[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • Uff ich kann jetzt nicht speziell welche Aufgreifen, ich weiß nur es waren ein Paar zwischen Kapitel 120 bis 150 die sich stark nach Lückenfüller anfühlten, es waren nicht viele aber das war der Far Harbor Abschnitt zum Beispiel wo die Verfolgung mit dem Yao Guai war. Wie gesagt es ist keine wirkliche konstruktive Kritik, ich bin ja auch kein perfekter Dichter und kann auch nicht immer alles spannend halten. Bei so vielen Kapiteln ist das mittlerweile völlig Akzeptabel :D

  • Danke xSaint96 Für mich ist das konstruktive Kritik, für die ich auch sehr dankbar bin.:thumbup:

    Das mit dem Yao-Guai war eine kleine Sidestory, um zu zeigen wie gefährlich und wild die Insel / Far Harbor eigentlich ist. Auch für Blue. Gefahren lauern hier an jeder Ecke (noch mehr und fiesere als im Commonwealth).

    230. Verrat

    Blue betrat die Prydwen. Viele der Bruderschaftsmitglieder waren mit irgendwelchen Dingen beschäftigt und beachteten ihn nicht. Er steuerte zunächst die Kommandoebene an. Hier hielt sich Ältester Maxson um diese Uhrzeit normalerweise auf. Er war aber nicht da. Dann musste sich Maxson wohl noch in seinem Quartier befinden. Das hieß, Beratungen und Gespräche hinter verschlossener Tür. Blue ging Richtung des Quartiers des Ältesten und konnte durch die Tür ein angeregtes Gespräch hören. Er verstand es aber nicht, da die verschlossen Tür die Unterhaltung bis zur Unkenntlichkeit dämpfte und verzerrte. Er zögerte einen kurzen Moment, dann klopfte er. Das Gespräch erstarb sofort.


    "Wer da? Ich dachte, ich hatte mich klar und deutlich ausgedrückt, dass ich nicht gestört werden will. Außer, Sie haben Neuigkeiten über Ritter Blues Verbleib. Ich höre..." sagte Maxson mit scharfer Stimme. "Das hört sich nach gewaltigem Ärger für mich an. Hat Maxson doch von einigen meiner Pläne Wind bekommen? Habe ich einen Maulwurf der Bruderschaft in unseren Reihen? Hmm, gut das war früher oder später zu erwarten. Das ist also der Entscheidungstag..." dachte Blue für einen Moment und ging im Kopf schon einige Planungen durch. Vor allem, musste er es irgendwie lebendig von der Prydwen herunterschaffen. Innerlich in Aufruhr, antwortete er mit absoluter ruhiger Stimme "Ritter Blue meldet sich, wie von Ihnen befohlen an Bord der Prydwen zurück, Sir."


    Ein kleiner Moment der Stille trat ein. Dann erklang erneut Maxsons Stimme. Diesmal wesentlich freundlicher. "Sehr gut. Sie sind es. Treten Sie doch bitte ein, Ritter. Ich habe Sie bereits erwartet, wir benötigen Ihre Mitarbeit in einer enorm wichtigen Sache." Blue war absolut irritiert und misstrauisch. Maxson benötigte seine Hilfe? Wobei? Blue drückte die Klinke und trat ein. Neben Maxson waren noch Paladin Danse, Procter Quinlan, Procter Ingram und zwei andere Paladin anwesend. Angemessen grüßte er die Anwesenden und nahm dann die militärische Haltung der Bruderschaft ein.


    Ältester Maxson ergriff das Wort. "Nun da wir jetzt vollzählig sind, können wir mit unserer derzeitigen Hauptmission fortfahren. Die gerade angerissenen Punkte verschieben wir auf einen späteren Zeitpunkt. Übrigens, Ritter Blue, Sie können bequem stehen und ich möchte, dass Sie an unserer Besprechung mit Ihrer Expertise betreffend des Commonwealths teilnehmen." Blue entspannte sich innerlich etwas, blieb aber äußerst wachsam. Er trat zu dem Tisch hinzu, auf dem sich eine strategische Planungskarte des Commonwealths befand. Die anderen standen um den Tisch herum.


    "Also, wie Sie wissen haben wir den Aufenthaltsort der Railroad nun endlich erfahren können. Es war mühevoll, sie zu packen zu bekommen, da sie äußerst schlau und listig vorgegangen sind. Aber letztendlich habe sie mehrere entscheidende Fehler gemacht. Jetzt haben wir sie endlich und können diese Gefahr endgültig auslöschen, die diese Krebsgeschwüre namens Synths im gesamten Ödland verbreiten. Das wird bereits in den nächsten Tagen aufhören. Dann haben wir eine Gefahr weniger und können uns dann komplett um das Institut kümmern." Maxson lächelte zufrieden und schaute dann zu Blue herüber.


    "Ritter Blue, da Sie in den gemeinsamen Aufträgen mit Paladin Danse immer wieder Ihre umfangreiche Kenntnisse und Ihre strategische Planungsfähigkeiten eindrucksvoll eingesetzt haben, übergebe ich Ihnen hiermit den Auftrag die Operation zur Auslöschung der Railroad zu leiten. Ich möchte damit testen, ob Sie sich auf lange Sicht für die Position eines Paladins eigenen." sagte er ruhig und wartete Blues Reaktion darauf ab. Blue schaute verblüfft Ältesten Maxson und dann Paladin Danse an. Der nickte Blue zu und lächelte. Man konnte Danse ansehen, dass er auf seinen Ritter sehr stolz sein musste. Blue brauchte einen Moment, um darauf zu antworten. Alle im Raum deuteten es als überwältigende Kenntnisnahme.


    Es war als Ritter der Bruderschaft eigentlich eine besondere Ehre, sich in solchen Aufträgen dem Ältesten beweisen zu können. Für Blue war es in diesem Moment alles andere. Maxson hatte ihn damit eiskalt erwischt. Er konnte diesen Auftrag keinesfalls ablehnen. Würde er Maxsons Befehl aus welchen Gründen auch immer nicht nachkommen, könnte das vermutliche Endresultat ein Ausschluss aus der Bruderschaft und eine offene Feindschaft zwischen Bruderschaft und Minuteman bedeuten. Das konnte vielen Unbeteiligten im Commonwealth das Leben kosten. Und keinesfalls würde er seine Freunde bei der Railroad verraten und über die Klinge springen lassen.


    Er musste sich dringendst etwas einfallen lassen. Rasend schnell entwarf Blue, entgegen seiner inneren Einstellung in seinem Kopf einen durchtriebenen Plan. Er hasste sich bereits jetzt dafür, aber ihm blieb zu diesem Zeitpunkt nichts anderes über. "Ich habe keine andere Möglichkeit, sie anders zu retten." *wütendes inneres Brummen* "Das wird Des definitiv nicht gefallen, aber es gibt sonst nur eine endgültige Lösung... Nein... und die werde ich nicht wählen. Nicht für so eine offensichtlich Dummheit. Ich habe sie damals deutlich gewarnt. Sie gefährden mit ihrer derzeitigen Ungeduld nicht nur die fliehenden Synths und ihre Zukunft, sondern auch das Commonwealths als Ganzes. Ich muss jetzt meine Schritte genau bedenken. Maxson wird mich mit Argusaugen bei diesem Auftrag beobachten. Ich muss als erstes Deacon warnen und ihm meinen Plan mitteilen...die augenscheinliche Auslöschung der Railroad...wenn einer diesen Plan versteht und Des näherbringen kann dann er." dachte Blue bei sich.


    Dann richtete er die Aufmerksamkeit in der kurzen Zeit des Bedenkens wieder dem Ältesten zu. "Ritter, Sie sagen ja gar nichts. Sie werden meinem Auftrag doch nicht etwa wiedersprechen, oder?" fragte Maxson streng nach. "Natürlich nicht, Ältester. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass Sie mir als Ritter eine Operation von solch einer Wichtigkeit übertragen. Das kam im ersten Moment sehr überraschend für mich. Auch aufgrund der Tatsache, dass wir in letzter Zeit einige Differenzen miteinander hatte. Es ist gerade deshalb eine besondere Ehre für mich, dass Sie mich dafür in Betracht ziehen." log Blue den Ältesten an. Er blieb trotz der vertrackten Situation sehr sachlich.


    "Ich gehe davon aus, dass ich Ihnen jetzt mein Vorgehen betreffend der Operation erläuten soll, Ältester?" fragte Blue. "Ich würde darum bitten, Ritter. Wir sind schon sehr gespannt." Blue nickte, trat an die Karte und sah sie sich einen Moment an. Dadurch erfuhr er genau, was Ältester Maxson zum jetzigen Zeitpunkt aus militärischer Sicht wusste. Blue prägte sich einige Sachen ein, die für ihn später wichtig werden konnten und ihm gegenüber der Bruderschaft einen strategischen Vorteil brachten. Nach der eingehenden Betrachtung erläuterte er dem Ältesten genau, wie er vorgehen wollte.


    Im Inneren plant er dabei die Fluchtwege, die seinen Freunden in der Railroad das Leben retten würden. Die restlichen Anwesenden der Führungsriege der Bruderschaft staunten nicht schlecht, als Blue ihnen den Ablauf der Missionen en Detail erläuterte. Blue erbat sich vom Ältesten zwei Tage Zeit, um die umfangreichen Planungen ausführen zu können und einige Leute der Bruderschaft an den in Frage kommenden Fluchttunneln platzieren zu können. Ferner würde er als zunächst als Einzelner durch den Haupteingang, der in der Kirche versteckt lag, das Hauptquartier stürmen. Die anderen sollten zunächst unbekannt rückwärtig durch die Fluchttunnel kommen. So wollte Blue verhindern, dass die Railroad frühzeitig von ihrer bevorstehenden Auslöschung Wind bekam.


    Ein Einzelner würde nicht so viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wie eine große Ansammlung. Nach zwei weiteren Stunden weiterer Strategiebesprechungen in anderen Dingen, verließ Blue die Prydwen um Maxson Auftrag in Bälde ausführen zu können. Er hatte Maxson darüber informiert, dass er auch sein eigenes Informationsnetzwerk dafür nutzen würde, um die Mission zu einem 100% gen Gelingen führen konnte. Ältester Maxson gab den gesamten Plänen von Blue statt, was dieser im Innern erleichtert zu Kenntnis nahm und ihm komplett in die Hände spielte


    Er brach nach County Crossing auf und führte mehrere streng Verschlüsselte Gespräche mit Fort Independence und Sanctuary. Auf einer nur ihm bekannten Frequenz verständigte er Deacon. Einen halben Tag später schlug dieser unerkannt in Form eines Privates der Minutemen in Crossing County auf und meldete sich zwecks einer dringlichen Meldung an den General beim diensthabenden Offizier der Minutemen vor Ort an. Man brachte den Private zum General. Blue und der vermeintliche Privat zogen sich an eine Stelle in County Crossing zurück, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.


    Deacon wurde kreidebleich, als er hörte, was Blue zu berichten hatte. Im Anschluss erläuterte Blue Deacon seinen Plan. Deacon schluckte zunächst. Im Verlauf des Gesprächs wurde sein Grinsen immer breiter. "Du trägst deinen Codenamen wirklich zu Recht, Blue. Der Plan hat es wirklich in sich. Ich werde versuchen, in der kurzen Zeit alles in die Wege zu leiten. So unerkannt nah ist uns die Gefahr selbst mit dem Institut nicht gekommen. Verdammt. Ich denke, wir werden mit Desdemona danach noch ein ernstes Wörtchen reden müssen, habe ich recht, mein blauer Freund?" sagte Deacon angespannt.


    "Da kannst du dich von meiner Seite drauf verlassen, Deacon. Das schwöre ich dir. Aber jetzt ist es erstmal wichtig, dass die Railroad öffentlich das Zeitliche segnet. Das nimmt auch den Druck seitens des Instituts von euch. Vergesst den Patrioten bei der ganzen Sache nicht. Machen wir jetzt an irgendeiner Stelle einen Fehler, wird das eine Menge Leben kosten. Sowohl von Synths als auch Menschen." brummte Blue. "Ich weiß..." seufzte Deacon bedrückt. Er verabschiedete sich von Blue und verschwand aus County Crossing in Richtung Bunker Hill. Die nächsten zwei Tage verbrachte Blue wieder auf dem alten Flughafen von Boston und bereite den Schlag gegen die Railroad vor.

  • 231. Eine Laterne zerschlagen

    Blue wachte auf, streckte seine Beine lang aus und richtete seinen Oberkörper auf. Er hatte die Nacht schlafend in einer Ecke der Abfertigungshalle des alten Bostoner Flughafen verbracht. Weit ab von allen anderen Bruderschaftsmitgliedern. Er schaute einen Moment gedankenverloren in die heruntergekommene Halle. An einigen Stellen standen Kisten mit dem Siegel der Bruderschaft. Einige Initianten waren schon unterwegs und erledigten Aufträge für die höherstehenden Mitglieder der Bruderschaft. Während er sich so umsah, stieß seine Hand auf einen etwa Menschenhand großen Stein.


    Er fing mit ihm in seiner rechten Hand mehr oder weniger unbewusst damit herumzuspielen. Blue war angespannt. Hatte die Zeit ausgereicht, dass Deacon den Rest der Railroad warnen und alles andere in die Wege leiten konnte? Auch die Zufluchten mussten gewarnt werden. Von denen hatte die Bruderschaft zurzeit noch keine Kenntnis. Vor allem konnte Deacon Desdemona von seinem Plan überzeugen und ihn damit zur Ausführung bringen? Er hoffte es. Sie konnten unter den Augen der Bruderschaft keine Nachrichten austauschen. Er dachte für einen kurzen Moment an Glory, Tüftel-Tom und einige andere in der Railroad.


    Kurz schoss Wut in ihm hoch und ohne es wirklich mitzubekommen, hatte er den Stein in seiner rechten Hand einfach in kleine Einzelteile zerbrochen. Er brummte kurz unzufrieden, schüttelte die kleinen Steinbrocken ab und stand auf. Es half nichts, er musste es jetzt über die Bühne bekommen. Sollte alles nach Plan laufen, waren seine Freunde erst einmal aus der Gefahrenzone und unterhalb des Radars der stählernen Bruderschaft und vielleicht sogar auch aus der Schusslinie des Instituts. Würde der Plan schieflaufen...darüber wollte er nicht nachdenken.


    Er lief aus der Abfertigungshalle heraus und ging Richtung Meer. Dort wusch er sich mit dem Meerwasser die Hände und trockene sie. Eine andere Wasserquelle stand ihm hier unten nicht zur Verfügung. Dann kehrte er zu seinem Rastplatz zurück. Dort angekommen, zog er seine schwere Kampfrüstung an, befestigte Scharfschützengewehr und Superhammer auf seinen breiten Rücken. Nachdem er sich ausreichend für die bevorstehende Operation ausgerüstet hatte, lief er in Richtung alten Rollfeld aus der Halle heraus.


    Der Himmel war wolkenverhangen und der Wind frischte auf. Einige der Mitglieder der Bruderschaft, die an der Operation teilnahmen hatten sich bereits an einem der beiden Ausgänge des gesicherten Bereichs des Flughafens versammelt. Sie unterhielten sich leise miteinander. Neben Initianten waren auch einige Ritter dabei. Blue schaute auf seinen Pipboy, um die Uhrzeit festzustellen. Es war etwa noch eine Viertelstunde Zeit bis die ganze Mission anlief. Er hatte in die letzten zwei Tagen die ihm zugeteilten Leute genau gebrieft. Er setzte sich etwa zwanzig Meter entfernt auf ein Stahlkiste und beobachte sie.


    Im Kopf ging er nochmal alles durch. Er würde das Hauptquartier der Railroad fein säuberlich zerlegen und kein Stein auf den anderem lassen. Damit es gegenüber der stählernen Bruderschaft authentisch wirkte und eventuell letzte Fluchtspuren beseitigte. Er stand auf und ging zur Gruppe hin, die jetzt vollständig war und die Gespräche erstarben. Nach einer kurzen Besprechung seitens Blue ging es los und sie zogen zunächst in Richtung Bunker Hill davon. Ihr Ziel lag im alten Finanzdistrikt. Dort teilte sich die Gruppe auf. Der Großteil der Bruderschaftsmitglieder verteilte sich an vielen verschiedenen Stellen des Distrikt- Und zwar dort, wo sich die Fluchttunnel der Railroad befanden.


    Blue hatte alle bis aus einen besetzten lassen. Der führt Richtung Süden und endete in der Gegend wo sich Hesters Consumer Robotics befand. Durch diesen waren seine Freunde bereits unerkannt geflohen, so hoffte er und hatten ihn hinter sich zerstört. Blue näherte sich der Old North Church und blieb angespannt vor der alten Kirchentür stehen. Dann zog er die Signalpistole, zielte in den Himmel und schoss. Der Himmel glühte an der Stelle in einem dunklen Rot. Das war das Zeichen für den Angriff. Die Bruderschaftsmitglieder würden jetzt die Fluchttunnel stürmen, die in das Hauptquartier der Railroad führten.


    Blue zog sein Scharfschützengewehr und trat dann die alte Kirchentür ein. Dann lief er aufmerksam den Gang hinunter in die Katakomben der Kirche. Hier war es wie immer gespenstisch still, das würde sich gleich ändern, wusste Blue. Er kam an der versiegelten Geheimwand an, die er mit seinem Körpereinsatz komplett und unwiederbringlich zerstörte. Langsam näherte er sich den Räumen des Hauptquartiers. Von hier konnte er bereits die ersten Schießereien hören. Plötzlich kamen ihm einige Leute entgegen, einer war wie Doc Carrington gekleidet, ein anderer wie Tüftel-Tom.


    Sie hatten den Rücken zu ihm gewandt und schossen in den Raum vor ihnen. Sie drehten sich um, um zu fliehen und erstarrten vor Schrecken als sie ihn aus der Dunkelheit heraustreten sahen. Blue hatte das Scharfschützengewehr bereits gezogen und schoss. Der, der die Sachen von Tüftel-Tom trug wurde in den Kopf getroffen. Hirn und Blut spritzen auf die anderen. Panisch versuchten diese vor Blue zu fliehen. Den nächsten erwischte Blue mit einem Schuss in den Rücken. Der andere bog in eine Seitennische ab, in der Hoffnung dort irgendwie zu entkommen.


    Blue verfolgte ihn schnell, griff nach ihm und brach ihm kurzer Hand das Genick. Einen weiteren warf Blue mit voller Wucht gegen die nächstbeste Wand. Blue metzelte sich regelrecht von seiner Seite her durch die vermeintlichen Railroadmitglieder, die hier unten durch ihn und die stählerne Bruderschaft überrascht worden waren. Es gab ein heftiges Gefecht und die Angegriffenen wehrten sich brutal. Letzenden Endes wurden sie alle gnadenlos niedergeprügelt und der Boden im Hauptquartier der Railroad schwamm vor Blut.


    Blue zerlegte in einem gespielten Wutanfall die Hälfte der Einrichtung, als ein Ritter entdeckt hatte, dass P.A.M. bereits in der Ecke eines Raumes zerstört herumlag. Maxson hatte ihm in einem kleinen Nebenauftrag, darum gebeten den Roboter der Railroad, wenn möglich zu bergen. Dem Ältesten war bekannt gewesen, dass die Railroad eine Art besonderen Roboter besitzen mußte. Nachdem Blue mit seinem gespielten Wutanfall fertig war, prüfte er hier unten jeden Winkel und jede Ecke nach vermeintlichen Überlebenden.


    Die anderen Mitglieder der stählernen Bruderschaft hielten dabei gehörig Abstand von ihm. Nach einer weiteren Stunde war man im ehemaligen Hauptquartier der Railroad fertig. Hier unten stand kein Stein mehr auf dem anderen. Blue kehrte zusammen mit den anderen zum Bostoner Flughafen zurück. Nachdem er an seiner Schlafstelle in der Schalterhalle seine blutdurchtränkten Sachen abgelegt und saubere Kleidung angezogen hatte, ging er an Bord der Prydwen und erstattete dem Ältesten Bericht. Der war hocherfreut und lobte Blue in den höchsten Tönen. Auch wenn der zerstörte Roboter ein wenig den Erfolg schmälerte.


    Er war für Maxson von nicht unerheblichen Interesse gewesen war. Der Älteste wähnte sich nun der Tatsache, dass die Railroad zerstört war und in Trümmern lag. Der erfolgreiche Abschluss der Mission brachte Blue nochmal einiges an Reputation und Respekt bei der stählernen Bruderschaft ein. Blues Plan war aufgegangen. Die Leute, die in der Old Nord Church getötet worden waren, waren hauptsächlich Raider und andere Psychopathen gewesen. In einer Nacht und Nebelaktion hatte die Railroad einige Raidergruppen mit einem Alte Welt Betäubungsmitteln betäubt und in die alte Old Nord Church verfrachtet.


    Danach wurden diese teilweise ihrer Kleidung beraubt. Die Railroadmitglieder zogen sich einen Teil der Raiderrüstungen an und ließen ihre eigene Kleidung Vorort. Dann verschlossen sie zunächst alle Ausgänge und flüchteten durch den Fluchttunnel, die ihnen Blue freiließ. PAM nahmen sie auch mit und ließen eine äußerlich exakte Kopie zurück. Einen Tag nach der Vernichtung der Railroad verließ Blue wieder die Prydwen.


    Er hatte einen Besorgungsauftrag von Ingram angenommen und zog wieder alleine ins Commonwealth los. Danse war nicht dabei. Der hatte an dem Morgen vor Blues Mission mit der Railroad einen Auftrag von Maxson bekommen und war sofort aufgebrochen. Blue reiste nun über einige nur ihm bekannte Schleichwege Richtung Burg. Dort hatte er noch etwas sehr Wichtiges erledigen.

  • xSaint96 Es wird im Commonwealth definitiv noch hoch hergehen. :evilgrin:

    Irgendwann platzt selbst dem Friedlichsten mal der Kragen.;)


    232. Dritte im Bunde

    Blue erreichte gegen Nachmittag die Burg. Ronnie stand am Eingang und erteilte einigen Minutemen Anweisungen für bestimmte Unternehmungen. Sie sah Blue herankommen und schickte die anderen Minutemen weg. "Hallo General, ich darf annehmen, dass bei Ihnen alles nach Plan gelaufen ist?" fragte Ronnie ernst. Blue nickte. "Gut. Der Colonel ist auch bereits da und wartet in Ihrem Rückzugsbereich. Die Kohllieferung ist übrigens unbeschädigt angekommen und wurde in den kalten Katakomben der Burg sicher eingelagert. Sie ruht zur Zeit." informierte Ronnie.


    "Das ist gut. Ich wäre untröstlich gewesen, wenn ein Schaden an dieser überaus seltenen Ware entstanden wäre. Danke Ronnie. Gute Arbeit von Ihnen. Ich werde mich kurz zurückziehen und umziehen. Wenn ich nachher mit dem Colonel die Besprechung habe, wäre es mir sehr lieb, dass Sie dazukämen. Ich würde Ihnen gerne den ganzen Sinn dieser speziellen Lieferung und dessen weitere Verwendung erklären." informierte Blue sie ebenfalls ernst. "Gerne" sagte Ronnie mit einem leichten Lächeln. "Danke, dass Sie mich dabei einbeziehen." "Selbstverständlich. Das mit dem Kohl ist eine der Sachen, die ich bei einer unseren Unterhaltungen mit dem Vertrauen meinte. Bis gleich" sagte Blue und klopfte Ronnie leicht auf die linke Schulter, lief durch das Tor in den Innenhof und verschwand dann durch eine der Türen ins Innere der Burg.


    Ronnie und Blue hatten gerade verschlüsselt Neuigkeiten ausgetauscht, die mit Blues abgeschlossener Mission bei der Railroad zusammenhing. Er ging in seinen kleinen abgetrennten Bereich in der Burg. Er öffnete die Tür und trat in den Raum ein. An einer Wand hinten stand ein für ihn passendes Bett und ansonsten war es hier behaglich eingerichtet. Preston war auch hier. Er saß in einem alten abgenutzten Sessel und sah seinen Freund nachdenklich an. "Hey Blue, schön dich gesund und munter zu sehen. Alles geklappt?" fragte Preston angespannt. "Der Plan hat funktioniert. Der Älteste ist der Meinung, dass die Railroad sich die Tatos jetzt von unten anschaut." sagte Blue ruhig "Ich erzähle dir gleich mehr. Ich werde mich jetzt erstmal Duschen und umziehen."


    Preston sah erleichtert aus. "Gott sei Dank. Ich hatte schon Sorgen um dich. Das hätte auch schiefgehen können" seufzte er. Blue war nach hinten in das kleine Bad verschwunden. Fünfzehn Minuten später saßen beide zusammen und unterhielten sich weiter. Blue hatte wieder seine Minutemenuniform an. Bei der Mission bei der Bruderschaft hatte er eine neutrale, schwarze Kleidung getragen.


    "Wir müssen trotzdem weiter vorsichtig sein. Ich weiß immer noch nicht, wie es dem Ältesten gelungen ist, an den Standort der Railroad zukommen. Außerdem hatte er Kenntnis von P.A.M. Das ist bedenklich." sagte Blue zu Preston und hatte die Hand nachdenklich ans Kinn gelegt. Der runzelte die Stirn. "Ernsthaft? Das ist nicht gut. Und wie geht es jetzt weiter? Ich glaube nicht, dass Des deinen "Vorschlag" annehmen wird." sagte Preston mit einem kurzen, ernsten Lächeln. "Das werden wir sehen, Preston. Entweder sie akzeptiert ihn und profitiert davon oder aber, nun ja, ich denke, dann ist es tatsächlich eine Frage der Zeit bis die Railroad tatsächlich aufhört zu existieren." sagte Blue und schnaufte kurz darauf.


    "Weiß du was mich an der ganzen Sache ärgert, dass Des in letzter Zeit relativ unvorsichtig gewesen ist. Ich habe Ihnen gesagt, wie nah die Bruderschaft schon an ihnen dran war. Wie gefährlich weitere Aktivitäten für sie sind. Aber sie haben nach kurzer Zeit weiter gemacht. Wenn ein anderer bei der Bruderschaft den Auftrag bekommen hätte, wäre sie jetzt tot und selbst jetzt ist es ein enormes Risiko." Blue lehnte sich seufzend zurück.


    "Übrigens, Preston. Ich werde Ronnie jetzt komplett mit in unsere Pläne mit einbeziehen. Sie ist äußerst erfahren, loyal und sie steht Synths positiv gegenüber. Solange sie keine Gefährdung für die Minutemen oder das Commonwealth bedeuten. Außerdem muss du jemanden haben, der dich anständig unterstützten kann, falls...mir etwas zustößt. Du weißt, dass es jetzt nur eine Frage der Zeit ist, bis ich dem Institut einen Besuch abstatten werde. Bis dahin werde ich noch einige Dinge regeln müssen." Preston schaute erst betreten.


    Er konnte sich ein Leben im Commonwealth ohne seinen besten Freund kaum noch vorstellen. Aber Blue hatte Recht. Neben seiner Freundschaft zu ihm, war eine Sache wichtiger. Der Schutz des Commonwealth durch die Minutemen oder dem was sich daraus gerade entwickelte. "Ich finde es gut und richtig, dass du Ronnie mit einbeziehst. Ich denke, der Zeitpunkt ist ein richtiger." sagte Preston zustimmend. Beide unterhielten sich noch einige Zeit über verschiedene Dinge im Commonwealth weiter, als es an der Tür klopfte. Es war Ronnie und steckte den Kopf durch den Türspalt. "Ich möchte nicht ungeduldig erscheinen, aber wann sollte zur Besprechung erscheinen. Sie hatten mir vorhin keine Uhrzeit genannt." fragte sie höflich. "Ach Ronnie, tut mir leid. Ich bin ein alter Hornochse. Hatte ich vergessen zu sagen. Kommen Sie doch dazu." sagte Blue und deutete mit seiner Hand auf einen weiteren leeren Sessel.


    Ronnie trat ein, setzte sich und sah Preston und Blue erwartungsvoll an. Blue räusperte sich. "Ronnie, ich hatten Ihnen ja versprochen einige Dinge aufzuklären. Colonel Garvey und ich werden Sie ab jetzt vollständig in alle Planungen einweihen und einbeziehen, also Folgendes..." Die drei tauschten sich unter dem Siegel der Verschwiegenheit aus. Ronnie hatte bereits einige Dinge intuitiv geahnt, bei anderen war sie überrascht. Nach dem Ende des Gesprächs sah sie Blue lange an. "Ich habe mich wirklich nicht in Ihnen getäuscht...Grünschnabel...Sie sind wirklich was Besonderes. Gleich in mehrfacher Hinsicht." lächelte Ronnie. "Der alte Joe Becker wäre stolz auf die heutigen Minutemen. In ähnlicher Weise hatte er es sich immer vorgestellt." ergänzte sie. "Danke, Ronnie. Ihr Urteil bedeutet mir immer viel." sagte Blue leicht verlegen.


    Zehn Minuten später beendeten die drei die Unterhaltung und verließen Blues kleines Refugium. Sie steuerten gemeinsam die Katakomben der Burg an. Sie wählten den Weg durch das Generalsquartier, wo sonst alle Besprechungen stattfanden. Eine schwach ausgeleuchtete Treppe führte in die Tiefe und endete an einer alten schweren Tür.

  • Tysha Freut mich zu hören, dass dir die Geschichte gefällt^^ Danke.:)


    233. Schöpferische Zerstörung

    Die schwere Tür quietschte beim Öffnen. Preston, Ronnie und Blue betraten die Katakomben von Fort Independence. Hier unten herrschte eins schummeriges Licht und viele Holzkisten unterschiedlicher Größe standen hier herum. Die Minutemen nutzen nur einen kleinen Teil der Katakomben als Lagerraum. Der größere Teil war bis jetzt ungenutzt geblieben. In einiger Entfernung schimmerte der hintere Teil einer der größeren Räume in einem gelb-rötlichen Feuerschein. Er rührte von einigen Feuerfässern her, die hier unten vor sich hin glühten. Die drei passierten eine regelrechte Wand mit länglichen Holzkisten.


    Dahinter hielt sich eine Gruppe zwischen zwanzig bis dreißig Personen auf. Sie waren im kompletten Raum verteilt. Einige saßen auf Stühlen, andere hatte es sich auf Feldbetten gemütlich gemacht. Die meisten sahen niedergeschlagen und müde aus. Sie unterhielten sich teilweise leise. Es herrschte eine bedrückte Stimmung. In einer Ecke im hinteren Bereich stand ein modifizierter Aggressotron. Es war P.A.M. Sie schien die ganze Situation zu beobachten. An einer Sitzgruppe mit Tisch saßen Desdemona, Deacon und Doc Carrington. Sie diskutierten angeregt miteinander. Doc Carrington schien sich sogar mit Desdemona zu streiten. Als Preston, Ronnie und Blue hinter der hölzernen Wand hervortraten, beendeten sie das Gespräch und schauten zu den dreien hin.


    Desdemona und Doc Carrington schauten ziemlich ernst. Nur Deacon lächelte. "Hallo Preston, hallo Blue und hallo Mayor Shaw. Schön euch zu sehen" begrüßte Desdemona die drei. "Ich... nun..." Sie schaute zu Ronnie und dann wieder zu Blue. "Sie weiß Bescheid Des. Ich hielt es wegen der Situation angebracht, sie einzuweihen. Bevor du etwas sagst...du kannst ihr vertrauen. Euer Geheimnis ist bei ihr sicher. Du kannst also frei sprechen." sagte Blue ernst. Desdemona seufzte. "Gut. Hat alles funktioniert? Ist..." Desdemona beendete den Satz nicht. Sie war immer noch dabei, die Ereignisse zu verdauen.


    "Es ist alles glatt gegangen. Die Vorbereitung war sehr gut von euch. Ich hatte schon gedacht, es wäre zu knapp gewesen. Aber bei mehr Zeit wäre der Älteste misstrauisch geworden. Die Zerstörung des Hauptquartiers und der Railroad hat mir Maxson abgekauft. Ich habe keinen Stein auf dem anderen gelassen. Sollten noch Spuren von euch vorhanden gewesen, nun da muss die Bruderschaft einiges an Schutt zur Seite räumen. Die Zufluchten, denke ich, sind auch jetzt außer Gefahr. Zu mindestens habe ich bei der Bruderschaft nichts Offizielles gehört. Auch gibt es keine Gerüchte dazu." schilderte Blue Desdemona den derzeitigen Stand.


    "Das ist ermutigend zu hören. Dann können wir..." begann Des. Doc Carrington fiel ihr ins Wort. Er war merklich sauer. Noch mehr als sonst. "Was können wir, Desdemona? Weiter machen wie bisher? Es war deine Fehleinschätzung, dass es so weit gekommen ist. Hätte uns Professor nicht gewarnt und uns auf diese raffinierte Weise heraus geholt, dann wäre die Railroad jetzt tatsächlich Geschichte..." sagte er wütend zu Desdemona. Sie sah ihn endgeistert an. "Ach ja, was hätte ich den deiner Meinung den nach tun sollen. Wir konnten doch nicht ewig warten, die Synths wären sonst..." gab Desdemona schnippisch zurück. Carrington ergriff wieder das Wort."Man hätte dem Patrioten durchaus einen Hinweis geben können. Ich denke, er hätte da eine Möglichkeit gefunden. Aber nein, du konntest ja nicht warten..."


    Doc Carrington und Desdemona begannen einen lautstarken Streit miteinander über ihre Führungsqualitäten. Wer was besser gemacht hätte, wenn er nicht auf den anderen gehört hätte. Das Verhältnis zwischen Carrington und Desdemona war vorher schon nicht um das Beste bestellt gewesen. In dieser Situation brach die Abneigung der beiden offen zum Vorschein. Deacon schlug sich mit einem leichten Stöhnen die Hand vors Gesicht und sagte leise "Geht das schon wieder los..." und die anderen Mitglieder der Railroad schauten teilweise betreten weg. Preston runzelte die Stirn und Ronnie schaute nur fragend.


    Blue hörte sich das Streitgespräch einen Moment an, dann platzte ihm der Kragen. Er ballte seine beiden Hände zu Fäusten und schaute ernst über seine Brille. "Habt ihr beiden eigentlich eine Ahnung, wie knapp das Ganze war? Was daraus hätte resultieren können? Ich tanze da draußen auf Messersschneide wegen meiner Mitgliedschaft bei euch und der Bruderschaft. Um zu verhindern, dass der Älteste die Synths auslöscht, die eine gemeinsame Zukunft mit den Menschen suchen oder auch nur in Frieden leben wollen. Und ihr streitet euch worum? Wer von euch beiden besser die Railroad leitet? Aber sonst habt ihr beiden keine anderen Sorgen?" brummte Blue Desdemona und Carrington sauer an. Ronnie und Preston sahen sich an und schluckten.


    "Begreift ihr beiden eigentlich, was wir für ein Risiko eingehen, indem wir euch hier erstmal in Sicherheit gebracht haben? Wenn der Älteste auch nur im Ansatz Wind davon bekommt, haben wir einen offenen Krieg mit der stählernen Bruderschaft. Und ich brauche euch nicht zu sagen, wie der im Moment ausgehen wird. Dann haben die Synths erst Recht keine Existenzberechtigung mehr und es wird eine Menge Tote geben." schnaufte Blue wütend. Desdemona und Carrington waren verstummt und schauten peinlich berührt auf den Boden. Deacon sah die beiden ebenfalls ernst ein, sagte aber noch nichts dazu.


    Blue schien aber noch nicht fertig zu sein. Er hatte kurz die Augen geschlossen und schien sich beruhigen zu wollen. Dann öffnete er sich wieder und sah die beiden durchdringend an. "Habt ihr beiden euch überhaupt schon darüber Gedanken gemacht, wie es jetzt weiter gehen soll? Mit der Railroad. Und ich beziehe mich dabei nicht auf euer beiden "Führungsqualitäten"." brummte Blue weiterhin gereizt. Desdemona und Carrington sahen sich beide an. Carrington räusperte sich verlegen. "Ich...wir...haben die eine oder andere Idee...aber auf einen Konsens sind wir bisher...nicht gekommen. Es hat uns diesmal völlig unvorbereitet getroffen..." sagte Carrington missmutig. Desdemona nickte bestätigend und war niedergeschlagen.


    Die Railroad befand sich nach dem Angriff auf das Switchboard zum zweiten Mal in kürzester Zeit in einem sehr angeschlagenen Zustand. Ohne eine adäquate Möglichkeit eines Verstecks war die Railroad kaum noch dazu fähig, den fliehenden Synths zu helfen. Blue hatte zwar gehofft, dass Desdemona, Carrington oder auch Deacon einen weiteren Plan für so ein Ereignis hatten, aber auch befürchtet, dass er genau diese Antwort bekam. Für ihn gab es nun zwei Möglichkeiten, die er Ihnen vorschlagen würde. Beide würden bei der Railroad auf wenig Gegenliebe treffen. Blue bezog in seine Überlegungen neben der Railroad wie immer die Bewohner des Commonwealths ein. Was die Railroad in einigen Fällen nicht getan hatte.


    "Das ist...unbefriedigend. Aber die Art von Antwort habe ich bereits befürchtet. Ich habe euch zwei Vorschläge zu unterbreiten." Blue hatte die volle Aufmerksamkeit der Railroadmitglieder. Preston und Ronnie hörte ebenfalls zu. Preston schaute dabei sehr erst. Er und Blue hatten sich bereits vorher über gewisse Möglichkeiten betreffend der Railroad unterhalten. Daher wusste er, was jetzt folgen würde. Blue fuhr fort.


    "Vorschlag Nummer eins. Ich werde euch außerhalb des Commonwealths eine Versteckmöglichkeit besorgen, ihr werdet euch dorthin zurückziehen. Eine Weile Gras über die Sache wachsen lassen. Einen Neuaufbau versuchen und eure Rettungsaktion außerhalb des Commonwealth koordinieren. Ich selbst werde mich dann fast komplett aus der Railroad zurückziehen. Das heißt, ich entziehe euch meine Unterstützung auf lange Sicht. Ihr berücksichtigt mir das Commonwealth als Ganzes zu wenig..." sagte Blue ruhig, aber bestimmend.


    Deacon runzelte überrascht die Stirn. Desdemona und Carrington sahen sich ebenfalls verdattert an. "Aber... du kannst doch nicht einfach..." begann Desdemona überrascht. Blue fiel ihr scharf ins Wort. "Ich war noch nicht fertig, Desdemona. Vorschlag Nummer zwei. Ihr werdet hier in der Burg euer neues Zuhause finden und mit allem versorgt werden, was ihr für eure weiteren Missionen zur Rettung der Synths benötigt. Schutz, Nahrungsmittel, Unterschlüpfe, Informationen usw. Allerdings erwarte ich dann von euch, dass ihr ein Teil der Minutemen werdet und jede einzelne Mission mit mir abgesprochen werden muss." Desdemona, Carrington und Deacon schauten entgeistert und mussten den zweiten Vorschlag erst einmal sacken lassen.


    Desdemona fand als erstes die Sprache wieder. "Das ist Erpressung, Professor. Beide Vorschläge sind nicht..." Wieder fuhr ihr Blue dazwischen. Man merkte ihm sein hochkommende Wut deutlich an. "Nenne es wie du willst, Desdemona. Ich habe die Nase gestrichen voll von euren internen Streitereien und falschen Prioritätensetzung. Von der unnötigen Gefährderei anderer. Ihr wollt den Synths langfristig helfen? Das schafft ihr aber nicht, wenn andere immer wieder in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein friedliches Zusammenleben kann nur dann erreicht werden, wenn die Menschen verstehen, dass von den meisten Synths keine Gefahr ausgeht. Ihr müsst auch die menschliche Seite mehr in eure Überlegung mit einbeziehen. Ihr habt einen Tag Zeit, um euch einig zu werden, was ihr nun gedenkt zu tun. Je länger ich euch in diesem Zustand hier habe, desto mehr werden Fragen werden aufkommen. Auch von meinen eigenen Leuten. Ich werde euch jetzt allein lassen, dass ihr euch in Ruhe besprechen könnt." schloss Blue ab und wendete sich dann an Ronnie.


    "Ronnie, würden Sie bitte dafür Sorge tragen, dass sich niemand Unbefugtes hier nach unten verirrt." "Geht klar, Sir." bestätigte sie knapp. Dann verließ er ohne ein weiteres Worte zu verlieren zusammen mit Preston und Ronnie die Katakomben der Burg. Zurück blieb eine verunsicherte Railroad, die sich jetzt an einem Scheideweg befand.

  • 234. Für und Wieder

    Nachdem Blue aus den Katakomben verschwunden war, begannen Carrington, Desdemona und Deacon ein sehr ernstes Gespräch miteinander. Glory stieß nach einiger Zeit auch dazu. Es ging zwischen den Vieren ziemlich zur Sache und zunächst bildeten sich zwei Fronten aus. Auf der einen Seite Deacon und Glory, die gerade in Blues zweiten Vorschlag gewisse Vorzüge erkannten.


    Auf der anderen Desdemona und Carrington, für die beide Vorschläge aus ihrer Sicht nicht akzeptabel waren. "Ich kann es einfach immer noch nicht glauben, dass er uns das antun will. Er nutzt unsere derzeitige Situation vollkommen aus. Wahrscheinlich lässt er mich noch zur Seite schaffen. Ich würde ihm das mittlerweile zutrauen. Wir hätten ihn nie in die Railroad bringen dürfen. Was sagst du dazu, Carrington?" fragte Desdemona frustriert.


    Carrington hatte nachdenklich vor sich hingestarrt und blickte Desdemona an. "Ich weiß nicht, Desdemona. Warum sollte er uns erst retten und dann... Ich meine, wenn er das von Anfang an bezweckt hätte, da wären wir jetzt tot. Ausgelöscht. Nein, Ausnutzen würde ich nicht sagen. Wir haben Fehler gemacht, schwere Fehler, Desdemona. Fehler, die unseren Synthfreunden das Leben kosten werden...Wir haben uns selbst in diese Lage hineinmanövriert..." sagte Carrington und erklärte ihr weiter seine Sicht der Dinge. Desdemona stutzte. Carrington war nachdenklich und ruhig. Wie schon lange nicht mehr in seinem Leben. So kannte Desdemona ihn gar nicht.


    Deacon ergriff anschließend das Wort. "Des, du siehst das aus einer sehr, wie sage ich es, kurzen Perspektive. Was uns Professor anbietet ist eine Riesenchance für die Railroad. Überlege doch mal, welche Möglichkeiten wir hätten, wenn wir die komplette Informationsstruktur der Minutemen nutzen könnten. Und mehr. Ein besseres Untertauchen wäre möglich. Vor allem, da der Professor Einblicke in die Pläne der Bruderschaft hat, können wir darauf auch besser reagieren. Vor allem scheint mir der Professor mit Ironworks noch weitere Asse im Ärmel zu haben. Wenn ich die neusten Gerüchte mit einbeziehe, scheint im Süden des Commonwealth eine weitere geheime Sache bei den Minutemen zu laufen. Ich konnte dazu aber noch nichts genaues herausfinden." sagte Deacon mit einem leichten Lächeln im Gesicht.


    "Er ist gerissen und vorsichtig, Des. Und er steht immernoch auf unserer Seite. Wir können unserer Aufgabe nachgehen, Synths aus dem Institut zu retten und ihnen ein anständiges Leben zu geben. Das ist doch für uns der ausschlaggebende Punkt. Dabei schützt unser Freund uns so gut es geht." sagte Deacon wieder sehr ernst. Glory nickte zustimmend. Von Seiten Desdemonas kamen wieder Einwände dagegen und so diskutierten die Vier weiter. Die anderen Railroadmitglieder hörten dabei zu und machten sich ihre eigenen Gedanken. Während die Railroad unter der Burg ihren weiteren Weg weiter diskutierte, hatten Preston, Ronnie und Blue ebenfalls Gesprächsbedarf miteinander.


    Sie zogen sich in das Generalsquartier der Burg zurück und verschlossen die Türen. Blue ließ sich seufzend in seinen Stuhl fallen, nahm die Brille ab und rieb sich die Augen und brummte irgendwas undeutlich in sich hinein. Preston und Ronnie hatten ebenfalls Platz genommen. "Ich hatte mir die Railroad den Gerüchten nach irgendwie anders vorgestellt. Vor allem nicht so...uneinig." konstatierte Ronny. "Eigentlich waren sie mal gar nicht schlecht organisiert und aufgestellt. Bis zur Sache mit dem Switchboard. Dabei haben sie eine Menge fähiger Leute und sonstige Ressourcen verloren. Auch jetzt sind dort gute Leute dabei, die in Heimlichtuerei sehr erprobt sind. Auch wenn es im Moment nicht so wirkt. Das mit der Führungsspitze bei der Railroad war und ist, gelinde gesagt schwierig." brummte Blue und schob sich die Brille wieder auf die Nase.


    Preston meldete sich danach zur Wort. "Wo bringen wir sie eigentlich unter, wenn sie selbst keine eigene Idee haben bzw. den zweiten Vorschlag ablehnen, Blue?" "Dann wird definitiv Vorschlag eins zum Zuge kommen. Erinnerst du dich noch an den Bericht unserer Leute vor einiger Zeit. Über die verlassene Stadt, namens Worchester. Weit draußen im Ödland des Commonwealths? Dort sind sie ganz gut aufgehoben und können einen Neuanfang versuchen. Hier ist es für sie zurzeit zu gefährlich, zu mindestens mit den Mitteln, die sie im Moment haben. Sollten sie entscheiden hier vor Ort im Commonwealth abseits meines Vorschlags zu bleiben, sind wir beide definitiv raus aus der Railroad. Wir werden dann unseren eigenen Weg betreffend der Synths einschlagen." erklärte Blue nachdenklich.


    "Ich denke, dass Vorschlag zwei insbesondere von Desdemona abgelehnt wird. Verständlicherweise...ich entmachte sie damit ja regelrecht... Im Moment sehe ich aber keine andere Möglichkeit, wie wir sonst eine sinnvoll abgesprochene Zusammenarbeit hinbekommen. Desdemona ist mir einfach zu...risikofreudig." brummte er unzufrieden. Den restlichen Tag verbrachten die drei damit unterschiedliche Planungen je nach Entscheidung der Railroad durchzuspielen.


    Am Abend des gleichen Tages tauchten Desdemona und Deacon über die Treppe im Generalsquartier auf. Desdemona sah zerknirscht aus, Deacon sah ebenfalls ernst aus. Preston, Ronnie und Blue unterbrachen ihr Gespräch und schauten gespannt zu den beiden. "Wir haben eine Entscheidung getroffen..." begann Desdemona.

  • 235. Selbstzweifel

    Westküste. November 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Zwei weitere Monate waren vergangen, seitdem Drake in seine neue Bleibe außerhalb des Bunkers gezogen war. Sie befand sich in einer Felswand, etwa zweihundert Meter von der Kluft entfernt, am Ende eines steinernen Ganges. Neben ihm wohnten hier noch sechs weitere Familien. Sie schätzten zwar die Sicherheit des Bunkers, aber hielten es im eigentlichen Bunker nicht mehr aus und gingen häufig auf Erkundungsreisen ins Ödland. Auch wenn die Bleibe in den nackten Stein geschlagen wurde, war sie dennoch gemütlich eingerichtet worden.


    Drake saß hochkonzentriert an einem Computerterminal in seiner Bleibe. Er versuchte etwas einzutippen und murmelte unzufrieden. "Das muss doch..." Drake hatte für einem Moment das Bedürfnis, das Computerterminal einfach gegen die Wand zu werfen. Es klopfte an der Stahltür. "Hm, ja. Wer stört?" brummte er. "Hey, Drake warum so mies drauf?" sagte ein sichtlich gut gelaunter Tesla, der gerade eintrat. "Ich versuche etwas am Computer zu schreiben. Aber diese Tastatur ist einfach zu friemlig für meine...*unverständliches Murren*...Hände. Aber schön, dass du mich besuchen kommst, Tes." Tesla grinst breit. "Problem erkannt, Problem gebannt, mein Freund. Wo habe ich denn..." Tesla kramte in einer seiner Taschen herum. "Hier, nimm die mal. Sollten dir helfen. Habe ich extra für dich angefertigt." Tesla hielt Drake ein paar große Handschuhe mit merkwürdigen konischen Zapfen in Bereich der Finger hin.


    Er betrachtete sie neugierig und nahm sie Tesla vorsichtig ab. Dann zog er sie an und probierte sie an der Tastatur aus. Hin und wieder traf er die Buchstaben nicht, aber so ging es wesentlich besser als vorher. "Das ist...Danke Tes..." Drake grinste über beide Ohren und war überglücklich. "Komm mal her, Kleiner." sagte er zu Tesla, der neben ihm am Stuhl stand. Ehe es sich Tesla versah hatte Drake ihn seinen Arm um den Körper gelegt und drückte ihn vorsichtig.


    "Hehe, vorsichtig. Nicht, dass du den halben Lauch noch abknickst, der ich bin." lachte Tesla über die ungewohnt herzliche Geste seitens Drake. "Du brauchst dich nicht bedanken. Nicht für eine solche Kleinigkeit. Sag mal, was ist eigentlich im Moment los, Drake? Man sieht dich im Moment draußen kaum noch. Einige machen sich schon Sorgen um dich, mich eingeschlossen?" fragte Tesla dann nachdenklich nach.


    Er war neben John, George und Darwin einer der Ersten seiner alten Freunde gewesen, der sich nach Drakes Veränderung um ihn kümmerte. Auch ihm fiel es am Anfang schwer mit Drake zurecht zu kommen, aber bereits nach kurzer Zeit agierten die beiden fast so ähnlich zusammen. Wie vor dem einschneidenden Ereignis. Tesla hatte sich ebenfalls geschworen, Drake irgendwie zu helfen. Er beobachte in letzter Zeit mit Sorge, dass sich Drake nach einer Phase des großen Interesses an seiner Umgebung wieder zurückzuziehen begann.


    "Ich ... weiß nicht ... wie ich es sagen soll. Ich möchte nicht undankbar erscheinen ... aber ich fühle mich im Moment euch gegenüber als Belastung. Ich möchte die Gemeinschaft besser unterstützen. Aber wie ... wenn diese *frustriertes Brummen* Griffel ... nicht das machen, was sie sollen. Ich fühle mich einfach nur ... wie ein grober Klotz. Deshalb habe ich versucht hier drinnen was Sinnvolles zu machen. Hier drinnen braucht dann niemand meinen seltsamen ... unbeholfenen Anblick zu ertragen. Das Einzige, was ich im Moment scheinbar gut kann, ist Dinge in seine Einzelteile zu zerlegen." schnaufte er sichtlich frustriert. Er dachte dabei an die ein oder andere Hilfestellung, wo er versucht hatte zu helfen.


    Drake rutschte in eine deprimierten Zustand ab. Tesla hatte genau so etwas befürchtet. Er hatte sich viel mit Darwin in der Zwischenzeit unterhalten. Der hatte ihn darauf hingewiesen, dass so etwas im Laufe der Zeit passieren könnte. Dadurch das Drake verstand, dass er vorher ein normaler Mensch gewesen war, setzte ihm dieses Wissen zu. Nur langsam gelang es ihm seinen jetzigen Zustand zu akzeptieren. Jedes Misslingen seinerseits deprimierte ihn weiter. Es fachte ebenfalls eine Wut gegen sich selbst an. Langsam begannen sich wieder seine zwei Inneren Seiten zu regen. Die anderen im Bunker akzeptierten ihn zum größtenTeil, so wie er jetzt war.


    Daran hatte Darwin einen erheblichen Anteil. Unermüdlich beantwortete er die Fragen der Bewohner des Bunkers und führte dazu, dass freundlich gesinnte Supermutanten von der Gemeinschaft geschätzt wurden. Vor allem trug es dazu bei manche Eigenheiten zu akzeptieren, die Supermutanten an den Tag legen konnten. "Das ist Blödsinn. Du bist keine Last, mein Freund." versuchte Tesla ihn aufzumuntern. "Warum habe ich dann noch keine Aufgabe im Bunker selbst bekommen, Tesla? Wahrscheinlich, weil ich anderes bin. Ich kann den Leuten hier oben zwar hin und wieder helfen. Aber sonst? Ich möchte mich auch nützlich machen. Etwas zurückgeben. Kannst du mich verstehen, Tes?" sagte Drake und schaute Tesla betrübt an.


    "Ach Drake, sicher verstehe ich dich. Und nein. Dein Andersein stört hier niemanden mehr. Wirklich. Im Moment stand einfach zu viel an. Unser guter John musste mal wieder überall die Augen haben. Er wollte dich gut aufgehoben wissen. Nach der ganzen Sache. Das weißt du doch." erklärte Tesla Drake die derzeitige Lage. "Aber weil unser Herr General, respektive Kommandant zu viel zu tun hat, habe ich gewissen Planungen zusammen mit anderen schon mal ein wenig vorgegriffen. Das war auch mit ein Grund, warum ich hier bei dir aufgeschlagen bin." grinste Tesla wieder. "Ich werde dich heute mit nach unten in die Versorgungsabteilung mitnehmen. Dann schauen wir weiter. Wir brauchen dort unten immer Leute, die anpacken können. Und das du das kannst, daran habe ich keinen Zweifel. Alles andere wird schon im Laufe der Zeit ergeben." sagte Tesla und schlug Drake dabei aufmunternd auf sein breites Kreuz.


    "Wirklich. In die Versorgungsabteilung? Das ist ... wäre toll." Drake schien sich zunächst sehr zu freuen, aber wurde dann wieder sehr ernst. "John weiß nichts davon, oder? Ich möchte keinen Ärger mit ihm. Nicht das er mich nachher wieder wegsperren lässt. Tesla ...Drake... ich ... weiß nicht." Drake starrte Gedanken verloren vor sich hin und seufzte. "Nein, weiß er nicht, wenn ich ehrlich bin. Aber ich habe mit Ben gesprochen. Er wird das schon regeln. Du brauchst dir keine Gedanken machen. Wenn dann bekommen Ben und ich Ärger. Nicht du. Und wegsperren wird er dich nicht. Dafür gibt es keinen Grund. Du kommst vielleicht auf komische Gedanken. Wir können dich wirklich gut gebrauchen." sagte Tesla ernst. Er hoffte damit Drake überzeugen zu können. "Ich würde schon gerne ... du meinst das ist wirklich okay? Tes, wer ist dieser Ben?" Drake schien sehr interessiert an Teslas Angebot, aber haderte noch mit sich selbst.


    "Ja, es ist okay. Und Ben Hickery ist der Cheftechniker dort unten. Sozusagen der Herr der Maschinen im Lassen. Zwei Meter groß und breit wie ein Schrank. Du wirst ihn ganz bestimmt mögen." sagte Tesla. Drake war sich immer noch unschlüssig. "Nun lass mich doch nicht hängen, mein Freund. Ben und die anderen sind schon gespannt auf dich. Gib dir endlich einen Ruck." bat Tesla seinen Freund. "Ich ... na gut Tesla. Weil du es bist. Darf ich dich noch was fragen?" "Aber nur wenn du endlich mitkommst." lachte Tesla. "Kennt Ben mich ... von davor?" Diese Frage hatte Tesla nicht erwartet, aber er beantwortete sie Drake gegenüber ehrlich.


    "Ja. Sehr gut sogar. Auch deshalb möchte Ben dich dort haben. Du wirst dich doch jetzt nicht kneifen?" fragte Tesla ungewöhnlich streng. "Nein, nein. Drake ... hat ... ich habe es versprochen. Ich komme mit dir mit." Tesla hatte den Eindruck dass Drake im Moment innerlich aufgewühlt war. Er war für kurzen Moment in seine alte Sprechweise zurückgerutscht. Tesla seufzte innerlich. Er fand sich aber gerade dadurch bestätigt, dass sein Freund dringend einen festen Platz in der Gemeinschaft des Bunkers brauchte. Das Alleinsein hier oben würde Drake auf Dauer nicht gut bekommen dachte Tesla bei sich.


    John Rothschild war aus verschiedenen Gründen bei Drake vorsichtig gewesen. Einer davon war, dass er seinen alten Freund nicht überfordern wollte. Tesla wusste das und verstand es . Aber mittlerweile war ein anderes Vorgehen seiner Meinung nach von Nöten. Drake brauchte wieder regelmäßig menschliche Gesellschaft um seiner selbst Willen. Die beiden brachen Richtung Bunker auf und fuhren nach unten in die Versorgungsabteilung.

  • 236. Gemeinschaftssinn

    Westküste. Ende November 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Es war jetzt vierzehn Tage her, dass Tesla Drake überredet hatte mit ihm runter in die Versorgungsabteilung zu kommen. Dort wurde er mit offenen Armen empfangen. Am Anfang war er wieder sehr misstrauisch den anderen gegenüber gewesen. Aber bereits nach zwei Tagen war dieses Misstrauen bereits verflogen. Tesla beobachtete erleichtert, dass diese Voreingenommenheit gegenüber Menschen immer mehr abnahm. Er hoffte, dass sie irgendwann bei Drake ganz verschwand. Jeden der letzten vierzehn Tage hatte Drake bereits früh am Morgen auf Teslas Ankunft gewartet. Da Drake zurzeit keinen Pipboy besaß, kam er eigenständig nicht nach unten in die Bereiche. Daher war er darauf angewiesen, das sein Freund ihn abholte.


    Wie auch heute Morgen. Drake trug wie die letzten Tage auch schwarze Schuhe mit Klettverschluss, eine Art blaue Jeans und ein schwarzes Hemd mit silbernen Verzierungen, wie sie für den Versorgungsbereich typisch waren. Es klopfte und ohne eine Antwort abzuwarten trat Tesla auch schon ein. "Warum bin ich eigentlich nicht überrascht, dich hier schon stehen zu sehen." grinste er Drake breit an. "Ich will nicht zu spät kommen. Heute steht doch viel an. Ben wollte doch heute einen der sechs Hauptreaktoren generalüberholen. Und wie er gestern gesagt hat, braucht er dabei unbedingt meine Mithilfe. Ich weiß zwar noch nicht wieso, aber ich bin schon sehr gespannt darauf" begründete Drake sichtlich angetan sein Verhalten.


    "Ach Tes. Ich habe gestern mich nochmal nach getaner Arbeit hingesetzt. Über das ein oder andere Problem nachgedacht, dass du unten zwischendurch erwähnt hast. Hier. Ich habe da mal was angefertigt. Und ich würde gerne später mit dir nochmal die Sache mit der Programmierung durchgehen." sagte er freudig und überreichte eine selbstgezeichnete Blaupause und einige sauber abgetippte Notizen. Tesla nahm beide entgegen und betrachtete sowohl die Blaupause als auch die Notizen. "Das ist bemerkenswert, er schreibt und zeichnet fast wieder wie früher." dachte er und las kurz einige der Notizen. "Dann funktioniert es. Ich hatte das richtige Gefühl. Es hilft ihm wieder einigermaßen normal zu werden."


    Tesla sagte dann etwas lauter zu Drake "Das ist ... ein interessanter Ansatz, mein Freund..." Drake unterbrach ihn. "Und meinst das taugt überhaupt was? Ich weiss...da sind noch Sachen nicht bedacht." Er klan unsicher und blickte Tesla nachdenklich an. Tesla schaute einen Moment irritiert. "Sicher taugt das was. Ich finde es recht gut. Danke. Das ist wirklich nützlich. Werde mir das nachher mal in Ruhe zu Gemüte führen." Tesla stopfte die Blaupause und die Notizen in seine große Seitentasche, die er immer bei sich trug. Danach begaben sich die beiden in die Versorgungsabteilung des Bunkers. Heute ging es runter bis auf die Ebene -9.


    Hier war die Hauptenergieversorgung des Bunkers beheimatet. Generiert wurde die Energie für den Bunker durch acht geothermale Reaktoren und den sechs Hauptreaktoren. Vier von ihnen waren leistungsstarke Atomreaktoren, wie sie vor dem Krieg gebaut worden waren. Sie waren dementsprechend abgeschirmt und gesichert. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem verhindert im Fall der Fälle ein Austritt von Strahlung. Die letzten beiden waren weiterentwickelte Prototypen, die noch mehr Leistung als die anderen hatten und wesentlich weniger radioaktives Material produzierten. Das Energieversorgungssytem war redundant konzipiert, so dass bei einem Ausfall mehrerer Reaktoren der Energieverlust zum größten Teil aufgefangen werden konnte.


    Allerdings hatte der Zahn der Zeit in den letzten zweihundert Jahren gerade bei den vier Atomreaktoren genagt. Es war notwendig geworden, sie nach und nach vom Netz des Bunkers zu nehmen und sie zeitaufwendig zu reparieren. Materialmangel war hier nicht das Hauptproblem, sondern das im Inneren auch nachdem Herunterfahren des Reaktors noch relativ hohe Strahlenwerte herrschten. Zwar hatte man passende Schutzkleidung, aber man musste immer wieder längere Pausen machen um die Gesundheit der ausführenden Leute zu schonen bzw. eine mögliche Ghulifizierung abzuwenden.


    Noch eine der Merkwürdigkeiten nach dem großen Krieg, an die man sich im Bunker gewöhnen musste. Insgesamt kam man durch die Pausen immer nur in kleinen Schritten voran und es dauerte mehrere Tage bis er wieder betriebsbereit war. Unten angekommen erwartete sie Ben bereits und erläuterte Drake seine heutige Aufgabe. Etwa nach einer Stunde war er fertig damit. "So alles verstanden, Drake? Und wenn du dich irgendwie nicht gut fühlst, kommst du wieder raus, okay?" sagte Ben nachdenklich. Aufgrund der Tatsache, dass Supermutanten strahlungsunempfindlich waren, hatte Ben beschlossen Drake bei der Reparatur des Reaktors mithelfen lassen. Vorher hatte er sich aber über Darwin rückversichert. Er konnte die Gerüchte über diese besondere Fähigkeit zunächst nicht glauben.


    Auch jetzt war er trotzdem in Sorge. Unbegründet, wie sich wenig später herausstellte. Drake nickte und zog dann mit dem benötigten Reparaturmaterial und in einer für ihn passenden Schutzausrüstung los. Auch wenn die Schutzausrüstung für ihn nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, fühlte sich Ben einfach sicherer mit dem Gedanken. Er wollte, was Drake betraf kein Risiko eingehen. Daher beobachtete er auch die ganze Zeit aus der gut abgeschirmten Reaktorzentrale seine Arbeit. Nach einem halben Tag Arbeit und ohne Pause kam Drake wieder heraus und fragte einen ziemlich verdutzten Ben nach weiterer Arbeit.


    Nach einer kurzen Überprüfung konnte der instandgesetzte Reaktor langsam wieder angefahren werden und Ben war voll des Lobes gegenüber Drake. Nachdem Drake sich der Sicherausrüstung entledigt hatte, ging er zusammen mit Ben an weitere Reparaturarbeiten. Ben Hickery hatte ein überaus fundiertes Wissen in der Bunkertechnik und war sehr gewissenhaft bei seiner Arbeit, so dass er bereits sehr frühzeitig mit Reparaturen begann. Er war auch deshalb seit einer gefühlten Ewigkeit der Cheftechniker im Bunker.


    Zwei Stunden später reparierte er mit Drakes Hilfe eine eigentlich ohne Hilfsmittel nicht erreichbare Kabeltrasse. Er stand auf Drakes breiten Schultern und dieser hielt ihn an den Beinen fest. "Also ich muss schon sagen, so eine "mobile Leiter" bei sich zu haben, ist ungemein praktisch. Spart wieder ein Menge Zeit. Und ich bin dir wirklich nicht zu schwer?" sagte Ben grinsend von oben herab. "Nein Ben, du bist nicht schwer. Ich helfe dir doch gerne. Auch als persönliche "Trittleiter" gab Drake schmunzelnd zurück.


    Etwa fünfzehn Minuten später. Ben war gerade fertig geworden, als einer von seinen Leuten angerannt kam und zunächst ziemlich verdutzt schaute, als er Ben auf den Schultern von Drake stehen sah. "Hey Chef...ich störe dich ja nur ungern da oben, aber es ist Besuch im Anmarsch. Hattest ja gesagt, ich soll dir Bescheid sagen." Ben wusste, was derjenige damit meinte. "Drake könnest du mich wieder einmal nach unten bringen?" "Kein Problem." sagte er. Er stellte Ben mühelos und sachte wieder auf seine eigenen Beine. "Danke. Könnest du dann alleine hinten Bereich der Generatoren weiter machen. Ich habe gleich noch eine Besprechung. Wenn dir Tesla dabei über den Weg läuft, dann schickst du ihn zu mir, ja ?" sagte Ben freundlich zu Drake.


    "Mache ich, Ben." sagte er und verschwand schnellen Schrittes in die hinterste Abteilung. Ben wandte sich wieder an seinen Mitarbeiter. "Uff. Gut das er nicht gefragt hat, wer da zur Besprechung kommt. Sonst wäre er noch dabei geblieben. Ich glaube, das hätte ihn wieder zurückgeworfen. Was würdest du sagen, vom Gesichtsausdruck unseres "Besuchs" Ärger oder mächtig viel Ärger?" fragte Ben ruhig. "So wie er geguckt hat, kannst du dich glaube ich, ziemlich warm anziehen, Chef. Ich ... oha ... da kommt er auch schon. Ich bin dann auch mal nach hinten. Dann könnt ihr euch "besprechen." Derjenige verschwand schnell ebenfalls in die Richtung, in die Drake gelaufen war. Es war Schritte von einer Person aus der anderen Richtung zu hören.


    Einen Moment später kam derjenige auch in Sichtweite. Es war John Rothschild. Er sah ziemlich sauer aus. Ben hatte die Arme verschränkt und wartete auf die Ankunft. "Ben Hickery, haben Sie eigentlich den Verstand verloren. Ich habe mich in der einen Sache doch klar und deutlich ausgedrückt, oder? Sie wissen, wie ich es hasse, wenn..." fing John wutentbrannt an. "Ihnen auch einen schönen Tag, Sir. Und nein, ich habe meinen Verstand noch gut zusammen ... und Sie lassen nach ... vierzehn Tage und erst jetzt tauchen Sie hier auf? Ich hatte Ihnen mitgeteilt, dass ich hier unten kompetente Hilfe benötige und da Sie ja schwer beschäftigt waren, habe ich mich kurzer Hand selbst drum gekümmert." sagte Ben weiterhin ruhig.


    John durchbohrte ihn bei der Antwort fast mit seinem Blick. "Was?...Ben, seien Sie nicht so frech...und kompetente Hilfe hatte und habe ich zurzeit wirklich keine für Sie. Sie können doch nicht einfach..." fauchte John gereizt. "Sagen Sie mal, merken Sie eigentlich noch was, Sir. An der Oberfläche versauert da jemand, den ich hier unten sehr gut gebrauchen kann. Der helfen will und kann. Und Sie versagen es mir? Ich weiß, dass Sie es gut mit ihm meinen, aber Sie schaden ihm damit mehr als es ihm hilft. Tesla hat mir berichtet, dass er sich bereits begonnen hatte, sich wieder zurück zuziehen. Sie wissen doch, was Darwin darüber gesagt hat...?" Ben wurde nun seinerseits sauer. Von hinten kam Tesla angerannt. "Oh, schöne Scheiße. Die beiden streiten sich bereits ... Na, das kann ja noch heiter werden." dachte er bei sich und trat dazu.

  • 237. Überraschende Erkenntnis

    "Verdammt Ben, ich wollte einfach nur vorsichtig sein. Es gibt hier Leute, die warten nur darauf warten, dass ich einen Fehler mache. Um mir den Arsch aufzureißen. Um mich abzusägen. Ich will vermeiden, dass sie bei Drake einen Angriffspunkt finden. Was ist, wenn er doch..." gab John frustriert zurück. Ben unterbrach ihn. "Wenn man jemanden fertig machen will, dann findet man immer einen wunden Punkt, Sir. Egal, was man anstellt. Sie sollten diese Leute mal für vierzehn Tage Ödlandluft schnuppern lassen, dann kämen diese Großmäuler mal auf andere Gedanken. Wüssten, dass das jetzt andere Zeiten sind. Als würden die es besser als Sie machen können. Als könnte man am Alter allein Erfahrungswerte festmachen..." Ben tippte mit seinem Zeigefinger gegen die Stirn.


    "Pfft. Das sind einfach Idioten. Meine Meinung. Aber ich bin vom Thema abgekommen ... Wie soll es jetzt weiter gehen? Mir ist es egal, ob jemand eine drei Meter großer Hüne oder ein ein Meter fünfzig großer Zwerg ist..." Tesla sah Ben bei dem Spruch merkwürdig irritiert an. "...entschuldige Tes, alter Freund, du warst damit nicht gemeint...oder aussieht, wie fast schon gestorben. Wichtig ist für mich, was derjenige hier unten tun kann. Seit den beiden Aufständen sind uns einige von den Eierköpfen verloren gegangen und auch altersbedingt nun ja ... Sie wissen wo ich drauf hinaus will, John?" schnaufte Ben nachdrücklich. "Ich ... Ben, ich kann Sie ja verstehen, aber ist es noch nicht zu früh, dass ... was ist wenn er doch noch..." Johns Zorn verrauchte langsam.


    Tesla schaltete sich jetzt ebenfalls mit ein. "Ben wäre es nicht sinnvoll, die Unterhaltung in deinem Büro weiterzuführen? Dort könnten wir die Vorbehalte des zu "frühen" Einsatzes", die John hat, vielleicht etwas entkräften. Hier ist nicht der richtige Ort, um bestimmte Dinge zu besprechen. Ich kenne da jemanden, der ein hervorragendes Gehör hat. Der sollte unser Gespräch wirklich nicht unbedingt aus dem Zusammenhang gerissen mitbekommen." Tesla deutete mit dem Kopf in die Richtung, wo sich die Generatoren befanden. John stutzte, verstand die Andeutung aber nicht. Ben hingegen nickte. "Wo der Kleine Recht hat, hat er Recht. Gehen wir." und klapste Tesla freundschaftlich einen aufs Kreuz. Dem blieb kurz die Luft weg und schaute Ben schon fast strafend an.


    John erklärte sich einverstanden und die drei liefen geradewegs zu Ben Hickerys Büro. Eigentlich war es ein großer Werkstattraum mit kleiner Schreibecke, der mit einer Rolltür verschlossen werden konnte. An den Wänden hingen neben Blaupausen und Plänen auch große Listen, auf denen Reparaturprioritäten und andere wichtige Dinge eingetragen waren, die den technischen Bereich betrafen. Ben ließ sich einen alten abgewetzten Stuhl fallen und fingerte anschließend an seinem PC-Terminal herum. Er schien etwas zu suchen und murmelte dabei leise in sich hinein. "Welches Verzeichnis ... ach da ... gut. Das könnte zusätzlich noch gut sein."


    John, der sich mittlerweile auf einen der bereitstehenden Stühle gesetzt hatte, sah Ben fragend an. Tesla, der neben John Platz genommen hatte lächelte kurz. Er schien zu wissen, was Ben dort im PC suchte. "Ben, ich möchte nicht ungeduldig erscheinen, aber wollten wir nicht..." fragte John, der langsam unruhig wurde. Ben unterbrach ihn wieder. "Gemach. Gemach. John, manchmal sind Sie eine wenig ... hastig. Ich suche gerade die Sachen zusammen, die ich benötige um Ihre Vorbehalte zu entkräften. So noch auf den audiovisuellen Port legen ... dass müsste es gewesen sein."


    Einer der Monitore, der an einer der Wände hing, ging in Betrieb. "Sie sollten sich diese Aufnahmen sehr aufmerksam ansehen und vor allem anhören, Sir. Da ich Ihre Argumentation bereits erwartet habe, habe ich mir erlaubt einige Auswertungen über unsere Überwachungskameras vorzunehmen. Das in Frage kommende Material habe ich mit Tesla zusammengeschnitten..." sagte Ben nachdenklich und drückt einen Knopf auf der Computertastatur. Die Videoaufzeichnung lief los. Darauf war Drake bei der Arbeit zu sehen, die er in den letzten vierzehn Tagen hier unten geleistet hatte. Zusammen mit anderen und allein. Je länger die Aufzeichnung lief, desto nachdenklicher schien John zu werden.


    Nach etwa einer Stunde war die Aufzeichnung beendet. John starrte zunächst auf einen Punkt im Raum und schloss kurz die Augen. "Ich glaube...ich muss mich...bei Ihnen entschuldigen, Ben. Ich dachte ... ich wusste nicht ... Herr Gott, ich war ein solcher Idiot." Ben schüttelte den Kopf. "Sind Sie nicht John. Etwas übervorsichtig vielleicht, aber gut mit solchen "Dingen" hat niemand von uns im Bunker Erfahrung. Wir waren am Anfang auch sehr überrascht. Das muss ich zugeben. Die Entwicklung betreffend seiner Fähigkeiten waren anfänglich sehr schlecht. Das weiß ich selbst. Aber im Endeffekt hat Tesla in der Beziehung den richtigen Riecher gehabt. Er hat gewisse Dinge bei ihm probiert und festgestellt, dass da wieder einiges möglich ist. Wenn wir ihn nur richtig fördern. Tesla hat ja schließlich über fünfzehn Jahre mit ihm ständig zusammengearbeitet. Bevor der ganze Mist mit diesem Scheißsauzeug passiert ist. Tschuldigung." fluchte Ben kurz. "Wenn einer ihn wirklich sehr gut kennt, dann er. Ausgenommen George vielleicht. Der kennt unser Sorgenkind noch wesentlich länger, als wir alle zusammen..." fuhr Ben fort.


    Tesla nickte und stimmte Bens Aussage zu. Anschließend kramte Tesla in seiner großen Tasche herum und holte die Sachen heraus, die ihm Drake am heutigen Morgen gegeben hatte. Er hielt sie beiden hin und erklärte einiges dazu. Die Blaupause bezog sich auf eine bestimmte Schalterplatine. Die war für bestimmte elektrisch geregelte Schaltungen wichtig. Aufgrund der langen Nutzungsdauer und der verwendeten Materialien wurde es immer schwieriger sie adäquat zu reparieren. Auf der Blaupause war ein Vorschlag zur kompletten Überarbeitung der Platine im Detail zu erkennen. Die Notizen dagegen drehten sich um ein komplett anderes Thema. Hier ging es um eine Einschätzung der Gefahren im Ödland und welche Möglichkeiten zum Schutz von Erkundungsmissionen sinnvoll waren.


    Ben und John waren mehr als verblüfft, als Tesla mit seinen Erklärungen dazu fertig war. "Da hat sich aber jemand ausgiebig Gedanken zu gemacht und es auch noch ordentlich zu Papier gebracht. Das mit der Blaupause...nicht schlecht. Werde ich nachher mit den anderen mal besprechen. Sehen Sie, was ich meine John?" Ben zupfte sie Tesla aus der Hand. John hatte ebenfalls großes Interesse an den Notizen. "Sagen Sie Ben, ist es möglich, dass ich eine Kopie des Videos bekomme?" "Schon in Ihrem elektronischen Postfach. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie es aus... " Ben grinste leicht "...nennen wir es taktischen Gründen gut gebrauchen können." "Danke. Ja so kann man es auch nennen, Ben" seufzte John. Er machte einen erleichterten Eindruck.


    "Kämen wir wieder zur Frage von vorhin. Wie verfahren wir nun weiter, Sir? Ich kann nur davon abraten, ihn wieder nach oben zu "verbannen" bohrte Ben nach. "Das werde ich sicherlich nicht tun, Ben. In diesem Fall, bin ich eigentlich froh, dass Sie meinen Anweisungen nicht Folge geleistet haben. Lassen Sie sich das nur nicht zur Gewohnheit werden." grinste John leicht und starrte wieder für einen kurzen Moment vor sich hin. Seine Augen wanderten einen Moment später von links nach rechts und von rechts nach links. Er schien über irgendwas nach zudenken. Während des Nachdenkens klopfte er mit den rechten Fingern auf dem Metall seiner Stuhllehne herum.


    Dann ballte er die Finger zu Faust und sah Ben ernst an. "Er wird erst einmal hier bleiben können und Sie weiter unterstützen. Beobachten Sie ihn aber bitte weiter. Besonders wenn er beginnt irgendwie aggressiv zu wirken." John hatte noch immer die Situation vor Augen, wo sein Freund bald durchgedreht wäre. Er hatte Darpers Kommentar dazu immer noch im Hinterkopf. Ebenfalls Darwins und die Berichte der Bruderschaft. Er selbst war sehr froh über die mehr als positive Entwicklung, war aber weiterhin sehr vorsichtig. "Ich werde ihn ebenfalls hin und wieder "entführen." Ein paar Tests mit ihm unter Aufsicht anstellen lassen. Ich möchte nicht wieder etwas übersehen..."


    John wurde unterbrochen. Es klopfte an der Rolltür. Ben schaute John fragend an und der nickte ihm zu. "Herein und nur kurzen Bericht. Bin hier in einer wichtigen Besprechung." sagte Ben relativ barsch. "Ich bins. Wollte dir nur kurz das Ergebnis der Kontrolle für die Generatoren reinreichen" sagte eine relativ tiefe und brummige Stimme. Die drei wussten sofort, zu wem diese Stimme gehörte. Die Rolltür wurde zur Seite geschoben und Drake trat ein. Mit einigen Berichten in der Hand, die er Ben sofort überreichen wollte.


    Dann stellte er fest, dass neben Tesla auch noch John da war. Er seufzte. "Hallo John. Ich denke, ich weiß warum du hier bist. Ich will nicht, dass Ben und Tesla wegen mir Ärger bekommen. Du kannst deine Wut also an mir auslassen. Ich hätte ja auch nein sagen können ... nur ..." Ben und Tesla schauten sich irritiert an. John unterbrach Drake mit einem Kopfschütteln. "Die beiden bekommen keinen Ärger, Drake. Ganz bestimmt nicht. Keine Sorge. Die beiden haben mir gerade in einigen Dingen den Kopf gerade gesetzt. Übrigens deine Notizen sind hilfreich..." sagte John versöhnlich. "Meine Notizen? Ach Tes, die waren doch noch nicht ganz zu Ende gedacht..."


    Drake schien nicht darüber begeistert zu sein, dass der seine Notizen weitergegeben hatte. "Alles gut. Die sind auch jetzt sehr schon hilfreich ... nimms Tesla bitte nicht übel." lächelte John. "Okay. Ich würde Ben kurz noch etwas mitteilen. Danach bin ich auch wieder verschwunden. Anschließend könnt ihr euch in Ruhe weiter unterhalten. Ist ja scheinbar nicht für meine Ohren bestimmt." sagte Drake nachdenklich. Drake berichtete Ben kurz über die Schäden. Er hatte sie auch schon reparieren wollen, nur kam er ohne Pipboy nicht in die betreffende Abteilung, wo er die Materialien bekam.


    Alle anderen waren auch zurzeit mit wichtigen Arbeiten beschäftigt. Ben war trotzdem zufrieden. "Das ist das erste was ich heute tun werde, wenn ich wieder oben bin..." sagte John plötzlich. "...ich werde dir einen eigenen Pipboy mit entsprechenden Freigaben anfertigen lassen. Es kann nicht sein, dass hier der einzige bist, der keinen hat ... ich hatte vorher nur keine Gelegenheit..." John log. Er hatte einige Sicherheitsvorbehalte gegenüber Drake gehabt. Unter anderem hatte er deswegen noch keinen bekommen.


    Drake schien sich zu freuen. "Danke, John. Das bedeutet mir viel. Aber du brauchst mich nicht anzuschwindeln. Ich weiß schon, warum ich bis jetzt keinen bekomme habe. Da hättest du ruhig ehrlich zu mir sein können. Ich verstehe es mehr als du glaubst. Ich werde mich dann mal wieder an die Arbeit machen." sagte er ruhig. Dann verließ er den Raum von Ben, schob die Tür wieder zu und war verschwunden. John schaute Drake völlig verdattert hinterher. "Woher wusste er...?" "Tja, ich würde sagen, er hat Sie eiskalt beim Lügen erwischt, Sir. Da ist er von ganz alleine drauf gekommen." sagte Ben schon fast ein wenig amüsiert. John seufzte. Er blieb noch einen Moment bei Ben und Tesla. Dann fuhr er wieder nach oben. Er hatte heute noch einiges in die Wege zu leiten.

  • 238. Vorbereitungen

    Westküste. Mitte Dezember 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    John saß gerade mit George zusammen in einem der Diner im Bunker. Es war kurz nach Mittag. Beide machten gerade eine Pause von ihrer Arbeit. John rührte müde seine Nudelsuppe um, während George sich ein Portion PorkNBeans genehmigte. Er beobachtet John und schüttelte den Kopf. "Du siehst im Moment schlecht aus. Junge, wie lange soll das noch mit dir so weiter gehen. Du läufst doch am Limit." sagte George sichtlich um seinen Freund besorgt. "Wir müssen dringend eine offizielle Vertretungslösung finden. Ich kann dich zwar unterstützen und Twibs bekommt als meine Vertretung im Moment auch alles ganz gut geregelt. Aber die Entscheidungen musst immer noch du als Letztes treffen. Es kann nicht sein, dass du seit über zehn Monaten den ganzen Laden alleine schmeißen musst. Du machst im Moment den Job von zwei Leuten. Haben die sich immer noch nicht einigen können?" fragte George gereizt.


    John hatte sich in den weichen Dinersessel zurückgelehnt und rieb sich die Augen. "Nein, haben sie nicht. Es ist ja nicht so, dass ich nicht nachgefragt und versucht habe Druck zu machen ... Aber ich habe die Situation, wie sie jetzt, ist akzeptiert. Manchmal sind unsere demokratische Entscheidungsfindungen ziemlich ... langwierig." seufzte John. "Wir haben im Endeffekt mehrere Fronten. Die einen sind für zeitnahe komplette Neuwahlen. Ein Teil will im Moment bis zur nächsten Wahlperiode warten. Sie sind mit dem Zustand so einverstanden und mit unserer Arbeit scheinbar zufrieden. Tja und eine weitere Front streitet, ob Neuwahlen, Nachbesetzung oder der derzeitige Zustand nach unserer derzeitigen Rechtsprechung überhaupt zulässig sind. Da der gewählte Amtsinhaber weder tot ist und die Chance einer Zurechnungsfähig besteht..." erklärte John.


    "Moment, du willst mir doch damit nicht sagen, dass sie sich sperren, weil ... sie die Sache bei Drake als eine Art vorübergehende Krankheit sehen und abwarten wollen? Worauf? Wir wissen doch beide, dass das nicht mehr wird. Da sind doch alles weltfremde Paragrafenreiter und Theoretiker. Sie sind immer noch in den alten Abläufen verhaftet. Das ist doch sinnlos und in Drakes Fall hoffnungslos." fiel George John ins Wort und brummte unzufrieden. Anschließend seufzte er. "Verstehe mich nicht falsch, mein Freund. Nichts würde ich mir mehr wünschen, dass er wieder halbwegs wie vor der ganzen Entführungssache wird. Aber realistisch gesehen, wird das ein Wunsch bleiben. Ich glaube im Moment nicht daran, dass er sich je wieder soweit davon erholen wird, dass er sowas wieder leisten könnte. Dafür ist der Schaden einfach zu groß, dass dieses Zeug bei ihm angerichtet hat. Oder was sagst du dazu, John?"


    "Ich ... ich weiß es nicht, George. Ich möchte im Moment nichts dazu sagen. Ich habe in der letzten Zeit schon eine Fehleinschätzung gemacht. Ihn betreffend. Bis Ende des letzten Monats hätte ich dir wahrscheinlich ohne großes Nachdenken recht gegeben. Aber seit dem Treffen mit Ben und Tesla ... nun ... bin ich mir in einigen Dingen nicht mehr so sicher. Er fällt komplett aus dem normalen Schema bei sowas." John war verunsichert. "Woran das liegt konnte mir weder Darwin noch unsere Freunde von der Bruderschaft sagen. Lag es daran, dass es ein besondere Testversion des FEVS war? Irgendwelche genetische Besonderheiten bei ihm oder einfach unglaubliches Glück. Obwohl ... ob man da von Glück bei ihm sprechen kann. Herr Gott nochmal. Nichts in dieser verdammten Welt ist so, wie es sein sollte. Früher wenn man verstrahlt wurde, starb man nach einer Weile qualvoll daran. Jetzt? Hat man sogar mehrere Möglichkeiten. Tod. Reissende Bestie oder man sieht halbtot aus, aber lebt." John suchte nach weiteren Beispielen.


    "Oder die Tier- und Pflanzenwelt. Ich meine, da sind zweiköpfige Brahmins noch das Normalste. Von dem ganzen Mist zu schweigen, was manche Firmen zusammen mit der damaligen Regierung getan haben und was sich daraus dann entwickelt hatte. Nachdem ich einiges von da draußen kennengelernt habe, weiß ich langsam nicht mehr, nach welchen Maßstäben wir auf Dauer agieren können oder sollten. Das einzige, was ich im Moment mit Sicherheit sagen kann ist, dass ich unsere Leute einigermaßen unbeschadet durch diese Zeiten bringen will. Und das wir dafür hier Spielregeln brauchen und wenn es die sind die wir im Moment haben. Es gibt allen Halt. Dieses Ödland frisst einen wortwörtlich auf. Ich werde solange weitermachen, wie ich eben kann. Bis unsere Leute eine Einigung gefunden haben oder andere Ereignisse eintreten, die das Ganze überflüssig machen. Aber Danke, das du dich um sorgst. Es ist jetzt nun mal mein Job."


    John lächelte müde und machte sich daran, seine mittlerweile merklich abgekühlte Nudelsuppe zu essen. Dann stand er auf und holte sich eine weitere. Er setzte sich wieder zu George. "Wie macht sich unser Sorgenfall im Moment eigentlich? Wenn ich richtig informiert bin, ist er in der Versorgungsabteilung unterwegs. Ich habe ihn das letzte Mal gesehen, als er mit Darwin das Sprechen geübt hat. Seitdem habe ich es nicht mehr geschafft, ihn in irgendeiner Form zu besuchen." sagte George entschuldigend. Er rechnete kurz nach und stellte überrascht fest, dass das jetzt auch schon wieder einige Monat her war.


    "Ja, er ist mit Tesla unten unterwegs. Er macht sich wirklich gut. Als ich das Video von Ben und Tesla gesehen habe, war ich wirklich überrascht. Gerade im Vergleich, wie er am Anfang war. Deswegen testen wir ihn auch gezielt mit der einen oder anderen Aufgabe, um zu schauen wie er sich in anderen Bereichen gibt. Weißt du George, was ich in der Beziehung interessant bis merkwürdig finde? Fast alle Supermutanten können Waffen bedienen und bis zu einem gewissen Grad auch reparieren. Aber die wenigsten sind so gelehrig in anderen Sachen wie Darwin oder auch Drake." George schien sich im ersten Moment über die positive Entwicklung zu freuen, wurde aber bei der Erwähnung von Waffen nachdenklich bis ernst.


    "Ich weiß nicht. Mir gefällt die Vorstellung im Moment nicht, meinen alten Freund in seinem jetzigen Zustand mit einer scharfen Waffe rumlaufen zu sehen...Was ist, wenn er psyichsch doch instabiler ist, als wir im Moment wissen." George bekam bei der Vorstellung eines Supermutanten, der eventuell geistig labil war und im Bunker bewaffnet rumlief Bauchmerzen. "Du brauchst dir deswegen keine Sorgen machen. Die Tests in dem Bereich haben wir unter strengen Sicherheitsvorkehrungen bereits letzte Woche abgeschlossen." George zog die Stirn in Falten. Er wollte gerade etwas dazu sagen, als John ihn beruhigte. "Er hat den Test nur mitgemacht, weil ich ihn darum gebeten habe. Er hat mir danach zu verstehen gegeben, dass er im Lassen keine Waffe tragen will. Nur wenn es unbedingt notwendig ist, würde er eine benutzen."


    George war überrascht. "Die Worte kommen mir merkwürdig bekannt vor ..." John nickte. "In manchen Momenten reagiert er fast von der Art und Weise wie früher. Aber gewisse Anzeichen dafür hat er ja auch bereits direkt am Anfang gezeigt. Es scheint tatsächlich so, dass seine alte Persönlichkeit in Teilen wohl noch intakt ist." seufze John und schaute kurz auf seine Uhr."Apropos. bevor ich wieder drüber wegkomme und du mir sonst wieder den Vorwurf machst, dass ich meinem eigenen Sicherheitschef wichtige Informationen vorenthalte." sagte John schmunzelnd und fuhr dann weiter fort.


    "Wir werden in den nächsten Tagen wieder Besuch von Jeremiah und ein paar seiner Leute bekommen. Gelehrte Abby und Gelehrter Darrington sind übrigens auch dabei. Und du wolltest wissen, wenn es etwas Neues zur Baustelle auf der gegenüberliegenden Flanke des Haupteingangs gibt. Das Gestein hat sich dort tatsächlich als poröser herausgestellt, als wir am Anfang gedacht haben. Wir müssen dort nun vorsichtig vorgehen und bestimmte Teile verstärken. Es wäre mir ganz recht, wenn du dort oben ein paar zusätzliche Wachleute postieren würdest und den Zugang kontrollieren könnest. Da sollen sich im Moment nur unsere Fachleute aufhalten."


    "Okay, werde ich mir gleich nach unserer Unterhaltung ansehen. Hast du...?" "Hier, die Namen." John überreichte George eine Liste, wo die zugelassenen Leute draufstanden. "Danke. Will die Bruderschaft was Besonderes?" fragte George bei John nach. "Nein. Scheint diesmal ein reiner Freundschaftsbesuch zu sein." Die beiden blieben noch einen kleinen Moment zusammen sitzen und beendeten dann ihre Pause. Im Bunker herrschte im Moment ein geschäftiges Treiben, mehr als sonst noch. Es waren nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Es war eines der wenigen Feste, die man im Lassen gemeinsam beging und ein wenig feierte.

  • 239. Dankbarkeit

    Drei Tage später. Gestern Abend war Jeremiah Bardeen mit einer kleinen Abordnung der stählernen Bruderschaft im Lassen angekommen und man hatte sie wie sonst auch in einem Teil der Kluft untergebracht. Das sollte sich aber in nächster Zeit ändern. Es war beschlossen worden, der Bruderschaft einen eigenen kleinen Bereich im Hang gegenüber dem Haupttor des Bunkers einzurichten. Dort konnte immer eine kleine Gruppe von ihnen untergebracht werden und vor Ort verbleiben. Es bedurfte dann keiner Vorbereitung einer Unterbringung mehr in der Kluft.


    Tesla und Drake waren gemeinsam nach oben gefahren und traten aus dem großen Haupttor. Der Himmel war wolkenverhangen. Ein leichter Wind wirbelte den staubigen Boden in der Talmulde vor dem Haupteingang des Bunkers auf. Tesla schaute nach oben in die Wolken und runzelte die Stirn. "Hoffentlich zieht da nicht ein Radsturm auf. Sonst können wir wieder tagelang nicht raus." Tesla schaute auf seinen Pipboy. "Naja, die Werte sind im Moment normal. Das ist gut." Seit der letzten Generalüberholung aller Pipboys im Bunker, konnten diese auch Strahlung messen und der Ortungsradius war um einiges erweitert worden. Beide liefen auf der Straße in Richtung Kluft und schauten sich dabei die Baustelle am Hang an. Dort arbeiteten ebenfalls zurzeit noch Leute.


    Einige von Ihnen schauten ebenfalls besorgt in den Himmel, fuhren aber nach einiger Zeit fort. Einen Moment später standen die beiden am ersten inneren Tor der Kluft. Tesla und Drake blieben stehen. "Du willst wirklich nicht mitkommen?" fragte Tesla fast etwas geknickt. "Nein Tes. Möchte ich nicht. Erstens, du leistest mir schon die ganze Zeit Gesellschaft. Du brauchst auch mal ein wenig Zeit für dich und vor allem auch für Abby. Wenn sie schon mal wieder hier im Lassen ist. Da störe ich nur. Außerdem ... ist es ... ich denke, es ist besser, wenn ich mich von Ältesten und seinen Leuten fernhalte. Nicht, dass ich durch meine Anwesenheit irgendetwas provoziere ... Zusätzlichen Stress kann John im Moment wirklich nicht gebrauchen " sagte Drake nachdenklich.


    "Und zweitens habe ich mir heute noch einiges vorgenommen. Wir sehen uns später." Drake verabschiedete sich von Tesla und ging in Richtung seiner Unterkunft. Tesla schaute Drake hinterher und seufzte. Trotz der Tatsache, dass Drake mit Tesla und den anderen nach getaner Arbeit mitging, blieb er dabei ruhig, in sich gekehrt und saß immer ein wenig in Abstand zu den anderen. Es gab Tage, da zog er sich sogar komplett zurück. Seit der letzten Woche wieder vermehrt. Tesla war sich nicht sicher, ob er sich um Drake nun wieder Sorgen machen musste oder ob dieser aus unterschiedlichen Gründen einfach nur Zeit für sich brauchte.


    "Es wird schon alles okay sein. Er hätte mit mir sonst schon drüber gesprochen. Soweit ist er ja mittlerweile. Naja, er hat ja außerdem auch nicht ganz Unrecht, dass ich mir auch ein wenig Zeit für mich genehmigen sollte..." Tesla dachte dann an Abby und lächelte in sich hinein. "...ich bin schon gespannt, was mir Abby Neues zu erzählen hat. Ach Abby, meine *leise gemurmeltes Kosewort*." Er schaute eine Moment verträumt vor sich hin. Dann besann er sich und betrat die Kluft, lief bis zu dem Bereich, wo die stählerne Bruderschaft untergebracht war und verschwand durch eine offene Tür darin.


    Drake hingegen lief wieder an der Baustelle vorbei, blieb stehen und beobachtete eine Moment die Arbeiten durch die weiträumige Absperrung Es waren an einigen Stellen zusätzlich Stützen errichtet worden und an einer Stelle konnte man den Blick in eine erst heute Morgen neu entdeckte Höhle werfen. Diese zusätzliche Entdeckung führte dazu, dass man noch vorsichtiger vorging und sich der Baufortschritt noch weiter verlangsamte. Die Stabilität war für einen Teil des Hanges war ziemlich geschwächt.


    Er lief weiter und erreichte die Öffnung, die in die steingehauene Quartiere führte. Sie lag etwa quer gegenüber der Baustelle im Hang und war etwa zweihundert Meter entfernt. Er trat hinein und folgte einem breiten Gang an dessen Ende sich seine derzeitige Bleibe befand. Dann hielt er seine Hand vor ein Scannerfeld, das die Zugangsberechtigung durch ein grünes Aufleuchten und kurzes Piepen bestätigte. Die schwere Stahltür öffnete sich automatisch. Nachdem er eingetreten war, verschloss sie sich wieder eigenständig. Er schaute gerade aus, auf seine Pinnwand. Hier hingen eine Menge unterschiedliche Zeichnungen, Bilder und Notizen.


    Auf dem breiten Metalltisch darunter standen neben einem PC-Terminal unterschiedliche Sachen. Ein Teil war technischer Natur, ein anderer schien dekorativ zu sein. Ein Teil der Dinge schien seiner Fertigstellung noch entgegen zu sehen. Sie waren unvollendet. Es lagen einige Bücher auf den Tisch, die scheinbar aus dem kleinen Archiv entnommen waren. Es befand sich rechts neben der Stahltür und bestand aus vier breiten Bücherschränken. Zwei standen an der gleichen Wand wie die Stahltür und zwei weitere daneben an der anderen Felswand. Ein breiter Ledersessel mit einem kleinen Tisch stand in einigem Abstand von den Regalen.


    Links neben der Tür befanden sich eine Sitzgruppe und zwei Sideboards. Rechts und links neben dem Tisch führten zwei weitere Türen weiter nach hinten. Drake ging durch die linke Seite nach hinten in den Bereich, wo er sein Bett stehen hatte und zog sich kurz um. Dann kam er wieder nach vorne und setzte sich an den Tisch, nahm eines der unfertigen Dinge und begann es weiter zu bearbeiten. Er schaute nach einiger Zeit konzentrierten Arbeitens auf die Uhr mit Datumsanzeige. "Hm. ich muss mich langsam beeilen. Sonst bekomme ich die Sachen doch nicht mehr rechtzeitig bis Weihnachten fertig. Ich hoffe, ich kann George davon überzeugen, mir ein wenig beim Verteilen der Sachen zu helfen. Wenn ich das mache, fällt es auf. Auf die Gesichter meiner Freunde bin ich gespannt." Drake schmunzelte kurz.


    Seitdem er unten in der Versorgungsabteilung arbeiten durfte, hatte sich sein psychischer Zustand deutlich verbessert und er fühlte sich wieder als zum Bunker dazugehörig. "Ich hoffe, Tesla deutet meine derzeitige Zurückhaltung nicht wieder negativ. Aber irgendwie musste ich ja an Informationen kommen, was die anderen so mögen. Einfaches Fragen ging ja nicht, sonst hätten sie ja Verdacht geschöpft ... und dann wäre die Überraschung nachher noch dahin." dachte Drake und fuhr dann weiter mit seiner Arbeit fort. Er war im Moment einfach nur dankbar für alles und wollte das auch zeigen.


    Gegen Abends war er mit einem großen Teil der Arbeit fertig und packte einen Teil auch bereits ein. Er deponierte die Geschenke in dem kleinen Lager, was hinter dem kleinen, aber gut ausgestatteten Labor auf der rechten Seite lag. "Morgen muss ich unbedingt George fragen. Hatte heute doch besser geklappt, als angenommen. Ich scheine endlich wieder anständig mit meinen Händen klar zu kommen ... vielleicht kann ich ... eins nach dem anderen..." Drake zog sich nach hinten zurück und legte sich zum Schlafen hin. Morgen gab es wieder eine Menge zu tun. Der Tag morgen sollte aber komplett anders laufen, als gedacht. Es dämmerte draußen bereits, als mit einem Mal ein ohrenbetäubender Knall die Umgebung des Bunkers erschütterte.

  • 240. Steinschlag

    Drake schoss erschrocken aus dem Tiefschlaf hoch. Selbst bis hierhin war der Knall zu hören gewesen. Er stand auf und zog sich seine Arbeitskleidung an. Schnellen Schrittes verließ er sein Quartier. Auch die anderen, die ihre Quartiere in Drakes Nähe hatten, hatten den Lärm mitbekommen und waren auf dem Weg nach draußen. Irgendwas Schlimmes musste passiert sein. Als alle aus den Quartieren nach draußen traten, sahen sie...erst einmal nichts. Eine Staubwolke, die die gesamte Talmulde zu bedecken schien, nahm ihnen zunächst die Sicht und den Atem. Man konnte keine drei Meter nach vorne schauen. Dahinter wurde alles verschluckt. Aus der Staubwolke konnte man Rufe und Schreie vernehmen und weitere Geräusche, die sich zunächst nicht einordnen ließen.


    Nach etwa fünf weiteren Minuten lichtete sich der Staub ein wenig und man konnte auf den Hang vor sich sehen oder was von ihm übrig war. Ein Teil schien komplett ins Rutschen gekommen sein. Ein anderer schien von Explosionen teilweise zerstört. Ein letzter Teil sah aus, als würde er bei der kleinsten Erschütterung zusammenfallen. Am Rand des Schuttfeldes sah man, wie George Cornally heftig mit jemanden debattierte. Es war wohl der derzeitige Leiter der Baustelle. Zwischendurch gab Georg Cornally schnauzend Befehle an seine Leute. Die hatten zurzeit alle Hände voll zu tun, die anderen Bunkerbewohner abzuhalten, dem Bereich zu nahe zu kommen. Sie begannen den ganzen Bereich mit blauen Energiesperren abzusichern.


    Mittlerweile waren einige der anderen Arbeiter dazu gekommen und redeten hektisch auf den Bauleiter und Cornally ein. Aus dem Haupttor des Bunkers kamen auch einige Leute angelaufen. Es waren Leute aus dem medizinischen Bereich, aber auch aus der Versorgungsebene. Darunter auch Ben Hickery. Sie blieben alle für einen Moment geschockt stehen, als sie sahen was passiert war. Dann rannten sie umso schneller los. Sie stießen zu George Cornally dazu. Drake hatte sich mit den anderen bis auf zwanzig Meter der blauen Energiebarriere genähert und bekamen so das Gespräch mit. "Scheiße Medina, wie viele...wie viele waren hier unterwegs, als das passiert ist?" fragte George hektisch und sichtlich geschockt.


    "Ich weiß nicht genau...wahrscheinlich dreißig bis vierzig draußen...und in der neuen Höhle...vielleicht zehn bis fünfzehn Leute." stammelte Medina. Er war kreidebleich und zitterte. "Ich weiß nicht...wie das passieren konnte...der Sprengstoff war sicher gelagert...Himmel...vielleicht hat der Regen von heute Nacht irgendwas unterspült..." Ben Hickery schaltete sich mit ein. "Wir können keinesfalls mit schwerem Gerät arbeiten, dafür ist hier alles zu instabil. Das geht nur händisch. Und Sie sind sicher, dass da noch Leute in der Höhle sind. Lebend?" Medina nickte. "Ich habe...Kontakt mit einigen von ihnen aufnehmen können. Über den Pipboy. Soll ich es nochmal versuchen...?" fragte der sichtlich unter Schock stehende Bauleiter.


    George Cornally nickte. Es dauerte einen Moment, dann hatten sie jemanden. George und Medina fragten einige Dinge ab und sahen sich danach nachdenklich an. "Es sind zehn Leute. Auf etwa fünf mal fünf Meter Raum. Nahe am ursprünglichen Eingang. Die angezeigte Sauerstoffsättigung der mitgenommenen Messinstrumente nimmt stetig ab. Sie haben noch etwa ein bis zwei Stunden, dann ist die Sättigung soweit runter, dass...sie..." Medina brachte den Satz nicht zu Ende und schluckte kurz. "Scheiße, und wir können hier technisch auch nicht viel machen. Wir müssen sofort anfangen, den Schutt mit den Händen wegzuräumen und diesen verdammten Hang dabei im Auge behalten. Uns läuft die Zeit davon. Wir können sie da drinnen doch nicht einfach ersticken lassen" sagte Ben und wollte sich schon Richtung des ehemaligen Höhleneingangs aufmachen.


    "Warten Sie Ben. Nicht so schnell. Ich lasse nicht zu, dass sich noch weitere Leute sich in Gefahr bringen. Sie bleiben hier. Sie gehen mir nicht ohne zusätzlichen Schutz dahin..." sagte George barsch. "Vor allem haben Sie sich mal die Brocken dort am Eingang angesehen. Die werden Sie wohl kaum alleine bewegen können. Wenn wir sie da rausholen wollen brauchen wir vernünftige Vorbereitungen...sonst haben wir nachher noch mehr Tote und Verletzte." "Verdammt...aber...das schaffen wir nicht... nicht in der Zeit." schnauft Ben deprimiert. Drake hatte das Gespräch mitbekommen und überlegte.


    Die Lage war ziemlich ernst. Er schaute sich die Stelle an, wo man die Verschütteten vermutete. Im hinteren Bereich waren noch nicht alle Energiesperren aufgebaut und Georges Leute waren damit noch beschäftigt. Er überlegte einen Moment. Er wollte helfen, aber auch nicht die Sache verschlimmern. Er war sich unschlüssig. Seine Seiten diskutierten ausnahmsweise miteinander. "Das wird für...Drake... mich vielleicht einen Haufen Ärger geben. *unzufriedenes Brummen* Menschen immer zu lange diskutieren ... weniger reden, mehr machen ... Wenn die noch länger debattieren, dann haben die anderen keine Chance mehr. *ungeduldiges Gegrummel* Du wirst nicht helfen, wenn du nur dumm schaust. Du kannst helfen. Steine kein Problem. Nicht für dich. Du schuld, wenn sie sterben. Hättest helfen können. Alter Angsthase...Drake...Ich muss es wenigstens versuchen. So verlieren sie nur einen anstatt mehrere. Falls es schief geht." dachte Drake bei sich. Er rannte los. An einer Truppe vorbei, die gerade mit einer weiteren Absperrung beschäftigt war. "Himmel, ist der irre? Was macht der denn? Verdammt stehen bleiben, sonst ..." Unschlüssig, wie sie mit Drake weiter verfahren sollten, informierte sie Cornally über Pipboy.


    Der war gerade im weiteren Gespräch mit Medina und Hickery, als ihn der Notruf erreichte. George schloss kurz die Augen "Scheiße. Bitte alles, nur das nicht auch noch." Dann schaute George zur Stelle, wo sie eingeschlossenen Leute vermuteten. Nicht weit davon konnte man bereits Drake sehen. Er bewegte sich vorsichtig und mit äußerster Bedacht vorwärts und hielt die ganze Zeit die Umgebung im Blick. Andere hatten es auch bemerkt. Hickery und Medina ebenfalls. "Was in drei Teufelsnamen hat er vor. Er bringt sich noch um." sagte Medina ungläubig. Hickery beobachtete währenddessen Drake sehr genau bei dem was er tat. Kopflos schien er nicht zu handeln, auch wenn es erst den Anschein hatte. Drake fühlte mit den Händen die Steine ab und zog einige von Ihnen vorsichtig heraus. Ein paar davon warf er zur Seite. Mit anderen stützte er das instabile Umfeld.


    So arbeitete er sich Schritt für Schritt in die Höhle und Richtung der Verschütteten vor. Als er sich etwa fünf Meter vorgearbeitet hatte, fing er an mit einem Stein vorsichtig zu klopfen. Dann machte er eine Pause. Er hoffte, dass die Eingeschlossenen es hörten. Sein Plan funktionierte. Links vor ihm hörte er schwaches Klopfen. Jetzt wusste er in etwa, in welche Richtung er weiter musste. Beim Graben kontrollierte er immer wieder die Stabilität nach. Es wurde nicht einfacher.


    Während Drake sich weiter durchgrub, war man außerhalb nicht untätig. "Wir sollten hier einige unser Sanitäter bereithalten, wenn er es wirklich zu ihnen durchschafft..." sagte Medina immer noch staunend "...es sind einige von ihnen verletzt. Die können wir dann umgehend in die Krankenstation bringen lassen." George nickt zustimmend und gab dementsprechend die Anweisungen. Hickery beobachtete weiterhin aufmerksam den Hang und runzelte besorgt die Stirn. Medina sah ihn an und nickte nur. Immer wieder rollten kleinere Steine von oben herunter. Ein Hinweis darauf, dass sich irgendwas tat. "Wir sollten uns nach links verlegen. Wenn der Rest wieder anfängt in Bewegung zu kommen, sind wir hier auch nicht mehr sicher." sagte Medina und man begann den Platz zu räumen.


    Das Klopfen wurde lauter. Drake hatte sie fast erreicht. Ein letzter größerer Stein noch und er hatte die Eingeschlossenen erreicht. Er leuchtete in die Runde. Man schaute zunächst ungläubig, war dann aber froh ihn zu sehen. Einige konnten eigenständig heraus. Sie liefen vorsichtig und mit Bedacht. Im Gang rieselten Steinstaub und kleinere Steine herunter und es knackte immer wieder bedrohlich. Noch hielt der von Drake geschaffene Rettungsgang. Einige der Verletzten wurden von den relativ Unverletzten herausgetragen. Den ein oder anderen brachte Drake selbst heraus. Am Ausgang des Ganges wurden sie von den anderen in Empfang genommen und schnellstmöglich aus dem Gefahrenbereich herausbracht.


    Etwa eine halbe Stunde später. Nachdem Drake sie erreicht hatte, waren alle aus der Höhle gerettet und in Sicherheit gebracht worden. Drake trat gerade aus dem Rettungsgang heraus, als es ein lautes Brechen von Stein gab und sich erneut eine Steinlawine von oben bildete. Er rannte los. Es gab wieder eine Staubwolke. Man konnte wieder einen Moment lang nichts mehr sehen. Als sich erneut der Staub gelegt hatte, war der komplette Bereich bis dahin, wo Medina, Cornally und Hickery gestanden hatten, verschüttet. Von Drake fand man kein Anzeichen an der Oberfläche. Die Lawine musste ihn erwischt haben. Mit Schrecken hatten alle den weiteren Hangrutsch mitverfolgt und hatten zunächst gehofft, dass er es noch geschafft hatte, irgendwo seitlich zu entkommen. Aber nirgendwo war eine Spur von ihm zu finden.

  • 241. Lebenszeichen

    Sie durchsuchten langsam auf der Suche nach den Vermissten den Schutt des in Teilen kollabierten Hanges. Zehn von ihnen hatte man schon gefunden und war dabei sie aus dem Geröll und Steinen herauszuholen. Bis jetzt hatten sie Glück. Man fand Leicht- und Schwerverletzte, aber keine Toten. Helme und Schutzkleidung, die bei den Bauarbeiten der Silver Dragons immer noch Pflicht waren, hatten bei einigen der Leute Schlimmeres verhindert. Auf ganzer Breite der verschütteten Baustelle wurde gesucht. Auch Drake vermutete man unter einer ganzen Schicht von Geröll. Man hatte mittlerweile in sicherer Entfernung zum Hang ein kleines Erste-Hilfe-Lager errichtet.


    Doc Darper war in der Zwischenzeit mit zwei anderen Ärzten von der Krankenstation nach oben gekommen. Sie machten hier oben an der Oberfläche eine erste Notversorgung der Schwerverletzten. Die weniger Verletzten wurden bereits in den Lassen nach unten zur weiteren Behandlung verbracht. Gerade hatten sie wieder zwei weitere Personen aus den Schuttmassen herausgeholt, als ebenfalls John Rothschild zu den anderen dazu stieß. Cornally, Hickery und Medina hatten neben dem Ersten Hilfe Lager Stellung bezogen und koordinierten von dort aus die derzeitige Rettungsaktion.


    "Wie schlimm ist die Lage? Ich habe Unterschiedlichstes auf dem Weg nach oben gehört." fragte John Rothschild besorgt nach. Er war ebenfalls sichtlich geschockt. "Wir konnten bisher alle lebendig bergen, geschätzt dreiviertel werden noch vermisst. Wir beten dafür, dass die anderen es auch überlebt haben, Sir. Wie es dazu kommen konnte...ich weiß es nicht...feststeht nur dass der Sprengstoff, den wir eigentlich sicher gelagert hatten, aus ungeklärten Gründen explodiert ist und dazu geführt hat...Ich...werde...die Verantwortung für dieses Desaster übernehmen. Ich hatte die Leitung inne...das hätte nicht passieren dürfen, Sir." sagte Medina und blickte Rothschild schuldbewusst an. Der wiederum sah Medina scharf an.


    "Das...werden wir später klären, Medina. Welche Umstände dazu geführt haben könnten... Oberste Priorität hat jetzt die Bergung. Je schneller wir die Leute finden, desto höher ist Wahrscheinlichkeit, dass wir sie nicht verlieren. So wie es hier aussieht, hätte ich bereits mit Toten gerechnet. Ich werde auch meinen Teil dazu beitragen, dass wir sie schnellstmöglich finden" und nickte dabei zu Jenssen herüber, der Rothschild begleitet hatte. Der kam zu ihnen. Dabei hatte er eine Art schwarzen Koffer und legte den auf einen der Metalltische am Rande des Erste Hilfe Lagers ab. Der Koffer hatte keine sichtbaren Öffnungsmechanismus. John Rothschild führ mit der Hand über eine bestimmte Stelle. Es blinkt dort kurz auf und der Koffer öffnete sich und gab einen Blick aufs Innere frei.


    Der sah aus wie ein tragbares Computerterminal. Nur flacher. "Was ist das? Sowas habe ich noch nicht gesehen." sagte Medina verwundert. Auch Cornally schaute fragend drein. "Es ist ein tragbarer Computerprototyp. Er gehört zu einem Projekt, was zurzeit in der Forschungsabteilung entwickelt wird. Es ist zwar bei weitem noch nicht fertig, aber für diesen Fall können wir ihn schon nutzen. Auf diesem Prototyp befindet sich unser Ortungsprogramm. Per Funkverbindung ist es mit dem Hauptcomputer im Lassen verbunden. So dass ich unsere Leute von hier aus erfassen kann. Durch den Abgleich mit der Datenbank können wir sogar ermitteln, um wen es sich handelt. An der Genauigkeit müssen wir noch arbeiten. Es sind im Moment etwas drei Meter Abweichung... Es sollte unsere Suche trotzdem beschleunigen..." erläuterte Rothschild den beiden die Funktion.


    Hickery, der zunächst weiter weg stand, kam nun auch dazu. "Sehr schön...haben unsere "Eierköpfe" ja mal wieder eine gute Idee gehabt." sagte Hickery und schaute sich den Prototyp interessiert an. Rothschild nickte. "Einige unserer Leute sind im Moment dabei, ein bis zwei der alten Satelliten anzuzapfen. Wenn uns das gelingen sollte, haben wir noch ganz andere Möglichkeiten...aber ich schweife ab...wir sollten uns jetzt vordringlich darauf konzentrieren unsere Leute aus diesem Trümmerhaufen rausholen." Die vier begannen mit Hilfe des Gerätes die Suche zu intensivieren und dementsprechend die Suchmannschaften anzuleiten. In einen kurzen Moment der Pause sprach Rothschild leise mit Cornally.


    "Mir ist da noch ein weiteres Gerücht zu Ohren gekommen und bitte sag mir, dass es nicht wahr ist, George. Ich habe gehört, dass Drake hier bereits einige Leute rausgeholt hat und anschließend selbst verschüttet worden ist." George nickte langsam und schaute John betroffen an. Der schloss kurz die Augen. Anschließend sagte er immer noch leise, aber fast schon zischend. "Warum habt ihr..." "...ihn nicht aufgehalten? John ich bitte dich. Erst einmal hat er einen Moment der Unaufmerksamkeit meiner Leute ausgenutzt und zum zweiten würdest du dich freiwillig einem jetzt fast drei Meter großen und dementsprechend kräftigen Kerl in den Weg werfen? Er hat den Leuten helfen wollen und es auch geschafft. Das war wirklich...beeindruckend, wie er sich zu ihnen durchgegraben hat. Dadurch konnten alle aus der Höhle gerettet werden. Der Hang ist kurz danach komplett zusammengebrochen und ...." George rang einen kurzen Augenblick mit der Fassung. "John, wir wissen nicht, ob er das überlebt hat. Wenn ja, werde ich diesem überdimensionierten Schafskopf persönlich den Kopf waschen." seufzte George.


    "Ich...du hast recht, George. Das war...unüberlegt von mir." sagte John entschuldigend. Sie suchten weiter und bargen weitere Silverdragons. Drake hatte sich bis jetzt noch nicht gefunden. Auch wenn das Gerät sehr hilfreich war, die Verschütteten zu finden war die Bergung teilweise schwierig und zog sich hin. Es gab immer wieder Leute, die zwischen größeren Brocken eingeklemmt waren. Hier wurde mit äußerster Bedacht vorgegangen. Etwa fünfzehn Minuten später tat sich an einer Stelle in dem ganzen Trümmerfeld etwas. Eine Art Bewegung schien dort stattzufinden. Einige Steine kullerten die leicht abschüssigen Ansammlung von Geröll und Steinen herunter.


    Nur einen kurzen Moment später schoss mit einem Mal eine ziemlich große Hand aus dem Geröll hervor, kurz drauf ein zweite. Dann kam eine Menge mehr Steine ins Rutschen und etwa zwei Minuten später hatte sich ein von Steinstaub ziemlicher grauer und leicht verschrammter Supermutant aus dem Schutt befreit und setzte sich direkt leicht schnaufend nieder. Hickery, der gerade mit einer Gruppe die Bergungen einer weiteren Person abgeschlossen hatte und etwa zehn Meter entfernt war, bekam als Erster mit, dass Drake im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufgetaucht war. Ben Hickery lächelte erleichtert.

  • 242. Auftauchen

    Ben lief mit den anderen zu ihm. "Alles in Ordnung mit dir, Drake?" "Ich glaube schon. * Leichtes Husten* Konntet ihr die anderen noch weit genug wegbringen, bevor das Ganze zusammengebrochen ist?" fragte Drake besorgt. "Ja. Sie sind unten in der Krankenstation untergebracht. Ihnen geht es verhältnismäßig gut." antwortete Ben. "Das ist...beruhigend...zu wissen." Drake sah sich um und runzelte die Stirn. "Das sieht hier weiterhin nicht gut aus? Bei dem ganzen Schutt könntet ihr doch mit Sicherheit jede helfende Hand gebrauchen ... Kann ich euch weiter unterstützen?" Ben schaute Drake überrascht an. "Prinzipiell denke ich schon ... nur ... ich meine du warst bis gerade selbst begraben ... und du hast auch einiges abgekriegt ... wenn ich mir dich..." sagte er besorgt.


    "Ben, mach dir keine Sorgen. Auch wenn einige Verletzung oberflächlich schlimm aussehen. Das sind nur Kratzer. Nichts Ernsthaftes." sagte Drake, der sich gerade daran machte aufzustehen. Ben stöhnte kurz auf. "Pass auf mein Freund, du gehst trotzdem erst zum Doc und lässt dich einmal durchchecken. Wenn er dann sein Okay gibt, dann kannst du mithelfen. Bitte sei so gut, ja?" Dabei deutete Ben mit der Hand auf das Lager. "Aber Ben..." Der schaut ihn ernst an. "Großer! Bitte. Tes wäre mir böse, wenn..." "Okay. Na gut. Wenn du mich so freundlich bittest, dann gehe ich zu Darper." sagte Drake leicht seufzend, richtete sich komplett auf und ging langsam zum Erste-Hilfe Lager. Ben sah ihm nach und schüttelte den Kopf. "Das ist einfach unglaublich ... er wird fast erschlagen und steht auf, als wäre nichts gewesen. Supermutanten halten echt schon eine Menge aus." dachte Ben sichtlich beeindruckt.


    An anderer Stelle waren John Rothschild und George Cornally mit einigen anderen Silverdragons gerade dabei einen Verletzen zu bergen. Sie hatten denjenigen gerade auf die Trage gehievt, als George John wortlos anstieß. Der schaute erst irritiert, sah dann Drake daher trotten. John war erleichtert. George brummte "Ich bin wirklich froh, dass er es überlebt hat. Sogar mit relativ wenigen Blessuren, wie mir scheint. Eine Ansage bekommt er von mir trotzdem. Er hätte zu mindestens fragen können, bevor er einfach so in den Gefahrenbereich gerannt ist..." George war erleichtert, dass sein Freund wieder unter den Lebenden weilte. "Und du hättest ihn ganz bestimmt sein Vorhaben durchführen lassen..." sagte John ruhig, zog eine Augenbraue nach oben und grinste für einen kurzen Moment. "Unser alter Freund kennt uns zu gut. Aber wir sollten nach der ganzen Geschichte wirklich mit ihm darüber reden. Das geht so nicht."


    Drake war mittlerweile beim Erste-Hilfe Lager angekommen und steuerte Darper an. Der schaute Drake entgeistert an. "Also stimmt das, was ich gehörte habe ... Setzten Sie sich dahinten hin" und deutete auf ein Stelle zwei Meter entfernt. "Ich komme gleich zu Ihnen, Drake." Zwei Minuten später war er bei Drake. Nachdem man Drake halbwegs von dem Staub befreit hatte, begutachtete er die Verletzungen und säuberte die Wunden. Drake verzog dabei keine Miene. Dann war Darper fertig und sah Drake nachdenklich an. Er hatte während der Behandlung festgestellt, dass Drake immer wieder besorgt zu den Bergungsteams hinschaute. "Sie wollen sie weiter unterstützen, oder?" fragte er ihn. Der nickte. "Sie wären fit dafür. Und ich werde Ihnen das wahrscheinlich nicht ausreden können, oder?" Drake Blick auf Darpers Frage sagte alles. "Seien Sie vorsichtig und kommen später nochmal bei mir vorbei, ja?"


    Drake lief zu den anderen und unterstützte sie wo er konnte. Bis zum Abend hatten sie alle Vermissten gefunden. Wie durch ein Wunder gab es bis jetzt keine Tote zu beklagen. Nachdem die Suche abgeschlossen war, ging Drake kurz in sein Quartier zurück und zog sich nach einer kurzen Dusche neue Sachen an. Er hatte heute noch zwei Dinge zu erledigen. Drake musste noch zu Doc Darper in die Krankenstation und danach sollte er sich noch bei John melden. Unten in der Krankenstation sah sich Darper noch einmal die Wunden an, machte sich einige Notizen und stellte Drake einige Fragen dazu.


    "Wirklich bemerkenswert diese Wundheilung ... Übrigens soll ich Ihnen von den Leuten, die sie aus der Höhle geholt haben den herzlichsten Dank ausrichten. Ohne Ihr beherztes Eingreifen hätte man sie nicht mehr rechtzeitig herausholen können." sagte Darper mit einem Lächeln zu ihm. "Ich ... Danke. Nur hätte ich Sie auch gerne bei der Behandlung der Verletzten unterstützt. Mir schien, dass dort mehr helfende Hände nötig gewesen wären." Darper sah Drake nachdenklich an. "Da haben Sie nicht ganz Unrecht. Wir waren im medizinischen Bereich von Anfang an, gerade was Ärzte betraf sparsam ausgestattet, aber in letzter Zeit fallen uns immer mehr Leute aus Altersgründen aus. Tja ... und bis wir neue Leute angelernt haben ... das dauert eben. Aber, dass sollte nicht Ihre Sorge sein, Drake. Sie haben schon getan was Sie konnten."


    Darper klopfte ihm freundschaftlich auf die breiten Schultern. Der seufzte kurz und sah dann Darper wieder an. "Ich hätte ... da ... eine Frage, Darper. Meinen Sie, ich könnte es wieder erlernen?... ich weiß, dass ich es konnte ... davor... Dann hätten Sie ... einen mehr..." Man merkte, dass Drake sich mit dieser Frage schwer tat. Darper sah ihn überrascht an. Mit sowas hatte er seitens Drake nicht gerechnet. "Ich weiß nicht. Nun ... von Ihren kognitiven Fähigkeiten könnte es funktionieren. Aber ... ob Sie notwendige Fingerfertigkeit je wieder erreichen ... mal von der Benutzbarkeit der Instrumente mit ihren Händen abgesehen..." sagte Darper nachdenklich. "Verstehe. Danke für die Aufrichtigkeit." Darper merkte ihm die Enttäuschung an "Drake?" "Ja?" "Ich hätte da eine Idee. Wir könnten etwas ausprobieren. Ich werde mit den anderen sprechen und mich bei Ihnen melden. Aber es bleibt erst einmal unter uns. Okay?"


    Drakes Gesicht hellte sich merklich auf. "Das ist ... Versprochen..." Drake stand auf, legte seine Hand kurz auf Darpers Schulter. "Danke. Ich werde mich dann mal auf den Weg machen. Nach unten. Mir wahrscheinlich den Anschiss meines Lebens vom Kommandanten und vom Sicherheitschef abholen." Drake kratzte sich verlegen die grauen Haare. "Nehmen Sie es Ihnen nicht übel. Sie machen sich Sorgen um Sie. Außerdem haben Sie sich selbst in ziemliche Gefahr gebracht. Das war schon etwas impulsiv von Ihnen." sagte Darper mit leicht vorwurfsvollen Unterton. "Ja ... stimmt schon, irgendwie. Aber ich habe..." rechtfertigte sich Drake. "Sich ebenfalls Sorgen gemacht und getan was Sie für richtig gehalten haben. Rothschild, Cornally und andere ... sie ... wir hätten Sie damals fast verloren und jetzt sah es wieder so aus ... Drake." ergänzte Darper.


    "Als würde mich jemand verm..." sagte Drake leise. Darper zog die Stirn kraus und schüttelte den Kopf. "Ach Drake. Ja, man würde Sie tatsächlich sehr vermissen. Das will ich nie wieder von Ihnen hören. Sie müssen lernen sich so zu akzeptieren, wie Sie jetzt sind." tadelte Darper ihn. "Sie haben mal vor langer Zeit selbst gesagt, dass man einen Menschen nicht nach seinem Aussehen beurteilen sollte, sondern nachdem was er tut. Auch wenn Sie es nicht mehr wissen. Und wenn ich ehrlich bin, für mich sind Sie immer noch ein Mensch ... auch wenn ein wenig ... wie drücke ich es richtig aus ... überdimensioniert. Sehen Sie es doch mal positiv. Wären Sie nicht so, wie Sie jetzt sind, dann hätten wir jetzt zehn Leute, die das Weihnachtsfest in zwei Tagen nicht mehr erlebt hätten." gab Darper zu bedenken.


    Drake schaute kurz auf den Boden und seine Augen wanderten nachdenklich hin und her. "Ich ... vielleicht ... Sie haben wahrscheinlich recht. Ich glaube, ich sollte wieder öfter zu Ihnen kommen. Das Gespräch war hilfreich." stellte Drake fest, verabschiedete sich von Darper und fuhr mit dem Fahrstuhl runter in die Kommandoebene. Als er von Tesla den Pipboy vor einiger Zeit überreicht bekommen hatte, stellte er nach kurzer Zeit fest überrascht fest, dass er eine komplett Freigabe für alle Bereiche des Bunkers bekommen hatte.


    Der Fahrstuhl erreichte die betreffende Ebene und er stieg aus. Auf der Kommandoebene war er seit dem Vorfall im Februar 2282 nicht mehr gewesen. Er steuerte den Checkpoint an und meldete sich höflich an. Der Wachhabende wies ihm den Weg. Nach etwa fünf Minuten hatte er das Zimmer von John Rothschild erreicht und klopfte. Ein kurzen Moment später vernahm er Johns Stimme "Ja, wer da?" "Ich bin es, Drake." "Komm rein und setzt dich." Er trat ein und wurde von zwei ernsten Augenpaaren empfangen. George war auch schon hier. Drake setzt sich wie so oft auf den Boden und erwartete von John die Standpauke seines Lebens.


    Überraschenderweise kam die nicht von ihm, sondern von George und in anderer Form, als er gerechnet hatte. "Du zu groß geratener Hornochse. Mach so etwas nie wieder und wenn du solche Ideen hast, dann sprich mit mir. Verdammt nochmal. Ich war wirklich froh gewesen, das du dich halbwegs von dieser ganzen *unverständliches Geschimpfe* erholt hast. Und was machst du? Spielst Kamikaze. Wollest du dich eigentlich umbringen ... bist du eigentlich bescheuert..." George lass Drake über eine halbe Stunde die Leviten und ließ dabei mächtig Dampf ab. Dann war er damit fertig. "...so das musste dir mal gesagt werden, du alter Dickkopf." schnaufte George.


    John nickte zustimmend. "Nachdem wir als Freunde fertig sind, dir die Ohren langzuziehen, sollten wir über einige grundsätzliche Dinge sprechen, also..." John schilderte zusammen mit George, was sie in nächster Zeit mit ihm vorhatten. Der hörte ihnen aufmerksam zu und war anschließend erleichtert. Durch die Tests, die man an ihm durchgeführt hatte und durch seine Hilfsaktion, war beschlossen worden, bestimmte Fähigkeiten zu fördern. Drake sollte zwar grundsätzlich in der Versorgungsabteilung beheimatet bleiben, aber bei Bedarf auf Abruf auch woanders eingesetzt werden. Auch mußte er sich weiterhin regelmässig bei Darper melden.


    Nach Beendigung des Gesprächs bat Drake George noch zu einem Gespräch unter zwei Augen. Er hatte noch eine Bitte an ihm. Es ging um die Dinge, die er für die anderen angefertigt hatte. George überlegte nur kurz und schmunzelte dann. "Klar spiele ich für dich den Weihnachtsmann. Aber ich werde mir dabei keinen roten Mantel anziehen und einen Bart anheften. Naja, wobei...die Statur hätte ich fast dafür" grinste er und erledigte die Bitte seines Freundes so, dass alle ihre Geschenke pünktlich zugestellt bekamen.


    Am Weihnachtabend überraschten sie Drake mit einer kleinen Feier bei ihm. Die nächsten Monate vergingen wie im Flug. Drake nahm jede Abwechslung dankbar an und man war mit ihm wirklich zufrieden. Auch Doc Darper hielt sein Versprechen. Mit einer speziellen Anfertigung von medizinischen Instrumenten, war es Drake tatsächlich möglich damit anständig zu agieren. Überrascht stellte Darper fest, dass Drake zwar eine Menge vergessen hatte, aber einiges Wissen in Bruchstücken noch vorhanden war. So erlernte er verhältnismäßig schnell die Dinge neu. Es würde zwar einige Zeit erfordern, aber Darper war guter Dinge, dass er es tatsächlich schaffen könnte.


    Langsam verschwand das Misstrauen gegenüber anderen bei Drake völlig und er selbst akzeptierte schlussendlich sein jetziges Sein. Nur das Hin- und Wiedergespaltensein bereitete ihm etwas Sorgen. Er beschloß es erst einmal für sich zu behalten. Solange es nicht schlimmer wurde, konnte er damit klarkommen. Die anderen hatten bisher nichts davon bemerkt. Im Moment war es fast wieder verschwunden.


    Im Lassen war in den nächsten Monaten auch ebenfalls alles ruhig. Nachdem man die Baustelle wieder freigeräumt hatte, wurde das Bauprojekt weiter fortgesetzt. Die Untersuchung, die man wegen der Explosion des Sprengstoffs durchführte, kam zu dem Ergebnis, dass eine Verkettung unglücklicher Umstände dazu geführt hatte, dass der Sprengstoff explodiert war. Medina traf dabei keine Schuld. Betreffend des Bauprojektes hatte John mit Jeremiah häufiger Gespräche. Im Zuge dessen fragte er auch nach Drakes derzeitigen Status.


    Er vermied zwar im Moment ein direktes Zusammentreffen mit Drake. John merkte Jeremiah aber an, dass dieser anfing sich in seiner Ansicht betreffend Supermutanten zu hinterfragen. Zu mindestens was die beiden hier im Lassen betraf. Die anderen in der Gruppe der Bruderschaft sahen es nicht gern, dass Darrington und Abby sich regelmäßig mit Darwin trafen. Hin und wieder führte es zu nicht unerheblichen Streitgesprächen innerhalb der Gruppe der Bruderschaft.

  • 243. Ausgestochen

    Westküste. Anfang März 2283. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Hektisch rannte die Erkundungstruppe der Silverdragons durch das sich öffnende Tor in die Kluft. Die Gruppe bestand aus fünfzehn Leuten. Vier wurden von ihnen lagen auf behelfsmäßigen Tragen. Zwei waren bereits ohne Bewusstsein, ein dritter schien ständig gegen den Drang anzukämpfen, sich zu übergeben. Der vierte war John Rothschild. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn und sah extrem bleich aus. Auch schien er langsam in eine Ohnmacht hinüberzugleiten. So schnell wie sie die Füße trugen und ohne die Verletzten zu sehr durchzuschütteln, eilten sie zum Haupttor des Lassen. George Cornally hatte bereits über Funk mitbekommen, dass das Erkundungsteam einen Zwischenfall einige hundert Meter vor dem großen Haupttor, was den Zugang zur Kluft verschloss, erlitten hatte.


    Er rannte den Leuten entgegen und erkannte mit Schrecken, dass John auch ebenfalls zu den Verletzten gehörte. "Was ist passiert?" fragte er hochbesorgt denjenigen, der die Gruppe jetzt leitete und auf den schnellsten Weg nach unten zur Krankenstation war. "Radskorpione. Eine ganze Gruppe. Hat uns überrascht, als wir die Außenwälle inspiziert haben. Sind auf einmal ohne Ankündigung von unten hochgekommen. Werde Ihnen einen Bericht verfassen. Müssen schnellstmöglich nach unten." informierte er George gehetzt und war dann auch schon wieder an ihm vorbei und in einem der Fahrstühle verschwunden. George blieb betrübt und mit hängenden Schultern stehen. "Hoffentlich hat es John nicht so schwer erwischt und er kommt durch...sonst haben wir ein ernsthaftes Problem im Lassen. Erneute Machtkämpfe zwischen Versammlung und Ältestenrat sind im Moment das Letzte, was wir gebrauchen können." dachte George bei sich.


    Der derzeitige Vorsitzende der Versammlung war ein arroganter Mann namens Jep Brandenton. Vor dem Krieg war er der Bürgermeister von Westwood gewesen und bildete sich darauf eine Menge ein. Innerhalb der Versammlung hatte er sich seit den beiden Umsturzversuchen durch geschicktes politisches Taktieren bis an die Spitze gearbeitet. Prinzipiell war er den demokratischen Werten im Lassen zugeneigt, aber er verabscheute die Bruderschaft regelrecht. Er hielt sie für überhebliche Rüpel, den jemanden mal die Grenzen aufzeigen mußte. Für die Leute im Ödland hatte er nur belehrende Ansichten über. George bekam alleine bei der Vorstellung Bauchschmerzen, dass man Brandenton aufgrund von einigen Regelungen zum neuen kommissarischen Kommandanten ernennen könnte. Das würde wahrscheinlich für einen erheblichen Aufruhr bei der restlichen Bevölkerung im Lassen führen.


    Brandenton war außerhalb der Versammlung alles andere als beliebt und seine Eignung für einen solch wichtigen Posten hielt George mehr als fragwürdig. Er als Sicherheitschef des Bunkers konnte auf den Prozess kaum Einfluss nehmen. Er war ernannt, aber nicht gewählt worden. Auch auf Seiten des Ältestenrats hatte sich in der Zwischenzeit einiges getan. Seit dem Tod von Peabody hatte eine Frau namens Susann Shirley die leitende Position übernommen. Peabody war zwei Monate vor Drakes Entführung an Krebs gestorben. Peabodys verfrühter Tod hatte viele im Bunker tief getroffen. Er war einer der Gründer der ursprünglichen Gruppe der Silver Dragons vor dem Krieg gewesen. Auch Drake fiel damals der endgültige Abschied schwer, obwohl er schon länger zu wissen schien, dass Peabody an dieser Krankheit litt.


    Shirley versuchte Peabodys Arbeit weiter fortzusetzten. Obwohl sie im Verhältnis zu den anderen recht jung war, gelang es ihr relativ gut. Auch sie war ähnlich wie George Brandenton gegenüber eher kritisch eingestellt. Was unteranderem auch daran lag, dass er sie nach ihrer Ernennung kurzer Hand als unerfahren runter putzen wollte. Eine glatte Fehleinstellung, wie er danach erfuhr. George kümmerte sich zunächst um seine Pflichten und Aufgaben als Sicherheitschef des Bunkers.


    Erst gegen Abend kam er dazu, nach John auf der Krankenstation zu sehen. Bis dahin kursierten verschiedene Gerüchte im Lassen. Nach Beendigung seines Diensts und Übergabe an Twibs, der jetzt sein offizieller Stellvertreter war, machte er sich Richtung Krankenstation auf. Auf dem Weg dorthin kamen ihm zwei Leute einer speziellen Trage auf Rollen entgegen. Darüber eine spezielle, durchblicksichere Kuppel. George wußte, was das bedeutete. Es war jemand in der Krankenstation verstorben und die beiden waren auf dem Weg in die Leichenhalle.


    Sie hatten wieder einen weiteren Silver Dragon verloren. Er bekam einen ziemlichen Kloß im Hals und hoffte, dass es nicht John war, den man dort hinbrachte. Niedergeschlagen ging er Richtung des Hauptbereiches der Krankenstation und sah dort Darper sich mit einigen anderen Leuten vom medizinischen Personal unterhalten. Darper sah müde aus. Was bei ihm äußerst selten vorkam. Er hatte George schon gesehen, beendete das Gespräche und wandte sich ihm zu. "Hallo George. Sie sind mit Sicherheit wegen Rothschild hier, oder?" fragte Darper ruhig und George nickte. "Kommen Sie mit. Ich ... erläutere Ihnen die derzeitige Situation." Die beiden zogen sich kurz in Darpers Besprechungszimmer zurück. Darper seufzte kurz und sah George äußerste nachdenklich an.


    "Sein Zustand ist äußerst kritisch, George. Wir haben ihn in ein künstliches Koma versetzt. Der Radskorpion hat ihn da draußen gleich wohl mehrere Male erwischt. Gott sei Dank war es ein jüngeres Exemplar. Da ist das Gift noch nicht so stark ausgeprägt, sonst ... wäre er wahrscheinlich schon daran gestorben. Wir haben zwar wirksame Antidote dagegen, aber... für einem aus dem Erkundungstrupp kam es zu spät. Ich ... wir konnten nichts mehr tun. Auch bei den anderen ist die Lage ähnlich ernst. Die nächsten vierundzwanzig Stunden werden bei ihm ausschlaggebend sein, ob er es schafft..." erklärte Darper. Auch er schien niedergeschlagen zu sein. "Ist es möglich ... Kann ich zu ihm?" fragte George mit belegter Stimme. Darper dachte einen Moment nach und nickt dann. Sie gingen zu einem etwas größeren Raum in dem die drei lagen. John lag in einem Krankenbett auf der linken Seite an der Wand und hing an einem Beatmungsgerät. Seine Augen waren eingesunken und zeigten dunkle Ringe. Die Haut wies eine ungesunde Farbe auf. Die Einstichstellen hatte man mit Bandagen versorgt.


    Er stand einige Zeit bei John und hoffte im tiefsten Innern, dass er und die anderen es schafften. Nach einiger Zeit verließ das Krankenzimmer, verabschiedete sich von Darper und verließ die Krankenstation. Er war gerade auf dem Weg zu einem der Fahrstühle als ihm Jep Brandenton entgegenkam. "Was will der den hier unten? Hmpf. Wahrscheinlich sich davon überzeugen, ob er bald einen neuen Posten annehmen kann. Wie ich Brandenton kenne, gibt es gleich erst einmal eine Runde heuchlerischer Mitleidbekundungen." dachte George angespannt. Er versuchte eigentlich immer sachlich und ruhig zu bleiben. Die Ereignisse der letzten Zeit hatten auch bei ihm seine Spuren hinterlassen, er reagierte in manchen Dingen mittlerweile recht dünnhäutig.


    "Hallo Cornally, ich habe auch von dem Vorfall gehört und wollte mich nach dem Zustand des Kommandanten erkunden. Wir in der Versammlung sind wirklich sehr besorgt um seinen gesundheitlichen Zustand. Das muss wirklich ernüchternd für Sie sein. Erst diese schlimme Sache mit Drake und jetzt auch noch John Rothschild. Wir diskutieren gerade in der Versammlung eine Übergangsreglung, damit wir im Lassen nicht komplett führungslos sind. Natürlich müssen wir noch auf die Vorschläge des Ältestenrates warten. Aber ich vermute, man wird mir die kommisarische Leitung übertragen. Ich werde versuchen den Posten so kompetent auszufüllen, wie irgendwie möglich. Ich denke, ich kann da auch auf Ihre Unterstützung zählen Cornally, oder?" fragte Brandenton heuchlerisch.


    George verzog zunächst keine Miene zum Gesagten. In seinem Inneren kochte er aber bereits vor Wut. "So viel Kompetenz gibt es im gesamten Ödland nicht, dass Sie diesen Posten anständig übernehmen könnten ... er rechnet eindeutig mit Johns baldigen Ableben ... dieser *unverständliche Schimpfen*" dachte er wütend. "Die Sicherheit der Bewohner im Lassen steht bei mir an erster Stelle. Für Ihren Schutz stehe ich bereit." teilte Cornally reserviert mit. "Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Sir. Ich werde mich jetzt in meine Unterkunft zurückziehen. Morgen beginnt der Tag sehr früh für mich und ich möchte meinen Pflichten vollumfänglich nachkommen." sagte George knapp. "Aber sicher doch, Cornally. Verstehe ich vollkommen. Wir sehen uns morgen. Ich würde dann mit Ihnen einige Sachen durchgehen wollen. Meine Ernennung wird nur eine reine Formalität sein. Da können wir ruhig schon vorgreifen." sagte Brandenton selbstsicher.


    George verabschiedete sich und antwortete nicht auf Brandentons Ausführungen. Er suchte sein Quartier auf und hatte sich gerade mit einem Seufzen in seinen alten Ohrensessel fallen lassen, als es an der Tür klopfte. Er fragte sich, wer das um die Uhrzeit sein konnte. "Ja, bitte?" "Ich bin es Cornally, Susann Shirley. ich muss dringend heute Abend noch mit Ihnen reden." George runzelte überrascht die Stirn. Er fragte sich, was die Vorsitzende des Ältestenrats um diese späte Uhrzeit noch wollte.

  • 244. Taktisches Taktieren

    Einen Moment später war Shirley eingetreten. "Entschuldigen Sie die sehr späte Störung George, aber ich muss mit Ihnen reden. Und dieses Gespräch zwischen uns hat offiziell nicht stattgefunden. Darf ich..." George war immer noch irritiert. "Bitte Susann, nehmen Sie Platz. Wir können reden. Aber warum diese Heimlichtuerei?" George fragte sich, welche Spiel hier gerade wieder gespielt wurde. "Ich brauche ihren Rat oder vielleicht auch Ihre Hilfe. Ich...wir vom Ältestenrat wollen Sie nicht zur Zielscheibe machen. Sie haben in letzter Zeit genug durchmachen müssen..." sagte sie nachdenklich. "Susann, ich verstehe nicht. Worum geht es?" Er begann sich Sorge zu machen.


    "Tut mir leid George. Ich bin etwas durcheinander. Wir sind im Ältestenrat immer noch geschockt wegen John Rothschild. Wir haben Gerüchte gehört, dass es ihm sehr schlecht geht und er es nicht schaffen wird. Wie steht es wirklich um ihn, George? Ich denke, Sie als sein nahestehender Freund waren schon bei ihm. Wir waren aus Rücksichtnahme noch nicht auf der Krankenstation. Wie sähe das denn auch aus?" sagte Susann deutlich betroffen. "Hmpf. Das schien Jep Brandenton vorhin aber nicht zu stören. Kurz nachdem ich meinen Freund besucht habe, kam er mir auf der Krankenstation. Er führte sich schon so auf, als wäre er schon der Kommandant des Bunkers." schnaufte George sichtlich erbost. "Und ja Susann. Die Gerüchte stimmen. Es sieht übel aus. Darper hat mir gesagt, das die nächsten vierundzwanzig Stunden darüber entscheiden, ob er es überlebt oder nicht. Sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt ... ich durfte auch zu ihm ... er sieht wirklich schlecht aus."


    George schaute einen Moment betrübt auf einen Punkt in seinem Zimmer und seufzte kurz. "Das hatte ich befürchtet" sagte Susann, schloss die Augen und rang scheinbar mit der Fassung. "Dieser Brandenton...ist...mir fehlen einfach die Worte. Also war es doch gut, dass wir im Ältestenrat uns schon mehr als nur Gedanken gemacht haben. Brandenton darf auf keinen Fall in diese Position kommen. Er würde mit Sicherheit innerhalb weniger Tage einen erheblichen Schaden anrichten. Insbesondere in Bezug auf die Beziehungen zur stählernen Bruderschaft. Er glaubt, dass er in dieser Position dazu berufen ist, im Ödland den Ton anzugeben. Bereits jetzt streut er Behauptungen, dass Rothschild zu zaghaft vorgegangen ist und zieht seine Arbeit in den Dreck. Und die von...Drake." Susann schüttelte den Kopf. "Das Schlimme ist, dass er aufgrund unserer Reglungen wahrscheinlich durchkommt und es tatsächlich wird. Es sei denn..." Susann sah George mit einem Seufzen an. "Wir haben da eine Idee, George und ich befürchte, dass Sie von ihr nicht begeistert sein werden. Und trotzdem werde ich Sie fragen..."


    Susann schien sich mit dem Anliegen an ihm schwerzutun. George verstand im Moment nicht warum. "Ich halte Brandenton auch für Fehlbesetzung. Selbst als Bürgermeister von Westwood war er mehr als umstritten. Dass er bereits mit "Dreck" um sich wirft, wundert mich nicht. Aber Susann, Sie lavieren die ganze Zeit herum. Was wollen Sie? Wie wollen Sie verhindern, dass Brandenton es wird? Soll ich ihn etwa einsperren? Sie wissen, dass ich so etwas nicht tun würde ... sollte das eine der Ideen des Ältestenrates sein." "O Gott nein, George. Was denken Sie. Das käme einem Putsch gleich. So etwas würden wir nicht einmal im Ansatz in Erwägung ziehen..." Susann war entsetzt, dass George dem Ältestenrat so etwas zutraute.


    "Es gibt eine mögliche Option, zu verhindern, dass Brandenton sich den Posten unter den Nagel reißt. Wir hatten gedacht das ... wir ... eine bestimmte und gewählte Person ... wieder ins Amt einsetzten wollen..." sagte Susann langsam und wartete die Reaktion von George ab. Der schaute sie für einen ganzen Moment nur sprachlos an. "Sie wollen Drake wieder als Kommandanten einsetzten, habe ich das richtig verstanden? Um Brandenton in die Suppe zu spucken? Er ist doch keine Schachfigur, die Sie für Ihre Zwecke beliebig einsetzten können, ich..." sagte George sauer. "Nein George, dass sehen Sie falsch. Es gibt einige, die ihn dort gerne wieder sehen würden ... trotz allem ... nur wurde der Wunsch erst jetzt offen geäußert, weil sie John Rothschild nicht damit das Gefühl geben wollten, dass er den Posten des Kommandanten nicht angemessen ausfüllt. Er hat wirklich alles sehr gut geleitet, seitdem Drake es nicht mehr machen konnte..." rechtfertigte sich Susann deutlich.


    "Ich ... das ist ... Okay, so habe ich das noch nicht betrachtet. Aber ich weiß nicht ... ob es so eine gute Idee ist ... ich sehe da einiges an Problemen auf uns zukommen." George kratzte sich nachdenklich am Kopf. "Inwiefern George?" fragte Susann nun neugierig. "Wo soll ich anfangen, Susann? Wenn Sie das wirklich tun wird Brandenton mit Sicherheit versuchen ihn in einem schlechten Licht darzustellen. Im schlimmsten Fall sogar versuchen ihn irgendwie zu reizen ... um ihn als unberechenbar, als Gefahr für unsere Leute darzustellen. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn ihm das gelingt? Und ich weiß nicht, ob der Großteil unserer Leute ihn so wie er jetzt ist, akzeptieren wird." George machte eine Pause und schüttelte den Kopf.


    "Dann wäre dann noch die Bruderschaft. Ich kann nicht sicher einschätzen, wie sie bei einer solchen "Besetzung" reagieren würden. Und als Letztes er selbst. Ob er das überhaupt noch kann. Ich glaube auch, dass er es von sich aus nicht wieder machen wird. Denken Sie mal daran, als er damals auf dem ersten Platz stand. Wir haben ihn regelgerecht dazu genötigt. Und wenn ich länger darüber nachdenken würde, würden mir wahrscheinlich noch einige Dinge mehr einfallen." sagte George seufzend. "Das sind gute Argumente George. Ähnliche Probleme haben wir auch bereits gesehen. Aber ich denke, wir werden es dennoch probieren. Das war der Rat nachdem ich fragen wollte... Danke George für Ihre Ehrlichkeit. Wegen der Heimlichtuerei ... Man könnte Ihnen im Nachhinein unterstellen, dass Sie den Ältestenrat zu dieser Entscheidung genötigt haben um sich selbst ... wir verstehen uns, oder? Brandenton hat auch hinter ihrem Rücken bereits einige unerfreuliche Gerüchte gestreut." sagte Susann bedrückt. George schaute fragend.


    "Wieso das? Dieser Mistkerl. Ich habe überhaupt keine Ambitionen dazu..." "Ich vermute, dass er Sie als Sicherheitschef nach einiger Zeit absetzten und mit einer ihm genehmeren Person besetzten will." sagte Susann nachdenklich. George schnaufte kurz und lachte kurz bitter auf. "Zuzutrauen wäre es ihm. Danke für die Warnung. Ihrer Aussage entnehme ich, das Sie den Vorschlag baldmöglichst einbringen werden..." Susann bestätigte seine Anfrage. "Morgen bereits." "Gut. Das kann aber sehr unschön werden. Stellen Sie ich darauf ein, dass ihre Idee scheitern könnte." sagte George besorgt. Susann nickte.


    Sie beendeten das Gespräch und verabschiedeten sich voneinander. George legte sich danach ins Bett und schlief schnell ein, aber er träumte sehr unruhig. Drake hatte von Ereignissen rund um John nichts mitbekommen, da er bis spät abends beschäftigt war. Auch als er am nächsten Morgen wieder nach unten gefahren war, hatte er keine Gerüchte, die im Lassen kursierten mitbekommen.


    Drake und ein paar andere Silver Dragons waren heute morgen in der Wasserversorgung des Bunkers unterwegs, um einige der Pumpen zu warten. Drake und Tesla standen unter einer der größeren Hauptpumpen. Tesla stand auf einer Leiter und versuchte einen Schraubmechnismus zu lösen, durch den man den Pumpenmotor schmieren konnte.


    Über die lange Zeit hatte der sich festgefressen, so das Tesla ihn nicht losbekam. "Boah, so eine hartnäckige *unverständliches Fluchen*" schimpfte Tesla ziemlich laut. Drake, der gerade mit etwas anderem an der Pumpe beschäftigt war, schaute Tesla ungläubig an. Das dieser so laut fluchte, kannte er von ihm gar nicht. "Hey Tes. Was ist los? Brauchst du Hilfe?" fragte Drake seinen lauthals fluchenden Freund. "Ich bekomme dieses Scheißteil einfach nicht gelöst ... ja, ich denke du könntest mir helfen. Versuch du bitte mal, ob du es los bekommst." sagte Tesla und hielt Drake den großen Schraubenschlüssel hin.


    "Halt den fest. Ich versuche es erstmal mit den bloßen Händen. Da habe ich glaube ich mehr Gefühl drin." Tesla machte ihm Platz, so dass Drake direkt unter dem Schraubmechanismus stand. Er begann vorsichtig an dem Verschluss herumzuprobieren. Zwei Minuten später gab es ein leichtes Knacken. Der Mechanismus hatte sich gelöst. Allerdings passiert dann etwas Unvorhergesehenes. Es gab kurz ein gluckerndes Geräusch, dann schoß mit einem Mal das schwarze und ölige Schmiermittel heraus. Drake bekam diesen Schwall von oben bis unten mit. Er brummte kurz genervt auf. Tesla schaute erst ungläubig, hörte das Brummen fing mit einem Mal an laut loszulachen. "Entschuldige Drake ... aber ... ich glaube, du hast dich gerade wortwörtlich schwarz geärgert" prustete er und reichte einen in der Nähe liegenden sauberen Lappen für das Gesicht.


    "Ich habe spontan gedacht, ich werde heute anstatt einer blauen Körperfarbe mal eine schwarze auszuprobieren." bekam Tesla eine leicht brummige Antwort von Drake. "Hm. Gute Idee. Schwarz macht ja bei dir auch einen schlanken Fuß. Vor allem bei dir müsste doch heute alles wie geschmiert laufen. So eingeölt, wie du bist." grinste Tesla weiter und streckte ihm die Zunge raus. "Einen schlanken Fuß? Meiner lieber Tesla, du willst mir doch nicht etwa damit sagen, dass ich zu fett bin, oder?" grinste Drake zurück. "Du und fett? Also nein. Du bist nur quadratisch, praktisch, breit." Beide lachten und die anderen in der Nähe ebenfalls. Eine halbe Stunde später waren beide mit der Pumpe fertig und Drake ging kurz unter eine der Duschen, die es in jeder Ebene gab.


    Danach zog er die völlig mit Öl beschmierten Sachen aus und tauschte sie gegen einen frischen Satz neuer Kleidung aus. Tesla warte schon grinsend auf dem Flur auf ihn. "So gefällst du mir. Blau steht dir definitiv besser." Tesla fing schon wieder an zu blödeln. "Du weißt aber schon, das Blau auch ein Zustand ist..." fing Drake an. Beide drehten sich um. Sie hörten in einiger Entfernung mit einem Mal Ben, konnten ihn aber nicht verstehen. Er unterhielt sich mit einer Frau. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien es etwas Negatives zu sein. Ben sah geschockt aus. "Irgendetwas ist passiert. Vor allem, was will Susann Shirley vom Ältestenrat denn hier bei uns" sagte Tesla zu Drake.


    Der nickte. "Keine Ahnung, Tes. Ich denke, das werden wir gleich noch erfahren." sagte Drake, der sich auch kein Reim darauf machen konnte. Beide beobachteten aus der Entfernung den weiteren Gesprächsverlauf. Ben unterhielt sich weiter mit Susann. Mit einem Mal machte er ein absolut erstauntes Gesicht und fragte nochmal nach. Susann nickte bestätigend. Ben schien zu seufzen und schaute dann zufällig in die Richtung, wo Tesla und Drake standen. Er hatte einen merkwürdigen Gesichtsausdruck. Er sah die beiden und winkte. "Meint der uns Tesla?" fragte Drake irritiert. "Ich glaube schon. Wir sollten hingehen." sagte Tesla nachdenklich.


    Einen Moment später waren sie bei Ben und Susann. "Was ist los, Ben?" fragte Tesla ihn irritiert. "John Rothschild liegt auf der Krankenstation. Es geht ihm äußerst schlecht ... Es könnte passieren, dass er.... Er und einige andere sind gestern draußen von Radskorpionen angefallen worden." sagte Ben, immer noch sichtlich geschockt. "Ach du Scheiße" entfleuchte es Tesla. Drake, der hinter Tesla stand, war der Schock ebenfalls anzusehen. "Drake, gehst du bitte gleich mit Miss Shirley mit nach oben. Sie will mit dir über bestimmte Dinge in dem Zusammenhang reden." sagte Ben merkwürdig angebunden. Tesla merkte es sofort. Drake hatte es nicht mitbekommen. Er musste die Nachricht erst einmal verdauen.


    "Ich ... ja mache ich Ben. Reicht dir der Reparaturbericht heute Abend?" "Den macht Tesla heute mal ausnahmsweise. Das andere ist jetzt wichtiger. Mach dir darüber jetzt keine Sorgen. Nun geh schon." sagte Ben und sah Tesla diesmal merkwürdig verschlossen an. Shirley ging mit Drake los. Als sie komplett außer Sichtweite verschwunden waren, wandte sich Tesla an Ben. "Was ist wirklich los, Ben. Du hast uns gerade was verschwiege, oder?" Der nickte. "Shirley hatte mich darum gebeten. Sie bzw. der Ältestenrat will mit Drake sprechen..." Tesla folgte Bens Worten und unterbrach ihn dann mit einem Mal. "Ben, wenn ich die Nachrichten und das Auftauchen von Shirley hier deute...sag mir jetzt bitte nicht, dass sie versuchen wollen ihn wieder als Kommandanten einzusetzten, dass kann schiefgehen ... ich bin mir nicht sicher, ob er das schafft." "Die Alternative heißt Jep Brandenton, Tes." sagte Ben knapp.


    "Der Brandenton? Der arrogante Vollpfosten von Versammlungsvorsitzenden? Nicht ernsthaft, oder?" sagte Tesla erschrocken. "Doch Tes. Genau der. Shirley will Drake den Vorschlag schonend beibringen. Ich hoffe, er sagt ja. Auch wenn ich ihn hier unten dadurch verliere. Wieder einmal. Selbst, wenn er nicht mehr ganz der selbe wie früher ist, ist er mir immer noch lieber als diese "Arschkr****" von ehemaligen Bürgermeister." Beide sahen sich nachdenklich an und fragten sich wie es jetzt im Lassen weitergehen würde.

  • 245. Auf dem Weg nach oben?

    Shirley und Drake betraten den Fahrstuhl. Sie wählte die Ebene, wo sich die Krankenstation befand. Sie fuhren langsam nach oben Drake war die ganze Zeit still gewesen und schien in Gedanken zu sein. "Es tut mir Leid, dass Sie es erst jetzt erfahren haben ... ich..." Shirley suchte nach den richtigen Worten, um mit Drake ins Gespräch zu kommen. "Es braucht Ihnen nicht Leid zu tun. Ich bin sehr froh, dass Sie uns Bescheid gegeben haben ... wenn man den ganzen Tag unten in der Versorgungsabteilung zu tun hat, bekommt man nicht viel von dem mit, was sonst oben im Lassen passiert." sagte Drake nachdenklich.


    "Er bedeutet Ihnen als Freund sehr viel, oder?" fragte Shirley vorsichtig nach. "Ja, sehr. Wahrscheinlich auch ... wegen früher. Ich hoffe, er kommt wieder auf die Beine. Er hat in letzter Zeit eine Menge für mich getan. Trotz der ganzen Arbeit." seufzte Drake. "Wegen früher?" fragte Shirley kurz irritiert nach. Sie kam dann aber von selbst darauf, was Drake damit meinte. "Ach, jetzt verstehe ich ... Sie können sich immer noch an nichts erinnern, oder?... ich dachte, dass das vielleicht wiederkommt..." Drake schüttelte den Kopf. "Nein. Das wird ... nie wiederkommen. Es gibt vielleicht ein zwei Sachen, und einige Fragmente, aber sonst ... Leider." Drake schwieg. "Das war nicht gerade sehr taktvoll von mir in dieser Situation danach zu fragen." sagte Shirley und ärgerte sich im Inneren, dieses Thema überhaupt angeschnitten zu haben.


    "Es ist schon ... in Ordnung. Für andere ist schwer nachzuvollziehen. Es ist verständlich, dass Sie nachfragen. Ich muss jetzt damit leben und habe es mittlerweile auch akzeptiert. Auch das Anderssein. Dank John und einiger anderer. Und dadurch, dass ich wieder dazugehören und mich nützlich machen kann. Ich versuche einfach nach vorne zu schauen..." erklärte Drake ruhig. Er hatte gemerkt, dass sich Susann Shirley über ihre Nachfrage geärgert hatte. "Ach, ehe ich es schon wieder vergesse, ich wollte mich bei Ihnen längst aufs Herzlichste bedanken." sagte sie mit einem Mal. Drake sah sie fragend an.


    "Ähmm, Miss Shirley, gerne. Aber wofür eigentlich?" kratzte sich Drake verlegen den Kopf. "Sie haben meinem Bruder vor etwa drei Monaten das Leben gerettet. Er war mit einer derjenigen, die Sie aus der Höhle herausgeholt haben." sagte sie deutlich dankbar. "Das ... war mir gar nicht bewusst. Dann freut es mich umso mehr." lächelte Drake kurz. Sie hatten die Ebene mit der Krankenstation erreicht und verließen den Fahrstuhl. Shirley lief vor und Blue folgte ihr weiterhin sehr nachdenklich. Darper kam gerade aus einem der Behandlungszimmer, als die beiden an der Anmeldung ankamen.


    "Hallo Drake, hallo Miss Shirley. Schön Sie hier zu sehen, auch wenn der Anlass ein nicht so Guter ist. Drake, Sie möchten zu John, oder?" fragte Darper. "Wenn es sein Zustand zu lässt, sehr gerne. Was ist eigentlich genau passiert?" Darper erläuterte die Situation und begleitete ihn dabei zu John Krankenbett. Shirley blieb an der Anmeldung zurück. Nach einem kurzen Moment kam er ohne Drake zurück und gesellte sich zu Shirley. "Wie ist sein Zustand Darper? Immer noch kritisch?" fragte sie. "Er stabilisiert sich langsam, ist aber noch nicht über den Berg." antwortete Darper. "Darf ich Ihnen zu jemand anders einige Fragen stellen. Ich bräuchte einen Rat eines erfahrenen Mediziners." Darper antwortete nicht sofort und sah sie einen Moment nachdenklich an.


    "Ich denke, ich weiß, welche Art von Fragen Sie mir gleich stellen werden." Shirley sah Darper überrascht an. "Es kursieren im Lassen im Moment interessante Gerüchte. Und das gemeinsame Auftauchen bestätigen mir einige von diesen. Weiß er schon von Ihren Plänen?" fragte Darper ernst. "Nein. Noch nicht. Wir wollten behutsam vorgehen. Aber da Sie ja bereits richtig geschlussfolgert haben....Dann kann ich ja gleich zu meinen Fragen kommen." Darper seufzte. "Kann man ihn als Zurechnungsfähig und geistig stabil bezeichnen? Mir erscheint er im Moment sehr nachdenklich und zurückhaltend. Eine positive Aussage Ihrerseits wäre mir.. uns sehr wichtig. Es wird befürchte, dass die "Gegenseite" auf eine bestimmte Argumentation setzten wird, wenn wir ihn für eine Wiedereinsetzung vorschlagen" sagte Shirley leise.


    "Zurechnungsfähig und stabil scheint er im Moment auch zu sein. Aus ärztlicher Sicht spricht im Moment nichts mehr dagegen. Aber ich habe da meine Zweifel, dass er Ihrem Anliegen zustimmen wird." antwortete Darper. "Etwas Ähnliches hatte George Cornally auch schon angedeutet. Wir werden sehen." Darper und Shirley unterhielten sich noch etwa zehn Minuten, als Drake wieder auftauchte. Er ging zu Darper und Shirley. Nach einem kurzen Gespräch der drei trennten sie sich. Shirley brachte Drake zu den Räumen des Ältestenrates. In einem kleinen Besprechungsraum warteten bereits fünf weitere Leute auf die beiden. Man setzte sich. Drake war angespannt, da er im Moment nicht wusste, was der Ältestenrat in Zusammenhang mit Johns Zustand von ihm wollte.


    Shirley hatte sich bis jetzt auch bedeckt gehalten. "Ich denke, wir können anfangen oder wollte noch jemand von uns dazukommen?" fragte Shirley in die ernst dreinblickende Runde. Die fünf anderen stimmten dem Beginn zu. "Sie fragen sich sicherlich, was Sie hier bei uns sollen, Drake?" Der nickte, sagte aber zunächst kein Wort. Dass er sich zurzeit absolut unwohl fühlte, sah man ihm deutlich an. "Aufgrund von John Rothschilds Zustand ergibt sich eine gewisse Problematik. Wir bräuchten von Ihrer Seite Unterstützung, diese zu lösen. Können wir mit Ihnen dabei rechnen?" fragte Shirley vorsichtig. "Prinzipiell helfe ich dem Ältestenrat gerne, aber ich frage mich gerade, wie diese Unterstützung aussehen soll." Drake bekam gerade im Inneren eine Menge Fragezeichen über den Kopf. Er hatte das Gefühl, dass Shirley und die anderen etwas ziemlich Wichtiges von ihm wollten. Sie lavierten aber irgendwie darum herum, als wäre es ihnen unangenehm.


    "Also wir würden Sie gerne zur Wiedereinsetzung vorschlagen. Als Kommandant. Würden Sie uns auf diese Art und Weise unterstützen?" fragte Shirley ernst. Drake traf die Frage wie ein Faustschlag und er hatte das Gefühl, als würde ihm der Boden unter den Füßen weggezogen. Für einen Moment saß er sprachlos da und starrt vor sich hin. Shirley und die anderen warteten geduldig. Dann räusperte er sich verlegen. "Miss Shirley ... ich ... Sie meinen das doch nicht ernst ... ich ... es gibt dafür wesentlich geeignetere Personen hier im Lassen. Ich ... Sie wissen doch ... das ich nicht mehr ... wie früher bin." seufzte er. "Sie brauchen jemand, der diesen Posten wirklich kompetent ausfüllt. Ich denk nicht, dass ich ... das schaffe. Nicht mehr." Drake schloss kurz die Augen und schaute Shirley danach nachdenklich an.


    "Das sehen wir hier anders. Ich halte Sie dafür durchaus wieder in der Lage. Wie andere hier im Raum auch." Der Rest nickte zustimmend. "Wenn ... John Rothschild nicht bald aufwacht oder im schlimmsten Fall stirbt ... was hoffentlich nicht eintritt ... und Sie Ihre Wiedereinsetzung nicht zustimmen ... dann wird aufgrund unserer Nachfolgereglungen ein kommissarischer Kommandant ernannt. Der Vorsitzende der Versammlung. Den halten wir ... gelinde gesagt, als Ältestenrat nicht für geeignet. Es wäre... " erläuterte Shirley Drake die augenblickliche Situation. Sie verlor noch einige Worte mehr dazu. Der hörte aufmerksam zu.


    Shirley fragte ihn erneut, als sie fertig war. "Ich ... habe ... große Vorbehalte. Das, was ich jetzt bin, könnte viele Dinge sehr schwierig machen. Gerade außerhalb. Im Ödland und ich bezweifele auch, dass ein Großteil der Leute im Lassen das Ganze akzeptieren würde ... andererseits ... Ich würde mir Bedenkzeit von Ihnen erbitten." sagte Drake höflich. "Die sollen Sie auch bekommen. Ich weiß, dass es alles nicht einfach für Sie... Dann beenden wir die Sitzung erst einmal." Alle waren damit einverstanden und trennten sich. Shirley sah Drake nachdenklich hinterher, als er die Räume des Ältestenrats verließ. "Und Shirley? Haben wir überhaupt eine Chance, dass er zustimmt?" fragte einer aus dem Ältestenrat. "Ich werte es als gutes Zeichen, dass er es nicht sofort abgelehnt hat." gab Shirley ihm als Antwort.


    Drake war total verunsichert. Einerseits wollte er den Leuten im Bunker bestmöglich zur Seite stehen. Sie beschützen. Andererseits war er sich nicht sicher, ob er das tatsächlich tun sollte. Eine Menge von Gründen sprach für ihn dagegen. Er wanderte zunächst ziellos durch den Lassen und kam mit sich überhaupt nicht überein. Nach einiger Zeit beschloss er seinen Freund George aufzusuchen und ihm um Rat zu fragen. Er machte sich auf den Weg zum Büro des Sicherheitschefs und hoffte, dass er ein wenig Zeit für ihn erübrigen konnte.

  • 246. Schweren Herzens

    George Cornally unterhielt sich gerade mit Twibs über einige sicherheitsrelevante Dinge im Lassen, als es an seiner Tür vom Sicherheitsbüro klopfte. Er unterbrach das Gespräch und bat denjenigen einzutreten. Es war ein sehr nachdenklicher Drake. "Hallo George. Ich weiß ... du hast gerade mit Sicherheit viel zu tun ... hast du vielleicht nachher ... etwas Zeit für mich ... Ich bräuchte drinegnd deinen Rat ... in einer wichtigen Sache." seufzte er bedrückt. Twibs sah Cornally an und nickte. Der bestätigte das Nicken. "Wir können nachher weiter machen. Ich lasse Sie beiden Mal alleine. Sie werden, glaube ich, einiges besprechen zu haben." Twibs stand auf, lief an Drake vorbei und schaute kurz zu ihm hoch. Er lächelte kurz. "Geben Sie sich einen Schubs. Sie werden das schon hinbekommen." sagte Twibs kurz und war durch die Tür verschwunden.


    Bevor Drake überhaupt darauf reagieren konnte. Er schaute Twibs sprachlos hinterher. "Komm, alter Freund, setzt dich oder willst du dort den Türsteher machen. Obwohl an dir käme niemand vorbei." sagte mit einem kurzen Schmunzeln. Dann wurde er wieder ernst. "Miss Shirley hat dich gefragt, oder?" Drake nickte und setzte sich vor Georges Schreibtisch auf den Boden. "Ich ... musste erstmal die Nachricht verdauen, dass es John dermaßen schwer erwischt hat ... ich ihn vielleicht verliere ... und dann kommt noch von Miss Shirleys Seite eine Frage mit einer solchen Tragweite. Ich weiß im Moment einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll ... Und du wusstest, dass sie mich danach fragen würden. Seit wann?" Drake hatte sein Kinn auf seine zusammengefalteten Hände gestützt und sah George verunsichert an.


    "Seit gestern. Spät abends. Sie kam zu mir und hat mir von ihrem Vorhaben erzählt. Ich hätte dich wirklich vorwarnen sollen..." seufzte George schuldbewusst. "Was an der grundsätzlichen Situation aber auch nichts geändert hätte. Ist Brandenton wirklich so schlimm...?" fragte Drake. George runzelte die Stirn. "Definitiv. Er führt sich jetzt schon auf, als wäre er der Neue und sabotiert gerade Johns gute Arbeit in vielen Bereichen. Er bringt ihn jetzt bereits in Verruf. Von hinten herum habe ich auch erfahren, dass er auch an meinem Posten sägt." George lachte kurz bitter auf. "Bin ihm wohl zu kritisch eingestellt. Ich habe das Gefühl, dass er die ganze alte Garde abservieren will. Und eine weitere Befürchtung habe ich. Ich denke, er wird auch den Leuten gefährlich werden, die anders sind. Unseren Ghulfreunden, Darwin und auch dir."


    Drake sah ihn ungläubig an. "Du weißt es leider nicht mehr. Er war vor dem Krieg Bürgermeister von Westwood. Nicht ganz unumstritten. Und er war gerade in einen Rassismusskandal verwickelt, als der große Krieg losbrach." antwortete George und schüttelte den Kopf. "Ich ... verstehe. Deshalb. Miss Shirley hatte Ähnliches angedeutet." Drake nahm die Brille ab, die er immer trug und rieb sich erst die Stirn und die Augen. "Ich will euch nicht in Stich lassen ... George. Ich weiß nicht, ob ich das packe ... Ich habe zu viel vergessen und das andere ... was eine verdammte *verzweifeltes Brummen* Scheinbar habe ich ja fast keine andere Wahl..." Drake setzte die Situation offensichtlich zu. George konnte nur erahnen, was im Inneren seine Freundes von statten ging.


    Er stand auf, ging zu Drake und legt seine Hände auf Drakes zusammengelegte Hände, die locker zwei bis dreimal so groß wie seine eigene waren. Er schaute ihm direkt in die stets nachdenklichen Augen und versuchte ihm Mut zu zusprechen. "Mein lieber Freund, wir beide haben schon zusammen eine Menge durchgemacht. Das Schlimmste davon war für mich Georginas zu frühes Dahinscheiden und dein Beinaheverlust. Ich werde dich zu dieser Sache nicht überreden. Das musst du wirklich für dich selbst entscheiden. Egal wie du dich entscheidest, ich werde deine Entscheidung respektieren. Aber wenn du dich trotz allem dafür entscheidest, werde ich dich so gut es geht unterstützen. So wie ich auch John unterstützt habe. So wie ich es eigentlich immer bei euch beiden gemacht habe. Du magst zwar äußerlich nicht mehr derselbe sein, aber da drinnen bis du fast so geblieben wie früher. Das war eine Entwicklung, auf die ich am Anfang nicht zu hoffen gewagt habe."


    George tippte auf Drakes breiten Brustkorb während er mit ihm sprach. "Ach George, das ist ... Danke. Eine Sache treibt mich aber noch um. Wenn John das Ganze übersteht, dann wäre er ja nicht mehr ... würde er mir das nicht krumm nehmen?" George schüttelte den Kopf. "Das glaube ich nicht. Er wäre sogar froh, dich wieder dabei zu haben. Er hat sich immer als deine Vertretung gesehen. Die letzten Monate ist er eigentlich ständig überlastet gewesen." Drake seufzte. "Gut. Danke alter Freund. Ich denke, ich weiß jetzt, welche Entscheidung ich treffen werde. Ihr habt mich wieder zurückgeholt ... ohne euch alle wäre ich nicht wieder halbwegs ich selbst ... Ich bin es euch einfach schuldig. Ich werde zum Ältestenrat gehen und ihnen die positive Entscheidung mitteilen." Drake stand auf und nahm umarmte George für einen kurzen Moment.


    Danach wandte er sich zur Tür, als George noch etwa sagte. "Du wirst schon das Richtige tun, dass weiß ich. Aber sei Vorsichtig. Brandenton rechnet mit Sicherheit nicht damit, dass der Schachzug des Ältestenrats aufgeht. Er wird mit Sicherheit versuchen, dich schlecht dastehen zu lassen. Lass dich bloß nicht von ihm reizen. Ich denke, er wird mit reichlich Schmutz werfen." Drake nickte kurz. "Danke für die Warnung, George. Die werde ich mehr als beherzigen." Er drehte sich um und verließ den Raum. George schaute ihm noch einen Moment hinterher, als Twibs wieder hereinkam.


    Die Neugier sprach regelrecht aus seinem Gesicht. "Und?" "Er wird es versuchen." sagte George knapp. "Gott sei Dank. Das wird eine Klatsche für Brandenton werden." Twibs war sichtlich erleichtert. "Abwarten. Wir sollten diesen Mistkerl nicht unterschätzen." Es war jetzt beinahe am Abend, als Drake bei den Räumen des Ältestenrates ankam. Schon von weitem konnte er die Diskussion vernehmen. "Wir können Ihn nicht weiter hinhalten. Brandenton verlangt heute noch eine Antwort von uns. Er bezichtigt uns jetzt schon dem Regelbruch." sagte einer der Ratsmitglieder deutlich gestresst. "Bleiben Sie ruhig. Die derzeitige Lage bedarf erst einer eindeutige Klärung durch unsere Richter." sagt Susann Shirley ruhig.


    "Sie wissen aber schon, dass er schon offiziell Beschwerde bei ihnen eingereicht hat, Susann?" sagte ein anderer. Shirley wollte gerade etwas sagen, als Drake in den Besprechungsraum eintrat. Das Gespräch verstummte und mindestens zehn Augenpaare war auf ihm gerichtet. Der größte Teil des Ältestenrats war in der Diskussion anwesend. "Ich wollte Ihre Diskussion nicht unterbrechen, aber Miss Shirley hatte mich gebeten sofort bei Ihnen zu erscheinen, falls ich eine Entscheidung getroffen habe." sagte Drake höflich. "Bitte nehmen Sie doch Platz. Wir sind auf Ihre Entscheidung gespannt" sagte Shirley ebenfalls höflich und deutete auf ein stabil aussehenden Stuhl. Davor stand ein kleiner Tisch. Drake setzte sich. Die anderen schauten gespannt.


    Er seufzte kurz und begann dann. "Vorsitzende Shirley, ich ... erkläre mich hiermit bereit ... den Posten wieder anzunehmen und auszuführen, sofern aus medizinischer Sicht nichts dagegen spricht. Ich werde versuchen die mir anvertrauten Aufgaben möglichst gut auszuführen." sagte Drake mit deutlicher Anspannung in seiner Stimme. Man konnte die Erleichterung der Ältestenratsmitglieder förmlich spüren. "Das ist gut, sehr gut. Gott sei Dank. Gerade noch zur rechten Zeit." sagte Shirley ebenfalls erleichtert und lächelte. "Um eine Sache muss ich Sie noch bitten. Würden Sie bitte Darper von der ärztlichen Schweigepflicht entbinden. Ich muss davon ausgehen, dass Brandenton Ihren Geisteszustand in Frage stellen wird. Ist das möglich?" fragte sie ernst.


    "Ja, das ist möglich. Ich hatte so eine Frage bereits vermutet und dafür auch schon etwas vorbereitet." Drake zog ein fein säuberlich gefaltetes Schriftstück aus einer seiner Taschen, stand auf und reichte es der Vorsitzenden. Sie schaute zunächst überrascht, aber lächelte darauf hin. "Danke. Das ist sehr hilfreich. Wir werden die Versammlung gleich benachrichtigen. Schön dass Sie jetzt wieder vollständig mit dabei sind." sagte Shirley sichtlich zufrieden. "Noch ist es nicht offiziell. Warten wir es erstmal ab. Ich glaube nicht, dass Brandenton ihre Idee einfach so hinnehmen und mich akzeptieren wird." sagte Drake ernst.


    "Wissen Sie, dass Sie ein ganz schöner Miesepeter sind? Aber Sie haben wahrscheinlich Recht. Ich denke, morgen wissen wir mehr." Shirley, einige andere der Ratsmitglieder und Drake unterhielten sich noch eine Weile. Mittlerweils war es recht spät geworden und man trennte sich. Drake zog sich in sein Quartier zurück und fiel sofort in einen tiefen Schlaf. Der nächste Tag sollte noch sehr ereignisreich werden.

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