[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 376. Frostige Familienangelegenheiten

    Blue wanderte am nächsten Morgen weiterhin grüblerisch durch die innere Halle des Instituts. Nach einiger Zeit setzte er sich an einer Stelle, wo man Wasser beobachten konnte, das an bestimmten Stellen in der relativen Mitte des Raums austrat und treppenförmig nach unten geleitet wurde. Nur um wieder zu verschwinden und wahrscheinlich oben wieder auszutreten. Als er eine ganze Zeit saß und nachdenklich vor sich hin starrte, setzte sich plötzlich jemand neben sich. Es war der Direktor des Instituts höchstselbst. "Ich komme hier auch gerne hin und wieder zum Nachdenken hin. Das Plätschern des Wassers hat etwas Beruhigendes und gleichzeitig etwas Anregendes. Sie sehen aus, als würde Ihnen im Moment immer noch eine Menge durch den Kopf gehen. Nun gut, Sie haben ja auch Entscheidungen zu treffen, die für Sie nicht einfach ist. Aber Sie werden sehen. Endgültig zum Institut zu gehören, wird sich für Sie lohnen."


    Blue war im ersten Moment überrascht, dass Vater bei ihm war, nahm dann die Chance der Situation wahr. "Ich ... ja ... es ist alles hier immer noch alles überwältigend, aber ... " spielte Blue für einen Moment dem Institutsdirektor den immer noch von den Möglichkeiten des Instituts Faszinierten vor. "Vater, darf ich Ihnen eine Frage stellen. Ich hoffe, sie wirkt nicht zu persönlich, aber Ihr Name ist schon besonders im Institut. Ist er mit Ihrer Stellung verknüpft oder hat er noch eine tiefergehende Bedeutung?" Was den eigentümlichen Namen betraf, war Blue wirklich neugierig. "Sie sind wirklich ungewöhnlich aufmerksam. Ja, in der Tat ist damit etwas verknüpft ..." Vater erläuterte ihm tatsächlich die Herkunft. Auf die Weise erfuhr Blue, dass es sich tatsächlich um Shaun, den verschwundenen Sohn von Francis handelte.


    Ebenfalls war durch ihn die abschließende Entwicklung der Gen 3-Synth möglich geworden. Daher der Name Vater. "Das ist wirklich außergewöhnlich. Das mit Ihrer Mutter tut mir leid." Blue meinte das aufrichtig. Er selbst hatte in Kelloggs Erinnerungen gesehen, wie kaltblütig Kellogg sie umbrachte. "Das braucht es Ihnen nicht. Letztendlich hat ihn seine gerechte Strafe ereilt als Sie ihn eliminiert haben." Vater bzw. Shaun blieb auch hier wieder relativ nüchtern. Eine weitere Sache interessierte Blue brennend. Shaun wusste, dass sein Vater ebenfalls in Vault 111 kryogenisch eingefroren lag. Warum hatte er nie den Versuch unternommen ihn selbst aufzutauen bzw. wusste er überhaupt, dass Francis verzweifelt nach seinem Sohn suchte?


    Blue fragte ihn nach seinem Vater. Zunächst ohne zu offenbaren, dass er Francis kannte und mit ihm einiges zusammen erlebt hatte. Überraschenderweise bekam er auch hier eine Antwort darauf. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass das eine private Angelegenheit war, zu der Shaun sich nicht ohne Weiteres äußern würde. Allerdings war die Antwort eine, die Blue das Blut in den Adern gefrieren ließ. Alleine wie Shaun über Francis sprach, deutete erneut auf eine ausgeprägte Gewissenslosigkeit und auf kaum vorhandene Empathie für seine Mitmenschen hin. Langsam fragte Blue sich, welche Art von Mensch vor ihm stand. Shaun schilderte, wie er erst gegen Ende Oktober 2287 seinen Vater aus Vault 111 entließ.


    Seit seiner Entwendung und seinem Unterkommen im Institut waren bereits einige Jahre vergangen, bis Shaun erfuhr, woher er kam und was passiert war. Aber anstatt seinen Vater zu befreien, beließ er ihn noch einige Jahre an diesen, seinen Worten nach sicheren Platz. Damit er ihm Fall der Fälle als Ersatz für bestimmte Entwicklungen in Institut dienen konnte. Das Aufwachen lassen von Francis aus dem Kryoschlaf war ähnlich düster formuliert. Wie bei einem Versuchskaninchen entließ er, ohne selbst dabei zu sein, Francis in das Versuchsfeld Commonwealth.


    Shaun verfolgte über die unterschiedlichen Beobachtungsmöglichkeiten des Instituts den Weg seines Vaters eine gewisse Zeit. Bis der in den nördlichen Weiten des Ödlandes verschwand. Daraufhin war Shaun der Meinung nicht die Ressourcen des Instituts weiter zu beanspruchen. In seinen Augen hatte Francis den Kampf gegen das Ödland verloren und war, so wie Shaun sich ausdrückte für ihn kaum noch von Relevanz. Es gab Dinge, die höhere Prioritäten im Institut hatten. Francis hatte das Experiment, von dem er selbst einmal nicht wusste, in Shauns Augen nicht bestanden.


    Während Shauns Schilderung musste sich Blue mehrere Male innerlich stark zusammenreißen, um das nicht entsprechend sarkastisch zu kommentieren. Es war eine Wahrheit, die schwer verdaulich war. Blue hörte ihm bis zum Ende zu und bedankte sich für die Auskunftsfreudigkeit des Direktors des Instituts. Shaun verschwand anschließend in den Tiefen des Instituts, um seinen Aufgaben nachzugehen. Er ließ einen innerlich sorgenvollen Blue zurück. Der zog sich daraufhin in sein Quartier zurück, um in Ruhe und unbeobachtet überlegen zu können.


    "Verdammt, er hatte die ganze Zeit die Möglichkeit seinen Vater vor dem Unbill des Ödlandes beschützen können. Ihn zu sich ins Institut holen können. Sie wären wiedervereint gewesen. Francis hätte nicht all die schmerz- und entbehrungsreichen Erfahrungen machen müssen. Stattdessen behandelt er ihn wie ein Laborratte." schüttelte Blue innerlich verständnislos den Kopf. "Was aber noch schlimmer ist, dass Shaun es keinen Deut interessiert, was aus ihm geworden ist oder ob er noch lebt. Tja ... mein Freund, ich habe deinen Sohn zwar gefunden, aber mein Bericht wird dir sicherlich nicht gefallen ..." Blue fragte sich, wie Francis darauf reagieren würde, wenn er ihm von dem erfolgreichen Auffinden erzählte.


    Für einen Moment überlegt Blue, ob er es ihm verschweigen sollte. Francis hatte so viel Schlechtes erlebt und schon tief am Boden gelegen. Er war gerade erst dabei in kleinen Schritten wieder zurückzufinden. Diese Sache würde ihn mit Sicherheit wieder zurückwerfen. Anderseits hatte er es Francis versprochen. Blue entschied sich dafür, es Francis, soweit es ging, schonend beizubringen. Vielleicht konnte man Francis Shaun doch wieder nahebringen. Diese Tatsache verkomplizierte die Situation im Commonwealth um einiges mehr.

  • Shaun und Aufgaben? Der weiss nix, der kann nix und der macht auch nix.

    DiMa grinst diabolisch und zieht an ihrem langen Zigarettenhalter.

    Wundert mich nicht wenn der bald einen Unfall hat....dumme Leute sterben, Dolores ähm Blue. :partyhat:

    🎵🧺Alles hat ein Ende, nur die Wäsche nicht. 🧺🎵


    🐌 ⋆ 🐥 🎀 𝒯𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉🍪𝓅, 𝓉𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒸❁𝓂𝓅𝓊𝓉𝑒𝓇. 𝒯𝒽𝑒𝓇𝑒 𝒶𝓇𝑒 𝓂𝒶𝓃𝓎 𝓁𝒾𝓀𝑒 𝒾𝓉 𝒷𝓊𝓉 𝓉𝒽𝒾𝓈 🏵𝓃𝑒 𝒾𝓈 𝓂𝒾𝓃𝑒. 𝑀𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉💞𝓅 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒷𝑒𝓈𝓉 𝒻𝓇𝒾𝑒𝓃𝒹. 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝒾𝓉 𝒶𝓈 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝓂𝓎 𝓁𝒾𝒻𝑒. 𝒲𝒾𝓉𝒽😍𝓊𝓉 𝓂𝑒 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉♡𝓅 𝒾𝓈 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈, 𝓌𝒾𝓉𝒽🍑𝓊𝓉 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉❁𝓅 𝐼 𝒶𝓂 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈... 🎀 🐥 ⋆ 🐌


    I`m slowly breaking and silently screaming.


    ł ⱧɆ₳Ɽ ɎØɄ,₥Ɏ ĐɆ₳Ɽ:skull:

  • kerngesund *kommt aus einem Gartenbereich mit einem Spaten und einer passenden Leiter und ist erdverschmiert*

    "Wie recht Sie haben geehrte DiMa. Manche Leute im Institut sollten ihre nächsten "Schritte" gut bedenken, sonst tun sich Abgründe unter ihren Füßen auf." Ebenfalls kurz diabolisch grins. "Danach ist es sonst wie beim Kreuzworträtsel. Drei senkrecht und zwei Waagerecht." Bringt pfeifend die Arbeitsutensilien weg. :whistling::evil:


    xSaint96 Ja ist es. :D Gibt demnächst Post im toten Briefkasten zwecks Verlauf ;)

    Und ja. Es wird einiges im Commonwealth passieren und die Westküstenerzählung geht auch sehr bald weiter. Hier wird ein lange angedeuter Charakter eingeführt. Also ich habe noch massiv Schreibstoff. Muss nur im Moment schauen, wie ich das in eine sinnvolle Reihenfolge packe :whistling::D

  • Auch wenn in deinem Spielstand Liam noch da ist....


    Sayoko schaut L91-13 an. "Synth, es ist deine Aufgabe Gegenstände zu tragen. Den Dreck machst du danach auch noch weg. Und im Institut ist Rauchen immer noch nicht erlaubt, DiMa."


    *wartet ab ob alles funktioniert, wie es funktionieren soll

  • 377. Unfreundliche Verbündete

    Zu gleichen Zeit im Commonwealth. Nähe ehemaliger Bostoner Flughafen.


    Die Gruppe Minutemen und Cpt. Andrew Flux überquerten gerade die Brücke, die von County Crossing Richtung Logan Airport führte. Sie zogen zwei abgedeckte und schwere Transportwagen hinter sich her. Die Minutemen schauten verunsichert bis mürrisch. Sie näherten sich dem Hoheitsgebiet der stählernen Bruderschaft. Seitdem die Bruderschaft am Flughafen ihren Hauptstützpunkt aufgeschlagen hatte, machten die Bewohner des Commonwealths einen großen Bogen um das Gebiet. Bereits bei ihrer Ankunft hatte die Bruderschaft sehr deutlich gemacht, wie sich die Leute die Unterstützung verdienen konnten. Das war nicht auf viel Gegenliebe gestoßen und die Ereignisse um County Crossing wirkte trotz Blues Eingreifen immer noch nach.


    Belehrungen, Sticheleien und unangebrachte Sprüche gab es seitens der Bruderschaft gegenüber den Commonwealthbewohnern und Minutemen immer wieder. Andrew war an der Spitze des kleinen Zugs. Sie waren schon fast in Sichtweite des Checkpoints der Bruderschaft als er sich umdrehte. Er schaute in die Gesichter seiner Leute und schüttelte kurz den Kopf. "Ich kann euch ja verstehen, aber es ist gleich extrem wichtig, dass sich keiner von euch in irgendeiner Form danebenbenimmt. Lasst euch nicht reizen und ignoriert die dummen Sprüche. Wenn welche kommen. Das Reden übernehme ich, okay." Ein kurzes zustimmendes Brummen der restlichen neun Minutemen war zu vernehmen. Die mit Powerrüstungen versehenen Wachen der Bruderschaft am Eingang des Checkpoints, der tiefer auf das Gelände führte, hatten sie bereits bemerkt und sich in Stellung gebracht. Andrew und seine Leute waren bis auf zehn Meter herangekommen, dann bedeutete er ihnen stehen zu bleiben.


    "Hier beginnt das Territorium der Bruderschaft. Haben Sie und Ihre Männer sich verlaufen, Cpt.? Was wollen Sie hier?" schnarrte es Andrew unfreundlich von einem der Wachen entgegen. "Das ist mir bekannt, Ritter. Und nein, wir haben uns nicht verlaufen. Wir sind hier, weil wir einen Auftrag für die Bruderschaft zu erledigen haben." antwortete Andrew ruhig. "Mir ist in der Hinsicht nichts bekannt. Wenn das wahr wäre, dann wüssten wir hier darüber Bescheid. Also hören Sie auf zu lügen und ziehen Leine. Sie werden hier nicht reinkommen, Ödländer und Ihre neugierige Nase in Angelegenheiten stecken, die ein paar Nummern für Sie zu groß sind, Bürschchen." Andrew schluckte einmal und seufzte dann kurz und wandte sich wieder an die Wache.


    "Ich werde nicht so schnell Leine ziehen, Ritter. Man hat uns angewiesen, hier eine äußerst wichtige Lieferung für Procter Ingram hinzubringen. Die für die Planungen von Ältesten Maxson unerlässlich ist. Sie können uns natürlich abweisen, aber ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, wenn Ihnen der Älteste deswegen den Arsch aufreißt." sagte Andrew bestimmend. Die Nennung der Namen von Procter Ingram und insbesondere von Ältester Maxson verfehlte seine Wirkung nicht. Der Angesprochene zuckte kurz zusammen und räusperte sich. "Ich ... weiß nichts von diesem Auftrag. Muss man vergessen haben uns mitzuteilen. Aber ich werde trotzdem einmal nachhören. Sie verstehen. Sicherheitsbestimmungen." klang es fast schon entschuldigend vom Wächter. Der Wächter verschwand nach hinten, auf das Gelände des Flughafens. Andrew konnte sich ein innerliches Schmunzeln nicht verkneifen.


    Nachdem die Minutemen etwa zehn Minuten warteten, kam der Wächter zurück. Jemand war bei ihm und die beiden unterhielten sich angeregt. Es war Ingram selbst. In einigem Abstand folgte noch zwei Personen. Eine davon war Ritter Carter. Andrew erkannte die beiden anhand von Blues Schilderungen und Beschreibungen. Andrew war von ihm im Zuge des letzten Gesprächs von vor sechs Tagen detailiert mit allen wichtigen Informationen, was die Bruderschaft betraf, versorgt worden. Blue musste wohl mit so einer oder ähnlichen Reaktionen gerechnet haben. "Hallo Cpt. Flux. Man sagte mir, dass Sie für mich eine Lieferung haben. Ich habe zurzeit einige Dinge, um die ich mich gerade gleichzeitig kümmern muss. Daher wäre es nett, wenn Sie mir auf die Sprünge helfen und sagen würden, um was es sich im Detail handelt." Procter Ingram war im Gegensatz trotz ihrer ruppigen Art um einiges freundlicher als die Wache.


    "Sehr gerne, Procter Ingram. Ritter Blue hat mich beauftragt, Dinge von einer Liste zu beschaffen, die Sie ihm ausgehändigt haben. Er teilte mir mit, dass sie für Sie sehr wichtig ist. Einen guten Anteil davon haben wir bereits zusammentragen können. Im Moment fehlen aber noch die technisch komplexeren Teile." schilderte Andrew kurz den Grund seines Hierseins und deutete auf die abgedeckten Transportwagen. Ingrams Gesicht hellte sich einen Moment auf und sie lächelte kurz sogar. "Dann Danke Cpt , dass Sie sich so schnell darum gekümmert haben. Darf ich Sie etwas fragen? Warum ist der Ritter nicht bei Ihnen? Es sieht ihm so gar nicht ähnlich, bei solchen Dingen nicht dabei zu sein." Ingram irritierte die Abwesenheit wirklich und sie wirkte auf Andrew sogar ein Stückweit besorgt.


    Andrew überlegte kurz, was er darauf antworten sollte. Natürlich konnte er Ingram nicht mitteilen, dass sich Blue zurzeit im Institut befand. Dem ärgsten Widersacher der stählernen Bruderschaft. Blue würde es der dem Ältesten eröffnen, wenn er den richtigen Zeitpunkt dafür befand. Das hatte er Andrew und Preston bereits mitgeteilt. "Er ist zurzeit in besonderer Mission unterwegs, aber er wird sich in absehbarer Zeit bei Ihnen melden. Es gab einige Dinge, die für ihn nicht aufschiebbar waren, er wollte aber auch nicht die Wichtigkeit Ihres Auftrages vernachlässigen, Proctor. Deshalb bin ich jetzt hier." Ingram zog kurz eine ihrer Augenbrauen hoch. "Danke, Cpt. Flux, ich weiss dann Bescheid. Wenn der Ritter so agiert, wird es etwas ziemlich Wichtiges sein. Und ich werde den Wächtern Bescheid geben, Sie und Ihre Leute beim nächsten Mal sofort passieren zu lassen."


    Ingram wandte sich daraufhin an die Wache. "Sie wissen nun Bescheid und vor allem werden Sie das nächste Mal anständig mit Ihnen umgehen. Ich will von Ihnen nicht noch einmal so abfällige Bemerkungen wie gerade in unserem Gespräch zu hören bekommen. Ich muss Sie wohl nicht daran erinnern, dass die Minutemen unsere Verbündete sind und uns gerade dabei helfen, gut gegen das Institut bestehen zu können. Haben wir uns verstanden Ritter?" Der Angesprochene nahm kurz Haltung an. "Ja, Proctor. Wir haben verstanden." Es klang ziemlich zerknirscht. Einen Moment später schoben die Minutemen die beiden Transportwagen auf das Gelände des Flughafens. Proctor zeigte ihnen den Bereich, wohin die Lieferung sollte.


    Dort angekommen begutachtete Ingram die Sachen. "Da sind einige Stahlteile dabei, die so aussehen, als wären sie gerade gebaut worden. Ziemlich hochwertig. Sie scheinen ein ähnlich gutes Händchen wie Blue ... der Ritter zu haben." Andrew nickte. "Sie sind tatsächlich neu. Wir haben Ihnen einige unserer eigens gegossenen Teile zukommen lassen." bestätigte er Ingrams Vermutung. "Das ist ... sehr spendabel. Paladin Danse erwähnte die Möglichkeit in seinem Bericht und ich sehe, er hat nicht übertrieben." Es dauerte ein ganze Zeit, bis die Sachen abgeladen waren und Ingram schien aufs Höchste zufrieden zu sein. Andrew und seine Leute wollten sich gerade zum Gehen fertig machen, da meldete sich Ritter Carter zu Wort. "Proctor? Dürfte ich das Wort haben?" Ingram nickte.


    "Ich würde gerne einen Vorschlag machen. Die letzten Teile, die von Ihrer Liste fehlen sind nach meiner Erfahrung häufig an Orten zu finden, die meist ein erhöhtes Gefahrenpotential aufweisen. Ich würde gerne mit meinen Leuten Cpt. Flux dahingehend unterstützen und begleiten. Mit ihm eine kooperative Zusammenarbeit anstreben. Vorausgesetzt er möchte das. Im Moment habe ich den Eindruck, dass wir als Bruderschaft die Arbeit unserer Verbündeten in einem nicht ausreichenden Maß würdigen." Carter schaute kurz in Richtung des Checkpoints. "Vielleicht würde so eine Zusammenarbeit den Zusammenhalt zwischen uns und unserer Verbündeten festigen. Vertrauen ineinander ermöglichen. Das Verhalten der Wächter am Checkpoint hat mir nochmal verdeutlicht, dass da noch massig Verbesserungsbedarf besteht. Wäre das für Sie in Ordnung, Proctor? So würde das vielleicht die Besorgung der letzten Teile erheblich beschleunigen." schilderte Carter seine Idee. Ingram hatte aufmerksam zugehört und schien zu überlegen.


    "In gewisser Hinsicht ist etwas daran. Was meinen Sie Cpt.?" Die Anfrage kam aus Andrews Sicht überraschend. Er wusste von Ritter Carter, dass er zu der gemäßigteren Mitgliedern der Bruderschaft gehörte und den Minutemen sogar zugeneigt schien. Außerdem brachte so eine Zusammenarbeit vielleicht etwas. Auch Blue würde so einen Versuch mit Sicherheit gutheißen. Andrew willigte ein. So gingen das erste Mal eine Gruppe Minutemen und Mitglieder der Bruderschaft auf gemeinschaftliche Mission. Sonst war die Zusammenarbeit der beiden Fraktionen nur auf Blue und Danse beschränkt gewesen. Auch Ritter Carter war froh, dass seine Argumente Anklang gefunden hatten.

  • 378. Verhängnis der Krallen

    Westküste. Ende November 2283. Irgendwo in der Einöde. Nordwestlich des Lassen.


    Seit zwei Tagen liefen sie durch die steinige Wüstenei und suchten sich einen Weg durch das unwegsame Gelände. Sie wollten die alte Kleinstadt Burney erreichen. Dort hofften sie weitere Plündergründe für den Lassen zu erschließen. Zwar waren mit Falls River Mills, Mc Arthur und der Umgebung ein Volltreffer gelungen, was das betraf. Für die nähere Zukunft war es wichtig auch noch weitere bekannte an der Hand zu haben. Vor allem beschränkte man sich derzeit auf das Gebiet der weißen Landkarte, um nicht mit der NCR in Konflikt zu kommen. Im Moment waren die Silverdragons dabei, die ehemalige Enklavebasis Hidden Arrow komplett auseinander zu bauen und zu plündern.


    Vor knapp dreieinhalb Monaten stürmten sie sie, um ihre entführten Leute aus den Krallen der Enklave zu befreien. Das hochwertige Material von dort konnte im Lassen gut gebraucht werden und man wollte dem alten Widersacher die Möglichkeit nehmen sich dort jemals wieder nieder lassen zu können. Die mittlerweile drei neugebauten Transportvertibirds der Reihe XVB05 waren im Moment dabei die ausgeschlachteten Materialien abzutransportieren. Die Silverdragons nannten sie auch liebevoll Big Ducks, da sie äußerlich ziemlich behäbig wirkten. Die anderen Vertibirds der Reihe XVB03 und XB04 befanden sich zum größten Teil noch in der Fertigung. Die großen Transportvertibirds bekamen zurzeit Vorrang, daher waren die Erkundungsgruppen noch zu Fuß unterwegs.


    Sie waren zwanzig Personen. Sechs davon in Powerrüstungen, zwei fanden sich am Anfang, zwei in der Mitte und zwei am Ende der Gruppe. Die restlichen der Silverdragons trugen schweren Kampfrüstungen. Nach der Geschichte mit der Enklave wurde die Ausrüstung der Gruppen etwas verändert und weiter aufgebohrt. Drake war am Ende bei den beiden Powerrüstungsträgern dabei und sicherte mit ihnen zusammen den rückwärtigen Teil der Gruppe gegen etwaige Gefahren. In den letzten anderthalb Monaten war er sehr oft mit Gruppen draußen ins Ödland gezogen und kaum noch im Lassen gewesen. Insbesondere John war am Anfang davon nicht begeistert gewesen und seine Freunde bekamen allgemein das Gefühl, dass Drake seine Anwesenheit im Lassen so weit reduzierte, wie es gerade möglich war. Als würde er es regelrecht vermeiden wollen hier zu sein.


    Bei John und George kam nach einiger Zeit der Eindruck auf, dass Drake sich damit selbst strafen wollte und sich deshalb von seinen Freunden und den anderen Silverdragons im Lassen zurückzog. Sie sprachen zwischenzeitlich Darper darauf an. Der schüttelte verneinend den Kopf. "Ihr müsst ihm einfach Zeit geben. Er muss es auf seine Art verarbeiten. Eckhardts Tod belastet ihn immer noch sehr. Gerade im Schlaf ist es für ihn besonders schlimm. Wenn er von den Expeditionen wieder kommt, redet er sehr häufig und ausführlich mit mir." antwortete Darper daraufhin. John und George schienen etwas erleichtert. Aber besonders John war fast schon gekränkt, dass er davon nichts wusste. Vertraute ihm sein Freund nicht mehr so wie vorher. "Warum sagt er uns das dann nicht. Wenn wir uns sehen, besprechen wir zwar alles dienstlich ausführlich, aber ansonsten redet er fast nur das Nötigste und ist ziemlich in sich gekehrt. Gut, seinen Aufgaben kommt er wie früher pflichtbewusst nach, aber ..." John war regelrecht verbittert.


    Darper seufzte. "Weil er bestimmte Dinge im Moment nur mir mitteilt. Er will zu vielen Dingen, die er mir schildert, eine fachmännische Meinung haben. Er möchte nicht, dass Sie sich unnötige Gedanken um ihn machen. Er hat mich gebeten, Sie nur dann darüber zu informieren, wenn ich es aus medizinscher Sicht und aus Sicherheitsbelangen für wichtig erachte. Dem bin ich nachgekommen. Er ist immerhin mein Patient ..." John protestierte. "Aber ... wenn ..." Darper, der bis jetzt gesessen hatte, stand auf und legte John beschwichtigend eine Hand auf die Schulter. "John. Bitte seien Sie einfach geduldig. Ich weiß, wie viel er Ihnen bedeutet. Sein derzeitiges Verhalten dürfen Sie nicht auf sich beziehen. Die Geschehnisse um Darkhollow und in der Enklavebasis haben tiefe psychologische Narben bei ihm hinterlassen. In Anbetracht der Schwere der Ereignisse ist er auf einem stabilen Weg."


    Anschließend sah Darper John nachdenklich an. "Hätte er in vielen Dingen nicht so eine ausgeprägte Willensstärke, dann wäre er uns wahrscheinlich nach Darkhollow schon verlorengegangen. Seine Freunde bedeuten ihm immer noch sehr viel. Vertrauen Sie ihm, er wird schon wieder auf Sie zukommen. Ich werde Ihnen schon Bescheid sagen, wenn etwas nicht stimmt ... übrigens hat er bis jetzt nicht einmal Anzeichen für einen Anfall gezeigt. Ich habe den Pipboy jedes Mal überprüft. Sein zweites Ich scheint derzeit kaum aktiv." John akzeptierte Darpers Aussage. George war ebenfalls beruhigt und so ließen sie ihren Freund trotz schweren Herzens immer wieder ins Ödland losziehen.


    Die Gruppe hatte die Hügelkuppe vor ihnen erklommen und sie schauten auf ein Plateau von etwa zwei Kilometer Länge. Dahinter fiel die Ebene wieder in Hängen ab. Noch weiter hinten konnte man eine tiefergelegene Kleinstadt verschwommen am Horizont erkennen. Dort wollten sie hin. Auf der linken Seite der Ebene ragten teilweise hohe Felswände auf und die eine oder andere schienen sogar Öffnungen zu haben. Die Sonne hatte ihren Zenit erreicht. Sie brannte trotz des späten Novembers immer noch ziemlich heiß vom Himmel. Ein leichter Wind wirbelte den Steinstaub hier oben auf und bewegte sacht die wenigen braunen Gräser in der steinernen Einöde. Sie waren hier oben etwa zweihundert Meter gegangen als einer der vordersten Leute etwas entdeckte, einen erschrockenen Schrei ausstieß, gleichzeitig stehenblieb und auf etwa vor ihm deutete.


    Auch am Ende der Gruppe, die etwas hinterherhinkte, hatte man das Verhalten der vorderen Leute mitbekommen. Einige in der Gruppe zogen schon zur Sicherheit ihre Waffen. Einige der vorderen Leute unterhielten sich kurz. Sie wirkten verunsichert und hatten ebenfalls die Waffen gezogen. Dann löste sich einer von ihnen und suchte Drake am Ende der Gruppe auf und bat ihm mit nach vorne zu kommen. Was dort zu sehen war ähnelte einer Mischung von Schlachtfeld und Blutbad in einem. Vor ihnen lagen zwei verstümmelte Kadaver von zwei sehr jungen Todeskrallen.


    Sie waren an Armen und Beinen mit Eisenketten gefesselt und an einen überaus stabilen Metallpflock festgebunden. Der erste Eindruck war, dass man die Verletzungen ganz bewusst herbeiführte und es wirke fast so als wären sie ein Köder. Einige Meter weiter lagen mindestens zwei bis fast zur Unkenntlichkeit zerfetzte menschliche Überreste. Kurz dahinter eine ausgewachsene Todeskralle, dessen Schädel ein derart großes Loch aufwies, dass man komplett durchschauen konnte. Weiter zu den Felswänden hin schienen noch mehr Tote zu liegen.


    Drake und die anderen waren mehr als alarmiert. "Wir sollten uns hier sehr vorsichtig vorwärtsbewegen und extrem aufmerksam sein. Zusammenbleiben. So wie es aussieht, hat sich hier irgendjemand mit einem kompletten Rudel Todeskrallen angelegt." brummte er leise. Sie gingen weiter vorwärts. Wieder fanden sie tote Todeskrallen und Menschen. Zwei der Todeskrallen waren die Beine und Hände abgeschlagen worden und in ihrer Brust klafften tiefe und offene Wunden. Einige Meter davon entfernt fanden sie einen Menschen, einem Raider nicht unähnlich. Seine Rüstung bestand teilweise aus den Knochen von Todeskrallen. Bei ihm lag eine merkwürdig aussehende Schusswaffe, die auf die beiden Todeskrallen deutete. An seiner Seite hing ein ziemlich scharfkantiges Schwert. Ihn selbst schien der Tod von hinten ereilt zu haben. Er lag auf dem Bauch und der Rücken zeigte drei tiefe Krallenschläge, die bis hinunter auf die Knochen gingen.


    Die Silverdragons untersuchten vorsichtig weiter den vor ihn liegenden Bereich. Mittlerweile kamen sie auf mindestens fünfundzwanzig bis dreißig dieser mit Todeskrallenknochen ausgestatteten Raider und acht ausgewachsene Todeskrallen und drei Jungtiere. In etwa fünfzig Meter Entfernung konnte man eine große Öffnung im Fels erkennen. Links von dem Eingang lag ebenfalls etwas, was sich aber aufgrund der Lichtverhältnisse schwierig erkennen ließ. Zwei Leute mit Powerrüstung und Drake bewegten sich mit äußerster Vorsicht in Richtung des Höhleneingangs. Es war mehr als wahrscheinlich, dass die Todeskrallen dort ihren Unterschlupf hatten. Wenn einer der Todeskrallen diese Gemetzel überstanden hatte, wäre sie mit Sicherheit dort zu finden.


    Einer der Powerrüstungsträger hatte den Körper erreicht. Es war ebenfalls der einer Todeskralle. Diese hier war aber noch ein gutes Stück größer als die anderen. Ein leises schnaubendes bis rasselndes Geräusch drang aus Richtung des Kopfes. Als der Powerrüstungsträger das Geräusch vernahm, trat er mehrere Schritte vorsichtig zurück und legte die Waffe an. Bereit zu schießen. Drake hatte das Geräusch ebenfalls gehört und blieb ebenfalls stehen. "Nicht ... schießen ... noch nicht ... Wir wissen nicht, wie viele von denen dort drinnen sind ... sonst schrecken wir den Rest noch auf. Vorsichtig zu den anderen zurückziehen." flüsterte Drake. Was Todeskrallen betraf, war Drake äußerst vorsichtig. Diese unglaublich schnellen Alphaprädatoren des Ödlandes durfte man keinesfalls unterschätzen. Je nachdem wie viele von ihnen dieses Schlachtfest überlebt hatten, konnten sie auch jetzt noch einer gut ausgerüsteten Gruppe wie ihrer extrem gefährlich werden.


    Die Kralle hatte die drei bereits wahrgenommen. Sie drehte behutsam und langsam den Kopf in ihre Richtung. Eine lange zweigespaltene Zunge kam aus dem vorderen Bereich heraus, züngelte einem Moment und verschwand dann wieder im Inneren. Die Augen der Kralle öffneten sich und ihr entfuhr so etwas wie ein Seufzen. Was dann geschah, vergaß niemand der dabei war. "Keinerr mehrr da, außer geliebtesss *unverständliches Zischen* und sie auchhh auf letzte Reise ... Wie ihrr Menscheen sagen ... sterben? Ihrrr riechen ... rriecht nicht nachh Krallenjägerr ..." Die Todeskralle, die vor ihnen lag kommunizierte ganz eindeutig in menschlicher Sprache mit ihnen. Wieder kam die Zunge heraus, verharrte einen Moment und war erneut verschwunden. "RRiecht anders *leises schnalzendes Geräusch* Neunzzehn und ein Andererr. Alssso zwanzig." Von Todeskrallen wusste man, dass sie über einen unglaublich guten Geruchssinn verfügten. Dagegen war ihr Sehen nur Durchschnitt. Die schwerverletzte Todeskralle wußte nur durch die Aufnahme der Gerüche der Gruppe, wie groß sie war.


    Neben dem Sprechen und der offensichtlichen Intelligenz dieser Todeskralle faszinierte das einige der Leute in der Gruppe. Im besonderem Maße auch Drake. Man vergaß aber trotz allem nicht, dass man sich immer noch in unmittelbarer Gefahr befand. "Vielleicht ... Hoffnung?" hörte man die Kralle sich scheinbar selbst fragen. Wieder schnellte die Zunge heraus, nur um kurz danach wieder zu verschwinden. "Rrriche Unsicherhheit ... etwass Angsst ... aberr sie noch nicht feindlichhh ... Ich ... versuche ... zu erklärren ... was passierrrt ist. Wirrr .... unserrr Rudel ... nicht feindlichh zu Menschen ... Krrallenjäger haben zwei unvorrsichtige Schlüpflinge gefangen ... habenn dann einen laufen gelassen ... errr kannte List der Menschen noch nicht. Hat sie unss geführt. Zu verstecktem Rudel ... dann sie Schlüpflinge ... meine armen Schlüpflinge ... verletzt ... gequält ... *zischendes Wimmern* Falle für Rudel ... Familie in die Falle gelaufen. Ichh habe Familie verteidigt. Vielleicht helft ihr?"


    Die Gruppe hatte den Bericht der Kralle verfolgt und wußten nun was passiert war. Auch wenn man die Kralle zu Anfangs etwas schwer verstand, wurde ihr Worte zum Ende hin klarer. So als würde sie langsam Übung bekommen. Drake und seine Leute sahen sich fragend an. Dann fasste er sich ein Herz und näherte sich vorsichtig der Kralle, und zwar so, dass sie es mitbekam. Drake blieb aber im gehörigen Abstand stehen. "Wie können wir dir helfen ... Kralle? Eines verstehe ich nicht. Menschen haben dein Rudel beinahe ausgelöscht und du fragst eine Gruppe Menschen dir zu helfen?" Drake war gleichzeitig misstrauisch und fasziniert. "Ess gibt gute und sschlechte Mensschen, so wie ess gute und ssschlechte SSupermutanten gibt. Wie ess bei Todesskrallen gute und ssschlechte Rudel gibt." zischte die Kralle ruhig.


    "Rakesh ... so lautet mein Name ... in der menschlichen Sprache. Du kannsst mich gerne Rakesh nennen. Ihr könnt helfen. Entweder unsere Qualen verkürzen oder versuchen zu heilen. Du scheinst etwas dabei zu haben, was nach Heilung riecht." Drake war ziemlich überrascht. Zunächst einmal darüber, dass die Todeskralle sogar einen eigenen Namen besaß, dann dass sie durchaus Menschen in ihren Absichten unterscheiden konnte und zu guter Letzt, dass sie sogar die medizinischen Sachen identifizieren und wahrnehmen konnte. Er überlegte angestrengt, wie er der Todeskralle am besten helfen konnte. Gnadenschuss oder medizinische Behandlung? Das war die Frage. Konnte man einer Todeskralle überhaupt medizinisch helfen. Drake war verunsichert.

  • 379. Krallendämmerung

    Er näherte sich der am bodenliegenden Todeskralle behutsam. Bereits beim ersten Betrachten der Todeskralle war ihm die massiver Verletzung an einem der Beine aufgefallen. Sie war so tief, dass man den Knochen durchschimmern sah und Größe der Wundfläche lag bei mindestens zwanzig Zentimeter. Er hockte sich und betrachtete die Verletzung einen Moment, dann wanderte seine Blick weiter nach oben. Den Körper der Kralle zeichneten einige tiefe Schnitte und Schussverletzungen. Die Todeskralle war seinen Blicken gefolgt und als Drake in das Gesicht blickte schauten ihn zwei tiefgelbe, reptillienhafte und müde Augen erwartungsvoll an. Bei einem der Augen war eine lange silberne Narbe zu sehen. Auch wiess die Kralle im oberen Kopfbereich weiter Wunden auf. An einem der nach vorne gerichteten Hörnern schien die Spitze brutal abgeschlagen worden zu sein.


    Bei den vielen, teils sehr heftigen Verletzungen wunderte es Drake beinahe schon, dass die Todeskralle noch lebte. "Du sagtest uns. Wie viele gibt es von euch da drinnen?" und wies mit dem Kopf in Richtung Höhlenöffnung im Fels. "Nur noch mein Weibchen. Alle anderen sssind schon von uns gegangen." sagte die Kralle betrübt. "Okay. Ich ... werde dann ... jetzt nach ihr schauen, Rakesh. Wird sie friedlich bleiben, wenn ich euren Bau ... euer Zuhause betrete?" Auch wenn die Todeskralle hier verhältnismäßig friedlich wirkte, hatte Drake große Bedenken direkt in die Höhle zugehen. Gerade die Weibchen der Todeskrallen verteidigten ihr Höhlen oder andere Brutplätze besonders aufopferungsvoll, wenn sie ein Gelege oder Jungtiere vorhanden waren. "Ich werde versuchen ihr Bescheid zugeben. Ich hoffe, sie hört mich." Rakesh gab angestrengt einige Zisch- und Fauchlaute von sich. "Bitte gib bei betreten unseres Zuhauses auf deine Füße acht. Vielleicht haben ess Teile des Geleges doch überlebt. Dann gibt esss für uns vielleicht doch noch Hoffnung."


    Drake kehrte kurz zu seinen Leuten zurück, um ihnen zu erläutern, was er vorhatte. Einige von ihnen waren wenig begeistert von Drakes Plan. Seine Leute hatten allgemein vor Todeskrallen Angst und teilten ihm das auch dementsprechend mit. Er verstand sie, ließ sich aber durch ihre Argumente nicht von seinem Vorhaben abbringen. Diese Todeskrallen hier waren etwas ziemlich Besonderes und er wollte unter anderem ihre Geschichte in Erfahrung bringen. " ... ich weiß, was er ist. Das damit bestimmte Gefahren verbunden sein können, ist mir bewusst. Das brauchen Sie mir nicht zu sagen." brummte er.


    "Aber er ist empfindungsfähig, intelligent und schwer verletzt und hat uns um Hilfe gebeten. Und ich werde ihm helfen. Jetzt schaue ich aber erst einmal in der Höhle nach der anderen Todeskralle." erklärte Drake weiter. "Also werden wir nicht nur der Todeskralle hier draußen helfen?" fragte ein anderer nach. Drake nickte. "Ich habe auch vor dem Weibchen zu helfen. Wenn es möglich ist." "Sollen einige von uns mitkommen? Für alle Fälle?" Drake verneinte. "Das wären zu viele Fremde. Sie könnte sich durch uns bedroht fühlen. Ich mache das schon allein. Bleiben Sie hier draußen. Bei ihm in der Nähe." Drake machte sich danach auf den Weg


    Vorsichtig betrat er das Innere der Höhle. Da es hier drinnen fast stockfinster war, aktivierte er das Licht seines Pipboys. In seinem Schein sah er ein weiteres Gemetzel. Die Krallenjäger waren bis in den Bau vorgedrungen und hatten hier weitere Todeskrallen abgeschlachtet. Aber sie fanden hier schlussendlich auch ihr Ende. Im hinteren Teil der Höhle, an einer Wand lag eine weitere Todeskralle, die ebenfalls schlimme Verletzungen aufwies, aber scheinbar noch lebte. Das musste das Weibchen sein. An einer Stelle am Bauchbereich war sie mit einem der scharfkantigen Schwertern der Jäger durchbohrt worden und atmete stoßweise. Drake blieb zunächst stehen und betrachtete die Umgebung vor seinen Füssen und ihm näheren Umkreis, da er Rakesh Hinweis berücksichtigen wollte. Und tatsächlich, er könnte zwei länglich und scheinbar unbeschädigte Eier der Todeskrallen entdecken. Zunächst beließ er sie aber wo sie waren.


    Sehr langsam näherte er sich dem Weibchen und das reagierte prompt. Es fauchte und zischte böse, war aber zu schwach, um sich richtig zu bewegen, geschweige denn anzugreifen "Ruhig. Ganz ruhig. Ich werde dir nichts tun. Ich möchte helfen. Ich komme von Rakesh. Er sagte mir, dass du hier bist." versuchte er die Todeskralle zu beschwichtigen. Konnte sie ihn überhaupt verstehen? War sie genauso wie Rakesh? Drake bekam auf seine gedanklichen Fragen eine relativ schnelle Antwort. "Wo issst er? Hast du ihn gefangen? Du gehörssst doch besstimmt zu diessen *unverständliches Zischen* ... die meine Sschlüpflinge auf dem Gewisssen haben." greinte sie und versuchte sich zu bewegen. Das rächte sich sofort. Das im Baubereich steckende Schwert riss die Wunde weiter auf und mit einem schmerzverzehrten Fauchen brach sie zusammen. "Nicht. Langsam. Nicht weiter so bewegen, sonst wird es noch schlimmer." brummte Drake bekümmert.


    Aus irgendeinem Grund, den er sich nicht erklären konnte, berührte ihn das Schicksal der Todeskrallen hier. "Rakesh ist vor eurer Höhle und ist ebenso schwer verletzt wie du. Ich gehöre nicht zu der Gruppe, die euch das angetan hat. Wäre es so, würde ich dich doch eher töten als mit dir zu sprechen, nicht?" redete er weiter beruhigend auf sie ein. "Dasss ist ... da isst etwas dran. Aber warum würde unss gerade ein Veränderter helfen wollen? Mensschen waren unss nur äusserst selten gut gesonnen und Veränderte normalerweise gar nicht." Die Todeskralle war irritiert aufgrund des freundlichen Verhaltens. Drake näherte sich weiter an. Das Weibchen beäugte ihn dabei misstrauisch. "Ich werde noch näherkommen. Ich möchte mir ein Bild von deinen Wunden machen, damit ich euch irgendwie helfen kann." erläuterte Drake, der merkte wie argwöhnisch das Weibchen jede seiner Bewegungen mitverfolgte.


    Ein kurzes bejahendes Fauchen kam aus ihrer Richtung. Wie auch schon bei Rakesh ging Drake in die Hocke und betrachtete die Kralle eingehend. Dann stand er auf und ging zu seinen Leuten, die ihn erwartungsvoll ansahen. "Wie geht es jetzt weiter, Sir?" fragte einer der Anwesenden. "Ich werde versuchen, so gut es geht mich hier vor Ort um ihre Verletzungen zu kümmern. Was sehr wahrscheinlich nicht ausreichen wird. Sollte der Fall eintreten, möchte ich sie mit zu uns nehmen." Drake sah in einige beklommenen Gesichter.


    Er konnte ihre Ängste verstehen, aber sein tiefstes Inneres sagte ihm, dass es richtig war, den beiden zu helfen. "Sie werden nicht im Lassen direkt untergebracht werden, dass wäre mir im Moment zu riskant. Ich denke, dass sie im hinteren Bereich der Talmude in den Höhlen gut untergebracht sein werden. Für sie müsste es dort ideal sein. Dort können wir alles gut absichern. Bis wir wissen, ob sie tatsächlich friedfertig sind. Andersherum haben die beiden genügend Zeit sich an uns zu gewöhnen. Falls sie das Ganze überleben."


    Drake bat einen seiner Leute ihm eine der großen Zeltplanen auszuhändigen. Die würde er brauchen, um das Weibchen vorsichtig aus der Höhle herauszuziehen. Er brauchte ausreichend Licht, um genau sehen zu können, welche Verletzungen das Schwert gerissen hatte. Aber bevor er das tat galt es noch etwas anderes zu erledigen. Er trat zu Rakesh. "Zwei Eier eures Geleges scheinen noch intakt zu sein. Ich werde die Höhle absuchen, ob dort noch weitere sind und sie bergen." In Rakesh Augen trat ein merkwürdiger Ausdruck. "Dass isst gut. Wenigstens zwei ... dass ist *merkwürdig klingendes Zischen* Sie müssen weiter warm gehalten werden. Vielleicht kannst du ssie in ihrer Nähe ablegen? Ess würde ..." Rakesh schien kurz über etwas nachzudenken. " ... Runa etwas beruhigen ... der Verlust unserer Schlüpflinge *trauriges Brummgeräusch* hat sie schwer getroffen." Drake nickte. "Werde ich machen. Runa heißt sie also."


    Bevor Drake in das Nest ging, zog er zunächst die Rüstung und die darunterliegende wärmende Jacke für die kalten Nächte aus. Die würde er zum Warmhalten von mindestens zwei Eiern benötigen. Anschließend zog er die Rüstung wieder an und verschwand in der Höhle. Behutsam suchte er den Boden ab, während ihn das Weibchen weiterhin misstrauisch beobachtete. Nach etwa zwanzig Minuten war der komplette Bereich abgesucht und Drake legte behutsam ein weiteres Ei zu den anderen. Sieben Stück waren noch intakt geblieben und er trug sie extrem vorsichtig in seiner Jacke. Er schlug den Weg in Richtung des Weibchens ein. "Runa? Ich habe hier etwas für dich. Es sind einige Eier deines Geleges unbeschädigt geblieben. Sie sind warm eingepackt. Ich werde sie jetzt zu dir legen, ja?


    Während er mit Runa sprach, schob er die Jacke mit den Eiern vorsichtig an sie heran und behielt sie dabei genau im Auge. Er war sich nicht sicher, wie die verletzte Todeskralle darauf reagieren würde. "Doch nicht alle verloren? Sssieben. Mehr als ich zu hoffen gewagt habe. Ich dachte, ich hätte sssie alle verloren." Eine Art Schnüffeln war zu hören. "Das ist interessant. Eine wärmende, weiche ausssziehbare Haut. Ich dachte, es gäbe nur ausziehbare harte und metallische Haut?" kommentiere Runa interessiert das Kleidungsstück. Es war wohl das erste Mal, dass sie mit so etwas in Berührung kam.

  • 380. Beginn einer kralligen Freundschaft

    Runa hatte den Kopf ein wenig in Drakes Richtung gedreht und schien ihn zu betrachten. Hin und wieder war die Zunge der Todeskralle zu sehen. "Du bissst ein merkwürdiger Veränderter. Ssoo ungewöhnlich umgänglich. Freundlich. Du hegst scheinbar keinerlei Hass gegenüber den Menschen. Der allgegenwertige Zorn der Veränderten scheint bei dir zu schlafen. Ich nehme ihn kaum wahr." zischte Runa nachdenklich. "Ihr könnt solche Dinge über eure Zunge wahrnehmen? Das ist wirklich unglaublich." Drake war ernsthaft erstaunt. "Runa, ich möchte dich gerne aus eurem Nest nach draußen bringen. Hier drinnen sehe ich leider zu wenig, um dir anständig helfen zu können. Ich würde gleich ein Plane ausrollen und dich behutsam mit deinem Gelege darauf betten und dich nach draußen ziehen. In die Nähe von Rakesh. Würdest du das zulassen?" fragte Drake.


    Er hoffte, dass sie sich einverstanden erklärte. Sie schien zu überlegen und murmelte leise zischend. Drake verstand ihre Worte trotzdem. "Kann keine Falle sein. Er würde sich nicht so viele Mühe machen. Hätte Junge nicht zusammengesucht. Hätte gleich den Tod bringen können ..." Man hörte so etwas wie ein seufzendes Geräusch. "Einverstanden, Veränderter. Ich vertraue dir." Drake war sichtlich erleichtert. "Ich danke dir Runa. Du wirst es nicht bereuen. Ich heiße übrigens Drake." Vorsichtig und langsam entrollte er die Plane und legte sie relativ nahe an die Todeskralle heran. Die Jacke mit dem Gelege nahm er auf und legte es zunächst in sichere Entfernung, so dass er Runa ziehen konnte. Anschließend ging er in die Hocke und griff der Todeskralle behutsam unter die Arme.


    Dann begann er sie sehr langsam auf die Plane zu ziehen und vermied dabei soweit es ging ruckartige Bewegungen. Es war ein hartes Stück Arbeit, da die Todeskralle ziemlich groß und dementsprechend schwer war. Typisch für ein Alpha-Todeskrallenweibchen. Nach einiger Zeit lag sie und das Gelege sicher auf der Plane. Jetzt ging es daran, sie aus der Höhle herauszubekommen. Glücklicherweise war sie ebenerdig, so gelang es Drake recht gut. Draußen angekommen schaute er in einige verdutzte Gesichter. Rakesh kommentierte die Ankunft seines Weibchens mit einem leisen, freundlich klingenden Zischen. Auch Runa antwortete ähnlich. Sie schienen sich kurz zu unterhalten. Man konnte einige leise zischende, fauchende und brummende Laute vernehmen. Drake machte sich in der Zeit daran, seine Utensilien auszubreiten und bat seine Leute um einige Sachen aus ihren Erstehilfegepäck.


    Als erstes kümmerte er sich so gut es ging um Runa. Sie war seiner Einschätzung nach am schlimmsten verletzt. Die leichteren Verletzung konnten gut versorgt werden, kritisch dagegen war die Verletzung am Bauch. Das Schwert musste er zunächst in der Wunde belassen. Würde er es hier draußen entfernen, würde sie sehr schnell verbluten. Um das Ganze adäquat behandeln zu können, musste sie schlafen gelegt und mit Hilfe einer Operation wiederzusammengeflickt werden. Hier draußen waren dafür die Möglichkeit zu sehr eingeschränkt. Mit einem kleinen Laserschneidbrenner kappte er das Schwert an einer Stelle und sicherte es zunächst. Als er mit Runa fertig war, kümmerte er sich anschließend um Rakesh. Auch bei ihm stellte sich seine Beinverletzung schwerwiegend als angenommen heraus.


    Der Beinknochen war zu allem Überfluss scheinbar auch gebrochen. Seine Leute halfen nach einiger Zeit auch mit. Nachdem sie gesehen hatten, wie Drake zwischen den beiden Todeskrallen hin und her arbeitete ohne, dass sie ihm ein Härchen krümmten. Nach einer Stunde waren die beiden soweit versorgt wie es hier draußen ging. Drake setzt sich etwas abseits der beiden Todeskralle auf einen breiten Stein und dachte eine ganze Zeit nach. Sollte seine Arbeit hier nicht umsonst sein, würde er die beiden in den Lassen bzw. in den Höhlenbereich in der Nähe des Lassen bringen lassen müssen. Er seufzte kurz auf. Das würde mit Sicherheit einige Diskussionen mit sich bringen. Seine Freunde würden mit Sicherheit nicht über sein Anliegen glücklich sein, aber es ging nun mal nicht anders. Er ging ein ganzes Stück weg und stellte über den Pipboy die Verbindung her.


    Derweil im Lassen. Kommunikationszentrale.


    John war gerade in der Kommandoebene unterwegs, als sich sein Pipboy bemerkbar machte. "Sir? Sie werden hier in der Kommunikationszentrale gebraucht. Der Kommandant will Sie sprechen. Klang irgendwie dringend" machte einer der Leute aus der Zentrale Meldung. "Hat er gesagt, worum es ging?" "Negativ Sir. Ist wohl nur für Ihre Ohren bestimmt." John stutzte. Normalerweise sagte Drake den Leuten Bescheid, worum es ging. Wenn er sich bedeckt hielt, war das eigentlich kein gutes Zeichen. "Hoffentlich ist es nicht wieder ein Notfall." dachte er besorgt und eilte zum Aufzug und fuhr nach oben. Dort angekommen nahm er den Kontakt mit Drake auf und hörte ihm zu. In der Zwischenzeit war George Cornally ebenfalls im Kommunikationszentrum eingetroffen. John hatte ihn verständigt, während er auf dem Weg nach oben war.


    "Du willst was? Hab ich dich gerade richtig verstanden?" George runzelte fragend die Stirn, als er John lautstark mit Drake reden hörte. Was der auch immer von sich gab, schien John in äußerste Besorgnis zu versetzten. John hatte zurzeit ein Headset auf, so dass George erst einmal nicht wusste worum es ging. "Das kann nicht dein Ernst sein. Du bist doch nicht mehr bei Sinnen. Du kannst doch nicht ... " John hörte weiter zu und legte dann gleich wieder los. "Das kannst du deinem Sicherheitschef gleich erklären ... wenn du deinen dicken Kopf durchsetzen willst, bitte. Ich hab da äußerste Bedenken, aber wenn du die Autoritätskarte ziehst ... erkläre es George. Ich bin raus." John war ziemlich sauer, stand auf und hielt George das Headset hin.


    Der schaute immer fragender. Das John sich in dieser Art und Weise mit Drake stritt kam äußerst selten vor. Noch seltener aber war, dass Drake die Vorgesetztenkarte ausspielte. Es musste etwas ziemlich Wichtiges sein, wenn sein alter Freund so handelte. John setzte sich beiseite und starrte ziemlich finster. George setzte sich das Headset auf und hörte ruhig zu. "Mmmh. Du weißt, dass das nicht Ungefährlich ... verstehe ... die Höhlen? ... ja, macht Sinn. Das ist ... ungewöhnlich. Werden wir vorbreiten. Ein Big Duck ist gerade wieder hier ... muss noch geladen werden ... sage John Bescheid ... du weißt doch wie er ist ..." Im Gegensatz zu John blieb George äußerst gelassen. Er verabschiedete sich von Drake, legte das Headset zu Seite und schaute besonnen zu John.


    "Wie kannst du dabei so ruhig bleiben, George. Verdammt, es sind Todeskrallen. Alpha-Todeskrallen. Was schleppt er als nächstes an? Vielleicht ein Rudel Nachtpirscher? George, diese .... Viecher zerlegen einen Menschen innerhalb von Bruchteilen von Sekunden und ich soll sie sie in die Nähe unserer Leute lassen? Friedfertig und Todeskralle. Das sind zwei Sachen, die nicht zueinander passen." Bei John lagen die Nerven blank. Die Ereignisse der letzten Jahre forderten mittlerweile auch bei ihm ihren Tribut. In letzter Zeit war er immer dünnhäutiger geworden. Insbesondere bei Dingen in denen es um Drake ging.


    George konnte in den meisten Fällen nachvollziehen, dass er sich Sorgen um die Leute im Lassen oder Drake machte. In der Hinsicht waren sich John und Drake recht ähnlich. Jetzt aber gab John mit seinen Aussagen Drake zu verstehen, dass er seine geistige Eignung in Frage stellte. Was nach der Geschichte mit der Enklavebasis seinen alten Freund ziemlich getroffen haben musste. "Genauso unmöglich wie Supermutant und friedlich?" fragte George ruhig nach. Die Spitzfindigkeit in seiner Stimme war aber nicht zu überhören. John schaute George an und wurde knallrot.


    "John, ich habe mir mittlerweile abgewöhnt in dieser Welt jemanden nach seinem "Aussehen" zu beurteilen. Ja es sind Todeskrallen, aber er hat alles dabei sicherheitstechnisch bedacht, was es dabei zu bedenken gibt. Bei aller Gefahr, die sie darstellen können, bin ich doch ziemlich neugierig auf sie." George schwieg einen Moment. "Außerdem John, ich muss dich wohl nicht daran erinnern, dass wir mittlerweile mit jemanden befreundet sind, der nach der Gefährlichkeitsskala der bekannten Gefahren des Ödlandes gleich nach den Todeskrallen rangiert. Auch nicht zu vergessen, unsere Ghulkollegen, die jeden Moment wild werden können. Und die schlimmste Spezies von allen ... das sind wohl wir." George klang verbittert. "Wir Menschen tun uns jetzt und haben sich in der Vergangenheit noch schlimmere Dinge angetan. Ich weiß, dass dich Drakes Amoklauf immer noch beschäftigt. Wenn du solche Andeutungen in euren letzten Gesprächen gemacht hast, wundert mich sein momentanes Verhalten nicht." Georg schüttelte kurz den Kopf dabei.


    John schaute schuldbewusst auf den Boden. "Ich ... es tut mir leid. Ja. Ich habe mich wie ein Trottel benommen. Wenn ich so darüber nachdenke ... ich meinte es nur gut ... aber du hast recht. Das war nicht fair von mir. Gerade und auch einige Male vorher." seufzte John. "Nur ... George ich vermisse die alten Zeiten ... ich habe das Gefühl, wir schlittern von einer Katastrophe in die nächste. Von der NCR hören wir zurzeit nichts. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht für uns ist. Da draußen irgendwo ist die Enklave und scheint die Leute weiter zu terrorisieren. Das was außerhalb des Lassens ist, hat kaum noch mit der Welt zu tun, die wir kannten. Ich komme mir manchmal vor, als wären wir auf einen fremden Planeten gestrandet." George sah John lange an, bevor er etwas sagte. Er wusste genau, was John meinte. Das Gefühl kam bei vielen im Lassen immer wieder auf. "Trotzdem dürfen wir uns glücklich schätzen. Wir haben mit dem Lassen eine sehr sichere Zuflucht und vor allem ein Zuhause." John nickte. "Da gebe ich dir uneingeschränkt recht. Ich werde mich dann um alles Weitere kümmern, damit alles so weit ist, wenn sie eintreffen. Und mich danach vor allem bei Drake entschuldigen." John ging es nach dem kurzen Gespräch mit George wieder besser.


    Nach drei Stunden war der Big Duck so weit, dass er Richtung Drakes Erkundungsgruppe losgeschickt wurde. In der Zeit bereitete man den Bereich in den Höhlen ebenfalls vor und ließ einiges an Material dort hinbringen. Unteranderem auch medizinische Behandlungsutensilien, um den verletzten Todeskrallen zu helfen. Das war ja der Hauptgrund, warum sie hierhin kamen. John war weiterhin unruhig, vertraute aber nun darauf, dass Drake die Situation richtig einschätzte. Mittlerweile stellte sich bei ihm auch etwas Neugier an.

  • Allein durch die Aussprache der Todeskrallen muss ich an gewisse Exemplare aus The Frontier denken, aber wie immer super Kapitel! Das nenne ich mal ein Meisterwerk :)


  • 381. Schuppige Gäste

    Drake blieb noch einen Moment stehen, nachdem er mit John und George alles Weitere besprochen hatte. Er starrte für einen kurzen Moment in die Ferne. Dabei zog er die Mundwinkel noch weiter nach unten, als sie bei ihm im Normalfall schon waren und brummte in sich hinein. "Das war gerade von mir nicht fair John gegenüber ... Er weiß doch, dass ich kein unnötigen Risiken eingehe ... Ich hoffe, dass er mir irgendwann wieder so wie früher vertrauen kann. Er hat mir nicht mal eine richtige Chance gegeben die Sache hier zu erklären ... aber George hat mit manchen auch Recht ... wenn ich wieder im Lassen bin, muss ich mit ihm reden ... mich bei ihm entschuldigen *Seufzen* ... ich hätte mich vielleicht nicht so zurückziehen sollen ... nicht ohne es ihm zu erklären ... darf mich da nicht in etwas flüchten ... sonst verliere ich noch einen weiteren Freund."


    Drake schüttelte kurz niedergeschlagen den Kopf und schob die Gedanken betreffend ihm und John erst einmal zu Seite. Im Moment ging es darum, den besonderen Todeskrallen zu helfen. Er lief zu seinen Leuten und den Krallen zurück. Seine Leute schienen sich langsam an sie zu gewöhnen. Als Drake wieder bei ihnen ankam, war gerade einer von ihnen dabei, Rakesh vorsichtig etwas Wasser aus einer Proviantflasche einzuflößen. Dieser bedanke sich gerade bei ihm. Drake lächelte kurz, dann kniete er sich zur Todeskralle hinunter. "Rakesh, einige eurer Verletzungen sind sehr schwer. Ich würde euch gerne in unser Zuhause bringen lassen, damit ich sie dort zu Ende behandeln kann. Dort gibt es auch Höhlen. Eurem Nest nicht ganz unähnlich. Dort wäret ihr und euer Gelege in Sicherheit." Die Todeskralle lauschte Drakes Worten und schien etwas abzuwägen. "Wir sollen unser Nessst aufgeben?" Ich weisss nicht. Ess isst unssere Heimat, seit sehrr langer Zeit." zischte Rakesh unsicher. "Wenn es euch wieder besser geht, können wir euch auch wieder hierhin zurückbringen. Wenn ihr das wollt." bot Drake an.


    Rakesh zischte und fauchte sanft Richtung Runa. Er schien sich wieder mit ihr zu besprechen. Es dauerte einige Minuten, dann sprach Rakesh wieder in der menschlichen Sprache. "Ich habe dein Wort?" Drake nickte. "Nun gut. Wie weit ist zu eurem Nest ... eurem Zuhause?" fragte die Kralle. "Zu Fuß etwa einen Tagesmarsch. Mit dem Vertibird dauert der Flug nur wenige Stunden. Mit dem würde ich euch gerne transportieren. Das Schwert in Runas Wunde sollte so schnell wie möglich entfernt und der Bauch an der Stelle verschlossen werden, sonst wird sie über kurz oder lang daran sterben." In Drakes Stimme klang Besorgnis mit. "Flug? Ihr habt noch Maschinen, mit denen ihr fliegen könnt? Ich habe einmal als junge Kralle einen Flugapparat der Menschen mit der Yao-Guai-Flagge gesehen und mir versucht vorzustellen, wie es sein könnte dort mitzufliegen. Dass klingt hochinteressant." Rakesh war trotz seiner Schwächung aufgeregt, was man an der leicht zuckende Spitze seines reptilienhaften Schweifes sah. "Ihr seid also mit dem Transport einverstanden?" Rakesh bestätigte und Drake sah erleichtert aus.


    Die nächsten anderthalb Stunden verbrachten sie damit, sich und die Todeskrallen auf die Ankunft des Vertibirds vorzubereiten. Die Expedition zu der Kleinstadt wurde auf ein anderes Mal verschoben. Als sie fertig waren, setzte sich Drake zu Seite und schrieb einige Notizen zu den Todeskrallen und dem Erlebten auf. Bei besonderen Ereignissen oder Erlebnissen führte er neuerdings Buch. Seine Leute pausierten derweil. Es dauerte noch eine gute halbe Stunde, bis sie das typische Rotorengeräusch des Big Ducks hörten. Der Transportvertibird der Silverdragons konnte bis zu etwa vierzig Personen oder dementsprechende Fracht transportieren und war im Innenraum relativ variabel. Auch wenn der XVB05 ein Neukonstruktion war, hatte er bis jetzt sehr zuverlässig seine Aufgaben in der Materialverschiffung erfolgreich bewältigt.


    Bisher waren erst wenige aus dem Lassen mit dem XVB05 mitgeflogen, so dass es neben den Todeskrallen auch für die allermeisten in der Drakes Gruppe das erste Mal war. Für ihn selbst ebenfalls. Der Vertibird landete etwas abseits und öffnete kurz darauf die hintere Frachtklappe. Vorsichtig machten sie sich daran, die beiden Todeskralle mitsamt den sieben unbeschädigten Eiern in das Innere zu verbringen. Nachdem sie damit fertig waren, nahmen sie an den Seiten auf den ausklappbaren Sitzen Platz. Drake setzte sich zu den beiden auf den Boden liegenden Todeskralle ans Kopfende, so dass er sie die ganze Zeit im Blick hatte. Für alle Fälle. Kurz nachdem schloss sich die Ladeklappe und der Vertibird hob ab und flog Richtung Lassen. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle und zwei Stunden später landete der Big Duck auf dem Landefeld, das sich in der Talmulde seitlich vor dem Lassen befand.


    George wartete bereits neben dem Landefeld mit seiner Leuten. Einige von ihnen mit schweren Waffen, für den Fall, dass die Todeskrallen doch nicht so friedlich waren, wie es zunächst den Anschein hatte. Sie standen aber ein Stück abseits, um nicht zu bedrohlich auf die Krallen zu wirken. Drake zog mit einigen anderen Rakesh und Runa in die Höhle, die man für sie vorbereitet worden war. Kurz nachdem sie dort angekommen waren, wurden beide mit Hilfe von Betäubungsmitteln in einen tiefen Schlaf gelegt. Danach machte sich Drake mit Hilfe von Darper und einigen anderen aus der Krankenstation des Lassen ans Werk. Man ging sehr behutsam vor. Es war für alle Anwesenden eine Herausforderung, da man nur wenige Wissensfragmente zur Physiologie der Todeskrallen besaß.


    Zwei Tage später


    Drake lehnte sich gerade an die Höhlenwand in seinem Lager, als langsam Bewegung in den Körper der männlichen Todeskralle kam. Er beobachtete Rakesh aufmerksam und griff mit seiner Hand kaum sichtbar an eine Stelle und schien kurz etwa zu kontrollieren. Unter der Decke lag ein geladenes Gewehr mit einem starken Betäubungsmittel. Auch wenn er Rakesh grundsätzlich seine Friedfertigkeit abkaufte, wollte er auf Nummer Sicher gehen. Es dauert ganze zwei Minuten, bis sich Rakesh unter einem leichten Brummen aufgerichtete und noch wackelig auf seinen Beinen stand. Auch von außerhalb beobachtete man Vorgänge in der Höhle genau. Der Eingang war mit einem massiven Stahltor verschlossen worden, um sich gegenseitig schützen zu können. Die Todeskrallen vor Menschen und umgekehrt. Sollte es sich herausstellen, dass die Krallen tatsächlich wirklich so friedfertig waren, wie sie es gesagt hatten, würde man ihnen auch der Zugang zum Lassen gewähren. Aber im Moment war man vorsichtig und hatte vor dem Bereich eine kleine Beobachtungsstation eingerichtet. Sie war zurzeit mit Leuten der Sicherheit besetzt.


    Rakesh schaute langsam an sich herunter. Er fühlte vorsichtig und interessiert die behandelten Stellen mit seinen Krallen ab. Dabei schoss die Zunge der Todeskralle immer wieder aufgeregt aus seinem Maul hervor. Dabei legte er seinen gehörnten Kopf schief. Drake war mittlerweile auch aufgestanden und sah sich insbesondere die Bewegung des wiederhergestellten Beines an. Rakesh war für ein Alphatodeskrallenmännchen recht ansehnlich. Er überragte selbst Drake um gute anderthalb Köpfe. Vorsichtig bewegte die Kralle das Bein. "Du hassst dein Versprechen wirklich gehalten. Ich wussste nicht, ob ich euch wirklich vertrauen konnte, aber ich war bereits zu schwach, um meine Familie weiter verteidigen zu können. Du hast mich nicht enttäussscht. Meine Einssschätzung war wohl richtig." Rakesh drehte seinen Kopf neugierig hin und her und betrachtete seine Umgebung. "Das Tor ist zur beidseitigen Sicherheit, vermute ich?" Drake bejahte. "Ja. Allgemein sind Todeskrallen nicht für einen zivilisierten Umgang mit den Menschen bekannt und ich dachte, dass wir uns so aneinander ... ich nenne es mal ... gewöhnen können. Deshalb bin ich auch die ganze Zeit bei euch geblieben, damit ihr gewisse Dinge nicht fehlinterpretiert."


    Rakesh bewegte sich langsam umher und betrachtete Runa, die auf einem extra für sie eingerichteten Lager lag. Sie war noch nicht aufgewacht. In nächster Nähe lagen die Eier in einem sorgfältig aufgeschichteten Nest. Darüber hangen einige Wärmelampen, die den in den Eiern befindlichen Krallen die notwendige Wärme spendeten. "Ich sssehe, ihr habt verssucht euch so gut esss möglich war, euch um mein geliebtes Weibchen und unsser Gelege zu kümmern. Dass hat bissher noch nie jemand in der Art für unss getan." Rakesh ließ sich neben Runa nieder. "Sag Veränderter ... Drake ... war dein Name? Richtig? Wird Runa ess schaffen? Ich ... fühle ... dass sie sehr schwach ist." In Rakesh Stimme konnte man deutlich die Sorge um sein Weibchen heraushören. "Wir haben für sie getan, was wir konnten. Nur ist unsere Wissen über euch nicht besonders gut. Auch deshalb bin ich bei euch geblieben." Die Todeskralle sah Drake einen Moment schweigend an. "Du hasst die ganzze Zeit über uns gewacht?" fragte Rakesh überrascht. Drake bestätigte seine Frage.


    "Ihr standet beide auf Messers Schneide. Wir haben hier alle unser Wissen in die Waagschale geworfen. Ich hoffe, dass es auch für Runa ausreichend war, Rakesh. Wir können im Moment nur Abwarten." Drake schaute ebenfalls sorgenvoll zu ihr. Rakesh hatte sich mittlerweile schützend zu ihr und den Eiern gelegt. "Rakesh, ich werde mich wieder auf mein Lager zurückziehen, damit ihr beiden Ruhe habt. Wenn etwas ist, mach dich bemerkbar." Drake drehte sich um und wollte sich gerade auf dem Weg machen, als ihn Rakesh erneut ansprach. "Drake? Hab Dank für alless ... Krallenfreund." Drake drehte sich zu ihm um, und ein selten gewordenes Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen. "Gerne, Rakesh."


    Einen kurzen Moment später setzte Drake sich auf seinem Lager nieder und schrieb einiges in sein Notizbuch. Das Betäubungsgewehr würde er bei Rakesh nicht benötigen. Wie die Todeskralle auch, hoffte er, dass Runa es schaffte. Ihre inneren Verletzungen war massiv gewesen. Zusätzlich war die Klinge mit einem bis dato unbekannten Gift bestrichen gewesen, was die Rettung des Weibchens weiter erschwerte. Zurzeit wurden es im Lassen analysiert. Diese Krallenjäger kannten die Stärke und Schwächen ihre Beute sehr gut. Wieder lernte man im Lassen über die neue Welt dazu.

  • 382. Vertrauen wiederherstellen

    Rakesh Schweif peitschte aufgeregt hin und her. Es war jetzt zwei Tage her, dass er aufgewacht war. In dieser Zeit unterhielt er sich ausgiebig mit Drake. Dabei wurde sehr schnell klar, dass diese Todeskrallen nur in Ruhe leben und keinem Menschen absichtlich Schaden zufügen wollten. Deshalb lebten sie schon lange weit außerhalb im Ödland, fernab jeder Siedlungen. Drake blickte von seinen Notizen auf. Ihm war die plötzliche Unruhe der Todeskralle nicht entgangen. In den beiden Tagen durfte er so einiges über sie lernen. "Was ist los, Rakesh? Stimmt etwas nicht?" Drake machte sich daran aufzustehen. "Ich bin mirr nicht ganz ssicher *unidentifizierbare Zischlaute* ... " Rakesh schaute dabei zu Runa.


    Dann sah Drake es auch. Man konnte eine ganz leichte Bewegung am Körper des Weibchens wahrnehmen. Sie schien endlich aufzuwachen. Runa blinzelte einen Moment irritiert und ihre Zunge kam langsam heraus. Den Flug mit dem Vertibird hatte sie bereits nicht mehr mitbekommen. Sie wachte in einer für sie völlig fremden Umgebung auf. Sie legte ihren Kopf schief und sah Rakesh an. Der begann einige Zisch- und Brummlaute von sich zugeben. Drake verstand zwar nicht, was Rakesh sagte. Aber aufgrund der Art der Laute, die er von sich gab, schloss Drake, dass Rakesh sich über alle Maßen freute, dass sie nun scheinbar das Schlimmste überlebt hatte. Zwischendurch deutete Rakesh Richtung des Geleges. Runa stand auf. Hin und wieder zischte sie dabei schmerzverzehrt.


    "Langsam bewegen, Runa. Wir haben dich zwar gut verbunden, aber deine Wunden waren sehr tief." mahnte Drake. Er war ebenfalls erleichtert, dass sie endlich wieder zu Bewusstsein kam. Runa stand mittlerweile und drehte sich in Richtung Drake. "Ich werde versssuchen vorsichtig zu ssein. Sssind dasss die Höhlen, von denen du gesprochen hassst, Drake? Sssie sind als neues Nest hervorragend. Trocken, warm und geschützt. Rakesh hat mir gerade erzählt, dass du und dein Rudel ... Familie ... mir fällt dasss passsende menschliche Wort nicht ein ... die ganze Zeit über uns gewacht und unsere Schlüpflinge vor dem Auskühlen bewahrt habt. Sie werden es alle schaffen. Dank euch. Das mindert meinen ... unseren Schmerz ... über den Verlust unssserer restlichen Familie." Runa war wie Rakesh ebenfalls sehr dankbar.


    Drake bewegte sich zu den beiden Todeskrallen. Dabei warf er einen kurzen Blick auf das Gelege. "Also werden wir hier bald neun Todeskrallen beheimaten. Ich werde die möglichen weiteren Entwicklungen mit den anderen besprechen müssen. Diese einzelne Höhle könnte für sie bald zu klein werden. Je nachdem, ob sie hierbleiben wollen oder auch nicht." dachte Drake bei sich. "Ich bin froh, dich auf den Beinen zu sehen Runa. Ruht euch aus. Euch wird hier kein Leid geschehen." Anschließend wandte er sich an Rakesh. "Mein schuppiger Freund, ich werde euch nun für einige Zeit verlassen. Ich muss noch einiges mit den anderen klären. Ihr könnt euch dort bemerkbar machen, wenn etwas ist." Drake zeigte auf eines von zwei rundlichen Fenstern, die in den Wänden neben dem Tor eingelassen waren.


    Rakesh machte etwas ähnliches wie eine Nickbewegung mit seinem Kopf. "Wirst du uns bald auch die anderen des ... Rudels ... vorstellen? Euren Alphas ... Anführern? Runa und ich sind sehr neugierig auf die anderen Menschen. Wir wollen euch gerne näher kennenlernen. Ich vermutete ihr uns auch." Drake schaute zu Rakesh hinauf. "Ja, das werde ich. Die anderen sind ebenfalls gespannt auf euch." Danach verabschiedete er sich von den beiden und lief zum Lassen hinüber. Es stand eine Besprechung im kleinen Rahmen an. Neben John und George waren die beiden Führungsspitzen von Versammlung und Ältestenrat, Benjamin Alvarez und Susan Shirley dabei. Alvarez rückte nach Brandentons Absetzung an die Spitze der Versammlung nach. Er war wie Shirley an einer übergreifenden Zusammenarbeit interessiert und der neuen alten Welt gegenüber wesentlich aufgeschlossener.


    Die vier diskutierten angeregt, aber freundschaftlich miteinander, als Drake dazustieß. "Das Weibchen ... Runa sagtest du, ist sie nun auch über den Berg oder ist sie ...?" fragte George nachdenklich nach. "Sie hat es überstanden und ihr vorübergehendes Zuhause scheint ihr auch sehr zu gefallen." antwortete Drake ruhig und nahm bei den anderen Platz. "Wie ich sehe, haben Sie bis jetzt auch keine Blessuren davongetragen. Obwohl Sie die ganze Zeit bei ihnen waren. Dann sind sie scheinbar wirklich friedfertig. Das Äußere vermittelt da etwas anderes. Wirklich erstaunlich." sagte Alvarez, der mit Rakesh und Runa die erste wirkliche Begegnung mit einer Todeskralle auf Distanz erleben durfte. Während Drake in die Tage in der Höhle bei den beiden verblieben war, waren unterschiedliche Leute aus dem Lassen vorbeigekommen und betrachtetet die Krallen neugierig durch die Fenster.


    "In der Zeit bei ihnen, verschwendeten sie nicht einen Gedanken daran und haben ein großes Interesse, uns kennenzulernen." berichtete Drake. "Auch wenn sie bis jetzt niemanden angegangen sind, habe ich trotzdem Bedenken sie zu einem späteren Zeitpunkt ihnen die Freiheit einer vollständigen Bewegungen durch den Lassen zu gewähren bzw. sie überhaupt aus der Höhle herauszulassen. Ein "Kennenlernen" sehe ich ebenfalls problematisch. Was ist, wenn es zu einem Missverständnis kommt und diese ... Kreaturen ... unserer Leute umbringen? Es wäre ihnen ein Leichtes. Es sind trotz allem Tötungsmaschinen." warf John ein.


    Er hatte immer noch ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Wieder war John, ohne es sich wirklich bewusst zu sein, in seine ablehnende Haltung gegenüber Drakes Entscheidung gerückt. Drake sah John nach dieser Ansage an und schien etwas sagen zu wollen. Was immer es wohl war, er verkniff es sich und schaute für einen Moment auf Boden. George beobachtete seinen alten Freund und wusste, dass John damit wieder einmal Drakes derzeitige Achillesferse getroffen hatte. Es überraschte ihn, dass Drake sich zurückhielt. Vor zwei Tagen war das noch anders gewesen. George vermutete, dass er sich nicht mit John vor Alvarez und Shirley streiten wollte.


    Sie diskutierten noch eine ganze Zeit miteinander und kamen zu dem Ergebnis, dass man sich mit einigen wenigen Leuten morgen den beiden Krallen vorstellen würde. Je nachdem, wie es lief, würde danach entschieden werden, wie es weiter ging. Jetzt trennte man sich. George, Shirley und Alvarez waren bereits gegangen. John wollte auch gerade den Raum verlassen, als Drake ihn bat noch zu bleiben. John war innerlich immer noch äußerst unausgeglichen und rechnete damit, dass er jetzt von Drake eine gesalzene Ansage bekam. "Wenn es denn sein muss. Ja, ich weiß, ich habe wieder deine Ent ... " begann John genervt sich zu rechtfertigen. "Das ist nicht der Grund, warum ich mit dir sprechen wollte. Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich war vor einigen Tagen nicht ganz fair zu dir. Außerdem hätte ich dir erklären sollen, warum ich im Moment so selten im Lassen bin." seufzte Drake. "Und prinzipiell habe kein Problem damit, dass du meine Entscheidung in Frage stellst. Nur die Art, wie du es getan hast ... aber ... vielleicht ... hast du ja Recht ... vielleicht ist es doch ..." Drake brach mitten im Satz ab und schaute betrübt zu Boden.


    John war überrascht und stutzte. Dann dachte er an Georgs Worte von vor einigen Tagen. "Ich glaube, ich muss mich bei dir auch entschuldigen. Ich bin im Moment ziemlich runter mit den Nerven. Es ist in der letzten Zeit einfach zu viel passiert. Gerade was dich betrifft. Wenn ich ehrlich bin, beschäftigt mich die Sache mit der Enklave immer noch sehr. Mir gehen gewisse Bilder im Moment nicht aus dem Kopf." beichtete John. Drake sah nachdenklich an. John fiel dabei auf, dass Drakes Augen einen leichten Ausdruck von Traurigkeit aufwiesen. "Das glaube ich dir gerne und es ist mehr als nachzuvollziehen. Auch das du mir im Moment nicht mehr so wie früher vertrauen kannst ... dass du mich scheinbar mittlerweile sogar ... fürchtest, wegen meinem ... Innenleben. In einige Gesprächen klang das mehr als deutlich mit" Drake schluckte und schloss die Augen für einen Moment.


    "Das, was ich dort getan habe ... war schlimm. Eigentlich unverzeihlich und immer noch der Grund, warum ich so selten hier bin. Ich muss mich erst wieder herantasten ... mit mir selbst ins Reine kommen. Dort draußen kann ich die ganze Sache besser verarbeiten und mich langsam wieder hier zugehörig fühlen. Versuchen es auf irgendeine Art es wieder gut zu machen. Auch wenn ihr mir damals signalisiert habt, dass ich dazugehöre. Wenn ich hier bin ... nach kurzer Zeit bekomme ich wieder die ganzen Bilder in den Kopf ... immer und immer wieder." In Drakes Stimme war deutlich Niedergeschlagenheit und Trauer zu hören.


    "Ich ... ich wollte dir nicht das Gefühl geben, eine wandelnde Gefahr zu sein. Nur ... ich bin ehrlich ... die Videoaufzeichnungen ... von dir ... sie habe mir wirklich Angst gemacht. Angst vor dem was passiert, wenn du hier die Kontrolle verlieren würdest. Das wir dich an die andere Seite verlieren. Deshalb hatte ich seitdem immer ein Auge auf dich. Um zu erkennen und genau das zu vermeiden. Ich glaube, ich habe mich da in etwas hineingesteigert. In manche Dinge zu viel hineininterpretiert und dir vor allem eine mangelnde Vorsicht vorgeworfen. Das war dem Ganzen nicht förderlich. Du brauchst Unterstützung von mir. Nicht Ablehnung. Ich gelobe Besserung mein Freund." John ärgerte sich innerlich über sich selbst.


    "Und ich sollte wieder öfter mit euch sprechen. Auch ich habe nicht richtig gehandelt. Ich danke dir, dass wir uns aussprechen konnte, und dass du so ehrlich warst. Ich ... fürchte ... mich auch davor John. Deshalb auch die regelmäßigen Besuche bei Darper." Beiden ging es nach der Aussprache besser. John schlug Drake sogar vor, gegen Abend in einem der Diner im Lassen gemeinsam zu essen. Ein wenig Geselligkeit würde beiden guttun. Drake freute sich über Vorschlag.

  • 383. Zusammenkunft

    Drake lachte herzlich. Etwas, was in letzter Zeit bei ihm äußerst selten geworden war. "Ernsthaft? *tiefes brummendes Glucksen* Da wäre ich gerne dabei gewesen. Das dumme Gesicht dieser Raider hätte ich zu gerne gesehen." Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Er grinste immer noch. John nickte zustimmend und biss herzhaft in einen Fancy Lads hinein. "Drake? Wir sollten das hier wieder öfter machen. Uns wirklich die Zeit dafür nehmen. Früher haben wir das häufig gemacht. Ich glaube, das erdet uns beide ein wenig." Drake setzte sich wieder auf. "Haben wir das? Ich kann mich nicht ... " Er unterbrach sich selbst für einen kurzen Moment. "Das war wahrscheinlich vor ... John ... du hast recht. Es scheint meinem Inneren gutzutun. Wir waren und sind immer noch gute Freunde, oder? Hoffe ich. Ich habe mich zwischenzeitlich wirklich weit von euch entfernt ... das ist mir heute Abend bewusst geworden."


    John lächelte. "Gerne. Mein alter Freund. Eine gewisse Normalität wäre auch für dich hilfreich und ... vielleicht auch ein wenig heilend." ergänzte er. Wieder fielen ihm Darpers Worte dabei ein. "... tiefe psychologische Narben." Er streckte die Hand Richtung Drake aus und legte sie auf seinen Handrücken. "Wir bleiben Freunde. Egal was passiert. Wir passen weiterhin gegenseitig auf uns auf. Wie wir es schon immer getan haben." Für Drake bedeutete diese Geste von Johns Seite mehr, als dieser sich vorstellen konnte. Seitdem die Sache mit Eckhardt passiert war, vermied er es tunlichst jemanden mit seinen Händen zu berühren. Immerhin waren sie es gewesen, die dem Cpt. und anderen Unbeteiligten in der Enklavebasis einen grausigen Tod gebracht hatten. Daraufhin streckte Drake seinerseits mit Bedacht seine andere Hand aus und legte sie kurz auf Johns ab. Mit einer seltsamen belegten Stimme sagte er leise "Danke." und zog sie wieder zurück.


    Nun kam er auf ein Thema zusprechen, das für morgen anlag. "John? Dürfte ich dir gegenüber eine Bitte äußern? Kannst du Runa und Rakesh eine Chance geben, mein Freund? Ich weiß, dass du ihnen gegenüber große Vorbehalte hast. Vielleicht auch zu Recht. Auf einen Menschen können sie äußerlich äußerst bedrohlich wirken ... aber *kurzes Seufzen* das habe ich damals nach ... Darkhollow ... auch." bat Drake. "Nach den Gesprächen heute, habe ich betreffend der Beiden meine Meinung etwas abgeändert. Ich werde es mit ihnen versuchen. Diese Kombination von Größe und Krallen ist wirklich furchteinflößend. Andererseits sind es wirklich unglaublich interessante Krea ... ich glaube, ich nutze lieber den Begriff Lebewesen. Das klingt freundlicher. Ich werde morgen mit dabei sein." Drake lächelte. Er sah äußerst dankbar aus.


    Nachdem sie im Diner fertig waren, verabschiedeten sie sich voneinander. Drake wollte sich gerade zum Gehen umdrehen, als John ihn nochmal ansprach. "Alter Freund? Wir verabschieden uns extrem distanziert. Auch das sollten wir ändern. Wir hatten früher immer ein kleines Ritual ..." erklärte John schmunzelnd und zeigte es Drake. Auch wenn es aufgrund des Größenunterschiedes zwischen den beiden wirklich merkwürdig aussah. Drake nahm es über alle Maßen dankbar an. Für ihn bedeutete es eine weitere Normalisierung zu John.


    Am nächsten Morgen traf sich eine Gruppe von Personen am Eingang zu den Höhlen. Mit dabei waren Tesla, Einstein, John, George, Alvarez, Shirley und einige andere Leute. In der Beobachtungsstation waren einige Wachen mit geladenen Betäubungsgewehren abgestellt, falls sich eine gefährliche Situation für die Beteiligten ergab. Während die anderen noch angeregt debattierten, betrat Drake die Höhle der beiden Todeskrallen. Runa lag hinter kurz hinter ihrem Nest und schien die Wärme der Lampen zu genießen, die über dem Gelege positioniert waren. Rakesh lag nicht weit von Runa eingerollt auf dem warmen, leicht sandigen Boden. Beide beobachteten ihre Umgebung genau, waren aber nicht angespannt.


    Die Ankunft von Drake schien die beiden zu freuen. Das konnte er mittlerweile an ihren Lauten bzw. ihrer Sprache heraushören. "Hallo Krallenfreund, ssschön dich ssso ssschnell wiederzusssehen. Alless erledigt?" fragte Rakesh neugierig nach. "Ja. Ich konnte einige Dinge klären. Rakesh und du natürlich auch Runa, würdet ihr heute einige meiner Freunde kennenlernen wollen? Oder ist es ungelegen?" fragte Drake die beiden höflich. "Nein, ess ist nicht ungelegen. Wir würden heute noch gerne einige des ... Rudelsss ... Gruppe kennenlernen. Noch sind die Ssschlüpflinge in ihrer Ssschale. Da ist dasss noch gut möglich." zischte Runa freudig. "Gut. Ich werde sie dann einzeln holen."


    Nach und nach lernten Runa und Rakesh die anderen kennen. Es lief besser als erhofft. Schnell gewöhnte man sich aneinander. Auch die nach außen nicht sichtbare Angst der Todeskrallen, dass sie doch in die Fänge von ablehnenden oder gar feindlichen Menschen geraten war, stellte sich als unbegründet heraus. Man war auf beiden Seiten höchst angetan voneinander. Am Ende saß die gesamte Gruppe gemeinsam bei den Todeskrallen. Runa und Rakesh hatten alles dafür getan, dass man sie nicht fürchten musste und akzeptieren konnte. Besonders Susan Shirley, Tesla und Runa schienen sich sehr gut zu verstehen. Sie saß neben staunend neben Runa und ließ sich die Aufzucht und Erziehung der jungen Todeskrallen erläutern. An anderer Stelle lauschte man Rakesh gespannt, der auf Nachfrage zu erzählen, was dort draußen passiert war.


    Selbst John, der die größten Bedenken in der Gruppe gehabt hatte, saß am Schluss sogar an Rakesh angelehnt. Drake saß etwas Abseits auf dem Boden und beobachtete das Ganze aufmerksam. Innerlich war er erleichtert. "Ich bin wirklich positiv überrascht. Das habe ich so nicht erwartet. Die Chemie scheint zwischen uns allen zustimmen. Ich habe eigentlich mit einer langen Gewöhnungsphase gerechnet. So wie das zwischen ihnen allen aussieht, könnte es sogar sein, dass sie bleiben wollen. Vielleicht sollte ich mit den anderen über diese Möglichkeit reden." Nach weiteren zwei Stunden trennte sie sich. Teilweise legte man schon weiteren Treffen fest. Tesla und Shirley beredeten sich sogar schon darüber, wie man Runa bei ihren Schlüpflingen helfen konnte. Beide hatten sie darauf angesprochen und Runa erlaubte ihnen bei dem Schlüpfen dabei zu sein. Das Todeskrallenweibchen war von dem Verhalten der beiden angetan. Die Menschen hier nahmen sie beinahe familiär auf. So eine Erfahrung war für die Todeskrallen neu. Menschen waren ihnen in den seltensten Fällen gut gesonnen gewesen.


    Am nächsten Morgen war Drake seit längerer Zeit unten in der Kommandoebene in seinem Büro und stellte einige Bilder von seinem Freunden auf einem kleinen Tisch auf. Die Fotos waren gestern erst gemacht worden. Er stand und hielt eines in der Hand, wo er zusammen mit Tesla und Einstein zu sehen war. Wie immer blödelte Tesla herum. Einstein schaute dementsprechend strafend. Drake musste deswegen schmunzeln. Es klopfte. "Mmmh? Ja?" Dann steckte John den Kopf hinein und grinste. "Beschäftigt oder kann ich reinkommen?" "Warum bist du noch nicht drin?" brummte Drake immer noch lächelnd. "Du hattest Recht. Man sollte nicht auf Äußerlichkeiten schließen ..." begann John. " ... sagte der Mensch zum Mutanten ..." und grinste dabei sehr breit. "Ich sehe, du bist heute richtig gut gelaunt. Das Gestern war ... bemerkenswert. Jetzt verstehe ich, was du an den beiden findest. Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht." lächelte John. "Was meinst du, ob die beiden ... ?" Sie wurden durch ein weiteres Klopfen unterbrochen.


    Die Tür öffnete sich und Jenssen stand in der Tür. Seine Miene war extrem sorgenvoll. "Hier sind Sie beiden. Sie sollten schnellstens ins Kommunikationszentrum hochkommen. Gelehrter Darrington und Gelehrte Abby haben uns einen besorgniserregenden Notruf durchgestellt." Beide folgten ihm umgehend. Als sie dort ankamen, waren die beide selbst Vorort. Sie waren kreidebleich. "Was ist los?" fragte John hoch besorgt. So hatte er die beiden noch nie gesehen. Jenssen öffnete den Kommunikationskanal. Der Notruf kam aus Lost Hills. Sie wurden angegriffen.

  • 384. Die Schlacht um Lost Hills I


    Die Nachricht, die man im Lassen von der Bruderschaft aus Lost Hills auffing, war mehr als besorgniserregend. Drake stützte sich mit beiden Hände auf die Konsole vor ihm und lauschte dem Ganzen aufmerksam mit gesenktem Haupt. John stand auf der anderen Seite der Konsole und hatte die Hand ans Kinn geführt. Er blickte ebenfalls bekümmert drein. Mittlerweile hatte Darrington Abby fest in den Arm genommen. Beiden stand massive Verunsicherung ins Gesicht geschrieben. Der Notruf kam zwar ziemlich verzerrt und fragmentiert herein, aber die Dringlichkeit und die massiven Kampfgeräusche waren kaum zu überhören. Drake war der erste, der die Worte wiederfand. "Dieser Notruf ... er ist ... schrecklich. Lost Hills ... in einer Notsituation ... das hätte ich nicht für möglich gehalten. Konnten wir noch etwas aus den massiven Frequenzstörungen herausfiltern? Wissen wir, wer die stählerne Bruderschaft angreift?"


    Einer der Kommunikationsleute nickte betroffen und spielte die bereinigte Nachricht für alle hörbar ab. Nun konnte man einige Äußerungen im Hintergrund hören. Dadurch erfuhren sie, dass eine Horde Supermutanten die Hauptbasis der Bruderschaft des Stahls angriff. Es war Paladin Torro, der den Notruf absetzte und alle Bruderschaftler in der Umgebung um dringliche Unterstützung bat. John und Drake sahen sich ernst an. Ohne Wort fassten sie zusammen ihren Entschluss. Es gab nur hier nur eine Option. Sie würden ihnen im Kampf zur Seite stehen. "Wir müssen sofort alles weitere veranlassen." sagte Drake zu John. "Ist schon so gut wie erledigt. Die Vertibirds nehme ich an?" fragte John kurz und Drake nickte. "Es ist unsere einzige Chance ihnen rechtzeitig zu Hilfe zu eilen. Gut, dass wir einige Vertibirds gebaut haben. Vor allem, dass es als allererstes die neuen Transportvertibirds waren. Sie jetzt als Truppentransporter in dieser Situation zu nutzen, macht am meisten Sinn." John stimmte ihm einhellig zu.


    "Ich kümmere mich wie immer um die Logistik, du um die Leute?" Während Drake begann über die Kommunikationszentrale die passenden Leute aus dem Lassen in aller Eile zusammenzuziehen, trat John zu Darrington und Abby. "Wir werden euch helfen, wo wir können und versuchen Lost Hills in ihrem Kampf zu unterstützen. Aber eine Sache brauchen wir von euch, damit wir keine kostbare Zeit vergeuden. Würdet ihr mir bitte die Koordinaten von Lost Hills mitteilen?" Abby sah Darrington beinahe flehend an.


    Er zögerte nicht und nannte ihm die Koordinaten. "Danke. Wir werden sie gut schützen. Niemand außerhalb des Lassen wird sie je erfahren." Knapp eine halbe Stunde später standen Hundertzwanzig Silverdragons mit schweren Waffen und Rüstungen bereit. Mehr waren im Moment aufgrund der wenigen Vertibirds nicht möglich. Von ihnen trug der größte Teil Powerrüstungen. Sie waren im Moment dabei die Big Ducks mit Mann, Munition und sonstigen wichtigen Dingen zu beladen, die man für den Kampf gegen die angreifenden Supermutanten brauchen würde.


    Gestern war noch ein weiterer Big Duck freigegeben worden, so dass mittlerweile vier Transportvertibirds zur Verfügung standen. Drake besprach kurz mit John noch einige Dinge. "John, ich werde die Operation leiten und mitgehen. Das bin ich ihnen schuldig. Trotz unserer Differenzen." sagte Drake fest entschlossen. "Das habe ich mir fast schon gedacht. Bist du wirklich sicher? Was ist, wenn du dabei dein Problem bekommst? Soll nicht lieber ich für alle Fälle gehen, mein Freund?" John hatte Sorgen, dass gerade in einem solchen Kampf Drakes dunkle Seite wieder geweckt wurde.


    "John, Danke für deine Sorge um mich ich. Aber ich werde mich solchen Situationen stellen ... müssen. Ich muss lernen damit umzugehen. Du weißt, dass mich das mein restliches Leben begleiteten wird. So bleibe ich ständig in Übung mit meinem anderen Ich. Im Moment habe ich mich gut in Griff ... Es sollte nach Darpers Therapie und Behandlung kaum mehr auftauchen ... sollte es trotzdem passieren ... ihr wisst, was dann zu tun ist." sagte er ernst. Er war sich dieser Gefahr mehr als bewusst.


    John nickte und seufzte. "Seid vorsichtig. Ich hoffe, wir sehen uns wieder. Schickt diese verdammten Unholde in die Hölle. Wir werden hier für alle Fälle einige Dinge vorbereiten. Sie werden mit Sicherheit Unterstützung in der Behandlung ihrer Verletzten brauchen. Vor allem hoffe ich, dass ihr noch rechtzeitig ankommt, um sie zu unterstützen." Wie auch Drake war John sehr besorgt, dass sie Lost Hills nicht mehr rechtzeitig erreichen würden. Mit den Big Ducks betrug die Flugzeit mit höchster Geschwindigkeit fast drei Stunden. Dabei wurde auf der Strecke der Überflug über größere Ansiedlungen vermieden, da man über das Territorium der NCR fliegen musste und Zwischenfälle vermeiden wollte. Der derzeitige Status der NCR zu den Silver Dragons war unklar. Es gab noch immer keine Rückmeldung von Major Avens. Auch war noch nicht versucht worden, seitens der NCR mit den Silver Dragons irgendwie sonst in Kontakt zu kommen.


    Drake und John verabschiedeten sich. Danach machte sich Drake zügig in Richtung Vertibirdhangar auf, der unter der Talmulde versteckt lag. Man war mit dem Verladen fast fertig, als er eintraf. Er war ebenfalls schwer bewaffnet. Neben einer für ihn passend angefertigte schwere Kamprüstung trug er neben dem, bei ihm üblichen Superhammer, ein schweres Maschinengewehr und ein neu konstruiertes Plasma- Scharfschützengewehr bei sich. Eine Besonderheit enthielt die Armrüstung. An beiden Seiten waren zwei ausfahrbare Messer untergebracht, die mit einer bestimmten Bewegung aktiviert werden konnten.


    Einige seiner Leute schauten erstaunt, waren aber froh, dass er mit dabei war. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass der Kommandant selbst mit auf die Mission ging. Gerade nicht bei so einer Art von Gegner. Dazu kam noch, dass der größte Teil der Bruderschaft mit dem Kommandanten der Silver Dragons trotz allem immer noch ein großes Problem hatte. Eine seltene Ausnahme davon waren die beiden Gelehrten Darrington und Abby. Beide hatten deswegen aber immer noch mit Anfeindungen aus den eigenen Reihen zu kämpfen. Drake schlüpfte in den letzten Vertibird und setzte sich dann auf den Boden. Neben ihm waren noch zehn weitere Silver Dragons im Inneren.Dieser Vertibird enthielt einen großen Anteil am Materialien für die Versorgung auf dem Schlachtfeld. Es worden noch einige Sachen verbracht. Dann schloss sich auch diese Ladeluke. Nur einen kurzen Moment kam die Freigabe aus der Kommunikationszentrale.


    Die Big Ducks waren bereits auf den Aufzügen platziert worden, die zu Oberfläche der Talmulde führten. Keine zwei Minuten später waren die Vertibirds in der Luft und steuerten ohne weitere Verzögerung die Koordinaten von Lost Hills an. Während des Fluges gab es eine weitere Taktikbesprechung zwischen den vier Vertibirdgruppen. Man würde versuchen die Supermutanten nach der Ankunft sofort in breiter Front unter schweren Beschuss zu nehmen. Weitere Planungen konnten erst bei der Ankunft vor Ort gemacht werden.


    Das Problem an der ganzen Sache war, dass man nicht wusste, wie viele Gegner Lost Hills angriffen. Seitens des Lassens war es nicht gelungen eine Verbindung mit der stählernen Bruderschaft herzustellen. Es war ihnen nur noch möglich Notrufe abzusetzen. Darrington war darüber extrem besorgt gewesen. Es war ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Gegner bereits in den schwerbefestigten Bunker der Bruderschaft eingedrungen waren. Wie auch immer sie das geschafft hatten.


    Mittlerweile waren die drei Stunden Flugzeit fast um und man bereitete sich in den Vertibirds auf die Ankunft im Zielgebiet vor. Die Anspannung war bei allen deutlich zu spüren. Man wusste nicht, was sie dort unten erwarten würde. Kamen sie noch rechtzeitig, um ihren Verbündeten zu helfen oder würden sie nur noch rauchende Trümmer und entstellte Körper vorfinden. Die Piloten gaben der Besatzung bereits ein Zeichen, dass es in den Sinkflug ging. Kurzer Zeit später landeten sie und die Silverdragons stürmten aus den Vertibirds heraus. Einige von ihnen hatten bereits die mitgeführten aufbaubaren Barrikaden aufgenommen und bauten schon eine Abwehrfront in der Nähe der Vertibirds auf.


    Die Vertibirds mussten zunächst erst wieder aufgeladen werden, bevor sie wieder zurück zum Lassen aufbrechen konnten und noch mehr Silver Dragons hierhinbringen konnten. Andere aus der Gruppe behielten das direkte Umfeld im Auge. Aus der Nähe konnte man massive Feuergefechte und Explosionen vernehmen. Man war aus taktischen und Sicherheitsgründen etwas außerhalb der Koordinaten gelandet. Nachdem man nach der Ankunft alle Vorbereitungen abgeschlossen hatte, näherte sich die Angriffsgruppe dem Kampfgebiet und eröffneten das Feuer auf die Angreifer.

  • Wissen wir, wer die stählerne Bruderschaft angreift?"

    Interessiert das irgendwen?


    *zirp zirp zirp*


    Trololo :joker::fuck::lol::diablo::joker:

    🎵🧺Alles hat ein Ende, nur die Wäsche nicht. 🧺🎵


    🐌 ⋆ 🐥 🎀 𝒯𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉🍪𝓅, 𝓉𝒽𝒾𝓈 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒸❁𝓂𝓅𝓊𝓉𝑒𝓇. 𝒯𝒽𝑒𝓇𝑒 𝒶𝓇𝑒 𝓂𝒶𝓃𝓎 𝓁𝒾𝓀𝑒 𝒾𝓉 𝒷𝓊𝓉 𝓉𝒽𝒾𝓈 🏵𝓃𝑒 𝒾𝓈 𝓂𝒾𝓃𝑒. 𝑀𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉💞𝓅 𝒾𝓈 𝓂𝓎 𝒷𝑒𝓈𝓉 𝒻𝓇𝒾𝑒𝓃𝒹. 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝒾𝓉 𝒶𝓈 𝐼 𝓂𝓊𝓈𝓉 𝓂𝒶𝓈𝓉𝑒𝓇 𝓂𝓎 𝓁𝒾𝒻𝑒. 𝒲𝒾𝓉𝒽😍𝓊𝓉 𝓂𝑒 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉♡𝓅 𝒾𝓈 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈, 𝓌𝒾𝓉𝒽🍑𝓊𝓉 𝓂𝓎 𝓁𝒶𝓅𝓉❁𝓅 𝐼 𝒶𝓂 𝓊𝓈𝑒𝓁𝑒𝓈𝓈... 🎀 🐥 ⋆ 🐌


    I`m slowly breaking and silently screaming.


    ł ⱧɆ₳Ɽ ɎØɄ,₥Ɏ ĐɆ₳Ɽ:skull:

  • 385. Die Schlacht um Lost Hills II

    Die Geschosse der Minigun trafen den armierten Beton hinter ihm und hinterließen einen regelrechten Schweizer Käse. Paladin Trian schoss am Boden liegend dem Supermutanten mit seiner Waffe in die hässliche Visage. Der brach mit einem letzten gurgelndem Geräusch zusammen und fast erwischte der schwere Körper Paladin Trian. Der rappelte sich in seiner Powerrüstung wieder auf und schnaufte kurz. "Puh, das war verdammt knapp. Wie viele von diesen Missgeburten sind das denn noch?" Er stand in der Nähe des Aufzugs, der in den schwer geschützten Bunker der Bruderschaft führte. Das war eigentlich der einzige Zugang zum Bunker gewesen. Bis heute Morgen. Eine gigantische Explosion erschütterte Lost Hills komplett. Dann strömten durch das gesprengte Loch an der Oberfläche, das bis in die erste Ebene führte, unzählige Supermutanten.


    Die Explosion hatte eine Großteil der Versorgungslager der Bruderschaft zerstört, die in dem Bereich der ersten Ebene lagen. Ebenfalls war ein Teil der Wachräume und mit ihnen die Wachen zu atomaren Staub pulverisiert worden. Paladin Trian hustete kurz. Die seit heute Morgen andauernden schweren Kämpfe zollten langsam ihren Tribut. Seine Powerrüstung war mittlerweile schwer beschädigt und er war vor kurzem in einen direkten Nahkampf mit einem Nightkin verwickelt gewesen. Trian lauschte. Hatte er sich verhört oder täuschte ihn seine Wahrnehmung aufgrund der Situation? Wenn ihn sein Gehör nicht täuschte, meinte er für einen kurzen Moment das Geräusch von Vertibirdrotoren zu hören.


    "Hoffentlich nicht auch das noch. Das kann nur die NCR sein." dachte er kurz resigniert. "Das fehlt in der ganzen Situation auch noch, dass sie mit in das Geschehen mit eingreifen. Dann sind wir als Bruderschaft des Stahls definitiv Geschichte. Wir können uns kaum der Supermutanten erwehren, die gerade angreifen." Trian machte sich nichts vor. Das hier würde definitiv sein letzter Kampf werden. Eine kleine Hoffnung blieb. "Gott sei Dank sind einige unserer Gruppe bei unseren Freunden, den Silver Dragons. Vielleicht kann mit ihnen ein Neubeginn der Bruderschaft möglich sein. Ich glaube nicht, dass wir diesen Tag überleben werden." Es war der Tiefpunkt in seinem Leben. Trotzdem würde er bis zum Letzten aufrecht kämpfen. Sollte er dabei den Supermutanten in die Hände fallen, würde er sich eher das Leben nehmen als im schlimmsten Fall zu einem der ihren gemacht zu werden.


    Grimmig biss er die Zähne zusammen und zerlegte mit seiner schweren Waffe den Supermutanten, der gerade dabei war auf ihn zuzustürmen. Eine Wolke aus Fleisch, Gedärmen und weiteren Innereien verteilte sich durch die Gegend und besudelte den Boden. An der Oberfläche kämpften noch einige Gruppen der Bruderschaft, aber viele von ihnen waren bereits ziemlich angeschlagen und gerieten immer mehr ins Hintertreffen. Überall, wo er hinsah, lagen Tote und Verletzte. Plötzlich gab es eine starke Erschütterung, die Trian beinahe von den Beinen riss. Qualm stieg aus dem in die Tiefe reichende Loch auf.


    "Diese Höllenbestien scheinen sich durch komplett Lost Hills zu sprengen." dachte er beinahe panisch. "Ich muss meinen Brüdern dort unten doch irgendwie helfen können. Aber ich weiß nicht, was mich dort erwartet. Allein dort hinunterzugehen wäre taktisch unklug, aber hier oben kann ich auch niemanden in Stich lassen. So eine verfluchte Scheiße ..." fluchte Trian frustriert. Dann traf ihn unerwartet ein extrem heftiger Schlag, er ging zu Boden und seine Waffe flog dabei aus einen Händen. Trian hielt sich den schmerzenden Brustkorb und atmete stoßweise. In seinem Mund machte sich ein Geschmack von austretenden Blut bemerkbar. So wie es sich anfühlte, waren mindestens einige Rippen gebrochen. Das würde aber gleich sein geringstes Problem werden. Als er sich am Ende seiner Kräfte stöhnend umdrehte, stand neben ihm ein weiteres Nighkin, der ihn irre anblickte. Es hatte ein Vertibirdschwert hoch über sich erhoben. Langsam begann sich bei Trian der Blick einzutrüben. "Das ist es also. Mein Ende." Er schloss die Augen und erwartete den tödlichen Schlag.


    "Es scheint, dass wir gerade noch rechtzeitig ankommen. Das ist ein einziges Gemetzel und unsere Verbündeten sind ziemlich aufgerieben" dachte Drake sorgenvoll bei sich, als sie auf dem Schlachtfeld ankamen. Die angreifenden Supermutanten waren auffällig gut gerüstet und organisiert. Drake glaubte, sogar bei einigen von ihnen ein gemeinsames Zeichen zu erkennen. Ein stilisiertes offenes Auge. Die Silver Dragons schossen zunächst in breiter Front mit den schweren Plasmawaffen auf den Gegner. Dieser rechnete überhaupt nicht mit einem weiteren Kontrahenten. Einige der Supermutanten drehten sich überrascht um, nur um einige Sekunden später in ihre Bestandteile atomisiert zu werden. Der erste Angriff der Silver Dragons richtete massiven Schaden an und schlug tiefe Breschen in die Front der Supermutanten. Drake stand im Moment in der hintersten Reihe und beobachtete aufmerksam das gesamte Kampfgeschehen.


    Dabei fiel ihm ein Nightkin auf, dass nicht weit entfernt vor einem kleinen Gebäude stand und ein selbstgefertigtes Schwert hoch über sich erhoben hatte. Zu seinen Füssen lag ein Bruderschaftler in Powerrüstung, der dem Schlag nicht mehr ausweichen konnte. Drake zielte schnell mit dem Plasma-Scharfschützengewehr auf den Nightkin. Der Schuss löste sich und ein blau glühendes Geschoss traf das Ziel gerade noch rechtzeitig, bevor der Supermutant seinen tödlichen Schlag ausführen konnte. Getroffen heulte dieser kurz auf, bevor er kritisch getroffen in einem Haufen Asche verging. Das Schwert und die übrig gebliebene Rüstung fiel scheppernd zu Boden.


    Für Drake war es nun an der Zeit die Taktik zu wechseln. Durch kurze Befehle seinerseits löste sich die breite Front auf und es wurden unterschiedliche Gruppen gebildet, die dem Feind weiter zusetzten. Er selbst würde sich mit seiner Gruppe um die Verletzten kümmern. Zusammen mit einigen Leuten näherten sie sich dem am Boden liegenden Bruderschaftler an. Auf dem Schlachtfeld entbrannte der Kampf durch das brutale Einschreiten der Silver Dragons erneut. Die verbleibenden Supermutanten wandten sich jetzt komplett von den erschöpften Truppen der Bruderschaft ab. Sie konzentrierten sich nun vollständig auf die unbekannten Neuankömmlinge. Das verschaffte der Bruderschaft dringend benötigte Zeit, um sich neu zu sammeln.


    Trian hörte einen Schrei und anschließend das Scheppern von Metall. Als er die Auge öffnete, konnte er verschwommen die Überbleibsel des Supermutanten vor sich sehen. Dabei hörte er laute Schreie und hämmernde Schüsse. Jemand brüllte kurze Befehle. "Kommt jetzt NCR dazu, um der Bruderschaft jetzt endgültig den Garaus zu machen?" dachte Trian bei sich. Dann stutzte er. Kurz hörte er wieder die Stimme. Sie kam ihm sehr bekannt vor, aber sie konnte es eigentlich nicht sein. "Mein Zustand ist noch schlimmer als ich dachte. Ich beginne schon zu halluzinieren." Er versuchte sich vorsichtig aufzurichten, brach aber unter starken Schmerzen augenblicklich zusammen. Jemand schien sich ihm zu nähern. Unterschiedliche Schritte waren zu hören. Dann wurde er angesprochen. "Hören Sie mich? Können Sie antworten? Wo schmerzt es am meisten? fragte ihn eine unbekannte Stimme besorgt.


    "Kann Sie verstehen. Habe Schmerzen im Brustbereich. Bekomme kaum noch Luft. Wer ... wer ... seid ihr?" keuchte Trian, der langsam aber sich dabei war, sein Bewusstsein zu verlieren. Sein Zustand verschlechterte sich langsam, aber stetig. "Ich werde ihnen den Helm abnehmen. Okay? Wir werden Ihnen versuchen schnellstmöglich zu helfen? Wir sind ihre Verbündete aus dem Lassen." antwortete der Gefragte kurz. Er zog Paladin Trian nach einigen Handgriffen an der Powerrüstung den Helm vom Kopf. Dann wurde Trian von einem jungen Mann begutachtet, der eine schwerer Kampfrüstung nach Art der Silverdragons trug und vor ihm hockte. "Das sieht bei ihm nicht gut aus. Ich denke innere Verletzungen. Besonders im Thoraxbereich. Wenn ich mir die Beschädigung der Powerrüstung so ansehe." Derjenige schien mit jemanden außerhalb von Trians Gesichtsbereich zu sprechen. "Das sehe ich genauso. Wir müssen ihn schnellsten hier wegschaffen." brummte eine tiefe Stimme bekümmert.


    Dann kam das Gesicht des Sprechers in Trians Gesichtsfeld. Trotz seines Zustandes erkannte es Trian. Er war erschrocken und gleichzeitig erfreut. "Drake? Wie? ... Woher?" begann Trian zu stammeln. "Ruhig, Trian. Wir sind hier, um Ihnen gegen diese Bedrohung beizustehen. Wir haben im Lassen den Notruf von Paladin Torro aufgefangen. Deshalb sind wir jetzt hier. Alles andere später. Sie brauchen jetzt erst einmal Hilfe." Der Paladin merkte nur noch wie er behutsam unter den Armen gepackt wurde, dann umfing ihn die Bewußtlosigkeit.

  • 386. Die Schlacht um Lost Hills III

    Trian ruhte jetzt in relativer Sicherheit in der Nähe der Big Ducks neben einigen anderern seiner Brüder. Vorsichtig war seine Powerrüstung entfernt worden und er lag auf einer gut ausgepolsterten Trage. Mittlerweile waren zehn weitere Mitglieder der Bruderschaft lebendig, aber ebenfalls schwer verletzt vom Schlachtfeld dazugekommen. Alle waren mittlerweile ohne Bewusstsein. Für eine wesentlich höhere Anzahl von ihnen kam die Hilfe der Silver Dragons zu spät. Es sollte lange dauern, bevor sich die stählerne Bruderschaft von diesem schmerzhaften Tag erholen sollte. Während Drake und die anderen an einem Ende des Schlachtfelds die Verletzten versorgten, wurde in der Nähe des Eingangs heftig und verbissen gekämpft.


    Die auf der Oberfläche zerstreuten Truppen der Bruderschaft sammelten sich langsam mit Hilfe der Silver Dragons wieder. Zu Anfang konnten die unterschiedlichen Mitglieder der Bruderschaft kaum fassen, dass die Silver Dragons hier waren. Mit ihnen hatte die Bruderschaft aufgrund der Entfernung, die die beiden Verbündeten voneinander trennten, überhaupt nicht gerechnet. Die Gruppen an der Oberfläche schöpften langsam wieder etwas Mut. Gemeinsam bekämpften sie nun den Feind, der sie am frühen Morgen derart brutal und kaltblütig überrumpelt hatte. Die Kämpfe waren hart und kräftzehrend. Viele der angreifenden Supermutanten führten schwere Waffen, wie Miniguns und Raketenwerfer mit sich. Einige von ihnen besaßen auch Flammenwerfer. Immer wieder erschütterten Explosionen das Schlachtfeld.


    Als besonders heimtückisch erwiesen sich in den Gefechten die Nightkins. Sie nutzten ihre Stealtboys nur zu gerne, um überraschend aus dem Hintehalt anzugreifen. Auch wenn die meisten der Silver Dragons sie durch die Technik ihn ihren Rüstungen wahrnehmen konnten, blieben sie dennoch ein Gegner, den man nicht unterschätzen durfte. Das erfuhr auch Drakes Gruppe, die etwas auf Distanz zum Hauptkampfplatz am Eingang des Bunkers der Bruderschaft waren. Sie waren gerade dabei ein weiteres verletztes Mitglied der Bruderschaft in seiner Powerrüstung aus den unmittelbaren Kampfhandlungen herauszuholen, als Drake ein merkwürdiges Gefühl befiel. Es war wie eine nicht zu erklärende Unruhe. Sie verstärkte sich innerhalb kürzester Zeit. Schleichend meldete sich eine bestimmte Gefühlslage bei ihm an. Eine, die er hasste und fürchtete.


    Nervös schaute er sich immer wieder um, während sie den Verletzten weiter Richtung Vertibird brachten. Einigen von Drakes Leute fiel die veränderte Gemütslage des bis jetzt ausgeglichen wirkenden Kommandanten sofort auf. "Was ist los, Drake? Was beunruhigt Sie, Sir?" fragte eine junge Sanitäterin der Silver Dragons, die ihm am nächsten war. "Ich weiss nicht. Irgendetwas ... stimmt hier nicht ... es ist als … als würde ..." Drake versuchte irritiert ihr seine innere Gefühlslage zu erläutern, als er sich selbst plötzlich unterbrach. Er schaute auf eine Stelle im Feld und gab eine Art Brummen von sich. Jetzt hatte er einen Verdacht, was seine innere Unruhe verursachte.


    An dem Punkt sah es so als würde sich dort heiße Luft befinden, die in der Mittagshitze aufstieg. Nur war es dafür im Moment noch zu kühl. Dann war das Flirren verschwunden, nur um an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen. Und es bewegte sich zu ihnen hin. Man war alarmiert und man schaltete allgemein, die in den Helmen enthaltenen Infrarotsensoren an und suchte damit die Gegend ab. Plötzlich ließ Drake vorsichtig den Verwundeten zu Boden gleiten und rannte sofort los. Auf einen der Leute zu, der etwas weiter hinten stand. Dann sprang Drake.


    Derjenige blieb vor Schreck wie angewurzelt stehen, bis er realisierte, dass der Kommandant an ihm vorbei sprang und irgendetwas Schweres umriss. Drake ging zu Boden und schien mit irgendjemanden auf demselbigen liegend zu kämpfen. Einen kurzen Moment später wurde der Angreifer sichtbar. Es war ein brutal aussehendes Nightkin, das ein ziemlich vernarbtes Gesicht und eine Augenklappe aufwies. Es hatte ein großes und scharfes Schlachtermesser in seinen Händen und setzte es ziemlich gekonnt gegen seinen Widersacher ein. Drake wehrte die Schläge mit den jetzt ausgefahrenen Klingen seiner Armrüstung ab und schlug seinerseits zu. Das Nachtvolk tauchte unter den Schlägen hinweg und setzte zum Gegenangriff an. Mittlerweile hatten sich beide Kontrahenten aufgerappelt und führten den Kampfe verbissen weiter.


    Beide waren in etwa gleich stark. Es war wahrscheinlich, dass das Nightkin kampferprobter war, aber Drake besaß den strategischen Vorteil, dass er wie viele andere im Lassen eine militärische Kampfausbildung durchlaufen hatte. Zwar waren nach seiner Umwandlung die Erinnerungen und der Wissensschatz seines vorherigen Lebens ebenfalls fast vollständig verloren gegangen, aber nach kurzem Abwägen seiner Freunde war entschlossen worden, ihm ebenfalls diese Ausbildung zukommen zu lassen. Ob es auf seine alte Begabung zurückzuführen war oder daran lag, dass er jetzt ein Supermutant war, denen das Kämpfen wohl genetisch implementiert wurde, erlernte er in verblüffend kurzer Zeit diese Sachen erneut. Gepaart mit seiner erhalten gebliebenen und ausgeprägten Fähigkeit des strategischen Planens machte es ihn zu einem ausgesprochenen gefährlichen Gegner im Kampf.


    Ein Teil seiner Leute hatten die Waffen im Anschlag und zielten auf die Kämpfenden, gaben aber noch keinen Schuss ab. Zu groß war im Moment die Gefahr den Falschen zu treffen. In ständiger Bewegung umkreisten sich Drake und sein Gegner. Der Gegner schlug erneut zu und Drake wich wiederum aus. Sein Gegenüber konstatierte das Ganze mit einem wütenden Fauchen und Brummen. „Verräter! Warum kämpfst du für die schwachen Menschen? Sie können nur Zerstörung und Krieg. Das Allsehende Auge wird Frieden und Einheit bringen. Es wird die Unwürdigen auslöschen. Die Menschen aus Stahl sind die ersten. Bald schon wird auch der Yao-Guai folgen. Niemand wird uns aufhalten. Mach dich bereit zu sterben, junger Schwächling.“ prahlte der Supermutant überheblich.


    Drake runzelte innerlich kurz die Stirn. „Hinter diesem Angriff scheint mehr zu stecken. Also habe ich mich doch am Anfang nicht getäuscht. Sie sind wirklich in irgendeiner Form organisiert. Es gibt ein treibende Kraft hinter alldem hier. Das ist nicht gut. Sollten wir das hier überstehen, müssen wir dem auf den Grund gehen.“ Er blockte den nächsten wütenden Angriff ab und landete mit seiner rechten Seite einen Volltreffer im oberen Brustbereich. Röchelnd kommentierte das Nightkin den Treffer. „Guter Treffer … Jüngling … du kämpfst erfahrener, als es man aus deinem Äußeres und dein Alter schließen kann. Hehe, habe dich wohl unterschätzt *pfeifender Atem* In der Armee des Meisters wärest du gut aufgehoben gewesen. Leider war das lange vor deiner „Geburt“ und er war zu schwach … bedauerlicherweise … das Allsehende Auge … wird seine Planungen weiterführen … und übertreffen. *gurgelndes Atemgeräusch* Ihr nichtwissenden Narren. Komm. Lass es uns zu Ende bringen, Grünschnabel. Wenigstens werde ich mein Ende durch jemanden Gleichwertigen finden und nicht durch einen Menschen.“


    Das Nightkin spuckte kurz aus, grinste fast schon irre und griff Drake trotz der schweren Verwundung mit überraschend schnellen Schlägen an. Der wich nach hinten und zur Seite aus, drehte sich für einen Supermutanten dann überraschend schnell um die eigene Achse, so dass er mit einem Mal hinter dem kampfgezeichneten Nightkin stand. Gnadenlos rammte er mit beiden Armen gleichzeitig und mit voller Wucht die Klingen in den Rücken. Sie bohrten sich so tief in den Körper, dass die breite Spitze durch den Brustbereich vorne kurz austrat. Danach sackte es tödlich getroffen zusammen. Drake zog schnell die Klingen aus dem Körper und köpfte mit einem weiteren gezielten Schlag den Gegner komplett.


    Auch wenn er diesen Gegner erfolgreich niedergestreckte hatte, war er dennoch vorsichtig. Wie der Rest seiner Gruppe auch. Es konnten sich noch weitere Feinde im direkten Umfeld aufhalten. Drake schaute weiter durch das spezielle Sensorfeld, was auch bei ihm in der Seite des Helmes befand und bei Bedarf ausgefahren werden konnte. Angespannt stand er da. Das Blut des getöteten Nightkin tropfte von Klinge auf den Boden. Das unnatürliche Gefühl der Unruhe war bereits beim Sichtbarwerden des Nachtvolks verschwunden. Ein warnender Schrei von der anderen Seite der Gruppe richtete seine Aufmerksamkeit dorthin.


    Die auf sie zukommende Gefahr sah man auch ohne die Technik. Eine kleiner Kampfverband von geschätzt zwanzig bis fünfundzwanzig Supermutanten griff sie an. Die Silver Dragons eröffneten sofort mit den schweren Plasmawaffen das Feuer. Drake gab über das eingebaute Funksystem eine Warnung an die anderen Verbände der Silver Dragons weiter. Dabei schoss er mit seinem Scharfschützengewehr auf die ankommenden Feinde.

  • 387. Die Schlacht um Lost Hills IV

    Das Plasmageschoss traf dabei einen der Supermutanten. Es trat durch das linke Auge ein. Durch die sich aus den Geschoss entwickelnde Hitze im innere Schädel des Getroffenen, explodierte der hintere Teil des Kopfes regelrecht. Mit einem lauten schmerzerfüllten Brüllen starb der Getroffene und seine Hirnmasse flog in alle Richtungen. Auch die andere Schüsse aus den Waffen der Silver Dragons verfehlten ihre Wirkung nicht. Ein Teil der Angreifer verbannte durch die Schüsse, andere wurden regelrecht durchsiebt. Durch die Kombination der unterschiedlichen Schusswaffen der Silver Dragons wurden die angreifende Gruppe der Supermutanten sehr schnell und wirkungsvoll ausgeschaltet.


    Danach kümmerte man sich möglichst schnell darum, weitere Verletzte zu bergen. Diesmal behielt Drake mit einigen anderen den hinteren Teil ihres Aufenthaltsbereich im Auge, gewarnt durch den vorherigen hinterlistigen Angriff. Sie rechneten mit weiteren von dieser Seite. Keine zwei Minuten später erschütterte mehrere schwere Explosionen die Umgebung. Einer der Supermutanten hatte das unscheinbare Aufzugsgebäude der Bruderschaft mit einem Raketenwerfer anvisiert und mit einer ganzen Salve von Schüssen eingedeckt, bevor er von einem anderen Schützen der Silver Dragons ausgeschaltet wurde. Dabei wurde das Gebäude massiv beschädigt. Das Aufzugsgebäude war im Normalfall der einzige Zugang zum Bunker.


    Sollten die Supermutanten sich "nur" durch ein oder zwei Ebenen durch Lost Hills gesprengt haben, hieß das für die unteren Ebenen, dass sie im schlimmsten Fall komplett von der Erdoberfläche abgeschnitten waren. Je nachdem, wie schwer die Luft- oder Stromversorgung des Bunkers beschädigt war, konnte das über lang oder kurz den Tod für die Leute dort bedeuten. Die anderen Silver Dragons und Drake hatten die Explosionen mitbekommen und den Einschlagsort gesehen. Sie wussten durch Gespräche der Bruderschaft, wie wichtig dieses eine Gebäude für sie war. Normalerweise kam niemand so nah an das Gebäude heran, dass es eine Gefahr für die Bruderschaft bedeutete, aber durch den massiven Angriff waren sie komplett überrumpelt worden.


    So wie die Angreifer bisher vorgegangen waren, beschlich Drake langsam der Verdacht, dass jemand mit genauen Kenntnissen über den Bunker den Angriff angeordnet hatte. Entweder gab es einen Verräter innerhalb der Bruderschaft oder man hatte einen Bruderschaftler gefangen und Informationen aus ihm herausgepresst. Wer auch immer dahinter steckte, derjenige machte keine halben Sachen. Man schien absolut sichern gehen zu wollen, dass die Bruderschaft des Stahls an diesem Tag aufhörte zu existieren. Das, was das Nachtvolk während des Kampfes sagte, beunruhigte Drake zurzeit zutiefst. Vor allem fragte er sich, woher das Nachtvolk wusste wie alt er als Supermutant war. Er schob diese und andere aufkommende Fragen zur Seite und konzentrierte seine Gedanken auf das derzeitige Schlachtfeld.


    Jetzt machte ihm im Moment eher die Beschädigung des Aufzugsgebäudes Sorgen. Bevor sie sich aber darum kümmern konnten, mussten sie erst die Gefahr durch die an der Oberfläche kämpfenden Supermutanten beseitigen. Erst gegen späten Nachmittag rieben sie zusammen mit den an der Oberfläche verbliebenen Bruderschaftsmitgliedern die letzten auf. Drake schiente gerade einen der Ritter notdürftig den zertrümmerten Arm, als erneut das Rotorengeräusch der Vertibirds erklang. Zwei Vertibirds waren zwischenzeitlich mit einer ganzen Anzahl von schwerverletzten und nicht mehr kampffähigen Bruderschaftsmitgliedern Richtung Lassen aufgebrochen. Sie kehrten jetzt zurück und brachten zwei frische Gruppen und neues Material mit.


    Eine Teil von ihnen ging zu dem Gebäude und begann sich die Beschädigungen anzusehen. Insbesondere die, die den eigentlichen Fahrstuhl betrafen. Der andere Teil suchte die Umgebung nach versteckten Nightkins und andere überlebenden Supermutanten ab. "Wird ... mein Arm ... je wieder werden?" fragte der Ritter verhalten, den Drake behandelte. Der Ritter litt unter starken Schmerzen und sein psychischer Zustand war ziemlich angeschlagen. Während er mit Drake sprach, schaute er auf den Boden. Offensichtlich vermied er es ihn anzuschauen. "Es ist ein ziemlich komplexer Bruch, aber wenn er bei uns im Lassen zu Ende behandelt wird, ja. Dann werden Sie ihn wieder ganz normal nutzen können. Hier draußen kann ich im Moment leider nicht mehr für Sie tun, Ritter." brummte Drake höflich und ignorierte das Verhalten des Ritters. Er konnte es ihm aufgrund der Situation nicht verübeln. "Das ... ist ... gut. Ich ... Danke. Hoffentlich haben es in Lost Hills einige überlebt ... Diese Explosionen ... gerade die am Einstiegspunkt ... mein Gott ... was ist wenn ... sie können nicht heraus ... Der Älteste ... " Die Stimme des Ritter zitterte.


    "Wir tun was, wir können. Versuchen Sie sich bei Ihren Brüdern auszuruhen. Sie haben einen harten Kampf geführt. Wir werden alles Erdenkliche tun, um sie dort unten herauszubekommen." versuchte er den Ritter zu beruhigen. Der nickte kurz und trottete langsam und am Ende seiner Kräfte zu den anderen Verwundeten. Blue schaute kurz zu ihnen herüber. Er sah bei fast allen den gleichen verzweifelten Ausdruck. Von dem ehemals übermäßigen Selbstbewusstsein der Bruderschaft war kaum noch etwas übrig. Der fast erfolgreiche Angriff auf ihren für unangreifbar gehaltenen Stützpunkt lehrte sie eine Erfahrung, die sie bis jetzt in ihrer langen Geschichte hier vor Ort noch nie erlebt hatten. An der Oberfläche waren über die Hälfte der Leute während der Gefechte gestorben. Bei dem Rest von ihnen gab es kaum einen, der nicht schwerwiegende Verletzungen aufwies. Wie die Verluste in Lost Hills selbst aussahen, konnte bisher niemand sagen. Prognosen wollte niemand abgeben.


    Einige Zeit später kamen einige der Silver Dragons von dem Gebäude zurück und berichteten über den Zustand. Auch stießen andere dazu, die das Gebiet weiträumig nach übriggeblieben Gegnern abgesuchten. "Als wir an den gesprengten Eingängen vorbeigelaufen sind, haben wir immer noch Kampfgeräusche aus der Tiefe gehört. Wir können nicht abschätzen, wie viele dieser Bestien dort unten sind. Ich würde aber trotzdem vorschlagen, dass wir uns mit einer ganzen Gruppe nach dort abseilen sollten. Vielleicht können wir sie auch davon abhalten weitere, wie auch immer geartete Sprengsätze zu zünden." berichtete einer der Truppenführer. Drake nickte zustimmend. "Seien Sie extrem vorsichtig und geben Sie regelmäßig Meldung. Wir müssen hier oben wissen, wie schlimm die Lage dort unten ist. Legen Sie primär die Truppen lahm, die für die Sprengungen zuständig sind. Ich befürchte, wenn sie sich weiter so durch den Bunker sprengen, wird die strukturelle Beschädigung so groß werden, dass Lost Hills gar nicht mehr zu retten ist."


    Fast ohne Zeitverzug machte sich diese Gruppe daran, alles für den Abstieg vorzubereiten. In aller Eile schweißte man über dem Loch eine metallene Konstruktion zusammen, mit der man ebenfalls Gefallene und Verletzte per ausgeklügeltem Flaschenzug nach oben befördern konnte. Der Bericht vom Aufzug war genauso besorgniserregend. Die Raketen zerstörten bei ihrem Einschlag einen Teil der Stromversorgung und was noch schlimmer war, beiden oberen Antriebsmotoren. Die in der Tiefe gelegenen reagierten ebenfalls nicht, was ein Indiz dafür war, dass in den unteren Bereichen der Strom bereits ausgefallen sein musste, was weitere Eile bedeute. Die Aufzugsseile waren zum größten Teil unbeschädigt geblieben.


    Zunächst wurde überlegt einige Hilfsaggregate aus dem Lassen einfliegen zu lassen, allerdings würde das viel Zeit in Anspruch nehmen, den Aufzug mit ihnen soweit wieder funktionsfähig zu bekommen. Zeit, die sie wahrscheinlich nicht hatten. Einige Messungen, die man mit Hilfe von heruntergelassenen Sonden machte, zeigten sich ziemlich schnell verschlechternde Werte an. Ein eindeutiger Indikator dafür, dass auch das Belüftungssystem des Bunkers ebenfalls arg in Mitleidenschaft gezogen worden sein musste. Alternative Fluchtwege wie im Lassen besaß Lost Hills nicht. Es gab nur eine Möglichkeit es zu schaffen, bevor der Bruderschaft in den unteren Ebenen einem Erstickungstod zum Opfer fielen. Sie würden den Aufzug mit Hilfe von Muskelkraft und Umlenkrollen bewegen müssen, damit sie noch rechtzeitig helfen konnten.


    Hier ging man sofort an Werk. Es würden mindestens acht Silver Dragons in Powerrüstungen nötig sein, um den Aufzug mit Beladung rauf und runter bewegen zu können. Zwei weitere Leute in Rüstungen würden mitfahren, um die Fahrstuhltüren zu öffnen, damit man Zutritt zu den Ebenen zu kommen. Außerdem waren durch den Stromausfall die Haltesensoren nicht mehr in Betrieb, so dass man auch noch ansagen musste, wo der Aufzug halten sollte. Zwei Stunden später war man so weit, dass man es versuchen konnte. Drake war mit dabei und stand mit drei weiteren Leuten auf der linken Seite des Aufzugs. Auf der rechten Seite standen vier Silver Dragons. Vorsichtig wurden die alten Fangbremsen des Aufzugs gelöst. Langsam und gleichmäßig glitt der Aufzug in die Tiefe von Lost Hills. Kamen sie noch rechtzeitig oder würden sie dort unten nur noch Tote vorfinden. Die letzten Messwerte waren ziemlich schlecht gewesen.

  • 388. Die Schlacht um Lost Hills V

    Langsam durchquerte die Kanzel Ebene um Ebene. Die Überlebenschancen in der unteren Ebene waren aufgrund der Messwerte die Geringsten, deshalb begann man dort und wollte sich von dort aus nach oben vorarbeiten. Ein weiterer Silver Dragon stand am Fahrstuhlschacht und lauschte. Dann gab er ein Zeichen. Die Kabine war unten in der letzten Ebene angekommen. Der Aufzug wurde zum Stehen gebracht. Von innen pocht man an die im Moment noch geschlossene Fahrstuhltür und rief, wer man war. So wollten die beiden Silver Dragons im Aufzug sicherstellen, dass sie nicht von den Mitgliedern der Bruderschaft angegriffen wurden. Mit Sicherheit wussten sie hier unten noch nichts von der Hilfe ihrer Verbündeten und rechneten eher mit einem Angriff der Supermutanten.


    Sie warteten einen Moment und schoben dann sowohl die Aufzugtür als auch die Tür zur Ebene auf und leuchteten mit der Lampe ihrer Powerrüstung in den langen Gang. Sie konnten eilig errichtete Barrikaden erkennen. An den Wänden lagen einige Bruderschaftler. Sie sahen mehr tot als lebendig aus. Sie schienen etwas tiefer einzuatmen, nachdem die Tür des Aufzugs etwas länger aufstand. Die Luft von oben zog durch die geöffnete Luke der Kanzel in den langen Gang. Die Luke stand offen, damit man nach oben kommunizieren konnte. Dadurch kam wieder etwas Sauerstoff in die unteren Bereiche von Lost Hills. Wie es schien gerade noch rechtzeitig. Nun konnten die beiden auch langsame Schritte und Husten vor sich hören. Ihnen kam eine angeschlagene Gruppe der Bruderschaft entgegen. Vorweg waren zwei Leute, die einen dritten in der Mitte stützten. Als die zwei Silver Dragons genauer hinschauten, erkannten sie zwei von ihnen.


    Rechts außen war Ältester Bardeen, der ziemlich dreckverschmiert und verrußt aussah. In der Mitte hielten er zusammen mit einem anderen Gelehrten Paladin Torro. Der Paladin war mit seinen etwas über zwei Metern und relativ bulligen Körper eine im Normalfall schon respekteinflößende Person. Jetzt bot er ein Bild des Jammers. Im Bereich der Stirn zierte eine tiefe Verletzung mit teils geronnen Blut sein Gesicht. Seine Lippen waren ebenfalls blutverschmiert. Auch seine Kleidung war teilweise zerrissen und er war kreidebleich. So wie aussah hatte er sich scheinbar einen heftigen Kampf geliefert. Seine Augen waren tief eingesunken und er hustete immer wieder schwach. Selber laufen war ihm scheinbar kaum mehr möglich. Bardeen sah immer wieder besorgt zu ihm hin. Dann kam sie bei den beiden Silver Dragons am Fahrstuhl an.


    "Ich weiß nicht, wie Sie Teufelskerle es hierhin geschafft haben, aber ich war noch nie so froh, Sie hier zu sehen. Wie haben Sie es geschafft den Aufzug wieder in Betrieb zu kommen? Von hier unten ging gar nichts mehr." Der Älteste war offensichtlich beeindruckt über die Anwesenheit ihrer Verbündeten. "Und wir sind froh einige von Ihnen lebendig vorzufinden. Kommen Sie. Wir bringen Sie nach oben in Sicherheit. Dort können wir dem Paladin auch helfen. Er sieht ziemlich mitgenommen aus." antwortete einer der beiden und schaute zu den anderen anwesenden Bruderschaftlern, die beinahe flehend in die Kanzel schauten und auch mitwollten. "Zwei von Ihnen können wir noch mitnehmen, sonst werden wir zu schwer." Kurz sprachen einige der Bruderschaftsmitglieder miteinander und schickten zwei weibliche Gelehrte mit.


    Der Älteste schaute fragend. Normalerweise waren bei diesem Aufzug zehn Personen kein Problem. Die andere Silver Dragon sah das fragende Gesicht. "Die anderen und der Kommandant bekommen sonst Probleme den Fahrstuhl nach oben zu bewegen. Wir können ihn zurzeit nur mit Muskelkraft auf und ab bewegen. Alles andere hätte zu lange gedauert. Raketentreffer haben die Stromversorgung und die beiden Motoren komplett zerstört." erläuterte er es dem Ältesten kurz. Der war danach nur sprachlos. Wie die anderen Mitfahrer auch. Nachdem alle so weit waren, rief man nach oben und der Fahrstuhl ruckte an und bewegte sich wieder zu Oberfläche.


    Nach etwa zehn Minuten waren sie oben. Es standen schon Leute bereit, die den angeschlagenen Paladin in Empfang nahmen. Man brachte ihn zu einem der großen Zelte, die man mittlerweile in der Nähe der Vertibirds errichtet hatte. Nur einen kurzen Moment, nachdem die erste an die Oberfläche geholte Gruppe und der Älteste den Aufzug verließen, wurde die Kanzel wieder nach unten gelassen. Es war immer noch Eile geboten. Bardeen schaute zu der Gruppe und Drake hin und schien etwas sagen zu wollen. Aber er beließ es dabei. Die Gruppe konzentrierte sich enorm darauf, dass beiden Seiten möglichst gleichmäßig miteinander agierten. Eine Verkannten des schweren Aufzugs sollte auf alle Fälle vermieden werden.


    Trotz Powerrüstungen war die Arbeit anstrengend und schweißtreibend. Unermüdlich würden die Bruderschaftler aus ihrem Bunker herausgebracht. Nach zwei weiteren Stunden wechselte man die erste Gruppe aus und nach vier Stunden machte auch Drake eine Pause. Langsam bekam er durch das Seil Riefen in die Hände. Er ging langsam und nachdenklich zum Lager und setzte sich etwas abseits davon. Er schaute über das Schlachtfeld, seufzte kurz und schüttelte den Kopf, als er die Anzahl der Toten sah, die an mehreren Stellen teilweise in Leichentüchern gehüllt lagen. Die Bruderschaft hatte fast die Hälfte ihrer Mitglieder in Lost Hills verloren und es würden mit Sicherheit noch mehr werden. Noch waren nicht alle Ebenen komplett durchsucht worden und es gab einige, die ums Überleben rangen. Für den Ältesten musste es ein rabenschwarzer Tag sein.


    Mittlerweile war es spät am Tag geworden und die Sonne schickte sich an, am Horizont zu versinken. Die Nacht würden sie definitiv hierbleiben, dafür war das Lager auch errichtet worden. Zwei weitere Vertibirds hoben erneut Richtung Lassen ab. Für heute würde es ihr letzter Flug sein. In der Nacht zu fliegen war im Moment noch zu unsicher. Erst morgen früh würden sie wieder zurückkehren. Im Moment sah es so aus, dass die Angreifer komplett geschlagen waren. Die Gruppen der Silver Dragons waren mittlerweile aus den ersten beiden Ebenen zurück, in die sich die Supermutanten hineingesprengt hatten. Auch hier waren bereits die Verwundeten und Toten geborgen worden.


    Die Gruppe der Supermutanten war schätzungsweise zweihundert Mann stark gewesen und hatte durch den wahnwitzigen Angriffs massiven Schaden angerichtet. Seit dem Tod des Meisters gab es keine mehr so große Ansammlung von ihnen. Das besorgte den größten Teil der Überlebenden und Bardeen im Besonderen. Er stand im einem der größeren Zelte, dass im Moment als Notfalllazarett diente und versuchte seinen Leuten irgendwie Trost zu spenden. Er wusste aber selbst nicht, wie es weiter gehen sollte. Der Bunker war massiv beschädigt worden. Ob er der stählernen Bruderschaft je wieder als ihre Heimat und Zuflucht dienen konnte, war zu diesem Zeitpunkt mehr als fraglich.


    Etwas später trat Bardeen müde und erschöpft aus dem Zelt nach draußen und sah Drake. Er saß immer noch etwas abseits. Den Großteil seiner Waffen lagen neben ihm. Die Hand war zum Kinn geführt und er schien tief in Gedanken versunken. Der Älteste betrachtete ihn für einen Moment, schloss kurz seine Augen und ging dann auf ihn zu. "Drake? Haben Sie einen Moment?" sprach ihn der Älteste nachdenklich an. "Ja? Was gibt es Ältester?" Drake war trotz der ganzen Situation immer noch sehr distanziert zu Bardeen. Auch wenn sich seit dem Gesprächen in Lassen die Grundeinstellung der Bruderschaft was Darwin und ihn betraf zu ändern begann, hatte John größtenteils mit Jeremiah zu tun gehabt. Drake war meistens auf Distanz gegangen und häufig nicht sichtbar im Hintergrund geblieben. Er wollte den in seinen Augen schwierigen Neufindungsprozess der Bruderschaft nicht weiter erschweren. Nach der Geschichte mit Levi Eckhardt hatte er sich dann komplett aus den Gesprächen mit der Bruderschaft zurückgezogen.


    Bardeen setzte sich zu Drakes Überraschung neben ihn und seufzte. "Heute ist einer der schlimmste Tag in der Geschichte der stählernen Bruderschaft gewesen und ich will ehrlich sein ohne unsere Verbündeten wäre es das Ende gewesen." Er drehte dabei den Kopf zu Drake hin. In Bardeens Gesicht war trotz seiner offensichtlichen Erschöpfung ein Anflug von Dankbarkeit zu sehen. "Ich habe nicht damit gerechnet, Sie selbst hier zu sehen ... aufgrund unserer ..." Bardeen schnaufte frustriert und schüttelte den Kopf. " ... ungerechten Sichtweise ... mein alter Freund Leo hat Recht gehabt ..." Er verstummte für einen Moment, blickte zu den Toten hinüber, schloss die Augen und ballte die Hände kurz zu Fäusten. "Drake? Warum haben Sie uns geholfen und sind selbst sogar noch dazu gekommen ... trotz allem ... Sie hätten uns einfach diesem Schicksal überlassen können ... es wäre für die Silver Dragons vielleicht ein einfacherer Weg gewesen ... auch in Bezug mit der NCR." Bardeen war ziemlich resigniert.

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