[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 109. Abgesandte

    Früh am Morgen im Nukleus. "Guten Morgen, Großer. Ausgeschlafen?" begrüßte Nick Blue. "Hmm, würde ich sagen, Nick. Warum so gut gelaunt?" brummte Blue noch ein wenig verschlafen und rieb sich die Augen. "Wegen unseres Ausfluges... in die Traumwelt." sagte Nick grinsend. Blue stutzte kurz. "Ach so. Hmm. Okay. Entschuldige, ich bin noch nicht ganz da". Blue rappelte sich auf und ging einige Schritte hin und her und blieb dann stehen. Er schaute in den vorderen Bereich des Nukleus. Es herrschte bereits ein geschäftiges Treiben. Einige der Kinder des Atoms waren auch bereits wach.


    Nick vernahm mit einem Mal ein merkwürdig brummelndes Geräusch. "Was war das denn?" fragte Nick irritiert zu Blue. Der schaut Nick ein wenig verlegen an. "Ähm, ich glaube... das war ich. Ich habe schon etwas länger kaum etwas Anständiges gegessen. Ich glaube, das erste was ich heute vor allem anderen machen werde, ist mich auf die Jagd nach etwas Essbaren zu machen." Nick grinste mit einem Mal ziemlich breit. "Würde ich empfehlen, also Anschleichaktionen können wir mit deinem knurrenden Magen vergessen." foppte er Blue. "Ach, da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen, Nick. Aber vielleicht haben unsere Gegner dann endlich Mal genug Zeit zum weg rennen..." grinste Blue zurück. Beide beschlossen erstmal nach draußen zu gehen.


    Blue wollte sich auf der Insel etwas Essbares besorgen. Auf den Weg zum Ausgang des Nukleus kam ihnen Fanatiker Ware entgegen und sprach Blue an. "Entschuldige die Störung großer Bruder, dürfte ich dich etwas fragen. Ich weiss, du bist gerade bestimmt mit einer wichtigen Sache für den heiligen Atom beschäftigt, aber ich weiss zur Zeit nicht, wen ich sonst um einen Gefallen bitten könnte." sagte Fanatiker Ware mit einer gewissen Sorge in der Stimme. "Bitte sprich, Fanatiker Ware, was kann unbedeutender Diener Atoms für dich tun?" fragte Blue höflich. "Ich mache mir sehr viel Sorgen um Bruder Devin. Er betet viel zu Atom, fastet und nimmt nur verstrahltes Wasser zu sich. Verstehe mich nicht falsch Bruder, Devins Hingabe ist bewundernswert, aber er ist genauso wenig wie ich mit der Gabe Atoms bedacht. Ich mache mir große Sorgen, das er sich langsam aber sicher umbringt."


    Blue fragte Ware, warum er sich gerade um Bruder Devin so sorgte. Ware erzählte ihm daraufhin seine und Devins Geschichte. Blue hörte aufmerksam zu und nickte hin und wieder. "Ich werde mit Bruder Devin versuchen zu reden, Fanatiker Ware. Ich kann aber nicht versprechen, dass er auf mich hören wird." sagte Blue. "Allein der Versuch zählt, großer Bruder. Du trägst das Herz am rechten Fleck. Einige der Brüder und Schwestern reden gut über dich und ich glaube du könntest Bruder Devin überzeugen. Danke für deine Zusage." Ware verabschiedete sich und Blue machte sich auf den Weg zu Devin. Das Aussehen von Devin hatte sich in der Zeit immer weiter verschlechtert und Blue verstand Wares Sorgen sehr, als er ihn sah.


    Blue überlegte kurz und sprach Devin daraufhin an. Dieser sah Blue zunächst verwirrt an, was auch an seinem gesundheitlichen Zustand lag. "...Ach du bists, Bruder Blue...ich bete zu Atom...doch er gibt mir kein Zeichen. Er scheint mich streng zu prüfen. Ich diene ihm schon so lange demütig und dennoch schickt er mir nicht seinen zweiten Abgesandten..." seufzte Devin. "Bruder Devin, erkennt ihr mich denn nicht, ich bin sein Gesandter" sagte Blue auf einmal mit einer tiefen, brummigen Stimme. "Atom schickt mich, um euch zu prüfen und nach einem Gespräch mit ihm, befindet er euch für würdig. Eure Prüfung ist nun beendet." Devin schaute zunächst völligstens irritiert, dann hellte sich sein Gesicht. "Aber...ja...jetzt verstehe ich. Atom schickt jemanden, der auf den ersten Blick unwürdig zu sein scheint und prüft uns alle damit...Habt Dank, Ehrwürdiger...Atoms Wege sind unergründlich" sagte Devin sichtlich erleichtert. "Bruder Devin, ich würde euch aber bitten, dieses Geheimnis für euch zu behalten, damit ich unerkannt im Sinne Atoms prüfen kann." sagte Blue höflich. "Aber sicher, Gesandter euer Geheimnis wird bei mir sicher sein und ich werde es wohl hüten. Atoms Gnade ist groß." Devin verbeugte sich vor Blue und ging nach hinten in den Nukleus zu seiner Behausung.


    Nick und Blue gingen zum Ausgang und verließen den Nukleus. Nachdem sie einige Zeit gelaufen waren, sprach Nick Blue an. "Soso, du großer Gesandter Atoms, was werden wir jetzt machen? Du hast den armen Jungen ganz schön an der Nase herum geführt." und schmunzelte. Blue blieb stehen und drehte sich zu Nick um. "Was hätte ich denn deiner Meinung tun sollen, Nick? Wenn ich da nichts in dieser Art unternommen hätte, wäre Devin höchst wahrscheinlich in einigen Tagen der Strahlenkrankheit erlegen. Und das war das Einzige, was mir auf die Schnelle eingefallen ist." brummte Blue. "Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Großer. Das war schon in Ordnung. Das sollte kein Vorwurf sein...du alter, brummiger Yao-Guai." seufzte Nick, der Blue gerade wohl auf den falschen Fuss erwischt hatte.


    "Hmm, entschuldige Nick. Ich weiss du hast es anders gemeint. Ich bin wohl etwas unleidlich, weil ich ein Loch im Bauch habe. Ein gebratener Yao-Guai, gefüllt mit Tatos und...hmm lecker. Ich sollte wirklich aufhören, darüber nach zudenken, sonst bekomme ich ja noch mehr Hunger. Außerdem sind mir Yao-Guais im Moment zu wiederborstig..." sagte Blue, der scheinbar gerade wirklich großen Hunger hatte. "Ich kenne da noch jemanden, der gerade wiederborstig ist..." sagte Nick und grinste. "Nick, du kannst mich mal geflissentlich gern haben" sagte Blue, der nun ebenfalls grinsen musste.


    Die beiden liefen seit einiger Zeit auf der Straße und Blue hatte bis jetzt noch nichts gefunden. "Tja, Großer, ich würde sagen, dein Bauchgrummeln ist ein wenig zu laut...da nimmt alles reiß aus." sagte Nick im Spass. "Aber merkwürdig ist es schon. Weit und breit nichts zu sehen." bemerkte Nick anschließend nachdenklich. In einiger Entfernung sahen die beiden einen alten, leicht runden Van stehen. Blue peilte diesen auf einmal an und Nick folgte ihm leise. "Meinst du, das ist..." flüsterte Nick leise. "Das werden wir gleich sehen, ich werde mal...dezent anklopfen." Blue schlich hin und schlug einmal mit dem Hammer auf den alten Van. Der bekam auf einmal von vorne weg Beine und langsam schälte sich ein riesiger Einsiedlerkrebs aus dem Gehäuse. "Na, wer sagst denn. Eingedostes Essen. Lecker. Komm mal zu Papa." sagte Blue und fing an mit dem Hammer den großen Krebs zu bearbeiten. Durch die Bewohner von Far Harbor wußte Blue, dass diese riesigen Krebse gut essbar waren.


    Blue machte ein Feuer, nachdem er den Krebs erledigt hatte und legte das Fleisch ins Feuer. Er verdrückte, bis auf den Panzer und die Scheren, restlos alles. Nach zwei Stunden waren beide wieder auf den Weg. Sie wollten erst einmal zu Longfellow, um nach ihm zu sehen. Das letzte Treffen war wieder einige Tage her. Anschließend hatte Blue geplant nach Far Harbor zu gehen, um sich mit weiterem Proviant und weiteren Dingen einzudecken. Es stand eine Inselrundreise an, um all die Orte abzuklappern, die in DiMas Erinnerungen eine wichtige Rolle zu spielen schienen.


    Gegen späten Nachmittag kamen sie bei Longfellows Hütte an und Longfellow saß gerade in seinem alten Schaukelstuhl auf der überdachten Veranda. Grummpel lag zu seinen Füßen. Die beiden freuten sich, als sie Nick und Blue von weitem sahen. Sie hatten sich viel zu erzählen und es wurde darüber Abend. Blue entledigte sich während des Gesprächs erst einmal seiner Verkleidung und zog sich seine anderen Sachen wieder an. Das war für die folgenden Unternehmungen wichtig, dass er wieder anständige Waffen dabei hatte. Er wollte auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Longfellow war leider noch nicht so fit, dass er mit konnte. Die beiden verabschiedeten sich und gingen nach Far Harbor.


    Blue schaute bei Brooks vorbei und ging dann zu Mitch ins Last Plank. Er wollte ihm einigen hochprozentigen Alkohol abkaufen, den er für einige medizinische Dinge brauchte, die er auffüllen wollte. Teddys Vorräte waren leider erschöpft gewesen und so mußte Blue ein wenig improvisieren. Nick war draußen geblieben und hatte sich an die Reling gestellt und betrachtete das Meer. Es war heute Abend wieder besonders neblig, so das er nicht weit sehen konnte. Nick vernahm Stimmen von Richtung der Anlegestelle, in dessen Nähe auch ihr Boot lag. Die Stimmen hörten sich so an, als würden sie sich streiten und Nick konnte Allens Lee Stimme heraushören und noch zwei weiter, von denen eine ihm seltsam bekannt vorkam. Er konnte sie aber zunächst nicht zuordnen.


    "Das hört sich nach Stress an. Immer dieser Allen Lee. Ich sollte mal nachschauen, was da unten los ist." sagte Nick zu sich. Er ging los und dann sah er was da gerade passierte. "Das ist nicht gut. Dieser ausgemachte Idiot. Ich muss Blue sofort Bescheid sagen." Dann rannte Nick los. Er platzte regelrecht ins Last Plank hinein und berichtete Blue kurz und knapp, was sich gerade an den Kais abspielte. Blues Gesicht verfinsterte sich und er ließ alles stehen und liegen und rannte los. Nick folgte ihm ihn kurzen Abstand.


    "Wir wollen hier nicht noch mehr von euch verdammten Festländern. Seht zu, das ihr kehrt macht und dahin zurückfahrt, wo hier herkommt. Sonst erschieße ich einen von euch. Ihr seid hier nicht willkommen." sagte Allen Lee äußerst gereitzt und zielte mit der Waffe auf einer der Leute, die vor ihm standen. Avery versuchte zu intervenieren, war damit diesmal nicht so erfolgreich. Die Situation drohte zu eskalieren. "Aber wir suchen..." sagte ein blau Uniformierter, der die Gruppe anzuführen schien. "...das ist mir egal, wen ihr sucht, hier werdet ihr ihn auf jeden Fall nicht finden...verschwindet" sagte Allen weiterhin gereizt. Sein Gegenüber ging auf Kontra "Hören Sie mal, Sie aggressives Subjekt, hören Sie auf uns zu bedrohen, sonst sehe ich mich gezwungen, einen Schießbefehl zu geben." sagte der Mann nun ebenfalls im bedrohlichen Ton. "Halt die Klappe, Festlandbewohner. Sonst schieße ich einem von euch den Kopf weg, ich werde..." "Aufhören, beide verdammt." konnte man eine tiefe brummige Stimme vom Kaieingang von Far Harbor hören. Sie klang wütend. Es war Blue. "Ltd. Sie werden zurück aufs Schiff gehen und erstmal dort bleiben." bellte Blue regelrecht den Mann an, der der Anführer der Gruppe war, die aus etwa zwanzig Minutemen bestand. Dann wandte er sich an Allen. "Wenn du einem meiner Leute Schaden zufügst, Allen, dann lernst du mich kennen. Nimm den verdammten Schießprügel runter. Ich kümmere mich darum." pfiff Blue Allen an.


    Der schaute erstmal total verwirrt und Avery wußte erstmal nicht zu sagen. Blue ging schnell zu Cassie Dalton und wechselte mit ihr einige Worte. Cassie nickte und Blue bedankte sich bei ihr. Er ging dann zum Kai herunter und an Avery und Allen vorbei. "Avery, ich werde euch alles erklären, wenn ich wieder da bin. Es wäre gut, wenn du Allen davon abhalten könntest, irgendwelche unschuldigen Leute zu erschießen." Er warf Allen dabei einen wütenden Blick zu. Der sah Blue ebenfalls angesäuert an, riss sich aber für den Moment zusammen. Anschließend ging Blue und Nick zu dem Boot, wo die Leute auf ihn warteten und wies den Bootsführer an einen bestimmten Kurs zu nehmen. Dieser nickte und schlug den angegebenen Kurs ein. Das Boot legt ab und fuhr Richtung der Farm der Daltons.


    Während der Fahrt unterhielt sich Blue kurz mit den Ltd. Sein Name war Ferrington. Er gehörte wohl zu den Minutemen, die in seiner Abwesenheit neu rekrutiert worden waren. Blue kannte ihn nicht. Bei den anderen Männern war ein bekanntes Gesicht dabei. Sgt. Flux war mit dabei und schien sich sehr über das Wiedersehen zu freuen. "Es tut mir leid, dass ich Sie so angeranzt habe, Ferrington, aber die Vorortsituation erfordert ein wenig...Fingerspitzengefühl. Und Allen Lee ist ein Hitzkopf. Ich gehe davon aus, dass Sie Colonel Garvey geschickt hat?" fragte Blue wieder ruhig Ferrington. "Jawohl, Sir. Unsere Truppe sollte Sie suchen gehen und schauen, ob es Ihnen gut geht und Ihnen eventuell zur Hand gehen." antwortete Ferrington. Blue seufzte innerlich. Er hatte nicht mehr aufgrund der Situation auf der Insel nicht mehr daran gedacht, dass Preston nach zwei Monaten Nichtmeldung einen Suchtrupp losgeschickte, um nach seinen beiden Freunden zu sehen. Das machte die ganze Vorortsituation nicht unbedingt einfacher. Er mußte jetzt seine Leute auf den Stand der Dinge bringe. Blue hoffte, dass die Situation am Kai nicht das Vertrauen der Far Harbor Bewohner nachhaltig erschütterte.

  • 110. Vorsichtige Schritte in fremden Gefilden

    Sie fuhren eine schon eine ganze Zeit mit dem Boot. In etwa in einer halben Stunde sollten sie die Farm der Daltons erreicht haben. Blue hatte sich vorne an der Bootsspitze hingesetzt und starrte in die hereinbrechende Dunkelheit. Nick saß etwa zwei Meter neben ihm an der Reling. Beiden schwiegen. Hinten im Boot konnte man die anderen Minutemen und Ferrington miteinander sprechen hören. Sie schienen froh gewesen zu sein, Blue endlich gefunden zu haben. Allerdings ärgerte einige der Männer der Umgang von Allen Lees Seite. Auch Ferrington war über die Art und Weise empört und machte seinen Unmut in einem gewissen Umfang Luft. Flux saß zunächst dabei und lauschte der Unterhaltung, seufzte nach einer Zeit und stand auf und ging zu Nick und Blue zur Bootsspitze. "Hallo B..., General, keine leichte Aufgabe hier auf der Insel, oder? Ich darf mich doch zu Ihnen beiden sitzen, oder?" fragte Andrew höflich. "Schön Sie zusehen Flux. Natürlich können Sie sich zu uns setzten." sagte Blue und seufzte. "Hier ist es äußerst schwierig und die Lage wird derzeit nicht besser."


    Andrew Flux hatte sich zu Nick gesetzt und betrachtete aufmerksam die Umgebung. "Verstehe. Es gibt einiges an Neuigkeiten aus dem Commonwealth, aber nichts negatives. Das wird Ihnen aber dann Ltd. Ferrington berichten. Nicht ich. Ich werde mir mit Sicherheit wegen des Einschreitens am Kai nachher noch was von ihm anhören dürfen." Den letzten Satz hatte Flux geflüstert. Blue schaute ihn erst fragend an, dann verstand er was Andrew damit bezweckte. "Hmm, okay. Wir werden heute Abend noch ein vier Augen Gespräch führen müssen, Flux." sagte Blue ernst, zwinkerte Flux aber dabei zu. Dieser verstand sofort und nickte. "Mir gefällt dieser Nebel nicht. Er lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen und er scheint fast überall auf dieser Insel zu sein." sagte Andrew mit einem Mal. "Haben Sie gut beobachtet Flux, dieser Nebel ist gefährlich. Insbesondere für Menschen. Und er trägt auch zur ganzen vertrackten Situation bei. Halten Sie sich, wenn es geht, nicht zu lange in ihm auf. Ich werde morgen allen einen Bericht über die Insel abgeben. Heute Abend werden wir erstmal dort ein Lager an einer sicheren Stelle aufschlagen. Es sollte auch nicht mehr lange dauern, bis wir da sind." sagte Blue zu Andrew. "Danke für die Warnung, Sir."


    Mittlerweile war Ltd. Ferrington nach vorne zu Spitze gekommen. "Sgt. Flux, was machen Sie hier vorne? Sie sollten..." fragte Ltd. Ferrington ernst. "...ich habe ihn hergebeten, oder haben Sie etwas dagegen..." sagte Blue in seiner üblichen Gemütsruhe, zog aber dabei eine seine grauen Augenbrauen hoch. "Ähm, natürlich nicht, Sir. Nur manchmal ist Sgt. Flux, wie soll ich sagen, wiederborstig und achtetet die Befehlskette nicht im ausreichenden Maß..." sagte Ferrington leicht verunsichert. "Ich bin manchmal auch... wiederborstig und wenn mich einer meiner Leute kritisiert..." brummte Blue und machte eine kurze Pause. "... dann denke ich darüber im Ansatz nach. Sollten Sie auch hin und wieder mal versuchen. Kann ganz hilfreich sein, um seine eigenen Führungsqualitäten zu verbessern. Haben Sie sonst, außer Beschwerden über Sgt. Flux, noch was zu berichten? Ansonsten wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich noch einen Moment nachdenken und alleine lassen würden."


    Andrew hatte sich bereits beim Gesprächsanfang zwischen Ferrington und Blue wieder nach hinten zu den anderen Minutemen verzogen. Er kannte Blue zu gut und wußte, was jetzt für den Lieutenant folgte. Seine gute Freundschaft zu Blue hatte er, soweit es ging, nie an die große Glocke gehangen. Er wollte damit gewisse Problematiken vermeiden. Andrew hatte eine sehr hohe Meinung von Blue und versuchte ihn in allen Belangen zu unterstützten. Was Andrew nicht wußte, dass Blue von ihm auch positiv beeindruckt war und noch einiges mit dem jungen Flux vorhatte. Er hatte ihn nicht umsonst nach Sanctuary und unter seine und Prestons Fittiche genommen.


    "Ja, Sir. Zu Befehl, Sir. Werde ich berücksichtigen. Und nein, im Moment nicht." Blues Ansage hatte gesessen und Ferrington ging wieder nach hinten und kratzte sich währenddessen nachdenklich am Kopf. Nick schaute Blue an und sprach im gesenkten Tonfall "Da nimmt sich aber jemand selbst für ziemlich wichtig. Unser Andrew hat es mit dem sicherlich nicht leicht." Blue seufzte kurz und sagte leise zu Nick. "Ja, den werde ich mir noch ein bißchen...erziehen müssen. So einer hat mir in der ganzen Situation noch gefehlt. Grundsätzlich habe ich ja nichts gegen engagierte Leute, aber er darf nicht vergessen, dass seine Männer und Frauen das Rückgrat bei Unternehmungen sind. Und mir mißfällt im Moment der Umgang, den er mit seinen Trupp pflegt. Nicht nur wegen Andrew. Aber solche Dinge gerade zu ziehen, das ist ja nun mal meine Aufgabe..." "Schaffst du schon mit deiner umgänglichen Art, Großer. Bin mal auf die Neuigkeiten aus dem Commonwealth gespannt." sagte Nick interessiert. "Ich auch, Nick. Ich auch." sagte Blue.


    Zwanzig Minuten später legten sie an der alten Anlegestelle an, die sich am Strand von der Farm der Daltons befand. Zwei Siedler kamen ihnen mit gezogenen Waffen entgegen gelaufen. Blue ging voraus und die beiden steckten die Waffen wieder weg. "Hey Blue, schön, dass du uns mal wieder besuchen kommst. Gehören die Leute da auch zu dir?" fragte einer der beiden. "Ja, das sind... Freunde von mir, Caspar. Ich bräuchte eine längerfristige Unterkunft für sie. Ich habe auch schon mit Cassie gesprochen, sie ist damit auch einverstanden." sagte Blue freundlich. "Hey Alterchen, deine Freunde sind auch unsere Freunde, auch wenn sie vom Festland kommen. Sind bestimmt auch ähnlich patent wie du. Die können neben der alten Scheune ihr Lager aufschlagen. Die sollen nur aufpassen, dass sie mir nicht das Klingenkorn zertreten, da werde ich leicht ungehalten" sagte Mick lachend. Mick und Caspar waren zur Farm gezogen, nachdem sie von dem alten Nebelpirscher befreit worden war und hatten sogar einige der Nebelfänger aus Acadia aufgestellt.


    Sie hatten sich danach in kürzester Zeit mit Blue angefreundet und achteten auf die Farm. Cassie hatte Blue zwar die Farm mehr oder weniger vererbt. Solange Cassie aber noch lebte, behandelte Blue diese Farm, als wäre sie in Cassies Besitz. Dieses Verhalten rechneten Cassie und einige Far Harbor Bewohner ihm hoch an. Mick und Caspar waren mit darunter. Die Minutemen gingen von Bord und errichteten dort das Lager, wo Mick es ihnen empfohlen hatte. Ferrington lief an Blue vorbei, schüttelte den Kopf und er schien sich so etwas wie "...Alterchen...also wie respektlos ist das denn? ...so redetet man doch nicht..." vor sich hin zubrabbeln. Blue mußte schon ein wenig schmunzeln, als er das vernahm. Er musste dabei an Ronny und die anderen denken. Er vermisste seine anderen Freunde in letzter Zeit ein wenig. Mittlerweile hatte Blue so einige Spitznamen bekommen. Lulatsch, Großer, Grünschnabel und andere. Dabei war Alterchen noch ganz nett. Den Namen verband Blue mit einer besonderen Situation.


    Mick und Casper hatten gerade am Anfang Probleme mit einigen Fallenstellern gehabt. Blue war gerade vor Ort, als Mick Gesellschaft von zwei von denen bekam. Caspar war aber nicht da und da er sich von den beiden bedroht sah, rief er nach Blue. "Hey Alterchen, ich habe hier ungebetene Gesellschaft. Könntest du ihnen mal den Weg raus zeigen?" Die beiden Fallensteller lachten ihn aus und waren im Glauben, dass da ein alter Mann käme und freuten sich schon auf zwei neue Opfer. Das Lachen verging ihnen aber sofort, als sie Blue sahen und rannten um ihr Leben. "Also Mick, ich glaube die beiden haben den Weg schon alleine gefunden. Soll ich ihnen noch ein paar...freundliche Grüße nachreichen?" sagte Blue mit einem absolut trockenen Humor zu Mick. Der mußte lachen. "Also...ich glaube... die sehen wir hier nicht wieder..., da brauchst du nicht hinterher. Wenn die hier nochmal ihre Nasen blicken lassen, sage ich ihnen einfach dass ich dann...Alterchen holen gehe. Das sollte reichen." Und das war dann auch so. Seitdem machten die Fallensteller einen großen Bogen um Daltons Farm.


    Blue beobachtete seine Leute dabei, wie sie ihre Zelte aufschlugen und ein kleines und ordentliches Lager herrichteten. Ferrington kam zu ihm. "Darf ich stören, Sir?" fragte er Blue. "Hmm, was haben Sie auf dem Herzen Ferrington?" brummte Blue kurz angebunden. "Ich wollte Ihnen nur eine kleine, aber vielleicht für Sie erfreuliche Mitteilung machen. Colonel Garvey hat uns ein Funkgerät mit hoher Reichweite mitgegeben. Haben die beiden Chefingenieure in Ironworks neu entwickelt. Haben wir auch während der Reise ausgiebig getestet. Liegt sogar alles auf einer abhörsicheren Frequenz. Ist nur ein wenig anfällig, wenn ein starker Rad-Sturm aufzieht, aber man arbeitet dran. Vielleicht wollen Sie es ja morgen mal ausprobieren?" sagte Ferrington freundlich und erhoffte sich eine positive Rückmeldung. Er selbst hatte den Eindruck, dass er bei Blue zweimal in kürzester Zeit Bockmist gebaut hatte und wollte es irgendwie wieder gut machen.


    "Danke Ferrington, das ist wirklich eine gute Neuigkeit." freute sich Blue. Dann sah er ihn nachdenklich an. Ferrington wurde innerlich etwas unruhig, weil er nicht wußte, was jetzt noch von Blues Seite kam. "Ich glaube, wir beiden hatten keinen ersten guten Start. Aber die Situation hier ist schwierig, das hatte ich Ihnen ja bereits am Kai gesagt...ich werde Ihnen und den anderen morgen einige Dinge betreffend dieser Insel erläutern...und wenn Sie mir hier wirklich helfen wollen, ist es wichtig, dass Sie genau zu hören und dementsprechend agieren. Das ist extrem wichtig." sagte Blue ruhig. "Ich habe verstanden und es tut mir leid, wenn ich Sie in irgendeiner Form enttäuscht habe, Sir. Ich wollte nur meiner zugeteilten Aufgabe gerecht werden." sagte Ferrington nachdenklich. "Sie haben mich nicht enttäuscht und wir versuchen alle unserer Aufgaben gerecht zu werden. Manchmal gelingt das gut und manchmal weniger gut. Es ist nur wichtig, das man aus bestimmten Situationen lernt und die richtigen Schlüsse zieht. Aber genug der Moralpredigt. Sie alle hatten bestimmt einen anstrengenden Tag. Sehen Sie und die Männer zu, dass Sie sich noch ein wenig erholen." Ferrington verabschiedete sich mit militärischem Gruß und kam Blues Bitte umgehend nach. Blue wollte noch mit Andrew ein Gespräch führen und morgen gab es noch so einige Dinge mehr, die er erledigen mußte, damit der fragile Frieden auf der Insel nicht wieder ins Wanken geriet.

  • 111. Gesprächsbedürfnisse

    Blue war nach dem Gespräch mit Ferrington runter zum Strand gegangen und hatte sich dort auf die Steine gesetzt. Er streckte die Beine aus und lehnte den Oberkörper gegen einen großen Findling hinter ihm. Er war im Moment allein. Nick war bei Caspar und Mick und unterhielt sich mit ihnen über allerlei Geschichten von der Insel. Die Wellen brannten leise an den Strand und es schien eine sternenklare Nacht zu werden. Auch streckte der Mond schon sein rundes Gesicht gegen den Himmel. Nach einer Weile legte Blue seine Arme hinter den Kopf und schaute hinauf zum Sternenhimmel. Es waren unzählige Sterne zu sehen und das durchscheinende Band der Milchstraße schimmerte am Himmel. Kurz war eine Sternschnuppe zu sehen, die fast sofort wieder verglühte. Die Insel wirkte im Moment absolut friedlich und Blue genoss den Moment der Ruhe.


    Ein wenig später hörte er, dass sich jemand den Strand näherte. Er blieb aber absolut ruhig und in seiner Position sitzen, da er wußte zu wem die Schritte gehörten. "Ach, hier bist du, Blue. Ich wäre im Dunkeln beinahe über dich gestolpert. Das fasziniert mich in solchen Situationen jedes Mal an dir. Wie jemand es schafft, der so groß ist wie du, sich doch relativ unauffällig im Gelände verstecken zu können. Bei dem Licht hätte man dich auch fast für einen Stein oder ähnliches halten können." sagte derjenige. "Manchmal ist so eine...eigenwillige Färbung doch ganz nützlich. Andrew. Und du hast dich mal wieder unerlaubt von der Gruppe abgesetzt, oder? Wenn das der Lieutenant mitbekommt. Das wird langsam zu einer schlechten Angewohnheit von dir." sagte Blue schmunzelnd und im gespielten Ernst. "Willst du dich nicht links zu mir setzten? Dann fällst du nicht gleich so auf, falls dich ein besonderer Jemand suchen geht." fügte Blue hinzu.


    "Ähm ja, sieht ganz so aus, dass ich mir da was ganz Dummes angewöhnt habe." gab Andrew schmunzelnd zurück."Aber du wolltest mit mir ja in Ruhe sprechen, da blieb mir ja kaum etwas anderes übrig. Und gerne, danke für das Angebot. Du bist ja so breit, da falle ich neben dir gar nicht auf. Das habe ich nicht gerade laut gesagt, oder?" sagte Andrew plötzlich peinlich berührt, nachdem er festgestellt hatte, was er da gerade eigentlich gesagt hatte . "Hmm *leises Lachen* du hast es aber so was von laut gesagt. Aber es ist ja nun mal so...obwohl vielleicht habe ich ja auch zugenommen..." Blue schaute kurz an sich herunter. "...*wieder leises Lachen*... gut, dass ich nicht trinke, sonst könnte man das mit dem breit auch noch anders verstehen. Alles in Ordnung, Andrew. Ich weiss doch, wie du das meinst." grinste Blue amüsiert.


    Blue hatte Andrews ehrliche Art in letzter Zeit wirklich vermisst. Wenn Blue in manchen Fragen eine zweite oder dritte Meinung brauchte, griff er immer wieder gerne auf ihn zurück. Andrew scheute sich im Normalfall nicht davor offen und ehrlich seine Meinung begründet kund zu tun, und das schätzte Blue an ihm sehr. Die beiden standen sich mittlerweile ähnlich nahe wie Preston oder Pieper. Andrew hatte sich neben Blue gesetzt und schaute in die sternenklare Nacht. "Also, wenn du jetzt die Zeit und Ruhe hast, werde ich dir einen kurzen Bericht über das Commonwealth machen. Ltd. Ferrington wird, denke ich dir morgen, das Ganze in epischer Breite berichten. Da ich aber weiss, dass du gerne auch ein wenig vorabinformiert sein möchtest folgendes..." Blue hörte Andrew genau zu, fragte bei dem ein oder anderen kurz nach und schien am Ende von Andrews Erzählung zufrieden zu sein. "Danke Andrew, dann läuft es im Commonwealth augenscheinlich gut. Das ist beruhigend für mich zu wissen. Hier ist die Lage schwierig..." Blue erzählte im Gegenzug zusammengefasst, was hier auf der Insel nach seiner Ankunft alles passiert war.


    "Ach herrje, das klingt aber nicht gut. Und dann platzen wir auch noch mit rein..." Andrew hatte sofort verstanden, wie problematisch die Ankunft der Minutemen sein konnte. "Du hast also mehr oder weniger hier verdeckt gearbeitet und alles andere nicht erwähnt?" fragte Andrew nach "Ich fand es in dem Moment nicht besonders hilfreich. Jetzt werde ich Avery und den anderen einiges erklären müssen. Mal schauen, wie sie reagieren. Eigentlich hatte ich hier für später eine andere Herangehensweise geplant, aber nun ja...es ist jetzt nun mal so, wie es ist." sagte Blue ruhig und schaute wieder nach oben in den Sternenhimmel. "Ich kann und werde euch keinen Vorwurf machen. War ja so mit Preston abgesprochen. Ich werde sehen, wie es morgen weiter geht." Blue kratzte sich nachdenklich am Kopf. Die beiden blieben noch eine Weile am Strand sitzen und unterhielten sich über trivialere Dinge. Etwas später verabschiedete sich Andrew von Blue und schlich zurück zu seinem Lager. Seine Abwesenheit war scheinbar nicht aufgefallen. Eine ganze Zeit später stand auch Blue auf und zog sich in eine Ecke der Scheune zurück und verbrachte die Nacht dort.


    Blue wachte morgens auf. Es war draußen bereits hell und es herrschte schon rege Betriebsamkeit vor der Scheune und es roch nach gutem Essen. Caspar hatte über die Feuerschale draußen ein Dreibein aufgestellt und in der Mitte eine Art hängende Pfanne positioniert. Er schlug einiges an Eier von den Rad-Hühnern in die Pfanne und gab noch einige Zutaten mehr dazu. Er machte sein Spezialomlett und so wie es aussah für den ganze Gruppe. Einige der Minutemen standen um das Gestell herum und schienen mit Caspar Kochrezepte auszutauschen. Nick stand mit Andrew einige Meter davon entfernt und unterhielten sich scheinbar über einige Vorkommnisse auf der Insel. Ltd. Ferrington kam gerade aus seinem Zelt und sah noch ziemlich verschlafen aus und genehmigte sich erst einmal einen Klingenkornkaffee, den Mick ihm hingestellt hatte und sie unterhielten sich.


    Blue war aufgestanden und schaute sich das Treiben durch eines der dreckverkrusteten Fenster an. "Sieht ganz so aus, als würden die miteinander auskommen. Das ist schon mal gut." Blue zupfte sich ein wenig zurecht und beschloss dann nach draußen zu gehen. Allerdings ging er zur Seitentür raus und nicht vorne durch große Scheunentür. Er wollte sich noch ein wenig die Beine vertreten, bevor erneut ein für ihn gesprächsreicher Tag vor ihm lag. So gelangte er ungesehen runter zum Strand und lief ein wenig hin und her. Mittlerweile war Ferrington soweit wach, dass er nach Blue schauen wollte. Er ging zu Scheune und Mick kam mit. Mick öffnete eine der Scheunentür und beide traten ein. Dann stellten sie fest, dass niemand mehr in der Scheune war.


    Ferrington bekam sichtlich einen Schrecken und wollte gleich schon einen Suchtrupp zusammenstellen, als ihn Mick ausbremste "Ah, unser Alterchen ist wieder unterwegs..." "Mick, bei aller Liebe, aber können Sie ihn nicht resp..." sagte Ferrington, der sich wieder darüber zu echauffieren begann, wie Mick Blue betitelte. "Also Ferri, sind Sie immer so steif? Wenn er was dagegen hätte, hätte er uns das schon gesagt. Ich denke, ich weiß wo Sie ihn finden werden. So wie ich ihn kenne, vertritt er sich die Beine unten am Strand. Und für die paar Meter brauchen Sie sicherlich kein Suchtrupp. Er kann schon sehr gut auf sich aufpassen." sagte Mick fast schon ein wenig amüsiert über die Reaktion des Lieutenant. "Es heißt Ferrington" seufzte er. "Und danke, ich werde den General dann mal sofort aufsuchen..." "Ich würde Ihnen empfehlen zu warten, bis er zu Ihnen kommt..." sagte Mick im Nachgang. "Wieso, es ist doch äußerst wichtig, was ich..." entgegnete Ferrington. Dann schaltete Nick sich dazwischen, der das Gespräch mitbekommen hatte. "Ferrington, Sie sollten auf Micks Empfehlung hören, es sei denn Sie möchten "Beliebtheitspunkte" bei ihm sammeln. Er hasst es absolut, wenn man ihn so kurz nach dem Aufstehen mit Informationen so zuschießt, wie Sie es wahrscheinlich vorhaben. Nur so als Tipp. Müssen Sie natürlich selbst entscheiden" sagte Nick und wendete sich dann wieder Andrew zu.


    Ferrington blieb kurz verunsichert stehen und überlegt, wie er weiter vorgehen sollte. Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Blue kam vom Strand hinauf. Ferrington und die Männer wollten salutieren, Blue aber winkte ab. "Bleiben Sie bitte bequem und frühstücken Sie in Ruhe zu Ende. Wir haben heute noch mehr als genug Zeit fürs Protokoll." Ferrington wollte Blue bereits mit Informationen versorgen, als der zu ihm sagte "Lieutenant. Es ist schön, dass Sie jetzt schon so engagiert sind. Aber ich würde es vorziehen erstmal etwas zu Essen, wenn Sie nichts dagegen haben. Oder ist es ein Notfall?" "Ähm nein, Sir. Ich dachte nur...ich wollte..." fing Ferrington wieder an. Blue seufzte kurz. "Passen Sie auf Ferrington, ich werde ich Ihnen Bescheid geben, wenn ich etwas von ihnen benötige. Sie brauchen nicht schon an meinem Bett Spalier stehen. So etwas nervt mich nur ungemein. Ich sage Ihnen das jetzt im Guten. Ich weiss, dass es einige unter den Offizieren gibt, die das so wollen. Was ich übrigens nicht gutheiße. Ich hoffe, Sie berücksichtigen meinen Hinweis" "Ich...ich habe verstanden, Sir." sagte Ferrington kleinlaut und sagte danach erstmal nichts mehr.

  • 112. Inselspezialitäten

    Ferrington ging zu den Zelten und Blue suchte Caspar auf. "Na, auch eine Portion, Blue?" fragte Caspar grinsend. "Da fragst du noch, ich würde doch nie eine deiner Spezialzubereitungen verpassen. Aber nur, wenn noch genug für die anderen übrig ist." sagte Blue. "Aber klar doch, ansonsten kann ich jederzeit nach legen." sagte Caspar, nahm eine große Schüssel und machte die bis oben hin voll. Blue sah kurz auf die Schüssel und überlegte kurz. "Zu wenig?" fragte Caspar nach, der den Blick falsch interpretierte. "Nein keineswegs, dass ist schon eine ganz ordentlich Portion, auch für mich." sagte Blue und kratzte sich verlegen am Kopf. "Ich hatte nur etwas überlegt...würdest du mir noch eine extra Teller geben und voll machen. Ich würde das für jemanden mitnehmen." "Geht klar, hier bitte. "Caspar machte einen normal großen Teller voll und gab ihn Blue. Er bedanke sich bei ihm und zog mit seiner und der anderen Portion los. Er ließ sein Blick schweifen und schien jemanden zu suchen. "Ah da ist er ja, hatte ich mir auch nicht anders gedacht."

    Er ging los in Richtung des kleinen Minutemen-Lagers und auf eines der hinteren Zelte zu. Dort saß Ferrington. Er trank kurz von seinem Klingenkornkaffee und starrte nachdenklich vor sich hin. So bekam er im ersten Moment gar nicht mit, dass Blue im Anmarsch war. Erst als Blue etwa zwei Meter von ihm entfernt war, blickte er zufällig in seine Richtung und sprang dann sofort auf. "Entschuldigen Sie, Sir ich habe Sie gar nicht kommen hören, ich...habe es schon wieder verbockt, oder?" fragte Ferrington sichtlich über sich selbst frustriert. Blue seufzte. "Ferrington, kommen Sie mal mit mir mit. Unten am Strand gibt es eine schöne Stelle, wo man sich hinsetzen kann. Ich habe Ihnen auch etwas zu Essen mitgebracht. Ich glaube, wir beiden sollten uns mal in Ruhe unter vier Augen unterhalten." sagte Blue höflich. Der Lieutenant schaute total verunsichert. "Ähm, war das jetzt ein Befehl, Sir? Sie wollen mich bestimmt testen, oder?"


    "Nein, Ferrington. Es war eine Bitte. Sie können auch gerne hier bleiben, wenn Sie nicht möchten. Aber das sollten Sie wirklich probieren. Caspars Kochkünste sind wirklich hervorragend." Blue hielt ihm den Teller hin und Ferrington nahm ihn dankbar an. "Wie gesagt, ich bin unten am Strand, falls Sie sich doch anderes entscheiden." Blue drehte sich um und ließ den jetzt total verunsicherten Ferrington stehen. Dieser stand noch einen ganzen Moment dort und setzte sich dann Richtung Strand in Bewegung. Blue hatte sich mit angewinkelten Beinen wieder an die Stelle von gestern Abend gesetzt und zwar dort wo sich der große Findling befand und hatte mit dem Essen begonnen, als Ferrington ankam. Er blieb einen Moment stehen und schaute unsicher zu Blue. "Ferrington, Sie können sich zu mir setzten, wenn Sie wollen. Ich beiße nicht." sagte Blue mit einem leichten Grinsen. "Ich, ja...okay mache ich, Sir." Ferrington setzte sich hin, hielt aber respektvollen Abstand zu Blue ein.


    Er schaute noch einen Moment auf seinen Teller und dann kurz zu Blue. Nach einem weiteren Moment fing er dann endlich an zu essen. "Und wie finden Sie es?" fragte Blue ihn. "Was? Ach so, Sie meinen das Essen. Echt gut. Caspar kann wirklich gut kochen, gute Empfehlung von Ihnen." sagte Ferrington, aber immer noch mit einer Spur Unsicherheit. Die ganze Situation irritierte ihn offensichtlich immer noch. "Ferrington, Sie können sich entspannen. Sie sehen im Moment so aus, als würden Sie gleich am liebsten schreiend wegrennen. Und ich glaube, da bin ich auch nicht ganz unschuldig dran. Ich denke, ich war ein wenig zu streng mit Ihnen, Sie haben es ja nur gut gemeint. Es tut mir leid." sagte Blue freundlich zu Ferrington. Der verschluckte sich fast an seinem Essen, als er hörte, dass Blue sich bei Ihm entschuldigte und wußte erst einmal nicht, was er darauf antworten sollte.


    "Sagen Sie mal Ferrington, wo kommen Sie eigentlich her?" Blue versuchte ihm eine Brücke zu einem Gespräch zu bauen. "Nördliches Commonwealth, hinter Zimonja, so Randgebiet zum offnen Ödland hin. Aus einer kleinen Siedlung namens Taras Place, Sir. Warum fragen Sie, Sir?" fragte Ferrington nach "Weil ich den Hintergrund meiner Leute gerne kenne, und Sie scheinen ja noch recht neu dabei zu sein, zu mindestens war Ihr Name mir nicht geläufig, als Sie hier angekommen sind. Aber gut, ist ja mittlerweile auch kein Wunder, Sind ja doch ein paar Leute mehr geworden. Haben Sie eigentlich einen Vornamen?" "Ja habe ich, Sir. Felix. Und ich wurde in Starlight ausgebildet, wenn Sie ein paar weitere Infos über mich haben möchten." "Ach, vom guten Cutter also. Er hat ein gutes Händchen für Leute." sagte Blue.


    "Ja ein sehr patenter Vorgesetzter und die Ausbildung war auch hervorragend. Vor etwa einem Monat hat mich Colonel Garvey dann befördert und ich habe mich freiwillig für die Suchaktion gemeldet. So wie die anderen auch, Es wären noch mehr mitgekommen, aber der Colonel meinte, dass das zu viel Aufmerksamkeit erregen könnte. Wie hat er sich noch ausgedrückt?" Ferrington überlegte kurz. "Ach ja, Das ist eine Aufklärungsmission und keine Einmarsch. So hat er uns ein wenig gemischt und ich durfte die Gruppe dann unter meine Fittiche nehmen." sagte Ferrington nicht ganz ohne Stolz. "Darf ich fragen, warum Sie sich gerade für diese Mission freiwillig gemeldet haben?" fragte Blue neugierig. "Also einmal um neue Ort kennen zu lernen, Leuten in Not zu helfen und zum anderen nun ja, ich weiss nicht wie ich das sagen soll...ich war einfach neugierig auf Sie, Sir." sagte Ferrington verlegen und aß dann weiter. Blue fragte Ferrington noch das ein oder andere aus seiner Laufbahn als Minutemen.


    Einige Zeit später. Blue hatte mittlerweile seine Portion aufgegessen. Er stellte die Schüssel neben sich und machte dann die Beine lang. "Dann sind Sie ja noch ein Frischling, dass erklärt so einiges. Da haben Sie sich ja gleich eine ziemlich schwierige Mission an Land gezogen, ohne es wirklich zu wissen." sagte Blue nachdenklich "Das habe ich mittlerweile auch festgestellt, Sir. Aber davor scheue ich mich nicht. Ich möchte Ihnen einfach nur kompetent zur Seite stehen, aber..." seufzte Felix. "Das bekommen Sie schon hin, ich werde Ihnen noch den einen oder anderen Kniff beibringen. Das wird schon." Blue klopfte ihm während des Aufstehens leicht auf die Schulter und stand dann komplett. Ferrington war mittlerweile auch fertig, stand ebenfalls auf und stellte sich neben Blue. "Und was meinen Sie Ferrington? So in einer halben Stunden unsere Besprechung mit den anderen?" "Okay, ich sage unseren Leuten Bescheid. Und Danke, Sir für das Gespräch." bedankte er sich bei Blue. "Für solche Dinge bin ich ja nun mal auch da. Ich werde noch einen Moment hier bleiben. Ich möchte noch über das ein oder andere Nachdenken. Ich komme gleich nach."


    Eine halbe Stunde später fand dann die Besprechung statt. Felix Ferrington berichtete sehr detailliert über die Vorkommnisse im Commonwealth. Es hatte sich einiges in Blues Abwesenheit getan. Den Minutemen waren fast alle Siedlungen im näheren Bereich der ehemaligen Stadt Boston zugehörig. Ausnahmen waren Covernant, Warwick und einige Siedlungen, die noch weiter draußen lagen. Nordhagen Beach hatte auch darum gebeten aufgenommen zu werden und befand sich gerade in der Eingliederungsphase. Auch wurde weiter an dem Siedlungsprojekt weitergearbeitet, aufgrund der neuen Zugänge an Siedlungen verlangsamte sich der Prozess zwar, aber durch neue Idee kam man grundsätzlich weiter. Auch in der Forschung in Ironworks lief alles gut. Man machte erste Versuche in Richtung Stromversorgung und hatte dabei die alten Staumauern in der näheren Umgebung ins Auge gefasst. Der Handel zwischen Bruderschaft und dem restlichen Commonwealth lief auch rund und das Institut verhielt sich im Moment weiterhin ruhig


    Nachdem Ferrington mit seinem Bericht fertig war, erklärte Blue seinen Leuten die derzeitige Situation auf der Insel und bläute ihnen regelrecht ein, sich möglichst zurückhaltend und diplomatisch zu verhalten. Auch ging er sehr lange auf die Gefahren ein, die hier in besonderer Weise herrschten. Viele der Kreaturen, die hier lebten waren im Commonwealth komplett unbekannt. Im Anschluss sah Blue ein weiteres Gespräch mit Ferrington und Flux vor. Es gab einige Dinge, die nur einige wenige ausgewählte Leute wissen sollten. Das betraf insbesondere die Kinder des Atoms.

  • 113. Moralfragen

    Blue bat Flux und Ferrington ihm runter zum Strand zu folgen. Die beiden sahen sich fragend ein, sagten aber nichts und folgten Blue, bis sie außer Hörweite der anderen waren. "Ich muss mit Ihnen beiden einige sehr wichtige Dinge besprechen. Das was ich Ihnen beide erzähle muss unter uns bleiben. Ich verpflichte Sie beiden zur absoluten Geheimhaltung darüber. Es ist so, daß..." sagte Blue selbst für Andrew ungewohnt ernsten Stimme und erzählte den beiden ins kleinste Details, was er herausgefunden hatte. Über die Kinder des Atoms und Tektus und DiMa. "...und deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie auch unsere Leute im Auge behalten. Wir werden auch die eine oder andere Mission an bestimmten Orten zusammen ausführen. Doch da möchte ich erst die Vorortsituation auskundschaften. Halten Sie sich erstmal alle von Far Harbor, Acadia und vor allem vom Nukleus fern. Ich werde heute noch mit den Leuten in Far Harbor sprechen und ihnen einiges erklären. Acadia ist den Minutemen wahrscheinlich grundsätzlich nicht schlecht gesonnen, aber ich möchte trotzdem erst mit DiMa reden. Haben Sie beiden alles verstanden, oder haben Sie noch Fragen?" Beide überlegten einen Moment.


    Flux schüttelte den Kopf. "Keine Fragen, Sir." Ferrington schien angestrengt über etwas nachzudenken. "Ich habe eine Frage und ich bitte Sie das nicht falsch zu verstehen, aber warum setzten Sie die Minutemen nicht als Streitschlichter, wie im Commonwealth ein. Ausserdem könnten wir die beiden Fraktionen doch mit genug Leuten in Schach halten. Genug Schlagkraft hätten wir doch" fragte Ferrington. "Weil die Ausgangslage eine andere ist. Die Leute hier sind extrem mißtrauisch. Hilfe annehmen ist eine Schwäche für sie. Sie haben sich schon sehr schwer getan mir zu vertrauen. Und die andere Option möchte ich eigentlich nicht einsetzten...Das wäre entgegen dem, wofür die Minuteman stehen...das wäre die allerletzte Option. Ich möchte Kollateralschäden jeglicher Art vermeiden" erklärt Blue ruhig. "Aber wäre es nicht die effizienteste und schnellste Art, diese Problematik aufzulösen, Sir?" fragte Ferrington nach.


    Blue sah ihn nachdenklich an "Sie könnten auf die Dauer der Zeit von beiden Seiten dann als Feind angesehen werden und haben am Ende wahrscheinlich mehr Probleme als vorher. Irgendwann werden Sie dagegen brutal vorgehen müssen, und das kann eine ganze Kaskade anderer Problem auslösen...ich denke Sie verstehen, worauf ich hinaus will, oder? Eine diplomatischen Weg zum Frieden ist immer der längste und erfordert viel Geduld und manchmal auch Einfallsreichtum, aber er ist am Nachhaltigsten. Und diese Möglichkeiten möchte ich erst ausschöpfen, bevor zu anderen Mitteln gegriffen wird." erklärte er Ferrington seine Sichtweise der Dinge. "Das habe ich gar nicht so weit bedacht...ja...das kann auch gut gemeint ins Gegenteil umschlagen..." sagte Ferrington mehr zu sich "...*grübeln*...jetzt verstehe ich so langsam...warum Sie so häufig nachdenken...und mit Bedacht vorgehen..." Dann sah Ferrington Blue direkt an. "Wäre ich an Ihrer Stelle gewesen, hätte ich wahrscheinlich schon eine Menge falscher Entscheidungen getroffen..." Blues Antwort darauf erschreckte und faszinierte ihn gleichzeitig und brachte ihn noch mehr ins Grübeln.


    "Das mit den falschen Entscheidungen kommt auf die Sichtweise an, Ferrington. Es kommt darauf an, welche Ziele Sie sich als Anführer gesetzt haben und welches Gewissen Sie besitzen. Sie könnten brutal und gnadenlos vorgehen. Und Ihre Leute als Kanonenfutter in die Hölle schicken und damit auch Ihre Ziele erreichen. Die Frage ist doch, wie Sie selbst damit umgehen, wenn vor Ihnen Menschen stehen, die Sie abgrundtief hassen, für das was Sie getan haben und verurteilen. Auch wenn es vielleicht einem höheren und guten Zweck gedient hat. Und manches Mal entwickelt sich eine vermeintlich gute Entscheidung in etwas absolut Gegenteiliges. Das ist nicht immer einzuplanen." Blue seufzte, als er das sagte. "Aber ich glaube, ich habe Ihnen nun lange genug einen Vortrag über Moral und Gewissen gehalten." "Das war schon in Ordnung, Sir. Ich habe nur festgestellt, wie einseitig meine bisherige Sichtweise war...das war hilfreich." sagte Ferrington sehr nachdenklich. Im Anschluss erläuterte Blue kurz noch das ein oder anderen Vorgehen seinerseits. Dann waren sie mit dem Gespräch durch. Blue teilte den beiden mit, dass er sich nun mit Nick nach Far Harbor aufmachen wollte. Er gab beiden aber noch einen Auftrag. Sie sollten sich ein Angriffstaktik für das Harbor Grand Hotel überlegen.


    Nick und Blue verabschiedeten sich von dem Rest der Gruppe und machten sich zu Fuß auf den Weg nach Far Harbor. "Hast du eigentlich gesehen, wie gut sich Mick und Caspar mit unserer Gruppe aus dem Commonwealth verstehen? Die beiden haben den anderen ja praktisch Löcher in den Bauch gefragt und schienen total fasziniert von den Minutemen zu sein." sagte Nick während des Laufens. "Habe ich festgestellt. Für Inselbewohner sind die beiden wirklich sehr offen." sagte Blue relativ angebunden. "Dich belastet doch schon wieder was. Das höre ich doch an deiner Stimme. Was kann Dr. Nick heute für dich tun?" grinste er. "Ach, ist schon wieder Zeit für den Kopfdoktor?" spöttelte Blue mit einem Schmunzeln zurück.

    "Ich weiß nicht Nick, mir gefällt das alles nicht...ich spiele hier im Moment mit dem Feuer, zu mindestens habe ich das Gefühl...ich verstehe mich sowohl mit Far Harbor, als auch mit den Kindern des Atoms gut...aber zu welchem Preis...nach meinem Moralverständnis...hintergehe ich sie ja schon fast...hätte ich am Anfang Avery nicht mehr zu mir erzählen müssen? Überleg mal, was hätte passieren können, wenn wir nicht in Far Harbor gewesen wären...Das hätte durchaus in einem Blutbad enden können..." Blue hatte die Aktion am Kai doch mehr mitgenommen, als Nick gedacht hatte. "Blue, du solltest dir deswegen keine Vorwürfe machen. Dieser Idiot Allen Lee und ähnlich geartete Leute sind doch das eigentliche Problem. Und das andere? Welche Option bliebe uns denn? Ich glaube, unser Weg ist richtig, den wir in dieser Sache gehen." sagte Nick. "Manchmal muss man die Leute verdeckt in die richtige Richtung schubsen." Blue überlegte kurz. "Hm, das ist auch eine Sichtweise..., danke Nick." Beiden liefen weiter. Gegen Nachmittag kamen sie in Far Harbor an.

  • 114. Gleich klatscht es, aber keinen Beifall

    Avery, Teddy, Cassie und die Seefahrerin standen Allen und Sandra Lee gegenüber. Sie stritten sich lautstark, als Nick und Blue den Eingang von Far Harbor betraten. Beide bekamen Gesprächsfetzten des Streites mit. "Na, das kann ja gleich heiter werden. Die Ankunft meiner Leute am Kai scheint ganz schön Wellen geschlagen zu haben. Wie ich es befürchtet hatte." dachte Blue bei sich. "Ich habe euch gesagt, man kann den Festländern nicht trauen. Von denen..." sagte Allen mit aufhetzender Stimme. "Allen, halt einfach mal deine verdammte Klappe. Du hast mit deiner Art schon genug Scherereien angerichtet. Er hat Far Harbor mehr als einmal geholfen und selbst unsere Sitten und Gebräuche geachtet." sagte die Seefahrerin genervt. "Er wird seine guten Gründe haben, uns bestimmte Dinge nicht erzählt zu haben. Er ist wahrscheinlich nur sehr vorsichtig gewesen, um seine Leute nicht zu gefährden. Machen wir hier doch auch nicht anders. Schon mal daran gedacht, Allen?" pflichtete Teddy der Seefahrerin bei. "Und außerdem, Allen, wenn er so gefährlich wäre, wie du uns gerade mal wieder weiss machen willst, hätte er sich gar nicht die Mühe machen müssen uns zu helfen. Darf ich dich daran erinnern, dass er den alten Nebelpirscher alleine fertig gemacht hat?" sagte Avery.


    Das ging noch eine ganze Zeit zwischen den Sechsen hin und her. Nick und Blue hatten sie aufgrund ihres Streites noch nicht wahrgenommen. "...Pff. Das ist mir egal. Den Großen werde ich zwangsläufig akzeptieren müssen, da er uns ja ach so toll geholfen hat. Aber er soll seine Leute wegschicken, die haben hier nichts verloren, das ist unsere Insel. Die kommen mir noch auf dumme Gedanken. Ich werde denen das persönlich sagen..." sagte Allen weiter sturköpfig. "Hast du dich jetzt zu unserem Anführer aufgeschwungen, Allen? Ich denke, dass Avery hier noch das Sagen hat" sagte Teddy wieder und die Antwort von Avery ließ auch nicht lange auf sich warten. "Du wirst nicht dorthin gehen, Allen." sagte Avery gereizt "Ach, willst du mir das etwa verbieten, ja? Ich werde..." Allen kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Blue hat das Gespräch die ganze Zeit verfolgt und merkte, dass sich es sich immer weiter hoch schaukelte und intervenierte, indem er sich in das Gespräch einmischte. Avery und Teddy schauten zunächst irritiert, da sie die beiden erst jetzt bemerkt hatten. Die Seefahrerin und Cassie hatten ein Lächeln auf den Lippen. Allen Lee und seine Schwester waren wenig begeistert.


    "...nirgendwo hingehen, Allen. Meine Leute werden bleiben und eine Warnung an dich, wenn du...in irgendeiner Form ihnen schadest, haben wir beide ein großes Problem miteinander." sagte Blue mit einem warnenden, leicht grollenden Unterton in seiner Stimme. "Ihr habt nichts zu befürchten und sie werden Far Harbor nicht betreten. Es sei denn, ihr erlaubt es ihnen." Blue wendete sich beim Sprechen an Avery. "Avery hättest du einen Moment für mich? Ich möchte dir die Sache erklären und ein gewisses Mißtrauen diesbezüglich aus der Welt schaffen." fragte Blue sie höflich. "Natürlich, komm wir gehen zu mir ins Haus, da können wir in Ruhe reden." sagte Avery und schaute Allen dabei mit einem strafenden Blick an. Der sah Avery mit einem finsteren Blick zurück an, verzog sich dann aber mit seiner Schwester zurück in seinen Laden. Blue folgte Avery ins Haus. "Also Blue, ich höre...wer sind diese Leute und was hast du mit ihnen zu schaffen?" fragte sie Blue ernst.


    Blue fing an, Avery zu berichten. "Also Avery, folgendes..." Er schilderte, was zur Zeit im Commonwealth passierte und stellte ihr die Minutemen vor. Einige Dinge behielt Blue erst einmal wohlweißlich für sich. Avery hörte aufmerksam und interessiert zu und fragte zwischenzeitlich das eine oder andere nach. Nach etwa einer Stunde war Blue fertig und hatte Averys Fragen beantwortet. Avery seufzte. "Also so, wie ich es mir gedacht habe. Allen hat Unrecht. Wenn du so wärest, wie Allen das versucht darzustellen, hättest Far Harbor damals beim ersten Zusammentreffen nicht helfen müssen. Ganz im Gegenteil, wir waren damals extrem verwundbar...und dir wäre es ein leichtes gewesen uns in sehr große Schwierigkeiten zu bringen..." Avery machte eine kurze Pause und sah Blue mit verengten Augen an "...ich würde sogar so weit gehen...dass du Far Harbor einfach über die Planke hättest gehen lassen können. Nach Allens Argumentation. Nein, du gehst noch hin und hilfst mir und meinen Leuten. Und dass obwohl dich Allen bedroht hat...wobei wenn ich die Aktion mit dem Kapitänstanz und dem alten Nebelpirscher berücksichtige...frage ich mich, ob du Allen überhaupt so weit hättest kommen lassen? Du hättest ihn auch einfach... " sagte Avery und sah Blue jetzt nachdenklich an.


    "Avery, ich versuche nur Leuten zu helfen, die in Gefahr sind oder Hilfe benötigen. So wie ich mit Nick auf die Suche nach Kasumi gegangen bin. Ich fand es damals einfach nicht so erwähnenswert...aber das Warum und Wieso hatte ich dir ja gerade geschildert. Und ja...ich hätte mich definitiv nicht von Allen über den Haufen schießen lassen...aber ich hätte ihn ausser Gefecht gesetzt. Avery, auch wenn mein Äußeres etwas anderes vermittelt...ich...bringe niemanden gerne um. Außer er hat es wirklich verdient." Blue seufzte. "Ich hoffe, ihr vertraut mir auch weiterhin, wie vorher." "Die meisten in Far Harbor sehen es ähnlich wie ich. Nur Allen den alten Dickkopf...ach dieser verdammte Idiot...er macht es wirklich nicht einfach. Ich werde den anderen alles erzählen. Und ein Auge auf Allen haben. Auch deine Leute können gerne nach Far Harbor kommen, solange sie sich an unsere Gepflogenheiten halten." sagte Avery. "Aber so wie ich ich dich mittlerweile kenne, hast du sie schon über solche Dinge informiert." sagte Avery mit einem leichten Lächeln. "Danke Avery, ich bin wirklich froh, dass wir das Ganze aus der Welt schaffen konnten." sagte Blue und schien äußerlich beruhigt.


    Nick hatte während des Gesprächs zwischen Blue und Avery draußen gewartet und beobachtete die Leute in Far Harbor. Allen stand ziemlich verdrießlich am Verkaufstresen seines Ladens. Er ärgerte sich scheinbar immer noch über Averys Ansage, aber ihm blieb im Moment nichts anderes über. Der größte Teil der Bewohner von Far Harbor stand auf Averys Seite und vertraute daher auf ihr Urteilsvermögen. Blue trat aus dem Haus von Avery und verabschiedete sich dankbar von ihr und ging dann zu Nick. "Und Großer, wieder alles eingerenkt bekommen?" fragte Nick neugierig nach. "Ja, ich denke schon. Avery hat Verständnis für mein Verhalten gehabt und vertraut uns weiterhin." sagte Blue zu Nick und flüsterte dann leise zu ihm "Sie ist um einiges weitsichtiger, als eine bestimmte Person, die gerade wieder dabei ist, uns beide mit Blicken zu durchbohren." Allen schaute gerade zu den beiden hinüber und seine Blicke sagte mehr aus, als tausend Worte.


    Blue hatte für den Bruchteil einer Sekunde das Bedürfnis zu Allen hinzugehen und ihn einfach k.o zu schlagen. Allens gefährliche Art gegenüber Fremden begann in Blue langsam eine Art Hass zu verursachen. Blue schüttelte sich bei diesem kurzen Gedanken seinerseits und fühlte wieder eine Zerrissenheit. Seine beiden innerlichen Seiten finden nach längerer Zeit wieder ein kurzes Streitgespräch an, ähnlich in der Art, bevor er sich mit Ältesten Maxson gestritten hatte. Seine beiden streitenden Seiten kamen unter anderem dann zum Vorschein, wenn Blue sich sehr über sich selbst ärgerte.


    Das war in diesem Moment kurzzeitig der Fall gewesen. Blues emotionale, wütende Seite "Dieses kleine arrogante, überhebliche A(zensiert), ich würde ihn mir am liebsten in einem unbeobachteten Moment schnappen und ihm einfach den Hals umdrehen. Dann hätten wir endlich ein Problem weniger" *wütendes Brummeln* Dann die logische Seite, kühle Seite "Wenn du das tust, du alter Dummkopf, begibst du dich genau auf die Seite, wo Allen dich gern hätte und wo dich die anderen sehen sollen. So sind wir nicht, mein...Freund. Nein, darauf fallen wir nicht rein... " *beruhigende Stimme* Wieder die andere Seite "Das wäre ausnahmsweise aber schön einfach, du Torfkopf. Dann müßten wir nicht so viel Zeit und Energie für so etwas...verschwenden. Dann würden die anderen wenigstens auch nicht aufbegehren..." Dann die andere Seite "Du willst wirklich mit sowas anfangen? Und gerade du hältst Ferrington einen Vortrag über Moral? Bist ja ein tolles Vorbild" *sarkastische Stimme*


    Blue ballte kurz die Fäuste und schloß die Augen für einen Moment. Dann war der Streitmoment wieder vorüber und Blue hatte sich wieder vollständig im Griff. "Diesen Gefallen werde ich Allen definitiv nicht tun." brummte er leise in sich hinein. Nick hatte mitbekommen, dass Blue sich gerade sehr über etwas ärgerte. Er kannte ein ähnliches Verhalten von Blue bereits aus wenigen Situationen und fragte sich worüber er sich gerade innerlich so aufregte. Nick beschloss, aber zunächst zu warten und ihn zu fragen, wenn sie auf den Rückweg zur Farm waren. Blue ging zu Cassie und fragte sie kurz etwas. Diese nickte darauf hin und nahm dann die linke Hand in ihre eigene Hand, was aufgrund des Größenunterschieds merkwürdig aussah. Dann tätschelte Cassie Blues Hand und sagte etwas zu ihm. Nick konnte es nicht verstehen. Es schien aber etwas überaus Freundliches zu sein. Blue schien danach ein wenig verlegen zu sein. Einige seiner Gesichtspartien hatten in sich Richtung eines tieferen Blaus verfärbt, was bei ihm wohl gleichbedeutend mit einem Rotanlaufen aus Verlegenheit bedeutete.


    Blue verabschiedete sich von ihr und kam wieder zu Nick zurück. Der hatte schon ein süffisantes Grinsen aufgelegt und wollte schon etwas sagen, als Blue im zuvor kam. "Nick, ich warne dich...verkneif dir den Spruch..." sagte Blue immer noch verlegen über das, was Cassie zu ihm gesagt hatte. "Komm, lass uns zurück zu den anderen. Ich habe heute noch einiges zu erledigen." "Geht klar, Herr General." Blue verdrehte die Augen. "Nick, ich weiß dass du mich gerade versuchst aufzumuntern, aber das ist gerade nicht...der richtige Zeitpunkt." sagte Blue mit gedämpfter Stimme.


    Beide verließen Far Harbor und liefen eine ganze Zeit ruhig nebeneinander. Die Insel, auf der Longfellow sein Haus hatte glitt langsam an der rechten Seite an ihnen vorbei und in einiger Entfernung konnte man bereits das alte Cliffs Egde Hotel stehen sehen. Sie würden bald zur Straßenkreuzung kommen, wo sich der Weg Richtung Acadia und zum nördlichen Teil der Insel gabelte. "Was war eigentlich gerade mit dir in Far Harbor los. Als Allen uns so "überaus begeistert" angeschaut hat?" wollte Nick von Blue wissen, "Ich will darüber nicht reden, Nick" blockte Blue ab. Er ärgerte sich immer noch über diese Gedanken, den er bezüglich Allen gehabt hatte. "Lass mich raten, Großer? Du hättest Allen am liebsten in dem Moment um die Ecke gebracht. Habe ich Recht?"


    Blue blieb stehen und sah Nick erschreckt an. "War das dort so offensichtlich, Nick?" "Nein, ich kenne dich nur sehr gut. Und ich kann das also als ja annehmen. Du solltest Allen versuchen zu ignorieren, ich glaube der will dich wirklich reizen. Der ist so, und der wird sich auch nicht mehr ändern. Irgendwann wird er damit ganz gewaltig gegen eine Wand laufen. Selbst die Leute in Far Harbor nehmen Abstand von ihm" sagte Nick beruhigend zu Blue "Ich weiss Nick, aber du weißt, ja wie ich auf bestimmte Dinge reagiere. Ich..." Blue hörte mitten im Satz auf zu sprechen und lauschte. Nick hatte auch etwas gehört.


    "Hey, Metallmann meiner sein. Du können dich mit dem komisch blauen Bruder befassen." "Warum? Du sonst immer bekommen schöne blinkie Sachen." Vor Nick und Blue waren zwei Supermutanten auf der Straße augetaucht. Sie schienen von Cliffs Egde Hotel herunter gekommen zu sein. Früher fand man dort nur die ein oder andere kleine Gruppe wilder Ghule, aber seit einiger Zeit hatte sich dort oben eine Gruppe Supermutanten festgesetzt. Longfellow hatte Nick und Blue ein wenig über die Geschichte des alten Hotels erzählt. Er selbst wollte das alte Gebäude besucht haben, aber die derzeitigen "Hotelgäste" verhinderten das. "Das hat mir gerade noch gefehlt." brummte Blue gereizt. Er hatte im Moment ausgesprochen schlechte Laune wegen Allen. "Und dann noch so nah an Far Harbor und an Longfellow. Ich glaube, ich werde noch ein wenig Großreine machen, bevor wir weiter ziehen. Was meinst du Nick?"


    Nick sah Blue an und sagte auf seine unnachahmliche Art "Dann lasse ich dir den Vortritt. Würdest du ihnen bitte erklären, dass ich Ihnen nicht gehören möchte." Blue trat vor Nick und auf die beiden Supermutanten zu. "Erstens, ihr lasst eure Finger von meinem Freund und zum zweiten schiebt eure hässlichen Visagen zur Seite und lasst uns vorbei." brummte Blue angesäuert "Das müssen du gerade sagen, du sehen aus wie Farbtopf gefallen und dich merkwürdig benehmen... ich dir gleich eine runterhauen." sagte der Supermutant deutlich aggressiver als vorher. "Dann komm doch her. Du benimmst dich wie ein feiges Rad-Huhn." sagte Blue in einem ähnlich aggressiven Ton und fing an ein Huhn zu imitieren. "Du das zurücknehmen" brüllte sein Gegenüber und rannte auf Blue mit einem riesigen, selbstgefertigten Schwert zu. Das Schwert war fast so lang, wie Nick groß war. Dann hieb der Supermutant Richtung Blue zu. Der tauchte unter dem Schlag weg und fing an den Supermutanten mit seinem Hammer regelrecht zu verprügeln. "Ich...habe...gesagt...ihr sollt...mir aus dem Weg gehen... *schnauben*...aber...wer nicht...hören...will..." Nach vier Schlägen lag derjenigen tot auf der Straße und der zweite konnte gar nicht so schnell reagieren, wie Blue zum Angriff überging.


    Der andere Supermutant hatte zwar noch die Schusswaffe gezogen, Blue schlug ihm aber mit einem gezielten Schlag die Waffe aus der Hand. Dann erfolgt ein einhändiger Schlag mit dem Hammer in die Magengegend und Blues Faust landet mit voller Wucht im Gesicht des Supermutanten. "Hier eine Runde Gesichtsapplaus...geht aufs Haus." brummt Blue böse. Der andere landete nur wenig später auch auf der Strasse. Blue schob die beiden ein wenig später von der Strasse herunter. "Nick, wir sollten da oben einmal nachsehen und aufräumen, nicht das Longfellow noch Besuch von denen bekommt." sagte Blue wieder ausgeglichener. "Sehe ich genauso." stimmte Nick zu. So schlugen die beiden den Weg zum Cliffs Egde ein und innerhalb von einigen Stunden hatten sie es von den Supermutanten befreit und machten sich auf den weiteren Weg. Blues Zorn auf Allen war mittlerweile verraucht und er hatte sich geschworen, sich nicht weiter von ihm reizen zu lassen.

  • 115. Ungeklärte Verhältnisse

    Nick und Blue liefen die alte Küstenstraße entlang und erreichten ohne weitere Verzögerung wieder die Farm. Es war bereits später Vormittag als sie dort oben ankamen. Die Säuberung des Cliffs Edge hatte Blues Planung für diesen Tag zurück geworfen. Aber andererseits hatten beide eine weitere mögliche Gefahr für Far Harbor schon im Keim erstickt bevor sie zu groß geworden wäre. Blue hatte auf den Weg beschlossen, Preston heute noch über das neue Funkgerät zu kontaktieren. Er war gespannt, ob das so problemlos funktionierte, wie Ferrington ihm das erzählt hatte. Er war schon ein wenig Stolz auf die Leute in der Forschungsabteilung von Ironworks. Sie machten wirklich gute Vorschritte.


    Das war letztendlich auch der Tatsache zu verdanken, dass die beiden Pendeltons ihr Wissen mitgebracht hatten und man es auch um neues ergänzte. "Das passiert halt, wenn man vernünftigt zusammenarbeitet und bestimmte Äußerlichkeiten sein lässt. Manchmal wünschte ich, Maxson wäre nicht so kurzsichtig. Aber nun ja, wir werden sehen müssen, wie sich das im Commonwealth weiterentwickelt. Erst einmal müssen wir hier die Fronten klären. Aber ich bin gespannt, was Preston noch so zu berichten hat." dachte Blue bei sich und lief gedankenverloren weiter. Auch Nick schien über etwas Nachzudenken. Beide passierten die Nebelfänger, die auf dem Gelände der Farm der Daltons standen. Einige Minutemen hielten Wache und der Rest saß um ein großes Lagerfeuer und lauschte Caspars Erzählungen. Der erzählte gerade einige spannende Geschichten über die Insel. Blue holte sich das Funkgerät aus Ferringtons Quartier. Der bekam es aber nicht mit, da er mit den anderen am Feuer saß. Blue verschwand mit dem Gerät in die alte Scheune. Er hatte sich dort erst einmal häuslich eingerichtet. Er zog die Scheunentür zu.


    Nick gesellte sich zu Mick, der grade dabei war, die Restarbeiten für heute am Klingenkorn zu machen. "Ach schön. Ihr beiden seid wieder da. Und konntet ihr in Far Harbor alles klären? Allen Lee hat euch bestimmt Probleme gemacht? Alterchen sah ganz schön nachdenklich aus, als er in die Scheune verschwunden ist. Weiß du, mit wem er da spricht?" Mick war von Natur aus schon sehr neugierig und so fragte er Nick nach seiner Ankunft geradezu Löcher in den Bauch. "Ja und ja. Ich vermute mal mit Preston." sagte Nick. "Also mit Colonel Garvey, richtig? Ich habe heute so viel Namen kennengelernt, da wollte ich nur wissen, ob ich die mir richtig gemerkt habe. Die Minutemen scheinen ja echt eine echt patente Gruppe zu sein. Aber auch kein Wunder, wenn Alterchen der Anführer ist. Sag mal Nick, ich hätte da mal eine Frage..." Mick schien die Frage etwas unangenehm zu sein. "Frag ruhig. Du löcherst mich ja schon die ganze Zeit." sagte Nick schmunzelnd.


    "Meinst du, die Minutemen nehmen noch Leute auf? Also ich...und auch Caspar...hatten mit dem Gedanken gespielt bei ihnen mit zumachen." fragte Mick schon fast verlegen. Nick schaute ein wenig erstaunt. "Ihr als Inselbewohner? Ich dachte immer, ihr wäret froh Ruhe vor den Festländern zu haben und euer eigenes Leben zu leben." "Ja, Nick...weiss du...wir werden hier auf der Insel...immer weniger...und ich glaube ein falscher Stolz...ist da mit dran schuld. Und Alterch..., Blue und seine Leute...ich finde das Gemeinschaftsgefühl einfach gut. Es fühlt sich...irgendwie richtig an. Zusammen was zu bewegen. Und was meinst du, ob wir auch dabei sein können?" erklärte Mick und fragte Nick. "Also, ich wüßte nicht was dagegen sprechen würde. Aber weißt du was, warum fragst du den Großen nicht selbst, wenn er wieder bei uns ist." sagte Nick. "Danke für den Hinweis, das wäre wirklich gut, wenn das passen würde. Ich werde gleichmal auch was zu essen für uns alle zaubern. Caspar kommt glaube ich gar nicht mehr aus dem Erzählen heraus. Und außerdem, vielleicht muss ich ja jemand bestimmtes noch ein wenig...gütlich stimmen" sagte Mick mit einem breiten Grinsen und zwinkerte Nick kurz zu. Der lachte kurz, weil er wußte, was Mick damit meinte.


    Während sich Nick und Mick draußen unterhielten, fingerte Blue an dem Funkgerät herum und ärgerte sich mal wieder über seine viel zu großen Hände. Nach einiger Zeit schaffte er es dann doch, das Funkgerät so einzustellen und bekam eine relative störungsfreie Verbindung hergestellt. Preston freute sich sehr, Blue endlich mal wieder zu hören und so unterhielten die beiden sich sehr lange miteinander. Auch Preston bestätigte, dass im Commonwealth gut lief, wies ihn aber darauf hin das sowohl Danse als auch Deacon nach ihm gefragt hatten. Deacon kam eine wahrheitsgemäße Aussage, was zurzeit los war. Danse bekam nur die Information, das Blue einen besonderen Auftrag erledigen wollte und Preston nichts Weiteres wüsste. Danse akzeptierte die Aussage auch, da er wußte das Blue als Anführer der Minutemen auch andere Verpflichtungen hatte.


    Preston hatte Danse wohlweißlich keine Informationen über mögliche Synthverwicklungen zukommen lassen. Blue berichtete Preston in aller Ausführlichkeit, was auf der Insel los war und der seufzte am anderen Ende. "Na, da hast du ja noch ganz schön zu tun, Mann" sagte Preston. "Aber mach in Ruhe, wir bekommen das hier schon ganz gut hin. Ansonsten eröffnen wir demnächst eine Standleitung nach Far Harbor." lachte Preston. Beide verabschiedeten sich voneinander und Blue versprach sich in regelmäßigen Abständen zu melden. Blue schaltete das Funkgerät aus, nahm es und ging nach draußen. Es dämmert bereits. Das Lagerfeuer brannte immer noch hell.


    Blue brachte das Funkgerät zurück zu Ferringtons Zelt und deponierte es dort. Die Leute saßen immer noch um das Feuer und einer der Minutemen erzählte diesmal. Es schien einer der Veteranen zu sein, der den jüngeren Minutemen seine Geschichten zum Besten gab. Ein paar Meter dahinter kochte Mick in einem großen Topf Suppe. Caspar und Nick saßen auf zwei kurzen Baumstümpfen, die man kurzer Hand als Sitzmöbel umfunktioniert hatte und lauschten ebenfalls. Hier waren Leute zusammen, die teils unterschiedlicher nicht sein konnten und jeder seine ganz eigene Lebensgeschichte hatte. Ein Synth, mehrere Ghule und Menschen saßen zusammen. Es herrschte eine friedliche Atmosphäre und selbst Blue war froh, dass man mal für einen Moment nicht an den täglichen Überlebenskampf denken musste.


    Er hatte eigentlich noch vorgehabt, Ferrington und Flux zu ihren Angriffsideen betreffend des alten Harbor Grand Hotel abzufragen, da er die Nuklarcodes relativ zügig bergen und unschädlichen machen wollte. Aber er beließ es für heute dabei. Solche seltenen Momente des Friedens waren in dieser mittlerweile harten und unbarmherzigen Welt selten geworden. Blue beobachtete seine Leute noch einen Moment, lächelte dabei und lauschte kurz der Erzählung des Veteranen. Dieser steuerte gerade auf die Ereignisse der zweiten Schlacht von Diamond City zu.


    Blue beschloss, sich allein in die Scheune zurück zu ziehen und dort den Abend zu verbringen. So konnten seine Leute ungezwungener agieren. Der Tag morgen würde für alle Beteiligten wahrscheinlich hart genug werden. Er machte kehrt und verschwand dann in die Scheune und machte es sich auf dem Lager gemütlich. Er nahm einen alten Plan vom Harbor Grand Hotel aus seinem Rucksack, schaltete eine kleine selbstgebastelte Lampe an und fing an ihn zu studieren. Blue hatte den Plan bei Brooks im Köderladen gefunden und ihm abgekauft.


    Caspar und Nick hörten gespannt der Erzählung zu, als beide sahen, wie Blue zu Ferringtons Zelt ging, dort etwas abstellte und eine ganze Zeit die Gruppe beobachtete und mit einem kurzen Lächeln nach hinten zur alten Scheune verschwand. "Du Nick, warum geht er denn wieder? Ich dachte, er setzt sich gleich noch mit zu uns" fragte Caspar irritiert. "Ach, wie ich ihn kenne, meint er, er stört hier in diesem Moment..." sagte Nick. "Wieso, er stört...ach so meinst du das. Öhm, nöö...das kommt gar nicht in die Tüte. Auch er braucht mal eine Auszeit von seinem Job. Hey, Ferri..." Caspar stupste Ferrington an, der etwa einem Meter von ihm entfernt saß und entspannt ins Feuer schaute. "... kommst du mit? Ich wollte noch jemanden zur unseren gemütlichen Runde dazu holen." flüsterte Caspar.


    "Gern. Wen denn?" fragte Ferrington. "Der Herr General meint, er versaut hier die gute Stimmung und hat sich in die Scheune verzogen. Allein. Hat mir Nick gerade gesteckt." sagte Caspar weiterhin leise. Ferrington zog seine Stirn in Falten. "Ernsthaft? Ich hatte gehofft, dass er am Lagerfeuer auch was erzählt. Auch die anderen hatten sich schon darauf gefreut. Natürlich komme ich mit. Hm. Ich würde Flux auch mitnehmen, er scheint ja einen guten Draht zu ihm zu haben. Zu mindestens habe ich so den Eindruck." Ferrington ging zu Flux, der ein ganzes Stück weiter weg saß und unterhielt sich mit ihm. Flux verdrehte kurz die Augen und nickte und stand ebenfalls auf. Caspar, Ferrington und Flux gingen zusammen zur Scheune und einer der drei klopfte.


    "Hmm. Ja, immer herein." sagte Blue. Die drei traten ein. "Was gibt es? Irgendetwas passiert?" fragte Blue irritiert. "Ähm..., also es ist so...Sir, das wir Sie..." fing Ferrington an zu stammeln."Ferri...muss du wirklich immer so steif in seiner Anwesenheit sein..." sagte Caspar sichtlich darüber amüsiert, dass Ferrington erstmal wieder keine gerades Wort heraus bekam. Blue schaute immer noch irritiert, zog eine seine Augenbrauen hoch und fing langsam an zu grinsen. Flux räusperte sich kurz, trat dann hinter Ferrington hervor. "Blue, wir würden dich gerne bei uns dabei haben. Die Leute hatten sich schon darauf gefreut. Du solltest auch mal ausspannen. Du weißt genau, was Ted jetzt sagen würde, oder? Ich kann dich auch gerne bei Preston verpetzen. Du weißt genau, dass ich den Auftrag von Preston und Ted habe, in der Beziehung ein Auge auf dich zu haben. Also?" sagte Flux in einem ernsten Ton. "Jaja, ich komme ich ja. Wenn du mich so liebevoll bittest, kann ich ja kaum nein sagen. Und auf eine Ansage von Ted und Preston kann ich im Moment getrost verzichten." brummte Blue und stand dann auf.


    Ferrington fiel auf Grund des Gesprächs zwischen Blue und Andrew erst einmal alles aus dem Gesicht. Caspar fing an laut los zulachen wegen des Ausdrucks in Ferringtons Gesicht. Andrew und selbst Blue mußten schmunzeln. Ferrington lief hochrot an. "Also mir hätte ruhig mal jemand sagen können, dass der Sgt. hier einen Spezialauftrag hat. Dann hätte ich anders agiert und mich nicht um Kopf und Kragen geredet" sagte Ferrington deutlich beleidigt. "Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, Ferrington. Sie machen Ihre Arbeit wirklich gut. Flux wollte keine Sonderbehandlung aufgrund...unserer Freundschaft zueinander. Deshalb habe ich nichts gesagt." sagte Blue. "Entschuldigung angenommen, Sir. Ich gehe davon aus, dass das auch unter uns bleiben soll, richtig?" sagte Ferrington ruhig. Er hatte seine Fassung wieder gefunden. "Das wäre mir und auch Andrew sehr recht." sagte Blue. Ferrington nickte.


    Die vier gingen nach draußen zu den anderen. Micks Spezialeintopf war mittlerweile auch fertig und alle holten sich ihre Portion. Ferrington und Flux tauschten sich während des Essens komplett über bestimmte Dinge betreffend Blue aus und beide scherzten und lachten später miteinander. Zwischen den beiden war alles geklärt. Es war ein langer und unterhaltsamer Abend und Blue ließ sich sogar dazu hinreißen, selbst einige Geschichten zum Besten zu geben. Irgendwann löste sich die Gemeinschaft auf und alle, bis auf die, die Wachtdienst hatten gingen schlafen. Blue kehrte in die Scheune zurück. Es war ein netter Abend auch für Blue gewesen.


    Eine Sache bedurfte aber noch einer Klärung. Er hatte sowohl Ferrington als auch Flux in eine missliche Situation betreffend der Befehlskette bei den Minutemen gebracht. Seine Aufgabe war es nun, das in nächster Zeit zu beheben. Ferrington war ebenso loyal wie Flux, hatte aber auch noch einiges zu lernen und war für bestimmte Dinge nach Blues Dafürhalten noch nicht bereit."Das heißt, ich werde Andrew in nächster Zeit die Sachen beibringen müssen, die ich ihm eigentlich erst bei der Rückkehr ins Commonwealth zeigen wollte. Ich werde es dann wohl vor verlegen. Aber gut, ich denke er ist bereit dazu..." Blue legte sich auf sein Lager und dachte noch über das ein oder andere nach. Morgen stand das Harbor Grand Hotel auf der Tagesordnung.

  • 116. Kopfüber

    Es war am nächsten Morgen extrem nebelig auf der Insel. Selbst die Nebelfänger hatten Probleme den Nebel aufzulösen. "Es scheint heute noch schön zu werden" sagte Mick zu Caspar. Der nickte. Einer der Männer, der das hörte runzelte ungläubig die Stirn. "Ist so glaub mir." sagte Caspar zu ihm. Er sollte Recht behalten. Es sollte heute im späteren Tagesverlauf einer der nebelfreiesten Tage seit langem auf der Insel werden. Blue war auch bereits wach und befasste sich mit den Plänen des alten Harbor Grand Hotel. Er versuchte einen Anhaltspunkt zu finden, wo er mit der Suche in diesem großen alten Gebäude beginnen wollte. An für sich hatte er keine Probleme damit, es komplett zu durchsuchen.


    Aber etwas anderes bereite ihm Sorgen. In dem Gebäude und aussen hatte sich eine nicht gerade kleine Gruppe von Supermutanten niedergelassen. Er schätze sie aufgrund der letzten Beobachtung, die er gemacht hatte, als sie nach Brookes Head unterwegs gewesen waren, auf etwa zwanzig bis fünfundzwanzig. Dazu kamen noch etwa vier bis fünf Mutantenhunde. Das Kräfteverhältnis bereite Blue Unbehagen. Von den zwanzig Minutemen waren etwa die Hälfte Veteranen. Die anderen waren junge Leute, die gerade dabei waren Erfahrung zu sammeln. An einem direkten Kampf war hier eigentlich nicht zu denken. Dafür waren Supermutanten Menschen Kräftemäßig in einem Kampf einzeln von Angesicht zu Angesicht zu weit überlegen. Mit der richtigen Taktik war es durchaus möglich, die Gruppe mit wenigen Leuten aufzureiben, aber es blieb trotzdem riskant. Blue hatte auch bereits eine Idee, wie man vorgehen konnte, wollte aber die Vorschläge von Flux und Ferrington abwarten.


    Blue hatte sich gerade wieder auf sein Lager gesetzt, als es an der Scheunentür klopfte. "Ja." brummte er. Dann öffnete sich die Tür und zuerst erschien der Kopf von Flux und dann der von Ferrington. "Guten Morgen, Sir. Wollten uns zu Besprechung melden. Oder passt es noch nicht" fragte Ferrington. "Kommen Sie ruhig rein. Ich habe auf Sie beiden schon gewartet." sagte Blue von seinem Lager aus. Beide traten ein und setzten sich zu Blue. Dann schilderten beide unterschiedliche Pläne, die sie sich für das alte Hotel überlegt hatten. Beide waren sich aber einig, dass es kein leichtes Unterfangen war und man definitiv mit Verlusten rechnen musste. "Zu einem ähnlichen Ergebnis bin ich auch gekommen" seufzte Blue und dachte nach. Er kam auf eine weitere Idee, von der er jetzt bereits wußte, dass sie Flux und Ferrington nicht gefallen würde. Er kombinierte die Ideen der beiden und fügte ein Teil seiner eigenen dazu. Blue erzählte sie dann im Anschluss den beiden. Die beiden sahen nicht begeistert aus.


    "Ich weiss nicht, ich halte das Vorgehen für zu riskant. Mit dem Vor- und Zurückfallen lassen finde ich taktisch sinnig und wir jeweils mit vier Leuten einen konzentriert aus der Deckung beschießen ist auch gut. Aber, dass Sie das Ablenkungsmanöver machen wollen, finde ich zu gefährlich." sagte Ferrington besorgt. "Und Sie im Stich lassen und wegrennen, das geht gar nicht. Ich würde versuchen, Sie eigenhändig, da wieder rauszuholen..." sagte er mit einem Mal ziemlich selbstbewußt "...und dabei drauf gehen." sagte Flux mit einem Kopfschütteln zu Ferrington. "Nicht wenn ich denen schnell genug durch die Finger schlüpfe... die sind doch relativ langsam..." sagte Ferrington sehr starrköpfig zu Flux. Blue musterte Ferrington kurz von oben nach unten und sagte dann zu ihm "Ich würde Ihnen gerne etwas demonstrieren. Stehen Sie mal auf und gehen Sie in die Mitte der Scheune, ja?" Ferrington guckte irritiert, folgte aber Blues Anweisung. Der stand auf und blieb etwa zwei Meter vor ihm stehen. Flux war sitzen geblieben. Er ahnte bereits, was folgen sollte. Erziehungsmaßnahme a la Blue.


    "So..." sagte Blue ernst "...und jetzt versuchen Sie mal, hinter mich zu kommen." Ferrington schluckte und wollte zunächst nicht. "Los versuchen Sie es. Und übrigens Ferrington, das war keine Bitte, sondern ein Befehl." "Okay...wenn das so ist..." Ferrington schoss los, wollte an Blues rechter Seite vorbei, tauchte ab und merkte dann, wie er auf einmal in der Luft hing. Blue hatte ihn sofort abgefangen und hob ihn einfach mit einer Hand hoch und liess ihn für einen Moment kopfüber baumeln. Dann setzte er Ferrington behutsam wieder ab. Der brauchte einen Moment, um zu erfassen was da gerade passiert war. "Wenn ich jetzt einer dieser übellaunigen und sadistischen *unverständliches Brummeln* wäre, dann wären Sie jetzt tot. Ich hätte Ihnen gerade in der Kürze der Zeit ohne Probleme irgendetwas Lebenswichtiges brechen können oder Sie auf einen dieser Pfähle spiessen können, die die so gerne benutzen. Und Sie hätten nichts dagegen tun können" sagte Blue ziemlich streng und schaute ihn entsprechend ernst dabei an. "Lektion Nummer eins, unterschätzen Sie sie niemals. Gerade wenn sie in Gruppen unterwegs sind. Lektion Nummer zwei, halten Sie sie auf Abstand von sich, auch wenn das heißt, dass Sie weglaufen müssen. Wenn Sie einen von denen in die Finger fallen sind, sind Sie in den meisten Fällen tot ... oder...Schlimmeres. Ich hoffe, Sie haben verstanden, worauf ich hinaus wollte."


    Ferrington war immer noch kreidebleich, als er aufstand und wieder zu Flux und Blue zurückging. Der hatte sich nach der kleinen Demonstration wieder auf sein Lager gesetzt. "Habe ich, Sir habe ich. Das war sehr...nachhaltig. Das war dumm von mir, mich so zu äußern...aber...ich habe eben Bedenken...ich meine...was soll ich...wenn Ihnen..." sagte Ferington nachdenklich. "Sie hören sich schon, wie der Colonel an. Glauben Sie wirklich, ich würde mich einer so einer Gefahr aussetzten ohne einen weiteren Plan zu haben. Ich stehe eigentlich nicht so auf Selbstmordeinsätze...ich weiss, Sie meinten es grundsätzlich gut. Mut ist ja keine schlechte Sache. Aber manchmal liegen Mut und Dummheit sehr nahe beieinander." Ferrington nickt und musste das Ganze erst einmal verdauen. Blue ließ ihm die Zeit.


    Nach etwa zehn Minuten ging die Besprechung weiter und beschlossen zusammen den Angriff auf das alte Hotel zu wagen. Ferrington und Flux gingen aus der Scheune, um die anderen über die anstehende Ding zu informieren und alles für den Angriff vorzubereiten. Mittlerweile war die Sonne höher gewandert und der dicke Nebel löste sich langsam auf. Nach zwei Stunden waren alle soweit ausgerüstet und in die Pläne unterwiesen. Die zwanzig Minutemen machten sich zusammen mit Blue, Ferrington und Flux auf den Weg zum Hotel.

  • 117. Entrümpelung

    Die Gruppe der Minutemen lief die alte Küstenstrasse Richtung Süden entlang. Es war ein wolkenloser Himmel und man konnte heute relativ weit sehen. Ferrington führte die Truppe an und Flux lief neben ihm. Blue und Nick waren am Ende der Gruppe. "Das Wetter ist heute mal überaus freundlich, haben wir seitdem wir auf der Insel auch noch nicht gehabt." sagte Nick, sichtlich erfreut über das Wetter. Blue nickte. "Mir wäre ein wenig mehr Nebel lieber gewesen, da hätten wir uns besser anschleichen können, aber so eine Sicht hat ja auch seine Vorzüge." sagte Blue. "Was meinst du, wo wir die Codes im Hotel finden werden?" fragte Nick neugierig. "Ich glaube nicht, dass die da irgendwo frei zugänglich rumliegen, wenn sie dort überhaupt sind." sagte Blue nachdenklich. "Wie meinst du das? DiMA hat doch von einem Zugang zu den Codes gesprochen. Sind sie dann nicht auch dort?" fragte Nick ein wenig verwirrt über Blues Aussage. "Das muss nicht zwangsläufig sein. Es kann auch sein, dass er gemeint hat, dass dort ein Hinweis auf den Ort der Codes zu finden ist. Man hat diese ... Dinge eigentlich speziell gesichert aufbewahrt." erklärte Blue. "Ach, du meinst, das DiMa auch ein Code für die Codes gemeint haben könnte. Ja, das könnte durchaus Sinn machen." leuchtete es Nick ein. "Sowas in der Art. Aber ich denke, wir werden das bald herausfinden." Langsam kam Longfellows Insel und dahinter Far Harbor in Sichtweite.


    Die Gruppe marschierte recht zügig voran. Ferrington und Flux an der Spitze unterhielten sich unterdessen auch. Sie hatten gleichzeitig aber auch mögliche Gefahren im Blick. "Sagmal Andrew, wie habt ihr euch beide eigentlich kennengelernt. Du und der General?" fragte Felix. "Sagt dir der Atomic Galleria Vorfall was?" fragte Andrew. "Ja. Wir haben dort eine ganze Siedlung im Aufbau verloren. Viele Tote, ein regelrechtes Massaker. Ziemlich schlimm. Ich habe unsere Leute davon berichten hören." Felix klang betroffen. "Ich war damals vor Ort. Es ... hat ... sich mir regelrecht ins Gedächtnis gebrannt ... Dort habe ich B ... den General ... nun ja kennengelernt. Da war ich noch Private und grade frisch dabei. Obwohl Kennenlernen in dem Zusammenhang eine ganz eigene Bedeutung hat ..." Andrew schmunzelte, als er das sagte "... ich habe damals gedacht, ich bekomme von ihm den Anschiss meines Lebens ..." "Wieso das?" fragte Felix sehr neugierig.


    "Also es war so, dass einer der Männer ihm einen Brief gab ..." Andrew erzählte Felix, was sich damals zugetragen hatte und wie er später dann bei Blue direkt in Sanctuary gelandet war. "Das war schon echt mutig ... das hätte ich mich in dem Moment nicht getraut ... aber die Geschichte mit Costa ...*lachen* da wäre ich gerne beigewesen ... Was meinst du, was hätte er getan, wenn Costa sich getraut hätte ihn zu schlagen?" "So, wie ich ihn kenne, hätte er so getan, als würde er zurückschlagen und hätte wenige Zentimeter vorher gebremst. Aber ich glaube, Costa wäre da schon vor lauter Angst vorher umgekippt." sagte Andrew mit einem breiten Grinsen.


    "Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Als ich heute Morgen ... nun ja ... bei ihm rumgehangen habe ... das war schon ziemlich beängstigend." Felix hatte die ganze Aktion immer noch nicht ganz verdaut gehabt. "Er hat seine spezielle Art, um auf bestimmte "Fehler" aufmerksam zu machen." sagte Andrew. "Ja, sehr speziell. Aber jetzt ich bin echt gespannt auf den alten Kasten. Ach, schau mal, wir sind ganz nahe an Far Harbor. Dann haben wir es ja nicht mehr so weit." sagte Felix, der extrem neugierig war, wie der Angriff auf das alte Hotel verlaufen würde. Es war das erste Mal, dass er einen Angriff mit Blue direkt mitmachte. Sie liefen jetzt nicht weit vom Eingang von Far Harbor entfernt vorbei.


    Die Bewohner schauten ein wenig misstrauisch und verunsichert, als sie die schwerbewaffnete Gruppe an ihren Toren vorbei laufen sahen. Avery trat in den Eingang und beobachtete sie. Dann ging Blue, der sich am Ende der Gruppe befand, kurz zu ihr und wechselte einige Worte. Avery hörte zu und lächelte dann. Sie ging zurück in die Siedlung und erklärte den Bewohnern kurz, was die Minutemen vorhatten. Die gesamte Gruppe kam gegen späten Nachmittag in der Nähe des Harbor Grand Hotels an und bezog Stellung in einiger Entfernung. Blue beobachtete eine ganze Zeit das Geschehen auf dem Gelände. Dann ging er zu Ferrington und Flux, beredete mit den beiden nochmal die Taktik und schärfte ihnen ein, vorsichtig zu sein. Anschließend trennt er sich von Ihnen und schlich zu einer Stelle in der Nähe des Gebäudes. Ferrington und Flux gaben ihren Gruppen ein Zeichen sich bereit zu machen. Sie warteten auf ein bestimmtes Zeichen, welches Blue geben wollte.


    Die Supermutantengruppe hatte die Minutemen noch nicht wahrgenommen. Der größte Teil der Mutantenhunde schien im hinteren Teil des Geländes ein Nickerchen zu machen. Blue war an seiner Stelle angekommen und hatte das Scharfschützengewehr gezogen und zielte auf einen der Supermutanten in der Nähe des alten Schwimmpools. Dann schoss er und der Anvisierte kippte um und fiel in das mit Unrat gefüllte Becken. Ein in der Nähe stehende Supermutant bekam das mit. "Hey, was sein los mit Bruder" sagte er und schaute zu den gefallenen herunter. Er stand mit dem Rücken zu Blue. Einen Moment später kippte derjenige ebenfalls in das Becken. Mittlerweile hatten mehrer der Supermutantenwachen mitbekommen, dass etwas nicht stimmte. Auch die Mutantenhunde rappelten sich langsam aus ihrem Mittagsschlaf auf und fingen an die Gegend abzusuchen.


    "So schon mal zwei weniger. Die werden meinen Leuten nicht mehr gefährlich. Dann wollen wir mal ein wenig Hallo sagen" dachte Blue bei sich, als er feststellte, dass die Supermutanten in seine Richtung zu suchen begannen. Er stand auf und zielte auf einen der Mutantenhund. Der wittert Blue, lies ein langgezogenes Grollen los und rannte in seine Richtung. Etwa zwei Meter vor ihm erschoss Blue ihn. Einer der Supermutanten schrie vor Wut laut los. "Du haben Freund getötet, du dafür büßen." "Na, dann komm doch her, du Weichbirne. Du traust dich doch nicht, du bist doch schwach ... wie ein Mensch" provozierte Blue ihn. Der Innenhof füllte sich langsam mit den Supermutanten, auch aus dem Hotel kamen einige. Blue zählte kurz nach. Es waren doch einige mehr als vermutetet. Aber viele von Ihnen standen genau da wo, er sie haben wollte. Genau in der Schusslinie seiner Leute.


    Drei Supermutanten liefen zu ihm hin. Er hatte mittlerweile seine Waffe gewechselt und blieb mit seinem Kampfgewehr stehen. Als sie nur noch einige Meter von ihm entfernt waren sagte Blue zu ihnen. "Was haltet ihr von einem speziellen Tanz?" Die drei blieben verdutzt stehen. "Du erst erschießen Brüder und du dann fragen nach Tanz? Blauer Bruder total plemplem sein. Ich dir den Kopf gleich weichklopfen. Dir zeigen Hammertanz." sagte einer der drei. "Och nee, den kenne ich bereits. Der ist langweilig. Ich zeige euch mal einen neuen, der hat richtig Wumms." Blue sagte das mit einem leicht sarkastischen Unterton. "Nennt sich Fege ... Feuer." Das letzte Wort brüllte Blue ziemlich laut. Dann brach der Angriff los. Die drei vorderen Supermutanten wurden vom Beschuss direkt durchlöchert. Die anderen hatten mittlerweile mitbekommen, dass Blue nicht allein da war. Das Überraschungsmoment war auf der Seite der Minutemen. Blue bearbeitete die nächststehenden Supermutanten mit seinem Kampfgewehr und die anderen schossen in Gruppen mit jeweils vier Mann fokussiert auf die übrigen.


    Die Supermutanten konnten ihre Taktik nicht so schnell anpassen, wie die Minutemen sie niederschossen. Blue versuchte während des Schießens, das Schlachtfeld im Auge zu halten, um auf neu auftauchende Gegner reagieren zu können. Diese Aufmerksamkeit sollte sich auszahlen. Aus dem rückwärtigen Bereich des Gebäudes kamen ebenfalls einige Supermutanten, die durch den Kampfeslärm aufmerksam geworden waren. Es waren vier oder fünf an der Zahl. Blues Leute hatten aber noch nicht bemerkt, dass sich von der Seite nicht eine unerhebliche Gefahr näherte. Blue bemerkte eine Bewegung aus dem Augenwinkel und stellte mit Erschrecken fest, das sich der Feind schon sehr nahe an einer der feuernden Gruppen befand. Er erschoss mit einer schnellen Salve den Gegner vor ihm, drehte sich schnell um und rannte los. "Verdammt, hoffentlich komme ich nicht zu spät." dachte er bei sich. Es war die Gruppe, bei der Ferrington stand.


    Ferrington hatte zur Seite geschaut, als er merkte, dass Blue sich auf einmal erschreckt umsah. "Nicht gut, die sind aber verdammt nahe. Los, los schnell nach hinten fallen lassen. Verteilen und in Deckung gehen. Wir bekommen ungebetenen Besuch." brüllte Ferrington seinen Leuten zu. Die reagierten sofort und zogen sich zurück. Ferrington versuchte auch es ihnen gleichzutun. Aber da war auch schon der erste Supermutant bei ihm. "Ah, du der Schreihals sein. Du gleich nur noch roter, toter Schreihals." Der Supermutant hatte bereits seine selbstgebastelte, mit riesigen Metallspitzen bespickte Keule über den Kopf gehoben und wollte Ferrington damit erschlagen. Der bewegte sich nach hinten und fiel rückwärtig über eine Wurzel und lag auf dem Rücken. "Sch(zensiert), Sch(zensiert)" dachte er nur noch panisch und hielt sich reflexartige beide Arme vors Gesicht und wartete auf den tödlichen Schlag.


    "Leg dich mal mit Leuten in deiner Größe an." brüllte Blue den Supermutanten an, der Ferrington gerade mit der Keule erschlagen wollte. Er rammte den Supermutanten mit dem vollen Körpergewicht und beide gingen gleichzeitig zu Boden. Blue rappelte sich sofort auf und schlug zunächst mehrere Male mit dem Kolben des Gewehrs in Höhe des Kopfes zu. Dann dreht er das Gewehr um und erschoss seinen, auf dem, Boden liegenden Gegner. Die anderen drei hatten das Interesse an der Gruppe verloren und wandten sich Blue zu. Es stand drei zu eins. Ferrington sammelt sich und stand so schnell wie er konnte auf. Er sah wie Blue von den dreien umzingelt war und wollte ihm schon fast zu Hilfe kommen. Er widerstand diesem Impuls. "Ich muss außer Reichweite. Dann kann ich mir was einfallen lassen" und Ferrington rannt so schnell wie er konnte zu seiner Gruppe nach hinten. Die anderen Gruppen konnten ihm zurzeit nicht helfen, da sie damit beschäftigt waren, den Gegner auf Abstand zu halten.


    Blue war in Schwierigkeiten. Zwei der drei Supermutanten hatten jeweils den rechten und linken Arm von ihm gepackt und versuchten ihn zu fixieren und ruhig zu halten. Sie hatten ihre liebe Mühe damit. Das Kampfgewehr war zu Boden gefallen und er kam im Moment nicht an seine restlichen Waffen. Der dritte Supermutant hatte sich vor Blue aufgebaut und grinste ihn böse von unten an. Er knackte mit seinen beiden Fäusten "Du schönen Boxsack abgeben. Ich das gleich ausprobieren." "Hüte dich, du grüner Zwerg. Wenn ich hier los komme, dann kannst du dir und deine beiden Brüder die Karotten von unten ansehen." grollte Blue böse. Der Supermutant schlug im Bereich der Magengegend zu. Blue verzog keine Miene trotz Schmerzen "Wolltest du mich nicht schlagen? Da hat ja ein Radkakerlake mehr Kraft." giftete Blue ihn an. "Du Mund halten. Ich nur haben getestet." ärgerte sich sein Gegenüber. "Ich zeige dir mal, wie man richtig zu schlägt." Blue spannte seine Arme für einen Moment nicht mehr an und ließ sie komplett locker. Die beiden, die ihn gerade versucht hatten festzuhalten, rechneten damit nicht.


    So konnte sich Blue aus dem Griff blitzschnell befreien und schlug erst den einen und dann denn anderen ins Gesicht. Dann nahm er sich den vor sich stehend vor. "So mein Freund, jetzt bist du dran." Blue schlug ihn mit voller Wucht mit der Faust ebenfalls in die Magengegend. Im Gegensatz zu Blue krümmte sich sein Gegner vor Schmerzen. Als nächste bekam sein Gegenüber einen Kinnschlag mit Knie und brach für einen kurzen Moment in seine Richtung zusammen. Er fiel Blue regelrecht in die Arme. Der stieß denjenigen weg und dieser landete Rücklings auf den Boden. Blue zog seinen Hammer vom Rücken und erschlug ihn. Die beiden anderen Supermutanten hatten sich mittlerweile ein wenig erholt. Sie wollten sich gerade Blue zuwenden, als sie von mehreren Gewehrsalven getroffen wurden. "Perfektes Timing, Ferrington" sagte Blue knapp und schaute sich um. Zwei Gruppen der Minutemen fertigten gerade die letzten Supermutanten im Innenhof ab. Eine dritte Gruppe schien aufzupassen, ob nicht irgendwoher noch Feinde nachströmten. Bei einer vierten Gruppe hatte es zwei Schwerverletzte gegeben, als es einem der Mutantenhunde gelungen war durch zu brechen. Insgesamt schien es, dass der Angriff erfolgreich gewesen war.


    Blue ging zu der Gruppe hinunter, die die zwei Schwerverletzten zu beklagen hatte. Man hatte schon angefangen, sich um sie zu kümmern. Bei dem einen Verletzten handelte es sich bei der Verletzung um eine großflächige Fleischwunde, die nicht sehr tief, aber sehr schmerzhaft war. Der Mutantenhund hatte ihn nur am Rand erwischt. Er versorgte die Verletzung mit einem sterilen Verband und gab demjenigen eine Schmerzspritze. Beim zweiten Verletzten sah die Sache schon kritischer aus. Der Hund hatte ihm noch ins Bein beißen können, bevor er vor den anderen getötet worden war. Der Biss war tief und offen und mit seinen riesigen Kiefer hatte der Hund bereits einige Sehnen durchtrennt. Das Bein sah nicht gut aus und der Verletzte war kreidebleich. Er hatte aber noch Glück im Unglück gehabt. Die großen Hauptgefäße waren noch intakt. Blue konnte hier vor Ort die Verwundung zunächst nur provisorisch versorgen, was er auch sofort tat. Die beiden konnten und durften auf jeden Fall nicht selbstständig laufen und mußten transportiert werden.

  • 118. Schlüsselgewalt

    "Geht es so, Private?" Der gefragte nickte. Er war ziemlich bleich und hatte Schweißperlen auf der Stirn stehen. "Wi...wird das Bein wieder werden *stossweises Atmen* oder...werde...ich es verlieren? Es...ist...ich hätte...besser...aufpassen müssen. Aber ich konnte doch nicht..." der Private machte sich Vorwürfe, nicht besser auf die Umgebung geachtet zu haben, Als der Hund durchbrach, hatte dieser sich zunächst auf seinen Kameraden stürzen wollen. Er schubste ihn im letzten Moment weg, so dass er "nur" mit einer großen Fleischwunde davon kam. Der Hund hatte darauf hin direkt auf ihn gewechselt und ihn sofort angefallen. "Ruhig, ...Private, Sie sollten sich keine Vorwürfe machen...wenn Sie ihn nicht weggeschuppst hätten...dann hätten wir jetzt einen gefallenen Minutemen. Sie müssen ruhig bleiben...Und mit dem Bein...ich werde mein Bestes geben, dass das nicht passiert...Ich habe es jetzt erstmal versorgt, so dass die Blutung gestoppt ist und Sie mir stabil bleiben. Ich werde Ihnen etwas gegen die Schmerzen geben und ein Mittel gegen Infektionen, okay? Und versuchen Sie sich auszuruhen." Blue sah besorgt aus und gab dem Private zwei Spritzen und beobachtete den Private noch einen Moment weiter Der schloss erschöpft die Augen. "Das wird schon wieder werden." sagte Blue und klopfte ihm vorsichtig auf die Schulter. Dann stand er auf und ging zu Ferrington und Flux, die in einigen Metern Entfernung standen.


    "Wie geht es ihm?" fragte Flux. "Er hat viel Glück gehabt. Ich konnte die Verletzung hier aber nur notdürftig versorgen. Wenn wir wieder auf der Farm sind, muss ich da nochmal dran." Blue seufzte. "Und, meinst du, du bekommst es wieder hin? Das sieht echt schlimm aus." sagte Flux und schüttelte sich. "Ich denke schon. Wichtig ist, dass die Sehnen wieder an Ort Stelle angenäht werden, sonst wird der Junge nicht mehr richtig laufen können. Und vor allem muss darauf geachtet werden, das sich kein Wundbrand einschleicht, weil sonst...muss im schlimmsten Fall das Bein wirklich amputiert werden." erläuterte Blue Flux kurz die Situation. "Mir fehlen hier einfach eine anständige Beleuchtung und noch so ein paar Dinge. Vielleicht werde ich auf den Rückweg auch Teddy fragen. Mal schauen." Ferrington hörte dem Gespräch zwischen den beiden interessiert zu.


    Als die beiden das Gespräch beendet hatten, sprach Ferrington Blue an "Danke, Sir" "Wofür?" Blue wußte im ersten Moment nicht, was er meinte und war kurzzeitig irritiert. Blue war einerseits mit den Gedanken bei den beiden Verletzten, andererseits dachte er gerade über die Suche im Hotel nach. "Dafür, dass Sie mir vorhin das Leben gerettet haben. Das war praktisch in letzter Sekunde." Ferrington schien kurz über etwas nachzudenken. "Wie geht es Ihnen? Die drei haben Sie ja ganz schön in die Mangel genommen." "Gerne. Alles in Ordnung Ferrington, danke der Nachfrage." "Und wie geht es jetzt weiter, Sir?" fragte Ferrington neugierig. "Ich werde mit Nick in den alten Kasten gehen und nach dem Suchen wofür wir hierhin gekommen sind. Sie und Flux brauchen nicht mit zukommen. Es ist besser, wenn Sie hier draußen bleiben und auf die Verletzten und die Umgebung achtgeben." sagte Blue. "Okay, aber seien Sie da drinnen vorsichtig. Darf ich fragen, was Sie dort zu finden versuchen. Sie haben zwar gesagt, dass es etwas Gefährliches ist, aber nicht genau gesagt was es ist. Ich vermute mal, dass es eine Waffe ist, aber hätten die Supermutanten oder andere sie nicht längst schon benutzt?" harkte Ferrington nach. Blue hatte Ferrington am Anfang bewußt nicht in alle Details eingeweiht, was die Suche betraf.


    Blue dachte einen Moment nach. "Ich weiss nicht, ob ich Ihnen wirklich erzählen soll. Es ist Waffe bzw. eventuell der Zugang dazu, aber in anderer Form als Sie denken. Ohne spezielles Wissen, was Nick und ich gefunden haben, kommen Sie da nicht dran." Ferrington runzelte die Stirn. "Jetzt, haben Sie mich erst recht neugierig gemacht, Sir." "Das hatte ich befürchtet. Also...was wir hier...im Hotel suchen...sind wahrscheinlich Codes oder den Zugang dazu..." Blue druckst herum. Ferrington kannte das gar nicht von ihm. Er sah Blue fragend an. "Es sind...Startcodes für Nuklearwaffen, die sich hier auf der Insel befinden." Ferrington verschlug es zunächst die Sprache und er sah entsetzt aus. "Bei allem Respekt, Sir. Aber Sie haben doch nicht etwa vor...die zu benutzen... das..." "Um Himmels Willen, was denken Sie von mir? Ich will versuchen, diese Dinge zu bergen und unschädlich zu machen, bevor irgendjemand anderes auf dieser Insel auf dumme Gedanken kommt...Als würde ich...nein, nie im Leben." sagte Blue extrem abwehrend. Ferrington atmete erleichtert aus. "Das ist wirklich das Beste, was man mit dieser Art der Dinge machen sollte, aus der Welt schaffen." stimmte Ferrington zu.


    Nachdem Blue das Gespräch mit Ferrington beendet hatte, brach er mit Nick zusammen auf und durchsuchten den ganzen Hotelkomplex. Nach einiger Zeit wurden sie fündig. Es war so, wie Blue bereits vermutetet hatte. Es gab einen zusätzlichen Zahlencode. In einem der Zimmer fanden wurden sie fündig. Hier schien sich vor langer Zeit ein Drama abgespielt zu haben. In dem Zimmer lagen zwei Skelette. Eines auf einem alten Bett und eines auf dem Boden. Unter beiden konnte man noch altes, schon Jahrhunderte altes eingetrocknetes Blut erahnen. Blue lass eine Notiz, die kurz vor dem Zerfallen stand und neben dem Skelett auf dem Bett lag.


    Er schüttelte nur traurig den Kopf und sah sich das Skelett lange an. "Da hat jemand mit dem Leben bezahlt, weil er nicht am großen Krieg teilnehmen wollte. Es ist... war der Kapitän des U-Boots, dass sich im Nukleus befindet. Er wollte fliehen mit seiner Geliebten...diese war aber wohl zu ihm wegen der Codes geschickt worden...Sie hat ihn gefoltert und er hat sie erschossen...anschließend ist er seinen Verletzungen erlegen..." sagte Blue betrübt. "Schlimm, also gab es Leute, die das sogar verhindern wollten. Schade, dass sie keine Chance hatten...der Welt wäre...viel Leid erspart geblieben." sagte Nick nachdenklich. Blue nickte. "Deshalb ist auch wichtig, dass wir diese verdammten Waffen aus dem Verkehr ziehen. Wir wissen nun auch wo die Codes zu finden sind. Wir müssen zu den Fringe Cove Docks. Dort sind sie in irgendeinem der Boote zu finden. Sie sind in einer speziellen, wasserdichten Stahlkassette verschlossen. Um sie zu öffnen, brauchen wird den Code von hier. Ich habe ihn mir bereits auf meinem Pipboy gespeichert." sagte Blue.


    Nick und Blue verliessen das Zimmer, gingen die langen und langsam verfallende Gänge entlang und traten nach einiger Zeit wieder nach draußen. Die Minutemen hatten, während Nick und Blue im Gebäude waren zwei größere Zelte aufgebaut, die man für solche Unternehmungen immer mitführte. Da es bereits nach Spätnachmittag ging wurde bereits das Lager für eine Nacht vor Ort eingerichtet. Blue wollte noch heute zu den Fringe Cove Docks . Einmal ging es ihm um die Bergung, aber auch um die Verletzten. Also beschloss er mit Nick zusammen dort hinzugehen. Ferrington bat um die Erlaubnis mitgehen zu dürfen, da er gerne den Teil der Insel noch kennen lernen wollte. Er hatte auch Interesse bei der Bergung dabei zu sein.


    Die drei reisten zügig zu ihrem Ziel. Blue legte so ein Tempo vor, das Nick kaum und Ferrington nur mit Müh und Not folgen konnten. Sie umgingen geschickt den Gefahren und Gegnern, die zu Hauf in dieser Gegend lauerten. Nur in Sichtweite der alten Vim Pop Fabrik machten sie eine kurze Pause. Auch eines von Blues nächsten Zielen. Blue beobachtete die Fabrik lange und sehr eingehend aus der Entfernung mit einem alten Fernrohr. Er schüttelte dann kurz den Kopf und man konnte ihn nur kurz sagen hören "... zu gefährlich und zu wenig Leute...da werde ich doch nicht drum rumkommen..." Den Rest verstand weder Nick noch Ferrington. Dann kehrte Blue zurück zu den beiden. "Und Ferrington geht es wieder? Oder brauchen Sie noch einen Moment?" fragte Blue höflich und doch ungeduldig "Ich denke, es geht. Muss ja. Ist es noch weit?" "Nein, nicht wirklich." Dann ging es im gleichen Eilschritt weiter.


    Sie waren an Fringe Cove Docks angekommen und suchten die Schiffe dort ab. Nichts. "Da liegen noch einige gesunkene im Wasser" sagte Ferrington. "Vielleicht sind sie dort zu finden." "Hmm, Sie könnten recht haben. Ich sehe mal nach." Gesagt getan. Blue sprang vom Dock mit einem lauten Platsch ins Wasser. Dann schwamm er zu einigen der gesunkenen Boote hin und tauchte mit einem Mal. Er blieb eine ganze Zeit verschwunden. Nick und Ferrington fingen schon an sich langsam Sorgen zu machen, als Blue wieder auftauchte und zum nächstgelegenen Ufer schwamm. Er hatte sich eine große merkwürdig aussehende metallische Kiste unter einer seiner Arme geklemmt.


    Auf der Kiste befand sich ein Zahlenfeld. Nick und Ferrington liefen zu Blue. "Ich habe schon fast gedacht, du wärst da unten im Wasser abgesoffen, Großer. So lange wie du getaucht bist." "Ich musste da unten ein wenig grob werden, sonst hätte ich die Kiste nicht rausbekommen. Das hat eben ein wenig gedauert." brummte Blue. "Na ja, so wie die Kiste aussieht ist die ja auch weniger für einen Transport dieser Art vorgesehen." sagte Nick grinsend. "Danke Nick, da wäre ich von alleine nicht drauf gekommen, danke für den Hinweis. Ich werde mir demnächst meine zerstörerische Ader verkneifen. Aber so ein Zahlenfeld lässt sich Unterwasser bei schlechter Sicht und dann noch mit diesen "filigranen" Fingern schwierig bedienen. Deshalb habe ich gedacht, bringste das gute Stück mal mit nach oben." foppte Blue zurück. Ferrington der das Gespräch der beiden verfolgte, konnte sich ebenfalls das Schmunzeln nicht verkneifen.


    Blue holte aus seiner Tasche die Handschuhe heraus, die er immer mit sich führte. Dann begann er den Code aus dem Hotel einzugeben. Mit einem leichten Zischen öffnete sich die Kiste. Blue hatte die Handschuhe wieder ausgezogen und griff äußerst behutsam in das Fach. Er zog vier merkwürdig aussehende und flache Schlüssel heraus und mehrere kleine Karten aus Plastik auf denen sich Zahlenkolonen befanden. "Das sieht fast schon irgendwie unspektakulär aus." stellte Ferrington fest. "Und trotzdem brandgefährlich." sagte Blue mit deutlichem Unbehagen in der Stimme. Er legte die Gegenstände noch einmal kurz in den Safe zurück und fingerte an seinem Pipboy herum. Unterhalb des Monitors öffnete sich ein Fach und Blue schob sowohl die Schlüssel als auch die Karten dort hinein und verschloss es wieder. "Ich wußte gar nicht, das dein Pipboy so ein Fach hat." sagte Nick überrascht. "Das ist ein Sicherheitsfach, da verstaue ich schon mal Dinge drin, die ich nicht verlieren möchte. In diesem Fall können wir in Ruhe die Sachen restlos vernichten. Ich möchte, dass davon nichts überbleibt."


    "Wofür sind eigentlich die weiteren Schlüssel?" fragte Nick. "Sind das Ersatzschlüssel?" "Nein Nick, die brauchte man für die sogenannte Zwei-Mann-Regel. Man braucht zwei Leute, die jeweils mit zwei Schlüsseln den Zündmechanismus der Atomwaffen scharf geschaltet haben. Und vorher mußte man die Codekarten benutzen...das waren damals Sicherheitsparameter vor dem großen Krieg." "Das hat Sinn gemacht. Aber letztendlich nichts genutzt." sagte Nick nachdenklich. "Ich frage dich jetzt auch nicht woher du das so genau weißt. Ich befürchte, ich kenne die Antwort schon." Blue nickt kurz und seufzte. "Ich erinnere mich an die Informationen, aber nicht mehr daran, wie ich an sie gekommen bin. Wie üblich. Aber wir haben die Sachen gesichert. Das ist schon mal das Wichtigste. Ich würde vorschlagen, wir reisen jetzt wieder zurück." Die beiden nickten zustimmend und so machten sie sich auf den Rückweg zum alten Hotel.

  • 119. Ein Tor öffnet sich.

    Westküste. Winter, Ende des Jahres 2280. Torbereich der Kluft; ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Ältester Bardeen schaute immer noch auf das Tor und die Befestigungen. Er konnte es nicht fassen. "Ich habe meinem alten Freund dermaßen Unrecht getan. Aber das klang alles so unwirklich und gerade in dieser Gegend. Ich werde mich bei ihm in aller Form entschuldigen müssen." Bardeen seufzte innerlich. "Aber wie soll ich nun weiter vorgehen? Wenn ich mir das Ganze hier anschaue, dann bräuchten wir enorm viel Schlagkraft. Und das nur für den Eingangsbereich und ich weiss noch nicht was hinter diesem Tor auf uns wartet." Bardeen dachte nach. "Ältester?" fragte eine Stimme hinter ihm. Es war Paladin Torro. "Was schlagen Sie vor? Sollen wir das Tor angreifen? Oder uns zurückhalten?" "Nein, auf keinen Fall angreifen. Erst einmal. Ich schlage vor, wir sondieren die Lage und nähern uns an." Torro nickte und zog mit einigen Leuten der stählernen Bruderschaft los.


    Darrington war weiter hinten in der Gruppe und zunächst auch genauso sprachlos wie alle in der Gruppe. Trian stand neben ihn. "Das...ist...einfach unglaublich. Wie haben...die das...so schnell geschafft? Wir waren doch verhältnismäßig schnell" flüsterte Trian in Richtung Darrington. "Da kann ich dir nur uneingeschränkt zustimmen, Trian. Ich hoffe nur, dass der Älteste hier eine vernünftige Entscheidung trifft. Wir werden uns hier definitiv eine blutige Nase holen. Wahrscheinlich mehr als das. Sollten wir militärisch gegen die Silver Dragons vorgehen." sagte Darrington besorgt. Er schaute nach vorne zum Ältesten und sah, dass er mit Paladin Torro sprach. Dann zog der Paladin mit ein paar seiner Männer vorsichtig weiter.


    Der Älteste dreht sich kurz um und besprach mit den Leuten, was er vorhatte. Dann setzte sich der ganze Tross langsam in Bewegung und folgte der vorausgehenden Gruppe mit einigem Abstand. Sie näherten sich bis auf zweihundert Meter der grossen, doppelflügeligen Tür. Dann klang ziemlich plötzlich eine Stimme aus einem Lautsprecher. Darrington und Trian sahen sich an. Sie kannten sie nur zu gut. Es war die von Cpt. Cornally, das erkannten Darrington und Trian sofort. "Das ist nah genug. Sollten Sie weiter vordringen, wird das schwerwiegende Konsequenzen für Sie haben. Ich möchte Sie darauf hinweisen, das in diesem Moment zwei 155mm Geschütze auf Sie gerichtet sind. Des Weiteren warten hinter dem Tor 300 schwerbewaffnete Leute mit Plasmagewehren. Sie sollten sich sehr genau überlegen, was Sie jetzt als nächstes tun. Wir bieten Ihnen zwei Möglichkeiten an. Sie ziehen sich zurück und können unbehelligt abziehen oder Sie legen die Waffen vor sich und signalisieren so, dass Sie an friedlichen Gesprächen interessiert sind. Ich lasse Ihrer Gruppe einige Bedenkzeit, Ältester Bardeen." Cornallys Stimme klang streng, aber nicht aggressiv.


    Bardeen gab Torro ein Zeichen sofort stehen zu bleiben und sich friedlich zu verhalten. Torro und seine Gruppe senkten die Waffen und verharrte auf seinem derzeitigen Platz. Bardeen schaute nach oben und konnte über dem Tor einige Personen warnehmen, die hinter mit schusssicherem Glas versehenen Öffnungen standen und sie genau beobachteten. Dann fand er auch die beiden Geschütze. Er schluckte, sie waren genau auf die Gruppe gerichtet, in der er stand. Ein paar Schüsse allein aus diesen Geschützen und die gesamte Gruppe wäre ausradiert. Er war hin und her gerissen in seiner Entscheidung. Er könnte sich umdrehen und mit mehr Leuten wiederkommen. Aber mit wie vielen? Konnte er sich wirklich auf die Zusage verlassen und ihnen trauen? Auf der anderen Seite war er extrem neugierig geworden.


    Ältester Bardeen sprach jemanden neben sich an und schickte ihn nach hinten in die Gruppe. Nach kurzer Zeit kam derjenige mit Gelehrten Darrington im Schlepptau zurück. Darrington und Bardeen sprachen eine ganze Zeit miteinander. Nach dem Gespräch orderte er Torro und seine Leute zurück zu sich. "Und Sie sind sich Hundertprozent sicher, dass man diesem Cpt. Cornally trauen kann, Gelehrter Darrington?" fragte Bardeen angespannt. "Ältester, da bin ich mir sehr sicher. Betrachten Sie bitte gerade unsere gegenwärtige Situation. Es wäre ihm ein leichtes gewesen, uns von diesem Plateau zu schießen. Ich kann Ihnen nur empfehlen friedliche Gespräche aufzunehmen." sagte Darrington ernst. "Gut, Gelehrter. ich hoffe Sie behalten Recht. Ach noch etwas...Gelehrter." sagte Bardeen. "Ja, was gibt es, Ältester?" "Ich möchte mich in aller Form bei Ihnen entschuldigen. Ich habe es in Lost Hill einfach nicht für möglich gehalten." sagte Bardeen. "Danke Ältester" Darrington blieb weiterhin reserviert.


    Ältester Bardeen gab nach dem Gespräch ein Zeichen und die gesamte Gruppe der stählernen Bruderschaft legte die Waffen auf den Boden. Wieder erklang die Stimme von Cornally, diesmal etwas erleichterter als vorher. "Danke, das war eine kluge Entscheidung von Ihnen, Ältester. Wir werden jetzt das Tor öffnen. Einige meiner Leute werden herauskommen und Ihre Waffen in Empfang nehmen und sicher verwahren. Sie werden Sie zu einem späteren Zeitpunkt zurückbekommen. Ebenfalls möchte ich höflichst darum bitten, dass Ihre Männer bitte aus den Powerrüstungen herauskommen mögen. Ich hoffe, Sie verstehen die Vorsichtsmaßnahmen, aber es dient zum Schutz unserer Leute." Einige der Mitglieder wollten Anfangen zu murren, Bardeen sah sie nur scharf an und schüttelte den Kopf.


    Mit einem Mal glitt die große Tür fast geräuschlos auf und da hinter standen tatsächlich eine ganze Anzahl von Leuten in einer fast ganz schwarzen Uniform mit einigen silbernen Verzierungen. Über die Uniform trugen fast alle eine schwere Kampfrüstung, die passend zu Uniform gestaltet war. Auf der rechten Brustseite der Kampfrüstung war bei allen ein einzelner silberner Drachenkopf zu sehen. Sie hatten alle die Plasmagewehre gesenkt und beobachteten die Gruppe sehr aufmerksam. Cornally hatte nicht geblufft, stellte Bardeen fest. Einige der Leute traten heraus und nährten sich vorsichtig der Gruppe und begannen die Waffen einzusammeln. Sie verbrachten diese ins Innere der Kluft und nach etwa zehn Minuten war die Bruderschaftgruppe waffenlos.


    Bardeen beobachtete ebenfalls aufmerksam das ganze Geschehen. Mit einem Mal öffnete sich an einer Stelle die Gruppe der Leute und zwei Leute traten hervor. Eine davon erkannte Bardeen sofort, es war Gelehrte Abby. Der andere war ihm unbekannt. Er sah etwas merkwürdig aus. Seine Haare sahen aus wie ein Vogelnest und er war für einen Mann recht klein. Abby und der Mann schienen sich sehr gut zu verstehen und er verabschiedete sich höflich von ihr. Abby bewegte sich auf die Gruppe der Bruderschaft zu. "Ad Victoriam, Ältester. Gelehrte Abby meldet sich zum Dienst." sagte sie zu Bardeen. "Ad Victoriam, Gelehrte. Schön Sie zu sehen. Ist es Ihnen bei diesen Leuten gut ergangen?" fragte Bardeen neugierig. "Positiv, Sir. Sie haben mich sehr zuvorkommend behandelt. Da Sie sich scheinbar dazu entschlossen mit den Silver Dragons in friedlichen Kontakt zu treten, würde ich Ihnen betreffend der örtlichen Gegebenheiten beratend zur Verfügung stehen. Natürlich nur, wenn Sie es wünschen, Ältester" antwortete Abby. "Ich denke, ich werde mit Sicherheit darauf zurückkommen. Danke." sagte Bardeen. Einer der Uniformierten trat zu Abby und Bardeen und grüßte den Ältesten höflich mit militärischem Gruß. "Ältester Bardeen, Sir. Cpt. Cornally hat mir aufgetragen, Ihnen zu mitteilen, dass Sie sich jetzt gern auf den Weg machen dürfen. Er möchte Ihnen gleich noch einige Dinge persönlich erläutern." Der Uniformierte verschwand dann Richtung Eingang. Ältester Bardeen war gespannt auf das Kennenlernen und begab sich zusammen mit seinen Leuten Richtung Tor.

  • 120. Vorsichtige Anfänge

    Westküste. Winter, Ende des Jahres 2280. Torbereich der Kluft; ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Die Gruppe der stählernen Bruderschaft trat durch das Tor. Es wies eine ziemliche Dicke auf. Dann waren sie in der Kluft. Die Leute der Silver Dragons hatten sich zurückgezogen. Noch eine ganze Anzahl von Ihnen stand auf den unterschiedlichen Etagen, die in den harten Fels geschlagen waren. Man hatte augenscheinlich zu beiden Seiten des Durchganges eine Art Garnison in den Fels getrieben, mit Aufenthaltsräumen und allem was dazugehörte. In etwa dreihundert Metern Entfernung konnte man ein weiteres Stahltor erkennen. Es war von ähnlicher Bauart wie das Haupteingangstor. Aus einer Tür, die ebenfalls in den Fels eingelassen war, trat ein untersetzter, ernst wirkender Mann. Die grauen kurzen Haare wiesen ein Tonsur auf und braune Augen musterten die Gruppe der stählernen Bruderschaft. Er stellte sich in die Mitte des Durchganges und schien sich aufgrund der Höhe des Durchganges fast darin zu verlieren. Er verschränkt die Arme hinter dem Rücken und wartete bis die Gruppe mit dem Ältesten Bardeen und Gelehrte Abby an der Spitze auf einige Meter herangekommen war.


    Der Mann salutierte kurz vor dem Ältesten. dann sprach er ihn an "Willkommen Ältester Bardeen. Danke, dass Sie sich entschieden haben, mit uns friedlich zu agieren. Ich bin Cpt. George Cornally. Oberster Sicherheitschef der inneren Verteidigung der Silver Dragons." "Nun ja, ihre... "Argumente" waren sehr überzeugend. Da kam ich nicht umhin, Ihrer Bitte folge leisten." sagte Bardeen mit einem Tonfall zwischen bissig und staunend. "Aber ich verstehe durchaus Ihre Vorgehensweise. Ich nehme an, dass wir in gewisser Hinsicht doch eine Art Gefangene sind?" sagte Bardeen mit einem Seufzen.


    "Nein Ältester..." Cornally schüttelte den Kopf "...trotz der Abnahme Ihrer Waffen sind Sie unsere Gäste und Sie könnten jederzeit wieder gehen, wenn Sie es wünschen. Uns ist grundsätzlich nicht an kriegerischen Handlungen gelegen. Es sei denn man zwingt uns dazu." Cornally räusperte sich kurz. "Ich habe den Auftrag von unserer Führungsebene, Sie und Ihre Männer zunächst einmal angemessen unterzubringen. Sie haben mit Sicherheit einen langen Fußmarsch hinter sich. Zu einem späteren Zeitpunkt würde sich gern unserer Führungsstab Gespräche mit Ihnen führen. Aber eins nach dem anderen. Würden Sie und ihre Leute mir bitte folgen?"


    Der Cpt. führt sie zu linken Seite der Kluft und durch einen Eingang in den Felsen hinein. Als sie hindurchtraten hatte die Gruppe eher das Gefühl in einem fensterlosen Gebäude als in einer in den Felsen gehauene Behausung zu sein. Die weiten Gänge waren gut ausgeleuchtet und alles wirkte frisch und sauber. Sie folgten Cornally eine ganze Zeit, bis sie in einem größeren Raum kamen, wo sich zu den Seiten einige weitere Türen befanden. Cornally blieb stehen und sprach den Ältesten direkt an. "So hier wäre für die nächste Zeit die Unterkunft für Sie und ihre Leute. In den Räumen dort hinten finden Sie die Quartiere und seitlich die sanitären Einrichtungen. Den Raum hier können Sie gerne als Besprechungs- oder Aufenthaltsraum nutzen und wenn Sie den Weg geradeaus folgen, den wir gerade nach links abgebogen sind, kommen Sie in eine Mannschaftskantine. Dort können Sie sich jederzeit mit Nahrungsmitteln und Getränken versorgen."


    Cornally schien noch etwas zu überlegen. "Sie können sich auch gerne umsehen. Allerdings zunächst nur die Bereiche, die keine Authorisierung benötigen und nur den vorderen Bereich der Kluft. Die hinteren Bereiche und der Bunker sind im Moment noch Tabu für Sie. Ich denke aber, dass sich das noch ändern wird. Das sind die derzeitigen Anweisungen, die ich erhalten habe. Noch ein weiterer Hinweis für Sie, dann bin ich auch fertig. Ich bitte Sie höflichst darum, Streitereien und ähnliches mit unseren Leuten zu vermeiden. Sollten Probleme bestehen können Sie nach mir verlangen bzw. sich an Gelehrte Abby wenden. Sie ist hier mit vielem vertraut und gilt als akzeptierter Vermittler zwischen Bruderschaft und uns."


    Er wendete sich zu Abby "Sie sind doch noch mit der Reglung einverstanden, oder?" fragte Cpt. Cornally freundlich. "Aber natürlich, Ge... Cpt. Ich hatte Ihnen versprochen zu vermitteln. Sie haben schließlich ja auch Ihre Versprechen stets gehalten." antwortete Abby ebenfalls freundlich. "Danke. Das ist gut. Ich werde mich dann zunächst verabschieden. Ich denke, wir werden uns bald wiedersehen. Ach ja, wo bleiben denn meine Manieren. Willkommen bei den Silver Dragons. Acta, non verba." Nach der Verabschiedung verschwand Cornally in den Flur und ließ die Gruppe der Bruderschaft erst einmal unter sich. Diese hatten jetzt genug Neues zu verarbeiten.


    Ältester Bardeen hatte sich auf eine der Bänke niedergelassen und war in Gedanken versunken. Andere Mitglieder der Bruderschaft machten sich daran, die Gegebenheiten zu erkunden. Und Warry, der ebenfalls mitgekommen war, schwärmte seinen Brüdern etwas über das gute Essen vor, das es hier gab. Darrington und Abby standen zusammen und unterhielten sich. "Ich bin froh dich wieder gesund und munter zu sehen." sagte Abby zu ihm. "Ich auch. Ich bin immer noch...diese ganze Verteidigungsanlagen...in der kurzen Zeit. Mir fehlen die Worte." Darrington war wirklich tief beeindruckt. "Du hättest den Bau mal miterleben sollen. Mit den Maschinen, die sie dafür genutzt haben. Darrington, es ist so viel Wissen verloren gegangen, mehr als wir dachten. Jetzt kann ich mir im Ansatz vorstellen, wie damals die großen Städte entstanden sind..." sagte Abby respektvoll.


    "Du durftest wirklich zusehen?" fragte Darrington verwundert. "Ja, ich durfte sogar Fragen stellen und in einem Teil ihrer Archive stöbern. Zu mindestens für zivile Forschung. Das andere halten sie unter Verschluss. Verständlicherweise. Hier gibt es so viel zu forschen. Ein Traum für jeden Gelehrten." berichtete Abby weiter. "Und ich war sogar in den unteren Ebenen des Bunkers unterwegs. Das war ein Tag, den ich niemals in meinem Leben vergessen werde." "Wie das? Das geht doch nicht ohne den Pipboy und die richtigen Erlaubniscodes. Oder hast du auch jetzt einen?" fragte Darrington jetzt extrem interessiert.


    Auch einige der anderen begannen Abby zu zuhören. Selbst Ältester Bardeen war auf Abby Erzählung gespannt. "Nein, das nicht. Ich hab mit Drake ein wenig gefachsimpelt und ihn aus Neugier gefragt, wie sie es schaffen diesen ganzen Komplex mit Energie zu versorgen..." "Du meinst den Kommandanten damit, oder?" Abby nickte, und erzählte weiter. "Er hat kurz überlegt und gemeint, dass er mir das zeigen würde. Daraufhin sind wir dann in die Versorgungsebenen runter gefahren und ich konnte mir alles anschauen. Tesla und Einstein kamen auch noch dazu..." Abby erzählte eine ganze Zeit und die Bruderschaftsmitglieder fingen an danach Fragen zu stellen. Auch der Älteste war darunter. So verbachten sie den restlichen Tag in ihrer Unterkunft. Langsam verschwand die Anspannung in der Gruppe und man verbrachte eine sehr friedlich Nacht. Das Ödland blieb draußen vor den Toren.


    Am nächsten Morgen stand Bardeen zusammen mit Abby und Darrington in der Kluft. Er schaute sich die Türkonstruktion des nun geschlossenen Tores an. Abby erklärte dem Ältesten gerade, wie die Tore eingebaut worden waren, als sich das Tor hinter Ihnen sich ähnlich geräuscharm öffnete und eine kleine Gruppe von Personen kam auf sie zu. Sehr viel weiter hinten konnte man ein weiteres Tor erkennen, welches scheinbar das Ende der Kluft in dem Berghang markierte. Es war geschlossen, so dass man nicht sah, was sich dahinter befand. Darrington drehte sich um und erkannte, wer da neben Cpt. Cornally noch mit dabei war. "Wir bekommen gerade hohen Besuch. General Rothschild ist im Anmarsch," sagte Darrington.


    Die kleine Gruppe kam geradewegs auf Bardeen, Darrington und Abby zu. "Hallo Ältester, Schön, Sie hier persönlich begrüßen zu dürfen. Ich bin General John Rothschild." Rothschild grüßte den Ältesten protokollgemäß und Bardeen grüßte ebenfalls höflich zurück. "Gelehrter Darrington, ebenfalls schön, dass Sie wieder bei uns sind." Rothschild sah Abby an. "Gab es irgendeine Art von Ärger zwischen unseren Leuten und Ihren, Gelehrte?" fragte er. "Nein, alles in Ordnung. Ich habe ihnen einiges erklärt. Manche Art und Weise, die Sie hier pflegen ist draußen im Ödland eher weniger geläufig." "Das ist gut. Entschuldigen Sie unsere Vorsicht..." sagte Rothschild zum Ältesten gewandt. "...aber ich möchte nicht, das unsere Gespräche von Reibereien aufgrund von Missverständnissen überschattet werden. Apropos Gespräche... Ältester, ich würde Sie gerne in den Bunker bringen. Unsere Leute würden Sie gerne Kennenlernen und mit diplomatischen Verhandlungen beginnen. Vorausgesetzt es besteht von Seiten der Bruderschaft Interesse daran." fragte Rothschild nach.


    Ältester Bardeen sah General Rothschild einen Moment nachdenklich an und seufzte dann. "Es ist sogar großes Interesse vorhanden. Entschuldigen Sie, dass ich einen Moment gezögert habe, aber...man ist ein wenig erschlagen von so viel Neuem. Ich würde eben noch meinen Leuten persönlich Bescheid geben, wo ich bin. Nicht, dass sie sich unnötig Sorgen machen." sagte Bardeen und fragte Rothschild "Werde ich allein gehen müssen?" "Nein, Sie müssen nicht allein gehen. Sie können sich gerne zwei, drei Vertraute mitnehmen, wenn Sie es möchten und wünschen. Das sollen Verhandlungen werden und kein Verhör, Ältester." sagte Rothschild ruhig. "Danke. Wissen Sie, für uns...für mich ist die ganze Situation gewöhnungsbedürftig...Draußen im Ödland gilt häufig das Gesetz des Stärkeren und Sie sind im Moment uns eindeutig im Vorteil...und Sie nutzen das nicht aus...das gibt mir zu denken...im positiven Sinne." sagte Bardeen nachdenklich. Rothschild sah ihn ebenfalls nachdenklich an "Wissen Sie Ältester, diese Welt hat genug Krieg erlebt und unsere beiden Gruppen haben eigentlich das gleiche Ziel. Nur unsere Wege dorthin weichen...ein wenig...voneinander ab. Ich denke, daran können wir arbeiten." Er lächelte kurz, als er das sagte.


    Bardeen ging zu dem Eingang der zu den Quartieren führte und verschwand. Rothschild wartete geduldig und unterhielt sich in der Zeit mit Darrington und Abby. Es dauerte nicht lange, dann kam Bardeen mit Torro und Trian wieder heraus. "Wäre es in Ordnung für Sie, wenn ich die beiden Gelehrten noch mitnehmen würde, General?" "Sehr gerne. Wären Sie dann soweit? Dann würde ich Bescheid geben, dass wir uns auf dem Weg machen." Bardeen nickte. Rothschild nahm über den Pipboy kurz eine Sprechverbindung auf und machte Meldung an die andere Seite. Dann zogen sie los.

  • 121. Machtverschiebung

    Westküste. Winter, Ende des Jahres 2280. Bunkerbereich. ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Rothschild lief vor Bardeen. Kurz nachdem sie das zweite Tor passiert hatten, schloss es sich auch bereits wieder. Als sie sich etwa auf dem halben Weg zum dritten und wahrscheinlich letzten Tor waren, öffnete sich ebenfalls und gab den Blick in die dahinter liegende Landschaft frei. Auch hier hatte sich seit der Abreise von Trian, Darrington und Warry einiges getan. Es erstreckte sich jetzt eine Talmulde von etwa anderthalb bis zwei Kilometer Länge und etwa einem Kilometer Breite vor Ihnen. Als sie das letzte Mal hier gewesen waren, lag hier noch alles voller Geröll und großer Steine. Davon war jetzt nichts mehr zu sehen. Der Boden wies zwar einige Unebenheiten auf, trotzdem schien die ganze Talmulde eine Art Begradigung erfahren zu haben. Sie traten aus dem letzten Tor heraus und befanden sich auf einer neuangelegten Straße, die mit einer geringen Steigung und einer Biegung Richtung des Berges lief, der sich von ihnen ausgesehen rechter Hand befand.


    Die Straße endete vor einer Öffnung im Berg. Dort befand sich ebenfalls eine Art Tor oder Tür. Es war zwar nicht so hoch, wie die in der Kluft im Berghang, aber nicht minder beeindruckend. Der Eingang in den Berg war eher breit, denn hoch. Die Tür war nur zu einem kleinen Teil zusehen, da man sie zurzeit in die Seite eingefahren hatte. Selbst auf die Entfernung war zu erkennen, welche Dicke diese Bunkertür aufwies. Bardeen war in dem Moment wirklich beeindruckt. Sie liefen weiter und näherten sich langsam, stetig dem Eingang. Bardeen ließ währenddessen den Blick weiter schweifen. Dann erinnerte er sich an etwas, was Trian über die Herkunft der Silver Dragons vermutete und ihm erzählt hatte.


    An der linken Seite des Berges befand sich eine Art Gedenkstätte. In der Mitte befanden sich mehrere Fahnen der alten Welt, sie waren alle auf Halbmast geflaggt. Die Flaggen schienen die der alten Commonwealths zu sein. In der Mitte der anderen Flaggen stand die alte Flagge der Vereinigten Staaten, ebenfalls auf Halbmast. Dahinter hatte man mehrere Gedenksteine aufgestellt, die einen direkten Bezug zum großen Krieg vor zweihundert Jahren aufwiesen. Man gedachte hier der Opfer nicht nur der eigenen, sondern auch auf der restlichen Weg. Bardeen grübelte. "Es müßte jetzt die dritte oder vierte Generation seit dem großen Krieg sein und sie haben noch immer einen derartigen Verbindung dazu...die Leute die ursprünglich in den Bunker gegangen sind, müssen den Ausbruch direkt mitbekommen haben...obwohl könnte es sein, das sie die erste Generation...nein...das halte ich kaum für möglich...die bräuchten dafür..." Er kam auf keinen Konsens in seinen Gedanken.


    Sie liefen weiter. Etwas weiterhin zu der Bunkertür gab es eine weiter wesentlich kleinere Gedenkstätte. Sie trug ein neues Datum. Er las kurz. Hier hatte man die Leute begraben, die bei den bürgerkriegsähnlichen Zuständen ums Leben gekommen waren, kurz nachdem Abby,Trian, Warry und Darrington über die Silver Dragons gestolpert waren. "Sie hätten die vier einfach verschwinden lassen können und wir hätten sie zu den Opfern des Ödlans gezählt...und irgendwann...wären die hier vor Lost Hill aufgetaucht...war es Schicksal, Glück oder doch Pech?" Bardeen verstand so langsam, warum es Darrington so wichtig war, mit den Silver Dragons ein freundschaftliches Bündnis einzugehen. Hier gab es Mengen verloren geglaubtes Wissen, was die Bruderschaft durchaus bei ihrer Mission gut nutzen und man endlich wieder gegen die NCR intervenieren konnte.


    Die Frage war, wie weit sich die Silver Dragons für die Belange der stählernen Bruderschaft einspannen lies. Andererseits fragte Bardeen sich, was passieren würde, wenn sie von der NCR oder gar der Legion erfahren würde. Bardeen befiel eine ähnliche Unsicherheit, die er damals an Paladin Trian bemerkt hatte. "Ältester, alles in Ordnung?" flüsterte Abby. "Sie sehen gerade extrem nachdenklich aus." "Es ist alles in Ordnung. Ich bin..." "...verunsichert? Richtig Ältester?" fragte Abby leise. "Ja, in gewisser Hinsicht schon. Ich will hier die richtige Entscheidung treffen. Diese Verhandlungen könnten für uns wirklich wichtig sein..." "...wir sollten es meiner Meinung nach mit Vertrauen versuchen, Ältester." Bardeen sah Abby an. "Ich hoffe, Sie schätzen es richtig ein...Vertrauen ist im Ödland ein extrem seltenes Gut geworden. Nun, gut wir werden sehen...Ich bin jetzt schon auf den Bunker gespannt."


    Sie waren am Eingang angekommen und betraten das Innere des Bunkers. Sie standen mit einem Mal in einer großen Halle. In der Halle herrschte ein geschäftiges Treiben und die Bewohner des Bunkers gingen ihren Aufgaben nach. Es gab drei Gänge, die sie nehmen konnten. Zwei waren seitlich angelegt und einer führte über zwei begehbare Rampen tiefer in den Berg hinein. Unterhalb der beiden Rampen, die oben zusammenliefen war ein silberner Drachenkopf in die Wand eingearbeitet worden. Darunter stand "Acta, non verba"


    Die Gruppe lief eine der Rampen hoch und folgte dem Weg. Nach einer Zeit kamen sie im "Verteiler" an. Es war gerade Wachwechsel und die beiden großen Checkpoints wurden neu besetzt. Die Gruppe näherte sich einer der großen Aufzüge und sie gingen hinein. Es dauerte einen Moment bis sie auf der gewählten Ebene ankamen. *Ding* Ebene -4 war erreicht. Bardeen hatte durch die Fahrzeit versucht zu schätzen, wie tief sie waren. Sie mussten mittlerweile einige Meter unter der Erde sein und wenn er das Anzeigetableau richtig deutete, war das noch lange nicht alles. Die Gruppe trat aus dem Fahrstuhl heraus und lief einen langen Gang lang, von dem etliche Abzweigungen abgingen. Am Ende des langen Ganges war ein großer Raum. Die Türen zu ihm standen offen und man konnte Tische erkennen, die in einem Quadrat angeordnet standen. Einige von Ihnen war auch schon vollständig besetzt worden. Einige waren noch leer. Einige der Personen schauten auf den langen Gang. Es war offensichtlich, man wartete auf die Ankunft der Gruppe.


    Sie traten in den Raum. Rothschild wies Bardeen mit einer freundlichen Handbewegung die Plätze zu. Die beiden Gelehrten, Trian, Torro nahmen mit dem Rücken zur Tür Platz. Links von Ihnen saßen fünf Personen mit entsprechenden Namenschildern auf dem Tisch. Vor Ihnen stand ein sauber beschriftetes Schild Versammlung. Vor Kopf vier weitere. Hierbei handelte es sich um Mitglieder des Ältestenrates. Rechts von Ihnen hatte Rothschild und Cornally zu einem dritten Mann gesetzt. Es handelte sich hier um die Personen, die für die innere und äußere Sicherheit zuständig waren. Ältester Bardeen fühlte sich unbehaglich. Bei einer großen Anzahl der hier anwesenden Personen konnte er regelrecht das Misstrauen in den Augen sehen. Vor Kopf stand jetzt ein langer Mann mit schütterem Haar auf. "Ich denke wir sind jetzt vollzählig? Dann würde ich jetzt beginnen. Zunächst möchte ich den Ältesten der stählernen Bruderschaft willkommen heißen. Mein Name ist Peabody und ich bin der Vorsitzende des sogenannten Ältestenrats. Wenn alle anderen damit einverstanden sind, würde ich dem Ältesten kurz erläutern, wie unsere Strukturen aussehen und wer hier wer ist." Peabody wartete einen Moment und fing dann an den Ältesten zu informieren.


    Danach ging es auch sofort zu Sache. Der Älteste hatte sich nicht getäuscht. Die Grundstimmung gegenüber der Bruderschaft war sehr misstrauisch. Und das drückte gerade die Seite der Versammlung in aller Deutlichkeit aus. Auch ein Teil des Ältestenrats stand auf Seiten der Versammlung. Der Vorsitzende der Versammlung, ein kleiner rundlicher Mann mit Namen Clearance hatte gerade das Wort. Er war aufgestanden, um seinen Unmut Luft zu verschaffen und zeigte auf die Gruppe der stählernen Bruderschaft "Mit denen sollen wir verhandeln? Die würden uns doch gleich um die Ecke bringen, wenn sie könnten...diese Ödländer..." giftete er. "Mäßigen Sie sich, Clearance..." sagte Peabody. Die Verhandlungen liefen nicht gut, da sich der Ältestenrat und die Versammelung wieder einmal anfingen sich zu streiten. Cornally und Rothschild schauten dem ganzen Treiben wortlos zu. Ihre Gesichter sprachen aber Bände, was sie davon hielten. Der Kommandant beobachtete aufmerksam die Situation und nach einer Zeit verfinsterte sich sein Gesicht und man konnte langsam eine Zornesfalte auf der Stirn erkennen.


    Abby bekam das mit und sagte flüsternd zum Ältesten "Ich glaube, gleich wird es richtig interessant. Sie haben es tatsächlich geschafft." "Was meinen Sie, Abby?" fragte Bardeen irritiert, "Sehen Sie, der Kommandant ist normalweise ein sehr ruhiger und ausgeglichener Mensch und durch fast nichts aus der Ruhe zu bringen. Deshalb hat er hier im Bunker eine besondere Stellung und dass scheinbar unabhängig von seinem derzeitigem Posten. Er vermittelt gekonnt bei Streitigkeiten...aber so verstimmt habe ich ihn bisher noch nicht gesehen." erklärte Abby leise. "Nun ja nachvollziehbar, wir sind ja auch nicht hier um uns beschimpfen zu lassen...mir geht auch gerade innerlich die Hutschnur hoch...ich habe nur auf Rücksicht auf die Verhandlungen nichts gesagt. Nur wenn das so weiter geht, sehe ich mich dazu gezwungen." zischte Bardeen leise zurück. Dazu sollte es aber nicht kommen.


    Mit einem Ruck stand Drake auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. "Es reicht. Clearance halten Sie verdammt nochmal zurück. Ich glaube, Sie verkennen hier gerade absolut den Ernst der Lage. Sie urteilen über Leute, die im Gegensatz zu ihnen da draußen um ihr tägliches Überleben kämpfen. Ich hätte gerne Lust, Sie mal mit auf Erkundungspatroullie zu nehmen, damit Sie mal frische Luft an Ihren Kopf bekommen... " sagte Drakes sauer und schaute zu Peabody rüber. Clearance sah das und giftete zurück "Das würden Sie nicht wagen...das können Sie nicht..." "Das kann ich sehr wohl Clearance. Ich erkläre es Ihnen auch gerne. Da ich hier für die äußere und innere Sicherheit insgesamt zuständig bin und ich auch unsere Leute nach außen vertreten soll, habe ich die notwendigen rechtlichen Mittel dazu. Sie rufen hier gerade genau genommen zum Aufruhr auf, Clearence...so könnte man ihre Argumentation von gerade interpretieren..." sagte Drake mit einer Stimme, die einen scharfen Unterton aufwies. Clearance wurde kreideweiß und sagte nur noch leise, so dass man ihn kaum verstehen konnte "Sie verdammter Mistkerl... *unverständliches Gemurmel*.


    Er sagte nach der Ansage erstmal nichts mehr. "Ich sehe, Sie haben mich also durchaus verstanden, Clearance. Und an die anderen gerichtet. Ich möchte, dass wir unseren internen Streitigkeiten beiseitelassen, die gehören hier nicht hin. Wir hatten eindeutig besprochen, wie wir nach außen hin agieren. Mir reicht es langsam wirklich mit dem Hin und Her. Ich sehe mich sonst gezwungen unsere Absprachen als nichtig anzusehen und werde alleine die Verhandlungen führen...ohne Versammlung und Ältestenrat." sagte Drake weiterhin sehr sauer. Peabody schaute betreten und den fünf Leuten aus der Versammlung fiel erst einmal alles aus dem Gesicht. Auch Cornally und Rothschild guckten überrascht. "Also ich wäre Ihnen also verbunden, wenn wir jetzt wieder gemeinsam und in einem ordentlichen Umgang miteinander diskutieren würden und vor allem mit und nicht über die stählernen Bruderschaft. Und bevor jemand fragt, das gerade war keine leere Drohung. Sie kenne mich...ich hätte den Großteil unserer Leute im Bunker betreffend dieser Entscheidung hinter mir." sagte Drake deutlich ruhiger und setzte sich wieder.


    Nachdem Drake sehr deutlich seinem Unmut Luft gemacht hatte, liefen die Gespräche in ruhigeren Bahnen weiter und man machte nach mehreren Stunden Pause für den Tag. Morgen sollte es weitergehen. Beim Rausgehen warf Clearance Drake einen bösen Blick zu und wollte gerade noch was sagen. Er kam nicht in dem Moment nicht dazu. "...die frische Luft soll zu dieser Jahreszeit da draußen sehr angenehm sein..." sagte Drake sarkastisch. *unverständliches Grummeln* "...Sie überhebliches A(zensiert). Das wird noch ein Nachspiel haben, das schwöre ich Ihnen, Drake." gifte Clerance wieder und verschwand in den Gang. Die Vertreter von Ältenrat und Versammlung waren mittlerweile weg. Nur noch die Gruppe der Bruderschaft und Rothschild, Cornally und Drake waren im Raum.

  • 122. Gereizter Drache

    Westküste. Winter, Ende des Jahres 2280. Bunker. ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Rothschild, Cornally und Drake standen beieinander und unterhielten sich angeregt, aber leise miteinander. Die beiden Gelehrten debattierten mit Torro und Trian. Der Älteste verfolgte das Gespräch der drei Silver Dragons. " War das vorhin wirklich notwendig, Drake? Musstest du Clearance wirklich so drohen? Das was da gerade gefallen ist, kann dir als Kompetenzüberschreitung ausgelegt werden, verdammt. Das ist das letzte, was wir im Moment gebrauchen können." sagte John noch sichtlich geschockt. "Soll ich dir mal was sagen John, das interessiert mich nicht. Clearance, dieses affektierte * zorniges Grummeln* und seine Speichellecker haben doch überhaupt nicht das Wohl der Leute im Kopf. Denen geht es doch bloß um Einflussnahme für ihre Zwecke. Diese Idioten haben es immer noch nicht kapiert, dass es hier um mehr geht...Und noch was John, hör auf mich zu belehren." sagte Drake sauer.


    Man merkte deutlich einen unterdrückten Zorn bei ihm. "Aber..." fing John an. Drake fuhr ihm wütend über den Mund. "Weißt du was John dieser *zensiertes Schimpfwort* soll doch mal nach unten in die Krankenstation gehen sich den Händler anschauen, den wir letzte Woche draußen bei unserer Erkundungsgängen aufgefunden und zusammengeflickt haben...Und das einzige was er und die anderen dafür über haben sind Worte wie dreckige Ödländer, Barbaren und andere Nettigkeiten? John, ich bin gerade davor richtig hoch zu gehen...Wem haben sie zu verdanken, dass sie einen Schutz hatten, als die Bomben einschlugen?...Sie waren hier in Sicherheit, während da draußen die Welt brannte...und was haben sie jetzt für die Überlebenden über?...*zorniges Brummeln* Drake funkelte John wütend an. "Das werde ich nicht weiter so mitmachen, das schwöre ich dir...ich werde mir was einfallen lassen...und bevor ich mich noch weiter reinsteigere...ich werde mich jetzt zurückziehen."

    Drake ging wutentbrannt aus dem Raum, bevor John noch irgendetwas sagen konnte. John wollte hinterher "Nicht John, nicht jetzt. Das macht im Moment keinen Sinn. Er wird sich bloß noch weiter reinsteigern." sagte Cornally ruhig und seufzte. "Ich hole ihn schon wieder runter. Ich weiss schon, wie ich meinen alten Freund wieder zur Vernunft bekomme. Nimm es nicht persönlich." John atmete tief aus. "Danke, du kennst ihn ja auch bedeutend länger als ich. Ist vielleicht besser so. Ich werde mich dann um unsere Gäste kümmern und Ihnen noch paar Dinge erklären. Das war nicht der beste Ersteindruck für sie." sagte John zu George. Der nickte. "Mach das, ich kümmere mich dann mal um unseren Sturkopf." George Cornally ging zu derselben Tür heraus, durch die Drake wütend verschwunden war.


    John Rothschild ging zur Gruppe der stählernen Bruderschaft. Er nahm sich auf dem Weg dorthin einen Stuhl mit und setzte sich einen Meter entfernt von Bardeen hin. "Ich muss mich bei Ihnen allen zunächst für die unschönen Worte entschuldigen. Viele unserer Leute sind mit der derzeitigen Situation scheinbar immer noch überfordert. Das rechtfertigt aber nicht das derzeitige Benehmen." sagte John zu Bardeen gewandt. "Ich akzeptiere Ihre Entschuldigung, General Rothschild. Vorerst. Sie meinen mit der derzeitigen Situation unsere Ankunft oder die Tatsache, dass Ihre Generation nach zweihundert Jahren die erste ist, die wieder Kontakt zur Außenwelt hergestellt hat?" fragte Bardeen.

    "Es ist anderes als Sie annehmen, Ältester. Ich...wir haben...in den Gesprächen...mit Ihren Leuten nur einen Teil des Ganzen erzählt." Bardeen zog die Augenbrauen hoch. "Bevor Sie uns falsch beurteilen, möchte ich Sie vollständig einweihen. Allerdings habe ich eine Bitte an Sie. Das was ich Ihnen gleich erzähle, sollte unter den hier Anwesenden bleiben." John machte eine kurze Pause. "Ich denke, wir sollten den ersten Schritt in Richtung Vertrauensbildung machen. Übrigens, da ich das hier als eine Art Privatgespräch sehe, einfach nur John." Bardeen und die anderen schauten fragend. "Okay, Gen...John, ich werde Ihnen ebenfalls entgegenkommen. Sie können mich auch bei meinem Vornamen in dieser Situation ansprechen. Jeremiah." sagte Bardeen entgegenkommend. Eine erste Brücke zueinander war geschlagen.


    John fing an zu berichten. Selbst für Abby waren diese Informationen neu und sie hatte bereits einige Vermutungen angestellt. Aber das, was John ihnen berichtete verschlug Ihnen die Sprache. Der Bericht fing kurz vor dem Krieg an und endete mit den jüngsten Ereignissen. Jeremiah fand als erster die Worte wieder. "Wenn ich es nicht besser wüßte John, würde ich ja sagen, Sie erzählen hier eine erfundene Geschichte, aber was hätten Sie davon? Das erklärt nun so einiges, warum Sie hier auch alles so streng gesichert haben...und ebenfalls das Verhalten Ihrer Leute und Ihrer eigenen Art und Weise...das ist äußerst faszinierend..." Bardeen dachte nach. Da er nun wußte, welchen Hintergrund diese Gruppe hatte war hier ein komplett anderes Vorgehen als sonst nötig. Das erste Mal in seinem Leben bekam Bardeen das Problem, das mit dem Kodex der Bruderschaft im Einklang zu bringen. Er dachte an Darringtons Worte und beschloss sich mit ihm zu einem späteren Zeitpunkt zu unterhalten. "John, ich hätte da eine weitere Frage. Eigentlich habe ich gerade gefühlte tausend Fragen. Was sagt denn Ihr Vorgesetzter oder Anführer dazu? Ich meine, das sind Informationen, die ich selbst als streng geheim einstufen würde" fragte Jeremiah nachdenklich nach.


    "Das ist mir bewußt, Jeremiah. Deshalb ja meine Bitte und der Vermerk mit dem Vertrauen. Wobei ich vermutete, dass das irgendwann kein wirkliches Geheimnis mehr sein wird, wenn Leute von uns auf Wanderschaft gehen." seufzte John. "...Und zu meinem Vorgesetzten...das passt glaube ich von der Formulierung eher...Denkt in der Sache ähnlich wie ich. Auch, wenn ich jetzt nicht in Absprache mit ihm gehandelt habe...ich werde eventuelle Konsequenzen annehmen und tragen...ich denke es ist der richtige Weg um einen Handel oder eine Zusammenarbeit miteinander aufzubauen. Alles Weitere werden wir aber im großen Kreis besprechen müssen..." sagte John. Jeremiah sah John an. "Das wird eine lange und kein einfache Reise, aber ich bin bereit mich als Ältester darauf einzulassen." Hinter Jeremiah hörte man ein erleichtertes Seufzen. Es war Darrington. Er war scheinbar froh, dass erste Schritte getan waren.


    Derweil konnte man an anderer Stelle nicht von Erleichterung sprechen. Drake war nach unten in seine Unterkunft gefahren. Genau genommen war es sein Büro. Es hatte weiter hinten einen kleinen Bereich von zwei Räumen. Einer bildete den Schlafbereich und der andere Bereich war vollgestopft mit Büchern. Es standen dort ebenfalls eine gemütliche Sitzecke und ein gepolsterter Sessel mit Fußteil. Die beiden Räume waren vom eigentlichen Büro mit einer Tür abgetrennt, die man nur auf direkten Weg durch das Büro erreichen konnte. Er war unten angekommen und ging Richtung seines Büros und brummelte gereizt vor sich hin.


    Dann verschwand er in dem selbigen. Drake wanderten in seinem Büro ruhelos hin und her und überlegte, wie er zukünftig eine legale Möglichkeit finden konnte, den Ältestenrat und die Versammlung bei Außenentscheidungen nicht mehr zu beteiligen. Sie waren ihm in letzter Zeit zu oft bei demokratischen Entscheidungen in den Rücken gefallen. Sie hatten immer wieder versucht ihn in ihre Machtspielchen gegeneinander mit einzubeziehen. Einige Male auch zum Schaden der anderen Bunkerbewohner. Der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufe brachte, war die heutige Versammlung gewesen. "Wartet Freunde, diese politischen Spielchen beherrsche ich auch..." brummte er immer noch sauer in sich hinein.


    Er setzte sich gerade in den gepolsterten Sessel und brütete darüber nach, wie er den Spieß umdrehen konnte. "Die werden mich noch richtig kennenlernen..." Er wurde in seinen weiteren Gedanken gestört. Irgendjemand war ins Büro eingetreten und Schritte näherten sich. Es waren Georges. Dann öffnete sich Tür und George kam herein. "Noch nichts von Privatsphäre gehört, George? Ach ja, ich vergaß, du darfst ja überall rumschnüffeln..." giftete Drake ihn an. George verdrehte kurz die Augen und schoss dann auf seine Art zurück und die beiden führten einen heftigen Streit miteinander. "Hast du es bald alter Freund? Du führst dich zurzeit auf wie der letzte Idiot... Oder sollen wir dich demnächst Clearance den Zweiten nennen... Viel anders verhältst du dich gerade auch nicht" sagte George sehr laut. "Mir passt es auch nicht, wie es gerade läuft, aber meinst du es eine Lösung des Problems, wenn du dich jetzt auch noch auf das Niveau herablässt und sie nach allen Regeln der Kunst fertig machen willst?" "Als könntest du das beurteilen..." sagte Drake weiterhin gereizt. "Vorsicht, alter Freund, du fängst an wieder persönlich werden...und ja ich kann das sehr wohl beurteilen...auch wenn wir beide in unterschiedlichen "Ligen" gespielt haben." sagte George warnend. "...und außerdem Daniel D. Warren, du lässt hier gerade den absoluten arroganten und überheblichen Kotz(zensiert) raushängen."


    Drake schaute aufgrund der Art und Weise der Beschimpfung George erst sehr böse an. Dann hellte sich sein Gesicht merklich auf. "Ich...bin...ein alter Idiot. Ja, du hast ja Recht, George. Ach, verdammt...entschuldige, es ist mit mir einfach durchgegangen. Aber die können einen im Moment auch zur Weißglut treiben." sagte Drake sichtlich entspannter. "Dem würde im Moment auch niemand wiedersprechen. Einen Großteil unserer Leute nervt auch diese Gehabe. Ich hätte auch manchmal den Bedarf, den ein oder anderen von ihnen einzubuchten. Aber wo kämen wir hin, wenn wir uns alle nicht mehr an die Spielregeln hielten? Und wir haben hier auch eine Art Vorbildfunktion für die anderen. Gerade du, und das in doppelter Hinsicht..." sagte George. "Ich weiß George, ich weiß...das habe ich nicht vergessen. Wie könnte ich das je vergessen..." Drake seufzte. "Es tut mir leid, was ich da gerade zu dir gesagt habe." "Schon vergessen. Jedem geht irgendwann mal die Hutschnur hoch. Ist bei dir ja auch sehr selten." grinste George. "Ja, aber wenn es passiert dann leider richtig. Ich werde mich wohl jetzt bei einigen Leuten entschuldigen müssen." sagte Drake nachdenklich. George nickte. Gesagt, getan. Die beiden brachen wieder zu den oberen Ebenen auf und Drake entschuldigte sich für die Art und Weise bei Clearance und den anderen. Clearance grinste selbstzufrieden. Diese Runde ging an die Versammlung.

  • 123. Beginnende Generalüberholung

    Westküste. Winter, Ende des Jahres 2280. Bunker. ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Am Morgen. Einen Tag nach der ersten Besprechung mit der stählernen Bruderschaft fuhr Peabody runter in die Kommandoebene. Jenssen war bei ihm und ermöglichte ihm so den Zutritt. "Was meinen Sie Jenssen? Kann man mit Drake heute wieder vernünftig reden kann?" fragte Peabody. "Ich denke schon Sir. Aber sie kennen ihn doch auch schon wesentlich länger und vor allem besser als ich? Er hat sich gestern Abend bei allen noch für den Ausraster entschuldigt. Selbst bei Clearance, und das dürfte ihm nicht gerade leichtgefallen sein. Und wenn mir ein Bemerkung erlaubt ist, Sir. Er hat nicht ganz Unrecht. Dieses Hin und Her schafft keine Sicherheit und lässt uns nach außen hin schwach aussehen. Und ich glaube, das ist bei dieser neuen Welt da draußen schlecht...und neben bei bemerkt ist es für die Moral im Bunker auch nicht besonders förderlich." sagte Jenssen nachdenklich. Peabody sah ihn einen Moment lang an und seufzte dann. "Sie haben auch mit Ihrer Aussage nicht ganz Unrecht. Mir gefallen diese Avancen in den beiden politischen Entscheidungsgremien auch nicht. Dafür bin ich schon zu lange dabei, um zu wissen, was daraus werden kann." Die beiden schwiegen bis sie auf der Ebene -5 angekommen waren.


    Sie traten aus dem Aufzug und Peabody verabschiedete sich von Jenssen. Der nahm seinen Platz in dem Checkpoint wieder ein. Peabody lief bis vor Drakes Büro und klopfte. Ein überraschtes "Ja" kam von Drakes Seite. Peabody öffnete die Tür und trat ein. "Hey Peabody, schön dich hier zu sehen. Mit dir hatte hier wirklich nicht gerechnet. Setzt dich doch." sagte Drake wie ausgewechselt. "Gern, hast du ein wenig Zeit? Obwohl, wenn ich so sehe, was da heute Morgen bereits auf deinem Schreibtisch liegt, würde ich eher nein sagen." "Nicht mehr als sonst um die Zeit. Was kann ich für dich tun Peabody?" "Ich müsste einige Dinge mit dir besprechen." "Es ist wegen gestern, richtig?" seufzt Drake. "Auch, aber nicht nur. Deine Reaktion war bis zu einem bestimmten Punkt verständlich. Aber diese Drohung ...kam zu einer Unzeit...obwohl..."


    Er dachte nach und machte eine Pause. "Peabody, wir kennen uns nun schon so lange und du weißt, dass mir stets das Wohl der Leute am Herzen liegt und das wird auch immer so bleiben. Das Gestern war ein Ausraster, den ich mir nie hätte erlauben dürfen..." sagte Drake niedergeschlagen. "... es mußte irgendwann so kommen, Drake. Mir gefällt diese Unstetigkeit auch nicht. Wie vielen anderen ebenfalls nicht. Das erschwert ein zeitnahes Reagieren ungemein. Es kann nicht sein, wenn Ihr da draußen schnell Lösungen finden müsst, wir hier drinnen das erst aus diskutieren. Es werden da noch wesentliche größere Entscheidungen in Zukunft anstehen, siehe Bruderschaft. Und es geht hier nicht nur um uns, sondern auch um andere Leute im Ödland. Wir werden in irgendeiner Form Einfluss nehmen, ob gewollt oder ungewollt. Unser angedachtes System funktioniert in der jetzigen Situation nicht...mehr richtig. Das sind, wie bezeichnete das die stählerne Bruderschaft gleich noch...alte Welt Überbleibsel."


    Peabody schwieg erneut. Drake gefiel es gar nicht, wie Peabody sich äußerte. Sein Ausraster gestern hätte nicht passieren dürfen, es war definitiv sein Fehler gewesen. Aber Peabody war gerade dabei in eine Richtung zu denken, die das gesamte demokratische Gefüge hier im Bunker betreffen konnte. "Peabody, ich weiss jetzt nicht ob ich dich gerade richtig verstanden habe, aber ..." Drake wollte wissen, ob er mit seiner Vermutung Recht hatte. Peabody unterbrach ihn dabei und ging über seine Frage hinweg und erläuterte seine eigenen Gedanken weiter. "Wir werden an bestimmten Dingen definitiv etwas ändern müssen, solange die Situation so ist, wie sie ist. Ich habe mich schon mit einigen anderen aus dem Rat und Versammlung kurzgeschlossen. Ich denke, wir werden in nächster Zeit einen gemeinsamen Vorschlag einbringen..." Peabody verfiel wieder ins Grübeln und die letzten Worte schien er eher zu sich selbst zu sprechen als mit Drake. "...der das Problem lösen könnte...eine wirkliche Trennung von...das könnte funktionieren...ein Restrisiko verbleibt natürlich, wenn jemand anderes...hm. Dann bleiben gewisse Dinge..." Zwischenzeitlich sah Peabody Drake scharf an und verfiel wieder in ein weiteres Selbstgespräch. Der wiederum fragte sich gerade, welche Ideen Peabody durch den Kopf schossen.


    "Egal, ich werde nochmal Gespräche mit den anderen führen. Aber eigentlich bin ich nicht nur deswegen hier. Ich wollte dir noch ein, zwei Sachen sagen, von denen ich möchte, dass du sie schon weißt. Ich werde in den nächsten Wochen meinen Rücktritt als Vorsitzender des Ältestenrats bekannt geben, Drake." Der schaute bestürzt. "Ich hoffe doch nicht wegen gestern..." "Ach um Gottes Willen nein. Drake, ich bin jetzt über siebzig und ich...der Zahn der Zeit nagt an mir...Kann ja nicht jeder so gute Gene haben, wie du oder George, nicht böse sein, du weißt, wie ich das meine..." sagte Peabody zu Drake. "Ich möchte einmal aus Altersgründen aufhören und ich denke, bei mir wird es bald einen Zeitpunkt geben, das ich es gesundheitlich auch nicht mehr kann...ich war heute...zur Untersuchung...und nun ja..." "Sag nicht..." "Doch, leider schon." "Das ist...bitter. Wie lange?" Drake war sichtlich geschockt. "Sie geben mir, wenn es gut läuft noch anderthalb Jahre, ist im Moment schwer abzuschätzen. Aber das ist nun mal der Lauf der Dinge. Aber eine Sache werde ich bis dahin noch regeln. Und Clearance wird das süffisante Grinsen noch vergehen." Peabody lächelte dabei. "Wie meinst du das?" fragte Drake nach, der gerade dabei war, das zu verdauen, was Peabody ihm mittgeteilt hatte. "Das wirst du schon noch früh genug erfahren. Ich werde jetzt wieder nach oben fahren. Wir haben ja nachher noch eine weitere Besprechung mit den Leuten aus Lost Hills. Wir sehen uns." Peabody trat aus dem Büro, lief den langen Flur entlang und verschwand im Aufzug.


    Zurück blieb ein geschockter und ratloser Drake. Geschockt aufgrund des Gesundheitszustandes von Peabody und ratlos wegen der kryptischen Andeutungen, die er zum Schluss gemacht hatte. Drake beschlich eine leise Vorahnung, was Peabody und die anderen vorhaben könnten. Er hoffte, dass es nicht dazu kommen würde. "Tja, du alter Narr, du hast dich mal wieder breitschlagen lassen, die Verantwortung für eine große Anzahl von Leuten zu übernehmen. Du wolltest das eigentlich nie wieder tun. Nun lebe auch mit den Konsequenzen. Du lernst es ja auch nicht mehr." sagte er zu sich selbst, als er im Kopf die Szenarien durchspielte, die Peabody gemeint haben könnte. Er ärgerte sich über sich selbst. Eigentlich wollte er den Posten des Kommandanten nicht übernehmen, als er bei der Wahl die meisten Stimmen erhielt. Aber durch gute Argumente und Appelle an sein Pflichtgefühl hatte man ihn dazu überredet. Auch John war mit dabei gewesen, der auf dem zweiten Platz lag.


    Zwei Stunden später gingen auch die Gespräche mit der Bruderschaft weiter. John und Drake hatten heute noch nicht miteinander gesprochen und trafen sich erst oben. Insgesamt lief es heute ruhiger und gesitteter als gestern ab. Auch Clearance wählte seine Wortwahl heute besser, man merkte ihm aber an, dass es ihm schwerfiel nicht wieder in ein bestimmtes Vokabular abzurutschen. Allerdings genoss er den vermeintlichen Sieg gegen Drake offensichtlich und baute es immer wieder mit in seine Argumentationen mit ein. Drake ignorierte ihn einfach, was Clearance wiederum ungemein ärgerte. Drake hatte sich vor heute noch vorgenommen, nach dem Ende der zweiten Gesprächsrunde mit Bardeen ein weiteres Gespräch in einem wesentlich kleineren Rahmen zu führen. Vorausgesetzt dieser hatte daran auch Interesse.

  • 124. Kurz vor knapp

    Harbor Grand Hotel. Mitte Januar 2289


    Nick, Ferrington und Blue kamen am alten Hotel erst an, als es schon dunkel war. Ferrington stolperte hinter Nick und Blue hinterher. Die Abendwache, die Flux aufgestellte hatte, schaute zunächst nervös auf die Straße. Als sie aber erkannten, wer da zu ihnen zurück kam waren sie sichtlich erleichtert. Die drei gingen ins Lager und Ferrington setzte sich ans Feuer und rieb sich die schmerzenden Beine. Flux kam aus einem der beiden großen Zelte und setzte sich neben Ferrington. Blue war in dem Zelt mit den Verletzten verschwunden und Nick gesellte sich zu Flux und Ferrington. "Und erfolgreich gewesen, ihr wart ziemlich schnell zurück?" fragt Andrew. "Ja, wir haben das Gesuchte gefunden. Der General hat die ganze Zeit ein ziemliches Tempo angeschlagen. Deshalb sind wir auch schon wieder hier. Und in der Zeit irgendetwas passiert, während wir unterwegs waren." fragte Ferrington sichtlich müde.


    Andrew schüttelte den Kopf. "Nein, hier herrscht im Moment eine absolute Stille. Schon irgendwie unheimlich und der Nebel steigt auch wieder vermehrt auf. Wenn ich mir da noch die Geschichten von Caspar und Mick vorstelle...da bekomme ich eine Gänsehaut." Felix nickte und gähnte. "Ich glaube, ich werde lege mich hin, sonst schlafe ich noch im Stehen ein. Ich bin einfach nur geschafft..." Er stand auf und schlurfte müde zu einem kleinen Zelt, was etwas abseits der beiden großen lag. Er verschwand darin.


    Blue betrat leise das Zelt und schaute nach den beiden Verletzten. Er ging zu dem mit der großen Fleischwunde. Dieser war wach und wollte schon aufstehen, als Blue zu ihm kam. Der schüttelte nur mit dem Kopf und bedeutet ihm sich wieder hinzulegen. "Sie sollten lieber liegen bleiben und mögIichst nicht herumlaufen. Ich habe Ihre Wunde zwar gut versorgt, aber wenn Sie sich zu viel bewegen, kann es wieder aufreißen. Und dann wird es schmerzhaft." sagte Blue mit ruhiger Stimme und setzte sich ein wenig entfernt von dem Bett hin. "Ja, Sir" sagte der Angesprochene müde. "Es tut mir leid, dass ich Ihnen jetzt auch noch Kummer mache." "Dafür brauchen Sie sich nicht entschuldigen. Wie fühlen Sie sich im Moment?" fragte Blue und beobachtete den Verletzten aufmerksam. "Abgeschlagen und müde und die Schmerzen werden wieder stärker. Aber sie sind im Moment auszuhalten." ergänzte er. "Aber Sie fühlen sich nicht fiebrig oder?" "Nein. Nur kraftlos."


    "Das ist schon mal gut, dass Sie bis jetzt kein Fieber haben. Sie sagen mir aber sofort Bescheid, wenn Sie so etwas bemerken, ja? Versuchen Sie viel zu schlafen, ihr Körper braucht jetzt viel Ruhe." Der Verletzte nickte und sank wieder in sein Feldbett zurück. "Und hören Sie bitte auf, sich Vorwürfe zu machen. Sie haben Ihr Möglichstes getan. Ich sehe Ihnen das an, bevor Sie fragen." Derjenige seufzte und nickte dann. "Ich werde es versuchen...es ist nur...ich meine...wegen mir..." "Das dürfen Sie so nicht sehen..." sagte Blue "...in einer Schlacht können Sie nicht überall Ihre Augen gleichzeitig haben. Diese Hunde sind sehr schnell unterwegs. Und Ihr Kamerad wird schon wieder. Versprochen." sagte Blue beruhigend. Der sah Blue nachdenklich an. "Danke." sagte der Verletzte kurz und schlief daraufhin ein.


    Blue stand leise auf und ging zu seinem Sorgenfall mit dem verletzten Bein. Derjenige schlief zwar, aber sehr unruhig und schien im Schlaf starke Schmerzen zu haben. "Da werde ich nicht mehr lange warten dürfen. Das entwickelt sich nicht gut bei ihm. Er sieht aus als würde er doch Fieber bekommen, trotz Medikamente. Ich werde ihn mir gleich morgen früh nochmal ansehen. Ich denke, ich werde Teddy fragen, ob ich ihn in Far Harbor operieren darf. Nur der Transport macht mir Sorgen. Wir werden mit den Tragen nicht schnell vorankommen können...hmm mal schauen." sagte Blue nachdenklich zu sich. Er ging aus dem Zelt wieder nach draußen. Er sah Nick und Andrew am Feuer sitzen. Nur von Ferrington fehlte jede Spur. "Wo ist denn der gute Ltd. hin" fragte Blue ein wenig verwundert. "Er hat sich vor etwa zehn Minuten zum Matrazenhorchdienst gemeldet und ist in der Verrichtung" sagte Andrew grinsend. "Er hat sich zu was? ...ach das meinst du...*leises Lachen* Ich war wohl doch ein wenig zu schnell für den guten Ferrington unterwegs." sagte Blue mit einem Schmunzeln und fasste sich nachdenklich an den Kopf.


    Nick, Blue und Andrew unterhielten sich noch ein wenig über das weitere Vorgehen. Dann zogen sich alle bis auf Nick zum Schlafen zurück. Blue verbachte die Nacht in der hinteren Ecke des zweiten großen Zeltes. Er dachte noch ein wenig über den heutigen Tag nach und über das, was er aus der Entfernung in der alten Vim Getränkefabrik mit dem Fernglas beobachtet hatte. Hier würde er definitiv Hilfe brauchen, um dort hineinzugelangen und nach den Angaben aus DiMas Erinnerungen zu forschen. Die Fabrik war von einer ungewöhnlichen großen Gruppe von Supermutanten besetzt worden. Er hatte allein im Außenbereich etwa fünfzig von ihnen ausmachen können und im Inneren rechnete er mit weiteren.


    Das waren definitiv zu viele für die kleine Gruppe von Minutemen. Er überlegte eine Zeit hin und her, kam aber immer wieder zu dem gleichen Ergebnis. Ohne weitere Unterstützung, war das nicht zu schaffen. Er entschloss sich nach langen Ringen mit sich selbst doch dazu, weitere Minutemen auf die Insel zu holen. Zunächst hatte aber eine Sache noch Vorrang. Die beiden Verletzten mußten anständig versorgt werden. Es war schon spät in der Nacht, als Blue endlich einschlief. Wie immer auf Reisen mit dem Rucksack als eine Art Kissen und in halb aufrechter Position. Er schlief diese Nacht länger als gewöhnlich.


    Ferrington war aufgestanden und kam aus seinem Zelt. "Guten Morgen, Nick. Habe Sie auch eine ruhige Nacht gehabt?" fragte er. "Ja, keine besonderen Vorkommnisse. Eigentliche ungewöhnlich für diese Insel. Aber auch mal eine angenehme Erfahrung." sagte Nick sichtlich entspannt. "Nick wissen Sie, wo der General ist. Eigentlich ist er doch um diese Uhrzeit schon auf?" fragte Ferrington verwundert. "Ich glaube, ich weiss, wo er ist. Er ist gestern im Mannschaftszelt verschwunden. Ich denke, er hat dann dort auch die Nacht verbracht." sagte Nick nach kurzem Nachdenken. "Danke Nick, ich werde mal nachschauen." sagte Ferrtingtion. "Ach Ferrington, Sie denken dran? Kurz nach dem Aufwachen und so... beim General?" erinnerte Nick. "Ja natürlich. Und ich werde ihn ganz bestimmt nicht wecken..." sagte Ferrington. Er ging danach in das Zelt. Blue schlief tatsächlich noch. Er hatte sich während des Schlafes auf die Seite gelegt und lag mit dem Rücken Richtung Zeltinneren. Ferrington zog sich zurück und wartete geduldig.


    Etwa eine Stunde später tauchte Blue dann auch am Lagerfeuer auf. Die meisten der Leute waren mittlerweile wach und aßen Frühstück. Blue setzte sich und wärmte sich die Hände am Feuer. "Du bist heute spät dran, Großer." sagte Nick nach einer Weile. "Zu lange wach geblieben." sagte Blue knapp, der offensichtlich noch nicht richtig aufgewacht war. Nachdem er etwa fünf Minuten scheinbar vor sich hingestarrt hatte, stand er auf und ging zu einem abgedeckten Topf, der nicht weit vom Feuer entfernt stand. Dann nahm er eine der Schüsseln, die daneben standen und die Kelle. Er holte sich aus dem Topf eine Portion Eintopf und setzt sich dann wieder neben Nick und aß bedächtig. Das ganze machte er noch fünf Mal. "Sag mal, wäre es nicht einfacher gewesen, wenn du den großen Topf gleich mitgenommen hättest, Großer?" sagte Nick belustigt. "Hmm, meinst du nicht, dass das ein wenig verfressen bei mir aussieht, wenn ich gleich mit dem ganzen Topf losziehe, Nick?" sagte Blue schmunzelnd. "Und außerdem bin ich höflich erzogen worden, so hat noch jemand anderes noch ein Chance etwas zu bekommen" ergänzte er. Ein Teil der Minutemen war währenddessen dabei eines der große Zelt abzubauen. Es sollte heute wieder Richtung Norden, zurück zu Farm gehen.


    Wieder eine Stunde später war die Gruppe Abreise fertig. Die beiden Verletzen war auf Tragen gebetet worden und wurden von einigen Minutemen abwechselnd transportiert. Der ganze Tross machte sich auf den Weg. Diesmal ging Blue mit Nick an der Spitze vorweg, Ferrington und Flux liefen weiter hinten. Blue war heute im Gegensatz zu sonst seit dem Aufstehen sehr schweigsam gewesen und auch während des Laufens redete er nicht viel. Er drehte sich während des Laufens häufig um und sah nach, ob die Leute mit den beiden Verletzten gut mit kamen. Es war deutlich. Er schien sehr in Sorge zu sein.


    Der mit der Beinverletzung war morgens nicht mehr wach geworden und befand sich mittlerweile in einer Art Dämmerschlaf. Auf der Hälfte der Strecke zwischen dem Harbor Grand Hotel und Far Harbor lies Blue eine kurze Pause machen und ging zu den beiden Verletzten hin. Einem der beiden ging es etwas besser als gestern. Der Zustand des anderen verschlechterte sich zusehens. Er sah sich den Verband an, schüttelte den Kopf und fluchte sehr leise. Am Rand wies der Verband eine gelbliche Verfärbung auf. Nach einer halben Stunde Rast machten sie wieder auf dem Weg. Gegen Mittag kamen langsam die Außenbereiche von Far Harbor in Sicht, die an den Nebel verloren gegangen waren.


    Blue lies die ganze Gruppe in der Nähe einer alten Kegelbahn mit dem Namen Beaver Creek anhalten. Er redete kurz mit Ferrington und Flux. Dann verschwand er zusammen mit Nick Richtung Far Harbor. Als sie durch den Eingang von Far Harbor gegangen waren, kam Avery freudig auf sie zu. Blue ging zu ihr und bat sie darum zwei seiner Leute hier in Far Harbor medizinisch behandeln zu dürfen. Avery holte Teddy dazu und beide willigten schnell ein, hier zu helfen. Blue ging sofort zurück zu seiner Gruppe und Nick verblieb in Far Harbor. Er unterstütze Teddy dabei, alles für die Behandlung der beiden vorzubereiten.


    Blue war an der Gruppe angekommen. Er ging zu dem mit der Beinverletzung hin, wickelte ihn in eine Decke und nahm ihn sehr vorsichtig hoch und bedeutete den beiden Trägern ihm mit den anderen Verletzten zu folgen. So kamen sie nach kurzer Zeit wieder in Far Harbor an und gingen sofort zu Teddy. Der war gerade mit allem fertig geworden. Teddy und Blue machten sich gemeinsam an die Arbeit.

  • 125. Kleine Ursache, große Wirkung

    Teddy hatte den Verletzten an den Tropf gelegt, während Blue vorsichtig den Verband löste. "Das sieht aber übelst aus, was hat ihn denn da erwischt. Das sieht ja fast schon nach durch den Fleischwolf gedreht aus. Ob wir da noch was retten können?" sagte Teddy nachdenklich. "Mutantenhund" brummte Blue kurz. "Und ja, ich denke schon. Ich weiss nur noch nicht, warum sich die Wunde so entzündet hat...es sei denn, es ist irgendwo etwas verblieben...*nachdenkliches Grummeln*... " Blue zog sich die helle Lampe über die Wunde um mehr sehen zu können. Dann griff Blue zu seinem Feldbesteck und fing vorsichtig an, die Wunde abzusuchen. Nach einem Moment wurde er fündig und klappte vorsichtig an einer Ecke der Wunde verletztes Gewebe um. "Habe ich doch richtig vermutet, da ist noch was." Blue fingerte vorsichtig mit dem Besteck unter dem verletzten Gewebe herum. Teddy schaute Blue fasziniert zu.


    Trotz dessen, dass Blue überaus vorsichtig war, fing die stark entzündete Stelle stark zu bluten an. "Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt...Teddy könntest du mir netterweise die Sicht freihalten" brummte Blue. "Klar, kann ich machen." sagte Teddy. "Danke Teddy." Nach zwei Minuten weiterer Sucherei hatte Blue das gefunden, was zur Entzündung geführt hatte. Eine abgebrochen Spitze von einem der großen Zähne des Mutantenhundes steckte noch tief in der Wunde. "Na komm mal her, du kleines Ärgernis." sagte Blue und zog das zurückgebliebene Stück aus der Wunde. Dann sah er sich den Rest der Verletzung noch einmal sehr genau an. "Ich glaube, wir haben alles raus, oder hattest du noch was gesehen, Teddy?" Der schüttelte den Kopf. Dann fing Blue an, die abgerissenen Sehnen wieder anzunähen und die durchtrennten wieder miteinander zu verbinden. Soweit wie es ihm möglich war.


    Der Biss des Hundes hatte erheblichen Schaden am Bein angerichtet und es war schwierig es halbwegs wieder herzustellen. Bis jetzt schien der Verletzte, der in einem tiefen Schlaf lag, die Operation halbwegs gut zu verkraften. Der Verletzte war ein junger Mann, etwa zwischen 25 bis 30 Jahre alt. Nach etwa zwei Stunden waren Teddy und Blue fertig. Teddy kümmerte sich schon um den zweiten Verletzten, während Blue noch dabei war, dem anderen eine Schienung anzulegen, die das gesamte Bein umfasst. So sollte verhindert werden, dass das Bein in irgendeiner Form bewegt werden konnte. Als Blue fertig war, nahm er den Verletzten mit äußerster Vorsicht hoch, ging an Teddy und dem anderen Verletzten vorbei, zu einem sauberen Krankenbett und legte ihn sachte hinein. Dann gab er ihm noch mal ein Mittel gegen Infektionen und betrachtete den Versorgten noch einen Moment nachdenklich und kam dann zu Teddy.


    Der war mit der Versorgung des anderen schon fertig. "Und wie sieht es hier aus?" fragte Blue. "Prinzipiell gut. Ich würde ihn aber auch hier zur Sicherheit behalten, wenn es dir recht ist." sagte Teddy. "Wäre mir sogar sehr Recht. Hier wären sie beide unter ständiger Beobachtung und die hygienischen Zustände sind hier auch besser, als im offenen Feld. Außerdem bin ich in dem derzeitigen Trupp leider der einzige...mit einer medizinischen Ausbildung. Danke nochmal, Teddy. Das ich meine Leute hier versorgen durfte und du uns hilfst." sagte Blue dankbar. "Keine Ursache. Du hast uns ja auch schließlich schon oft geholfen." sagte Teddy freundlich. "Übrigens, interessante Techniken, die du da angewendet hast. Habe ich so noch nie gesehen. Ich dachte am Anfang, wir amputieren direkt. Bin gespannt, wie das wird." sagte Teddy immer noch fasziniert.


    Der andere Verletzte, den Teddy gerade fertig behandelt, wollte vom Behandlungstisch aufstehen, als er hörte, dass er nun auch fertig war. "Ach Private " sagte Blue mit ruhigem Ton und einem Seufzen. "Was habe ich Ihnen denn in Punkto rumlaufen und bewegen gesagt." "Entschuldigung, Sir ich dachte nur..." "Auch nicht die paar Meter. Bitte unterschätzen Sie das nicht, okay? Ich werde Ihnen dabei behilflich sein, wenn Sie nichts dagegen haben." sagte Blue ruhig. Der Private schaute irritiert vom Behandlungstisch zu Blue hoch. "Ähem...okay. Wollen Sie mich etwa auch...?" Blue nickte kurz und hatte den Privat auch schon hochgenommen und trug ihn zum anderen Bett. "Danke, das war...sehr freundlich von Ihnen, Sir." sagte der Private und legte sich ins Bett. "Gern geschehen." sagte Blue. Dann ging er zu der Stelle, wo er seine Rüstung deponiert hatte und zog sich diese wieder über, zog dann etwas aus der Tasche und legte Teddy ein Säckchen Kronkorken auf den Tresen.

    "Wofür, Blue? Du brauchst doch nicht..." sagte Teddy verwundert. "Ich bestehe darauf Teddy. Ich weiss, wie schwierig es ist an die ganzen Sachen zu kommen, die du mir zur Verfügung gestellt hast. Ich möchte nicht, dass du Unkosten durch uns hast. So kannst du deine Vorräte wieder auffüllen." "Danke, das weiß ich zu schätzen. Und wie geht es jetzt für dich heute weiter? Bleibst du noch in Far Harbor oder mußt du schon weiter?" fragte Teddy nach, der hoffte sich mit Blue noch ein wenig unterhalten zu können. "Ich muss für heute leider weiter, ich habe das ein oder andere noch zu erledigen. Außerdem warten meine anderen Leute draußen." sagte Blue entschuldigend. "Okay. Verstehe. Wir sehen uns aber bald wieder?" "Natürlich, ich muss doch nach meinen beiden Leuten schauen und beim nächsten Mal bringe ich auch Zeit mit." Blue verabschiedete sich und ging mit Nick zusammen zurück zu der Minutemengruppe, die immer noch geduldig in der Nähe der alten Kegelbahn wartete.


    "Darf ich fragen, wie es gelaufen ist, Sir?" fragte Ferrington, der ebenso um seine Leute besorgt war. "Sie sind beide nun gut versorgt und Teddy hatte vorgeschlagen, sie da zu behalten und ein Auge auf sie zu haben. Ich hoffe, dass der eine alles gut überstehen wird." "Okay, danke, Sir." sagte Ferrington etwas erleichtert. Die Minutemen machten sich jetzt wieder auf dem Weg zur Farm der Daltons und kamen nach einem halben Tag Fussmarsch dort auch wieder an.

  • 126. Eigene Linien überschreiten

    "Hey Caspar, ich sehe sie. Sie sind auf dem Rückweg." sagte Mick freudig, der auf dem kleinen Hügel von der Farm der Daltons stand und auf die Straße schauen konnte, die sich von Süden heraufschlängelte. Caspar kam dazu und zählte. "Hm, es scheinen welche zu fehlen. Ich vermisse ein oder zwei der jüngeren Leute." "Meinst du, sie haben sie haben im Gefecht doch Verluste erlitten?" fragte Mick besorgt. "Vielleicht, ich hoffe es aber nicht. Aber ist auch bei der besten Planung nicht auszuschließen. Sie sehen auf jeden Fall ziemlich geschafft aus. Ich werde mal wieder nach unten gehen und unseren Freunden was Deftiges zaubern. Ich glaube, das können sie jetzt gut gebrauchen." sagte Caspar. "Du wirst hier noch zum Chefkoch der Kompanie" grinste Mick. Caspar grinste zurück "Weiß du was, Mick? Selbst das würde ich machen, sollte ich für einen Feldeinsatz nicht taugen. Wir sollten Blue dann auch endlich mal mit unserem Vorhaben...belästigen. Du bist doch immer noch mit dabei, oder?" fragte Caspar. "Na loggo. Endlich mal was Neues erleben, ich will die Welt da draußen doch noch mehr kennen lernen." sagte Mick. Caspar nickt zustimmend und ging danach unten und verschwand in dem kleinen Vorratshäuschen, besorgte daraus einige Zutaten und fing an zu Kochen und zu braten.


    Etwa fünfzehn Minuten später traf die ganze Gruppe in der Farm ein. Ein Teil ging zu den Zelten und verschwand darin, ein anderer Teil setzte sich um das Lagerfeuer. Flux, Ferrington, Nick und Blue kamen als letztes an. Sie unterhielten sich im Nachgang über die Geschehnisse und trennten sich dann auf. Nick und Blue gingen zu der alten Scheune, Flux und Ferrington zum Lagerfeuer. "Hm. Das riecht aber gut" sagte Flux und Ferrington nickte zustimmend. "Ist gebratener Radhirsch, gefüllt mit Tatos. Dazu gibt es eine schöne Brühe mit Pilzen. Ich hatte gedacht, nach eurem schweren Einsatz, würde euch das guttun." sagte Caspar. "Das ist überaus nett von dir, Caspar. Du achtest ja ganz schön auf unser leibliches Wohl...ich glaube, das werde ich echt vermissen, wenn wir hier mit unseren Aufträgen fertig sind und wieder ins Commonwealth zurück müssen." Ferrington seufzte. "Der General hat wirklich nicht übertrieben, als er zu mir gesagt hat, dass du ein ganz hervorragender Koch bist. Mick kocht übrigens auch sehr gut" "Das hat er wirklich zu dir gesagt?" fragte Caspar sehr erfreut und lief ein wenig rot an. Ferrington nickte. "Ich denke, dass wirst du nicht vermissen müssen...Mick und ich wollen uns euch gerne anschließen...wir haben bis jetzt nur noch nicht den richtigen Moment gefunden, Bl... den General danach zu fragen." sagte Caspar zu Ferrington.


    Der grinste von einem Ohr zum anderen. "Das wäre wirklich super." sagte er freudig und wurde mit einem Mal wieder sehr ernst. "Aber ihr wisst schon, dass das..." Mick hatte das Gespräch mitbekommen und platzte dazwischen "...das es gefährlich und beschwerlich ist? Wissen wir Ferri. Wie überall. Wir wollen mitmachen und euch unterstützen. Bei euch hat man endlich mal das Gefühl, dass ihr was Richtung Verbesserung bewegt, ohne den Leuten was direkt aufzuzwingen. Das gefällt mir...uns." sagte Mick ernst. "Übrigens, wie ist es gelaufen?" "Eigentlich gut. Wir haben die Grünhäute aus dem alten Hotel...herauskomplimentiert...Die schauen sich die Tatos jetzt von unten an. Aber es war nicht ohne. Mich hätte es dabei fast erwischt und zwei Leute sind schwer verwundet worden. Einer von ihnen kämpft noch um sein Leben. Aber der General hat Hoffnung, das er es übersteht...aber wenn ihr wollt erzähle ich euch die ganze Geschichte." Mick und Caspar nickten und Ferrington fing an zu berichten und wurde von Flux unterstützt.


    "Mann, das ist ja da ganz schön zur Sache gegangen. Aber, dafür, dass ihr eigentlich kräftetechnisch unterlegen wart, habt ihr es im Verhältnis gut überstanden. Gute Taktik." sagte Caspar. "Wir machen hier auf der Insel einen riesen Bogen um sie. Nicht bei Erickson, der ist ja ähnlich wie Blue. Aber die anderen...Ich habe mal gesehen, wie einer von denen einen Fallensteller einfach so mit den bloßen Händen auseinander gerissen hat. Diesen Anblick habe ich nie vergessen. Das war echt grausig." Caspar schüttelte sich beim Gedanken. "Beim guten alten Teddy sind eure beiden wirklich gut aufgehoben. Aber, dass Alterchen so etwas drauf hat...das haut mich echt aus den Socken...Drücke echt die Daumen, das beide wieder in Ordnung kommen." sagte Mick. Die vier unterhielten sich weiter und Caspar dreht hin und wieder den gefüllten Rad-Hirsch, der über dem Grill hing.


    Während sich die vier am Lagerfeuer unterhielten und sich der Rest der Minutemen von den Strapazen erholte, hatten Nick und Blue noch etwas in der Scheune zu besprechen. "Nick, ich brauche deinen Rat. Ich bin mir in einer Sache etwas unschlüssig." sagte Blue nachdenklich. "Worum geht es, Großer? Wenn ich kann, helfe ich." sagte Nick. "Erinnerst du dich, wie wir die Pause in der Nähe der alten Vim Limonadenfabrik gemacht haben?" fragte Blue. "Ja, sicher. Da hast du lange gestanden und wieder einmal irgendetwas in dich hineingebrummelt. Du willst dort hin und es gibt dort ein Problem, richtig?" "Wollen trifft es nicht ganz, Nick. Es ist eher ein Müssen. Dieser Ort ist einer von denen in DiMas Erinnerung. Und da ist nicht nur ein Problem, sondern etwa fünfzig plus die, die ich noch nicht sehe." sagte Blue ernst. Nick sah Blue an und zog seine Stirn in Falten. "Fünfzig Probleme? Lass mich raten. Groß, grün und ungehobelt? Hui, das ist aber eine Menge. Meinst du, das könnte die Ursprungsgruppe sein, von der Erickson erzählt hat. Mit denen er herüberkam?" sagte Nick besorgt.


    "Nehme ich an. Ohne weitere Hilfe, ist das dort ein sinnloses Unterfangen. Ich bin im Kopf schon alle Optionen durchgegangen. Weder Taktik, noch verdeckte Operation werden hier zum Erfolg führen Zu mindestens nicht mit den wenigen Leuten, die derzeit hier sind." Blue seufze. "Und ich werde kein Himmelfahrtskommando befehlen. Selbst bei unserer Aktion am Harbor Grand Hotel war das mir zu knapp. Wir haben dort fast drei Leute verloren. Hätte ich die Ausfallgruppe nicht bemerkt, hätte ich Ferrington danach in Einzelteilen zusammen suchen können. Die beiden jungen Burschen haben trotz allem noch sehr viel Glück gehabt..." sagte Blue frustriert. "Du hast aber schon bereits eine Idee, wie du das mit der großen Gruppe lösen willst, oder?" "Ja, die habe ich, aber...ich weiß nicht ob ich das auch wirklich so machen will oder sollte...das könnte die ganze Situation hier auf der Insel noch verschlimmern. Und dann müsste ich die letzte Option ausspielen. Das möchte ich eigentlich nicht. Anderseits läuft uns langsam aber sicher die Zeit weg..." sagte Blue und schaute Nick über seine Brille hinweg an. "Du spielst mit den Gedanken, noch einige der Minutemen aus dem Commonwealth nach zu holen. Ja, das ist durchaus riskant. Da gebe ich dir recht...An wie viele hattest du gedacht?"fragte Nick nach. "An etwa hundert bis Hundertzwanzig plus Versorgung." sagte Blue knapp. "Uff, ja das sind eine Menge Leute und wenn die aus Far Harbor, das in den falschen Hals bekommen, könnten sie das als Bedrohung werten. Ebenso wie die Kinder...DiMa kann ich da nicht einschätzen. Und es könnte auch eine gewisse Aufmerksamkeit im Commonwealth nach sich ziehen. Außerdem hätten wir auf der Farm für so viele Leute kaum Platz...Schwierig." sagte Nick nachdenklich.


    "Das mit dem Platz habe ich schon bedacht und ich hätte da auch schon eine Idee. Bei dem alten Autokino, wie hieß es noch gleich...Eden Meadows... wäre genug Platz. Es ist strategisch gut gelegen und trotzdem erst einmal aus der direkten Sichtweite unserer drei Fraktionen. Aber es geht mir hauptsächlich um die ersten Dinge, die du genannt hast..." Blue setzte sich mit einem Seufzen auf sein Lager. "Ich werde, glaube ich, erst mit DiMa sprechen, bevor ich irgendwas Weiteres in die Wege leite. Einen Teil seiner Erinnerungen habe ich bereits. Die dürften Kasumi ebenfalls interessieren. Und auf den Weg nach Acadia werde ich mir die technische Versorgung vom Windpark anschauen. Auch von diesem Ort war in seinen Erinnerungen die Rede."


    Blue dachte wieder einen Moment nach. "Nick, ich werde wirklich nicht darum kommen...weitere Hilfe zu holen." Nick sah ihn einen Moment lang an. "Blue, die Situation hier vor Ort ist gelinde gesagt kaum lösbar...ich glaube, es ist egal, wie wir...du dich entscheidest...ohne gewisse "Verluste" wird das nicht zu lösen sein." sagte Nick. "Ich denke das langsam auch. Dann aber sollten sie so gering, wie möglich gehalten werden...Wenn ich doch nur Tektus irgendwie von seinem Pfad abbringen könnte...die meisten der Kinder des Atoms sind friedfertig. Es sind nur einige wenige, wie in Far Harbor auch, die den ganzen Hass säen..." Blue hörte auf zu sprechen und dachte nach. Er schloss für einen Moment die Augen und ballte kurz die großen Hände zu Fäusten und zwar so, das es einmal laut knackte. Dann öffnete er seine Augen wieder. Nick wußte in dem Moment, das Blue für sich eine Entscheidung getroffen hatte. Es schien für ihn etwas Schwerwiegendes zu sein. Nick sah es an dem Ausdruck seiner Augen. "Danke Nick. Du hast mir sehr...geholfen, auch wenn es für dich vielleicht nicht den Anschein hatte. Komm lass uns zu den anderen gehen. Ich muss jetzt auf andere Gedanken kommen." sagte Blue ernst.


    Sie gingen nach draußen zum Lagerfeuer. Der gefüllte Rad-Hirsch war gerade fertig geworden und Mick und Caspar verteilten an die Leute das Essen. Blue kam als Letzter, um seine Portion abzuholen. "Hey Alterchen, sag mal, hast du nachher für mich und Caspar ein wenig Zeit? Wir wollten kurz was mit dir besprechen, voraus gesetzt, du hast nicht noch dringliche Dinge zu erledigen." fragte Mick, als er Blue ein ziemliches großes Stück Fleisch auf den Teller packte. "Gibt es Probleme...?" wollte Blue wissen. "Nein, keine Probleme...du brauchst dir keine Sorgen machen. Es ist alles gut." sagte Mick beruhigend. "Gut. Sagt einfach Bescheid. Übrigens Danke, ihr beiden. Ihr kümmert euch wirklich gut um meine Leute." "Keine Ursache, Blue. Gern geschehen." Blue setzte sich mit ans Lagerfeuer dazu und lauschte den Geschichten. Es war mittlerweile zu einem festen Ritual geworden, das irgendjemand eine Geschichte am Feuer erzählte. Diesmal war Ferrington mit Erzählen dran und gab eine seiner Geschichten zum Besten.


    Der Mantel der Nacht machte sich langsam daran sich auszubreiten, als sich die Gemeinschaft am Lagerfeuer auflöste. Morgen stand für die Leute erst einmal ein Tag Ruhe an und Blue plante zu DiMa aufzubrechen. Er wollte auch sehen, wie es Curie in Acadia ging. Je nachdem, wie das Gespräch mit DiMa lief, wollte er noch Longfellow besuchen. Blue trotte nachdenklich zu Scheune und trat ein. Einige Minuten später, nachdem er seine Rüstung abgelegt hatte, legt er er sich auf sein Lager und schaute in das Dach hinauf. Plötzlich klopfte es an der Tür zur Scheune. Blue schreckte aus seinen Gedanken hoch. "Ja, wer da?" Die Tür öffnete sich, Mick und Caspar steckt den Kopf herein. "Ach, ihr beiden seid das. Ihr wolltet mit mir reden. Hatte ich fast vergessen. Kommt doch rein und macht es euch gemütlich." sagte Blue freundlich. Mick und Caspar kamen rein und setzten sich zu Blue. "Also Blue. wir hätten da folgendes Anliegen an dich..." begann Caspar.

  • 127. Erdrückende Verantwortung

    Blue hörte Caspar und Mick aufmerksam zu. Als sie fertig waren, sahen beide Blue erwartungsvoll an und warteten auf eine Antwort. "Und was meinst du? Würde das klappen mit uns und den Minutemen?" fragte Caspar. Blue sah den beiden lange an und überlegte eine ganze Zeit. "Ihr seid euch da wirklich sicher? Eure Leute hier auf der Insel könnten damit ein Problem haben, wenn ich euch rekrutiere." sagte er nachdenklich. "Darüber haben wir beide uns auch schon Gedanken gemacht, aber wir glauben, dass sich das auch positiv auf Festländer und Inselbewohner auswirken könnte." sagte Caspar. "Inwiefern?" fragte Blue knapp. "Wir könnten beispielweise vermitteln und Vertrauen schaffen. Wir sind hier auf der Insel geboren und aufgewachsen, auf uns würde man in einem bestimmten Rahmen hören. Vielleicht könnte man auf Dauer dieses elendige Misstrauen abbauen." sagte Caspar mit Überzeugung.


    Er hatte bereits gemerkt, dass Blue gewisse Vorbehalte hatte und hoffte ihn so zu überzeugen. "Das ist durchaus ein wichtiges Argument..." sagte Blue. Er schien aber immer noch zu zögern. "Mal rein hypothetisch angenommen, ich würde hier aufgrund einer notwendigen Unternehmung ein paar mehr meiner Leute hier hin holen... wie würdet ihr darauf reagieren?" Mick sah Blue an. Er wußte, worauf dieser hinaus wollte und warum Blue im Moment noch zögerte eine klare Antwort zu geben.


    Er war gerade dabei, die beiden auf ihre Loyalität zu testen. "Blue, uns beiden ist klar, dass du auch Entscheidungen treffen musst, die uns nicht gefallen könnten. Wir haben dich bis jetzt als jemanden kennengelernt, der versucht als Schlichter aufzutreten. Darauf vertrauen wir. Das du es zu mindestens versuchen wirst. Wir wissen selbst, die Lage hier ist im Moment alles andere als rosig." Caspar nickte Mick zustimmend zu. "Gerade wegen der Kinder des Atoms. Aber da sind wir Bewohner der Insel zu einem gewissen Teil mit daran schuld. Allen hätte nie den Missionar erschiessen dürfen... Mir...uns wäre daran gelegen, dass wir die Problematik mit den Nebelfänger irgendwie gelöst bekämen...wenn man sie bloß überzeugen könnte...diese in einem gewissen Umfang zu akzeptieren..." erklärte Mick.


    Blue hörte Micks Ausführungen weiter aufmerksam zu. "Ich sehe, ihr habt euch wirklich eine Menge Gedanken zu dieser Entscheidung gemacht. Hmm. Gut. Einverstanden." Blue seufzte. Er schien sich die Entscheidung nicht leicht gemacht haben. "Ich hätte aber noch eine Bitte an euch. Würdet ihr die Farm für den Moment noch unter euren Fittichen belassen?" fragte Blue. "Ja, machen wir." sagte Caspar. "Danke, ihr beiden. Ich werde mir dann überlegen, wo ich euch am Sinnvollsten einsetzte. Am besten meldet ihr euch bei Ferrington, damit er Bescheid weiss, dass ihr beiden bald dazu gehört. Er kann euch dann schon mal in das ein oder andere einweisen." sagte Blue. "Ich werde mich dann gleich noch um den "Papierkrieg" kümmern. Hattet ihr sonst noch was auf dem Herzen, ihr beiden?" fragte er freundlich nach. "Nein, keine weiteren Fragen. Und Danke Blue, dass du uns die Möglichkeit gibst, mitzumachen. " sagte Caspar sichtlich erfreut. Blue Antwort darauf faszinierte beide. "Die Minutemen haben euch zu danken. Wir können jede helfende Hand wirklich gut gebrauchen." Die drei verabschiedeten sich für den Tag voneinander.


    Blue sah den beiden noch einen Moment hinterher und hörte zu, wie die beiden sich noch angeregt über die gelungene Aufnahme bei den Minutemen unterhielten. Dann zog er sich in die alte Scheune zurück und verschloss die Tür. Wie versprochen kümmerte er sich noch an diesem Abend um bestimmte Formalitäten. Blue war von Caspar und Mick positiv überrascht worden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass zwei der Inselbewohner unbedingt den Minutemen beitreten wollen. Das konnte bei seinen derzeitigen Planungen auf der Insel wirklich eine große Hilfe sein. Blue setzte sich auf sein Lager und dachte über all die Ereignisse nach, die seit seiner Ankunft im Commonwealth passiert waren. Es hatte sich vieles für die Leute dort zum Positiven entwickelt, seitdem die Minutemen wieder aktiv waren. Langsam, aber stetig vergrößerte sich das Einflußgebiet der Minutemen und immer mehr Siedlungen und Leute schlossen sich an oder suchten Schutz bei den Minutemen. Auf der einen Seite war Blue froh, dass sie den Leuten wirklich vor den gnadenlosen Unbill des Ödlandes helfen konnten.


    Auf der anderen Seite nahm die ganze Entwicklung eine Größe an, mit der keiner am Anfang gerechnet hatte und zurzeit war keine Ende der Entwicklung in Sicht. Das stimmte ihn nachdenklich. Als Blue mit Preston gesprochen hatte, hatte dieser ihm über das Fortschreiten des Siedlungsprojektes berichtet. Trotz erheblicher Querelen ging es gut voran und viele Dinge waren schon im Einvernehmen mündlich beschlossen worden und man wartete auf eine Stellungnahme seitens der Minutemen. Preston hatte zwar schon mit betreffenden Personen gesprochen, aber letztendlich wartete man auf Blues Beurteilung. Blue bereitete es innerlich in gewisser Hinsicht Unwohlsein, bei diesen Beschlüssen eine solche Entscheidungskompetenz beigemessen zu bekommen.


    Als Anführer der Minutemen, war er es zwar gewohnt für eine ganze Anzahl von Personen nicht immer einfache Entscheidungen zu treffen. Mittlerweile aber, sollte er Beschlüsse mittragen oder teils zum Abschluss bringen, die einen erheblichen Teil des Commonwealths betrafen. Er versuchte, die daraus resulierenden negativen Gedanken zur Seite zu schieben. Das gelang ihm aber nur bedingt. Er seufzte wieder in sich hinein. "Manchmal frage ich mich, wenn ich Nein gesagte hätte...das hättest du sowieso nicht getan...du hast Leute, die Hilfe brauchten...noch nie im Stich gelassen...aber handeln wir... ich wirklich richtig? Du weißt, dass es irgendwann ein Punkt geben kann, der deine innere Einstellung und vor allem dein Gewissen auf eine harte Probe gestellt wird...die ersten Entschlüsse in diese Richtung, hast du heute bereits getan..." Blue grübelte noch eine Weile nach und schloss das Thema in Teilen sich selbst gegenüber unbeantwortet ab.


    Er kam wieder in Gedanken auf Caspar und Mick zurück und beschloss, sie so einzusetzen, wie sie es bereits von sich aus taten. Ihr derzeitig engagierter Einsatz in Punkto Versorgung beeinflußte die Moral der Gruppe vor Ort wirklich positiv. Es war schon relativ spät am Abend, als er sich mit dem morgigen Tag auseinander setzte. Er hörte sich einige von DiMas Bändern noch einmal an. Dabei stellte er fest, das sich auf den letzten beiden Bändern noch weitere Zusatzinformationen befanden. Diese hatte er bei der ersten Untersuchung der Bänder wohl zunächst übersehen. Es kam eine Anzahl von neuen Orten dazu. Er beschloss morgen den Ort als erstes aufzusuchen, der im direkten Zusammenhang mit dem alten Wartungsgebäude des Windparks zusammenhing. Dieser in Koordinaten vermerkte Ort lag praktisch am entgegengesetzten Teil der Insel. Was für Blue ein wichtiger Hinweis auf die Wichtigkeit war. DiMa schien bestimmte Dinge, die für seinen damaligen Plan wichtig waren, extra sehr weit voneinander getrennt zu haben. Der gekennzeichnete Ort lag am westlichen Ende der Insel, etwas oberhalb von Rayburn Point. Er würde mit Nick morgen dorthin aufbrechen und das bergen, was DiMa dort versteckte hatte.

  • 128. Planänderung

    Nick und Blue brachen früh morgens Richtung Rayburn Point auf. Blue hatte zwar eine kurze, aber geruhsame Nacht und war heute seit langem Mal wieder bei bester Laune, trotz aller Sorgen. Nick und er scherzen und redeten den ganzen Weg zusammen bis sie gegen frühen Nachmittag an ihrem Ziel ankamen. Der eigentliche Ort schien sich auf einer kleinen flachen Insel im Wasser direkt am Meer zu befinden. Es führte ein kleiner Pfad dorthin. Neben diesem Pfad gab es unterschiedlich tiefe Tümpel, die durch andere flache Inseln gebildet worden. Der Nebel waberte umher. Aus den Tümpeln ragte an vielen Stellen Köderkraut hervor, das sich durch einen charakteristischen leuchtenden Fortsatz auszeichnete. Das Köderkraut war eine typische Pflanze für diese Insel. Nick und Blue beobachteten diese Tümpel sehr genau, bevor sie sich der kleinen Insel nährten.


    Blue hatte das Scharfschützengewehr vom Rücken gezogen und zielte bereits auf eines der Wasserlöcher. Dann schoss er. Und traf irgendetwas in dem Tümpel, was sich mit einem gurgelnden Geräusch aus dieser Welt verabschiedete. Das Wasser färbte sich rot und einen Moment später trieb ein toter Angler auf der Oberfläche. "Diese Insel ist wirklich ein unglaublich gemütliches Plätzchen...wenn man zur jagenden Fauna gehört." sagte Nick sarkastisch. "Einfach solange sitzenbleiben, bis das Essen an einem vorbei läuft und dann zack...einfach nur zugreifen." Nick betrachtete die langen und überaus scharfen Krallen des toten Anglers und schluckte. Blue mußte schmunzelte. "Sei froh Nick, dass es nur ein Angler war. Es hätte auch ein Nebelkriecher sein können. Angler sind dagegen doch noch geradezu...niedlich." sagte Blue immer noch grinsend. "Danke, Großer. Jetzt fühle ich mich bei dem Gedanken, dass hier eines dieser achtäugigen Dinger auftauchen könnte richtig wohl. Und außerdem..." Nick schaute zu Blue hoch. "...niedlich? Ja klar, wenn ich dein...Format hätte...würde ich das auch sagen." sagte Nick gespielt beleidigt. "Gerne doch Nick...ich verbreite doch gerne Behaglichkeit...kennst mich doch." Blue grinste noch breiter, als er das sagte. Dann wandte er sich den Tümpeln zu und zielte wieder. Schuss. Treffer. Das Ganze machte Blue noch sechs bis sieben Mal.


    "Gut, dass wir die Taktik der Angler kennen. Das hätte hier sehr unschön werden können." sagte Nick, als er die sieben toten Angler in den Teichen liegen sah. Blue nickte zustimmend. "Da hat DiMa sich ja ein gut gesichertes Plätzchen ausgesucht, um seine Dinge zu verstecken. Ich bin mal gespannt, was es diesmal ist. Ich werde dann vorgehen, falls da noch irgendwelche Überraschungen auf uns warten." Blue ging vor und beide kamen unbehelligt auf dem kleinen Eiland an. Dann durchsuchten sie es. An einem unscheinbaren Platz fand Nick Hinweise darauf, dass hier vor langer Zeit gegraben worden war."Hey, Großer..." rief Nick zu Blue herüber. "...ich glaube, ich habe die Stelle. Es sieht aus, als wäre das, was wir suchen hier vergraben." Nick fing an, mit den bloßen Händen in der sandigen Erde zu graben. Blue kam hinzu und schaute Nick bei der Suche in der Erde zu. "Nick soll ich...dir helfen...beim Graben. Das sieht bei dir irgendwie ziemlich mühselig aus." Nick stand auf, klopfte sich den Sand und die Erde von seiner Kleidung. "Bitte, wenn dir das zu langsam ist...deine Hände sind für sowas glaube, ich besser geeignet." sagte Nick zu Blue und deutete auf die Stelle, wo er angefangen hatte.


    Blue kniete sich hin und fing an zu graben. Nick schaute diesmal zu. "Sage ich doch, dass deine "kleinen" Patsche Pfötchen dafür besser geeignet sind. Und weiß du, was noch schön ist Großer?" sagte Nick breit grinsend. "Hmm, was denn, Nick?" brummte Blue konzentriert, während er weiter mit den Händen grub. "Endlich können wir beiden uns mal auf Augenhöhe unterhalten." sagte Nick lachend. Blue grinste ebenfalls. Nach fünf Minuten hatte Blue eine Art flacher Werkzeugkiste ausgebuddelt. Sie war verschlossen. "Möchtest du sie aufmachen oder soll ich?" fragte Blue. "Mach du ruhig, du bist doch unser Spezialist für Tür, Tor und Schlösseröffnung." sagte Nick. "Du willst bloß, dass ich meiner zerstörerischen Ader freien Lauf lasse. Ja, ja mir kann man es ja machen. Armer, alter Blue." sagte Blue in dem Tonfall, den er sprach, wenn er sich bei den Kindern des Atoms befand. Dann befasste er sich mit der Werkzeugkiste und machte sie fast beiläufig mit Daumen und Zeigefinger auf. Im Innern der Kiste befand sich ein kleiner, in wasserdichter Folie eingeschweißter Zettel. Auf ihm war ein Code vermerkt. "Das ist...interessant. Wofür der wohl gebraucht wird?" sagte Blue nachdenklich. Er nahm den Zettel, öffnete das Sicherheitsfach seines Pipboys und schob den Zettel vorsichtig zu den Schlüsseln und den Nuklearcodes hinzu. Dann schloss er das Fach und kontrollierte es nochmal nach, ob es wirklich wieder festverschlossen war.


    "Und nun? Hast du eine Ahnung, wofür das ist?" fragte Nick. "Nein, nicht wirklich. Wir sollten uns das alte Wartungsgebäude der Windkraftanlage mal ansehen. Vielleicht finden wir da weitere Hinweise. Das Wartungsgebäude liegt ein ganzes Stück unterhalb von Acadia, an einem Berghang." Blue überlegte einen kurzen Moment, dann lief er los. Nick folgte ihm. "Nick, ich werde erst den Weg Richtung des alten Autokinos Eden Meadows nehmen. Ich möchte mich da nochmal ein wenig umsehen. Dann werde ich ein wenig querfeldein laufen. Ich möchte Erickson noch kurz Hallo sagen." Einige Zeit später erreichten sie Eden Meadows und Blue sah sich nochmal in Ruhe um. Das Autokino lag verlassen da, nichts kreuchte und fleuchte hier. Der Nebel war hier auch nicht so dicht, wie sonst in der Umgebung. Etwa ein halbe Stunde später waren sie Richtung Erickson unterwegs. Auf dem Weg dorthin trafen sie auf eine kleine Herde Rad-Hirsche. Blue erlegte einen von ihnen mit seinem Scharfschützengewehr und schulterten ihn.


    "Heute Essen to Go, Großer?" schmunzelte Nick. "Nicht ganz Nick, Erickson hat uns beim letzten Mal so gut bewirtet, da wollte ich ihm heute eine "kleine Aufmerksamkeit" mitbringen." sagte Blue. Bald erreichten sie das alte, in Teile gebrochene Flugzeug, in dem Erickson lebte. Er freute sich sehr über den Besuch und über Blues Mitbringsel. Die drei unterhielten sich lange. Blue berichtete, was sich in letzter Zeit zugetragen hatte und warum Longfellow und Grummpel dieses Mal nicht dabei waren. "Das ist gut, dass du auf den guten Longfellow Acht gibst und Grummpel sich auch bei euch richtig wohl fühlt. Die Insel ist für Menschen wirklich nicht ungefährlich." sagte Erickson nachdenklich. "Ähem Erickson? Ich habe da eine Frage an dich." sagte Blue zögerlich. "Was gibt es denn mein blauer Freund?" fragte Erickson. "Ich werde demnächst wahrscheinlich einige meiner Freunde zum alten Autokino bringen und wir wollen dort versuchen eine Siedlung aufzubauen. Mit Hilfe der Nebelfänger. Hättest du damit ein Problem?" "Hmm, sind es umgängliche Freunde?" "Ja, sie sind umgänglich. Es sind Menschen und wenn ich ihnen von dir erzähle, werden sie auch dir gegenüber umgänglich bleiben. Vielleicht könnt ihr sogar miteinander handeln."


    Erickson dachte einen Moment lang nach. "Wenn sie friedlich sind und bleiben, habe ich keine Probleme mit ihnen. Dann bin ich hier nicht mehr ganz so allein. Hunde sind zwar gute Freunde, aber ich mag mich hin und wieder auch gerne mal unterhalten. Okay. Aber wenn sie mich..." "Das wird nicht passieren, dafür Sorge ich. Versprochen." sagte Blue deutlich darüber erleichtert, dass Erickson seine Leute akzeptieren würde. Erickson fragte Blue noch das ein oder andere zu seinen Freunden und sie blieben die Nacht über bei ihm. Am nächsten Morgen verabschiedete sich Erickson herzlich bei den beiden, als diese sich auf den Weg machten. Bald erreichten sie das Wartungsgebäude, betraten es und standen vor einer verschlossenen Sicherheitstür. Es war in dem Raum ziemlich düster und man konnte durch die Sicherheitsgitter nur erkennen, dass irgendetwas auf dem Boden zu liegen schien. Ein merkwürdig süßlicher Geruch lag in der Luft, einer der an Tod und Verwesung erinnerte. Blue machte das orangefarbene Licht an seinem Pipboy an und leuchtet durch das Gitter hindurch. "Hmm, gut das ich die Tür nicht eingetreten habe. Das sieht mir nach Sicherheitssystem aus. Wir sollten hier mit Bedacht vorgehen." sagte Blue angespannt.


    Als Blue in den Raum leuchtete sah man mehrere, teils schon skelettierte und mumifizierte Leichen dort liegen. Sie trugen die Kluft der Kinder des Atoms. Sie hatten wohl versucht hier einzudringen und waren vom Sicherheitssystem in Form eines Aggressotrons erbarmungslos niedergemetzelt worden. Dieser war bei dem Kampf aber zerstört worden und lag auf dem Boden herum. Scheinbar war die Tür hinter den Kindern verschlossen worden, so dass sie nicht mehr flüchten konnten. Blue sahen sich in den angrenzenden Räumen um und bemerkte einen alten Stromkasten. Aus diesen waren einige Sicherung entfernt worden. Nick sah sich um, fand die herausgenommenen und setzte sie wieder ein. Mit einem Mal gab es ein trübes Licht und es war ein leises Klack aus Richtung der Sicherheitstür zu hören. Blue öffnete behutsam die Tür und beide schlichen extrem vorsichtig weiter.


    Aus einiger Entfernung konnte man das Laufen von metallischen Füßen auf den Boden hören und eine Art weibliche Roboterstimme war zu hören. Dazu kam ein weiteres Geräusch, das fast von der Decke zu kommen schien. Ein metallischen Sirren und Piepen war zu hören. Blue und Nick sahen sich an. "Das hat uns gerade noch gefehlt. Noch ein Aggressotron." Blue nickte und flüsterte leise zurück. "Und wenn mich nicht alles täuscht, dazu noch Wandlasergeschütze. Absolut tödliche Kombi. Und ich denke, das wird nicht der einzige Aggressotron bleiben. DiMa hat keine halben Sachen gemacht, dass muss man ihm lassen." "Nein wirklich nicht, das kann ja gleich noch heiter werden." sagte Nick deutlich frustriert. "Ich gehe mal davon aus, dass wir uns zunächst um die Ladys kümmern sollten?" "Wäre sinnvoll. Dann kannst du ja gleich mal deinen Charme spielen lassen und sie hierher bitten, Nick. Ich würde mich dann auf die Beine konzentrieren." flüsterte Blue grinsend. "Ist ja wieder klar, der alte Synth darf die Arbeit machen und du hast nur Augen für die schönen Dinge. Mir persönlich sind die Ladys zu...übergriffig." sagte Nick leise schmunzelnd. "Na dann wollen wir mal..." Nick fing an Krach zu machen und laut zu reden.


    Nicks Geräuschkulisse hatte die gewünschte Wirkung. Zunächst kam ein Aggressotron den langen Gang entlang gelaufen und peilte Nick an. Währenddessen zielte Blue mit dem Scharfschützengewehr auf die Beine und brauchte ihn somit zum Fall. Nick erledigte den Rest, indem er mehre Schüsse auf den Kopfbereich abgab und der Aggressotron dann endgültig damit ausschaltete. Nicht lange danach kam bereits ein weiterer angelaufen. "Hm, die stehen aber heute extrem auf dich. Die kommen ja regelrecht angeflogen." kommentierte Blue das schnelle Auftauchen. "Ja, sie schätzen halt meine...Qualitäten. Nur sind mir die Damen ein wenig zu feurig." foppte Nick während des Kampfes zurück. Der nächste Aggressotron war von den Füssen geholt und rutschte in Richtung der beiden. "Schau mal Großer, man liegt dir heute regelrecht zu Füßen..." sagte Nick sarkastisch lächelnd. "Na, ich hinterlasse ja auch einen nachhaltigen Eindruck. Das holt den ein oder anderen schon mal von den Füßen." grinste Blue diabolisch zurück und zerlegte den Aggressotron mit einem gezielten Schlag des Superhammers.


    Nach der Begegnung mit den Aggressotrons schalteten beide nach und nach die Lasergeschütze aus und erkundeten die Terminals. Nun wußten beide, wofür der Code war. Es war ein sogenannter Totschalter. Damit konnten die Windräder abgestellt werden, die die Nebelfänger von Far Harbor mit Energie versorgten. Sollte das Geschehen, wären die Bewohner in akuter Lebensgefahr. Der Nebel in Kombination mit den Kreaturen der Insel, die darin bevorzugt leben, hätten auf die Siedlung übergegriffen und sie letzten Endes über lang oder kurz ausgelöscht. Nick und Blue wollten nun das Wartungsgebäude verlassen. Bevor sie nach draußen gingen, entfernte Blue wieder einen Großteil der Sicherungen und verschloss somit den Rest der Anlage gegen unbefugtes Eindringen. Er steckt sich die Sicherungen ein, so dass es in nächster Zeit erst einmal nicht möglich war ohne große Gewaltanwendung einzudringen.


    Als sie draußen waren, sagte Nick zu Blue. "DiMa musste damals extrem verzweifelt gewesen sein. Er hätte die beiden Fraktionen einfach auslöschen können, ohne Probleme. Das ist klar. Machen wir uns jetzt auf den Weg zu ihm?" Nick sah, dass Blue über irgendetwas nachdachte. Er hatte die Augen geschlossen und die rechte Hand nachdenklich ans Kinn gelegt. Dann war er fertig. "Nein, Nick. Noch nicht. Ich habe meine Pläne dahingehend gerade geändert. Ich möchte erst noch wissen, warum die alte Limonadenfabrik so wichtig für ihn war. Mein Gefühl sagt mir, dass wir das klären sollten, bevor wir zu DiMa gehen. Außerdem möchte ich schnell reagieren können, falls die Lage hier doch außer Kontrolle gerät." sagte Blue sehr nachdenklich. "Das heißt, du setzt deine Planung jetzt schon um?" fragte Nick überrascht. "Ja, ich habe die Befürchtung, dass die Kinder des Atoms und die Bewohner von Far Harbor sich schon ziemlich bald angehen werden und wir beiden mit den paar Leuten kaum etwas dagegen tun können."


    "Die Toten in dem Gebäude haben den Ausschlag gegeben, oder?" fragte Nick. "Ja, sie sind für ihre Verhältnisse weit gekommen und scheinen genau zu wissen, wie man Far Harbor treffen kann..." seufzte Blue. Beide schwiegen kurz. Dann setzte Blue sich in Bewegung. "Wo wollen wir jetzt noch hin, Großer?" "Ich möchte erst nach Far Harbor, nach meinen beiden Leuten sehen und dann zu Longfellow." erklärte Blue. Die beiden schlugen den Weg Richtung Far Harbor ein und erreichten es nach wenigen Stunden.

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