[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 129. Langsame Zusammenführung

    Nick und Blue traten durch den Haupteingang ein. Avery war im Moment nicht zu sehen, so dass die beiden direkt zu Teddy gingen. Der kam ihnen schon entgegen. Er lächelte. "Hallo, ihr beiden. Schön euch so bald wiederzusehen." sagte Teddy freundlich. "Hallo Teddy, ich habe doch versprochen regelmäßig vorbei zukommen. Und wie geht es den beiden?" sagte Blue neugierig. "Ich würde sagen, den Umständen entsprechend gut. Der mit der Fleischwunde schläft seit etwa einer Stunde und würde am liebsten schon wieder rumlaufen..." sagte Teddy schmunzelnd. "...und der andere war zwischenzeitlich wieder kurz wach. Ich gebe ihm regelmäßig Schmerzmittel und etwas von dem Mittel, was die Infektionen herabsetzt. Übrigens Danke nochmal, dass du mir das Rezept und die Inhaltsstoffe aufgeschrieben hast. Das wird hier anderen auch helfen." "Keine Ursache Teddy. Solches Wissen sollte man teilen. Und wie sieht es insgesamt mit der Wunde bei ihm aus?" fragte Blue. "Bleibt sauber. Kein Eiter." "Das ist gut, sehr gut. Dann haben wir wirklich alles rausbekommen. Dann kann die ganze Sache jetzt in Ruhe heilen. Danke Teddy. Danke, das du auf die beiden so achtgibst." sagte Blue deutlich erleichtert. "Hey, keine Ursache. Dafür bin ich ja schließlich da." sagte Teddy, der sich sichtlich über Blues Dankbarkeit freute. Die beiden fachsimpelten noch einen Moment zusammen, Nick unterhielt sich währenddessen mit Brooks.


    Eine ganze Zeit später zogen Nick und Blue weiter zu Longfellows Insel. Longfellow winkte schon von weitem und Grummpel rannte den beiden freudig entgegen. Dann sprang er Nick an, der dadurch zu Boden gestoßen wurde. Grummpel schlabberte Nick einmal komplett ab und grummelte ihn freudig an. "Grummpel fliegt heute ja richtig auf dich. Er scheint dich wirklich vermisst zu haben." sagte Blue lachend. "Das sieht... ganz so...aus, hey ...mein Guter...ja ich bin auch froh...nein nicht wieder ins Gesicht...dich wieder zu sehen." sagte Nick und tätschelte Grummpel den großen Kopf. Der saß mittlerweile mit großer heraushängender Zunge vor Nick und schaute abwechselnd erst Nick und dann Blue an. Die beiden gingen dann weiter zu Longfellow und Grummpel folgte ihnen freudig. "Schön euch beide zu sehen. Meinem Bein geht es auch schon viel besser. Teddy war zwischendurch mit Avery auch hier. Stimmt das, was ich von den beiden gehört habe? Ihr habt den Grünen unten im Harbor Grand Hotel so richtig schön eingeheizt?" fragte Longfellow neugierig. "Das mit dem Bein ist schön zu hören, Longfellow. Teddy hatte es angedeutet, bevor wir uns vorhin verabschiedet haben. Und ja, die ungebetenen Hotelgäste haben ihre letzte Reise angetreten. Übrigens haben Nick und ich auch Grundputz im Cliffs Egde gemacht." sagte Blue.


    "Das ist gut Kapitän. Dann kann ich mir die beiden Gemäuer endlich mal ansehen. Wie geht es übrigens deinen beiden Jungs? Werden beide wieder?" fragte Longfellow nach. Blue schaute Longfellow überrascht an. "Avery hat mir erzählt, dass einige deiner Leute bei dem Kampf verletzt worden sind und du sie mit Teddy zusammengeflickt hast." "Ja, sie werden beide wieder." "Sehr schön. Ich werde übrigens wieder mitkommen. Teddy meinte, Bewegung würde dem Bein gut tun. Außerdem möchte ich gerne sehen, was ihr oben an der Farm der Daltons so veranstaltet. Cassie hat mir davon erzählt. Und Nick, ich muss mich bei dir entschuldigen." sagte Longfellow zu Nick gewandt.


    Nick runzelte die Stirn. "Wieso Longfellow?" "Ich habe deine Erzählung teilweise für Seemannsgarn gehalten. Habe festgestellt, dass es tatsächlich keines ist." sagte Longfellow entschuldigend. Dann wandte er sich an Blue. "Und wann können wir los?" "Also Longfellow, ich dachte erstmal..." räusperte Blue sich. "...nene Kapitän. Ich komme wieder mit. Sonst mußt du mich hier schon festbinden." Longfellow grinste Blue breit an. "Ach Longfellow...na gut. Teddy hat ja nicht ganz unrecht." Blue seufzte. Eine Stunde später war Longfellow reisefertig und sie zogen zu viert Richtung Daltons Farm los.


    Als sie die Hälfte der Strecke zur Farm hinter sich hatten sprach Longfellow Blue mit einem Mal plötzlich an "Sage mal Kapitän, du bist doch so gut im Freiräumen. Mir würde da ein weiterer Ort einfallen, der längst einen Grundputz nötig hätte. Unten im Süden, oberhalb von Brookes Head, hinter dem alten Steinbruch gibt es die alte Vim Fabrik. Da hat sich eine ganze Meute von den grünen Grobianen festgesetzt. Denen könntest du doch auch mal in den Allerwertesten treten. Dann kann man da unten mal wieder in Ruhe jagen. Vor allem gibt es da den leckeren Dosenhummer. Was meinst du Kapitän? Du und deine Leute, hmm?" fragte Longfellow Blue. Nick und Blue sahen sich verblüfft an. "Hmm, prinzipiell hatte ich schon daran gedacht. Aber das sind ein paar viele. So viele Leute habe ich hier auf der Insel nicht." sagte Blue nachdenklich. "Dann holst du eben noch ein paar nach. Im Commonwealth seid ihr doch noch ein paar mehr, oder? Das würde mit Sicherheit ein schönes Feuerwerk geben, wenn ihr die daraus schießt." schlug Longfellow vor.


    "Und Avery und die anderen in Far Harbor? Was würden die..." sagte Blue. "Du solltest wohl Allen Lee sagen. Avery hätte glaube ich kaum ein Problem damit. Eine Gefahr weniger auf der Insel. Weißt du, manchmal muss man Hilfe annehmen, sonst geht man drauf. Ich habe mittlerweile verstanden, dass man es komplett alleine in dieser Welt normalerweise nicht lange macht. Mit richtigen Freunden, auf die man sich verlassen kann, ist es lebenswerter." Longfellow knuffte Blue in die Seite. "Du machst das schon. Prost, Leuchtturm." Longfellow nahm einen Schluck aus seiner Flasche.


    Blue dachte nachdenklich in sich hinein "Hmm, Longfellow heißt es tatsächlich für gut, wenn ich Leute nachhole. Das ist...unerwartet. Auch er vertraut mir, wie Mick und Caspar. Das heißt, den Leuten hier zu helfen, trägt wirklich Früchte. Am Anfang hatte ich wirklich Zweifel, ob das in dieser verfahrenen Situation noch etwas bringt. Ich darf mir jetzt nur keine Fehler erlauben, die dieses Vertrauen schmälern. Bleiben jetzt nur noch die Kinder des Atoms. Falsch, Tektus. Wie kann ich das bloß lösen? Man müßte irgendwie bewerkstelligen, dass Tektus...abtritt. Freiwillig. Die andere Möglichkeit wäre...nein, das werde ich nicht tun. Auch wenn Tektus es verdient hätte." Blue schob den letzten Gedanken bei Seite, den er gehabt hatte. Er hasste sich einen Moment dafür, dass er alleine nur daran gedacht hatte.


    Zwei Wachen beobachteten die Straße, die zu der Farm hinführte. Ferrington und Flux kamen zu ihnen. "Und irgendetwas neues?" fragte Ferrington eine der Wachen. Die schüttelte den Kopf "Nein Sir. Alles ruhig. Keine Bewegungen." "Danke, Sie machen Meldung sobald etwas ist?" sagte Ferrington. "Jawohl, Sir. Umgehend." Die beiden wollten sich gerade umdrehen und wieder ins Lager gehen, als die Wache mit einem Mal sagte. "Da tut sich was. Da sind..." Die Wache nahm ein Fernglas zu Hilfe. "...melde gehorsamst, der General ist im Anmarsch. Mit Mister Valentine...und einer älteren Person...und einem...ach du Sch(zensiert). Tschuldigung, Sir. Sie werden von einem dieser großen Hunde begleitet."


    Etwa eine halbe Stunde später, nachdem die Wache die vier gesichtet hatte, kamen sie an der Farm an. Grummpel lief neben Blue und Longfellow neben Nick. Ferrington und Flux warteten bereits auf der Straße vor der Farm auf sie. "Hallo Sir, schön Sie wohlbehalten wieder zu sehen." sagte Ferrington höflich. "Hallo Ltd. Danke. Und hier auch alles in Ordnung?" fragte Blue und Ferrington nickte. "Keine besonderen Vorkommnisse. Darf ich neugierig sein und nach den beiden neuen Begleitern fragen?" "Klar dürfen Sie Ferrington. Ich wollte sie Ihnen sowieso vorstellen. Das ist..." Blue erklärte Ferrington und Flux, wie sie Longfellow und Grummpel kennengelernt hatten. Longfellow hörte aufmerksam zu und Grummpel schnüffelte neugierig herum und legte sich dann sehr geräuschvoll hin. Ferrington schaute während der Unterhaltung immer wieder zu dem großen Hund hin und betrachtete ihn ein wenig ängstlich. Flux hingegen schien Gefallen an Grummpel zu finden. Nach einer Weile waren sie fertig und Blue ging mit Longfellow, Nick und Grummpel in die Scheune.


    "Deine beiden Offis sind ja in Ordnung. Der eine von denen, ich glaube die lange Bohnenstange...ach, wie hießt er noch..." grinste Longfellow. "Ich glaube, du meinst Ferrington. Hmm, Bohnenstange...auf den Namen wäre ich nicht gekommen*leises Lachen*. Was ist mit dem?" fragte Blue deutlich amüsiert nach. "Der scheint ja ziemlich viel Respekt vor dir zu haben. Ist der immer so?" sagte Longfellow. "Ferrington ist noch recht neu in seiner Position und unser erstes Kennenlernen war nun ja... " Blue erzählte Longfellow kurz, was an den Docks von Far Harbor und danach passiert war. Als sie mit der Unterhaltung fertig waren, machte Longfellow es sich in einer Ecke der Scheune gemütlich und schlug dort sein Nachtlager auf. Nick ging wie immer nachts draußen an das Lagerfeuer. Blue legte sich ebenfalls auf sein Lager und nach kurzer Zeit merkte er, wie sich Grummpel neben ihn niederlegte. Für Morgen hatte sich Blue vorgenommen mit Preston über Funk zu sprechen. Es ging um die Vorbereitungen für die Stürmung der alten Vim Fabrik. Darüber schlief Blue ein.

  • 130. Sich miteinander vertraut machen

    Longfellow wurde in der Früh wach, streckte sich und stand auf. Blue schlief noch. Er hatte sich während der Nacht im Schlaf umgedreht. Im Moment sah es so aus, als hätte Blue Grummpel in den Arm genommen. Longfellow betrachtete die beiden einen Moment lang und schlich dann leise nach draußen. Er ging zu Nick, der an dem fast heruntergebrannten Lagerfeuer saß. "Guten Morgen, Nick. Wie war deine Nacht, alter Kamerad?" "Sehr ruhig. Ich hatte viel Zeit zum Überlegen." "Worüber denn?" fragte Longfellow neugierig. "Über dies und das. Commonwealth, Far Harbor und noch so einiges mehr." antwortete Nick.


    "Das ist aber ein Rundumschlag. Was meinst du, ob der Kapitän den grünen Grobian schon bald den Grund des Ozeans zeigt?" fragte Longfellow. "Ich denke schon. Ich glaube, deine Bemerkung hat die Sache noch beschleunigt. Er hatte vorher schon die ersten Planungen dazu gemacht." sagte Nick. "Hörte sich auf der Hinreise aber nicht so an, als ich ihn darauf angesprochen habe." "Ich weiss, ich denke er wollte sich noch in Ruhe mit dir darüber unterhalten, weil..." rechtfertigte sich Nick. "...er uns Inselbewohnern nicht auf die Füsse treten wollte. Verstehe ich schon. Kenne ihn zwar noch nicht so lange wie du. Aber in manchen Sachen, ahne ich wie er tickt." Longfellow starrte kurz vor sich hin und unterhielt sich dann mit Nick weiter. "Nick hast du eigentlich eine Ahnung, wie alt der Kapitän ist?" "Nein Longfellow, weiss ich leider nicht. Ich kenne Blue jetzt etwa..." Nick rechnete nach "...etwa seit knapp einem Jahr, obwohl es mir irgendwie länger vorkommt." sagte Nick nachdenklich. "Das ist ja auch noch nicht so lange. Hm. Schade, ich hatte gehofft, ein wenig mehr über ihn zu erfahren. Naja, vielleicht erinnert er sich ja bald wieder. Er hätte bestimmt eine paar nette Geschichten über sich zu erzählen." sagte Longfellow leicht enttäuscht.


    "Das denke ich auch. Wenn wir wieder im Commonwealth sind, wollte ich sowieso schauen, ob ich was Weiteres über ihn rausbekomme. Das einzige, was ich im Moment sagen kann, das er wahrscheinlich von der Westküste zukommen scheint." sagte Nick. "Wie kommst du drauf? Das wäre ja ein ganzes Eck." fragte Longfellow leicht verdutzt. "Er spricht seit neustem hin und wieder im Schlaf. Und es scheinen zum Teil Erlebnisse aus seiner Vergangenheit zu sein." "Das ist...interessant." Beide unterhielten sich noch einen Moment, dann hörten sie wie jemand von hinten zum Feuer kam und müde gähnte. Es war Mick. "Hey Mick, schicker blauer Fummel, den du da trägst. Lass mich raten, du bist der Kompanie beigetreten?" sagte Longfellow mit einem Grinsen auf dem Gesicht. "Jupp. Und nicht nur ich, Caspar ist auch mit von der Partie." Er streckte sich einmal, während er Longfellow antwortete. "Und wir beiden werden gleich erst einmal ein paar Inselspezialitäten für die anderen Kameraden kochen." "Habt ihr für den alten Longfellow auch ein Happen über?" Longfellow schätzte die Kochkünste der beiden auch sehr. "Ja, sicher doch." sagte Mick. Caspar war mittlerweile auch dazugekommen. Longfellow musterte Caspar und Mick in ihren Uniformen. "War das Beste, was ihr junges Gemüse machen konntet. Den Kapitän zu unterstützen." sagte Longfellow mit einem Kopfnicken.


    Etwa eine halbe Stunde später, nachdem Longfellow aufgestanden war, wurde Blue auch wach. Und hatte direkt eine große nasse Zunge im Gesicht. "Hm. Grummpel. Nicht...ich brauche...keine Morgenwäsche." Blues setzte sich auf. Grummpel sass direkt neben ihn und sah Blue erwartungsvoll an. "Jaja. Schau nicht so. Ich gehe gleich runter zum Strand und du kannst mitkommen, Dickerchen." Blue griff nach der Brille, die er am Abend zuvor auf eine Kiste gelegt hatte, setzte sie auf die Nase und stand dann auf. Er öffnete die Scheunentür und ging runter zum Strand. Er hatte einen Eimer dabei, da er noch Wasser von der alten Pumpe holen wollte. Grummpel schoss freudig an ihm vorbei und wartete ein paar Meter entfernt ungeduldig auf ihn. "Hmm. Ich komm ja schon." brummte Blue, noch deutlich müde. Auf dem Weg zum Strand kam er dann an der Pumpe vorbei. Er hielt dann die eine Hand unter die Pumpe und mit der anderen betätigte er sie. Ein ziemlich kalter Strahl Wasser kam heraus. Blue machte mit dem Wasser Gesichts- und anschließend Handwäsche. Man hörte ein brummiges "Brrr." Als er damit fertig war, füllte er den mitgebrachten Eimer mit Wasser.


    Unten am Strand angekommen, wartete Grummpel schon auf ihm und hatte im Maul ein Stöckchen. Nun ja, es war gefühlt eher ein halber Baum. Und Blue spielte mit Grummpel Baum holen. Grummpel liess jedes Mal ein tiefes grummeliges Bellen ertönen und schoss dann dem geworfenen Gegenstand hinterher. Nach einiger Zeit kam Flux zum Hang und schaute beide bei dem Treiben zu. Er grinste. Der Anblick von Blue, der immer wieder einen ziemlich dicken Baumstamm warf und Grummpel, der ihn wiederholte, wirkte in seinen Augen merkwürdig komisch. Von hinten kam Ferrington müde an geschlurft. Das Bellen von Grummpel war eine Art Weckruf für Ferrington und einige andere gewesen. " *Gähnen* Morgen...Flux...warum macht dieser überdimensionierte Hund am frühen Morgen denn so ein Getöse..." fragte Ferrington. Flux grinste immer noch breit und sagte knapp "Einfach nur runter schauen." "Ja und? Was gibt es denn da...?" Ferrington rieb sich die müden Augen, schaute hin und rieb sie sich nochmal. Dann beobachtete er, wie Flux die beiden.


    Nach einiger Zeit fing auch er an zu grinsen. Mittlerweile waren auch vier bis fünf weitere Minutemen dazu gekommen und schauten dem Treiben ebenfalls zu. Blue und Grummpel bemerkten im Moment gar nicht, dass sie Zuschauer hatten. Erst als Blue das "Stöckchen" versehentlich über den Strand hinaus ins Meerwasser schmiss, bekamen er es mit. Grummpel ging zum Ende des Strandes und schaute aufs Meer hinaus. Dann sah er zu Blue rüber und brummelte laut. "Hm. Was denn? Du willst mir doch nicht sagen, dass du Wasserscheu bist? Na los...das bißchen Wasser. Ausserdem könntest du durchaus auch ein Bad vertragen..." Grummpel ließ sich daraufhin geräuschvoll fallen und spielte beleidigt. Einige der Minutemen mussten bei diesem Bild leise lachen. Sie hatten Mutantenhund bisher nur als beißwütige, gnadenlose Bestien kennengelernt. Aber dieser hier war jetzt genau das Gegenteil.


    Das Ende vom Lied war, dass Blue ins Meer hinauswatete und Grummpels "Spielzeug" wiederholte. Kurz nachdem Blue ihm sein Lieblingsstöckchen wiedergegeben hatte, ging Grummpel ins Wasser und schwamm ein wenig herum. Blue der noch vom Wasser tropfte, schaute verdutzt und schüttelte nur den Kopf "Ich glaube, Grummpel war der Meinung, dass jemand anders auch ein Bad vertragen könnte." flüsterte Flux zu Ferrington. Der nickte und mußte sich stark zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. In dieser Zeit schoss Grummpel dann aus dem Wasser, an Blue vorbei und in einem Affenzahn zu Scheune. Natürlich mit dem halben Baum im Maul. Bei Ferrington, Flux und den anderen ging bei diesem Bild nicht mehr. Sie prusteten drauf los. Blue schaute zum Abhang hinauf und merkte da erst, dass sie Zuschauer gehabt hatten.


    "Guten Morgen, die Herrschaften. Ich finde es sehr schön, dass Sie bereits einen lustigen Tagesbeginn hatten. Was halten Sie denn davon, wenn Sie mit Grummpel ein wenig Frühsport weitermachen würden. Ich fände es wichtig, dass auch Sie sich auch mit ihm vertraut machen." Blue schaute sich seine Leute genau an. Sein Blick blieb bei Ferrington haften. "Herzlichen Glückwunsch, Ltd. Sie dürfen mit besten Beispiel voran gehen und anfangen." sagte Blue schmunzelnd und rief Grummpel wieder zu sich. Der freute sich ungemein auf eine weitere Runde "Stöckchen werfen". "Aber...ich...Sir." stammelte Ferrington. "Ferrington, darf ich Sie..." sagte Blue mit einem breiten Grinsen. "Ja...ich weiß." seufzte Ferrington. "Hallo Grummpel...also wir beiden... werden uns dann mal miteinander beschäftigen...Ähmm Sir, nur wie soll ich...halber Baum und so?" "Dann nehmen Sie einfach einen kleineren "Stock". Er ist da nicht wählerisch." sagte Blue ruhig. Dann wandte er sich nochmal an Ferrington, Flux und die anderen. "Ich möchte, dass Sie das hier jetzt nicht als Bestrafung verstehen, sondern mir geht es darum, das Sie vor Grummpel die Angst verlieren und er soll Sie auch kennenlernen. Gerade nach den Ereignissen am alten Hotel erscheint mir das wichtig." erklärte Blue kurz.


    Dann lies er seine Leute mit Grummpel am Strand zurück, ging zu Ferringtons Zelt und holte sich das Funkgerät. Nach einiger Sucherei im Frequenzbereich hatte Blue wieder Kontakt mit Preston aufgenommen. Die beiden führten ein langes Gespräch von etwa zwei Stunden Länge über die bevorstehende Operation, die Blue plante. Preston sagte ihm zu, sich darum zu kümmern und in etwa fünf Tagen sollte dann die Verstärkung mit logistischer Unterstützung ankommen. Bis dahin blieb auch für Blue auf der Insel einiges zu tun. Als erstes würde er seine Leute über das weitere Vorgehen unterrichten und bereits erste Arbeiten in Eden Meadows beginnen lassen. Die beiden Orte, die Farm und Eden Meadows plante er bereits als feste Orte der Minutemen ein. Auch wenn es ihm gelangen vor Ort die Situation zu entschärfen, sah er es für notwendig an die Minutemen als eine Art Vermittler vor Ort zu belassen. In der kurzen Zeit wollte er sich ebenfalls nochmal in den Nukleus aufmachen, um dort die derzeitige Lage zu sondieren. Er war schon einige Tage von dort weg und er wollte nicht, dass die Kinder des Atoms sich auf die Suche nach ihm machten.


    Nachdem er mit Preston und den Planungen für die nächsten Tage durch war, ging er wieder nach draußen. Das Funkgerät behielt er dieses Mal in der Scheune. Falls es zu Rückfragen oder neuen Mitteilungen von Prestons Seite kam. Seine Leute waren mit Grummpel unten am Strand immer noch zu Gange. Er lenkt seine Schritte Richtung Lagerfeuer und setzte sich dann. Er starrte eine ganze Zeit nachdenklich vor sich hin. als er plötzlich von der Seite ein große Schüssel mit dampfendem Inhalt hingehalten bekam. Blue schaute auf und blickte Caspar ins Gesicht. "Hier. Nach schwierigen Entscheidungen und Frühsport sollte man anständig essen." sagte Caspar freundlich. "Danke. Sehr aufmerksam. Woher...?" "Longfellow hat uns erzählt, was bei der alten Vim Fabrik ansteht. Du hast auch unsere volle Unterstützung bei der Sache, wir sehen es auch wie Longfellow, General." sagte Caspar ernst.

  • 131. Zug um Zug

    Nachdem Blue mit dem Essen fertig war, ging er wieder in die Scheune und sprach dort mit Nick. "Ich wollte so gegen Mittag Richtung Nukleus aufbrechen. Kommst du wieder mit?" "Natürlich, Großer. Würde wahrscheinlich auffällig sein, wenn ich plötzlich fehle." sagte Nick mit einem Zwinkern. "Und alles mit Preston besprochen?" Blue nickte. "In etwa fünf Tagen sollen sie hier sein. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert." "Okay, das ist ja noch relativ zügig." sagte Nick. "Ich werde gleich noch mit Ferrington und Flux sprechen, dass sie Bescheid wissen. Sowohl über das, was in fünf Tagen ansteht und wo wir die nächsten ein bis zwei Tage sind. Ich hoffe, dass die Kinder des Atoms sich im Moment ruhig verhalten." sagte Blue nachdenklich. "Hoffen wir mal, das Ihnen die "paar" neuen Leute nicht direkt auffallen." sagte Nick. "Das hoffe ich auch. Ich habe auch schon ein, zwei Ideen, wie man Tektus davon überzeugen könnte, unsere Leute nicht als feindlich anzusehen. Ich bin mir aber noch nicht sicher, ob das so klappt. Ich gehe jetzt erstmal an den Strand schauen, wie sie mit Grummpel klar kommen. Den werde ich leider erst mal hierlassen müssen. Genauso wie Longfellow. Er hat ja ein ganz persönliches Problem mit den Kindern des Atoms. Aber nun ja, bei der Geschichte, die ihm da zugestoßen ist...kann man ihm keinen Vorwurf daraus machen."


    Nick und Blue gingen runter zu Strand. Es bot sich den beiden ein interessantes Bild. Einige der Minutemen hatten mit alten Baumstämmen eine Art Hindernissparcour gebaut und der eine oder andere sprang mit Grummpel zusammen über diese. Beide Seiten schienen daran gefallen zu haben. "Hmm. Das läuft besser, als ich gedacht habe. Und eine zusätzliche Trainingseinheit kann ja nicht schaden." sagte Blue deutlich erleichtert. "Habe ich mir fast schon gedacht, dass das klappt ...er ist ja sehr menschenfreundlich. Und er scheint sehr schnell zu verstehen, wer Freund und wer Feind." Nick grinste. "Guck dir mal Andrew an, die beiden scheinen sich sehr zu mögen." Grummpel machte gerade Pause und Flux kraulte den großen Hund ausgiebig. "Hmm. Und Ferrington sieht immer noch ein wenig...zurückhaltend aus. Ich denke das wird noch. Aber ich denke, dass reicht auch für heute." sagte Blue und schnalzte kurz mit der Zunge. Der Kopf von Grummpel schaute in die Richtung und dann schoss er in einem Affenzahn los und auf Blue zu.


    Etwa einem Meter vor ihm kam er zum Stehen, setzte sich hin und sah sehr zufrieden aus. Blue streichelten ihn ebenfalls ausgiebig und schickte ihn danach Richtung Scheune. Grummpel ging zu dieser, ließ sich auf seine geräuschvolle Art fallen und hielt danach ein Schläfchen. Blue sagte Ferrington und Flux kurz Bescheid, dass er sie etwa in einer Stunde in der Scheune zu einer weiteren, wichtigen Besprechung erwartete. Blue suchte sich bis dahin noch ein wenig Proviant und andere Kleinigkeiten zusammen und verschwand mit Nick zusammen in der Scheune. Er musste sich ja noch für den Besuch im Nukleus "vorbereiten".


    Blue hatte einen Teil der Rüstung in der Ecke der Scheune verfrachtet und war gerade wieder dabei sich seine Haare strubbelig zu machen, als Ferrington und Flux eintraten. Die beide schauten sich verwirrt an. Blue hatte Ihnen zwar erzählt, dass er in Nukleus gegangen war, aber nicht das er sich dafür verkleidet hatte. "Ähm Sir, bei allen Respekt. Alles in Ordnungen bei Ihnen? Geht es Ihnen gut" fragte Ferrington irritiert nach und Flux guckte ebenfalls verdutzt. "Bestens. Ging mir nie besser. Setzten Sie sich doch. Also...." Blue ging in den hinteren Bereich der Scheune und brauchte eine großen Jutesack mit. "...ich habe mit dem Colonel ein längeres Gespräch geführt. In fünf Tagen..." Blue nahm einen Teil der Verkleidung und zog sie sich an, während er mit Flux und Ferrington sprach. Nick saß hinter den beiden und grinste in sich hinein.


    Die Gesichter von Ferrington und Flux sprachen Bände. "Ich glaube, jetzt halten sie ihn für durchgeknallt. Dieser Gesichtsausdruck..." Blue holte noch den Topf mit Farbe, die Zeichnung und den kleinen Spiegel heraus. "...wird hier Verstärkung aus dem Commonwealth aufschlagen und bis dahin würde ich Sie beide bitten, einige Dinge für mich erledigen. So einen Moment...ich erkläre es Ihnen gleich weiter... Ich habe mir selbst für heute leider einen engen Zeitplan gesetzt..." Blue fing an sich das Gesicht zu bemalen. Flux zog eine Augenbraue hoch und Ferrington schaute noch ungläubiger als zuvor. Nach fünf Minuten war er fertig. "...so an Ihren Gesichtern sehe ich, dass Sie mich gerade für nicht ganz zurechnungsfähig halten. Das wird gleich noch besser. " grinste Blue, dem es gerade scheinbar sehr viel Spaß bereitete, seine beiden Leute zu verwirren. Dann stand er nochmals auf, ging erneut nach hinten und spielte den leicht Verwirrten "...wo habe ich denn...ach da."


    Er nahm aus einer Ecke den selbstgefertigten Schal, den er über den Stab mit den Flaschen gelegt hatte und legte ihn an. Anschließend griff er nach dem Stab und kam wieder nach vorne und sagte in dem typischen Tonfall, den er immer anschlug, wenn er bei den Kindern des Atoms war zu Nick "Würde der alte Synth die Freundlichkeit besitzen, den armen alten Blue zu seinem Brüdern und Schwestern in den Nukleus zu begleiten?" "Aber gerne. Ich werde dir gerne folgen, oh blauer Bruder." Nick spielte mit und machte die Art des Tonfalls von Blue nach.


    Flux verzog das Gesicht noch weiter. Plötzlich fing er an zu lachen. Ferrington schaute ihn dafür strafend an. Dieser war aufgrund der ganzen Situation so perplex, dass er immer noch nicht kapiert hatte, was eigentlich los war. "Also Entschuldigung, aber Ltd. Sie schauen so *prustendes Lachen* ich habe es am Anfang nicht verstanden...super Einfall...also in dem Aufzug...und damit seid ihr...genial..." sagte er dann zu Blue und Nick gewandt. Blue nickte und sprach dann wieder ganz normal weiter. "Nick und ich werden ein bis zwei Tage im Nukleus bleiben und die Kinder ein wenig beschäftigen. Zu mindestens hoffe ich das. Sie beiden werden in der Zeit alles für die Ankunft vorbereiten. Und zwar geht es darum..." Blue erklärte den beiden detailliert, was er geplant hatte.


    "Das hat aber schon eine ganz andere Größenordnung..." sagte Ferrington nachdenklich. "Ja, aber aufgrund der starken Besetzung wären weniger Leute fahrlässig. Das ist eine Lehre, die ich aus dem Angriff des alten Hotels gezogen habe." erklärte Blue. "Wir haben den Kampf aber doch gewonnen und das Hotel wieder nutzbar machen können." sagte Ferrington. "Das mag zwar sein. Aber es war mir grundsätzlich zu knapp. Wären im Hotel nur ein wenig mehr von ihnen gewesen, dann wäre der Ausgang vielleicht ein anderer gewesen. Sie haben dort alle hervorragende Arbeit geleistet, nicht dass wir uns da falsch verstehen..." Blue zog sich die Kapuze über den Kopf und humpelte ein wenig gebeugt vor. Das Leuchten der Flaschen spiegelte sich in der Brille. "...es steht auch noch mehr an. Aber Sie bringen die Leute erstmal hier nur provisorisch unter. Wenn Nick und ich wieder da sind, werden wir unsere ...Operationsbasis ein wenig...erweitern. Die Farm ist für die anstehende Unternehmung zu klein." sagte er. "Ich nehme an, dass Sie da auch ein Ort in Betracht gezogen haben, Sir?" fragte Ferrington nach. "Ja, das habe ich. Ich glaube, er wird Ihnen gefallen." Blue grinste. Durch das grüne Leuchten auf den rundlichen Brillengläsern bekam das Grinsen von Blue einen leichten diabolischen Anstrich. Ferrington schluckte für einen Moment.


    Nachdem dem Gespräch mit Flux und Ferrington brachen Nick und Blue Richtung Nukleus auf und verschwanden irgendwann im Dickicht der Insel. "Hoffentlich sind Mister Valentine und der General vorsichtig. Mir gefällt diese Undercover Aktion in dieser angespannten Situation gar nicht." seufzte Ferrington. "Er wird schon vorsichtig sein. Und wenn es brenzlig wird, lässt er sich schon was einfallen und wir sind schließlich auch noch da" sagte Flux ruhig. "Hoffentlich. Manchmal wirkt das ziemlich unvorsichtig, was er tut, Andrew." sagte Ferrington nachdenklich. Flux schüttelte den Kopf. "Felix, da unterschätzt du ihn. Du kennst ihn noch nicht wirklich. Glaub mir, er überlässt nichts dem Zufall." sagte Andrew zu Felix. Dann drehten die beiden sich um und kümmerten sich um die Dinge, worum Blue sie gebeten hatte. In den nächsten paar Tagen hörten und sahen sie nichts von Nick und Blue.

  • 132. Perspektivwechsel

    Etwa einen Tag später, nachdem sich Blue von Ferrington und Flux verabschiedet hatten.

    Blue war mit Nick zusammen draußen unterwegs und waren Richtung Süden der Insel unterwegs. Nachdem sie die geschändeten Schreine auf Hinweise untersucht hatten, folgte sie diesen. Sie näherten sich langsam einer alten hölzernen Kirche, die an vielen Stellen marode war. "Meinst du hier sind wir richtig, Großer." flüsterte Nick. "Die Indizien deuten darauf hin. Ich denke, hier werden wir Schwester Gwyneth finden. Ich hoffe nur, ich kann sie überreden wieder den Pfaden von Atom zu folgen." sprach Blue leise zu Nick zurück.


    Gestern hatten sie den Nukleus nach einiger Zeit wieder betreten und nach kurzer darauf kam Ware zu ihnen. Er bedanke sich bei Blue, das er Devin davon überzeugen konnte mit seinem Fasten aufzuhören. Ware gab ihm ein Rezept für ein besonderes Gebräu, welches bei Strahlenvergiftung heilsam war. Er wußte zwar das Blue, das Mittel selbst nicht benötigt. Aber er hatte mitbekommen, das Blue ein reges Interesse an solchen Sachen zeigte und schenkte ihm es deshalb trotzdem. Devin stand hinter Ware und lächelte schüchtern zu Blue herüber. Er sah jetzt auch wieder bedeutend gesünder als vorher aus. Einige der Kinder des Atoms waren froh, dass die beiden wieder da waren.


    Sie hatten schon begonnen sich Sorgen zu machen, da Blue und Nick von der Essenssuche nicht zurück zukommen schienen. Im Anschluss dran war Blue mit kleineren Botengängen beschäftigt gewesen. Etwa gegen späten Nachmittag wünschte Tektus Blue zu sehen und führte mit ihm ein längeres Gespräch. Anschließend schickte er Blue zum Großfanatiker Richter. Diese berichtete ihn von Schändungen der Schreine des heiligen Atoms und teilte ihm auch gleich, wen er im Verdacht hatte. Die Anweisung des Großfanatikers an Blue war eindeutig. Das abtrünnige Kind sollte für den Frevel den Zorn des Atoms zu spüren bekommen.


    Nick und Blue betraten das alte Gemäuer und der alte Holzboden knirschte geräuschvoll. Im hinteren Teil der Kirche stand eine junge Frau. Sie schien zu beten und erschrak sich, als sie merkte, dass jemand die Kirch betrat. Sie schaute Nick und Blue gleichzeitig verwirrt und verängstigt an. Blue blieb einige Meter vor ihr stehen. "Ihr seid Schwester Gwyneth, nicht wahr mein Kind?" fragte Blue sie freundlich. "Ich habe vom Großfanatiker die Aufgabe bekommen, euch zu suchen." Gwyneth schaute nach dieser Ansprache und aufgrund Blues Art sehr verunsichert. "Ihr seid auch ein Kind des Atoms? Meiner alten Familie? Aber ihr seid doch... Aber ich kann nicht zurück. Ich habe den Glauben an Atom verloren. Beichtvater Martin hatte Recht. Atom ist ein kleiner Punkt im Nichts der Leere. Die Leere ist der wahre Meister." sagte Gwyneth verzweifelt.


    Blue näherte sich vorsichtig Gwyneth und setzte sich dann vor ihr auf den Boden der alten Kirche. Den Stab legte er waagerecht über die gekreuzten Beine. "Liebe Schwester, Ihr betrachtet es von einem falschen Punkt. Bitte hört mir kurz zu, ich werde es versuchen euch zu erläutern. Nun, die wahre Größe Atoms zeigt sich anders, mein Kind. Atom ist in jedem von uns. Selbst die Welt, in der ihr euch gerade befindet, besteht aus ihm. Die Welt lebt und atmet durch Atom. Auch die Leere ist ein Teil von Atom." erklärte Blue sanftmütig. Nick stand am Eingang der Kirche und hörte Blue beim Sprechen zu und runzelte die Stirn.


    Gwyneth hörte Blue interessiert zu. Die Verzweiflung, die ihr ins Gesicht geschrieben stand, schien ein wenig nachzulassen. "Das ist...alles so verwirrend. Und doch macht es Sinn. Ich bin so verunsichert." seufzte Gwynth. "Ich...eure Darstellung leuchtet ein, Bruder. Aber ich habe Atom Unrecht getan...wird er mich denn wieder annehmen...?" "Ich denke, wenn ihr ihm erneut mit Hingabe begegnet, sicherlich. Hin und wieder prüft Atom seine Kinder, Schwester." sagte Blue mit beruhigender Stimme. Gwynth dachte einen Moment lang nach. "Danke Bruder, Ihr habt mir die Augen geöffnet. Ich werde in den Nukleus zurückkehren. Zu meinen Brüdern und Schwestern. Und Buße für mein Fehlverhalten tun. Sagt habt ihr auch einen Namen?" "Man hat mir den Namen Blue gegeben. Verzeiht Schwester, dass ich mich euch zunächst nicht vorgestellt habe. Wenn ihr mögt, werde ich euch gerne auf dem Weg begleiten und beschützten." sagte Blue. Gwyneth nickte und so zogen die drei wieder Richtung Nukleus. Dort angekommen, gelobte Gywnth nie wieder an Atom zu zweifeln.


    Richter und die anderen Kinder des Atoms waren froh, dass Gywneth den Glauben wiedergefunden und zurückgekehrt war. Das Ansehen und Vertrauen der Beiden wurde dadurch bei den Kindern des Atoms größer. So verbrachten die beiden zwei weitere Tage im Nukleus. Am Morgen des vierten Tages wollte Blue sich wieder Richtung der Farm der Daltons aufmachen. Den Kindern hatte er erklärt, dass er zu einer längeren Pilgerreise um die Insel herum aufbrechen wollte. Großfanatiker Richter kam zu Blues Lager im hinteren Teil des Nukleus. "Ehrenwerter Bruder, der hohen Beichtvater Tektus wünscht nochmal eure Anwesenheit bei ihm, bevor Ihr zu eurer Reise aufbrecht." sagte Richter respektvoll. "Sehr gerne werde ich dem hohen Beichtvater meine Aufwartung machen, Großfanatiker." sagte Blue ebenso höflich und verbeugte sich kurz.


    Blue ging zu Tektus ins alte U-Boot und sprach mit ihm, während Nick am Lager von Blue zurückblieb. Richter verschwand nach kurzer Zeit und Nick blieb dort allein zurück. Nach etwa einer halben Stunde Gespräch kam Blue zurück. Blue sah nachdenklich und zugleich erleichtert aus. "Was wollte Tektus von dir, Großer?" fragte Nick Blue leise. "Mir eine gute Reise wünschen." sagte Blue mit einem kaum zu sehenden, merkwürdigem Grinsen um die Mundwinkel herum. "Eine halbe Stunde lang? Komm mein Freund. Das war doch nicht alles, oder? Du spannst den alten Synth doch auf die Folter, oder?" fragte Nick. Er hat bei Blue diese Art von Grinsen noch nie gesehen. Blue sah ihn einen Moment lang an. "Komm mein alter Freund, wir werden jetzt zu unserer Reise aufbrechen. Es ist Zeit." Nick war zunächst irritiert, dass Blue ihm seine Frage nicht beantwortete. Dann verstand er es aber. Der Nukleus hatte zu viele neugierige Ohren. So verliessen beide die alte Marinebasis.


    Erst als sie sich ein ganzes Stück entfernt hatten, kam Blue auf Nicks Frage zurück. "Entschuldige Nick, dass ich dir vorhin nicht direkt geantwortet habe. Aber das war mir dort zu unsicher. Tektus hat mit erzählt, das er Gerüchte gehört hat, dass einige fremde Leute auf die Insel gekommen. Er wollte von mir einen Rat haben, wie man mit Ihnen umgehen soll. Zunächst war er ihnen gegenüber nicht gut gesonnen, er hatte sie den Leuten von Far Harbor zugeordnet. Ich konnte ihn aber überzeugen, das dem nicht so ist." erzählte Blue. "Lass mich raten, Großer...Ferrington und seine Leute?" fragte Nick nachdenklich. Blue nickte. "Ja. Das Beste kommt noch. Ich darf Missionar spielen." sagte Blue wieder mit diesem merkwürdigem Grinsen. "Aber...das ist doch...nicht." Dann verstand Nick es auch. "Du bist ganz schön ausgefuchst." "Das heißt, wir haben ein wenig mehr Spielraum. Ich muss nur unsere Leute dementsprechend briefen. Aber es dürfen von unserer Seite keinerlei schlimme Zwischenfälle mit den Kindern des Atoms passieren." sagte Blue. Die beiden reisten weiter und kamen etwa gegen Nachmittag wieder an der Farm an.

  • 133. Unerkannt

    "Schau mal, da ist Mr. Valentine. Aber wen hat er da bei sich? Sieht merkwürdig aus." sagte die eine Wache zu der anderen. "Und Groß." ergänzt der andere. Die beiden Wachen erkannten Blue aus der Entfernung nicht. Kaum einer der Minutemen hatte ihn in seiner Verkleidung gesehen, als er mit Nick vor ein paar Tagen aufgebrochen war. Dazu kam noch, dass Blue die Kapuze relativ tief ins Gesicht gezogen hatte und auch der Schal verdeckte sein Gesicht noch mehr. Nick und er näherten sich der Farm. Blue lief gedankenverloren auf der Straße neben Nick. "Hallo Mr. Valentine, schön Sie wieder zu sehen. Darf ich nach Ihrer Begleitung fragen? Die erscheint uns fremd?" fragte einer der Wachen. "Ach, den Kleinen hier neben mir habe im Nukleus aufgegabelt und er wollte sich gerne mal die Farm ansehen. Ich habe dich doch richtig verstanden." und knuffte Blue in die Seite, weil der immer noch nicht reagierte. Es kam kurzes, brummiges "Hmmm" aus Blues Richtung. "Die beiden Herrschaften hier wollen wissen wer du bist. Du bist doch sonst nicht so unhöflich." Blue hatte dem vorherigen Gespräch vorher nur zum Teil gefolgt und war über Nicks Frage ein wenig verdutzt. Er sann kurz nach und kratzte sich am Kopf.


    Die andere Wache flüsterte zu Nick "Der scheint aber nicht die hellste Kerze zu sein, oder?" "Ähm, das könnte..." sagte Nick und kam nicht zum Ende des Satzes. Blue hatte den Satz trotz des Flüsterns mitbekommen. Dann machte Blue etwas, womit auch Nick zunächst nicht gerechnet hatte. "Sehen nett hier aus. Aber warum beide tragen so komische Sachen. Sehen aus wie...ich nicht wissen wie man das nennen. Du mir erklären können, alter Metallmann?" Blue imittierte die Sprechweise eines ganz normalen Supermutanten. Nick schaute ebenfalls kurz irritiert und grinst dann. "Also die beiden..." fing Nick an, dann hörten sie Ferringtons Stimme. Sie kam aus seinem Zelt, was etwa zwanzig Meter weiter entfernt stand. "Gibt es da Probleme bei Ihnen?" "Eigentlich nicht Sir, Mister Valentine ist hier und hat jemand Neues mitgebracht. Scheint zu den Kindern zu gehören und ist gedanklich etwas...langsam." sagte die Wache. "Ah okay, falls derjenige Probleme machen sollte..." sagte Ferrington und stockte mitten im Satz. "Moment, sagten Sie Kind des Atoms?" fragte Ferrington zur Sicherheit nochmal nach. "Ja, Ltd. Wieso? Sollen wir den nicht auf die Farm lassen?" Ferrington wartete die Antwort gar nicht erst ab und schoss aus seinem Zelt heraus und guckte zur Wache. Neben der standen Nick und der "Besuch".


    Ferrington erkannte Blue natürlich sofort und schluckte. Er dachte bei sich "Na, ganz hervorragend. Die Wache erkennt ihren eigenen General nicht. Das kann ja gleich noch heiter werden, wenn man ihn als dumm tituliert. Den beiden werde ich gleich noch *unverständliches Grummeln*". Ferringtons Gesicht sprach Bände. Blue hingegen amüsierte sich in gewisser Hinsicht. "Hmm, also ich hätte nicht gedacht...das meine eigene Leuten mich nicht erkennen...in der Verkleidung...Oh, Ferrington kann ja richtig sauer gucken...Das löse ich lieber gleich auf...die beiden haben ja prinzipiell nichts falsch gemacht." dachte Blue bei sich. Ferrington kam im Marschschnitt auf die Wache zugelaufen. Die beiden Wachen schauten ein wenig verdutzt. "Sie beiden Torfnasen, Sie..." legte er wütend los. Blue intervenierte. "Ferrington, beruhigen Sie sich." brummte Blue unter der Kapuze hervor. "Die beiden haben an sich nichts falsch gemacht. Oder soll ich Ihnen den Sinn und Zweck einer Verkleidung erklären...?" Die beiden Wachen schauten zunächst verdutzt und nahmen dann Haltung an. Sie wußten nun, wer da vor ihnen stand. "Ähm, nein aber die beiden haben Sie..." stotterte Ferrington. "Das war der Sinn der Sache..." sagte Blue ruhig und zog sich die Kapuze vom Kopf. "...außerdem war das noch äußerst höflich von den beiden, dass so zu titulieren." Blue schaute zu den Wachen rüber.


    Die Gesichtsfarbe der beiden war noch ein wenig blasser geworden, nachdem er die Kapuze abgenommen hatte. "Entschuldigung, Sir. Aber Ihre Art der Prüfung ist für mich immer noch...gewöhnungsbedürftig." sagte Ferrington und seufzte "Und Sie beiden haben das bis auf eine Sache relativ gut gemacht." sagte Blue ruhig an die Wachen gewandt. "Auch wenn jemand sich Ihnen gegenüber, sagen wir mal so, kognitiv unterbelichtet verhält, kann das Taktik sein. Seien Sie demnächst etwas misstrauischer." "Machen wir Sir. Und wir wollten Sie keinesfalls beleidigen. Nur...das wirkte wirklich echt." sagte einer der Wachen entschuldigend. "Passt schon. Ziehen Sie nur Ihre Lehre daraus." "Machen wir, Machen wir, Sir." Beide nickten.


    Blue ging mit Nick zu Ferrington, der schon wieder ein wenig betroffen schaute. "Was ist los Ferrington, nun schauen Sie doch nicht so." sagte Blue beruhigend. "Irgendwie habe ich das Gefühl, das ich jedes Mal falsch reagiere..." sagte Ferrington. Blue schaute Ferrington an. "So dürfen Sie das nicht sehen. Ich zeige nur gerne hin und wieder bestimmte Gefahren auf und möchte, dass man das im Hinterkopf behält. Außerdem habe ich Ihnen ja versprochen, bestimmte "Kniffe" zu zeigen. Und Gefahrenerkennung gehört nun mal auch dazu. Ich weiss, dass das für Sie manchmal hart erscheint, aber eine gewisse Vorahnung, was ein Gegner machen könnte, rettet Leben. Ihr Leben und das Leben Ihrer Kameraden." ergänzte Blue. "Und übrigens Ferrington..." "Ja, Sir?" fragte Ferrington unsicher. "...schön Sie wieder zu sehen." grinste Blue.


    Die drei gingen dann zu Scheune. Einen Moment später kam auch Flux dazu. Blue berichtet über den derzeitigen Stand bei den Kindern des Atoms und die besondere Aufgabe, die er von Tektus bekommen hatte. "Hm, mit dieser Möglichkeit läßt sich so einiges anfangen" sagte Flux, nachdem Blue mit seinem Bericht fertig war. Blue nickte. "Sagen Sie mal Flux, was halten Sie davon den Kindern beizutreten oder kennen Sie nicht noch andere?" Blue zwinkerte. Flux schaute ihn scharf an. "Ich wollte schon immer Mal einen leicht Wahnsinnigen spielen." sagte er grinsend. "Nur das mit dem Selbstleuchten fände ich unpraktisch...und ich würde gerne meine glatte Haut behalten..." "Da werde ich schon für sorgen. Danke Flux. Ich möchte mir nur noch ein paar Ausweichoptionen schaffen." sagte Blue ernst.


    Blue zog sich für den Rest des Tages zurück und gönnte sich ein wenig Ruhe. Morgen sollte, wenn alles gut ging, der Trupp der Minutemen ankommen und dann stand für die nächsten Tage viel Arbeit an. Blue wechselt gegen Abend die Rüstung und seine Kleidung. Beide hatte in der letzten Zeit einiges abbekommen. Er zog seit langer Zeit mal wieder die Uniform an, der er von Preston und den anderen bekommen hatte, nachdem seine Anfangssachen bei der Schlacht um Diamond City drauf gegangen waren. "Ich hatte fast schon vergessen, wie bequem die Sachen sind. Und vor allem ist man da nicht ganz so eine Blechbüchse..." sagte Blue zu sich. Dann sah er sich die Kampfrüstung an. Sie war an einigen Stellen schwer beschädigt. Insbesondere der Kampf gegen den alten Nebelkriecher hatte seine Spuren hinterlassen. Er hoffte, dass seine Leute einige Reparaturmaterialien mitbrachten, damit die Rüstung wieder in Stand gesetzt werden konnte.

  • 134. Vorbereitungen

    Schon früh morgens herrschte geschäftiges Treiben. Auf dem Gelände der Farm war für die Ankunft der Minutemen ein Bereich provisorisch freigemacht worden. Hier sollten sie sich zunächst ein bis zwei Tage aufhalten, bevor die Reise weiterging. In Eden Meadows sollte der neue Stützpunkt der Minutemen auf der Insel errichtet werden. So hatte es Blue geplant. Longfellow, Caspar und Mick schauten den Minutemen bei den Restarbeiten zu. "Da scheint ja ein ganz schönes Trüppchen anzukommen, wenn ich das so hier sehe" sagte Mick erstaunt. "Jup, Ferrington und Flux halten sich ja ziemlich bedeckt, was das angeht. Und Blue ist gestern scheinbar erst wieder von seiner Geheimmission wieder gekommen. Den konnte man auch nicht fragen. Mich hätte mal interessiert, wo er sich rumgetrieben hat." sagte Caspar. "Ich denke, er war wieder im Nukleus. Bei den Strahlenfanatikern *ärgerliches Grummeln*." sagte Longfellow. "Ich weiss nicht, was er da treibt. Will ich auch gar nicht wissen. Aber seitdem scheinen mir die Kinder des Atoms weniger aggressiv gegen Far Harbor vorzugehen. Und das alleine zählt. Der Kapitän ist in manchen Dingen echt durchtrieben. Der alte Fuchs. Wenn es nach mir ging..." Longfellow machte eine eindeutige Bewegung in Höhe des Halses. "...aber da besitzt der Kapitän mehr Weisheit als ich...bin gespannt, was daraus wird." seufzte er anschließend.


    "Bist du sicher, Longfellow? Die würden ihn doch sofort..." sagte Mick irritiert. "Bin ich, junges Gemüse. Er hat sich sogar für sie hübsch gemacht. Ich habe es gesehen. Sah erschreckend echt aus" bestätigte Longfellow. "Er hat sich...?" fragte Caspar. "...verkleidet. Mit allem Drum und Dran. Sogar mit Gesichtsdeko. Und er ist heil zurückgekommen. Also hat es funktioniert ." antwortete Longfellow "Das war bestimmt nicht ganz ungefährlich. Gut das Nick und er wieder hier sind." sagte Caspar. "Bin mal gespannt, wann die Kameraden dann heute aufschlagen. Alterchen habe ich heute noch nicht gesehen. Meint ihr, der schläft noch?" sagte Mick zu den anderen beiden. "Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Bei den Planungen, die anstehen? Würde ich an seiner Stelle kein Auge zugekommen. Ich hoffe nur, dass er den grünen Gesellen richtig eine verpasst. Bin mal gespannt, wo sie den Stützpunkt aufbauen wollen." sagt Caspar neugierig. "Ich habe da schon eine leise Ahnung, wo das sein wird. Ich denke am alten Autokino." Longfellow erinnerte sich dran, wie interessiert Blue an diesem Ort gewesen war und zog daraus seine Schlüsse.


    Caspar hatte mit seiner Vermutung Recht. Blues Nacht war relativ kurz gewesen. Er saß auf seinem Lager und machte sich einige Notizen in sein kleines Büchlein, dann dachte er nach und strich einen Teil wieder weg. Dann schüttelte er den Kopf, seufzte und machte weiter. Nach einiger Zeit stand er auf, ging gedankenversunken nach draußen und Richtung des Lagerfeuers. In der Nähe davon standen. die drei. "Guck mal wer da kommt, wenn man gerade davon spricht...hui, hat sich aber ganz schön rausgeputzt. Wusste gar nicht, das Alterchen so was Feines hat" flüsterte Mick zu Caspar. Der nickte und auch Longfellow schaute überrascht. Es war das erste Mal, dass die drei Blue in seiner Uniform zu sehen bekamen. "Morgen ihr drei, ruhige Nacht verbracht?" fragte Blue freundlich brummig und setzte sich dann ans Lagerfeuer. "Klar Kapitän. Deine Leute passen ja gut auf. Und selbst? Steht bestimmt einiges auf dem Programm." sagte Longfellow. Blue nickte "Kann man so sagen Longfellow. Ja, ich hatte auch eine verhältnismäßig ruhige, wenn auch kurze Nacht." Blue machte die Beine lang und schaute übers Feuer hinweg in die beginnende Morgendämmerung.


    Einge Zeit später klapperte Mick mit dem Geschirr herum und schlug dann die kleine Essenglocke. Man hörte aus verschiedenen Ecken der Farm Fußgetrappel, Gelächter und lockere Unterhaltungen. Vor Micks Kochstelle gab es kurz eine Anstehschlange. Danach setzten sie sich ums Feuer und fingen mit dem Essen an. Einen Moment später kamen Ferrington und Flux als fast letzte dazu und nahmen auf zwei Baumstümpfen Platz. Blue holte seine Portion als letztes und ging wieder zu seinem Platz. Dann beschäftigt er sich ausgiebig mit seinem Essen und schaute nur hin und wieder auf.


    Ferrington und Flux unterhielten sich leise. "Und was meinst du Andrew, wann werden sie heute ankommen?" fragte Ferrington. "Schwer zu sagen, Felix *geräuschvolles Kauen* kommt drauf an. Der Weg aus dem Commonwealth hierhin ist nicht ganz ungefährlich und sie mussten bestimmte noch einige Boote startklar machen, von dem ganzen anderen Zeug mal abgesehen, was man sonst noch bei einer Unternehmung der Größe braucht. Ich denke wahrscheinlich so gegen späten Nachmittag." äußerte sich Flux.


    "Du scheinst ja ganz schön gut über alles logistische Bescheid zu wissen, Andrew" sagte Ferrington. "Habe ja schließlich auch einen sehr guten Lehrer und Vorgesetzten." sagte Flux und schaute kurz zu Blue herüber. "Außerdem bin ich in solche Sachen auch schon entscheidungstechnisch miteingebunden worden" sagte Flux nicht ganz ohne Stolz. "Eigentlich ist das vom Dienstgrad her nicht der Aufgabenbereich eines Sgt." sagte Ferrington nachdenklich. "Das ist schon klar. Das ist mir auch bewußt...ich habe auf Anweisung gehandelt... und ich glaube nicht, dass man dem Anführer der Minutemen die Befehlskette erklären sollte, Felix." verteidigte sich Flux. "So war das auch nicht gemeint. Entschuldige Andrew. Es hat mich nur gewundert. Er denkt sich mit Sicherheit was dabei, wenn er es so haben will. Steht ihm übrigens echt gut die Uniform." sagte Ferrington. Flux runzelte kurz die Stirn. "Ach stimmt, du kennst ihn ja nur als "Blechbüchse" Ferrington nickte mit einem leichten Grinsen. Dann aßen die beiden weiter.


    Nachdem Essen ging Blue zu dem alten Anlegekai und schaute nachdenklich aufs Meer hinaus. Die Sonne war mittlerweile aufgegangen, am Himmel waren kaum Wolken zu sehen und das Meer lag verhältnismäßig still dar. Er hatte die beiden Arme hinter den Rücken verschränkt und schien zu lauschen. Von hinten kam Ferrington und sprach Blue an. "Guten Morgen, Sir. ich wollte Sie nur davon unterrichten, dass alles soweit vorbereitet ist. Und schon etwas zu sehen?" "Guten Morgen Ferrington. Danke, dass Sie und Flux sich um das Ganze gekümmert haben. Nein, es ist noch zu früh, denke ich" sagte Blue sehr ruhig. Die beiden blieben noch einen Moment nebeneinander stehen und unterhielten sich über organisatorische Dinge. Danach ging Blue in die Scheune zurück. Jetzt hieß es abwarten, bis die Verstärkung aus dem Commonwealth eintraf. Ein Teil der Minutemen ging zum Strand und beschäftige sich mit Grummpel. Der erfreute sich mittlerweile bei der Gruppe einer größeren Beliebtheit. Flux hatte sogar mit einigen anderen Grummpel ein kleines Tragepack in Blau mit Minutemenzeichen auf den Rücken befestigt. Grummpel schien sich sogar darüber zu freuen. So verging die Zeit.


    Am frühen Nachmittag war es dann soweit. Am Horizont konnte man eine Gruppe von fünf Schiffen mittlerer Größe ausmachen. Sie bewegten sich auf die Farm zu und kamen zwar langsam, aber stetig vorwärts. Etwa eine Stunde später landeten sie an und die Schiffe wurden am Kai vertäut. Es waren etwa hundertfünfzig Minutemen und es dauerte einige Zeit bis alle an Land gegangen waren. Es war eine große Anzahl von Veteranen und eine Gruppe von Scharfschützen war auch dabei. Die ganze Gruppe wurde von Ltd. Thomy Whitefield angeführt. Der grüßte Ferrington, der die Gruppe in Empfang nahm höflich. "Hallo Ltd. Whitefield, schön Sie hier zu haben. Auf Abernathys Farm alles in Ordnung?" "Alles in bester Ordnung, Ltd. Wollte mal was anderes sehen. Deshalb bin ich mit dabei. Einer der Neuen kümmert sich während meiner Abwesenheit um die Siedlung."

    Longfellow, Caspar und Mick staunten nicht schlecht, als sie Verstärkung der Minutemen sahen. "Das sind aber eine Menge neuer Leute und gut bewaffnet. Da will jemand aber nichts anbrennen lassen" sagte Capar sichtlich beeindruckt. "Ich denke der Kapitän will für alle Fälle vorbereitet sein. Ist auch nötig, so vollgestopft wie die alte Limonadenfabrik mit den Grünen ist. Aber mit der Menge der Leute lässt sich noch einiges mehr anstellen. Wenn ich den alten Synth richtig verstanden habe, ist das aber nur ein kleiner Teil, der da aus dem Commonwealth gekommen ist." sagte Longfellow. "Ich finde, dass jetzt schon beeindruckend. Bin wirklich schon auf das Commonwealth gespannt. Bei so einer guten organisierten Gruppe sind die Lebensumstände dort sicherlich etwas "ruhiger" als hier" sagte Mick. Die drei schauten der Ankunft der weiteren Minutemen neugierig weiter zu.

  • 135. Starke Unterstützung

    Es gab nach der Ankunft ein ziemliches Gewusel auf der Farm. Auf den Schiffen, die früher scheinbar zur Küstenwache gehörten, hatte man einiges an Material und Proviant mitgebracht. Einige der Minutemen waren emsig dabei diese an Land und zum provisorischen Lager zu bringen. Andere waren dabei es weiter aufzubauen. Ferrington und Whitefield überwachten die ganze Operation und hatten alle Hände voll damit zu tun. Caspar und Mick kümmerten sich um die Vorbereitung für die Essenszubereitung. Bei ihnen hatten sich noch vier der neuen gemeldet. Sie hatten Anweisung erhalten, die beiden zu unterstützen. Es waren ja jetzt ein paar Leute mehr zu versorgen.


    Irgendwann kam dann auch Blue zu dem ganzen Gewusel dazu. Er verließ die Scheune und ging zu Whitefield und Ferrington, die auf dem kleinen Hügel standen. Die drei begrüßten sich mit dem militärischen Gruß. "Ltd. Whitefield, schön Sie zu sehen. Auf dem Weg hierhin alles ruhig gewesen oder gab es Probleme?" fragte Blue neugierig. "Danke, Sir. Ebenfalls gut Sie wieder zu sehen. Die Überfahrt war ruhig. Nur einige der Leute hatten mit der Seekrankheit zu kämpfen. War für einige das erste Mal auf dem Wasser zu sein. Übrigens, ich soll Ihnen Grüße von Miss Piper und den anderen ausrichten" sagte Whitefield. Blue beobachtete einen Moment die Vorbereitungen und schien sehr zufrieden sein. "Wenn irgendwas ist oder Hilfe benötigt wird, sagen Sie beiden Bescheid ja? Ich werde Sie dann mal machen lassen." Ferrington und Whitefield nickten.


    Blue ging wieder vom Hügel runter und steuerte Mick und Caspar an. "Hallo ihr Beiden. Kommt ihr zurecht oder braucht ihr noch Hilfe?" fragte Blue höflich. "Also die vier neuen Kameraden, die unterstützen uns schon recht gut. Aber eigentlich bräuchten wir noch ein paar Hände zusätzlich, die uns aus dem Lager die Zutaten holen könnten." sagte Caspar. "Was braucht ihr denn alles?" fragte Blue und Caspar erklärte es ihm. Blue nickte und sagte "Werde ich mich drum kümmern" und ging Richtung Lager. Mick schaute Blue hinterher. Nach einiger Zeit sagte Mick "Du, Caspar?" "Ja, Mick, was ist?" fragte Caspar. "Ich glaube er kümmert sich... persönlich darum." sagte Mick deutlich verdutzt. "Ja klar...natürlich. Also wenn du mich..." sagt Caspar, schaute Richtung Lager und guckte dann verdattert. Genau wie die vier anderen Minutemen. Blue hatte alles was sie benötigten in eine der großen Kisten gepackt, die neben dem Lager standen. Nun trug er sie zu den Sechsen zur Kochstelle. "Wo soll ich die hinstellen" fragte er höflich. "Ähm da..." sagte Caspar immer noch sichtlich verdutzt und zeigt zu einer Stelle neben einem Tisch. "...und Danke für den Expressdienst." Blue stellte die Kiste dort ab. "Gerne Caspar. Warum schaust du eigentlich so verdutzt?" fragte Blue nach, da Caspars Gesicht Bände sprach.


    "Wie soll ich das sagen, ich dachte eigentlich das..." sagte Caspar verunsichert. Blue sah ihn an und verstand. "Das ich euch ein paar Leute organisiere und dass nicht selber mache? Wolltest du darauf hinaus. Caspar?" sagte Blue belustigt. Caspar nickte. "Ach Caspar, soweit kommts noch, dass ich mir zu fein für solche Sachen wäre. Ihr braucht hier Hilfe und da packe ich selbstverständlich mit an." sagte Blue nachdenklich. Gesagt, getan. Blue blieb bei ihnen und half bei der Verarbeitung mit. Nach einer dreiviertel Stunde kam Ferrington zu ihnen und schaute auch erstmal merkwürdig drein. Blue war gerade dabei, einem der Minutemen beim Zerlegen eines Radhirsches zu helfen. "Äh, Sir? Darf ich stören? Also ich weiß ja nicht. Was Sie da gerade tun...dafür könnten Sie auch..." sagte Ferrington irritiert. Blue hörte mit dem auf, was er gerade tat auf und sah Ferrington streng an. "... jemand anderes damit betrauen? Wollen Sie mir gerade etwa vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe, Ferrington?" sagte Blue leicht brummig.


    Ferrington schluckte. "Nein Sir, so war das nicht gemeint...ich wollte nur sagen..." stotterte Ferrington, nachdem er merkte, dass er Blue mit dieser Formulierung auf dem falschen Fuss erwischt hatte. "Ferrington, wenn Sie jetzt sagen, was ich denke, machen Sie es nicht besser. Schon mal etwas von Vorbildverhalten gehört?" sage Blue mit einem deutlich grollenden Unterton. "Ich helfe meinen Leuten an jeder erdenklichen Stelle, wenn ich feststelle, dass Hilfe von Nöten ist. Ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn jemand meint aufgrund...seiner Stellung Dinge nicht mehr machen zu müssen." Blue schaut Ferrington säuerlich an. Der sagte im Moment nichts mehr. Er wollte Blue nicht weiter verärgern. Der hatte sich mittlerweile wieder beruhigt. "Sie wollten eigentlich was von mir, Ferrington. Was gibt es?" fragte Blue deutlich friedlicher.


    "Erstmal wollte ich vermelden, dass das neue Lager soweit fertig ist und alles an Land verbracht worden ist ..." sagte Ferrington und wurde dann etwas kleinlaut "...naja fast alles. Wir haben da ein kleines Problem." "Ein Problem? Welcher Art?" fragte Blue. "Nun ja...also... bei Löschen der Ladung hatte sich aufgrund einer höheren Welle eine der größeren Waffenkisten gelöst. Die Leute haben noch versucht sie zu halten...was leider nicht ganz von Erfolg gekrönt war...jetzt hängt sie zwischen zwei Schiffen fest und wir bekommen sie da nicht raus...weil zu schwer. Vielleicht könnten Sie sich das mal ansehen, Sir." "Ist dabei jemand zu Schaden gekommen?" fragte Blue, der wußte welche Kisten Ferrington meinte. Es war schwere längliche Metallkisten, die bei entsprechender Ladung sehr schwer sein konnten. Wenn die ins Rutschen kamen konnte das gefährlich werden. "Nur einige Abschürfungen und Prellungen, sonst sind betreffende Leute okay." berichtete Ferrington.


    "Gut, dass niemand sich dabei schwer verletzt hat. Ich komme mit Ihnen mit und sehe mir das Ganze mal an." Blue legte die Sachen weg und ging mit Ferrington zum betreffenden Boot. Dort mühten sich gerade wieder Minutemen dabei ab, die Kiste mit allen möglichen Tricks zu bergen. Der Erfolg war aber mäßig. Die Kiste war noch ein Stücken tiefer geglitten. Die Boote zu lösen war auch kein Option, da die Kiste dann ins Wasser fiel und auf den Grund zu sinken drohte. Blue ging zu der Stelle hin. "Dürfte ich mal?" fragte er und die Leute gingen respektvoll zur Seite. Er schaute sich das Malheur an. Dann beugte er sich über die Reling und sagte eher zu sich als zu den anwesenden Personen "Na komm mal her, Kleines. Du und Wasser, dass verträgt sich doch nicht." Einen Moment später packte er mit beiden Händen fest zu und zog die Kiste nach oben. "So, wohin soll der Fahnenflüchtige?" fragte Blue ruhig einen der Minutemen, der in der Nähe stand. Der schaute ungläubig zu Blue hoch und erklärt ihm in kurzen, knappen Worten, wo sich die restlichen Waffenkisten befanden. "Danke Private, sehr nett von Ihnen" bedankte sich Blue höflich und zog mit der Kiste Richtung Waffenlager ab.


    Dort traf er auf dem dementsprechenden Quartiersmeister. "Ich habe hier eine Kiste, die ihrer Unterbringung sehntlichst entgegen sieht. Wo darf ich sie hinstellen?" Der Quartiermeister bekam zunächst kein Wort heraus, als Blue mit der schweren Kiste vor ihm stand. Blue wartete geduldig, bis er seine Sprache wieder gefunden hatte. "Entschuldigung, Sir. Ich war nur... da hinten. Wenn es Ihnen nichts ausmacht." "Danke." sagte Blue, ging zum Zelt bückte sich und setzte die Kiste an betreffender Stelle sachte ab. Dann verliess er das Zelt wieder und schaute nach Ferrington. Der stand jetzt auf dem Anlegekai und unterhielt sich angeregt mit Ltd. Whitefield. Blue ging zu den beiden hin und bekam noch kurze Gesprächsfetzten mit. "Da hätten Sie mal bei Gunners Plaza dabei sein sollen...Ferrington...an deren Stelle hätte ich nicht sein wollen...und ich war da selber nicht mit dabei...ganz ehrlich, da ist so eine Kiste wahrscheinlich eine überdimensionierte Hantel..." sagte Whitefield zu Ferrington. "Ja, das mit Gunners Plaza habe ich auch schon gehört...das war..." Ferrington und Whitefield hörten auf zu erzählen, als sie feststellten, dass Blue zurückkam. Blue erinnerte sich nicht sehr gerne an das Ereignis an Gunners Plaza. Dort war ihm komplett die Sicherung geflogen und in seiner Wut hatte er ohne Rücksicht auf eigene Verluste etliche Gunner im Alleingang niedergemäht.


    "So, die Kiste ist da, wo sie hingehört. Auf festem Boden." sagte Blue mit einem leichten Grinsen. "Danke, das war sehr...hilfreich von Ihnen." sagte Ferrington, immer noch deutlich beeindruckt. "Sehr gerne. Liegt sonst im Moment noch etwas an? Ansonsten würde ich unsere beiden neuen Leute noch unterstützen und ein paar... Zwiebeln schälen gehen." sagte Blue und stichelte dann Richtung Ferrington und schaute ihn dabei an. "... oder haben Sie was dagegen, Ltd. Ferrington." Whitefield schüttelt den Kopf und sagte das im Moment nichts mehr anlag. Ferrington wurde hochrot und zwar so, dass Whitefield unwillkürlich grinsen musste. "Nein Sir, bei allem Respekt. Ich habe nichts dagegen." "Danke, zu freundlich von Ihnen, Ferrington. Sie beide wissen ja, wo Sie mich dann finden werden. Ach, ehe ich es vergesse...nach dem Essen würde ich gerne unsere Leute aus dem Commonwealth auf den Stand der Dinge bringen. Wären Sie so nett und würden Sie sie davon in Kenntnis setzten?" sagte Blue. "Geht klar, Sir. Machen wir." sagte Whitefield. Dann zog Blue zu Caspar, Mick und den anderen ab.


    Ferrington seufzte, als Blue weg war. "Zwiebeln schälen...und mal eben eine 250 kg schwere Waffenkiste durch die Gegend schleppen, als wäre sie nichts. Das nenne ich mal Kontrastprogramm. Außerdem scheine ich wieder einmal "Beliebtheitspunkte" bei ihm gesammelt zu haben" sagte er niedergeschlagen. Whitefield sah ihn mit einem Grinsen an. "Das verstehen Sie bei ihm falsch. Ich habe eher den Eindruck, dass er Sie sehr schätzt." "Dann hat er aber eigenartige Art es zu zeigen..." Ferrington dachte kurz nach. "...hm, dann bekommt manches eine andere Bedeutung...Himmel, bin ich ein Vollhorst! Deshalb auch die Aktion mit dem "Rumhängen. Danke für den Hinweis, Whitefield." "Gern geschehen. Darf ich fragen, was Sie mit Rumhängen gemeint haben." fragte Whitefield neugierig nach. Ferrington erläuterte es ihm, wenn gleich er bei der Erzählung rot anlief.


    Etwa zwei Stunden später hatten alle gegessen und Blue ließ den ganzen Trupp antreten. Dann stellte er sich vor die Gruppe und erläuterte ihnen sehr genau die Lage auf der Insel. Er wies seine Leute an, möglichst deeskalierenden zu agieren und nur im absoluten Notfall mit Waffengewalt vorzugehen. Des Weiteren erklärte er, was die nächsten Schritte waren. Errichtung eines neuen Stützpunktes und danach die geplante Operation bei der alten Vim-Fabrik. Am nächsten Tag sollte es Richtung Eden Meadows gehen.

  • Wie immer spannend zu lesen, auch sehr detailreich beschrieben auch wenn sich manche Story Abschnitte lang gezogen anfühlen. Ist nur ein kleiner Kritikpunkt, ansonsten Spitzenleistung.

  • xSaint96 Vielen lieben Dank für die konstruktive Kritik. Die nehme ich gerne entgegen.:thumbup:


    Ich weiss, dass sich die Geschichte in manchen Momenten zieht. Dient aber teils zur Vorbereitung anderer Sachen. ^^
    Ich versuche auch den Charakter und die Gedanken der anderen Personen in Blues/Drakes... Umgebung mit einzubeziehen.

    So wirkt die ganze Geschichte lebendiger/authentischer. Zumindestens hoffe ich das :saint:

    Wird aber bald wieder "heiß" her gehen. In der Vim Fabrik wird es ganz schön zu Sache gehen (so als kleiner Teaser)

  • 136. Ein Sturm zieht auf

    Es war am Mittag des nächsten Tages, als sie Richtung des alten Autokinos loszogen. Es waren hundertfünfzig Leute, wo von einige vier bis fünf Transportkarren mit Material über unebenen Straßen zogen. Es war an diesem Tag sehr neblig. Dadurch war erhöhte Vorsicht angebracht. Blue hatte seine Leute auf die Gefährlichkeit des Nebels hingewiesen und vor allem auf die Kreaturen, die sich darin befinden konnten. Die Gruppe bewegt sich geräuscharm durch die nebelverhangene Landschaft und näherte sich langsam aber stetig dem Zielort. Blue lief mit Nick, den beiden Ltds., Longfellow und Flux vorweg. Grummpel war ebenfalls mit dabei. Caspar und Mick waren zusammen mit einem der anderen Sgts. und dreißig Minutemen an der Farm geblieben. "Diese Insel ist wirklich ein äußerst...einladender Ort. Dieser elendige Nebel. Dagegen erscheint das Commonwealth ja richtig friedlich" sagte Whitefield, dem ein kalter Schauer über den Rücken lief.


    Der Kopf von ihm wanderte von links nach rechts zu den Rändern der alten Straße. Es schien so, als würde er jederzeit damit rechnen, dass von dort etwas aus dem Nebel schoss. Aber nichts dergleichen passierte. Es war fast, als würde die Insel sie beobachten und den richtigen Zeitpunkt zum Zuschlagen abwarten. Blue lauschte ebenfalls, konnte aber auch nichts Ungewöhnliches feststellen. Grummpel gab auch keinen Laut von sich. "Ja, dagegen ist ein Besuch des leuchtenden Meeres ein Spaziergang. Diese Stille. Das gefällt mir überhaupt nicht" sagte Blue deutlich beunruhigt. Die Gruppe bewegt leise murmelnd weiter. Als sie etwa in der Höhe der Eagles Cove Tannery fing Grummpel an zu knurren. Er blieb stehen und grollte tief. Sein Kopf wies auf Richtung Straße vor Ihnen. Dort schien sich etwas im Nebel zu befinden. Blue blieb ebenfalls stehen und zog das Scharfschützengewehr vom Rücken. Die gesamte Gruppe hielt an.


    Es herrschte für einen Moment absolute Stille. Man konnte das *Dripdrip* des Wassers hören und irgendwo knarzte einer der alten, toten Bäume im Wind. Mit einem Mal hörte man ein Geräusch von einer Art Krallen auf dem Asphalt vor Ihnen. Dann folgte eine Art Knacken. Etwa viereinhalb Meter über der Straße erschienen acht leuchtend rote, insektenartige Augen, die die Gruppe anvisierten. "Was zur Hölle ist das?" flüsterte Whitefield deutlich verunsichert. Auch er hatte sein Waffe, ein Kampfgewehr, gezogen. Wie auch Flux und Ferrington. Ihnen war das Unwohlsein genauso deutlich anzusehen, wie bei Whitefield. "Nebelkriecher" zischte Blue leise. "Halten Sie bloß Abstand von ihm. Ich befürchte, er hat uns schon bemerkt."

    Der Nebelkriecher bewegte sich langsam in Richtung der Gruppe und trat dabei aus dem Nebel heraus. Grummpels Grollen wurde noch tiefer. "Grummpel bleib." sagte Blue leise zu ihm. Der gesamten Gruppe rutschte bei dem Anblick des Nebelkriechers, der sich ihnen langsam näherte, das Herz fast in die Hose. Die meisten hatten einen Nebelkriecher noch nie gesehen, waren aber seit gestern darüber informiert, dass es auf der Insel solche Lebewesen gab. "Dieses Ding sieht aus, wie aus einem Albtraum entsprungen." sagte Flux sehr leise und Ferrington nickte nur.


    In der vorderen Reihe der Gruppe hatten alle ihre Waffen gezogen und zielten auf den Kriecher. "Sie sollten auf die Gelenke zielen, dass ist die Schwachstelle bei ihnen" sagte Blue leise zu seinen Leuten. Auf einmal gab es ein gurgelndes und zischendes Geräusch und der Kriecher schoss in einem Affenzahn mit seinen riesigen sichelartigen Fängen auf die Gruppe zu. "Ach du Sch (zensiert), ist das Ding schnell" sagte Whitefield kreidebleich. Dann eröffneten die Minutemen in vorderen Reihen das Feuer und schossen den Kriecher mit gezielten Schüssen zusammen. Sie liefen um den Nebelkriecher im gehörigen Abstand herum und bewegten sich weiter.


    "Brr" sagte Ferrington nach einer Zeit. "Ich glaube, ich bekomme heute Nacht kein Auge zu. Einfach nur unheimlich." Ferrington schüttelte sich. "Von solchen Dingern hat die Insel einiges parat. Angler gehören auch zu dieser Kategorie. Verstecken sich gerne in Teichen. So wie in diesem da." Blue zeigte zu einem der Teiche, wo Köderkraut in mehreren Büschen stand und der fahle Fortsatz im Nebel unheimliche glimmte. "Also wenn Sie wollen, dass ich mich richtig unbehaglich fühle, ist Ihnen das gerade gelungen, Sir." sagte Ferrington und schaute zum Teich. Der befand sich wenige Meter neben der Straße. "Ich meine das ernst, Ferrington. Passen Sie auf." sagte Blue und zielte auf eine der Stellen mit Köderkraut. "Ich sehe gar nichts, sind Sie..." sagte Ferrington verunsichert.


    Bevor er den Satz ausgesprochen hatte, schoss Blue und es gab ein gurgelndes Geräusch. Das Wasser wurde rot, dann trieb der Angler an die Oberfläche. Ferrington und einige andere der Gruppe machten große Augen. "Jetzt wissen Sie, warum ich gestern unsere Neuen so kleinteilig auf die Gefahren hingewiesen habe. Und ich bei Ihrer Ankunft damals nicht wollte, dass Sie und ihre Leute sich weit von der Farm entfernen. Je weiter wir nach Süden kommen, desto gefährlicher wird es auf dieser Insel." sagte Blue. Der Rest der Reise verlief ohne weitere Zwischenfälle.


    Die nächsten vier Tage waren die Minutemen damit beschäftigt, das Lager in Eden Meadows einzurichten. Auch hatten sie einige der Nebelfänger im Gepäck und stellten diese auf. Am fünften Tag ihrer Ankunft fand die Taktikbesprechung statt. In der wurde erörtert, wie man am besten die alte Vim Fabrik angriff. Sie lag auf einer Art natürlichen Festung aus Stein. Der einzige Weg auf das Gelände führte über eine Brücke. Der Weg von unten war ohne größere Anstrengungen kaum möglich. Die Supermutanten hatten die Brücke schwer befestigt und die Fabrik glich in gewisser Weise einer Art Burg. Die Supermutanten konnten von den erhöhten Gängen relativ gut das mit Kiefern und anderen Bäumen bestandene, umgebende Land im Blick behalten. Bereits einen Tag später traten Hundertzwanzig Minutemen den weiteren Weg Richtung Süden an. Sie trugen eine Menge Gepäck und waren schwer gerüstet. Zwei der Transportwagen waren ebenfalls dabei. Blue wählte einen weiten Umweg über das Zehpyr Ridge Camp. Er wollte vermeiden, dass sie in Sichtweite des Nukleus gerieten. Sie folgten den alten Straßen und kamen bald in der Nähe der Vim-Fabrik an.


    Dort ließ Blue im gehörigen Abstand das Lager errichten und den Rest des Tages verbrachte man damit in aller Heimlichkeit und Stille Stellungen auszuheben und Schutzbarrikaden aufzubauen. Blue wollte, dass seine Leute einen befestigten Rückzugsort für alle Fälle hatten. Er rechnete mit erheblichem Widerstand und wollte genug Raum für Ausweichmöglichkeiten lassen. Seine Intuition sagte ihm, dass sie wahrscheinlich mit der einen oder anderen Überraschung dort rechnen mußten. Blue beobachtete den ganzen restlichen Tag immer wieder mit dem alten Fernrohr die Vim-Fabrik. Er stellte dabei fest, dass einige alte und erfahrene Supermutanten dabei waren. Sie waren größer als der Rest und steckten in dicken, selbstgefertigten Rüstungen. Die galt es morgen vorrangig auszuschalten. Am nächsten Tag sollte in aller Frühe der Angriff stattfinden. Gegen Abend gab es ein karges Mal und es wurde auch keine Lichter oder Feuer im Lager angezündet. Das hätte sofort die Aufmerksamkeit der Supermutanten auf sie gezogen. Die Nacht war unbehaglich feucht durch den Nebel. Mitten in der Nacht frischte Wind auf. Es schien sich langsam ein Sturm aufzubauen.

  • 137. Vorhof der Hölle

    Der Himmel war pechschwarz und man sah in der Ferne ein Wetterleuchten. Der Wind frischte weiter auf. Es war früh am Morgen. Die alte Vim Fabrik wurde von den Feuerfässern der Supermutanten angeleuchtet. Ihre Wände leuchteten vom Schein so, als wären sie mit Blut beschmiert. Die Minutemen waren bereits wach und machten sich bereit für den Angriff bereit. Es blitzte immer wieder, aber man hörte kein Grollen und Regen war bis jetzt auch nicht gefallen. Es herrschte eine fast gespenstische Atmosphäre. Einige Minutemen hatten von den Transportwagen mannshohe Schilde geholt. Sie waren tiefschwarz und von der Art, wie sie die Polizei vor dem Krieg gegen Demonstranten und Ruhestörer eingesetzt worden waren. Sie hatten die Aufgabe einen Teil des Beschusses abzuhalten und waren dementsprechend konstruiert und verstärkt worden. Andere waren dabei ihre Waffen und Rüstungen ein letztes Mal zu prüfen, bevor sie den Befehl bekamen sich in Bewegung zu setzten und zunächst ihre Stellungen einzunehmen. Es wurde kaum gesprochen und es herrschte im ganzen Lager eine eigenartige Stimmung.


    Blue stand draußen und beobachtete das Wetter einen Moment. Dann schaute er wieder zu Vim-Fabrik, runzelte die Stirn und seufzte kurz. "Es machte kein Sinn noch länger zu Warten. Das Wetter wird wahrscheinlich noch schlechter werden und wenn sich daraus noch ein Rad-Sturm entwickelt haben meine Leute schlechte Karten." dachte Blue bei sich. Ferrington, Flux und Whitefield standen kampfbereit nebeneinander und unterhielten sich leise. Blue machte sich auf den Weg zu den dreien. Er sah sie an und nickte kurz. Das war der Befehl die Stellungen zu beziehen. Die gesamte Gruppe setzte sich in Bewegung und spaltete sich in drei Teile auf. Longfellow war in der Gruppe von Ferrington und diese Gruppe bildete die linke Flanke. Nick war bei Whitefield und seine Gruppe bildete den rechten Teil. Flux war bei Blue und Grummpel und bildete die Hauptangriffsgruppe in der Mitte mit dem höchsten Anteil der Minutemen. Die Kommunikation und Befehle liefen komplett durch Handzeichen ab. So bewegte sich die Gruppe weitestgehend geräuschlos auf die alte Limonadenfabrik zu. Kurz bevor sie in die direkte Sichtweite kamen, hielt die Gruppe an und die Minutemen nahmen ihr Stellungen ein. Bis jetzt waren sie noch nicht von den Supermutanten bemerkt worden.


    Vier Minutemen gingen in Position. Sie waren mit Raketenwerfern bewaffnet und zielten auf die schweren Barrikaden, die die Supermutanten errichtet hatten. Blue hatte sich hingehockt und beobachtete den Eingang eine Zeitlang sehr genau. Dann hob er die rechte Hand, hielt sie einen Moment oben und machte eine Bewegung nach unten. Das war das Zeichen für die Leute mit den Raketenwerfern. Sie begannen mit dem Angriff. Die Raketen schlugen ein und zerfetzten die Barrikaden und die Supermutanten, die in der direkten Nähe standen. Zwei oder drei von Ihnen wurden über die Brücke geschleudert, stürzten in die Tiefe und schlugen zum Teil auf die Steine auf, die dort unten lagen, ein anderer versank gurgelnd in den Fluten. Der Erstschlag traf die Supermutanten völlig unvorbereitet. Sie brauchten einem Moment, um zu begreifen was gerade passiert.


    Die Minutemen rückten weiter vor. Die Leute mit den Schilden waren an vorderster Front, als sie über die Brücke liefen. Hinter ihnen waren direkt Männer und Frauen mit schweren Waffen und die achteten darauf, dass Nahkämpfer den Schilden nicht zu nahe kamen. Dahinter folgten die anderen. Blue hatte zusammen mit der Gruppe Scharfschützen weiter hinten Position bezogen und schossen auf die Supermutanten, die von den Dächern standen und ihrerseits die Minutemen beharkten. Es war ein heftiges Gefecht auf der Brücke und jeder Meter darüber war hart erkämpft. Sie erreichten den Innenhof. Hier bot sich ein Bild des Grauens. An einigen Ecken waren menschliche Körper an Fleischhaken aufgehangen worden. Es gab mehrere Säcke, aus denen menschliche Gliedmaßen herausschauten und überall lagen Knochen unterschiedlicher Art und Größe herum. Ein Großteil des Innenhofs Richtung Gebäude war mit einem nicht näher zu definierenden Schmierfilm überzogen und metallische Stacheln waren an etlichen Stellen aufgestellt worden. Auch hier waren einige menschliche Körper brutal aufgespießt worden. Dem ganzen Ort haftete der Tod an.


    Die Minutemen hatten zwar einige Supermutanten aus dem Weg geräumt, aber ein Großteil kam jetzt auf sie zu. Eine grausame Schlacht begann. Die Supermutanten griffen erbarmungslos und ohne Rücksicht auf Verluste an. Sie töteten jeden, den sie habhaft werden konnten mit äußerster Brutalität oder quälten sie auf Äußerste. Die Minutemen hielten eisern dagegen.


    Einer der älteren Supermutanten nähert sich der Gruppe um Ferrington und Longfellow. Sie waren gerade dabei einigen anderen das Lebenslicht auszublasen. "Vorsicht Bohnenstange, von links kommt so eine Hüne mit Blechtonnenvisage. Den sollten wir von den Füssen holen, bevor er hier im wahrsten Sinne des Wortes einschlägt" sagte Longfellow warnend. Der Supermutant rannte mit einem riesigen Schwert auf sie zu. Es war scheinbar aus dem Rotorflügel eines abgestürzten Vertibirds gefertigt worden. "Für Sie immer noch Ltd. Bohnenstange, lieber Longfellow und danke für den Hinweis" grinste Ferrington böse. Einige der Minutemen in der Gruppe hatten die Gefahr bereits gemerkt und schossen dem Supermutanten mit einer massiven Nutzung von Munition die Beine weg. Er ging zu Boden und blieb liegen. "Auf der Punkteskala von schöner Sterben fast eine glatte Zehn. Sehr schön, einer weniger von diesen Bestien. Gute Arbeit." bemerkte Longfellow zufrieden. Die Gruppe um Ferrington metzelte sich weiter durch den Feind.


    Auch bei der Gruppe um Whitefield lief es gut. Sie hatten gerade ein grandioses Feuerwerk mit den Supermutanten veranstaltet. Bei der Gruppe, die sie angriffen war ein Mutant mit einer tragbaren Atombombe dabei gewesen. "Also Whitefield, was halten Sie von einer Party mit richtig Wumms" sagte Nick zu ihm. Ihm war es als erstes aufgefallen und hatte Whitefield darauf hingewiesen. Der war absolut angetan von Nicks Hinweis. "Möchten Sie oder darf ich, Mister Valentine?" fragte er. "Ich würde Ihnen den Vortritt lassen, Ltd.. Sie verbreiten bestimmt gerne eine Bombenstimmung" sagte Nick. Gesagt und getan. Mit der Explosion unter den Mutanten wurde gleich fünf Stück von ihnen in ihre atomaren Bestandteile zerlegt. Die daneben standen wurden verletzt, so dass es für die Minutemen etwas leichter war, mit ihnen fertig zu werden.


    Die Hauptangriffsgruppe hatte es etwas schwerer. Mittlerweile war diese in zwei Teile auseinander gezogen worden. Flux kämpfte zusammen mit einigen anderen Minutemen in der Nähe einer Hauswand, als plötzlich von einer schlecht einzusehende Seitennische mehrere Supermutanten nachströmten. Da drunter war ein besonders brutal aussehender. Der trieb die anderen sogar noch an. "Ihr Weichbirnen kämpfen. Sonst ich euch verfüttern an Grun. Los, los." Mit den meisten Supermutanten dieser Gruppe wurden sie fertig. Aber der brutal aussehende Supermutant war von einem anderen Kaliber. Die dicke Rüstung ,der er trug war mit einigen Schädeln verziert worden und diese waren meist von menschlicher Art. Auf dem Kopf trug er den oberen Teil eines skelettierten Kopfes einer Todeskralle. Er wich vielen Angriffen der Minutemen geschickt aus und die Rüstung hielt den meisten Beschuss ab. Dann schlug er mit seiner riesigen, mit spitzen Nägeln gespickten Keule in die Gruppe. Zwei der Minutemen wurden sofort erwischt. Die anderen machte er in kurzen Kämpfen nieder. Flux und die verbliebenen wichen langsam zurück und standen plötzlich mit dem Rücken zur Hauswand im Innenhof der Fabrik. Sie saßen in der Falle. Der Supermutant grinste böse und griff nach Flux.


    Blue kämpfte gerade mit dem anderen Teil der Hauptangriffsgruppe gegen etwa zehn Supermutanten und Grummpel half eifrig mit sie von denen Beinen zu holen oder in die Hände zu beißen, so dass sie zunächst nicht schießen konnten. Blue hatte gerade einem weiteren Supermutanten mit seinem Superhammer den Schädel zertrümmert als er in einer kurzen Atempause nach dem anderen Teil der Angriffsgruppe Ausschau hielt. Dann sah er den Supermutanten mit dem Todeskrallenhelm. Dieser pflügte sich regelrecht durch die Gruppe und Blue sah wie sie langsam in die Enge getrieben wurden. Er zögerte nicht und rannte los. Ein bis zwei Mutanten stellten sich ihm in den Weg. Die prügelte er kurzerhand aus dem Leben.


    Ein dritter trat ihm in den Weg und in einem kurzen Moment der Unachtsamkeit schlug er Blue den Hammer mit einer langen Metallstange aus der Hand. Dieser rutschte in einen der Berge voller Unrat, die hier überall rumlagen. Der Mutant grinste. "Hehe. Wie du jetzt weiterkämpfen?" "Den brauche ich nicht, um mit dir fertig zu werden, du Witzfigur." grollte Blue böse und griff schnell nach der Metallstange und hatte sie ihm in Sekundenbruchteilen entwendet und setzte sie gegen ihn ein. Sein Gegenüber bekam nur noch ein "Wie du..." da hatte Blue ihn auch bereits mit derselben durchbohrt. Er hatte ihn dabei so heftig damit Durchstossen, dass die Stange bei Ankommen auf den steinernen Untergrund Funken stieb und sich zu einem kleinen Teil verbog. Der Supermutant klappte tot zusammen. Blue schaute nach der Gruppe und stellte mit Erschrecken fest, das mittlerweile ein guter Teil tot war. Dann sah er wie der Gehörnte nach Flux griff. Blue hatte keine Zeit mehr nach seiner Waffe zu suchen und rannte los. Wenn er sich nicht beeilte war Flux innerhalb kürzester Zeit tot.


    Flux merkte den brutalen Griff des Supermutanten. Dieser hatte ihn an der rechten Schulter gepackt und zog ihn oben. Der Griff wurde immer stärker und der Schmerz war kaum mehr auszuhalten. Mittlerweile schwebte Flux ein gutes Stück über den Boden. "Kleines Wiesel nicht entkommen können. Ich nur überlegen, wie am besten Spass ich mit dir haben. Vielleicht schön jeden Knochen brechen? Knacken immer so nett. Oder dich lieber langsam auf Spiess stecken. Nee, nicht viel dran an dir. Da lohnen Aufwand nicht." sagt der Supermutant mit einem irren Leuchten in seinen Augen. "...oder vielleicht....?" Flux sah keinen Weg dem Griff zu entkommen und er hatte das Gefühl, das der Arm bereits gebrochen war. Er fühlte sich merkwürdig taub und verformt an. Flux begann mit seinem Leben abzuschließen und war aufgrund der immer schlimmer werdenden Schmerzen dabei sein Bewußtsein zu verlieren.


    Dann merkte er, wie er mit einem Mal abrupt fallen gelassen wurde und auf dem kalten Steinboden fiel. Er blieb seitlich liegen, er hatte kaum mehr Kraft aufzustehen und zitterte am ganzen Körper. So seitlich liegend konnte er wenigstens mitverfolgen, was jetzt gerade passierte. Blue hatte den Supermutanten von hinten den rechten Arm um den Hals gelegt und hielt ihm im Würgegriff. Dieser versuchte sich mit aller Gewalt daraus zu befreien. Blue hielt mit aller Kraft dagegen und zog den Arm immer weiter an. Der Supermutant japste langsam nach Luft. Etwa eine halbe Minute später gab es ein hässliches knackendes Geräusch und der Supermutant wurde schlaff. Blue hatte ihm mit einem gezielten Ruck seines Arms das Genick gebrochen. Er schleifte den toten Körper weg und schaute besorgt nach Flux und den übrigen gebliebenen der Gruppe. Die Kämpfe im Innenhof und vor dem eigentlichen Eingang der Fabrik waren fast zum Erliegen gekommen. Hier draußen schien die Schlacht gewonnen.


    Blue kniete sich vor Flux hin, der die Augen vor lauter Erschöpfung geschlossen hatte und nicht mehr richtig da war. Blue fühlte nach dem Puls. Flux öffnete langsam die Augen, als er merkte dass eine große Hand ihn vorsichtig abtastete und schaute Blue ins Gesicht. In seinen Augen konnte man große Besorgnis lesen. "Das war...Rettung in letzter Sekunde...Danke." flüsterte Flux sehr schwach. "Ich hatte schon... gedacht...befürchtet...das ich...zu...spät...wäre. Hast du große Schmerzen, Andrew?" fragte Blue besorgt. "Ich... ja...mein Arm fühlt sich merkwürdig an. Wie ausgequetscht..." antwortete Flux müde und versuchte sich in irgendeiner Form langsam zu bewegen, um sich aufzusetzen. "Bleib ruhig, Andrew. Das ist im Moment für deinen Körper zu viel. Ich werde dich und die anderen erstmal aus der Gefahrenzone bringen." Mittlerweile waren einige Minutemen da, die sich um die anderen Verletzten kümmerten. Weitere Minutemen hielten die verschiedenen Gebäudeeingänge der Fabrik im Blick. Es war nicht ausgeschlossen. dass sich in der Fabrik noch Supermutanten befanden.


    Blue nahm Andrew äußerst vorsichtig hoch und trug ihn zu einem Zelt ins Hauptlager. Dort wurden bereits einige der Verletzten behandelt. Auf dem Weg dorthin kam er an Ferrington und Longfellow vorbei. Die beiden schauten sehr betroffen, als sie sahen, wenn Blue da trug. "Ist er...?" fragte Ferrington betroffen. "Nein, aber es hätte nicht viel gefehlt." antwortete Blue knapp und lief weiter zum Lager und gab Flux in die Obhut der Leute vor Ort und ging wieder zu Fabrik. Die Schlacht war noch nicht vorbei. Sie mußten ins Innere des Gebäudes, um den Rest der Supermutanten dort zu erledigen. Beim Kampf hatte Blue festgestellt, dass einige der beobachteten älteren Supermutanten fehlten. Er ging davon aus, dass sie sich im Gebäude aufhalten mußten. Das hieß weitere schwere Kämpfe standen bevor.

  • 138. Auge um Auge, Zahn um Zahn

    Blue hatte zusammen mit anderen Minutemen auch die anderen Verletzten und Verwundeten weggebracht. Auch einige der Toten waren schon geborgen worden. Der Himmel war immer noch pechschwarz, aber der Wind flaute langsam ab. Vor dem Haupteingang der alten Fabrik hatten sich schon einige der Minutemen versammelt und warteten. Ferrington war bei ihnen und schaute finster drein. Longfellow war zusammen mit Grummpel ins Lager gegangen und half dort mit. Longfellow schien sich ebenfalls um Flux zu sorgen. Blue machte sich auf dem Weg zu der wartenden Gruppe. Sie besprachen sich kurz über das weitere Vorgehen und betraten mit etwa fünfzig Leuten das Gebäude.


    Der Rest der unverletzten Minutemen kontrollierte draußen die weiteren Zugänge zum Gebäude. Wie nicht anders zu erwarten stießen sie nach kurzer Zeit auf weitere Supermutanten und die schweren Gefechte flammten innerhalb des Gebäude wieder auf. Ebenso wie außen gab es hier eine Menge Unrat, Leichenteile und Stachelbarrikaden, die grausam geschmückt waren. Hier drinnen sah es bei dem dämmrigen Licht noch grausiger aus als draußen. Die Minutemen teilten sich in unterschiedliche Gruppen auf und durchforsteten das Gebäude.


    Wie Blue befürchtet hatte, hatte sich ein Großteil der älteren Supermutanten sich ins Innere des Gebäudes zurückgezogen. Es war kein einfaches Vorankommen und die Supermutanten hatten hier drinnen einen Heimvorteil, da sie jeden Ecke und Winkel des Gebäudes kannten. Sie hatten einen etwas größeren Raum von Supermutanten befreit und drei Minutemen gingen vorsichtig durch eine halboffene Tür in den Raum dahinter. Blue schaute gerade in einer anderen Ecke des Raumes nach eventuell verbleibenden Gefahren. Er hielt in der einen Hand seinen Superhammer, den er draußen wieder gefunden hatte und mit der anderen Hand öffnete er vorsichtig eine Tür. Die führte in einen kleinen Lagerraum. Als Blue trat in den Raum und schaute nach versteckten Gefahren. Plötzlich hörte man Geräusch von splitternden Holz im dem großen Raum und einer der drei flog durch die Tür, schlug auf dem Boden und rutschte noch ein bis zwei Meter weiter und blieb wenige Meter von der Wand seltsam verdreht liegen. Er war tot.


    Ferrington erschrak sich zunächst als der Minutemen fast neben ihm aufschlug. Dann schaute er wieder finster "Diese verdammten Ba(zensiert)..." murmelte er. Es war einer der Kameraden aus seiner Gruppe gewesen. Nur einen kleinen Moment später flog durch die Türöffnung der zweite der Gruppe. Der war kaum noch als dieser zu erkennen. Ferrington und die anderen Minutemen, die sich im Raum befanden, sammelten sich in einer Ecke und zielten mit Ihren Waffen auf die Türöffnung. Irgendetwas näherte sich aus dem Raum. Man konnte aber aufgrund des dämmerigen Lichts in dem Raum hinter der Tür kaum etwas erkennen. Dann erschien mit einem Mal ein Supermutant in der Tür und trat in den Raum. Er steckte von Kopf bis Fuß in einer selbst gefertigten Rüstung und hatte den letzten der Gruppe gepackt und zog ihn hinter sich her. Derjenige lebte im Moment noch. Der Supermutant war ungewöhnlich groß für einen Supermutanten in diesen Breitengrad. Er hatte etwa Blues Größe, war aber breiter gebaut und hatte auf dem Rücken ein Art Stangenwaffe mit einer sehr großen gezackten Schneide. die rot von Blut war. Die Gruppe zielte auf ihn, schoss aber nicht, weil sie ihren Kameraden nicht verletzen wollten. "Ach, hier kommen Schwächlinge her. Kleine Maden. Ihr keine Herausforderung sein." Dann nahm er den letzten aus der Gruppe der drei, hielt ihn hoch und drückte ihm einfach die Kehle zu und schmiss ihn der Gruppe vor die Füße. Bei Ferrington schien im Inneren irgendetwas zu zerbrechen.


    Er verlor völlig die Beherrschung und wollte auf den großen Mutanten allein losgehen. "Du verdammte Dr(zensiert)...ich bringe dich um...irgendwie..." schrie er. Die Minutemen um Ferrington herum hielten den Ltd. fest und verhinderten so, dass sich noch ein vierter Toter dazu gesellte. "Kleines Großmaul herkommen. Putt. Putt. Zu feige sein. Menschen sowieso zu schwach." der Supermutant reizte Ferrington weiter. Der spie weiterhin Gift und Galle und mehrere seiner Leute hielten ihn fest, während die anderen anfingen auf den Mutanten zu schießen. Das brachte aber nur mäßigen Erfolg. Ein Teil der Geschosse prallte einfach an der dicken Rüstung ab. "Das ihr nennen Waffen? Das seine gute und starke Waffe." sagte er schon fast amüsiert und zog seine Waffe vom Rücken und setzte sich in Richtung der Gruppe in Bewegung. Die wich nach hinten zurück. Ferrington war nach den Schüssen fast in die andere Gemütsrichtung geschwungen. Erst dachte er noch "Dieses ver(zensiert) M(zensiert), jetzt schießen wir dich in die Hölle." Dann wurde er aber gewahr, dass den Mutanten kaum beeindruckte und jetzt bekam Ferrington es mit der Angst zu tun.


    "Hey, Blechbirne. Wer ist hier feige und schwach?" rief ein brummige Stimme von der Seite. Der große Supermutant schaute in die Richtung aus der die Stimme kam und sah Blue dort stehen. "Hehe. Du sehen lustig aus. Du haben recht. Warum ich mich abgeben mit denen da. Du bestimmt besser kämpfen. Na los herkommen. Oder du doch feige?" reizte der Große Blue. "Warte ab Freundchen, dir werde ich in gleicher Münze heimzahlen, was du mit meinen Leuten angestellt hast." grollte Blue und schoss mit gezogener Hammer auf sein Gegenüber zu. Während er das tat, sagte er zu seinen Leuten "Sehen Sie zu, dass Sie sich dort hinten in den Raum in Sicherheit bringen." Einer der Leute wollte wiedersprechen. "Los, verdammt. Der ist Ihnen im Moment über." sagte Blue zornig. Einen Moment später prallten Blue und der Große aufeinander. Sie kämpften hart miteinander und zogen dabei den gesamten Raum in Mitleidenschaft. Der Große schaffte es bei Blue einen Treffer zu landen und verletzte ihn an der linken Seite in Höhe der Hüfte. Der brummte zornig und zerschlug mit dem Superhammer den hölzernen Schaft der Waffe des Großen.


    Der brüllte ebenfalls zornig. "Du haben meine Lieblingswaffe kaputt gemacht. Du dafür büßen." Dann trat er Blue den Hammer aus der Hand. Beide standen einen Moment unbewaffnet voreinander. Dann ging der Kampf mit den blanken Fäusten weiter. Der Große brachte Blue zu Fall, der wiederum zog ihm mit seinen Beinen selbst die Füße weg, so dass dieser auch fiel. Sie rollten beide kämpfend über den Boden und zerlegten dabei den Rest des alten Mobiliars das dort noch rumstand. Die Minutemen schauten dem Kampf aus der Deckung ängstlich zu. Irgendwann hatte die beiden es geschafft wieder zu stehen zu kommen und der Große rammte Blue mit seinem Körpergewicht gegen die Wand. Der stieß wiederum den Großen mit aller Kraft weg. Der Große hatte damit nicht gerechnet, dass sein Gegenüber so wehrhaft war. Er stolperte und fiel wieder zu Boden. Das sollte sein Todesurteil werden. Blue war schnell über ihm, packte ihn sich mit beiden Armen und hob ihn mit großer Kraftanstrengung über sich. Er bewegte sich mit ihm in Richtung einer nahestehenden Stachelbarrikade. Einen Moment später rammte er den Großen mit voller Wucht in diese. Die Stacheln durchdrangen die Rüstung und den Körper und der Supermutant hauchte sein Leben aus. Blue hielt sich danach die linke Seite. Der Treffer während des bewaffneten Kampfes hatte gesessen und eine blutende Wunde gerissen.


    Blue ignorierte die Wunde zunächst, nahm seinen Hammer wieder auf und ging vorsichtig in den nächsten Raum. Dieser war leer und hier schien sich kein weiterer Supermutant aufzuhalten. Seine Leute kamen aus der Deckung und folgten ihm vorsichtig. Allen voran Ferrington, der sich scheinbar wieder gefangen hatte und jetzt eher in Sorge um Blue war. Der zog eine leichte Spur von Bluttropfen hinter sich her. Sie durchquerten einige Räume, aber hier schien niemand mehr zu sein. Sie standen plötzlich vor einer Rampe, die in die tiefer gelegenen Bereiche der Fabrik führte. Von irgendwoher aus dem Gebäude hörte man weitere Schießereien von den anderen Minutemen Gruppen.


    "Sir, bei allem Respekt, aber wäre es nicht besser, wenn wir erst umkehren und Ihre Verletzung versorgen?" fragte Ferrington vorsichtig. "Ich denke, ich kann sehr gut selbst einschätzen, was ich mir zumuten kann, Ferrington." sagte Blue brummig. "Ich mache mir eher gerade Sorgen um Sie. Haben Sie sich wieder gefangen?" Ferrington schaute nachdenklich. "Ja... ich...denke schon. Es...war nur... ich konnte rein gar nichts... und da ist irgendwas in mir passiert... das war Falsch. Ich habe mein Kameraden....durch mein Verhalten in Gefahr gebracht..." seufzte er. "Ich weiss, wie Sie sich im Moment fühlen, Ferrington. Die Gefühlslage ist mir nicht fremd. Ich denke, ihnen sagt die Schlacht um Gunners Plaza was." sagte Blue nachdenklich. Ferrington nickte. "Dann stimmt es also?" "Ja, Ferrington. Bin ja schließlich kein Stein. Wenn Sie das Bedürfnis haben, darüber sprechen wollen, dann sollte Sie es tun. Das hilft...das Ganze zu Verarbeiten. Aber erst einmal müssen wir hier den Rest dieser *grummeliges Schimpfen* entfernen" Die Gruppe bewegt sich weiter in die Tiefe. Mit einem Mal nahmen sie ein merkwürdig tiefes Brüllen von irgendetwas sehr Großem wahr.


    "Was um Himmels willen, war das?" fragte Ferrington deutlich in Alarmbereitschaft. Auch den anderen Minutemen schauten leicht ängstlich drein. Blue hatte die Augen kurz geschlossen, lauschte und schüttelte dann den Kopf. "Das hat uns gerade noch gefehlt. Das hört sich nach einem Behemoth an. Hmm. Nicht gut, Gar nicht gut. Wenn der hier frei rum rennt, haben wir ein Problem." sagte Blue besorgt und entschloss sich, trotz seines inneren Gefühls es nicht zu tun, dem Ganzen nachzugehen. Die Leute wurden bleich, als sie hörten, dass sich hier möglicherweise ein Behemoth aufhielt. Sie folgten Blue trotzdem weiter.

  • 139. Blinder Zorn

    Blue war nicht wohl bei dem Gefühl, das sich dort unten ein Behemoth aufhielt. Innerhalb des Gebäudes war dieser ziemlich gefährlich. Man konnte ihm nicht so gut ausweichen wie draußen oder schnell eine andere Taktik ergreifen. Andererseits war es nötig, dass man ihn ausschaltete. Nicht das einer der anderen Minutemengruppen ihm in die Arme rannte. Oder schlimmer noch, der Behemoth wieder nach draußen kam und die Insel unsicher machte. Far Harbor hatte zurzeit nicht die Mittel mit einer derartigen Bedrohung fertig zu werden. Auch Acadia dürfte es schwer haben. Die Kinder des Atoms hatten es in ihrer alten Marinebasis noch am sichersten durch die dicken Panzertüren. "Wir werden den Behemoth ausschalten müssen. Er ist eine zu große Gefahr" seufzte Blue, dem die Vorstellung gar nicht gefiel in diesem beengten Verhältnissen zu kämpfen. Er dachte weiter nach, während sie fast am Ende der abschüssigen Rampe im Kellergeschoss angekommen waren. "Ich habe auch noch keine Hinweise auf DiMas Erwähnungen auf den Holobändern gefunden. Was es auch immer ist, es scheint gut versteckt." Sie bewegten sich weiter vorsichtig vorwärts. Mit einem Mal standen sie unter Beschuss. Hier unten hielten sich weitere Supermutanten auf.


    Es folgte ein wilder Schusswechsel. Die Supermutanten merkten, dass sie langsam ins Hintertreffen gerieten. Zwei, die weiter hinten standen beschlossen etwas, was für alle Anwesenden hier unten äußerst gefährlich werden sollte. "Wir sollten Grun die komisch angezogenen Menschen fertig machen lassen. Ich sein zorniges Gebrülle nicht mehr hören können. Er vielleicht wieder gute Laune, wenn er neues frische Futter zum Jagen bekommen. Dann er uns auch nicht mehr hauen. Was du meinen?" meinte der eine Supermutant. "Gute Idee, ich wissen wie Tür aufgehen. Ich zufällig rausbekommen. Komm wir Grun holen. Das werden guter Kampf." Die beiden verschwanden tiefer in der Fabrikhalle und gingen zu einer ziemlich großen Metalltür. Durch diese war früher vor dem Krieg die Anlieferung für die Fabrik erfolgt. Dahinter hörte man große und schwere Schritt und immer wieder ein zorniges Brüllen. "Hey Grun beruhigen. Wir haben was für dich. Wir dich rauslassen. Wir wissen wie gehen." Der Supermutant fingerte eine ganze Weile ungeschickt mit seinen Fingern auf dem Wandterminal herum. Dann gab es ein klackendes Geräusch und die große Tür öffnete sich automatisch.


    In einem Raum zwischen der geöffneten Innen- und geschlossenen Außentür stand der Behemoth, den die Supermutanten Grun nannten. Er schien ein älterer Behemoth zu sein, da er selbst für einen Behemoth recht groß war. Grun zeigte auch den beiden Supermutanten seine "Dankbarkeit", indem er sie mit seiner Waffe sofort erschlug. Danach schlug er einen zerstörerischen Weg Richtung der Supermutanten ein, die gegen die Minutemen kämpfen. Während des Kampfes seiner Leute gegen die Supermutanten merkte Blue, dass sich irgendetwas an der Geräuschkulisse im Hintergrund zu ändern begann. Das Brüllen des Behemoths schien klarer geworden zu sein und bewegte sich auf die kämpfenden Gruppen zu. Dann sah er den Behemoth. Der näherte sich der Gruppe der Supermutanten. Einige von ihnen drehten sich um und schienen gar nicht angetan davon, dass der hinter Ihnen stand. Das hatte auch einen guten Grund, denn der Behemoth griff die Supermutanten an und tötete langsam einen nach dem anderen. Die Minutemen sahen den Behemoth ebenfalls und viele von Ihnen wurden starr vor Schrecken. Blue überlegte sehr schnell, was nun zu tun sei.


    "Los zurückfallen lassen. Die Rampe rauf, schnell. Beeilung" sagte Blue hektisch zu den anderen. Die kamen den Befehl sofort nach und rannten so schnell sie konnten auf der Rampe zurück nach oben. Blue folgte als Letzter. Der Behemoth hatte sich mittlerweile um seine Leute "gekümmert" und Blue und seine Leute erspäht. Er begann Ihnen zu folgen. Als die Minutemen oben angekommen waren, liefen sie weiter die alten Metallrampen hoch zu den alten Fabrikhallenhäuschen, die an bestimmten Stellen angebracht waren. Sie waren aus Metall und hielten einiges aus. Vor allem konnte der Behemoth dort nicht hinein. Blue hatte erst überlegt in die Räume zurückzukehren. Er befürchtete aber, dass der Behemoth versuchen würde, durch die Wand zu brechen um Ihnen zu folgen. Das wäre auch für die anderen Gruppen der Minutemen im Gebäude gefährlich geworden.


    Die meisten Minutemen waren in dem Unterschlupf sicher untergekommen und Blue lief gerade die Metallrampe nach oben, als der Behemoth dort ankam. Er brüllte zornig als er sah, dass seine Beute dabei war zu entkommen. Grun beschleunigte seine Schritte und zielte mit seiner riesigen Waffe auf Blue und die Metallrampe. Ferrington schaute durch eine der Öffnungen und sah, dass der Behemoth Blue gleich mit der Waffe treffen würde. "Vorsicht, er hat Sie gleich erreicht, General. Beeilen Sie sich, verdammt." rief Ferrington panisch. Blue schaute sich in dem Moment um und sah wie nah er schon war. Durch den mininmalen Verzug verfehlte der Behemoth Blue nur um Haaresbreite und traf die Metallrampe. Die brach unter dem Schlag mit ziemlichem Getöse zusammen und Blue rauschte mit den Bruchstücken in die Tiefe. Unten angekommen rollte er sich sofort instinktiv zur Seite, um nicht von den Resten der Rampe erschlagen zu werden.


    Blue versuchte so schnell wie möglich auf die Beine zu kommen. Durch den Fall und den Aufprall war die Wunde, die der große Supermutant Blue beigebracht hatte weiter aufgerissen und blutete vermehrt. "Hmm, verdammt. Ich hätte auf Ferrington hören sollen. Dann wäre ich jetzt nicht so angeschlagen. Blue, du bist ein starrköpfiger Idiot" brummte Blue innerlich sauer auf sich selbst. "Jetzt muss ich erstmal sehen, wie ich hier wegkomme. Wenigstens sind meine Leute da oben relativ sicher." Blue entfernte sich von Grun. Da er aber seine Aufmerksamkeit hatte, folgte er ihm. Blue überlegte die Rampe runter zu laufen. Er verwarf es aber wieder. Dort unten war die Deckung wesentlich schlechter und er wußte nicht, ob da nicht irgendwo weiters Unfreundliches auf ihn wartete. Der Behemoth hatte zum weiteren Schlag ausgeholt und Blue wich ihm aus. "Ewig werde ich das nicht machen können. Irgendwann erwischt er mich. Ich muss mir was einfallen lassen" Seine Wunde erinnerte ihn auch gerade daran, dass sie vorhanden war. *Wump* nächster Schlag.


    "Ltd. wir müssen uns was einfallen lassen. Wir können ihn doch nicht da unten mit diesen Monster allein kämpfen lassen. Das wird er nicht schaffen." sagte einer der Minutemen sichtlich geschockt. "Ich weiss, aber runter können wir auch nicht mehr. Das sind mindestens drei...vielleicht auch vier Meter nach unten. Und wenn wir die Nase herausstrecken, ist es um uns geschehen." sagte Ferrington deutlich angespannt. Er zerbrach sich im Moment den Kopf, wie sie Blue am besten aus dieser lebensbedrohlichen Situation herausholen konnten. "Heißt das, wir können hier nichts tun, außer zuzusehen? Wir können ihn doch nicht..." sagte ein anderer Minutemen entsetzt. "Das habe ich nicht gesagt. Ich..." Ferrington fiel etwas ein. "Schnell verteilen Sie sich an die Öffnungen und zielen Sie auf den Kopf des Behemoth. Wenn er sich zu uns umdrehen sollte, dann auf die Augen schießen." Die anderen Minutemen verstanden, was Ferrington vorhatte und gingen in Position.*Wump* Die große Waffe hatte wieder den Boden getroffen. Der Behemoth war nun richtig sauer, da er Blue einfach nicht traf.


    Ferrington stellte sich an eine der Öffnungen und rief Blue etwas zu. "Sir, können Sie versuchen, diese grüne Abscheulichkeit in unsere Richtung zu drehen. Wir haben eine Idee, wie wir Ihnen da unten helfen könnten." Der nickte kaum sichtbar. Er war die ganze Zeit damit beschäftigt ständig in Bewegung zu bleiben und sich nicht von Grun treffen zu lassen. Blue versuchte an den Behemoth vorbei kommen und schaffte es auch. Er drehte seinen Kopf in die Richtung in die Blue rannte. Das war der Moment auf den Ferrington gewartet hatte. "Los jetzt. Feuer" rief er. Die Minutemen schossen und trafen. Sie hatten Grun das Augenlicht genommen und hielten weiter drauf. Der begann nun richtig unkontrolliert zu toben, da er nichts mehr sah. Einer der unkontrollierten Schläge mit der Waffe traf Blue dann doch noch und er wurde etwa drei Meter nach oben und Richtung Wand geschleudert. Er prallte mit dem Rücken gegen die Wand und verlor durch den Aufschlag fast die Besinnung. Er fiel nach unten. Dort standen einige Stachelbarrikaden. Blue versuchte sich während des Falls sich von ihnen wegzudrehen. Das gelang aber nicht ganz. Er schlug unten auf und der linke Arm wurde von einer der Stacheln durchstoßen.


    Ferrington und die anderen beschossen den Behemoth trotz des Tobens weiter. Sie bekamen es aber mit wie Blue einen der Schläge abbekam und zunächst aus ihrem Sichtfeld hinter dem Behemoth verschwand. "Los halten Sie drauf und pumpen Sie ihn damit voll, bis er aus den Latschen kippt." sagte Ferrington wütend. Er war sehr in Sorge um Blue nach dem Treffer. Dann hört er ein kurzes gequältes Brüllen. Es kam von hinter dem Behemoth. Die Minutemen schossen fast die gesamte Munition leer, bis der Behemoth nach fünf Minuten endlich zusammen sackte und aus der Welt schied. Dann kletterten Sie mit Hilfe eines Seils vorsichtig nach unten und suchten nach Blue. Sie fanden ihn fast am Ende des Raumes. Er saß gegen die Wand gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Er hatte die Zähne aufeinander gepresst und ihm war anzusehen, dass er Schmerzen hatte. Der linke Arm war im Bereich zwischen Elle und Speiche einige Zentimeter hinter dem Pipboy durch einen Stachel der Barrikade komplett durchbohrt. Aus der Wunde trat Blut im Takt des Herzschlages aus.


    Ferrington schluckte als er Blue dort so liegen sah. Einiger seiner Leute schickte er los um Hilfe zu holen. Er selbst ging zu Blue hin und wollte nach ihm schauen. Dieser hatte bis jetzt keinen Ton von sich gegeben. Als Ferrington auf ihn zutrat, öffnete Blue langsam die Augen. "Hey, Ferrington. Schön Sie und die andern wohlbehalten zu sehen. *schweres Atmen* Ferrington nächstes Mal, wenn Sie mir einen Rat betreffend einer Wundversorgung geben, werde ich drauf hören." sagte Blue müde. "Ich... Ich bin einfach nur froh, dass Sie den Schlag überlebt haben. Aber...das sieht überhaupt nicht gut aus." sagte Ferrington und zeigte auf den Arm. "Ich habe schon Leute losgeschickt, die Hilfe für Sie holen." "Danke. Sehr...aufmerksam. Übrigens gute Idee, Grun so zur Strecke bringen." sagte Blue und schwieg kurz. "Ferrington, darf...ich... Sie um einen Gefallen bitten? Ich werde versuchen, den Arm aus dem Stachel heraus zuziehen. Wenn das gelingen sollte...können Sie mir den Oberarm abbinden? Die Blutung sollte...so...schnell wie möglich gestoppt werden. Ich kann das...leider nicht selbst...ich werde Ihnen erklären, wie das geht" sagte Blue langsam. "Ich werde es versuchen, nur habe ich..." sagte Ferrington. "In meiner Tasche Ferrington... da ist, was Sie brauchen. Und seien Sie nicht zaghaft. Das muss sehr stramm gezogen werden." Blue schloss kurz die Augen und atmete wieder schwer.


    Ferrington holte aus Blues Tasche die beschriebenen Sachen. "Ist das alles richtig, Sir?" Blue schaute und nickte. "Okay. Ich werde...dann mal versuchen den Arm aus...den Spieß herauszuziehen" Blue zog den Arm langsam und Vorsichtig nach oben. Es war für Blue schmerzhaft. Als der Arm endlich vom Stachel befreit war, gab es ein zischendes Ausatmen von Blues Seite. Dann erklärt er Ferrington, was er tun sollte. Zusammen mit einem anderen Minutemen schafften beide es den recht kräftigen Oberarm abzubinden. Die Blutung der Wunde verringerte sich. "Danke Ihnen beiden. Das ist schon besser." sagte Blue müde aber dankbar. Dann warteten sie auf die Hilfe, nach der Ferrington geschickt hatte.

  • 140. Schwierige Entscheidung

    Blue hatte sich wieder gegen die Wand gelehnt und die Augen geschlossen. Er atmete etwas ruhiger. Es war ihm aber anzusehen, dass es ihm im Moment nicht gut ging. Ferrintgon lief unruhig hin und her, während die anderen Minutemen zu beiden Seiten schauten, ob sich jemand näherte. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis sich etwas tat. Die losgeschickten Minutemen kamen mit einem der Minutemenärzte und einigen anderen zurück. "Na endlich, Sie haben ja ewig gebraucht." sagte Ferrington ungeduldig und im vorwurfvollen Tonfall. "Entschuldigen Sie Ltd., aber wir hatten noch alle Hände voll zu tun. Es ging nicht schneller. Ich kann ja schlecht mitten in einer Operation alles stehen und liegen lassen." sagte der Arzt mit dem Namen Lancet entrüstet. "Aber es geht hier um ..." fing Ferrington an und wurde von Blue unterbrochen. "Ferrington...lassen...Sie...es...gut...sein. Ich...weiß...Ihre...Sorge...zu schätzen. Aber...er...hat...recht. Außerdem...ist...hier...jeder...gleich...viel...wert" sagte er langsam. Das Sprechen schien mittlerweile sehr anstrengend für Blue. "Es tut mir leid, Sir, ich..." sagte Ferrington. "Sie...brauchen...sich...bei...mir...nicht entschuldigen. Sondern...bei...ihrem...Kameraden." sagte Blue müde. Ferrington entschuldigte sich für seinen rüden Ton und Doc Lancet sah sich danach die Verletzungen an.


    Er runzelte die Stirn und sah ziemlich besorgt aus. "Wer hat den Arm abgebunden und wie lange ist das her?" fragte Lancet. "Das war ich und ein weiterer Kamerad. Der General hatte uns darum gebeten. Und es ist etwa eine dreiviertel Stunde her. Haben wir was falsch gemacht?" fragte Ferrington nach. "Nein, alles gut. Ohnedem wäre er wahrscheinlich schon verblutet. Und ich muss wissen wie lange es schon abgebunden ist. Irgendwann stirbt sonst das Gewebe ab. Das heißt, wir haben noch etwas Zeit." sagte Doc Lancet und überlegte. Er schaute dann zu den Leuten rüber, einer von Ihnen trug eine ziemlich große und stabile Decke und ein anderer hatte zwei lange und sehr stabile Holzstangen mit dabei. Ferrington hatte sich bei Ihrer Ankunft schon darüber gewundert. "Wir haben jetzt mehrere Probleme zu lösen. Als erstes müssen wir ihn erstmal nach draußen schaffen" sagte Lancet und sah Blue und sprach ihn besorgt an. "Sir? Können Sie mich hören?" Blue öffnete langsam die Augen und nickte. "Ich vermute mal eigenständiges langsames laufen dürfte in Ihrem derzeitigen Zustand nicht möglich sein, oder?" "Ich...ich...kann es versuchen..." sagte Blue und versuchte sich aufzurichten.


    Er brauchte zwar einen Moment, aber er stand tatsächlich. Mehr als zwei Meter schaffte er aber in dem geschwächten Zustand nicht. Er fing an zu Wanken und zwei, drei Männer, darunter Ferrington wollten ihn auffangen. "Das...sollten...Sie... nicht...tun. Bin...zu schwer...für...Sie." sagte Blue, ließ sich langsam auf die Knie und dann vorsichtig auf den unverletzte Seite sinken. "Tut...mir...leid. Mehr...geht...nicht." sagte Blue müde und frustriert. "Okay. Das hatte ich schon befürchtet. Danke, dass Sie es trotzdem versucht haben, Sir." sagte Lancet. Er ging zu den zwei Minutemen hin, die Decke und die Holzstangen dabei hatten und sprach mit Ihnen. Sie gingen zusammen zu Blue. Der eine legte die Decke ausgebreitet neben Blue und wollte gerade etwas zu ihm sagen, als der sich selbstständig vorsichtig auf die Decke bewegte. Er wusste was sie vorhatten. Nach etwa fünf Minuten hatte sie die provisorische Trage soweit fertig, dass sie Blue damit transportieren konnten. Sechs Leute waren dazu notwendig. Sie schafften ihn ins Hauptlager und legten ihn in der hintersten Ecke des Lazaretts auf einem, für ihn speziell vorbereitetes Lager ab.


    Lancet stand vor Blues Lager und dachte angestrengt nach. Ferrington stand daneben und fragte sich gerade, worüber der Doc solange nachdachte. "Lancet, dürfte ich Sie etwas fragen? Und bitte verstehen Sie es nicht falsch. Ich denke, dass Sie beim General einen Eingriff vornehmen müssen, richtig? Warum haben Sie bis jetzt nicht angefangen?" fragte Ferrington vorsichtig. "Bei einem Menschen wüßte ich was zu tun ist. Sedierung, Schmerzmittel und so weiter. Der Eingriff an sich ist es nicht, der mir Probleme bereitet. Ich weiß im Moment nicht, wie ich ihn sediert und betäubt bekomme, Ferrington. Die Mittel wirken bei seiner Physiologie kaum bzw. gar nicht. Und wir werden ihn mit Sicherheit nicht so fixiert bekommen, wie ich es bräuchte. Sie wissen selbst ja, wie kräftig er ist." seufzte Lancet. "Gut, die Heilung ist außergewöhnlich schnell bei ihm, da bereitet mir die Verwundung im Hüftbereich nicht so viel Sorgen. Obwohl auch die schon heftig ist. Aber der Arm muss wirklich geflickt werden. Das wird von alleine nicht ausheilen. Und mir läuft die Zeit davon Dinge auszuprobieren. Wegen der Abbindung." "Ich verstehe." sagte Ferrington betrübt. "Also...wird...er...es...wahrscheinlich...nicht schaffen, oder?" Lancet sah Ferrington an. "Ich werde mein Möglichstes tun, dass das nicht passiert. Ich..." Blue hatte das Gespräch verfolgt.


    Er wusste um die besondere Problematik und überlegte schon die ganze Zeit. Während des Gesprächs fiel ihm etwas ein. "Hmm, Lancet, ich...glaube...ich...hätte...da...eine...Idee. In...meiner Tasche...zwei silberne Kassetten...eine...mit...Spritzen. Ganz...außen...zwei...Besondere. Sind...aber...experimentell. Vielleicht...helfen...die." sagte Blue. Lancet schaute nach und fand die beiden beschriebenen. Er öffnete sofort die Richtige. Lancet war wirklich beeindruckt von dem, was er alles darin vorfand. "Ich wusste gar nicht, dass Sie immer eine halbe Apotheke mit sich herumschleppen, Sir." sagte er zu Blue. Dieser lächelte müde.


    Dann fand er die beiden Spritzen. Dahinter waren jeweils passende Zettel geheftet. Es handelte sich dabei um die Inhaltstoffe. Der Zettel schien in Schreibmaschinen- oder Computerschrift geschrieben zu sein. Ein roter Hinweis war darauf zu finden. "Nur im absoluten Notfall zu verabreichen." Lancet lies die Augen über die Liste schweifen und runzelte die Stirn. "Kein Wunder, dass dieser Hinweis darauf steht. Himmel, was da alles drin ist. Aber mir wird nichts anderes überbleiben." dachte Lancet bei sich. Er nahm die Spritzen heraus und legte sie zu dem andere Operationsbesteck. Die eine Spritze wies eine leicht hellblaue Färbung auf und erinnerte entfernt an Nuka Cola Quantum. Diese schien ein extrem starkes Betäubungsmittel zu beinhalten. Der Inhalt der anderen schimmerte bernsteinfarben und war scheinbar ein Schmerzmittel. Beide Spritzen hatte eine stark verstärkte Kanüle, die darauf hinwies, dass das tatsächlich Mittel waren um sie bei einem Supermutanten einzusetzen.


    Dann trat er zu Blue. "Und Sie sind sich wirklich sicher, dass ich Ihnen das verabreichen sollte?" Der nickte. Etwa eine halbe Stunde später war alles vorbereitet und Lancet gab Blue die Spritze. Aber er musste einige Kraft einsetzen, um sie durch die Haut zu bekommen. Blue schlief tatsächlich sehr schnell davon ein und Doc Lancet beeilte sich, die Verletzung am Arm und an der Hüfte fachgerecht zu versorgen. Er wusste nicht, wie lange dieses Mittel halten würde. Nach zwei Stunden war er dann mit allem fertig. Blue schlief immer noch. Er sollte sogar noch bis zum nächsten Tag schlafen. "Und wie hat der Kapitän es überstanden?" fragte Longfellow. Er stand zusammen mit Nick und Ferrington bei Doc Lancet. "Den Umständen entsprechend gut, würde ich sagen. Ist schwierig einzuschätzen. Wir müssen warten." Den Rest des Tages verbrachten die Minutemen damit das Gebäude weiter zu durchforsten. Bis auf wenige Supermutanten, die man ohne Verluste ausschaltete war das Gebäude nun wieder nutzbar. Nick ging mit und schaute sich dort um. Er fand tatsächlich etwas. Das Entdeckte erschütterte ihn und er redete mit niemanden darüber. Nick wollte damit warten bis Blue wieder ansprechbar und fit war.

  • 141. Der Schein trügt

    Erst am Mittag des nächsten Tages wachte Blue langsam auf. Der linke Arm war bis auf die Hand komplett bandagiert und mit zwei Schienen im Unterarmbereich fixiert. Auch die Verwundung war mit einem großzügigen Verband bedacht worden. Man hatte die ganze Zeit abwechselnd bei Blue verbracht, da Lancet das aufgrund des experimentiellen Betäubungsmittels für notwendig erachtete. Ferrington saß gerade bei ihm, als Blue langsam die Augen öffnete. "Schön, Sie wieder unter den Lebenden zu sehen, Sir. Ich werde Doc Lancet gleich Bescheid sagen." sagte Ferrington deutlich erleichtert und ging sofort los um den Doc zu holen. Blue nickte nur.


    Er hatte im Moment ziemlich heftige Kopfschmerzen. Sein Kopf fühlte sich so an, als hätte ein Mensch zu viel Alkohol getrunken und wäre am nächsten Morgen mit einem ziemlichen Kater aufgewacht. Dazu kam noch, dass seine Augen im Moment extrem lichtempfindlich waren und er sie sofort wieder schloss. Zusammen mit den Schmerzen von den Wunden fühlte er sich hundsmiserabel. Lancet hatte ihm zunächst nur das Betäubungsmittel verabreicht, weil er Wechselwirkungen zwischen den beiden Spritzen ausschließen wollte.


    Es dauerte eine Zeit bis Ferrington mit dem Doc im Schlepptau wiederkam. Blue öffnete die Augen nur einen schlitzbreit und betrachtete den fixierten Arm und bewegte vorsichtig die Finger. Das klappte schon mal, auch wenn die Bewegung sofort einen stechenden Schmerz auslöste. Er brummte kurz beim Ausatmen. Dann hörte er, wie Lancet und Ferrington in das Lazarettzelt hereinkamen und sich näherten. "Wie fühlen Sie sich, Sir?" fragte Lancet und beobachtete Blue. "Bescheiden. Kopfschmerzen. Zu hell." antwortete Blue knapp und brummig. Lancet runzelte die Stirn. "Hatte ich fast befürchtet. Ich glaube, da müssen wir an der Zusammensetzung des Mittels noch etwas...nachjustieren. Haben Sie schon versucht, die Finger zu bewegen?" Blue nickte. "Lassen...sich...alle...bewegen. Sticht...ein wenig. Sonst okay." sagt er wieder kurz angebunden und schnaufte danach kurz. "Hört sich gut an. Ich denke, in ein paar Tagen dürfte das bei Ihnen verschwunden sein. Gut. Ich werde Ihnen noch das Mittel gegen die Schmerzen geben." sagte Lancet. Blue hatte die Augen wieder geschlossen. "Okay. Lancet?" sagte Blue müde. "Ja, was ist?" "Danke für alles." "Gerne, dafür bin ich ja hier." grinste Lancet. Dann zog er die Spritze auf und suchte eine Stelle an dem unverletzten Arm.


    "Kleine Vorwarnung, ich werde das wieder mit ein wenig Krafteinwirkung machen müssen, sonst..." warnte Lancet Blue vor. "...bekommen...Sie...die...Spritze...nicht...gesetzt. Nicht ... immer ... vorteilhaft ...dickhäutig...zu...sein." Blue versuchte zu grinsen. Nach einem Moment hatte Lancet eine geeignete Stelle gefunden und verabreichte das Schmerzmittel. Es trat danach relativ schnell eine Besserung ein. Blue schlief nach einer Zeit wieder ein und wachte erst gegen Abend wieder auf. Er fühlte sich wesentlich besser als am Mittag, setzte sich vorsichtig auf und sah sich um. Im Lazarettzelt lagen nur noch wenige Leute. In der Mitte stand eine Lampe, die durch eine Fusionsbatterie eingespeist war und verbreitete ein behagliches, wenn auch spärliches Licht. An einer Stelle, Blue etwa fünf Meter gegenüber lag Flux und schlief. Er sah zwar immer noch mitgenommen aus, aber machte einen zufriedenen Eindruck.


    Draußen am Lagerfeuer hörte man eine ausgelassene Stimmung. Trotz einiger Verluste war der Angriff für die meisten Minutemen ein Erfolg gewesen und das feierte man in einem gewissen Rahmen. Aber nicht ohne dabei den Gefallenen und Verletzten dementsprechend zu gedenken. Dann kam jemand ins Zelt. Zwei Augen schimmerten leicht in einem Gelbton. Blue kannte diese Paar Augen nur zu gut. Es waren die von Nick Valentine.


    Er kam zu Blue. "Hey Großer. Du siehst schon besser aus. Sagmal, ist das bei dir jetzt Standard mit Behemoths auf "Kuschelkurs" zu gehen?" scherzte Nick. Blue grinste leicht und antwortete müde. "Ach Nick, du weißt ich bin doch immer für die großen Sachen zuständig. Aber auf die "Spitzfindigkeiten" am Schluss hätte ich getrost verzichten können." "So gefällst du mir schon deutlich besser, alter Freund. Ich...wir haben uns echt Sorgen gemacht. Besonders Sgt...Bohnenstange." sagte Nick deutlich erleichtert und wurde dann ziemlich ernst. "Blue, ich muss etwas mit dir besprechen. Es ist wichtig. Außer mir weiß niemand davon. Es tut mir leid, dass ich dich jetzt direkt damit überfalle, aber..." Nick erzählte Blue im Geheimen, was er tief unten im Kellergeschoss entdeckt hatte. Als er fertig war, gab er Blue ein altes Holoband und ein altes Medaillon.


    Blue schaute ziemlich ernst und dachte nach. "Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ich werde mir selbst das Holo anhören, wenn...es besser passt. Und ich möchte mir die Vorortsituation nochmal selbst ansehen. Wenn ich wieder soweit auf den Damm bin, dass ich es kann. Bitte verstehe das nicht falsch Nick. Ich glaube dir." sagte Blue "Kein Problem Großer, habe ich mir schon fast gedacht. Die Frage ist nur, wie geht man damit um und wie sieht die Konsequenz daraus aus" sagte Nick fragend und wirkte verunsichert. "Hmm. Das ist schwierig. Äußerst schwierig. Ich würde erst mit "Avery"..." Blue betonte den Namen in einer speziellen Art und Weise " ...darüber sprechen wollen und ihre Vision der Geschichte hören. Bevor ich DiMa danach frage. Wenn das stimmt, was du auf dem Band gehört hast, hat sie den "Vorgang" aufs Äußerste bedauert." Blue schnaufte kurz. "Verdammt, wie konnte DiMa sowas tun. Genau das ist es, warum die Synths so einen schlechten Stand haben." Dann beruhigte er sich wieder etwas. "Das Schlimme ist, dass ich nachvollziehen kann, warum DiMa es wahrscheinlich getan haben könnte. Ich muss mit DiMa reden und je nachdem welche Gründe er äußert, entscheiden. Danke Nick. Und es ist okay, dass du mir es sofort gesagt hast...jetzt gilt es einiges zu bedenken." Blue ließ sich wieder auf sein Lager zurück sinken und seufzte.


    Für Blue wurde es lange Nacht. Er grübelte darüber nach, was Nick ihm erzählte hatte und entwarf im Kopf den einen oder anderen Plan. DiMa hatte die echte Avery umgebracht und sie gegen einen Synth ersetzt, der versuchte den Frieden auf der Insel einigermaßen zu wahren. DiMa hatte sein Traum von einem friedlichen Zusammenleben mit Mensch und Synth dahin gehen sehen und dabei in der Vergangenheit etwas getan, was jetzt dazu führen würde, dass eine Menge Unschuldiger auf unterschiedlichen Seiten zu Tode kommen könnten. Blue würde weiter versuchen, den Vorgang weiter zu entschärfen, dessen war er sich sicher. Aber es würde Entscheidungen geben müssen, die gewisse Opfer erfordern würden. In Blue kam wieder kurzzeitig das Bedürfnis hoch, vor allem Allen Lee und Tektus einfach...verschwinden zu lassen, damit es wieder friedlicher auf der Insel war. Aber wer folgte Ihnen nach? Es konnte dadurch auch noch schlimmer werden.


    Das war ein ähnlicher Gedankengang, der bei DiMa zu der Situation geführt hatte, wie sie jetzt war. Den Weg wollte Blue nicht gehen. "Ich muss abwarten. Ich darf jetzt nicht ungeduldig werden. Ich will erst noch etwas über die Beweggründe erfahren. Hmm, die anderen Pläne werde ich aber soweit vorbreiten, dass ich sofort agieren kann. Für alle Fälle" sagte er nachdenklich zu sich. Er hatte auf seinem gedanklichen Schachbrett bereits die Figuren positioniert. Es dämmerte bereits schon, als er wieder in einen tiefen Schlaf fiel und gegen Mittag wieder aufwachte. Er hörte mehrere Personen miteinander sprechen. Nach einem kurzen Moment konnte er sie auch zuordnen. Es war Ferrington, Flux und Lancet. Sie schienen sich über die letzten Ereignisse zu unterhalten. Die beiden hatten Flux auf den Stand der Dinge gebracht. Er war die meiste Zeit ohne Bewusstsein gewesen, nachdem Blue ihn hier hin gebracht hatte.

  • 142. In Stellung bringen

    In der Nähe der alten Vim-Fabrik. Mitte Januar 2289


    Drei Tage später gingen Nick und Blue in das Kellergeschoss der alten Vim-Fabrik. Blue sah sich dort unten genau um und hörte sich in dem Zusammenhang das Holoband nochmal an. Er nahm den ein oder anderen zusätzlichen Gegenstand mit, den er für wichtig erachtete. Alles war so, wie Nick es geschildert hatte. Sie waren danach wieder nach oben gegangen. Blue kratzte sich mit der gesunden Hand am Kopf und überlegte. Den anderen, fixierte Arm trug er in einer Schlinge. "Und nun?" fragte Nick. "Wir werden es so machen, wie ich es vor drei Tagen gesagt habe. Ich werde nach Far Harbor gehen und mit ihr reden. Außerdem würde ich gerne nach meinen beiden Leuten schauen und sie auch mitnehmen, wenn es schon geht. Aber als erstes werden wir erstmal nach Eden Meadows gehen. Ich möchte das eine oder andere noch Regeln, bevor ich von dort aus losziehe. Wir sind hier mit unserem Einsatz fertig. Würdest du mich nach Far Harbor begleiten, Nick?" "Ja, werde ich. Glaubst du Avery ist kooperativ, wenn du ihr offenbarst, dass du ihr Geheimnis kennst?" fragte Nick. "Ich hoffe es Nick."


    Am Nachmittag des gleichen Tages war das Lager aufgelöst und die Minutemen machten sich zu ihrem Stützpunkt nach Eden Meadows auf. Gegen Abend kamen sie dort an und die Einsatzgruppe verteilte sich im Stützpunkt. Blue verzog sich in sein Zelt. In Eden Meadows gab es zwar schon festen Bauten, aber man war mit dem Ausbau der Basis noch nicht fertig. So war ein Teil der Minutemen noch in Zelten untergebracht. Blue hatte in seinem Zelt eine Karte von der Insel auf dem Tisch, der darin stand, ausgebreitet und verschiedene farbige Steine an bestimmten Stellen verteilt. Blau für die Minutemen, gelb für die Kinder des Atoms, weiss für Acadia und rot für Far Harbor. Er schob gerade die blauen Steine an unterschiedliche Stellen und war in Gedanken versunken, als Ferrington hereinkam. Blue bemerkte ihn zunächst nicht und Ferrington schaute interessiert zu, welche taktischen Manöver Blue da gerade erwägte.


    Erst als Ferrington versehentlich gegen einen weiteren, kleinen Tisch mit einer Lampe stieß bemerkte Blue, dass er nicht mehr alleine war und sah Ferrington daraufhin über die Brille hinweg streng an "Wie lange stehen Sie da schon, Ferrington? Warum sagen Sie denn nichts." herrschte Blue ihn kurz an. "Entschuldigung, Sir...ich wollte...Sie nicht bei Ihren taktischen Überlegungen...stören. Und seit etwa fünf Minuten, Sir. Ich wollte eigentlich mit Ihnen über etwas sprechen, aber ich denke, ich werde später wiederkommen. Wenn es besser passt, Sir" entschuldigte Ferrington und wollte sich gerade zum Gehen umdrehen. "Wenn Sie jetzt schon hier sind, können Sie auch bleiben. Setzen Sie sich. Und es tut mir leid, dass ich Sie gerade so angeblafft habe. Es ist nur so...das ich gerade vor schwierigen Entscheidung stehen...nun ja...ach...Sie wissen...worauf ich hinaus will." sagte Blue entschuldigend. "Ich werde meinen Gedankengang nur eben zu Ende bringen. Dann habe ich Zeit für Sie." sagte er schon deutlich freundlicher.


    Dann wandte sich Blue wieder der Verteilung der Steine zu. Ferrington beobachtete ihn weiter dabei und versuchte aus Blues Aktionen schlau zu werden. Nach einer Zeit hielt es Ferrington vor Neugier dann doch nicht mehr aus. "Darf ich fragen, was Sie planen? Ich würde gerne dazu lernen." sagte Ferrington. Blue antwortete ihm, ohne dabei aufzuschauen. "Ferrington hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie manchmal ein unglaubliches Talent dazu haben, im falschen Moment Fragen zu stellen oder aufzutauchen." brummte Blue. Die Antwort von Ferrington kam wie aus der Pistole geschossen und er hatte reflexartige geantwortet. "Ja, Sir. Meine Mutter hat mir das auch immer vorgehalten. Als sie noch lebte." Er bereute seine Antwort schon, kurz nachdem sie seinen Mund verlassen hatte. Und lief rot an. Blues Reaktion darauf war...unerwartet.


    Er schmunzelte und schaute Ferrington kurz grinsend an, bevor er seinen Blick wieder auf die Karte richtete. "Was ich hier gerade austüfftele, ist Plan B. Ich werde wahrscheinlich übermorgen Richtung Far Harbor aufbrechen und einige Dinge regeln. Diese Dinge betreffen die unterschiedlichen Fraktionen. Ich möchte darauf vorbereitet sein...wenn dabei etwas aus dem Ruder läuft. Es ist gut möglich, dass die unterschiedlichen Gruppen einen offenen Krieg gegeneinander anfangen. Daher meine Überlegung an bestimmten Parametern unsere Leute kurzfristig versteckt zu positionieren und im Fall der Fälle einzugreifen." erklärte Blue ernst. "Sie meinen die letzte Option? Das ist übel." sagte Ferrington, runzelte die Augenbrauen und schluckte. Die letzte Option hieß bei den Minutemen zwischen zwei oder mehreren feindliche Gruppen zu gehen und notfalls diese mit Waffengewalt auseinander zu halten. Auch konnten davon Zivilisten betroffen sein.


    "Ja Ferrington. Die letzte Option. Leider. Die ganze Sache auf der Insel hat langsam den kritischen Punkt erreicht. In Far Harbor ist gestern wieder eins der Kinder des Atoms erschossen worden. Es hat versucht die Nebelkondensatoren zu zerstören. Außerdem habe ich auf meinen Erkundungen einige Dinge entdeckt, die bestimmte Entwicklungen noch beschleunigen könnten. Ich werde weiter versuchen die Sache friedlich zu schlichten...aber langsam gehen auch mir die Optionen aus. Und wie Sie ja vor einiger Zeit es selbst gesagt haben...die militärische Schlagkraft haben wir. Aber...ich...würde...sie...hier...nicht...gerne...einsetzten. In den nächsten Tagen wird sich auf der Insel einiges entscheiden." sagte Blue und seufzte. "Ich werde morgen nach einem genauen Briefing den unterschiedlichen Gruppen Befehl geben Stellung zu beziehen und dann einzugreifen, wenn es die Situation erfordert. Ich hoffe, dass es dazu nicht kommen wird."


    Ferrington dachte kurz nach bevor er etwas sagte. "Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Also sage ich es gerade heraus. Genau diese Art ist es, die ich an Ihnen schätze und warum ich zu den Minutemen gekommen bin. In der jetzigen Zeit wird meist geschossen. Die Beweggründe sind häufig Nebensache. Aber ich muss auch ehrlicherweise gestehen, dass es in manchen Fällen so komplex ist, den Frieden nach moralischen Gesichtspunkten zu erhalten, das hätte ich nicht gedacht." sagte Ferrington nachdenklich. "Danke Ferrington, diese Art...von Rückmeldung ist nett von Ihnen." sagte Blue und schwieg dann einen Moment. Ihm war das Lob zum derzeitigen Zeitpunkt unangenehm. "Aber wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie noch etwas mit mir besprechen. Also?" fragte Blue höflich und lenkte vom Thema ab. "Ach ja, richtig. Wenn Sie übermorgen nach Far Harbor aufbrechen würde ich gerne mitkommen. Zu einem möchte ich auch nach meinen Leuten schauen, wie es ihnen geht und zum zweiten dachte ich..." Ferrington fing an herumzudrucksen "...das Sie aufgrund Ihrer Verletzung eine weitere Begleitung gebrauchen könnten, mit Grummpel zusammen. Mr. Valentine war von dem Vorschlag auch ganz angetan. Es ist doch richtig, dass er Sie begleitet, Sir?"


    Blue schaute Ferrington an. "Ja, dass ist es. Und, ja Sie können mit. Wenn Sie so höflich fragen, kann ich schlecht Nein sagen." Ferrington bedankte sich und verschwand glücklich. Am nächsten Morgen nach dem Briefing setzte Blue seinen Plan um und auf der ganzen Insel brachten sich die Minutemen in Stellung und hielten sich soweit es ging verborgen. Einen weiteren Tag später machte sich Blue mit Nick, Grummpel und Ferrington Richtung Far Harbor auf. Dort angekommen steuerte Blue sofort das Haus von Avery an. Die drei anderen warteten draußen. Blue wollte alleine mit Avery sprechen. Nick wusste warum. Avery war im ersten Stock ihres Hauses. "Hallo Blue, schön dich wieder in Far Harbor zu sehen. Du siehst aber ganz schön mitgenommen aus" sagte sie und zeigte auf den Arm in der Schlinge. "Wir hatten eine...kleine Auseinandersetzung...mit einigen Supermutanten und nun ja...ich habe Bekanntschaft mit einer Stachelbarrikade gemacht. Haben uns aber nach einem kurzen Stelldichein getrennt. War mir zu spitzfindig die Gute." sagte Blue augenscheinlich gut gelaunt. Das täuschte er aber nur vor. Im Moment war er zwischen unterschiedlichen Emotionen hin und hergerissen.


    DiMas Aktionen in der Vergangenheit hatten bei Blue schon seit geraumer Zeit Misstrauen und sogar einen leichten Zorn gesät. Er war sich nicht mehr sicher, ob DiMa wirklich zurzeit verzweifelt war oder alles Äußerst berechnend eingefädelt hatte. Und ihn gleich als Erfüllungsgehilfen genutzt hatte, um vom eigentlichen Verursacher abzulenken. "Ich muss mir wirklich erst ein Gesamtbild verschaffen, bevor ich ein Urteil über DiMa fälle. Sollte DiMa tatsächlich aus Reue die Erinnerungen abgelegt haben, dann ist moralischen immer noch schlimm und macht seine Verbrechen keineswegs rückgängig...aber es ist Nachvollziehbar. Sollte ich aber heraus bekommen, dass DiMa mich...uns benutzt hat, dann werde ich ihn gnadenlos zu Rechenschaft ziehen." grummelte Blue in sich hinein.


    Avery sprach Blue während des kurzen Nachdenkens an. "Ja, ich habe Gerüchte aus dem Süden gehört, dass es dort irgendwo wohl richtig zu Sache gegangen ist. Darf ich annehmen, dass du das mit deinen Leuten warst?" Blue nickte und wechselte dann auf das Thema, weswegen er eigentlich gekommen war. "Avery, es gibt da etwas Wichtiges, was ich mit dir besprechen müsste. Hast du einen Ort, wo man ungestört und ohne neugierige Ohren miteinander sprechen kann?" fragte Blue ernst. "Ja, den habe ich. Komm" sagte Avery und klang leicht misstrauisch dabei. Sie gingen in ihre kleines Zimmer und Avery schloss die Tür hinter den beiden.

  • 143. Unerwartete Enthüllung

    "Was ist los Blue?" fragte Avery misstrauisch. "Avery als wir in der alten Vim-Fabrik waren, haben Nick und ich etwas entdeckt, das uns...nun wie soll ich sagen...vorsichtig gesprochen...überrascht hat. Wir haben ein Medaillon gefunden. Und noch etwas, was zu Avery gehört hat..." Blue beobachtete die Reaktion von Avery. "Das ist doch mein Medaillon, was ich bei einem Feuer verloren habe, aber du sagst das so merkwürdig, als..." sagte sie irritiert. "Das ist von der echten Avery und hier ist ein Holoband, was das Ganze beweist. Und Nick und ich haben noch etwas gefunden...das dürfte dir nicht gefallen..." sagte Blue ernst und griff in seine Seitentasche und zog etwas Rundliches und Bleiches heraus. Es war ein Schädel. Blue gab ihn Avery. Sie schaute Blue an, als hätte der den Verstand verloren. "...es ist Averys Schädel. Von der echten Avery. Du bist ein Synth." sagte Blue weiterhin sehr ernst.

    "Das, das kann nicht sein, ich bin..." Sie hörte sich daraufhin das Holoband an "...mein Gott...DiMa...warum?" Avery war wirklich geschockt, die Wahrheit über sich selbst zu erfahren. Blue konnte regelrecht sehen, wie bei Avery eine Welt zusammenbrach. Er setzte sich auf den Boden und wartete eine ganze Weile bis sie sich gefangen hatte. "DiMa...dieser verdammte Lügner und Heuchler...er muss dafür büßen, was er mir und der echten Avery angetan hat..." sagte Avery erbost "...aber wie soll es nun weiter gehen? Far Harbor und vor allem Allen Lee dürfen nicht davon erfahren. Sie würden nicht nur mich und Brooks töten, sondern auch Acadia wäre in größter Gefahr...um Himmels willen..." sagte sie fast panisch und schaute Blue mit Schreckens geweitetet Augen an und konnte bei ihm Moment nicht ablesen, was dieser dachte. "Bitte Blue, du darfst das nicht verraten...es werden sonst so viele Unschuldige sterben..." bat sie ihn inständig. "Das ist mir bewusst Avery. Ich will dir eine Frage stellen und antworte ehrlich. Dir ist Frieden auf der Insel wichtig, richtig? Und du würdest trotz dessen, was du bist, es weiter versuchen?" fragte Blue nachdenklich.


    "Ja, würde ich. Trotz dessen, dass ich ein Synth bin. Du kannst dir doch gar nicht vorstellen, wie ich mich gerade fühle" sagte Avery verwirrt. Sie verstand nicht, warum Blue sie mit solchen Fragen quälte. "Avery, ich kann es mir vorstellen. Auch ich habe mindestens einmal, aber eher zweimal meine wirkliche Identität verloren." sagte Blue ruhig. "Wie meinst du das Blue?" Avery verstand jetzt gar nicht mehr, was Blue sagte. "Avery, ich...du weißt, das alle Supermutanten irgendwann auch mal Menschen waren, oder?" Avery nickte. "Von davor weiss ich gar nichts mehr und das zweite Mal durch den Gedächtnisverlust, den ich immer noch habe, du erinnerst dich?" sagte Blue. "Worauf ich aber hinaus will ist, dass ich jemanden nicht danach beurteile, was er ist. Egal ob Ghul, Synth oder Supermutant. Sondern, was er für andere tut und wie er es tut. Verstehst du, Avery? Dir liegt der Großteil der Leute auf der Insel am Herzen. Genau wie mir auch. Glaubst du, ich würde mir sonst die ganze Mühe machen? Ich hätte es auch anders lösen können. Du weißt dass ich die Möglichkeiten dazu hätte." Blue schwieg einen Moment. "Avery, ich werde dein Geheimnis nicht preisgeben. Außer mir weiß es nur Nick davon." sagte Blue beruhigend und lege Avery die große rechte Hand auf die Schulter. "Ich werde das mit DiMa lösen, auf die eine oder andere Art." sagte er. "Danke Blue, ich weiß gar nicht was ich sagen soll." sagte Avery deutlich erleichtert darüber, dass Blue nicht vorhatte sie zu verraten.


    "Habe bitte einfach weiterhin ein Auge auf Allen Lee, ja? Dieser Kerl sollte im Moment nicht noch mehr Unheil anrichten, sonst werde ich handeln. Und das denke ich, würde ihm und auch den anderen nicht gefallen." sagte Blue ernst zu Avery. Die sah ihn fragend an, sagte aber nichts darauf. Sie musste in der jetzigen Situation darauf vertrauen, dass Blue genau wusste was er tat. Er verabschiedete sich ganz normal von Avery und verließ das Haus. Draußen wartete Nick, der sich auf ein Fass gesetzt hatte und rauchte, während Grummpel es sich neben ihn gemütlich gemacht hatte. Ferrington war nicht zu sehen. Blue und Nick gingen runter zum Kai und auf das Boot mit dem sie aus dem Commonwealth gekommen waren.


    Sie unterhielten sich sehr leise miteinander und Blue berichtete von dem Gespräch und wie er sich entschieden hatte. "Ich glaube, das war in dem Fall die richtige Entscheidung, Großer. Ohne diese Avery wäre die Sache schon weit vor unserer Ankunft eskaliert." sagte Nick nachdenklich. "Ich hoffe es Nick. Das werden wir vielleicht erst auf lange Sicht erfahren, ob ich mich richtig entschieden habe. Zu mindestens eine Sache konnte wir etwas entschärfen." sagte Blue ebenfalls nachdenklich. "Aber lass uns jetzt das Thema wechseln. Gehen wir zu Teddy. Ich möchte auch wissen, wie es den beiden Verletzten geht. Ferrington ist bei Ihnen, oder?" "Ja, so schnell konnte ich gar nicht gucken, wie er zu Teddy gegangen ist. Scheint sich wirklich sehr um sie zu Sorgen. Gerade am Anfang, als wir uns kennengelernt haben, kam das gar nicht so rüber" sagte Nick. "Er hat das Herz schon am rechten Fleck und er ist noch relativ jung. Da weiß man die ein oder andere Sache eben nicht besser. Aber ich muss gestehen, ich schätze ihn mittlerweile schon sehr. Hat viel mit Andrew gemeinsam. Deshalb verstehen die beiden sich auch relativ gut. Könnten fast schon Brüder sein." grinste Blue, da er an die eine oder andere Situation mit den beiden hier auf der Insel denken musste. Nick und Blue gingen zu Teddy und wurden schon freudestrahlend von mehreren Personen erwartet.

  • 144. Bestätigter Verdacht

    "Schön euch wieder zusehen" sagte Teddy sichtlich erfreut als Nick und Blue eintraten. Dann blieb Teddy Blick auf Blue Arm haften und Teddy Wright zu die Stirn kraus. "Was ist passiert, Blue?" und zeigte auf den geschienten Arm in der Schlinge. "Wir hatten eine "Diskussion" mit einem ziemlichen großen Kerl und naja, nachdem ich ein kurzes Flugticket Richtung Betonwand bekomme habe...bin ich mit meinem Arm in einer diesen netten Stachelbarrikaden gelandet. Den Rest kannst du dir denken." erklärte Blue kurz. "Autsch, das war mit Sicherheit eine schmerzvolle Erfahrung." Blue nickte zustimmend und wollte gerade was zu Teddy sagen, als man von hinten Gelächter und eine angeregte Diskussion von drei Leuten vernahm.


    "Das hört sich so an, als würde es den beiden wieder relativ gut gehen." freute sich Blue. "Ja. Seit ein, zwei Tagen versucht Pete wieder vorsichtig zu laufen und Sedrick unterstützt ihn dabei. Das Bein verheilt übrigens sehr gut und er kann es einigermaßen gut bewegen. Aber ich habe ihm die Anweisung gegeben vorsichtig zu sein. Wirklich bemerkenswert, wenn ich daran denke, wie das ausgesehen hat. Gute Arbeit, Blue." "Ich...Danke Teddy." Blue kratze sich verlegen hinterm Ohr. "Ich würde die beiden auch mitnehmen wollen. Wenn wir langsam laufen, müsste das funktionieren und kann mir gleich einmal ansehen, wie er läuft." "Das sollte mittlerweile gehen. Ich glaube, ich werde die beiden wirklich vermissen. Sie hatten so viel Neues zu berichten." seufzte Teddy. "Vielleicht kommen sie dich doch das eine oder andere Mal besuchen." sagte Blue.


    Teddy, Nick und Blue gingen zu den Dreien. Ferrington sah Blue erwartungsvoll an. "Ich nehme an, Sie haben alles erledigt, was Sie in Far Harbor erledigen wollten, Sir?" "Blue nickte. "Ja, habe ich. Ich habe mit Avery alles besprochen. Ich wollte jetzt Richtung Acadia aufbrechen und den alten DiMa besuchen. Außerdem wollte ich nach Curie und Kasumi schauen." Blue sah die beiden anderen Minutemen an. "Trauen Sie sich zu, die Strecke nach Acadia und anschließend zu Farm zu bewältigen?" fragte Blue freundlich "Wenn wir hin und eine Pause machen dürfen und keinen Marsch leisten müssen, denken wir schon, Sir." sagte einer der beiden. "Gut, Sie melden sich einfach bitte wenn was ist."


    Etwa eine halbe Stunde später waren sie reisebereit und verabschiedeten sich von Teddy und den anderen. Sie liefen nach Acadia los. Blue achtete sehr darauf, nicht zu schnell zu gehen. Er dreht sich hin und wieder um und beobachtete den Private namens Pete. Das Bein war zwar noch ein wenig steif, aber er schien klar zukommen. Ferrington scherzte immer wieder mit seinen Leuten. Man merkte ihm an, dass er richtig froh war, das es ihnen besser ging. Blue war ebenfalls erleichtert


    Nach einigen Pausen kamen sie in Acadia an und betraten es. Blue wollte zunächst Kasumi aufsuchen, bevor es in das Gespräch mit DiMa ging. Ferrington und die beiden anderen sahen sich in Acadia um. Sie waren etwas misstrauisch, da sie wußten, dass die Leute hier Synths waren, anderseits waren sie auch neugierig geworden, diese kennenzulernen. Blue hatte seine Leute hingehend des Umgangs mit Synths gebrieft. Blue und Nick gingen beide zu Kasumi ins unterste Stockwerk. Kasumi und Curie waren gerade dabei ein Gespräch über die unterschiedlichen Gerüchte auf der Insel zu führen, als sich Nick und Blue Ihnen näherten. "Hallo Nick, hallo Blue schon euch wieder zu sehen." sagte Kasumi und Curie freute sich ebenfalls. "Ihr wart lange unterwegs, das bedeutet wohl, dass die Nachforschungen sicherlich sehr umfangreich waren" fragte Kasumi neugierig nach. "Ja, sehr umfangreich und nicht ganz ungefährlich" sagte Nick. "Und vor allem haben wir einiges an unerfreulichen Dingen zu Tage gefördert" ergänzte Blue und erzählte Kasumi die weiteren Einzelheiten.


    Es dauerte eine ganze Zeit bis Blue Kasumi alles erzählt hatte. Als er damit fertig war, sah sie ziemlich geschockt aus, aber sie hatte auch irgendwie damit gerechnet, dass hier nicht alles so war, wie es schien. "Das ist noch Schlimmer, als ich befürchtet hatte. Bitte, ihr müsst mit DiMa reden und ihn davon abhalten, den anderen etwas an zu tun." sagte Kasumi. "Wir werde versuchen, was wir können. Versprochen Kasumi. Ich werde mit DiMa gleich sprechen und bin auf seine Reaktion gespannt, wenn er die Holobänder bekommt. Dann werden wir weitersehen." Nick und Blue machten sich wieder auf dem Weg nach oben zu der alten Observationskammer in der sich DiMa immer aufhielt. Den beiden war klar, dass das folgende Gespräch einen enormen Einfluß haben würde, was auf der Insel in der nächsten Zeit zwischen den Fraktionen passierte.

  • 145. Bittere Erkenntnis

    Nick und Blue traten in das alte Observatorium. DiMa saß auf seinem Sitz und schien über irgendetwas nachzudenken. "Hallo Nick, hallo Blue schön euch zu sehen. Ihr wart schon eine ganze Zeit nicht mehr hier. Ich habe eure Gesellschaft vermisst" sagte der alte Synth scheinbar sehr erfreut. Nick runzelte ebenso wie Blue kurz die Stirn. "DiMa, wir müssen miteinander reden. Und zwar allein." sagte Blue ernst. Faraday, der sich auch im Raum befand, schaute misstrauisch auf. "Es ist okay, Faraday" sagte DiMa zu ihm. "Du brauchst dir keine Sorgen machen. Wenn du raus gehst, ziehe bitte die große Tür hinter dir zu, ja alter Freund?" Faraday nickte, akzeptierte DiMas Bitte und verließ den Raum.


    Nick, Blue und DiMa waren nun unter sich. "So, wir sind nun unter uns. Ich denke, ihr bringt schwierige Neuigkeiten, betreffend dem um das ich euch gebeten habe?" fragte DiMa nachdenklich. "Ja, DiMa. Wir haben deine Bitte an uns entsprochen und Nachforschungen angestellt. Wir haben deine Erinnerungen. Aber sie werden dir nicht gefallen..." sagte Nick ruhig. Dann gab er das erste Holoband an DiMa. Es war das, welches die Kinder des Atoms betraf. "Hier DiMa, du wolltest die Kinder des Atoms mit den Waffen auf dem U-Boot umbringen..." sagte Nick in einem vorwurfsvollen Ton. Blue stand neben Nick und beobachtete DiMa sehr genau. Sein Gesicht war ernst.


    "Das kann nicht...das glaube ich einfach..." sagte DiMa und lud die Daten von dem Holoband in seinen Erinnerungsspeicher. "Ich...ich erinnere mich. Die Startcodes...ich habe Beichtvater Martin also die ganze Zeit betrogen...und die Kinder..." DiMa legte eine der Hände vor das Gesicht. "Ich war damals so verzweifelt, dass ich es fast getan hätte. Ja, ich bin ehrlich, einige hätten es wirklich verdient gehabt. Aber so viele unschuldige. Ich konnte es nicht. Deshalb habe ich alles Verborgen und Versteckt gehalten...bitte ihr dürft nicht zulassen, dass irgendjemand diese Codes und alles andere was damit zusammenhängt bekommt und einsetzt." sagte DiMa deutlich erschüttert. "Wir haben uns dieser Sache schon angenommen und die Sachen gesichert. Ich habe sie DiMa." sagte Blue ernst.


    DiMa schaute zu Blue und schien im ersten Moment erleichtert. Dann konnte man eine gewisse Verunsicherung in seinem Gesicht ablesen. "Das ist gut, dass ihr sie habt. Du wirst sie sicherlich auch nicht gegen die Kinder einsetzten, oder Blue?" Blues Antwort darauf erschreckte DiMa und selbst Nick. "Da bin ich mir im Moment noch nicht sicher, DiMa. Das kommt darauf an...weißt du DiMa...ich halte mir gewisse Optionen offen." sagte Blue mit eiskalter Stimme. "Wir werden sehen..." "Das darfst du nicht...bitte..." sagte DiMa erschrocken. "Das musst du gerade sagen DiMa. Du solltest dir die anderen Bänder auch anhören..." sagte Blue weiterhin sehr kühl. Nick grübelte. "Das kann nicht Blues Ernst sein, dass passt nicht zu ihm. Es sei denn...er setzt DiMa unter Druck" dachte Nick bei sich. Ein Rest Unsicherheit blieb aber.


    Das nächste Holoband war das, was mit der Windkraftanlage zusammenhing. Auch hier war das Verhalten von DiMa, das Gleiche, wie schon bei den Kindern des Atoms zuvor. Angst, Verzweiflung und Bedauern. "Ich gehe davon aus, dass ihr hier auch schon euch um das andere gekümmert habt?" fragte DiMa weiter verunsichert. Blues Aussage hatte DiMa getroffen. Blue nickte. "Du hast einen sogenannten Totschalter für den Anlage hinterlegt. Das hätte beim Abschalten der Anlage dazu geführt, dass die Nebelfänger vor Far Harbor die Funktion eingestellt hätten. Die Siedlung wäre dann in kürzester Zeit den Kreaturen im Nebel zum Opfer gefallen und Far Harbor mit seinen Leuten wäre Geschichte gewesen. Ach, übrigens waren die Kinder schon in der Anlage. Sie haben ihre Wichtigkeit für Far Harbor bereits erkannt, DiMa. Sie sind an der Sicherheitseinrichtung der Anlage gescheitert." sagte Blue.


    "Ihr...wart auch schon dort?" sagte DiMa beklommen und dachte kurz nach. "Das mit den Kindern ist besorgniserregend. Was habe ich bloß angerichtet...jetzt weiß ich, warum ich diese Erinnerungen abgelegt habe. Ich...konnte es nicht mehr ertragen..." sagt DiMa resigniert. "Das war schon eine perfide Planung, DiMa. Und du hättest dir nicht mal selbst die Finger dran schmutzig gemacht. Gratuliere." sagte Blue mit beißendem Sarkasmus. "Vielleicht nutzte ich den Totschalter ja. Es sähe wie ein Ausfall aus. Allen Lee hätte es ja mehr als verdient und was interessieren mich die paar Menschen, die dabei mit drauf gehen..." sagte Blue mit kalter, emotionsloser Stimme. Blue hatte einen Ausdruck im Gesicht, der einen das Fürchten lehren konnte.


    Selbst Nick wusste jetzt nicht mehr, ob das von Blue ernst gemeint war oder ob er eine Taktik anwendete, um DiMa zu brechen und seine wirklichen Beweggründe zu Tage zu fördern. Nick lief es eiskalt den Rücken herunter. DiMa sagt zu Blue Aussage nichts, aber seine Gesichtszüge sprachen Bände. Wortlos gab Blue das Holoband, welches auf die Vim-Fabrik verwies. Und das Holoband was sie dort gefunden hatten. Blue erzählte darauf hin sehr knapp, was sie dort gefunden hatten. "Auch hier habe ich zwei Leben auf dem Gewissen, dass eines Synths und eines Menschen...aber ich wußte mir damals nicht mehr anders zu helfen..." DiMa schwieg und starrte vor sich hin und fragte tonlos "Ich gehe davon aus, dass Avery schon weiß, was passiert ist, oder? Und die anderen in Far Harbor auch?" "Avery weiß es. Die anderen in Far Harbor nicht. Noch nicht." sagte Blue ernst.


    DiMa stand plötzlich auf. "Ich werde nach Far Harbor gehen und mich meiner Verantwortung stellen..." sagte er ernst. "DiMa, dass wirkt aus deiner Sicht der Dinge vielleicht richtig..." sagte Nick und Blue schaltete sich jetzt mit ein "...dein Tod würde die Situation nicht entspannen. Ganz im Gegenteil. DiMa, eine Frage bevor ich mich entscheide, was ich als nächstes tun werde. Hast du diese ganzen Planungen alleine gemacht oder hattest du Hilfe? Von Faraday oder Chase?" fragte Blue sehr ernst. "Um Gottes Willen nein, ich würde niemanden in solche Entscheidungen miteinbeziehen. Ich habe es allein geplant und bin auch bereit die Konsequenzen daraus zu tragen. Ich habe diese Dinge zum Schutz von Acadia getan. Ich wollte und will immer noch eine friedliche Koexistenz. Aber, die Dinge, die ich dafür getan habe...die ich tun wollte...waren nicht richtig" antwortete DiMa. "DiMa, ist dir bewusst, dass du Acadia damit größter Gefahr aussetzten wirst? Die Leute in Far Harbor werden nicht bei dir halt machen. Denke an Faraday, Chase, Cog, Kasumi und all die anderen. Die Leute von Far Harbor, sie werden nur noch auf Allen Lee hören. Avery werden sie wahrscheinlich töten, neben Brooks. Und werden sie dann weiter zum Nukleus ziehen...Das wird ein Blutbad geben DiMa" gab Blue zu bedenken.


    DiMa lachte bitter auf. "Das sagt derjenige, der gerade das Schicksal aller auf dieser Insel wortwörtlich in den Händen hält und der scheinbar genauso über Leichen gehen will, wie ich damals. Nur aus niederen Beweggründen als ich. Und du hast wahrlich auch einen guten Grund dazu. Menschenhass. Habe ich Recht? Ich hätte euch...dir nie trauen dürfen. Du bist genauso, wie..." sagte DiMa zornig. "Überlege genau, was du jetzt sagst, DiMa" grollte Blue. "Ich habe dich getestet, DiMa. Ich wollte deine wahren Beweggründe herausfinden. Nachdem was wir über dich herausgefunden haben, konnte ich mir nicht mehr sicher sein...ob du uns nicht wie Schachfiguren auf einem Schachbrett bewegst. Uns missbrauchst. Frage Avery mal, wie sie sich fühlt." Blue schnaubte kurz. "DiMa, ich werde weder die Startcodes noch den Totmannschalter nutzen. Aber schön deine Gedankengänge zu wissen. Ich und grundsätzlichen Menschenhass? Da habe ich keinen Grund zu. Mir ist grundsätzlich an einer friedlichen Lösung gelegen, immer noch und trotz allem." sagte Blue wieder sehr ernst. Nick fiel bei Blues Worten gefühlt mehrere Zentner Last von den Schultern. DiMa sah Blue entgeistert an.


    DiMa sagte eine ganze Zeit nichts mehr und schien einiges zu bedenken. "Es gäbe eine Möglichkeit, das Ganze ohne großes Blutvergießen zu entschärfen. Allerdings erfordert es ein bis zwei Opfer. Ich hatte mir noch einen Plan überlegt, der dauerhaft Frieden für die Insel bringt...aber ich glaube...der Vorschlag wird bei euch beiden...nicht auf große Gegenliebe treffen..." sagte DiMa langsam und schaute dabei insbesondere Blue nachdenklich an. "Erzähle ihn uns, DiMa" sagte Blue knapp. DiMa schilderte, wie er Tektus gegen einen Synth ersetzten wollte. Dieser Synth hatte sich freiwillig dazu bereit erklärt. Nick und Blue waren von DiMas Vorschlag alles andere als angetan. "Verdammt DiMa, du willst dieses Spiel wirklich fortsetzten? Das ist genau die Art, warum euch die meisten Menschen fürchten, ja sogar hassen. Ich...muss...darüber nachdenken." sagte Blue. Er zog sich auf die entgegengesetzte Seite des Raumes zurück und grübelte.


    Währenddessen unterhielten sich DiMa und Nick kurz weiter. "Bruder, du weißt doch wie schwer wir es als Synth haben. Wir wollen hier doch nur selbstbestimmt unser Leben leben. Fernab vom Institut. In Frieden und Koexistenz. Ich wollte nie Jemanden schaden und doch habe ich es getan. Die ganzen Umstände zwingen einen regelrecht dazu. Ist Menschlichkeit denn nur an einen fleischlichen Körper gebunden? Viele die sich Menschen nennen, haben nicht einen Funken Menschlichkeit an sich" sagte DiMa nachdenklich. Nick seufzte. Er wußte darauf auch keine Antwort. In der Zwischenzeit dachte Blue über DiMas Vorschlag nach. Sein Innerstes sträubte sich dagegen, aber nach längerem Nachdenken kam er mit sich überein, dass Tektus seinen Posten abgeben mußte, um die Situation noch in den Griff zu bekommen. Blue stand auf und ging zu Nick und DiMa.


    "Wie hast du dich entschieden, Blue?" fragte DiMa. Zwei paar Synthaugen sahen ihn erwartungsvoll an. "Ich werde deinem Plan unter bestimmten Bedingungen zustimmen, DiMa. Die werde ich dir auch gleich nennen. Eines muß ich aber vorher wissen. Muss Tektus dafür wirklich sterben oder kann man ihn nicht anders aus dem Spiel nehmen, um den Weg für den anderen Tektus freizumachen?" sagte Blue nachdenklich. "Sicherer wäre es, wenn er komplett verschwinden würde. Aber wenn du einen anderen Weg findest, wäre es auch gut." Blue nickte. "Gut. DiMa. Nun zu meiner Bedingung. Wenn diese Sache beendet ist, werde ich einige meine Leute auf dieser Insel belassen. Wenn es zu Problemen zwischen den unterschiedlichen Gruppen möchte ich, dass sie als Schlichter agieren. Ich will damit verhindern, dass da jemand wieder aus Verzweiflung Dinge tut, die...du weißt worauf ich hinaus will, DiMa?" sagte Blue ernst. "Deine Leute? Du vertraust mir nicht, Blue?" sagte DiMa nachdenklich. "DiMa, wenn du einer meiner Stelle wärst, nach all dem Erlebten. Würdest du dir dann selbst trauen?" fragte Blue. "Ich...du hast nicht ganz Unrecht. Ich werde das akzeptieren...müssen. Um zu zeigen, dass ich es wirklich ehrlich meine." "Das ist, denke ich, eine Vereinbarung mit der wir beide leben können." DiMa schilderte Blue, was er zur Durchführung seines Planes noch benötigte und der willigte ein, sich darum zu kümmern.


    Nach dem Gespräch sammelt Blue die anderen ein und sie brachen zusammen Richtung der Farm auf. Während der Reise dorthin gingen Nick und Blue vorweg. Blue machte ein finsteres Gesicht und hing seinen Gedanken nach. Nach einiger Zeit sprach Nick ihn an. "Großer, tust du mir einen Gefallen. Für das nächste Mal. Weihe mich bitte vorher in deine Pläne ein. Ich habe vorhin kurzzeitig gedacht, du hättest wirklich den Verstand verloren. Mach so etwas nie wieder. Das war zum Fürchten." sagte Nick vorwurfsvoll. "Es hatte aber genau den Effekt, den ich haben wollte, alter Freund" sagte Blue ruhig. "Du kannst manchmal ein richtig mieser "Kotz(zensiert)" sein, hat dir dass schon mal jemand gesagt" versuchte Nick zu scherzen. "Ich habe halt auch eine dunkle Seite, Nick." sagte Blue ungewohnt ernst. Das stimmte Nick nachdenklich. Sie gingen weiter und den restlichen Weg schwieg Blue, bis sie an der Farm der Daltons angekommen waren.

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