinen Augen verriet, wie nah er sich dem Triumph wähnte. Doch Viktor mobilisierte seine letzte Kraft...
Mit einem wuchtigen Rammstoß traf er Jasons Oberkörper, warf ihn herum und ließ ihn hart auf den Boden krachen. Ein stechender Schmerz fuhr durch Jasons Rücken, und für einen Moment rang er hustend nach Luft, die inmitten des beißenden Rauchs kaum noch zu finden war..
Viktor erkannte, dass ihm keine Zeit blieb, den Vorteil zu nutzen. Das Feuer hatte bereits große Teile des Raums erfasst, und die Türen waren von Flammen und Trümmern blockiert. Er entdeckte ein Fenster, das hoch genug in der Wand eingelassen war, um einen Ausweg zu bieten. Hastig packte er einen Stuhl, schlug damit die Scheibe ein und ließ die Flammen und Funken in die kühle Morgenluft hinauspeitschen. Mit einem letzten, keuchenden Sprung warf er sich durch die zerborstene Öffnung..
Draußen schlug er hart auf dem Boden auf und krümmte sich vor Schmerzen. Sein ganzer Körper schrie nach Ruhe, doch er zwang sich, ein paar Schritte zwischen sich und das lodernde Inferno zu bringen. Jeder Atemzug war ein Stakkato aus Husten und Würgen, doch das Adrenalin trieb ihn weiter. Viktor war frei – zumindest für den Augenblick..
Drinnen rappelte sich Jason keuchend hoch. Funkenregen fiel auf seine Schultern, und sein Hemd war vom Rauch geschwärzt. Was ihn in diesem Moment antrieb, war die Jagd auf Viktor – er wollte das Werk beenden, das er begonnen hatte. Er zwang sich, die schmerzenden Knochen zu bewegen, und stolperte zum Fenster, durch das sein Feind gerade geflohen war..
Als er draußen ankam, schlug ihm kühle Luft entgegen. Im matten Schein der Morgendämmerung wirkte alles seltsam unwirklich, doch von Viktor fehlte jede Spur. Jason wirbelte um sich, seine Augen suchten die nähere Umgebung ab, doch das Einzige, was er fand, war Leere und die flackernden Reflexionen des Brandes hinter ihm..
Wut und Enttäuschung überkamen ihn wie ein Sturm, und mit einem lauten, verzweifelten Schrei machte er seinem Zorn Luft. Er war so nah dran gewesen, Viktor zu töten – nur um ihn jetzt wieder zu verlieren. Das Feuer hinter ihm loderte weiter, während sich der erste Dunst des Tages über das Chaos legte. Und so stand Jason, die Brust voller brennender Raserei, allein in der beginnenden Morgendämmerung..