[Staffel 10] Kapitel 36 - Die besorgte Schwester - 04.11.2031 - Winlock, Washington - U.S.A
So schnell wie Franziska in den Slums von Winlock ankam, war sie noch nie. Es wurde dunkel und sie hielt bei der Phillips Residenz an um nach Hinweisen zu suchen, die sie zu Helena führten können.. Franziska hielt den Atem an, als sie sich an die kühle Hauswand presste. Das Mondlicht brach durch die Äste der alten Eichen im Garten und warf unruhige Schatten auf den Boden. Sie lugte vorsichtig um die Ecke, ihre Augen suchten das Gelände nach Bewegung ab. Die Dunkelheit verschmolz mit den Konturen des Gartens, und für einen Moment glaubte sie, allein zu sein. Doch dann sah sie sie – zwei Gestalten, schwer bewaffnet und in militärischer Ausrüstung, die zielstrebig über den Rasen schritten..
Ihr Herz schlug schneller. Die Finger umklammerten ihre Waffe fester, das kalte Metall fühlte sich beruhigend und vertraut an. Sie kniff die Augen zusammen und beobachtete sie genauer. Ihre Bewegungen waren geschult, präzise, ohne das leiseste Geräusch. Das waren keine gewöhnlichen Wachmänner – das waren Profis.. Sie sahen aus als wären Sie teil von General Hollis' Trupp.. Doch sie könnten auch mit Viktor Panther assoziiert sein... Sie durfte sich nicht entdecken lassen, deshalb beschloss Franziska erst zuzuhören, was sie sagten ehe sie voreilige Schlüsse zog..
Luisa: *zu Angel* Es war dumm von Frederick einen Irren wie Loc-Dog zu schicken, um eine simple Aufgabe zu erfüllen die normalerweise kein Blutvergießen erfordert..
Angel: Wie wahr. Und jetzt werden wir wieder geschickt um das Schlamassel auszubügeln. *scherzend* Fast so wie in Afghanistan.
Luisa: *scherzt mit* Ja oder? Damals haben wir Leute umgebracht, auf die der Präsident mit dem Finger zeigte.. Jetzt tun wir es für einen korrupten Gouverneur.
Angel: Ich verstehe echt nicht, warum Mause sich auf dieses Spiel eingelassen hat mit einem Kerl wie Panther.
Luisa: Wem sagst du das.. Ich hoffe nur wir erledigen das schnell.. Meine Knie tun schon weh..
Somit war für Franziska klar, dass diese Leute von Viktor geschickt wurden.. Sie wollte rasch ihre Position verändern, da diese Soldaten immer näher kamen...
Franziska hatte versucht, sich hinter einer Ecke zu verbergen, doch sie war einen Sekundenbruchteil zu spät. Als sie um das Haus schlich, entdeckten die Soldaten sie. Jetzt stand sie da, in der schwachen Beleuchtung ihres eigenen Autos, ihre Pistole erhoben, während die Soldaten ihre Gewehre direkt auf sie richteten. Der kalte Nachthauch streifte ihre Wange, doch Franziska spürte nur das Pochen ihres Herzens. Sie wusste, dass die Lage schnell eskalieren konnte, wenn sie nicht vorsichtig war. Gleichzeitig war da diese innere Ruhe, die sie in gefährlichen Momenten stets überkam – sie hatte keine Furcht, aber sie wollte ein Blutbad um jeden Preis vermeiden..
Luisa: *zu Franziska* Waffe fallen lassen! Sofort!
Franziska: Das werde ich mit Sicherheit nicht tun! Wer seid ihr?! Und hinter wem seid ihr her?
Angel: Sie werden erst ihre Waffe fallen lassen, ansonsten werden wir das Feuer direkt eröffnen!
Franziska: Ich bin eine Homeland Security Agentin! Meine Leute wissen wo ich bin, also solltet ihr nichts dummes versuchen!
Einer der Soldaten, Angel, erkannte sie plötzlich. In seinen Augen blitzte etwas auf, als er sich an das Bild erinnerte, das ihm und den anderen während eines Treffens mit Viktor Panther gezeigt worden war. Das Gesicht der vernarbten Frau, die dort als „gefährliche Agentin“ beschrieben wurde, hatte sich ihm ins Gedächtnis eingebrannt. Nun war sie es tatsächlich, ganz real vor ihnen, und diese Begegnung veränderte die Stimmung schlagartig..
Angel: Moment Mal... *zu Luisa* Weißt du wer das ist? Das ist die Frau, die im Meeting erwähnt wurde.
Luisa: Du hast Recht. Agent Harrison? Oder sowas?
Angel: Haroldson.. Du weißt, was über sie gesagt wurde, oder? Sie ist die Schwester der Gesuchten.
Franziska: Warum seid ihr hinter meiner Schwester her?! *furchtlos sagend* Antwortet!
Luisa: Ich würde vorschlagen, dass Sie lieber schnell den Abgang machen, bevor es ungemütlich wird.. *richtet die Waffe auf* Und nein.. Das war keine Bitte..
Franziska: Ich gehe nicht ehe ich weiß wo meine Schwester ist...
Franziska spürte die Anspannung wie ein dichtes Netz um sie herum. Sie war hergekommen, um Helena zu finden – sie musste wissen, was mit ihr geschehen war und warum Viktor Panther sie jagen ließ. Doch nun stand sie einer ganzen Einheit gegenüber, die sie ebenfalls aus dem Weg räumen wollte..
Sie wusste, dass sie keine Chance hatte, wenn es zu einer Schießerei kam, doch ebenso wenig war sie bereit, sich kampflos zu ergeben. Während sich die Krähen kreischend über den Nachthimmel hinwegbewegten, wurde jedem in dieser bedrückenden Stille klar, dass der kleinste Funke genügen würde, um die Lage zum Explodieren zu bringen. Franziska atmete tief durch, ihr Finger lag angespannt am Abzug. Sie wollte nur Helena – doch die Soldaten wussten, dass sie nun eine noch größere Bedrohung darstellte. Ein Schritt in die falsche Richtung, und der nächtliche Vorort würde in Sekunden zum Schlachtfeld werden..
Angel: *entsichert das Gewehr* Tut mir leid... Sieht so aus als müssen wir dich eliminieren..
Die Stille der Nacht zerbarst in einem einzigen, ohrenbetäubenden Krachen, als Angel und Luisa ihre Sturmgewehre hoben und das Feuer auf Franziska eröffneten. Mündungsfeuer zuckte in rascher Folge aus den Läufen, während die Kugeln in die Bäume einschlugen und Splitter von Rinde und Blättern durch die Luft wirbelten. Franziskas Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie sich im letzten Augenblick zur Seite warf, ihre Schultern dicht am feuchten Boden, um dem tödlichen Kugelhagel zu entkommen.
Kaum hatte sie den Hechtsprung beendet, rollte sie sich hinter einen dicken Baumstamm. Ihr Atem ging keuchend, und sie klammerte sich an ihre Pistole, das einzige, was ihr in dieser hoffnungslos ungleichen Auseinandersetzung blieb. Sie wusste, dass sie gegen zwei erfahrene Soldaten mit Sturmgewehren keine Chance hatte, wenn sie sich in einen direkten Schusswechsel verwickeln ließ. Also blieb ihr nur die Taktik des ständigen Positionswechsels. Mit zusammengebissenen Zähnen presste sie sich an den Stamm, wagte einen kurzen Blick zur Seite und schoss blind in Angels und Luisas Richtung, um sie wenigstens kurz zu irritieren.
Das laute Knattern der Gewehre füllte die Nacht, während Franziska in einer fließenden Bewegung von ihrer Deckung hinter dem Baum zur nächsten hastete – ein knorriger Busch am Rand eines Vorgartens. Sie spürte, wie ihr Adrenalinpegel weiter anstieg, ihr Körper in einen Überlebensmodus schaltete. Dabei drängte sich immer wieder ein einziger Gedanke in den Vordergrund: Sie musste zu ihrem Auto gelangen. Nur damit würde sie eine Chance haben, diesen Soldaten zu entkommen oder sie notfalls kampfunfähig zu machen.
Von irgendwoher flackerte ein Licht, vielleicht eine Straßenlaterne, deren Schein sich auf den feuchten Blättern spiegelte. Franziska nutzte den Moment, um sich zu orientieren. Angel und Luisa hatten ihre Schussposition verändert und hielten sie weiterhin in Schach. Eine weitere Salve bohrte sich in den Boden vor ihr, Erdklumpen und Gras stoben hoch. Franziska duckte sich und kroch unter der Hecke entlang, immer darauf bedacht, kein leichtes Ziel zu bieten. Ihr Herz raste, doch sie zwang sich, einen klaren Kopf zu bewahren. Wenn sie es schaffen würde, das Auto zu erreichen, könnte sie zumindest eine Flucht versuchen oder einen Überraschungsangriff wagen.
In einer kurzen Verschnaufpause, während die Soldaten nachladen mussten, schoss Franziska erneut ein paar Kugeln in ihre Richtung – sie hoffte, damit ihre Gegner in Deckung zu zwingen. Dann huschte sie geduckt weiter, immer tiefer in den Schatten zwischen den Häusern. Schweiß rann ihr über die Stirn, vermischte sich mit dem Staub und Schmutz auf ihrer Haut. Ihre Gedanken kreisten um Helena: Wo hielt man sie fest? Warum war sie so wichtig für Viktor Panther, dass er Soldaten auf sie ansetzte? Hat sie wirklich das Buch von Fabian Brenner gefunden und Viktors Hunde bekamen es mit? Und wer war dieser „Loc-Dog“ der erwähnt wurde..
Jeder Schritt war riskant, jedes Aufblitzen einer Gewehrmündung ließ ihr Herz kurz aussetzen. Doch Franziska hatte keine Wahl. Sie brauchte Antworten – und zwar schnell. Wenn sie weiter hier in der Dunkelheit herumirrte, würde sie irgendwann in die Enge getrieben werden. Vielleicht konnte sie Angel und Luisa überwältigen oder zumindest einen von ihnen schnappen und zum Reden bringen. Denn eines war klar: Ohne ihre Hilfe würde sie Helena auf keinen Fall finden..
Sie wusste, dass dieser Moment ihre beste – und vielleicht einzige – Chance war, zum Auto zu gelangen. Ohne zu zögern schnellte sie aus ihrer Deckung hervor und sprintete los, das Herz hämmerte ihr bis zum Hals. Die Zeit schien sich zu dehnen, während ihre Füße über den feuchten Rasen hasteten und sie verzweifelt versuchte, den kurzen Vorsprung zu nutzen..
Doch die Soldaten luden schneller nach, als sie gehofft hatte. Kaum hatte sie ein paar Schritte gemacht, ratterte das Feuer ihrer Sturmgewehre erneut durch die Dunkelheit. Kugeln zischten in ihre Richtung, durchschlugen die Luft mit unheilvollem Pfeifen. Franziska biss die Zähne zusammen, sprang geistesgegenwärtig auf die Motorhaube und rollte über das kühle Metall, bevor sie hinter dem Wagen in Deckung ging. Sie konnte förmlich spüren, wie die Projektile den Lack zerfetzten und den Wagen in ein tödliches Sperrfeuer verwandelten.
Metall ächzte, als mehrere Kugeln auf die Karosserie prallten. Ein lauter Knall verriet ihr, dass mindestens ein Reifen zerfetzt wurde, und sie hörte das Zischen von entweichender Luft. Dann ein weiterer Einschlag: Der Motorblock stöhnte auf, ein dünner Strahl aus Öl oder Kühlflüssigkeit begann zu lecken und lief unter dem Auto hervor. Franziska presste sich mit dem Rücken gegen die Fahrertür, während die Wucht der Einschläge sie immer wieder zusammenzucken ließ. Sie war eingekeilt – ihr Wagen, der eben noch ihre Rettung hatte sein sollen, war nun mehr Hindernis als Hilfe..
Jeder Schuss hallte in ihren Ohren nach, ihr eigener Atem kam stoßweise, die Angst drückte ihr auf die Brust. Sie wusste, dass sie nicht hierbleiben konnte. Früher oder später würden Angel und Luisa sie umgehen oder direkt vorrücken, um sie zu erledigen. Also musste sie handeln, musste das Schlachtfeld zu ihrem Vorteil nutzen, bevor sie gänzlich in die Enge getrieben wurde..
Luisa: Lade nach! Gib mir Feuerschutz Angel! *lädt nach*
Angel: Agent Haroldson! Geben Sie auf und wir versprechen Ihnen, dass Sie nicht leiden müssen! Legen Sie ihre Waffen nieder und kommen Sie mit erhobenen Händen raus!
Franziska: *lädt die Pistole zittrig nach* Verdammte Arschlöcher.. *leise zu sich* Ich muss einen Weg finden sie zu überraschen...
Mit klopfendem Herzen riskierte sie einen schnellen Blick über die Motorhaube hinweg. Funken stoben auf, als eine Kugel in unmittelbarer Nähe einschlug. Franziska duckte sich sofort wieder und rang um Fassung. Sie dachte fieberhaft nach: Wie sollte sie die beiden Soldaten flankieren, ohne dass sie es merkten? Im Hintergrund nahm sie die Silhouette der Phillips Residenz wahr – die Veranda, die sich im schwachen Licht der fernen Straßenlaterne abzeichnete. Vielleicht bot das Haus eine Möglichkeit, unbemerkt zu verschwinden und die Gegner von hinten zu überraschen..
Sie musste riskieren, dass Angel und Luisa weiter dachten, sie stecke noch hinter dem Auto fest. Wenn sie es schaffte, lautlos um das Haus zu schleichen, würde sie sich eine neue Angriffsposition verschaffen. Natürlich war das ein gewagter Plan, doch sie hatte keine Wahl. In diesem Moment hörte sie das Klirren von Patronenhülsen auf dem Asphalt und das gleichmäßige Rattern, als die Soldaten erneut das Feuer auf ihren Wagen konzentrierten. Schüsse prasselten unablässig gegen das Metall, es klang wie ein unheilvoller Trommelwirbel, der jeden Herzschlag lauter werden ließ..
Franziska nutzte die nächste kleine Atempause zwischen den Salven, um auf allen Vieren seitlich wegzukriechen. Ihr Puls raste, während sie sich in geduckter Haltung vorarbeitete. Der beißende Geruch von verbranntem Gummi und Treibstoff lag in der Luft. Sie spürte das feuchte Gras unter ihren Handflächen, während sie sich bemühen musste, nicht auf trockene Zweige zu treten, die ihre Position verraten konnten..
Nur langsam gewann sie Abstand zum Auto. Jeder Meter war eine Qual – sie wusste nicht, ob die Soldaten sie bereits im Visier hatten oder ob sie weiter in die leere Karosserie ihres Wagens feuerten. Franziska zwang sich, keine überhasteten Bewegungen zu machen. Der Adrenalinstoß, der sie bisher am Leben gehalten hatte, machte es schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Doch sie durfte sich keine Fehler erlauben..
Mit einem letzten Atemzug schaffte sie es, hinter eine Hecke zu gleiten, die sie wenigstens für einen Moment aus der Schusslinie brachte. Sie tastete sich voran, immer auf der Hut, dass kein Ast knackt, kein Schatten sie verrät...
Dichter Rauch quoll aus dem Wagen, dessen Metall von zahllosen Einschusslöchern gezeichnet war. Der Gestank von verbranntem Gummi und auslaufender Flüssigkeit legte sich beißend in die kühle Nachtluft. Angel und Luisa hatten ihre Gewehre noch immer im Anschlag, als Luisa plötzlich aufschrie, der Befehl klar in ihrer Stimme: "FEUER EINSTELLEN!"
Angel: *lädt das Gewehr durch* Denkst du wir haben sie erwischt?
Luisa: Gehen wir in Sandwich Position... Du eine Seite, ich die Andere.. Bereit?
Angel: Auf deinen Befehl wartend..
Augenblicklich verstummte das ohrenbetäubende Dauerfeuer, und eine unheimliche Stille legte sich über die Szene. Nur das Zischen des überhitzten Motors und das Knirschen ihrer Stiefel auf dem Kies waren zu hören, als die beiden sich vorsichtig vorwärtsbewegten. Sie schoben sich mit ihren Waffen eng am Körper um den Wagen herum und tauschten flüchtige Blicke – jeder Schritt war von der bangen Frage begleitet, ob Franziska tot hinter dem Auto lag oder nur darauf lauerte, zurückzuschlagen..
Die Hinterseite des Fahrzeugs war von den Kugeln regelrecht zerfetzt, das Blech verzogen und zerbeult. Eine Pfütze aus Öl und Kühlmittel glänzte trüb im schwachen Schein der Straßenbeleuchtung. Angel und Luisa näherten sich von beiden Seiten, angespannt bis in die Haarspitzen. Als sie sich schließlich an der Rückseite des Wagens trafen, war da… nichts. Kein Körper, keine Bewegung – Franziska war spurlos verschwunden..
Luisa: Was zur? *überrascht* Hast du sie weglaufen gesehen?
Angel: Scheint so als hätte sie die Düse gemacht. Diese Agentin ist schlauer, als ich dachte.
Luisa: Sie kann nicht weit sein. Wir sollten uns aufteilen und sie suchen.
Die Soldaten sahen sich alarmiert um. Irgendetwas stimmte nicht. Ein flüchtiger Windhauch ließ die Äste eines Baumes rascheln, und in diesem Moment, während sie sich verwundert ansahen, war plötzlich eine Bewegung von hinten zu spüren. Genau in ihrem Rücken bahnte sich die Überraschung an, die alles verändern würde..
Der Rauch der vorangegangenen Schießerei hing noch in der Luft, als plötzlich aus dem hinteren Bereich des Hauses ein rascher Schatten auftauchte. Franziska war es, ihre Augen vor Adrenalin weit geöffnet, in beiden Händen je eine Pistole. Mit fließenden Bewegungen hob sie die Waffen und begann zu feuern. Die Mündungsblitze zuckten wie grelle Blitze in der Dunkelheit, während die Kugeln mit unbarmherziger Präzision auf Angel niedergingen. Ein dumpfes Krachen ertönte, als mehrere Treffer ihn in die Seite und den Oberkörper erwischten. Er sackte in sich zusammen, unfähig, einen Gegenschlag auszuführen..
Luisa, die dicht neben Angel stand, fuhr erschrocken herum. Ihr Gewehr im Anschlag versuchte sie fieberhaft, Franziska anzuvisieren, doch Angel versperrte ihr die freie Sicht. Sie hatte Angst, ihn zu treffen, und rang nach einer klaren Schusslinie – vergebens. Ihr Herz raste, während sie versuchte, sich neu zu positionieren, doch die Sekunden verrannen gnadenlos..
Ein ersticktes Röcheln kam von Angel, und Luisa schrie in Schock seinen Namen "ANGEL! NEIN!!", das Echo ihrer Stimme hallte zwischen den Häusern wider. In diesem Moment setzte Franziska zum Sturm an. Mit entschlossener Miene und von Adrenalin befeuert lief sie auf den schwer getroffenen Soldaten zu. Sie packte ihn am Kragen seiner Uniform, riss ihn an sich und benutzte ihn als menschlichen Schild. Angel war zu geschwächt, um sich zu wehren, sein keuchender Atem das einzige Zeichen dafür, dass er überhaupt noch bei Bewusstsein war..
Die Situation kippte augenblicklich. Wo eben noch Luisa und Angel das Feuer kontrolliert hatten, stand nun Franziska im Zentrum des Geschehens – und sie war eindeutig am Drücker. Luisa musste zusehen, wie Franziska ihren Kameraden und Verlobten fest in den Griff nahm. Ein einziger Fehltritt von Luisa würde Angel das Leben kosten. Das Rattern der vorangegangenen Schüsse verklang, und eine beklemmende Stille trat an dessen Stelle.
Die Nacht schien plötzlich noch dunkler, nur unterbrochen vom fahlen Schein vereinzelter Straßenlaternen. In der Ferne hörte man ein leises Krächzen von Krähen, als hätte auch die Natur den Atem angehalten. Franziskas Brust hob und senkte sich in schnellem Takt, ihre Pistole immer noch auf Luisa gerichtet. Sie hatte es geschafft, die Soldaten auszutricksen – und mit jeder zitternden Sekunde wurde klar, dass nun sie die Macht über Leben und Tod in den Händen hielt.
Franziska: *aggressiv* Jetzt reicht es mit den Spielchen... Einer von euch wird mir sagen wo meine Schwester ist!
Luisa: Lass ihn los! *in Tränen wutentbrannt* Er hat Schmerzen!
Franziska: Oh er wird gleich noch viel mehr Schmerzen haben, wenn ich nicht gleich das zu hören bekomme, was ich wissen will! Sag mir wo Helena ist! Oder dieser Loc-Dog, der hinter ihr her ist!
Luisa: Wir suchen selber nach ihnen du irre Schlampe! Was denkst du, warum wir hier sind?!
Angel: *in Schmerzen zu Luisa sagend* Luisa... Erinnerst du dich noch an... mein Ablenkungsmanöver?.. - Ich werde es wieder tun...
Luisa: Nein Angel! *Tränen kullernd* Bitte tue es nicht..
Angel: Wir sind Soldaten... Wir tun alles um unsere Kameraden zu schützen, richtig?.. Bist du bereit?..
Kaum hatte er den letzten Satz hervorgebracht, spannte er die Muskeln an. Mit einer verzweifelten, letzten Kraftanstrengung riss er seinen Ellenbogen herum und traf Franziska seitlich am Kiefer. Der Schlag war hart und unerwartet, Franziska taumelte nach hinten. Ihr Griff lockerte sich für den Bruchteil einer Sekunde – genau das, worauf Angel gehofft hatte.
Luisa riss ihr Gewehr hoch, bereit, Franziska den Gnadenstoß zu verpassen. Doch Franziska reagierte schneller, als der Schmerz in ihrem Gesicht sie lähmen konnte. Noch bevor Luisa einen klaren Schuss abfeuern konnte, hatte Franziska ihre zweite Pistole gezogen. In einer einzigen, gnadenlosen Bewegung feuerte sie mehrmals auf Angel. Die Kugeln schlugen so brutal in sein Gesicht ein, dass kaum noch etwas davon übrig blieb. Blut und Knochensplitter spritzten, während Angels lebloser Körper zu Boden sank.
Die Welt um Luisa herum schien in diesem Augenblick zu zerbrechen. Ihre Augen weiteten sich in Schock, das Gewehr in ihren Händen bebte. Es war, als würde die Zeit für sie stillstehen, während der Anblick ihres gefallenen Kameraden sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis einbrannte. Sie war weder fähig zu denken noch zu handeln; stattdessen hüllte ein taubes Rauschen ihr Bewusstsein ein. Alles, was sie wahrnahm, war die Bewegung von Franziska, die nun ihrerseits wieder die Waffe auf sie richtete.
Als Luisa in den Lauf von Franziskas Pistole blickte, begriff sie, dass jeder weitere Augenblick ihr letzter sein konnte. Mit einem verzweifelten Aufschrei riss sie die Waffe hoch und feuerte blind in Franziskas Richtung, ohne wirklich zu zielen. Kugeln schlugen in den Asphalt und verfehlten Franziska nur knapp. In Panik wandte sich Luisa ab und rannte, ohne noch einmal zurückzublicken, die Straße hinunter, fort von dem Horror, der sich eben vor ihren Augen abgespielt hatte..
Die Luft war noch erfüllt von Pulverdampf und dem beißenden Geruch von Öl und Blut, als Franziska sich taumelnd wieder aufrappelte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und der dumpfe Schmerz in ihrem Gesicht pochte bei jedem Atemzug. Doch sie hatte keine Zeit, sich davon aufhalten zu lassen. Sie musste hinter Luisa her, musste verhindern, dass diese entkam..
Ihre Beine fühlten sich schwer an, als würde sie durch zähen Morast waten, aber sie zwang sich, weiterzulaufen. Vor ihr erkannte sie Luisa, die ihrerseits hinkte; offenbar war ihr Knie schwer angeschlagen. Dennoch rannte sie mit aller Kraft, um sich von Franziska zu lösen. Jeder Schritt hallte in der stillen Straße wider, begleitet vom Klappern von Ausrüstungsgegenständen, die Luisa noch bei sich trug..
Franziska biss die Zähne zusammen, ignorierte den Schmerz und holte tief Luft. Schweiß rann ihr über die Stirn, doch in ihrem Innersten brannte auch ein anderes Feuer – der unbedingte Wille, ihre Schwester wiederzufinden. Sie konnte nicht zulassen, dass ihr dieser letzte Anhaltspunkt entglitt..
Vor ihnen erstreckten sich die dunkleren Bereiche der Vorstadt, in denen die Lichter der Straßenlaternen immer seltener wurden. Mit jedem weiteren Schritt wirkten die Häuser heruntergekommener, die Vorgärten verwahrloster. Die Geräuschkulisse veränderte sich; irgendwo in der Ferne bellte ein Hund, aus einer zerbrochenen Scheibe drang ein schwaches Leuchten. Schüsse aus der Ferne.. Sirenen... Sie näherten sich den tieferen Slums – einem Ort, an dem die meisten Menschen nicht freiwillig herumliefen..
Luisa war nur noch wenige Schritte voraus, ihr Atem ebenfalls schwer und unregelmäßig. Immer wieder warf sie hektische Blicke über die Schulter. Sie musste wissen, dass Franziska ihr dicht auf den Fersen war. Der Hass in Luisas Blick war nicht zu übersehen – Franziska hatte ihren Mann getötet, und sie würde das nicht so schnell verzeihen. Doch die Angst und der Wille, zu überleben, schienen stärker zu sein als ihr Zorn; sie rannte weiter, so gut es ihr kaputtes Knie zuließ..
Noch war nichts entschieden. Die Nacht war lang, die Dunkelheit voller Gefahren. Doch Franziska blieb nur dieser eine Pfad – und wenn er sie auch bis ans Ende der Stadt führte, sie würde ihn gehen, um ihre Schwester zu retten. Ob sie Helena wohlbehalten wiederfinden würde, blieb in diesem Moment ungewiss. Und so hallten ihre rasenden Schritte durch die verfallenen Straßen, während die Antwort auf diese Frage in der finsteren Tiefe der Slums lauerte..