[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 89. Schlag auf Schlag

    Die vier bewegten sich weiter in das Innere des alten Super Duper Marktes. Die beiden Yao-Guai waren ihnen dicht auf den Fersen. Der Boden des Raumes ächzte und knarzte und dem Gewicht der Gruppe und der Yao-Guai. Einer der beiden war schon recht nahe zur Gruppe aufgeschlossen. Sie waren von ihm nur noch durch ein altes massives Regal getrennt. Man konnte den Yao-Guai schnüffeln und zornig brummen hören. Langsam näherten sie sich dem Ende des großen Raumes. Dort befand sich eine Tür. Die wahrscheinlich in die alte Verwaltung des Super Duper Marktes führte. Von dort, hoffte Longfellow, kam man auf einen kleinen Balkon, der den Verkaufsraum überblickte.


    Von dort aus konnten sie sich besser um die beiden Yao-Guais kümmern. Bei der Tür sollte insbesondere der Große Probleme bekommen, schnell durch zukommen. Durch die Dachfenster fiel spärliches Licht und die Yao-Guai suchten weiter nach ihrer Beute. Wieder ächzte und knarzte der Boden bedenklich. Longfellow hatte die Tür erreicht und drückte die Klinke hinunter. Sie war nicht verschlossen. Er drehte sich zu den anderen um und sah wie nahe mittlerweile der eine der Yao-Guai gekommen war.


    "Beeilt euch. Kommt schnell. Vorsicht hinter dir, Blue." rief Longfellow. Blue bildete momentan die Nachhut der Gruppe. Alle beschleunigten die Schritte, um zu Longfellow zu kommen, der ein paar Meter vorausgegangen war. Nick und Grummpel war bei Longfellow angekommen, als es plötzlich ein lautes Knacken gab. Sie drehten sich um und konnten sehen, wie der Boden an zwei Stellen nachgab. Blue und einer der beiden Yao-Guai rauschten in die Tiefe. Longfellow und Nick schauten erschrocken und Grummpel jaulte. Der große Yao-Guai hatte ebenfalls kurz innegehalten, schnaufte und brummte laut. Aus der Tiefe hörte man ebenfalls ein Brummen. Der Yao-Guai wendete sich wieder den dreien zu. "Verdammt, wir müssen hier weg. Sonst geht es uns gleich sehr schlecht." sagte Longfellow in einem Anflug von leichter Panik. Nick stimmte ihm zu. Alle drei rannten durch die Tür. Longfellow und Nick verschlossen diese schnell.


    Anschließend schoben die beiden mehrere schwere Möbelstücke vor die Tür. "Puh. Das war knapp. Das sollte ihn für eine Weile beschäftigen. Lass uns schnell den Weg zum Balkon suchen. Dann können wir den Dicken vielleicht von oben erledigen. Vor allem müssen wir schauen, was mit unserem blauen Freund ist. Den Sturz wir er hoffentlich überstanden haben. Wenn er so hart im Nehmen ist wie Erickson. Nur um seine Gesellschaft mache ich mir sorgen. Ein wütender Yao-Guai ist auch für Super Mutanten nicht ungefährlich." sagte Longfellow besorgt. "Gut, dass er wie ein halber Mirelurk verpackt ist. Trotzdem sollten wir uns beeilen und den Eisenpelz da vor der Tür erledigen."


    Blue hatte nur noch gemerkt, wie der Boden unter ihm nachgegeben hatte. Ehe er es sich versah, war er in den Keller des alten Super Duper Markt gerauscht. Dabei war er auf einem alten verrosteten Regal gelandet. Dieses brach ebenfalls schnell mit einem ziemlichen Getöse unter seinem Gewicht zusammen und er landete unsanft auf seinem Rücken. Er versuchte sich so schnell wie möglich aufzurappeln, da er mitbekommen hatte, dass ebenfalls noch jemand anders mit in die Tiefe gestürzt war und in seiner Nähe zornig brummend zu Besinnung kam. "Hmm, na sehr schön. Das kann ja gleich heiter werden. Ob ich will oder nicht, ich werde mir Licht machen müssen, damit ich sehen kann, aus welcher Richtung dieser Yao-Guai..." dachte Blue. Zu mehr kam Blue nicht mehr. Er hatte sich nur zur Hälfte aufgesetzt. Da merkte er auch schon ein schweres Gewicht auf sich und den stinkenden Atem im Gesicht. "Verdammter Mist." fluchte Blue und hielt sich instinktiv einen Arm vors Gesicht und den anderen davor. Er konnte nur Schemen erkennen. Hier unten kam kaum noch Licht aus den Oberlichtern vom Dach an.


    Da sauste auch schon die riesige Pranke des Yao-Guais nieder und traf den Arm von Blue. Es gab ein metallischen Scheppern und der Yao-Guai fauchte zornig. "Ich bin zum Verzehr ungeeignet, mein pelziger Freund. Ich liege dir schwer im Magen. Dafür werde ich Sorgen" sagte Blue sarkastisch. Der Yao-Guai stellte sich auf die Hinterbeine, was Blue nur erahnen konnte. Schon sausten abwechselnd die Pranken nieder. Blue gelang es im Moment noch die Schläge mit dem Armen abzufangen. "Verdammt nochmal. Ich muss schnell aus dieser besch(zensiert) Position. Ich muss mehr sehen..." Blue versuchte sich seitlich wegzurollen. Das gelang ihm auch. Der nächste Schlag des Yao-Guai lief ins Leere. Dieser brüllte zornig. Blue knipste das Licht seines Pipboys ein und war gerade dabei sich aufzurichten, als der Yao-Guai ihn erneut angriff. Dieses Mal traf die Pranke. Blue hatte es nicht mehr rechtzeitig geschafft den Arm zum Schutz hoch zunehmen. Dann brüllte Blue getroffen. Die Pranke hatte ihn oberhalb des linken Auges getroffen. Die Wunde fing sofort an stark zu bluten.


    "Hmm. Na warte, mein Freund. Dafür ziehe ich dir gleich hier das Fell über die Ohren und benutzte dich als Bettvorleger." brüllte er zornig. Er hatte es endlich geschafft sich komplett hinzustellen. Nun kam er auch an seine Waffen. "Dich werde ich mit Vergnügen weichklopfen." fauchte Blue. Er hatte den Hammer gezogen. Der Yao-Guai griff bereits wieder an. Er wehrte den Angriff ab. Anschließend schwang er den Hammer und schlug nach den Pranken. Er traf eine der beiden. Der Yao-Guai brüllte seinerseits getroffen und griff trotzdem weiter an. Die beiden kämpften eine ganze Zeit miteinander. Endlich schaffte es Blue endlich den Kopf des Yao-Guais zu treffen. Es knackte einmal laut und er hauchte sein Leben aus.


    Blue schlug nochmal zu. Er wollte sicher gehen, dass der wirklich nicht mehr aufstand. Dann schaute er sich im Keller um. In einiger Entfernung konnte er eine göffnete Tür sehen, die nach oben führte. Seine linke Gesichtshälfte schmerzte und sein linkes Auge begann von dem Schlag zuzuschwellen. Auch blutete die Wunde immer noch. "Ich muss schnell nach den anderen sehen. Ich hoffe, sie konnten sich noch in Sicherheit vor dem Großen bringen." dachte Blue und beeilte sich zu seinen Freunden zu kommen. Die Verletzung war für ihn im Moment zweitrangig. Er rannte die Treppe hinauf.


    Nick und Longfellow sahen sich in den Räumen um. Nach einiger Zeit fanden sie eine Treppe, die nach oben führte. Man hört den Yao-Guai zornig die Tür bearbeiten und Holz splittern. Bis jetzt hielt die Barrikade. Sie liefen nach oben und Grummpel folgte ihnen. Sie waren oben angekommen und konnten von oben den Yao-Guai dabei beobachten, wie dieser die Tür bearbeitete. Longfellow zog sein Gewehr und zielte auf den Yao-Guai. Plötzlich hörten er und Nick ein schmerzerfülltes Brüllen. Anschließend sprach jemand sehr zornig. "Oh gut. Er scheint den Sturz überstanden zu haben. Aber unser blauer Freund scheint gerade eine größere ... Diskussion mit dem Yao-Guai zu haben." sagte Longfellow. "Das war nicht zu überhören. Das klang aber nicht gut. Unser Großer scheint vom Yao-Guai aber was abbekommen zu haben." Nick klang besorgt. "Wieso der Yao-Guai scheint doch einen auf den Detz bekommen zu haben. Dem Brüllen nach zu urteilen..." Longfellow war irritiert. "Das schmerzerfüllte Brüllen war Blue. Das würde ich überall heraushören. Ich hoffe, er kommt zu recht..." sagte Nick bekümmert .


    Nick war in Sorge um Blue. "Oh, ich dachte wirklich, dass das der Pelzträger war. Weißt du, dass der Blaue sich genauso..." sagte Longfellow entschuldigend. "Ja, wenn er zornig ist, hört er sich auf Entfernung wirklich so an." erklärte Nick. "Manchmal nennen wir ihn deswegen auch so." Nick schaute, während er das sagte zufällig zu Tür, wo der andere Yao-Guai gewesen war. "Das ist nicht gut. Er ist weg. Mist. Wir waren zu lange abgelenkt." Man hörte ein heiseres Brummen, was sich ihnen langsam näherte. Der Yao-Guai war, während sie abgelenkt waren, durch die Barrikade gebrochen und sucht nach den dreien. Grummpel hat sich vor die Tür gestellte und grollte böse. Sie saßen auf dem Balkon in der Falle. Longfellow und Nick hatten sich zum Ende des Balkons zurückgezogen und zielten auf die Tür. Der Yao-Guai war nun oben angekommen. Er steckte bereits den Kopf durch die Tür. Grummpel fing an nach ihm zu schnappen. Es war ein zorniges Gebrumme und Gebelle. Die beiden schenkten sich nichts und hatten sich bereits einige Verletzungen zugefügt.


    Grummpel hielt tapfer die Stellung. Aber er würde auf Dauer gegen den Yao-Guai verlieren. Nick und Longfellow überlegten, was weiter zu tun sei. Aus dem Keller drang mittlerweile auch kein Geräusch mehr, wie Nick feststellte. "Da unten ist Totenstille. Meinst du der Yao-Guai hat ihn ..." fragte Longfellow, der es ebenfalls festgestellte hatte. "Ich hoffe es nicht, Longfellow. Er hat schon ganz..." Nick brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Der große Yao-Guai brüllte mit einem Mal ziemlich laut. Plötzlich brach er in der Tür zusammen und regte sich nicht mehr. Blue hatte den großen Yao-Guai von hinten mit seinem Schwert erstochen. Anschließend verschwand der Körper aus der Tür. Blue zog den toten Kadaver weg.


    Grummpel bellte freudig. Blue kam gebückt durch die Tür und richtete sich dann wieder zur vollen Größe auf. "Geht es euch allen gut?" fragte er besorgt. "Uns geht es gut. Grummpel hat den Dicken gut in Schach gehalten." sagte Nick erfreut. Dann saher, dass Blue im Gesicht verletzt war. "Autsch. Du hast ja ganz schön Gesichtsapplaus von dem Yao-Guai bekommen, Großer. Das sieht aber übel aus." "Ach, geht schon, Nick. Ist nur eine Fleischwunde. Das Auge selbst hat Gott sei Dank nichts abbekommen. Werde ich mich drum kümmern, wenn wir wieder in Far Harbor sind." Sie verließen das Gebäude und reisten weiter nach Far Harbor und übergaben der Seefahrerin die Werkzeuge, die sie für sie besorgt hatten. Danach half Teddy Wright dabei, Blue zu verarzten.


    Er verpasste Blue anschließend eine Augenklappe, die er so lange tragen sollte, bis das Auge abgeschwollen und die Wunde verheilt war. Seine Brille war mal wieder beim Kampf zu Bruch gegangen. Er besorgte sich bei Brooks im Köderladen einen Ersatz und bastelte sie sich passend. Die vier gingen anschließend ins "Last Plank" und berieten sich darüber, was sie als nächstes tun konnten. Longfellow trank an diesen Abend im Last Plank so viel, dass er kaum noch Laufen konnte. Er wollte das überstandene Abenteuer so richtig feiern hatte er gesagt und das dann auch getan.


    "Schooh, isch geh dann mal schu mir nach Hausche und ihr könnt mitkommen. Isch wollte euch doch mein Heim zeigen. Puh, ich glaubee, das... *Hicks* ...war doch ein wenig viel. Abeer, ihr drei sei schoon in Ordnung. Und duu, mein Freund...hehe...*Hicks* blauer Yao-Guai...*Hicks*... dich mag ich besondersss. Bist keine üble Partie..." Longfellow schwanckte und peilte die Tür an und ging nach draußen. Blue und Nick schauten sich an und folgtem ihn sofort. Sie waren draußen und Longfellow lief schwankend einige Meter vor ihnen. "Alscho mein Heim liegt eeein wenig außerhalb...wir werdennn ein wenig vorsichtig scheein müssen...*Hicks*...um nicht in Wasser schuh fallen..." Blue schüttelte den Kopf und seufzte. Er ging zu Longfellow. "Alter Knabe, du bist so voll, wie eine ganze Mannschaft. Komm, ich trage dich nach Hause. So kommst du doch nicht heil an." Longfellow schaute an Blue grinsend hoch. "Von da oben hat man bestimmt eine gute Auschschicht...*Hicks*...du Leuchturm. Isch glaube, isch habe heute ein wenig schuh sehr über die Stränge geschlageeen. Ist wohl bessscher so."


    Blue hob Longfellow vorsichtig hoch und trug ihn zu sich nach Hause. Seine Hütte lag ein wenig außerhalb der Siedlung auf einer kleinen Insel. Dort angekommen, legte Blue Longfellow in sein Bett. Während Blue ihn getragen hatte, war er in seinem Vollrausch eingeschlafen. Sie beschlossen, die Nacht bei ihm zu bleiben. Nick setzte sich nach draußen vor die Tür. Neben ihn legte sich Grummpel hin. Blue legte in der Hütte von Longfellow seinen Rucksack an eine Wand. Er machte sich dann lang und legte sich zum Schlafen hin.

  • 90. Morgendliche Zweifel

    Es war noch früh am Morgen als Blue wach wurde. Longfellow schnarchte wie ein ganzes Sägewerk. Er schlief noch immer seinen Rausch von gestern aus. Blue stand leise auf und ging nach draußen. Von Nick und Grummpel war nichts zu hören oder zu sehen. "Die beiden sind sich bestimmt mal die Füße vertreten." dachte er. "Das werde ich jetzt auch tun." Er lief ein wenig hin und her und ging dann zum Strand der kleinen Insel, auf dem Longfellows Hütte stand. Blue setzte sich auf einen großen Stein und starrte auf das offene Meer hinaus.


    Nach einiger Zeit kam Nick mit Grummpel zurück. Nick schaute in Longfellows Hütte und stellte fest, dass Blue nicht mehr da war. "Weit kann er ja nicht sein, nicht Grummpel?" murmelte Nick leise, um Longfellow nicht zu wecken. "Wahrscheinlich war ihm Longfellow zu...geräuschintensiv. Komm wir suchen ihn." Nick suchte die Umgebung ab und schließlich fanden die beiden Blue am Strand. "Na Großer, gut geschlafen oder geflüchtet? Was macht deine Verletzung?" fragte Nick Blue, der immer noch gedankenverloren in die Ferne des Meeres blickte. "Gut geschlafen habe ich und geflüchtet bin ich vor Longfellows Geräuschkulisse nicht. Das mit der Verletzung geht. Ist noch ein wenig schmerzhaft." sagte Blue und seufzte kurz. "Du siehst nachdenklich aus. Bekümmert dich etwas?" fragte Nick. Er kannte dieses kurze Seufzen von Blue nur zu gut.


    "Ich mache mir im Moment ein wenig Sorgen Nick. Ich bin mir im Moment noch nicht sicher, wie wir mit den Kindern des Atoms friedlich in Kontakt treten sollen. Du bist ein Synth. Dir werden die Kinder wahrscheinlich nicht vertrauen, weil sie dich wahrscheinlich mit DiMA in Verbindung bringen. Longfellow ist auf sie auch nicht gut zu sprechen. Von ihm werden wir keine Hilfe erwarten können. Verständlicherweise. Auch da ist auf beiden Seiten das Misstrauen zu groß. Und bei mir die Tatsache, dass ich ein Supermutant bin. Erinnere dich an die Geschichte, die ich euch über Mutter Isolde erzählt hatte. Als ich sie im leuchtenden Meer getroffen habe. Die Reaktion war ja nicht gerade von Begeisterung geprägt. Hmm. Wobei ich noch einen Anflug einer Idee hätte." Blue dachte nach. "Das wäre einen Versuch wert, das ist..." sagte er mehr zu sich als zu Nick. "Wir werden sehen, wenn wir am Nukleus angekommen sind, ob das funktioniert. Da werde ich aber noch ein paar Sachen benötigen." Blue grinste.


    "Na, da bin ich aber mal gespannt. Da du mich ja nicht in deine Gedanken einweihst, muss ich erstmal den Ahnungslosen spielen." sagte Nick. "Du wirst mich wahrscheinlich für verrückt halten. Aber lass dich überraschen." Blue lächelt kurz und wurde dann wieder ernst. "Ich hoffe, dass im Commonwealth im Moment alles ruhig ist. Derzeit habe ich noch keine Idee, wie wir einen Funkkontakt zu den anderen hinbekommen sollen. Auch ahne ich, dass das Ganze hier sich nicht in zwei Monaten entschärfen lässt. Dann wird Preston einige Leute losschicken, um nach uns zu sehen. Und ich weiß nicht, wie die Bewohner von Far Harbor reagieren werden, wenn da noch mehr Festländer bei Ihnen auftauchen. Es ist ja jetzt schon sehr schwierig, ihr Vertrauen zu gewinnen."


    "Ja, das mit dem Vertrauen ist hier so eine Sache. Wobei, die Seefahrerin und Avery scheinen nicht ganz so schwierig zu sein. Sie sind uns doch ein wenig zugeneigter als der Rest. Mit dem Funkkontakt ist auch nicht unproblematisch. Wir sollten ja auch nicht unbedingt die Aufmerksamkeit des Instituts hierhin ziehen." sagte Nick nachdenklich. "Und auch nicht die Aufmerksamkeit der stählernen Bruderschaft durch einen unverschlüsselten Funkkontakt. Für Acadia wäre das ebenso wenig gut." ergänzte Blue. Nick sah Blue ein wenig belustigt an. "Naja, genau genommen, weiß die Bruderschaft ja schon Bescheid, weil..." Blue unterbrach ihn "...ich in der Bruderschaft bin, wolltest du sagen. Nick, du weißt genau für wie kurzsichtig ich die Sichtweise der Bruderschaft betreffend der Synths halte. Dafür kenne ich zu viel, das dem widerspricht. Der Kern des Problems ist doch das, was das Institut aus oder mit den Synths macht und was es im Commonwealth anstellt. Acadia ist doch das beste Beispiel dafür, dass auch im Institut etwas nicht so läuft, wie sie es dort geplant haben. Ein Grund mehr heraus zu finden, was da los ist. Vielleicht lässt sich das Ganze noch friedlich lösen. Wenn nicht, wird das eine blutige Konfrontation bedeuten. Die Situation hier vor Ort ist ein ähnliche wie im Commonwealth und läuft in eine ähnliche Richtung. Und auch das macht mir im Moment Sorgen und Kopf zerbrechen, Nick." Blue sagte das zwar relativ ruhig, aber Nick ahnte wie frustriert Blue im Moment sein musste.


    "Blue, ich verstehe dich schon. Gewalt ist heutzutage viel zu oft der Problemlöser. Wohin das führt sehen wir beide ja. Eigentlich will man nur jemanden helfen und schon sitzt man ganz tief drin im Schlammassel." Blue nickte. "Du hast es auf den Punkt gebracht. Nick, ich befürchte nur, das ich irgendwann in die Situation im Commonwealth kommen werde...wenn es sich nicht friedlich lösen lässt ... mich entscheiden zu müssen ... wie das..." Blue brach ab und schwieg. Nick sah Blue lange und nachdenklich an. Dieser starrte wieder aufs Meer hinaus. "Du hast deine Entscheidung bereits getroffen, über das wie, oder?" bohrte Nick nach. "Ja, Nick, das habe ich." sagte Blue langsam. "Ob es die richtige ist ... wird sich zeigen müssen. Letztendlich bin ich wahrscheinlich genauso ein Sturkopf wie Maxson. Ich möchte auch nur das Richtige für unsere Leute tun. Wir sind uns in der Beziehung wahrscheinlich gar nicht mal so unähnlich" sagte Blue verbittert.


    "Da muss ich dir widersprechen, Großer. Du versuchst die Dinge wenigstens friedlich und diplomatisch zu lösen. Das kann man von Maxson im Moment nicht behaupten. Du versuchst in der Beziehung mehr als die meisten." sagte Nick zu Blue und versuchte ihn damit aufzumuntern. "Danke, Nick. Du hast wahrscheinlich Recht. Der Versuch ist wichtig. Auf manche Dinge hat man einfach keinen Einfluss." Nick hatte seine metallene Hand zwischenzeitlich auf Blues Schultern gelegt und klopfte ihm jetzt damit kurz auf den Rücken. "So wie ich dich kenne, wird dir für hier und für das Commonwealth schon was einfallen."

    Nachdem Nick und Blue das Gespräch beendet hatten ging Blue nach Longfellow schauen. Der war mittlerweile wach und aus seiner Hütte gekommen. "Guten Morgen Longfellow. Alles in Ordnung bei dir?" fragte Blue. "Klar, ist alles in Ordnung. Oder meinst du, so ein bisschen Alkohol haut mich aus den Socken, Kapitän? Und, wo soll es heute hingehen?" Ja, Longfellow ging es wirklich gut und er freute sich schon auf weitere Unternehmungen mit der Gruppe. Blue wollte zunächst noch einmal nach Far Harbor, sich mit Proviant und anderen Dingen eindecken. Und kurz zu Cassie Dalton gehen. Auf der Rückreise hatte die Gruppe noch einen Auftrag für sie erledigt. Blue wollte ihr darüber berichten. Die Gruppe machte sich Richtung Far Harbor auf.

  • 91. Auf dem Trockenen

    In Far Harbor angekommen ging Blue zu Brooks in den Köderladen und kaufte einige Dinge ein. Währenddessen unterhielt sich Nick kurz mit der Seefahrerin. Sie hatte schon angefangen, die Schäden vom letzten Angriff zu reparieren und andere Dinge für einen erneuten zu verstärken. Sie war den beiden sehr dankbar, dass sie ihr das Werkzeug gebracht hatten. Longfellow war wieder ins Lost Plank gegangen. Grummpel hatte sich zu Blue gesellt. Zunächst hatten die Bewohner von Far Harbor Grummpel sehr misstrauisch beäugt, aber da er zu Blue und Nick gehörte akzeptierten sie ihn. Blue war bei Brooks fertig. Er hatte die Dinge, die er besorgt hatte, in seinen Rucksack gestopft.


    Er sah zufrieden aus. Anschließend ging es zu Cassie Dalton. Sie war sehr erfreut zu hören, dass Blue sich um ihre Bitte gekümmert hatte. Sie hatte auch sofort eine weitere in peto. Sie erzählte, wie die Insel in Form des Nebels und bestimmter Kreaturen sich die ehemalige Farm der Daltons geholt hatte. Für Cassie war die Insel in gewisser Weise ein denkendes und fühlendes Wesen, aber keines der mitfühlenden Art. Sie hoffte, dass Blue und seine Freunde die Farm der Daltons von dem Zugriff der Insel befreien konnte. Sie bat deshalb Blue darum mit seinen Freunden zur ehemaligen Farm zu reisen und sie wieder von der Insel zurück zu holen. Blue sagte ihr zu.


    Danach ging zu Blue zu Nick, der gerade das Gespräch mit der Seefahrerin beendet hatte. "Und alles bekommen, was du benötigt hattest?" fragte Nick neugierig. Blue nickte. "Brooks hatte fast alles da. Er ist wirklich gut sortiert. Und was gibt es von der Seefahrerin, Nick?" fragte Blue "Sie hat sich nochmal bedankt und gleichzeitig gesagt, das die Leute hier gar nicht zu schätzen wüßten, was man für sie täte. Und das war nicht nur auf die Arbeit der Seefahrerin bezogen, glaube ich, sondern auch auf uns. Ich habe so das Gefühl, dass aus ihrer Richtung noch weitere Anfragen kommen. Und was hat Cassie Dalton gesagt?"


    Nick fand Cassie etwas seltsam. "Sie war sehr zufrieden und hat uns gleich um einen weiteren Gefallen gebeten. Ich muss Longfellow gleich mal fragen, wo die alte Farm von den Daltons war. Wo ist der alte Knabe eigentlich wieder?" fragte Blue. Nick deutete mit dem Kopf kurz in Richtung Last Plank. "Ich hatte es mir schon fast gedacht. Danke. Ich gehe mal kurz zu ihm. Wahrscheinlich wird er auch mitkommen wollen. Ich habe ihn auch gerne dabei und mag ihn, aber seine Trinkerei macht mir doch ein wenig Sorgen. Das tut ihm auf Dauer nicht gut."


    Blue ging in den hinteren Teil von Far Harbor und in das Last Plank. Grummpel blieb bei Nick. Nach einiger Zeit kam Blue mit Longfellow heraus. Der nickte Blue gerade zu und erklärte "Klar komme ich mit Käptain. Die alte Farm der Daltons ist ganz im Norden der Insel. Ist von hier aus ein ziemliches Stück entfernt." "Danke, Longfellow. Schön, dass du auch wieder dabei bist." Die Gruppe war gerade dabei sich auf den Weg zu der alten Farm zu machen, als Avery ihnen entgegen kam. "Hallo ihr, seid ihr schon wieder dabei aufzubrechen? Ihr hättet nicht noch Zeit auf einen kurzen Plausch. Ich ... hätte ein Anliegen an euch." Sie sah erst Nick und dann Blue an. Nick schaute Blue kurz fragend an und dieser nickte ihm kurz zu und ergriff dann das Wort. "Was gibt es Avery? Du siehst besorgt aus. Ich denke, die Zeit haben wir." Avery erzählte ihnen, das sie vor einigen Tagen einen Mann namens Howard Dunbar zum Reparieren der Nebelkondensatoren losgeschickte hatte, dieser aber bisher nicht aufgetaucht war. Langsam ging Far Harbor das Trinkwasser aus. Avery befürchtete, dass ihm etwas zugestoßen sei. Sie beschrieb Blue und den anderen, wo sie ihn finden könnten.


    "Wir werden nach ihm suchen, Avery. Kein Problem" sagt Blue im freundlich brummigen Ton. Danach zogen sie los und wandten sich nach Süden und durchsuchten die Ruinen der alten Siedlung. Sie hatten schon eine Weile die Gegend durchforstet, als sie ein typisches Klappern vernahmen. "Na wunderbar" sagte Nick. "Das hört sich ganz nach Mirelurks an." Blue hatte bereits das Kampfgewehr gezogen und lauschte. "Scheint von da vorne zu kommen. Hört sich nur nach normalen Lurks an. Ich gehe vor und schaue nach." Blue ging vorsichtig vor. Er konnte in einiger Entfernung drei Mirelurks sehen. Einige Meter vor ihnen lag eine menschliche Gestalt. Der Beschreibung nach schien es der Vermisste zu sein. "Das sieht nicht gut aus. Die Lurks haben ihn scheinbar erwischt. Aber wir müssen näher ran, um nachzusehen. Vielleicht ist er auch nur schwer verletzt. Nun gut. Dann wollen wir mal." Blue bewegte sich vorsichtig Richtung Mirelurks und feuerte einige Salven auf diese ab. Die Mirelurks klappten einer nach dem anderen zusammen.


    Blue ging zu der Gestalt und schaute sich Howard Dunbar an. Er hatte es nicht geschafft. Die Mirelurks hatten ihn scheinbar während eines Reparaturversuchs an einer der Nebelkondensatoren erwischt. Das Reparaturmaterial lag noch ganz in der Nähe. Blue nahm es an sich. Mittlerweile waren auch den anderen dazu gestoßen. "Verdammte Krabben." fluchte Longfellow, als er sah das der Vermisste tatsächlich tot war. "Und nun?" fragte Nick. "Sollen wir zu Avery zurückkehren und ihr berichten?" "Das können wir machen, sobald wir die Arbeit von Howard Dunbar zu Ende gebracht haben. Die Leute in Far Harbor brauchen baldmöglichst Wasser. Das Reparaturmaterial war noch da. Ich werde versuchen, die Nebelkondensatoren, damit zu reparieren. Ich denke, das sollte ich hinbekommen." brummte Blue nachdenklich. Anschließend ging er zum defekten Nebelkondensator und werkelte eine ganze Weile daran rum. Mit einem Mal sprang dieser wieder an, der Nebel lichtete sich erst und verschwand dann völlig.


    Danach kümmerte er sich um die anderen. Nach einer Weile war der Weg zur Quelle wieder frei. Longfellow schaute sich Blues Reparaturarbeiten an. "Wußte gar nicht, dass du so geschickte Hände hast. Traut man dir eigentlich nicht zu. Hat der alte Nick ja doch nicht so viel Seemansgarn erzählt, wie ich dachte." stellte er fest. Nachdem alles wieder fertig war, machten sie sich wieder auf Richtung Far Harbor um Avery zu berichten, was passiert war und das der Weg zur Quelle wieder passierbar war. Wieder in Far Harbor angekommen ging Blue zu Avery. Diese war froh, dass die Nebelkondensatoren wieder liefen. Der Tod von Howard Dunbar betrübte sie. Avery bedankte sich bei der Gruppe und die vier brachen jetzt Richtung der Dalton Farm auf.

  • 92. Richtung Norden

    Die Gruppe war wieder unterwegs. "Wir sollten der alten Straße direkt an der Küste folgen. Dadurch sollten wir relativ zügig vorankommen und einigen Gefahren aus dem Weg gehen können. Allerdings werden wir heute nicht mehr an der Farm ankommen, dafür sind wir zu spät aufgebrochen. Würde vorschlagen, dass wir uns bis zum alten Nationalparkbesuchszentrum durchschlagen und dort rasten. Müssen dort aber wahrscheinlich vorher noch "Grundputz" machen." erläuterte Longfellow den weiteren Weg. "Grundputz?" fragte Nick zunächst ein wenig irritiert. "Ach so, Longfellow. Du meinst, dass wir den Ort erst von irgendwelchen Viechern befreien müssen. Grundputz, das ist auch mal eine Formulierung." Nick grinste.


    Sie liefen weiter und kamen mal wieder an die Weggabelung, die nach Acadia führte. Sie würden diesmal aber den anderen Weg einschlagen. In einiger Entfernung konnte man auf den Klippen über ihnen ein altes Bauwerk sehen. Es sah aus wie eines der luxuriösen Hotels aus, welche man für ein bestimmtes Klientel von Menschen vor dem großen Krieg gebaut hatte. Es war zwar nach über 200 Jahren ziemlich herunter gekommen, aber man konnte die alte Pracht immer noch in Grundzügen erahnen. Blue betrachtete es aus der Entfernung interessiert und dachte kurz darüber nach, ob man es zu einem späteren Zeitpunkt nicht erforschen sollte. Ihm fehlten immer noch Dinge, die er für Virgils Pläne benötigte.


    Longfellow hatte sich umgedreht, weil er merkte, dass Blue zurückblieb. "Du siehst dir den alten Kasten an, nicht? Das ist das alte "Cliffs Edge Hotel". Da im Moment hinzugehen würde ich nicht empfehlen. Wäre Selbstmord." sagte Longfellow merklich angespannt. Das weckte Blues Interesse umso mehr und er fragte nach. "Longfellow, warum ist es dort gefährlich? Hat sich dort ein Rudel Todeskrallen niedergelassen?" "Nein, das nicht..." Longfellow schwieg kurz einen Moment und schien zu überlegen "...dort haben sich die verdammten Grünhäute festgesetzt. Hin und wieder gehen sie von da oben auf Jagd und kommen dann sogar bis hier runter um ... Menschen zu fangen. Ist aber im Moment sehr selten. Ich wünschte, wir könnten sie von da oben verjagen, dann wären hier die Wege noch etwas sicherer. Das andere Viehzeug auf der Insel reicht schon. Da brauchen wir nicht noch diese Unholde. Entschuldige, Kapitän nimm das nicht persönlich. Es sind einige, da bräuchte man schon eine gut ausgerüstete Gruppe um das alte Gebäude wieder frei zu bekommen." Longfellow schaute Blue an und rechnete mit einer negativen Reaktion seitens Blue.


    "Longfellow, natürlich nehme ich das nicht persönlich. Ich verstehe deine Meinung über Supermutanten nur zu gut. Sie sind für euch gefährlich, keine Frage. Und solche, wie Erickson oder auch ich sind selten." Blue schaute wieder zum Gebäude hoch und dann wieder zur Straße. Er schien über etwas nach zudenken. "Hmm, wir werden dem alten Kasten zu einem späteren Zeitpunkt einen Besuch abstatten und da ein wenig...aufräumen. Wir haben in solchen Dingen ... Erfahrung, oder Nick?" Der stimmte Blue mit einem Kopfnicken zu. "Aber erst erledigen wir den Auftrag von Cassie. Ich möchte mir die Umgebung des Hotels erst anschauen, bevor wir da was angehen. Mein sonstiges Vorgehen für solche Fälle kann ich im Moment nicht anwenden. Dafür habe ich im Moment ein Auge zu wenig. Solange meine Verletzung nicht verheilt ist, kann ich mein Scharfschützengewehr nicht anständig nutzen. Ich werde mich darum kümmern, das dieser Weg demnächst wieder passierbarer wird. Versprochen Longfellow."


    Dieser schaute Blue verblüfft an. "Du hast kein Problem damit deinesgleichen umzubringen, Kapitän?" "Nein. Longfellow habe ich nicht. Solange sie unschuldige Menschen und andere bedrohen, habe ich damit kein Problem. Ausserdem sehen sie mich auch nicht als Ihresgleichen an." ergänzte Blue. "Das versteh einer. Ich dachte immer Supermutant wäre Supermutant. Aber gut, Erickson hatte auch so etwas angedeutet. Aber ich bin froh, dass es auch anständige eurer Sorte gibt. Aber unterschätze das da oben nicht. ich meine ich würde mich wirklich freuen, den alten Kasten mir mal von innen anzusehen und eine sichere Straße mehr wäre gut. Ich bin wirklich gespannt, wie du das angehen willst. Nur nicht unvorsichtig werden." sagte Longfellow nachdenklich. "Keine Sorge. Ich bin im Normalfall immer vorsichtig. Sonst bekomme ich noch eine Ansage von Preston." Blue grinste während er das sagte. "Also, du macht mich immer neugieriger. Ich glaube, ich werde mal mit ins Commonwealth kommen, um mich von dem zu überzeugen, was der alte Nick mir während unseres ersten Zusammentreffens erzählt hat."


    Die Gruppe lief weiter und nach einigen Stunden erreichten sie ihr vorläufiges Quartier für die Nacht. Es war so wie Longfellow es schon vermutetet hatte. Das alte Besuchszentrum war von einer Gruppe wilden Ghulen besetzt worden. Die vier änderten diesen Zustand sehr schnell und die wilden Ghule waren nach kurzer Zeit Geschichte. Sie zogen sich in den oberen Teil des Gebäudes zurück und verbrachten die Nacht dort. Nick übernahm die Wache. Blue legte sich in eine Ecke des Raumes. Longfellow legt sich ebenfalls nicht weit von Blue zum Schlafen hin. Grummpel hatte sich zwischen die beiden gelegt und sah sehr zufrieden aus. Die Nacht verlief ohne Zwischenfälle.


    Blue war wieder vor Longfellow wach, ging nach unten und sah sich ein wenig draußen um. Der Nebel war wieder sehr dicht und man konnte nicht weit sehen. Es war alles ruhig. Blue hatte sich ein wenig vom alten Besucherzentrum entfernt. In einiger Entfernung gab es eine Bewegung. Plötzlich trat ein Rad-Hirsch aus dem Nebel heraus. Er hatte Blue noch nicht wahrgenommen und dieser blieb bewegungslos stehen. Der Hirsch drehte Blue den Rücken zu und fing an zu äßen. Blue zog seinen Hammer langsam und fast geräuschlos vom Rücken und zielte auf den Hirsch. Der Hirsch hob den Kopf und lauschte. Im gleichen Moment warf Blue den Hammer Richtung Hirsch und zertrümmerte ihm den Schädel. Dann weidete er den Hirsch aus und nahm das Fleisch mit. Er machte draußen ein Feuer, das er wie immer mit einem Steinkreis einfasste. Es war nicht weit von dem Eingang des Gebäudes entfernt, indem sie Zuflucht für die Nacht gefunden hatten Das Fleisch spießte er auf mehreren langen Stöcken auf, die er vorher bearbeitet hatte.


    Etwas später kam auch Longfellow herunter. Nick saß bereits in der Nähe vom Feuer und Grummpel kaute auf einem Stück rohen Fleisch herum, was er von Blue bekommen hatte. "Morgen, ihr seid ja schon früh auf. Normalerweise bin ich der erste. Und ich sehe, ein deftiges Frühstück gibt es auch schon." Longfellow setzte sich dazu und nahm sich auch etwas. Sie erörterten während des Essens, wie es für heute weiterging. Nachdem sie fertig waren löschte Blue das Feuer und sie machten sich weiter auf Richtung Norden.


    Sie erreichten die Farm etwa gegen frühen Nachmittag und alles schien ruhig. Das wenige Meter entfernte Meer rauschte und die Wellen schlugen gegen den steinigen Strand. In einiger Entfernung konnte man eine alte Bootsanlegestelle sehen und davor waren einige alte und schon leicht zerfallende Gebäude zu sehen. Sie sahen sich vorsichtig um und schauten in die alten Gebäude. Nichts. Keine Ghule oder ähnliches. Am steinigen Strand sahen sie auch keine Hinweise auf Mirelurks. "Merkwürdig. Das sieht hier alles ruhig aus." sagte Nick und schaute zu Blue hinüber.


    Der stand völlig aufrecht und schien zu lauschen. Der Kopf bewegt sich von rechts nach links und seine Augen wanderten hin und her. Er war angespannt. "Mir gefällt das nicht, Nick. Irgendetwas ist hier und beobachtet uns. Ich habe irgendein leises Geräusch gehört, was ich nicht kenne." brummte Blue. Longfellow lauschte ebenfalls. "Du hast Recht. Ich habe eine Befürchtung, was es sein..." Longefellow kam nicht mehr dazu den Satz zu beenden, da schoss auch schon eine sehr große Kreatur aus Richtung des Meeres auf sie zu. Sie erinnerte entfernt an eine Mirelurk-Königin, war aber schmaler geformt. Aber von der Körpergröße her, kam die Kreatur an die der Mirelurkkönigin spielend heran.


    Es kam die steilen Felsen hinauf und bewegte sich enorm schnell auf die Gruppe zu. Acht tiefrote Augen hatten sie anvisiert. Die Kreatur hatte einen dicken Panzer, ein pfeilartigen Kopf und die Vorderläufe waren wie große Sicheln geformt und man konnte das Klackern der Beine vernehmen "Himmel, was ist das denn für ein Ding. Das sieht aus wie aus einem Alptraum entsprungen" sagte Nick erschrocken. Longfellow fluchte laut. "Nicht gut. Das ist ein Nebelkriecher. Und ein alter dazu. Schnell, wir müssen uns verteilen und uns ein festen Unterschlupf suchen. Kommt ja nicht in die Nähe der Sicheln. Die sind absolut tödlich." Der Nebelkriecher hatte sie fast erreicht. Der einzige Unterschlupf, der einigermaßen sicher aussah, war eines der alten Gebäude. Es war aber ein ganzes Stück entfernt und mit der Geschwindigkeit, die der Nebelkriecher hatte, würden sie das nicht unbeschadet erreichen.


    "Los hinter mich und von dort aus bewegt ihr euch Richtung des Gebäudes. Wenn das Ding euch erwischt, dann seid ihr Geschichte." brummte Blue in höchster Alarmbereitschaft. "Ich versuche euch, das Ding solange vom Hals zu halten." "Und was ist mit..." "Nick, keine Wiederrede. Ich halte ein wenig mehr als ihr beide aus. Los seht zu, verdammt noch mal. Grummpel, folge Nick." fauchte Blue extrem besorgt. Sie hörten ein zischendes bis gurgelndes Geräusch. Der Nebelkriecher hatte sie fast erreicht. Die beiden rannten los und Grummpel folgte Nick. Der Nebelkriecher hatte die drei Flüchtenden bereits erspäht und wollte ihnen folgen. Blue stellte sich ihm in den Weg und hatte seinen Hammer bereits in der Hand. Mit dem Kampfgewehr zu schießen hatte er schon verworfen. Die Patronen würden größtenteils wahrscheinlich an dem dicken Chitinpanzer abprallen.


    Der Nebelkriecher hatte die sichelartigen Vorderläufe bereits angehoben und schlug nach Blue. Der konnte gerade noch ausweichen. *Wummp*. Die beiden Vorderläufe schlugen auf dem Boden ein. Blue schlug mit dem Hammer auf einem der Vorderläufe ein. Es passierte... nichts. Den Nebelläufer beeindruckte der Schlag in keinster Weise. Außer das Blue jetzt die volle Aufmerksamkeit von ihm hatte. "Hmm, gar nicht gut. Der Nebelkriecher ist ganz schön hart im Nehmen. Da werde ich mir schleunigstens was einfallen lassen müssen. Der haut mich blitzschnell kurz und klein. Dieses Ding muss doch einen Schwachpunkt haben." Der Nebelkriecher hieb bereits wieder nach Blue, während der darüber nachdachte, wie man den Nebelkriecher effektiv bekämpfen konnte.


    Blue konnte bis jetzt den Schlägen geschickt ausweichen. Es war aber nur eine Frage der Zeit bis dieser ihn erwischte. Longfellow, Grummpel und Nick hatten bereits das Gebäude erreicht. Es war eine alte Scheune. Sie rannten die alte schmale Metalltreppe nach oben in den oberen Bereich. Von dort aus gelangten sie aufs Dach. Dorthin sollte ihn der Kriecher nicht so einfach folgen können. Allerdings würde Blue ein ähnliches Problem wie der Nebelkriecher bekommen. "Verdammt Nick, wir müssen ihn irgendwie hier rauf bekommen. Der Kriecher wird ihn sonst ohne Probleme zerreißen." sagte Longfellow in höchster Sorge.


    *Wummp.Wummp* Der Kriecher hatte Blue mehrere Male verfehlt. Und mehr als ausweichen konnte Blue im Moment auch nicht. Während des Kampfes versuchte Blue eine Schwachstelle zu finden. Beim Ansehen der Beine machte sich ein wenig Hoffnung bei ihm breit. Sie waren zwar auch gepanzert, aber ähnlich wie bei einem Radskorpion am Schwanz, gab es bei dem Nebelkriecher eine Verbindungsstelle zwischen den Beinen und dem Körper, die ähnlich ungepanzert erschien. "Ein Versuch ist es wert. Ich hoffe die drei haben das Gebäude schon erreicht, dann sind sie erstmal in Sicherheit. Na dann werden ich mal versuchen, dich von den Füssen zu holen." *Wummp*. Der nächste Schlag ging nieder. Blue sprang in Richtung des Körpers des Nebelkriechers und schaffte es unter ihn zu gelangen. Der Nebelkriecher war für einen Moment irritiert und suchte nach seiner Beute. Dann gab es knackendes Geräusch und der Nebelkriecher fing ein wenig an zu wanken und sackte auf einer Seite langsam zusammen.


    Plötzlich bewegte sich der Nebelkriecher sich auf seinen Beinen rückwärts, um an die Beute zu gelangen, die sich zurzeit unter ihm befand. Blue hatte seine liebe Mühe von dem Nebelkriecher nicht zertreten zu werden und wich den Beinen aus. Zur gleichen Zeit versuchte er auf ein weiteres einzuschlagen. *Kloing* Eines der Beine des Kriechers hatte die Kampfrüstung an eines von Blues Beinen getroffen und war daran abgeglitten. Danach war sie an der Stelle eingedellt. Der Schlag fuhr Blue durch Mark und Bein. Wie eine Antwort darauf gab es ein Knacken. Diesmal auf der anderen Seite. Blue hatte zwei andere Beine lahmgelegt. Der Kriecher bewegte sich jetzt schon wesentlich langsamer von der Stelle und er fing an den Körper nach unten zu drücken. Scheinbar wollte er seine Beute mit seinem Körper zerquetschen. Blue versuchte sich so schnell als möglich unter dem Körper weg zu bewegen.


    Das gelang ihm gerade noch rechtzeitig. Er wollte sich gerade aufrichten, da gab es einen heftigen Schlag gegen seinen Körper. Es gab ein lautes metallenes Scheppern. Blue merkt nur noch, wie er mehrere Meter durch die Luft flog und dann auf dem Erdboden ausschlug. Der Kriecher hatte sich während Blue unter ihm hervorgekrochen war, zur Hälfte umgedreht und ihn mit einer seiner Sicheln im Bereich des geschützten Oberkörpers erwischt. Blue brauchte einen Moment, um sich von dem Schlag zu erholen. Der Nebelkriecher war bereits auf dem Weg zu ihm. Aber die Schläge von Blue hatten Wirkung gezeigt. Er war nicht mehr so schnell wie vorher. Blue versuchte, so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen.


    Blue war wieder aufgestanden und lief in großem Abstand um den Nebelkriecher herum. Dieser folgt seinen Bewegungen, kam aber aufgrund der verletzten Beine nicht mehr mit, so dass es Blue gelang hinter diese zu kommen. Blue nahm Anlauf und sprang dem Kriecher auf den Rücken und lies den Hammer auf den Nackenbereich niederfahren. Er rutschte zwar sofort von dem glatten Rücken ab, aber der Schlag saß und der Kriecher fiel kurzzeitig in sich zusammen. Wieder auf die Beine gekommen, rannte er zur Seite des Kriechers. Dieser versuchte sich noch immer von dem Schlag zu erholen, da bekam er auch schon den nächsten ab. Der Kriecher kippte insgesamt zur Seite. Er versuchte sich wieder aufzurichten. Die Sicheln schlugen unkoordiniert nach Blue. Er wich ihnen aus und schlug wieder zu. Die Bewegungen wurden immer langsamer. Blue schlug immer wieder mit ganzer Kraft zu. Nach fünf oder sechs Schlägen lag der Nebelkriecher still. Blue setzte sich einige Meter von ihm entfernt ins kurze Gras. Ihm dröhnte der Kopf.


    Nick und Longfellow hatten den Kampf hilflos von dem Dach der alten Scheune mitverfolgt und mehr als einmal hatten beide Angst um das Leben von Blue. Insbesondere in dem Moment als sie ihn durch die Luft fliegen sahen. Als der Kriecher regungslos auf den Boden lag, kamen beide vom Dach herunter und eilten zu ihm. "Verdammt, Großer. Alles in Ordnung bei dir." Nick schaute besorgt auf Blue herunter, der immer noch auf dem Boden saß. "Ich ... denke ... schon. Ist ja noch alles ... dran bei mir. Hat mich nur ganz schön durchgeschüttelt ... dieses ...(zensiert). Gib mir nur ... einen Moment ... Himmel ... dröhnt mir ... mein Schädel. Diese Insel ... mit ihren Kreaturen ... da war ja das leuchtende Meer der reinste Spaziergang." brummte Blue angeschlagen.


    Longfellow kam ebenfalls dazu. "Großer Respekt, Kapitän. Hätte nicht gedacht, das du diesen alten Teufel alleine erledigt bekommst. Diese Dinger sind mit das Gefährlichste. was diese Insel zu bieten hat. Jetzt ist mir klar, warum die Farm aufgegeben wurde. Du hast Cassie Dalton wirklich einen großen Gefallen damit erwiesen. Geht es? Oder können wir irgendetwas für dich tun?" "Nein, Longfellow. Alles ... gut. Ich brauche ... nur einen Moment. Aber Danke ... ist nett von ... dir. Mich hat es schon Schlimmer erwischt." Blue blieb noch eine ganze Zeit sitzen, um sich zu erholen. Irgendwann rappelt er sich auf, stand ein wenig schwankend auf und ging dann langsam zu seinen Freunden, die sich in die alte Scheune gesetzt hatten. Die Farm der Daltons war befreit worden und konnte wieder genutzt werden.

  • 93. Inselreise

    Far. Harbor. Dezember 2288


    Es waren mittlerweile über vier Wochen vergangen, als Nick und Blue auf der Suche nach Kasumi in Far Harbor angekommen waren. In dieser Zeit hatten sie zusammen mit Longfellow und Grummpel viel zu tun gehabt. Sie waren ihrem eigentlichen Hauptziel noch nicht näher gekommen. Es kam eine Sache nach der anderen, die sie erledigten.


    Nachdem die Farm der Daltons von dem Nebelkriecher befreit worden, kehrten sie nach Far Harbor zurück und berichteten ihr von dem Kampf mit dem Nebelkriecher und das die Farm jetzt wieder genutzt werden könne. Cassie zeigte sich äußerst dankbar. Neben einer guten Anzahl an Kronkorken, konnte Blue und Nick die Farm für ihren Gebrauch nutzen. Einige der Far Harbor Bewohner machten sich Richtung der Farm auf. Wie Blue beobachten konnte, nahmen sie einige der Nebelkondensatoren mit, die sie dort oben wohl aufstellen wollten. So konnte die Farm im äußersten Norden der Insel einigermaßen gefahrlos von Menschen bewohnt werden.


    Als sie bei Cassie waren, schauten sie nach der Seefahrerin. Diese freute sich das Gespann wieder zu sehen. Wie Nick schon vermutet hatte, fragte sie noch nach weiterer Hilfe. Sie wollte den Rumpf auf lange Sicht gegen Angriffe schützen und hatte auch eine Idee, womit sie das bewerkstelligen konnte. Am südöstlichsten Ende der Insel war im großen Krieg ein Containerschiff auf Grund gelaufen, die MS Azalea. Teile des Rumpfes waren aber noch intakt. Mit diesen wollte sie gerne die Verteidigung von Far Harbor verstärken. Das Problem an der Sache nur, dass sich dort eine Gruppe Fallensteller festgesetzt hatten und jeden angriffen, der sich näherte.


    Nick und Blue bemerkten bei der Erzählung, dass die Seefahrerin irgendwie bedrückt wirkte und Blue fragte sie danach. Zunächst wollte sie nichts erzählen, aber Blue bohrte vorsichtig nach. Nach einiger Zeit rückte sie mit der Sprache heraus. Die Seefahrerin litt an einer nicht heilbaren Krankheit, die dazu führte, dass sie bald die letzte Reise antreten würde. So drückte sie sich aus. Sie wollte noch einige Dinge erledigen. bevor es dazu kam. Nick und Blue reagierten betrübt auf die Neuigkeiten, war doch die Seefahrerin eine der wenigen Bewohner, die die beiden Festländer wirklich schätze. Die Gruppe kümmerte sich um ihre Bitte und behielt diese Sache für sich.


    Dann reisten sie zur MS Azalea und erledigten die Fallensteller, so das anschließen einige Leute der Seefahrerin sich um die benötigten Teile kümmern konnten und sie nach Far Harbor verbrachten. Blue unterstützte sie dabei tatkräftig. Es benötigte einige Tage bis das letzte Stück abtransportiert war. Nach dieser Aktion statte Blue Teddy Wright wieder ein Besuch ab und der schaute sich die Verletzung an, die schon relativ gut wieder verheilt war, so das Blue den Verband und die Augenklappe wieder abnehmen konnte.


    "Schade, Großer. Du hast mir fast schon damit gefallen. Stand dir echt gut" grinste Nick Blue an. Der musste sich mit dem Auge kurzzeitig wieder an das Licht gewöhnen und blinzelte. "Hmm, ja klar Nick. Am besten, lege ich mir noch ein Holzbein zu und mache "Harr, Harr" wie in den alten Geschichten vor dem Krieg. Die mit den ... wie hießen die den gleich ... ach ja, Piraten. Da hapert es aber an einem anständigen Schiff, mein Freund." gab Blue lachend zurück. Teddy musste ebenfalls schmunzeln, als er das Gespräch der beiden mitbekam.


    Nachdem sie der Seefahrerin geholfen hatten gab es immer wieder kleinere Aufträge von den anderen und so ging das eine ganze Zeit und vier Wochen vergingen, wie im Flug. Einmal suchten sie einen Synth, der eigentlich nach Acadia wollte, dort aber nicht ankam. Hier hatten sie leider keinen Erfolg. Der Synth hatte die Reise nicht überlebt. Ein anderes Mal halfen sie einen besetzten Ort von irgendwelchen Kreaturen zu befreien und auch Cassie hatte noch einen letzten Auftrag für sie, der sie zu einem späteren Zeitpunkt in den Süden der Insel führen sollte.


    Sie waren wieder Mal in Far Harbor und Blue war bei Brooks im Köderladen, als Teddy aus dem hinteren Bereich auf ihn zukam. "Ihr beiden seid schon etwas Besonderes. Ihr helft hier den Leuten, obwohl sie nicht als besonders dankbar erweisen. Aber ich denke, ich kann euch da was erzählen, wie ihr euch bei Ihnen Respekt verschafft." sagte Teddy zu Blue. Er erläuterte Blue, wie sie es anstellen konnten. Er erzählte ihm von der alten Tradition des Kapitänstanzes. Blue überlegt nicht lange und sagte zu, ihn zu vollziehen zu wollen. Wenn eines auf der Insel wichtig war bei den weiteren Planungen, dann das, das die Leute sowohl Nick als Blue vertrauten. Insbesondere dann, wenn es Entscheidungen betreffend der Kinder des Atoms ging. Blue hatte immer noch vor, wenn irgendwie möglich, die ganze Sache friedlich zu lösen. Allerdings wollte er auch die Bewohner von Far Harbor in relativer Sicherheit wissen. Falls es doch anders käme. Deshalb hatte er auch zunächst der Siedlung in seinen Planungen den Vorrang gegeben. Blue dankte Teddy für den Hinweis und ging aus dem Köderladen.


    Draußen wartete Grummpel auf Blue. Nick stand an der Reling, rauchte und schaute aufs offene Meer. Blue ging zu Grummpel hin und zog dabei ein blaues Tuch aus seiner Tasche und band es ihm um den Hals "Hier für dich mein Dickerchen. Ein kleines Geschenk. Außerdem können wir dich damit gut erkennen, wenn wir mal wieder auf die nicht so friedliche Fraktion treffen. Ich bin mal gespannt, wie Dogmeat dich annimmt. Wird dich bestimmt mögen." Grummpel freute sich sichtlich über das Geschenk. Nick drehte sich zu den beiden um. "Und soweit? Da haben wir ja wieder einiges an Abenteuer vor uns. Longfellow wartet schon vorne am Ausgang auf uns" sagte Nick. "Ja, ich habe alles. Ich habe vorsorglich ein paar Granaten mitgenommen, falls uns wieder so eine Nebelkriecher über den Weg läuft...brr...ich finde die Dinger echt gruselig. Wir haben übrigens noch eine zusätzliche Aufgabe." antwortete Blue.


    "Ja, habe ich schon mitbekommen. Den Kapitänstanz. Hört sich ja sehr nett an." bemerkte Nick sarkastisch. "Wer weiß, was da auf uns zukommt. Sag mal, Großer. Irre ich mich, oder hast du Angst vor den Nebelkriechern?" "Nein, Angst nicht. Aber Respekt. Die sollte man wirklich nicht unterschätzen. Lieg du mal unter so einer überdimensionierten Kreuzung zwischen einer ... wie hießen diese kleinen grauen Dinger ... ah richtig, Kellerassel und Gottesanbeterin. Ich war wirklich froh, dass ich die Kampfrüstung dabei hatte. Sonst wäre das nicht so glimpflich für mich ausgegangen." rechtfertigte sich Blue. "Danke ich verzichte. Da hättet ihr von mir wahrscheinlich alle Schrauben einzeln einsammeln können, wenn der mich erwischt hätte." sagte Nick und schüttelte sich allein bei der Vorstellung auch nur in die Nähe dieser sichelartigen Arme eines Nebelkriechers zu kommen.


    Plötzlich grinste Nick. "Aber dafür haben wir ja dich. Wie sagte Preston das so schön, als ihr beiden in Goodneighbor auf den Weg zum Third Rail wart? Dafür habe ich doch meine Lebensversicherung neben mir her laufen." "Na schönen Dank, mein Freund. Ich spiele ja auch zu gerne den Topf, auf den man einschlägt." sagte Blue in einem gespielt beleidigten Brummton. Aber er grinste dabei. Die beide zogen sich noch ein wenig auf bis sie zu Longfellow kamen. Der runzelte nur die Stirn, als er das mitbekam. Gemeinsam machten sich Richtung auf Süden. Sie folgten wieder der Straße. Ihr nächstes Ziel war Brookes Head Lighthouse.

  • 94. Fallende Fallensteller

    Sie waren seit einigen Stunden unterwegs. Die Straße führte in der Nähe des Meeres entlang. Aus einiger Entfernung konnte man das Wrack der MS Azalea sehen. Bis jetzt war der Weg ruhig verlaufen. Die Straße machte eine Biegung an einer Felswand entlang, so dass man nicht sehen konnte, was sich dahinter verbarg. Die Gruppe näherte sich der Biegung vorsichtig. Wenn Blue eines bei dieser Insel gelernt hatte, war das man in solchen Situationen nicht vorsichtig genug sein konnte.


    Als sie vorsichtig um die Biegung gingen, konnten sie in einiger Entfernung eine Behausung erspähen, die auf der alten Straße errichtet war. Einige Fallensteller lungerten auf dem Dach herum und hielten nach frischer Beute Ausschau. Sie hatten Nick, Longefllow, Blue und Grummpel noch nicht entdeckt, da sie gerade in die andere Richtung der Straße schauten. "Da brat mir doch einer einen Mirelurk", fluchte Longfellow leise. "Wären wir hier nicht so vorsichtig gewesen, wären wir Ihnen direkt in die Arme gelaufen. Als ich hier letztes Mal war, gab es das noch nicht. Und wir müssen daran vorbei. Wenn wir unten am Meer entlang gehen, kommen wir erst wieder am alten "Harbor Grand Hotel" hoch. Da wollen wir nicht hin, zu mindestens nicht im Moment." sagte Longfellow nachdenklich. "Übellaunige Hotelgäste?" fragte Nick. "Hm, so könnte man das auch nennen. Da haben sich auch die Grünen häuslich niedergelassen. Ziemlich große Gruppe." klärte Longfellow Nick auf.


    Blue hatte das leise Gespräch der beiden mitbekommen und stimmt Longfellow innerlich für den Moment zu. Er wollte für Cassie den Auftrag erledigen, den sie ihm gegeben hatte. Der Anführer der Fallensteller hatte Cassies Mann vor einigen Jahren erschossen und war auch für andere Inselbewohner eine Gefahr. Danach wollte Blue einen Ort in der Nähe von Rayburn Point aufsuchen, um das Ritual des Kapitänstanzes durch zuführen. Um die Supermutanten im Harbor Grand Hotel wollte er sich später kümmern. Es war zunächst wichtiger, dass ihm und Nick die Far Harbor Bewohner mehr vertrauten als im Moment. Er hoffte, damit ein wenig die explosive Lage zu entschärfen, die zurzeit auf der Insel herrschte. Der nächste Schritt war, irgendwie mit den Kindern des Atoms friedlich ins Gespräch zu kommen und auch hier Einfluss zu nehmen.


    Er zog schon während der Unterhaltung der beiden das Scharfschützengewehr und zielte. Der Fallensteller, der auf den Dach gestanden hatte, klappte auf einmal geräuschlos zusammen. Die anderen Fallensteller hatten noch nichts davon mitbekommen. Einer von ihnen stand am Eingang der zum größtenteils aus Holz bestehenden Behausung und spielte mit einem Messer herum. Blue visierte ihn an und schoss wiederum. Nick und Longfellow beendeten ihr Gespräch sofort, als sie mitbekamen, dass Blue bereits begonnen hatte, sich um das Problem vor ihnen zu kümmern. "Ich glaube, der Kapitän hat sich gerade dazu entschieden, das wir da vorne weiter gehen." sagte Longfellow und schaute Blue aufmerksam beim Schießen zu. Es war das erste Mal, das Blue im Beisein von Longfellow diese Waffe benutzte und Longfellow war nicht unbeeindruckt von Blues Zielgenauigkeit. Aus dem Haus kamen nun zwei weitere Fallensteller herausgerannt. Sie hatten bemerkt, das irgendetwas nicht stimmte und sahen den Toten auf der Straße liegen. Beide suchten hektisch die Gegend ab.


    Der eine hatte die Gruppe entdeckt und wollte gerade dem anderen einen Zeichen geben, da leg er ebenfalls tot am Boden. Und kurz danach auch der andere. Dann trat wieder Stille ein. Sie näherten sich jetzt der Behausung. Sie blieben aber weiterhin sehr aufmerksam, weil sie nicht wussten, ob sich innen noch jemand aufhielt. Sie schauten kurz hinein, aber es war niemand mehr da. Sie hatten gerade die Behausung passiert, da kam plötzlich aus einer dunklen Ecke ein Fallensteller mit einem großen Fleischermesser irre lachend auf sie zu gerannt und grunzte "Heute wird es viel Frischfleisch für mich geben, und alles allein für mich, hehe ." Blue passte ihn ab und schlug mit Schwung mit der Faust zu, so das der Fallensteller über die nahe Klippe fiel und drei Meter tiefer aufschlug. Den Sturz hatte er nicht überlebt.


    Nach dem Vorfall mit den Fallenstellern folgte sie der Straße noch einem Moment, bis Longfellow plötzlich den Weg in die Wildnis einschlug. Sie folgten ihm und umgingen so die Supermutantengruppe, die sich in dem alten Hotel die Straße weiter runter festgesetzt hatte. Nach einiger Zeit führte er sie wieder auf der Straße und in der Ferne konnte man eine weitere kleine Siedlung sehen. Longfellow schlug den Weg runter zum Strand ein. Er wollte über die kleinere Inseln abkürzen und so die alte kleine Siedlung umgehen. Ein Teil der Inseln war gut zu erreichen. Das Wasser reichte nur bis kurz über die Füße. In einiger Entfernung konnte man auch bereits den Leuchtturm von Brookes Head sehen. Den letzten Teil der Strecke mußten Nick, Grummpel und Longfellow schwimmen.


    Das Wasser war hier doch tiefer als Longfellow es angenommen hatte. Nur für die wenigen Meter wollte er jetzt nicht wieder zurück. Blue musste aufgrund seiner Körpergröße nicht schwimmen und watete so durchs Wasser. Sie erreichten ohne Zwischenfälle das Ufer. Sie machten eine kurze Rast, um ein wenig zu trocknen. Anschließend machten sie sich weiter auf den Weg.

  • 95. Richtung Rayburn Point

    Der alte Leuchtturm kam langsam näher. Sie stoppten an einer kleinen Brücke, die vor dem Großen Krieg für Autos vorgesehen war mit denen die Leute zum Leuchtturm gefahren waren. Longfellow beobachtete aufmerksam abwechselnd den Leuchtturm und das Haus zu den Füßen des Leuchtturms. "Eine ganze Mengen Fallensteller und dazu auch noch schwer bewaffnet. Das wird nicht einfach an den obersten Fischkopf heranzukommen, der sitzt bestimmt ganz oben im Leuchtturm." sagte Longfellow zu den anderen. "Und schon eine Idee, wie wir bei denen vorgehen sollen, Kapitän? Wir können es auf meine Art machen oder auf deine."


    Longfellow schaut Blue erwartungsvoll an. Blue hatte ebenso wie Longfellow sich die Vorortsituation angesehen und schien nachzudenken. "Hmm, was meinst du genau damit? Ich hätte mehrere "Arten", wie ich hier rangehen würde." brummte Blue ruhig. "Ich dachte, du machst die übliche Hammer trifft auf Hohlkopfnummer. Aber du überrascht mich jetzt, dass du hier anders vorgehen willst." sagte Longfellow. "Eigentlich erledige ich Problemfälle lieber auf Entfernung und grundsätzlich bringe ich Leute nur um, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt oder man mich oder meine Freunde bedroht." rechtfertigte Blue sich. Er hockte sich währenddessen hin und zielte mit dem Scharfschützengewehr auf einen der Fallensteller, der Wache hielt.


    "Du hast wirklich viel mit Erickson gemeinsam. Manchmal wünschte ich, dass mehr eurer Art so umgänglich wären." sagte Longfellow nachdenklich. Blue schoss und der Fallensteller brach ohne einen Mucks von sich gegeben tot zusammen. "Sag mal, Kapitän, wo oder wie hast du eigentlich gelernt, so genau zu schießen. So schießen kann nur jemand, der schon sehr viel Erfahrung in so etwas hat, oder einen hervorragenden Lehrer hatte. Du hast doch bestimmt eine gute Geschichte dazu zu erzählen, oder?" fragte Longfellow neugierig. "Da muss ich dich leider enttäuschen, Longfellow. Ich... weiß es nicht...mehr. Ich kann mich nicht daran erinnern... wie ich das gelernt habe oder wo" seufzte Blue. Longfellow runzelte die Stirn. "Wie kann man soetwas denn einfach vergessen? Gut, Nick hatte es angedeutet, dass du wohl irgendwann mal kräftig einen auf den Detz bekommen hast...du weißt wirklich gar nichts mehr?" sagte Longfellow schon fast enttäuscht. "Bis auf einige Bilder ist alles irgendwie weg... ist nun mal so...muss ich mit klar kommen." sagte Blue kurz ab. Er hatte zurzeit kein Bedarf über solche Dinge nachdenken zu wollen, dafür lagen viel zuviele Sachen an, um die er sich kümmern wollte.


    Es lag zum Teil aber auch an dem Traum, den er gehabt hatte, einige Zeit bevor sie sich auf die Suche nach Kasumi begeben hatten Er beschäftigte ihn immer wieder. Er versuchte, sobald die Gedanken daran aufkamen, sie wieder wegzuschieben. Mit diesem Traum waren auf irgendeine Art starke Schmerzen verbunden. War es überhaupt ein Traum? Oder gar eine Erinnerung? Er war sich bis zum heutigen Tag nicht sicher. Blue hatte den nächsten Fallensteller anvisiert, der gerade durch die Tür des Hauses nach draußen trat. *leises Ploppen* Auch der brach getroffen zusammen. "Hm, bestimmt kein angenehmes Gefühl, obwohl...wenn ich einiges aus meinem Leben vergessen könnte...das wäre schon was." sagte Longfellow. Sie bewegten sich vorsichtig weiter. Nach etwa einer halben Stunde hatten sie die Aufgabe erledigt, die Cassie Blue aufgetragen hatte.


    Der Fallensteller. der den Mann von Cassie erschossen hatte, war wie Longfellow es richtig vermutet hatte, ganz oben im Turm gewesen. Nachdem die Gruppe den Leuchtturm und das angrenzende Gebäude von den Fallenstellern befreit hatten, machten sie sich Richtung Rayburns Point auf. Sie durchschritten eine Landschaft, in der sich zerfallende und zerstörte Gebäude mit kahlen Nadelbäumen abwechselten und das Meer schien sich hier einen Teil der Insel holen zu wollen. Brackiges Wasser war hier an vielen Stellen zu finden. Sie liefen über die alte Straße, die mittlerweile auch stark in Mitleidenschaft gezogen war.


    In einiger Entfernung stand ein alter Lieferwagen mit geschlossenem Dach auf der Straße. Longfellow blieb mit einem Mal stehen, Grummpel schnüffelte und grollte den Wagen auf Entfernung an. Nick und Blue sahen sich an, und fragten sich was los wäre. Longfellow hatte sich gebückt und einen kleinen Stein vom Boden aufgehoben, den er jetzt Richtung des Lieferwagens warf. Was dann passierte konnten Nick und Blue zunächst nicht glauben. Der Lieferwagen bekam mit einem mal Scherenhände und als nächstes quetsche sich ein krebsartiger Kopf aus dem Gehäuse des Lieferwagens. "Hoppla, das ist ja mal nett. Das hätte ich jetzt nicht erwartet." sagte Blue sichtlich überrascht. Der Rieseneinsiedlerkrebs bewegte sich auf die Gruppe zu und ging zumm Angriff über. Die Gruppe beharkte den Gesichtsbereich und nach einiger Zeit lag der Krebs.


    Es war mittlerweile abends geworden und sie machten im Zephr Ridge Camp Rast bis zum nächsten Morgen. Sie wollten Rayburn Point bzw. die Stelle im Hellen aufsuchen, wo der Kapitänstanz standfand. Die Nacht im Camp verlief ereignislos und sie zogen weiter. Einige Zeit später erreichten sie Ziel und berieten sich erst einmal über das weitere Vorgehen.

  • 96. Kapitänstanz

    Blue schaute sich die Umgebung an, die ihnen Teddy für den Kapitänstanz beschrieben hatte. Sie bestand aus vielen Wasserlöchern und steinigen Sandbänken. Dabei stießen sie auf einen Bewohner der Insel, der irgendwie ein wenig verängstigt aussah. Blue ging zu ihm hin und fragte ihn freundlich, warum er hier alleine in dieser gefährlichen Umgebung. "Ich...bi..bi..bin Dottie. Du...du...tust...mir...do...doch nichts, oder?" stammelte Dottie. "Teddy...hat mich geschickt, ja. Ich soll...soll Zeuge für den Kapitänstanz sein." Er schaute Blue die ganze Zeit verängstigt an, während er mit ihm sprach. "Natürlich tue ich dir nichts, Dottie. Teddy erwähnte, dass er jemanden schicken wollte. Dann bist du das also? Gut, dann wissen wir Bescheid." sagte Blue beschwichtigend. "Daanke...ich werde...mich dann in eine sichere Position bringen."


    Dann lief Dottie einige Meter weiter und verschwand in einem kleinen baufälligen Schuppen und beobachtete die Gruppe. "Wer war denn das? Der sah ja ziemlich verängstigt aus. Ich habe schon gedacht, der fällt in Ohnmacht, als du mit ihm gesprochen hast, Großer" sagte Nick nachdenklich. "Vielleicht solltest du es mit einem freundlicheren Gesicht versuchen." sagte Nick grinsend. Blue zog eine der Augenbrauen hoch und antwortete "Nick, das ist schon das freundlichste Gesicht, was ich mit meiner...Visage hinbekomme. Wenn ich noch breiter grinse, rennt der doch noch eher schreiend weg. Das ist übrigens der, den Teddy geschickt hat, um als Zeuge beim Kapitänstanz beizuwohnen." "Lass dich von mir nicht ärgern, Blue. Ich vergesse nur manchmal, was du für eine "Außenwirkung" auf Menschen hast" sagte Nick. "Groß, dumm und tötet alles was ihm im Weg steht? Meinst du das? Ich kann es ihnen ja noch nicht mal verübeln. Die meisten sind ja tatsächlich so. Nun, ..." Blue schien noch irgendwas dazu sagen zu wollen, unterbrach aber den Gedankengang. "Wir sollten uns wohl mal um das Ritual kümmern. Ich werde es gleich ausführen. Und ihr bleibt etwas weiter hinten. Wir wissen ja nicht, was uns erwartet."


    Blue ging zu einer Stelle, wo das Wasser etwas tiefer war und warf blutiges Fleisch hinein. Das hatten sie während der Reise hierhin durch jagen gesammelt. Blue wartete einen Moment und lauschte. Zunächst schien nichts zu passieren. Dann vernahm er altbekannte Geräusche. Er hatte bereits das Kampfgewehr gezogen, als ein ganzer Schwarm Mirelurks aus dem nebligen Umfeld auftauchte und auf ihn und seine Gruppe zustürmte. Longfellow und Nick zielten mit ihren Waffen auf die Köpfe der Mirelurks und schossen einen Teil von ihnen das Gesicht weg. Blue visierte teils auch die Gesichtsgegend an, teils schoss er auf die Beine um sie verlangsamen. Der Kampf verursachte einen Heidenlärm und war weithin zu hören. Zwischenzeitlich steckte Dottie ängstlich den Kopf aus der Behausung, um zu prüfen, ob die Gruppe noch lebte. Einige Zeit später war der Schwarm Mirelurks zerlegt.


    Blue ging zu den Mirelurks hin und nahm das Fleisch an sich. "Das wars noch nicht, Großer?" fragte Nick verwundert. "Nein, das Spiel müssen wir jetzt noch zweimal machen, wenn ich die Tradition des Kapitänstanzes richtig verstanden habe." erklärte Blue Nick den weiteren Fortgang. "Naja, wenn es bei den normalen Lurks bleibt, ist das ja fast schon zu einfach." sagte Nick. "Hmm, mein Gefühl sagt mir, das ist nicht dabei bleiben wird, mein Freund Wenn ich mir so das Umfeld hier an sehe, denke ich, das da noch einige dickere Dinger kommen werden." sagte Blue nachdenklich. Er sollte mit seiner Vermutung recht behalten. Blue ging wieder zu der Stelle und warf wieder einige Fleischbrocken hinein. Wieder lauschte er.


    Plötzlich schossen hinter Nick, Longfellow und Grummpel einige Gestalten aus dem Nebel. Im ersten Moment dachte man sie ständen auf zwei Beinen, aber als sie sich ihnen näherten wurde klar, dass sie sich doch auf allen Vieren bewegten. Einige schrille Schreie wurden ausgestoßen und Nick und Longfellow sprangen zu Seite. Grummpel erwischte eine Art Schallwelle und jaulte getroffen. Er schüttelte sich kurz und rannte in die Richtung der Kreaturen. Blue, Nick und Longfellow wussten sofort bei den schrillen Schreien, was das war. Mindestens zwei Mirelurkkönige griffen sie an. Hinter ihnen folgten wieder einige Mirelurks. Blue wollte sich gerade umdrehen, als er ein zischendes Geräusch seitlich von ihm wahrnahm. Er duckte sich und an ihm rauschte eine Art Säure vorbei.


    "Hmm. Mirelurkjäger von der Seite und von hinten Mirelurkkönige. Unangehme Kombi. Ich werde mich zuerst um die Könige kümmern. Nick, Longfellow und Grummpel werden auf Dauer mit der Menge an Gegner nicht alleine fertig." Blue hatte das Kampfgewehr schnell in die Halterung gesteckt, die an seiner Rüstung befestigt war und stattdessen auf den Hammer gewechselt. Er rannte Richtung seiner Freunde los, die etwa fünf Meter von ihm entfernt standen. Diese hatten ihre liebe Mühe, den Hinterhalt abzuwehren und den Schreien der Könige auszuweichen. Einer der Könige hatte Longfellow fast erreicht. Dieser hatte ihm schon einige Treffer verpasst, aber ihn noch nicht ausgeschaltet. Longfellow fluchte laut.


    Blue sprang aus dem Rennen heraus und auf den Mirelurkkönig zu. Kurz bevor dieser Longfellow komplett erreicht hatte, kam Blue mit einem *Rumms* neben ihn auf und schlug mit voller Wucht gegen den Körper des Mirelurkkönigs. Dieser wurde ein Stück zur Seite geschleudert und blieb einen kurzen Moment liegen. Er wollte gerade aufstehen, da war Blue auch schon über ihn und erschlug ihn. Er drehte sich um und schaute nach den anderen Gegnern und vor allem nach Longfellow. Der saß auf dem steinigen Boden und hielt sich das rechte Bein. Der König hatte es mit seinen Krallen erwischt und es sah übel aus. "Dieser verdammte Schreihals hat mich doch erwischt. Ich werde langsam nachlässig." fluchte Longfellow wütend auf sich selbst. Blue ging schnellen Schrittes zu ihm, dabei schaute er nach Nick und Grummpel. Im Moment konnten sie die anderen Angreifer noch einigermaßen beschäftigen, so das Blue genug Zeit blieb, Longfellow aus der Gefahrensituation zu bringen. Blue griff sich Longfellow und schleppte ihn schnell zu der Hütte in der sich Dottie versteckte. Longfellow protestiert während des Tragens zunächst lautstark bis Blue ihn brummig zurechtwies. Es war das erste Mal, dass er das tat, seitdem sie sich kennen gelernt hatten.


    "Longfellow, du verdammter Sturkopf. Wie willst du uns mit der Verletzung helfen? Ich will nicht, dass du draufgehst, alter Knabe." brummte er Longfellow gereizt an. Er hatte keine Zeit für Diskussionen. Die beiden anderen würden sich nicht mehr lange erwehren können. "Du hast uns hier auf der Insel sehr geholfen. Und ich helfe ich dir nun. Außerdem macht man das so unter Freunden." sagte Blue mit deutlicher Sorge in seiner Stimme. Er ging ungern mit Longfellow so um. Der schaute ihn bei dem letzten Satz merkwürdig an und schwieg dann. Gebückt setzte Blue Longfellow in der Hütte neben Dottie ab. "Bitte Longfellow, bleib erst einmal hier und komme nicht auf dumme Gedanken, ja?" Blue drehte sich dann um und rannte Richtung der anderen beiden, die sich noch immer in Gefahr befanden.


    Währenddessen hatte Grummpel dem zweiten Mirelurkkönig die Beine weggebissen und war gerade dabei ihm ganz den Garaus zu machen. Einige der Mirelurks lagen auch schon auf dem Boden. Die beiden Mirelurkjäger spuckten immer noch munter drauflos. Nick sah wie Blue auf die Gruppe zu rannte. "Ist Longfellow in Sicherheit?" rief er zu Blue herüber. Er hatte mitbekommen, dass er verletzt worden war. "Ja, ist er. Auch wenn er nicht darüber erfreut war, das ich ihn aus dem Spiel genommen habe." Blue war fast bei ihnen und peilte einen der Jäger an. "So, mein Freund, jetzt gibt es erst einmal eine Maulsperre." Er warf den Hammer aus dem Laufen heraus und traf den Kopf des Mirelurkjägers. Der hörte mit dem Spucken der ätzenden Flüssigkeit auf, war aber durch den Schlag noch nicht ganz tot. Blue hob den geworfenen Hammer auf und entledigte sich des Jägers. Etwa zehn Minuten später hatten sie die restlichen Angreifer erledigt.


    "Wir müssen jetzt noch einmal den Köder auswerfen, um den Kapitänstanz abzuschließen. Einverstanden Nick?" fragte Blue. "Aber sowas von, Großer. Das war doch fast schon langweilig gerade." antwortete Nick mit einem gewissen Sarkasmus in der Stimme. "Ich lasse mich doch nicht von ein paar Krabben ins Bockshorn jagen" sagte er grimmig. "Du weißt aber schon, das da vielleicht noch mehr auf uns zukommen könnte?" sagte Blue nachdenklich. Nick nickte. Blue warf ein drittes Mal Fleisch ins Wasser. Diesmal ließ die Reaktion nicht lange auf sich warten. Ein gurgelndes und gleichzeitig zischendes Geräusch war zu vernehmen und aus dem tieferen Wasser marschierte eine Mirelurkkönigin auf sie zu.


    "Für dich habe ich was Schönes. Ich wusste doch, dass ich die "Knallerbsen" brauchen würde." Er grinste böse und zog aus einer seiner Taschen eine Handgranate, zog den Stift und warf sie in Richtung der Königin. Die Granate schlug im Wasser vor der Königin auf, explodierte und rieß die zwei der unteren und vorderen Extremtäten weg. Da folgte auch schon die nächsten Granaten aus Blues Richtung. Die Königin klappte zusammen und blieb liegen. Nick schaute fasziniert zu. "Du verbreitest heute wieder eine Bombenstimmung hier. Die hast du gekonnt von den Füssen geholt. Das war ja schon fast zu einfach." grinste Nick. "Ich hinterlasse halt einen bleibenden Eindruck" grinste Blue, der froh war das der Kampf vorbei war "Ich werde jetzt aber schnell nach Longfellow schauen. Seine Verletzung muss versorgt werden."


    Nick, Blue und Grummpel gingen zur Hütte, in der sich Dottie und Longfellow befanden. Dottie war absolut vom Kampf fasziniert gewesen und brach sofort auf, um Teddy davon zu berichten. Longfellow saß gegen die Wand gelehnt und hielt sich das Bein. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Blue setzte sich vorsichtig vor ihm und schaute sich die Wunde an. Sie sah nicht gut aus. Aus Erfahrung aus dem Commonwealth wußte Blue, dass wahrscheinlich auch ein wenig Gift von den Krallen in die Wunde gelangt war. Er nahm die silbernen Kästchen aus dem Seitenbeutel und versorgte Longfellows Wunde vorsichtig und spritzte ihm ein Gegengift. Der konnte nur noch verwundert zu schauen.


    "Longfellow, du solltest das Bein jetzt erstmal nicht belasten und es ruhig angehen lassen. Ich werde dich tragen, bis wir wieder bei dir sind. Ist das okay für dich? Ansonsten würden wir hier erst einmal die nächsten Tage bleiben. Das ist keine Kleinigkeit, mit dem Gift ist nicht zu spaßen und das Gegengift braucht ein wenig um zu wirken." sagte Blue besorgt zu Longfellow. "Es ist okay, Kapitän. Ich...es tut mir leid, dass ich vorhin so...unleidlich war. Es war gut...das du einem alten Sturkopf die Meinung gesagt hast. Ich hatte in meinem Leben kaum Freunde. Und noch weniger welche, auf die ich mich verlassen konnte. Danke." sagte Longfellow. "Du...ihr beiden seit schon anders in jeglicher Hinsicht. Ich hätte nie gedacht...das ich mal so besondere Freunde habe werde." Longfellow lächelte müde.


    Blue nahm Longfellow vorsichtig hoch und trug ihn aus der Hütte heraus. Longfellow schaute sich kurz aus seiner Position um und sagte Blue, in welcher Richtung er gehen musste. Der nickte und sie machten sich Richtung Osten auf. Longfellow hatte von einem Ort namens Echo Lake Lumber gesprochen. Dort konnten sie vielleicht ein wenig Rast machen. "Ich werde dir doch auf Dauer sicher zu schwer. Sag einfach Bescheid, dann kannst du mich zwischenzeitlich absetzten und eine kurze Pause machen." sagte Longfellow zu Blue, als sie schon einige Zeit gelaufen waren. "Longfellow, es ist nett das du an mich denkst, aber du bist nicht schwer. Ich kann dich problemlos die ganze Strecke tragen." sagte Blue ruhig. Longfellow beeindruckte die Aussage und er war froh in Blue einen guten Freund gefunden zu haben. Genauso schätzte er Nick. Er beschloss in diesem Moment an der Seite der beiden zu bleiben, auch wenn das hieß, dass er auf seine alten Tage von der Insel aufs Festland ging.


    Während er darüber nachdachte, schlief Longfellow ein. Die Verletzung und das Gift hatten ihn doch mehr geschwächt, als er am Anfang gedachte hatte. Er wurde erst wieder wach, als sie am Echo Lake Lumber angekommen waren. Nick und Grummpel hatten sich in dem alten Gebäude um ein paar wilde Ghule gekümmert. so dass es jetzt für eine Rast nutzbar war. Blue war gerade durch die Tür gebückt in das Gebäude eingetreten, als Longfellow die Augen aufschlug. "Gut geschlafen, Longfellow? Wie fühlst du dich" fragte Blue, der gerade dabei war ihn vorsichtig auf eine weiche Unterlage abzulegen, die Nick gebastelt hatte. "Etwas besser. Wir sind schon am Echo Lake? Wie schnell wart ihr beide denn? Oder habe ich so lange geschlafen?" sagte Longfellow verwundert. "Beides." antwortete ihm Blue. Sie machten für heute Rast. Morgen früh sollte es weiter gehen.

  • 97. Steinalt

    Westküste. Winter Jahr 2280; Bunker, ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Einen Monat später nach dem versuchten Umsturzversuch durch Hawk und McGuiness kehrt langsam wieder eine gewisse Normalität im Bunker ein. Der Bericht der vier Mitglieder der stählernen Bruderschaft über die Welt draußen, den Drake an den Ältestenrat weitergegeben hatte, wirkte sich ebenfalls schwerwiegend auf die Bunkerbewohner aus. Viele hatten gehofft, dass nach zweihundert Jahren Kälteschlaf die Welt außerhalb des Bunkers wieder halbwegs wie vor dem großen Krieg war. Dem war aber nicht so. Es gab keine zentrale Regierungsgewalt mehr, das Gebiet der ehemaligen vereinigten Staaten war in teils verfeindete Fraktionen zersplittert. Ganze Landstriche waren immer noch öd und leer. Die Tier- und Pflanzenwelt hatte sich massiv verändert und die Menschen selbst hatten sich scheinbar in unterschiedliche Spezies aufgespalten. Insbesondere die Berichte über Todeskrallen, Ghule und Supermutanten verängstigten und verunsicherten die Bewohner des Bunkers massiv.


    Viele der Bunkerbewohner waren eine Zeitlang von Hoffnungslosigkeit und Apathie befallen und erholten sich nur langsam davon. Besonders die, die aus den umliegenden Städten zu Beginn des großen Krieges gerettet worden waren, fiel es schwer sich damit abzufinden. Für sie war die Welt erst gerade vor einem dreiviertel Jahr untergegangen und es schien, dass die Welt da draußen für sie zu einem Albtraum geworden war, aus dem es kein Entkommen gab. Es herrschte eine gedrückte Stimmung im Bunker. Auch stand immer noch die Frage im Raum, was man mit den Leuten machen sollte, die an der Revolte beteiligt gewesen waren.


    John und Drake standen in der alten Eingangshalle. Dort befand sich die große Bunkertür, wo damals die Leute in den Bunker gebracht worden war. Der Haupteingang wurde vor zweihundert Jahren verschüttet und man versuchte von innen ihn wieder vorsichtig freizulegen. Die Tür war noch funktionsfähig und man hatte sie ein kleines stückweit geöffnet, um sich in aller Vorsicht wieder frei zu graben. Die Arbeiten waren lebensgefährlich, da immer wieder große Steine nachrutschten. Es lagen vermutliche mehrere Meter Gestein auf und über dem Eingang. Drake hatte den Arm noch immer in der Schlinge aufgrund der Schussverletzung, die ihn McGuiness verpasst hatte. Er beobachtete die Arbeiten aufmerksam, sah aber sehr angespannt aus. Seine Augen wirkten müde. "Sag mal Drake, du siehst aus, als hättest du wieder zu wenig Schlaf gehabt?" sagte John mit gewisser Sorge in der Stimme.


    "Wie kommst du bloß darauf, John? Vor einem Monat fliegt uns der Laden hier fast um die Ohren, weil Hawk und McGuiness meinten "Komm wir machen mal einen Staatstreich" und erschießen dabei einen Haufen fähiger Leute. Dann der Bericht von Darrington und Abby. Weißt du eigentlich, wie viele unserer Leute derart depressiv sind, dass wir damit rechnen müssen, dass sie sich etwas antun. Und daneben gibt es noch einige andere Baustellen, die wir irgendwie lösen müssen. Von da draußen, will ich jetzt auch nicht noch anfangen... Ich schlafe also im Moment ganz hervorragend, John. Danke der Nachfrage. Wenn ich denn überhaupt dazu komme" sagte Drake gereizt und rieb sich die müden Augen. "Ich werde zu alt für sowas." seufze er.


    John sah Drake nachdenklich an und versuchte ihn aufzumuntern. "Dafür hast du dich aber gut gehalten, du siehst immer noch wie 45 aus." Diese Aussage von John sollte nach hinten losgehen. Drake war zurzeit so unausgeglichen, wie schon lange nicht mehr in seinem Leben. Eigentlich war er ein Typ Mensch, der sich kaum aus der Ruhe bringen ließ und selbst in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf behielt. Aber auch an Drake zehrte die ganze Situation an den Nerven und er machte sich zurzeit viele Sorgen um die Leute im Bunker. Nach Johns Aussage sah Drake ihn so durchdringend an, dass John schluckte und genau wusste, was jetzt folgen würde.


    "Sehr witzig, John. Wirklich witzig. Ich bin jetzt 97 Jahre alt. Mit unseren "Schönheitsschlaf" von zweihundert Jahren 297. Sehr schön, in drei Jahren werde ich dreihundert. Fang schon mal an, die Kerzen für den Kuchen zu sammeln." sagte Drake sarkastisch. "Und du weißt genau, warum das so ist. Weil irgendjemand in den 2010er Jahren meinte, ein paar junge Soldaten bei der Airforce als Laborratten während einer Impfung zu missbrauchen. Am besten, du gehst zu George und sagst ihm das auch. Er freut sich bestimmt. Gut gehalten..." brummelte Drake. "Hast du auch nur mal eine Moment drüber nachgedacht, was das heißt, wenn man um die Hälfte oder mehr, weniger schnell altert als der Rest? Da wird man für bestimmte Leute interessant. Gut, das Problem hat sich mit Beginn des großen Kriegs eh erledigt. Aber kannst du dir vorstellen, wie ich mich...oder... George... uns gefühlt haben...nicht zu wissen, was mit einem selbst nicht stimmt?" sagte Drake mittlerweile wieder etwas ruhiger, weil er merkte, dass er John Unrecht tat. Dieser hatte nur versucht ihn eine wenig von den Sorgen abzulenken.


    "Tut mir leid...ich wollte dich nur irgendwie aufmuntern. Das war...nicht gerade taktvoll von mir. Habt ihr beiden eigentlich je herausgefunden, was da damals gelaufen ist? Hast du damals irgendwas in den Archiven gefunden?" fragte John, der von der Problematik erst erfahren hatte, als sie nach der Rettungsaktion im Bunker gelandet waren und Drake sie in Empfang genommen hatte. Sein Vater, Samuel war gealtert und Drake sah immer noch so aus, wie vor dem vorgetäuschten Tod. Samuel hatte Drake diese Aktion fast nicht verziehen und die beiden hatten sich ziemlich heftig gestritten. Drake konnte aber letztendlich ihn davon überzeugen, dass das wirklich nicht anders zu lösen aufgrund der Problematik mit der Enklave. "Nein, leider nicht. Aber das war auch irgendwie nicht anders zu erwarten. Das war die übliche Vorgehensweise bei sowas. Aber jetzt hat sich das sowieso erledigt..." Drake sah John wieder an. Aber diesmal um einiges freundlicher. "Ich muss mich...glaube ich, bei dir entschuldigen. Kannst du dem alten Narren verzeihen?" Drake lächelte müde dabei.


    John nickte "Ich kann es dir gar nicht übel nehmen, ich vergesse manchmal nur einfach, dass du in manchen Dingen durch deine Lebenserfahrung eine Weitsicht hast, die ich wahrscheinlich nie erreichen werde." "John, jetzt mach dich nicht selbst runter. Dafür, dass du noch relativ jung bist, bist du ganz gut dabei. Himmel, jetzt höre mich schon wie Sam an. Naja, vom Alter her könntest du ja auch mein Sohn sein..." Drake schwieg danach und schien an etwas lang Vergangenes zu denken. Plötzlich gab es ein Rumpeln und einige Steine kamen ins Rutschen und schossen durch die einen Spalt geöffnete Bunkertür in den Innenraum. Die Arbeiter hatten Glück gehabt, es wurde niemand dabei verletzt. Eine kleine Öffnung zeichnete sich zwischen dem Geröll ab und ein kränklicher Sonnenstrahl mahlte sich auf dem Boden des Bunkers ab. Sie hatten endlich einen Durchbruch durch das Geröll geschafft.

  • 98. Deutliche Worte

    Westküste. Winter Jahr 2280. Bunker, ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Während oben der Durchbruch durch die Verschüttung gelang, saßen Gelehrter Darrington und Gelehrte Abby an einem Tisch in der Hauptcafeteria auf Ebene -2 und diskutierten leidenschaftlich. Paladin Trian und Ritter Warry kamen aus einer anderen Ecke des Bunkers und gesellten sich zu ihnen. Seit dem Umsturzversuch vor vier Wochen konnten sich die vier relativ frei in der Bunkeranlage bewegen und hatten ein eigenes Quartier bekommen. Drake hatte Wort gehalten und umgehend alles weitere veranlasst.


    "Hallo, ihr beiden. Ihr habt da ja faszinierenden Gesprächsstoff. Obwohl ich davon nur die Hälfte verstehe." sagte Trian grinsend. "Oder Warry?" Trian drehte sich nach Warry um. Der hatte zunächst hinter Trian gestanden, war aber jetzt auf dem Weg zu Essenstheke und machte sich bereits den Teller voll. Trian verdrehte die Augen. Darrington und Abby lachten. "Was denn? Ich habe Hunger und dann esse ich. Dafür ist der Laden hier doch da. Und gutes Essen soll man genießen, solange man kann" rechtfertigte sich Warry. "Wenn wir wieder raus ins Ödland gehen, werden wir lange Zeit sparsame Rationen haben." Er machte sich den Teller extra voll und kehrte dann zu den anderen zurück. "Wenn du so weiter futterst, passt du irgendwann nicht mehr in die Powerrüstung." neckte Darrington Warry. Abby prustete los, weil sie sich wohl vorstellte, wie ein vollschlanker Warry versuchte sich in die Rüstung hineinzuzwängen.


    Die vier waren gut gelaunt und aßen zusammen. "Ich habe gehört, dass oben am Haupteingang die Arbeiten gut vorankommen, so dass wir bald auch hinauskommen und uns in Richtung Lost Hills aufmachen können." sagte Trian. Abby und Darrington sahen sich an und an ihrem Blick erkannte Trian, dass beide diese Neuigkeit scheinbar mit gemischten Gefühlen aufnahmen. Er selbst verstand auch warum. Ihm selbst ging es auch nicht anders. Wenn auch das erste Zusammentreffen zwischen ihnen und den Mitgliedern des Bunkers nicht so gut verlaufen war, waren sie später nach den Ereignissen vor vier Wochen anständig behandelt worden. Und mittlerweile von den Silver Dragons fast als dazugehörig empfunden worden. Auch wenn sie Nachrichten mitbrachten, die für viele einen harten Schnitt mit ihrer Vergangenheit bedeutete. Ihnen selbst wurde dies nicht angelastet. Eher wurden sie mit neugierigen Fragen über die Welt da draußen überhäuft.


    Trian stand im Inneren vor einem Dilemma. Als Mitglied der stählernen Bruderschaft hatte er sich einem strengen Kodex verschrieben, was das Bergen und Sichern von Vorkriegstechnologie betraf. Ebenso wie die drei anderen Mitglieder seiner Gruppe. Was würde passieren, wenn sie in Lost Hills ankamen und dem Ältesten von ihrer Entdeckung erzählen würde. Der neue Älteste hat seine Position erst seit knapp einem Jahr inne und kam aus den Reihen der Gelehrten. Er war benannt worden, als der vorherige Älteste in einem Scharmützel gegen Raider im Kampf gefallen war. Ältester Bardeen galt als streng in der Auslegung des Kodex. Prinzipiell stimmte Trian dem Kodex sonst ohne Nachzudenken zu. Aber hier war die Sache seiner Ansicht nach anders gelagert.


    Diese Leute trugen viel Wissen der alten Welt in sich und waren ebenfalls nach dem, was er bisher gesehen hatte technologisch sehr gut ausgestattet. Im Moment waren sie ihnen gut gesonnen und im Grunde darauf bedacht friedliche Beziehungen nach außen hin auf zubauen, wenn der Weg aus dem Bunker heraus einmal frei wäre. Zu mindestens hatte er das aus den Gesprächen entnommen, die sie mit Drake geführt hatten. Das hätte auch anders enden können, wenn die andere Seite vor vier Wochen tatsächlich gewonnen hätte. Hier wäre es wahrscheinlich gewesen, dass das Ödland dann wieder ein Problem mehr gehabt hätte.


    Wäre dies der Fall gewesen, würden sie heute wahrscheinlich nicht mehr leben. Die Ansichten der Männer, die den Umsturzversuch gewagt hatten, erinnerten ihn zu sehr an die Denkensweise der Enklave. Aber der Umsturzversuch misslang, so das die friedlichere Fraktion im Bunker die Oberhand hatte. "Vielleicht können wir sie erst einmal als Verbündete gewinnen und später in die Bruderschaft integrieren. Neue Leute täten uns gut. Unsere Reihen sind doch über die Jahre immer mehr ausgedünnt. Dann könnten wir endlich der NCR wieder die Stirn bieten. Ich bin gespannt, wie der Älteste reagiert. Sie anzugreifen, wäre eigentlich nicht richtig, nicht nachdem sie uns so aufgenommen haben. Anderseits...wir haben eine klare Aufgabe...Aber, wenn wir uns sie zum Feind machen...Ich kann immer noch nicht einschätzen, wie es mit der militärischen Schlagkraft aussieht...Aber bei der Größe dieser Anlage halte ich es durchaus wahrscheinlich, dass sie sogar Einfluss auf das Kräftemessen im Ödland haben können. Diese Anlage ist ja riesig, sowas habe ich noch nie gesehen. Dagegen wirken die üblichen Vaults winzig...Vielleicht war es gut, dass wir sie gefunden haben, wenn eine der anderen Fraktionen sie vor uns gefunden hätte...wie die NCR...Ich verstricke mich schon wieder in Wenn und Aber. Ich werde dem Ältesten einen Bericht erstellen und er entscheidet."


    Darrington hatte Trian die ganze Zeit angesehen, während dieser nachdachte. Er konnte sich gerade lebhaft vorstellen, was ihm durch den Kopf ging und er sprach ihn daraufhin an "Paladin?" "Ja" Trian wurde aus seinen Gedanken gerissen. "Wir sollten uns mit den Leuten hier Verbünden. Alles andere wäre schlecht für die Zukunft der stählernen Bruderschaft. Ich werde in meinem Bericht an den Ältesten auch ausführlich begründen warum. Gelehrte Abby hat mich sogar darum gebeten, hier bleiben zu dürfen, während wir nach Lost Hills zurückkehren. So wie ich den Ältesten einschätze, wird er auf jeden Fall einen Kontakt herstellen wollen. Sie könnte uns als eine Art Botschafterin oder Vermittler dienlich sein. Sie hatte zu einigen Leuten hier mittlerweile einen guten Draht. Im Besonderen zum Kommandanten selbst. Stimmts?" Abby nickte zustimmend. "Das könnte sehr nützlich bei späteren Verhandlungen sein." begründete Darrington weiter. "Ich weiss nicht, mir ist eigentlich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, sie hier zurück zu lassen. Man könnte sie gegen uns als Druckmittel einsetzten..." Trian wurde von Abby unterbrochen. "Ich habe es mir sehr gut überlegt und bin mir der Risiken durchaus bewußt. Aber ich halte es für unsere Sache dienlich." "Nun gut. Dann werden wir es so machen." seufzte Trian.


    Einige Tage später


    Die vier saßen gerade in ihrem Quartier und sprachen über Verschiedenes, was die Bruderschaft betraf. Vor allem die Reiseplannung nach Lost Hills. Die Arbeiten oben waren von Erfolg gekrönt gewesen und der Eingang wurde wieder passierbar. Erste vorsichtige Erkundung im kleinen Radius fanden im Moment von den Silver Dragons statt. Plötzlich öffnete sich die Tür und George Cornally trat ein. Sie hörten mit ihrem Gespräch auf und sahen ihn an. Wenn der Sicherheitschef des Bunkers persönlich auftauchte, bedeutete das meistens, dass es Gesprächsbedarf in irgendeiner Form gab. "Entschuldigen Sie meine Störung, aber ich habe den Auftrag Sie zu einem wichtigen Gespräch abzuholen, Paladin." sagte George und schaute dabei Trian an. "Darf ich Fragen bei wem und warum nur ich?" fragte Trian irritiert. Die letzten Gespräche, die geführt worden waren, hatten immer mit der Gruppe stattgefunden. Stand Ärger ins Haus? "Der Kommandant will mit Ihnen ein vier Augen Gespräch führen. Über ihre Heimreise." Trian verunsicherte George Cornallys Aussage weiter. Kamen sie doch nicht hier heraus? Welchen Grund konnte es sonst für das Gespräch geben.


    Trian folgte George und sie fuhren mit dem Aufzug nach unten. Es ging wieder in den gesicherten Bereich. George brachte Trian bis zu Drake Büro und klopfte an. "Ja?" sagte Drake. George öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein. "Ich habe hier Paladin Trian. Passt es? Wir sind ein wenig zu früh." "Kein Problem, Sie können ihn reinbringen. Ich sage dann Bescheid, wenn wir fertig sind." "Okay, bitte Paladin Sie können hineingehen" sagte George zu ihm. Trian trat ein und hinter ihm schloss sich die Tür. Im Büro von Drake war er vorher noch nicht gewesen. Er war ein wenig überrascht. Er hatte eigentlich erwartet, dass das Büro des Kommandanten entsprechend eingerichtet war. Das war nicht der Fall. Es war eigentlich eher funktionell und ohne großen Prunk.


    Drake saß an seinem Schreibtisch und musterte Trian aufmerksam. "Sie können sich gerne setzten, Paladin." und zeigte auf zwei bequeme Stühle, die vor dem Schreibtisch standen. "Wenn Sie natürlich lieber stehen bleiben möchten, können Sie das auch gerne tun." Trian setzte sich. "Sie wollten mit mir sprechen, Sir? Worum geht es?" fragte Trian erneut nach. "Wie Sie ja mitbekommen haben, ist unsere Verbindung zur Außenwelt wieder hergestellt. Und ich werde mein Versprechen halten und Sie zu ihrem Heimatstützpunkt zurückkehren lassen." Drake machte eine kurze Gesprächspause und schien Trians Reaktion darauf genau zu beobachten. Der war zunächst innerlich sehr erleichtert, wußte aber das da noch mehr kommen würde. Nur um eine so einfache Aussage gesagt zu bekommen war nicht der einzige Grund, warum er nach unten in die Befehlsebene gebracht worden war. "Gut ich sehe, das Sie sich freuen. Es gibt aber etwas, was wir noch besprechen müssen. Sie werden bei Ihrem ...Ältesten... das war die korrekete Bezeichnung...?" Trian nickte kurz. "...Bericht erstatten nehme ich an. Hier möchte ich ein Wort der Warnung an Sie und ihre Gruppe richten. Ich weiss, dass Sie eine ...besondere Ansicht... auf Technologieerwerb und einige Dinge drum herum haben. Wir haben Interesse ein positives Verhältnis zur Bruderschaft zu haben, allerdings werden wir uns dagegen wehren, falls ihre Gruppe auf die Idee kommen sollte, uns in irgendeiner Form von Waffengewalt angreifen zu wollen, um an unsere Technologie zu kommen." sagte Drake ernst.


    "Wir sind an Wissensaustausch interessiert. Allerdings zu unseren Konditionen und nur für friedliche Zwecke." begründete Drake weiter und wartete Trians Reaktion ab. Dem fiel innerlich alles aus dem Gesicht. Sein Gegenüber wußte sehr genau, welche Gefahr er einging, indem er sie laufen ließ. Trian schluckte und bekam kaum ein Wort heraus. "Ich...wir... haben..... Woher...Warum?" "Paladin, ich habe nur eins und eins zusammengezählt und ein wenig kombiniert." Trian wußte darauf nichts zu sagen und schwieg einem Moment. "Ich wollte Sie nicht verunsichern, sondern nur klar mitteilen, wo wir stehen. Es liegt letztendlich in den Händen Ihres Ältesten. Ich hoffe, er entscheidet weise. Ich würde Sie gerne als Freunde wiedersehen." Das Gespräch ging noch ein Weile weiter und am Ende war Drake damit einverstanden, dass Gelehrte Abby bei den Silver Dragons bleiben wollte. Einige Tage später brach die Gruppe der stählernen Bruderschaft gut versorgt auf.

  • 99. Fragile Beziehungen

    Westküste. Winter Jahr 2280; Bunker, ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Es war jetzt einige Wochen her, dass Warry, Darrington und Trian den Bunker verlassen hatten und Richtung Lost Hills unterwegs waren. Es würde über einen Monat Fußmarsch dauern bis sie Lost Hills erreichen würden, wenn auf dem Weg dorthin ohne Zwischenfälle alles glatt lief. Abby hingegen war bei den Silver Dragons verblieben. Bereits ein paar Tage später, nachdem die drei sich auf den Weg Richtung Süden waren, wurde draußen im direkten Umfeld des Bunkers mit Baumaßnahmen begonnen. Man hatte durch die kurzen Erkundungen einen bestimmten Bereich abgesteckt und nun wurde damit begonnen Verteidigungsanlagen zu errichten.


    Abby stand am Bunkereingang und schaute fasziniert zu. Sie fand die Bauart und vor allem die Geschwindigkeit beeindruckend. Man konnte bereits jetzt schon erahnen, dass es eine sehr starke Befestigung werden sollte. In einem Umkreis von etwa zwei Kilometer wurden die Hänge des Berges befestigt und die Ebene zwischen den Hängen wurde von dem Geröll beseitigt. Es herrscht geschäftige Betriebsamkeit im ganzen Bunker und Abby hatte den Eindruck, dass die Leute froh waren etwas tun zu können.


    Zunächst hatte man den nächsten Schock verdauen müssen, als man das erste Mal nach langer Zeit wieder die Oberfläche betrat. Viele der Bunkerbewohner hatten noch die Bilder der alten Umgebung im Kopf, Baum- und Tannen bestandene Hänge. Davon war nichts geblieben. Soweit das Auge schauen konnte, nichts als eine Steinwüste. Die Atombombe, die in der Nähe des damaligen Airforcestützpunktes eingeschlagen war, hatte die komplette Umgebung fast bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Einzig einige wenige abgebrochene Stämme der Bäume, die ein wenig geschützter gestanden hatten, ließen erahnen, dass vor zweihundert Jahren diese Gegend komplett anderes ausgesehen haben musste.


    "Hallo Abby. Und was sagst du?" fragte eine Stimme hinter ihrem Rücken. Es war Tesla. "Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Diese großen Fahrzeuge sind wirklich unglaublich. Sowas gibt im heutigen Ödland nicht mehr. Womit betreibt ihr die?" fragte Abby immer noch staunend. "Im Moment laufen die noch mit dem alten Dieselkraftstoff, aber wir werden die drei Baufahrzeuge wohl langfristig umbauen müssen. Fossile Brennstoffe sind sehr selten geworden und nun ja, wir haben auch nur einen begrenzten Vorrat. Abby...ich wollte dich...übrigens...etwas...fragen." druckste Tesla herum. Abby drehte sich zu Tesla um und sah ihn an. Tesla war schlaksig und mit seinen 1.65 m eher von kleinerem Wuchs. Seine braunen Haare sahen immer sehr durcheinander aus. Einstein hatte ihn mehrmals schon darauf hingewiesen, dass seine Haare eher einem Vogelnest glichen und sich das für einen anständigen Wissenschaftler nicht gehörte so auszusehen. Tesla hatte seine Aussagen immer ignoriert.


    Tesla wurde knallrot im Gesicht, als Abby ihn ansah. "Was ist Tesla? Und warum bist du denn auf einmal so rot im Gesicht?" sagte Abby und musste ein wenig schmunzeln. "Also...ich...ähmm... du kennst...doch die Cafeteria...ach Tesla du Dummkopf... so wird das nichts...Abby würdest du...mit...*verlegenes Schnaufen*...ich wollte dich zum Essen einladen." sagte Tesla. Er war bereits hochrot angelaufen und die Frage schien ihm extrem peinlich zu sein. Tesla hatte sich in Abby verguckt, nachdem sich die vier im freien Teil des Bunkers bewegen durften und er sie dort das erste Mal traf. Eigentlich hatte Tesla bisher keine Interesse an einer Beziehung gehabt, aber bei Abby hatte es sofort *Klick* gemacht und beiden waren auf derselben Wellenlänge. "Ach, Tesla...deswegen wirst du so rot? Das ist ja schon fast süß...Okay, du darfst mit gerne ausführen. Mehr aber erstmal nicht, du weißt, ich habe meine Verpflichtung. Abby mochte ebenfalls Tesla auch sehr. Tesla wurde erst ziemlich fahl und sah kurz so aus als würde er in Ohnmacht fallen, grinste dann aber über beide Ohren und war ziemlich erleichtert über die Zusage.


    Etwa zwanzig Meter davon entfernt standen John und Drake und schauten sich an, wie es mit dem Bau der Verteidigungsanlagen voran ging. Beiden waren sehr zufrieden mit dem Fortschreiten. Beide hatten darauf gedrängt, möglichst schnell draußen eine Abwehr gegen etwaige Gefahren aufzubauen. Zu allererst, um ihre Leute im Bunker zu schützen und ihnen ein sicheres Zuhause zu bieten, falls sie sich ins Ödland aufmachen wollten und nach einiger Zeit zurückkehrten. Die Leute würden nicht für immer im Bunker bleiben wollen, dessen war man sich bereits von Anfang an klar gewesen.


    Ein weiterer wichtiger Punkt war aber der Schutz des Wissens, welches hier lag. Durch den Besuch der Bruderschaft und den Berichten, die sie abgaben, wurde vielen klar, dass sie für bestimmte Fraktionen interessant werden konnten. Sowohl im negativen als auch im positiven Sinne. Allgemeiner Konsens im Bunker war mittlerweile, dass man den Leuten an der Oberfläche mit Umsicht wieder auf die Beine helfen wollte. Zunächst wollte man eine relativ neutrale und beobachtende Position einnehmen.


    John knuffte Drake mit dem Ellenbogen grinsend in die Seite, als der gerade dabei war, sich nochmal die Pläne anzusehen. "Was ist John?" sagte Drake irritiert. Der gab Drake ein Zeichen vorsichtig zu Seite hin zu Tesla und Abby zu sehen. Der guckte unauffällig hin und schmunzelte ebenfalls. "Sag mal Drake, ich sehe das doch richtig, oder?" sagte John weiterhin mit einem breiten Grinsen. "Ja, siehst du. Dass ich das noch erleben darf. Da muss erst die Welt untergehen, dass Tesla jemand für sich findet...*leises Lachen*...so rot habe ich ihn ja noch nie gesehen und ich kenne ihn doch schon lange." Dann seufzte Drake und wurde wieder ernst. "Ich würde es ihm wirklich gönnen, er und Abby, das würde bestimmt passen. Hoffen wir mal, dass das nicht noch Probleme gibt..."


    "Welche Probleme meinst du, alter Freund?" fragte John, der im Moment nicht wusste worauf Drake hinaus wollte. Drake schaute über seine Brille hinweg. "Sollten die beiden wirklich eine Beziehung aufbauen wollen, könnte das Probleme geben. Wenn der Älteste der stählerne Bruderschaft sich nicht positiv für uns entscheidet...du weißt worauf ich hinaus will, John?" Der nickte. "Und was wollen wir mit den beiden tun?" fragte John verunsichert. "War es überhaupt gut, die anderen laufen zu lassen, Drake? Versteh mich nicht falsch, ich stelle deine Entscheidungen selten in Frage. So wie ich dich kenne, hast du dir mehr als nur Gedanken dazu gemacht."


    "Mit den beiden tun? Erstmal nichts. Ich werde mich doch nicht in zwischenmenschliche Dinge einmischen. Wo kämen wir denn da hin." Drake schüttelte den Kopf. "Wir müssen in dieser neuen Welt verdammt aufpassen, dass wir nicht unsere Menschlichkeit verlieren. Wir müssen an den richtigen Stellen vorsichtig sein. Wir sollten das mit den beiden im Hinterkopf behalten. Um zu deiner zweiten Frage zurück zukommen. Ein gewisses Risiko ist sicherlich dabei. Aber welche Möglichkeiten hätten wir gehabt? Erschießen, nur weil sie bei uns reingestolpert sind? Das...wäre...moralisch nicht richtig gewesen. Dauerhafte Gefangenschaft...ähnlich problematisch. Nur ein Beispiel, sie hätten es irgendwie geschafft zu entkommen...und dementsprechend berichtet...dann hätten wir hier gleich Probleme gehabt." sagte Drake nachdenklich."Die wären doch nie bei uns..." fing John an. "Unterschätze nie Menschen und ihre Erfindungsgabe, aus unmöglichen Situationen heraus zukommen oder Zufall. Denke nur mal an die Sache mit McGuiness und Hawk. Ich hoffe und denke, dass meine Entscheidung richtig war. Ansonsten muss ich mit den Konsequenzen leben." Drake schwieg danach und John sah an Hand der Augenbewegungen, dass Drake in seinem Kopf irgendwelche Dinge durchging.


    Mittlerweile waren Tesla und Abby in den Bunker verschwunden. Sie waren sich nicht bewusst, dass sich an anderer Stelle darüber Gedanken gemacht wurden. Die vier der Bruderschaft hatten einigen Eindruck bei den Silver Dragons hinterlassen. Drake und Abby hatten oft miteinander gefachsimpelt und kamen auch gut miteinander aus. Genau wie er Darrington und Trian mochte. Selbst Warry mit seinen Eigenarten hatte ihn in der kurzen Zeit des Kennenlernens bei den Besprechungen manches Mal zum Schmunzeln gebracht. Auch bei den anderen Bunkerbewohnern waren sie relativ gut angesehen.


    Drake hoffte, dass die beiden Gruppen miteinander auskamen. Er war sich aber genau darüber im Klaren, was er tun würde, wenn es anders ausging. Die Silver Dragons hatten bei aller beginnenden Freundschaft Vorrang. Die Arbeiten liefen weiterhin gut und vor Ende des zweiten Monats waren sie abgeschlossen. Alle daran Beteiligten waren stolz darauf, zusammen etwas bewegt zu haben. Dieses Bauprojekt und weiter folgende festigten die Gemeinschaft im Bunker weiter und ganz langsam fingen an die Erinnerungen an die alte Welt zu verblassen.

  • 100. Lost Hills

    Westküste. Winter Ende Jahr 2280. Lost Hills


    Nach etwa anderthalb Monaten Reisezeit hatten Warry, Darrington und Trian Lost Hills erreicht. Auf der Reise war es zu einigen Verzögerungen gekommen. Da sie aufgrund der derzeitig schlechten Beziehung zwischen der stählernen Bruderschaft und der NCR häufig abseits der Straßen reisten, kamen sie immer wieder mit allerlei Kreaturen des Ödlandes in Berührung und dadurch verzögerte sich ihre Ankunft. Der derzeitige Zustand der stählernen Bruderschaft war angeschlagen. Seitdem der Zwist zwischen den beiden Fraktionen herrschte, war die Bruderschaft immer weiter zurück gedrängt worden. Bunker der Bruderschaft mussten zerstört werden, bevor der NCR die Technologie in die Hände fiel, die man dort gelagert hatte.


    Die letzten Meldungen, die man aus der Mojave bekommen hatte verhießen ebenfalls nichts Gutes aus Sicht der Bruderschaft. Auch war eine kurzzeitige Verbindung, die man zur Bruderschaft der Ostküste aufgebaut hatte, wieder zusammengebrochen, so dass von dieser Seite auch nicht mit weiterer Hilfe gerechnet werden konnte. Zumal sich die beiden Bruderschaften zu diesem Zeitpunkt in ihren Ansichten betreffend des Ödlandes noch sehr unterschieden. Es war nicht nur wegen der Kriege und Auseinandersetzungen, die geführt wurden, dass immer weiter die Anzahl der Bruderschaftsmitglieder abnahm. Aufgrund der strengen Doktrin, die in der Bruderschaft immer noch herrschte, wurden keine Außenstehenden rekrutiert.


    Man war mittlerweile an einen Zeitpunkt angekommen, dass die Verluste durch Kampf und Alter nicht mehr aufgefangen werden konnten. Als neuste Entwicklung wurde der Ältestenrat wieder einmal reduziert. Von acht Mitgliedern wurde er auf fünf zusammengeschrumpft und Ältester Bardeen hatte dessen Vorsitz übernommen. Auch das Hauptquartier in Lost Hills hatte ebenfalls mit Personalmangel zu kämpfen. Von vielleicht etwa neunhundert Personen war knapp die Hälfte nur noch kampffähig. Die anderen waren entweder zu jung oder zu alt zum Kämpfen. Die drei wurden von ihren Brüdern und Schwestern freudig empfangen, allerdings kamen Fragen zu Abbys Verbleib auf, den die drei zunächst nicht beantworten wollten. Nicht ohne das Einverständnis des Ältesten. Zunächst hatten die Berichte Vorrang, die sie auf ihrer Mission angefertigt hatten. Ihnen war bewusst, dass insbesondere der Bericht über die Silver Dragons einiges in Bewegungen bringen konnte. Ob positiv oder negativ, dass entschied der Älteste.


    Drei Tage später nachdem sie angekommen waren, hielten sich die drei gemeinsam in einem ihrer Quartiere auf und unterhielten sich über ihr Abenteuer. Mit einem Mal kreuzte Paladin Torro bei ihnen auf und hatte eine sehr ernste Miene aufgesetzt. "Hier sind Sie also. Ich habe Sie schon überall gesucht. Sie sollen mitkommen und zwar sofort. Man wünschte Ihre Anwesenheit beim Ältestenrat." Die drei sahen sich an und schluckten. Wenn der Ältestenrat tagte, hieß das normalerweise, dass wichtige Dinge besprochen wurden, die die gesamte Bruderschaft betrafen. Das ihr Bericht nicht ohne Wichtigkeit gewesen war, war ihnen schon bewusst gewesen. Aber dass dieser eine solche Tragweite entwickelte, davon waren sie zunächst nicht ausgegangen.


    Sie folgten Paladin Torro in die unteren Ebenen, wo die Ältesten ihre Quartiere hatten und die Besprechungen stattfanden. In diesem Bereich waren die drei vielleicht ein oder zweimal gewesen. Sie wurden dann in die Besprechung geschickt und fünf ernste Augenpaare waren auf sie gerichtet. Was dann folgte, glich fast schon einem Kreuzverhör und die drei mussten sich einiges an Vorwürfen gefallen lassen, die insbesondere aus der Richtung von Ältesten Bardeen kamen. Sie hörten sich Standpauke des Ältestenrates zunächst bis zum Ende an.


    Insbesondere Gelehrter Darrington war in der Zwischenzeit hochrot angelaufen. Was aber nicht daran lag, dass ihm gewisse Dinge peinlich waren, sondern er seinen Zorn kaum noch unterdrücken konnte. Er und Bardeen kannten sich schon seit den Kindertagen und war mit der derzeitigen Sichtweise der Dinge seines Freundes nicht einverstanden. Darrington hatte einen sehr langen Bericht verfasst, der insbesondere den Kodex auch noch miteinbezogen hatte und konnte die Art und Weise der Ältesten zurzeit kaum nachvollziehen. Im Normalfall war Darrington eher zurückhalten und fiel kaum auf und galt bei vielen in der Bruderschaft von Lost Hills als besonders weise.


    Die Standpauke seitens des Ältestenrates war beendet und es wurde den Anwesenden die Möglichkeit gewährt, zu denn Vorwürfen Stellung zu beziehen. Gelehrter Darrington trug sachlich und in einem vergleichsweise ruhigen Ton seine Begründung vor. Man merkte ihm aber trotzdem seine Wut an. "Bei allem Respekt, Je... *kurzes Räuspern*... Ältester Bardeen. Die von Ihnen vorgebrauchten Vorwürfe halte ich nicht für der Situation nicht angemessen. Sie waren nicht vor Ort, ich..." "...haben Sie schon mal daran gedacht, das man Ihnen gewisse Dinge vielleicht weiss machen wollte oder Sie unter Drogen gesetzt hat, nachdem man Sie dort gefangen genommen hat..." fiel Ältester Bardeen ihm ins Wort. "...ich halte es nicht für möglich, dass so eine große Anlage ohne jedliche Aufzeichnungen existiert." Und so ging es eine ganze Zeit zwischen Ältesten Bardeen und Darrington hin und her. Die anderen Ältesten folgten dem Gespräch sehr aufmerksam und das ein oder andere Argument von Darrington fand Anklang.


    Darrington versuchte währenddessen immer wieder seine Wut hinunterschlucken. "Sie stellen also meine Eignung und Beobachtung als Gelehrter in Frage, Ältester? Dann reisen dort hin und überzeugen Sie sich von dem Gegenteil. Ich bleibe auf meinem Standpunkt stehen und halte es fahrlässiges Verstreichen einer Möglichkeit für die Zukunft der Bruderschaft, wenn wir nicht wenigstens Gespräche mit den Silver Dragons führen. Desweiteren übernehme ich die Verantwortung für die Entscheidungen, die dort getroffen wurden. Paladin Trian und Ritter Warry haben auch auf meinen Rat gehandelt und haben sich daher keines Vergehens direkter Art schuldig gemacht." Trian und Warry schauten Darrington mit großen Augen an. So hatten sie ihn noch nie kennengelernt. Er war gerade dabei den Kopf der beiden aus der Schlinge zu ziehen und seinen eigenen hineinzulegen.


    Das Gespräch ging noch eine ganze Weile und nachdem auch Warry und Trian die Erlebnisse aus ihrer Sicht schilderten, zog sich der Ältestenrat zur Beratung zurück. Diese Beratungen gingen dauerten nochmals einen ganzen Tag. Dann wurden sie erneut vor den Ältestenrat geladen. Ältester Bardeen teilte die Entscheidung mit und man merkte ihm sehr an, dass sie wohl nicht zu seinem Gunsten gelaufen war. "Nach Beschluss des Ältestenrats von drei zu zwei Stimmen werden die Empfehlungen von Gelehrten Darrington angenommen und offizieller Kontakt zu der Gruppe aufgenommen. Ferner haben Sie drei für eine weitere Expedition zur Verfügung zu stehen. Diese werden wir relativ zeitnah starten. Allerdings werden wir einige Leute mitnehmen, für alle Fälle."


    Bardeen sah Darrington sehr durchdringend an und der letzte Satz gefiel Darrington überhaupt nicht. Sein alter Freund hatte die Abstimmung verloren und nahm ihm das persönlich krumm. Und einige Leute mitnehmen, hieß dass es eventuell zu einer Konfrontation kommen könnte. Er kannte Bardeen dafür zu gut, als dass der eine Niederlage nicht ohne weiteres hinnahm. Darrington dachte in diesem Moment an Abby. Er hoffte, dass sie zusammen Bardeen doch noch überzeugen konnten, nicht einen aus seiner Sicht kapitalen Fehler zu machen. Vielleicht auch mit Hilfe von Drake, der genau zu wissen schien, dass da eine große Gefahr auf seine Leute zu kommen könnte. Trian hatte ihm von dem Vier-Augen Gespräch berichtet und war absolut verblüfft gewesen und war es immer noch. Darrington schloss daraus, dass Drake in solchen Sachen sehr erfahren schien. Der würde bestimmt nicht abwartend sitzen bleiben, sondern Vorbereitungen für alle Fälle treffen.


    Nach etwa einem halben Monat Vorbereitungszeit machte sich ein Tross von etwa hundert Bruderschaftsmitgliedern Richtung Norden auf. Mit dabei waren wieder Trian, Warry und Darrington. Sie waren diejenigen, die den Weg zu den Silver Dragons kannten. Wie schon zuvor die drei bewegte sich der Tross abseits der bekannten Pfade und versuchte möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen. Sie befanden sich schließlich die ganze Zeit auf dem feindlichen Gebiet der NCR. Diese hatte ihre Aufmerksamkeit aber Richtung New Vegas und dem Mojave Ödland gerichtet, so dass die Gruppe in der Weite des Ödlands nicht weiter auffiel. Nach etwa anderthalb Monaten erreichten sie die Gegend, wo die Bunkeranlage der Silver Dragons lag. Darrington wusste gar nicht, wie Recht er mit seiner Vermutung haben sollte, dass die Silver Dragons in der Zeit nicht tatenlos gewesen waren.

  • 101. Auf Konfrontationskurs

    Westküste. Winter Ende Jahr 2280. Auf dem Weg zum Bunker, ehem. Lassen Volcanic National Park-Silver Dragons


    Darrington war während der ganzen Reise sehr schweigsam gewesen und hatte sich von seinen Brüdern und Schwestern zurückgezogen. Trian hatte es bemerkt und suchte das Gespräch mit ihm, als sie nicht mehr weit von der Gegend entfernt waren, wo sie die Silver Dragons gefunden hatten. Die Bruderschaft hatte Rast gemacht und einige der Bruderschaftler prahlten, wie sie den Neuankömmlingen im Ödland schon zeigen würden, wo der Hammer hing. Bardeen glaubte den Berichten der drei immer noch nicht wirklich und hielt das Ganze für eine Fehleinschätzung oder taktische Verschleierung der Neuankömmlinge. Insbesondere Darrington bekam das häufiger zu hören und der Älteste machte ihm ebenfalls Vorwürfe, dass er Abby zurück gelassen hatte.


    "Hallo Darrington, hier bist du. Ich habe dich schon gesucht." sagte Trian zu ihm. Er hatte sich an eine ruhige Ecke des Lagers verzogen. "Was ist los mit dir? Du bist doch sonst nicht so schweigsam." fragt Trian. "Was los ist? Fragst du mich das allen Ernstes, Trian? Sie dir deine Brüder doch mal an. Wie sie da stehen und prahlen, als wären unsere Bruderschaft alles im Ödland. Genau diese Überheblichkeit hat dazu geführt, dass wir uns an dem Punkt befinden, wo wir jetzt sind. Geschwächt und die Zukunft ungewiss. Stolz einer guten Sache zu dienen ist die eine Sache, aber das...so langsam beginne ich zu verstehen...warum manches so ist, wie es ist..." seufzte Darrington. "Habe ich als Gelehrter meine Aufgabe wirklich so schlecht erfüllt, Trian? Ich möchte genau, wie alle anderen auch meinen Teil dazu beitragen unsere Sache gut zu erfüllen" Darrington haderte im Moment mit sich selbst und der Bruderschaft.


    Trian sah ihn nachdenklich an. "Nein, ich bin der Meinung, du hast deine Aufgabe als Gelehrter immer gewissenhaft erfüllt und ich...muss gestehen...also...wenn ich ehrlich bin... ja wie soll ich es sagen...der Älteste irrt. Nun... du weißt... das ich eigentlich uneingeschränkt den Ältesten folge...also loyal bin...aber seitdem wir über...nun ja, du weißt schon wen gestolpert sind..." Trian sah sich um. Er wollte nicht, dass jemand anders das Gespräch der beiden mitbekam. Für ihn selbst kamen seine Gedanken einer Ketzerei nahe. "...hat sich meine Sichtweise begonnen zu verändern...leider...oder...Gott sei Dank? Ich...weiss...es...einfach...nicht." Trian dachte einen Moment nach bevor er fort fuhr. "Ich muss gestehen, als wir dann länger vor Ort waren, fühlte sich es sich an...wie in der Bruderschaft...der Zusammenhalt...trotz dessen, dass wir in diesem Fall... die Ödländer waren...weißt du...was ich meine Darrington?" Trian war verunsichert. "Ich weiss, was du meinst. Mir geht es ähnlich. Deswegen missfällt mir auch die Aussicht, dass...wir...der Älteste...Ich fühle mich irgendwie als Verräter...auf beiden Seiten." Darrington schwieg und starrte in die felsige Einöde. Trian schwieg ebenfalls einen Moment, dann schaute er wieder zu Darrington.


    "Meinst du, die Silver Dragons haben mittlerweile irgendwelche Maßnahmen ergriffen...nun ja...sich auf ein nicht so friedliches Zusammentreffen vorzubereiten...ich meine...okay, wenn sie die Bunkertür einfach zumachen würden...würden wir da erstmal nicht reinkommen, aber ich bezweifele, dass wir wieder einfach so abziehen würden. Wobei...wenn ich so überlege...taktisch sehr klug...wir wissen immer noch nicht richtig mit wie vielen die da unten sind. Die Leute haben sich dahin gehend immer zurück gehalten..." sagte er wieder nachdenklich. "Nach Drakes Aussage dir gegenüber gehe ich ganz stark davon aus. Der Kommandant der Silver Dragons ist jemand, den ich auf keinen Fall unterschätzen würde. Auch wenn er scheinbar zu der Sorte Mensch zählt, der die Dinge eher diplomatisch löst. Aber ich denke, wir werden das bald rausfinden. Wir sind etwa noch einen halben Tagesmarsch von ihnen entfernt." sagte Darrington und stand auf, um sich vom Feuer, das im Lager brannte, etwas zu essen zu holen. Trian folgte ihm.


    Die Gruppe der Bruderschaft reiste erst am nächsten Tag weiter. Ältester Bardeen hatte die Verlängerung der Rast kurzfristig beschlossen. Er wollte, dass seine Leute gut ausgeruht waren, für die Dinge. die an diesem Tag anstanden. Sie marschierten los und erreichten gegen die Mittagszeit die Gegend. Dabei ging es immer wieder bergauf über kleinere Bergkämme, so dass sie erst oben sahen wie es weiter ging. Strassen und Wege suchte man hier zunächst vergebens. Nur an einigen wenigen Stellen, konnte man erkennen, dass hier die eine oder andere Straße verlaufen sein musste. Die Gegend hier oben wirkt trostlos, noch trostloser als sonst im Ödland. Ältester Bardeen glaubte langsam, dass die Gruppe hier oben irgendwelchen Wahnvorstellungen durch Einsamkeit, Nahrungsmangel und Stress erlegen war und eher irgendwelche Ödländer ihnen in ihrem Wahn geholfen hatten. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es hier irgendetwas Bedeutendes gab. Obwohl er sich insgeheim eingestehen musste, dass das Ödland immer wieder für Überraschungen gut war.


    Als sie den nächsten Kamm passiert hatten, flachte das Gelände vor Ihnen etwa zwei Kilometer ab und bildete eine Art kleines Plateau. Am Ende des Plateaus erhoben sich steile Hänge, die mit normalen Mitteln nicht zu besteigen waren. In einem der steilen Hänge gab es einen tiefen Einschnitt, so als hätte jemand mit einem riesigen Schwert einen Teil des Hanges gespalten. Durch diese tiefe Kluft waren Darrington, Warry und Trian damals gekommen und Richtung Lost Hills losgezogen. Hinter dieser Kluft befand sich der Haupteingang zu Bunkeranlage. Doch das Bild was sich ihnen jetzt bot, lies sie sprachlos stehen bleiben. Trotz der Entfernung zum Durchgang konnte man sehen, dass sich hier in den Monaten ihrer Abwesenheit enorm viel getan hatte. Der Durchgang war im unteren Teil mit einer schätzungsweisen fünf bis sechs Meter hohen doppelflügeligen Stahltor verschlossen worden und darüber konnte man irgendwelche Aufbauten erkennen, dessen Funktion aufgrund der Entfernung nicht zu erkennen war. Weiter oben bis zur Kante des Steilkammes war der Durchgang mit einem weiteren Baumaterial verschlossen worden. Auf dem Kamm selbst standen Abwehranlagen, die an der Kante noch scheinbar mit einem blauen Energiezaun abgesichert waren.


    Die Mitglieder der Bruderschaft waren erst einmal irritiert und warteten zunächst ab, wie Ältester Bardeen reagieren würde. Der schaute, kniff sich selbst und schaute dann wieder zu dem Tor. In dem Moment begriff er, wie Unrecht er seinen Leuten und insbesondere Darrington getan hatte. Das Ödland hatte wieder einmal ein Geheimnis mehr preisgegeben. Er überlegt, wie es jetzt weiterging. Mit Sicherheit war ihre Anwesenheit auch bereits bemerkt worden.


    Etwa zur gleichen Zeit im Torbereich der Kluft


    "Wir bekommen gerade Besuch und dass sieht nicht so aus, als würden die nur zum Kaffeetrinken vorbeikommen." sagte einer der Wachen, der im Beobachtungsbereich saß und das Plateau vor dem Tor im Blick hatte. "Wie viele sind es?" fragte der andere. "Schätzungsweise hundert Leute. Etwas über die Hälfte in Powerrüstungen und schwer bewaffnet. Und wenn ich das richtige erkenne..." sagte der erste und schaute durch das Fernglas "...stählerne Bruderschaft. Zu mindestens den Kennzeichen nach. Ich mache sofort Meldung, dass sieht nicht gerade nach Freundschaftsbesuch aus. Gib du den Kollegen oben schon mal Bescheid, die sollen sich schon mal auf den Weg zu den beiden Abwehrgeschützen machen." Der eine verschwand nach weiter hinten und sprach über die interne Kommunikation mit der Leitzentrale des Bunkers.


    Der andere ging über eine kleine Treppe nach oben und gab den anderen Bescheid. Innerhalb von etwa zwanzig Minuten war der vordere Bereich der Toranlage mit etwa dreihundert Leuten besetzt und verharrte in Wartepostion. George Cornally kam zu den beiden hoch in den Beobachtungsbereich und schaute selbst durch Fernglas "Ja, ist die stählerne Bruderschaft. Die Leute sollen die Füße still halten..." sagte er zu einem seiner Leute. " und es wird nur auf mein Kommando oder auf das des Kommandanten reagiert. Wir müssen abwarten, wie sie sich verhalten...da sind auf jeden Fall unsere drei bekannte Gesichter dabei..." Der Angesprochene verschwand nach unten und gab Bescheid. George beobachtete die Situation weiter sehr aufmerksam und die Gruppe setzte sich langsam Richtung Tor in Bewegung.


    George schätze, dass sie bei der Geschwindigkeit in weniger als fünfzehn Minuten im direkten Eingangsbereich ankämen. Die Anspannung stieg im Torbereich. Nach etwa zehn Minuten kamen auf einmal Tesla und Abby hoch zu George gerannt. Sie waren völligstens außer Puste. "Was wollt ihr beiden denn hier? Es wäre besser, wenn ihr beide euch bedeckt haltet und vor allem Sie Abby, Sie sollten hier vorne erstmal nicht sichtbar werden. Im schlimmsten Fall zieht Ihre Gruppe falsche Schlüsse und meint wir halten Sie als Geißel..." sagte George wenig begeistert über die Anwesenheit der beiden. "Ich...wir beide wollen nur helfen...verhindern... dass es eskaliert." sagten die beide fast wie aus einem Mund. "Ihr beide helft am besten, wenn ihr hinten bleibt, verstanden?" sagte George streng. Tesla wollte noch was sagen, aber Abby zog ihn nach hinten. Sie wusste, dass George Recht hatte. Eine falsche Interpretation konnte hier zum derzeitigen Augenblick fatale Folgen haben. Die Gruppe hatte sich weiter angenähert, war aber immer langsamer geworden. Beide Seiten befanden sich in Lauerstellung. Abwartend der Dinge, die erfolgen würden.

  • 102. Sturköpfe

    Echo Lake Lumber. Mitte Dezember 2288


    Longfellow ging es zwar besser durch den Schlaf und das Gegengift, aber er war geschwächt, so dass er als bald wieder einschlief. Blue hatte es sich einige Meter neben ihn gesetzt und beobachtete ihn aufmerksam. Grummpel hatte sich direkt in die Nähe von Longfellow gelegt und schien besorgt über seinen Zustand. Hin und wieder schaute er zu ihm hin und eine leises grummelndes Winseln war zu hören, im Anschluss schaute er zu Blue und dann wieder zurück zu Longfellow. "Du brauchst dir keine Sorge machen, mein Dickerchen. Der alte Knabe ist hart im Nehmen, der kommt schon wieder in Ordnung. Er braucht jetzt nur viel Schlaf und Schonung." sagte Blue zu Grummpel. "Pass ruhig auf ihn auf. Ich werde einmal nach draußen gehen und mich ein wenig umsehen und nach Nick schauen." Blue stand auf und lief gebückt zur Tür, ging hindurch nach draußen und richtete sich dann wieder auf. Dann suchte er Nick und fand ihm am Ufer des Sees, der sich hinter dem alten Sägewerk erstreckte.


    Nickte rauchte eine Zigarette, eine Eigenart, die er sich angewöhnt hatte. "Wie geht es ihm? Scheint ihn ja doch ganz schön erwischt zu haben, Großer." fragte Nick nachdenklich, zog an seiner Zigarette und blies gekonnt einige Rauchring ineinander. "Er ist auf dem Weg der Besserung, aber die Wunde wird noch einige Zeit brauchen um anständig zu verheilen. Er muss sich eine ganze Weile schonen, wenn er wieder anständig laufen will. Deswegen denke ich, ist es das Beste, wenn wir ihn erstmal nach sich zu Hause bringen und ihn dort lassen." sagte Blue und seufzte. "Ich weiss jetzt schon, dass ihm das nicht passen wird." Nick stimmte Blue grinsend zu. "Was haben wir eigentlich als nächstes vor? Klar, erst einmal nach Far Harbor. Teddy von unserem Tänzchen berichten und dann?" fragte Nick. "Ich hatte eigentlich vor mich Richtung Nukleus aufzumachen. Ich werde mir bei Brooks im Köderladen noch einige Sachen besorgen und mich dann für die Kinder des Atoms vorbereiten. Grummpel werde ich erstmal bei Longfellow lassen." sagte Blue.


    "Ich bin wirklich gespannt, was du vorhast. Du spannst einen echt auf die Folter." "Das wirst du schon bald sehen..und erleben. Ich hoffe nur, das klappt, was ich mir überlegt habe." sagte Blue mit einem nicht zu deutenden Blick. "Wenn du mir nichts erzählst, kann ich dir da nicht wirklich helfen, Großer." sagte Nick gespielt vorwurfsvoll. "Weil du es mir entweder ausreden wollen oder mich sofort für bescheuert erklären und auslachen würdest." gab Blue grinsend zurück. "Danke Blue, jetzt bin ich noch neugieriger." gab Nick zurück. "Gerne geschehen. Immer zu Diensten." Die beiden lachten. Den Rest des Tages und die Nacht verbrachten sie am Echo Lake Lumber und wollten morgens weiter ziehen.


    Am nächsten Morgen wachte Longfellow nach einem tiefen und erholsamen Schlaf auf. Draußen begann es gerade zu dämmern und in dem alten Haus war es noch relativ dunkel, so dass er kaum etwas sah. Sein Bein schmerzte immer noch sehr stark, trotzdem versuchte er aufzustehen. Bei dem Versuch blieb es und er fluchte laut. "Das würde ich an deiner Stelle sein lassen. Das ist für die Verletzung nicht gut, alter Knabe." Longfellow erschreckte sich im ersten Moment ziemlich, stellte dann aber fest, dass die Stimme von Blue kam. Der schien ihm quer gegenüber sitzen und erst nach genauem Hinschauen sah er Blue. Durch seine blaue Hautfärbung und der aufkommenden Dämmerung schien er fast mit der dahinterliegenden Wand verschmolzen zu sein. "Himmel, Kapitän, hast du mich im ersten Moment erschreckt...ich habe dich erst nicht gesehen...und ja du hast recht, das war wirklich keine Idee...so bin ich doch nur ein Klotz am Bein." sagte Longfellow frustriert.


    "Das dauert doch ewig, ich kann kaum humpeln, da müsst ihr doch ständig warten..." sagte er. "Longfellow, wie ich es dir schon gesagt habe, ich werde dich bis zu deiner Hütte tragen und dort wirst du dich erstmal auskurieren, sonst wirst du garnicht mehr richtig laufen können." sagte Blue ruhig zu ihm. "Aber ich..." fing er an. "Longfellow..." brummte Blue. "...ich diskutiere jetzt nicht mit dir, du alter Sturkopf. Wir werden gleich aufbrechen und ich werde dich mitnehmen. Und zwing mich nicht, dass gegen deinen Willen zu tun. Hier ist es mir zu unsicher. Hier kannst du dich nicht Ruhe auskurieren." sagte Blue ernst. "Das würdest du nicht wirklich..." sagte Longfellow und blickte Blue ins Gesicht. Blues Gesichtsausdruck sagte alles. "...okay, du würdest doch. Ich...ach verdammt,...ja du hast recht." Longfellow rückte sich ein wenig zurecht. "Sicherer als bei dir kann ich ja im Moment in dem Zustand nicht sein. Wir können von mir aus los. Ihr scheint ja nur auf mich zu warten." Blue nahm Longfellow hoch und die vier verließen das alte Sägewerk und folgten der Strasse Richtung Norden.


    Dabei kamen sie an einem der alten Drive In Kinos vorbei und Blue blieb kurz stehen um es zu betrachten. "Ach, das ist ja interessant" sagte mit einem Mal Longfellow. "Erinnert ihr euch noch an die große Ghulgruppe? Die kamen von hier. Da ist dieser Ort ja wieder zu gebrauchen." "Das gleiche habe ich gerade auch gedacht, nette Örtlichkeit und strategisch gut gelegen." Blue schien über irgendetwas nachzudenken, sagte aber nichts weiter dazu. Sie reisten weiter. Sie liefen recht zügig und kamen gegen späten Nachmittag an Longfellows Hütte an. Blue brachte Longfellow in seine Hütte hinein und setzte ihn vorsichtig auf seinem Bett ab. "Ich werde mit Nick nach Far Harbor gehen. Ich brauch noch das ein oder andere und wir müssen uns noch bei Teddy melden. Wir kommen nachher wieder zu dir. Ich lasse Grummpel auch erstmal bei dir." Dann verabschiedeten sie sich von Longfellow und gingen nach Far Harbor.


    Als Nick und Blue durch den Eingang von Far Harbor traten, konnten sie schon weitem Dottie erzählen hören. Einige Leute standen um ihn herum und lauschten gespannt. Er kam bei seiner Erzählung gerade an der Stelle an, wo Blue die Mirelurkkönigin mit einigen gezielten Granatenwürfen ausgeschaltet hatte. Teddy stand ein wenig abseits und auch Allen Lee war bei der Gruppe. "Pah, ich glaube Dottie, dass du das Ganze ein wenig ausgeschmückt hast..." sagte Allen Lee. "Aber wenn ich es euch sage. Ausserdem stellst du meine Neutralität in Frage, Allen? Ich weiss, was ich gesehen habe..." Dottie schaute zufällig Richtung Tor, wo Nick und Blue gerade stehen geblieben waren und die Situation beobachteten. Dottie grinste Allen an. "...aber du kannst ja gerne den großen Blauen und seinen Freund, den Detektiv selbst fragen. Also die beiden haben defintiv den Kaptänstanz gemacht und meinen Respekt haben sie definitiv." sagte Dottie und setzte sich dann auf einen Bank neben dem Last Plank.


    Nick und Blue hatten sich bei den meisten Leuten von Far Harbor durch das Ausführen der Tradition beliebt gemacht. So wie Teddy es ihnen gesagt hatte. Der einzige, der immer noch ein wenig kritischer als die anderen war, war Allen Lee. Beide unterhielten sich noch eine Weile mit Teddy. Dieser war sehr froh, dass sie wieder da waren. Blue fragte ihm in Anschluss nach einigen medizinschen Materialien. Dann verabschiedeten sie sich von ihm und Blue ging noch zu Brooks. Als er dort fertig war, wollten die beiden wieder Richtung Longfellows Hütte aufbrechen, als ihnen Avery entgegen kam. "Erst einmal Respekt, das ihr den Kaptänstanz gemacht habt. Ich habe gehört, dass der alte Longfellow dabei verwundet worden ist? Geht es ihm gut?" fragte Avery besorgt. "Ja, leider hat ihn ein Mirelurkkönig am Bein erwischt. Aber den Umständen entsprehend geht es ihm wieder gut. Er wird aber einige Zeit nicht mit uns mitkommen können. Seine Wunde braucht Ruhe." Blue überlegt kurz. "Avery könntest du hin und wieder nach ihm sehen. Ich werde auch Grummpel bei ihm lassen." Avery dachte nach. "Das eine oder andere Mal kann ich sicherlich nach den beiden schauen." "Danke Avery" sagte Blue. Sie verabschiedeten sich voneinander und Nick und Blue gingen wieder zu Longfellow.


    Auf dem Weg dorthin fragte Nick "Sag mal Großer, was willst du denn mit gelber Farbe, Glasflaschen und radioaktiven Material. Willst du sowas ähnliches wie eine Bombe bauen?" Nick konnte sich keinen Reim auf die Materialien machen, die Blue hin und wieder bei Brooks erworben hatte und die letzten verwirrten ihn noch mehr. "Das wirst du morgen schon sehen, Nick. Und nein, es ist keine Bombe. Ich werde Longfellow morgen früh nochmal versorgen und dann wollte ich Richtung Nukleus los." Beide verbrachten den restlichen Tag bei Longfellow.

  • 103. Auf Atoms Pfaden

    Am nächsten Morgen hatte Blue noch einiges zu tun, bevor sie Richtung Nukleus aufbrechen konnten. Blue war zu einem der alten und toten Bäume gegangen und hatte mehrere längere Äste abgebrochen und solange mit einem Messer bearbeitet, was er schon vor längerer Zeit im Köderladen besorgt hatte. Das Messer wirkt in seinen großen Händen zwar wie ein Zahnstocher, aber trotzdem gelang es ihm die Äste damit gekonnt zu bearbeiten. Nach einer ganzen Weile hatte er zwei Äste mit Gabelung soweit fertig, dass man sie als behelfsmäßige Krücken nutzen konnte. Er umwickelte sich in einigen Bereichen mit Stoff, so dass diese gepolstert waren.


    Einen weiteren sehr langen und etwas dickeren Ast hatte er soweit bearbeitet, dass er aussah, wie ein überdimensionierter Wanderstab. Blue legte den langen Stab zu Seite und nahm die beiden Krücken und ging zu Longfellow. Der war bereits wach und sah Blues Treiben interessiert zu. "Hier Longfellow, probiere die mal aus. Sie müßten die richtige Größe für dich haben, ansonsten muss ich sie nochmal nachbearbeiten." Er nahm die Krücken und probierte sie aus, in dem er einige Schritte mit ihnen ging. Sie passten. Longfellow humpelt mit ihnen zurück zu seinem Bett und setzte sich. "Danke Kapitän, die sind echt gut geworden. Dann kann ich mich wenigstens ein bißchen bewegen." Longfellow seufzte. "Ich ärgere mich immer noch, dass ich nicht aufmerksamer gewesen bin." "Das passiert irgendwann jedem, selbst den Besten. Mach dir keine Vorwürfe. Ich werde mir nachher deine Verletzung ansehen und alles nochmal neu verbinden. Wir werden dann auch im Laufe des Tages aufbrechen." sagte Blue zu Longfellow.


    "Ihr wollt also tatsächlich zum Nukleus aufbrechen? Seid bloß vorsichtig, diese Kinder des Atoms sind gefährlich. Ich weiss, du hast etwas zu erledigen, sonst würdest du da nicht freiwillig hingehen. Ich frage dich auch nicht danach, was das ist. Ich möchte euch beiden nur gesund und munter wieder sehen, Kapitän." sagte Longfellow besorgt. "Wir werden vorsichtig sein. Grummpel wird auf dich aufpassen. Und übertreibe es nicht mit dem Laufen, ich möchte dich schließlich irgendwann wieder mit dabei haben." Blue klopfte Longfellow vorsichtig freundschaftlich auf die Schulter. Dann ging er zu einer Truhe in Longfellows Hütte. Dort hatte er bestimmte Sache in einen großen Sack verstaut. Den nahm er jetzt mit nach draußen und holte einige Sache heraus. Er werkelte eine ganze Zeit mit dem Stab und den Sachen herum. Als er damit fertig war hingen einige Glasflaschen an dem Stab. Die Glasflaschen glühten durch eine Flüssigkeit in einem gelb-grünlichen Licht. Dafür hatte er das radioaktive Material benötigt. Blue hatte die Flaschen so mit Stoff und Seil bearbeitet, dass sie gegeneinander schlagen konnten ohne zu zerbrechen. Den Stab stellte er weit von der Hütte und Longfellow weg. Nachdem er sich mit klarem und abgekochtem Wasser die Hände gewaschen hatte, ging er wieder zu Longfellow und versorgte ihn nochmal.


    "Ich werde einiger meiner Sachen bei dir lassen, bevor wir uns auf den Weg machen. Nicht das du dich wunderst." sagte Blue und Longfellow nickte. "Werde gut auf deine Sachen aufpassen, da kannst du dir sicher sein." "Danke, alter Knabe." Blue verschwand nach draußen und machte sich weiter an die Arbeit. Er nahm aus dem Sack ein ziemliches großes Stück groben Stoff und etwas, das aussah, wie eine Nadel in ziemlich gross. Blue fing an mit dem Stoff an zu fuhrwerken. Nick schaute ihm einige Zeit zu. "Sag mal Großer, irre ich mich oder versuchst du da was zusammen zunähen?" fragte er mit einem Grinsen. "Wenn du jetzt auch noch anfängst zu stricken, nenne ich dich Großvater Blue." Blue schaute nicht auf, Nick sah aber von der Seite, das Blue über seine Bemerkung grinsen musste.


    "Ja, Nick ich versuche mich im Nähen. Ich habe gedacht, immer den gleiche Fummel an, das ist langweilig...und selbst ist der Mutant." Blue war gerade damit fertig geworden, einen Ärmel mit dem Hauptstück zu vernähen. "Na, das sieht doch recht...rustikal aus. Passt." sagte Blue und machte sich daran auch den zweiten Ärmel anzunähen. "Mir dämmert langsam was du vor hast." sagte Nick, der immer mehr grinsen musste, als er sah was Blue sich da zusammen bastelte. "Ich habe mich dazu entschlossen, an einem Verkleidungswettbewerb teilzunehmen. Das heutige Motto: Wie sieht man als Supermutant besonders bescheuert aus. Nur das blöd gucken muss ich noch üben." Blue verzog dabei so komisch das Gesicht, dass Nick lachen musste. "Okay, das hat auch geklappt. Nächster Punkt auf meiner Liste abgeharkt." sagte Blue total ernst, schmunzelte aber dabei, so dass Nick wieder anfangen musste zu lachen. "Wenn du so weiter machst, brennt mir gleich mein Emotionschip durch."

    Etwa eine viertel Stunde später war Blue mit den Kleidungsstück fertig. Dann fing er an eine Kapuze aus dem gleichen groben Stoff zu fertigen. Als er das abgeschlossen hatte, fing er an einen großen Teil seiner Kampfrüstung auszuziehen und legt sie zur Seite. Nur die Brustrüstung behielt er davon an. Dann zog er das gefertigte Kleidungsstück über und zupfte es zu recht. Alles andere, wie der Pipboy und sein Seitenbeutel verschwand erst einmal darunter. Ein Seil bildete einen Gürtel. Ebenfalls hatte er im Zuge des Umkleidens seine Waffen zur Seite gelegt gehabt. Diese nahm er, bis auf den Hammer, auf und trug sie zusammen mit der Rüstung zu Longfellow in die Hütte und verstaute sie in einem Sack in einer Ecke der Hütte. Longfellow sah Blue fragend an, sagte aber nichts weiter.


    Blue war scheinbar immer noch nicht fertig. Er ging wieder zu dem großen Sack, zog den Topf mit gelber Farbe, einen Pinsel, eine Zeichnung mit merkwürdigen Symbolen, einen groben Schal und einen Spiegel heraus. Danach war der Sack leer. Er stellte die Sachen neben sich, nahm seine Brille ab und fing an seine Haare so lange strubbelig zu machen, dass sie danach eher wie ein altes graues Vogelnest aussahen. Nick sagte nichts mehr und schaute nur noch fasziniert zu, was Blue mit sich veranstaltete. Als nächstes fing er an den gelben Farbtopf zu öffnen und sich teils mit dem Pinsel und seinen Finger durchs Gesicht zu fahren. dabei schaute er immer wieder auf seine Zeichnung und teils in den Spiegel. Nach zwanzig Minuten Gesichtsverziehrung war er dann fertig, schaute noch einmal in den Spiegel und schien zufrieden zu sein. Danach entfernte er die Farbe von seinen Fingern. Dann setzte er sich wieder seine Brille auf und schob sich kurz die Kapuze auf den Kopf. Danach nahm er sie wieder ab und band sich als letztes noch den Schal um.


    "Blue, manchmal machst du mir echt Angst mit deiner Genauigkeit und Vorausplanung" sagte Nick beeindruckt über Blue jetziges Erscheinungsbild. "Wieso?" fragte Blue ruhig. "Das kommt schon sehr, sehr nahe an die Kinder des Atoms heran. Wie es mir scheint, hast du versucht, dich gut über die Kinder zu informieren. Du schaffst es, mich immer wieder zu überraschen." "Nick, du kennst mich doch. Wenn ich es irgendwie bewerkstelligen kann, versuche ich Konflikte unblutig zu lösen. Und das heißt manchmal auch, sich in die Gegenseite zu versetzten. Nur muss ich den Kindern irgendwie nahebringen, dass sie mich in ihre Gemeinschaft aufnehmen. Nur normalerweise mögen sie Supermutanten aufgrund ihres Glaubens nicht besonders. Aber auch da habe ich mir noch etwas zurechtgelegt. Aber mir war es erstmal wichtig mich als Anhänger des Atoms zu kleiden. Ich hoffe dadurch, dass sie nicht gleich auf mich bei Sichtkontakt schießen und ich mit ihnen ins Gespräch kommen kann." erklärte Blue. "Tja, das könnte vielleicht wirklich klappen. Sieht auf jeden Fall echt authentisch aus, was du dir da überlegt und gebaut hast." sagte Nick nachdenklich.


    Blue war soweit fast fertig. Er befestigte an seinem Superhammen noch ein Seil, so dass er ihn sich umhängen konnte. Beide gingen zu Longfellow und Grummpel, um sich zu verabschieden. Longfellow schaute Blue fast schon böse an als er in seinem Aufzug die Hütte betrat, dann hellte sich plötzlich sein Gesicht auf. Er hatte so eine Ahnung was Blue vorhatte. "Du bist ein verdammt schlauer Fuchs, Kapitän. Die Wolf im Schafspelznummer. Seid vorsichtig ihr beiden. Ich hoffe, wir sehen uns wieder." sagte Longfellow. "Bis bald Longfellow." Nick und Blue verließen die beiden und auf dem Weg runter von der Insel, auf der Longfellows Behausung lag, nahm Blue noch den selbstgefertigten Stab mit. Dieser verbreitete ein schummeriges gelb-grünliches Licht, welches sich in Blues Augen brach. Er hatte sich die Kapuze aufgezogen und der Nebel begann wieder stärker aufzuziehen. Er und Nick gaben dadurch ein leicht unheimliches Bild ab. Beide wanderten los und folgten den Pfaden, die ihnen Longfellow am Abend zuvor geschildert hatte. Beide erreichten etwa nach einem Tag Fußmarsch die Nähe des Nukleus und Blue beobachtete die Umgebung erst einmal eine ganze Weile, bevor er sich mit Nick dem Nukleus weiter annäherte.

  • 104. Vor Atoms heiliger Halle

    Nach einer Weile schien Blue mit seiner Beobachtung fertig zu sein. Er drehte sich zu Nick um. "Dann wollen wir mal. Kommst du Nick? Ich hoffe, mein Plan geht auf." seufzte Blue. Dann stiegen beide von der kleinen Erhöhung herunter und näherten sich dem Nukleus. Dieser lag am Ende eines Sees und man konnte die geschlossenen Tore der ehemaligen Marinebasis schon von weitem sehen. Je näher sie sich dem Ende des Sees näherten, desto mehr veränderte das Wasser seine Farbe in leuchtendes bis schillerndes Gelb. Ein untrügliches Zeichen, dass es hier zu einer erhöhten Konzentration von radioaktivem Material kam. Blue schob kurz den Ärmel hoch und schaute auf die Anzeige seines Pipboys, die seine Vermutung bestätigte. Die Anzeige war teils recht hoch und schwankte. Den Ton hatte Blue bereits bei Longfellow ausgeschaltet.


    Sie gingen langsam weiter und waren fast da, als sie auf Entfernung ein Gespräch zwischen vier Leuten beobachten konnten. Verstehen konnten Nick und Blue aufgrund der Entfernung kaum etwas. Zwei von ihnen schienen Wachen oder Ähnliches der Kinder des Atoms zu sein. Die anderen beiden schienen Gläubige des Atoms zu sein. Das Gespräch ging für einen der Gläubigen nicht gut aus. Der andere Gläubige erschoss ihn ohne Vorwarnung. Dann sprach kurz einer der Wächter mit dem übrig gebliebenen und gab den Weg frei. Der Gläubige verschwand dann durch eine kleine Tür ins Innere des Nukleus. "Die haben hier aber seltsame und konsequente Sitten." flüstere Nick. "Ja, das sieht so aus. Wir müssen extrem vorsichtig sein. Aber wir müssen irgendwie da rein, um DiMAs Speicherbänke raus zu holen. Und ich möchte nicht irgendwelche unschuldigen Menschen umbringen müssen." Blue schnaufte kurz, wie er es tat, wenn er sich über etwas ärgerte. "Dieser Idiot Allen Lee hat die ganze Sache mit seiner Tat nur unnötig verschärft. Jetzt können wir beiden erstmal zusehen, dass das Ganze nicht noch weiter eskaliert."


    Nick und Blue näherten sich weiter dem Nukleus und die Wächter hatten die beiden erblickt. Sie hatten ihre Waffen bereits im Anschlag und zielten auf die beiden. Sie schienen ein wenig verunsichert aufgrund Blues Aufzug. Der blieb in einiger Entfernung stehen, verbeugte sich mit einem Mal sehr tief und sprach die beiden mit extrem freundlich-brummiger Stimme an "Ehrenwerte Wächter des Atoms, sagt sind das die heiligen Hallen des Atoms, der Nukleus? Dann wäre meine Pilgerreise endlich abgeschlossen. Gepriesen sei Atom" Die beiden Wächter sahen sich total irrtiert an. Einen Supermutanten, der friedlich, gut sprechen konnte und dann scheinbar noch zu den Kindern des Atoms gehörte, so etwas hatten die beiden noch nicht erlebt. Einer der beiden gewann relativ schnell seine Fassung wieder und stellte sich Blue vor "Ich bin Großfanatiker Richter und ja du bist am Eingang zu Nukleus. Sag, wie kommt jemand deiner Art dazu den großen Atom anzubeten? Eigentlich gehörst du nicht zu den Geschätzten Atoms und wie hast du von diesem Ort erfahren?" fragte Richter misstrauisch.


    "Ich kann euer Misstrauen sehr gut mir gegenüber gut verstehen. Die meisten meiner Art sind barbarisch und ich habe einige von ihnen Atoms Gnade zuteilwerden lassen, weil sie meine Brüder und Schwestern im Krater des Atoms belästigt haben. Mutter Isolde meinte hier im hohen Norden wären sehr ehrenwerte Kinder des Atoms, die noch weitere eifrige Gläubige benötigen könnten und hat mich auf Pilgereise geschickt." Blue macht daraufhin eine kleine Gesprächspause und seufze dabei. "Der arme, alte Blue hat daraufhin das Commonwealth Richtung Norden durchwandert und sich bis hierhin durchgeschlagen. Ich hoffe, ich kann bei euch ruhige Zuflucht finden und Atom in allen Belangen dienen." sagte Blue mit gespielter trauriger Stimme. Nick stand neben ihm und verzog keine Miene.


    Großfanatiker überlegte kurz. "Ich werde mit dem hohen Beichtvater über deine Bitte sprechen. Du bist zwar ungewöhnlich für ein Kind des Atoms, bist aber wirklich mit Hingabe dabei. Und du scheinst unsere Brüder und Schwestern im Commonwealth zu kennen. Wie hättest du sonst zu uns gefunden. Allerdings wirst auch du das Ritual des Atoms durchführen müssen, um zu sehen, dass du wirklich würdig bist, Atom auch hier angemessen zu dienen. Nicht weit von hier gibt es eine von Atom gesegnete Quelle. Aus dieser wirst du trinken. Bist du würdig, wirst du es überleben und vielleicht von Atom die eine oder andere Version erhalten. Solltest du nicht würdig sein, werden wir uns erst am Ende aller Spaltungen wiedersehen." sagte Richter sehr ernst zu Blue.


    "Gerne werde ich eurer Tradition folgen und auf Atoms Erleuchtung hoffen. Ich werde der Empfehlung Folge leisten und die gesegnete Quelle aufsuchen." Blue verbeugte sich wiederum und machte sich zur Quelle auf. Großfanatiker Richter schüttelte kurz den Kopf, als er Blue und Nick hinterher schaute. Er murmelte irgendwas von "Die Wege des Atoms sind unergründlich" und verschwand durch die Tür, die in den Nukleus führte und ersuchte hohen Beichtvater Tektus um Rat. Der andere Wächter blieb zurück. Blue und Nick suchten die beschriebene Quelle auf. "Jetzt weiß ich, warum du mir nichts genaues über deine Vorhaben erzählt hast, Großer." flüsterte Nick auf dem Weg zu Quelle. "Würde ich dich nicht relativ gut kennen, hätte ich dir das gerade wirklich abgekauft, Das war richtig gut. Ich hätte dich wirklich für verrückt gehalten."


    "Vielleicht bin ich das ja Nick, verrückt. Total durchgeknallt" flüsterte Blue in einem Tonfall zurück, der Nick nicht wirklich gefiel. Die ganze derzeitige Atmosphäre verstärkte Nicks Unwohlsein noch. Nick schaute Blue fragend an. Blue grinste zurück. "Blue, sage das wie gerade in diesem Tonfall nie wieder. Ich bin echt froh, dass wir beide Freunde sind und auf der gleichen Seite stehen. Dich möchte ich wirklich nicht als Feind haben."

    "Tut mir leid Nick, ich wollte dich gerade nicht erschrecken" seufzte Blue. "Wir sind und bleiben Freunde, egal was kommt. Und ich werde immer versuchen, moralisch das Richtige zu tun. Aber ich muss im Moment authentisch wirken. Mein...freundliches...Äußeres ist in manchen Situationen nicht hilfreich...Manchmal wünschte ich..." Blue sprach nicht aus was er in dem Moment dachte. Sie erreichten die Quelle und Nick betrachtete das gelblich glühende Wasser. "Das sieht nicht wirklich gesund aus, bist du sicher, dass du da einen Schluck von nehmen willst?" Nick schüttelte sich. Blue sah sich das Wasser ebenfalls an. "Ich denke, dass mir das nicht viel tun dürfte. In der Beziehung hat es auch Vorteile ein Supermutant zu sein. Obwohl ich ehrlicherweise gestehen muss, dass ich weniger belastetes Wasser vorziehe." "Ach, stimmt hatte ich vergessen, in der Beziehung haut dich ja kaum etwas um. Außer es ist vier bis fünf Meter groß und hat notorisch schlechte Laune..." sagte Nick. "...und meint auf mich drauf fallen zu müssen. Danke Nick, da hättest muss du mich nicht dran erinnern müssen...Nun gut, dann neben wir mal eine Schluck aus Atoms guter Brauerei."


    Blue formte seine Hände wie ein Schüssel und nahm ein Schluck von dem Wasser und wartete ab, ob etwas passierte. Erst tat sich gar nichts, dann veränderte sich Blues Wahrnehmung etwa für dreißig Sekunden. Eine schemenhafte Gestalt rannte an ihm vorbei und verschwand in der Ferne, wo man ein niedriges Gebäude erahnen konnte. Danach normalisierte sich die Wahrnehmung wieder, da der Körper sehr schnell den Giftcocktail wieder entgiftet hatte. "Alles in Ordnung, Großer?" Nick hatte bemerkt, dass Blue für einen Moment merkwürdig abwesend erschien. "Es ist alles in Ordnung, Nick. Dieses Wasser ist ganz schön gefährlich für einen normalen Menschen. Das dürften die wenigsten überleben und wenn nicht ohne Schaden. Selbst ich habe es für einen Moment gespürt und eine Art kurze Vision gehabt. Ich möchte nicht wissen, was da noch alles im Wasser drin ist. Komm, ich möchte mir da hinten was ansehen."

    Die beiden wanderten zu dem kleinen Gebäude, was teils mit Fässern aus radioaktivem Giftmüll umstanden war. Als sie dort ankamen, wurden sie von einigen Ghulen angegriffen. Blue zerlegt sie mit einigen gezielten Schlägen und ging dann in das Gebäude. Im Inneren fand er eine kleine Figur, die seine Aufmerksamkeit erregte. Er nahm sie mit. "Und etwas gefunden?" fragte Nick neugierig. "Ja, hier diese merkwürdige Figur" Blue hielt Nick die Figur hin. "Wirklich merkwürdig." Nick betrachtet sie aufmerksam. Beide machten sich auf den Rückweg zum Nukleus. Großfanatiker Richter schien sie schon zu erwarten.


    Blue schilderte wieder in seiner speziellen Art, was er wahrgenommen und gefunden hatte. Der Großfanatiker war sichtlich beeindruckt. "Also du hast für einen kurzen Moment tatsächlich die Mutter des Nebels gesehen und dann auch noch diese Figur...da scheint Atom dir wirklich wohl gesonnen zu sein. Der hohe Beichtvater wird deinen Bericht ebenfalls hören wollen. Er hat auch die Erlaubnis gegeben, dass du an unserer Gemeinschaft teilhaben kannst. Der Weg in den Nukleus steht dir nun frei. Der hohe Beichtvater hält übrigens gerade seine Predigt ab, wenn ihr euch beeilt, könnt ihr ihr noch lauschen." Blues Plan hatte funktioniert und die beiden betraten unbehelligt die alte Marinebasis.

  • 105. Die Bürde der Vergangenheit

    Nachdem sie in den Nukleus eingetreten waren, tat sich ein langer Gang vor ihnen auf. In einiger Entfernung konnten die beiden alte Dekontaminationsbögen erkennen. Diese schienen in irgendeiner Weise modifiziert worden zu sein. Nick und Blue gingen den Gang entlang. Blue ging vor Nick. Da der Gang relativ niedrig war, mußte Blue wieder einmal gebückt laufen. Nick betrachtete Blue von hinten. Er sah in seinem Aufzug aus, wie ein sehr großer und alter Mann, der sich gebeugt vom Alter auf seinen Stock stützte. Nick fragte sich in diesem Moment, wie alt Blue wohl war. Diese Frage setzte bei Nick eine ganze Kaskade in Gang. Das Phänomen hatte er das letzte Mal gehabt, als Blue ihn bat nach seiner Herkunft zu forschen.


    Das war vor einiger Zeit gewesen, damals in Diamond City. Das war vor etwas weniger als einem Jahr gewesen. Nick kam es wie eine Ewigkeit vor. Er hatte seitdem kaum etwas über Blues Vergangenheit in Erfahrung bringen können. Sie waren seitdem beide gute Freunde geworden und konnten sich blind aufeinander verlassen. Nick konnte Blue in vielen Dingen sehr gut einschätzen. Aber kannte er ihn wirklich? Konnte man jemanden richtig kennen, der sein ganzes Leben davor vergessen hatte und dessen Gedächtnis sich scheinbar nur sehr langsam daran machte zurück zu kehren. Manchmal war Blue ein wirkliches Rätsel für Nick.


    Das betraf ins besonderer seinen Wissensschatz, den er mit sich herumtrug und teils wissentlich, teils unwissentlich nutze. Blue erkannte den Nutzen mancher Vorkriegsdinge relativ schnell und nutzte gerade als Anführer der Minutemen ausgeklügelte militärische Taktiken, wie sie wahrscheinlich vor dem großen Krieg geläufig gewesen sein mussten, wie Nick vermutete. Nick kombinierte hier erneut zwei Dinge, die er sich damals schon im Ansatz überlegt hatte. Entweder hatte jemand Blue sehr gut diese Dinge beigebracht oder er ist bereits vor dem großen Krieg geboren worden. Dann war er wirklich sehr alt. "Aber da hast du einen Denkfehler, alter Freund." sagte Nick zu selbst. "Er ist ein Supermutant...und soweit ich weiss, sind die erst nach dem großen Krieg aufgetaucht und wenn ich mich richtig erinnere, bleibt von den Personen, die diesen Prozess überleben nicht mehr viel des alten Ichs über...Hmm." Nick überlegte wieder, kam aber auf keinen Konsens. Ihm kamen weitere Dinge in dem Sinn, was Blue ihm selbst vor einiger Zeit berichtet hatte. "Diesen Traum, von dem er mir erzählt hatte..."


    Nick hatte nie den Ausdruck in Blues Augen vergessen, als er Nick von diesem Traum oder Erinnerung erzählte. Schmerzerfüllt und gequält hatten sie ausgesehen und er hatte am ganzen Körper gezittert. Blue hatte zwar versucht, das Zittern vor ihm und Wisemen zu verstecken. Es war immer aber trotzdem nicht entgangen. "Was dir da auch immer passiert ist alter Freund, das muss sehr einschneidend für dich gewesen sein...ich muss mich da mal dringend wieder rein hängen, wenn wir wieder im Commonwealth sind. Ich wüßte doch zu gerne mehr über dich..." Nick wurde aus seinen Gedanken gerissen. Blue sprach ihn an. Er war nicht weitergelaufen, als er merkte, dass Nick mit einem Mal nachdenklich auf der Stelle stehen blieb. "Nick? Ist alles in Ordnung? Du sahst so...abwesend aus." Blue schien ehrlich besorgt um Nick zu sein. "Ja, alles in Ordnung. Ich habe nur nachgedacht...über dich."


    "Wieso? Gebe ich dir im Moment einen Grund dazu? Falls du dir Sorgen machst, dass ich mich hier zu sehr..." fragte Blue leicht verunsichert. Nick unterbrach ihn. "Nein, Blue. Das ist es nicht. Das hast du schon gut überlegt. Es ist nur...das...ich...Sag mal Großer, hattest du in letzter Zeit wieder Flashbacks oder Träume, die dich aufgewühlt haben?" fragte Nick. "Nein, leider oder Gott sei Dank nicht. Warum fragst du?" fragte Blue nachdenklich. Nick runzelte die Stirn und bohrte weiter nach. "Warum so unentschlossen, du bist doch sonst immer sehr zielgenau in deinen Aussagen?" Blue schien nachzudenken und schloss für einen Moment kurz die Augen. "Ich weiss nicht, wie ich es erklären soll, Nick. Einerseits wäre ich froh mich wieder anständig erinnern zu können...aber was wäre wenn diese Erinnerungen...nun ja... eine Vergangenheit zu Tage fördern, die nicht zu meinem jetzigen Sein passt...vielleicht bin ich ja irgendein entlaufendes Experiment oder ein Massenmörder...verstehst du was ich meine? Ich fühle mich diesbezüglich regelrecht entzwei gerissen."


    Blue seufzte. "Du hast Angst vor deiner eigenen Vergangenheit, verstehe ich dich richtig?" fragte Nick. "Ich würde es nicht direkt als Angst bezeichnen, eher als Unwohlsein. Nick, ich möchte den Leuten hier und Commonwealth wirklich aus tiefster Seele helfen und dass auch bis zum Ende durchführen. Dass sie ein sicheres und einigermaßen friedliche Leben miteinander führen können..." "Ach Großer, deine idealistische und hilfsbereite Art bekommt man nicht einfach durch einen Schlag auf den Kopf. Ich denke schon, dass das wirklich du bist. Du... wir sollten wirklich uns dahinter klemmen und versuchen rauszufinden, was vor dem Commonwealth war...Auch wenn du es selbst nicht wahr haben möchtest, aber ich glaube dein Unterbewußtsein beschäftigt sich damit in letzter Zeit sehr damit. Und ich möchte nicht, dass dich das irgendwann negativ in deinen Entscheidungen beeinflußt..." Nick beendete den Satz absichtlich nicht. Blue sah Nick wieder nachdenklich an. "...ich glaube ich verstehe, was du mir sagen möchtest...du sorgst dich darüber...das ich...ich formuliere es mal so, dass ich aufgrund dessen mental abbaue? Das...habe...ich so noch...nicht bedacht..." Blue kratzte sich am Kopf. "Nick, danke, dass du so ehrlich warst. Ich muss mich dann wohl doch in irgendeiner Form meiner Vergangenheit stellen, damit anderes eine Zukunft hat. Da könnte ich wohl etwas Hilfe bei brauchen." "Die wirst du bekommen. Ich weiss zwar noch nicht wie, aber dafür sind Freunde ja schließlich da." Das Gespräch der beiden hatte etwa nur fünf Minuten gedauert und sie gingen langsam weiter.


    Von irgendwoher konnte man eine strenge und trotzdem angenehme Stimme hören. Es schien die vom hohen Beichtvater Tektus zu sein. Er hielt schon seit einiger Zeit seine Rede und wenn man ihm zuhörte, ohne die eigentlichen Ereignisse um die Insel, Far Harbor und Acadia zu kennen, hätte man seiner Argumentation wirklich zustimmen können. Er stellte die Kinder als Opfer von Gewalt dar, die insbesondere von den Bewohnern von Far Harbor ausging. Tektus predigte noch eine ganze Weile und Nick und Blue hörten zu. Dann war er fertig und verschwand von der Redekanzel, welche sich auf dem alten U-boot befand, im Inneren desselben. Blue betrachtete den Nukleus interessiert. Die Kinder des Atoms hatten sich in der alten Marinebasis mit Holzhütten, die aufeinander und nebeneinander standen, häuslich eingerichtet. Das Kernstück des Nukleus bildete aber das alte U-boot in der Mitte. Es lag trocken und unter ihm konnte man den Austritt verschiedener Stoffe erkennen. Nach über zweihundert Jahren war der Rumpf des Schiffes ziemlich durchgerostet und der Reaktor schien undicht zu sein.


    Als Nick und Blue sich den Holzhäusern nährten, fiel ihnen ein relativ junger Mensch auf, der in der Nähe des alten Ubootes betete. Er sah nicht gut aus und die Strahlenkrankheit schien von ihm Besitz ergriffen zu haben. Einige der Kinder des Atoms waren gegen die Strahlung immun, dieser schien es nicht zu sein. Sie gingen weiter und einige der Kinder betrachteten die beiden neugierig und aufgeschlossen. Keine Anzeichen von Aggression schlugen ihnen entgegen, so dass sich die beiden in Ruhe den Nukleus ansehen konnten. "Die sind hier ausgesprochen nett zu einem" stellte Nick verwundert fest und flüsterte Blue leise zu. "Nicht wie einige Bewohner von Far Harbor." Blue nickte. "Da hast du Recht. Das Problem liegt auf beiden Seiten bei bestimmten Personen." sagte Blue feststellend. "Tektus und Allen Lee?" flüsterte Nick leise. Blue bestätigte Nicks Aussage.


    Eine ganze Zeit später hatten sie sich außerhalb des U-bootes fast alles angesehen und sich zum Teil auch schon bei einigen Kindern des Atoms vorstellen können. Die Gespräche verliefen allesamt relativ friedlich. Nick und Blue machten sich nun auf den Weg zum hohen Beichtvater. Großfanatiker Richter hatte ihnen das noch nahegelegt, nachdem er die beiden in den Nukleus hineinließ.

  • 106. Im Nukleus

    Nick und Blue gingen über einen hölzernen Pfad auf das alte U-Boot. Es hatte vor dem großen Krieg den Namen USS Democracy getragen. Durch ein enges Schott betraten sie das Schiff und gingen einen kurze Gang entlang. Dann sahen sie Beichtvater Tektus, er saß auf einer Art Thron mittig im Raum des alten U-Boots. Tektus Alter konnten beide schlecht einschätzen. Er sah etwa aus wie fünfzig, aber es sah so aus, als würde er Anzeichen einer leichten Strahlenkrankheit tragen. Er war in eine eigenwillige Kluft gekleidet und trug eine ebenso merkwürdige Kopfbedeckung. Zwei Wächter der Kinder des Atoms standen in seiner Nähe. Er musterte erst Nick und im Anschluss Blue. Seine Miene drückt eine gewisse Neugier aus. Auch schien er beiden im Moment keinerlei negativen Regungen entgegen zu bringen. Nick wunderte sich ein wenig darüber, hatte er doch befürchtet das Tektus ihn gegenüber negativ wegen DiMa eingestellt war.


    Tektus schien aber die beiden nicht in einen Zusammenhang zu bringen. Blue blieb in einiger Entfernung stehen und grüßte den hohen Beichtvater in der derselben respektvollen Art, wie er es schon am Tor bei Großfanatiker Richter getan hatte. Dieser antwortete höflich zurück und stellte Blue Fragen. Einige davon betrafen auch die Kinder des Atoms im Commonwealth. Blue beantwortete sie ruhig und in der Art der Anhänger des Atoms. Der hohe Beichtvater schien Blue ein wenig prüfen zu wollen. Er schien mit der Antwort der Fragen zufrieden zu sein. Tektus begann von sich aus von den Problemen erzählen, die die Kinder des Atoms hatten. Insbesondere das Verhalten der Bewohner von Far Harbor klagte er hart an und kritisierte DiMa, den er nur den alten Synth nannte, für die Nebelfänger. Diese seien ein Affront gegen Atom. Das versuchte er insbesondere Blue zu vermitteln, der ihm aufmerksam zuhörte. Je länger das Gespräch dauert, desto mehr merkte man Tektus Wut auf die Bewohner von Far Harbor und er begann langsam davon zu sprechen, bald eine Lösung des Problems anzustreben. Und diese war nicht friedlicher Natur.


    Er sprach zwar auch mit Nick der neben Blue stand. Aber insgesamt konzentrierte Tektus sein Gespräch auf Blue. Nick konnte sich nicht des Gefühls erwehren, dass Tektus versuchte Blue für seine Sache zu vereinnahmen. Tektus war ein guter Prediger und wirkte sehr überzeugend. Er hatte aufgrund des friedfertigen Verhaltens Blues, ihm Gegenüber weniger Vorurteile als sonst andere Menschen, aber Tektus hatte irgendetwas im Sinn mit Blue. Das merkte man zwischenzeitlich sehr deutlich. Er umschmeichelt Blue regelrecht und dieser ging zum Schein darauf auch noch ein. Als das Gespräch fast zu Ende war betraute er Blue mit einem kleinen Auftrag und er versprach Tektus dieser baldmöglichst nachzugehen. Kurz darauf entließ Tektus die beiden aus dem Gespräch und beide verließen das U-Boot.


    Nick und Blue zogen sich daraufhin in eine ruhige Ecke des Nukleus zurück. Etwas abseits von den anderen Kindern des Atoms. Hier richtete Blue sich ein wenig häuslich ein. Einer der Kinder hatten ihm ein paar Sachen mitgegeben. Damit fertigte er eine Schlafstätte, die für seine Größe etwas kleingeraten war, aber mehr ließ sich aus dem derzeitigen Material nicht machen. Aber er lag wenigsten zu einem gewissen Teil weich, wenn er schlafen wollte. Durch die Erkundung des Nukleus und dem Gespräch mit Tektus war es mittlerweile Abends geworden. Es herrschte in der alten Marinebasis ein schummerig gelbes Licht, welches von einem Teil von den leuchtenden Glasflaschen ausging, die überall dort aufgestellt waren, der andere Teil des Leuchtens ging von dem leckgeschlagenen U-Boot aus.


    "Das war ein sehr informatives Gespräch, wir haben einiges an Neuigkeiten bekommen. Auch wenn sie nicht unbedingt positiv sind, oder Großer?" stellte Nick fest. Er schaute dabei zu Blue hinüber, der sich auf seine behelfsmäßige Schlafstätte gesetzt und sich an die dahinter liegende Wand angelehnt hatte. Er streckte die Beine gerade aus und verschränkte sein Arme und schien kurz über etwas nachzudenken, bevor er auf Nicks Frage antwortete. "Nicht positiv *kurzes Seufzen* Das ist fast noch ein wenig untertrieben, mein alter Freund." Blue hatte seine Stirn in Falten gelegt. "Das wird sehr, sehr schwierig werden, die beiden Seiten davon abzuhalten sich zu bekämpfen. Ich denke, wir werden hier den Leuten erstmal genauso helfen, wie denen in...du weißt schon wo."


    Blue war mit der Nennung des Namens von Far Harbor im Nukleus sehr vorsichtig. Die Kinder des Atoms hatten sie aufgenommen und durften erst einmal keinen Verdacht schöpfen, warum Nick und Blue wirklich hier waren. "Und hast du schon eine Ahnung wo wir nach den ...bestimmten Sachen... suchen müssen?" fragte Nick neugierig. Blue nickte und zeigte kurz auf eine Tür, die sich im hinteren Teil der Anlage befand. Sie war sehr weit oben und davor stand eine Wache. "Das sieht so aus, als würden wir dahinter das Gesuchte finden. Wie ich mit einem Ohr mitbekommen habe, haben die Kinder sogar schon versucht an die Erinnerungen von DiMa zu kommen. Aber sie haben die alte Verteidigung der Marinebasis wohl ausgelöst und nun ja... der Weg ist dadurch für sie erst einmal versperrt und verschafft uns erstmal Zeit." sagte Blue mit relativ gedämpfter Stimme.


    "Ist das nicht auch für uns auch schlecht? Ich meine diese alten Verteidigungen in den Militärbasen sind ja nicht ohne." wandte Nick ein. "Das stimmt wohl, aber ich mach mir ein Bild davon, wenn wir dort sind. Vielleicht fällt mir da, das eine oder anderen noch ein." sagte Blue. "Erst einmal ist wichtig, das wir das Vertrauen der Leute gewinnen. Das heißt, bevor wir dort hingehen, lassen wir ersteinmal etwas Zeit ins Land gehen. Das wäre zu auffällig, wenn wir dort in relativer kurzer Zeit hineingehen. Da wird Tektus unter Umständen misstrausich." Nick und Blue unterhielten sich noch eine Zeit über bestimmte Dinge. Als sie damit abgeschlossen hatten, legt sich Blue schlafen.

  • 107. Vergangene Gespräche

    Blue schlief einige Stunden. Während dessen schaute sich Nick nochmal im Nukleus um, beobachtete einige Dinge und kehrte dann zu seinem Freund zurück und setzte sich auf eine alte Kiste und betrachtete ihn aufmerksam. Blue schlief noch in seiner halbaufrechten Position gegen die Wand gelehnt. Er hatte die Kapuze abgelegt gehabt, bevor er eingeschlafen war. Der Kopf war nach vorne geneigt und das Kinn war auf die Brust gesunken und auf den ersten Blick sah es so aus als würde, als würde er sehr ruhig schlafen. Blue hatte die Hände auf den Bauch abgelegt. "Das sieht aber nicht sehr besonders bequem für ihn aus, so wie er da schläft." dachte Nick und fing gerade an sich Gedanken über ihre nächsten Schritte zu machen, als Blue plötzlich anfing im Schlaf unruhig zu werden. Seine Hände fingen abwechselnd an zu zucken. Blue schien irgendetwas zu träumen. Einige Zeit später fing er sogar an im Schlaf zu reden. Nick brach seinen Gedankengang ab und fing an zu lauschen. Es interessierte ihn auf einmal sehr was Blue von sich gab. Manchmal war es ziemlich schwierig zu verstehen, aber grundsätzlich sprach Blue recht deutlich und er schien sich in seinem Traum mit jemand zu unterhalten.


    "...Avens hat sich gemeldet? Brauchen Unterstützung...bei Willow Beach?...erneut Caesars Legion? Du sagst, Kräfteverhältnis 1 zu 4? Das ist gar nicht gut. Wenn NCR gegen Legion verliert... auch nicht gut für uns...für Bruderschaft ebenfalls nicht... *kurze Pause*..." Blue schien in seinem Traum etwas zu überlegen. Nick hörte weiter gespannt zu. Er war sich sicher fast sicher, das aufgrund der Art, wie das Gespräch verlief, es eine Mischung zwischen Traum und Erinnerung aus der Vergangenheit sein könnte. Blues Unterbewußtsein schien im Schlaf sehr aktiv zu sein und war wohl dabei irgendwelche Erinnerungen zu sortieren. Blue murmelt weiter im Schlaf "...er hat...nicht...gesprochen mit*unverständliches Murmeln* ball... Das ist schlecht *brummeln*...sehr schlecht...*schnaufen* verdammter Dickkopf...gefährdet seine Leute und Bürger. Egal...helfen Avens...auch wenn...militärische Führung nichts weiss von Hilferuf...Ob ich mir sicher bin?...Ja. Wenn NCR fällt...derber Rückschlag...Das können wir...das werden wir nicht zulassen...Wie viele? Alles, was wir entbehren können...ohne eigene Sicherheit zu gefährden...*undeutliche Gemurmel*...kräftig in den Hintern treten...Ich werde mitgehen"


    Blue wurde wieder ruhiger. Der Traum schien zu wechseln. "Endlich mal wieder raus...aber Wetter...verschlechtert sich Zusehens. Muss noch einige Dinge prüfen ... bevor wieder vom Luftschiff runter...Hmm, sieht nach starkem Rad-Sturm aus...sollte mich beeilen...Leute müssen Schutzausrüstung..." Blue veränderte mit einem Mal ein wenig die Schlafposition und neigte sich nach links und war wieder ruhig. Die Traumphase war wohl zu Ende. Nach etwa drei weiteren Stunden Schlaf wachte Blue langsam auf. Nick hatte sich in der Zwischenzeit einige Gedanken zu dem Gespräch gemacht, das er mitbekommen hatte, aber es blieb ihm ein Rätsel. Nick hatte jetzt noch mehr Fragen im Kopf zu Blues Vergangenheit als vorher.


    Blue schien relativ gut geschlafen zu haben und stand auf. Nick betrachtete ihn nachdenklich "Gut geschlafen? Das sah übrigens nicht sehr bequem aus, wie du geschlafen hast." "Eigentlich habe ich gut geschlafen...außerdem bequem kann ja jeder, Nick." Blue grinste. Er schien ausgesprochen gute Laune zu haben. "Weißt du eigentlich, das du im Schlaf sprichst, Großer? Du warst heute Nacht äußerst redselig." sagte Nick nachdenklich. "Ich habe im Schlaf gesprochen, wirklich? Worüber denn?" fragte Blue neugierig. " Ich kann mich nicht wirklich an etwas erinnern. Außer, dass ich seit langem schon nicht mehr so tief und erholsam geschlafen habe." "Tja, mein Freund, wenn ich das mal wüßte, also..." Nick erzählte Blue, was er verstanden hatte. Dieser hörte Nick sehr aufmerksam zu. "Und sagt dir das oder erinnerte dich das an etwas? fragte Nick Blue. Der schüttelte nur den Kopf. Blue dachte wieder eine ganze Zeit angestrengt nach. " Nein nichts. Es ist wie...weggewischt. Aber Danke Nick, vielleicht hilft es mir doch irgendwie oder irgendwann weiter..." sagte Blue diesmal sehr nachdenklich.


    "Du scheinst auf irgendeinem Wege von der Westküste nach hier gekommen zu sein, NCR und Caesars Legion deuten darauf hin. Und einen Teil davon mit einem kleinen Luftschiff. Und du oder ihr scheint an irgendeinem Kampf teilnehmen zu wollen. Merkwürdig. Ich habe so einiges an Geschichten aus dem Westen gehört...naja zumindestens habe ich jetzt einen neuen Ansatz...da werde ich mich drum kümmern, wenn wir wieder im Commonwealth sind." sagte Nick. "Danke, alter Freund. Mal eine andere Frage Nick, wie lange sind wir jetzt eigentlich schon auf dieser Insel?" fragte Blue plötzlich etwas besorgt. "Etwas mehr als ein Monat plus minus ein paar Tage. Warum fragst du?" "Nur so. Ich hoffe nur, dass alles im Commonwealth glatt läuft."


    Nick und Blue waren fertig mit dem Gespräch und erörterten kurz, wie sie weiter vorgehen wollten. Die nächsten drei Wochen waren sie sehr häufig dabei den Kindern des Atoms in vielen Dingen zu helfen und das Vertrauen wuchs auch auf Seiten der Kinder. Zwischenzeitlich besuchten die beiden auch Acadia, Longfellow und Far Harbor. Allerdings zog Blue während diesen Besuchen sein Verkleidung aus, so dass niemand Verdacht schöpfte. Longfellows Wunde verheilte gut und er war froh Nick und Blue immer wieder gesund und munter zu sehen. Grummpel hatte sich während Blues Abwesenheit sehr mit Longfellow angefreundet, aber er freute sich auch sehr Blue mal wieder zu sehen. Auch in Acadia war es im Moment friedlich und Curie unterhielt sich häufiger mit Farraday. Die beiden verstanden sich gut und waren häufig gemeinsam am Fachsimpeln als Nick und Blue hin und wieder vorbei kamen. Im Moment war es relativ ruhig zwischen den Fraktionen auf der Insel. Nick und Blue fingen langsam Planung an, wie sie möglichst unauffällig an DiMas Erinnerungen kämen und sie beschlossen in den nächsten Tagen ein Versuch zu starten, diese zu bergen.

  • 108. Offenbarungen

    Nukleus. Anfang Januar 2289


    Nick und Blue waren wieder im Nukleus angekommen. Sie beschlossen heute Nacht einen Ausflug in die Kommandozentrale der alten Marinebasis zu machen. Nick hatte herausgefunden, dass es eine kurze Zeitspanne gab, in denen man sich unentdeckt in den hinteren Teil des Nukleus schleichen konnte. Blue und Nick hatten sich in ihren Bereich zurückgezogen und unterhielten mit gedämpfter Stimme über unterschiedliche Dinge, die sie zusammen erlebt hatten. Hin und wieder lachten die beiden sogar. Es war etwa gegen Mitternacht, als Nick und Blue sich leise Richtung der Tür schlichen, die tiefer in die alte Basis führte. Sie hätten zwar auch tagesüber dorthin gehen können, sie wollten aber kein Aufsehen erregen und den Kinder des Atoms und insbesondere Tektus keine Rechenschaft darüber ablegen, was sie hier auch immer finden würden. Sie gingen sehr vorsichtig vor.


    Die Verteidigung der alten Basis war durch ein versuchtes Eindringen der Kinder des Atoms aktiviert worden. Nick und Blue standen vor einem langen Gang, in dem man in einiger Entfernung ein fast undurchdringliches Laserfeld sah. Sobald die Laserstrahlen berührt würden, würde die Geschützte aktiviert, die sich ebenfalls an verschiedenen Stellen des langen Ganges befanden. Beide überlegten und suchten nach einer Möglichkeit, weiter in die Basis einzudringen. "Das sieht aber übelst gesichert aus. Dagegen waren Fort Hagen und andere militärische Stützpunkte im Commonwealth ja der reinste Kindergeburtstag. Wir könnten ja versuchen, die Geschütze auszuschalten, aber es gibt hier kaum Deckung. Und vermutlich schiessen alle gleichzeitig los, wenn wir eines beharken." sagte Nick frustriert. "Und nebenbei wird das einen riesen Lärm veranstalten."


    Blue stimmte Nick in beiden Fällen zu. Er beobachtete nochmal eine ganze Zeit das Laserfeld, hatte aber auch noch keine Idee. "Hmm. Nick wir sollten vielleicht mal in den Gang hier rechts schauen, vielleicht hilft uns das weiter." bemerkte Blue und zeigte Richtung des Ganges, den er meinte. "Ein Versuch wäre es wert, Großer. Was DiMa mit seinen Erinnerungen hier auch immer versteckt hat, muss extrem gefährlich sein, sonst hätte er es nicht an einen solchen geschützten Ort deponiert." sagte Nick zu Blue. "Das denke ich auch. Auf eine Art ist es gut, dass es so gut geschützt ist. So kann es nicht in falsche Hände fallen. Was es uns jetzt aber auch nicht einfach macht." sagte Blue nachdenklich und ging vor Nick in den Gang.


    Sie folgten ihm eine Zeit und standen dann in einem Raum, der vor dem Krieg wohl eine kleine Werkstatt für Powerrüstungen gewesen war. Der einzige Durchgang war vor langer Zeit eingestürzt und der Schutt versperrte den Weg tiefer hinein. Es war eine Sackgasse. Blue trat zum verschütteten Durchgang hin und schaute sich ihn an, dann schüttelte er den Kopf. "Hier werden wir nicht weiterkommen. Der dahinterliegende Bereich scheint komplett eingestürzt zu sein. Wir müssen dann wohl wieder zurück. Aber vielleicht sollten wir uns in dem Raum hier nochmal gründlicher umsehen. Vielleicht befindet sich hier etwas was uns weiterhilft."

    Beide suchten den Raum ab, fanden aber zunächst nichts. Bis Nick eine merkwürdig aussehende Stelle in der Wand auf fiel. Er drückte darauf herum und mit einem Mal öffnete sich eine quadratische Öffnung in der Wand und eine Computerkonsole fuhr knarzend heraus. "Hoppla, was ist das den Schönes. Scheint eine Art Notfallkonsole zu sein...und sie ist auch noch funktionsfähig. Dann schauen wir uns mal das gute Stück an." pfiff Nick erstaunt. Anschließend tippte er auf der Tastatur des Computers herum. Dann hörte man ihn leise fluchen. "Das wäre ja auch zu schön gewesen. Himmel ist das eine Verschlüsslung, so was habe ich noch nicht gesehen, ohne die richtigen Codes kann ich da Jahre lang ausprobieren. Und so viel Zeit werden wir nicht haben."

    Nick war frustriert. "Nick, dürfte ich mir das Ganze mal ansehen?" fragte Blue neugierig. "Na klar, vielleicht fällt dir ja was ein. Obwohl ich nicht glaube, dass wir an dieser Stelle weiterkommen." Blue ging zum Computer hin. Bevor er auf der Tastatur anfing herum zu tippen, zog er sich seine speziellen Handschuhe an, der er aus dem Seitenbeutel herauszog. Dann betrachtete er in Ruhe, dass was auf dem Bildschirm des Computers stand. Er verschränkte dann die beiden Arme miteinander, anschließend führt er seine Hand zur Stirn und stand einen ganzen Moment mit geschlossenen Augen da und schien hoch konzentriert über etwas nachzudenken. Dann öffnete er seine Augen wieder und murmelte etwas wie "... das könnte ich ausprobieren..." dann fing Blue auf der Tastatur relativ zügig an zu tippen. Nick sah ihm aufmerksam zu.


    Dann geschah etwas, was Nick nicht für möglich gehalten hatte. Blue schaffte es tatsächlich die Verschlüsselung des Computers zu knacken. Nick beobachtete ihn dabei, wie er hoch konzentriert und in einer Geschwindigkeit mit seinen Hände Zahlen- und Buchstabenkolonnen eintippte, die Nick bei Blue nicht für möglich gehalten hätte. Blue schien sich bei den Eingaben beeilen zu müssen. Er konnte teilweise erkennen, wie eine Zeit auf dem Monitor ablaufen zu schien. Die Hände flogen buchstäblich über die Tastatur und nach etwas zwei Minuten war der Code geknackt und man konnte ein kurzes Lächeln über Blues Gesicht huschen sehen. Nick war erst einmal völlig sprachlos. Blue konnte nun auf das Zugreifen, was sich auf dem Rechner befand. Er schien einige Sachen zu lesen und seufzte kurz und schüttelte den Kopf. Dann suchte er weiter. Tatsächlich fand er auf diesem Computer die Möglichkeit, einen Teil der Abwehr abzuschalten. Dies umfasste auch den Bereich mit dem langen und schwer gesicherten Gang.


    Blue schaltete sie ab und sie machten sich auf den Weg zurück. "Wir müssen trotzdem sehr vorsichtig sein, wenn wir uns weiter hineinbewegen. Ich konnte nicht auf alles zugreifen und nur einiges auf passiv setzten. Man scheint gewisse Teile absichtlich voneinander getrennt zu haben. Wahrscheinlich für den Fall einer...Kompromitierung des Basis. Es kann also gut sein, das uns das ein oder andere Unangenehme noch erwartet." Nick nickte und folgte Blue schweigsam. Sie durchschritten den Gang, der zuvor für sie versperrt war und kamen so immer tiefer hinein. An einigen Stellen in der Basis waren noch die alten Roboter aktiv. Es waren sogar einige Agressotrons dabei. Blue schaltete sie schnell im Nachkampf aus. Es ging weiter. An einigen Stellen schaltete Blue über weitere Computerterminals die Geschütze aus. So kamen sie nach einiger Zeit in die Hauptkommandozentrale an.


    "Mein Güte, die haben das hier vor dem großen Krieg aber ziemlich abgesichert. Das muss für die Leute hier extrem wichtig gewesen sein." sagte Nick aufgrund der hohen Sicherung der Basis. "Es ist wegen dem Schiff, dem alten U-Boot, Nick." sagte Blue nachdenklich. "Wieso hat man dann das Schiff nicht auch so abgesichert." fragte Nick, der zunächst nicht wußte, was Blue meinte. "Entschuldige Nick, da habe ich mich etwas ungenau ausgedrückt. Es ist das was das Schiff mit sich trägt...die Atomwaffen. Wenn ich mich noch richtig erinnere, dann wurden zum Starten dieser...Waffen besondere Codes benötigt. Ich befürchte, ich weiss, was DiMa hier gefunden haben könnte..." sagte Blue sehr besorgt. "Du meinst doch nicht...Aber das wäre..." Nick schwieg. "Komm, wir müssen es herausfinden, ob es tatsächlich so ist. Wenn hier so etwas ist, muß es schnellstmöglich außer Reichweite der Kinder und aller anderen."


    In der Kommandozentrale befand sich eine Computerkonsole, die scheinbar modifiziert worden war. Nachdem Nick den Notstrom der alten Basis angestellt hatte und Blue einen weiteren Aggressotron ausgeschaltet hatte, machten sie sich daran, das Programm von Farraday auf der Konsole zu installieren. Die Konsole war mit einem merkwürdigen Helm verbunden, der sofort herunter fuhr, als Blue das Programm startete. Plötzlich war Blue in einer Umgebung, wie er sie noch nicht gesehen hatte. Der Vorhof zu DiMas Erinnerungen. Blue musste sich durch eine ganze Anzahl von Abwehrmechanismen arbeiten, aber schlussendlich schaffte er DiMas Erinnerung zu sichern. Sie wurden automatisch auf Holoband gespeichert und Blue konnte sogar DiMas Erinnerung hören. Nur was er hörte, versetzte ihn zum Teil in Alarmbereitschaft.


    Es war wie Blue vermutet hatte, DiMa hatte tatsächlich die Startcodes für die Nuklearraketen gefunden. Er hatte sie aber sorgsam gesichert und versteckt. Blue erfuhr durch die Audiologs, dass DiMa vor vielen Jahren vor einem Dilemma stand. Die Situation zwischen den Bewohnern von Far Harbor und den Kindern war damals sehr schlecht und er hatte aus Verzweiflung und Angst um Acadia einen sehr gefährlichen Plan beschlossen. Er hätte die beiden Seiten aufgrund seiner Vorkehrungen auslöschen können, hatte es aber nicht getan, weil er es moralisch verwerflich fand und es nicht konnte.


    Blue konnte sehr gut verstehen, warum DiMa diese Gedanken aus seinem Kopf verbannt hatte. Er hatte Gewissenbisse gehabt und wurde damit nicht fertig. Deshalb hatte er sie sich aus seinem Kopf entfernt. Blue wußte durch die Angaben auf den Logs, wo sich die Dinge befanden, die diese Pläne auslösten. Zwei weitere Logs waren ebenfalls interessant. In einer ging es um Nick und DiMa. DiMa hatte die Wahrheit gesagt. Er war tatsächlich mit ihm aus dem Institut geflohen und mußte Nick aufgrund seiner Verwirrtheit k.o schlagen. Auf einem anderen Log war die alte Erfrischungsfabrik von VIM erwähnt, dort musste auch etwas stattgefunden haben, was für DiMa sehr wichtig gewesen sein musste.


    Als Blue aus DiMas Gedankenwelt wieder zurück war, erzählte er Nick alles, was er gehört hatte. Nick war ebenfalls sehr besorgt und wußte erstmal nicht, wie sie weiter vorgehen sollten. Er sah Blue an. Dieser schien bereits einen Entschluss gefasst zu haben. Nick konnte das deutlich an Blues Gesicht ablesen. "Wir müssen uns um diese Dinge kümmern, Nick. Und uns um die noch offenen Rätsel kümmern. Da steckt noch mehr dahinter. Und zwar relativ zügig. Bevor das Ganze noch Schlimmer wird. Vor allem dürfen die Startcodes nicht in die falschen Hände kommen." sagte Blue ernst. "Da stimme ich dir zu, Großer. Wir müssen rausfinden, was DiMa damals in aller Umfänglichkeit vor hatte und das entschärfen. Blue... was machen wir mit den Codes, wenn wir sie finden?"


    Blue sah Nick, bei dieser Frage so durchdringend an, dass er erst dachte er hätte etwas Falsches gesagt. "Was werden wir damit tun, wenn wir sie finden, Nick? Das fragst du mich doch nicht wirklich, oder? Es gibt dafür nur eine Lösung... unschädlich machen. Wir werden doch nicht anfangen, mit diesen Waffen herumzuhantieren..." Blue reagierte recht heftige auf die Frage. "So war das auch nicht gemeint, da müsstest du mich doch kennen..." sagte Nick etwas gekränkt. "Entschuldige. Das war von mir auch nicht so gemeint...ich habe wohl ein wenig überreagiert. Mir gefällt alleine die Vorstellung nicht diese Sache zu bergen und diese Codes in den Händen zu halten... diese Waffen haben so viel Leid gebracht...aber wir können die Codes auch nicht da lassen, wo sie jetzt sind." Blue seufzte. "Wir sollten zusehen, dass wir hier wieder raus gehen. Ich werde die Abwehr auch wieder aktivieren. Die Kinder müssen nicht wissen, das wir es geschafft haben." Nick stimmte ihm zu.


    Bevor sie sich wieder auf den Weg zurück zum Nukleus machten wollte Nick Blue noch etwas fragen. "Sag mal, Großer. Die Aktion mit dem Knacken der Verschlüsselung, wie hast du das gemacht? Und war da noch etwas gespeichert, du hast den Kopf geschüttelt, als du gelesen hast. Vor allem, ich wußte gar nicht, wie schnell du tippen kannst." Blue blickte Nick an und sagte "Ich...habe den Verschlüsselungsalgorithmus einfach erkannt...ich scheine ihn wohl von irgendwoher zu kennen...aber ich weiss nicht wie...wo...wann? Solche Sachen waren eigentlich nicht vielen bekannt" sagte Blue mehr zu sich als zu Nick. Dann schaute er wieder zu Nick. "Es stand noch etwas in dem Terminal, von den Leuten vor dem großen Krieg...ich hatte den Eindruck, dass der Kapitän des U-Boots sein eigenes Schiff sabotiert hat...um nicht am Krieg teilnehmen zu müssen."


    Nick und Blue machten sich auf dem Rückweg und Blue aktiviere wieder das Verteidigungssystem. Dann kehrten sie wieder zu ihrem Platz im Nukleus zurück. Ihre Abwesenheit war scheinbar nicht aufgefallen. Sie hatten die Bitte von DiMa erfüllt und würden bald zu den anderen Orten aufbrechen, von denen in den Audiologs die Rede war. Blue hatte sich auf seine provisorische Schlafstelle gesetzt und dachte sehr angestrengt nach. Er schien aber auf keinen Konsens bei seinen Gedanken zu kommen. So beschloss er sich erst einmal schlafen zu legen und am morgigen Tag weiter zu planen. Er wünschte Nick eine gute Nacht und schlief bald danach auch ein. Auch Nick hatte einiges zum Nachdenken. DiMa war tatsächlich so eine Art Bruder. Er wußte noch nicht, wie er damit umgehen sollte.

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