[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 263. Die drei Köpfe einer Hydra - Teil III

    Blue betrachtete das Parlor. Ähnlich wie das Fizztop Grille schien das Parlor ebenfalls für die besser gestellten Menschen in den damaligen Parktagen gedacht gewesen zu sein. Allein das Außendesign sprach dafür. Am Eingang des ehemaligen Restaurants standen zwei Raider der Unternehmer. Blue betrachte sie neugierig , als er in Richtung der Tür ging, die ins Innere führte. Für Raider waren sie ziemlich vornehm angezogen. Selbst die metallene Rüstung passt relativ gut zu dem darunter liegenden schwarzen Nadelstreifenanzug. "Raider, die sich in einem so feinen Zwirn kleiden. Dass ist wirklich eigentümlich. Das nenne ich Kontrastprogramm." dachte er bei sich. Die beiden ließen ihn wortlos passieren.


    Im Parlor angekommen sah er eine Menge Unternehmer. Sie hielten sich im gesamten weitläufigen Innenbereich auf. Draußen im Park selbst waren die Unternehmer im Verhältnis zu den anderen Gruppen der Raider weniger vertreten. Sie schienen sich lieber unter ihresgleichen aufzuhalten. Blue sprach einen der Unternehmer an. "Wo finde ich Megs Black? Ich will mit ihr sprechen." Der Angesprochene betrachtete ihn abschätzig. "Also, wenn du Mags suchst, einfach kurz durch die Tür und dann links. Die ist hinten im Speisesaal. In der Nähe der alten Bühne. Kann man eigentlich nicht übersehen." näselte der Raider. Blue brummte ein kurzes "Danke" und steuerte die alte Bühne an.


    Dort stand eine Frau mit blonden, seitlich etwas hochtoupierten Haaren und einer etwas noch feiner ausgearbeiteten Nadelstreifen Rüstungskombination. Nicht weit von ihr stand ein Mann mit dunklem strähnigen Haar. Sie waren in eine angeregte Unterhaltung vertieft, bis sie feststellten, dass sie besuch bekamen. Sie unterbrachen es und beide beobachteten Blues Herankommen, wobei die Frau, wahrscheinlich Megs Black interessiert schaute. Der Mann neben ihr betrachtete ihn abschätzig. "Muss das sein, dass der Spinner uns gerade jetzt besuchen kommt, wir hatten doch was vor..." sagte der schwarzhaarige Mann genervt. Megs unterbrach ihn rüde. "Schnauze William. Was soll das denn? Wir bekommen gerade wichtigen Besuch. Wo bleiben denn deine Manieren? Hallo, Overboss. Sehr gut, dass du den Weg zu uns gefunden hast. Ich hatte mich schon gefragt, wann du bei uns auftauchen würdest." Megs musterte Blue von oben nach unten.


    "Dir haben wir also Colters Ableben zu verdanken. Das war gut." Der Mann neben Megs äußerte sich nun auch dazu. "Wirklich gut. Der Mann hat uns schlecht aussehen lassen." Die Frau stellte sich vor. "Ich bin Mags Black. Das da ist mein Bruder William. Wir beide und Lizzie Wyath leiten hier die Geschäfte. Wir nennen uns selbst die Unternehmer. Sag Overboss, was hältst du von Gages Plan. Ich denke, du wirst mit ihm schon gesprochen haben, oder?" fragte Megs höflich. Blue war überrascht. Megs, aber auch die anderen Unternehmer verhielten sich nicht so, wie man es von typischen Raidern gewöhnt war. Sie pflegten relativ gute Umgangsformen. "Ja Megs, wir haben darüber gesprochen. Ich finde ihn sehr gut. Es hätte gleich mehrere Vorteile..." antwortete Blue ähnlich höflich wie Megs. "Ich sehe, du bist recht...klug für einen Mutie. Wir hatten gerade noch eine recht...angeregte Diskussion über dich. Weißt du, du bist für uns zurzeit ein nicht einzuschätzender Faktor. Wir haben gerade überlegt, wie wir mit dir verfahren bzw. handeln können." sagte Megs und schaute Blue ernst dabei an.


    "Das kommt darauf an. Wie sähen denn eure Pläne für eine Zusammenarbeit aus?" fragte Blue interessiert. "Nun, es wäre uns sehr daran gelegen, dass du diesen Ort wieder anständig auf die Füße stellst. Dieser Park ist darauf ausgelegt, Leuten die Kronkorken aus der Tasche zu ziehen und das will ich für die Unternehmer nutzen. Natürlich kann man in manchen Situationen mit ein wenig "Überredungskunst" noch mehr herausholen. Du siehst, wir haben langfristige Ziele. Nicht wie Mason und seine tumbes Rudel oder Nisha mit ihrem blutrünstigen Gehabe." sagte Megs. Man hörte deutlich die Verachtung gegenüber der anderen Raider. "Hmm, das klingt nach einem interessanten Konzept. Ich werde darüber nachdenken, Megs." Blue unterhielt sich im weiteren Verlauf mit Megs über das ein oder andere, was die Unternehmer betraf. Dann verließ er das Parlor und schlug den Weg Richtung Fizztop Grille ein. Es galt für ihn jetzt einiges zu Überlegen.


    "Unterschiedlicher können diese Raider nicht sein. Mich wundert es, dass das so lange mit ihnen gut gegangen ist. Mit den Unternehmern könnte ich noch am ehesten eine Zusammenarbeit vortäuschen. Megs liegt für mich gerade noch im akzeptablen Bereich. Mit Nisha und Mason zusammen zuarbeiten widerstrebt mir zu sehr. Jetzt werde ich erstmal wieder zum Fizztop gehen. Gage will mit Sicherheit hören, wie es gelaufen ist." Blue sah sich auf dem Weg zum Fizztop noch ein wenig um und beschloss für den nächsten Tag erst einmal den Markt von Nuka-Town zu besuchen. Dort verkauften die versklavten Bewohner ihre Waren an Reisende. Blue war es aus strategischen Gründen wichtig Nuka-World gut zu kennen. Einige Zeit später erreichte er den Fahrstuhl und fuhr nach oben in das Overbossquartier.

  • 264. In der Ödnis

    Zwei Tage später. Früh am Morgen. Blue schaute über den Park in die Ferne und ließ den Tag gestern Revue passieren. Gestern hatte er sich von Gage alles zu den anderen Parks von Nuka World erklären lassen und anschließend den Nuka-World Markt besucht. Sich die Händler und ihre Angebot dort angesehen. Dabei war er mit Mackenzie Bridgeman ins Gespräch gekommen. Neben der üblichen Vorstellung kam es eine interessante Äußerung aus Mackenzies Richtung. Sie hatte durch Owen erfahren, dass Blue nicht unbedingt dem Raidersein zugeneigt. Trotzdem fühlte sie bei Blue erst vorsichtig vor, der bestätigte Owens Bericht in ihrer Gegenwart mit einem vorsichtigen Nicken. Beide hatten verabredeten sich zu einem späteren Zeitpunkt zu einer tiefergehenden Besprechung zu treffen.


    Auf dem Markt lauschten für die beide zu viele neugierige Ohren mit. Heute wollte Blue sich aber erst die Außenbereiche von Nuka-World und die Umgebung ansehen. Dabei wollte er mit genügend Abstand zu Nuka-World versuchen mit seinen Leuten Kontakt aufzunehmen. Einmal um sie zu warnen und mit ihnen zu besprechen, was die nächsten Schritte wären. "Hey Boss, wo willstn hin? Soll ich mitkommen?" fragte Gage neugierig. Er versuchte aus Blues Vorgehen schlau zu werden. Anders als Colter war Blue ziemlich aktiv und plante bereits erste Dinge. Für Gage war das Verhalten und die Art, welche Blue an den Tag legte, ein absoluter Kontrast zu dem, was er sonst von Supermutanten kannte.


    "Ich will mir den Landstrich ansehen. Die einzelnen Parks von außen sondieren. Mir eine eigene Übersicht verschaffen. Für die Planung, welchen Park ich als Erstes "besuche." Blue war während des Gesprächs gerade dabei, sich für die Erkundungsmission auszurüsten. "Außerdem Gage, sehe ich so aus, als bräuchte ich da draußen einen Aufpasser? Ich gehe allein. Du bleibst hier und legst deine Lauschlappen aus. Ich will früh genug mitbekommen, wenn sich was zwischen den Raiderbanden anbahnt." sagte Blue brummig. Gage konnte er bei dem, was er vorhatte, überhaupt nicht gebrauchen. "Aber Boss..." protestierte der. "Gage? Du hilfst mir so am besten. Soll nicht zu deinem Nachteil sein. Gewöhn dich dran. Ich arbeite allein. Ich habe kein Bock Rücksicht auf jemanden zu nehmen, wenn ich Erkundigungen einhole. Wenn ich Begleiter hatte, endete es meistens so, dass ich irgendjemandes Arsch aus der Scheiße ziehen musste. Das ist lästig." Blue sagte es Gage ziemlich nachdrücklich.


    "Okay, Boss. Geht klar. Werde dann auf Lauschstation gehen. Und Boss...?" "Was noch Gage?" klang Blue genervt. "Sei vorsichtig da draußen. An manchen Ecken läuft ziemlich fieses Viechzeug herum." Gage schien tatsächlich etwas beunruhigt zu sein, dass Blue alleine ins Umland ging. "Dafür habe ich ja meine kleine "Argumentationshilfe" immer dabei. Und ich bin wirklich gut darin, nachhaltige Argumente zu verteilen." Blue tätschelte sorgsam den Kopf des Superhammers, bevor ihr ihn auf dem Rücken befestigte. Der Hammer wog mit den Modifikationen, die die Pendeltons daran vorgenommen hatten fast dreißig Kilo. "Das kann ich mir lebhaft vorstellen. *fieses Lachen* Damit kannst du mit Sicherheit ne Menge Kopfschmerzen verursachen."


    Blue nickte und machte sich auf den Weg. Er trat aus Nuka Town heraus und folgte der alten Straße, die nach Norden führte. Sie lief in Sichtweite der hohen Mauern von Kiddie Kingdom vorbei und schlängelte Richtung Horizont. Ein ganzes Stück entfernt sah er eine alte Red Rocket Tankstation und ziemlich weit im Norden schien es so, dass sich dort eine kleine Stadt befand. Noch weiter da hinter konnte er nur noch schemenhaft ein weiteres und ziemlich großes Bauwerk erkennen. Er beschloss erst einmal auf der Straße zu bleiben und Richtung des Bauwerks zu laufen. Das Bauwerk hatte ihn neugierig gemacht. Die Stadt wollte Blue zunächst meiden. Mit Sicherheit war sie von wilden Ghulen verseucht.


    Nach etwa zwei Stunden ohne Zwischenfälle auf der alten Straße erreichte er die Tankstation und durchsuchte sie. Hier lauerte interessanter Weise keine Gefahr. Blue setzte sich seufzend auf eine alte Metallkiste. Diese beschwerte sich mit einem Knarzen und Quietschen, hielt aber dem Gewicht stand. "Jetzt dürfte ich erst einmal außer Hörweite dieser *unverständliche Gemurre* sein. Gut, das ich Gage mit etwas anderes beschäftigen konnte. Jetzt tut er endlich zur Abwechslung mal was Nützliches." Blue holte sein Notizbuch aus seinem Seitenbeutel und machte einige Notizen.


    "In welchen dieser Parks gehe ich nun als Erstes? Die Galatic Zone wird es mit Sicherheit nicht sein. Wenn das stimmt, was ich an Infos habe, ist er geradezu von Robotern überlaufen. Da brauche ich mehr Vorbereitung. Kiddie Kingdom scheint jede Menge Ghule und andere Merkwürdigkeiten zu haben, also ähnlich wie die Galatic Zone. Hmm. Ich denke, ich fange erst bei Dry Rock Gulch an und arbeite mich dann Richtung Safari Adventure vor. Die Raider müssen erstmal beschäftigt werden. Auf das Gespräch mit Mackenzie bin ich gespannt." Blue schaute nachdenklich in die flache Ebene, die vor ihm lag. Sie wurde nur von dem Park und einigen Überbleibseln von kleineren, längst verfallenen Siedlungen unterbrochen.


    Sie wirkten irgendwie unwirklich in dieser Landschaft. Auf viele Kilometer konnte man jegliche Bewegung in diesem Gelände wahrnehmen. Was strategisch ein Vor- und Nachteil sein konnte. Die Stille und Einsamkeit war bedrückend. Blue sehnte sich in diesem Moment sehr nach seinen Freunden. Er war mit sich unzufrieden. Seine Ausgeglichenheit war ihm bei den Raider fast gänzlich abhandengekommen. Das ein oder andere Mal war er knapp davor gewesen, den einen oder anderen Raider zu Rechenschaft für sein Verhalten gegenüber den ehemaligen Bewohnern oder Gefangenen zu ziehen. Bis jetzt war ihm noch nichts eingefallen, wie er die Leute sofort aus der Schusslinie ziehen konnte, ohne den Schein des Overboss zu verlieren.


    In Blue glomm unterschwellig zurzeit eine kalte Wut auf die Raider. Im Moment konnte er diese noch durch die bissigen Kommentare und Anweisungen in Richtung der Raider abbauen. Aber er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ihm endgültig der Kragen platzte. Deshalb auch die Alleingänge, so konnte er zwischenzeitlich den aufgestauten Frust abbauen. Nach einer kurzen Pause zog es Blue weiter Richtung des Bauwerks am Horizont. Weiter zwei Stunden später stand er an der Straßenkreuzung, die in Richtung der kleinen Stadt führte. Auf dem alten rostigen Schild stand *Bradberton*. Er überquerte die Kreuzung. Endlich wusste er auch was das für ein Bauwerk war, dass er aus der Entfernung gesehen hatte. Es war ein Staudamm.


    Vor dem Krieg war dieser vermutlich für die Wasser- und für einen Teil der Stromerzeugung in diesem Gebiet zuständig. Ein Schild wies in die Richtung *Northpoint Resevoir*. Eine Stunde später stand Blue auf dem selbigen. Er schaute in den halbleeren Stausee. Am entgegengesetzten Ende des Stausees hatten sich Mirelurks niedergelassen. Aus der Entfernung konnte Blue einige Gelege ausmachen und dachte kurz an ein leckeres Mirelurk Omelett im leuchtenden Gecko. Blue stand in der Nähe der alten Wartungsgebäude und betätigte sein Sprechfunkgerät. Er sprach hinein und wartete. Einen Moment hörte man nur das statische Rauschen, dann antwortete jemand seiner Leute auf der Frequenz. Er hatte tatsächlich Glück gehabt. Es war zunächst schwierig zu verstehen, wurde aber von der anderen Seite nachreguliert.


    "Verdammt, Sir. Wir haben schon gedacht Sie gar nicht mehr zu finden. Gut zu hören, dass es Ihnen gut geht. Unsere Gruppe ist auf den Weg Richtung Nuka-World..." Blue war erleichtert und gleichzeitig besorgt. "Ich bin auch froh, den Kontakt endlich herstellen zu können. Hören Sie, bleiben Sie da wo sind jetzt sind. Kommen Sie bloß nicht näher an Nuka-World heran. Die Situation vor Ort ist ziemlich gefährlich für Sie..." Nach einem kurzen Protest mit der Gegenseite, die Blue aus der Situation herausholen wollte, erläutert er in wenigen Worten, welche Gefahr bestand und gab ihm die Anweisung, das Ganze an Preston zu melden. In zwei Tagen wollte Blue sich wieder melden. Bis dahin hatte er noch mehr nützliche Dinge in Erfahrung gebracht, die Ihnen helfen würden gegen die Raider vorzugehen. Er machte sich auf den Rückweg.

  • 265. Heimliche Handlungen

    Blue kam erst wieder gegen Abend in Nuka-Town an. Nachdem er sich vom Staudamm auf den Rückweg gemacht hatte, sah er sich die anderen Parks aus sicherer Entfernung an. Er nutzte dafür sein altes Fernglas, was er ebenfalls fast immer in seinem Seitenbeutel bei sich führte. Seine Einschätzung wurde er durch die Beobachtungen bestätigt. Er würde tatsächlich als allererstes nach Dry Rock Gulch gehen und sich dort umsehen. Er trat durch das Haupttor von Nuka-Town und wandte sich an einen der Raider der Wache hielt. Es war jemand vom Rudel. "Hey Dickhaut, kannst du mir sagen, wo ich das faule Pack von Händler um die Uhrzeit finde?" "Klar Overboss. Haste Probleme mit einen von denen?" fragte der Raider mit der Elefantenmaske interessiert.


    Er hatte wohl Hoffnung einen der Händler malträtieren zu können. "Nein. Habe ich nicht. Geht um etwas Geschäftliches. Sie sollen mir was organisieren. Fürs Parkprojekt. Ich brauche da noch das ein oder andere" sagte Blue ruhig. "Hm. Verstehe ich zwar nicht, aber ich zweifle deine Gründe nicht an. Will ja keinen von dir auf die Nase bekommen. Du könntest doch einfach da rein und alles platt machen, was da kreucht und fleucht." Blue seufzte genervt. "Ja klar. Ich schnapp mir die nächste Minigun und brezel damit wild durch den Park. Klar macht mit Sicherheit riesig Spaß..." Der Raider unterbrach Blue beim Gesagten. "Hehe, da will ich dabei sein. Dann hätten wir endlich mal wieder Aktion..." Blue verdrehte innerlich die Augen.


    Der Raider hier war nicht die hellste Kerze auf der Torte. "Rüssel, halt mal die Schnauze. Das ist Mist. So eine Minigun verträgt sich schlecht mit der Einrichtung der Parks. Wenn ihr euch da häuslich niederlassen wollt, möchte ich nicht anschließend für euch neues Mobiliar besorgen müssen. Aber du hast mir meine Frage von gerade nicht beantwortet." brummte Blue. "Ach. Ja. Stimmt. Neben dem Handelsmarkt sind ihre Unterkünfte. Da wirst du einen von Ihnen aufgabeln. Empfehle mich dann, Boss." Der Raider verschwand Richtung buntem Tor. Blue ging zu den Unterkünften.


    Es waren mehr Holzverhaue, denn Unterkünfte. Richtige Betten sucht man hier vergeblich. Es lagen einige alten Matratzen und Schlafsäcke in den Verhauen herum. Einige der Händler schauten misstrauisch bis ängstlich als Blue zu ihnen kam. Mackenzie briet gerade mit Hilfe eines dünnen, angespitzen Stocks etwas Fleisch über den Feuer. Sie saß dabei auf einem grünen, verblichenen Stuhl. "Hallo Overboss, was verschlägt dich in unsere bescheidene Bleibe. Du hast dich doch bestimmt nur verlaufen." bemerkte Mackenzie sarkastisch. "Ich will mit dir etwas Geschäftliches sprechen. Oben im Fizztop." Mackenzies Mundwinkel umspielte ein kaum sichtbares Lächeln. Sie hatte bereits auf Blue gewartet. Sie waren für heute Abend verabredet gewesen.


    Die anderen Händler waren noch nicht eingeweiht. Mackenzie ging äußerst vorsichtig vor. "Gut Overboss. Ich kann dir aber gleich sagen, dass es für dich keine Extrawurst gibt. Du zahlst auch, sonst bekommen wir die Unkosten nicht gedeckt und verlieren unsere Versorgerquellen." sagte sie ernst aber respektvoll. Blue nickte. "Bin ja nicht blöd Mackenzie. Werdet nur nicht unverschämt, was die Bezahlung betrifft. Sonst ziehe ich andere Seiten auf." Die anderen Anwesenden schluckten. Mackenzie nickte nur leicht. Sie aß noch kurz ihre Essen auf. Es reichte kaum zum Sattwerden. Blue und sie machten sich auf dem Weg zum Fizztop. Gage war an anderer Stelle von Blue beschäftigt worden, so das er in Ruhe mit ihr sprechen konnte.


    Beide fuhren nach oben und verschwanden ins Innere des Fizztop Grille. Innen bot Blue Mackenzie höfflich einen Stuhl an und stellte ihr etwas zu Essen und Trinken hin. Sie nahm das überrascht zu Kenntnis. "Ich...danke, Overboss." Sie trank und aß kurz etwas. "Wenn wir unter uns sind einfach Blue und gerne." sagte er freundlich und war wie ausgewechselt. "Also scheint da wirklich etwas dran zu sein. An Owens Erzählung über dich. Du willst uns tatsächlich helfen und unterstützen? Denn du spielst deine Rolle als Overboss wirklich recht überzeugend. Aus welchem Grund willst du uns helfen?" fragte Mackenzie und schaute Blue nachdenklich dabei an.


    "Aus mehreren Gründen. Einmal weil ich euch wirklich gerne helfen möchte. Dieses Raidergesindel hat euch eure Heimat weggenommen und eure Freunde und Familie umgebracht. Das ist für mich nicht...akzeptabel. Zu Zweiten, sollte es den Raidern tatsächlich gelingen langfristig in den Parks Fuß zufassen, würden sie dem gesamten Umland sehr gefährlich werden. Und zum Dritten würden sie ihre Aufmerksamkeit irgendwann dem Commonwealth und damit meinen Freunden dort zuwenden. Ebenfalls schlecht." erklärte Blue. "Okay. Das sind gute Gründe. Mich überrascht es nur, dass....ja wie soll ich es jetzt sagen...ohne dir zu nahe treten zu wollen... für jemanden von deiner Sorte sehr ungewöhnlich." "Das höre ich sehr oft. Kein Problem." grinste Blue.


    Die beiden verstanden sich gut. Das weitere Gespräch wurde sehr leise gesprochen, so dass nicht die Gefahr bestand, dass die nächsten Planungen offenkundig wurden. Als die beiden fertig waren sah Mackenzie zufrieden aus. Blue hatte sie ein wenig in seine Pläne eingeweiht und um Vertrauen gebeten. Die Minutemen erwähnte er aber nicht offen und bezeichnete sie als seine Freunde, die helfen würden, wenn es soweit war. Im Anschluss brachte Blue Mackenzie zurück zu ihrer Unterkunft. Er war mit dem Gesprächsverlauf auch zufrieden. Er hatte einige neue Dinge erfahren, der er gut für weiteres gebrauchen konnte. Inoffiziell waren die Händler und Blue jetzt Verbündete. Mackenzie würden dafür sorgen, dass die anderen Händler es auch nach und nach erfuhren.

  • 266. Befall

    Blue war erneut auf dem Weg zum Damm. Die letzten zwei Tage hatte er genug damit zu tun gehabt, Vorbereitungen für die Erkundung von Dry Rock Gulch zu treffen. Nebenbei hielt er die Raider noch bei Laune. Wobei sich deren Laune schlagartig hob, nachdem sie mitbekommen hatten, dass der neue Overboss bereits dabei war, Gage Plan in die Tat umzusetzen. Blue hatte sich vorgenommen heute wieder mit seinen Leuten im Commonwealth Rücksprache zu halten. Danach wollte er Dry Rock Gulch betreten. Am frühen Vormittag stand Blue wieder auf der alten Dammkrone. Die Luft war staubig trocken. Die Sonne brannte wie so häufig vom Himmel. Kaum eine Wolke war zu sehen.


    Er versuchte wieder eine Verbindung zu seinen Leuten zu bekommen. Es dauerte diesmal einen ganzen Moment bis sich jemand meldete. Über die Stimme, die sich dann meldete freute er sich umso mehr. "Blue? Hörst du mich? Bitte kommen." *statisches Rauschen* "Preston? Höre ich richtig? Bist du das?" "Positiv. Gott sei Dank. Wir hatten schon befürchtet, nichts mehr von dir zu hören. In was für eine Scheiße bist du denn da reingestolpert, Mann? Als ich die Meldung unserer Leute zuerst gehört habe, dachte ich die hätten dir nicht richtig zugehört." Man konnte deutlich hören, dass Preston um Blue ziemlich besorgt war. "Wie siehst es bei dir aus? Geht es dir einigermaßen gut?"


    "Hmm. Bis auf die Tatsache das ich jetzt scheinbar der Anführer dreier Raidergruppen bin, die sich nicht besonders abkönnen, als deren Laufbursche ich momentan agiere und ich mir ansehen muss, wie die wehrlose Leute quälen und töten, geht es mir, denke ich ganz gut." schnaufte Blue brummig und fügte dann frustriert hinzu. "Das kommt davon, wenn ich Hornochse alleine losziehe um Leuten zu helfen." Einen kleinen Moment hörte man nur das statische Rauschen von der anderen Seite. Dann meldete Preston sich wieder. "Ich...du...Wir werden dich da schon rausholen und zwar so schnell wie es geht..." Blue unterbrach ihn. "...aber nicht ohne die notwendige Vorbereitung, sonst wird das hier eine Todesfalle und endet in einem Blutbad. Und zwar für die Minutemen. Preston, diese Raider sind nicht wie die im Commonwealth. Und wir müssen hier dringend etwas tun. Du musst mir genau zu hören..."


    Blue begann nun alles zu erzählen, was er in den letzten Tagen erfahren hatte und schilderte genau, wie es sich mit den Raidern und den ehemaligen Bewohnern von Nuka-World verhielt. Als er fertig war, schwieg Preston über Funk wieder einen Moment. "Das...hört sich wirklich nicht gut an. Ich werde alles Notwendige in die Wege leiten und einen Teil unserer Leute bereits zusammenziehen. Wir werden erst loslegen und nach Nuka-World kommen, wenn das Okay von deiner Seite kommt. Auf jeden Fall werden wir...das Commonwealth bereit sein. Wenn etwas von deiner Seite...schief gehen sollte." seufzte Preston. "Sei bitte weiterhin vorsichtig. Wann werden wir uns wieder hören?" Blue überlegte einen Moment und antwortete Preston wieder über Funk.


    "Versprochen Preston. Ich denke, in etwa fünf Tagen komme ich wieder an die Stelle am alten Resevoir. Sonst ist es zu auffällig. Ich werde heute den ersten Park betreten und ihn erkunden...Das sollte die Raider in den nächsten Tagen dann beschäftigen. So fällt das dann nicht so auf, wenn ich wieder zu einem "Spaziergang" aufbreche." Preston und Blue führten das Gespräch noch einen Moment fort und verabschiedeten sich bis in fünf Tagen. Blue schlug den Rückweg ein und war in gewisser Hinsicht erleichtert. Die Minutemen und damit das Commonwealth war im Bilde über eine sich aufbauende Bedrohung und man konnte den Leuten von Nuka-World bald gegen die Raider helfen. Zunächst hieß es aber die Raider abzulenken und bei Laune zu halten.


    Als er an den Außenmauern von Kiddie Kingdom vorbei war, folgte er der Straße Richtung Westen bis er in der Höhe des Haupteinganges von Dry Rock Gulch angekommen war. Durch das Haupttor blickte man in einen Park, der nach dem alten wilden Westen gestaltet war. Mehrere rote hohe Bergkegel, die von Wind und Wetter abgeschliffen schienen, prägten die Szenerie. Auch wenn sie künstlich gebaut und gestaltet worden waren, wirkten sie fast echt. Dazwischen verliefen teilweise die Schienen einer alten Achterbahn. Die hatte den Zahn der Zeit aber nicht gut verkraftet und war an mehreren Stellen stark beschädigt und sogar eingestürzt. Blue bewegte sich leise und vorsichtig auf den Eingang zu. Sowohl Gage als auch Mackenzie hatten ihn vor der Gefahr gewarnt, die unter der Oberfläche von Dry Rock Gulch lauerte. Er beherzigte deren eindringliche Warnung.


    Er betrachte aufmerksam den Boden vor ihm und lauschte. Zurzeit fiel Blue nichts Seltsames oder Gefährliches auf. Zwei Minuten später stand Blue auf der verstaubten Hauptstraße der alten Wildweststadt des Parks. Etwa fünf Meter von ihm entfernt lag etwas Ungewöhnliches auf einem der alten Holzfässer, was seine Aufmerksamkeit fesselte. Es sah hochtechnisch aus und schien hier überhaupt nicht hinzugehören. Er schritt in Richtung des seltsamen Gegenstandes, als er plötzlich ein grabendes Geräusch im Boden wahrnahm. Es bewegte sich geradewegs auf ihn zu. Blue blieb stehen, zog den Hammer und wartete kampfbereit. Dabei beobachtete er den Boden um sich genau. Was auf ihn unterirdisch zukam, war weder Rad-Skorpion noch Maulwurfsratte. Das Geräusch war ein anderes.


    Plötzlich brach ein etwa menschenlanger Wurm, der auch noch genauso breit war aus dem Boden hervor. Er bewegte sich rasend schnell auf Blue zu. An der Kopfseite des Wurmes konnte man eine Art Maul oder Mund erkennen. Dieser öffnete sich mit einem Mal in vier Spitzen und tief im Schlund konnte man tausende von kleinen spitzen Zähnen sehen. Blutwürmer wurden diese grauenvollen Ausgeburten des Ödlandes genannt und jeder normale Mensch machte soweit es ihm möglich war einen riesen Bogen um die Gegenden, wo diese Kreaturen lebten. Ohne ausreichende Bewaffnung und Rüstung konnte ein Blutwurm einen erwachsenen Menschen innerhalb von wenigen Augenblicken töten und verzehren.


    Die Raider schickten hin und wieder Gefangene oder besonders aufmüpfige Leute an die Orte, wo solche Würmer lebten. Sie kamen in der Regel äußerst selten vor, aber hier in Dry Rock Gulch konnte man schon von einer regelrechten Verseuchung sprechen. Auch ein Grund mit, warum sich die Raider hier nicht niedergelassen hatten. Selbst die damaligen Bewohner von Nuka-World hatten diesen Bereich nur mit äußerster Vorsicht betreten. Mackenzie vermutete, dass sich hier irgendwo ein großes Nest dieser Kreaturen befinden musste. Der Blutwurm hatte Blue fast erreicht und wollte gerade mit seinem Maul Blues linkes Bein umschlingen, als der den Hammer von oben niedersausen lies. Der Wurm kringelte sich kurz und eine Art Zischen drang aus dem geöfneten Maul. Der Wurm war zwar verletzt, ging aber wieder zum Angriff über.


    Diesmal bekam er den Schlag auf die Mundöffnung. Danach rührte er sich nicht mehr. Blue ging auf Nummer sicher und trat noch einige Male mit voller Wucht seiner Füße auf den Körper des Wurmes ein, so das hinterher nur noch ein Haufen undefinierbares Stückchen Fleisch von dem Wurm über war. Er betrachtete die Überreste immer noch argwöhnisch und lauschte wieder. Nichts. Als er an dem Fass angekommen war, staunte er nicht schlecht, als er sah was dort lag. Eine alte und komplexe Computerplatine. Anhand der kleinen Vorrichtungen, die sich am Rand der Platine befanden, schloss er, dass diese aus irgendetwas entfernt worden war. Rechts oben auf der Platine befand sich ein technischer Aufbau, der mit einem Stern versehen war. "Das ist...hoch interessant. Scheint zu irgendeiner Steuereinheit zu gehören. Nur was macht das Teil an dieser Stelle des Parks. Ich stecke mir die ein. Ich habe so das Gefühl, dass die noch ziemlich wichtig sein könnte." dachte er bei sich. Blue verstaute sie und ging weiter aufmerksam die Hauptstraße von Dry Rock Gulch hinauf.

  • 267. Da ist der Wurm drin

    Er war es einige Meter gegangen, schon vernahm er wieder das grabende Geräusch. Es dauerte auch nicht lange, dann schossen erneut Blutwürmer aus dem Boden. Es war zwei. Sie waren von unterschiedlicher Größe, kamen aber an den ersten am Eingang nicht heran. Blue wehrte sie erneut mit dem Hammer ab. "Hier kann man ja keine zwei Meter gehen, ohne von diesen Würmern angefallen zu werden. Langsam beginne ich zu verstehen, warum Colter nicht unbedingt in diese Parks wollte. Ohne ausreichende Unterstützung kann das hier ganz schnell zum Selbstmordkommando werden. Wenn ich Colter gewesen wäre, hätte ich den Raidergangs auch nicht vertraut. Ich muss erstmal sehen, wo diese Viecher herkommen. Solange die hier aktiv sind, sollte niemand der Park betreten um sich anzusiedeln...obwohl um die Raider wäre es ja nicht schade...aber diese Würmer unterscheiden da ja nicht...leider." brummte Blue in sich hinein.


    In einiger Entfernung sah Blue einige Protektons stehen. Sie hielten sich an unterschiedlichen Stellen der alten Westernstadt auf. Einer von ihnen hielt sich sogar im Saloon der Westernstadt auf. Besonders auffällig war an ihnen, dass sie Hüte trugen. Genauer gesagt Cowboyhüte. Einer dieser merkwürdig aussehenden Protektons kam mit der typischen Bewegung dieser Roboter in Blues Richtung gewackelt. Er brauchte einen ganzen Moment bis er bei ihm ankam, zwischenzeitlich nahm Blue wieder grabende Geräusche wahr. Zwei weitere Blutwürmer tauchten auf und Blue wehrte sie erneut ab. "Howdy Partner, willkommen in Dry Rock Gulch..." begrüßte der Roboter Blue und spulte sein altes Programm ab.


    Dadurch erfuhr Blue, dass man einen Schlüssel brauchte, um in das Gebäude der alten Minenachterbahn zu kommen. Es gehörte zu einer Art Schnitzeljagd, die in den Tagen vor dem großen Krieg mit den damaligen Besuchern zur Unterhaltung abgehalten wurde. Der Protektron, der den Namen Sheriff Eagle trug, empfahl ihm drei weitere Personen aufzusuchen. Mindestens zwei von ihnen schienen die Protektrons zu sein, die er weiter hinten sah. Nach den Hinweisen zur Schnitzeljagd fragte Blue ihn nach den merkwürdigen Würmern. Sheriff Eagle ignorierte die Anfrage zunächst komplett. Blue wusste aber durch Erfahrung, dass die Protektrons auch immer einen Sicherheitsmodus hatten und diese potentielle Gefahr wahrnehmen mussten.


    Er probierte etwas aus. Mit Hilfe seines Pipboys hackte er die Sicherheitseinstellungen des Roboters und fragte ihn anschließend nochmal. Bevor der Roboter sich aufgrund der festeingestellten Sicherheitsparameter neu bootete erfuhr Blue, dass das Problem mit dem Blutwürmern den Protektrons geläufig war und er bekam sogar ein Hinweis, von wo das Problem ausging. Mad Mulligans Mine. Jetzt war es sinnvoll die Schnitzeljagd mitzumachen und in das Gebäude der Minenachterbahn vorzudringen. Als erstes ging Blue zu dem Protektron, der neben dem Geschäft des Totengräbers an der ehemaligen Schmiede des Hufschmieds stand. Dieser forderte ihm zu einem Duell heraus und drückte Blue eine antiquierte Pistole in die Hand.


    Der sah sie sich nachdenklich an. "Na, dieses gute Stück werde ich noch nicht einmal mit meinem kleinen Finger bedienen können. Dafür ist der Abzug einfach zu klein dimensioniert. Tja und meine eigenen Waffen zu benutzen...das würde den armen One-Eye-Ike ein wenig zerlegen... vielleicht könnte ich... " One-Eye-Ike kommentierte die Bedenkzeit. "Hast du etwa Bammel, dich mit mir anzulegen, Deputy?" Blue versuchte, das Problem anders zu lösen. Zerstört nützte ihm der Roboter nicht. Auch hier nahm er Zugriff auf die Einstellungen des Protektrons und fand in den manuellen Einstellungen ein Option zum Aushändigen für einen Teil eines Codes, der zu Ausgabe eines Schlüssels für die Mine benötigt wurde.


    Blue hatte nun den ersten Teil erhalten und machte sich auf den Weg zu den anderen. Als er gerade an einem der großen und schreiend rot lackierten Parkmülleimer vorbeilief, stach ihm etwas sofort ins Auge. "Hey, das ist doch..." dann ging er zum besagten Mülleimer und zog eine gelbes, pferdeähnliches und recht groß gehaltenes Kinderspielzeug heraus und freute sich. "...unglaublich gut erhalten und fast vollständig. Das wäre doch etwas für Arlen oder die Kinder in Sanctuary." Was Blue in den Händen hielt, war ein Giddyup Buttercup. Ein beliebtes, aber auch ein recht teures Kinderspielzeug, dass sich vor dem Krieg großer Beliebtheit erfreute. Auch heute war es noch sehr gefragt. Allerdings fand man nur noch selten ein komplett vollständiges Buttercup.


    Blue stopfte es behutsam in seinen Rucksack und ging weiter. Er war fast am Saloon angekommen, als wieder die altbekannten unterirdischen Geräusche anfingen. Blue seufzte. "Hier ist wirklich eine nachhaltige Schädlingsbekämpfung angesagt. Diese Viecher müssen sich hier überall im Boden befinden." Weitere Würmer kamen aus dem Erdboden hervor. Kleinere und größere. Wieder schlug Blue sie zu einer breiigen Masse zusammen. Danach betrat der den Saloon und wechselte mit dem vermeintlichen Barkeeper Doc Phosphate, natürlich wieder ein Protektron, einige Worte. Auch hier ging er wieder wie vorher vor. Der Roboter wurde ebenfalls gehackt. Er wollte die Codeteile für den Schlüssel schnell zusammen bekommen, damit er sich der Blutwurmproblematik zügig annehmen konnte. Bei so einem Befall, der schon draußen im Park herrschte, wollte er sich gar nicht vorstellen, wie erst das Nest aussehen musste.


    Als letztes besuchte er Giddyup Kid. Der sucht ganz verzweifelt nach seinen ausgebrochenen Pferden. Er spulte erst sein Programm ab und schien dann auf irgendeine Weise wahrzunehmen, dass Blue ein Buttercup bei sich trug. Er freute sich und bat Blue das Buttercup wieder in seinen Stall zurückzubringen. Ein kleiner Pferch hinter dem Protektron. Blue überlegt einen Moment. Eigentlich war es viel zu schade, das Buttercup hier wieder zurückzulassen. Deswegen programmierte er auch diesen Roboter soweit um, dass er ihm einen weiteren Code für den Schlüssel aushändigte. Nun waren alle Teile zusammen und Blue schilderte Sheriff Eagle seinen Erfolg und überreichte ihm die Codes. Der händigte darauf hin Blue den Schlüssel aus.


    Kurze Zeit später betrat Blue das Gebäude von Mad Mulligans Mine. Hier drinnen war es im Moment totenstill. Hatte sich der Roboter doch geirrt und die Probleme mit den Blutwürmern waren an anderer Stelle zu suchen. Blue wurde bald eines Besseren belehrt. Er durchstreifte den alten Anstellweg. Hier gab es immer wieder nett eingerichtete Szenerien, die zur Gestaltung der Mine passte. In einer der Szenerien lag ein totes Brahmiluff. Irgendetwas war merkwürdig an ihm. Unter der aufgeblähten Haut konnte man deutlich Bewegungen erkennen. Blue beobachtete wachsam diese Merkwürdigkeit und bewegt sich vorsichtig auf das Brahmiluff zu. Plötzlich platzte das Brahmiluff auf. Mehrere Blutwürmer verließen den Kadaver und schossen auf Blue zu. "Hm diese Kadaver sind die Kinderstube der Blutwürmer. Gut zu wissen. Jetzt bin ich gewarnt." stellte er besorgt fest.


    Blue bewegte sich weiter durch die Mine, nachdem er sich um die frischgeschlüpften Würmer gekümmert hatte. Immer wieder kam es zu Angriffen. Bis Blue letztendlich das Hauptnest im Bereich der ehemaligen Anstellschlange der alten Achterbahn gefunden hatte. Hier stieß er auf die Blutwurmkönigin. Ein ziemlich monströser Blutwurm, dem Blue schon einige heftige Schläge verpassen musste, bevor dieser sein Leben endgültig aushauchte. Es war ein ziemliches Gemetzel im Anstellbereich. Nicht nur das die Königin angriff. Gleichzeitig platzen auch viele der von den Blutwürmen hier hin verbrachten Kadaver auf und ließen ihren gefährlichen Inhalt heraus.


    Als Blue mit dem Nest fertig war, war er von oben bis unten in dem Blut der Würmer beschmiert und an dem Hammer hingen einige der Innereien. Die Hauptgefahr durch das Nest war gebannt. Blue ging aber auf Nummer sicher und durchsuchte das ganze Gebäude nach Überbleibseln der Würmer. Erst als er damit fertig war, verließ er das Gebäude. Dieser Teil des Parkes sollte nun gefahrloser betreten werden können.

  • 268. Gewalt und Disziplin

    Der erste Park war nur wenige Tage nach seinem Eintreffen und seiner unfreiwilligen Ernennung zum Overboss von Blue zugänglich gemacht worden. Die Gefahr durch die Blutwürmer war hier nun weitestgehend ausgeschaltet. Blue setzt sich für eine Moment auf den mit Steinplatten versehenen Boden in der Nähe der alten Getränkeläden nieder und dachte nach. Welchen der Raidergruppen sollte er diesen Park übergeben? Was machte hier aus strategischer Sicht hier Sinn. Anfangs hatte Blue vorgehabt keinen der Parks an die Raider zu verteilen. Er musste sich dann aber aufgrund der aufgeheizten Situation eingestehen, es doch zu tun, um die anderen Pläne umsetzten zu können, mit denen er den Händlern Nuka-World wieder zurückgeben konnte.


    Solange die Raider in Nuka-Town so eng aufeinander saßen, war es mittlerweile nur eine Frage von wenigen Wochen, vielleicht sogar Tagen, bis die unterschiedlichen Raider einen blutigen Kampf gegeneinander führen würden. Blue musste weiter Zeit gewinnen, bis er die notwendigen Informationen für seine Leute und Preston hatte. Er überlegte einen ganzen Moment, kam aber auf keinen Konsens. Er stand wieder auf und wollte sich gerade auf den Weg Richtung Ausgang des Parks machen, als er in einem der verfilzten Gebüsche etwas Helles aufleuchten sah. Er ging zu dem Gebüsch, bückte sich und griff nach dem Gegenstand. Es war eine Flasche Nuka-Cola mit einem extrem weiß leuchtenden Inhalt. Auf dem leicht verblassten Etikett stand: *Nuka-Quarz*.


    "Hey, ist das nicht die Geschmacksrichtung, die Sierra haben wollte? Hier findet man wirklich allerhand seltenes Zeug. Erst das Buttercup und dann das. Bin mal gespannt, was ich in den anderen Parks noch finden werde." brummte Blue zufrieden und war jetzt noch neugieriger geworden. Ihn hatte der Erkundungsdrang gepackt. Wäre die Sache mit den Raidern nicht gewesen, hätte er wahrscheinlich schon heute noch begonnen in einen weiteren Park hineinzuschauen. Er steckte seinen Fund, die Nuka-Quarz ein und machte sich langsam auf den Rückweg zum Fizztop. Dort würde er in Ruhe überlegen, welche Raidergang als erstes den Zuschlag erhielt. "Möglicherweise ist es sogar sinnvoll sie weit auseinander zu ziehen. Vielleicht kann ich das Ganze so zeitlich regeln, dass sie sich noch nicht fest in den Bereichen niedergelassen haben. Dann können wir sie uns einzeln vorknöpfen und sie sind noch nicht auf einen Angriff vorbereitet..." Blue begann mit diesen Gedankengängen auf dem Rückweg erste Ideen zu entwickeln.


    Als er am nördlichen Eingang von Nuka-Town ankam, senkte sich gerade die Sonne hinter den Horizont und ganz langsam begann die Dämmerung einzusetzen. Aus einiger Entfernung konnte er mehrere Raider streiten hören. Es waren Raider von den Jüngern und vom Rudel. Der Streit schaukelte sich schnell hoch und eskalierte. Einer der Jünger zückte plötzlich ein Messer, rammte es dem Rudelmitglied in die Kehle und drehte es langsam und genüsslich um. Der andere vom Rudel stieß ein wütendes Geheul aus. "Ihr verf****** Bastarde. Dafür wird euch das Rudel jagen." "Dafür muss es erstmal wissen, wer es war. Glaubst du, wir lassen dich weit kommen..." sagte der andere Jünger grinsend und mit eiskalter Stimme.


    "Ich werde euch den Schädel mit meinem Baseballschläger einschlagen. Ich werde es Mason stecken. Und dann bekommt ihr endlich das was ihr verdient..." gifte das Rudelmitglied und schlug mit dem Schläger nach dem Jünger. Er traf das Handgelenk und der Jünger wich zischend zurück. Sie standen sich nun mit gezogenen Waffen gegenüber. "Scheiße. Diese *undeutliches Geschimpfe* Raider. Wenn ich nicht da nicht schnellstens dazwischen gehe, dann kriegen sich das Rudel und die Jünger heute noch gewaltig in die Haare. Wie bekomme ich diese Vollhonks wieder unter Kontrolle?" dachte Blue gereizt. Nur einen Augenblick später fasste er einen Entschluss, den er im Innersten verabscheute. Er musste die Eskalation auf Raiderart beenden. Das hieß für ihn in dem Moment, dass er mit den beiden Jüngern ein Exempel statuieren würde.


    Schnell bewegte er sich zu den Vieren hin. Der mit dem Messer im Hals sackte bereits langsam gurgelnd auf den Boden. Für den kam jede Hilfe zu spät. Die beiden Jünger wollten sich gerade mit dem zweiten Raider vom Rudel befassen, als das Rudelmitglied Blue zu ihnen kommen sah. Er schluckte, wurde kreidebleich und ging dann rückwärts. Er hatte den wütenden Gesichtsausdruck von Blue gesehen. Die beiden Jünger standen mit dem Rücken zu ihm, so dass sie das Zurückweichen missverstanden. "Guckmal. Erst große Klappe und jetzt scheißt der sich in die Hose." grinste der Jünger hämisch. In dem Moment packte Blue die beiden wortlos am Genick und zog sie so hinter sich her. Die beiden wussten im ersten Moment gar nicht, wie ihnen geschah. Blue steuert den Eingang zum Inneren des Fizztop Mountain an.


    An der Tür angekommen, trat er sie einfach ein und schleifte die beiden bis zu Nishas Behausung. Die anderen Jünger im Inneren schauten irritiert und wussten nicht, wie sie damit umgehen sollten, dass der Overboss zwei ihrer Leute so gepackt hat. Nisha trat gerade nach draußen, als Blue wutschnaubend bei ihr ankam. "Nisha, deine Leute haben eine merkwürdige Einstellung von Frieden halten. Du hattest mir gesagt, dass ihr darauf achtet, dass es nicht zwischen den anderen eskaliert. Davon sehe ich hier nichts." sage er sauer und hob die beiden an und hielt sie in Richtung Nisha.


    "Diese beiden Vollpfosten waren gerade dabei ganz öffentlich zwei Mitglieder des Rudels abzumurksen. Und deine Leute haben angefangen. Wie soll ich mit der Verlässlichkeit der Jünger bei meinen Planungen umgehen? Bei gut durchgeplanten Beutezügen kann ich so eine Scheiße überhaupt nicht gebrauchen. Eigentlich wollte ich euch das Recht auf die erste Beute einräumen. Euch Dry Rock Gulch übergeben, nachdem ich dort die Blutwürmer erledigt habe. Aber diese beiden haben gerade dafür gesorgt, dass ich es mir anders überlegen werde. Und nun, Nisha? Überzeug mich davon, dass ich mich auf euch verlassen kann. Dann bedenke ich euch beim nächsten Park...vielleicht."


    Selbst wenn auch nur ein Teil des Gesichts unter der Maske sichtbar war, sah man Nishas deutliches Missfallen. Sie starrte ihre Leute, die Blue immer noch am Genick gepackt hatte, böse an. "Ihr habt es echt verkackt ihr beiden. Euch bei sowas erwischen zu lassen." Ihre Wut war deutlich zu hören. "Aber Nisha...du hast doch gesagt..." "Halt dein Maul. Man sollte schon zwischen Wunsch und Wirklichkeit unterscheiden. Overboss, du kannst mit diesem Dreck machen was du willst. Als Wiedergutmachung. Du wirst dich auf uns verlassen können. Ich werde nachhaltig dafür sorgen." sagte Nisha gereizt. "Ich würde den beiden vielleicht ganz langsam und genüsslich jeden Knochen im Leib brechen, wenn ich an deiner Stelle wäre. Mir würde das auf jeden Fall Befriedigung verschaffen." fügte sie noch ergänzend hinzu.


    "Hm. Kein schlechter Tipp. Ich habe mir auch schon was "Nettes" für die beiden ausgedacht. Ich werde sie noch ein wenig jagen, bevor ich sie unangespitzt in den Boden ramme. Ich hatte an die Nuka-Cars Arena gedacht." sagte er eiskalt zu Nisha. Blue zog mit den beiden Jüngern von dannen und suchte nach Gage. Der sollte die Arena vorbereiten. Nisha weinte ihren beiden Leuten keine Träne nach. Durch die Unvorsichtigkeit der beiden hatten sich die Jünger einen Nachteil bei der Beuteverteilung beim neuen Overboss eingefangen. Diesen Nachteil würde sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie wusste im Moment noch nicht, was sie vom Overboss halten sollte. Fähiger als Colter war er allemal, hatte er doch schon in kürzester Zeit dafür gesorgt, dass sich die Situation zum Besseren für die Raider gewendet hatte. So dachte Nisha zu mindestens.

  • Es entspricht überhaupt nicht Blues Wesen so zu handeln. Da hast du völlig Recht xSaint96. Wie du es schon richtig angemerkt hast: Undercovereinsatz unter besonderen Bedingungen. :ninja:

    Der Aufenthalt unter den Raidern in Nuka-World ist für ihn eine absolute Ausnahme- bzw. Stresssituation und geht an ihm auch nicht ganz spurlos vorbei. :sniper:


    Wie jeder andere auch, hat Blue auch durchaus seine dunklen Seiten (siehe Gunners Plaza, der Vorfall in der General Atomics Galleria, bei Kellog, auf Far Harbor usw.) :skull:

    Natürlich könnte er sich aus dem Staub machen, aber dann würde er die Händler im Stich lassen und eine wachsende Gefahr für die Umgebung und Commonwealth würde bestehen bleiben. Das ist auch keine Option für ihn. Im nächsten Kapitel wird die innere Problematik bei ihm auch deutlicher.


    269. Schreckensherrschaft

    Blue war aus dem Fizztop Mountain getreten und machte sich Richtung Cola Cars auf den Weg. Da kam auch schon Gage angelaufen. "Hey Boss, was hast du mit den beiden vor?" "Ihnen klar und deutlich zeigen was passiert, wenn man meine Pläne sabotiert. Die beiden hätten beinahe dafür gesorgt, dass sich Rudel und Jünger an die Kehle gehen." schnaufte Blue angesäuert. "Oh Scheiße. Soll ich...Wir müssen..." Gage schaute schon fast panisch. "Die Luft anhalten, Gage. Ich war schon bei Nisha. Habe ihr ein paar Takte dazu gesagt. Dass ihre Jungs es vergeigt haben, dass sie den ersten Park bekommen. Den ich heute für euch freigeräumt habe... Nisha hat mir die beiden überlassen..." brummte Blue.


    "Du hast bereits den ersten Park geholt. Wow...du bist ja wirklich einer von der schnellen Sorte. Ich wusste doch, dass ich bei dir den richtigen Riecher..." Gage freute sich. "Gage, bevor du dich weiter selbst beweihräucherst, siehst du zu, dass du die Nuka Cars Arena vorbereitest. Ich möchte mich mit den beiden dort ein wenig "vergnügen". Ich werde sie jetzt in die alte Vorbereitungskabine verfrachten. Du wirst sie mit einer Nahkampfwaffe ausstatten, verstanden?" Blue grinste böse. "Okay, geht klar. Mache ich umgehend. Das klingt für heute Abend noch nach Unterhaltung für die anderen Raider. Ich werde ihnen auch Bescheid sagen." Gage grinste ebenfalls. "Sehr gut Gage. Ich mag es, wenn du anständig mitdenkst."


    Gage und Blue machten sich gemeinsam zur Nuka Cars Arena auf. Blue verfrachtete die beiden Jünger unsanft in den Bereich, in dem er damals durch die Feuerprobe in das Gebäude kam. Die beiden waren kreidebleich und schwitzten. Sie wussten, dass in kürzester Zeit ihr letztes Stündchen schlagen würde. Blue sah sie kurz durchdringend an und verzog sich wortlos in den vorderen Bereich des Gebäudes. Außerhalb der eigentlichen Arena. Er setzte sich in einen der alten verschlissenen Sessel und starrte dunkel brütend vor sich hin. In seinem Inneren stritt er mit sich selbst.


    *Seine ruhige Seite frustriert* "Was tust du hier eigentlich gerade? Wir hätten den beide bereits oben bei Nisha schnell und einfach das Genick brechen sollen. Das wäre besser gewesen. Jetzt unterhalten wir dieses sadistische Pack auch noch..." *Seine wütende Seite bestimmend* "Sie haben es nicht anders verdient...Sie killen die Leute nur zu ihrem eigenen Vergnügen *böses Nachsinnen* Vielleicht sollten wir ein paar mehr von ihnen nur so aus Spaß ... Jetzt bekommen sie ihre eigene Medizin zu schmecken...wir sollten sie genauso quälen, wie sie es mit dem Gefangenen von gestern gemacht haben *wütendes Brummen* einfach zerquetschen...drauftreten. ...das ist die einzige Sprache, die diese Raider verstehen...Durch freundliches Bitten werden wir sie nicht von ihrem Weg abhalten, alter Narr."


    *Ruhige Seite wimmernd* "Es ist trotzdem nicht richtig, uns an ihrem Leid zu ergötzen. Dann sind wir auch nicht anders als diese Raider..." *Wütende Seite hämisch* "Seniler Holzkopf. Denke doch mal nach. Darüber was Nisha gesagt hat. Furcht. Zeig es ihnen. Sie müssen dich fürchten. Anders bekommen wir sie nicht unter Kontrolle. Zeige ihnen damit, wer hier das Sagen hat...Es verschafft uns Zeit..." Blue gab seiner wütenden Seite nach. Seine sonst friedliche Art war hier unter den Raidern hinderlich. Es würde auf lange Sicht die Händler und ihn selbst gefährden. Er schnaufte kurz wütend auf. Anschließend starrte er wieder vor sich hin und ballte immer wieder die Hände zu Fäusten. Etwa zwei Minuten später kam Gage.


    Er zog irgendeinen länglichen Gegenstand hinter sich her. Er grinst fast schon diabolisch. "So Boss. Ist alles soweit. Die anderen sind auch schon informiert. Werden sich das Spektakel auch mitansehen. Übrigens, ich habe da noch was Schönes für dich gefunden. Vielleicht möchtest du es gleich ja einsetzen. Ein wenig Frust bei den beiden Volltrotteln abbauen. Du siehst gerade nämlich so aus, als würdest du hier gleich alles kurz und klein schlagen." "Hast du richtig erfasst. Gage. Ich hasse es, wenn man mir die Tour vermasselt. Gib mal her." grunzte Blue kurz. Der wirkliche Grund, warum Blue in dem Moment so reizbar aussah, war natürlich ein anderer. Davon ahnte Gage nichts. Er nahm Gage den Gegenstand ab. Es war ein selbstgefertigtes Schwert nach Art der Supermutanten. Die Schneide war gezackt und fast so lang, wie Gage groß war.


    "Hmm. Sehr nett. Du weißt aber immer, wie du mir eine Freude machen kannst." bemerkte er, als er das Schwert betrachtete. "Ich muss doch den Overboss bei Laune halten, damit ich endlich wieder Pluspunkte sammeln kann." schmunzelte Gage. Eine Tür fiel ins Schloss. Die ersten Raider trafen ein. Es war eine Gruppe vom Rudel. Für sie bedeute es Genugtuung, dass der Overboss die beiden Jünger gleich zu Rechenschaft zog. Etwa fünf Minuten später traf durch eine andere Tür Nisha und ein paar ihrer Jünger ein. Auch eine Gruppe der Unternehmer ließ sich blicken. Sie nahmen alle Platz und warteten auf das "Unterhaltungsprogramm".


    Noch einen Moment später kamen sogar noch Mags Black und Mason dazu. Sie wollten es sich nicht entgehen lassen, wenn es den verhassten Jüngern an den Kragen ging. Blue machte sich bereit und Gage hatte die Tür für die beiden Raider geöffnet. Sie waren auch bereits in die Arena getreten. Verstecken im Vorbereitungsbereich hätte keinen Sinn gehabt. Der Overboss hätte sie sowieso dort herausgeholt. Der eine war mit dem typischen Messer der Jünger bewaffnet, der andere hatte zusätzlich eine alte Mr. Handy Kreissäge dabei. Beide warteten angespannt. Bevor Blue die Arena betrat, gab es von Gage noch eine Ansage an die Raider. Dann öffnete Gage die Tür und Blue trat in die Arena. Er hatte das neue Schwert gezogen und grinste fies dabei. "So ihr beiden, ich lasse euch den ersten Zug. Ihr dürft eure Leute noch einmal richtig unterhalten, bevor ich euch aus euren Latschen haue."


    Blue ließ in dem Moment so richtig den Kotzbrocken heraushängen. Die beiden rührten sich nicht. "Ach schau an. Genau wie ich euch beiden eingeschätzt hatte. Feige bis ins Mark. Und ihr beiden nennt euch Raider? Putt. Putt. Gack.Gack. Feige Rad - Hühner." Der eine schaute darauf extrem böse. "Schnauze. Ich werde dir zeigen, wie gut wir als Raider sind. Ich werde dir mit meinem Messer die Augen schneller ausgestochen haben, als du begreifst. Wirst schon sehen." fauchte der Raider. Er hatte nichts mehr zu verlieren und rannte los. Der andere auch. Beide griffen von unterschiedlichen Seiten an. "Na, warum denn nicht gleich so. Dass man euch immer erst so freundlich bitten muss." bemerkte Blue sarkastisch. Er verfolgte die Bewegungen der beiden sehr genau. Blue versuchte meistens seine Gegner nicht zu unterschätzen. Der eine setzte von einem der alten Autoscooter zum Sprung an und wollte ihn von der Seite angreifen.


    Das Messer hatte er bereits gezogen, das Gesicht zu einer hassverzerrten Grimasse verzogen. Soweit kam er nicht. Blue hatte ihn bereits am Hals gepackt. "Hm. Keine schlechte Idee. Nur zu langsam. Das kannst du besser." kommentierte er den Angriff. Der Raider versuchte sich aus Blues Griff irgendwie panisch zu befreien. "Eigentlich wäre der Spaß jetzt bei dir schon vorbei. Aber weißt du was? Ich gebe dir nochmal einen Versuch. Schwächling." und warf ihn nach hinten in die Arena. Ähnlich verfuhr er mit dem anderen. Er spielte mit den beiden. Problemlos hätte er die beiden innerhalb der ersten Minuten töten können. Es ging ihm aber um etwas anderes. Die anderen Raider sollten vor Augen gehalten werden, was ihnen blühte, wenn sie gegenüber dem Overboss Schwierigkeiten machen sollten.


    Das Spiel ging noch etwa zehn Minuten weiter, dann zog Blue den endgültigen Schlussstrich für die beiden. Der eine versuchte ihn, diesmal von hinten anzugreifen. Er dreht sich blitzschnell um und führte einen horizontalen Schlag mit dem Schwert in Richtung des Raiders. Das Schwert durchfuhr den Körper des Raiders problemlos und zerteilte ihn damit vollkommen. Der andere hatte es mitbekommen, blieb einen Moment starr vor Angst stehen und rannte anschließend nach hinten. Blue folgte ihm, bis der Raider endgültig mit dem Rücken gegen dem Gitter stand. Es war derjenige Raider, der dem Rudelmitglied die Klinge in den Hals gerammt hatte.


    Blue griff nach ihm und drückte ihn gegen das stabile Gitter und funkelte ihn dabei böse an. Leise und nur hörbar für den Raider zischte er ihm zu. "Weißt du, wie ich dich jetzt umbringen werde, schwacher Mensch? Ich werde dich gleich ganz einfach langsam zerdrücken. Das Gitter ist so stabil, dass es das aushält. Du wirst noch deine eigenen Knochen brechen hören, bevor du dann langsam und qualvoll innerlich verbluten wirst. Das alles wirst du noch einen kleinen Moment mitbekommen. Es wird dir wie eine halbe Ewigkeit vorkommen, das verspreche ich dir." Der Raider flüsterte nur schwach und leise "Gnade...bitte..."


    "Du winselst um Gnade, Made? Hast du sie dem Gefangenen gewährt, den du gestern regelrecht ausgeweidet hast oder deinen anderen Opfern?" fauchte Blue leise und wartete die Antwort nicht mehr ab. Er drückte hart und erbarmungslos zu. Man hört das Knacken der Knochen und der Raider schrie einmal laut auf. Er war auf der Stelle tot und hing so fest im Gitter, das diejenigen, die die Sauerei in der Arena beseitigen mussten, ihn kaum daraus bekamen. Der Kampf war vorbei. Blue ging langsam zu Gage. Der öffnete den Ausgang. "Das hatte wirklich gutes "Unterhaltungspotential". An dir ist wirklich ein Raider verloren gegangen." sagte Gage respektvoll und fügte dann leise hinzu. "Du weißt sehr gut, wie du diese Trottel unter Kontrolle behältst." Blue antwortete zunächst nichts darauf und sah Gage einen Moment durchdringend an und wandte sich dann Richtung Ausgang zu.


    Er drehte sich nochmal kurz zu Gage um. "Ich hoffe, sie haben auch die Ansage verstanden, die dahinter stand. Wer es vermasselt, landet hier und endet wie die beiden. Ich werde mich jetzt ins Fizztop verziehen, Gage." Blue verließ die Nuka Cars und lief zu seiner Unterkunft. Das was er in der Arena getan hatte, belastete ihn. Er hoffte, das diese Aktion jetzt erst einmal vorhielt. Die nächsten zwei Tage verbrachte er damit, sich für den nächsten Ausflug vorzubereiten. Seit der Sache in der Arena war er gereizt und hatte sich zurückgezogen. Gegen Abend des zweiten Tages beschloss er durch Nuka-Town zu laufen, um ein wenig auf andere Gedanken zu kommen.


    Er schlenderte durch die Gegend und blieb mit einem Mal stehen. Plötzlich war da das Gefühl, dass er verfolgt würde. Blue sah sich um, konnte aber zunächst niemanden entdecken. "Drehe ich hier langsam durch? Das Ganze hier scheint mir doch mehr zuzusetzen, als ich mir wohl eingestehen wollte." dachte Blue innerlich besorgt. Er war gerade am Durchgang, der zum Parlor und zum Fizztop führte, als er das Knacken eines trocknen Astes vernahm. "Ich bin doch nicht am Durchdrehen. Da spielt doch einer Spielchen mit mir. Vielleicht doch die Jünger. Nisha könnte ihre Wut auf die beiden nur vorgetäuscht haben...ich werde erst einmal so tun als hätte ich nichts gehört...bei der nächsten dunklen Ecke werde ich mir den- oder diejenigen schnappen."


    Etwa fünf Meter weiter ergab sich die Gelegenheit. Er wartete. Mit einem Mal tauchte ein Raider des Rudels auf. Er trug eine blaue Elefantenmaske und bewegte sich vorsichtig vorwärts. Blue blieb von ihm unentdeckt. Dann blieb derjenigen mit dem Rücken zu Blue stehen und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Blue trat aus dem Schatten heraus und griff den Raider am Schlafittchen. "Hey Rüssel, was soll das? Ich stehe nicht auf diese Verfolgungsspielchen. Hast du mich verstanden?" sagte Blue angesäuert und schüttelte denjenigen leicht. Derjenige hustete kurz aufgrund der Tatsache, dass Blue ihn relativ fest gepackt hatte.


    "Blue. Beruhig dich. Bitte. Ich bin es. Deacon. Es wäre nett, wenn du deinen Griff etwas lockern würdest." Blue traute seine Ohren nicht. "Scheiße Deacon. Was machst du denn hier?" Blue ließ Deacon vor Schreck sofort los, so dass der relativ unsanft auf dem Boden landete. Deacon rappelte sich auf. "Einem guten Freund helfen und den Befehl von Preston ausführen. Auf dich aufpassen. Die Idee kam von mir. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie diese Gangs einen runterziehen können." flüsterte er leise. Blue war froh Deacon zu sehen, aber gleichzeitig in Sorge. Die beiden hatten einiges zu besprechen.

  • 270. Der Ruf der Wildnis

    Deacon folgte Blue unauffällig in seiner Rudelverkleidung bis sie im Fizztop Grille angekommen waren. Gage war mal wieder in Blues Auftrag unterwegs und daher nicht anwesend. Seit dem Zwischenfall mit den Jüngern und Rudel sollte er die drei Gruppen noch besser im Auge behalten. Die beiden setzten sich und Deacon zog die Maske vom Kopf. Blue musste schmunzeln. Deacon hatte perfektionistisch, wie er bei Verkleidungen war, auch an die Bemalung des Rudels gedacht.


    "Endlich kann ich das stickige Ding einen Moment abnehmen. Übrigens nette Bleibe hast du hier. Der Ausblick ist ja mal saaagenhaft. Nur die Raider verschandeln sie ein wenig." bemerkte Deacon lächelnd. "Aber du hast es echt nicht übertrieben, als du gesagt hast wir sollten erstmal auf Abstand bleiben. Ich dachte, du bist einfach nur übervorsichtig. Scheiße. Soviel gut bewaffnete Raider habe ich noch nie auf einen Haufen gesehen. Und ich habe im Commonwealth schon so einiges zu sehen bekommen. Wirklich übel, Blue." Deacon zog die Stirn kraus. Blue nickte.


    "Das kannst du laut sagen. Im Moment kann ich diese drei Gruppen kaum davon abhalten sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Wäre sie hier die Einzige, könnte man sie sich ja gegenseitig abschlachten lassen. Aber es gibt hier eine Menge Unbeteiligte. Die Gruppe Händler, die sich vor den Raider hier niedergelassen hatte, Gefangene...die kann ich nicht einfach diesen *Brummeln* Bestien in Menschenform überlassen." Seine Frustration dabei war kaum zu überhören und er brummte dann kurz verbittert auf. "Aber das muss ich gerade sagen. Ich beginne mich auch nicht besser als dieses Pack zu verhalten."


    Deacon runzelte kurz die Stirn. "So ein Ort und das Leben unter solchen Umständen geht an niemanden spurlos vorbei. Wichtig ist, dass man seiner inneren Einstellung treu bleibt. Wir haben in dieser Welt alle unseren Leichen im Keller." Deacon schaute ziemlich ernst, als er das zu Blue sagte. "Ich will nicht wissen, was du tun musstest, um hier unter diesen Raidern zu Überleben. Sieh es als Notwendigkeit an. Anders kommt man damit nicht klar. Glaub mir...ich weiß wovon ich da spreche." Dann setzte Deacon wieder sein typisches, geheimnisvolles Lächeln auf. "Ich bin hier, um dir bei dieser schwierigen Sache zu unterstützen. Undercovereinsätze sind ja mein Metier. Außerdem neben der Tatsache, dass du für mich ein guter Freund bist, habe ich noch Schulden zu begleichen." Blue setzte ein fragendes Gesicht auf.


    "Jetzt enttäuscht du mich. Du lässt nach. Wenn du uns nicht vor der bevorstehenden Operation der Bruderschaft gewarnt und diesen absolut geniaaalen Plan ausgetüftelt hättest...tja dann würde ich wohl heute nicht hier sein." Deacon streckte die Beine kurz aus. "Ich...ich dachte, du wärst wegen der ganze Sache danach sauer." antwortete Blue nachdenklich darauf. "Hm, am Anfang vielleicht einen kleinen Moment." gab Deacon kurz zu. "Aber hey, besser als jetzt geht es doch für uns nicht. Ehrlich. Alles Tutti. Also Boss, was gib es jetzt zu tun?" Deacon grinste Blue breit an.


    Der überlegte einen Moment. "Es gäbe tatsächlich etwas. Mir ist noch nicht eingefallen, wo ich die Händler und die Gefangenen in Sicherheit bringen kann, wenn der "Besuch" aus dem Commonwealth vorbeischaut. Und genauso wichtig... Wie bekommen wir diese verflixten Halsbänder lahmgelegt?" "Verstanden. Ich versuche etwas rauszufinden. Ich werde dir Bescheid sagen, sobald ich etwas für dich habe." Deacon legte die blaue Elefantenmaske wieder an. Danach stand er auf und ging Richtung dem alten Fensteraufzug.


    Er dreht sich noch einmal zu Blue um. "Du bekommst in den nächsten Tagen Besuch von den Unternehmern oder den Jüngern." zwinkerte er Blue zu. Blue seufzte "Deacon? Sei bitte extrem vorsichtig. Die lassen hier keine Möglichkeit aus, sich gegenseitig umzubringen." Deacon nickte kurz und fuhr anschließend mit dem Reinigungsfahrstuhl nach unten. Er verschwand in der Dunkelheit. Blue zog sich in Schlafbereich zurück. Er hatte sich für den nächsten Tag noch einiges vorgenommen. Morgen würde seine erste Handlung sein, dass er nach Dry Rock Gulch gehen und dort die Flagge der Unternehmer hissen würde. Nachdem er dort alles erledigt hatte, würde es dann Richtung Safari Adventure, dem zweiten Park von Nuka-World gehen.


    Es war früh am Morgen. Blue kochte sich gerade etwas zu essen, als er das sirrende Geräusch des Aufzugs vernahm. "Das wird mit Sicherheit Gage sein. Hoffentlich hat er die Flaggen dabei. Bin gespannt, ob er sonst noch was zu berichten hat." dachte Blue bei sich. Er war heute wieder so ausgeglichen wie sonst. Das Gespräch mit Deacon hatte ihm innerlich gut getan. Er nahm den Topf von dem alten Herd und setzte sich an den alten Dinertisch und begann in Ruhe zu Essen. Der Fahrstuhl hielt mit einem leichten Quietschen.


    Gage trat von der Plattform und ging Richtung Blue. "Morgen Boss. Du scheinst ja für die nächsten Tage noch was Größeres vorzuhaben, wenn ich mir die Portion ansehe, die du dir da gerade reinlöffelst." Blue schaute kurz auf und brummte. "Gage, das reicht so gerade für den Tag. Bin ja schließlich nicht so ein Zwerg wie du. Wäre ich so ein halbes Radhühnchen, bräuchte ich auch nicht viel. Was gibt es Neues? Und hast du an die Sachen gedacht?" "Ja, habe ich. Im Moment ist im Verhältnis alles ruhig zwischen unseren Gruppen. Dein Unterhaltungsprogramm hat nachhaltig Eindruck hinterlassen." grinste Gage wieder. "Dann gib mal die Flattertücher her." "Hier." Blue unterbrach sein Essen kurz, begutachtete die drei Flaggen und suchte die der Unternehmer heraus.


    Dann machte er sich weiter über den Rest des Essens her. "Ah, die Unternehmer bekommen Dry Rock Gulch. Wieso gerade die, Boss? Verstehe ich nicht. Ich hätte eher mit dem Rudel gerechnet. Klar, die Jünger gehen leer aus, das wusste ich ja." Gage war neugierig, warum Blue diese Entscheidung getroffen hatte. "Gage? Du bist doch sonst nicht von der dummen Sorte. Ganz einfach. Sie haben mir den wenigsten Ärger gemacht. Dass es eskaliert ist, war die Schuld beider Seiten. Da bleiben nur die Unternehmer." "Verstehe." sagte Gage knapp und sah Blue fasziniert beim Essen zu.


    Etwa zehn Minuten später war der soweit und machte sich für seine heutige Unternehmung fertig. "Mensch, du packst dir aber ne Menge Munition und Futter ein. Hast du noch mehr in Dry Rock Gulch zu tun? Ich dachte du machst dort nur die Markierung und kommst dann wieder zurück?" fragte Gage verwundert. "Ich gehe heute noch ins Safari Adventure. Mir einen ersten Eindruck verschaffen." antwortete Blue Gage, während er mit seinen Vorbereitungen fortfuhr. "Wow. jetzt schon? Ich dachte, du machst erstmal Pause. Du gehst aber ganz schön schnell an die Sache ran. Super. Das wird die Lage mit Sicherheit weiter entspannen." Gage sah sehr zufrieden aus.


    Einige Zeit später brach Blue nach Dry Rock Gulch auf und befestigte die Flagge an einem alten Fahnenmast. So konnte man sie weithin sehen. Anschließend schlug er den Weg zum Safari Adventure ein. Am Eingang angekommen vernahm er ein merkwürdiges Fauchen. Als er durch den Eingang schaute sah er einen Menschen der mit nacktem Oberkörper und einem mit Nägeln versehenen Brett gegen eine Kreatur kämpfte, die Blue so noch nie gesehen hatte. Sie ähnelte in gewisser Hinsicht einer Todeskralle in Größe und Form.


    Allerdings war die Schnauze komplett anders geformt. Eher platt und breit. Ebenfalls fehlten die typischen Rückenfortsätze und die Krallen waren nicht ganz so ausgeprägt. Was allerdings die Gefährlichkeit der Kreatur keineswegs schmälerte. Der Mann, der gegen sie kämpfte hielt sich überaus gut. Was Blue überraschte. Er beschloss demjenigen gegen die Kreatur zu helfen. Das lange Schwert zog er vom Rücken. Es war das, das er von Gage bekommen hatte. Er rannte los.

  • 271. Besondere Familienverhältnisse

    Die Kreatur setzte gerade zum Schlag gegen den Mann an, als Blue mit dem Schwert den Bereich des Knies bei der Kreatur traf. Sie fauchte giftig und konzentrierte ihre Angriffe jetzt auf Blue. Mit Maul und Klauen schlug und schnappte sie nach ihm. Mehr als einmal verfehlte sie ihn nur knapp. Trotz der Verletzung am Knie war sie immer noch recht zügig. Blue wich den Angriffen so gut es ging aus und landete einen Treffer nach dem anderen. Zwei Minuten später durchbohrte er sie im Brustbereich mit Schwert und sie ging tödlich getroffen zu Boden. Blue bückte sich zu ihr und untersuchte sie vorsichtig. Er vergewisserte sich, dass die Kreatur wirklich tot war.


    Der Mann beäugte Blue argwöhnisch und hatte immer noch sein Nagelbeschlagenes Brett kampfbereit in den Händen. Er schien Blue als Bedrohung zu empfinden. Er sah den Mann an, steckte seine Waffe weg und versuchte freundlich auszusehen. "Du kannst deine Waffe wegstecken. Ich wollte dir nur gegen dieses...Ding helfen. Ich werde dir nichts tun. Geht es dir gut oder bist du verletzt?" fragte Blue höflich. Sein Gegenüber sah ihn verwundert an. "Du nicht töten Cito nach Kampf gegen Monster? Solche wie du sonst immer töten Menschen. Cito seien verwirrt. Nein, nicht verletzt. Cito beschützen Familie vor Monster. Cito töten Monster, aber dann wieder neue Monster." sagte der Mann, der scheinbar Cito hieß und eine merkwürdige Art zu sprechen hatte.


    Er schien besorgt. "Nein, Cito ich will dich wirklich nicht töten...das ist dein Name, richtig?...ich helfe Menschen...passe auf sie auf. So wie du deine Familie aufpasst. Ich heiße übrigens Blue. Cito, darf ich dich etwas fragen? Warum sprichst du eigentlich so merkwürdig." "Ach. Cito das leidtun. Aber Cito schon lange nicht mehr sprechen mit Menschen. Citos Familie sprechen anders. Hm. Du töten Monster. Du stärker als Monster. Du helfen Cito? Helfen Familie?" "Ich kann euch gerne gegen diese Monster helfen. Aber was sind das überhaupt für Dinger? Weißt du etwas über sie?" Blue war sehr neugierig geworden und wollte gern mehr über Cito, seine Familie und diese merkwürdigen Kreaturen erfahren. "Ich erklären, wenn wir bei Familie sind. Hier zu gefährlich sein und Cito schauen, ob es Familie gut gehen. Komm." Cito rannte los. Weiter in den Park hinein.


    Blue folgte ihm. Es ging durch hohe Hecken, Büsche und teilweise durch alte Käfige. "Nicht mehr weit. Fast da." sagte Cito, als sie eine Zeit gelaufen waren. Dann blieb er plötzlich stehen. Blue hatte es auch gehört. Da war es wieder. Das Fauchen, wie am Eingang. Eine diese Kreaturen musste wieder in der Nähe sein. Es raschelte kurz. Dann schoss die nächste Kreatur aus einer der Hecken. Durch ihre grünliche Färbung war sie gut getarnt und kaum aus zumachen gewesen. Blue und Cito bekämpften die Kreatur gemeinsam, so dass sie recht schnell ausgeschaltet war. Cito seuftze kurz froh, anschließend ging es weiter. Sie näherten sie einem der alten Tierhäuser im Safari Adventure. Der Park hier war wohl damals vor dem großen Krieg eine Mischung aus Freizeitpark und Zoo gewesen.


    Über dem Eingang des Tierhauses, dem sich Cito näherte, stand Primatenhaus und es war ein ziemlich stabiles Gebäude. Es hatte die Zeit seit dem Krieg relativ unbeschadet überstanden. Cito schob eine der schweren und stabilen Metalltüren auf. Beide verschwanden im Gebäude. Nachdem sie eingetreten waren, bat Cito Blue darum am Eingang zu warten. In einer Entfernung hielt sich eine Gruppe von Ghoulrillas auf. Zu der lief Cito hin und unterhielt sich mit dem Größten von ihnen, indem er typische Affenlaute von sich gab. Der Ghoulrilla antwortete ihm ebenfalls. Nach einer kurzen Unterhaltung schaute Cito zu Blue und bat ihn näher zu kommen. "Das Citos Familie. Cito sie hierher bringen. Ich erklären ihnen, dass du Freund. Cito mögen Platz nicht. Kein Wasser, keine Nahrung. Aber einziger Platz, der sicher sein gegen Monster." erklärte er Blue. Der sah sich die Ghoulrillas an. Sie sahen abgemagert und müde aus.


    Der große Ghoulrilla betrachtete Blue ebenfalls sehr aufmerksam. "Das ist also deine Familie Cito. Sie ist für einen Menschen recht...ungewöhnlich." "Seien zweite Familie. Erste Familie seien gestorben, als Cito klein. Große grüne Menschen töten Citos richtige Familie. Cito dann lange...lange gelaufen. dann hier gelandet. Citos jetzige Familie Cito aufnehmen, geben Wasser und essen. Beschützen Cito. Cito hierbleiben." Blue seuftze aufgrund Citos Berichts. "Das tut mir aufrichtig leid. Was deiner ersten Familie zugestoßen ist. Ich verstehe jetzt einiges besser." Blue setzte sich in einiger Entfernung zu den Ghoulrillas auf den Boden. Er hatte den Rucksack vom Rücken genommen und wühlte darin herum. Er holte zwei große Flaschen mit abgekochten Wasser und seine silberne Proviantdose heraus.


    Neben ein wenig gekochtem Fleisch hatte Blue einige Tatos mit dabei, diese holte er heraus und verschloss die Dose wieder. "Cito? Ich habe hier Wasser für euch und etwas zu essen. Ich hoffe deine Familie mag Tatos." Cito schaute sehr interessiert. "Das seien sehr nett von dir. Du sehr...aufmerksam." Er kam holte sich die Sachen, verschwand kurz in einem der alten, offenen Käfigen und kam mit zwei alten, aber sehr sauberen großen Näpfen wieder. Er füllte Blues Sachen hinein und die Ghoulrillas bedienten sich daran. Dann ging er wieder zu Blue und die beiden kamen wieder ins Gespräch. Cito erzählte Blue einige Dinge zu dem alten Park und vor allem berichtete er ausführlich zu den Gatorklauen. So hießen die Kreaturen.


    Einer der ehemaligen Wissenschafler des Parks hatte diese Geschöpfe versehentlich geschaffen und vorgehabt seinen Fehler rückgängig zu machen. Was ihm aber nicht gelang und er fliehen musste. Dabei wurde er von seinen eigenen Schöpfungen angegriffen und so stark verletzt, dass er ein wenig später daran starb. Irgendwo in den Tiefen in einem der Gebäude im Park stand eine Klonanlage, die aufgrund einer Fehlfunktion die Gatorklauen in hoher Geschwindigkeit produzierte und in die unmittelbare Umgebung entließ. Das erklärte auch, warum trotz Citos Bemühungen die Anzahl nicht abnahm, sogar eher noch zunahm.


    Blue erfuhr ein Großteil der Geschichte über ein Holoband, dass der Wissenschaftler Cito gegeben hatte, bevor er starb. Blue versprach, Cito alles dafür zu unternehmen, dass die Gefahr durch die Gatorklauen beseitigt wurde. Cito schlug vor, Blue mit ihm und einer seiner Familienmitglieder zu begleiten. Blue lehnte das Angebot von Cito aber höflich ab. Er machte sich große Sorgen, dass ihnen etwas dabei zustoßen könnte. Etwa eine Stunde später verließ Blue das Primatenhaus.

  • 272. Interne Entwicklungen

    Westküste. Anfang Mai 2283. Bunker. ehemaliger Lassen Volcanic National Park. Silver Dragons.


    Drake hatte heute Morgen wieder sein altes Büro und damit seine neue alte Rückzugsmöglichkeit in der Ebene -5 bezogen. Man hatte Drakes Büro auf Johns Anraten umbauen, erweitern und neu ausstatten lassen. In einer Ecke standen mehrere Kartons mit alten Erinnerungsstücken aus Drakes Leben vor dem großen Krieg. Er stand nachdenklich davor. "Ich werde meine Vergangenheit erstmal in diesen Kartons lassen. Vielleicht werde ich mir den Inhalt irgendwann ansehen. Mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzten...aber im Moment...bin ich noch nicht so weit...Ich muss mich auf das Jetzt konzentrieren und unseren Leuten so gut es geht zur Seite zu stehen..." Er seufzte leise, nahm die Kartons und verstaute sie in der hintersten Ecke seines eigenen kleinen Lagers.


    Er kam wieder nach vorne als John eintrat. Der war immer noch ein wenig blass um die Nase. "Hallo Drake und gefällt es dir?" John runzelte kurz die Stirn als er Drakes nachdenkliches Gesicht sah. "Alles in Ordnung mit dir?" "Ja, John, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur gerade die Kartons, die ihr mir aufmerksamer Weise zusammen gepackt, nach hinten gebracht. Und es ist wirklich sehr nett geworden. Wobei ich auch mehr als zufrieden mit meiner Bleibe oben war." Er machte eine Pause. Irgendwie fand er, klang das ziemlich undankbar von ihm und rechtfertigte sich für das Gesagte. "Aber du hast ja Recht. Es macht mehr Sinn, wenn ich wieder hier unten bei euch bin. Schon von den Abläufen, Sicherheitsaspekten und so weiter." beantwortete Drake Johns Nachfrage freundlich.


    "Das freut mich zu hören. Wir hatten es gehofft. Soll ich dir etwas zu dem Inhalt der Kartons erzählen. Du hast doch mit Sicherheit Fragen, oder?" fragte John hilfsbereit. Er wusste, das Drake mit vielen dieser Dinge nichts mehr verbinden konnte. "Ich habe nicht rein geschaut, John. Absichtlich nicht. Ich möchte mich im Moment nicht damit auseinandersetzten." Drake schwieg kurz. John hatte eine Ahnung, warum er es nicht tun wollte und akzeptierte es. "Aber Danke für das Angebot. Vielleicht komme ich darauf zurück. Übrigens...was hat Darper gesagt. Wie sieht es bei dir aus?" Drake versuchte damit das Thema zu wechseln. "Von den Werten jetzt alles im grünen Bereich. Ich soll es aber noch langsam angehen lassen." "Gut. Sehr schön. Gott sei Dank. Dann werde ich dafür sorgen, dass du dich auch daran hältst. Mehr als vier Stunden an einem Stück ohne Auszuruhen machst du mir im Moment nicht, verstanden?" sagte Drake erleichtert.


    John schaute überrascht. "Das ist ein Witz von dir, oder? Ich bin sehr wohl..." Drake wurde sehr sachlich. "Mein lieber John Rothschild, das ist mein voller Ernst. Darf ich dich daran erinnern, dass du bei mir auch sehr fürsorglich warst, als es mir sehr schlecht ging? Wir hätten dich auch fast verloren. Ich möchte bei dir genauso wenig ein Risiko eingehen, wie du bei mir. Also gehen wir das Ganze langsam an. Ja? So wie Darper es empfohlen hat." John seufzte auf. "Ja, ist gut. Das habe ich jetzt von meiner Übervorsichtigkeit bei dir. Geschieht mir Recht. Ich werde mich daran halten. ich werde jetzt nicht anfangen, mit dir zu streiten. Weißt du, dass du immer noch ein Dickkopf bist." Drake nickte. "Ein Dickkopf, der sehr besorgt um einen guten Freund war und ist."


    John hatte nach dem Aufwachen vor knapp zwei Monaten noch eine ganze Zeit auf der Krankenstation verbringen müssen. Er hatte zwar den Angriff durch den Radskorpion und die anschließende Vergiftung knapp überlebt, war aber ziemlich geschwächt aufgewacht. John brauchte, wie die beiden anderen Überlebenden auch, mehrere Wochen um wieder auf die Beine zu kommen. Drake war sehr in Sorge um John gewesen und war mehr als froh, als es mit ihm wieder bergauf ging. Während John sich erholte versuchte Drake seinen neuen, alten Aufgabe wieder gerecht zu werden. Mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Leute, die ihn selbst überraschte, gelang es ihm recht gut.


    Zwei Tage später.


    John und Drake standen in Johns Büro und unterhielten sich über die neuentwickelte Powerrüstung. Sie sahen sich dabei die Auswertungen aus dem Feld an. Kurz nach der Entführung von Drake im Februar 2282 war man im Bunker zum Entschluss gekommen auf diese Möglichkeit der Ausrüstung zurückzugreifen. Man hatte zu Anfangs die Gefahren des Ödlands massiv unterschätzt. Sie war fertig geworden, kurz bevor John und seine Gruppe Bekanntschaft mit den Radskorpionen machte. Die Neuentwicklung basierte auf der Grundbasis der Pläne der T-60, die kurz vor Beginn des großen Krieges die modernste Variante der Powerrüstungen in der U.S. Army war. Die neue Powerrüstung sollte hauptsächlich für Erkundungs- und Abwehrmissionen dienen und war dementsprechend ausgestattet. Auch für einen direkten Kampf war sie mehr als geeignet.


    Mit den neuen Materialien, die dafür verwendet worden waren, war sie leichter als die Urprungs-T60, was auch an dem komplett überarbeiteten Exoskelett lag, auf dem die Rüstungsteile befestigt waren. Wie bei den anderen Rüstungen der Silver Dragons war sie in schwarz gehalten. Mit silbernen Einschlägen und einem kleinen, aber kennzeichnenden silbernen Drachenkopf auf Höhe der rechten Brustseite. Der Brustbereich war zwei geteilt und weiter nach unten gezogen. Der Schulterbereich war im Bereich der Oberarme ebenfalls verlängert worden. Insgesamt wirkte die Rüstung etwas abgerundeter und nicht ganz so bullig wie die Grundrüstung.


    Der Helm war entfernt einem Drachenkopf nachempfunden. In den Verbreiterungen, die nach hinten verliefen und an kurze Hörner erinnerten waren ein Teil der neuen Technik eingearbeitet und wirkten wie kleine Verstärker bzw. Antennen. Besondere Vorsichtsmaßnahmen wurden bei einer versuchten Entwendung der Powerrüstung ergriffen. Zu einem ordnungsgemäßen Betrieb wurde einerseits der Pipboy benötigt, den mittlerweile alle Angehörigen der Silver Dragons trugen.


    Er fungiert als Erweiterung der Technik, die sich gut geschützt im Brust-und Helmbereich der Rüstung befand. Des Weiteren wurde die Rüstung durch einen speziellen genetischen Abdruck auf den Träger geeicht und gesichert. Einerseits konnte man denjenigen einwandfrei identifizieren, andererseits stimmte der genetische Abdruck nicht überein war die Powerrüstung nicht mehr nutzbar. Grundsätzlich statte man in Bunker Neu-oder Weiterentwicklungen mit Sicherheitsmechanismen aus. Man wollte so versuchen zu verhindern, dass die Waffen und Rüstungen nicht in die falschen Hände gerieten.


    "Das sieht wirklich gut aus. Sie scheinen sich gut zu bewähren." brummte Drake zufrieden, als er sich die Ergebnisse durchlas. "Mich wundert das jetzt nicht. Unsere Leute aus der Entwicklung haben sich extrem viel Gedanken gemacht und wirklich ausgiebig getestet." sagte John. "Das mag sein. Und trotzdem dürfen wir das Ödland nicht unterschätzen. Wer weiß, was da draußen noch alles wartet. Ich möchte unsere Leute nur gut geschützt wissen, wenn sie dort unterwegs sind." antwortete Drake wesentlich ruhiger als John.


    "Ich doch auch. Außerdem sind die Rüstungen ja auch "Spezialgeprüft" worden. Deswegen können die nur optimal sein. Ich meine, welcher Rüstungsbauer im Ödland kann schon behaupten, dass seine Rüstungen durch die Schläge von zwei Supermutanten auf Herz und Nieren geprüft worden sind. Es war schon echt interessant Darwin und dir zuzusehen, wie ihr das Material getestet habt. So konnte man direkt schauen, wo bestimmte Schwachstellen waren." begründete John unter anderem sein Enthusiasmus für die Neuentwicklung. "Naja. Stimmt schon. Irgendwie. Das erhöht die Überlebenswahrscheinlichkeit bei einem direkten Zusammentreffen mit den Grünen schon um einiges. Da gebe ich dir Recht." Die beiden unterhielten sich noch einige Zeit weiter und wechselten dann das Thema hin zum neueingerichteten Bereich auf der Ebene 0 des Bunkers.


    Man hatte im Verteiler auf der Ebene 0 den Bereich des Bunkers um einen neuen Kommunikationsbereich erweitert. Da tief unten im Bunker sich der Empfang bestimmter Dinge durch bestimmte Gesteinsformationen als schwierig gestaltete, war entschieden worden, ein Teil der Technik in die relative Nähe der Erdoberfläche zu verlegen. Das neu eingerichtete Kommunikationszentrum war, wie alle anderen Bereiche im Bunker ebenfalls gut geschützt.


    Den Silver Dragons war es mittlerweile gelungen auf einen der alten Wettersatelliten und einen der Kommunikationssatelliten zuzugreifen. Beide waren am Anfang ziemlich beschädigt gewesen, aber durch bestimmte Reparaturprogramme, die die alte Technik beinhaltete war es gelungen, sie wieder einigermaßen nutzbar zu machen. Eine vollständige Reparatur war von Erdboden her nicht mehr möglich. Aber für die Zwecke der Silver Dragons reichte das völlig aus.


    Vierzehn Tage später.


    "Wir haben einen Notruf aufgefangen. Er kam gerade vor zwei Minuten rein. Hört sich nicht gut an." sagte einer der Leute, der die aktive Frequenzen im Ödland in der Kommunikationszentrale abhörte. Darunter fielen meist Radiosendungen oder die ein oder andere Übertragung. So bekamen die Silver Dragons ein wenig von dem mit, was ihm Ödland vor sich ging. Man selbst war äußerst vorsichtig bei Expeditionen ins Ödland und bewegte sich dort verdeckt. Die Silver Dragons blieben im Moment noch relativ verborgen vor den anderen Fraktionen im Ödland.


    Natürlich mit Ausnahme der Bruderschaft des Stahls. "Was sind das für Leute? Konntest du das raushören?" fragte sein Kollege nachdenklich. Er war gerade erst zum Dienst entschieden. "Wenn ich denjenigen richtig verstanden habe...NCR...ich werde das Signal verstärken. Es kommt aus südwestlicher Richtung. Etwa zehn Kilometer vom Lassen entfernt." Der andere runzelte die Stirn. "Neukalifornische Republik? So nah? Die sind ja praktisch vor unserer Haustür. Lass mich mal reinhören." Der andere gab ihm die Kopfhörer und er lauschte dann. Dann setzte er sie wieder ab und überlegte nur kurz. "Das sollte sich auf jeden Fall das HQ anhören. Das ist...bedenklich. Werde sie gleich mal verständigen." Derjenige ging an eines der anderen Terminals und nahm Kontakt zur Führungsebene der Silver Dragons auf.

  • 273. Bär und Drache

    Westküste. Mitte Mai 2283. Bunker. ehemaliger Lassen Volcanic National Park. Silver Dragons.


    Sowohl John als auch Drake hörten sich den Notruf an. Er wurde von einer Gruppe der NCR gesendet, welche auf Erkundung in dem Gebiet war. Die Nachricht machte beide betroffen. Die Leute der NCR riefen nach Verstärkung. Eine, die den Ort des Geschehens wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig erreichen würde. "Hier...*Kampfgeschrei und Schussgeräusche im Hintergrund* Avens...*Störungen* werden von einer Gruppe Muties belagert ... *Rauschen* ... schätzungsweise dreißig... Benötigen dringend Unterstützung...Lage zunehmend hoffnungslos...*Schüsse von Kampfgewehren. *Schreie.*...Verletze ... halten nicht mehr lange durch ... Wiederhole Standort..." Drake fand als Erster die Sprache wieder.


    "Verdammt John. Wir müssen Ihnen helfen und zwar schnell. Wir können sie da draußen doch nicht krepieren lassen. Du weißt doch welches Los einigen von Ihnen drohen kann." Drake berührte das mögliche Schicksal der Gruppe und er begann unruhig hin und her zu laufen. "Du bedenkst aber, was das für uns heißt? Wir offenbaren Ihnen damit unsere Existenz und vor allem sind wir dann mit unserem Eingreifen nicht mehr wirklich neutral. Du weißt, wie die stählerne Bruderschaft im Moment zur NCR steht. Und umgekehrt die NCR zur Bruderschaft. Unsere Verbindung zur Bruderschaft, das könnte weiteres Konfliktpotential bedeuten." warf John besorgt ein. "Ja. Ich weiß das John. Das habe ich nicht vergessen. Und trotzdem ... wir haben hier als Gemeinschaft beschlossen den Leuten im Ödland zu helfen."


    Drake schnaufte und machte eine kurze Pause. Daran merkte John, dass Drake sich dem anbahnenden Dilemma mehr als bewusst war. "Außerdem sind wir streng genommen schon nicht mehr neutral gewesen, als wir beschlossen haben mit der Bruderschaft zusammenzuarbeiten. Irgendwann musste es so kommen, dass wir in dieser Sache eine Entscheidung treffen müssen. Wir werden eine Lösung mit der Bruderschaft finden. Wie immer. Diese Leute brauchen im Moment dringend Hilfe." sagte Drake eindrücklich zu John. "Uff. Du bist dir also wirklich sicher? Das bedeutet ein nicht kalkulierbares Risiko für uns, wenn sich die Aufmerksamkeit der NCR auf uns richtet. Das könnte uns Kopf und Kragen kosten..." hielt John dagegen.


    Drake fuhr ihm dazwischen. "John ... es wäre nicht richtig ... sie da draußen in unserer Reichweite sterben zu lassen ... das wiederspricht unseren Werten. Dann hätten wir dem Händlern und den drei anderen Ödländern auch nicht helfen dürfen. Auch sie sind ein Sicherheitsrisiko ... Ich ... Mein Entschluss steht fest. Wir werden helfen. Aber ich muss dich bitten die Operation zu übernehmen. Eckhardt ist zurzeit wo anders unterwegs und ich selbst werde nicht mitgehen können...so gern ich das auch möchte ... nicht bei dieser Art der Angreifer ... ich bin wie sie ... schlimmstenfalls würden sie falsche Rückschlüsse ziehen." sagte Drake bekümmert und brummte unzufrieden.


    "Aber du bist doch nicht wie sie. Du verhältst dich doch schon ganz anders und außerdem..." begann John. Drake seufzte hörbar. "Ihr kennt mich. Für jemand Fremden bin ich wie sie ... Glaubst du wirklich, dass sie in dem Kampf, in dem sie sich gerade befinden, wahrnehmen das ich mich relativ manierlich benehme und ihnen helfen will? Sie werden mich ebenfalls als Bedrohung wahrnehmen und das Feuer auf uns eröffnen." sagte Drake nachdenklich. "Ich ... aber * erkennendes Seufzen*... schätze du hast Recht. Das werden sie wahrscheinlich nicht wahrnehmen. Okay. Ich organisiere mir schnellstens ein paar erfahrene Leute und breche umgehend auf."


    "Danke John. Seid vorsichtig und unterschätzt sie nicht. Zu keinem Zeitpunkt. Ich werde alles Notwendige in der Kluft für die Ankunft vorbereiten lassen." John verließ schnellen Schrittes den Raum und brach mit einer gut ausgerüsteten Gruppe von fünfunddreißig Silver Dragons in Powerrüstungen und entsprechenden Waffen nur wenig später zu den ermittelten Koordinaten auf. Dass Drake oder John bei solchen Einsätzen teilnahmen war bei den Silver Dragons nicht ungewöhnlich. Beide waren keine Personen, die nur ihre Leute in den Außeneinsatz schickten, während sie im sicheren Bunker hockten.


    Aber man achtete darauf, dass wenigstens einer der beiden dort verblieb. Wie im inneren Bereich George Cornally für die Sicherheit zuständig war, so gab es auch für den Bereich außerhalb ähnliche Organisationsstrukturen. Hier unterstützte Cpt. Levi Eckhardt im Normalfall die beiden. Eckhardt war derjenige gewesen, der damals die übrig gebliebene Gruppe sicher zurück zum Lassen führte, während Drake die Gefahr durch die Supermutanten von ihnen ablenkte. Mittlerweile war Eckhardt auf den Posten des Cpt. nachgefolgt. Sein Vorgänger war aufgrund von Altersgründen ausgeschieden. Eckhardt war aber zurzeit auf anderer Mission unterwegs und konnte daher in der Situation die beiden nicht unterstützen.


    John und seine Leute rannten in den Powerrüstungen so schnell sie konnten. Sie wussten, dass sie sich beeilen mussten um die angegriffene Gruppe noch rechtzeitig erreichen wollten. Er hatte auch mehrere Leute dabei, die eine Erstversorgung der Verletzten übernehmen konnten. Nach etwa zwanzig Minuten Dauerlauf hatten sie die Notrufkoordinaten erreicht. Das Kampfgeschrei und die Kampfgeräusche waren weithin zu hören. Sie liefen eine kleine Anhöhe hoch und sahen die Gruppe der NCR und die Angreifer. Etwa zwanzig Leute der NCR hatten sich auf eine Erhöhung zurückgezogen. Sie standen hinter einem natürlichen Wall aus grauen Steinen. In ihrem Rücken eine Felswand, die eine Öffnung zu einer Höhle aufwies. John hatte den Eindruck, dass die Gruppe während ihrer Rast von den Supermutanten überrascht worden waren. Er konnte eilig aufgestellte Barrikaden erkennen.


    Als er die angreifende Gruppe der Supermutanten betrachtete, die sich auf tatsächlich auf Dreißig belief, war er froh dass er und nicht Drake die Führung der Gruppe übernommen hatte. Sein Freund hatte das richtige Gefühl für die Situation hier gehabt. John erschrak sich fast, als er neben den grünen Supermutanten ebenfalls drei bis vier Nightkins ausmachte. In diesem Moment wusste er, warum gerade die Nightkins unter den Supermutanten von den Ödländern besonders gefürchtet waren. Sie trugen bei ihnen den Spitznahmen "Geister" und das auch aus gutem Grund. Die Nightkins nutzen Stealthboys und das meisterhaft. Sie verschwanden mit einem Mal und tauchten an anderer Stelle unverhofft auf. Ohne Zuhilfenahme von technischen Hilfsmitteln waren sie kaum auszumachen. John schaltete auf Infrarot um, um sie durch ihre Körperwärme wahrzunehmen. Die anderen taten es ebenfalls, gewarnt durch die Anwesenheit der Nightkins.


    John sprach von außen nicht hörbar über die eingebaute Kommunikationsmöglichkeit der Powerrüstungen und wies sie an Stellung für den Angriff zu beziehen. Die Situation der Leute der NCR verschlechterte sich Zusehens. Die Supermutanten konzentrierten ihre Angriffe zurzeit auf sie. Dass ein weiterer Kontrahent den Kampf beigetreten war, hatten sie noch nicht wahrgenommen. Die Silver Dragons verteilten sich mit den gezogenen schweren Plasmagewehren auf der gesamten Breite der Anhöhe und warteten auf den Angriffsbefehl von Johns Seite. Der betrachtete das Kampfgeschehen für einen kurzen Moment, um nicht etwas zu übersehen. Dann nickte er. Der Angriff begann. Die Leute der NCR hatten im Gegensatz zu den Supermutanten bemerkt, dass sich am Rand des Schlachtfelds jemand Drittes daran machte, mit in den Kampf einzugreifen.

    War es Freund oder Feind? Unsicherheit machte sich breit.

  • Zwischen den drei Fraktionen wird es noch interessant werden. ;)


    274. Die Fremden

    Major Reginald Avens beobachtete durch sein Fernglas die Neuankömmlinge. Sie kamen die Anhöhe in breiter Front herunter und beschossen die Supermutanten von hinten. Ein Volltreffer aus dem Plasmagewehr, das einen Schuss in hellblauer Farbe abgab, hatte gerade einen der Muties komplett das Fleisch runtergebrannt und ließ nur noch das Skelett und die metallenen Rüstungsteile zurück. Die Reste brachen scheppernd zusammen. Avens setzte stirnrunzelnd das Fernglas ab. "Was sind das für Leute, Sir?" fragte einer der Soldaten, der ihm an nächsten stand und sichtlich verunsichert war.


    "Da bin ich zurzeit auch überfragt..." Avens sah aus dem Augenwinkel, dass es gleich an einer Seite einen Durchbruch geben würde, wenn ein Teil der Verteidiger sich weiterhin ablenken ließ. "Konzentriert euch da hinten auf die Muties, verdammt nochmal und haltet nicht Maulaffen feil. Es sei denn, ihr möchtet als Zwischenmahlzeit enden." brüllte er herüber und setze einige wohlplazierte Schüsse aus seinem Kampfgewehr Richtung der angreifenden Supermutanten ab. Anschließend wandte er sich wieder an den Soldaten.


    "Ich dachte erst an die Enklave. Die Waffen und die Art des Angriffs passen nicht. Die Bruderschaft fällt auch raus. Nicht ihre Farbe und ihre Insignien. Wer die auch sind, die verfrühstücken die Muties mit Leichtigkeit. Ich will nicht hoffen, dass wir danach der Hauptgang sind. Im Moment konzentrieren sie sich auf unsere Gegner. Das verschafft uns die Zeit, uns neu zu ordnen können." sagte Avens ruhig und gab danach einige Befehle. Reginald Avens war ein erfahrener Veteran und hatte im Namen der NCR schon einige Kämpfe und Schlachten geschlagen. Nur war sein Verhältnis im Moment zu der NCR zwiespältig und kritisch.


    Grundsätzlich bedeutete sie ihm sehr viel und er trat für deren Ideale ein. Nur die Entwicklung der letzten Jahrzehnte veränderte seine Einstellung nachhaltig. Besonders die Regierungszeit unter Kimball und die Ereignisse um New Vegas Ende 2281 hinterließen einen nachhaltig negativen Eindruck. Zwar hatte die NCR die zweite Schlacht um den Hoover Damm gewonnen, die Legion vorerst zurückdrängen und New Vegas dazu gewinnen können. Aber unter welchen Bedingungen?


    Man hatte nur mit Unterstützung der Boomer den Damm unter massiven Verlusten auf Seiten der NCR einnehmen können. Die Legion hatte kurz vor dem Angriff noch frische Kräfte bekommen, so dass die endgültige Eroberung fast einem Pyrrhussieg gleichkam. Ähnlich verhielt es sich mit New Vegas. Mr. House war unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen, so dass der Zugriff auf New Vegas zunächst ohne größere Probleme erfolgen konnte. Bis zu dem Punkt, wo man versuchte von Seiten der NCR ein Update in die alten Sekuritytrons einzuspielen. Das ging aufgrund fehlerhafter Parameter grundlegend schief.


    Es gelang nur unter sehr hohem Einsatz die ehemaligen Wächter zu zerstören, die nach dem Update alles in ihrer Umgebung angriffen und unter der Bevölkerung ein regelrechtes Blutbad anrichteten. Was weitere Kräfte dort band, die an anderer Stelle fehlten. Insgesamt konnte man den derzeitigen Zustand der NCR als angeschlagen bezeichnen. Die Legion hatte sich zwar ebenfalls zurückgezogen und leckte ihre Wunden. Die NCR hatte eine weitere Schlacht gewonnen, aber der Krieg gegen die Legion war immer noch nicht beendet. Präsident Kimball und General Oliver verkauften der Bevölkerung es als überragende Siege, tatsächlich verschärfte es die ganze Situation in der NCR nur noch. Die militärischen Kräfte waren immer noch sehr verteilt und die Erschließung von neuen Flächen zur Nahrungsversorgung liefen ebenfalls schlecht.


    Kimball war knapp wiedergewählt worden, was für Avens einer mittleren Katastrophe für die NCR gleichkam. Bei seinen Vorgesetzten war er aufgrund seiner kritischen Haltung im Moment nicht gern gesehen und man schickte ihn daher mit Aufträgen quer durch das Gebiet der NCR. In seiner eigenen Truppe war Avens beliebt und äußerst respektiert. Im Moment hatte er den Auftrag zusammen mit einigen anderen altgedienten Soldaten der NCR eine Truppe neuer Rekruten auszubilden und war daher auf dem Weg von New Reno nach Redding gewesen. Was früher an für sich kein Problem bei vernünftiger Ausstattung der Truppe gewesen wäre, aber aufgrund der derzeitigen Situation zunehmend ein Problem wurde. Die Waffen gingen noch, aber bei der Versorgung von Rüstungen haperte es mittlerweile gewaltig. So das ein unterschiedlicher Ausstattungsgrad innerhalb der Truppe immer noch Normalität war. Das Ödland verzieh eine schlechte Ausstattung selten. Wie auch jetzt.


    Avens schaute zu den Verletzten rüber, die man in die Nähe der Höhlenöffnung verbrachte hatte. Bei mindestens fünf der Männer und Frauen war sicher, dass sie das Ende dieses Tages nicht mehr erleben würden. Er war lange genug dabei, um zu erkennen, dass die Schwere ihrer Verletzungen hier draußen unweigerlich zum Tod führen würde. Selbst bei einer adäquaten und schnellen Behandlung in einer der größeren Städte war die Überlebenswahrscheinlich nur geringfügig größer. Was letztendlich auch an den Angreifern lag. In ihm schoss wieder eine kalte Wut hoch.


    Während sich die Führungsebene mit Erfolgen brüstete, die keine waren, starben auf Grund von fatalen Fehlentscheidungen gute Leute. Auch wenn seine Laune auf einem neuen Tiefpunkt angekommen war, ließ er das nach außen nicht erkennen. Er würde alles versuchen, um wenigstens ein Teil seiner Leute noch über den Tag zu retten. Wobei sich diese Überlebenschance drastisch zu reduzieren schien als die Fremden mit eingriffen. Vielleicht wäre es unter schwersten Verlusten gelungen die Supermutantengruppe auszuschalten, aber gegen diese Leute würden sie danach kaum noch etwas entgegenzusetzen haben.


    "Wahrscheinlich wird unsere Verstärkung, wenn die denn überhaupt kommt, nur noch unsere leblosen Kadaver und bleichen Knochen finden. Wahrscheinlich war mein Notruf eh vergebene Mühe." Avens machte sich nichts vor. Die augenblickliche Situation war schlecht. Die Fremden in ihren Powerrüstungen gingen ziemlich zur Sache und pflügten sich regelrecht durch die Gruppe Supermutanten. Er hatte fast den Eindruck, als würde sie sich beeilen wollen. Dann geschah etwas, was ihn hoffen ließ. Einer der Powerrüstungsträger zeigte mit einem Mal auf eine Stelle kurz vor einer der Barrikaden.


    Avens schaute unwillkürlich dort hin und sah für einen Moment eine Art Bewegung. Nicht mehr als würde Hitze für einen Moment aufsteigen und die Luft zum Flimmern bringen. Avens reagiert nur noch und brüllte. "Nightkin auf elf Uhr " und wollte schießen. Bevor er überhaupt dazu kam, hatten zwei der Fremden die Plasmagewehre angelegt und geschossen. Der Nightkin wurde sichtbar, heulte tödlich getroffen auf und schlug dann auf die Barrikade auf. Es sah tatsächlich so aus, als würden die Fremden ihnen helfen. Sie hielten aber trotzdem Abstand zu seiner Gruppe. Avens fragte sich warum.


    Der Kampf dauerte noch etwa fünfzehn Minuten, dann hauchte der letzte Supermutant sein Leben aus. Die Fremden entfernten sich ein wenig, senkten die Waffen und beobachteten die Gruppe der NCR. Ein Moment der Stille entstand. Man hörte nur den Wind leise heulen. Die Soldaten und auch Avens schauten irritiert. Er überlegte und kratzte sich kurz auf dem Kopf an seinem dunkelroten Barett. Seine Intuition sagte ihm, dass man darauf wartete, dass von ihrer Seite der erste Schritt kam. "Major Reginald Avens, NCR. Danke für die Unterstützung im Kampf. Auch im Namen meiner Soldaten. Auch wenn ich nicht weiß, wer Sie sind." Darauf erfolgte eine Reaktion. Aus der Gruppe lösten sich drei Leute, näherten sich vorsichtig. Dann sprach der in der Mitte befindliche. Scheinbar der Anführer der Gruppe. Die beiden anderen beobachten aufmerksam die Umgebung.


    "Wir haben Ihren Notruf empfangen, Major Avens. Wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten. Und gerade noch halbwegs rechtzeitig, wir mir scheint. Wie ist der Zustand Ihrer Leute?" fragte derjenige ausgesprochen höflich. Avens schaute überrascht. Leute mit Manieren hier draußen in der Ödnis waren mehr als ungewöhnlich. Und noch etwas. Sein Notruf war nicht auf taube Ohren gestoßen und doch nicht umsonst gewesen. Er fragte sich allerdings, wie diese Leute ihn empfangen konnten. Es war eine Militärfrequenz, die die NCR dafür verwendete.


    "Wir sind angeschlagen. Wir haben leider einige Tote zu beklagen und ich befürchte es werden noch einige folgen." seufzte Avens. "Dürfen wir uns ihrer Gruppe weiter annähern, Major? Wir haben medizinische Hilfe bereits dabei und würden Sie dahingehend ebenfalls unterstützen" Avens war einen Moment sprachlos. "Ich verstehe es nicht. Diese Leute könnten uns jederzeit ohne Probleme massakrieren und Angst haben die mit Sicherheit auch nicht vor uns. Ist das Respekt vor der NCR? Das würde mich schwer wundern." grübelte er einen Moment irritiert.


    "Sie können gerne zu unserer Gruppe aufschließen, Mister...? Sie haben mir Ihren Namen leider noch nicht genannt." "John Rothschild, Major." antwortete der knapp. Mehr gab John zurzeit nicht aus Sicherheitsgründen nicht preis. Er nickte drei seiner Leute zu und man ging gemeinsam in das Lager der NCR. Man machte Johns Leuten respektvoll Platz. Die Soldaten waren weiter verunsichert. Diese Leute in ihren schwarzen Powerrüstungen unbekannter Bauart waren ihnen nicht geheuer. Avens hatte mit seiner Aussage untertrieben. Wären sie nur ein wenig später gekommen, hätten sie wahrscheinlich nur noch Tote vorgefunden. Seine Leute untersuchten die Verletzten und erstatteten John Bericht. Es sah für einige nicht gut aus. John wusste, was er nun zu tun hatte. "Major, einiger ihrer Leute benötigen eine mehr als dringliche, fachmännische Versorgung. Wenn Sie sich von Ihrer Seite einverstanden erklären, würde ich meine Leute anweisen, sie in unseren Stützpunkt zu verbringen. Das würde ihre Überlebenschance deutlich erhöhen."


    Avens glaubte seinen Ohren nicht zu hören. Er war absolut verblüfft und hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Art der Anfrage. Avens war im Ödland ein stets misstrauischer Mensch. Mitgefühl gab es hier draußen eigentlich nicht. "Ist das eine Falle? Aber...nein...ich denke nicht...sie könnten uns auch einfach verschleppen...Zum Stützpunkt?...es gibt also noch mehr von dieser Gruppe?" Er war unentschlossen. Dann dachte er an seine verletzten Leute. "Sie hätten hier draußen keine Chance, vielleicht...?"


    John wartete geduldig. Er konnte sich vorstellen, warum der Major genau überlegte. In seinen Augen waren sie vollkommene Fremde und im Ödland war immer Vorsicht angebracht. "Mr. Rothschild, Sie...haben mein Einverständnis." Man merkte Avens deutlich an, dass er diese Entscheidung nicht leichtfertig getroffen hatte. Johns Gruppe hatte einige zusammen gefaltete Tragen dabei. Schnell wurden die fünf Schwerstverletzen transportfähig gemacht. Avens und seine restlichen Leute schauten nur fasziniert zu. Nur einem Moment später brachen zehn Silver Dragons Richtung Lassen auf. Der Rest verblieb vor Ort.


    "Sind Ihre Leute noch in der Lage einen Fußmarsch von knapp zehn Kilometer zu leisten? Sie sind hier draußen zurzeit eine leichte Beute für die Gefahren des Ödlands und ich wüsste Sie zunächst gut untergebracht." fragte John Avens, der immer noch brauchte, um die ganze Situation zu verarbeiten. "Ich...ich denke schon." Avens wies seine Leute an, das Lager abzubrechen. Im Anschluss begruben sie ihre Toten. John beobachtete sie nachdenklich dabei. Manch einer der Gefallenen war keine fünfzwanzig Jahre alt geworden. Nach etwa anderthalb Stunden war die Gruppe um Avens Marschbereit. Er selbst hoffte, dass er seine Gruppe nicht in ein weiteres Verderben schickte. Konnte er diesen Leuten wirklich trauen?

  • 275. Im Schlund des Drachen

    Avens und seine Leute liefen jetzt seit etwa zwanzig Minuten. Ihre Retter, wenn man sie denn so nennen konnte liefen außen und hatten ihn und seine Gruppe in Schutz genommen. Es ging nur langsam vorwärts, da einige der Soldaten kaum noch konnten. Man stoppte, wartete geduldig und ging weiter als sich derjenige erholt hatte. Sie entfernten sich immer weiter von den ihnen bekannten Wegen und immer tiefer in die steinige Ödnis hinein. Avens kannte einige Gebiete der NCR sehr gut, aber hier war sozusagen ein weißer Bereich in der Landkarte. Dieser Landstrich war nie von Interesse gewesen. Zu weit ab von den alten Verkehrswegen, keine größeren alten Städte, die es zu erkunden lohnte und auch sonst nichts, was von Interesse gewesen. Es war für Avens zu diesem Zeitpunkt nur ein weiterer der vielen leeren Landstriche im Einflussgebiet der NCR.


    Etwa eine halbe Stunde später stießen sie auf eine asphaltierte Straße. Sie sah neu aus und wirkte in dieser Öde irgendwie fremdartig und aus der Zeit gefallen. Auf ihr lief es sich angenehmer, als vorher durch das unbefestigte Gelände. Avens fragte sich ob die Fremden diese Straße angelegt hatten. Ihre Begleitung sprach im Moment kaum und war damit beschäftigt das Gelände um sie herum im Auge zu behalten. Die Straße, auf der sie mittlerweile liefen führte bergauf. Avens sah sich seine Leute an. Sie waren am Ende ihrer Kräfte und hielten sich noch gerade so aufrecht. Auch er selbst litt immer mehr unter Erschöpfung. "Entschuldigen Sie Mr. Rothschild, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber dauert es noch lange? Wir sind seit zwei Tagen ohne großartige Rast auf den Beinen." "Sie brauchen sich nicht entschuldigen, Major. Mir ist Ihr Zustand nicht entgangen. Halten Sie noch ein wenig durch. Es ist fast geschafft. Dann sind Sie erst einmal in Sicherheit und können sich solange ausruhen, wie Sie wollen."


    Es dauert noch weitere zwanzig Minuten, dann hatten sie das Plateau erreicht an dessen Ende der Eingang der Kluft und der Zugang zum Lassen lag. Als sie sich langsam dem Tor näherten wurde Avens und seine Leute etwas wacher. "Heilige Scheiße, ist das ein Tor. Und die Befestigung erst. Da dürften wir selbst mit unserer Artillerie Probleme haben durch zukommen." dachte er beeindruckt. Dann sah er die beiden Abwehrgeschütze, die sich oberhalb des Tores befinden und den Bereich absicherten "Okay, falls sie überhaupt dazu kommt zu schießen. Diese Leute können sich ihrer Haut verdammt gut erwehren." Seine Leute waren nicht weniger beeindruckt. Sie waren fast am Tor angekommen, da öffnete es sich auch schon fast geräuschlos. Sie wurden bereits erwartet. Die Gruppe stoppte und wartete. Rothschild ging zu dem Mann in Uniform und Kampfrüstung, der dort mit einigen ähnlich gekleideten Leuten wartete.


    Beide wechselten einige Worte und der Uniformierte nickte. Während die beiden sprachen löste sich die Gruppe der Fremden um Avens und seinen Leuten auf und verschwanden durch das Tor tiefer in die Anlage. Nur er und seine Leute standen irgendwie verloren im Torbereich. Es dauert noch einen Moment, dann winkte Rothschild die Gruppe heran. "Für heute ist es erst einmal das Ende Ihres Marsches. Wir bringen Sie bei uns sicher unter. Ich werde Ihnen morgen Ihre Fragen beantworten. Ich denke, Sie werden wahrscheinlich eine Menge davon haben. Ruhen Sie aus. Sie sind in Sicherheit. Cpt. Cornally wird Ihnen jetzt alles weitere erläutern. Ich werde mich jetzt von Ihnen verabschieden." Rothschild verschwand wie die anderen nach tiefer drinnen. Avens betrachtete die Umgebung zwischen Misstrauen und Staunen. Er hatte schon so einige beeindruckende Orte in seinem Leben gesehen, aber dass hier war auch für ihn eine neue Erfahrung.


    Georg Cornally betrachtete die Neuankömmlinge aufmerksam und nach einem weiteren Moment sprach er sie an. "Major Evans? Ich bin George Cornally. Sicherheitschef hier im Lassen. Ich werde Ihnen Ihre Unterkünfte für die nächste Zeit zeigen und noch ein Hinweis von mir. Ich werde Ihnen auf dem Weg zur Unterkunft einige "Verhaltensregeln" erläutern. Halten Sie sich bitte daran, dann sollten auch keine Probleme entstehen. Wir greifen hier bei Regelverstößen auch bei Fremden hart durch. Nur das Sie es nicht falsch verstehen." "Ich habe Ihre Ansage verstanden, Cpt. Wir werden uns daran halten." sagte Avens ruhig. Eine halbe Stunde später waren er und seine Leute in der Kluft untergebracht. Die Waffen wurden auf Bitten von Cornally bei ihm abgegeben. Sie hatten nun dort Quartier bezogen, wo vor einiger Zeit noch die Bruderschaft untergebracht worden war.


    Avens saß auf einem der Stühle und ließ die Ereignisse Revue passieren. Er kniff sich kurz. "Nein, ich träume nicht und wenn ich tot wäre, würde ich jetzt keine Schmerzen verspüren. Also leben wir. Es sieht so aus, als hätten wir unwahrscheinliches Glück gehabt und sind zurzeit scheinbar an einem der sichersten Orte des Ödlandes." Avens streckte die müden Knochen aus und legte das Barett neben sich. Er beobachtete seine Leute. Einige waren im Sitzen eingeschlafen, andere lagen in richtigen Betten in einer Art Mannschaftsraum. Nur zwei bis drei Leute waren wie er noch auf und sahen sich neugierig die Umgebung an. Es dauerte auch nicht lange, da fing auch Avens an die Müdigkeit an zu übermannen und er legte sich in eines der Betten im Mannschaftsraum. "Ein richtiges Bett, Wie lange ist das her..." Er hatte den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht, da war er auch bereits eingeschlafen.


    Am nächsten Morgen wurde Avens durch unterschiedliche Geräusche geweckt. Es waren einige dabei, die er lange schon nicht mehr bei seinen Leuten gehört hatte. Lachen und angeregte Unterhaltungen. Brummig stand er auf und schaute was seine Leute so trieben. Er gönnte es Ihnen, schließlich hatten sie überlebt. Das hieß aber nicht, dass sie sich daneben benehmen sollten und durften. Sie waren hier immerhin als Vertreter der NCR zu Gast und dieser Cpt. Cornally sah nicht unbedingt so aus, als würde er viel Spaß verstehen. "Guten Morgen, Sir. Sie sehen auch wieder gut aus. Hier ist es einfach...unglaublich." sagte einer seiner Leute ausgelassen zu ihm.


    Die meisten der jüngeren Rekruten aus Avens derzeitiger Gruppe kamen aus kleineren Siedlungen oder von Farmen. Sie kannten Vaults, Bunker und ähnliche Dinge nur aus Erzählungen oder Gerüchten. "Ja, auch Ihnen einen guten Morgen. Hier ist es in der Tat sehr interessant, aber ich würde Sie und die anderen bitten sich entsprechend der Statuten zu benehmen. Auch wenn ich mal wieder die Spaßbremse bin. Wir sind hier immerhin Gäste und ich möchte nicht, dass unsere Gastgeber einen falschen Eindruck von uns bekommen. Und Cpt. Cornally möchte ich auch nicht verärgern." sagte Avens ernst. "Ja, Sir. Natürlich. Sie haben ja Recht. Ich werde es den anderen mitteilen, dass sie sich etwas runterfahren."


    Ein wenig später nahmen sie etwas Essen zu sich, als der Sicherheitschef auftauchte. Er wartete geduldig bis Avens seine Mahlzeit aufgegessen hatte. "Guten Morgen, Major. Ich hoffe, Sie und Ihre Leute haben sich etwas von den Strapazen erholen können? Obwohl, wenn ich die recht weit hörbaren Unterhaltungen berücksichtige, würde ich sagen ja." Cornally schmunzelte kurz. Avens seufzte. Er hatte es geahnt. Sie waren bereits aufgefallen. "Major. Es ist nicht schlimm. Es sind nun mal...junge Leute. Ich bin froh, dass sie sich wieder etwas erholt haben. Sie sahen allesamt ziemlich angeschlagen aus." Cornally lächelte und Avens hatte den Eindruck, dass sein Gegenüber wirklich erleichtert war.


    Dann fuhr Cornally fort. "Und ich bin auch nicht hier, um Ihnen deswegen Vorhaltungen zu machen. Ich habe eine Nachricht für Sie und ich denke sie wird Sie freuen. Ihre Leute, die hier per Notfall herkamen...sie sind alle über den Berg und es geht ihnen den Umständen entsprechend gut. Allerdings werden einige von ihnen noch ein wenig bei uns bleiben müssen. Unsere Ärzte werden Ihnen das zu einem späteren Zeitpunkt näher erläutern." Avens war einen Moment sprachlos und rang vor Freude fast mit seiner Fassung. "Wie ist das möglich? Ich...diese Verletzungen...Sie müssen hier verdammt gute Ärzte haben. Ich...Danke."


    George Cornally schaute einen Moment nachdenklich bevor er darauf etwas sagte. "Sagen wir so, sie haben sehr lange Erfahrung in diesen Dingen vorzuweisen." "Bitte richten Sie Ihnen mein Dank aus. Wenn möglich. Kann ich sie..." fragte Avens beinahe aufgeregt. "Besuchen? Gewiss. Aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. Bis dahin gibt es noch einige Dinge, die der Klärung bedürfen. General Rothschild lässt fragen, ob Sie für eine Unterhaltung schon wieder fit sind? Er würde sich gerne mit Ihnen unterhalten und Ihre Fragen klären" Cornally war wieder ernster.


    "General?" Avens runzelte die Stirn und war perplex. Er hatte bei John Rothschild damit gerechnet, dass der eher in der Stellung eines Offiziers im Bereich einer Erkundungsgruppe war. Wenn die Rangordnung auch nur annähernd so wie bei der NCR war, dann musste Rothschild sogar der Vorgesetzte von Cpt. Cornally sein. Vor allem war es bei der NCR fast unüblich dass die obersten Ränge direkt in vorderster Reihe am Kampfgeschehen teilnahmen. Auch aus Aspekten der Sicherheit. Hier schien es etwas anders zu laufen.


    "Ist er so etwas wie Ihr Anführer hier?" fragte Avens nach. "Jaein. Er ist der Stellvertreter des Kommandanten. Ich bin im Moment nicht befugt, Ihnen mehr zu unserer Organisationsstruktur zu erzählen. Das wird mein Vorgesetzter übernehmen." sagte Cornally knapp und seltsam verschlossen. "Ich verstehe. Sie können ihm ausrichten, dass wir uns unterhalten können." Avens war wieder verunsichert. Die Leute war hier sehr hilfsbereit, hielten sich dann aber wieder sehr bedeckt. Steckte mehr dahinter? Hatten sie einen Grund etwas zu verbergen?


    Cornally nickte und ging dann zu einem Terminal, das in der Nähe an der Wand hing. Er tippte ein wenig darauf herum und kurze Zeit später meldete sich John Rothschild. Er und Cornally unterhielten sich einen kurzen Moment. Dann kam der Sicherheitschef auch schon wieder zurück. "Er ist auf dem Weg. In schätzungsweise einer Viertelstunde ist er hier, Major. Sie werden das Gespräch hier mit ihm führen. Ich werde dabei bleiben." Avens war sehr gespannt auf dieses Gespräch. Vor allem würde er dann endlich erfahren, wer diese Leute hier waren.

  • 276. Schritt für Schritt

    John war im Verteiler angekommen und verließ den Fahrstuhl allein. Sie waren gemeinsam hochgefahren. Drake war auf der Ebene - 4 ausgestiegen. Er hatte dort noch eine Verabredung mit Darper in der Krankenstation und zog es vor erst einmal vor außer Sichtweite der neuen Besucher zu bleiben. Beiden hatten sich bis gerade eben noch bezüglich der NCR besprochen. Es würde nicht einfach für die Silver Dragons mit der NCR werden. Gerade wegen ihrer Verbindung zu der stählernen Bruderschaft. Die BoS und die NCR befanden sich zurzeit immer noch im Krieg miteinander. Auch wenn der momentan ein kalter war.


    Es gab sogar Zeiten, da hatten die NCR und die BoS zusammengearbeitet. Aufgrund der Doktrin der Bruderschaft betreffend der Technologie waren sie aber aneinander geraten. Die NCR akzeptierte auf Dauer die Ansichten der BoS nicht. Sie gerieten darüber in immer heftigeren Streit und es entwickelte sich daraus ein langanhaltender und blutiger Krieg. Zurzeit waren beide Seiten nicht in der Lage diesen Krieg weiterzuführen. Sie waren zu geschwächt. Im Osten lauerte noch ein weiterer Feind, die für beide Fraktionen ebenso gefährlich war. Die Legion. Sie war nur von der NCR zurückgetrieben worden. Den Berichten nach eine Fraktion, die auch die Silver Dragons für bedrohlich empfanden.


    "Da verschläft man zweihundert Jahre. Überlebt den großen Krieg. Um in was wieder aufzuwachen? In einem neuen. Wir Menschen lernen es wohl nie." seufzte John. "Ich hoffe, wir finden einen Weg mit beiden Fraktionen zurecht zu kommen. Ich sehe es auch ähnlich wie Drake. Wir pflegen mit der BoS zwar ein freundschaftliches Verhältnis. Was aber nicht heißt, dass wir uns vorschreiben lassen müssen mit wem wir in dieser Welt agieren dürfen. Wir sind hier schließlich unser eigener Herr. Ich mag Jeremiah wirklich, aber diese Einstellung..." John wusste jetzt schon, dass dieser eine Kontakt mächtig Konfliktpotential bergen würde.


    Er näherte sich langsam der Kluft und schaute zu dem Hang hinüber. Dort hatten sie der Bruderschaft eine ständige Unterbringungsmöglichkeit gebaut. Abby und Darrington, die beiden Gelehrten der Bruderschaft gehörten mittlerweile zu den Dauergästen. Die beiden schienen eher zur gemäßigten Fraktion der BoS zu gehören und blieben gerne hier. Trotz regelmäßiger Anfeindungen ihrer Brüder verkehrten beide immer noch sehr regelmäßig mit Darwin. Auch mit einigen wenigen mittlerweile zu Ghulen gewordenen Silver Dragons pflegten sie Kontakt.


    Die beiden Gelehrten interessierten sich scheinbar sehr für diese. Für sie stellte das neben ihren anderen Forschungen einmalige Chancen zum Verstehen dar. Jeremiah betrachtete das Ganze immer noch argwöhnisch, ließ die beiden aber gewähren. Was ihn selbst Kritik aus den eigenen Reihen brachte. John schüttelte den Kopf über so viel Starrsinnigkeit. "Wie kann man friedliche Ghule und Supermutanten so über einen Kamm mit den anderen feindlichen gesinnten ziehen. Als würden normale Menschen nicht durchdrehen oder bösartig werden." dachte er bei sich. John hatte fast das temporäre Quartier der NCR erreicht.


    Avens gelang es nicht aus Cornally weitere Information über ihren vermeintliche Retter herauszubekommen. Stattdessen schien Cornally ein reges Interesse am Gebiet der NCR und der NCR selbst zu haben. Ihm waren sogar noch die alten Namen der zum Großteil zerstörten Städte geläufig, stellte der Major überrascht fest. Er war sich nicht sicher ob das ein Interesse aus strategischer Sicht war. Oder fand der Sicherheitschef dieser Zuflucht die NCR als Fraktion einfach respektabel. Dieses Gespräch führte bei Avens zu immer mehr Fragen. Warum diese Geheimniskrämerei? Würde ihm Rothschild wirklich alle Fragen beantworten, die er hatte?


    "Hallo Major. Schön Sie wieder wohlauf zu sehen. Wie ich sehe geht es Ihnen und Ihren Leuten bedeutend besser." hörte Avens eine vertraut klingende Stimme. John Rothschild war im Gang aufgetaucht, der zu ihnen führte. "Das haben wir Ihnen und Ihren Leuten zu verdanken Mr. Rothschild, Sir. Wir stehen in Ihrer Schuld. Auch wenn ich im Moment nicht weiß, zu welcher Gruppe Sie gehören und was Sie mit uns vorhaben." antwortete Avens förmlich gemäß den Statuten der NCR. "Wir haben mit Ihnen nichts vor, das kann ich Ihnen versichern. Ich denke, Sie werden viele Fragen an uns haben. Ich würde vorschlagen, wir unterhalten uns hinten in der Mannschaftskantine weiter. Der Cpt. wird mitkommen. Ich halte ihn immer mit im Sachstand über unsere Besucher." Cornally nickte.


    Die drei verschwanden in die Mannschaftskantine. Avens Leute blieben derweil im Quartier zurück. Er hatte ihnen dahin gehend Anweisungen gegeben. Sie setzten sich an einer der Tische. Der Major betrachtete kurz Rothschild. Er versuchte ihn einzuschätzen. "Sieht verdammt jung aus, für jemanden in seiner Position. Ich würde ihn auf etwas über vierzig schätzen. Entweder hat er was drauf oder das ist so ein Möchtegerngeneral wie Lee. Aber dann wäre er mit seinen Leuten nicht zusammen draußen gewesen..." dachte er kurz. Er ging dazu über Rothschild Fragen zu stellen. " Also meinen Namen und meine Zugehörigkeit kennen Sie bereits. Ich bin sehr neugierig etwas über Sie zu erfahren. Wer sind Sie also und wo sind wir hier? Wie stehen Sie zu NCR?" fragte Avens interessiert.


    "Meinen Namen kennen Sie bereits. Wir selbst nennen uns die Silver Dragons. Sie befinden sich derzeit in der sogenannten Kluft, dem Zugang zu unserem eigentlichen Zuhause, dem Lassen. Die Kluft gehört zum Verteidigungsbereich rund um den Lassen. Vor dem großen Krieg, wie Sie den Krieg vor über zweihundert Jahren nennen, war das hier mal ein Nationalpark mit diesem Namen. Mit Wäldern, soweit das Auge reichte. Wie wir zu NCR stehen? Nun, ich würde es als neutral bis interessiert beschreiben. Wir sind Ihnen eigentlich nicht feindlich gesonnen, werden uns zu Wehr setzten und verteidigen, wenn man uns bedroht." beantwortete Rothschild Avens Fragen. "Noch nie gehört, diesen Namen. Das Sie uns grundsätzlich freundlich gesonnen sind, werte ich schon mal positiv. Wie kommt es eigentlich, dass Sie meinen Notruf empfangen konnten? Das ist eine verschlüsselte Militärfrequenz, die wir benutzen und eigentlich niemanden außerhalb unserer Armee bekannt." fragte Avens weiter. "Sagen wir so, uns ist diese Frequenz nicht unbekannt und wir haben hier auch die technischen Möglichkeiten relativ viel zu entschlüsseln."


    Avens runzelte die Stirn. "Sie scheinen hier wirklich einige ganz patente Leute zu haben. Ich hätte nicht gedacht, dass sich hier in diesem toten Landstrich irgendjemand angesiedelt hat. Vor allem noch unentdeckt von der NCR geblieben ist. Woher kommen Sie ursprünglich?" Cornally und Rothschild sahen sich an. "Wir waren schon immer hier, Major. Bevor es die NCR überhaupt gab. Wir haben uns hier ziemlich gut ... versteckt." Avens war irritiert. "Moment. Wollen Sie mir etwa sagen, dass ihre Gruppe hier schon seit dem großen Krieg ist? Wie haben Sie es geschafft hier so lange zu Überleben...?" Langsam dämmert es Avens, was der Lassen nur sein konnte. Ein Vault. Etwas anderes kam für ihn nicht in Frage. "Sie haben seit Generationen in einem Vault überlebt, richtig?" "Ja. Nach Ihrem Verständnis nach so etwas in der Art. Wir leben hier relativ autark von allem und haben unsere eigenen demokratischen Entscheidungsgremien. Den Ältestenrat und die Versammlung. Ich und der Kommandant sind für den Bereich der Verteidigung, der Sicherheit und für die Kontakte nach außen zuständig." erklärte Rothschild die weiteren Organisationsstrukturen.


    "Demokratische Grundwerte? Die sind in der heutzutage eher spärlich gesät. Da liegen Ihre Ansichten und die der NCR mit Sicherheit nicht weit auseinander. Wie kommt es, dass Sie sich nie der NCR zu erkennen gegeben haben? Sie wären mit Sicherheit von uns gut aufgenommen worden." fragte Avens nach. Die NCR konnte in ihrem derzeitigen Zustand gut neue Verbündete brauchen. Es war Avens ebenfalls nicht entgangen, dass man hier sehr fortschrittliche Technologie nutzte. Er fragte sich allerdings, welchen Grund diese Leute hatten bis jetzt nicht in Erscheinung getreten zu sein. Waren sie ebenfalls so Narren wie die stählerne Bruderschaft und teilten ihre Technologie nur mit Ihresgleichen. Warum hatten sie ihnen dann geholfen und waren in Erscheinung getreten? Hatten sie sogar Ihre Basis gebracht? Major Avens kam innerlich auf keinen Konsens was das Verhalten dieser Gruppe betraf.


    Rothschild zögerte kurz mit der Antwort. "Wir haben mit der Oberfläche erst seit kurzer Zeit...Kontakt aufgenommen und waren äußerst vorsichtig damit. Zurzeit beobachten wir die Abläufe um uns herum, Major und knüpfen langsam Kontakte zu den unterschiedlichen Gruppen." Avens stutzte und schaute erstaunt. "Seit kurzem? Herr Gott! Wie lange waren Sie denn dann unter der Erde, wenn Sie..." "Seit etwa zweihundert Jahren." antwortete Rothschild knapp. "Das ist ... wow ... Ihre Vault war eine Kontrollvault von Vault-Tec, oder?" Avens war ein wenig in Vaults bewandert. Bereits als Kind hatte er sich für sie interessiert. Durch verschieden Quellen wusste er auch zum Teil was es mit diesen Vaults auf sich hatte. Eine intakte zu finden war immer sein persönlicher Traum gewesen und vielleicht könnte es der NCR helfen.


    "Nein. Keine Vault-Tec Vault. Es ist eine ... eigene Entwicklung. Wir haben Ihnen nicht getraut. Sie haben ... eine Menge unmoralischer Dinge getan ... die den Menschen geschadet haben. Und sie haben teilweise mit unseren ... alten Feind paktiert. Der Enklave. " sagte Rothschild ernst. "Kein Vault-Tec? Ich dachte immer, sie wären die Einzigen gewesen, die so etwas in einer bestimmten Größenordnung bauen können. Aber man lernt immer wieder dazu. Aber die Enklave ist Ihr Feind? Dann verbindet uns ja noch mehr. In den 2240er haben die NCR und BoS sie zusammen bekämpft. Das waren noch andere Zeiten." Avens seufzte. "Heute bekämpfen sich die BoS und die NCR gegenseitig bis aufs Blut. Wären die von der BoS nicht so Extremisten was Technologie beträfe..."


    Er schüttelte seinen Kopf. "Als wäre es unseren Leuten nicht bewusst gewesen, das manche Technologie Gefahren in sich birgt ... Aber das Unverständnis kam wahrscheinlich von beiden Seiten ... Ich war damals einfach zu jung um diese Dinge zu verstehen ... Gerade heute würde ich wünschen, dass wir wieder zueinander finden. Die Gefahr durch Legion betrifft beide. Sollte es der Legion gelingen uns zu besiegen ... dann wird es auch irgendwann ... diese überheblichen *undeutliches Geschimpfe* erwischen. Es wird wieder viel Wissen verloren gehen... Ach verdammt ..." Avens sah Rothschild und Cornally an. "Es tut mir leid. Ich bin abgeschweift. Ich bin ... nur mit der derzeitigen Situation ... unzufrieden. Aber das wird Sie sicherlich nicht interessieren. Viele der Vorgänge werden Ihnen wahrscheinlich nicht in Gänze geläufig sein."


    Avens bekam eine Antwort, die ihn überraschte. "Uns sind viele Dinge bekannt. Auch wenn wir bis jetzt nicht in Erscheinung getretten sind, haben wir doch schon einige Informationen eingeholt." "Wir sind nicht die ersten, die Sie hier zu "Gast" haben, oder?" "Nein, Major sind Sie nicht. Es sind auch schon andere ... über uns gestolpert. Händler und..." Rothschild machte eine kurze Sprechpause. "... die stählerne Bruderschaft. Wir... sind so etwas wie Verbündete." Avens glaubte seinen Ohren nicht zu hören und sah Rothschild finster an. "Sie paktieren mit diesen ideologischen Narren? Wissen Sie überhaupt, was die...?" John hatte mit dieser Reaktion seitens des Majors gerechnet. Er und Drake waren sich einig, dass man trotzdem die Karten auf den Tisch legen sollte. Eher früher als später. Im Moment konnte sich die NCR nicht noch eine weitere Auseinandersetzung mit einer weiteren Fraktion leisten, über die sie kaum etwas wusste. Beide hofften, dass ihnen das gewisse Verhandlungsmöglichkeiten bot. Trotz ihres Bündnis mit der BoS.

  • 277. Aus dem Dunkel der Zeit

    Avens hatte es geahnt. Es wäre auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Diese Leute standen mit Sicherheit auf ganzer Linie mit der BoS. Was würde jetzt mit Ihnen passieren? Die Freundlichkeit war mit Sicherheit nur gespielt um sie in Sicherheit zu wiegen. Bestimmt lieferten sie sie an die BoS aus. Zwecks Verhör und anschließender Ausschaltung. "Ich hätte es doch besser wissen müssen. In diesen Zeiten gibt es von anderen keine wirkliche Hilfe, ohne dass man dafür etwas "bezahlt". Wann werden Sie uns an ihre Freunde auszuliefern?" sagte Avens kühl und war aufgestanden. Rothschild blieb sitzen und sah Avens erst durchdringend an. "Nein, Major. Wir werden Sie nicht an die BoS ausliefern. Zu keinem Zeitpunkt! Das es ... ideologische Narren sind, wissen wir nur zu gut. Und für unsere Hilfe werden Sie keinen wie auch immer gearteten Preis bezahlen."


    Rothschild lehnte sich zurück und seufzte. "Wir haben uns dazu entschlossen, Ihnen zu helfen, weil es richtig war und ist. Sie waren in unser Reichweite. Und bei dieser Art der Gegner war es noch mehr als angebracht. Der Kommandant hat sich dazu ohne Zögern entschlossen Ihnen und Ihren Leuten zu helfen. Für uns bedeutet das eine nicht unerhebliche Problematik mit unseren Verbündeten. Das soll aber nicht Ihr Problem sein, Major. Beruhigen Sie sich also." "Das ... aber ich verstehe nicht ... Sie gehen ein derartiges Risiko um jemanden in Ihren Augen völlig Fremden zu helfen? Auf die Gefahr es sich mit der BoS zu verscherzen? Sind Sie von der BoS zu diesem Bündnis gezwungen worden?" Avens war wieder verunsichert.


    "Nein wird sind nicht von Ihnen gezwungen worden. Wir haben geschworen, die Menschen im Ödland zu unterstützen. Zu mindestens denen, die nach unseren moralischen Vorstellung anständig und aufs Gemeinwohl konzentriert sind. Ähnlich wie die NCR und in Teilen die BoS. Ja, wir arbeiten mit der Bruderschaft in einigen Bereichen zusammen. Unser Umgang mit ihnen ist freundschaftlich, da bin ich ehrlich. Aber unser Verhältnis zueinander ist aus einer ganzen Reihe von Gründen nicht unproblematisch. Wir teilen eine ganze Reihe ihrer Ansichten nicht. Zurzeit haben wir uns auf gewisse Dinge geeinigt." Rothschild versuchte Avens die Situation zu erklären. "Dann scheinen Sie eine extrem gute Verhandlungsposition zu besitzen...General. Normalerweise verhandelt die BoS nicht, sondern nimmt sich bestimmte Dinge einfach heraus." Avens war nun etwas ruhiger und seine Achtung gegenüber den Silver Dragons stieg ein wenig.


    Hinter diesen musste mehr stecken, wenn sie es schaffte, die stählerne Bruderschaft dazu zu bringen in einen Aushandlungsprozess mit ihnen zu treten. Er wollte mehr herausfinden. "Ja. Wir kennen die eigentliche Verfahrensweise der BoS aus allererster Hand. Nur hatten wir ... bei unserem ersten offiziellen Zusammentreffen ... wie nenne ich es ... die richtigen Argumentationshilfen." erläuterte Rothschild weiter und Cornally nickte zustimmend. Avens Gesicht wurde immer fragender. "Ich werde aus Ihnen einfach nicht schlau. Sie verhalten sich einfach nicht wie die sonstigen Gruppen mit denen wir sonst zu tun haben. Wie geht es jetzt mit mir und meinen Leuten weiter? Sie werden uns doch nicht einfach gehen lassen, oder?" fragte Avens vorsichtig.


    "Wir werden Sie gehen lassen. Allerdings erst, wenn wir sicher sind, dass der Großteil von Ihnen dazu in der Lage ist. Die Schwerverletzten werden erst einmal eine ganze Zeit bei uns bleiben ... müssen. Wir werden sie Ihnen entweder übergeben oder sie holen sie bei uns ab. Das ist Ihnen überlassen, wie Sie es handhaben, Major." "Sie werden uns wirklich gehen lassen? Sie wissen aber schon, dass Ihr Standort dadurch bekannt wird?" Rothschild nickte. "Uns war bewusst, dass dieser Zeitpunkt irgendwann kommt. Wir möchten, dass uns die NCR nicht als potientiellen Gegner oder Gefahr begreift und wir sind durchaus an einer Partnerschaft interessiert. Aber ein Wort der Warnung Major. Ich hoffe nicht, dass Sie uns aus welchen Gründen auch immer angreifen. Wir sind mehr als in der Lage uns zu verteidigen." "Wenn Sie uns keinen Grund dafür geben, wird das nicht passieren." Avens war sich bei dieser Sache nicht sicher.


    Er selbst würde es nicht tun. Aber er würde Bericht erstatten müssen und wie seine Vorgesetzten darauf reagierten konnte er nicht hundertprozentig sagen. Immerhin lag die Basis der Silver Dragons auf dem Gebiet der NCR. Auch wenn dieses bisher nicht von Interesse gewesen ist. Avens räuspert sich kurz. "Cpt. Cornally sagte das meine Leute über den Berg wären. Ich ... würde Sie gerne sehen. Ist das möglich?" und sah Rothschild wiederum fragend an. Der tauschte mit Cornally einige Blicke aus und nickte anschließend. "Ja. Ich werde Sie selbst dorthin bringen. Vielleicht klären sich dadurch auch andere Dinge für Sie. Wenn Sie wollen jetzt gleich. Ich möchte Ihnen damit zeigen, dass Sie uns Vertrauen können und dass wir Ihnen trauen." Rothschild stand auf und wartete Avens Reaktion ab.


    Avens freute sich innerlich sehr, seine Leute sehen zu können. Er war jemand dem seine Leute in der Truppe viel bedeuten. Avens war gemein hin als streng, aber gerecht bekannt. Seine Gefühle zeigte er nach außen nur selten. Daher wirkte er ruhig und berechnend. Er informierte seine Gruppe in Absprache mit Rothschild und schärfte Ihnen ein sich anständig zu verhalten. Er würde bald zu Ihnen zurückkehren.


    Kurz darauf brach er mit Rothschild auf. Während sie durch die Kluft liefen und einem weiteren Tor näherten, betrachtete Avens die Umgebung. "Sie haben sich hier aber ganz schön verschanzt. Solche Verteidigungsanlagen im Neubau habe ich noch nirgends gesehen. Ich kenne nur die Überbleibsel aus der Zeit vor dem großen Krieg. Sie scheinen mir diese Art der Baukunst recht gut bewahrt zu haben." Rothschild sah ihn mit einem Blick an, den Avens nicht deuten konnte. "Diese Verteidigungsanlagen schienen uns notwendig, um unsere Leute ausreichend zu schützen. Hier oben herrschen raue Zeiten, da konnten wir nicht vorsichtig genug sein."


    Sie waren fast am zweiten Tor angekommen, da öffnete es sich schon und gab den Blick auf ein drittes frei. Avens schaute nur ungläubig und schwieg. Als sie eine weitere Zeit gelaufen waren öffnete sich das Tor und gab den Blick in das Tal frei. Auf der linken Seite sah Avens ein kleines Gebäude, das sich in den Hang schmiegte. Es schien ihm sogar, dass es dort sogar noch weiter ging. Nicht weit von dem Eingang wehte eine ihm verhasste Flagge. "Gelogen hat dieser Rothschild schon mal nicht. Sie stehen tatsächlich mit ihnen im Bunde. Aber wenn ich mir die Verteidigungsanlagen so ansehe ... puh... da dürfte selbst die Bruderschaft mit ihren ganzen technischen Spielereien Probleme bekommen. Langsam habe ich so eine Vermutung ... warum die mit denen hier in Handel getreten sind." dachte Avens bei sich. Dann folgte sein Blick der Straße, die direkt bis an den Berg führte, der ein wenig rechts vor Ihnen lag. Den Eingang, den er dort sah, würde er sein Lebtag nie vergessen. Die Eingänge der Vault-Tec Vaults wirkten dagegen klein. Er fragte sich was ihn dort drinnen erwartete.


    Sie liefen weiter auf über die Straße auf den Eingang zu. Während des Laufens betrachtete er die kleine Gedenkstätte und blieb einen Moment stehen, um eine der auf Halbmast hängenden Flaggen näher zu betrachten. Sie enthielt ein Detail, was ihm merkwürdig vertraut vorkam. Ein Bär auf einem kleinen grünen Fleck Gras, darüber drei Sterne. Das Ganze auf weißem Grund. Die restliche Flagge enthielt abwechselnd rot, weiß und blaue Streifen. Die Art des Bären glich der der NCR. Nur das dieser nur einen Kopf besaß.


    Rothschild hatte bemerkt, dass Avens stehen geblieben war und diese Flagge gerade zu anstarrte. "Die Flagge. Das ... war vor dem großen Krieg das Südwestliche Commonwealth. Ich vermute ... das ihre heutige Flagge auf diese zurückgeht." sagte Rothschild nachdenklich. "Sie halten das Gedenken an die alte Welt lange aufrecht. Viele dieser Flaggen sehe ich heute das erste Mal ... und wenn ich mir die anderen Stätten dort hinten ansehe, würde ich sagen, dass Sie in den letzten Jahren ziemlich bewegte Zeiten hatten." Rothschild nickte. "Ja. Die hatten wir wirklich ... wir haben viele Leute ... bei internen Streitigkeiten verloren. Es kam zweimal zu Aufständen. Wir konnten sie Gott sei Dank stoppen." seufzte Rothschild.


    Die Geschichte um die Silver Dragons wurde für Avens immer interessanter und gleichzeitig mysteriöser. Er lass während des Vorbeigehens kurz die Inschriften und machte sich seine Gedanken dazu. Sie waren an dem Haupteingang angekommen und durchschritten ihn. Avens stand mit einem Mal in einer rechten großen Halle mit drei großen Verzweigungen. "Heiliger Bimbam, das ist einfach unglaublich. Selbst Vault City kommt mit dem hier nicht mit." Avens war im Inneren überwältigt. Selbst sein Äußeres spiegelt das wieder. In der Halle war ein konstantes Kommen und Gehen von Leuten.


    Alle trugen wie Rothschild auch einen Pipboy und waren auch ähnlich gekleidet. Eine Kleinigkeit fiel Avens ins Auge. Er hatte ein bis zwei Ghule unter den Leuten ausgemacht. "Ich sehe, Sie haben unter ihren Leuten einige Ghule. Sie haben..." "...leider schon Bekanntschaft mit den Besonderheiten an der Oberfläche gemacht. Sie sind unter anderem ein ... Streitpunkt... mit der Bruderschaft. Haben Sie selbst ein Problem damit, Major?" fragte Rothschild mit einem gewissen Unterton in der Stimme.


    "Nein eigentlich nicht. Bei uns in der NCR haben Ghule und auch Supermutanten eigentlich die gleiche Rechte, wie normale Menschen auch. Solange sie sich mit der Gemeinschaft verstehen. Zu mindestens in der Theorie. In der Praxis sieht das an einigen Stellen anders aus. Leider. Es gibt immer wieder Probleme in der Beziehung. Manche Leute können oder wollen nicht unterscheiden. Zwischen denen die friedlich sind und den Wilden. Ich selbst habe zwei Freunde die Ghule sind. Gut, bei den Muties kann ich es noch einigermaßen verstehen. Die Friedlichen von denen sind wirklich sehr selten und dann ist da noch die Sache mit dem Meister ... sagte Ihnen der Name überhaupt etwas?" "Ja, der ist mir geläufig ... Ich habe einiges über ihn gehört ... und das Hören reichte mir auch schon." Der Name allein jagte John Rothschild kalte Schauer über den Rücken. Gelehrter Darrington hatte ihm in einem ihrer Gespräche alles was er wusste über ihn erzählt. Interessant fand Rothschild die Bemerkung die Avens über Ghule und Supermutanten machte. Das machte ihm die NCR ein stückweit sympathisch. Man versuchte hier wenigstens anständig mit den Friedlichen umzugehen.


    "Sie sind schon recht gut informiert. Dafür, dass Sie noch nicht lange an der Oberfläche sind." bemerkte Avens. "Wir haben unsere Möglichkeiten und sind an unserem neuen Umfeld interessiert. Das hilft potentielle Gefahren zu erkennen." Avens nickte zustimmend. "Kann ich gut nachvollziehen." Beide näherten sich dem Verteiler und gingen zu einem der Aufzüge die hier ankamen. Rothschild wählte die Ebene aus, auf der die Krankenstation lag.

  • 278. Vergessene Wege

    Avens und Rothschild traten aus dem Aufzug. Sie hatten die gewählte Ebene erreicht. Der Major war jetzt schon eine Weile still und betrachtete einfach nur seine Umgebung. Dieser Vault, Bunker oder wie auch immer man den Lassen nannte, glich nichts was er bisher in seinem Leben kennengelernt hatte. Er kannte zerstörte Vaults, die bis zu tausend Leute fassen und versorgt hatten. Zu mindestens ließ sich das aufgrund der Größe und der vorhandenen Aufzeichnungen schätzen.


    Mittlerweile gab es kaum noch Vaults, von denen man wusste, die noch in voller Funktion waren. Der Lassen musste aber wesentlich größer sein. Dafür sprachen die Art des Aufbaus und die Dimensionierung. Was Avens am meisten faszinierte, war die Tatsache, dass hier kaum Beschädigungen erkennbar waren. Nichts sah hier besonders abgenutzt oder heruntergekommen aus. Er fragte sich, wie man es geschafft hatte, diese Vault so lange so intakt zu halten. Dafür musste einiges Material nötig gewesen sein und vor allem ein ganze Anzahl von Personen.


    Sie näherten sich der Krankenstation. Vom Weiten konnte Avens schon einen hageren Mann mit krausen, braunen Haaren in einem weißen Kittel sehen. Er schien auf sie zu warten und betrachtete Avens mit Interesse. "Hallo Darper. Das ist Major Avens von der NCR. Der Anführer der Gruppe, die wir draußen gerettet haben..." begann Rothschild die beiden miteinander bekannt zu machen. "Hallo Major, ich bin Doktor Elias Darper. Schön Sie kennenzulernen. Ihren Leuten werden es alle schaffen, allerdings..." Darper begann Avens zu erklären,wie es den Leuten ging und was nötig gewesen war, um seine Leute zu retten. Dabei nahm er ihn mit zu ihnen. Sie waren im hinteren Teil der Krankenstation untergebracht. Während sich die beiden auf den Weg dorthin machten, blieb John Rothschild zurück und dachte über Avens, die NCR und die BoS nach. Der Besuch war mit Sicherheit den anwesenden Mitgliedern der stählernen Bruderschaft nicht entgangen.


    Im Kopf ging er bereits das Streitgespräch mit dem Ältesten durch. Wie das enden würde, wusste er nicht. "Er wird es wahrscheinlich als Verrat von unserer Seite ansehen. Mich würde es nicht wundern, wenn er unsere Zusammenarbeit abbricht ... Weiß mein Freund wirklich, was er mit der Entscheidung unter Umständen verursacht?" John war unschlüssig. Er konnte beiden Fraktionen durchaus etwas abgewinnen.


    Während er nachdachte, setzte er sich auf einen der Wartestühle und brütete weiter über die Problematik nach. Es dauerte eine ganze Weile, dann hörte er Avens und Darper wieder. Einen Moment später sah er sie auch. Avens schien sehr erleichtert und lächelte sogar. Er steuerte Rothschild an. Hinter ihm folgte Darper. "Ich weiß gar nicht was ich sagen soll ... ich hatte ... sie... ich dachte ...sie... ich weiß Sie haben mir es gesagt ... aber ich konnte es erst glauben als ich sie gesehen habe. Danke, Sir."


    Avens bedankte sich fast überschwänglich bei Rothschild und drehte sich zu Darper. "Sie und Ihre Kollegen ... wäre es nicht möglich ... Erfahrungswerte mit unseren Leuten auszutauschen. So etwas habe ich noch nicht gesehen..." "Das wäre im Prinzip möglich. Aber dafür brächte ich die Zustimmung unserer Leute." sagte Darper und sah Rothschild nachdenklich an. Der erwiderte kurz Darpers Blick, sagte aber nichts weiter dazu. "Major, ich werde mich erst einmal von Ihnen verabschieden. Ich habe an anderer Stelle noch einiges zu tun ... Wenn Sie beide mich jetzt..."


    Rothschild unterbrach Darper kurz. "Nur eine kleine Frage noch Darper, dann haben wir beiden genug Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch genommen. War bei der monatlichen Untersuchung alles in Ordnung?" Der nickte kurz. "Alles gut. Keine Auffälligkeiten und alles unverändert stabil bei ihm." "Gut. Danke." "Wie immer gerne, Sir." antwortete Darper und verschwand tiefer in die Krankenstation. Avens sah ihm hinterher. "Wirklich. Ein sehr guter Arzt. Ich weiß jetzt, dass meine Leute bei Ihnen gut aufgehoben sind und ich Ihnen in einigen Dingen vertrauen kann.


    "Ja. Das ist Darper wirklich. Wir sind froh, dass wir ihn haben. Er ist wirklich ein ... Spezialist in solchen Dingen. Über Ihre Anfrage bei ihm ... werden wir zumindest nachdenken. Ich werde Sie jetzt erst einmal wieder zu Ihren Leuten bringen. Einer unserer anderen Ärzte wird auch bei ihnen vorbeischauen und um sich die Leichtverletzen kümmern..." Beiden fuhren wieder nach oben und gingen zur provisorischen Unterkunft. Bevor Rothschild ging, hatte er mit Cornally und Avens noch eine abschließende Unterhaltung. "Major, ich werde jetzt einige Gespräche mit unseren Leuten und insbesondere mit unserem Kommandanten führen müssen. Wir werden uns vorrausichtlich einige Tage nicht sehen. Ihre Leute können sich in der gesamten Kluft, aber nicht darüber hinausaufhalten. Cpt. Cornally wird insbesondere darauf achten, dass sich die NCR und BoS nicht annähern. Ich hoffe, Sie halten ein Auge auf Ihre Leute. Unser Sicherheitschef wird auf beiden Seiten hart durchgreifen ... sollte die Gefahr bestehen ... das Sie aneinander geraten." erklärte Rothschild den weitern Ablauf. Avens nickte. "Habe ich verstanden. Ich werde meine Leute an der kurzen Leine halten. Wenn Sie uns die BoS anständig vom Hals halten, sollte es funktionieren." Danach trennten sich zunächst die Wege von Avens und Rothschild.


    Zehn Tage später.


    Jeremiah stand wutschnaubend im Büro von John. Die beiden stritten laut. "...John, seid Ihr irre? Ihr holt die NCR in den Lassen. Diese inkompetenten Narren? Wisst Ihr eigentlich, was passiert, wenn die mitbekommen wo ihr seid? Ihr habt euch viel zu früh offenbart. Ihr hättet noch ein ganze Weile untergetaucht bleiben müssen. In dem derzeitigen Status sind wir noch nicht in der Lage die NCR gemeinsam in die Knie zu zwingen..." Er schüttelte verständnislos den Kopf. "Jeremiah Bardeen, wir haben euch damals gesagt, dass wir keinen Krieg gegen die NCR führen. Es sei denn man bedroht uns. Wir lassen uns nicht in euren Konflikt mit Ihnen hineinziehen. Du weißt genau, wie unsere Vereinbarung war ... Die Leute brauchten Hilfe. Hätten wir sie krepieren lassen sollen?" gab John sauer zurück.


    "Wäre kein Verlust gewesen. Nur ein toter Soldat der Republik ist ein guter. Diese "Kinder" wissen doch gar nicht, wie sie mit bestimmter Technologie umgehen sollen ... und außerdem ..." giftete Jeremiah. "Wenn es eine Gruppe von euch gewesen und die NCR als erstes auf uns gestoßen wäre, hätten wir euch auch geholfen ... " "... weil Ihr idealistische Narren seid ... " "... sagt der ... der, der selber einer ist ..." John unterbrach kurz und lauschte. Er hörte schwere Schritte und wusste sofort zu wem die gehörten. "Nicht das noch! Wir hatten eine Absprache miteinander! Wenn er hier auftaucht, werde ich mit Jeremiah gar nicht mehr vernünftig ..." John hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, da öffnete sich auch schon die Tür des Büros und Drake kam herein. Er hatte das aufgeheizte Gespräch mitbekommen. Er blieb aber direkt an der Tür stehen und kam nicht näher. Jeremiah hatte es auch mitbekommen und schaute finster. Drake ignorierte seinen Blick.


    "Ich weiß, dass meine Gegenwart in diesem Gespräch nicht erwünscht ist, Ältester. Aber ich werde trotzdem einige Worte zu dem Thema verlieren ..." Drake war extrem förmlich zu Ältesten Bardeen. ".... Zunächst war es meine Entscheidung, diese Leute zu retten. Supermutanten haben sie angegriffen ... Sie wissen genau ... welches Schicksal hätte Ihnen wiederfahren können ... So etwas lasse ich hier in unserem direkten Einflussbereich nicht zu." Drake räusperte sich kurz und fuhr kühl und sachlich fort. John merkte Drake an, dass der sich alle Mühe gab um nicht laut zu werden.


    "Ich möchte Ihnen etwas in Erinnerung rufen. Ältester. Ihr Gründer wollte Technologie bergen, schützen und vor dem Zugriff der falschen Leute bewahren. Wie ist das konform mit dem Verhalten in den letzten Jahrzehnten? Erst hat die Bruderschaft damals die NCR vor den Kopf gestoßen, nachdem sie einen gefährlichen Feind in die Knie gezwungen hat. Die Enklave. Die Ihrer aller Auslöschung wollte? Anstand die NCR im Umgang mit Technologie anzuleiten ... was auch Ihrer Sache geholfen hätte ... was auch Ihr Gründer Maxson mit Sicherheit angedacht und unterstützte hätte. Stattdessen verbieten Sie den Leuten den Umgang damit. Das weckt erst recht ... Begehrlichkeiten. Dann das Verhalten der Ältesten einiger Chapter. Moralisch verwerflich. Unbeteiligte starben dabei. Zu guter Letzt, Sie nähern sich vom Verhalten der Enklave immer weiter an!"


    Der Älteste wollte gerade etwas darauf sagen, als Drake ihn weiterhin nicht zu Wort kommen ließ. "Ich war noch nicht ganz fertig, Ältester. Der Zustand der BoS ist zurzeit ziemlich angeschlagen. Sie haben in der Mojave ein weiteres Chapter verloren. Nur wenige haben den Weg zu Ihnen zurück nach Lost Hills gefunden. Das wissen wir und das weiß die NCR in Teilen. Sie werden sich nicht mehr so schnell von Ihren Verlusten erholen. Die NCR schafft es so gerade eben die Legion in Schach zu halten. Was meinen Sie, was passiert, wenn die NCR im Kampf gegen die Legion versagt? ... Sie werden aufgrund der Masse der Legion Schwierigkeiten bekommen, dagegen zu halten. Im Schlimmsten Fall werden auch Sie fallen. Wer schützt dann noch mit adäquatem Hintergrundwissen bestimmte Technologie? Ich könnte das noch filigraner ausführen ... aber ich denke Sie wissen im Endeffekt worauf ich hinaus will..."


    Drake seufzte kurz. "Ältester, ich habe tiefen Respekt für das was damals Maxson entschieden, getan und angedacht hat, aber wenn Sie bzw. die BoS als Ganzes so weiter machen, wird sein Erbe die Zeit nicht mehr lange überdauern. Wir... ich schätze Sie in vielen Dingen ... und sehe Sie immer noch als Verbündeter ... und guter Freund ... auch wenn ich selbst persönlich für Sie nicht mehr dazu zähle, Ältester ... Sie sollten vielleicht gewisse Wege nochmal überdenken ... Ich werde nun gehen, damit Sie mit meinem Vertreter weiter "diskutieren" können. Nur wollte ich das noch loswerden." Drake drehte sich ohne abzuwarten um, verließ das Zimmer und verschloss die Tür.


    Ältester Bardeen war mit einem Mal sehr still geworden und knetete an seiner Lippe herum. "Jeremiah? Wie soll es denn nun mit uns ...?" Jeremiah fiel John nachdenklich ins Wort. "Er hat genau unsere Achillesferse erkannt. Wir stehen im Moment wirklich sehr schlecht da. Würde die NCR uns jetzt mit nur kleinen Teil ihrer Streitkräfte in Lost Hills angreifen ... Sie waren uns personell schon immer weit überlegen. Nur konnten wir das immer mit der wesentlich besseren Bewaffnung und Ausbildung ausgleichen. Aufgrund dieser jahrzehntelangen Auseinandersetzung sind wir immer weiter ausgeblutet ... Die letzten unserer Treffen in der BoS drehten sich nur noch darum ... "


    Dann sah Jeremiah John. "Wenn ich ehrlich bin, unserer Zusammenschluss am Anfang... " "... ist eher aus Berechnung passiert ... das wussten wir ..." Jeremiah lachte kurz bitter auf. "... euch kann man nichts vormachen, das weiß ich ja mittlerweile. Aber auch kein Wunder. Ihr stammt ja noch aus ganz anderen Zeiten ... und trotzdem habt ihr es mit uns versucht ... " Jeremiah lehnte sich zurück und starrte an die Decke von Johns Büro. "Es gibt bei uns durchaus Kräfte, die einen Waffenstillstand mit der NCR wollen. Aber viele unserer Leute sehen das als Schwäche ... Ich werde mir einige Gedanken machen ... müssen. Ich ... John können wir das Gespräch morgen fortsetzen?" John nickte. Ein sehr nachdenklicher Jeremiah Bardeen verließ daraufhin John. Er ließ sich von Jenssen nach oben bringen und verschwand in das Quartier der Bruderschaft.

  • 279. Vergangenheit oder Zukunft?

    Jeremiah hatte sich für den Rest des Tages in seine Räumlichkeiten im Quartier der Bruderschaft zurückgezogen und die Tür hinter sich verschlossen. Er saß auf einem Stuhl und fixierte mit seinem Blick die gegenüberliegende Wand an. Wenn er Löcher in Wände hätte starren können, wäre jetzt der wahrscheinlichste Zeitpunkt gewesen. Einige Minuten später wandte er den Blick ab und betrachtete alles um sich herum. Er lehnte sich anschließend zurück, schloss die Augen und rieb sich abwechselnd Stirn und Schläfen. Es klopfte. Jeremiah murrte. "Ich habe doch gesagt, ich will nicht gestört werden. Ja, was gibt es?" "Ich wollte nur nachhören, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist? Sie sind jetzt seit über sechs Stunden dort drinnen und wir haben keinen Mucks mehr von Ihnen gehört."


    Es war die Stimme von Gelehrten Darrington. Jeremiah schaute zu Tür und überlegt kurz. "Es ist alles in Ordnung ... aber ... Gelehrter Darrington ... würden Sie mir ein wenig Gesellschaft leisten?" Im ersten Moment hörte man nichts, dann wurde die Klinge herunter gedrückt. Darrington trat ein, schloss die Tür hinter sich und blieb stehen. "Kann ich tun Ältester. Was wünschen Sie?" Jeremiah seufzte. "Zunächst einmal, dass du dich setzt, Leo. Wir sind hier jetzt unter uns. Lass bitte die Förmlichkeit zu Seite. Ich weiß, dass du mir immer noch wegen damals sauer bist ... Ich brauche den Rat eines alten Freundes." "Ich habe mich lediglich an unsere Statuten gehalten ... Ält ... Jeremiah. Du hast mir eine Menge Vorhaltungen gemacht ... und bis vor kurzem gemacht. Und jetzt brauchst ausgerechnet du von mir einen Rat? Einem der bei vielen seiner Brüder mittlerweile als Sonderling angesehen wird? Ich weiß nicht, ob ich ausgerechnet der sein sollte, den du um Rat fragen solltest." sagte Leo Darrington verbittert. "Aber gut, wenn der oberste Älteste mich um Rat bittet, werde ich seinem Wunsch nachkommen. Worum geht es ... Jeremiah?"


    "Vielleicht um die Zukunft der BoS als Ganzes." begann der Älteste. "Es ist wegen der Gruppe der NCR und deinem Gespräch bei John Rothschild heute, oder? Sie werden unter Umständen beginnen mit ihnen Kontakt zu knüpfen." fragte der Gelehrte. Bardeen nickte kurz. "Das überrascht mich nicht wirklich. Für mich war es nur eine Frage der Zeit bis das passieren musste. Sie sind ihr eigener Herr, Jeremiah und sie haben von Anfang an klar gemacht was sie mitmachen und was nicht." sagte Leo Darrington ruhig. "Ich weiß ... ich dachte nur ... dass wir sie überzeugt bekommen ... ich habe mich wohl geirrt." Jeremiah war sichtlich frustriert. "Welche Optionen hast du bereits in Erwägung gezogen?" fragte Leo sachlich und hatte dabei eine seiner Augenbrauen hochgezogen. "Wahrscheinlich alle. Und keine davon ist akzeptabel. Mit den Silver Dragons brechen und sie uns möglicherweise zum Feind machen? Selbst sie sind uns personell um einiges überlegen. Ohne ihre technologischen Möglichkeiten zu berücksichtigen. Und es wäre auch moralisch nicht richtig ... Sie haben uns immer willkommen geheißen. Uns sogar hier einen Unterschlupf gewährt..."


    Leo hörte den Ausführungen von Jeremiah weiter aufmerksam. Er zählte noch einige mehr auf. Es ging über Neutralität gegenüber den Silver Dragons. Über einen Waffenstillstand zwischen NCR und BoS und kleinere Zwischenlösungen. "Ich sehe du hast dir bereits einiges an Gedanken gemacht, Jeremiah. Nur welchen Rat soll ich dir da geben?" "Du bist ja scheinbar etwas offener in der Geisteshaltung als so manch einer bei uns. Außerdem war deine Empfehlung grundsätzlich richtig und mit deinen Ausführungen relativ Kodex konform, Leo." Der gab ein grummelndes Geräusch von sich. Und begann aufzuzählen. Mehr scheinbar für sich als für Jeremiah. "Als erstes bräuchten wir wahrscheinlich einen Waffenstillstand. Aber ich habe meine Zweifel, dass der von der NCR angenommen wird ... Wir haben dort draußen eine gemeinsame Gefahr. Die Legion. Und wer weiß ob es nicht noch größere Überbleibsel der Enklave gibt. Ich meine, wir sind ja hier auch jemanden gestolpert ..."


    Dann seufzte Leo leise. "Es war ein Fehler ... damals mit der NCR zu brechen ... wir waren kurzsichtig ... unserer Sache zu sicher..." Jeremiah lauschte gespannt seinem Freund Leo, wie der einige weitere Argumente durchspielte. Einige von ihnen hatte er in ähnlicher Weise schon einmal gehört. Nur von einer gänzlich anderen ... "Person". Nach zwanzig Minuten war Leo damit fertig. "Leo? Hast du mit John schon einmal über diese Problematik gesprochen? Deine Argumente scheinen mir teilweise vertraut." "Nein. Wir haben uns in letzter Zeit kaum gesehen. Ich habe mit Abby einige Nachforschungen betrieben. Hat John so argumentiert?" fragte Leo interessiert. "Nein. Jemand anders ... das ist ..." "Drake? Er war bei eurem Gespräch dabei? Ich dachte du wolltest mit ihm nicht..." fragte Leo verwundert. "Er hat wohl das Streitgespräch zwischen John und mir mitbekommen, ist kurz bei uns aufgetaucht. Hat mir ziemlich förmlich mitgeteilt, dass es seine Entscheidung mit der NCR war und seine Meinung kurz kundgetan und ist dann wieder raus ..." Man merkte Jeremiah den abwertenden Unterton deutlich an.


    "Verstehe. Stört dich das? Dass eine in deinen Augen Abnormität ... ein Monster ... dir so etwas sagt." sagte Leo mit deutlicher Bitterkeit in der Stimme. Ihm schien gerade der Kragen geplatzt zu sein. "Genau das ist unser Problem Jeremiah. Unser Unvermögen, als Gruppe andere Perspektiven zulassen. Weißt du wie viele unserer Leute wir erschossen oder in die Verbannung geschickt haben, nur weil sie Ghule geworden sind, noch nicht mal wild. Sie hätten uns auf Jahre unterstützen können und sogar wollen ... Jeremiah wir hätten sie vielleicht nur regelmäßig untersuchen lassen müssen ... auch normale Menschen können plötzlich durchdrehen." Leo holte tief Luft und versucht wieder ruhiger zu werden.


    "Weißt du welchen Beitrag Darwin mit seinen Aufzeichnungen und Forschungen betreffend des FEV geleistet hat ... nein weißt du natürlich nicht ... für dich sind Supermutanten genau, wie Ghule nur Bestien, die zum Abschuss freigegeben sind. Und weißt du noch was? Mancher Ghul oder die beiden Supermutanten hier haben noch wesentlich mehr Menschlichkeit als mancher sogenannte Mensch in den Weiten des Ödlands. Übrigens Darwin hatte bis jetzt nicht das Bedürfnis mich aufzufressen oder in kleine zuckende Stückchen zu schneiden..." Leo schüttelte wieder den Kopf. "Du hast mich als Freund nach meiner Meinung gefragt. Das ist sie. Versuche einen Waffenstillstand oder sogar einen Friedensvertrag mit der NCR. Auch wenn uns dadurch wieder eine interne Spaltung droht. Machen wir so weiter, wie bisher werden wir auf lange Sicht aufhören zu existieren. Zu mindestens hier an der Westküste. Wir fallen als Wächter der Technologie raus. So. Wann wirst du mich aus der BoS werfen. Ich habe ja die Entscheidungen unserer Ältesten in Frage gestellt ..." bemerkte Leo Darrington am Ende bissig.


    Jeremiah Bardeen sah Leo Darrington mit einem nachdenklichen Blick an. "Nein, Leo. Ich ... werde dich nicht aus der BoS werfen. Nicht deswegen. Ich ... danke dir. Einige diese Argumente werden ich mir durch den Kopf gehen lassen. Du kannst jetzt gehen. Ich brauche noch etwas Zeit für mich." Leo schaute überrascht und verließ ohne weiter Worte Jeremiah. Der verbrachte den restlichen Tag weiter grübelnd in seinem Raum. Gegen Abend legte er sich ins Bett und kam zunächst nicht in den Schlaf. Kurz dachte er an das erste Zusammentreffen mit den Silver Dragons und an die Befreiungsaktion während des zweiten Aufstandes im Lassen. Mit einem Mal seufzte er. Jeremiah Bardeen hatte eine Entscheidung getroffen.

  • 280. Vermittler

    Jeremiah wartete draußen vor dem Quartier auf Jenssen. Die Fortführung des Treffens von gestern stand an. Nach dem Gespräch mit John würde er einiges mit seinen Leuten von besonderer Wichtigkeit vor Ort zu besprechen haben. Gestern Abend hatte er eine Entscheidung über den weiteren Weg der NCR, Silver Dragons und BoS getroffen. Sein Blick ging Richtung Kluft, wo die Gruppe der NCR untergebracht war. Seitdem sie dort waren, war für die Bruderschaft der Bereich zum Aufhalten passe. George Cornally achtete wie ein Schießhund darauf, dass die beiden Gruppen nicht in "ungeplanten" Kontakt kamen. Nach etwa zehn Minuten kamen Jenssen und brachte ihn wieder zu John hinunter. Der wartete bereits mit einer ernsten Miene auf ihm.


    Beide saßen sich wie gestern an Johns Schreibtisch gegenüber. Jeremiah hatte ein eher nachdenkliches Gesicht aufgesetzt. "John, ich habe gestern Abend eine ... schwerwiegende Entscheidung ... getroffen ..." erklärte Jeremiah langsam und zögerlich. John kannte diese Art und Weise von ihm gar nicht. Er befürchtete innerlich schon das Schlimmste. Den Bruch mit der BoS. "Wir werden euch hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit der NCR keine Probleme bereiten. Zu mindestens so lange, wie ich Ältester der stählernen Bruderschaft an der Westküste bin. Ich habe beschlossen ... einen neuen Weg mit der BoS zu gehen ... Sie vorsichtig zu reformieren.


    Dabei sah er John sehr ernst an. "Ob mir das gelingt weiß ich ehrlich gesagt nicht ... es kann sogar passieren, dass man mich als Ältester deswegen in Frage stellt ... vielleicht sogar zur Litanei herausfordert ... aber ich bin mittlerweile der Überzeugung, dass wir nicht so weiter machen können. Wäre unser Weg richtig gewesen, ohne Fehler ... dann wären wir heute nicht da, wo wir sind ... entweder führt meine Entscheidung in unseren Untergang hier an der Westküste oder aber ... es werden wieder bessere Zeiten für uns kommen." erläuterte Jeremiah weiter.


    John schaute ihn ungläubig an. War das der gleiche Jeremiah, der gestern hier wutschnaubend und voller Hass vor ihm gestanden hatte? "John, ich werde versuchen, ob ich mit der NCR in Friedensverhandlungen treten kann. Um meine verbliebenen Leute zu schützen und diesen Krieg zwischen uns zu beenden. In der Tat. Da draußen lauern Gefahren, denen wir wieder mit vereinten Kräften begegnen ... müssen. Ich ... es wir dauern ... der Hass aufeinander wird nicht einfach zu beseitigen sein ... und bestimmte Ansichten ... zu ändern, ebenfalls nicht. Aber ich werde es versuchen." schloss Jeremiah Bardeen ab.


    "Das ist ... überraschend. Mit so etwas hätte ich von eurer Seite nicht gerechnet. Das ist ... du hast meinen tiefempfunden Respekt für diese Entscheidung. Das heißt, ihr werdet weiterhin mit uns zusammenarbeiten?" John war wirklich beeindruckt. So eine Entscheidung hätte er von Jeremiah Bardeen nicht erwartet. "Ja. Und ich habe begonnen meine Einstellung bezüglich Ghule und Supermutanten komplett zu überdenken. Ich brauche ... Zeit um mich ... uns an eine andere ... differenzierte Sichtweise zu gewöhnen." Bardeens Gesicht spiegelte Sorge und Nachdenklichkeit zusammen wieder. John vermutete das, dass keine leichte getroffene Entscheidung für den Ältesten gewesen war.


    "John, dürfte ich dich um einen Gefallen bitten?" "Um welchen?" "Ich würde gerne eure Kommunikationsmöglichkeiten in Anspruch nehmen und erste Dinge in ... Bewegung setzten. Meine Leute in Lost Hills informieren und einige Rückzüge anordnen. Ich will bereits Signale Richtung NCR senden, dass wir es ernst meinen." begründete Bardeen seine Anfrage. "Ich denke, das dürfte von unserer Seite kein Problem sein." sagte John nach einem kurzen Nachsinnen. Er hatte dabei die Hand ans Kinn gelegt. "Ich danke euch. Eine Frage habe ich noch. Wie schätzt du diesen Major der NCR ein? Ich hatte ... darüber nachgedacht ... ihm eine Nachricht für seine Führungsebene mitzugeben." John überlegte kurz. "Ich halte Major Avens eigentlich für recht kompetent. Allerdings scheint er der derzeitigen Regierung ziemlich kritisch gegenüber zu stehen." gab er Jeremiah zu bedenken.


    "Mich wundert das nicht wirklich. Jemand der halbwegs militärisch bewandert ist, sieht die derzeitigen strategischen Fehler schon von weitem. Hätten wir die Kampfkraft von früher ... nun ja. Aber darum geht es nicht ... nicht mehr. Ich möchte ihm ein Holoband und ein Schreiben geben. Wobei ... vielleicht macht es sogar Sinn ... " Jeremiah wurde leiser und redete fast schon mit sich selbst. "Vielleicht ... ist das auch ... ja. Hmm. John, ich würde gerne mit Avens persönlich reden. Könntet ihr das Gespräch vermitteln ... und für meine Sicherheit als neutrale Fraktion gewährleisten?" John setzte sich mit einem Mal gerade auf und schaute Jeremiah mehr als fragend an. "Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Auf dich ist doch mit Sicherheit innerhalb der NCR ein hohes Kopfgeld ausgesetzt ...?" Jeremiah sah John wissend an.


    "Das ist durchaus möglich. Aber ich möchte es trotzdem tun. Ich bin mir dieser Gefahr sehr bewusst. Es geht mir darum zu vermitteln, wie ernst es uns ist ...und es für die NCR positiv zu werten ist, einen alten Feind weniger im Nacken zu haben. Außerdem seid ihr der große Faktor Unbekannt für die NCR. Euch können sie noch nicht einschätzen und werden daher vorsichtig sein. Ihr könntet für sie ein potentieller Verbündeter werden ... Wenn ein Gespräch zwischen zwei solch verfeindeten Gruppen bei euch möglich sind ... ohne dass jemand massakriert wird ... kann das für euch auch nur gut sein. So habt ihr vielleicht einen guten Startpunkt mit ihnen ..."


    John sah Jeremiah ernst an. "Das ist eine Entscheidung, die ich allein nicht treffen möchte und kann. Grundsätzlich unter den Gesichtspunkten, die du mir geschildert hast, würde ich es mittragen. Ich werde da aber noch Rücksprache mit jemanden halten müssen." Jeremiah nickte. "Das ist mir schon bewusst. Rede du mit *leichtes Seufzen* mit Drake. Ich werde mich jetzt dann um die anderen Dinge kümmern ... Meine Leute in Kenntnis setzten. Ich wollte erst mit euch reden ... Danke John. Das ihr trotz unserer "Eigenheiten" mit uns zusammenarbeiten." Jeremiah macht sich daran aufzustehen. "Jeremiah, was hat den Ausschlag zu dieser Entscheidung gegeben?" fragte John neugierig. "Das zwei versierte Personen ziemlich ähnlich argumentiert haben. Obwohl sie ... nicht miteinander gesprochen haben." antwortete Jeremiah ernst, dann verabschiedete er sich von ihm und ließ sich von Jenssen nach oben bringen.


    Nachdem Jeremiah zum Quartier der Bruderschaft aufgebrochen war, suchte John daraufhin Drake auf. Er schilderte ihm das Gespräch mit dem Ältesten in allen Einzelheiten. Genau wie John war er wirklich überrascht über die Entscheidung. Die zweite Bitte sah Drake ähnlich problematisch, aber die Argumente von Seiten des Ältesten hatten ebenfalls Gewicht. Nach einer kurzen Diskussion um bestimmte Sicherheitsaspekte einigten sich beide darauf, diesem Gespräch eine Chance zu geben. Gegen Mittag des gleichen Tages wurde der Älteste davon benachrichtigt. Der nahm die positive Meldung erleichtert zur Kenntnis. Ein Punkt weniger auf der langen Liste der Dinge, die Jeremiah Bardeen heute noch zu erledigen hatte. Er hatte bereits Lost Hills und einige der wenigen anderen Standorte über seine Entscheidung in Kenntnis gesetzt.


    Wie er es erwartet hatte, gab es auf der höchsten Ebene der Bruderschaft etlichen Diskussionsbedarf. Das würde er abschließend klären müssen, wenn er wieder in Lost Hills war. Ein guter Teil der BoS schien auf dem ersten Blick hinter seiner Entscheidung zu stehen. Es gab innerhalb der BoS gerade durch das aufgeriebene Chapter in der Mojave eine gewisse Kampfmüdigkeit und Zukunftsängste, so das eine Einstellung der Kampfhandlung im Moment ein Luft schöpfen gerade für die Bruderschaftsmitglieder in den unteren Rängen verhieß.


    Einen Tag später


    Es war früh am Morgen als Avens aufwachte und sich streckte. Er hatte, wie die anderen Tage auch hervorragend geschlafen und der Kampf mit den Supermutanten verblasste langsam. Hier in der Kluft kam es ihm sogar mittlerweile vor, als wäre dieses Ereignis nur in einem Alptraum passiert. Hier Vorort fühlte er sich, wie auch seine Leute geborgen vor dem Unbill des Ödlandes. Dazu trug auch das meistenteils freundliche Verhalten der Silver Dragons bei. Er setzte sich auf und beobachtete wie seine Leute in Gruppen zusammenstanden und sich unterhielten. Größtenteils ging es um den Ort hier, aber auch immer noch über die Delegation der stählernen Bruderschaft, die vor mehr als zehn Tagen angekommen waren.


    Avens hatte seine Leute über die Verbindung zwischen Bruderschaft und Silver Dragons informiert. Zu anfangs waren sie genau so bestürzt wie Avens. Insbesondere die Veteranen der Gruppe. Das Misstrauen blieb immer noch bestehen. Aber die Silver Dragons hatte bis jetzt dafür verlässlich dafür gesorgt, dass sie nicht aneinander gerieten. Das wiederum brachte ihren Gastgebern weitere positive Punkte ein. Der Major dachte an die Delegation der BoS zurück. Sie war sehr gut ausgestattet gewesen und er hatte den Eindruck dass dort wichtige Leute der BoS dabei waren. Wahrscheinlich waren sie wegen ihnen hier. Wahrscheinlich ging es irgendwo im Lassen in einem der Beratungsräume hoch her.


    Nach einiger Zeit machte sich Avens fertig und ging zu dem Diner, was ihnen hier in der Kluft zur freien Verfügung stand. Er wollte gerade sein Frühstück zu sich nehmen, als er eine wohlbekannte Stimme hinter sich vernahm. "Guten Morgen Major, darf ich mich zu Ihnen gesellen?" fragte John Rothschild, der mit einem Mal hinter ihm stand. "Natürlich. Gerne. Wir haben uns seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Es gab wahrscheinlich viel für Sie zu klären, nicht?" John nickte, besorgte sich eine Portion Cram und setzte sich zu Avens an den Tisch. Beide sprachen zunächst über Avens Leute, die unten im Lassen auf der Krankenstation lagen. Zwei von ihnen waren mittlerweile wach, die anderen lagen noch weiter in einem künstlichen Koma, das dazu diente den Heilungsprozess bei ihnen weiter zu unterstützen.


    Anschließend kam John auf das eigentliche Thema zu sprechen. Das weswegen er eigentlich gekommen war. "Major Avens, ich hätte eine Anfrage zu einem Gespräch an Sie zu übermitteln. Sie kommt vom ... Ältesten der Bruderschaft." Avens schaut John ungläubig an. "Sie wohl mich doch verschaukeln, Sir. Was sollte der Älteste denn von mir wollen? Haben Sie uns doch belogen Rothschild? Werden Sie uns doch...?" sagte Avens wirsch. "Nochmal ... Major ... hier wird niemand ausgeliefert oder ähnliches. Der Älteste möchte mit Ihnen gewisse Dinge erörtern. Er plant mit der NCR einen Waffenstillstand oder sogar eine Friedensvertrag auszuhandeln. Uns hat man darum gebeten als Moderator bei diesem Gespräch dabei zu sein." sagte John streng und nachdrücklich. Avens war sprachlos. Diese Anfrage mußte er verdauen.

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