40. Ein Lichtblick im Dunklen
Westküste. Lassen Volcanic National Park. Etwa zwanzig Jahre vor dem großen Krieg 2057
Er war auf dem Rückweg aus Washington DC. Wie zu erwarten war, hatte er dort in den alten Archiven nichts gefunden. Das war auch im Moment eher nebensächlich. Ihn beschäftigte eine andere Sache viel mehr. Der Besuch bei einem alten Freund war der Auslöser. "Alter Freund. *enttäuschtes Schnaufen* Eher Verräter aller amerikanischen Grundgedanken ... Ich muss mich beruhigen" dachte er. "Einen klaren Gedanken fassen." Er war innerlich absolut aufgewühlt, und das war bei ihm extrem selten. Für ihn war heute eine komplette Welt zusammen gebrochen.
Er war von einem seiner alten Freunde eingeladen gewesen und hatte die Einladung angenommen. So konnte er zwei Dinge auf einmal erledigen. Seit seiner Pensionierung hatte er sich komplett aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen und lebte jetzt fast allein. Nur sein alter Freund George Cornally war zu ihm gezogen, kurz nachdem Georges Frau unerwartet verstorben war. Er schätze die Ruhe des Nationalparks des Lassen Volcanic National Park in dessen Nähe er wohnte. Der Besuch bei einem speziellen Freund in Washington D.C. war eine der seltenen Besuche, die er hin und wieder noch machte. "Hätte ich die Einladung doch bloß nicht angenommen. Obwohl, ich glaube die hätten mich hier dann aufgesucht." Er seufzte.
Was ihm so zusetzte war die Tatsache, dass sie bei seinem Freund besonderen Besuch bekommen hatten. Dieser "Besuch" hatte ihm einige Dinge gezeigt und erzählt, dass er für geeignet befunden wäre bei Ihrer Organisation mitzumachen. Obwohl mitmachen nicht der direkte Begriff dafür wahr. Man hatte ihn versucht massiv unter Druck zu setzen, indem man ihn Überwachungsbilder von seinen Freunden zeigte um ihn dazu zu bringen mitzumachen. Es wurde ihm verdeutlicht , was passieren würde, wenn er nicht kooperieren würde. Seine Freunde wären in Lebensgefahr. Er bat sich nach dem Gespräch eine Vorbereitungszeit aus und sagte zunächst oberflächlich zu.
Er suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus der Situation und wusste niemanden, mit dem er darüber sprechen konnte. Eigentlich wollte er George da nicht mit reinziehen. "Ich mache bei dieser Sache nicht mit, das ist Verrat. Verrat an allem. Da nehme ich mir lieber einen Strick oder ich erschieße mich, als bei so was mitzumachen...Ich muss runter kommen. Es muss doch eine Möglichkeit geben, was dagegen zu unternehmen. Aber wem kann ich trauen? Die scheinen sich ja überall festgesetzt zu haben. Ich muss erst einmal in Ruhe nachdenken." Die Luft hier oben beruhigt ihn. Er war endlich zu Hause angekommen. George stand schon auf der Veranda und winkte ihm fröhlich zu. George war wohl gerade beim Angeln gewesen.
Er stieg aus dem Auto aus, einem kleinen schwarzen Pickup und ging auf George zu. "Hey alter Freund was ist los? Du schaust drein, als stände morgen der Weltuntergang vor der Tür. So schlimm ist die derzeitige politische Lage doch nicht, du alter Schwarzseher." "Ich muss mit jemanden darüber reden, sonst tue ich mir wirklich noch etwas an" dachte er. "Hey George, altes Haus, und haben die Fische gut gebissen?" Er versuchte zu lächeln. "Ja, haben sie. Aber dich bedrückt doch was? Das sehe ich dir an." George begann sich Sorgen zu machen. Er hatte seinen Freund selten so erlebt und sie kannten sich seit ihrer Zeit beim Militärdienst und das waren schon einige Jahrzehnte.
"George? Sollten wir die Fische nicht in den Keller bringen? Da ist es kühl und dann halten die sich länger?" sagte sein Freund und zwinkerte ihm Auffällig zu. "Wird er doch langsam paranoid?" dachte George erst. Einen Moment später fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. "Er hat irgendetwas Wichtiges auf dem Herzen und das soll niemand mitbekommen. Was ist bloß los?". Im Keller des Hauses gab es einen Raum, der aufgrund seiner Konstruktion mehr oder weniger Abhörsicher wahr. Die beiden gingen in den Keller und zogen sich in den Raum zurück. Was ihm sein Freund dort erzählte, erschütterte sein Weltbild genauso.
"Jetzt habe ich dich noch mit in die Sache reingezogen. Aber ich mußte mit jemanden reden." seufzte er einerseits erleichtert und andererseits hangen sie jetzt gemeinsam in diesem Netz ohne Ausweg. "Wie geht es jetzt weiter? Das können wir doch nicht zulassen! Es muss doch eine Möglichkeit geben." schüttelte George den Kopf. "Es muss." "George, ich weiß im Moment auch nicht weiter, ich..."
Es klingelte an der Haustür. "Wir erwarten doch kein Besuch, oder sind sie das etwa schon." dachte er tiefbesorgt und wurde kreidebleich. Auch George reagierte in ähnlicher Weise. Dann klopfte es und man hörte eine verstellte Stimme sagen "Ich weiss, dass Sie beide da sind. Ich bin nicht einer von denen, die in Washington DC bei Ihrem alten Freund zu Besuch waren, Sir. Ich muss mit Ihnen beiden reden. Es ist extrem wichtig. Bitte vertrauen Sie mir. Ich weiss worum es geht." Sie verstanden beide die Welt nicht mehr. Sie schien für beide im Moment aus den Fugen zu geraten. Sie ließen den vermummten Mann ins Haus hinein und verschwanden mit ihm wieder in den Keller.
Was dieser Ihnen erzählt, war kaum zu glauben. Es gab eine kleine Gruppe, die sich aufgrund dieser "Besuche" gebildet und im Untergrund dagegen rebellierte. "Diese Schattenregierung nennt sich hin und wieder auch "Enklave... Vault Tec...unethische Versuche...Atomkrieg..." waren nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Gespräch was die drei miteinander führten. George und sein alter Freund sahen sich an. Das war die Möglichkeit etwas zu tun. Allerdings gab es zurzeit ein großes Problem bei der Gruppe, die Zuflucht in der sie untergekommen waren, war kurz davor aufzufliegen. "Und an dieser Stelle wären wir auf Ihre Hilfe angewiesen, wir würden hier gerne unsere Zuflucht aufbauen. Zu einem sind wir hier weit ab vom Schuss und zum zweiten Wissen wir von ihrem kleinen Privatprojekt. Und bevor Sie jetzt was sagen, Sir. Es weiß sonst niemand davon. Sie waren schon äußerst vorsichtig." "Privatprojekt? Alter Freund, du verblüffst mich immer wieder." George hatte nichts davon mitbekommen.
Ihm war das unangenehm seinem Freund George gegenüber. "Ich habe damit begonnen, bevor du zu mir gezogen bist. Im Moment ruht es. Aber wenn ich es so sehe, ist es gut dass ich damit angefangen habe. Kommt mit, ich zeige es euch. Ist ja praktisch schon hier." Er ging zu einer Wand im Keller und werkelte daran rum. Mit einem Mal schwang die Tür auf und ein kurzer Gang führte in einen kleinen Atombunker. Aber keiner aus der üblichen Fertigung. Einige Roboter waren hier am Werkeln. Dieser kleine Unterschlupf war für 20 bis 25 Leute geeignet. "Ich bin eben gerne auf alles vorbereitet." sagte er schuldbewußt. "Und außerdem habe ich Vault Tec irgendwie nie getraut, was sich jetzt als berechtigt herausgestellt hat."
Nach einem weiteren längeren Gespräch mit dem vermummten Mann war alles soweit geregelt. Wie bei einigen in der Gruppe würden George und sein Freund den Tod vortäuschen, damit die Freunde und Verwandten nicht weiter im Fokus der Enklave standen. Die drei hatten sich auf den Namen für diese schattenartige Organisation geeinigt, die sie alle bedrohte. Ein spezieller Kontaktmann der Gruppe würde den Kontakt zu Außenwelt aufrechterhalten und sämtliche anderen Dinge ausserhalb der neuen Zuflucht regeln. Die Mitglieder der Gruppe kamen aus allen möglichen Sparten und wollten dieser Entwicklung durch die Enklave, wenn möglich entgegenwirken. Das sollte sich aber noch als schwieriger herausstellen als sich alle Beteiligten bis zu dem Zeitpunkt vorstellen konnten.
"Ich wollte schon immer Mal mit einem großen Knall abtreten" scherzte er mit George. "Wird komisch sein, offiziell nicht mehr zu existieren." sagte George. Und so geschah es dann auch zu einem späteren Zeitpunkt. Die beiden kamen offiziell bei einem Absturz eines frühen Vorläufer des späteren Vertibirds ums Leben.