[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 389. Die Schlacht um Lost Hills VI

    Drake schien einen Moment zu überlegen, bevor er dem Ältesten auf seine Frage antwortete. "Es geht nicht darum, um einen einfachen Weg zu gehen, sondern einen, der sich aus Moral und Anstand gehört, Ältester. John und ich hielten es für geboten unseren Verbündeten zu helfen. Auch wenn der Hilferuf nicht an uns gerichtet war. Die stählerne Bruderschaft hat uns damals bei unseren zweiten inneren Unruhen ohne langes Zögern unterstützt. Viele unserer Freunde und Bewohner wären wahrscheinlich in diesen unruhigen Tagen gestorben. Wäre die Bruderschaft nicht dort gewesen. Auch wenn ich mich selbst an die Geschehnisse nicht mehr erinnern kann."


    Drake sah während des Sprechens auf irgendeinen Punkt vor ihm. "Und ich nenne es mal "persönliche" Differenzen blende ich bei solchen Entscheidungen aus." Dann blickte er den Ältesten ernst an. "Warum ich hier selbst bin? Zwei Worte. Dankbarkeit und Unterstützung persönlicher Art. Ihre Leute haben mir damals das Leben gerettet *tiefes Seufzen* ... wobei ich mir in letzter Zeit nicht sicher bin ... ob ein anderer Verlauf nicht besser gewesen wäre. Außerdem lasse ich Menschen, die ich als Freunde betrachte nicht im Stich und unterstütze sie nach Kräften. Auch wenn das im Moment nicht auf Gegenseitigkeit beruht." brummte er. "Ich ... verstehe." Bardeen stand auf, ging zu Drake hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. Drake drehte den Kopf irritiert zu Bardeen.


    "Danke. Ohne diese bemerkendwerten innere Einstellung und Nachsichtigkeit wäre das heute das Ende für Lost Hills gewesen. Ich sollte endlich anfangen, in Ihnen das zu sehen was, was Sie für uns auch sein sollten. Ein guter Freund und Kamerad. So wie es schon einmal zwischen uns beiden war. Ich würde gerne mit Ihnen ... dir einen freundschaftlichen Neuanfang wagen. Ich habe mir fest vorgenommen etwas bei uns zu ändern ... in einigen Dingen sollte ich es als Ältester sein, der es als Erster tut ... gerade nach dieser Katastrophe." Bardeen hielt müde, aber hoffnungsvoll Drake die Hand hin. In seinem Gesicht war für einen Moment so etwas, wie Freude zu sehen, aber der Ausdruck verschwand fast wieder augenblicklich.


    "Haben Sie ... Hast du dir das gut überlegt? Ich ... würde mich freuen, wenn es wirklich von Herzen kommt und wir wieder im Ansatz wie früher miteinander umgehen könnten... aber ich will dich warnen ... auch wenn ich von meiner Seite ... meinen Freunde immer zur Seite stehen werde ... trage ich dennoch eine Gefahr in mir ... mit der ich mal mehr, mal weniger zu kämpfen habe ... die mich in manchen Situationen ... nicht mich selbst sein lässt. Bist du bereit, dass bei deinem Freundschaftsanliegen mit zu berücksichtigen?" Drake wandte dabei den Blick ab und schaute wieder in die Ferne. "Ja, das werde ich. Gerade aufgrund der heutigen Ereignisse. Ich weiß durch Gespräche mit John um die Dinge, die bei euch vor einiger Zeit passiert sind. Die Enklavebasis. Die Folter und ... alles weitere. Wir beide pflegen mittlerweile ein sehr ehrliches und freundschaftliches Verhältnis ..." Drake schnaufte kurz auf.


    Bardeen unterbrach sich und schaute fragend. "Gut ... verstehe ... John wollte wohl, dass du bei allen Eventualitäten, die auftreten könnten mit informiert bist ... kann ich ihm nicht übelnehmen." brummte Drake mehr zu sich als zum Ältesten. Anschließend sah er wieder zu Jeremiah hin. "Auch wenn es momentan nicht so aussehen mag, ich freue mich sehr über diesen Schritt. Ich brauche in diesen ganzen Dingen im Moment Zeit. Das, was euch passiert ist ... es beschäftigt mich in mehrerlei Hinsicht ... auch in der Sache, was ich selbst bin ... aber das ist etwas, dass ich für mich abschließen muss. Danke Jeremiah." Er streckte ebenfalls seine Hand aus. Jeremiah packte ohne Scheu zu und drückte Drakes Hand ohne weiteren Worte. Beiden standen sich so einen ganzen Moment gegenüber. Fast gleichtzeitig huschte ein leichtes Lächeln über die beiden Gesichter, wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten.


    So erneuerten beide ihre Freundschaft, die durch Darkhollow beinahe ein Ende gefunden hatte. Obwohl die stählerne Bruderschaft an diesem Tag durch den brutalen Angriff der Supermutanten sich am Ende ihrer Existenz befand, war es ein ebensolcher, der sie mit Hilfe seiner Leute vor den sicheren Absturz in Vergessen bewahrte. Die nächsten zwei Tage blieben die Silver Dragons vor Ort und brachten einen großen Teil der restlichen Bruderschaft mit Hilfe der Vertibirds in den Lassen. Lost Hills war im Moment nicht mehr bewohnbar und einige der Bunkerbauspezialisten der Silver Dragons begannen die Schäden des Hauptquartiers der Bruderschaft ausgiebig zu begutachten. Bardeen war bis zuletzt vor Ort geblieben und hatte die letzten Tage kaum geschlafen.


    Am Morgen des dritten Tages nach dem Angriff brachte man ihn mit einem weiteren Vertibird Richtung Lassen. In dem kleinen Stützpunkt der Bruderschaft am Lassen fand die schwer angeschlagene Bruderschaft nun ihr vorläufiges Quartier. Im Lassen wertete man mittlerweile die ersten Erkenntnisse zum Lost Hills Bunker und zum erfolgten Angriff aus. Der Bunker war zwar massiv beschädigt worden, aber noch reparabel. Allerdings würde die Reparatur eine lange Zeit beanspruchen. Die Geräte, die man beim Bau im Lassen einsetzte, konnte man aufgrund der unterschiedlichen Konstruktionsweisen der Bunker nicht nutzen. So blieb nur eine langsame und aufwendige Instandsetzung. Was den Herkunftsort der Supermutanten betraf, konnten keine hilfreichen Schlüsse gezogen werden. Ihre Spur zog sich zwar tief ins Ödland, aber verblasste dann soweit, dass man mit der Suche nicht weiter kam. Zur Allgemeinen Beunruhigung.


    Zehn Tage später. Weihnachten 2283. Bruderschaftsquartier am Lassen


    Der Älteste ließ sich gerade auf die in Stein gehauene Bank nieder, als ihm zwei vertraute Gesichter entgegenblickten. Die, von denen er kaum noch gehofft hatte, sie noch einmal lebendig zu sehen. Sie sahen zwar noch müde und ein wenig blass aus, aber sie lächelten. "Paladin Torro und Trian! Ich bin überaus erfreut, dass Sie die Krankenstation wieder verlassen können. Wie fühlen Sie beiden sich?" fragte Bardeen sichtlich erfreut. "Ad Victoriam, Ältester. Wenn ich für mich spreche, den Umständen entsprechend gut. Allerdings bin ich noch nicht vollständig einsatzfähig, wollte aber nicht länger tatenlos herumsitzen. Ich musste Dr. Darper versprechen nur leichte Dienste auszuführen. Leider sind noch keine Feldeinsätze drin." sagte Torro als erster.


    "Ihre Einsatzbereitschaft ist lobenswert, aber Sie werden sich noch ein paar Tage Ruhe gönnen, mein Junge. Erkunden Sie ein wenig den Lassen. Es ist lohnenswert. Im Moment scheinen unsere Verbündeten eines der alten Weltfeste zu begehen." Der Älteste kratzte sich kurz nachdenklich an seinem Kopf. "Sie nennen es Weihnachten, glaube ich. Es werden dabei kleine Aufmerksamkeiten an die Familie verschenkt. Es ist wirklich interessant. Die nächsten Tagen werden wir uns weiter erholen. Ich werde Ihnen Bescheid sagen, wenn ich Ihre Anwesenheit benötigt." Torro schaute einen Moment fast ein wenig enttäuscht, akzeptierte aber den Vorschlag des Ältesten, da er diesem insgeheim mit der Ruhe Recht gab. Noch war er weit davon entfernt, fit zu sein. In Lost Hills kämpfte Torro gegen einen Supermutanten, der es tatsächlich durch die größeren Lüftungskanäle geschafft hatte. Er tauchte plötzlich mit einem martialischen Schrei in der untersten Ebene auf und landeten bei dem erst völlig unvorbereiteten Torro einige harte Treffer, bevor der in die Gegenoffensive gehen konnte.


    Torro verabschiedete sich wie immer protokollgerecht vom Ältesten und verschwand in der Zuflucht. Trian stand noch beim Ältesten. "Ad Victoriam, Ältester. Ich habe nicht gedacht, dass wir uns noch einmal sehen. Ich hatte bereits mit meinem Leben abgeschlossen." sprach Trian langsam. Er hatte immer noch Schmerzen von den Verletzungen. "Ich weiß. Deshalb bin ich doppelt so froh, Sie hier wieder stehen zu sehen. Sie sind buchstäblich in letzter Sekunde gerettet worden. Von einem guten Freund." Trian nickte. "Ich wollte nur, dass Sie wissen das ich wieder unter den Lebenden bin. Jetzt werde mich auf den Weg zurück zur Krankenstation aufmachen. Der gute Doc Darper hat mir eine kurzen Spaziergang erlaubt, ansonsten soll ich das Bett noch ein paar Tage hüten." rechtfertigte sich Trian kurz. "Danke Paladin, dass Sie sich die Mühe gemacht haben. Ich werde Sie die nächsten Tage ebenfalls besuchen kommen."


    Der Älteste blieb noch eine ganze Zeit sitzen. Im Moment wirkte der Zustand der stählernen Bruderschaft irgendwie merkwürdig unwirklich auf ihm. Von einem ehemals starken und nicht zu unterschätzenden Machtfaktor an der Westküste war nicht mehr viel geblieben. Jetzt waren sie auf den Schutz und die Hilfe ihres Verbündeten angewiesen. Bardeen fragte sich zwischenzeitlich, wie lange das so bleiben würde. Sein Gedanken lagen aber in der Hauptsache bei dem Zustand seiner Leute. Sie mussten erst einmal wieder auf die Beine kommen. Immer noch lag ein ansehnlicher Teil von Ihnen auf der großen Krankenstation im Lassen und wurde dort sehr fachgerecht behandelt. Er ließ den Blick zum Haupteingang schweifen und war wie so oft, immer noch beeindruckt von der Konstruktion.


    Nach längerem Hinsehen nahm er wahr, dass wohl noch jemand in Richtung der Zuflucht unterwegs war. Nach einem Moment wurde auch deutlich, wer das war. Schon aufgrund der Größe und Statur konnte man Drake sehr gut auf Entfernung erkennen. Die letzten zehn Tage waren Bardeen und er kaum in Kontakt gekommen, da auf beiden Seiten allerhand zu tun war. Drake war fast angekommen. Sein Gesicht war wie fast immer nachdenklich und wirkte bisweilen ziemlich brummig, was durch die leicht heruntergezogenen Mundwinkel, wie sie häufig bei den Supermutanten vorkamen, noch verstärkt wurde. Er steuerte direkt auf den Ältesten zu.

  • 390. Neue Wege

    "Darf ich mich zu Ihnen ... zu dir setzten ... Jeremiah? Wir müssten einige Dinge miteinander besprechen." Hin und wieder passierte es Drake noch, dass er Jeremiah förmlich ansprach. "Gerne. Worum geht es?" fragte Bardeen gefasst. "Wir haben uns im Lassen über den derzeitigen Zustand der stählernen Bruderschaft unterhalten und einige Entscheidungen dazu getroffen. Mit wir meine ich übrigens unseren gesamten Entscheidungsorgane." Jeremiah war im Inneren zunächst verunsichert und befürchtete im ersten Moment große Nachteile für die stählerne Bruderschaft. Dann besann er sich eines Besseren.


    "Sie sind bis jetzt immer fair zu uns gewesen. Wenn sie jetzt etwas von uns verlangen, wäre das nur recht und billig. Schließlich behandeln sie immer noch eine Menge unserer Leute und stellen uns bis jetzt Kost und Logie umsonst zur Verfügung." dachte er bei sich. Nach außen verzog er aber unbewusst das Gesicht. Drake runzelte kurz die Stirn. "Jeremiah, du brauchst keine Sorge haben, dass wir eure geschwächte Situation ausnutzen." Der Älteste schaute betreten auf den Boden. "Ich ... Wieso denkst du ... *Seufzen* ... war mein Gesichtsausdruck so offensichtlich?" "Geringfügig." brummte Drake und schmunzelte einen kurzen Moment. "Es sind nur einige wenige Dinge, die ich euch mitteilen werde. Aber sie sind ist aufgrund des wahrscheinlich längeren Zusammenlebens mit euch sehr wichtig."


    Jeremiah schaut irritiert. "Längeres Zusammenleben? Ich verstehe es nicht ...?" Drake seufzte kurz. "Ihr werdet hier definitiv längere Zeit beheimatet sein. Es sei denn ihr möchtet euer Dasein lieber in Zelten auf freiem Feld in der Nähe eurer Heimat verbringen. Davon werden wir euch nicht abhalten, wenn ihr das wollt. Ich habe gestern Morgen die abschließenden Berichte unserer Bunkerspezialisten bekommen ... es hat tatsächlich nicht mehr viel gefehlt und Lost Hills wäre für euch für immer verloren gewesen." Jeremiah schluckte. Das sie tatsächlich einmal ihre lange angestammte Heimat verlieren könnten, das hatte er bis zu dem Angriff nicht für möglich gehalten. "Dass er ziemlich geschwächt ist, dass hatte ich schon befürchtet. Nur, wie können wir ihn reparieren? Unser Wissen reichte gerade für die Instandhaltung, aber eine umfangreiche Reparatur? Das dürfte sehr schwierig werden. Von dem Baumaterial und der Beschaffung will ich erst gar nicht anfangen. Das ist ..." Bardeen klang gleichzeitig traurig und frustriert.


    "Das wird nicht nur allein eure Sorge sein. Wir haben bereits von Anfang an gesagt, dass wir euch unterstützen ... " Drake legte seine große Hand auf die rechte Schulter des Ältesten. " ... nur wird das sehr lange dauern, bis wir Lost Hills für euch wieder hergestellt haben. Wir rechnen hier mit über einem Jahr. Vielleicht werden es auch zwei ... aufgrund der Materialproblematik und anderer Dinge." erklärte Drake ruhig. Jeremiah schaute ihn überrascht an. "Ihr ... werdet unseren Bunker ... wiederaufbauen? Uns so lange hier beherbergen? ... Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Aber die Sache hat für uns doch mit Sicherheit einen Harken?" Da war es wieder. Das Misstrauen, was so häufig bei Hilfeangeboten in den Ödlanden hochkam. Drake seufzte kurz.


    "Es kommt darauf, was die stählerne Bruderschaft unter einem Nachteil versteht. Gehört der anständige Umgang mit denen, die im Lassen ebenfalls leben, die ihr als Nicht-menschlichen Wesen tituliert, dazu? Das ist eines der wenigen Dinge, die wir von euch erwarten. Und eine weitere ist, dass ihr keinen Krieg zu uns tragt. Falls einige von euch doch auf die Idee kommen, die NCR zu reizen. Aber ich denke, dass ich mich auf dich als Ältesten darauf verlassen kann, das diese Dinge "Beachtung" finden." Drake sah Jeremiah kurz ernst an, lächelte dann. "Ansonsten seid ihr hier in der Zuflucht so autark wie in Lost Hills und jederzeit auch im Lassen willkommen. Wir vertrauen darauf, dass ihr euch in allen anderen Belangen vernünftig verhaltet. Sollten Probleme aufkommen, können wir jederzeit darüber reden." Jeremiah schwieg einen ganzen Moment.


    "Jeder andere in den Ödlanden hätte diese Situation ausgenutzt, ihr nicht. Ich werde dafür sorgen, dass sich an eure "Spielregeln" gehalten wird, versprochen." Jeremiahs Gesichtsausdruck war nachdrücklich und streng. "Das dachte ich mir schon. Trotzdem der Hinweis, sollte jemand deiner Leute dahingehend Ärger machen, wird das für denjenigen von unserer Seite mit Konsequenzen bedacht und nach unserer Rechtsprechung behandelt werden." brummte Drake. Der Älteste nickte. "Euer Grund und Boden, eure Rechtsprechung. Das ist euer gutes Recht." Jeremiah wirkte erleichtert. Das waren Dinge, mit denen er als Ältester umgehen konnte und ihm bei der Reformation der Bruderschaft sogar hilfreich erschienen.


    "Gut. Das ist alles, was euer Unterbringung hier bei uns betrifft. Ihr könnt euch, wie gesagt im Lassen frei bewegen. Der einzige Ort, der im Moment für euch Tabu ist, ist der Bereich dort hinten bei den Höhlen." Drake zeigte dabei mit der rechten Hand in die Richtung. Jeremiah akzeptierte Drakes Hinweis. Er wurde aber gleichzeitig sehr neugierig, was es mit diesem Ort auf sich hatte. Drake begann kurz darauf in seiner großen Seitentasche etwas zu suchen. "Wo habe ich denn ... ah ... dort ist es ..." Er holte einen rechteckigen, dunkel gehaltenen, aber irgendwie technisch wirkenden Gegenstand und ein altertümlich wirkendes mit einem dicken Ledereinband versehenes Buch heraus. Drake räusperte sich kurz. "Ich weiß nicht, ob ihr noch etwas über die alten Weltfeiertage wisst ... wir begehen im Moment einen sehr wichtigen für unsere Leute und ihre Familien ..." Es schien ihm etwas unangenehm zu sein. "Ich wünsche dir frohe Weihnachten ... hier das ist für dich, mein Freund." und überreichte ihm die beiden Sachen.


    "Ich ... Danke ... " Jeremiah war über alle Maßen überrascht. "Was ist das?" fragte er neugierig Drake nach dem rechteckigen Gegenstand. Der Älteste besah ihn sich, hatte aber keine Ahnung, was es war. "Das ist ein Datenspeicher. Darauf könnt ihr eure Daten von den Computern speichern und sichern. Er übertrifft eure alten Modelle bei der Speicherkapazität bei Weitem. Das Buch übrigens enthält technische Zeichnungen, die für euch auch hilfreich sein werden." Jeremiah Bardeen war einfach nur perplex. Für ihn als ehemaliger Gelehrte waren diese beiden Geschenke ungemein wertvoll.


    Zur gleichen Zeit in Shady Sands. Hauptstadt der NCR.


    Reginald Evans trat durch das Tor von Shady Sands. Es war mindestens zehn Jahre her, das er zuletzt hier war. Seitdem hatte sich scheinbar nicht viel geändert. Die Welt schien hier noch in Ordnung, wenn man sich das Gewusel auf den Straßen ansah. Außerhalb der Stadt sah die Welt der NCR nicht so rosig aus. Die Kooperation zwischen den fünf Staaten, die zusammen die NCR bildeten, war im Moment ziemlich gestört. Man war mit der allgemeinen Politik, die von Shady Sands ausgeführt wurde, sehr unzufrieden. Die Ereignisse um New Vegas und dem Hoover Staudamm banden immer noch eine große Anzahl von Streitkräften, die an anderer Stelle schmerzlich fehlten. In manchen Landstrichen zwischen New Reno und Shady machten sich wieder erneut Raidergruppen und sonstige Gefahren breit. Teilweise gehörte es zu Tagesordnung, dass Bürger der NCR von Raidern überfallen und ausgeraubt wurden.


    Evans schaute an sich herunter und kontrollierte die Uniform, die er trug, nach Beschädigungen. Es war die, die er damals von den Silver Dragons bekam, als er mit seinen Leuten aufbrach. "Das sieht immer noch gut aus. Dieses Material ist wirklich strapazierfähig. Nicht eine Abnutzungserscheinung und ich habe schon so einige Kilometer mit ihr gemacht. Ich hoffe, ich kann die Silver Dragons bald wieder besuchen und nach meinen Leuten sehen." Evans seufzte resigniert. Nachdem er den Bericht bei seinen Vorgesetzten über den Aufenthalt bei den Silver Dragons und dem Gespräch mit dem Ältesten der Bruderschaft abgab, dauerte es eine ganze Zeit, bis er darauf eine Rückmeldung erhielt.


    Erst vor einer Woche bekam er die Order von seinen Vorgesetzten unverzüglich nach Shady Sands aufzubrechen. Das HQ wünschte seine Anwesenheit. Das würde mit Sicherheit ein ähnlicher Spießrutenlauf wie bei seinen Vorgesetzten werden. Die waren nicht davon angetan gewesen, dass sich eine hochtechnologische und schlagkräftige Gruppe auf dem Gebiet der NCR aufhielt und mit der stählernen Bruderschaft paktierte. Gedankenverloren und sorgenumwölkt steuerte Evans das Regierungsviertel an.

  • 391. Shady Sands

    Evans hatte beinahe sein Ziel erreicht. Nachdenklich schaute er auf die Statue, die vor ihm aufragte. Der Zahn der Zeit nagte mittlerweile an ihr, dennoch sah sie immer noch gepflegt aus. Für einen Moment blieb er stehen. "Der Bunkerbewohner ... seine Hilfe hat es ermöglicht, dass die NCR entstehen konnte ... sie heute ist, was sie ist ... im Guten, wie im Schlechten ..." seufzte er innerlich. " ... wie seine Kinder ... es waren oft Leute aus den Bunkern, die tiefgreifende Veränderungen brachten. Ist es vielleicht jetzt wieder so ... wir werden sehen. Was wir im Moment wieder bräuchten, wäre jemand ähnliches wie Tandi. Mit Weitblick und weniger expansionistisch. Kriegsfalken, wie sie Kimball und Oliver sind, waren an bestimmten Stellen in der Geschichte noch nie gut."


    Auch wenn Reginald Evans schon seit jungen Jahren beim Militär der NCR war, dachte er nicht nur in den Maßstäben der Armee. Neben seinem ausgeprägten Interesse an den Vaults war es die Geschichte der alten Welt, die ihn fesselte. Seine Mutter hatte ihm einige Dinge und Weisheiten mit auf dem Weg gegeben. Einer davon war "Wer die Geschichte der Vergangenheit nicht kennt, ist verdammt sie zu wiederholen." Sie war eine weise und geschichtsbewanderte Frau gewesen. Oft genug zerbrach er sich als Jugendlicher den Kopf, woher sein Mutter so viele interessante und nützliche Dinge wusste. Wenn er sie danach fragte, bekam er häufig ausweichende Antworten. Erst viele Jahre nach ihrem Tod erfuhr er es über ihre Tagesbücher, die er in einer gut verschlossenen Kassette gefunden hatte. Er behielt dieses Wissen für sich.


    Sie war eine Gelehrte der stählernen Bruderschaft gewesen und scheinbar aufgrund ihrer kritischen Grundhaltung verstoßen worden. Etwas, was auch er von ihr mitbekommen hatte. Er liebte die NCR und brannte im tiefsten Herzen für ihre Werte, aber der derzeitige Zustand betrübte ihn zutiefst. Man entfernte sich immer weiter von diesen Grundsätzen und schlug eine unheilvolle Richtung ein. Eine Entwicklung die seiner Meinung nach den ehemaligen Staaten von Amerika vor zweihundert Jahren letztendlich den Todesstoß verpassten. Er schaute hinüber zu der Kongresshalle, die in einem sauberen weiß gehalten war.


    Ein absolutes Wahrzeichen von Shady Sands, oder wie man heute eher sagte, der NCR. Das man den Namen der Stadt gegen den Namen der Nation einsetzte sollte eigentlich Zusammenhalt für das ganze Gebilde symbolisieren. Wenn er an die sogenannten Volksvertreter dachte, die im Moment durch diese heiligen Halle wandelten, trieb es ihn ihm die Wut hoch. Einige waren in seinen Augen hochkorrupt und ließen sich für die Belange und Interessen einiger weniger, aber machtvoller NCR - Bürger einspannen. Darunter waren die Brahmin-Barone und die Händlergemeinschaft.


    Er schüttelte kurz den Kopf und wandte sich Richtung eines nicht weniger wichtigen, aber bei weitem nicht so imposanten Bauwerk. Einem Gebäude, bei dem er bei der derzeitigen Führung der NCR am liebsten eher die heiße und mittlerweile vom Krieg mit Caesars Legion gezeichneten Mojave vorzog. Aber genau dorthin hatte er die Order bekommen. Auf dem Gelände, der im Flachbau gehaltene Villa des Präsidenten der NCR, befand sich seit einigen Jahre nun auch das militärische Hauptquartier der NCR. Was auch wiederum einigen Bürgern in der NCR sauer aufstieß. Sie hielten das enge politische und militärische Nebeneinander für falsch. Evans steuerte den Eingang des Geländes an.


    Dieser war mit einem autark versorgten Energiefeld verschlossen. Den gesamten Bereich umgaben hohe weiße Mauern. Einige der für Shady Sands typischen Sicherheitskräfte hielten davor Wache und beobachteten aufmerksam die gesamte Umgebung. Er schaute auf seine mittlerweile stark mitgenommene Armbanduhr. "Etwas zu früh, aber es ist besser so. Zu solch einem hochdekorierten Gespräch möchte ich nicht zu spät kommen." dachte er ruhig bei sich und ging auf ein kleines Wärterhäuschen zu. Es war gleichzeitig Anmelde- und Warteraum für den streng gesicherten Bereich. Die Sicherheitskräfte, die dort saßen, wurden nun auf Evans aufmerksam. Einer von ihnen kam nach vorne. "Name. Ausweis und Grund Ihres Hierseins" schnarrte er ihn ziemlich unwirsch an. Es war ein junger Bursche, der fast noch grün hinter den Ohren war und sich für diese Position nach Evans Meinung nicht wirklich akkurat und protokollgerecht verhielt.


    Evans sah sein Gegenüber für einen Moment scharf an. Dann antwortete ihm darauf ziemlich zackig. "Major Reginald Evans, ursprünglich 2. Division, Angels Boneyard. Derzeitig stationiert in Reddings, 1. Ausbildungskompanie. Anordnung eines Gesprächs von und mit General Lee Oliver." Dabei legte er einen kleinen Ausweis und das Schreiben mit dem Siegel vor, das er von seinen Vorgesetzten in Reddings erhalten hatte. Er wartete einen Moment, bis derjenige kurz nach hintern verschwand, mit einem der anderen Anwesenden sprach und wieder nach vorne kam. "Es alles in Ordnung, Sir. Sie haben die Freigabe. Wir geben Bescheid, dass Sie eingelassen werden, Sir. Einen schönen Tag noch." Der junge Bursche war nun wesentlich höflicher. Scheinbar gab es von seinem älteren Kollegen wohl einen Einlauf. Evans überlegte einen kurzen Moment, ob er noch etwas sagen sollte, beließ es aber dabei. Er verabschiedete sich mit einem knapp gehaltenen Danke und trat nun zu dem Tor, wo die Energiebarriere gerade geöffnet wurde, und betrat dann das Gelände.


    Kurz nachdem er die Barriere passierte, wurde sie wieder aktiviert. Langsam wurde er doch etwas nervös. Er hatte recht früh geahnt, dass die Entdeckung von Relevanz für die obere Führungsriege der NCR war. General Lee Oliver war wegen seiner Verdienste in der Mojave wieder ein Stück höher in der militärischen Karriereleiter aufgestiegen und war mittlerweile der oberste General in der Armee der Republik. Über ihm stand in militärischen Belangen nur Aaron Kimball als Präsident. Zusammen mit Cassandra Moore, die den Posten in der Mojave von Lee Oliver eingenommen hatte und zwei weiteren Generälen planten sie die gesamten militärischen Operationen auf dem Gebiet der NCR.


    Während Moore von den südlichen Grenzen bis Maxon die Obhut über die Armee hatte, leitete Jax Wells alles hinter Maxon bis kurz über das ehemalige San Francisco. Von dort aus, bis zu den nördlichen Grenzen hielt Knox Garett alles im Blick. Während Garett und Moore, die militärischen Ansichten von Lee Oliver und Präsident Kimball teilten, war Jax Wells der einzige, dessen Ansichten in eine komplett andere Richtung gingen. Er orientierte sich an Tandis Ansichten und versuchte sie auch dementsprechend einzubringen. Was häufig sehr schwierig war und zu hitzigen Diskussionen und Verstimmungen führte. Manch anderer der beiden anderen hoffte innerlich, dass Kimball ihn baldigst entließ, aber dafür war seine Verdienst und vor allem sein Ansehen innerhalb der NCR zu gut.


    Kurz gesagt war für Evans Jax Wells eine einsame Stimme der Vernunft innerhalb der Führungsriege. Das Evans nun ausgerechnet von Lee Oliver und nicht Garett als sein oberster Vorgesetzte her zitiert hatte, sprach für die Wichtigkeit der ganzen Sache. Für einen kurzen Gedankenmoment erwischte sich Evans dabei, dass er vielleicht lieber MIA geblieben wäre. Bei der momentanen eher kriegerisch ausgerichteten NCR konnte seine Entdeckung für die Silver Dragons nichts Gutes bedeuten, was auch ebenfalls für die stählerne Bruderschaft galt. Er konnte und wollte aber auch nicht seine Leute und den in seinen Augen guten Teil der NCR verraten und zurücklassen. Evans war mittlerweile an dem weiß verputzen Gebäude angekommen und wurde gleich von einem weiteren Wächter in Empfang genommen und folgte ihm ohne weitere Worte.


    Der Wächter brachte ihn bis zum Ende eines Flurs im Seitenflügel des Gebäudes und deutete auf die doppelflügelige Holztür. "Sie können eintreten. General Oliver erwartete Sie bereits, Major." Dann verschwand derjenige. Evans blieb einen kurzen Moment stehen und rückte sich sein rotes Barett zurecht. Dabei konnte er eine gedämpfte Unterhaltung wahrnehmen. Lee Oliver war nicht allein. Mindestens noch eine weitere Person war dabei. Dann drückte er die Klinke herunter und trat ein.

  • 392. Der Bär mit zwei Köpfen I

    Evans wartete geduldig innen an der Tür. Das Gespräch zwischen den beiden Männern, die sich vor ihm in dem Raum befanden, schaukelte sich ziemlich hoch. Einer von Ihnen war unverkennbar und vor allem unverhörbar Lee Oliver. Sein Gegenüber sah ihn für einen Moment entgeistert an, schluckte dann und räusperte sich. Es war einen hagerer, aber durchtrainierter Mann von etwa fünfzig Jahren und trug die typische NCR - Kluft für Generäle. Sein Gesicht zierte auf der linken Seite zwei tiefe und breite Narben, die vertikal in der Nähe der Augen verliefen. Die grauen Augen blickten klar und aufmerksam Oliver an, beinhalteten aber derzeit ein äußerst verständnislosen Ausdruck.


    "Bei allem Respekt, Sir. Das kann nicht Ihr Ernst sein. Erst überfallen mehrere Raidergangs immer wieder die wichtigsten Handelsrouten, dann scheint eine verdammt große Horde von Supermutanten mindestens drei Siedlung platt getreten zu haben. Dann sichten einiger unserer Ranger ein oder mehrere pechschwarze Vertibirds unbekannter Bauart und Sie sagen wollen mir sagen, dass wären keine Gründe, dass ich mehr Leute bekomme? Da braut sich irgendeine Gefahr im Kernland der NCR zusammen und ich kann mit der derzeitigen personellen Ausstattung unserer Bürger kaum davor schützen." sagte Olivers Gegenüber zwar erregt, aber immer noch im angemessenen Ton. Evans machte sich während des Gesprächs der beiden seine eigenen Gedanken.


    Dabei hatte er immer noch Haltung angenommen. "Das hört sich wirklich bedenklich an. General Wells hat recht. Marodierende Supermutanten in umfangreicher Größenordnung. Das hat es sehr lange Jahre nicht gegeben ... nicht seit dem Tod des Meisters ... und dann noch Enklave. Wer sonst hätte die Möglichkeit Vertibirds zu nutzen ... die stählerne Bruderschaft hat zurzeit gar nicht mehr die Reserven dafür..." Dabei fasste der Major mit seiner Hand kurz in seine Seitentasche und fühlte nach der erneut versiegelten Rolle von Ältesten Bardeen. Sein Vorgesetzten hatten sie geöffnet, gelesen und fragend geschaut. Zunächst wurde sie einbehalten. Er bekam erst zurück, als er zu dem heutigen Gespräch abgeordnet wurde.


    "Mein guter Wells, ich verstehe Ihre Sorge sehr gut. Mehr als Sie denken. Mir gefällt die Situation genauso wenig wie Ihnen. Wir können aber aus dem Süden im Moment keine Leute entbehren. Moore sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass Caesars Legion wieder ihre Kräfte sammelt. Da müssen wir als NCR vorbereitet sein. Die Legion ist zurzeit nach den Einschätzungen die unmittelbarste Gefahr von allem. Das sieht Präsident Kimball ebenfalls so." sagte Oliver nun wieder etwas ruhiger und beinahe schon versöhnlich. Jax Wells seufzte einen Moment.


    "Verstehe. Aber sagen Sie nicht, ich habe Sie nicht gewarnt, wenn wir demnächst einen Mehrfrontenkrieg führen. Das kann der NCR noch weiter zusetzten. Ich darf bemerken, dass die Moral unserer Truppen aufgrund der permanten Unterversorgung und Überlastung in meinem Bereich nicht gerade die beste ist. Ich tue schon, was ich kann, aber es wird immer schwieriger unsere Truppen bei Laune zu halten. Von unserem Ansehen bei den Bürgern brauche ich auch nicht reden ..." General Oliver unterbrach Wells erneut. Er war leicht genervt.


    "Auch das ist mir bekannt. Wir müssen im Moment Prioritäten setzen. Sollte die Legion sich tatsächlich sammeln, dann bekommen sie wieder einen Arschtritt von uns und sind noch mehr geschwächt. Dann können wir endlich in die Offensive gehen. Bedenken Sie doch, die haben sich schließlich zweimal eine blutige Nase bei uns geholt." Wells schüttelte den Kopf. "Ich hoffe, Sie schätzen die Situation mit der Legion richtig ein, Sir. Wir wissen nicht welches Rekrutierungspotential ..." Oliver schnaufte kurz auf. "Sie sollten nicht immer Weltuntergangsszenarien an die Wand werfen, Sie alter Schwarzseher. Wir können ... damit ... nachher fortfahren. Es steht für heute ein weiteres wichtiges Gespräch an."


    Oliver zeigte dabei auf Reginald Evans, der immer noch geduldig wartend an der Innentür stand. "Ist das der Major aus dem Norden, über den Sie mir vor einiger Zeit berichtet hatten?" Wells klang mit einem Mal ziemlich neugierig und die Frustration in seiner Stimme war augenblicklich verschwunden. Oliver nickte und winkte Evans zu sich heran. "Kommen Sie. Setzten sich zu uns. Ich bin schon sehr gespannt darauf, Ihren Bericht persönlich zu hören."


    Der setzte sich in Bewegung, blieb aber kurz vor dem Schreibtisch von Oliver stehen. "Wenn Sie erlauben, Sir. Ich würde Ihnen gerne ein Schriftstück überreichen. Ich bin darum vom Ältesten der stählernen Bruderschaft gebeten wurden." Evans zog die Rolle aus seiner Tasche und überreichte sie dem obersten General der NCR. Wells schaute überrascht bei Evans Worten und Oliver nahm die Rolle in seine Obhut. Er schien bereits darüber informiert zu sein. Danach setzte Evans sich auf dem ihm angebotenen Sessel.


    Oliver lehnte sich in seinen Stuhl zurück und studierte das Schriftstück sorgfältig. "Ich kann es eigentlich immer noch nicht glauben, aber ich lese es hier. Das Schriftstück ist definitiv echt. Die Frage ist, wie reagieren wir darauf?" Er sah erst Wells und dann Evans an. "Das Schreiben ist vom obersten Ältesten der Bruderschaft? Was steht dort, Sir? Ich habe über den Inhalt noch keine Kenntnis." Wells Gesicht war immer noch fragend. Lee Oliver erklärte es ihm in kurzen Worten und schaute dabei immer wieder Evans an. Der nickte zustimmend.


    "Und Ältester Bardeen meint das wirklich ernst? Oder ist das eine militärische Taktik dieser vermaledeiten Technologiejunkies uns in Sicherheit zu wiegen? Damit sie genug Zeit haben, etwas aus ihrer technischen Repertoire zu holen und damit die NCR zu Fall bringen können? Ich traue ihnen nicht. Vielleicht sollten wir genau deswegen in nächster Zeit vermehrt zuschlagen" Oliver war ziemlich misstrauisch, was den Vorschlag um Friedensverhandlungen betraf. Eine ähnliche Reaktion hatte Evans bereits befürchtet. Unerwartet kam ihm dabei General Wells zu Hilfe. "Ich weiß nicht. Das würde keinen logischen Sinn ergeben, Sir. Die Bruderschaft hätte sich einfach bedeckt halten können. Sie haben von sich selbst aus den Kontakt gesucht. Vor allem erklärt das einige Merkwürdigkeiten in meinem Einflussbereich."


    Wells kratzte sich nachdenklich an der Stirn und massierte kurz dabei sein Kinn. "So wie beschrieben und versprochen, hat sich die stählerne Bruderschaft tatsächlich aus vielen ihrer sonst stark verteidigten Bereichen zurückgezogen. Dieser Ältester schreibt nicht nur, sondern handelt auch. Wenn es tatsächlich so ist, könnte es uns einige Last von den Schultern nehmen. Sie haben genauso wie wir, erkannt das die Gefahr im Osten, jenseits der Colorados liegt. Ein Feind, der ein freies, selbstbestimmtes Leben mit Füssen tritt. Vor langer Zeit gab es sogar ein gemeinsames Bündnis gegen die Enklave...


    Wells schien in diesem Moment über eine Menge nachzudenken und schaute mit einem Mal seinen Vorgesetzten auffordernd an "... denken Sie an die schwarzen Vertibirds, Sir! Vielleicht weiß die stählerne Bruderschaft in der Beziehung noch mehr als wir ... es wäre wirklich klug, auf dieses Angebot erst einmal einzugehen. Wenn das funktioniert, kann sich das positiv auf die Reputation von ihnen und des Präsidenten auswirken ..." Beide begannen das Für und Wider zu diskutieren und griffen dabei mit Rückfragen auch auf Evans zurück. Die Diskussion dauerte schon eine ganze Zeit, als es mit einem Mal deutlich hörbar an der Tür klopfte. General Oliver Lee schaute irritiert zu Uhr. "Ja, bitte? Wer stört?" sagte er genervt und dachte dabei "Ich erwarte doch keinen weiteren ... Himmel, ich habe meinen eigenen Termin vergessen ..."


    Er schluckte kurz. Er wusste schon, wer da gleich zu Tür hineinkommen würde und bereute augenblicklich seine unhöfliche Aufforderung. Das würde gleich ein deftige Ansage geben. Kaum dachte der oberste General seinen Gedanken zu Ende, trat derjenige ein. "Ich hätte es mir auch nicht anders denken können! Wenn Sie und Wells diskutieren, vergessen Sie alles andere um sich herum. Ich warte seit geschlagenen zwanzig Minuten auf Sie, Oliver. Ich brauche gute Vorschläge und Informationen von Ihnen. Sie wissen unter welchem Druck ich stehe. Und die Gerüchte, die zurzeit aus dem Norden und unserem Kernland die Runde machen, tragen gerade nicht dazu bei, dass der weniger wird. Ich hoffe, Sie hatten einen guten Grund dafür mich zu versetzen." Evans und Wells waren augenblicklich aufgestanden und nahmen Haltung an. Wie Lee Oliver auch. Im Büro von ihm stand ein ziemlich sauer und gereizt aussehender Aaron Kimball und wartete auf eine Antwort seines obersten Generals.

  • 393. Der Bär mit den zwei Köpfen II

    Ungewöhnlich kleinlaut antwortete Oliver dem immer noch verdrießlich dreinschauenden Kimball "Es tut mir leid, Sir. Wir haben ziemlich intensiv den Vorschlag des obersten Ältesten der stählernen Bruderschaft diskutiert. Darüber ist mir die zeitliche Übersicht verloren gegangen. Und bevor Sie fragen, warum Sie über bestimmte Entwicklungen noch nichts darüber wissen, Sir ... ich musste mich erst absichern, dass es den Tatsachen entspricht. Vielleicht, wenn Sie erlauben, sollten wir zum Kartentisch gehen. Uns dort besprechen. Es ist etwas ... umfangreicher. Ich werde Ihnen jetzt den Stand der Dinge erklären und der Major wird uns mit weiteren Details dazu versorgen." Er schaut dabei zu Evans hinüber, der das Ganze mit einem leichten Nicken bejahte.


    Oliver war sichtbar nervös. Er schien Kimball über bestimmte Dinge, die derzeit liefen, noch nicht informiert zu haben und rechnete mit weiteren Vorwürfen seines Vorgesetzten. Kimball gab kurzen einen bestätigenden Ton von sich, sagte zunächst nichts weiter dazu. Sein Gesicht sprach Bände. Die vier begaben sich zu besagtem Tisch und Kimball setzte sich vor Kopf. Anschließend begann Oliver zu erläutern und deutete auf verschiedene Stellen der Karte. Nach etwa fünf Minuten unterbrach Kimball den General ungeduldig. "Das ist ja alles schön und gut, Oliver. Sie fangen mir zu weit vorher an. Ich will zunächst das Schriftstück von Ihnen sehen!" Da Kimball zurzeit ausgesprochen reizbar war, wagte Oliver ihm zunächst nicht zu widersprechen und reichte ihm besagtes Schriftstück.


    Kimball lass es durch, anschließend legte er es vor sich ab und führte die Hand nachdenklich zum Kinn und schloss dabei die Augen. So blieb er sitzen und ein Moment der Stille kam zustande. Einer fast schon unangenehme. Gerade als Oliver etwas sagen wollte, öffnete er sie wieder. Er klang nun wesentlich ruhiger als vorher. "Das ist ... bemerkenswert. Ganz erstaunlich ... woher kommt dieser Sinneswandel ..." Dann sah er Evans an. "Sie haben also den Ältesten der Bruderschaft wirklich persönlich getroffen und er hat das Gespräch mit Ihnen gesucht? Als offizieller Vertreter der NCR? Bitte erläutern Sie mir, wie es dazugekommen und das Gespräch an sich abgelaufen ist. Mit allen Details." Evans stand auf und begann zu berichten. "Ja, Sir. Wie Sie wünschen. Ich war mit einer Abteilung neuer Rekruten von New Reno Richtung Reddings abseits der Straßen unterwegs ..."


    Kimball und Wells lauschten gespannt. Auch Oliver hörte sehr interessiert zu. Obwohl ihm bereits Vieles aus Evans Bericht bekannt war. Weit über eine Stunde berichtete der Major ununterbrochen und deutete dabei auf bestimmte Ort auf der auf dem Tisch liegenden Karte des NCR-Gebiets. Dabei machten sich die drei einige Notizen. " ... danach haben wir uns verabschiedet. Im Moment befinden sich noch die, die am schwersten verletzt waren in ihrer Obhut. Ich habe sofort danach den Bericht angefertigt und meinen Vorgesetzten überstellt, Sir. Das war alles." schloss Evans ab. "Danke, Major. Sie können sich gerne wieder setzen ... " Kimball sah nachdenklich in die Runde. Oliver spielte dabei nervös mit den Fingern und sah dabei verbissen Kimball an. Währenddessen schaute Wells immer noch ungläubig auf sein Papier vor sich. Auch er verdaute die Neuigkeiten aus dem Norden.


    Kimball seufzte. "Das sind eine Menge Neuigkeiten. Zusammen mit den besorgniserregenden Berichten aus der Mojave ... wir müssen jetzt überlegen, wie wir weiter vorgehen. Genau abwägen. Dabei sage ich aber gleich, dass ich unseren südlichen Grenzen immer noch Priorität einräume ... Oliver und auch Sie Wells ... wie sehen Ihre Vorschläge betreffend der stählernen Bruderschaft aus?" Oliver ergriff als erstes das Wort und schilderte seine Vorgehen. Evans hörte allem sehr aufmerksam zu. Wie zu erwarten war, misstraute Oliver der stählernen Bruderschaft immer noch sehr. Wells Worte schienen aber mittlerweile Eingang in seine Gedanken gefunden zu haben. Danach war Wells dran und erklärte unter Einbeziehung der aktuellen Entwicklungen seine Meinung. Was Evans zurzeit unruhig werden ließ, dass bei den Gesprächen der Fokus nur auf der Bruderschaft lag. Die Silver Dragons fanden zunächst kaum Erwähnung. Das konnte sowohl Gutes als auch Schlechtes bedeuten.


    Die Beratung dauerte nun schon eine ganze Weile, als eine Entscheidung von Kimball gefällt wurde. "Wenn ich das richtig sehe, sind wir uns im Moment darin einig, dass es die Bruderschaft ernst meint. Egal, ob sie die Entscheidung nun aus Schwäche oder wegen einer vermeintlichen Neuausrichtung getroffen haben. Für uns als NCR ist es gegenwärtig wichtig, so wenig Fronten wie möglich zu haben. Ich werde den Friedensverhandlungen grundsätzlich zustimmen. Das ist eine Chance, die wir ergreifen sollten. Da gebe ich Ihnen recht, Wells. Aber im Moment wird das noch nicht an die Öffentlichkeit getragen, verstanden? Wir werden eine geeigneten Zeitpunkt dafür abwarten, um es möglichst gut in Szene zu setzten. Das wird uns massiv Reputation einbringen und die haben wir derzeit ziemlich nötig." Kimball sah daraufhin Oliver ziemlich scharf an.


    "Bis dahin wird die stählerne Bruderschaft genau beobachtet. Ich will über jede noch so kleine Bewegung informiert werden. Solange wir nicht von ihnen angegriffen werden, haben unsere Truppen die Füße still zu halten. Haben wir uns verstanden, Oliver?" Deutlich war Kimball anzumerken, dass er es Oliver persönlich nahm, bestimmte Informationen nicht frühzeitig erhalten zu haben. Nach einer angeordneten Pause von Kimball ging es eine halbe Stunde später weiter. Es galt noch darüber zu sprechen, wie man mit den neuaufgetauchten Fremden im Gebiet der NCR umging. Auch hier wurde hitzig darüber diskutiert, aber am Ende schien sich eine vorläufige Beobachtung durchzusetzen. Wells schien mit seinen Argumenten bei Kimball Zugang gefunden zu haben. Oliver, als seinen Vorgesezten passte das gar nicht. Bei der nächstbesten Möglichkeit brachte er das auch zum Ausdruck.


    "Ich sehe zurzeit keine Anstalten, dass diese neue Gruppe uns gefährlich werden will. Bis zu unserem gemeinsamen Treffen heute, sind bereits einige Monate vergangen. So gut, wie sie ausgerüstet erscheinen, hätten sie schon längst etwas unternehmen können. Bisher habe ich von General Garett keine negativen Meldungen bekommen. Es gibt sogar einige wenige positive Berichte von Reisenden ..." Oliver konnte sich nicht mehr zurückhalten und fiel Kimball ins Wort. Der runzelte dabei die Stirn und langsam bildete sich eine Zornesfalte " ... sie bewegen sich aber auf NCR-Territorium, wenn ich Sie daran erinnern darf, Sir. Ohne sich um unsere Gesetzmäßigkeiten zu kümmern oder irgendeine Art von Kontaktaufnahme ... ich bin der Meinung, wenn sie es ernst meinen, würden sie diese Zuständigkeit anerkennen ..." General Wells schüttelte den Kopf und grätschte Oliver dazwischen.


    "Das mag zwar sein, Sir. Aber diese Leute scheinen sich zurzeit mit vollem Bewusstsein in einem Gebiet zu bewegen, dass für uns zurzeit keine weitere strategische Relevanz hat. Sie warten wahrscheinlich ab, welche Entscheidung wir hier treffen ... und wenn ich Sie an etwas erinnern darf, Sir ... für die Leute dort ist es Ihre Heimat ... wir sollten das Thema mit Fingerspitzengefühl anfassen. Wenn sie uns tatsächlich zugeneigt scheinen ... zu mindestens habe ich das Evans Bericht entnommen ... dann wäre es fahrlässig zu versuchen einem potinziellen neuen Verbündeten mit Säbelrasseln in die NCR zu holen ..." Es begann sich zwischen Lee Oliver und Jax Wells wieder hochzuschaukeln. Dann sprach Aaron Kimball ein Machtwort.


    "Es reicht. Ruhe, Sie beiden. Es gibt im Moment dringendere Problem. Wir verfahren hier ähnlich wie bei der stählernen Bruderschaft. Beobachtung, Kontaktaufnahme zum passenden Zeitpunkt und keine offizielle Verlautbarung dazu. Ende der Diskussion. Wir beenden das Gespräch an diesem Punkt. Priorität hat die Mojave und der Colorado. Und Oliver? Ich erwarte, dass Sie meinen Anweisungen nachkommen. Sie sollten meine Geduld zurzeit nicht weiter strapazieren." sagte Kimball deutlich verärgert. "Ja, Sir. Ich werde ihnen penibel nachkommen." Oliver antwortete ziemlich zerknirscht. Danach verabschiedete sich Kimball von den dreien und verschwand aus dem Büro von Lee Oliver. Der schaute seinem Vorgesetzen verdrießlich hinterher und seufzte kurz, anschließend richtete er seine Aufmerksamkeit wieder Wells zu.


    "Ich habe langsam den Eindruck, dass Sie es auf meinen Posten abgesehen haben, Wells ... aber egal ... ich werde es ausführen, wie der Präsident es angewiesen hat. Sie wissen für Ihren Bereich nun Bescheid. Ich werde General Garett und General Moore es ebenfalls übermitteln." Olivers Resignation war nicht zu überhören. Erst nickte Wells, dann rechtfertigte er sich. "Das liegt mir fern, Sir. Das wissen Sie genau. Man hat mich mehr oder weniger genötigt den Posten anzutreten ..." antwortete Wells. Er wusste genau, dass Oliver ihm den Einfluss auf Kimball übelnahm. "Jaja. Bringen Sie mich im Moment nicht auf dumme Gedanken ... Sie können verschwinden. Wir sind für heute fertig. Sie können mir morgen wieder unter die Augen treten."


    Danach sprach Oliver noch mit dem Major. Der General hatte sich mittlerweile wieder an seinen Schreibtisch gesetzt. "Dass das Gespräch ein Gespräch mit höchster Geheimhaltung war, brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen. Da der Präsident der Mojave die höchste Priorität einräumt, werde ich Sie ab sofort dorthin versetzen. Ich kann dort unten jeden kompetenten Offizier gebrauchen. Insbesondere scheinen Sie unsere neuen Zugänge hervorragend auszubilden. Zu mindestens loben das ihre Vorgesetzten an Ihnen ... im Gegensatz zu Ihrer ausgeprägten Kritikfähigkeit. Sie werden sich bei General Moore in Camp Mc Carran melden. Sie wird Sie dementsprechend einteilen. Sie können abtreten." brummte Oliver. Zusammen mit General Wells verließ Major Evans das Büro.

  • 394. Auf Augenhöhe

    In die Mojave. Nach Camp Mc Carran. Reginald Evans empfand das fast als Bestrafung. Seinen Hoffnung, seine liebgewonnene Truppe damit wiederzusehen, hatte sich mit diesem Befehl zerschlagen. Er seufzte kurz vor der Tür. Wells stand in seiner Nähe und sah ihn besonnen an. "Kein guter Tag für uns beide, oder? Was halten Sie davon, wenn wir uns beide draußen ein wenig unterhalten. Es gibt auf diesem Gelände eine ruhige Ecke, in die ich mich gewöhnlich zum Nachdenken zurückziehe. Wenn ich ... an bestimmten Dingen zweifele." Evans sah Wells fragend an. "Ich verstehe nicht. Was meinen ... " Ein leichtes Schmunzeln zeigte sich auf dem sonst so ernsten Gesicht von Wells.


    "Sie sind keine guter Schwindler Evans ... ich kann mir Ihr Innenleben gerade nur zu gut vorstellen ... kommen Sie mit. Vielleicht kann ich Ihnen helfen es ein wenig zu ordnen. Hier drinnen ist mir persönlich die Luft etwas zu dick. Außerdem haben die Wände teilweise Ohren. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine." Major Evans war irritiert. Eigentlich trug er sein Innenleben kaum nach draußen. War es der Situation mit Kimball und Oliver geschuldet? War er so runter mit den Nerven? Oder stimmten die Gerüchte, die man über Jax Wells gerüchteweise hörte? Manche sagten über ihn, dass er die Leute nur einen Moment beobachten und ihn ihr Gesicht sehen brauchte, um bestimmte Dinge zu erkennen. Evans folgte ihm zunächst wortlos und nach zehn Minuten hatten sie den Ort erreicht.


    Wells Oase der Ruhe war in einer Ecke des mit der weißen Mauer eingefassten Grundstücks gelegen. Zwei sehr alte Palmen spendeten Schatten und eine Reihe hoher, grün fahler Büsche verdeckten die Sicht nach außen. Im Inneren des Ortes lag ein kleiner natürlicher Teich. Er speiste sich aus einer kleinen Quelle, dessen Rinnsal sich in den Weiten des Geländes verlor. So etwas war in den sonst so trockenen Ödlanden der Westküste ein ziemlich seltener Anblick. Wells ließ sich auf einen breiten Stein sinken, der wie ein natürlich Bank wirkte und lehnt sich gegen den dahinter liegenden Findling. Drei oder vier ähnliche Sitzplätze gab es hier. Evans setzte sich Wells gegenüber. "Da wären wir nun. Ein schöner Platz, oder?" Wells streckte die Beine aus und sah Evans aufmerksam, beinahe schon erwartungsvoll an. "Hier ist es wirklich sehr heimelig. Ich kann Sie schon verstehen, Sir. Ich bin im Moment nur etwas ..."


    Wells schüttelte leicht den Kopf. "Hier lassen wir das Protokoll mal zu Seite und tun so, als wären wir beide nicht im Dienst. Sind nur das, was wir alle sind. In erster Linie Bürger der NCR ... einfach nur Jax." Dabei kramte er in seiner Innentasche und holte ein Packung Zigaretten heraus. Eine graue Schildkröte war darauf zu sehen. Er hielt dem total verblüfften Major eine Zigarette hin. "Danke ... Jax ... für meine Freunde bin ich übrigens Reg." stotterte Evans verlegen. Die ganze Situation war für ihn merkwürdig. Jax Wells verhielt sich komplett anders, als er es sonst von einem Vorgesetzten gewohnt war. Nachdenklich steckte er sich die Zigarette in den Mund und Jax zündete sie ihm an. Etwa fünf Minuten lang machten sie nichts anderes. "Was geht dir zurzeit durch den Kopf, Reg und sei ehrlich?" fragte Jax mit einem Mal und schickte einen Rauchring in die Luft.


    "Hmm ... wo fange ich an. Frustration, Zweifel, Unsicherheit betreffend der ganzen derzeitigen Entwicklung in der NCR. Allein, ob ich die Meldung hätte überbringen sollen ... aber ich hatte keine andere Wahl ... " Evans erzählte ruhig weiter und Jax nickte nur. "Ich komme mir im Moment teilweise so vor, als wäre ich ein Verräter ... aber nun ja ... was soll ich sagen ..." seufzte Reginald erneut. "Vielleicht tröstet es dich, dass ich im Moment genauso empfinde. Teilweise habe ich auch, wie du, darüber nachgedacht einfach hinzuschmeißen ... aber mich dann eines Besseren besonnen. An meine Freunde ... an meine Kameraden gedacht ... Ich denke, es werden wieder besseren Zeiten kommen ... ich hoffe es zu mindestens." sagte Jax nachdenklich und schilderte daraufhin seine Wahrnehmung.


    "Jax? Darf ich dich etwas fragen? Machst du ... bist du ... wieso gerade ich ...?" eierte Reginald herum. Jax grinste wieder leicht, er wusste genau, worauf Reg anspielte. Auf diese Situation hier. "Ganz einfach. Ich erkenne gute Leute, wenn sie vor mir stehen und auch deine Akte spricht für sich. Außerdem haben wir beide haben sehr viel gemeinsam ... insbesondere ... unsere ausgeprägte "Kritikfähigkeit". Wie unserer oberster General es so schön bei dir bemerkt hat. Auch wenn du nicht zu meinem Bereich gehörst, habe ich es als meine Pflicht angesehen dir als guten Soldaten eine angemessene Rückmeldung zu geben. Eine, die du verdienst hast ... du hast alles richtig gemacht und dich wie ein anständiger NCR-Bürger verhalten. Ich finde es spricht für dich, dass der Älteste der Bruderschaft zur dir das Vertrauen gefasst hat ... Mach so weiter und verlier bitte nicht den Mut. Wir brauchen Leute wie dich. Im Moment mehr denn je ..." Jax klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter und seine herzlichen Worte berührten Reginald im Inneren.


    Beide blieben noch eine ganze Weile sitzen und unterhielten weiter. Nach dem Ende des Gesprächs verstand Evans, warum man Jax Wells so viel Respekt entgegenbrachte. Es war seine ganze Art und eine besondere Sichtweise. Er war trotz seines hohen Posten mit beiden Beinen auf dem Erdboden geblieben. Auch wenn der Major immer noch bedauerte, dass er aus dem Norden abgezogen worden war, hatte Jax ihm deutlich gemacht, wie wichtig es war, dass er in Camp Mc Carran die Neulinge unter seine Fittich nahm.


    Die letzten Worte von Jax klangen bei ihm im Gedächtnis nach. "Wir stehen den neusten Berichten nach dort unten auf Messers Schneide. Da muss dem Präsidenten und dem obersten General recht geben. Auch wenn mir mein eigener Bereich höchste Sorgen bereitet. Die Mojave hat dem Bären bereits die Beine gebrochen ... sollten wir sie verlieren, wird sie ihm den Rücken brechen. Der Stier wird danach einen blutigen Kreuzzug beginnen, der im schlimmsten Fall dem Bären den Kopf kosten kann. Jeder einzelne Soldat zählt dort und jeder Gutausgebildeter noch mehr." Am nächsten Morgen brach der Major umgehend nach New Vegas auf. Richtung einer sich erneut aufbauende Gefahr durch die Legion.


    Etwa Zwei Monate später. Ende Februar 2284. Unterhalb der Talmulde des Lassen.


    John und Drake besahen sich die zuletzt fertiggestellten Vertibirds der Baureihe der XVB04 an. Es waren mittlerweile zehn Stück, weitere zehn sollten noch folgen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollten dann noch etwa fünfzehn der Erkundungsvertibirds der Reihe XVB03 gebaut werden. Insgesamt würde man neben den mittlerweile dreißig Big Ducks auf fünfundsechzig Vertibirds kommen. Das war ein ganz passable Anzahl und ermöglichte den Silver Dragons Verbündete in relativ kurzer Zeit mit einem größeren Kontigent an Truppen unterstützen zu können. Auf der anderen Seite stellten gerade die XVB04 eine weitere Verstärkung der Verteidigungslinie für den Lassen dar.


    Falls sich die NCR doch auf den Kriegspfad mit ihnen begeben wollte. Auch wenn das hoffentlich nicht eintrat. Die anhaltende Funkstille seitens der NCR bereitete John und Drake Kopfzerbrechen und ließen nichts Gutes erahnen. Beide waren der gleichen Ansicht gewesen und wollten nicht warten, bis das Problem unter Umständen vor der Tür stand. Auch die anderen Teile des Bunkers waren der gleichen Ansicht. Der Bau der Vertibirds war in letzter Zeit enorm schnell von statten gegangen. Hier profitierte man davon, dass durch die Rettung des Großteils des Personals des damaligen Airforcestützpunktes eine Menge spezielles Knowhow in dem Bereich vorhanden war. Durch die kontinuierliche Versorgung durch die anfänglich wenigen Big Ducks mit Material war das kein Problem gewesen.


    Man hatte sich dabei auf beiden toten Kleinstädte River Mills und Mc Arthur konzentriert. Neben den Materialien für den Bau waren auch mittlerweile die anderen Lager wieder aufgefüllt und im Moment brach man zu Erkundungsmissionen ins Umland auf und versorgte mit Bedacht und Umsicht Lost Hills. Ein kleines Truppenkontingent von etwa hundertfünfzig Leute hielten sich derzeit mit den verbliebenden Rest der stählernen Bruderschaft dort auf. Mit den derzeitigen, größtenteils verdeckt ablaufenden Missionen streckten die Silver Dragons langsam die Fühler in Richtung NCR aus, um an weitere Neuigkeiten zukommen. Einen direkten Kontakt vermied man im Moment.


    "Unsere Leute sind ziemlich engagiert dabei. Wir liegen weit vor unserem eigentlichen Zeitplan." sagte John sichtlich zufrieden. Drake nickte zustimmend. "Was bei den heutigen Verhältnissen betreffend unser Verteidigungs - und Einsatzfähigkeit nur gut sein kann. Ich wünschte, wir hätten vor einigen Monaten mehr von ihnen gehabt, so wären wir schneller mit mehr Unterstützung nach Lost Hills gekommen, vielleicht wäre so der ein oder andere Verlust zu vermeiden gewesen." John seufzte kurz. "Wir sollten froh sein, dass wir das Knowhow und die Möglichkeiten dafür haben. Die Möglichkeit mit Vertibirds agieren und fliegen zu können, haben in diesen Zeiten nicht mehr viele. Wären wir auf die heutzutage übliche Weise zum Helfen gekommen, dann ..." erinnerte John und Drake ergänzte ihn "... wäre die stählerne Bruderschaft Geschichte gewesen. Mit den wenigen Leuten hier bei uns wäre ein Neuanfang kaum mehr möglich gewesen. Ich weiß, John. Trotzdem mache ich mir meine Gedanken dazu." John lächelte kurz.


    "Das wärest auch sonst nicht du. Wir wären jetzt hier fertig. Die Forschungsabteilung steht heute noch auf unserem Terminplan. Auf dem Weg dahin können wir uns über Silverrigde unterhalten." Die beiden folgten der unterirdischen Verbindung zum Lassen. "So haben sie den Ort jetzt genannt? Klingt ziemlich passend. Naja, wollen wir mal hoffen, dass wir mit der Republik nicht deswegen ein weiteres Probleme bekommen ..." brummte Drake "Warum? Unsere Haustür, unsere Rechtsprechung. Außerdem scheint die NCR ihre Prioritäten derzeit woanders zu sehen ... wir haben vor drei Tagen den Leuten unten in der kleinen Siedlung Watertown zu Seite gegen Raider zur Seite gestanden. Ohne uns wäre dort jetzt wahrscheinlich ein Riesenscheiterhaufen. " sagte John verdrossen.


    "Ich sehe es ja ähnlich wie du so, aber ich will ihnen eigentlich so wenig Angriffspunkte wie möglich geben. Erinnere dich daran, was der Major über seinem direkten Vorgesetzten gesagt hat ... und über die derzeitige Führungsriege ..." rief er John ins Gedächtnis. "Wir haben sogar noch den alten Nachweis, dass das Land tatsächlich uns gehört hat..." wendete John dagegen ein. Jetzt seufzte Drake hörbar auf. "Nicht wieder dieses Argument. Das hatten wir bereits schonmal. Es ist nichts als ein altes wertloses Stück Papier. Das von einem Staat ausgestellt wurde, der sich vor über zweihundert Jahren ins geschichtliche Vergessen gebombt hat. Dessen Besitzer vor gut zwei Jahren aufgehört hat, als das zu existieren, dass er mal war. Vergiss es einfach, John. Solche "Alte Welt-Sachen" haben für die Leute heute keinerlei Bedeutung mehr ... du solltest dich langsam von diesen Vorstellungen befreien." Drake atmete hörbar aus. "Es tut mir leid ... wenn das in deinen Ohren etwas hart geklungen hat, aber es ist nun mal leider so ..." brummte er entschuldigend. "Ist schon okay. Du wirst mit deinem Argument richtig liegen ... Lass uns das Thema wechseln. Kommen wir nochmal auf Silverridge zurück ..." begann John.

  • 395. Aufrüstung

    Sie hatten den unterirdischen Verbindungsgang gerade durchquert und betraten jetzt den eigentlich Lassen. Drake schmunzelte kurz. "Wer hätte das gedacht? Am Anfang war vor unserer Schwelle nichts anderes als Steine und Staub. Jetzt beginnt sich dort ein wenig das Leben in Form einer kleinen Siedlung wieder aufzubauen. Wie viele Familien sind es jetzt, sagtest du? Zwanzig?" John schien im Kopf nochmal etwas nachzuzählen. "In etwa oder zweihundert Leute aus den Ödlanden und jeden Tag kommen ein paar neue über die Straße hinzu. Wenn das so weiter geht, wird das noch eine größere Geschichte werden" seufzte John kurz.


    Man hatte vor einigen Monaten einem Händler wieder auf die Beine geholfen. Er und seine Frau lebten ihren zwei Kindern auf eine Farm draußen und rangen dem Boden unter schwierigen Bedingungen einige wenige Feldfrüchte ab. Hin und wieder ging er auf Schrottsuche und tauschte seine Funde anderorts ein. So kamen sie trotz allem einigermaßen über die Runden. Dann suchten Raider die Farm heim. Es war eine blutrünstige und brutale Bande, die bereits im weiteren Umland kleinere Farmen einfach nur aus lauter Spaß den Erdboden gleichmachten. Aufgrund der hier anhaltenden Schwäche der NCR konnte eine solche Meute wieder Fuß fassen. Dabei töteten sie in die meisten Fällen die Familienväter und verschleppten die Frauen und Kinder, um sie später als Sklaven in Gegenden weiter draußen zu verkaufen.


    Häufig genug vergingen sich die Raider bereits vor Ort an den Frauen, die dabei auch noch zusehen mussten, wie der eigene Mann meist brutal umgebracht wurde. Eine ähnliches Schicksal hätte diesem Händler gedroht, wenn nicht ein kleine Erkundungstruppe der Silver Dragon nicht praktisch im letzten Moment vorbeigekommen wäre. Ohne lange zu zögern, kamen sie der Familie zu Hilfe und schickten die brutale Bande ohne weiteren Umstände in die ewigen Sande. Der Händler wurde danach in den Lassen gebracht und dort behandelt. Er war ziemlich übel zugerichtet worden. Selbst heute konnte er noch nicht wieder richtig laufen und war teilweise auf einen Rollstuhl angewiesen.


    Da im Lassen selbst eine langfristige Unterbringungsmöglichkeit zurzeit nicht möglich war bzw. zur Verfügung stand, wurde vor den Toren der Kluft in einer geschützten Ecke eine kleine, aber heimelige Hütte für die Familie eingerichtet. Dabei wählte man eine ähnliche Bauweise, wie sie in den größeren Städten der NCR geläufig war. Weiß getüncht, in Flachbauweise gehalten und gut gegen die unterschiedlichen Wettereinflüsse des Ödlandes geschützt. Einige Leute aus dem Lassen kümmerten sich hilfsbereit um die Familie. Auch andere vom Schicksal gebeutelten und durch die Erkundungsmissionen der Silver Dragons aufgefundenen Ödländer wurden teilweise in der Nähe untergebracht. So kam es, dass daraus die Keimzelle einer kleinen Siedlung wurde. Mit der anhaltenden Unterstützung der Silver Dragons hatte sie mittlerweile eine ansehnliche Größe erreicht.


    Vor einigen Tagen nach langem Überlegen der Siedlung erhielt sie auch einen eigenen Namen. Silverrigde. Ebenfalls übernahmen sie von ihren Unterstützern die Gepflogenheiten, was Recht und Ordnung betraf. Die innere Sicherheit des Lassen erweiterte ihre Zuständigkeit um diese kleine Siedlung und achtete darauf, dass es friedlich und gesittet blieb. Nebenbei hatte man ein Auge auf die Straße. Leider hatte ein solch friedlicher Orte das Problem, dass er irgendwann die anziehen würde, die für Stress sorgten. Gerade dadurch, dass die NCR in dem Bereich nur spärlich vertreten war, waren die Bewohner der Landstriche hier immer wieder mannigfaltigen Bedrohungen ausgesetzt.


    "Aber laut Georges Aussage sind es alles anständige Leute. Die einfach froh sind, dass sie in Ruhe überleben können. Sie sollen wohl neben einem kleinen Handelsposten auch eine Kneipe aufgemacht haben. Wir beide sollten uns Silverrigde beizeiten in Ruhe ansehen und auch das Lokal aufsuchen. Würde mich wirklich interessieren, was die dort an Ödlandspezialitäten und Spirituosen anbieten." führte John weiter fort. Man merkte ihm seine Neugier deutlich an. Auch wenn für John diese neue Welt manches Mal unverständlich und bisweilen recht beängstigend sein konnte, fand er sie hochinteressant und wollte sie wieder neu kennenlernen. Darin waren er und Drake sich vom Denken her ziemlich ähnlich.


    Der schaute während des Laufes kurz mit einem leichten Grinsen zu John hinüber. "Naja, ich weiß nicht, ob die "Spezialitäten" etwas für deinen Gaumen sind und dann noch Ödlandalkohol? Wirst du langsam unsolide, mein Freund?" frotzelte Drake und spielte auf eine Situation an, bei der John sich das erste Mal an Kost von außerhalb des Lassen versuchte. Es war eine gegrillte Maulwurfsratte gewesen und die war nicht gerade eine Geschmackssensation. Wie man damals ziemlich deutlich an seinem Gesicht sah. Und den Gang hinter den nächstgrößeren Stein zum Erbrechen. "Hey, nur weil ich mich einmal vertan habe? Vor allem, was soll das heißen? Das ich verwöhnt bin und außerdem was ist gegen ein anständiges Feierabendbierchen auszusetzten? Ich mag unsere eigenen Sachen sehr gerne, aber hin und wieder mal anderes ist doch auch gut."


    Dann sah John zu Drake rüber und fing selbst an zu schmunzeln. "Außerdem war das Brahminfleisch echt prima und ich hätte auch gerne mehr davon gegessen, wenn da nicht eine bestimmte und überhaupt nicht in dem Moment ... verfressene Person den Rest schneller als ich gucken konnte, verdrückt hat." Drake schaute scheinbar verschämt zu Seite, was John aus der leicht veränderten blauen Gesichtsfarbe deutete. "Ich weiß gar nicht, was du meinst ... Du sahst schon so satt aus und ... naja ... ich dachte, bevor das gute Stück verkommt ..." Drake fuhr sich verlegen durch die grauen Haare und John grinste extrem breit. Er knuffte seinen Freund in die Seite. "Passt schon. Hätte ich wahrscheinlich genauso gemacht. Aber wir sollten uns den Schuppen wirklich mal ansehen. Lass uns unsere "Entspannungstreffen" doch hin und wieder dort stattfinden. Mal unter die Leute mischen. Kann doch nicht schaden." Drake nickte einverstanden.


    Sie hatten mittlerweile die Forschungsabteilung erreicht. Drake schaute John nachdenklich an. "Du hast mir immer noch nicht gesagt, worum es geht ..." "Lass dich überraschen." sagte John fast schon ein wenig geheimnisvoll und winkte zu der kleinen Gruppe hinüber, die ihnen entgegenkam. Darwin war mit unter ihnen und schien sich über die Ankunft de beiden besonders zu freuen. Man schien schon auf sie gewartet zu haben. "Schön Sie beide zu sehen. Wir haben schon gedacht, Sie beiden kommen heute gar nicht mehr und waren gerade dabei die Planungen für das Ganze auf morgen zu verschieben. Sie wissen ja, dass wir einiges an Testzeit brauchen, General." John nickte dem Forschungsleiter zu. "Ja, weiß ich. Sie haben ja alles in unserem gemeinsamen Briefing erläutert. Wir hatten an anderer Stelle noch einiges mehr als angenommen zu tun gehabt."


    Drake schaute extrem fragend und hatte dabei eine seiner beiden grauen Augenbrauen hochgezogen. Eigentlich wusste er über solche Dinge im Lassen genaustens Bescheid. Was war das für ein Projekt, dass sein Freund da vor ihm geheim gehalten hatte? "Ich sehe am Gesicht des Kommandanten, dass wir kein Informationsleck hatten. Gut. Dann wird es wohl jetzt Zeit, dass Sie ihm jetzt Sinn und Zweck wie besprochen erläutern. Wir wissen ja, wie dickköpfig er in manchen Dingen ihn betreffend ist." Dabei sah der Forschungsleiter mit einem Lächeln Richtung Drake, der weiter irritiert schaute. "John? Was ist los? Warum diese Geheimniskrämerei?" Gibt es etwas, was ich über mich wissen sollte ... hat Darper bei mir ...?" brummte er besorgt klingend. In Drake stieg die Furcht auf, dass sich ein bestimmter Zustand bei ihm verschlechtert hatte. Aber das hätte Darper ihm mittgeteilt.


    "Nein, mein Freund. Nichts dergleichen. Komm mit. Dann zeige und erkläre ich es dir." Dabei sah er zu Darwin hinüber. "Sie sind immer noch dabei?" Der nickte. "Selbstverständlich." Die Gruppe ging in einen der hintersten Räume. Als sie dort eintraten fiel Drake sofort etwas ziemliches Großes und Kompaktes auf, das gut abgedeckt an einer der Wände stand. Einige Computerkonsolen waren ebenfalls vorhanden. Auch lagen mehrere längliche und verschlossene Kisten auf den Tischen herum. Nachdem alle im Raum angekommen waren, räusperte sich John und begann seinen Freund darüber aufzuklären, was hier in den letzten Monaten von statten gegangen war. "Also, wie du ja weißt haben wir nach der Enklavegeschichte begonnen unsere Powerrüstungen einer Überarbeitung zu unterziehen. Und deren Anzahl nach der Schlacht von Lost Hills weiter aufzustocken. Dabei waren wir uns ja auch einig, dass solche Geschichten durchaus häufiger anstehen können und dass du auch immer dabei sein wollen wirst. So weit so gut, richtig?" Drake nickt kurz zustimmend. Sein Gesichtsausdruck war weiterhin skeptisch.


    John pausierte kurz und man hatte den Eindruck, dass er das, was er jetzt sagte, gut formulieren wollte. "Wir haben untereinander bestimmte Dinge nochmal betrachtet und besprochen. Dabei ist uns etwas bewusst geworden. Trotz allen bist du der verwundbarste Punkt in einer Schlacht und das meine ich in mehrfacher Hinsicht. Du stehst schon aus taktischen Gründen im Fokus und ..." John kratzte sich verlegen am Kinn. "... nun ja ... deine Anwesenheit ... ist dann auch nicht zu übersehen. Deine Ausrüstung ist vom Schutzfaktor von uns als unzureichend befunden worden. Deswegen haben wir begonnen in einem Nebenprojekt einige spezielle Dinge zu entwickeln. In den Kisten vor dir sind einige weiterentwickelte Waffen, die extra auf dich angepasst sind. Dort hinten an der Wand steht eigentlich das weitaus wichtigere. Wir haben mit Darwins Mithilfe eine Powerrüstung für euch entwickelt. Darwin testet seine schon eine ganze Zeit und kann damit auch schon relativ gut mit umgehen ... nur da ihr euch körperliche schon etwas unterscheidet hielten wir den Zeitpunkt für angebracht, dir reinen Wein einzuschenken. Ich kenne deine Sicht zu solchen Dinge leider nur zu gut." Damit war John mit der kurzen Erklärung fertig und wartete auf Drakes Reaktion. Er ging davon aus, dass diese Aktion noch ein Nachspiel zwischen den beiden haben würde.


    Drake seufzt kurz und brummte. "Du kennst mich sehr gut. Und ja, von mir aus hätte ich solch einer Entwicklung nicht zugestimmt. Zu mindestens nicht für mich. Bei Darwin ist es absolut in Ordnung ... aber bei mir? John ... ich will nicht undankbar erscheinen und ihr habt mit den meisten eurer Argumenten auch recht. Aber habt ihr auch die besondere ...?" John unterbrach seinen Freund vorsichtig. Er wusste sofort, wo dieser hinauswollte. "Deine spezielle "Gemütslage" war eines der ersten Dinge, die wir berücksichtig haben. Deshalb hat sie ein besonderes Sicherheitssystem integriert, was wir im Fall der Fälle auch von außerhalb ansteuern können." beruhigte John Drake. "Okay. Ich sehe, ihr habt euch wirklich anständig Gedanken dazu gemacht. Eigentlich müsste ich wegen der Aktion sauer auf dich sein ... aber ihr meint es ja nur gut." sagte Drake überraschend ruhig. "Aber eine Sache musst du mir erklären. Was meintest du gerade mit "zur Verfügung stehen" zu Darwin? Das erschließt sich mir gerade nicht." fragte Drake.


    "Ganz einfach. Du wirst zunächst mit Darwin zusammen die Rüstung austesten und üben. Das wir noch nachjustieren können und du ein Gefühl dafür bekommst. Er ist "robust" genug für solch ein Training und so lernst du den Umgang damit auch schneller." John atmete kurz aus und sah ihn dann besorgt an. "Mein Wunsch an dich wäre, dass wir in allen Bereichen in nächster Zeit für alle Eventualitäten vorbereitet sind. Nenne mich misstrauisch, mein Freund. Aber wir wissen nicht, was mit uns und der NCR ist. In der Zeit könnten sie durchaus Planungen für einen Angriff auf uns begonnen haben. Diese Möglichkeit müssen wir auch noch gemeinsam durchsprechen. Ich weiß, es ist vielleicht relativ unwahrscheinlich, aber trotzdem." Drake stimmte ihm zu. "Auf alle Eventualitäten vorbereitet ... besser ist das ... wir wissen nicht, welche Überraschung das Ödland als nächstes für uns bereithält. Danke John. Gut vorrausbedacht." Er klopfte seinem Freund auf die Schulter. John war erleichtert. Sein Freund hatte seine ziemlich eigenmächtige Entscheidung gutgeheißen. Für ihn auch ein sicherer Hinweis, dass Drake innerlich im Moment wieder stabil war. Bereits einen Tag später begann dieser dem Rat zu folgen und suchte Darwins zwecks Training und weiterführender Tests auf.


    Etwa einen Monat später. Ende März 2284. Mojave Ödland. Irgendwo östlich des Colorado. Im Gebiet von Caesars Legion.


    Die zwei Ranger hockten sich auf einen Felsvorsprung und hielten die weite Ebene unter sich im Blick. Sie hatten ihr Versteck in einer Höhle in dem Berghang hinter sich eingerichtet. Sie waren vor einigen Monaten auf Beobachtungsmission ausgesendet worden und sollten etwaige Truppenbewegungen beobachten. "Jeden Tag dasselbe. Es regt sich in dieser gottverdammten Einöde außer einige Geckos überhaupt nichts. Langsam glaube ich, dass die Informationen, die rübergekommen sind, ein weiteres Ablenkungsmanöver waren, um uns noch weiter auseinander zu ziehen und General Moore ist darauf reingefallen." sagte der eine Ranger deutlich missmutig.


    Der andere hatte sein Fernglas in die Hand genommen und deutete mit der Hand weiter in die östliche Ebene. "So langsam glaube ich das auch. Und so wie es aussieht, braut sich für heute noch ein schöner fetter Sandsturm zusammen. Das wird heute wahrscheinlich ein richtig beschiss ..." Er brach plötzlich ab. Der Ranger hatte zwischenzeitlich durch das Fernglas in Richtung der Staubwolke geschaut, die langsam am Horizont aufzog. "Oh verdammt ... Das ist ... Scheiße .... wir müssen sofort los und uns beeilen. Meldung machen. Los, Los. Wir dürfen keine Zeit verschwenden." Die Sorge stand dem Ranger ins Gesicht geschrieben. Er übergab seinem Kameraden das Fernglas und macht sich sofort daran seine Ausrüstung zusammen zu packen. Der andere hatte mittlerweile auch durch das Fernglas geschaut und verstand, warum der so reagiert hatte. Diese Nachricht musste so schnell wie möglich überbracht werden.

  • 396. Das Stampfen des Stieres

    Zwei Tage später. Anfang April 2284. Mojave Ödland. New Willow. Gebiet der NCR.


    Evans trat aus dem Zelt und streckte sich. Es war früh am Morgen und die Morgendämmerung schickte sich gerade an. Seine Nacht war kurz gewesen. Er war vor einer Woche in New Willow angekommen. Bis dahin hatte er in Camp Mc Carran die neuen Rekruten eingewiesen. Danach war er nach hier weitergeschickt worden. Den vorherigen leitenden Offizier und einen Teil seines Erkundungsteams hatte eine versteckte Sprengfalle der Legion erwischt. Deshalb war die Stelle vakant und er sollte unteranderem die Führung des Camps übernehmen. Unter den Veteranen der NCR war New Willow auch besser bekannt als Willow Beach. Ein Ort, der für viele Soldaten NCR schlechte Erinnerungen im Kampf gegen Caesars Legion hervorrief. Ein Grund mit, warum General Moore diesen Ort besondere Beachtung schenkte. Durch die zweite gewonnene Schlacht vor einigen Jahren am Hoover Damm war dieser Bereich ebenfalls wieder an die NCR zurückgefallen.


    Der Major zog eine Liste aus seiner Tasche, schaute darauf und seufzte. Heute standen eine Reihe schwieriger Fälle an. Es waren komplette Neuzugänge und darunter waren, höflich formuliert einige interessante Kandidaten. Aufgrund der benötigten Leute rekrutierte man mittlerweile Anwärter, die vor einigen Jahren beim Musterungsprozess rausgeflogen wären. Für Leute wie Evans bedeutete es enormen Aufwand aus den Rekruten etwas zu machen. Häufig genug schlug so etwas fehl und potenzierte einige Probleme noch mehr. War die Armee der NCR vor einiger Zeit noch bei der Bevölkerung noch hoch angesehen, hatte sich der Wind spätestens nach der zweiten Schlacht am Hoover-Damm gedreht. Evans kontrollierte nochmal seine Dienstwaffe und seine Kleidung, rückte sich sein Barett zurecht und marschierte in die hinterste Ecke des Lagers los.


    Dort erwarteten ihn zehn junge Männer und Frauen. Drei von den Burschen und eine von den jungen Mädchen sahen eher wie verkappte Raider aus. Zwei weitere wurden schon blass, als sie den Major ankommen sahen und der Rest sah auch nicht so aus, als wäre er freiwillig hier. "Na hervorragend, Reg. Ganz großes Los. Das wird mit den Vieren dort mit Sicherheit einen Heidenspass geben. Hoffentlich kann ich die noch geradebiegen und anständig in den Rest der Truppe integrieren. Die anderen muss ich mir genauer ansehen, ich denke aus denen kann man noch gut was herausholen." dachte der Major bei sich. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung konnte er bereits beim ersten Kennenlernen seiner Rekruten schon eine recht genaue Einschätzung vornehmen, wer viel "Aufmerksamkeit" bekommen musste und wer nicht.


    Er war bei ihnen angekommen und alle standen auf. Sie nahmen einigermaßen Haltung an und warteten auf die Dinge, die jetzt passieren würden. Die vier Raiderverschnitte grinste blöde und einer von ihnen kicherte leise. Evans ignorierte sie zunächst. Er begrüßte die Neuankömmlinge nach den typischen Statuten der NCR-Armee und erläuterte ihnen wie die Dinge hier liefen. Als er damit fertig war, bekamen die vier Spezis seine Aufmerksamkeit. "Ich würde gerne mitlachen. Darf ich fragen, was die Herrschaften im Moment so lustig finden?" fragte Evans mit gespielter Höflichkeit. "Ich weiß nicht, Alter. Sie wollen unser Ausbilder sein. Ich kann Ihnen ohne Probleme auf den Kopf spucken und körperlich sehen Sie sie auch nicht so aus, als würden Sie gegen mich ankommen." prahlte der Größte von ihnen.


    Er war einen ganzen Kopf größer als Evans und wirkte ziemlich durchtrainiert. Während er sprach, holte er ein kurzes Messer hervor und spielte damit herum Es war offensichtlich, dass er und seine Freunde den Major überhaupt nicht ernst nahmen. Evans war zwar nicht gerade der Größte und seine leicht untersetzte Statur zeichnete im ersten Moment ein Bild von ihm, der bei einer Reihe von Leuten dazu führte, dass man ihn gnadenlos unterschätzte. "Ach? Wirklich? Meinen Sie?" sagte Evans in absoluter Gemütsruhe, dann agierte er. Zunächst trat er dem völlig unvorbereiteten Rüpel kräftig vor das Schienenbein, danach gab es einen Schlag in die Magengrube und kurz darauf auf die Nase. Das geschah in einer ziemlich schnellen Abfolge, so dass derjenige auf dem Boden lag und erst einmal begreifen musste, was gerade passiert war.


    Evans hockte mittlerweile auf seinen Rücken und hatte einen seiner Arme verdreht. Damit fixierte Evans ihn und hielt den Lauf seiner Dienstwaffe in den Nacken. "Nummer eins. Bedrohung eines Offiziers der NCR-Armee ist kein Kavaliersdelikt. Darauf stehen empfindliche Strafen. Nummer zwei. Beurteilen Sie ihren Gegner niemals nach seinem Äußeren. Nummer drei. Ich könnte Sie jetzt auf zweierlei Arten töten. Mit dem Schuss aus der Waffe oder mit einem gezielten Schlag meiner Handkante in Ihren Nacken. Was davon soll ich bei Ihnen durchführen?" sagte Evans mit eiskalter Stimme und fuhr anschließend im bestimmend Tonfall fort. "Sie hören mir jetzt genau zu. Sie und Ihre Freunde werden hier jetzt Benimm und Anstand lernen und ich werde diese Aktion mit dem Messer gerade vergessen. Sollten Sie nochmals auffallen, dann werden Sie mich richtig kennenlernen und mit ganz besonderen "Erziehungsmaßnahmen" bedacht werden. Haben Sie verstanden, Rekrut?"


    Ein leises, schmerzverzerrtes "Ja ... Sir" war zu vernehmen. "Gut. Ich sehe, wir verstehen uns." Evans stand auf und klopfte sich den Staub von seiner Kleidung. "So nachdem wir für alle Anwesenden die "Spielregeln" verständlich festgelegt haben, werde ich Ihnen Ihre Unterkunft zeigen. Dort wird in der nächsten Zeit Ihr Zuhause sein. Kommen Sie mit." Die Rekruten folgten ihm in respektvollen Abstand. Evans verbrachte den restlichen Tag mit den anderen Rekruten und trainierte sie. Gegen Mittag machte sich eine gewissen Unruhe im Lager breit. Evans fragte sich was gerade los sei, als einer der untergeordneten Offiziere schnellen Laufs angerannt kam und vor dem Major zu stehen kam. "Was ist los? Haben unsere Späher potentielle Gefahrenquellen ausgemacht oder was soll der Aufruhr?"


    Der Angesprochene salutierte kurz und antwortete danach. "Negativ, Sir. Es hat sich über Funk wichtiger Besuch angekündigt. Daher beginnen wir gerade klar Schiff im Lager zu machen. Ich denke, dass ist auch in Ihrem Sinne. Sie hatten uns ja bereits zu Anfang klar gemacht, dass Sie auf gewisse Dinge bestehen." Avens nickte. "Wer ist es?" "General Moore ist auf dem Weg zu uns und möchte Auskunft über das Camp und die derzeitige Situation am Colorado haben. Sie wird bis morgen bleiben. Das sind die Informationen, die wir mitgeteilt bekommen haben." Evans war überrascht. Moore hat er die ganze Zeit in Camp Mac Carran nicht zu Gesicht bekommen und hier sollten sie das erste Mal aufeinandertreffen. "Danke für die Information. Ich werde mich auf das Treffen vorbereiten und alles an Informationen zusammentragen, welche der General eventuell benötigt."


    Evans verschwand in sein Zelt und bereitete soweit alles vor. Etwa gegen Mittag traf General Moore ein. Evans informierte sie gerade, als sich auf der anderen Seite des Colorados oberhalb der vorhandenen Furt etwas tat. Zwei Ranger, sichtbar am Ende ihrer Kräfte, kamen den seichten Hang heruntergestolpert. Einer der beiden brach kurzzeitig in der Furt zusammen und wurde von seinem Kameraden aufgenommen und mitgeschleift. Die anderen Soldaten des Camps beobachten es und kamen ihren Kameraden zu Hilfe. Sie wurden mit mehreren ins Lager verbracht und einer der Soldaten rannte schnurstracks zu dem Kommandozelt, wo sich Evans und Moore zurzeit aufhielten. Er platzte regelrecht in die Besprechung hinein.


    "Entschuldigen Sie, dass ich Sie beiden unterbreche ... aber zwei unserer Späher... sie sind zurückgekehrt ... Sie sollten schnellstens zu Ihnen ... es ist wichtig, Sir." Dem Major fiel sofort auf, dass demjenigen Angst und Schrecken ins Gesicht geschrieben stand. Was die Späher auch zu berichten hatten, es war etwas ziemlich Übles. Evans sah Moore fragend an und sie nickte kurz. Beide machten sich auf den Weg zu den beiden Ranger. Sie waren sofort ins Lazarett gebracht worden, da sie total entkräftet waren. Dort angekommen hörten sie einem der beiden zu. Er war bereits ziemlich angeschlagen, zitterte und konnte kaum noch richtig sprechen. Der andere hatte bereits das Bewusstsein verloren.


    "Vor zwei Tagen ... haben wir Truppenbewegungen von Caesars Legion ausgemacht ... bewegten sich über die alte Interstate 40 entlang ... jetzt schon auf dem alten Landweg 93 unterwegs ... steuern Willow Beach an ... sind ununterbrochen gerannt ..." Das waren in der Tat üble Nachrichten, aber mit der nächsten Aussage sollte es noch schlimmer werden. "Können Sie in etwa schätzen, was da auf uns zukommt?" fragte Moore sichtlich nervös. Ranger waren hart im Nehmen und selten aus der Ruhe zu bringen. Dass die beiden praktisch um ihr Leben gerannt waren, ließ erahnen das sich etwas Gravierendes für die NCR anbahnte. Der Ranger sah sie für einen Moment für einem Moment mit angsterfüllten Augen an, schluckte kurz und flüsterte fast " ... schätzungsweise zwanzigtausend ... gut gerüstet ... es tut mir leid ... dass wir nicht schneller sein konnten." Der Ranger war am Ende seiner Kräfte und schloss die Augen.


    Moore reagierte, wie Evans absolut geschockt auf diese Nachricht. Hier im Camp waren etwa knapp zweitausendfünfhundert Soldaten stationiert. Teilweise aber mit relativ wenig Erfahrungen im Kampf mit der Legion. Auf die Schnelle ließen sich vielleicht noch aus dem Umland weitere tausendfünfhundert in kürzester Zeit nach New Willow verlegen. Alle anderen Truppen waren im Moment zu weit in der Mojave entfernt und würden erst in einigen Tagen ankommen. Auch wenn man sie sofort in Bewegung setzten würde. Sollten die Einschätzungen der beiden Ranger stimmen lag ein Verhältnis zwischen der Legion und der NCR von 4:1 vor. General Moore und Major Evans begannen sofort alle Hebel, die sie hatten, in Bewegung zu setzten. Die Chance diesen Sturm zu überstehen, standen im Moment denkbar schlecht. Wahrscheinlicher war es, dass der Stier den Bären wieder einmal bei Willow Beach zertrampelte.

  • 397. Den Rubikon überschreiten


    Cassandra Moore fluchte unüberhörbar, als sie und Major Evans ins Kommandozelt zurückkehrten. Einige der anderen Offiziere standen dort schon bereit, um die nächsten Anweisungen anzunehmen. Allen Anwesenden war klar, dass ihnen nur sehr wenig Zeit verblieb, um sich auf die Ankunft des Heeres von Caesars Legion vorzubereiten. Bei der derzeitigen Marschgeschwindigkeit rechnete man mit der Ankunft in etwa anderthalb Tagen. Das reichte gerade soeben, um sich einigermaßen einzugraben. Man würde versuchen, die Legion hier so lange aufzuhalten, bis die anderen Truppen aufschließen konnten. Ob sie damit Erfolg haben würden, hing tatsächlich vom Schicksal ab. Die Zeit tickte gegen sie. Aus rein militärischer Sicht war Willow Beach zurzeit kaum zu halten.


    "Wenn irgendjemand von Ihnen eine Idee hat, diese verdammten Sklavenhändler aufzuhalten, dann nur heraus damit." sagte Moore verdrossen. Es war ihr anzumerken, dass sie sich selbst dafür verantwortlich machte, einen Angriff auf diesen Bereich unterschätzt zu haben. Sie hatte wohl eher damit gerechnet, dass ein weiterer Schlag der Legion weiter im Norden stattfinden würde. Kleinere Truppenbewegungen, die durch Späher berichtet worden waren, legten das lange Zeit nahe. Jetzt wurde deutlich, dass es ein Ablenkungsmanöver gewesen war. Major Evans besah sich die strategische Karte der Gegend. "Wir sollten uns weiter oben eingraben. Das Camp weiter nach hinten auf diese Kuppe hier verlegen. Und von hier nach hier einen Sperrriegel errichten. Von dort haben wir eine bessere Übersicht und unsere wenigen Scharfschützen können die Befehlshaber der Legion besser aufs Korn nehmen. Bleiben wir hier, in der Senke, spielt die Legion mit uns Schießbude ..."


    Evans dachte einen Moment nach. "Soweit mir bekannt ist, verfügen wir über einen guten Vorrat an Minen. Ich würde vorschlagen, einen Teil der gegenüberliegenden Furt auf Legionsgebiet mit ihnen zu bestücken und an diesen Stellen weitere zu platzieren. Wenn wir Glück haben, wird die Legion damit nicht rechnen. So gewinnen wir vielleicht Zeit." Avens deutete auf unterschiedliche Stellen der Karte. Die anderen Offiziere und General Moore ergänzten weiteres und die Pläne wurden in aller Eile ausgeführt. Während Moore den Rest der NCR in Kenntnis über die bevorstehenden Ereignisse per Funk informierte und darüber versuchte so viele Truppen Richtung Willow Beach zu beordern, kümmerte sich Evans darum, dass die anderen Pläne akkurat und schnellstmöglich ausgeführt wurden. Er packte teils selbst mit an und so schufteten sie bis zur Mitte nächsten Tages durch. Danach wurden die Truppen in Stellung gebracht und es galt eine letzte Ruhepause bis zum Abend.


    Auch waren die Truppen aus der Umgebung angekommen. Es waren einige mehr als angenommen, aber immer noch zu wenig. Die Anzahl der anwesenden Truppen der NCR belief sich jetzt auf knappe fünftausend. Mittlerweile waren auf der anderen Seite des Colorados Späher auf den Hängen postiert worden. Sie würden Meldung machen, wenn das Heer der Legion in Sichtweite kam. Im Moment war von ihnen noch nichts zu sehen, aber das würde sich bald ändern. Am späten Nachmittag verließ Evans nach einer letzten Besprechung das Kommandozelt und setzte sich neben sein Zelt auf einen betagten Klappstuhl und starrte einen Moment lang in die Ferne. Innerlich bereitete er sich darauf vor, dass dies wahrscheinlich seine letzten Stunden sein würden.


    Seine jahrelange Erfahrung sagte ihm, dass sie diesen Sturm nicht überstehen würden. Insgesamt zu wenige und erfahrene Leute. Die Ausstattung war ebenfalls zu miserable. Die Moral war ziemlich schlecht. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass General Moore vor Ort blieb und ihren Truppen beistehen wollte. Während der Arbeiten hatte er es an den Gesichtern und den Äußerungen seiner Leute gehört und gesehen. Evans bekam sogar einige Äußerungen von seinen Soldaten mit, die es als Genugtuung empfanden, dass Moore wenigstens für ihre Fehlentscheidungen jetzt die Konsequenzen am eigenen Leib zu spüren bekam. Den meisten der älteren Soldaten war klar, welches Schicksal ihnen drohte. Aufgrund Unterschätzung, Überheblichkeit und einem übermäßigen expansionistischen Bestreben der Armeeführung würden sie einem grausamen Feind regelrecht an Messer geliefert werden. Die, die diese Schlacht überleben würden, drohte der langsame und qualvolle Tod am Kreuz.


    Hier ging es nicht darum eine Schlacht zu gewinnen, sondern die Legion einen möglichst hohen Blutzoll an der Furt von Willow Beach zahlen zu lassen, bevor die Streitkräfte der NCR hier komplett aufgerieben würden. Evans tastete deprimiert und gedankenverloren in seiner Seitentasche herum. Er suchte nach einem Päckchen Zigaretten. Es war das mit der grauen Schildkröte. Jax Wells hatte es ihm nach seinem Gespräch überlassen. Während er so in seiner Tasche kramte, stießen seine Finger gegen einen länglichen und breiten Gegenstand. Im ersten Moment fragte er sich, was das war, dann fiel es ihm wieder ein. Er hatte es über die Zeit beinahe vergessen.


    Es war etwas, das er zur Verabschiedung von den Silver Dragons bekommen hatte. Es ähnelte einem Funkgerät, war aber wesentlich kompakter und sollte eine ziemliche Reichweite besitzen. Darüber konnte er mit ihnen Kontakt aufnehmen und sprechen, wenn er wollte. Man hatte es ihm als freundschaftliche Geschenk überreicht. In der kurzen Zeit dort schien ihn insbesondere der Kommandant der Silver Dragons sehr zu schätzen gelernt zu haben. Er nahm es komplett heraus und betrachtete es nachdenklich und strich mit seinem Finger über den kleinen silbernen Drachenkopf, der an einer Stelle eingestanzt war. "Ich glaube, wir wären auf Dauer gute Freunde geworden ... dass euch dieses Arschloch von Präsident nur nach seinem Gutdünken für seinen eignes Fortkommen einbinden will ... das ist einfach nur *unverständliches Gemurre*." dachte er bei sich. Evans eigene Moral war selbst an einem Nullpunkt angekommen.


    "Was nützt unser aller Tod hier ... es wird an dieser ganzen beschissenen Situation nichts ändern. Kimball und Konsorten werden so weiter machen." Evans zündete sich eine Zigarette an und versuchte innerlich seine Fassung wieder zu gewinnen. Für morgen musste er wieder einen klaren Verstand besitzen, um seine Truppen trotz allem im aufziehenden Sturm bestmöglich zur Seite zu stehen. Er zog ein paarmal an der Zigarette und nahm dann wieder das Geschenk in die Hand. "Vielleicht sollte ich mich bei ihnen melden. Mich nochmal für alles bedanken und verabschieden. Damit sie wissen, was derzeit im Süden passiert. Sie vielleicht sogar vor Kimballs Ansinnen warnen. Ich verstoße zwar damit gegen übergeordnete Anweisungen und begehe sogar Verrat, aber morgen um diese Zeit kämpfe ich vielleicht schon um mein Leben oder bin gar tot ... dann ist das eh egal." dachte er resigniert und traf für sich eine folgenschwere Entscheidung. Evans rauchte die Zigarette zu Ende, entsorgte sie, nahm den verwitterten Klappstuhl mit und zog sich in sein Zelt zurück. Im Inneren stellte er das Gerät auf den kleinen Tisch und klappte es auf. Es gab einige wenige Tasten und Knöpfe. Anbei lag ein kurze Gebrauchsbeschreibung. Nachdem er sie gelesen hatte, brachte er das Gerät auf Empfang.


    Zur gleichen Zeit. Kommunikationszentrale des Lassen.


    Einer der Kommunikationsspezialisten sah die Anforderung des Gerätes, das Evans gerade in Willow Beach aktivierte. Sie hatten die Anweisung bekommen sofort den General oder den Kommandanten zu informieren, wenn Evans sich darüber meldete. John Rothschild war gerade selbst zugegen. "Sir? Der Major der NCR versucht Kontakt zu uns aufzunehmen. Soll ich rüber stellen?" John nickte, gab dem ebenfalls anwesenden Jenssen ein Zeichen, dass er den Kommandanten mit dazu holte. Drake würde mit Sicherheit auch Avens Rückmeldung mithören wollen. Einen kurzen Moment später begrüßte John Evans höflich. "Hallo, Major. Schön wieder von Ihnen zu hören. Wir haben schon gedacht, Sie hätten uns vergessen ..." "Nein, wie könnte ich Sie alle vergessen. Sie haben mir und meinen Leuten schließlich das Leben gerettet ... " antwortete ein ziemlich gefasst wirkender Reginald Evans auf der andere Seite.


    John merkte aber an der Stimme des Majors, dass ihm irgendetwas Schwerwiegendes auf der Seele lag. "Avens? Sie klingen besorgt ..." fragte John nachdenklich und wurde dabei vom Major unterbrochen. "Ich wollte mich von Ihnen verabschieden ... wahrscheinlich ist es das letzte Mal ... das wir miteinandersprechen können ..." John zog besorgt die Augenbrauen hoch. Bewahrheitete sich gerade ihre schlimmste Befürchtung. Ein Angriff auf den Lassen? Er unterbrach Avens seinerseits. "Was ist los, Major? Hat die NCR sich entschlossen uns anzugreifen?" Kurze Funkstille. "Nein. Gott bewahre. Es ist ... " Über Funk teilte Evans alles über die Gesamtsituation mit. John hörte ihm sehr aufmerksam zu und seine Miene verfinsterte sich kurz, als er von Kimballs Plänen erfuhr.


    Kurz nachdem Evans alles erläutert hatte, kam auch Drake dazu. Er sah an John Miene, dass es um etwas ziemlich Ernstes ging und schaute ihn fragend an. John bat Evans einen Moment in der Leitung zu bleiben und unterrichtete Drake nun seinerseits. "Eigentlich war ich froh, dass Avens sich endlich bei uns gemeldet hat ... aber das sind schlimme Neuigkeiten. Sie benötigen im Endeffekt Unterstützung, um die Stellung dort zu halten, bis die anderen Abteilungen dort ankommen. Habe ich richtig verstanden? Willow Beach nannte sich das Camp?" Drake dachte nach und murmelte dabei. "Also Caesars Legion und eine Kräfteverhältnis von 1 zu 4. Nicht sehr gut ... das ist sogar ausgesprochen schlecht ...*unverständliches Brummen* "


    Er schaute zu Jenssen. "Jenssen holen Sie mir bitte den Ältesten der Bruderschaft hierhin. Sagen Sie ihm bitte es sei dringend und es geht um Caesars Legion." John ahnte bereits, was Drake in Erwägung zog. Einen ähnlichen Gedanken hatte er ebenfalls schon selbst gefasst. Plötzlich schnaufte Drake kurz sauer auf. "Was Kimball plant ... in der derzeitigen Situation ... das ist ebenfalls schlecht. Dieser uneinsichtige Dickkopf. Damit gefährdet er seine Leute an vorderster Front und seine Bürger, die er eigentlich schützen sollte ..." Drake schüttelte verständnislos die Kopf über solche Planspiele


    Drake macht ein kurze Pause und sah daraufhin John sehr ernst an. "Wir werden Avens und die NCR unterstützen. Auch wenn seine militärische Führung vor Ort noch nicht informiert ist ... von diesem Hilferuf." John erwiderte den ernsten Blick. "Bist du dir sicher? Du weißt, dass ist für uns ein Point of no Return. Dann hängen wir komplett mit in der Geschichte drin." Drake nickte. "Ob ich mir sicher bin? Ja, mein Freund. Ziemlich sogar. Hier geht es um mehr als die NCR ... wenn sie fällt, wäre es ein herber Rückschlag für die Menschen im Ödland. Auch wenn die NCR im Moment selbst mit sich hadert. Sie haben hart darum gekämpft, wieder ein wenig geordnete Verhältnisse aufzubauen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht zu helfen. Wir können das einfach nicht zulassen ... wenn die NCR wegfallen würde, wird das für uns und unsere Freunde in der Bruderschaft ebenfalls gefährlich ... darauf werde ich nicht warten ... ich werde das von vorneherein nicht zulassen. Sprich du mit Avens. Sag ihm das er von unserer Seite Unterstützung bekommt. Er soll mit uns am Anbruch des morgigen Tages rechnen. Ich werde gleich anfangen alles in die Wege zu leiten. Unser Zeitfenster ihnen rechtzeitig zu Hilfe zu kommen ist schmal."


    John stand irgendwo zwischen Erleichterung und extremer Angespanntheit. Es war richtig zu helfen, so konnte man der NCR zeigen, dass man sie unterstützen würde, wenn sie als Verbündete Hilfe brauchten. Gleichzeitig war John unsicher, was für ein Risiko für die Silver Dragons als Ganzes bedeuten würde. Er sprach wieder mit Evans, der das Hilfsangebot der Silver Dragons kaum fassen konnte. Einen Moment später endete das Gespräch. "Ich werde mich mit den anderen dann um die Material- und Waffenversorgung kümmern. Die Leute von Avens sind insgesamt nicht gut ausgerüstet. Es macht Sinn, wenn wir sie dahingehend ebenfalls unterstützen. Wie viele unserer Leute wollen wir zu Unterstützung eigentlich nach Willow Beach schicken?"


    "Ja. Das sollten wir in der Tat." sagte Drake knapp und dachte einen Moment über eine Menge verschiedener Dinge nach. "Wie viele fragst du? Hmm ... ich tendiere dazu ihnen so viele unserer Leute zu schicken, wie wir können. Ohne unsere eigene Verteidigungsfähigkeit und Sicherheit zu sehr aufs Spiel zu setzten. Wir werden fast alle Vertibirds nutzen, die wir zurzeit haben. Auch zehn von den XVB04 werden dabei sein. Ich denke mit Angriffen aus der Luft werden wir sie auch gut in Schach halten können. Ich hoffe, Jeremiah kann mir noch etwas mehr über die Strategien und Ausrüstung der Legion erzählen. Je mehr wir über diesen Feind wissen, desto empfindlicher können wir diese *unverständliche Schimpfwort* treffen. Vielleicht gelingt es uns sogar ihnen einen solchen Tritt in den Hintern zugeben, dass sie auf ihrer Seite des Colorados bleiben. Und John? Ich werde mitgehen." brummte Drake. Für die Legion hatten die Silver Dragons genauso wenig über, wie für die Enklave.

  • 398. Drachenschwingen I

    Evans starrte einen Moment ungläubig auf das Funkgerät, bevor er es zuklappte. Die Silver Dragons würden die NCR in ihrem Kampf gegen Caesars Legion unterstützen. "Damit habe ich nicht gerechnet. Eventuell schaffen wir es doch, die Legion in Schach zu halten bis unsere restlichen Truppen ankommen. Überleben zu mindestens den morgigen Tag. Vielleicht ist doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Gut, dass sie Möglichkeit der Vertibirds haben, dadurch können sie verhältnismäßig schnell hier sein ... ich bin gespannt, wie viele von ihnen hier auftauchen ... jetzt muss ich erst einmal General Moore informieren ... da werde ich mir mit Sicherheit etwas anhören dürfen ... was ich jetzt durch die Zustimmung getan habe, ist eine gewaltige Kompetenzüberschreitung und eine Art Befehlsverweigerung ... ich werde wohl damit rechnen müsssen, dass man mich degradiert oder gar rausschmeißt ... " dachte er und rieb sich die Stirn. "Aber es ist in dieser ausweglosen Situation richtig die Hilfe anzunehmen. Wir werden sehen ..." seufzte Evans kurz. Einen Moment später war er auch schon Richtung Moore unterwegs.


    Sie betrachtete gerade die strategische Karte, die vor ihr auf einem alten Holztisch lag, als der Major eintrat. Zwei weitere Offiziere waren ebenfalls noch anwesend. Sie schaute nicht auf, hatte ihn aber bemerkt. "Was gibt es, Evans? Ich dachte, wir wären mit der Besprechung durch. Sie sollten sich vor Schlachtbeginn nochmal ausruhen. Ich brauche Sie morgen in 1a Form." Avens räusperte sich kurz. "Ich habe noch ein Anliegen, Sir. Etwas, was uns vielleicht hilft, den morgigen Ansturm länger durchzuhalten." Moor schaute ihn plötzlich sehr interessiert an. "Wir werden morgen früh weitere Unterstützung bekommen, aber es sind keine unserer Leute ..." Moore, die sich zunächst gefreute hatte, dass Evans irgendwo noch Soldaten der NCR hatte auftreiben können, dämpfte ihre Erwartung wieder sofort. "Wie darf ich das verstehen? Haben Sie keinen anderen Weg mehr gewusst und Söldner organisiert? Wahrscheinlich noch welche, die uns mitten in der Schlacht in Kreuz fallen bzw. desertieren ..." Moore war jetzt deutlich angefressen.


    Sie konnte in der jetzigen Situationen nicht noch weitere Unwägbarkeiten gebrauchen. Der Major schüttelte den Kopf. "Nein, Sir. Keine Söldner. Es sind ... sehr verlässliche Leute. Die meinen Leuten und mir im Norden das Leben gerettet haben. Sie haben sich freiwillig angeboten, nachdem ich mit ihnen gesprochen habe." Moore schnaufte hörbar. "Verdammt, Evans. Sie wissen doch, wie der Befehl dazu lautete. Keine Kontaktaufnahme ohne vorherige Absprache! Kimball wird Ihnen den Arsch aufreißen, wenn er davon erfährt. Sie wissen, dass das Konsequenzen für Sie haben wird. Ich werde Sie dafür zur Rechenschaft ziehen ... müssen. Auch wenn Ihr Ansinnen richtig ist. Aber nicht jetzt. Ich kann es mir in diesem Moment nicht leisten, Sie für diese *enttäuschtes Brummeln* Dummheit disziplinarisch zu Rechenschaft zu ziehen. Sehen Sie zu, dass Sie mir für heute nicht mehr unter die Augen treten." Moore war sauer und Evans platzte jetzt endgültig der Kragen.


    Er hatte eh nichts mehr zu verlieren. "Bei allem Respekt, Sir. Ein letztes Wort dazu. Ich bin es so leid, dass wir immer wieder gute Leute verlieren. Nur weil bestimmte Leute eher an ihrem eigenen Fortkommen interessiert sind, als an das große Ganze, die NCR zu denken. Das hat uns doch in diese beschießene Situation gebracht. Ich werde die Konsequenzen tragen. Mit dem Wissen, dass ich alles Vertretbare getan habe, um unsere Bürger bzw. die NCR zu schützen. Ich ... empfehle mich." Evans salutierte trotzdem protokollgerecht, drehte sich um und kehrte zu seinem Zelt zurück. Moore schaute ihm mit einem stechenden Blick hinterher und schüttelte den Kopf. "Genauso ein idealistischer Narr wie Wells." dachte sie bei sich.


    Nachdem Evans sein Zelt betrat, ließ er sich auf das Feldbett fallen und starrte müde am die Decke. Er war dieser Machtkämpfe mittlerweile so überdrüssig geworden. "Vielleicht ist gut, wenn sie mich wegen dieser Geschichte im schlimmsten Fall aus der Armee schmeißen. Ich kann und will nicht länger etwas dienen, was seinen Idealen so untreu geworden ist, wie diese Republik. Vorausgesetzt wir überleben diese Schlacht." Er wälzte sich noch mit unterschiedlichen Überlegungen hin und her und schief dann ein. Am frühen Morgen wachte er auf. Es war noch dunkel, aber die Morgendämmerung kündigte sich bereits am Horizont an. Evans stand draußen vor seinem Zelt und schaute herüber zum Colorado. Noch schien alles ruhig.


    Er hörte Schritte. Ein der erfahrenen Veteranen kam auf ihn zu. "Darf ich Ihnen Gesellschaft leisten, Major?" fragte dieser ihn höflich. "Gerne. Wir sollten die letzten Stunden genießen, bevor der Sturm über uns hereinbricht." Der Veteran nickte zustimmend. "Major? Im Lager macht das Gerücht die Runde, dass Sie wahrscheinlich Ihren Rang verlieren werden ... weil Sie für uns Hilfe organsiert haben? Stimmt das?" Evans seufzte kurz. "In gewisser Hinsicht schon ..." Evans erläuterte ihm, was passiert war. Er wollte wenigstens das der Veteran die wahre Geschichte mitbekam, bevor daraus etwas völlig anderes gemacht wurde. Ihm war dabei klar, dass das nicht unbedingt Moral fördernd war, aber er war es seinem Trupp schuldig. Nachdem Evans fertig war, schüttelte der Veteran den Kopf. "Typisch. Man ist es mittlerweile ja nicht mehr anders gewöhnt. Aber wissen was Major? Sie haben wenigstens einen Arsch in der Hose und ziehen das Ganze durch. Danke."


    Der Veteran blieb noch einen Moment bei Evans. Dann ging er und bezog seinen Posten. Auch Evans macht sich bereit und lief Richtung Kommandozelt. Mittlerweile wurde es langsam hell und am gegenüberleigendem Hang des Colorados tat sich etwas. Einer der Späher macht sich auf dem Weg zum Lager und traf mit Evans fast gleichzeitig am Zelt ein. Zusammen mit ihm betrat er es. Moore sah Evans immer noch verschnupft wegen gestern an, sagte aber nichts weiter mehr dazu. Der Späher begann zu berichten. Die Legion war jetzt am Horizont sichtbar geworden und bewegte sich auf New Willow zu. Jetzt war es nur noch ein Frage von Stunden, bevor das Gefecht losging. Sie beorderte die restlichen Späher zurück.


    "Wo bleiben Ihre Freunde, Major? Sind Sie wirklich sicher, dass Sie kommen? Mich würde es nicht wundern, wenn sich nicht auftauchen. Es ist schließlich nicht ihr Krieg. Ich kann immer noch nicht verstehen, dass Sie diesen Fremden vertrauen ..." Moore begann mit beißendem Sarkasmus und Vorwürfen gegenüber Evans, als plötzlich einer der Funker von New Willow das Zelt betrat und Meldung machen wollte. Moore schaute ihn fragend an. "Was ist los?" "Wir haben per Funk eine ... Anfrage bekommen. Von einem Piloten einer Gruppe namens Silver Dragons. Wissen Sie etwas davon? Er bittet um Landerlaubnis und ersucht ebenfalls ein kurzes Gespräch mit Ihnen oder dem Major. Was soll ich ihm ausrichten?" Evans war innerlich erleichtert. Die Silver Dragons hatten tatsächlich Wort gehalten. "Geben Sie Landeerlaubnis. Wir kommen und gehen Richtung Landplatz." Der Funker nickte und verschwand nach draußen. Moore und Evans verließen das Zelt ebenfalls.


    Als sie dort ankamen, hörten sie bereits das Rotorengeräusch des Vertibirds. Auch wenn es etwas anderes klang, als man es gewöhnt, war es doch eindeutig als solches zu erkennen. Einen kurzen Moment später war er dann auch zu sehen und machte sich zur Landung auf dem steinigen Boden der Mojave bereit. Moore und Evans staunten nicht schlecht. So einen Vertibird hatten sie noch nie gesehen. An der Steuerflosse am Heck war die Bezeichnung XVB05 zu lesen und an der Seite des ansonsten pechschwarzen Vertibirds konnte Evans eindeutig das Zeichen der Silver Dragons erkennen. Ein silbernes Zahnrad, in dessen Inneren sich ein ebenfalls Silber gehaltener Drachenkopf befand.


    Nachdem er gelandet war, öffnete sich vorne im Bereich der Kanzel eine Tür und ein einzelner Mann sprang heraus und ging schnellen Schrittes Richtung Moore und Evans. Er salutierte vor beiden, stellte sich als Quartiersmeister der anliegenden Unterstützungsoperation vor und äußerte dann sein Anliegen. Beide hörten ihm aufmerksam zu und im Anschluss gab General Moore ihm einige Hinweise und Anweisungen. Derjenige nickte höflich und nahm dann über den Pipboy an seinem Arm Kontakt zu den anderen Silver Dragons auf. Während er das tat, öffnete sich bei dem gelandeten Big Duck bereits die hintere Ladeluke und es stürmten Silver Dragons in Powerrüstung heraus. Sie trugen große Kisten bei sich und begannen eilig in der Nähe Barrieren, Zelte und andere Dinge zu errichten, die man für die Schlacht benötigen würde.


    Was danach folgte, vergaß niemand von den Soldaten der NCR, der bei dieser Schlacht dabei war. Während der größte Teil aus dem ersten Vertibird dabei war aufzubauen, stellten sich drei andere Silver Dragons auf und hielten merkwürdig aussehende Flaggen in den Händen und schauten nach oben. Moore, Evans und die anderen in der Nähe hörten wieder das typische Geräusch von sich drehenden Rotoren. Dieses Mal schienen es aber mehr zu sein. Dann sahen sie sie. Es waren zehn Stück des Vertibirds, der bereits am Boden stand und drei weitere anderer Bauart. Sie donnerten heran und die Leute mit den Flaggen begann Zeichen zu geben. Jetzt verstand Evans, wofür sie da waren. Sie wurden damit eingewiesen.


    Sie landeten ebenfalls und wiederum stürmten ein Großteil von Ihnen in Powerrüstungen heraus. Aber auch einige anderes Ausgerüstete waren dabei. Einige für die medizinische Versorgung und Scharfschützen, wie es schien. Auch sie schleppten Kisten mit hinaus. Einige von Ihnen liefen mit den Kisten zum Quartiersmeister, der immer noch bei Moore und Evans stand und die ganze Operation im Auge hatte. Sie stellten bei ihm ab und machten sich scheinbar daran, ein weitere Aufgabe auszuführen. "General Moore, hier in den Kisten befinden sich Waffen und Rüstungen für Ihre Leute. Man hat mir Auftrag gegeben sie Ihnen zu übergeben." Dabei klappte er die Kisten auf und gab den Blick auf den Inhalt frei. Die Waffen waren neuwertig und die Rüstungen schienen ziemlich stabil zu sein. Was besonders bemerkenswert war, dass man sich sogar die Mühe gemacht hatte, die Farben und Erkennungszeichen der NCR aufzubringen.


    Cassandra Moore kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sie hatte noch nie ein Gruppe im Ödland erlebt, die derart gut organisiert und gerüstet war. Sah man von der Enklave mal ab. Es war ein ziemliches Gewusel im hinteren Bereich des NCR-Lagers. Einige Soldaten schauten dem Treiben der Neuankömmlinge ebenfalls verblüfft zu. "Ich hatte gedacht, dass Ihre Berichte etwas ausgeschmückt waren, Major Evans. Aber wenn ich das hier so sehe ... haben Sie nicht übertrieben. Diese wenigen Leute werden uns bereits eine große Hilfe sein. Wenn wir das hier überstehen, werde ich versuchen, den Präsidenten etwas zu besänftigen. Ich kann Ihnen aber nichts versprechen." Evans räusperte sich. "Das ist sehr nett von Ihnen, General Moore. Wie ich aber schon sagte, ich werde die Konsequenzen tragen. Aber jetzt weiß ich, dass unsere Leute jetzt wieder etwas Hoffnung haben können."


    Der Quartiersmeister der Silver Dragons kam wieder auf sie zu. Er schien noch ein weiteres Anliegen zu haben. "Ich möchte Sie über etwas Weiteres informieren. Die nächste Gruppe ist auch beinahe da. Unter Ihnen befinden sich einige unserer Verbündeten. Sie wollen Sie ebenfalls gegen die Legion unterstützen. Es sind Mitglieder der stählernen Bruderschaft und ich würde sie bitten, sie anzuhören bevor Sie eine Entscheidung treffen. Sollten Sie sich nicht einigen, werden wir dafür Sorge tragen, dass sie unbeschadet abziehen können." sagte der Quartiersmeister ernst. Moore schaute bei diesen Worten zunächst ungläubig und auch Evans war perplex. "Die stählerne Bruderschaft ... will uns unterstützen ... das ist ... überraschend. Gut ich werde es versuchen, aber ich kann für nichts garantieren. Offiziell sind wir immer noch verfeindet und es sind genug Dinge passiert, die eigentlich unverzeihlich waren." sagte Moore skeptisch.


    Der Quartiersmeister nickte. "Ich weiß. Wir sind informiert, aber danke, dass Sie es versuchen werden." Dann widmete er sein Aufmerksamkeit wieder seinen Leuten. Moore sah zu Evans hinüber. "Stählerne Bruderschaft? Haben Sie damit etwas zu, Major? Und wir bekommen noch eine weitere Gruppe? Haben Sie eine Ahnung, wie viele da noch kommen?" Moore mußte diese Nachrichten erst verdauen. Evan schüttelte den Kopf. "Nein, General. Ich hab nichts damit zu tun und bin selbst überrascht. General Rothschild hat mir nur Hilfe zugesagt, aber nicht in welcher Höhe." Moore kratzte sich nachdenklich die Stirn. Mit einem Mal wurde es wieder laut am Himmel. Die nächste Gruppe war scheinbar eingetroffen.

  • 399. Drachenschwingen II

    Es war nochmal die gleiche Anzahl an Vertibirds, die gerade im Landen begriffen waren. Evans betrachtete sie genauer. Die als XVB04 markierten waren scheinbar nicht zum Transport vorgesehen. Aufgrund ihrer schweren Bewaffnung waren sie wohl als Begleitschutz der XVB05 gedacht oder gar dazu da Angriffe zu fliegen. Ihm fiel auf, dass sie sich an zwei bestimmten Stellen zu sammeln schienen. Während Moore und Evans weiter zuschauten, verteilten einige Soldaten der NCR die Waffen- und Rüstungslieferung an ihre Kameraden. Die anderen Offiziere der NCR hielten dabei die andere Seite des Colorados im Blickfeld.


    Der Quartiermeister der Silver Dragons entfernte sich mit einem Mal von General Moore und Major Evans. Er steuerte zwei der weiter hinten stehenden Vertibirds an, die gerade die Heckklappe öffneten. Aus den beiden Vertibirds traten ebenfalls Personen in Powerrüstungen heraus. Es waren T60 und diese waren aber in den typischen Farben der stählernen Bruderschaft gehalten. Moore verzog kurz das Gesicht, hatte sich danach wieder im Griff. Evans hingegen war aufmerksam, aber prinzipiell neutral eingestellt. Er wusste, dass die Bruderschaft hier inmitten der Armee der NCR keine Dummheiten machen würden. Dafür waren sie zu wenig und das hätte auch dem Friedensangebot von Ältesten Bardeen zugegen gestanden.


    Der Quartiersmeister schien mit einen von ihnen intensiver zu sprechen. Dann löste sich dieser und zwei weitere Bruderschaftler aus der Gruppe und gingen zusammen mit dem Quartiersmeister Richtung Moore und Evans. Einen Moment später waren sie bei den beiden angekommen. "Ad Victoriam, General Moore und Major Evans. Ich bin Ältester Bardeen. Ich weiß, dass Sie uns in dieser Situation am wenigsten erwartet haben und noch weniger unsere Unterstützung gegen Caesars Legion. Aber ich möchte Ihnen damit zeigen, wie ernst es mir mit diesem Frieden ist. In der Vergangenheit haben wir als Bruderschaft teilweise schwere Fehler gemacht und einige Dinge sind der NCR gegenüber schwer wiedergutzumachen. Das ist mir mehr als bewusst. Ich bin hier mit einigen unserer besten Leute und würde Ihnen hiermit ganz offiziell unsere Hilfe anbieten." sagte Bardeen ernst und wartete auf eine Antwort seitens Moore.


    Sie schien einen Moment zu überlegen und Evans war total darüber überrascht, dass der Älteste höchstselbst an der Schlacht teilnahm. Für ihn war damit klar, dass das Friedensangebot tatsächlich ernst gemeint und nicht aus taktischen Hinhaltegründen bestand. Der Älteste ging ein hohes Risiko ein, indem er hier selbst auftauchte und mit dabei war. Sie kannten mit Sicherheit die schlechte Ausgangssituation. Moore seufzte mit einem Mal "Ich ... nehme Ihr Angebot an, Ältester. Ich hoffe, dass ich das nicht bereuen muss. Wir werden Sie und Ihre Leute im Auge behalten ... Verzeihen Sie mir ... wenn ich Ihnen im Moment noch nicht hundertprozentig Vertrauen kann ... wie Sie schon sagten, es ist zu viel zwischen unseren beiden Gruppen vorgefallen." Der Älteste nickte. "Das ist mehr als verständlich. Ich bin schon froh, dass Sie uns nicht gleich haben angreifen lassen, sondern mir erst das Wort gewährt haben. Wenn ich vorschlagen darf, würde ich bei Ihnen in der Nähe bleiben, während unsere Leute die rechte und linke Flanke verstärken." Moore nickte ebenfalls einverstanden.


    Während Moore ihre Soldaten über die Hilfe der Bruderschaft informiert, machten die sich daran, die dementsprechenden Positionen einzunehmen. Einige Soldaten der NCR, insbesondere die Veteranen, beäugten die Mitglieder der Bruderschaft äußerst misstrauisch. War doch der eine oder andere von ihnen in Kämpfen gegen sie verwickelt gewesen. Auch wenn die Entscheidung nicht auf viel Gegenliebe bei ihren Leuten treffen würde, wusste Moore, dass sie mit dieser Hilfe die Überlebenschancen ihrer eigenen Leute erhöhen würde. Major Evans und der Älteste unterhielten sich in der Zwischenzeit. Er bekam von ihm ein Update, wie sich zurzeit die Lage gestaltete.


    Mittlerweile war ein Großteil der Silver Dragons dabei Barrikaden an bestimmten Stellen des Lagers zu errichten. Meist dort, wo die Verteidigung noch eine Verstärkung nötig hatte. An zwei Stellen wurden sogar vier mobile Geschütze aufgebaut. Die meisten der NCR-Soldaten betrachteten sie mit einer Mischung aus Neugier und Unwohlsein. Aufgrund der fast pechschwarzen Rüstungen erinnerte es die meisten Soldaten an die Enklave. An einem Feind, den sie fast noch mehr hassten als die Legion. Im hinteren Bereich wurde es einen kleinen Moment ruhiger. Evans dachte schon, dass die Vorbereitungen der Silver Dragons abgeschlossen waren, als sich die Flaggenträger erneut in Position begaben.


    Er zog seine Augenbrauen fragend hoch. Auch Moore bemerkte es. "Als Sie sagten, dass Sie uns Hilfe organsiert haben, dachte ich, dass diese Leute uns, wenn überhaupt ein bis zweihundert Leute zur Verfügung stellen. Keinesfalls habe ich damit gerechnet Unterstützung in Form einer gut ausgerüsteten Armee zu bekommen. So wie es aussieht, kommt da noch einmal eine ganze Menge." sagte sie staunend. "General, ich muss gestehen, ich auch nicht. So wie ich das einschätzen kann, schicken sie uns so viele ihrer Leute, wie sie entbehren können. Und wenn ich es richtig beobachtet habe, sind auch richtige Kampfvertibirds dabei." teilte Evans seine Beobachtung mit. "Was diese Leute nochmals ziemlich wertvoll für die anstehende Schlacht werden lässt ..." stimmte Moore zu. Sie wurde erneut durch einen anschwellenden Krach unterbrochen. Fast automatisch schauten beide zum Himmel, an dem wieder ein ganze Menge von Vertibirds zu sehen war.


    Es dauerte nicht lange, da waren sie gelandet und es schienen die Letzten zu sein. Die Flaggenträger verließen ihren Platz und verstauten sie an einem der aufgebauten Zelte. Eines davon war etwas größer und schien wohl das Kommandozelt der Silver Dragons zu sein. Neben ihm war mittlerweile auch ein Flagge gehisst worden. Sie war in einem schmutzigen dunkelblau mit dem silbernen Zahnrad und dem innenliegenden Drachenkopf gehalten. Auf der anderen Seite wehte die der Bruderschaft. In dem vermeintlichen Kommandozelt wuselten einige Leute herum und man konnte eine ganze Anzahl von technischem Gerät erkennen, was teilweise noch im Aufbau begriffen war.


    Die Vertibirds entließen wieder ihre Fracht nach draußen. Wieder waren es Silver Dragons in ihrer typischen Powerrüstung, aber diesmal mit schweren Waffen versehen. Einige davon erinnerten von der Form her an Laser-Gatlings, schienen aber sogar zur Gattung der Plasmawaffen zu gehören. Moore und Evans waren sich einig, dass die Legion bei Willow Beach mit Hilfe der Fremden eine böse Überraschung erleben würde. Den Übertritt würde sie wirklich hart bezahlen. Mittlerweile waren die Vertibirds bis auf einen geleert und zu ihren Positionen gezogen worden. Auch der letzte öffnete jetzt die Luke und es kamen ebenfalls einige Silver Dragons heraus. Nur nicht so viele, es schien wohl das es der letzte war, der beladen worden war. Moore wendete sich gerade ihren Offizieren zu, als sie deren und Evans ungläubigen Blick sah. Sie folgte ihren Blicken.


    Als letztes war eine etwa drei Meter große Gestalt aus dem Vertibird getreten. Eingehüllt in eine speziell angefertigte Powerrüstung der Silver Dragons und scheinbar bis an die Zähne bewaffnet. Auf dem Rücken konnte man neben einem ebenfalls speziellen Superhammer eine Art Scharfschützengewehr erkennen. Im vorderen Brustbereich hing ein stark modifiziertes Sturmgewehr. Der Quartiermeister stand bei der Gestalt und schien einen Bericht über den derzeitigen Verlauf abzugeben. Als sie fertig waren, wandte sie sich Richtung General Moore und Major Evans. Im Gegensatz zu Moore, die gerade dabei war zu schlucken und fast schon beklommen schaute, war auf Reginald Evans Gesicht unverkennbar Freude zu sehen.


    Die Gestalt war bis auf etwa zwei Meter herangekommen, blieb stehen und salutierte dann protokollgerecht vor Moore. "Acta, non verba, General Moore. Ich bin Drake, Kommandant der Silver Dragons. Es freut mich, Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Auch wenn der Grund unseres Hierseins ein eher Unerfreulicher ist und hallo Major Evans, schön Sie wiedersehen zu können. Ich hoffe, wir können die NCR adäquat gegen die Legion unterstützen und das Vorankommen ausbremsen. Wir haben der NCR alles zur Verfügung gestellt, was uns möglich war." General Moore räusperte sich kurz. "Danke im Namen der gesamten NCR. Ihre Truppen werden uns hier eine massive Hilfe sein. Ich würde vorschlagen, wir besprechen die weitere Operation mit meinen Offizieren im Kommandozelt, damit wir gut zusammenarbeiten können." Drake nickte und folgte Moore. Evans war hinter ihm und lächelte. Neben ihn lief der Älteste der Bruderschaft. Caesars Legion würde bei Willow Beach wortwörtlich noch ein blaues Wunder erleben.

  • 400. Die Schlacht der vier Heere I

    Die Soldaten der NCR schauten nervös auf den Kamm auf der anderen Seite des Colorados. Lange sollte es nun nicht mehr dauern, bis die verhasste Flagge des Stieres dort zu sehen sein würde. Auch wenn man ein wenig Hoffnung durch die stählerne Bruderschaft und die Fremden, namens Silver Dragons schöpfen konnte, war die schiere Übermacht der Legion für die Soldaten erdrückend. An bestimmten Stellen hatten sich die Scharfschützen der NCR und ihrer Verbündeten verteilt. Von einer anderen erhöhten Stellung beobachtete die Späher das Vorankommen der Legion. Währenddessen berieten sich General Moore, Ältester Bardeen, Major Evans und Drake über die bestmögliche Verteidigung des Übergangs von Willow Beach.


    Würde es der Legion gelingen den Übergang ohne große Verluste zu überqueren und Willow Beach einzunehmen, konnten sie bei weiteren Geländegewinnen und kluger strategischer Ausrichtung New Vegas von dem Rest der NCR abschneiden, was neben einem herben wirtschaftlichen Verlust auch für die angeschlagene Grundstimmung in der NCR nicht förderlich sein durfte. Im schlimmsten Fall konnte es der Legion zu einem späteren Zeitpunkt sogar gelingen einen Angriff auf den Hub zu starten. Dies galt es auf lange Sicht zu verhindern und diese mittlerweile strategisch wichtige Schlüsselstellung so lange es irgendwie ging zu halten. Allen von ihnen war klar, dass hier in wenigen Stunden eine erbarmungslose und wahrscheinlich ziemlich blutige Schlacht toben würde.


    "Die Legion nutzt also immer noch die gleiche Grundtaktik? Die erste Welle mit den relativ neuen, unerfahrenen Kräften und in der letzten Welle die Veteranen? ... Und auf die Offiziere der Legion konzentrieren?" glich Drake das Wissen über die Legion mit den anderen ab. "Hmm. Das macht sie wenigstens zu einem gewissen Grad berechenbar und legt damit ihre Schwachpunkte dar ... General Moore, Sie sagten das eventuell morgen Mittag die nächsten Teile Ihrer Truppen eintreffen? Aus Camp Mc Carran richtig?" fragte er nachdenklich Richtung Moore. "Das ist korrekt. Da ist ein großer Teil unserer Streitkräfte seit der Schlacht um den Hoover-Damm beheimatet. Es wird ... wahrscheinlich zu spät sein, um uns hier zu helfen. Warum fragen Sie, Drake?" Moore war dahingehend frustriert, was man ihr auch deutlich anmerkte. Trotzdem war sie neugierig, was dem Kommandanten gerade durch den Kopf ging.


    Ziemlich schnell war ihr bewusst geworden, dass Drake in der Kunst der strategischen Kriegsführung keinesfalls unbewandert war. Langsam gewöhnte sie sich an ihn, auch wenn sie sich in seiner Nähe unwohl fühlte. Zwar galten friedliche Supermutanten zusammen mit Ghulen als gleichwertige Bürger in der NCR, aber in vielen Bereichen begegnete man ihnen mit Ablehnung, teilweise sogar mit Hass. Hin und wieder gipfelte das in schlimmen Zwischenfällen, gerade in den Randgebieten der NCR. Die vergangene Geschehnisse des Meister beeinflussten noch immer die Menschen in ihrer Sichtweise der Supermutanten. Nur sehr wenige Menschen in der NCR sahen sie wirklich als gleichwertig. Auch die Ghule hatten teilweise mit der misstrauischen Sichtweise zu kämpfen. In ihrem Inneren war sie in den ersten Augenblicken Drake ebenfalls mit Ablehnung begegnet.


    "Das heißt, Ihre Truppen sind zurzeit auf der alten 95 unterwegs ... " und deutete dabei auf die Karte. Moore nickte und schaute ihn gleichzeitig fragend an. " ... dann werden wir sie nicht verfehlen können. Ihre Erlaubnis vorausgesetzt würde ich unseren Piloten die Anweisung geben einen Teil ihrer Truppen abzuholen und hier hinzubringen. In ein paar Stunden wären die Vertibirds wieder einsatzfähig. Die Strecke ist im Verhältnis zu der, die wir hinter uns gebracht haben relativ kurz und könnten immer wieder hin und her fliegen. Wir könnten so Ihre Truppenbewegungen erheblich beschleunigen und die Front damit in angemessener Zeit wesentlich verstärken." beantwortete Drake die anfängliche Frage. Zunächst blickte Cassandra Moore ungläubig, dann huschte ein leichtes Lächeln über das Gesicht. "Die Legion wird diesen Angriff auf die Republik noch bitter bereuen. Natürlich bin ich damit einverstanden. Ich werde Kontakt mit unseren Truppen aufnehmen ... würden Sie Ihren ..."


    "Schon passiert." brummte Drake ruhig. "Wie ...?" fragte Moore wieder verblüfft. "Eingebauter Sprechfunk." erläuterte er und deutete kurz auf einen der beiden, aus dem Helm der Powerrüstung hervortretenden hornartigen Fortsätze. "Wir sind alle untereinander vernetzt. So können wir sofort miteinander kommunizieren und auf Veränderungen reagieren. Ohne dass es jemand mitbekommt." Insgeheim war Cassandra Moore mittlerweile froh, dass Major Evans die Befehle von Kimball missachte und das Gespräch mit diesen Leuten gesucht hatte. Solcherlei Dinge wären sonst nicht möglich gewesen. Sie war gespannt, wie sich ihren neuen Verbündeten in der Schlacht schlagen würden. Gerade als sie fertig war, die Truppen auf dem Weg hierher zu verständigen, trat einer der Späher nervös ein. Er schluckte kurz. "General Moore, der Feind ist fast da." Sie nickte und trat dann aus dem Zelt heraus.


    Kaum stand sie dort, tauchten mehrere Standarten mit dem verhassten Bildnis des Feindes auf. Ein golden gehaltener Stier auf dunkelroten Grund. Jetzt sah man auch die Soldaten der Legion selbst. Einer von Ihnen war anderes gekleidet. Er trat etwas aus der Menge hervor. Er war einer der sogenannten Vexellari und schaute vom Kamm herunter. Über den Colorado hinüber zu dem Lager und den Befestigungen, die die Soldaten der NCR in aller Eile errichtet hatten. Kurz schien er mit seinen umgebenen Legionssoldaten zu sprechen. Dann hörte man schallendes Gelächter, das der Wind unüberhörbar zu NCR hinübertrug. Einen Moment später rief der Standartenträger der Legion Worte von Hohn und Spott. "Will uns der Bär versuchen mit dieser armseligen Truppe aufhalten? Eingegraben, um von der Flut in einem blutroten Reigen hinweggewaschen zu werden?"


    Wieder lachte er höhnisch. "Der kraftvolle Stier wird den altersschwachen Bär auf die Hörner nehmen und ihn so lange zu Boden werfen, bis jegliche Kampfeskraft und Willen aus diesen zerfressenen und geschwächten Körper gewichen. Wir werden den Menschen wahre Stärke und eine glorreiche Zukunft unter dem Banner der Legion bringen. Nun, bevor die Legion euch zertrampelt, lassen wir euch noch ein wenig Zeit, damit ihr ein letztes Mal zu euren wie auch immer gearteten Göttern zu beten könnt oder euch einen kleinen Vorsprung zum Weglaufen erhaltet." verspottete er die Soldaten der NCR im Versuch ihre Moral weiter zu untergraben. Die Worte verfehlten ihre Wirkungen nicht. Einer der Scharfschützen hatte bereits den Vexillarius anvisiert und wurde gerade noch im letzten Moment von seinem Nebenmann davon abgehalten, es zu tun. Noch war es nicht so weit. Es galt sich an die Pläne von General Moore zu halten.


    Grimmig schauten Kämpfer der Legion hinab in das Lager der Republik. Noch standen sie beunruhigend still. Mit einem Mal hörte man mehrere tiefe Hörner erschallen. Das war das Angriffssignal und der Beginn der Schlacht bei New Willow. Die Armee der Legion setzte sich in Bewegung und die ersten stürmten den Hang hinunter Richtung Colorado. Kaum am Hangende angekommen erlebten die Legionäre die erste böse Überraschung. Mehrere Explosionen erschütterten den Kamm und zerrissen die vordersten Legionäre. Bereits hier zahlten sie hier den ersten Blutzoll. Trotzdem strömten weitere nach und trampelten einfach über die zerschunden Leiber ihrer Kameraden hinweg und betraten rennend die Furt. Kaum war das geschehen wurden die nächsten Minen ausgelöst. Sie rissen erneut etliche Legionsmitglieder in den Tod.


    Ungerührt der ersten Verluste bewegte sich die Legion weiter den Kamm hinab. Das Wasser des Colorados begann sich langsam rot zu verfärben. Noch war von Seiten der NCR noch kein einziger Schuss gefallen. Erst wenn sie in einen bestimmten Bereich kamen, würden sie die nächste bitterböse Überraschung erleben. Auf dem Kamm auf der Legionsseite positionierten sich mittlerweile die besten Schützen. Das war das Zeichen für Scharfschützen der NCR und der Silver Dragons sich ebenfalls für die Beteiligung an der Schlacht bereit zu machen. Nervös hockten gerade die jüngeren Soldaten in ihren Gräben und sahen die Flut der Legion auf sich zukommen. Sie durften jetzt die Nerven nicht verlieren. Es war wichtig noch einen Moment zu warten, um der Legion einen Schockmoment zu verpassen, damit die Moral zu schwächen und vor allem den Schaden am Feind zu maximieren.

  • xSaint96 hatte in den letzten Wochen einige Arztbesuche zu absolvieren und muss/soll mich schonen. Bin da leider nicht so zum Schreiben gekommen, wie ich mir das vorgenommen habe. :saint:

    401. Die Schlacht der vier Heere II

    General Moore beobachte das Vorankommen der Legion. Mit Genugtuung registrierte sie die Explosion der Minen. Sie wusste aber, dass das der Verluste dieser Legionäre nicht mehr als ein minimaler Kratzer für den Gegner darstellte. Nur noch wenige Momente, dann würde sie das Zeichen an ihre Leute und Verbündete geben. Die Legion hatte noch nicht entdeckt, dass die NCR Verstärkung in Form der stählernen Bruderschaft und der Silver Dragons erhalten hatte. Die Leute der beiden Fraktion hielten sich im Moment noch in der Art bedeckt, dass sie sich nicht sichtbar zeigten. Ältester Bardeen stand neben Moore und sah sich das Schlachtfeldgeschehen aufmerksam an. Drake hatte mit einigen seiner eigenen Scharfschützen Stellung bei einer Abteilung der NCR - Scharfschützen bezogen.


    Von diesem Punkt aus konnte man über den Kamm auf der Gegenseite des Colorados blicken und auf ein regelrechtes Meer von Soldaten der Legion schauen. Mit gezogenen Scharfschützengewehr sah er immer wieder zur Moore hin, bereit auch seine restlichen Leute über Funk das Signal zum Kampfeintritt zugeben. NCR, Bruderschaft und Silver Dragons würden zu gleicher Zeit von verschiedenen Seiten losschlagen, um so erst einmal Verwirrung unter den Soldaten der Legion zu sähen. Der Hohn und Spott würde ihnen noch gründlich vergehen. Als die Legionäre nur noch etwa fünfzehn Meter von der ersten Verteidigungslinie der NCR entfernt war, gab Moore das Zeichen. Für die Soldaten der Legion, die bereits den Colorado überschritten hatten, brach die Hölle los und besiegelte ihr Schicksal.


    Während die Soldaten der NCR begannen mit den Waffen zu feuern, traten zu beiden Seiten die Mitglieder der Bruderschaft in Aktion. Nur kurz war das Anlaufen der Miniguns zu hören, dann wurden bereits die ersten Legionäre von den Geschossen durchlöchert. Gleichzeitig kamen auch die Silver Dragons aus ihren Verstecken hervor und löschten mit den Plasmageschossen ihre Feinde fast sinnbildlich aus. Die verschiedenen Scharfschützen und Drake nahmen von ihren erhöhten Positionen die Befehlshaber der Legion aufs Korn. Durch ihre besondere Bekleidung waren sie für die Schützen gut auszumachen. Die erste Abwehraktion der NCR und ihrer Verbündete war für die Legionäre verheerend. Nicht einer der den Hang hinuntergekommen war, überlebte den massiven Beschuss. Einige der Offiziere an der Frontlinie der Legion waren durch die Scharfschützen ebenfalls ausgeschaltet worden, so dass der Angriff vorne langsam ins Stocken geriet.


    Schnell merkte der Feind, dass er hier nicht seine übliche Taktik fahren konnte und begann darauf zu reagieren. Die Legionäre strömten wesentlich langsamer nach. Es glich eher einem vorsichtigen Nachsehen, um festzustellen, was gerade passiert war. Es wurden die entbehrlichen Trupps geschickt. Auch wenn Caesars Legion brutal war und normalerweise ein eingespieltes Taktikrepetoire aufwies, von dem man selten abwich, waren sie durchaus in der Lage auf neue Taktiken zu reagieren. Größte Schwäche war aber immer noch, dass der verwundbarste Punkt die Offiziere der Legion waren. Anders als bei der NCR konnten sich die normalen Legionäre bei Ausfall ihrer Offiziere unheimlich schlecht zu Gegenschlägen organisieren. Auf dieser Schwäche fußte die allgemeine Taktik der Republik. Die NCR und ihre Verbündete würde dafür sorgen, dass die Legion mit Hilfe ihrer Anführer keine Zeit bekam, sich auf die neue Situation einzustellen.


    Drake glich gerade die Zeit mit dem Chronometer im Pipboy ab. Noch etwa eine knappe Stunde lang würden sie gemeinsam versuchen, die Legion davon abhalten durchzubrechen, um dann in eine weiter Phase der Schlacht zutreten. Nach dieser Zeit waren die XVB04 Vertibirds komplett einsatzfähig. Auch die Big Ducks waren dann bereit die Verstärkung der NCR nachzuholen. Bis dahin würden zunächst die vier mobilen Artilleriegeschütze zum Einsatz kommen und die Silver Dragons würden mit einem Ausfall ins gegnerische Terrain Breschen in die gegnerischen Reihen schlagen. Etwas womit die Legion wahrscheinlich nicht rechnen würde. Wenn das Zeichen von den Piloten der XVB04 Vertibirds kamen, würden sie sich wieder zurückziehen und ihnen das Feld für eine gewisse Zeit überlassen. Er verließ die Stellung und ging in Richtung der ersten Verteidigungslinie. Auf dem Weg dorthin gab er der mobilen Artillerie die Freigabe. Unter ihrem Speerfeuer sammelten sich die Silver Dragons und bereiteten sich auf den Ausfall vor.


    Die Geschosse flogen über den Kamm hinweg und schlugen inmitten der vorgelagerten Reihen von Caesars Legion ein, die dieser Angriff unvorbereitet traf. Von Seiten der Silver Dragons wurde sehr gezielt und taktisch mit den Geschossen umgegangen. Der Einsatz dieser Artillerie war eigentlich nur für den Fall eines Angriffs des Lassen gedacht gewesen und als letztes Mittel. Deswegen war hier zurzeit nur ein begrenztes Kontingent an Munition zur Verfügung. Zunächst war auf die Kampfvertibirds das Augenmerk gerichtet gewesen, da sich mit ihnen der Lassen am besten zu verteidigen zu verteidigen war und damit etwaige Gegner besser in die Flucht zu schlagen waren. Die meisten Fraktionen im Ödland verfügten meist über keine bis wenige Möglichkeiten von Fluggeräten. Die Enklave war die Einzigen, die so etwas im größeren Umfang aufwiesen. Gegen sie hatte man aber andere stationäre Abwehrmöglichkeiten entwickelt.


    Drake war unten angekommen und die meisten seiner anderen Leute waren auch schon da. Mit etwa zweihundertfünfzig der am erfahrensten Leuten wollte man zu Werk gehen. Der Ausfall musste zeitlich relativ klug geplant werden, damit man selbst nicht unnötige Verluste erlitt. Im Gegensatz zur Legion, die der NCR und Verbündten mit einer vierfachen Übermacht gegenüberstand, war der Verlust jedes einzelnen auf Verteidigerseite kaum zu verschmerzen. Aber irgendetwas musste getan werden, um den Vormarsch zu verzögern. Kurz besprach sich Drake und seine Leute miteinander, dann zogen sie los. General Moore und Ältester Bardeen beobachteten das Ganze angespannt vom Kommandozelt aus. "Ich verstehe immer noch nicht, warum uns diese Leute so unterstützen. Sie gehen ein nicht unerhebliches Risiko ein, indem sie sich dieser Übermacht entgegenstellen. Auch wenn es nur für kurz ist und uns das Zeit verschafft. Vor allem, dass ihr Anführer an vorderster Front mitmarschiert. Hat er Mut oder ist das nur grenzenlose Überheblichkeit bei ihm?" fragte Moore nachdenklich.


    Bardeen antwortete nicht sofort. In Gedanken war er bei Drake und hoffte, dass alles gut ging. In letzter Zeit bereute Jeremiah immer wieder die lange abweisende Haltung gegenüber ihm. Aller Vorurteile ihm gegenüber, hatte er ihm und seinen Brüdern trotzdem geholfen. Auch bei Moore bemerkte Jeremiah die gleiche Haltung. Er persönlich hatte seine Lehre daraus gezogen und sich geschworen, gerade bei denen, die sie bei der Bruderschaft als Nicht-Menschlich benannten genauer hinzusehen. Dann schaute er Moore an, schüttelte den Kopf und antwortete. "Nein, keine Überheblichkeit. Er hilft seinen Leuten, Freunden und Verbündeten immer auf die bestmögliche Art und Weise. Auch wenn das heißt, sich in Gefahr zu begeben. Er ist sich mehr als bewusst, welches Risiko er da gerade eingeht." Bardeen sah Moore mit einem Mal sehr ernst an. "Auch wenn er in Ihren Augen im Moment für Sie nur wie ein etwas intelligenterer Supermutant wirkt, täten Sie gut daran, ihn nicht zu unterschätzen. Er ist ... mir mittlerweile ein sehr treuer Freund und höchst zuverlässig."


    Cassandra Moore dachte für einen Moment darüber nach, welche besondere Geschichte die beiden verband. Wenn ausgerechnet ein Ältester der stählernen Bruderschaft so jemanden als Freund bezeichnete. Die Bruderschaft galt gemein hin allen Nicht-Menschlichen gegenüber als latent feindlich. Ebenfalls fragte sie sich, wie gerade ein Supermutant der Anführer einer derart gut gerüsteten und technisch versierten Truppe sein konnte. Experimentierte man innerhalb dieser Gruppe mit dem FEV herum? Sie blieb misstrauisch. Auch wenn sie die Berichte von Major Evans kannte und die etwas anderes besagten. Mittlerweile hatte die Gruppe in Form einer langgezogenen und geschlossenen Linie den Kamm erreicht und eröffneten sofort das Feuer auf die Reihen der Legion.

  • Ich darf doch gar nicht erst anfangen wieviel Zeit wir uns momentan lassen. Aber wenn einem das Leben mal wieder gehörig in den Allerwertesten tritt, dann hat man oft nicht die Muße. :-/

    Deswegen, mach was dir gut tut. :)

    🎵🧺Alles hat ein Ende, nur die Wäsche nicht. 🧺🎵


    🐌 ⋆ 🐥 🎀 𝒯𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉🍪𝓅, 𝓉𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒸❁𝓂𝓅𝓊𝓉𝑒𝓇. 𝒯𝒽𝑒𝓇𝑒 𝒶𝓇𝑒 𝓂𝒶𝓃𝓎 𝓁𝒾𝓀𝑒 𝒾𝓉 𝒷𝓊𝓉 𝓉𝒽𝒾𝓈 🏵𝓃𝑒 𝒾𝓈 𝓂𝒾𝓃𝑒. 𝑀𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉💞𝓅 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒷𝑒𝓈𝓉 𝒻𝓇𝒾𝑒𝓃𝒹. 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝒾𝓉 𝒶𝓈 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝓂𝓎 𝓁𝒾𝒻𝑒. 𝒲𝒾𝓉𝒽😍𝓊𝓉 𝓂𝑒 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉♡𝓅 𝒾𝓈 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈, 𝓌𝒾𝓉𝒽🍑𝓊𝓉 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉❁𝓅 𝐼 𝒶𝓂 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈... 🎀 🐥 ⋆ 🐌


    I`m slowly breaking and silently screaming.


    ł ⱧɆ₳Ɽ ɎØɄ,₥Ɏ ĐɆ₳Ɽ:skull:

  • 402. Die Schlacht der vier Heere III

    Die Legionäre schöpften gerade etwas Atem. Nachdem der Beschuss der Artillerie vor einigen Minuten aufhörte, begannen sie sich wieder vorsichtig zu sammeln. Mit solchen Waffen hatte die Legion nicht gerechnet. Einige der Vexellari gaben ihren Gruppen gerade neue Befehle, als auf dem Kamm eine ganze Gruppe Leute in pechschwarzen, für die Legion fremdartig anmutenden Powerrüstungen erschien. Das Feuer wurde augenblicklich eröffnet, so dass ein großer Teil in der erste Reihe kaum Deckung suchen konnte. Je nachdem wie die blauen Plasmaschüsse einen Körper der Legionäre trafen, blieb manches Mal von diesen innerhalb von wenigen Sekunden entweder nur noch ein Haufen Asche oder das Skelett samt Rüstung über. Bereits bei dem ersten Versuch die Reihen der NCR zu durchbrechen, hatte die Legion Bekanntschaft mit diesen Waffen gemacht.


    Die Legionäre starrten ihre Feinde hasserfüllt an. Sie standen ihrer primären Aufgabe, nämlich der Rückeroberung für die Legion so wichtigen Brückenkopfes von Willow Beach im Weg. Für sie waren die Fremden Schwächlinge, die sich in ihrer Rüstung versteckten. Des Weiteren besaßen sie auch noch die Unverschämtheit, Fuß auf das Land der Legion zu setzten. Die Vexellari peitschten ihre Legionäre mit solchen oder ähnlichen Aussagen gegen die schwerbewaffneten Silver Dragons. Drake, der sich etwa in der Mitte der langgezogenen Reihe mit seinem gezogenen Sturmgewehr befand, beobachtete den tollkühnen Ansturm sehr genau. Er gab seinen Leuten Anweisungen und rief ihnen dabei nochmals ins Gedächtnis, dass die Legion gerade im Nachkampf äußerst gefährlich war. Trotz der Powerrüstungen und Bewaffnung durfte dieser Feind keinesfalls unterschätzt werden.


    Sowohl Ältester Bardeen als auch Major Avens hatten explizit darauf hingewiesen. Er selbst hielt die Legionäre mit dem Sturmgewehr auf Abstand, aber es war ihm bewusst, dass sie von der Legion irgendwann überwältigt werden würden. Deshalb musste er ein genaues Augenmerk auf die Situation haben, um den Rückzug zum richtigen Zeitpunkt anzuordnen. Von der Gegenseite war Drake bereits als besonderes Ziel auserkoren worden. Den Vexellari war klar, dass in dieser großen Gestalt nur ein Supermutant oder etwas ähnliches stecken konnte, und wiesen die Legionäre an, das Hauptaugenmerk auf ihn zu richten. Drake hatte mit einer solchen Reaktion gerechnet und sich bereits innerlich darauf vorbereitet.


    Der Kampf dauerte nun schon eine halbe Stunde an. Die Silver Dragons hielten immer noch tapfer stand. Dabei war es ihnen tatsächlich gelungen, massiven Schaden in den Reihen der Legion anzurichten. Etliche Legionäre waren mittlerweiles aus dem Weg geräumt worden. Der Boden im Umkreis der Silver Dragons war bereits glitschig vom vielen Blut. An einigen Stellen begannen sich die toten Körper der Legion zu stapeln und es hing ein beißender Geruch von verbranntem Fleisch in der Luft. Der Ton der Vexellari war mittlerweile noch rauer geworden. Bis jetzt hatte es niemand auch nur in die Nähe von Drake und seinen Leuten geschafft. Er hoffte, dass sie diese Taktik noch etwa eine halbe Stunde lang durchhalten konnten. Bis jetzt schien es, dass die Legion keine Anstalten machte ihre Strategie das Überrennens zu verändern.


    Er wurde eines Besseren belehrt. Einen Moment später flogen rundliche Gegenstände aus den Reihen der Legion in Richtung ihrer Feinde. Drake hat es beobachtet und gab seinen Leuten Bescheid diesen bis jetzt unbekannten Geschossen auszuweichen. Instinktiv hatte er die Gefahr richtig erkannt. Es waren Granaten, die einige Werfer der Legionäre relativ zielgenau warfen. Den Einschlägen und den darauffolgenden Explosionen gelang es den Silver Dragons noch auszuweichen. Knapp danach folgten weitere Würfe und die rissen einige der Silver Dragons von den Füßen. Auch wenn die Powerrüstungen sie vor schlimmeren Verletzungen bewahrten, gelang es der Legion dadurch ihre Feinde nun direkt per Nahkampf anzugreifen. Natürlich besaß jeder der Silver Dragons auch eine Nahkampfwaffe, aber viele von ihnen wurden relativ schnell von der Legion umringt.


    Auch Drake wurde mit einigen dieser Geschosse bedacht, aber es gelang ihm ganz knapp auszuweichen. Es hatte keinen Zweck noch länger zu warten. Er würde jetzt den geordneten Rückzug befehlen, um die Verluste minimal zu halten. Er ärgerte sich darüber, dass er den Einsatz von Granaten auf Seiten des Feindes nicht mit einkalkuliert hatte. Die, die noch nicht von der Legion umringt waren, zogen sich rückwärtsgehend langsam zurück. Währenddessen wechselte Drake auf den Superhammer und rannte in Richtung der in Bedrängnis geratenen Gruppen. Sofern es möglich war, würde er keinen seiner Leute hier zurücklassen. "Ihr wollt einen Nahkampf haben? Ihr werdet einen bekommen, den ihr niemals vergesst." brummte er in sich hinein. Mittlerweile war er bei der ersten Gruppe angekommen und schlug, ohne lange zu zögern zu. Seine Leute wehrten sich bereits mit ihren eignen Superhämmern oder den in der Powerrüstungen untergebrachten und ausfahrbaren Klingen im Armbereich. Gemeinsam gelang es den Rückweg für die erste Truppe erfolgreich freizumachen.


    Blieben nur noch drei Gruppen, die Hilfe für den Rückzug benötigen konnten. Drake verlor keine weitere Zeit und bannte sich weiter den Weg zu seinen übrigen Leuten. Die Legionäre, die sich ihm dabei in den Weg stellten, rannte er einfach um oder schlug mit dem Superhammer zu, was sie in den meisten Fällen nicht überlebten. Mit dem Blut seiner Feind, dass seine Powerrüstung mittlerweile von oben bis unten besudelte, bot er ein schauerliches Bild. Bald erreichte er die letzen Gruppen. Sie hatten sich gemeinsam zusammengefunden und verteidigten sich so gut es ging gegen die überhandnehmende Menge der Legionäre. Einer schlitze gerade mit den Klingen die Halsgegend auf, während ein anderer mit dem Superhammer den Schädel eines Legionärs zertrümmerte. Drei der Silver Dragons waren bereits zu Boden gerungen worden und schafften es kaum noch den Gegner abzuwehren.


    Drake wusste, dass er sich mehr als beeilen musste, um hier noch halbwegs unbeschadet mit seinen Leuten herauszukommen. Er richtete dabei sein Augenmerk auf die zu Boden gegangenen Leute. Mit dem Hammer als Abwehrwaffe in der rechten Hand, griff er mit der linken nach den Legionären, die mittlerweile wild auf die Leute am Boden einschlugen. Sobald er sie zu packen bekam, schleuderte er sie mit einem knochenbrechenden Griff, soweit es ging weg und in die Reihen der Legionäre hinein. Es dauerte einen Moment, die Legionäre von den Leuten herunterzuwerfen, aber er schaffte es. Zwei von dreien schafften es, eigenständige wieder aufzustehen. Aber sie waren angeschlagen und hinkten Der dritte hingegen kam aus eigener Kraft nicht mehr hoch. Als er es versuchte, schrie er laut vor Schmerzen auf und sank auf den Boden zurück.


    Drake überlegte hier nicht lange. Er steckte den Superhammer weg und griff nach ihm. Vorsichtig hob er ihn auf ,während er über den eingebauten Funk mit ihm sprach und legte ihn über die rechte Schulter. Damit Drake nicht ganz schutzlos war, fuhr er an der linken Armgegend ebenfalls die Klinge aus. So bahnte sich die Gruppe ihren Rückweg bis an dem Kamm. Gerade dort angekommen erhielt er den Funkspruch von den Piloten der Big Ducks und der Kampfvertibirds. Sie waren wieder aufgeladen. Er gab die Freigaben für die jeweiligen Missionen, während er mit seinen Leuten im Laufschritt den Kamm Richtung Furt von Willow Beach herunterlief. Über ihm hörte er die Rotoren der Kampfvertibirds, die Richtung Schlachtfeld donnerten.

  • Drake, Drake, Drake....*kopfschüttel*


    Wärste mal in die Legion gegangen. Da hättest du jetzt bestimmt ein paar Frauen und wärst der nächste Lanius. Den hättest du bestimmt in die Tasche gesteckt.


    Oder du hättest dich auf Seiten des NCRs als Obelix verkleidet. Das wäre irgendwie stylisch gewesen. :lol:

    🎵🧺Alles hat ein Ende, nur die Wäsche nicht. 🧺🎵


    🐌 ⋆ 🐥 🎀 𝒯𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉🍪𝓅, 𝓉𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒸❁𝓂𝓅𝓊𝓉𝑒𝓇. 𝒯𝒽𝑒𝓇𝑒 𝒶𝓇𝑒 𝓂𝒶𝓃𝓎 𝓁𝒾𝓀𝑒 𝒾𝓉 𝒷𝓊𝓉 𝓉𝒽𝒾𝓈 🏵𝓃𝑒 𝒾𝓈 𝓂𝒾𝓃𝑒. 𝑀𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉💞𝓅 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒷𝑒𝓈𝓉 𝒻𝓇𝒾𝑒𝓃𝒹. 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝒾𝓉 𝒶𝓈 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝓂𝓎 𝓁𝒾𝒻𝑒. 𝒲𝒾𝓉𝒽😍𝓊𝓉 𝓂𝑒 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉♡𝓅 𝒾𝓈 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈, 𝓌𝒾𝓉𝒽🍑𝓊𝓉 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉❁𝓅 𝐼 𝒶𝓂 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈... 🎀 🐥 ⋆ 🐌


    I`m slowly breaking and silently screaming.


    ł ⱧɆ₳Ɽ ɎØɄ,₥Ɏ ĐɆ₳Ɽ:skull:

  • kerngesund Bei der Vorstellung des Obelix bekomme ich gerade einen Lachkrampf. :rofl:

    Aber wer macht dann den Asterix? ( <insert name> Darf ich liebenswürdig zu ihm sein ... ) :hmm::rofl:


    403. Die Schlacht der vier Heere IV

    Der Älteste und Generalin Moore sahen die Silver Dragons den Hang hinunterkommen und hörten kurz darauf die Vertibirds starten. Das Hinhalten der Legion war scheinbar gelungen. Die neuen Verbündeten hatten genug Zeit für die NCR herausschlagen können, so dass die nächste Phase in der Abwehr der Legion starten konnte. Moore grinste kurzzeitig süffisant gemein, als die schwerbewaffneten XVB04 Richtung der Legion flogen. "Zu gerne würde ich da oben mit im Vertibird sitzen und sehen, wie diese verdammten Hunde den Tod von oben bekommen." dachte sie bei sich. Gleichzeitig war sie erleichtert, dass auch die anderen Transportvertibirds sich nun auf den Weg machten, um die Verstärkung der NCR holten. Danach richtete den Blick wieder auf ihre neuen Verbündeten und stellte dabei fest, dass ein Großteil von ihnen so viel Blut auf der Powerrüstung hatte, dass man es trotz der schwarzen Farbe auf Entfernung erkennen konnte.


    "Sie müssen sich einen extrem harten Kampf mit ihnen geliefert zu haben. Das muss man ihnen lassen. Und verdammt gut ausgebildet sind sie auch noch. Nur einen ihrer Leute haben verloren ... und so wie es aussieht, bemisst ihr Anführer seine Leute vom Wert relativ hoch. Er hat ihn mitgenommen. Trotz der immensen Überzahl." mutmaßte Moore bei sich, als sie Drake sah, der den vermeintlichen Gefallenen mit der schweren Powerrüstung scheinbar mühelos über seine rechte Schulter gelegt hatte und ihn behutsam zurücktrug. Das mitfühlende Verhalten gegenüber des scheinbar Toten und seiner anderen Leute war ein extremer Kontrast zu der ausgefahrene Armklinge, die sie kurz darauf bemerkte. Sie war mindestens halb so lang wie ein normal großer Mensch. Zusammen mit der Größe seines Trägers und der ebenfalls blutverschmierten Powerrüstung ergab das eine ziemlich bedrohliche Wirkung. Von der Klinge tropfte immer noch Blut.


    Moore ging nach der eingehenden Betrachtung davon aus, dass sie sich den Rückweg regelrecht freigemetzelt hatten. Für einen Moment war sie froh, dass sie zurzeit gemeinsam auf einer Seite standen und hoffte, dass am Ende dieser Hilfe nicht irgendeine böse Überraschung betreffend der Silver Dragons stand. Beispielweise doch noch irgendwelche Forderungen. Sie traute diesen Hilfsangebot immer noch nicht so ganz. Andererseits holten sie die weitere Verstärkung nach. Würden das Leute tun, die daran dachten, sich mit der NCR anzulegen? Moore war wieder hin und her gerissen. Solche Art der Hilfsangebote hatten meistens einem gewaltigen Haken. Gerade als Drake und seine Gruppe hinter der Verteidigung in Sicherheit waren, begannen die Schussfeuer der XVB04 auf die Soldaten von Caesars Legion. In den Ohren der Legion musste das wie eine Sinfonie des Todes klingen.


    Auf Seiten der NCR kam unter den Soldaten schon beinahe so etwas wie Genugtuung auf. Endlich bekamen diese Teufel in Menschengestalt im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle heißgemacht. Ein Teil der Kampfvertibirds war nun damit beschäftigt die Legionäre aus ihren minigunartigen Bewaffnungen zu beschießen. Nur waren das keine konventionellen Projektilwaffen, sondern gehörten ebenfalls, wie der größte Teil der Bewaffnung der von den Silver Dragons genutzten Waffen zur Gattung der Energiewaffen und verteilten wie bereits durch die Gruppe am Boden ziemlich viel Schaden in den Reihen der Legion. Der andere Teil der XVB04 flog tief in das Feindesheer und Richtung des Hauptlager der Legion. Sie hatten den Auftrag von Drake bekommen, zu versuchen die Versorgungslager ausfindig zu machen und wenn möglich, ebenfalls unter Beschuss zu nehmen und so für weitere Verzögerungen zu sorgen. Dort waren Munition, Nahrungsmittel und sonstige Dinge gelagert, mit der man ein Heer dieser Größenordnung versorgen konnte.


    Er bläute ihnen aber ein, kein unnötiges Risiko einzugehen. Drake war sich nicht sicher, ob die Legion nicht doch irgendwelche Möglichkeiten besaß die Flieger vom Himmel zu holen. Ein Abschuss von Besatzung und Vertibird wären für die Silver Dragons ein herber Verlust gewesen. Wichtig waren die Informationen für die weiteren Angriffsplanungen der NCR und ihrer Verbündeten. Während auf Seiten der NCR bisher nur leichte Blessuren zu vermelden waren, schätze man auf Seiten der Legion etwa den Verlust von tausend Leuten in den ersten Stunden der Schlacht. Insgesamt noch keine Größenordnung, die für die Legion problematisch würde, aber der Anführer des Heeres hat mit so einer Situation des harten Abwehrkampfes und vor allem einer Bedrohung durch Angriffe aus der Luft wohl nicht gerechnet. Langsam machte sich Unsicherheit in den Reihen der Legion breit.


    Während die Vertibirds die Legion erst einmal beschäftigten, konnten die Verteidiger erst einmal wieder Kraft und Atem schöpfen. Drake brachte den verletzten Kämpfer zu dem Lager der Silver Dragons. Dort würde man sich gut um ihn kümmern. Bardeen verliess einen Moment die Seite von Moore, um nach seinen Freund zu schauen. Dieser war gerade dabei, seine Waffen, die Powerrüstung und weiteres Equipment auf Beschädigungen zu untersuchen und instand zusetzten, als der Älteste zu ihm hintrat. Drake bemerke Jeremiah und blickte für einen Moment auf. "Ich bin froh, dass ihr es halbwegs zurückgeschafft habt. Ihr habt wirklich Mut. Ist der, den du getragen hast ... ist er ..." fragte Jeremiah mitfühlend. Drake schüttelte kurz den Kopf. "Nein. Aber viel hat da nicht mehr gefehlt und zwei weitere sind auch nicht mehr hundertprozentig kampffähig. Sie bleiben hinten und verteidigen das Lager, wenn die Legion durchbricht." antwortete Drake knapp.


    "Meinst du, dein Plan ist aufgegangen? Nicht, dass diese gefährliche Operation umsonst war." Drake nickte und antwortete Jeremiah auf seine unnachahmlich sarkastische Art in solchen brenzligen Situationen. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Legion uns als erstes mit ihrer Aufmerksamkeit beschenken wird. Ich meine, wir haben ja die Frechheit besessen mit unseren schwächlichen Füssen ihre geheiligten Boden zu betreten. So oder so ähnlich haben sich die Vexellari sich geäußert." Dann wurde er wieder ziemlich ernst. "Wenn der Hammerschlag fällt, dann bei uns. Zurzeit nehmen sie uns als den gefährlichsten Teil auf Seiten der NCR wahr und den werden sie versuchen als erstes auszuschalten. Wir haben einige ihrer Leute auf dem Gewissen. Ich hoffe, dass unsere Piloten, die im Lagerbereich der Legion unterwegs sind, genug Zeit haben eine Art Bestandsaufnahme machen können. Damit könnte Moore besser reagieren. Außerdem habe ich die Hoffnung, dass wir die Schlacht bis in den Abend ziehen können. In der Nacht könnten wir dann regenerieren." erklärte er Jermiah seine weiteren Planungen.


    Als er damit fertig war, seuftzte Drake zwar leise, aber dennoch hörbar. Sein Freund sah ihn kurz fragend an.

    "Der schlimmste Teil der Schlacht steht uns noch bevor. Sobald die Vertibirds zurückkehren müssen, wird die Legion wieder massiv angreifen ... ich hoffe, die Verstärkung kommt noch rechtzeitig. Mach wir uns nichts vor. Bei der Menge der Legionäre und dem unbändigen Kampfeswillen wird die NCR es trotz unserer gemeinsamen Verstärkung sehr schwer haben, Willow Beach zu halten." Jeremiah nickte. "Ich weiß. Aber wir werden dem Stier jetzt erstmal die Hörner stutzen und ihm Manieren beibringen." Damit beendeten die beiden ihr Gespräch. Im Lager der NCR wurden die letzten Vorbereitung für den nächsten Angriff getroffen, während man über den Kamm des Colorado Rivers den Kampfeslärm der Vertibird und die wütenden Schreie der Legionäre vernahm.

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