[Spoiler] Die Fallout Chroniken: Buch I: Ein seltsamer Wanderer - Alternative F4 Geschichte

  • 184. Tödliches Ödland

    Westküste. Februar 2282. 20 Kilometer vom Bunker entfernt - Silver Dragons.


    Die Ereignisse um den zweiten Versuch der gewaltsamen Übernahme durch Hawk lagen seit etwas über ein Jahr zurück. Seitdem brachen immer wieder Erkundungstrupps in das Ödland auf. Um neue Ressourcen für die Instandhaltung des Bunkers und für andere Dinge zu requirieren. Aber auch um die mittlerweile für die Silver Dragons neue Welt zu erkunden und sich eine Übersicht um die verschiedenen Gruppen zu machen. Dadurch, dass die stählerne Bruderschaft bei den Ereignissen vor einem Jahr einen gewissen Anteil bei der Rückeroberung des Bunkers hatte, war man ein lockeres und freundschaftliches Bündnis mit ihnen eingegangen.


    Es gab aber auch manchesmal Streit zwischen den beiden Gruppen. Beispielsweise war ein Anlass war gewesen, das einige der Leute bei den Silver Dragons langsam anfingen zu Ghulen zu werden und Drake sie trotz Warnungen seitens der Bruderschaft in der Gemeinschaft beließ. Jeremiah und er hatten sich deswegen ziemlich gestritten. "Verdammt nochmal, ich verstoße oder erschieße doch nicht meine eignen Leute und andere auch nicht, Jeremiah. Solange sie nicht wild werden, bleiben sie. Wir werden sie regelmäßig untersuchen..." verteidigte Drake die Ghule gegenüber Jeremiah "Sie sind gefährlich und können jederzeit eure anderen Leute anfallen...Ich werde es nicht akzeptieren, dass sie in unsere Nähe kommen, hast du verstanden? Ich lasse sie erschießen...also halte sie von uns fern." giftete Jeremiah Bardeen dagegen. Am Ende fanden sie eine Lösung. Einfach war trotz aller Freundschaft das Verhältnis zwischen Bruderschaft und Silver Dragons nicht.


    Vor einiger Zeit war Drake zusammen mit einer Gruppe Silver Dragons ins Ödland aufgebrochen. Mittlerweile waren sie wieder auf dem Rückweg von ihrer Erkundungsmission. Die gesamte Gruppe war erschöpft und müde. Der Staub wirbelte ihnen um die Füße. Sie kamen von einer verlassenen Stadt, weit draußen in den Ödlanden. Dort hatten sie viele wertvolle Ressourcen gefunden, die die Silver Dragons gut gebrauchen konnten. Der Name der Stadt war unbekannt. Der Zahn der Zeit hatte den größten Teil der Schilder zerstört, so dass der Name aus dem Gedächtnis der Leute verschwunden war. Eigentlich wäre die Mission ein voller Erfolg gewesen, wenn sie nicht den Verlust von zehn Leuten hätten hinnehmen müssen.


    Während die Gruppe den riesige Schrottplatz der Stadt nach Sachen durchkämmten und Notizen machten, hatten sich fünfzehn Leute in die nahegelegene Mall begeben. Obwohl Drake, der mit bei der Erkundungsmission dabei war, davor eindringlich gewarnt hatte. Sie hatten die Warnung in den Wind geschlagen und setzten sich ab, während Drake bei den anderen auf dem Schrottplatz beschäftigt war. Es passierte, was passieren musste. Die Leute scheuchten durch ihre Unternehmung in der Mall eine ganze Horde wilder Ghule auf, die sich im Untergrund aufgehalten hatte. Eine wilde Schießerei setzte ein und die Hilfeschreie hallten durch die leeren Straßen bis zum Schrottplatz hinüber. "Diese verdammten Idioten. Sie bringen die gesamte Gruppe in Gefahr für ein paar seltene Materialien in Gefahr. Das ist es nicht wert..." hatte Drake gedacht, als er mit dem Rest des Erkundungstrupp zu Mall rüber rannte.


    Die wilden Ghule hatten bei Drakes Ankunft bereits ein Teil der Gruppe erreicht. Drei der Leute wurden gerade von einer ganzen Menge der Ghule in die Dunkelheit des Untergrunds gezogen. Man konnte sie noch eine ganze Zeit gellend um HIlfe schreie hören. Dann erstarben ihre Stimmen plötzlich. Die Gruppe schaffte es die Horde zur Strecke zu bringen, aber der Preis dafür war hoch. Zwei Leute wurden auf der Stelle von den Ghulen zerrissen. Vier weitere starben direkt nach dem Kampf. Drake versuchte noch alles Mögliche, aber die Verwundungen waren zu tief und zu schwer. Sie starben ihm unter den Händen weg, ohne dass er ihnen helfen konnte. Ein weiterer war gestern an den Infektionen gestorben, die über die Verletzungen durch die wilden Ghule in den Körper eingesickert waren.


    Drei weitere waren so verletzt, dass sie transportiert werden mussten. Auch die restlichen Mitglieder der Gruppe hatten Blessuren durch den Kampf davongetragen und waren geschwächt. Zusammen mit den Verletzten waren sie etwa fünfzehn Personen. Drake versuchte die Gruppe so vorsichtig wie möglich nach Hause, zum Bunker zu führen. Zusätzliche Kämpfe konnte sich die derart angeschlagene Gruppe sich nicht leisten. Er ging vorweg und spähte immer wieder ins Gelände, so dass er etwaige Gefahren früh genug wahrnehmen konnte. Während er lief, dachte er deprimiert über die gestrigen Ereignisse nach. "Wir müssen dringend zusehen, dass wir uns besser für solche Unternehmungen vorbereiten. Vielleicht werde ich unseren Leuten vorschlagen, wenn ich wieder im Bunker bin, dass wir einige neue Powerrüstungen bauen sollten. Die Kampfrüstung ist zwar schon gut. Aber wenn wir häufiger auf solche Ansammlungen von wilden Ghulen treffen, ist es besser wenn wir ein wenig aufrüsten. Dann könnte der ein oder andere aus der Gruppe sogar noch leben. Und eine erweiterte Grundausbildung über die Gefahren des Ödlands könnte auch hilfreich sein..." grübelte Drake in sich hinein.


    Die Silver Dragons besaßen zurzeit noch keine Powerrüstung in ihrem Angriffs- und Verteidigungsarsenal. Sie hatten zwar die notwendigen Pläne und das Knowhow dafür, aber aufgrund ihrer Vergangenheit war es nie notwendig gewesen so etwas zu bauen. Dadurch das die Silver Dragons hauptsächlich im Untergrund und heimlich operiert hatten, hatten sie auf andere Ausrüstungen zurückgegriffen. Es schien aber mittlerweile notwendig zu sein, die Waffen und Rüstungen endlich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Das hatte der Angriff der wilden Ghule eindringlich gezeigt.


    Sie erreichten die Überreste einer weiteren Kleinstadt und waren vom Lassen etwa zwanzig Kilometer entfernt. So nannten viele der Silver Dragons den Bunker mittlerweile. Die Gruppe lief über die Hauptstraße der kleinen Stadt. Sie war für die sonstigen Verhältnisse noch gut erhalten und kaum mit Schutt bedeckt, so dass sie relativ gut vorankamen. Sie waren eine ganze Zeit gelaufen, als Drake die Gruppe stoppen lies. Er und zwei andere hatten gedacht, Stimmen gehört zu haben. Vorsichtig sondierten sie die Umgebung und bedeuteten den anderen zurück zu bleiben. Es bestätigte sich. Man hörte tatsächlich aus einer Seitenstraße Stimmen kommen und die drei bewegten sich äußerst vorsichtig in diese Richtung. Alle drei dachten zunächst an Raider. Solche Orte waren für diese ideal. Irgendetwas störte die drei aber. Diese vermeintlichen Raider hatten eine merkwürdige Art zu reden. Dann sahen sie einen der Sprecher und auch andere kamen zum Vorschein. Die drei waren noch nicht entdeckt worden, aber ihnen gefror das Blut in den Adern.


    Es waren keine Raider. Es waren Supermutanten. Sie zählten mindestens zehn Stück, die sich relativ nahe befanden. "Himmel, sch****, wir müssen schnell zu anderen zurück. Gegen diese Hünen haben wir doch nicht den Hauch einer Chance " sagte der eine und wollte schon panisch losrennen. Drake hielt ihn sachte zurück. Die meisten Silver Dragons kannten Supermutanten nur aus Erzählungen und Berichten. In der Nähe des Lassen waren bis jetzt noch nie welche aufgetaucht. Es war für die beiden und Drake das erste Mal, dass sie welche zu Gesicht bekamen. "Ruhig und vor allem leise bleiben. Sie haben uns noch nicht entdeckt. Und das muss so bleiben. Wenn die uns entdecken, dann können wir uns einsargen lassen." flüsterte Drake leise.


    Die drei warteten einen Moment und versuchten in aller Vorsicht zurück zu ihrer Gruppe zu schleichen. Das Schicksal meinte es nicht gut mit Ihnen. Einer der Späher entdeckte die drei und verständigte lauthals den Rest der Gruppe . Die drei bekamen das mit und fingen an um ihr Leben zu rennen. Sie mussten den Rest warnen und gemeinsam eine sichere Stelle finden, wo sie vor den Supermutanten sicher waren. An einem Kampf war hier nicht zu denken, dafür waren sie zu sehr geschwächt und zu wenige. Keuchend kamen sie bei den anderen an.

  • 185. Lauf Drache, lauf

    "Was ist los? Ihr seht aus, als wäre euch eine Todeskralle auf den Fersen" fragte einer aus der Gruppe. "Wenn es eine Todeskralle wäre...*keuchen*...und nur eine einzige, dann hätten wir noch eine Chance. Es sind Supermutanten. Eine ganze Gruppe...*Sch****Leute, wir müssen...*keuchen*...hier weg und zwar schnellstens." sagte der aus der Dreiergruppe in Todesangst. Der Rest der Gruppe erstarrte fast vor Schreck und das Grauen war ihnen deutlich anzusehen. Erst die Horde der wilden Ghule und jetzt auch noch Supermutanten. Die Leute aus dem Bunker gewöhnten sich nur langsam an die Schrecken des Ödlandes und waren absolut entsetzt über die herannahende Gefahr. Drake stieß als letzter zur Gruppe dazu.


    "Bleiben Sie ruhig, verdammt nochmal...*keuchen*... Kopfloses und panisches auseinander Gerenne hilft uns hier auch nicht weiter...*keuchen*..." Dann wandte sich Drake an den Rest der Gruppe "Wir werden sie ablenken. Sie laufen zusammen mit den anderen zu der großen Red Rocket Station dort hinten. Sie verstecken sich dort so gut es geht. Halten Sie sich dort erstmal bedeckt. Wenn Sie von uns oder den Grünen nichts mehr hören und sehen, dann schlagen Sie den Weg Richtung Bunker ein. Und bleiben Sie unter allen Umständen zusammen. Eckhardt, Sie führen die Leute in meiner Abwesenheit. Und Eckhardt, suchen Sie bloß nicht nach uns. Wir werden versuchen, wieder zu Ihnen aufzuschließen" erläuterte Drake schnell den Notfallplan und versuchte seine Leute zu beruhigen.


    "Und Sie beiden kommen wieder mit mir. Wir drei müssen die Supermutanten von unseren Leuten ablenken und möglichst weit wegziehen. Einen Kampf verlieren wir gegen sie" Die beiden wollten erst dagegen protestieren. Drake fuhr ihnen wütend dazwischen "Wollen Sie etwa Ihre Kameraden im Stich lassen? Wären Sie gestern mit den anderen nicht so übereifrig gewesen und hätten sich meinen direkten Befehlen nicht wiedersetzt, dann sähe die Lage jetzt nicht so kritisch aus. So können Sie ihre Fehler von gestern wenigstens wieder ein wenig wettmachen und mich unterstützen." herrschte Drake die beiden an. Während Drake die beiden rund machte, folgte der Großteil der Gruppe mit den Verletzten Eckhardt zur alten Red Rocket Station.


    Nach der Ansage, die ihnen Drake gemacht hatte, folgten sie ihm zurück in Richtung Seitenstraße. Während sie dort hinliefen, erklärte Drake den anderen beiden, was er genau vorhatte. "Sehen Sie dort hinten die beiden sechs- bis achstöckigen Gebäude? Dort werden wir versuchen, die feindliche Gruppe hinzulocken. Wir gehen die alten Fluchtleitern hoch. Die sind für die zu eng. So können wir sie vielleicht einzeln nacheinander ausschalten. Vor allem verschaffen wir den anderen Zeit, um aus dieser Stadt herauszukommen. Noch was, zielen Sie auf ihre hässlichen Visagen. Da richten die Waffen den meisten Schaden an. Beim Körper sollten Sie es gar nicht erst versuchen. Das ist Munitionsverschwendung. Die haben eine Art natürliche Panzerung." sagte er wieder ruhig.


    Einer der beiden staunte nicht schlecht. "Sie wissen aber über diese grünen Dinger gut Bescheid." Drake zog die Stirn in Falten. "Ich versuche über jedes neue Lebewesen in den Ödlanden so viele Informationen wie möglich zu sammeln, um die Sicherheit unserer Leute zu gewährleisten. Ihre Sicherheit. Aber wie mir scheint, waren Sie nicht beim Informationsbriefing dabei, bevor wir los sind. Sonst wüssten Sie das über die Supermutanten. Auch wenn es für Sie kleinkariert wirkt, sind die Informationen bei den Briefings extrem wichtig. Sie können im Ödland über Tod oder Leben entscheiden. Merken Sie sich das." bemerkte Drake bissig. Die Supermutanten hatten bereits Dreiviertel der Strecke auf der Straße hinter sich gebracht, als am Ende der Straße die drei wieder auftauchten.


    Die Supermutanten erblickten die drei und konnten ihr vermeintliches Glück nicht fassen. "Hey, guckmal. Da seien die drei wieder. Komm hierher Menschen. Komm. Haben Leckerlie für euch. " sagte der vorderste von Ihnen. "Nein, danke ich habe gerade gegessen. Außerdem liegen eure Leckerchen so schwer im Magen. Aber ich habe etwas für euch. Eine Ladung blaue Bohnen" sagte Drake kühl. Während die Supermutanten im Anmarsch waren und er mit Ihnen sprach, hatte er sich hingehockt und zielte mit seinem Scharfschützengewehr einen ganzen Moment lang auf einen Supermutanten in der Gruppe.


    Dann drückte er ab. Die Kugel traf ihr Ziel im Kopfbereich. Derjenige brach zusammen. Der Mutant neben ihn brüllte zornig. "So wir sollten jetzt die volle Aufmerksamkeit der Gruppe haben. Los, rennen Sie, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist. Zu den Häusern." sagte Drake, schulterte das Gewehr und rannte zusammen mit den anderen beiden in Richtung der Häuser mit den alten und vermeintlich intakten Fluchtleitern.


    Sie hörten die stampfen Schritte der rennenden Supermutanten hinter sich. Sie erreichten die alten Fluchtleitern noch rechtzeitig und kletterten sie hinauf. Die Supermutanten waren noch ein gutes Stück hinter ihnen. Das Hinaufklettern gestaltete sich aber nicht so einfach, wie am Anfang erhofft. Durch das Alter war diese doch mehr angegriffen, als es zunächst den Anschein hatte. Sie knirschte und knackten durch die Belastung, so dass jeder einzeln hochklettern musste, um nicht zu riskieren, dass sie vollständig abbrachen.


    Drake schickte zunächst die beiden vor. Als sie auf einer festen Zwischenebene angekommen war, kletterte er ebenfalls nach oben. Wieder knackten die alten Stahlholme und Drake war fast oben, als plötzlich die Leiter einen Satz nach unten machte, sich verbog und anschließend komplett abbrach. Er rauschte mit den Bruchstücken etwa drei Meter in die Tiefe und schlug unten unsanft auf. "Autsch. Verdammter Mist." schimpft er und rappelte sich blitzschnell hoch und schaute in Richtung der Straße, dann zu seinen Leuten hoch.


    Die beiden sahen mit Schrecken, was gerade passiert war und versuchten wieder nach unten zukommen. "Wenn Sie den Tag überleben wollen, fliehen Sie nach oben und nehmen Sie diese verdammten Grünhäute von oben aufs Korn. Sie Narren können mir hier unten nicht mehr helfen, dafür reicht die Zeit nicht mehr. Sonst gehen wir alle drei drauf. Ich werde versuchen ihnen zu entkommen und mich zu verstecken." rief Drake angeschlagen nach oben. Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, rannte er los. Beim Sturz hatte er sich zwar etliche Prellungen zugezogen, aber sonst keine ernsthafte Verletzungen erlitten.


    Er rannte wie noch nie in seinem Leben. Die Straße hinunter, die die Gruppe vor nicht allzu langer Zeit heraufgekommen war. Während er rannte, überlegte er fieberhaft, ob auf dem Weg irgendeine Möglichkeit bestand sich zu verstecken. Ihm war klar, dass er dieses Tempo nicht lange Zeit halten könnte und ihn die Supermutanten bald eingeholt haben würden. Sie waren zwar etwas langsamer beim Laufen als normale Menschen, aber das machten sie durch eine unglaubliche Ausdauer wieder wett. Er hörte wieder das Stampfen der schweren Schritte in einiger Entfernung. Er dreht sich kurz um und stellte fest, dass die gesamte Gruppe ihm folgte.


    Auf eine Art war er erleichtert, dass die beiden und der Rest der Gruppe dadurch zunächst in Sicherheit waren. Langsam wurden die verfallenen Häuser vereinzelter. Drake bewegte sich langsam Richtung Stadtende. In einiger Entfernung sah er eine alte herunter gekommene und teils löcherige Fabrikhalle. "Das alte Gemäuer sieht nicht schlecht aus. Da kann ich mich zunächst erst einmal zurückziehen und einem Moment ausruhen. Ansonsten...war es das wohl für dich, alter Freund. Ich hoffe nur, dass die anderen heil im Bunker ankommen. Sonst war das ganze Ablenkungsmanöver umsonst" seufzte Drake bei sich und steuerte eilig die Fabrikhalle an.


    Es war langsam Zeit ein kurzeitiges Versteck zu finden. Seine Kraft ließ nach dem langen Lauf nach und die Beine finden an schwer zu werden. Er erreichte japsend und keuchend die alte Halle und betete inständig, dass sich dort nicht wilde Ghule oder ähnliches aufhielten und schlüpfte schnell hinein. Die Supermutanten hatten ihn dabei gesehen, dessen war er sich sicher. Irgendwo in diesem Gemäuer würde er mit Sicherheit einen Ort finden, wo sie ihn zunächst nicht erreichen konnten. So hoffte er zu mindestens.

  • 186. Menschenjagd

    Drake befand sich in der alten Fabrikhalle. Zu seinem Glück schienen sich hier drinnen keine wilden Ghule breitgemacht zu haben. An mehreren Stellen standen einige der alten Transportcontainer, wie man sie vor dem großen Krieg bei den damaligen Sattelzügen und LKWs genutzt hatte. In einer Ecke standen sie sogar verschachtelt bis relativ nahe an die Decke gestapelt. Hier würde er sich erst einmal verstecken. Sollte er entdeckt werden, so dachte er, konnte er notfalls auf Dach klettern und so eventuell seine Flucht und damit seine Überlebenschancen erhöhen. So war zu mindestens der derzeitige Plan.


    Die Supermutantengruppe, die ihn verfolgte, schien nur Nahkampfwaffen benutzen. Er keinen gesehen, der eine Schusswaffe dabei hatte, vielleicht noch ein Tatsache, die dazu beitragen konnte aus der Sache halbwegs lebendig heraus zukommen. So schnell und leise wie möglich kletterte er die alten Container hoch und versteckte sich im letzten ganz oben. Gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellte. Kaum hatte er sich zurückgezogen, flog auch schon die Tür aus den Angeln und schlug irgendwo in der Fabrikhalle mit einem lauten Scheppern auf. "Puh, das war knapp. Viel länger hätte ich auch nicht brauchen dürfen. Sonst hätten die mich gehabt" dachte Drake für einen Moment erleichert, war sich aber bewusst, dass die Gefahr noch lange nicht vorbei war. Er lauschte und beobachte sie aufmerksam von seiner versteckten Position.


    "Hey, wo ist grauer Hüpfer abgeblieben. Ich ihn sehe hier nirgendswo. Er vielleicht wieder raus." sagte der erste, der in die Fabrikhalle hereinstapfte. "Nein. Nicht seien kann. Bruder stehen draußen vor anderer Tür. Wenn er da raus, wir hätten ihn quieken hören. Ich denken Hüpfer hier sein irgendwo noch. Er spielen verstecken mit uns. Wir ihn schon finden. Komm wir suchen in Boxen dort hinten." sagte der zweite Supermutant. Die beiden gingen zunächst in den hinteren Bereich, vorbei an den aufgestapelten Container in den sich Drake zurzeit befand. Der beobachtete genau, was die beiden taten. Es dauert auch nicht lange, dann kamen noch zwei weitere von den Supermutanten hinein und suchten nach einigen Lamentieren mit.


    "Lange werde ich hier nicht in Sicherheit sein. Ganz so dumm sind die nicht. Bei Paladin Trian und Ritter Warry klang das ihren Erzählungen nach anders... " Drake wurde in seinem Gedankengang jäh unterbrochen. Es gab einen ziemlich lautes Getöse. Die beiden hatten zusammen einen Container genommen und ihn einfach unter den anderen hervorgezogen. Dadurch kam der Rest in Bewegung und die restlichen Container fielen mit einem Riesenradau zu Boden. Anschließend durchsuchten sie die Container. "Hier grauer Hüpfer nicht drin sein...ach... wir nehmen andere auch auseinander und dann finden." sprach wieder der Erste.


    "Was du machen, wenn finden?" fragte interessiert der Zweite. "Hmm, mal überlegen. Vielleicht über Feuer rösten. Aber wahrscheinlich nicht lohnen. Zu wenig dran. Menschen immer so dürr, aber gut schmecken." antwortete ihm wieder der Erste. "Du immer nur an Fressen denken. Also ich finden, wir sollten weiter Jagd mit ihm spielen. Wenn ihn fangen, wir ihn mit nach Hause nehmen und ihn in Käfig stecken. Und wenn langweilig, ihn herauslassen. Hier schon lange nichts los. Und für gute Jagd weit draußen auf Kralle zu wenig. Mit Mensch ein wenig Spaß haben." sagte der dritte. "Das sein gute Idee. Wir spielen Jagd und Verstecken in Zuhause. Das werden Spaß. Hier in alter Menschenstadt wirklich nichts los sein."


    Der vierte im Bunde war von den Vorschlägen seiner Supermutanten Brüder nicht begeistert. Es war derjenige, der neben dem Mutanten gestanden hatte, den Drake erschossen hatte. "Bah. Wenn ich grauen Hüpfer bekomme, ich ihn erst jeden Knochen einzeln brechen oder ihn ganz langsam zerquetschen. Will kleinen schwachen Menschen quicken hören. Er meinen Lieblingsbruder getötet" sagte vierte brummend. "Ich denken, ich sein dein Lieblingsbruder?" sagte der Erste. Er klang schon fast ein wenig enttäuscht. "Du anderer Lieblingsbruder." sagte der vierte.


    "Ihr zu viel reden. Wir grauen Hüpfer weiter suchen sollten. Dann überlegen, was wir mit ihm anfangen können." sagte der fünfte. Sie teilten sich auf und fingen an in der ganzen alten Fabrik an, die Container und sonstige Sachen durch die Gegend zu bewegen. Der Rest der Supermutantengruppe blieb draußen und hielt dort nach Drake Ausschau. Der hatte dem Gespräch gelauscht und beobachte sie dabei, wie sie scheinbar mit Leichtigkeit die schweren Dinge durch die Gegend bewegten. Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter. "Das sind ja tolle Aussichten. Entweder, ich lande in deren Kochtopf oder darf mich bei lebendigen Leibe zerquetschen lassen. Da ist ja die Option mit der Jagd noch am menschenfreundlichsten. Deren Zuhause möchte ich ganz bestimmt nicht kennenlernen." schluckte Drake und machte sich bereit aufs Dach zu fliehen. Die kurze Pause hatte ein wenig geholfen. Er kletterte so schnell er konnte aus seinem Versteck aus und Richtung Dach. Er brauchte einen Moment um die Lucke nach oben aufzudrücken, sie hatte sich über die Jahre total verzogen.


    "Hehe, schau. Da oben. Grauer Hüpfer will aufs Dach. Los ihm folgen." Zwei der Supermutanten schickten sich an die Container hochzuklettern. Drake war mittlerweile oben. Er rannte das Dach entlang. Einige Stellen waren bereits sehr morsch und hielten gerade seinem Gewicht noch stand. So etwas wie Hoffnung keimte bei ihm auf. Wenn die Supermutanten, die ihm folgten über diese Bereich liefen, würde diese mit Sicherheit nachgeben. Neben der Körpergröße von etwa drei Meter hatte der typische Westküstensupermutant circa dreihundertfünfzig Kilo Lebendgewicht. Das würden diese Stellen definitiv nicht aushalten.


    Drake lief etwa bis zur Mitte des Daches und drehte sich kurz um. In den Moment brach einer der beiden Supermutanten einfach durch die für ihn viel zu kleine Dachluke, kletterte aufs Dach und richtete sich zu seiner vollen Körpergröße auf und peilte auch bereits Drake an. "Himmel, heilige Sch**** haben die eine Kraft. Ich habe die Luke kaum aufbekommen und das Dach war an der Stelle noch relativ in Ordnung. Der geht durch das Dach, als wäre das Papier. Ich muss irgendwie aus deren Reichweite kommen." dachte Drake mit Schrecken und lief weiter über das Dach.


    Der erste Supermutant, der nach oben gekommen war folgte ihm. Er lief über die geschwächten Stellen. Dann gab es ein metallisch reißendes Geräusch und der Supermutant rauschte fluchend in die Tiefe und schlug unten unsanft auf. Er hat den Sturz überlebt und einer seiner Brüder lachte ihn aus. Dafür bekam derjenige sofort eine gelangt und beide begannen sich zu schlagen. "Uff, einer weniger. Zwar nicht tot. Aber immerhin sind die jetzt miteinander beschäffigt. Trian hat in der Beziehung wirklich nicht übertrieben, als er gesagt hat, dass sie extrem widerstandsfähig sind. Ich muss hier runter und weg." dachte Drake bei sich. Der andere Supermutant folgte ihm weiter. Er hatte gesehen, wie sein Bruder nach unten gerauscht war und ging jetzt mit Bedacht vor.


    Drake war am Rand des Daches angekommenen. Er hatte Glück unter ihm befand sich ein kleines Vordach, auf das er springen konnte. Was er auch umgehend tat. Er lief es wieder bis zum Ende. Nach unten waren es etwa zwei Meter. Unten war noch keiner der anderen Supermutanten zu sehen, allerdings hörte man sie. Sie hatten begriffen, dass Drake ihnen entkommen wollte. Er sprang, kam unten unsanft auf und rannte los. Richtung Stadtgrenze. Dahinter begann das staubige Ödland. Er drehte sich kurz um und hoffte links oder rechts am Stadtrand entlang laufen zu können, um so wieder in die alte Stadt zu gelangen. Fehlanzeige. Die Supermutanten kamen bereits zu beiden Seiten um das Gebäude herumgelaufen. Der einzige Ausweg war geradeaus ins unbekannte Ödland.


    Drake rannte wieder los und hoffte dort irgendeine Möglichkeit zu finden seinen Verfolgern zu entkommen. Tief in seinem Innern wusste er aber bereits, dass das offene Ödland die falsche Entscheidung war. Es nur eine Frage der Zeit war, bis sie ihn hatten. Seine Überlebenschancen tendierten hier gegen Null. Er bereitete sich langsam auf das Unvermeidliche vor. In diesem Teil des Ödlands wahrscheinlich auf irgendeine grausame Art und Weise von den Supermutanten getötet zu werden. Wenigstens hatte die Jagd auf ihn der Vorteil, dass es den Rest der Gruppe eine Möglichkeit gab zu flüchten und den Bunker zu erreichen. Er schwor sich in dem Moment, sich bis zum Schluss zu wehren, auch wenn er bei den Supermutanten nicht den Hauch einer Chance hatte.


    Die Hatz dauerte etwa noch weitere zwei Kilometer in das Ödland hinein, dann saß er in der Falle. Er hatte die Auswahl zwischen zwei Wegen, die in eine Anhöhe hinein verliefen. Er nahm die linke und stand nach weiteren fünfhundert Metern in einem kleinen Talkessel, der zu drei Seiten in hohen Steinwänden endete. Sackgasse und Ende der Flucht. "Gut, das wars dann wohl, alter Freund. Das wird dein letztes Gefecht." dachte er müde und grimmig bei sich. Er blieb stehen, zog das Scharfschützengewehr und zielte auf den einzigen Weg, der wieder herausführte. Der erste Supermutant kam den Weg entlang und kassierte direkt einen Schuss in Höhe des Gesichtes. Der stürzte zu Boden. Drake hatte bereits nachgeladen. Ein zweiter Mutant folgte bereits, war aber durch den Tod des Supermutanten vor ihm gewarnt worden und zog im letzten Moment den Kopf ein. Drakes Schuss hatte ihn verfehlt.


    Der Supermutant ging in Deckung und nahm einen Stein in die Hand. Drake lud gerade die Waffe nach, als er einen heftigen Schlag leicht seitlich auf die Waffe bekam. Der Schlag riss ihm die Waffe regelrecht aus den Händen und sie schlidderte aus seiner Reichweite. Der Supermutant hatte den Stein mit erstaunlicher Genauigkeit und Kraft genau auf die Waffe geworfen. Drake wich zurück, bis er die kalte Steinwand im Nacken spürte. Der Rest der Gruppe war nun jetzt auch da. Einer aus der Gruppe hob die Waffe auf und sah sie sich an. "Hm, keine schlechte Waffe. Aber viel zu klein. Nicht zu gebrauchen." sagte er, zerbrach sie dann einfach und warf sie weg.


    Drake zog seine Beretta. Neben seinem alten Scharfschützengewehr, war das seine letzte Waffe mit der er sich verteidigen wollte. Normalerweise trug er auch noch, wie alle anderen in der Gruppe ein leichtes Kampfgewehr. Sein eigenes hatte er aber nach dem gestrigen Kampf mit der Horde wilde Ghule einen seiner Leute gegeben. Das von dem anderen war während des Kampfes in die Dunkelheit des Untergrunds verschwunden, nachdem die wilden Ghule die Gruppe brutal angegriffen hatten. Zum Schießen sollte er aber nicht mehr kommen.


    Drei der Supermutant lösten sich gleichzeitig aus der Gruppe und liefen auf ihn zu. Der erste erreicht ihn, schlug ihm die Waffe aus der linken Hand. Drake merkte den Schlag, das linke Handgelenk brach und er biss schmerzverzerrt die Zähne zusammen. Der nächste Schlag ging gegen das rechte Bein und ließ ihn vor Schmerzen zusammen sacken. Auch hier hörte er regelrecht das Brechen des eigenen Knochens. Der Supermutant, der als erstes bei ihm war schlug ihn zwar brutal zusammen, aber tötete ihn nicht. Ein letzter, fast schon beiläufig geführter Schlag im Schulterbereich lies bei Drake alle Lichter ausgehen und Dunkelheit umfing ihm.

  • 187. Flucht vergebens

    Er wachte sehr langsam auf und brauchte eine ganze Zeit, um sich zu orientieren. "Was war passiert?" Sein Kopf dröhnte und seine Erinnerungen waren im Moment ein ziemliches Durcheinander. Von seinem linken Handgelenk kam ein äußerst stechender Schmerz und das rechte Bein fühlte sich auch nicht wesentlich besser an. Insgesamt fühlt er sich, als wäre er ziemlich in den Mangel genommen worden. Er versuchte seine Arme und Beine zu bewegen. Erst jetzt merkte er, dass die mit einem ziemlich groben Seil gefesselt worden waren. Irgendwie kam ihm seine ganze Körperhaltung merkwürdig vor. Langsam versuchte er die Augen zu öffnen. Es war zunächst unangenehm hell, dann gewöhnten sich seine Augen an die Umgebung. Dann wusste er, warum es sich so merkwürdig anfühlte. Er hang wie ein menschlicher Rucksack auf dem Rücken eines Supermutanten, der ihn wohl auch wie einen solchen mit Stoff und noch mehr Seil drapiert hatte.


    Jetzt schossen ihm die Ereignisse wieder in den Kopf. "Hm...wie lange war ich ohne Bewusstsein...und vor allem...warum lebe ich noch?" dachte Drake in sich hinein. Er fühlte sich geschunden und hundsmiserabel. Die Supermutanten hatten ihn am Leben gelassen. Tausend Fragen schossen ihm im Moment durch den Kopf. Er versuchte festzustellen, wo sie in etwa sein konnten. Sie waren irgendwo in den Rockys vermutete er. Die Supermutanten liefen bergauf. Er fragte sich erneut, wie lange er wohl ohne Bewusstsein gewesen war. Die Verwirrung ließ nur langsam nach. Dem Stand der Sonne nach zu urteilen, mussten es wohl einige Stunden gewesen sein. Die Supermutanten unterhielten sich während des Laufens miteinander.


    Durch Zwischenbemerkungen schloss er, dass sie auf dem Weg zu ihrem Unterschlupf waren. Dort schienen noch mehr Supermutanten zu leben. Die Gruppe, die Drake aufgegriffen hatte, schien ein Spähtrupp zu sein. Drake lauschte der Unterhaltung der beiden Supermutanten. "Bah, nichts als grauer Stein hier. Nur große Pickser und hässliche Ratten auf Dauer langweilig und schmecken fad. Am liebsten wieder zu großem Wasser im Westen gehen. Da genug Futter." sagte einer der Supermutanten zum anderen. "Das nicht gehen. Du dumm. Richtung Wasser Menschen mit Yao-Guai Flagge leben und wie Yao-Guai sein, wenn uns sehen. Zu viele von schwachen Menschen dort sein. Wir zu wenig. Heute noch zwei Brüder verloren wegen dem da." sagte der andere und zeigte auf Drake. "Warum wir den da eigentlich mitnehmen? Warum Ground den haben wollen?" "Er gute Jagd gemacht für Mensch. Vielleicht für später aufheben. Für neue Jagd? Hey, Ground, warum du nehmen Menschen mit. Warum wir nicht Spaß haben mit ihm?" fragte der andere.


    Ground musste wohl der Supermutant sein, der Drake auf den Rücken trug. "Schnauze. Ich Anführer hier. Ihr denken nur an Spaß. Vielleicht er nützlich sein für ein oder andere Sache zu Hause. Er seien nicht dumm, haben gute Waffe dabei gehabt. Kleiner Mensch damit zwei Brüder getötet. Vielleicht bauen können für uns Waffe in richtiger Größe und dann wir bessere Jagd machen. Oder auch anderes...vielleicht auch neuer Bruder werden...Ich noch überlegen." sagte derjenige mit Namen Ground und drehte sich während des Redens zu den beiden um. "Überlegen? Du denken? Du denken gerade viel? Du dich gerade fast anhören wie Darwin. Hehe" der Supermutant lachte Ground aus. Der reagierte darauf äußerst ungehalten. "Du mich vergleichen mit Darwin? Mit Schwächling? Ich hauen dir eine runter. Ich Ground. Ich Stärkster hier. Ich dir das in Erinnerung rufen." Ground ging zu dem anderen hin und verprügelte den Supermutanten, der ihn scheinbar auf tiefste mit diesem Vergleich beleidigt hatte.


    Drake, der auch weiterhin auf seinem Rücken festgezurrt hing, wurde kräftig dabei durchgeschüttelt. Nachdem Ground dem anderen die Leviten gelesen hatte, lief er wieder weiter nach vorne. Die Gruppe lief ohne Unterlass und die Sonne ging langsam unter als die Gruppe tatsächlich eine Rast für die Nacht machte. Drake hatte, bis sie Rast machten sich eine Menge Gedanken gemacht. "Hier draußen eine Waffe bauen? Das dürfte schwierig werden. Außerdem die mit sowas zu bewaffenen? Die sind so schon gefährlich genug. Wobei ich bezweifle, dass die damit gut schießen können...aber vielleicht kann ich so Zeit gewinnen...Aber was meint er damit nützlich sein für andere Sachen?" grübelte er, während er an Ground herumhing.


    Eine Sache beunruhigte ihn aber noch mehr, als das er den Supermutanten in irgendwelchen Dingen zuzuarbeiten sollte. Die Bemerkung, die Ground lapidar ein einem Nebensatz hatte fallen lassen "...neuer Bruder werden..." Im Lassen hatte Abby ihm so einiges über die Kreaturen im Ödland erzählt. Die Geschichte, die er damals zu der Entstehung der Supermutanten und vor allem auch über den Meister zu hören bekam, hatte ihm im tiefsten Innern erschüttert. Er konnte den Gründer der Bruderschaft Maxson durchaus für sein Handeln in der Mariposa-Militärbasis verstehen.


    In den letzten Jahren vor dem Krieg hatten die Silver Dragons während ihren vorsichtigen Operationen auch bereits schon mit Dingen Berührung gehabt, die kaum ertragbar für sie gewesen waren und es gab damals noch Gerüchte über wesentlich schlimmere Dinge, die getan wurden. Und sich nach ihrem unfreiwillig langen Schlaf als Tatsache erwiesen. Genau diese Art der Dinge, die in der Vergangenheit getan wurden, hatte neben Drake bei vielen anderen im Lassen dazu geführt, dass man sich in gewisser Weise für den Zustand der jetzigen Welt verantwortlich fühlte. Es war schließlich ihre Generation von Menschen gewesen, die die Welt verheert hatte. Deshalb unterstützte ein Großteils des Bunkers ein helfendes Verhalten im Ödland, bei dem man mit äußerstem Bedacht vorging.


    Er kam wieder zurück auf den Jetztzustand. Drake gefiel diese Vorstellung überhaupt nicht, zu einem Teil dieser Gruppe gemacht zu werden und hoffte diesem irgendwie zu entgehen. Nachdem was Ground gesagt von sich gab, hatten sie in irgendeiner Form Zugriff auf das FEV. Das war auch für das nähere Umfeld gefährlich. Im Moment sah für ihn die Lage in Punkto Flucht aber nicht gerade rosig aus. Mit einem gebrochenen Handgelenk und vor allem einem gebrochenen Bein war nicht daran zu denken. Drake merkte mit einem Mal während seines Nachdenkens, dass nach ihm grob gegriffen wurde. Ihm blieb dabei für einen kurzen Moment die Luft weg, als Ground mit einer seiner ziemlich großen Hände nach ihm griff und ziemlich unsanft neben das große Lagerfeuer legte, welches die Supermutanten gemacht hatten.


    "So du haben genug herumgehangen. Wir jetzt Rast machen für heute. Dann morgen früh auf und bald zu Hause sein. Du auf Boden schlafen können. Und graue Hüpfer? Nicht versuchen wegzukriechen, sonst ich dir mit Vergnügen anderes Bein brechen." Ground grinste dabei sogar, als er zu Drake sprach. Was im Schein des Feuers beängstigend und grausam aussah. Drake verbrachte eine sehr unruhige Nacht neben dem Feuer. Eine Flucht versuchte er hier nicht. Man hätte ihn sofort wieder gehabt. Am nächsten Morgen wurde er von Ground wieder brutal aufgegriffen und auf den breiten Rücken des Supermutanten verfrachtet.


    Etwa gegen zehn Uhr erreichten sie das, was die Gruppe Supermutanten ihr Zuhause nannten. Sie waren einer alten Straße gefolgt, die unscheinbar zwischen den Felswänden in den Bergen entlang lief. Dann trat die Straße durch eine natürliche Öffnung im Fels. Dahinter lag eine alte Militärbasis. Sie lag gut versteckt im Gelände und war von der Straße nicht zusehen gewesen. Sie war vor dem großen Krieg wahrscheinlich nicht gerade klein gewesen und ein guter Teil der Anlage schien in den Berg eingelassen zu sein. Eine verhältnissmäßig große Tür führte in diesen hinein. Die Umgebung hatten die Supermutanten auf ihre eigene Weise befestigt und grausig dekoriert.


    Anhand der Bauweise und bestimmter, fast verblichenen Kennzeichnungen und zerfallenen Schilder, schloss Drake darauf, dass es sich hier um eine streng geheime Anlage der US-Army gehandelt haben musste. Auf einem der heruntergefallenen Schilder konnte man sogar noch den Namen der Anlage entziffern. *Militärbasis Darkhollow *. Auf dem Schild war neben dem typischen U.S. Army Zeichen noch ein weiteres, fast verblasstes zu erkennen. Es war das von West-Tek. Drake kannte dieses Zeichen von früher nur zu gut und verband damit nicht unbedingt positive Dinge.


    Die Gruppe lief weiter und wurde von den anderen Supermutanten auf ihre Art und Weise freudig empfangen. Ground stapfte mit Drake in die Basis und nachdem er eine ganze Zeit gelaufen war, machte er an einem extrem stabilen Käfig halt und warf Drake dort unsanft hinein. Drake konnte hier drinnen zunächst nicht viel erkennen, weil das Licht ziemlich schummerig war. Auch wenn er jetzt in einem Käfig saß, war er erst einmal froh, dass er nicht mehr auf dem Rücken von Ground hing.

  • 188. Darwin

    Nachdem Ground Drake in den großen und äußerst stabilen Käfig geworfen hatte, ging dieser ohne ein weiteres Wort zu sagen weg. Es dauerte einen Moment bis die schweren Schritt von Ground verklungen waren. Drake versuchte sich aufzusetzen und stützte sich versehentlich erst aus lauter Automatismus auf der Hand mit dem gebrochenen Gelenk ab. Das erinnerte ihn unmissverständlich daran, dass das keine gute Idee war und er zuckte zusammen. Er startete einen zweiten Versuch. Jetzt stützte er sich mit dem linken Ellenbogen ab, nahm die rechte Hand und griff mit ihr nach den ziemlich dicken Gitterstäben des Käfigs. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er es endlich geschafft sich hinzustellen. Was aufgrund des ebenfalls gebrochenen rechten Beins nicht einfach gewesen war.


    Er schaut sich langsam um. Seine Augen hatten sich mittlerweile an das schummerige Licht hier drinnen gewöhnt. Ein Großteil des Lichtes kam von großen Feuerfässern, die in unterschiedlichen Abständen aufgestellt worden waren. Was er allerdings hier drinnen sah, ließ ihm teilweise das Blut in den Adern gefrieren. An einer Wand ihm gegenüber waren mehrere Netzte aufgehängt. Aus ihnen schauten teilweise menschliche Gliedmaßen heraus, gleich daneben waren menschliche Torso, wie bei einem Metzter auf einen Haken aufgehängt und darunter lagen Knochen. Teils von Menschen und anderen Lebewesen, die Drake nicht bestimmen konnte. Als er zu linken Seite sah, konnte er ganz weit hinten die große Tür erkennen, durch die ihn Ground reingebracht hatte. Der Weg dorthin war ebenfalls teils grausig geschmückt und mit teils undefinierbaren Anhäufungen bedeckt. Von draußen klangen die Unterhaltungen der Supermutanten. In der Basis selbst war es merkwürdig still.


    Mit einem Mal Drake befiel eine undefinierbare Furcht. Für einen Moment hatte er gedacht, etwas gehört zu haben. Es ähnelte Atemgeräusche und sie schienen von irgendetwas Großem ganz aus der Nähe zu kommen. Dann hörte er erstmal wieder nichts. Er humpelte vorsichtig zur rechten Seite seines Käfigs um zu sehen, was sich weiter drinnen befand. Etwa einem Meter weiter stand ebenfalls ein weiterer dieser massiven Käfige. Zwischen seinem und dem anderen standen einige Kisten, die blutverschmiert schienen. Drake konnte aus seiner Warte nur die obere Hälfte und den vorderen Teil des anderen Käfigs sehen. Dann hörte er wieder dieses Geräusch. Es schien direkt aus dem Käfig zu kommen. Er erschauderte. Irgendetwas saß in diesem Käfig und beobachtete ihn.


    Er hatte eine Art Bewegung wahrgenommen, konnte aber nicht wirklich etwas erkennen, da die Bewegung aus dem für ihn nicht einsehbaren Teil gekommen war. Er strengte sich an etwas zu erkennen, aber es war in diesem Teil einfach zu dunkel. Dann kam mit einem Mal Bewegung in den Käfig und irgendetwas Großes schien aufzustehen und sich in Richtung Gitter zu begeben, die in seine Richtung lagen. Dann konnte man erkennen was es war. Drake erschrak sich im ersten Moment, war aber gleichzeitig fasziniert und starrte sein Gegenüber regelrecht an. In dem Käfig befand sich ein Supermutant. Aber irgendetwas war an ihm anders. Im Gegensatz zu den anderen Supermutanten hier trug er eine verhältnismäßig anständige Kleidung. Sie war selbstgefertigt, was man an den teils groben Stichen erkennen konnte, aber wies keine martialischen Züge wie bei den anderen auf.


    Sein Gegenüber trug alte, ausgebeulte verschlissene schwarze Schuhe, eine schwarze Hose, die an unterschiedlichen Stellen große Flicken aufwies. Darüber ein weites schwarzes Shirt, welches in die Hose gesteckt worden war. Die Hose wies einen Gürtel auf, der auch scheinbar selbstgefertigt war und an dem mehrere große Taschen befestigt waren. Was in den Taschen war, fand Drake besonders bemerkenswert. Schreibmaterialien, das ein oder andere Buch und einige große Stifte. Über dem schwarzen Shirt trug der Supermutant etwas, was irgendwann einmal ein Oberteil einer schwarzen Uniform gewesen sein musste. Sie war in Teilen zerrissen und wirkte an dem Supermutanten merkwürdig klein.


    So als wäre er aus dieser Uniform herausgewachsen, aber als hätte er sie trotzdem anbehalten. Ein Detail dieser zerschlissenen Uniform stach ihm besonders ins Auge. In Höhe des linken Oberarms konnte man ein Emblem erkennen. Drake erkannte dieses Emblem. Ältester Bardeen hatte es ihm bei einer ihrer Unterhaltung im Lassen gezeigt. Es war ein Enklave Emblem. Dann schaute Drake sich das Gesicht des Supermutanten an. Eigentlich war es das typische Gesicht eines Supermutanten und auch wieder nicht. Es sah brummig aus und sein Gegenüber runzelte die Stirn. Eine tiefe Narbe zog sich über das rechte Auge. Zwei aufmerksame tiefgrüne Augen musterten Drake ebenfalls und sein Gegenüber schien eine Art Einschätzung vorzunehmen.


    Drake starrte sein Gegenüber noch einen ganzen Moment an, bis dieser darauf reagierte. "Was glotzt du so, Mensch. Das ist unhöflich. Aber was erwarte ich von einem Ödländer denn auch? Hm wobei, wenn ich mich dich so ansehe siehst du mir eher nach Vaultbewohner oder ähnlichem aus. Sehr...interessant" stellte der Supermutant fest. Drake schaute bei der Ansprache erst einmal ziemlich dumm aus der Wäsche. "Ich...entschuldige...es tut mir leid...ähm du kannst richtig sprechen?" Drake war total perplex und bekam kaum ein anständiges Wort heraus. Sowas passiert ihm sehr selten. Sein Gegenüber seufzte. "Ja, ich kann vernünftig sprechen und ich bei weitem nicht so barbarisch wie dieses ungehobelte Pack da draußen. Ich gehe anhand deiner Reaktion davon aus, dass du nur diese blutrünstigen und sadistischen Bestien kennengelernt hast?" fragte der Supermutant.


    Drake nickte. "Wie gesagt, es tut mir wirklich leid. Ich dachte alle Supermutanten sind nun ja...nicht gerade menschenfreundlich, höflich ausgedrückt." sagte Drake schon fast verlegen. "Sind Menschen denn alle gleich?" fragte sein Gegenüber. "Nein, da hast du wohl recht. Da gibt es auch einige, die sparsam im Kopfbereich ausgestattet sind." sagte Drake und schien einen kurzen Moment über etwas nachzudenken. "Und wo wir schon bei Manieren sind. Ich scheine meine gerade wirklich zu vergessen. Ich heiße Drake." stellte er sich jetzt dem Supermutanten vor. "Angenehm. Ich habe mir den Namen Darwin gegeben." sagte der Supermutant jetzt wesentlich freundlicher. "Darwin? So wie der Naturforscher? Ein interessanter Name." fragte Drake nach.


    Der Supermutant lächelte mit einem Mal über das ganze Gesicht. "Du weißt woher der Name kommt? Das ist heutzutage nicht mehr vielen bekannt. Darf ich fragen, wie du an diese fast vergessene Wissen gekommen bist?" fragte Darwin jetzt sehr neugierig. Drake schien einen Moment zu überlegen und nickte dann. " Ja, ich kann dir das erzählen. Die Geschichte ist aber etwas länger. Aber ich werde mich erst wieder hinsetzten. Ich kann langsam nicht mehr auf meinem gesunden Bein stehen. Aber ich wüsste auch gerne etwas über dich" sagte Drake.


    "Man hat dich zusammengeschlagen, nicht? Dir einige Knochen gebrochen? Damit du nicht weglaufen kannst, richtig?" fragte Darwin und sah Drake mit einem bedauernden Blick an. Der bestätigte die Frage und dann erzählte Drake Darwin einen Teil seiner Lebensgeschichte und Darwin die, an die er sich erinnern konnte. Etwa zwei Stunden später endete die Unterhaltung. Die beiden verstanden sich trotz ihrer Unterschiedlichkeit blendend. "Das ist wirklich unglaublich. Und so detaililert, wie du alles erzählt hast, kann es nur stimmen. Also du warst tatsächlich dabei...das ist viel neues Wissen für mich...ich muss das unbedingt noch notieren. Danke Drake. Endlich mal jemand mit dem ich vernünftig sprechen und philosophieren kann." sagte Darwin freudig.


    "Ich habe ebenfalls zu danken, Darwin. Ich habe heute auch wieder einiges dazu gelernt und das Gespräch hat mich wenigstens ein wenig von der ganzen Situation abgelenkt." sagte Drake müde. Darwin sah ihn lange nachdenklich und ernst an. "Drake, ich überlege schon die ganze Zeit. Aber ich finde keinen Weg aus diesem Käfig. Er ist selbst für mich zu stabil. Du musst da raus und möglichst bald. Bei den Geschehnissen, die du mir erzählt hast und so wie sich Ground geäußert hat...ich möchte nicht, dass du ein ähnliches Schicksal erleidest...wie...andere hier..." sagte Darwin bekümmert.


    "Ich...weiß was Ground damit meinte...aber wie soll ich fliehen...um das zu verhindern? Ich käme nicht weit. Vielleicht kann ich irgendwie Zeit schinden?" sagte Drake verzweifelt. Ihm war durchaus bewusst in welcher Gefahr er schwebte. Darwin dachte nach und schüttelte den Kopf. "So wie ich Ground kenne, wird er nicht lange damit warten. Du hast immerhin zwei Supermutanten ausgeschaltet. Für ihn ist das ein Zeichen von Stärke für einen kleinen Menschen und damit hat man es sich verdient zu einem Supermutant gemacht zu werden. Ach verdammt, und ich kann nichts tun, um das zu verhindern" brummte Darwin niedergeschlagen. Er mochte Drake gut leiden. Hatte der ihn doch nicht sofort für sein Sein verurteilt. Andere Gefangene hatten Darwin nur beschimpft oder vor lauter Angst nicht gesprochen. "Darwin? Danke. Das du dich um mich sorgst. Ich...weiß auch nicht...wie es weiter geht. Zurzeit erscheint mir die Situation hoffnungslos " sagte Drake deprimiert. Er wollte so nicht enden.


    Drake hatte durch Darwin einiges erfahren, was hier in der Militärbasis vor dem großen Krieg passiert war. Darwin hatte viel in den Terminals gestöbert, bevor Ground ihn wegen seines abweichenden Verhaltens in den Käfig eingesperrt hatte. In Darkhollow waren Forschungen von West-Tek mit dem FEV angestellt worden und mit unterschiedlichen experimentellen FEV Batches neben der Grundvariante gearbeitet worden. Es gab in den tieferen Etagen tatsächlich noch eine kleine funktionsfähige Anlage mit der Ground und die anderen Supermutanten sich neue Brüder schaffen konnten.


    Nur in letzter Zeit war das nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Die meisten Ödländer, die sie gefangen hatten, überlebten den qualvollen Transformationsprozess nicht. Sie starben meistens total verzerrt und entstellt dabei. Darwin vermutete, dass eine Vorbelastung durch die erhöhte Strahlung draußen im Ödland und dadurch bedingt eine Vorschädigung des Erbgutes die Erfolgsquote der Transformation negativ beeinflusste. Drake überlegte noch eine ganze Weile, fand aber keine Lösung für eine Flucht. Nach einer Weile lehnte er sich in seinem Käfig zurück und schlief total erschöpft ein.

  • 189. Der letzte Gang

    Drake wachte nach einem unruhigen Schlaf wieder auf. Er setzte sich vorsichtig auf und durchsuchte einen kleinen schwarzen Beutel, der an seiner Seite hin. Dort war ein wenig Nahrung und eine kleine Flasche Wasser verstaut. Er holte zwei längliche Riegel heraus. Diese Riegel hatten die Silver Dragons auf ihren Unternehmungen dabei. Sie enthielten fast alle wichtigen Nährstoffe und waren für die Reisen im Ödland gut geeignet. Dann stand Drake wieder auf, humpelte zu der Käfigseite wo sich Darwins Käfig befand. "Darwin? Ich.. wollte mir etwas essen...und ich dachte du könntest auch etwas gebrauchen." Darwin kam an die Gitterstäbe und betrachtete die Riegel interessiert.


    "Danke, Drake. Was ist das?" fragte Darwin und streckte seinen Arm durch die Gitterstäbe. Drake tat es ebenfalls. Darwin nahm den Riegel behutsam aus Drakes Hand und zog sie dann zurück und probierte ihn. "Marschrationen. Ist alles drin, was man so braucht, wenn unterwegs ist." erklärte er Darwin. Dann zog Drake sich wieder zurück und ließ sich langsam auf den Boden sinken und aß und trank ein wenig. Seit der letzten Mahlzeit war schon einige Zeit vergangen und Drake fühlte sich etwas besser. "Schmeckt interessant." hörte man Darwin kauend in seinem Käfig sagen. "Weißt du eigentlich, dass du der erste Mensch bist, der mit mir sein Essen teilt?" sagte Darwin hörbar beeindruckt. "Hatte ich schon vermutet. Sag mal Darwin, wie lange sitzt du denn schon in dem Käfig?" fragte Drake interessiert. "Ich weiß nicht. Eine ganze Zeit schon. Hin und wieder lassen sie mich hinaus, wenn ich etwas reparieren soll" sagte Darwin.


    "Hast du da nicht versucht zu fliehen?" fragte Drake überrascht. "Schon, aber sie haben mich immer wieder eingefangen. Dann habe ich es irgendwann aufgeben. Gegen mehrere komme ich einfach nicht an. Es ist nicht so..." seufzte Darwin und unterbrach den Satz. Er schaute nach vorne aus dem Käfig heraus. Er schien etwas gehört zu haben. Dann hörte Drake es auch. Schwere Schritte näherten sich. Mehrere Supermutanten waren auf den Weg in die Basis. Darwin brummte kurz und flüsterte leise "Da kommt Ground mit seinem Gefolge." Nach zwei Minuten standen drei Supermutanten vor den beiden Käfigen. Ground trat auf den Käfig von Drake zu und grinste böswillig hinein. "Na, haben grauer Hüpfer sich bequem gemacht? Wie gefallen neues Zuhause? Ich werden dir bald zeigen Rest von Zuhause, wenn du Bruder bist. Was du meinen, hmm?" In Grounds Augen stand ein lauernder Ausdruck. Er schien auf Drakes Reaktion zu warten.


    Die meisten Ödländer, die Ground und seine Gruppe gefangen hatte und denen er sein Vorhaben nahe gebracht hatte, reagierten meist panisch und flehten um Gnade. Ground bereitete es sehr großes Vergnügen, Menschen in Angst und Schrecken zu versetzten. Auch seine Mutantenbrüder bekamen seine sadistische Ader häufig zu spüren. Bei Drake rechnete er aufgrund der Androhung auch mit Entsetzten und Angst. Dieser verhielt sich komplett anders, als er von anderen Menschen aus dem Ödland gewöhnt war. Drake reagierte in gefährlichen Situationen meist mit einer besonders sarkastischen Ader. Es war für ihn seine Art mit besonders schlimmen Situationen fertig zu werden und einen klaren Kopf zu behalten. Drake stand wieder mühevoll auf und humpelte zum Gitter.


    "Danke, der Nachfrage, Ground. Der Käfig hier ist wirklich sehr geräumig und überaus bequem. Nur das Ambiente hier ist mir persönlich ein wenig zu...rustikal. Aber ansonsten sehr hübsch. Du musst mir mal unbedingt deinen Innenausstatter vorstellen. Aber diese Brudergeschichte? Ich weiß ja nicht, wir kennen uns ja gar nicht so lange. Ob ich der richtige Typ für diese Brudergeschichte bin. Solltest du dir vielleicht nochmal überlegen." sagte Drake in einem solch beißenden Sarkasmus, dass es schon fast wehtat. Ground stutzte für einen Moment und sah Drake inhaltsleer an. Die beiden anderen Supermutanten sahen sich fragend an. "Du verstehen grauen Hüpfer? Er sein komisch. Irgendwie plemplem." sagte der eine zum anderen.


    Darwin, der das Gespräch in seinem Käfig ebenfalls mitbekam musste trotz der gefährlichen Situation innerlich grinsen. "Hehe, das versaut Ground den Tag. Ein Mensch, der äußerlich nicht in Panik ausbricht. Das ist mal was Neues für ihn. Ganz schön mutig von meinem Käfignachbar." Ground hatte sich wieder gefangen und sah Drake böse an. "Du dich über mich lustig machen, Mensch? *Grah* (gefährliches Brummen). Dir noch Manieren ich dir beibringen. Und Respekt. Respekt vor Ground. Ground stärkster hier. Aber das ich noch später machen. Wenn du Bruder, du nicht mehr so...zerbrechlich und schwach...dann ich dich richtig verprügeln." sagte Ground wieder mit einem freudig-böswilligen Grinsen."Brüder und ich haben jetzt noch zu tun. Müssen noch vorbereiten...Willkommensgeschenk. Das dauern ein paar Stunden. Wenn fertig, ich dich holen werde."


    Dann stapfte er mit den anderen beiden tiefer in die Basis und etwas später hörte man sie tief drinnen rumoren. Nachdem Ground außer Sicht und Hörweite war, sank Drake resigniert auf den Boden und seufzte hörbar. "Also, dann passiert es nun. Und es gibt keinen Ausweg" Drake schüttelte schwermütig den Kopf. Dann sah er zu Darwin hinüber. "Darwin, ich frage...dich ungern...aber...was wird jetzt passieren? Obwohl ich mir im Moment nicht wirklich sicher bin, ob ich das überhaupt wissen möchte. Ich habe so viele unterschiedliche Gerüchte dazu gehört. Du hast mir ja erzählt...nun...das du dir diesen...Vorgang...mehr als einmal ansehen musstest...ich will versuchen...mich innerlich darauf...vorzubereiten...wenn das überhaupt möglich ist." fragte er Darwin bedrückt.


    Darwin erzählte Drake behutsam, was passieren würde, nachdem ihn Ground zu der Anlage mit dem FEV verschleppen würde. Nach etwa einer Viertelstunde war er fertig damit. "Also bleiben nach dem Kontakt noch etwa zehn bis zwölf Tage bis ich...nicht mehr ich selbst bin. Danke Darwin, ich denke, dir dürfte es auch nicht leicht gefallen sein, darüber zu berichten." sagte Drake gefasst. Darwin sah ihn lange an, bis er etwas darauf antwortete. "Es ist jedes Mal schlimm, vor allem wenn es nicht...funktioniert... Ich habe Alpträume davon. Immer noch. Und das letzte Mal ist schon länger her. Und es macht mich von Mal zu Mal wütender..." schnaufte Darwin jetzt deutlich "...weil ich nichts tun kann. Wenn ich könnte, hätte ich Ground schon längst umgebracht, dieses sadistische ******." Dann schwiegen die beiden und jeder hing seinen Gedanken nach. Vier qualvolle Stunden des Wartens später kreuzte Ground auf und ging zu Drakes Käfig.


    Der hatte sich in die hinterste Ecke verzogen und schaute düster vor sich hin. Als Ground ganz nah herantrat, schaute er auf und sah Ground finster an, sagte aber kein Wort. Er würde Ground nicht die Genugtuung geben, sich an seinem Leid zu ergötzen zu können. "Du verdammt hartnäckig. Schade, ich schon auf quickenden Menschen gefreut. Aber egal. Ich werden haben genug Zeit mit dir haben Spaß. Nicht wahr Darwin, Schwächling." sagte Ground und schaute zu Darwin herüber. "Du bist ein *unverständliche Schimpfwörter* Ground. Wenn ich könnte, würde ich dich töten. Auf der Stelle." Darwin war wütend, weil es jetzt wieder passierte und er nichts dagegen tun konnte. Darwin ging zu den Gitterstäben und rappelte daran.


    "Schau an, schau an. Darwin. Du können ja sein wie richtiger Supermutant. Mir scheinen, du mögen grauen Hüpfer. Dann ich mich besonders freuen auf neuen Bruder." Darwin schäumte vor Wut in seinem Käfig. Ground ging von den Käfigen weg, griff in eine dunkle Nische in der Wand und holte dort einen groben Schlüsselbund heraus. Er kehrte wieder zu Drakes Käfig zurück und schloss ihn mit einem der Schlüssel auf. Drake war währenddessen aufgestanden und hielt sich mit der gesunden Hand an einem der dicken Gitterstäbe fast. Er wusste, dass das es vergebens war. Ground trat in den Käfig, griff unbarmherzig nach ihm und schleifte ihn aus dem Käfig heraus und verschleppte ihn in den tieferen Bereich der Militärbasis Darkhollow. Darwin sah Drake betrübt hinterher.

  • 190. Rettungsmission

    Westküste. Februar 2282. ca. 50. Kilometer vom Bunker entfernt - Militärbasis Darkhollow - Silver Dragons.


    Ground hatte sich Drake unter seinen linken Arm geklemmt und ging langsamen Schrittes in Richtung des ehemaligen Forschungsbereiches der alten Militärbasis. Drake hing dabei wie ein nasser Sack an der Seite von Ground. Dieser hielt Drake so fest, dass der kaum noch Luft bekam und langsam anfing Sternchen zu sehen. Drake hat das Gefühl, dass wenn Ground ihn nur minimal fester drückte, ihm sämtliche Rippen brachen. Hier unten, tiefer in der Basis herrschte eine ziemliche Verwüstung. Als hätte hier unten vor langer Zeit ein massiver Kampf stattgefunden.


    Die Wände wiesen teilweise große Löcher und massive Beschädigungen auf, Türen waren verbogen und das Mobiliar größtenteils zerstört. Ground durchquerte die Zerstörungen und lief immer noch tiefer in die Anlage hinein. Der Weg zu dem Ort, den Ground ansteuerte, war grausig. Der Boden war mit teils undefinierbaren Dingen bedeckt und wies immer wieder große Blutlachen auf. Einige eingetrocknet, andere erschienen noch relativ frisch. Immer wieder liefen sie an toten Kreaturen vorbei, teils skelettiert, teils mumifiziert, wovon einige nur noch entfernt an einen Menschen erinnerten. Die Körper sahen merkwürdig geschwollen und deformiert aus. Da wo noch Fleisch im Bereich des Gesichtes vorhanden war, konnte man erkennen, dass diese unglücklichen Seelen qualvoll gestorben sein mussten.


    Drake liefen eisige Schauer über den Nacken und sein Magen drehte sich langsam, aber sicher um. Weitere zehn Minuten durch diesen Vorhof der Hölle schien Ground endlich sein Ziel erreicht zu haben. Er trat in eine Art Halle. Im Gegensatz zum Rest der Basis, schien dieser Bereich immer noch mit elektrischem Strom versorgt zu werden und Drake kniff kurz die Augen wegen der Helligkeit zusammen. Eine große Anzahl von Leuchtstoffröhren verbreitete ein kaltes, klinisches Licht und beleuchtete jedes schaurige Detail dieser Halle. Rechts von der Doppeltür durch die sie eingetreten waren stand eine Menge leerer, teils schon durchgerosteter Fässer. Sie schienen dort achtlos hingeworfen worden zu sein. Reste des leicht grünlichen und doch durchscheinend Inhalts sammelten sich um die Fässer. Dieser Inhalt schien teilweise aggressiv zu sein, da der Boden darunter aussah, als wäre er von Säure zerfressen worden.


    Auf allen Fässern konnte man das Zeichen für Biogefahr ausmachen. Auch waren noch einige weitere Bezeichnungen lesbar, häufig die Inhaltsbeschreibung FEV Batch 11-111 mit Unterbeschreibungen, die von den Kürzeln a bis g zu reichen schienen. Wobei am häufigsten a zu sehen war. Einige Zwischenbezeichnungen schienen komplett zu fehlen. Links von der Tür an der anderen Wand befand sich die Vorrichtung, die man für die Experimente mit dem FEV genutzt hatte. Etwa zehn, bis zu zwei Meter hohe Glasröhren befanden sich an der Wand. Über ihnen verlief ein metallischer Aufbau, der über Rampen zu beiden Seiten erreicht werden konnte. Die Röhren schienen von oben verschlossen zu sein.


    Hinter dem oberen Rand der Röhren hing eine Art mechanischer Arm, der eine Befestigungsplattform mit menschlichem Umriss aufwies. Knapp daneben hing in einer Vorrichtung eine Art Atemmaske. Gesteuert wurde die ganze Vorrichtung über ein Schaltpult, welches sich etwa drei Meter vor der Vorrichtung befand. Zwei Supermutanten standen davor und grinsten freudig, als Ground mit Drake hereinkam. Die gesamte Anlage hatte bereits ihre besten Zeiten hinter sich. Von den zehn Glaszylindern war mehr als die Hälfte zerborsten, gesprungen oder der mechanische Arm fehlte. Drei dieser Röhren schienen noch einwandfrei zu sein. Eine einzige davon war mit einer Flüssigkeit bis zum Rand gefüllt. Ground steuerte eine der Rampen an, lief diese hinauf und näherte sich dem mechanischen Arm mit der Befestigungsplattform.


    Dann schnallte er Drake brutal auf dieser fest und richtete ihn aus. Dabei zog er seine Gliedmaßen so, dass sie gerade waren. Was für Drake große Schmerzen aufgrund des gebrochenen Beins und des gebrochenen Handgelenks bedeutete. Währenddessen biss er die Zähne schmerzverzerrt zusammen. Für einen kurzen Augenblick schossen ihm Tränen in die Augen und er atmete zischend aus. Er kämpfte gegen den Impuls an, vor Schmerzen aufzuschreien. Dieses "Vergnügen" wollte er Ground bis zum Schluss nicht geben. Ground verschloss die metallenen Fesseln, die sich auf der Befestigungsplattform in der Höhe der Fuß- und Armgelenke als auch in der Körpermitte befanden.


    Er grinste dabei sehr selbstzufrieden. Nachdem er damit fertig war, ging er zu Wand und holte die alte Atemmaske, die mit einem Schlauch mit einer Sauerstoffzufuhr verbunden war. Er presste sie Drake unbarmherzig aufs Gesicht und sicherte sie ebenfalls. Drake wehrte sich dagegen nicht mehr. Er war am Ende seiner Kräfte angelangt und war kurz davor aufgrund der grausamen Behandlung das Bewußtsein zu verlieren. Als Ground fertig war, verließ er Drake, ging die Rampe hinunter und stapfte zur Bedienkonsole. Er betätigte einige Knöpfe und die Anlage lief mit lautem Gerumpel und Gequietsche an.


    Der Verschluss der Glasröhre öffnete sich und der mechanische Arm, an dem Drake hing, senkt sich dort hinein. Auf dem leicht beschädigten Monitor des Steuerungspultes flackerten einige Informationen zu dem jetzt ablaufenden Vorgang auf. Unter anderem war der derzeitig verwendete Batch des FEV zu lesen: Batch 11-111 f / 1.0. Ein Timer zeigte die Verweildauer der Testperson in der Glasröhre an. Sie lag bei zwölf Stunden und begann langsam herunter zu ticken. Einer der Supermutanten wunderte sich.


    "Seien das nicht zu kurz? Normalerweise sein das Doppelte. Vielleicht Ausleseeinheit nicht mehr richtig funktionieren bei neuem Fass?" "Du mir Fass zeigen. Ich vergleichen." grunzte Ground kurz. Der andere zeigte ihm das Fass und Ground schaute sich die anderen an. "Hm, das seien richtig. Hätten vorher nutzen sollen. Dann schneller neue Brüder gehabt." Ground verließ nach der Prüfung die Halle und die anderen beiden verblieben dort.


    Etwa zwölf Stunden zurück - im Bunker - Silver Dragons.


    Eckhardt hatte es geschafft, den Rest der Gruppe relativ wohlbehalten bis zum Bunker zu bringen. Er hatte sie mit großer Eile angetrieben, um möglichst viel Distanz zwischen sich und den Supermutanten zu bekommen. Die Gruppe stolperte total erschöpft und aufs Tiefste deprimiert in den Bunker. Eckhardt bat dringend um ein sofortiges Gespräch mit John Rothschild. Er musste wissen, was der Gruppe zugestoßen war. Zurzeit der Ankunft von Eckhardt hielt sich auch eine größere Gruppe der Bruderschaft im Bunker auf. Erst gestern war Ältester Bardeen mit etwa dreißig seiner Leute auf einen Besuch vorbei gekommen.


    Er stand gerade mit einigen seiner Leute im inneren Eingangsbereich des Bunkers und bekam mit, das irgendetwas passiert sein musste. Nach einiger Zeit sah er John Rothschild relativ schnellen Schrittes in die Halle kommen und zu Eckhardt eilen. Eckhardt erzählte Rothschild in schnellen knappen Worten, was passiert war. An Rothschilds Mimik und Körperhaltung konnte er erkennen, dass das schlimme Neuigkeiten sein mussten. Er brach das Gespräch mit seinen Leuten ab und ging zu Eckhardt und Rothschild. Vielleicht konnte seine Hilfe gebraucht werden, dachte der Älteste.


    "Und er ist bis jetzt nicht zu Ihnen aufgeschlossen? Das ist kein gutes Zeichen. Vielleicht können wir ihn über den Pipboy orten, vorausgesetzt er ist noch in Empfangsreichweite" sagte Rothschild deutlich besorgt. Bardeen kam an. "Was ist passiert, John?" Der erzählte ihm, was Eckhardt ihm mitgeteilt hatte. Bardeen runzelte die Stirn und war darauf in ähnlicher Weise besorgt. "Das war entweder besonders dumm oder mutig von ihm. Wobei ich an Zweiteres bei ihm denke. Er wusste um die Gefährlichkeit der Supermutanten. Alleine in der Öde und neun Supermutanten, die ihn jagen. Ich will ehrlich sein, John. Seine Überlebenschancen tendieren gegen Null. Aber was meinte Eckhardt mit orten?" fragte Jeremiah Bardeen nachdenklich.


    "Ich...weiss...er hat wohl keinen anderen Ausweg gesehen...unsere Leute zu retten..." sagte John, der gerade mit seiner Fassung rang. Er atmete einmal tief durch. "Wir können unsere Leute...durch den Pipboy in einem gewissen Radius orten. Es sind im Moment zwischen fünfzig und sechzig Kilometer von hier aus. Wenn derjenige noch lebt ist dieser aktiv. Sollte der Träger sterben bzw. tot sein ist das Signal noch etwa vierundzwanzig Stunden danach ortbar. Allerdings ist das Signal dann etwas anders. Ich werde zu unseren Kommunikationsleuten gehen und schauen, ob wir ihn dadurch finden können." erklärt John Jeremiah das Procedere.


    John beeilte sich zu dementsprechenden Abteilung zu kommen und Jeremiah begleitete ihn. Dort angekommen starteten sie die Suche nach Drake. Hier waren die Leute ziemlich betroffen, als sie hörten, was passiert war. Drake genoss bei den meisten im Bunker ein hohes Ansehen aufgrund seiner Art und Weise der Führung als Kommandant. Die schlechte Nachricht verbreitet sich mit der Ankunft von Eckhardt wie ein Lauffeuer durch den gesamten Bunker.

    Sie hatten Glück, die Ortung war möglich und noch gerade im Radius. "Er ist etwa fünfzig Kilometer von uns entfernt und scheint standorttreu zu bleiben. Mitten in den Rockies und das Signal spricht dafür das er noch lebt." sagte John zuerst erleichtert. Dann wurde er aber schnell wieder nachdenklich. "Er hat sich von uns entfernt. Wenn ich die vergangene Zeit einbeziehe...die Strecke kann er unmöglich ohne Pause in einem durchgelaufen sein...wie..." sagte er besorgte.


    Jeremiah unterbrach ihn. "...sie werden ihn gefangen und verschleppt haben, John. Diese Ungeheuer haben ihn also noch nicht auf der Stelle getötet. Er scheint für sie in irgendeiner Form nützlich ..." Jeremiah machte eine kurze Pause und seufzte bedrückt "...oder wenn die Möglichkeit gegeben ist...und John, ich bete dafür das es nicht so ist...ist die Wahrscheinlichkeit hoch...dass sie ihn zu einem der ihren machen wollen. Könnt ihr irgendwie feststellen, was das für ein Ort ist, wo ihr sein Signal empfangen habt."

    John wurde kreidebleich, als er den zweiten Teil von Jeremiahs Feststellung mitbekam. "Ich kann schauen, ob wir noch Aufzeichnungen von früher über diese Koordinaten haben." John sprach mit einem der Offiziere und der suchte an einem der Computer. Etwa eine halbe Stunde später kam dieser wieder. "Und? Haben Sie etwas rausfinden können?" fragte John. "In einem gewissen Rahmen, Sir. Es handelt sich um eine Militärbasis namens Darkhollow, US. Army. Mehr als den Namen konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen." sagte der Offizier entschuldigend. "Wieso nicht?" fragte John bedrückt nach. Ihn beschlich eine überaus schlechte Vorahnung. "Die Informationen dazu waren "Classified". Mit einer sehr hohen Sicherheitsstufe. Und zurzeit haben wir niemanden mehr hier, der uns dazu Zutritt verschaffen könnte. Es tut mir leid, Sir" sagte der Offizier nachdenklich.


    John und Jeremiah sahen sich nach der Aussage betroffen an. "Das ist nicht gut. Verdammt. Ich werde einige Leute dort hinschicken...wir müssen ihn da raus holen...irgendwie und schnell" sagte John entsetzt. "John, lass es. Es könnte schon zu spät sein. Du schickst deine Leute ins Verderben und ihr erleidet unnötig Verluste. Ihr habt keinerlei Erfahrung darin, wie man mit einer ganzen Gruppe von denen fertig werdet..." schob Jeremiah ein und wurde von John jäh unterbrochen. "Du willst also, dass ich meinen Freund und unsern Anführer im Stich lasse...ihn in den Klauen dieser Bestien lasse...die mit ihm wer weiß was anstellen...habe ich dich richtig verstanden? Das kann nicht dein Ernst sein. Ich werde ihn daraus holen. Tot oder lebendig. Und wenn ich es selbst mache...ich..."

    John war außer sich vor Zorn nach Jeremiahs Aussage. "John beruhig dich. Verdammt nochmal. Benutze deinen Verstand. Willst du das wirklich tun? Du weißt nicht, was dich dort erwartet. Eure Leute haben dank ihm überlebt, das ist was zählt..." sagte Jeremiah ruhig und versuchte John wieder runter zubekommen. "Du verstehst nicht...wir haben ihn hier viel zu verdanken. In der Vergangenheit und auch gerade in der letzten Zeit. Ich kann und werde ihn nicht aufgeben, solange auch noch ein Fünkchen Hoffnung besteht, dass wir ihn daraus holen können." sagt John etwas ruhiger, aber immer noch deutlich gereizt.


    Jeremiah seufzte. "Ich hoffe, dass ich das nicht noch bereuen werde, aber ich werde euch helfen. Ich schicke fünfzehn Leute aus meiner Gruppe dorthin. Sie haben Powerrüstungen und schwere Waffen dabei. Und vor allem haben sie Erfahrung im Kampf gegen diese Brut." John sah Jeremiah dankbar an. "Danke. Ich...weiß...nicht was ich sagen soll. Es tut mir leid, dass ich dich gerade so angegangen bin..." "Ich sehe es dir nach. Eigentlich ist das gegen unser sonstiges Vorgehen, aber bevor ich riskiere zwei gute Freunde zu verlieren, helfe ich." sagte Jeremiah ernst.


    John sah Jeremiah nachdenklich an und äußerte eine Bitte "Jeremiah, wenn ihr...dort angekommen seid...und sie ihn doch umgebracht haben sollten oder schlimmeres...würdet ihr ihn dann auch...?" Jeremiah nickte. "Wir sollen ihn also auf alle Fälle nach Hause bringen, richtig?" Jeremiah machte wieder eine kurze Pause "Auch wenn sie mit ihm...schon etwas angestellt haben? Ihm im Schlimmsten Fall dem FEV ausgesetzt haben? Du weißt, das es keine Heilung dagegen gibt und es besser wäre ihn gleich vor Ort ihm den Gnadenschuss zu geben. Noch bevor die Umwandlung komplett abgeschlossen ist" gab Jeremiah John zu bedenken.


    "Ich weiß. Vielleicht finden wir ja doch...eine Heilungsmöglichkeit, falls sie das wirklich mit ihm gemacht haben sollten. Vielleicht haben wir aber auch Glück und sie haben die Möglichkeit dort nicht. Ich möchte wenigstens alles getan haben, bevor ich ihn abschreibe, Jeremiah." Jeremiah Bardeen hielt Wort. Er sprach nach der Unterhaltung mit John Rothschild mit seinen Leute und gab ihnen genaue Instruktionen. Sie brachen sofort auf nachdem sie sich entsprechend ausgerüstet hatten. Es ging Richtung der Koordinaten, die den derzeitigen Aufenthaltsort von Drake angaben. Die Zeit tickte und sie beeilten sich.

  • 191. Ungewisse Zukunft

    Westküste. Februar 2282. ca. 50. Kilometer vom Bunker entfernt - Militärbasis Darkhollow - Silver Dragons.


    Die Zeit war abgelaufen. Der mechanische Arm fuhr automatisch aus der Röhre hinaus, in der Drake die letzten zwölf Stunden verbracht hatte. Teils mit, teils ohne Bewusstein. Der Arm erreichte die Ausgangsposition und einer der beiden Supermutanten, die sich die letzten zwölf Stunden in der Halle aufgehalten ging nach oben zu Drake. Er war im Moment wieder ohne Bewusstsein. Der Supermutant griff in eine Nische und zog dort eine Art Dusche heraus und betätigte einen Hebel. Heraus kam kaltes, leicht abgestandenes Wasser mit dem der Supermutant Drake ziemlich gründlich abbrauste. Erst nachdem er das getan hatte, zog er Drake die Atemmaske vom Gesicht. Durch die kalte Dusche war dieser wieder wach geworden und schaute zunächst total irritiert umher.


    Sein Gesicht wies einige blaue Flecke und Schwellungen auf. Die hatte ihm Ground beigebracht, als er ihm die Atemmaske brutal aufs Gesicht gezogen hatte. Drake brauchte einen ganzen Moment, um sich daran zu erinnern, was passiert war. Während sein Kopf langsam wieder klarer wurde, hörte er ein paar stampfende Schritte, die er leider schon zu gut erkannte. Ground war wieder im Anmarsch. Er hörte, wie er kurz mit seinen Brüdern sprach. "Haben du ihn ordentlich mit Wasser abgespült? Du wissen, das wichtig." "Ja haben gemacht, mindestens zehn Minuten." "Gut, ich ihn dann wieder mitnehmen. Ihr können jetzt gehen. Wir für heute fertig." Drake hörte, wie sich die schweren Schritte näherten, dann war Ground bei ihm. Dann betrachtete er Drake mit einem selbst zufriedenen und sadistischen Lächeln.


    Dann fragte er fast schon mit einer honigsüßen Stimme "Na, grauer Hüpfer. Wie du dich fühlen. Du haben Bad doch sicher genossen." Drake war durch die ganze Behandlung geschwächt und angegriffen. Er gab Ground trotzdem ein Antwort über sich dieser maßlos ärgerte. "Wie ich mich fühle *leichtes Husten*? Das Bad war ganz hervorragend, meiner lieber Ground. War wirklich sehr angenehm, die ganze Zeit lässig in dieser Röhre abzuhängen. Sollte ich beizeiten mal öfter machen. Nur der...Badzusatz lässt ein wenig zu wünschen übrig. Da solltet ihr wirklich noch dran arbeiten" sagte Drake sarkastisch mit schwacher und belegter Stimme. "Argh...du treiben mich noch zu Weißglut. Du Großmaul. Dumme Sprüche dir noch vergehen werden." Ground öffnete die Fesseln, schnappte sich Drake und schleppte ihn wieder durch einen Großteil der Basis.


    Drake bekam davon nicht viel mit. Ihm ging es nicht gut. Neben den Schmerzen der beiden gebrochen Gliedmaßen forderten die zwölf Stunden in hängender Position ihren Tribut. Noch zusätzlich dazu fühlte er ein leichtes Brennen, welches durch den gesamten Körper zu laufen schien und er hatte das Gefühl eine Art Erkältung zu bekommen. Eine unglaubliche Müdigkeit überkam ihn und er begann selbst im brutalen Griff von Ground weg zu dämmern.


    Er bekam es nicht mehr richtig mit, als Ground ihn unsanft in den Käfig warf. Er blieb auf den kalten Boden liegen und fiel in einen tiefen Schlaf. Dieser war aber erst zum Ende hin erholsam. Drake hatte immer wieder massive Alpträume. Nach vier Stunden Schlaf auf dem Käfigboden wachte er schweißgebadet auf. Mit viel Anstrengung kroch er zu der Käfigecke die nach innen in die Basis schaute. Er drehte sich mit Mühe und Not auf den Rücken und lehnte sich in Blickrichtung von Darwins Käfig. Er hustete dabei das ein oder andere Mal und atmete schwer.


    Darwin war bereits an seiner Seite des Käfigs und sah Drake mit einem Blick an der Bände sprach. Irgendetwas zwischen Besorgnis und Bedauern. "Geht es wieder einigermaßen?" fragte Darwin. "In Anbetracht der Situation würde ich sagen ... aushaltbar. Wenigstens bin ich nicht mehr so ... müde. Aber ich habe im Moment kaum Kraft." sagte Drake angestrengt. "Das ... ist ... normal ... mich wunderte nur ... das du schon wieder hier bist. Nicht falsch verstehen, ich freue mich dich noch bei Sinnen wieder zusehen. Einige der Gefangenen drehen schon während des Aufenthalts in den Röhren durch. Aber die Aufenthaltszeit ... Ist etwas schief gelaufen?" fragte Darwin nachdenklich.


    "Ich weiß ... nicht. Kurz nachdem ich in der Röhre war, konnte ich noch verzerrt einen Teil des Gesprächs zwischen Ground und seinen beiden ... Brüdern mitbekommen. Die Zeit ... wird von einem Code auf den Fässern vorgeben ... wenn ich es richtig verstanden habe. Schien aber korrekt zu sein." sagte Drake zu Darwin. Der nickte zustimmend. "Merkwürdig. Vierundzwanzig Stunden sind normalerweise die Regel. Aber das scheint bei diesem Fass so zu sein. Die alte Maschine hat dahingehend immer funktioniert. Ich bin froh, dass du es halbwegs überstanden hast. Kann das sein, dass du Ground geärgert hast? Der kam hier ziemlich missmutig an, sonst ist er nach dieser Art der Arbeit regelrecht gut gelaunt. Was man bei ihm gut gelaunt nennen kann." fragte Darwin. "Ich habe ihm eine passende Antwort auf seine Frage nach meinem derzeitigen Befinden gegeben. Es war scheinbar nicht die, die er gerne hören wollte." grinste Drake leicht und wurde dann wieder ernst und hing eine ganze Zeit seinen Gedanken nach.


    Er hatte dabei die Augen geschlossen und lächelte das ein oder andere Mal. Nach einer Stunde schlug er wieder die Augen auf und sah Darwin an. "Woran hast du gedacht, Drake?" fragte er neugierig. Er fand es ungewöhnlich, dass dieser in der ausweglosen Situation noch positive Gedanken finden konnte. "Ich habe versucht mich an positive Dinge in meinem Leben zu erinnern. Jetzt kann ich es noch. Es hilft mir im Moment ... stabil zu bleiben ... gibt mir einen gewissen Ruhepunkt. In einigen Tagen, wenn die ... Infektion ... weiter fortgeschritten ... ist ... wer weiß ob ich mich daran noch erinnern kann. Du sagtest ja, dass das zentrale Nervensystem angegriffen wird und ein Großteil der Erinnerungen dabei verloren geht. Du hattest mir den Teil ja sehr detailliert erläutert."


    "Und du hast das wirklich alles verstanden, trotz der ganzen Spezialvokabeln?" fragte Darwin verwundert nach. Drake nickte. "Sollte ich wohl, als ehemaliger Arzt." "Oh, das wusste ich nicht, Das hattest du noch nicht erzählt. Dann hast du aber schon einiges in deinem Leben gemacht." sagte Darwin nachdenklich. "Das könnte man so sagen." grinste Drake leicht und setzte sich etwas auf. "Ich hoffe nur, dass es meine Leute es aufgrund meines Einsatzes bis nach Hause geschafft haben." seufzte er. "Deine Leute stehen bei dir immer ganz oben? Vor deinem eigenen Wohl? Diese Einstellung findet man heute kaum noch." "Ich habe die Verantwortung über sie übernommen und das heißt für mich, dass ich tue was nötig ist, um sie zu schützen. Das habe ich im meinem Leben immer so gehandhabt. Auch wenn mich das jetzt in diese Situation gebracht hat. Das nennt man wohl Berufsrisiko" sagte Drake ruhig.


    Darwin und Drake unterhielten sich noch eine ganze Weile miteinander. Drake hatte für sich beschlossen, die Zeit die ihm noch verblieb mit Darwin über unterschiedliche Dinge in dieser Nachkriegswelt zu sprechen. Einerseits war er wissbegierig Neues über die Zeit nach dem großen Krieg zu erfahren. Anderseits lenkte ihn es ihn aber auch von dem unvermeidlichen Verlauf ab, den er bald durchlaufen würde. Drake ging davon aus, dass das sein letzter Kampf sein würde, und er als das was er bis jetzt gewesen war, aufhören würde zu existieren. Er hatte zu diesem Zeitpunkt praktisch mit seinem Leben abgeschlossen. Immerhin hatte er ein sehr langes und bewegtes Leben gehabt. Das tröstete ihn in dieser Situation.


    Der Tag ging zu Neige und Drake schlief irgendwann wieder ein und wachte erst wieder am nächsten Morgen auf. Ausnahmsweise hatte er diesmal keine Alpträume gehabt. Allerdings verschlechterte sich sein Zustand langsam, aber stetig. Er bekam hin und wieder eine Art Schüttelfrost und auch das Brennen hatte weiter zugenommen. Sein geistiger Zustand war aber scheinbar noch stabil stellte er erleichtert im Gespräch mit Darwin fest. Bis zum Mittag passiert nichts Außergewöhnliches. Außer das hin und wieder Ground oder einer der anderen Supermutanten nach ihm schauen kam. Drake hatte sich dann nach hinten in den Käfig verzogen und ignorierte sie einfach.


    Gegen Mittag merkten Darwin und Drake, dass eine gewisse Unruhe bei den Supermutanten aufkam. Ein Späher war hereingekommen und berichtete Ground irgendetwas, was Darwin und Drake aufgrund der Entfernung aber nicht verstehen konnten. Ein ganzer Teil der Supermutanten rannte nach draußen. Ground war ebenfalls dabei. Beide fragten sich was los sei. Etwa eine halbe Stunde später bekamen sie darauf eine Antwort. Mit einem Mal brach draußen ein schweres Feuergefecht los. Drake könnte die Schußgeräusche von einigen Miniguns, Lasergewehren und anderen schweren Waffen hören. Irgendjemand griff die Supermutanten an. Es ging draußen ziemlich zur Sache und man hörte das wütende Schreien der Supermutanten und der Angreifer. Man verstand aufgrund der Geräuschkulisse kaum etwas.


    Die Supermutanten waren aber aufgrund ihrer fehlenden Schusswaffen taktisch benachteiligt. Bald erstarben die Schreie und es wurde nach einer Zeit für einen kurzen Moment totenstill. Drake hörte irgendjemanden Befehle erteilen. Dann hörte er ein Stampfen von Schritte, die ihm merkwürdig vertraut schienen. Er konnte sie im Moment aber nicht zuordnen. Am Eingang zur Basis erschienen mehreren Personen in Powerrüstungen und bewegten sich vorsichtig vorwärts. Er traute seinen Augen kaum, es waren Leute der stähleren Bruderschaft. Einer der Leute zeigte in seine Richtung auf die Käfige und einen Moment später waren sie angekommen. Einer leuchtete mit der Helmlampe in den Käfig. "Hier ist er. Er lebt. Sieht aber ziemlich mitgenommen aus." sagte derjenige in Richtung des Ausganges. Dort kam eine weitere Person in Powerrüstung und steuerte ebenfalls den Käfig von Drake an. Dort angenommen, nahm diese den Helm ab. Darunter kam das Gesicht von Paladin Trian zum Vorschein. Es sah besorgt aus.


    "Hallo Kommandant. Schön, Sie noch halbwegs lebendig aufzufinden. Sie sehen nicht gut aus." sagte Trian ruhig. "Ich befürchte, ich weiß bereits, was passiert ist. Wann?" Trian hatte bereits schon einige Male mit Leuten zu tun gehabt, die dem FEV ausgesetzt worden waren und kannte die Anzeichen und das Aussehen. Als er Drake sah, wusste er bereits, dass sie zu spät gekommen waren. "Gestern ... haben ... sie ..."sagte Drake leise und wurde dann von Trian sachte unterbrochen. "Sie brauchen nicht weiter erzählen, das reicht mir als Angabe." seufzte Trian bedrückt. "Eigentlich ... müsste ich Sie..." "Erschießen...ich weiß. Paladin ... Mir ... ist ... die Vorgehensweise bei Ihnen ...bekannt" sagte Drake gefasst und wartete auf das weitere Vorgehen. "Aber ... der Älteste hat der Bitte ... von General Rothschild entsprochen. Wir werden Sie auf alle Fälle nach Hause bringen. Haben Sie bereits irgendwelche Stimmungsschwankungen oder Wutausbrüche?" Trian beobachte Drake sehr genau.


    "Bis jetzt nicht" "Gut, dann werde ich davon absehen Sie zur unserer und Ihrer eigenen Sicherheit zu fesseln. Also..." Dann meldete sich einer der andern aus der Gruppe der Bruderschaft. "Paladin, hier in dem Käfig ist noch eine dieser Mißgeburten. Sieht echt merkwürdig aus. Soll ich ihn töten?" Drake reagierte sofort. "Bitte Trian, erschießen Sie ihn nicht. Er ist friedlich und intelligent. Er heißt Darwin." Darwin hatte sich aufgrund der Ansprache nach hinten in den Käfig verzogen und versuchte so friedlich als möglich auszusehen. "Ausnahmsweise. Er hat sich ja ruhig verhalten. Neben Sie die Waffe runter. Jetzt müssen wir Sie noch aus dem Käfig herausbekommen, hm das wird nicht einfach, der ist ja schon ganz schön stabil."


    Dann hört man eine brummige Stimme aus dem Käfig nebenan. "Entschuldigen Sie, Hmm... wie hieß das noch, ach ja. Paladin... Paladin Trian...gegenüber den Käfigen...in einer Nische liegt der Schlüsselbund zu den Käfigen. Dann können Sie Drake aus dem Käfig holen." Trian schaute erst ein wenig verdutzt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass der Supermutant ihnen so bereitwillig half. Er fand den Schlüssel an der beschriebenen Stelle und schloss damit den Käfig von Drake auf. Der stand mühselig auf und humpelt sehr langsam heraus und setzte sich außerhalb des Käfigs wieder nieder. Trian sah ihn fragend an. "Gebrochenes Bein und Handgelenk." "Mist. So bekommen wir Sie nicht schnell zurück und Ihre Leute haben dann kaum noch Zeit sich etwas einfallen zu lassen" Wieder meldete sich Darwin.


    "Ich hätte da einen Vorschlag, ich könnte ihn tragen, falls Sie mich aus diesem Käfig herauslassen." "Das könnte dir so passen, du Unhold" fauchte einer der Männer. "Du kannst froh sein, dass du Leben darfst" "Ich ... bürge ... für ... ihn. Lassen Sie ihn raus. Er wird Ihnen nichts tun." Trian sah Drake durchdringend an. "Bei jemand anderen würde ich dieser Bitte nicht entsprechen. Aber Sie hatten bisher mit Ihren Einschätzungen immer recht, Sir. Er soll nur keine Dummheiten machen." Trian nahm selbst den Schlüssel und öffnete den Käfig von Darwin. Der bewegte sich äußerst vorsichtig heraus und richtete sich dann zu seiner vollen Größe auf. "Danke, Paladin und Danke Drake. Darf ich Ihnen noch einen Vorschlag machen, Paladin?"


    "Du strapazierst ganz schön meine Geduld, Mutant. Was ist noch?" "Ich würde gerne diese verfluchte Anlage dort unten "außer Betrieb" nehmen. Es wäre für die Umgebung zu gefährlich sie so zu lassen." "Das ist gut nachgedacht. Ja, du hast Recht. Aber das werden wir machen. Ich traue dir nicht." sagte Trian wieder überrascht. "Gut. Sehr gut. Könnten Ihre Leute in der Steuereinheit nachsehen, was die letzte Nutzung war. Es könnte vielleicht nützlich sein..." bat Darwin höflich.


    "Warum bist du darauf so erpicht Mutant. Du hast doch was vor." sagte Trian weiterhin misstrauisch. Der schüttelte den Kopf. "Nein, ich möchte nur helfen. Ich habe über die Zeit alle Informationen hier gesammelt. Das Wissen auf Holobändern gesichert. Vielleicht hilft es ein Gegenmittel zu finden." rechtfertigte sich Darwin. Diese Antwort hatte Trian nun überhaupt nicht erwartet. Langsam verstand er, warum sich Drake am Anfang für ihn eingesetzt hatte. Darwin war für einen Supermutanten recht zivilisiert.


    Trian wies seine Leute an, die alte FEV-Anlage zu zerstören. Darwin hielt Wort und nahm Drake vorsichtig unter den misstrauischen Blicken von Trian und seinen Leuten hoch und trug ihn aus der Basis hinaus. Die gesamte Gruppe trat die Reise Richtung des Bunkers an. Während der Zeit zurück beobachteten Trian und die anderen aufmerksam Darwin und Drake. Sie machten kaum Pause und liefen verhältnismäßig schnell, bis sie fast um Mitternacht am Bunker ankamen.

  • 192. Sorgenvolle Heimkehr

    Westküste. Februar 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Die Gruppe der Bruderschaft näherte sich langsam dem Eingangsbereich des Bunkers. Die großen Tore zur Kluft, dem Durchgang zum Bunker, waren wie immer geschlossen. Trian wusste aber, dass von ihrer Ankunft bereits Notiz genommen wurde. Zwei Beobachtungsposten oberhalb des großen Tores waren Tag und Nacht besetzt. Die Wachen machten sich bereits daran, das Tor zu öffnen. Darwin, der Drake immer noch trug, war am Ende der Gruppe und schaute sich staunend das große Tor und das Drumherum an.


    Drake drehte sich erschöpft in Darwins Armen so, dass er Richtung Tor schauen konnte. "Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich das hier alles nochmal wiedersehe." sagte Drake lächelnd. "Ganz schön imposant, ist das der Eingang zum Bunker?" fragte Darwin sichtlich beeindruckt. "Indirekt, Darwin. Es ist ein Verbindungsgang ins Innere Tal. Dort ist dann der eigentliche Eingang." erklärte Drake. "Da habt ihr euch ja gut verschanzt. Und bei so einer Verteidigungsanlage greift euch niemand so schnell an." Darwin hatte die beiden Geschütze über dem Eingang entdeckt. Das Tor zur Kluft begann sich langsam und geräuschlos zu öffnen.


    Ein Empfangskomitee wartete schon. George Cornally wartete mit sechs Wachen im Durchgangsbereich. An seinem Gesicht konnte man einerseits Freude, aber gleichzeitig auch tiefe Sorge erkennen. John hatte George über alle Eventualtäten informiert, die bei einer Rettungsaktion eintreten konnten. Bereits bei der Annäherung der Bruderschaft ans Tor hatte er den Supermutanten erblickt, der seinen alten Freund scheinbar sehr vorsichtig trug. Für George und die meisten seiner Männer war es die erste richtige Sichtung eines Supermutanten. Es bereitete ihm zunächst Unbehagen, so jemanden in den Bunkerbereich hineinzulassen.


    Da der Supermutant aber Drake trug, schien er friedlich und Menschen wohlgesonnen zu sein. Er wies seine Leute an, sich vorsichtig aber freundlich gegenüber dem Supermutanten zu verhalten. Der Zustand seines alten Freundes bekümmerte ihn sehr. Drake war sehr blass und sah fiebrig aus und als die Gruppe der stählernen Bruderschaft näherkam, konnte er im Gesicht seines Freundes einige blaue Flecken sehen, die langsam ins Gelbliche wechselten. Dann war die Gruppe bei George angekommen. Darwin blieb mit Drake ein wenig abseits und mit Abstand stehen. "Hallo Paladin, wie ich sehe, haben Sie Erfolg bei der Rettungsaktion des Kommandanten gehabt." sagte George erleichtert. "Ja, wir haben ihn noch lebendig herausholen können. Allerdings...konnten wir nicht verhindern...wir...sind...in einer Sache zu spät gekommen..." Trian wollte George schonend die Sache mit dem FEV beizubringen.


    Er wusste, wie nahe sich George und Drake als Freunde standen. Trian wusste aber nicht, das John Rothschild ihn auch über diese Möglichkeit informiert hatte. George schloss für einen Moment die Augen, ballte kurz die Hände zu Fäusten und seufzte hörbar. "Ich weiß Bescheid, Trian. Sie brauchen keine weiteren Worte dazu verlieren. Ist er wenigstens noch bei Verstand?" Trian nickte. "Trotz der Dinge, die ihm dort zugestoßen sind, geht es ihm in der Beziehung gut." beruhigt Trian George. "Danke, dass Sie ihn dort heraus geholt haben. Ich werde ab hier übernehmen und ihn nach unten in die Krankenstation bringen lassen. Richten Sie bitte dem Ältesten meinen persönlich Dank aus" sagte George dankbar zu Trian.


    "Gerne, Captain. Wir werden uns dann für heute verabschieden und ausruhen. Es war kein leichter Kampf und wir haben uns auf dem Rückweg beeilt. Ich hoffe...dass Ihre Leute eine Möglichkeit finden, den Prozess zu stoppen." sagte Trian nachdenklich und sah kurz zu Darwin und Drake hinüber. Trian und seine Gruppe verabschiedete und zogen sich in die Quartiere zurück, die Ihnen die Silver Dragons im Bereich der Kluft zur Verfügung stellten. George näherte sich vorsichtig dem Supermutanten und blieb im gewissen Abstand stehen. Er wollte gerade etwas sagen, da meldete sich Drake zu Wort und grüßte seinen alten Freund scheinbar gut gelaunt. "Hey, George altes Haus, schön dich doch noch wieder zu sehen. Du kannst ruhig näher kommen. Mein Freund hier ist sehr umgänglich." Der nickte.


    "Hallo, ich heiße Darwin. Ich nehme, Sie sind George Cornally? Der Sicherheitschef des Bunkers, richtig?" stellte sich Darwin höflich vor. "Drake hat mir auf dem Weg während ich ihn hierhin getragen habe, einiges zu hier erzählt." "Ähm okay, schön Sie kennen zu lernen, Darwin." sagte George fast etwas verlegen. Er wandte sich danach an Drake. "Ich...bin ebenfalls heilfroh...dich wieder zu sehen. Ich hätte mir nur gewünscht, dass es..." sagte George und redete nicht weiter. Er versuchte die richtigen Worte zu finden. Drake seufzte kurz. "Du weißt Bescheid?" "Ja, John hat es mir erklärt. Es ist frustrierend. Gerettet und auch nicht. Ich hoffe, dass unsere Leute noch eine Möglichkeit finden." Drake schwieg einen kurzen Moment


    "George, Kopf hoch. Irgendwann kommt für jeden der Tag, an dem man sich voneinander verabschieden muss. Ich bin einfach nur froh wieder hier zu sein. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, jemanden von euch noch einmal wieder zu sehen." "Du hast ja auf eine Art Recht. Wir beide haben wirklich schon viel erlebt. Aber das du vielleicht...in dieser Art und Weise gehst... das macht mir echt zu schaffen. Alleine die Vorstellung dich unter Umständen erschießen zu müssen..." George schüttelte den Kopf. "George, ab irgendeinem Zeitpunkt werde ich nicht mehr ich selbst sein. Wahrscheinlich. Spätestens wenn ich jemanden von euch angreife, werdet ihr etwas Derartiges tun müssen. Das wird aber wahrscheinlich erst passieren, nun ja, wenn ich...anders aussehe. Dann fällt es vielleicht nicht mehr so schwer." sagte Drake ruhig.


    "Ich...hast du denn keine Angst davor? Mich würde das Wissen darum schon alleine um den Verstand bringen." sagte George nachdenklich. "Sicher habe ich die. Aber was hilft es mir, wenn ich in Panik verfalle? Da nutzte ich meine letzten paar Tage dazu, mich in Ruhe von allem zu verabschieden." antwortete Drake. "Trotzdem. Es fällt es mir schwer... ach, diese verdammten überhebliche *unverständliches Geschimpfe*...wie tief ist unser Land vor dem großen Krieg eigentlich gesunken, dass sie zu solchen Mitteln gegriffen haben?" schimpfte George frustriert. Eigentlich neigte er gar nicht zu solchen Gefühlsausbrüchen. Wie sein Freund war er äußerst geduldig.


    "Aber komm. Ich bringe dich jetzt nach unten. Wir verlieren hier oben nur wichtige Zeit. Vielleicht kommt es ja nicht dazu. Wir haben ja einige gute Leute, vielleicht finden die eine zeitnahe Lösung." sagte George. "Darwin, würde es dir etwas ausmachen mich noch ein paar Meter zu tragen? Dann bräuchte George nicht andere drum bemühen." fragte Drake höflich. "Natürlich trage ich dich noch ein bisschen. Du wiegst doch fast nichts. Außerdem bin ich wirklich neugierig auf euer Zuhause. Ich habe noch nie so viel intakte alte Welt-Technik auf einem Haufen gesehen." sagte Darwin total fasziniert von seiner Umgebung.


    Die Gruppe setzte sich in Bewegung und schlug den Weg zum eigentlichen Bunker ein. Dort angekommen kam Darwin nicht mehr aus dem Staunen heraus. "So etwas habe ich noch nicht gesehen. Das ist nicht nur ein Bunker, das ist hier schon wie eine der alten Menschenstädte. Unglaublich. Du hast du aber bei deinen Erzählungen ganz schön untertrieben, Drake." Der schmunzelte ein wenig. Sie kamen bei den Aufzügen im Verteiler an und fuhren auf die Ebene -4. Dort befand sich die große Krankenstation des Bunkers. Die Leute dort waren bereits umfassend durch George informiert worden. Nicht wenige hatten im ersten Moment Angst vor Darwin, als sie ihn das erste Mal sahen. Das änderte sich, als der ihnen vorsichtig und behutsam Drake übergab und mit ihnen sprach.


    Darwin stellte ihnen die gesamten Aufzeichnungen zur Verfügung, die er in der alten Militärbasis Darkhollow gemacht hatte. Er teilte auch mit ihnen die Beobachtungen und Erfahrungen, die er mit dem FEV gemacht hatte. Drake hatte man zunächst noch in den normalen Bereich der Krankenstation in ein Einzelzimmer gelegt. Man bereitete aber schon einen Raum vor, in den man ihn isolieren konnte. Er wurde dementsprechend gesichert. Die Spezialisten der Krankenstation finden sofort mit Forschungen an und auch hier unterstützte Darwin so gut er konnte.

  • 193. Übergang

    Westküste. Februar 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Es waren jetzt sieben Tage vergangen seitdem Drake Kontakt mit dem FEV hatte. Sein körperlicher Zustand verschlechterte sich stetig, geistig war er im Moment immer noch stabil. Die Spezialisten hatten heute erneute Versuche mit den Proben unternommen. Wie immer in den letzten Tagen erfolglos. Eine letzte Probe stand noch aus. Sie hatten ein, zwei gute Ansätze gehabt, aber das Virus zeigte sich wie üblich unberechenbar. Ihnen gingen die Ideen aus, von der Zeit gar nicht zu reden.


    Einer der Forschungsspezialisten sah sich die Reaktion der letzten Probe unter dem Mikroskop an. "Und wie sieht es aus?" fragte einer der Anderern, die sich in dem kleinen Forschungslabor aufhielten. "Es hat nicht funktioniert, dieses Virus ist derart wandlungsfähig und zugleich komplex...so was habe ich noch nicht gesehen. Keine Chance. Hätte uns Darwin nicht all diese Informationen gegeben hätten wir kaum den Zugang dazu gefunden. Aber es nützt alles nichts. Ich werde runter zu General Rothschild gehen und ihm mitteilen...das es nicht möglich ist...den Prozess zu stoppen." sagte der Forschungsspezialist.


    Die anderen im Raum schauten betroffen und es herrschte eine kurze Stille. Er nahm die Forschungsergebnisse mit und macht sich nach unten zur Kommandoebene auf dem Weg. Nach einer Fahrt mit dem Fahrstuhl kam er dort unten an und meldete sich am nächsten Checkpoint. Er wurde ohne Verzug zu General Rothschild gebracht und nahm bei ihm Platz. "Es sieht nicht gut aus, oder? Ihr Blick sagt alles." seufze John. "Wir haben alles versucht. In der kurzen Zeit, die uns noch verbleibt haben wir keine Chance irgendetwas zu entwickeln, dass dieses verdammte Virus aufhält, Sir. Es tut uns leid, wir haben wirklich alles versucht. Ich habe Ihnen aber auch den Bericht mitgebracht, der erläutert im Detail, wo das Hauptproblem liegt." sagte der Forschungsspezialist niedergeschlagen.


    "Ich weiß, dass Sie alles Menschenmögliche getan haben. Es sah von Anfang an schon schlecht aus. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Ich danke Ihnen allen. Sie haben es versucht, das allein zählt. Ich...werde...zu Krankenstation gehen. Es ihm sagen." sagte John mit belegter Stimme. Der Forschungsspezialist verabschiedete sich und John wartete bis dieser den Raum verlassen hatte. Er starrte einen Moment auf den Schreibtisch an dem er saß. Einen Moment später schlug er wütend mit der Faust auf den selbigen. "Diese gottverdammten * unverständliche Schimpfen*. Ich hoffe diejenigen, die das entwickelt haben, im großen Krieg ein qualvollen Tod gehabt haben." schimpfte John wütend. Er versuchte sich zu beruhigen. Nach fünf Minuten hatte er sich wieder im Griff. Sein nächstes Ziel war die Krankenstation.


    Er fragte sich, wie Drake reagieren würde, wenn er ihm mitteilte, dass es keine Hoffnung mehr gab. Er fuhr mit dem Aufzug nach oben zur Krankenstation auf -4. Als er dort angekommen war, erwartete ihn schon der derzeit zuständig Doc. mit dem Namen Darper. Er war ein hagerer Mann mit braunen krausen Haaren im Alter von etwa fünfundfünfzig Jahren und als Arzt ziemlich erfahren "Hallo Sir, ich nehme an, Sie wollen den Kommandanten besuchen?" fragte er John höflich. "Wenn sein Zustand es derzeit zulässt, ja. Ich...muss...mit...ihm über etwas sprechen." sagte John bedrückt. Darper nickte. "Er ist ansprechbar und zurechnungsfähig. Aber er baut langsam ab. Erschrecken Sie sich nicht. Er sieht mittlerweile sehr schlecht aus. Ich denke, wir sollten ihn bald isolieren. Ich gehe davon aus, dass Sie keine guten Nachrichten im Gepäck haben?"


    "Leider. Ja. Ich habe...von der Forschungsabteilung gerade eine Rückmeldung bekommen...sie " sagte John wieder mit belegter Stimme. "...haben keine Möglichkeit gefunden. Verstehe. Das ist bitter. General, ich möchte Ihnen nichts vorschreiben, aber bei der derzeitigen...Entwicklung sollten Sie heute die Zeit nutzen...sich zu verabschieden. Ich wollte Sie gerade nämlich verständigen. Ich denke, die nächsten Tage werden schlimm werden." sagte Darper ruhig, "Danke für den Hinweis, Darper." Dann ging John zu Drakes Zimmer. Es lag ganz hinten am Ende der Krankenstation und ein wenig abseits von den anderen. Etwa zwanzig Meter weiter gab es einen alten Lagerraum, den man in der kurzen Zeit umgebaut und mit einer dicken Stahltür versehen hatte. Man hatte links von der Tür eine Empore gebaut und einige Beobachtungsfenster eingebaut, die in den Raum blickten.


    Von innen waren diese Fenster nicht zu sehen. In diesen Raum sollte Drake ab einem bestimmten Punkt verbracht werden. John klopfte. Es kam ein hustendes "Herein". Er trat ein. Drake saß gerade halbaufrecht und am hochgestellten Rückenteil angelehnt. Er schrieb gerade etwas in ein kleines Büchlein ein. Es schien ihn ziemlich anzustrengen. Einzelne Schweißperlen rannen dabei von der Stirn. Dann sah er auf und lächelte müde, als er John sah. Er war mittlerweile extrem blass und hatte dunkle Ringe unter seinen Augen. Die Augen selbst waren aufmerksam wie immer, hatten aber ein leichten Glanz darin.


    Drake schien Fieber zu haben. "Hallo, John...schön...das...du...mich...besuchen...kommst. Ich...mache...nur...eben...die...Notizen...fertig" sagte er merkwürdig langsam. Genauso langsam schrieb er wieder etwas ins Buch. John beobachtete ihn dabei. "Das sieht bei dir aus, als würde es dir schwerfallen zu schreiben. Darf ich fragen, was du dir aufschreibst?" fragte John etwas irritiert. "Es fällt mir tatsächlich schwer. Ich muss mich dabei konzentrieren. Auch das Sprechen...ist ähnlich. Mir entfallen...immer wieder Worte. Der...wie heißt... das..." Drake dachte einen Moment nach. John fiel dabei auf, das Drake eine seiner Hände kurz zur Faust ballte und wieder öffnete "...ach ja, der Virus scheint so langsam das zentrale...Nervensystem anzugreifen und umzubauen. Ich schreibe auf, wie mein derzeitiger Zustand ist." "Du machst eine Eigendiagnose bei dir? Warum das?" wunderte sich John.


    "Erstens, ich hoffe, dass meine Aufzeichnungen vielleicht dabei helfen können, bestimmte Phasen festzustellen, sozusagen Forschungsaufzeichnungen. Zweitens es lenkt mich ein wenig ab." Drake war fertig mit der Aufzeichnung und legte das Büchlein weg. Dann lehnt er sich einen kurzen Moment zurück, schloß die Augen und ballte diesmal beide Hände zu Fäusten und öffnete und schloß sie. Dann lief ein leichtes Zittern über den gesamten Körper und Drake atmete für einen Moment schwer. "Schmerzen?" fragte John besorgt. Drake nickte mit geschlossenen Augen und sagte leise, aber ziemlich angestrengt "Ja. Genau genommen sind es regelrechte Schmerzschübe. Sie sind ... mittlerweile extrem schmerzhaft. Gib mir bitte einen Moment." John wartete geduldig.


    Drei Minuten später war Drake wieder in der Verfassung, das er mit John weiter sprechen konnte. Drake öffnete wieder die Augen und sah John aufmerksam an. "Gibt man dir keine Schmerzmittel? Ich sehe kein Schmerztropf." fragte John verwundert. "Seit gestern nicht mehr. Die Schmerzmittel wirken bei mir nicht mehr. Das ist hängt mit dem...fortschreitenden...Umbau meiner...Physiologie zusammen, John. Daher rühren auch die Schmerzen *Husten*. Und hast du schon etwas von unseren Forschungsleuten gehört?" fragte Drake schwach. "Ja, deswegen bin ich unter anderem hier. Ich weiss nicht..." fing John an zu stammeln und Drake unterbrach ihn sachte. "Sie haben keine Möglichkeit gefunden, richtig? Ich habe auch nicht damit gerechnet, nicht in der Kürze der Zeit und nicht bei solch einem Virus." stellte Drake überraschend ruhig fest.


    John sah Drake entgeistert an. "Das liegt in der Natur der Sache, bevor du fragst, John. Dieses Virus ist ursprünglich als..." Drake hielt kurz inne, schloß die Augen erneut und biss die Zähne knirschend zusammen. Danach atmete er zischend aus. "...biologische Waffe konzipiert worden...da hat man schon ein besonderes Interesse daran gehabt, das nicht einfach heilbar zu machen. Davon abgesehen, dass ein Virus, das so etwas mit einem anstellt sehr komplex sein dürfte." sagte Drake und sank ein wenig tiefer in sein Krankenbett. Sein Gesicht war wieder für einen kurzen Moment schmerzverzehrt. "John, mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Dieses Virus richtet langsam bei mir massive Schäden an. Im Moment bin ich noch zurechnungsfähig, aber wie lange ich das noch aufrecht halten kann, weiss ich nicht. Ich kämpfe jetzt schon damit. Ich habe langsam das Gefühl von innen her umgekrempelt zu werden. Dieses Brennen wird immer schlimmer. Ich denke, wir sollten jetzt noch einige Dinge besprechen, die außerordentlich wichtig sind." sagte Drake und griff zum Pipboy, den er immer noch am Handgelenk trug.


    Er löste eine kleine Kappe an einer Stelle und zog vorsichtig ein Kabel heraus. "John würdest du mir deinen Pipboy hierhin halten, damit ich ihn mit meinem verbinden kann." fragte Drake ruhig. "Ja, kann ich. Aber was hast du vor?" fragte John irritiert. "Alle Daten, die du von meinem Pipboy benötigst, rüber spielen. Passwörter, Pläne usw. Du bist mein Nachfolger, John. Die Daten sind für den Bunker extrem wichtig. Die dürfen nicht verloren gehen." sagte Drake. John sagte darauf nichts mehr und schluckte. Nach etwa einer Viertelstunde war die Datenübertragung abgeschlossen. Anschließend trennte Drake das Kabel und löste den Pipboy vom Handgelenk.


    "Hier, John. Ich gebe dir meinen Pipboy. Ich...konnte ihn kaum noch tragen." John schaute zu Drakes Arm und sah was dieser damit meinte. In Teilen schien der Arm leicht angeschwollen zu sein. Es sah merkwürdig deformiert aus. Drake zog den langen und breiten Ärmel der Krankenhauskluft darüber. "Bevor du fragst. Ich habe mittlerweile mehrere dieser Stellen. Deshalb auch meine Bemerkung." Dann unterhielten sich John und Drake noch über wichtige Dinge, die Drake John noch mit auf den Weg geben wollte. Unter anderem bat Drake John darum, dass Darwin im Bunker sein neues Zuhause finden durfte, sofern dieser gewillt war, hier zu bleiben. Das sichert John ihm zu.


    Nach über zwei Stunden Gespräch hatte Drake alles mitgeteilt, was wichtig war. Während dieser Zeit mußten sie häufiger unterbrechen, da Drake immer wieder Schmerzschübe bekam. John hatte den Eindruck, dass die Abstände immer kürzer wurden. Es wurde ein Abschiedsgespräch. Drake sank danach im Bett zusammen, schloß die Augen und atmete danach wieder schwer. Etliche Schweißperlen liefen über das Gesicht. Er bat John, darum Doc. Darper zu holen. Der kam relativ zügig, sah sich Drake an und wechselte mit ihm einige Worte, die John nicht verstehen konnte. "Wir werden ihn jetzt umbetten. Sein Zustand verschlechtert sich gerade gravierend. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten, ja? Sie sollten jetzt gehen. Es ist besser." sagte Darper ziemlich besorgt.


    John nickte. Er verließ das Zimmer und schaute noch einmal zurück, so dass er sehen konnte, das Drake wohl gerade einen ziemlich massiven Krampfanfall bekam. John verließ erschüttert die Krankenstation. Er fuhr wieder runter in die Kommandoebene und legte Drakes Pipboy auf den Schreibtisch vor sich und starrte eine Weile finster vor sich hin. "Ich darf mich dadurch nicht runter ziehen lassen. Ich habe jetzt die volle Verantwortung für unsere Leute. Ich muss einen klaren Kopf behalten." dachte John bei sich.


    Die nächsten fünf Tage waren schlimm. Darper und einige aus dem Forschungsteam beobachteten den weiteren Verlauf bei Drake. Der begann sich langsam immer weiter zu verändern. Das Ganze geschah unter ziemlichen Qualen. Aber nie hörte man Drake dabei laut aufschreien. Die, die ganze Entwicklung beobachteten, hatten zeitweilig den Eindruck, dass er versuchte gegen diese Schmerzen anzukämpfen. Er verlor immer wieder dabei die Besinnung und blieb für mehrere Stunden ohne Bewußtsein. Wenn er wieder aufwachte, dauerte es einige Zeit, dann ging der ganze Prozess wieder von vorne los. Etwas schien aber anders zu verlaufen als sonst.


    Im Laufe der Umwandlung veränderte sich seine Hautfarbe nicht in Richtung eines grau-grünlichen Farbton hin, so wie sie zum Beispiel auch Darwin und andere Supermutanten hatten, sondern Richtung eines etwas dunkleren Blaus. Ebenso schienen Haare und Augenbrauen in der ursprünglichen Farbe auf dem Kopf bestehen zu bleiben. Darwin, der den ganzen Prozess mitbeobachtete und auch die anderen konnten diese Entwicklungen nicht deuten. Darwin kramte in seinen Aufzeichnungen herum und macht sich seine Gedanken. Am zwölften Tag war die Transformation abgeschlossen. Der Tag der Entscheidung stand an.

  • 194. Orientierungslos

    Westküste. Februar 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    John hatte die letzte Nacht kaum geschlafen. Seitdem er vor fünf Tagen komplett Drakes Posten übernommen, konnte er sich vor Arbeit kaum retten. Selbst als Stellvertreter hatte er schon mehr als genug zu tun gehabt. Er saß müde an seinem Schreibtisch und trank sich einen Kaffee, um wieder auf Touren zu kommen. Neben der Arbeit hatte John in den letzten fünf Tagen häufig abends mit George über Drake gesprochen. Das Schicksal ihres Freundes belastete beide sehr. Der heutige Tag würde für beide wahrscheinlich noch schwerer werden.


    Doc. Darper hatte John davon in Kenntnis gesetzt, dass der Prozess mittlerweile abgeschlossen war und Drake ihn überlebt hatte. Allerdings konnte noch niemand bis jetzt sagen, ob er jetzt Menschen gegenüber feindlich eingestellt war bzw. wie überhaupt seine geistige Verfassung war. Wenn das was da überlebt hatte überhaupt noch Drake war. John war klar, sollte das zu dem sein Freund geworden war, Menschen angreifen, würde er handeln müssen und ihn erschießen lassen. Insgeheim hoffte John zwar, dass vielleicht eine sehr geringe Chance bestand, dass Drake ein wenig wie Darwin geworden war. Aber wenn er ehrlich zu sich war, glaubte er nicht wirklich daran.


    In einem Großteil der Fälle der Umwandlung vom Mensch zum Supermutanten waren die meisten danach kaum mehr wieder zu erkennen und häufig unglaublich aggressiv und brutal. Er musste als erstes die Situation richtig einschätzen und dann über Leben oder Tod seines ehemaligen Freundes entscheiden. Er trank den Kaffee aus, seufzte kurz und brach dann zur Krankenstation auf. Dort angekommen überraschte ihn die Anzahl der Leute, die sich vor dem Raum aufhielten, in den man Drake vor fünf Tagen zu seinem und insbesondere zum Schutz der anderen im Bunker verlegt hatte. Neben einigen bekannten Gesichtern aus Rat und Versammlung war auch die Bruderschaft gut vertreten.


    Darwin sprach gerade mit Gelehrte Abby und Gelehrten Darrington und ein wenig abseits davon saß Jeremiah Bardeen. Dieser starrte finster vor sich hin. In seinen Augen konnte man einen Ausdruck zwischen Trauer, Wut und noch etwas anderem lesen, was John nicht deuten konnte. John wunderte sich, dass Darrington und Abby sich mit Darwin so angeregt unterhielten und dass selbst Jeremiah sich in der Nähe von Darwin aufhielt. Eigentlich war das für die Bruderschaft ein absolutes No-Go. John erinnerte sich noch an den heftigen Streit, den Drake mit Jeremiah wegen der Ghulifizierung ihrer eigenen Leute hatten. Und das waren "nur" Ghule. John stand damals wie auch jetzt auf einem ähnlichen Standpunkt wie Drake. Solange sie keine Gefahr für andere in der Gemeinschaft bedeuteten würden sie wie normale Menschen behandelt.


    Auch wenn das Aussehen von Ghulen am Anfang für viele gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig war. Das einzige was für sie verpflichtend war im Lassen, dass sie sich in regelmäßigen Abständen medizinisch untersuchen lassen mussten. Zum einem wollte man damit herausfinden, wie dieser Prozess von statten ging und wann der Zeitpunkt gekommen war, dass ein Ghul zu einem wilden wurde. Ähnlich von den Ansichten bei Ghulen ging John auch mit dem Auftauchen von Darwin um. Obwohl er sich da allein aufgrund der Größe der Supermutanten schwer tat. Als John näher kam, hörte er das Abby sich mit Darwin gerade über die Militärbasis unterhielten, aus der die Bruderschaft Drake herausgeholt hatte.


    "Und Sie halten das wirklich für möglich, Darwin?" sagte Abby nachdenklich. "Also geehrte Gelehrte Abby, wenn ich die Aufzeichnungen der stählernen Bruderschaft mit denen vergleiche, die ich in Darkhollow gesammelt habe, lässt dass diesen Schluss zu, ja. Ich habe mich auch hier erkundigt und man hat mir bestätigt, dass diese Kommunikation neben der Satellitenkommunikation praktiziert wurde. Darkhollow war sozusagen eine Außenstelle von Mariposa und man hat immer wieder über das Netzwerk Forschungsdaten ausgetauscht. Scheinbar hat es auch Verbindungen zur Ostküste gegeben, aber dafür waren die Datenspeicher zu beschädigt, als das man das heute noch nachvollziehen konnte. Leider." berichtete Darwin.


    "Das ist hoch interessant. Dann ist davon auszugehen, dass der Meister auch diese Daten für seine Forschungen betreffend des FEV genutzt hat. Und er wird von Darkhollow gewusst haben und vielleicht auch von den anderen Forschungseinrichtungen. Dann reichte sein Wissen weiter, als wir bis jetzt angenommen. Gut das er damals ausgeschaltet wurde." sagte Darrington sehr nachdenklich. "Wir könnten hier die These aufstellen, dass man zu Anfangs an zwei...darf man das so nennen...Entwicklungslinien geforscht hat? Eine für den Fronteinsatz und eine zweite für eher verdeckte Operationen und Kommandoeinheiten. Wobei sie schon bei der ersten Linie nicht das gewünschte Ergebnis erreicht haben und mit der zweiten erst kurz vor dem großen Krieg angefangen haben. Mariposa hat den Grundstein für die Forschung für das gelegt, dass was wir heute als den Durchschnittssupermutanten bezeichnen würden. Darkhollow hat zwar auch hier mitgeholfen, haben aber ihr Augenmerk auf eine Art Elitetruppe gelegt. Der Meister hat dann diese Ideen aufgegriffen und fast zur Vollendung gebracht und neben den Supermutanten die Nightkins geschaffen." vermutete Darwin.


    "Die Schlussfolgerung macht dahingehend wirklich Sinn, Darwin. Betrachtet man seine Farbe, war die FEV Batch 11-111 f / Version1.0 wahrscheinlich die erste erfolgreiche Batch. Dessen Ergebnisse hat man, da bin ich mir ähnlich wie Darwin auch fast sicher, nach Mariposa geschickt. Die hat der Meister wahrscheinlich als Ausgangsprodukt für seine Forschungen betreffend der Nightkins genutzt." stimmte Darrington Darwins Argumenten zu. John lauschte dem Gespräch gespannt einen Moment, konnte sich aber noch keinen Reim darauf machen. Aus einer anderen Richtung sah John George mit vier schwer bewaffneten Leuten kommen. Sie trugen schwere Maschinengewehre und eine komplett schwarze und verstärkte Kampfrüstung. Es waren diejenigen, die die schmerzliche Aufgabe hatten, Drake bei einem feindlichen Verhalten zu erschießen.


    Als John bei den anderen angekommen war, erstarben die meisten der Unterhaltungen. Er konnte die Blicke der anderen spüren, die erwartungsvoll auf ihn gerichtet waren. John fühlte sich innerlich hundsmiserabel. Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend lief er die Rampe hoch. Was würde er sehen, wenn er durch die Beobachtungsfenster sah. Würde es ihm helfen bei seiner Entscheidung. Oder es ihm noch schwerer machen als es eh schon war. Das fragte er sich während er nach oben ging. Mit einigem Abstand folgte ihm Darwin. Oben angekommen schaute er durch eines der Fenster und war erschüttert.


    Er hatte versucht sich die ganzen Tage auf das vorzubereiten, was ihn jetzt erwartete. Das was er dort sah hatte kaum noch Ähnlichkeit mit seinem Freund. Auf einer durch Metallkisten hoch gelegten großen Matratze saß ein Supermutant, der von der Körpergröße vielleicht etwas größer als Darwin war. Damit hörte die Gemeinsamkeit aber auch schon auf. Die Farbe des Körpers war in einem leicht dunklen Blau gehalten. Am auffälligsten fand John aber die Tatsache, das dieser noch graue Haare auf den Kopf besaß. So wie sie Drake getragen hatte, als sie sich das letzte Mal gesehen hatte. Auch hatte er den Eindruck, dass die grauen Augenbrauen noch vorhanden waren. Das ließ sich aber aufgrund der Perspektive und Entfernung nicht richtig erkennen.


    Die schwarze Kleidung, die Drake zuletzt getragen hatte, war teils komplett zerrissen und die Reste, die noch vorhanden, sahen merkwürdig klein an ihm aus. John schloss einen Moment die Augen und stütze sich dabei mit beiden Händen auf. Er musste das Ganze zunächst einmal verarbeiten. Dann merkte er eine große Hand, die sich auf eine seiner Schultern legte. Es war die von Darwin. John öffnete die Augen, dreht sich leicht und sah Darwin direkt in die tiefgrünen Augen. Auch sie wiesen Trauer und Bedauern auf.


    "General, ich ... es tut mir leid ... das ... ich nicht habe wirklich helfen können, Sir..." sagte er bedauernd. "Ach Darwin, was reden Sie denn da. Sie haben getan was Sie konnten. Ihre Aufzeichnungen und Ihr Wissen könnten für die Zukunft sehr wichtig werden. Sie könnten verhindern, dass sowas wieder passiert." sagte John seufzend. "Er sieht so ... anders aus als Sie. Ist das gut oder schlecht? Wie verhält er sich?" "Das mit dem Aussehen habe ich schon versucht mit den beiden Gelehrten heraus zu finden. Sie waren so freundlich mir ihre Aufzeichnungen auch zur Verfügung zu stellen. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Bruderschaft Supermutanten sofort bei Sichtung erschießt." sagte Darwin nachdenklich. "Aber ich komme vom Thema ab, Sir. Ob es gut oder schlecht ist, kann ich von hieraus nicht beurteilen. Was sich aber feststellen lässt, dass bis jetzt keine gewalttätigen Tendenzen erkennenbar sind. Das ist...ungewöhnlich. Die meisten toben beim ersten Erwachen durch die Gegend, bis der Umwandlungsschmerz komplett verschwunden ist. Wir haben ihn jetzt schon eine Weile beobachtet. Er wirkt eher desorientiert, teils...fast ängstlich. Das kann aber täuschen." John schloss wieder die Augen und überlegte einen Moment.


    Dann fasste er einen Entschluss. Dieser konnte für ihn äußerst gefährlich, ja sogar tödlich werden. Er würde sich in den Raum zu dem begeben, was einmal sein Freund gewesen ist und prüfen, ob man ihn wirklich umbringen musste. Vielleicht bestand ja doch noch eine Chance. Darwins Worte bewogen ihm zu dem Entschluß. Er öffnete die Augen und sah Darwin ernst an. "Darwin, ich werde zu ihm gehen und schauen wie er reagiert. Würden Sie in der Schleuse warten und eingreifen, wenn er mich angreift? Ich denke, Sie haben die Kraft mit ihm fertig zu werden bzw. er wird Sie wahrscheinlich nicht als Feind ansehen." Darwin runzelte die Stirn. "Sie wissen aber schon, dass das für Sie äußerst gefährlich werden kann, Sir?" John nickte.


    Darwin sagte zu. John legte seine Waffe ab. Er wollte nichts am Körper tragen, was für sein Gegenüber eine Bedrohung darstellen könnte. Fast alle, die das Gespräch mitbekamen, reagierten besorgt auf den Entschluß von John Rothschild, konnten ihn aber nicht davon abbringen. Er sprach kurz mit George und der nickte. Danach ging John mit Darwin zusammen zu der schweren Stahltür, die den Raum versiegelte. Dahinter befand sich ein weiterer kleiner Raum, der wieder durch eine weitere Tür versiegelt war. Man hatte eine Art Schleuse für alle Eventualitäten gebaut. Sie waren jetzt im Bereich der Schleuse und die Tür hinter ihnen war verschlossen.


    "Bitte passen Sie auf sich auf und achten Sie auf jede Bewegung. Ich möchte nicht noch ... einen weiteren Freund in kurzer Zeit verlieren." sagte Darwin weiter besorgt klingend. "Ich werde vorsichtig sein und Ihren Rat beherzigen, Darwin." sagte John. Er atmete kurz durch, öffnete die Tür und trat vorsichtig hindurch. Draußen schauten einige der Leute durch die Beobachtungsfenster und warteten ab, was jetzt passieren würde. George hatte mit seinen Leuten bereits Stellung vor der Stahltür bezogen. John stand allein im Raum und die Tür verschloss sich gerade hinter ihm. Etwa fünf Meter von ihm saß der blaue Supermutant. Er schien im Moment noch mit sich selbst beschäftigt zu sein. Plötzlich nahm er das Geräusch war und schaute irritiert in die Richtung aus der es gekommen war. Dann nahm er John wahr und schien die Augen ein wenig zusammenzukneifen.


    So als ob er Probleme hatte, ihn auf die Entfernung deutlich zu erkennen. Jetzt passierte etwas, womit John, aber auch draußen niemand gerechnete hatte. Der blaue Supermutant bewegte sich langsam nach hinten in den Raum zurück, als hätte er Angst vor Johns Erscheinung. Er sprach oder eher gesagt, er versuchte zu sprechen. "Was ... wo ich sein ... alles so hell ... laut *argh*... warum ... ich haben solche Schmerzen ... ich nicht verstehen ... bitte nichts tun..." sagte er ängstlich brummend. John begriff in dem Moment, dass sein Gegenüber mit der gesamten Situation überfordert war und sich im Moment an nichts mehr erinnern zu schien. John schaut zu den Fenstern und bat darum, das Licht im Raum ein wenig zu dimmen. Der blaue Supermutant beobachtete John kurz dabei.


    John ließ während er das tat sein Gegenüber nicht aus den Augen. "Ist es so ein wenig besser? Ich werde dir bestimmt nichts tun, vorausgesetzt du tust mir nichts." sagte John beruhigend. "Das ... sein besser ... nicht mehr so hell. Nicht mehr ... so viele ... Stiche im Kopf. Ich glauben, das heißen ... danke? Danke, ja genau." sagte sein Gegenüber etwas erleichtert. "Nein, ich dir nichts tuen werde. Warum ich dir was tun soll? Du ... merkwürdig aussehen, aber nicht gefährlich. Oder sehen ich merkwürdig aus. Ich nicht wissen. Alles sein komisch. Irgendwas stimmen nicht, aber nicht wissen was. Nicht erinnern kann. Nur Schmerz. Schmerzen haben, aber weniger werden. Du vielleicht wissen warum?"


    John sah sein Gegenüber an und überlegte einen Moment. Was sollte er ihm erzählen? Die Wahrheit würde er in dem jetzigen Zustand wahrscheinlich nicht verstehen und wenn er sie verstand nicht verkraften. "Du warst schwer krank, deshalb haben wir dich hier hingebracht und versucht zu helfen. Konnten aber leider nicht viel tun. Wir haben dich hier eingeschlossen, weil wir nicht wussten, ob du uns verletzen würdest." Sein Gegenüber schien zu überlegen. "Das machen Sinn ... sich so anfühlen ... aber warum ich verletzen sollte ... nur wenn in Gefahr..." brummte er. "Danke. Für Helfen." Dann kniff er wieder die Augen zusammen und sagte dabei "So besser sein. Du sonst ... hmm ... verschwommen. Du wirken freundlich. Irgendwie vertraut. Ich dich irgendwie mögen. Du haben Name?"


    In John keimte in diesem kurzen Moment so etwas wie Hoffnung auf. Sein Gegenüber schien ihn nicht als Gefahr zu begreifen und trotz dessen, dass er scheinbar fast alles vergessen hatte, schien eine gewisse Vertrautheit zwischen ihm und seinem Freund übrig geblieben sein. "Ich heiße John und du?" sagte er und wartete die Reaktion ab. "John? Klingen nett. Meinen Namen?" Sein Gegenüber schien nachzudenken. "Ich ... leider nicht wissen ... nicht erinnern kann." sagte er etwas frustriert. "Wie wäre es denn mit...Drake. ich denke, er würde gut zu dir passen." sagte John und wartete erneut die Reaktion darauf ab. "Klingen ebenfalls nett. Wenn Freund mir Namen geben, ich ihn annehmen. Du doch Freund von ... Drake, oder?" fragte sein Gegenüber vorsichtig.


    "Wenn du das möchtest, bin ich dein Freund." sagte John. Drake grinste daraufhin sogar. "Schön, Freund ich gefunden habe. Was wir nun tun?" sagte Drake erwartungsvoll. "Du solltest dich noch ein wenig ausruhen, Drake. Du warst schwer krank. Ich werde jetzt erstmal gehen. Ich muss noch anderen ... helfen." sagte John beruhigend zu Drake. "Okay, John. Freund haben Recht. Drake wirklich müde sein. Du aber kommen wieder, ja? Wo du hingehen, da sein andere so wie du? Also nicht genauso aussehen wie du, aber ähnlich." fragte Drake neugierig. "Ja, Drake. Sie sehen ähnlich aus. Und ich komme wieder ganz bestimmt. Kann aber etwas dauern." sagte John. "Ich warten, bis du wieder da. Aber Drake nicht vergessen?" sagte Drake nachdenklich.


    "Nein ganz bestimmt nicht, versprochen." sagte John und bewegt sich vorsichtig rückwärts Richtung Tür zurück. Dabei sah er kurz nochmal in Richtung Drake und für einen Moment sahen sich beide direkt in die Augen. John stellte fest, dass es immer noch dieselben Augen waren, die Drake vor dem ganzen Unglück besessen hatte. Das ließ ihn äußerst nachdenklich werden. Hinter ihm öffnete sich die Tür und er verschwand darin. Darwin wartete in der Schleuse auf ihn und er lächelte für einen kurzen Moment.

  • 195. Zurück auf Anfang

    Westküste. Februar 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    John war in der Schleuse und merkte hier erst, wie angespannt er die ganze Zeit gewesen sein musste. Er fühlte eine ziemlich Last von den Schultern rutschen, setzte sich auf den Boden und starrte eine ganze Weile Gedanken versunken vor sich hin. Darwin wartet ruhig, bis sich John sich erholt hatte und wieder aufgestanden war. "Ich...mein Gott...dieses gottverdammte Mistzeug...er weiß wirklich fast gar nichts mehr...blank wie ein unbeschriebenes Blatt Papier..." sagte John erschüttert, versuchte wieder ruhiger zu werden und sah dann Darwin an.


    "General, ich weiß, dass es ... schwer zu begreifen ... aber es ist leider so. Das ist nicht mehr rückgängig zu machen. Versuchen Sie es als neue Chance für ihn zu begreifen ...er scheint es vom geistigen Zustand verhältnismäßig gut überstanden haben. Auch wenn es für Sie im Moment nicht so aussehen mag. Er hat Sie nicht angegriffen und als Freund bezeichnet. Er vertraut Ihnen. Das ist gut. So eine Reaktion ist auf normale Menschen selten. Und wenn ich das was, ich gehört habe, richtig deute, schlussfolgert er bereits wieder. Er begreift. Ich habe bereits so einige Umwandlungen miterleben...müssen, aber das ist bei ihm bei der ganzen Tragik eine positive Entwicklung." sagte Darwin. "Meinen Sie Darwin? Er kam mir eher wie ein Kind vor. Die Sprache und Ausdrucksweise..." sagte John nachdenklich. "General, Sie müssen ihm Zeit geben. Für ihn ist im Moment alles fremd. Es ist für ihn fast wie eine neue, fremde und feindlich wirkende Welt. Er muss sich erst wieder zu Recht finden. Der Erfahrungs- und Wissensverlust ist enorm. Ich ... beispielsweise ... habe sehr lange ... gebraucht, um so zu sprechen, wie ich das heute kann." versuchte er Rothschild den derzeitigen Zustand Drakes zu erklären.


    "Danke, Darwin. Das macht mir in der ganzen Sache etwas Hoffnung. Ich muss überlegen, wie ich jetzt weiter vorgehen werde." sagte John nachdenklich. "Wenn mir die Bemerkung erlaubt ist, unterstützen Sie ihn. Er wird Hilfe benötigen. Ich bin für einen Supermutanten heute nur so zivilisiert, weil ich einen Menschen hatte, der mich kurz ... nach dem ... Danach ... fürsorglich behandelt hat. Auch wenn sie zu Anfang sehr viel Angst hatte. Sie hat mir auch das Lesen und Schreiben beigebracht ... ich glaube, ohne sie wäre ich früher oder später genauso geworden ... wie die anderen." sagte Darwin und schaute kurz abwesend vor sich hin. "Wenn ich fragen darf, Darwin, was ist aus ihr geworden ist?" fragte John vorsichtig nach. Er befürchtete, er kannte die Antwort von Darwin schon "Sie haben sie auch geholt ... sie hat ... es ... nicht geschafft. Sie ist dabei gestorben." seufzte Darwin brummend und schloss für einen Moment die Augen.


    John schwieg. Einen Moment später traten Darwin und John aus der Schleuse. John Rothschild blickte in eine ganze Anzahl fragender Gesichter. Als erster fand Doc Darper die Worte wieder "Wie geht es weiter, Sir? Nach dem Gespräch, was wir von dort oben verfolgt haben, werden Sie ihn doch wohl nicht...?" fragte Darper vorsichtig nach. "Nein, werde ich nicht. Vorausgesetzt er bleibt weiterhin so." antwortete John nachdenklich. Er hörte aus Georges Richtung ein Seufzer der Erleichterung. Die Reaktion von Seiten der Bruderschaft war überraschenderweise verhalten bis nachdenklich. John hatte von dieser Seite eigentlich mit einem wütenden Protest gerechnet. Nichts dergleichen kam. Als er zu Darrington und Abby schaute, schienen die in gewisser Hinsicht sogar erleichtert.


    Am bemerkenswertesten fand John aber den Ausdruck der in Jeremiah Bardeens Gesicht zu sehen war. Irgendetwas zwischen Verunsicherung und tiefen Nachdenken. John fuhr weiter fort "Ich ... muss ... nachdenken ... wie es mit ihm weiter geht. Was wir tun können, was mit ihm möglich ist. Wir werden ihn dort nicht auf Dauer einsperren können. Ich werde ihn auf jeden Fall wieder besuchen, das steht definitiv fest. Ich würde vorschlagen, wir sollten ihn weiterhin unter Beobachtung halten und Sie berichten mir bitte sofort wenn etwas passiert. Ich werde mir über so einiges Gedanken machen müssen." erklärte John das weitere Vorgehen. Doc Darper nickte zustimmend. Die Gruppe der Bruderschaft verabschiedete sich nachdenklich und zog sich in die Quartiere in der Kluft zurück.


    John verließ die Krankenstation und fuhr wieder in die Kommandoebene hinunter. Er bat Jenssen, alle Termine die er heute hatte abzusagen und setzte sich nachdenklich an seinen Schreibtisch. Er bedachte das, was Darwin ihm erzählt hat und rief sich immer wieder das Gespräch mit dem nun äußerlich völlig veränderten Drake ins Gedächtnis. Nach mehreren Stunden des Grübelns fasste er seinen Entschluss. Er würde versuchen, Drake zu unterstützen. Er wusste zwar noch nicht wirklich wie und was dabei herauskommen würde. So wie davor würde Drake wohl nie wieder werden, dachte John bei sich. Aber wie hatte Darwin gesagt "... es als Chance wahrnehmen ... vielleicht als Chance für ein Neubeginn?" John verbrachte den restlichen Tag mit Planungen für den Bunker und Drake.


    Am nächsten Tag fuhr John, nachdem er ein Teil der täglichen Arbeiten erledigt hatte, wieder hinauf in die Krankenstation. Er hatte einige der Leute im Bunker beauftragt, ihm Sachen zu besorgen und in die Krankenstation in die Nähe von dem Raum bringen zu lassen. Darper begrüßte ihn freundlich."Guten Morgen, Sir. Krankenbesuch?" "Sowas in der Art, könnte man sagen. Wie verhält er sich zurzeit?" fragte er Darper. "Ruhig. Ich glaube er wartet auf Sie. Er schaut immer wieder zu Tür." antwortete er John. John zog die Stirn in Falten "Aber er versucht nicht aus dem Raum zu kommen, oder?" "Nein, er macht keine Anstalten. Wir hatten eigentlich damit gerechnet. Übrigens die Sachen sind auch da." "Oh, das ist gut. Dann passt das ja. Danke, dass Sie sich mit drum gekümmert haben. "Gerne, Sir. ich bin wirklich gespannt, wie er auf manches reagieren wird. Es wäre ... wünschenswert ... wenn ... wir ihn irgendwie bei uns wieder integrieren könnten. Ich hatte gestern noch ein längeres Gespräch mit Darwin. Das macht ein wenig Hoffnung."


    John ging zu den Sachen, die bereitstanden und nahm einen kleinen festen Beutel von oben mit. Dann öffnete er die Stahltür und trat in die Schleuse ein. Er wartete bis sich die eine Tür geschlossen hatte und öffnetet dann die andere. Drake war wohl kurz in Gedanken versunken gewesen und zuckte kurz zusammen. John blieb wieder mit großem Abstand zu Drake stehen. Dieser schaute in seine Richtung und kniff wieder ein wenig die Augen zusammen. Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht. "Hallo John. Du Wort gehalten haben. Ich mich freuen dich zu sehen. Du haben viel mit Helfen zu tun gehabt?" "Ja habe ich. Tut mir leid, ich wollte dich nicht so lange warten lassen. Ich habe dir aber was mitgebracht." "Nicht schlimm sein, du hier. Jetzt gut. Drake nicht mehr allein sein. Du was mitgebracht? Für mich? Was es sein denn?" fragte Drake überaus neugierig. "Etwas das dir beim Sehen hilft. Ich hatte den Eindruck, dass du da Probleme hast. Darf ich näher kommen?" fragte John vorsichtig.


    "Du sehr aufmerksam sein, John. Du natürlich näher kommen können. Drake schon gewundert, warum John soweit wegstehen. Du haben ... Angst ... vor Drake? Warum? Ich das nicht verstehen." John überlegte, wie er darauf antworten sollte. "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll...aber andere die wie du sind, sind nicht besonders freundlich zu Menschen und tun ihnen meistens sogar sehr weh. Ich hoffe du verstehst mich nicht falsch." versuchte er Drake es zu erklären. Drakes Antwort darauf überraschte ihn. "Warum sie das tun? Das sein nicht richtig. Großer Bruder sollte kleinem Bruder nicht weh tun. Nicht ohne Grund haben." sagte Drake schon fast mit ein wenig Entsetzten in seiner tiefen brummigen Stimme. "Jetzt ich denke verstehen ... deswegen ich hier drin sein eingesperrt ... du und deine Freunde nicht wissen, ob ich ... schlecht zu kleinem Bruder bin." seufzte Drake. John nickte und kam näher. Drake saß noch immer auf der hochgelegten Matratze und sah John erwartungsvoll an. "Das was ich hier habe, nennt man Brille. Darf ich?" Drake nickte kurz.


    Dann setzt John ihm die Brille vorsichtig auf die Nase. Drake blieb dabei ruhig. "So, dass müsste dir jetzt beim Sehen helfen. Vor allem beim weiter weg." sagte John und trat wieder ein ganzes Stück zurück. Drake blinzelt kurz. "Das sein ... toll. Du nicht mehr verschwommen. Du guter Freund." brummte er zufrieden. Mit einem Mal gab es ein grummelndes Geräusch, das aus Drakes Richtung zu kommen schien. John schaute irritiert. "Drake haben Hunger. Das kommen von mir." Drake kratzte sich verlegen in den grauen Haaren. "Ich bin ja ein toller Freund. Warum sagst du denn nichts? Ich werde was holen." "Du Drake nicht gefragt haben. Und Drake wollen bei Freund nicht verfressen aussehen." John schüttelte den Kopf. "Ich bin gleich zurück." sagte John und verschwand für eine ganze Zeit aus dem Raum.


    Drake wartete geduldig bis John wieder da war. Er hatte eine ganze Tasche mit unterschiedlichen Essenssachen dabei und auch etwas zu trinken. Er stellte sie auf den Boden und setzt sich. Drake rutschte langsam von der seiner Sitzfläche herunter und setzte sich John gegenüber. "Greif ruhig zu." sagte John und kaute auf eine Marschrationsriegel herum. Drake beobachtete ihn erst dabei, dann macht dieser sich über das Essen her. John schaute ihm dabei fasziniert dabei zu.


    Innerhalb kürzester Zeit hatte er das meiste verdrückt. Danach versuchte er sich daran, die Flasche Wasser zu öffnen, was ihm aufgrund der großen Hände zunächst nicht gelang. John half ihm dabei, indem dieser ihm die Flasche aufschraubte und ihm gab. Auch hierbei beobachtete Drake John sehr genau. Die Flasche war natürlich in kürzester Zeit leer und Drake versuchte sich an der nächsten Flasche erneut selbst. Diesmal gelang es ihm nach einigen herumprobieren sie zu öffnen.


    John stellte fest, dass Drake scheinbar sehr ausgehungert sein musste. So schnell wie er die Sachen verdrückt hatte. John führte sich gerade seinen zweiten Riegel zu Gemüte, als er merkte, dass Drake wieder ihn eingehend betrachtete. "Alles in Ordnung, mein Freund? Oder noch Hunger?" "Nein, Drake sein satt. Ich glauben, ich Freund zuviel weggegessen. Aber sehr hungrig gewesen bin. Ich versuchen, die Zeichen zu verstehen, die du da haben auf Kleidung. Da." sagte Drake und zeigt auf Johns Namensschild. "Sehen länger aus, als Johns Name klingen." "Die Zeichen nennen sich Buchstaben und das ist mein Nachname. Rothschild heißt das, Drake." erklärte John.


    "Du heißen ganz John Rothschild, ich richtig verstehen? Kannst du mir...wie du nennen...Buchstaben erklären. Möchte verstehen. John helfen?" fragte Drake. John war baff. "Das kann ich gerne machen. Du möchtest also Lesen können? Soll ich dir auch das Schreiben von Buchstaben zeigen." fragte John fasziniert nach. "Das wären sehr nett von John." sagte Drake und nickte. "Das wird aber einige Zeit dauern. Wir fangen morgen damit an, okay?" John blieb nach dem Essen noch ein wenig bei Drake und verabschiedete sich nach zwei Stunden von ihm. Drake hatte danach genug zu tun, das Neuerlebte von heute zu verarbeiten.

  • 196. Bewusstwerdung

    Westküste. Februar 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Als John den Raum verlassen hatte, kam ihn bereits Darper entgegen. "Es ist wirklich bemerkenswert. Er beobachtet alles sehr aufmerksam, was um ihn herum passiert und er möchte wirklich lesen lernen? Habe ich das Vorhin richtig bei Ihrem Gespräch mit einander verstanden?" fragte Darper neugierig. "Ja, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Diese Neugier. Auch wenn sie im Moment etwas...kindlich wirkt... es erinnert mich wirklich an den alten Drake. Ebenfalls diese Beobachtungsgabe. Vielleicht ist doch mehr von seinem alten Ich übrig geblieben..." seufzte John und lächelte kurz. "Ab morgen werde ich versuchen, ihm das Lesen und Schreiben beizubringen. Ich bin gespannt, wie das klappt. Wissen Sie eigentlich wo Darwin ist, Darper?" John hatte sich nach ihm umgesehen, aber er war nicht da.


    Er wollte mit ihm ein bis zwei Sachen besprechen. "Ja, er ist vor etwa einer halben Stunde mit Abby und Darrington verschwunden. Sie haben sich angeregt über das Gespräch zwischen Ihnen und Drake unterhalten." erklärte Darper Darwins Verbleib. "Tatsächlich? Die drei? Zwei aus der Bruderschaft und ein Supermutant unterhalten sich? Hier geschehen wohl gerade an mehreren Stellen bemerkenswerte Dinge." wunderte sich John. "Darper würde Sie mir bitte Bescheid geben, wenn er wieder hier ist?" Darper nickte. John widmete sich nach dem Verlassen der Krankenstation wieder seinen Aufgaben als derzeitiger Kommandant der Silver Dragons.


    Erst spät am Abend fand er ein wenig Ruhe. Er saß an seinem Schreibtisch, hatte die Beine langgemacht und sich zurückgelehnt. Er betrachtete den Pipboy von Drake, der immer noch auf seinem Schreibtisch lag und seufzte. Es klopfte. Jenssen steckte den Kopf hinein "Ich hoffe, es ist okay, wenn ich noch so spät störe, Sir aber Darper hat sich gerade gemeldet. Darwin wäre wieder in der Krankenstation." John setzte sich auf und überlegte. "Danke Jenssen. Sagen Sie hätten Sie ein Problem, damit Darwin eben zu mir zu holen? Ich weiß, dass Sie fast Dienstschluss haben, aber würden Sie mir den Gefallen tun." fragte John. "Natürlich kein Problem, Sir. Ich hole ihn. Soll ich im Anschluss noch warten, bis Sie beiden fertig sind?" fragte Jenssen höflich nach. "Nein, das brauchen Sie nicht. Aber sehr aufmerksam von Ihnen."


    Jenssen verschwand und macht sich auf den Weg, um Darwin zu holen. John nahm Drakes Pipboy, ging aus seinem Büro, über den Flur und stand dann vor der Tür von Drakes Büro. Er kramte kurz in einer seiner Taschen, holte einen unscheinbaren silbernen Schlüssel hervor und schloss die Tür auf. Er trat ein und macht das Licht an. Dann lief er zu Schreibtisch seines Freundes und legte den Pipboy darauf. Er sah sich um und sein Blick fiel auf eines der Bilder, die Drake immer auf einen kleinen Schrank stehen hatte. Es war lange Zeit vor dem großen Krieg gemacht worden. Sein Vater und Drake waren darauf zu sehen und John als kleiner Junge an der Hand seiner Mutter. John kam dieses Bild vor, wie aus einem komplett anderen Leben und er fühlte kurz einen Kloß in seinem Hals.


    Er hing kurz seinen Gedanken nach, verließ das Büro, verschloss es wieder und setzte sich wieder in Seines und wartete geduldig auf Darwin. Es dauert auch nicht lange, dann klopfte es erneut. Es war wieder Jenssen. "Ich habe Darwin dabei, passt es, Sir?" "Natürlich, Er soll rein kommen und Sie machen für heute Schluss. Danke Jenssen." "Gern geschehen, bis morgen, Sir." Jenssen verabschiedete sich auch von Darwin. Dieser trat in Johns Büro ein. "Hallo Darwin. Danke, dass Sie heute Abend noch Zeit für mich gefunden haben." "Aber gerne doch, General. Übrigens ich kann immer wieder nur feststellen, dass diese ganze Anlage äußerst beeindruckend ist. Was möchten Sie mit mir besprechen?" fragte Darwin neugierig. Er hatte sich auf den Fußboden vor Johns Schreibtisch mangels ausreichend stabilen Stuhls gesetzt und sah ihn erwartungsvoll an.


    "Also es gibt etwas, was ich eigentlich schon vor einigen Tagen mit Ihnen besprechen wollte. Nur aufgrund der ganzen Ereignisse bin ich leider darüber weggekommen. Was würden Sie davon halten, hier im Bunker als vollwertiges Mitglied der Silver Dragons eine neue Heimat zu finden?" fragte er Darwin höflich. Der schaute John völlig verdattert an. "Meinen Sie das wirklich ernst? Das wäre... ein richtiges Zuhause...ich weiß gar nicht was ich sagen soll." "Ich meine das ernst Darwin. Erstens komme ich einem Wunsch von jemanden nach und zweitens hätte ich es auch gerne, dass Sie bei uns bleiben. Natürlich nur, wenn Sie möchten." sagte John nachdrücklich. Darwin wollte gerne bleiben und er war überglücklich zu einer neuen Gemeinschaft gehören zu können. John und er unterhielten sich über die weiteren Abläufe, die damit verbunden waren.


    Nachdem sie ihr Gespräch beendet hatten, brachte John ihn noch nach oben. Es war weit nach Mitternacht, als er todmüde ins Bett fiel und sofort einschlief. Nachdem er am nächsten Morgen die notwendigen Besprechungen durch hatte, machte er sich mit Papier und Stiften bewaffnet Richtung Krankenstation auf. Er hatte auch einige große Stifte dabei. Darwin hatte ihm welche von seinen mitgegeben. John betrat wieder den Raum von Drake. Dieser saß auf seiner Matratze und hatte sich in die große Decke eingeschlagen, die John gestern noch reingebracht hatte. Kurz bevor er sich gestern von Drake verabschiedet hatte.


    Er sah sich kurz in dem Raum um und dachte bei sich "Wir sollten anfangen, es ihm hier ein wenig häuslich zu machen. Sanitäre Sachen sind ja bereits vorhanden. Aber sonst ist es hier wirklich ungemütlich. Vor allem brauche ich gleich so etwas wie einen Tisch. John, du bist manchmal ein echter Trottel." ärgerte er sich kurz. "Hallo Drake, gut geschlafen?" fragt John. "Ja, haben erholsam geschlafen. Schmerzen fast nicht mehr da. Und neue Decke gut. Du mir heute zeigen lesen und schreiben?" fragte Drake neugierig. "Ja, hatte ich dir versprochen. Muss nur eben nochmal was holen. Bin gleich wieder da." Eine Viertelstunde später hatte John alles organsiert und in den Raum gebracht. John betrat im Moment als einziger den Raum. Man wollte kein Risiko eingehen, da man nicht wusste, wie Drake in seinem Zustand auf Fremde reagieren würde. John vertraute er.


    John erläutert Drake langsam und geduldig, wie man Buchstaben lesen und schreiben konnte. Dabei fiel ihm bei einer Situation etwas auf, das ihm klar machte, dass Drake trotz dessen das er friedlich war, eine Sache sehr schnell lernen musste. Er war sich seiner jetzigen Körperkraft nicht mal im Ansatz bewusst. Das konnte schnell gefährlich für John und andere werden. John war gerade dabei ihm zu zeige, wie man einen Buchstaben auf ein Blatt Papier schreiben konnte. Er versuchte es mit den Stiften von Darwin. Jedes Mal, wenn er den Stift aufsetzte und er schreiben wollte, zerriss das Blatt darunter und er drückte das Holz der Kiste ein, die sie als Unterlage nutzen.


    Drake brummelte unzufrieden und begann ungeduldig zu werden. "Warum Blatt immer kaputt gehen und Kiste so schwach?" John runzelte besorgt die Stirn. "Mein großer Freund, du nimmst einfach zu viel Kraft dafür. Du darfst nicht so feste drücken." "Ich aber wirklich nicht viel drücken." murrte Drake frustriert. John entschloss sich, etwas zu versuchen. "Drake ich werde es dir zeigen, indem ich deine Hand beim Schreiben führe, okay?" Drake sah ihn fragend an, ließ ihn aber gewähren. John griff vorsichtig nach Drakes rechter Hand. Sie war mindestens zweimal so groß wie seine eigene. Die Haut von Drakes Hand fühlte sich merkwürdig ledrig an. John führte sie dann über das Papier und Drake sah gespannt, zu wie John mit seiner Hand einen Buchstaben schrieb. Dann war der Buchstabe fertig und John ließ vorsichtig wieder die Hand von Drake los.


    Drake kratzte sich nachdenklich am Kopf und sah sich dann kurz seine Hände an. "Das war wie ... ich nicht wissen ... wie sagen. Papier sein wirklich sehr empfindlich und Kiste auch. Zu schwach." John seufzte, er würde es Drake extrem erklären müssen. "Pass auf Drake, du bist wirklich verdammt kräftig. Wenn du mich mit dem bisschen Kraft drücken würdest, wie du das bezeichnest, dann würdest du mir etwas brechen, mich verletzen" In Drakes Augen stand so etwas wie Entsetzen, nachdem John das gesagt hatte. "Nein. nein. Ich wollen nicht schaden Freund, nein nie. Ich werden versuchen, ab jetzt sehr vorsichtig zu sein. Versprochen." John reichte ihm wieder den dicken Bleistift und ein neues Blatt Papier. Drake legte das Papier auf die Kiste, schnaufte kurz hörbar. Auf John wirkte Drake fast reizbar und ungeduldig. Drake setzte den Bleistift erneut auf und fing an den Buchstaben nachzumalen, der auf dem anderen Blatt stand.


    Er gab sich die größte Mühe und nach einer Minute war er fertig. Es war der Buchstabe A. Drake schaute fragend zu John. Der lächelte. "Prima, geht doch. Das andere kommt mit der Zeit. Lesen und schreiben lernen ist am Anfang immer schwer. Das wirst du schon hinbekommen." freute sich John. "Du meinen? Das seien nett von dir. Dürfen ich John Danke sagen und zeigen dass ich verstanden habe vorsichtig sein?" fragte Drake mit einem Mal. John wusste im ersten Moment nicht, was Drake damit meinte. "Ich helfe dir gerne. Du darfst Danke sagen, aber was..." John hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da stand Drake auch schon auf und richtete sich zum ersten Mal in Johns Beisein komplett auf. Sonst hatte Drake immer gesessen, wenn er zu Besuch gekommen war.


    An Darwins Körpergröße hatte sich John mittlerweile gewöhnt, da er wusste, dass dieser ihm nichts tun würde. Bei Drake war das im Moment noch anders, da er ihn im Moment noch nicht einschätzen konnte. Er war deshalb bei jedem Besuch bei Drake immer noch angespannt und aufmerksam. John schluckte, als Drake näher kam und versuchte den Impuls zu unterdrücken rückwärts zu gehen. Der näherte sich vorsichtig John. Blieb etwa fünfzig Zentimeter vor ihm stehen, streckte langsam und bedächtig den rechten Arm aus. Dann legte er seine große Hand auf Johns Schulter und klopfte John extrem vorsichtig auf die Schulter.


    "Danke. Du sehr nachsichtig sein mit Drake. Ich hoffen, das gehen oder noch zu viel ... Kraft?" fragte er vorsichtig nach. "Das ist in Ordnung, Drake. Du hast es doch gut verstanden." sagte John. "Das seien gut. Dummer Drake muss noch viel lernen über kleinen Bruder." seufzte Drake. John runzelte die Stirn. "Drake, du bist nicht dumm, du kannst..." "Doch, doch. Hätten andere ... Perspektive bedenken müssen ... kleine Bruderperspektive. Nicht Kiste, Papier oder kleiner Bruder schwach. Drake, großer Bruder. Müssen mit Kraft vorsichtig sein." sagte Drake feststellend. Nach diesem Gespräch zeigte John Drake noch einige Buchstaben und gegen Mittag verlies John Drake. Über mehrere Wochen besuchte John Drake jeden Tag. Langsam, aber stetig lernte er wieder das Lesen und Schreiben. Nach etwa sechs Wochen konnte er bereits wieder flüssig lesen.

  • 197. Zusammenbruch

    Westküste. Mai 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Es waren jetzt fast zwei Monate vergangen, seitdem Drake den Umwandlungsprozess hin zum Supermutanten überlebt hatte. Mittlerweile hatte sich sein Zustand wieder ein wenig verbessert. Nachdem John ihm das Lesen und Schreiben im Laufe der Zeit wieder beigebringen konnte, begann Drake langsam eigenständig einige Sache durch das Lesen der Bücher zu erlernen. John brachte ihm immer wieder Bücher vorbei. Drake tat sich mit dem Schreiben bisweilen immer noch schwer und versuchte darin besser zu werden, indem er täglich übte. John besuchte Drake seltener, da es im Moment im Bunker viel zu tun gab.


    Aufgrund der letzten Ereignisse, die insbesondere zu dem Verlust der Leute durch die Horde Ghule und Drakes Entführung gipfelte, war im Bunker gemeinschaftlich beschlossen worden, in bestimmten Bereichen technologisch aufzurüsten. Gerade im Ältestenrat und Versammlung waren vor den Geschehnissen viele Entscheidungen aus den Bereichen auf die lange Bank geschoben oder blockiert worden. Man unterschätze bestimmte Dinge gerade zu Anfangs. Nun wollte man vermeiden, dass die Dinge sich nicht in so einer dramatischen Art und Weise wiederholten, wie sie geschehen waren. Die Pipboys im gesamten Bunker wurden generalüberholt. Das galt ebenso im Bereich der Bewaffnung und Ausrüstung. Da John als Drakes derzeitiger Nachfolger mit in diese Prozesse involviert war, blieb ihm kaum noch Zeit für andere Dinge. Drake vermisste John zwar, aber er verstand auch dass dieser auch sich um seine anderen "Freunde" kümmern musste.


    Drake setzte sich auf einen Sessel der in dem Raum stand, legte seine Beine auf das Fußteil und neugierig betrachtete ein unscheinbares Büchlein, das er in seinen Händen hielt. Sessel und Fußteil hatte John vor einiger Zeit mitgebracht. Mittlerweile war der gesicherte Raum auch nicht mehr ganz so unwohnlich und kahl wie vorher. Es gab sogar so etwas wie ein richtiges Bett. Vor einigen Tagen hatte John ihm neue Kleidung mitgebracht, die Drake dankbar annahm. Im Moment trug er an Füßen schwarze Schuhe, die sich mit einer Schnalle öffnen und schließen ließen. Darüber eine schwarze Hose aus dehnbaren Stoff, ein blaues T-Shirt und über den Shirt eine Art schwarzes offenes Hemd. Die Sachen waren einfach gehalten.


    Drake schien gut damit klar zukommen und fühlte sich damit wesentlicher wohler, als mit der zerrissenen Kleidung, die er am Anfang getragen hatte. Drake fand das dünne Buch gestern, als er sein altes Lager auseinandergenommen hatte und die Einzelteile nach hinten in eine freie Ecke des Raumes gebracht hatte. Es lag in einer Ritze zwischen zwei Kisten auf der die Matratze lag. Es schien von irgendjemand handschriftlich geschrieben worden zu sein. Er hatte sich gewundert, was an dieser Stelle ein Buch zu suchen hatte und sich für heute vorgenommen, es zu lesen. Als er es anfing zu lesen, bemerkte er, dass das die Einträge vor gar nicht allzu langer Zeit geschrieben worden sein mussten. Er schaute auf die kleine digitale Uhr, die auf einer Kiste stand. Sie hatte eine Datumsanzeige. Dabei stellte er fest, dass die Einträge, die dort geschrieben worden war vor etwas mehr als zwei Monaten begannen.


    Er lass interessiert die Notizen. Etwas verwirrte ihn. Die Einträge waren von jemand geschrieben worden, der anscheinend sein Namensvetter war. So dachte er zu mindestens am Anfang. Desto weiter er lass, je mehr beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er blätterte die Seiten mit äußerster Vorsicht um und konnte mit dem Lesen nicht mehr aufhören. An der einen oder anderen Stelle bekam er eine Art Stechen im Kopf und er sah kurze Bilder, die er nicht zuordnen konnte. In einigen dieser aufblitzenden Bilder kam aber eine Person vor, die er kannte. Es war John Rothschild. Diese Bilder verursachten bei Drake enorme Kopfschmerzen und er fing an leicht zu zittern. Er verstand im Moment nicht warum.


    Einige Zeit später hatte er das dünne Buch durchgelesen. Er grübelte und langsam aber sicher reifte in ihm ein schrecklicher Verdacht. Er nahm sich das Buch wieder vor und blätterte immer wieder bestimmte Seiten auf. Kurze Zeit später traf ihn die Erkenntnis gefühlt wie eine Tonne Steine und er hatte das Gefühl innerlich daran zu zerbrechen. "Das ... nicht sein können ... aber das heißen ... ich ... nein, nein...*argh*." Er hatte enorme Schwierigkeit die ganze Situation zu verarbeiten und in Gänze zu verstehen. In ihm brach ein regelrechtes Gefühlschaos aus. Dieses Gefühlchaos sorgte dafür, dass in seinem tiefsten Innern irgendetwas zu zerbrechen bzw. auseinader zureißen schien. Für einige Momente war er nicht mehr eine Person sondern zwei. Und diese beiden Seiten stritten sich laut. Die eine war eine wütende, emotionale und die andere eine eher logische und friedliche Seite.


    *wütende Seite* "Wir haben von Anfang an gesagt, kleine Brüder schlecht. Schwach. Falsch. Betrügen uns. Verheimlichen uns etwas. Du hätten längst ausbrechen sollen. Sie einfach zerquetschen können. Du Feigling." *friedliche Seite* "Nein, nein du unrecht. Gehen aus meinem Kopf. Kleine Brüder freundlich. Haben geholfen, als es uns sehr schlecht gehen. Du vergessen haben? Besonders ein kleiner Bruder. Nein. Du schlecht. Falsch. Wegen dir wir eingesperrt sein. Kleine Brüder müssen sich vor großen bösen Bruder schützen. Wir nicht zu lassen, du anderen weh tun." *wütende Seite* "Wie du verhindern wollen? Wir sein beide eines. Wir ... wütend. Schmerz. Viel Schmerz. Schmerz kommen von kleinen Brüdern. Wegen kleine Brüder wir so sein, was wir sein. Müssen büßen dafür. Böse. Genauso quälen, wie sie uns ... Altes Leben für immer fort sein. Wollen Rache." *friedliche Seite* "Dieser kleiner Bruder hier nicht dafür verantwortlich sein. Haben versucht zu helfen. Du selbst gelesen, Dummkopf. Rache nicht alles in Ordnung kommen ... Sache noch schlimmer machen..." Drake stritt sich weiter mit sich selbst. Sein Zustand war bereits entdeckt worden.


    Etwa ein paar Minuten vorher.


    Darper war wieder zu seinem täglichen Kontrollgang unterwegs und trat an das Beobachtungsfenster. Darwin hatte ihn ebenfalls begleitet. "Hm, er liest. Es war gut, dass Rothschild ihm das beigebracht hat ... Was ist das für ein..." Darper brach mit im Satz ab und starrte in den Raum. "Sch****, das ist nicht gut. Gar nicht gut ... Ich hoffe nicht, dass er..." Darper schaute weiter und wurde mit einem Mal sehr nervös. Er hatte erkannt, was Drake da gerade lass und wie der darauf reagierte. Es waren Drakes eigenen Aufzeichnungen, die er selbst zuletzt geschrieben hatte. Darper hatte das Notizbuch vermisst, war aber davon ausgegangen, dass John Rothschild es von Drake bekommen hatte.


    Das war nicht der Fall gewesen, wie er es jetzt feststellte. Es war irgendwie mit in den Raum gelangt. Darper rief eine der Wache per Pipboy zu sich und beauftragte ihn John Rothschild so schnell wie möglich zu holen. Darwin sah Darpers Reaktion und fragte ihn, was los sei. Der berichtete ihm in knappen Worten, was passiert war. Darwin war danach genauso in Sorge, wie Darper. Beide gingen zu dem Beobachtungsfenster und bekamen den lautstarken Streit mit, den Drake mit sich selbst ausfocht. Sorgenvoll beobachteten die beiden die Szene. Nur kurzer Zeit später kam John angelaufen. Darper erklärte ihn in knappen Worten, was passiert war. John schloss die Augen und atmete tief ein und gleich wieder aus. "Mist. Ich werde versuchen ... ihn ... zu beruhigen. Ich gehe gleich rein. Ich sehe sonst keine andere Möglichkeit." sagte John höchst besorgt.


    "Ich weiß nicht, ob das im Moment so eine gute Idee ist, Sir. Er beginnt gerade eine massive Persönlichkeitsstörung zu entwickeln. Er ist teilweise nicht er selbst." Darper schilderte ihm kurz das Streitgespräch, dass Drake gerade mit sich selbst führte. "Es ist gut möglich, wenn die schlechte Seite gerade die Oberhand hat, dass er Sie direkt angreift." sagt Darper warnend. "Das ist mir bewusst Darper. Aber was soll ich Ihrer Meinung nach tun? Ich werde Darwin wieder mit in den Schleusenbereich nehmen und noch vorsichtiger als sonst sein." Er schaute dabei zu Darwin rüber. "Sie sind doch mit dabei, oder?" fragte er ihn höflich. Der nickte. Es hieß jetzt keine Zeit zu verlieren. John ging zusammen mit Darwin durch die Tür. Darwin wartete im Schleusenbereich, während John in den Raum trat.


    Kaum hatte er das getan, hörte er wie im hinteren Bereich des Raumes eine der schweren Kisten gegen die Wand flog und in Einzelteile zerschellte. Dabei hörte er ein wütendes Brummen. Ihm war ziemlich unwohl und er dachte besorgt bei sich "Manchmal bist du echt Lebensmüde, John. Hoffentlich hört er mir überhaupt noch zu..." Er fing an nach Drake zu rufen. "Was ist los mein Freund. Was ist passiert, dass du so wütend bist?" fragte er augenscheinlich ahnungslos. Natürlich wusste John, warum Drake gerade kurz davor stand komplett durchzudrehen. "Ich werde ihm helfen. Er muß wieder runter zukommen. So darf es nicht enden. Er hatte so gute Fortschritte gemacht. Ich kann ihn doch jetzt nicht aufgeben." dachte John grimmig. Es herrschte ein kurzer Moment Stille, dann kam Drake aus dem hinteren Teil auf ihn zu. Seine derzeitge Verfassung war ihm deutlich anzusehen.


    Er war wirklich wütend. Er blieb aber in einiger Entfernung zu John stehen und ballte die Hände zu Fäusten. "Du haben mich angelogen. *böses Brummen* Nicht Wahrheit gesagt. Ich haben dir vertraut ... Ich war auch kleiner Bruder. Jetzt großer Bruder. Warum ich nichts wissen mehr. Aus altem Leben. Ich nichts mehr verstehen. Schmerzen. Schmerzen mich von innen zerreißen. Wollen Antworten." brummte er wütend. Er bedachte John auch mit einem solchen Blick. "Drake hör mir bitte zu, bevor du dir ein Urteil bildest. Und ich habe dich nicht angelogen. Zu keinem Zeitpunkt. Beruhigt dich. Bitte. Ich werde dir alles versuchen zu erklären, okay." sagte John nach außen hin ruhig. Im Inneren kam ein leichter Anflug von Angst auf. Er überlegte kurz und hatte eine Idee. "Drake, ich würde noch jemand dazu holen, ja? Damit du weißt, das ich die Wahrheit sage. In dem Buch ist doch bestimmte jemand namens Darwin erwähnt, oder?" fragte John vorsichtig nach.


    "Ja. Wenn ich richtig verstehen, er großer Bruder? Einverstanden, du können ihn holen. Aber wenn ich rausfinden ihr mich anschwindeln. Drake dann wirklich sauer sein." John schlüpfte in die Schleuse. Drake schaute misstrauisch hinterher. John und Darwin wechselten rasch einige Worte miteinander, traten aus der Schleuse gemeinsam heraus in den Raum und blieben zunächst stehen. Darwin wollte zunächst die Reaktion von Drake abwarten. Drake betrachtete Darwin eingehend. Dann schaute er an sich herunter und wieder zu Darwin. Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und schien sich äußerlich etwas beruhigt zu haben. "Du sehen aus wie ich. Aber auch nicht. Ich ... Nein... Das alles sein zu viel. Drake bekommen Kopfschmerz. Ich jetzt setzen werde." Drake ließ sich dort, wo er stand geräuschvoll auf den Boden nieder.


    Den Kopf legte er auf seine beiden Hände und sah fragend erst Darwin, dann John an. Die Wut war aus seinen Augen gewichen und eine Mischung zwischen Verzweiflung und Unsicherheit war in ihnen zu lesen. Darwin und John kamen nun näher und setzten sich beide in einigen Abstand zu Drake. John begann zu erzählen was passiert war und Darwin unterstützte ihn dabei. Drake hörte aufmerksam zu und seufzte das ein oder andere Mal. Es verging eine ganze Zeit bis John mit dem Erzählen fertig war. Als er es beendete, starrte Drake gefühlt eine Ewigkeit auf eine Stelle im Raum und sagte kein Wort. Nur an den Augenbewegungen sah man, dass er im Moment über das Gesagte nachdachte.


    Irgendwann schloss er die Augen für einen Moment und atmete schwer aus. "Du haben ... nicht gelogen. Haben falsch gelegen. Nicht auf andere Seite hören sollen. Hätten John weiter vertrauen sollen. Drake beinahe dummen Fehler gemacht. Danke, dass ihr haben erzählt, was passiert. Drake verstehen jetzt einiges besser. Nicht mehr wütend auf John." sagte er extrem nachdenklich. John war ebenso wie Darwin erleichtert, dass sie Drake wieder beruhigen konnten. "Ich ... Drake ... müssen ... jetzt nachdenken. Viel. John, Darwin ihr können mich allein lassen, bitte?" John nickte. "Können wir. Wenn du einen von uns brauchst..." sagte John. "Ich mich bei denen da oben bemerkbar machen." antwortete Drake und zeigte zu der Stelle, wo sich die Beobachtungsfenster befanden, die man von hier drinnen nicht sehen konnte.


    John schaute verdutzt. "Ich wissen, dass ihr mich beobachtet. Lernen und verstehen, so wie ich lernen und verstehen." lächelte Drake kurz. Dann stand er auf, ging zu seinem Bett und legte sich darauf und starrte die Decke des Raums an. Darwin und John machten sich daran, den Raum zu verlassen. Mit einem Mal blieb John stehen. "Drake, wir gehen dann jetzt. Ich...wollte noch etwas loswerden. Du bist und bleibst mein guter Freund. Unabhängig davon, was jetzt mit dir ist." Dann verließen beiden den Raum. Als sie draußen waren, kam ihnen sofort Darper entgegen. Er sah einerseits erleichtert, aber auch nachdenklich aus.


    "Ich hoffe, er wird damit fertig. Was jetzt in ihm vorgeht, mag ich mir nicht vorstellen. Ich weiss nicht, ob ich das verkraften würde. Ich hoffe, dass wir ihn nicht doch noch...verlieren" sagte John zu Darper. "Das müssen wir jetzt abwarten, Sir. Sie haben jetzt alles getan, was möglich ist in der Beziehung. Aber es war richtig, wie Sie es getan haben. Ich werde Sie sofort davon in Kenntnis setzten lassen, wenn hier etwas passiert." "Danke, Darper." Nachdem Darwin und John gegangen waren schossen Drake viele Dinge durch den Kopf.


    Über einen halben Tag lag er so da und starrte weiterhin an die Decke. Es war gegen Abend, da fasste er einen Entschluss für sich und wollte ihn John auch mitteilen. Er stand auf, ging in Richtung der Beobachtungsfenster, versuchte möglichst freundlich auszusehen und machte sich bemerkbar. "Falls da jemand sein. Freunde von John? Würden gerne mit John sprechen. Wenn Zeit haben." Dann wartete er und hoffte, dass eine Gegenreaktion kam.


    Darper war gerade oben und schaute verblüfft, als er sah, das Drake wusste, dass er von hier beobachtet wurde. Er überlegte kurz und betätigte die Sprechanlage, die sie bis jetzt noch nicht genutzt hatten. "Hallo Drake, ich...sage John Bescheid." "Vielen Dank, Freund von John. Du haben auch Name?" "Darper heiße ich." "Danke Darper." Man verständigte umgehend John und er ging anschließend zu Drake. Dieser war im Gegensatz zu Beginn des heutigen Tages ruhig und ausgeglichen. Er freute sich John wieder zu sehen. "Du wolltest mich sprechen Drake? Ich hoffe, es geht dir etwas besser." Der nickte, stand dann von seinem Sessel auf und stellte sich vor John hin und sah ihn sehr ernst an.


    "Ich haben viel nachgedacht, John. Drake will helfen John und Freunden. Ihr nicht haben mich aufgegeben. Drake dafür dankbar. Möchte schützen euch vor großen, bösen Brüdern und anderen ... Gefahren. John und Freunden nicht das gleiche passieren sollen wie Drake. Aber ich weiter Hilfe brauchen, um kleine Brüder wieder zu verstehen. Damit ich nicht Fehler machen. Werde kleine Brüder beschützen. Was du sagen John? Du alten neuen Freund Chance geben?" John sah Drake absolut entgeistert an. An so eine Entwicklung hatte er nicht mehr am entferntesten geglaubt. "Da fragst du noch? Ich...wir werden dir helfen, wenn wir irgendwie können." John war überglücklich über diese Entwicklung.

  • 198. Zurück in die Zivilisation

    Westküste. August 2282. Bunker: ehem. Lassen Volcanic National Park - Silver Dragons


    Darwin besuchte Drake heute wieder. Es waren mittlerweile sechs Monate vergangen, seitdem der alte umgebaute Lagerraum in der Krankenstation des Bunkers seine kleine begrenzte Welt geworden war. Manche hatten dazu Gefängnis gesagt. Drake sah es im Moment nicht so und hatte die Tatsache akzeptiert, dass er sich noch länger in dem zehn mal zehn Meter großen Raum aufhalten würde. Er verstand, dass die anderen im Bunker im Moment so handelten. Zu mindestens so lange nicht sicher gestellt war, dass er für sie nicht eine unkontrollierte Gefahr bedeutete. Am Anfang hatte er sich selbst kaum verstanden.


    Durch den Umwandlungsprozeß war vieles an selbstverständlichen Handlungen und viele Erfahrungswerte verloren gegangen. Diese mußte er erst wieder umständlich erlernen. Ein erster großer Schritt war damit getan worden, dass John ihm recht früh am Anfang Lesen und Schreiben beigebracht hatte. Nach seinem Zusammenbruch vor vier Monaten arbeite er unermüdlich an sich und man unterstützte ihn so gut man konnte. Darwin war sehr häufig bei ihm und vor zwei Monaten fingen auch einige von Drakes anderen Freunden an, ihn zu besuchen. Was am Anfang für beide Seiten schwierig war.


    Drake reagierte bei vermeintlichen neuen Menschen sehr verhalten und mißtrauisch. Er mußte sich erst an sie gewöhnen. Der Großteil seiner alten Freunde war komplett aus seinem Gedächtnis verschwunden und so waren sie im ersten Moment für ihn komplette Fremde. Bei einem einzigen schien ein ähnliches vertrautes Band wie bei John zu bestehen. Das war George Cornally. Ihm vertraute Drake ebenfalls. Für seine alten Freunde war es schwierig. Neben der starken äußerlichen Veränderung von Drake fiel es ihnen schwer zu akzeptieren, dass Drake sich nicht mehr an die gemeinsamen Erlebnisse mit ihnen erinnern konnte.


    Trotzdem unterstützen sie ihn dabei, wieder ein Weg zurück in die Gemeinschaft des Bunkers zu finden. Auch andere Bewohner des Bunkers halfen auf die eine oder andere Art mit. Bevor die Ereignisse eintraten, die zu seiner Veränderung führten, hatte Drake immer versucht, die Leute als Kommandant und auch schon davor anständig zu beschützen. Er war auch in vielen anderen Lebenslagen für die Leute trotz aller Querelen da gewesen. Deswegen hatte er ein hohes Ansehen bei vielen der Bewohner und war wirklich beliebt gewesen. Das derzeitige Schicksal von Drake war im Bunker allen bekannt. Ein Großteil der Bewohner fiel es immer noch schwer dieses in seinen Auswirkungen für den Bunker zu akzeptieren. Auch wenn John Rothschild seine Arbeit als derzeitiger Kommandant gut machte und die Leute zusammen hielt. Er konnte bisweilen ziemlich hitzköpfig sein und brachte in manchen Dingen nicht die Geduld mit, die Drake besessen hatte.


    "Hallo Drake. Wie geht es dir? sagte Darwin, als er hereinkam und Drake dabei beobachtete, wie dieser etwas auf ein Blatt Papier zeichnete. "Hallo Darwin. Schön ... dich ... zu sehen. Mir ... geht ... es ... ganz ... gut. Glaube ... ich." sagte er langsam und achtete sehr darauf, wie er sprach. Darwin stutzte. "Dafür, dass wir vor fünf Tagen mit dem Sprechen üben angefangen haben, schlägst du dich aber schon gut, mein Freund. Was zeichnest du da eigentlich?" "Findest ... du ... wirklich? Diese ... Art ... des Sprechens ... ist ... anstrengend. Auch ... wenn ... es ... eigentlich ... die richtige ... sein ... ist. Es ... ist merkwürdig ... das ... es ... mir ... so ... schwerfällt." sagte Drake nachdenklich. "Ich ... zeichne ... Gegenstände. Ich ... möchte ... meine Fingerfertigkeit ... verbessern. Wenn ... ich ... John und den Leuten hier ... helfen will, darf Drake... ich ... nicht ... mehr ... so ... grob ... motorisch ... sein." erklärte er Darwin weiter. "Ja finde ich wirklich. Ich habe weit über ein Jahr dafür gebraucht. Irgendwann wird dir diese Art des Sprechens wieder normal vorkommen." antwortete Darwin und wollte schauen, was Drake gezeichnet hatte. Dabei bemerkte er, dass dieser ihn wieder aufmerksam musterte.


    "Das ... ist ... interessant. Du ... hast ... jetzt ... auch ... einen ... wie hieß, das noch gleich ... Pipboy. So wie ... John ... und die anderen. Dann...gehörst ... du ... jetzt ... richtig ... zur Gemeinschaft...dazu. Bist jetzt ein richtiger Silver Dragon. Das freuen ... freut mich. John ... hat also sein ... Versprechen gehalten. Das ... ist gut." sagte Drake auf eine Art erfreut und doch nachdenklich. Er starrte einen kurzen Moment vor sich hin und seufzte kurz. "Den habe ich gestern von Tesla bekommen. Es hat etwas gedauert, sie die den Pipboy für mich angepasst hatten. Aber ja im Endeffekt gehöre ich auch jetzt dazu. Es ist schön, dass ich endlich ein Zuhause gefunden habe. Vor allem mit Leuten mit denen man klarkommt." "Tesla? Das waren doch der kleine Bruder ... hmm, nein das ... ist falsch ... das war doch der kleine und lustig aussehende Mensch von gestern, oder? Der auch ... lustig war ... und die ganzen interessanten Dinge erzählt ... hat" fragte Drake und Darwin nickte.


    Danach unterhielten sie sich über verschiedene Dinge, die im Bunker passierten. Drake kam zwar nicht aus seinem Raum heraus, freute sich aber darüber, das Darwin ihn stets mit Neuigkeiten versorgte. Nach einiger Zeit pochte es von der inneren Schleusentür. "Das ... ist ... bestimmt ... Darper. Müssen ... Es muss wohl ... wieder Zeit ... für ... die Untersuchung sein..." sagte Drake, nachdem er auf die Uhr gesehen hat. Er behielt Recht. Kurz nachdem Klopfen trat Darper ein und hatte eine kleine Umhängetasche dabei. "Hallo Drake, hallo Darwin, schön Sie beiden zu sehen. Ich würde gerne die monatliche Untersuchung durchführen. Passt es oder soll ich später wiederkommen?" fragte er höflich. "Es ... passt, Darper." sagte Drake und zog sich die obere Kleidung bis auf das T-Shirt aus.


    Dann setzte er sich wieder auf den Sessel und wartete auf Darper. Der fing an Drake zu untersuchen und bestimmten Tests zu unterziehen. Er notierte sich wie jede Woche verschiedene Werte. Am Ende nahm er Drake noch mit Hilfe spezieller Kanülen Blut ab. Die hatte man extra für ihn und Darwin entwickelt, da man mit den normalen Kanülen nicht einmal ansatzweise durch die dicke Haut durchkam. Als er mit Drake fertig war, schaute er sich Darwin ebenfalls an und ging bei ihm genauso vor. Für die beiden galten ähnlich Auflagen, wie für die Ghule.


    Als Darper fertig war, bedankte er sich für die Mitarbeit der beiden und verabschiedete sich wieder. Durch die regelmässige Untersuchung der beiden lernte man einiges über die Physiologie der Supermutanten. Bei Drake stellte man fest, dass die Mutation, die durch das FEV verursacht worden war, ähnlich wie bei Darwin ein stabiles Stadium erreicht hatte. Man hatte zu Anfangs Bedenken gehabt, dass aufgrund der FEV-Batch mit der Drake in Berührung gekommen war, die Mutation nicht zu einem Stillstand gekommen war bzw. instabil hätte sein können.


    Dieser Verdacht bestätigte sich nicht. Auch schien bei ihm der Intelligenzverlust nur in einem sehr geringen Maße eingetreten zu sein. Insgesamt waren die Ergebnisse positiv zu bewerten. Die Ergebnisse nahm Darper jedes Mal mit in die Unterhaltung mit John Rothschild und man beriet sich, wie man weiter mit Drake verfahren sollte. Auch dieses Mal traf sich Darper mit ihm. John war in den letzten vierzehn Tagen nur einmal bei Drake gewesen. Verschiedene innere und äußere Umstände benötigten im Moment seine volle Aufmerksamkeit. Darper fuhr in der Kommandoebene herunter und suchte John in seinem Büro auf. Der begrüßte ihn freundlich.


    "Hallo Darper. Schön Sie zu sehen. Wie geht es ihm? Wie sehen die Ergebnisse aus?" fragte John interessiert. "Ich würde sagen, durchweg positiv und ihm geht es den Umständen entsprechend gut. Für einen Supermutanten ist seine Auffassungsgabe bemerkenswert und er lernt recht schnell. Das heißt, wir haben mit unseren anfänglichen Beobachtungen richtig gelegen. Die Schäden im Bereich des Langzeitgedächtnisses des Gehirns durch die Umwandlung waren anfangs zwar massiv, hier scheint aber eine langsame Erholung zu passieren. Was aber leider nicht heißt, dass die alten Erinnerungen zurückkommen werden. Insgesamt ist die allgemeine Intelligenz bei ihm kaum zurückgegangen. Die sozialen Interaktionen haben ebenfalls zugenommen. Auch wenn es hin und wieder noch zu Überforderungsreaktionen kommt. Seine beginnende Persönlichkeitsstörung scheint sich auch erst einmal wieder zurückgebildet zu haben. Ich sehe im Moment keine Anzeichen für eine Verschlimmerung. Werde das aber weiter im Auge behalten aufgrund der Berichte von Darwin und der Bruderschaft. Nightkins scheinen eine Tendenz zur Persönlichkeitsstörung zu besitzen. Die anderen Werte..." begann Darper seinen Bericht und setzte ihn noch eine ganze Zeit fort.


    John hörte aufmerksam zu bis Darper seinen Bericht beendet hatte. "Wenn ich das ganze zusammenfasse, würde ich sagen, dass wir in Phase II mit ihm eintreten könnten oder sehen Sie da noch Probleme, Darper?" fragte John nachdenklich. "Ich denke, wir sollten es wagen, Sir. Wir können und sollten ihn dort nicht mehr allzu lange Zeit einsperren. Es ist Zeit, dass er wieder unter Menschen kommt. Ich denke, dass ist für die weitere Entwicklung bei ihm enorm wichtig. Es könnte ihn pyschologisch weiter festigen." sagte Darper "Gut. Wir haben ja außerhalb des Bunkers einen Wohnbereich für einige unserer Leute in den Felsen anlegen lassen, die lieber außerhalb wohnen wollten. Dort haben wir bereits einen Bereich auch für ihn bauen lassen. Mit gewissen Sicherheitsvorkehrungen, falls es doch zu einer... Verschlechterung kommt. Ich denke, auch das es jetzt Sinn macht ihn wieder anständig einzugliedern. Ich habe zu Anfangs wirklich nicht geglaubt, dass wir ihn tatsächlich wieder integrieren können. Vielleicht ist ja sogar Phase III möglich. Aber das müssen wir abwarten." sagte John ernst. "Bei der derzeitigen Entwicklung? Wenn er weiterhin so schnell lernt und psychisch stabil bleibt, halte ich das durchaus für möglich. Aber erst einmal ein Schritt nach dem anderen. Wir sollten weiterhin vorsichig und mit Bedacht vorgehen." sagte Darper nachdenklich und John nickte.


    Etwa eine Woche später zog Drake aus dem Raum nach oben in den in steingehauenen Wohnbereich außerhalb des Bunkers um. Er war am Anfang etwas erschlagen von so viel Neuem. Im Laufe der nächsten Tage verließ er aber immer öfter sein neues Quartier, um die Welt herum neu zu entdecken.

  • 199. Nachlese

    Ostküste. Commonwealth. Etwa Mitte bis Ende Februar 2289.


    Danse und Blue waren ziemlich erleichtert, dass die Gefahr durch den Mechanisten nicht mehr bestand. Die beiden hatten das Versteck des Mechanisten verlassen, standen draußen am Hintereingang der alten Roboterwerkstatt und ruhten sich eine Zeitlang von den Strapazen des Kampfes aus. Es war mittlerweile etwa elf Uhr vormittags und ein ausgesprochener sonniger Tag im Commonwealth. Blue hatte sich in die Sonne gestellt, die Augen geschlossen und schien die leicht wärmenden Sonnenstrahlen in einem sonst eher grauen und verhangenen Februar zu genießen. Danse betrachtete Blue nachdenklich.


    Der Kampf gegen den Mechanisten hatte Danse erneut gezeigt, dass er sich in solchen Situationen auf Blue als Waffenbruder absolut verlassen konnte. Und ihm war auch klar geworden, dass sie den Kampf gegen den Mechanisten nur gewonnen hatten, weil Blue als Supermutant eine außerordentliche Ausdauer mitbrachte. Sonst hätten sie nicht so lange durchgehalten bis die Anlage in Überlast gegangen war. Die Möglichkeiten, die sich aus dem Gespräch mit dem Mechanisten ergab, waren auch nicht zu verachten. Blue hatte Recht damit, dass man jedwede Kraft gegen das Institute brauchen würde. Verglich man die alte Technologie der Anlage mit der des Instituts, lagen zwischen beiden Welten. Dabei war die alte Technologie damals vor dem Krieg schon sehr weit fortgeschritten gewesen.


    Danse würde im Bericht für die Bruderschaft anmerken, dass man technologisch weiter aufrüsten mußte, um dem Institut auch nur im Ansatz etwas entgegen setzten zu können. Zunächst hatte er die Nähe des der Anlage zum alten Flughafen als kritisch empfunden, jetzt aber könnte das durchaus ein taktischer Vorteil für die Bruderschaft sein. Im Hinter hinein war es gut gewesen, dass Blue ihn davon abgehalten hatte Isabel zu liquidieren. Sie verstand die Funktion der Anlage in großen Teilen. Hätte er sie erschossen, hätten die Bruderschaft lange Zeit gebraucht, um das verlorenen Wissen zu erforschen. Zeit, die sie sich im Kampf gegen das Institut nicht leisten konnten. Danse dachte über Blues Worte vor nicht allzu langer Zeit "...Danse, ich weiß, dass meine Vorgehensweise nicht der entspricht, die du von der Bruderschaft gewohnt bist. Ich sehe manche Dinge aus einer anderen Perspektive und gehe sie daher auch anders an. Wenn wir dem gemeinsamen Ziel näher kommen wollen, musst du mir vertrauen. Und auch Dinge akzeptieren, die auf den ersten Blick eher gegenteilig wirken..." hallte es in seinen Erinnerungen nach.


    Vertrauen war wichtig. Einigkeit war ebenso wichtig. Das verstand Danse langsam und begann in Ansätzen zu hinterfragen, ob die Bruderschaft in manchen Dingen nicht zu kurzsichtig agierte. Bedachte Maxson manche Dinge wirklich nicht oder verstand er einfach Maxson großen Plan nicht. Danse war zeitweilig verunsichert. Blue hing auch seinen Gedanken nach, während er mit geschlossenen Augen da stand. Der Kampf gegen die Roboter des Mechanisten war auch für ihn sehr fordernd gewesen. "Gut, das Isabel ihren fatalen Irrtum eingesehen hat und auf unserer Seite steht. Die Roboter werden zu einem späteren Zeitpunkt wirklich hilfreich sein...je nachdem welche Situation im Commonwealth eintritt..." Blue hatte hauptsächlich die Unterstützung der Bruderschaft durch die Minutemen im Kopf. Aber nicht nur die.


    Seit einiger Zeit entwickelte er neben den Plänen mit der Bruderschaft auch anders gelagerte Pläne. Er misstraute Maxson. Immer wieder zeigte dieser, dass ihm die Leute des Commonwealths und ihre Probleme eher nebensächlich interessierten, obwohl diese sie unterstützten. In Blue wuchs die Besorgnis, was passieren würde, wenn die Bruderschaft das Institut ausgeschaltet hatte. So wie er Maxson einschätzte, würde dieser einer größeren Vereinigung von Siedlungen zu einem Verbund mit der Entscheidungskraft durch die Leute des Commonwealths nicht einfach zulassen. Er befürchtete, dass der Älteste sich das Commonwealth einfach der Bruderschaft einverleiben und damit jegliche freie Entwicklung hier unterbinden würde, und die Leute nur noch zu Versorgern degradiert wurden.


    Als Blue aus Far Harbor zurückkam, hatte er in den Berichten seiner Leute gelesen, wie sich das Verhältnis zwischen Siedlern, Minutemen und Bruderschaft entwickelte. Wenn auch die Vereinbarungen zwischen ihm und dem Ältesten hielt, spielten sich einige der Mitglieder der Bruderschaft immer noch sehr überheblich auf und es gab versteckte Anfeindungen. Das bestätigte sein Gefühl auch noch, Vorsorge für alle Fälle zu treffen. Blue hoffte, dass es nicht so eintrat, aber er traf mittlerweile bei seinen Planungen Vorbereitungen um es der Bruderschaft schwerzumachen, sollten sie tatsächlich diesen Weg einschlagen. Bereits die letzten Aufrüstungen der Minutemen, die passierten waren, bevor er nach Far Harbor aufbrach, waren unter diesem Aspekt geschehen. Einerseits Unterstützung eines Verbündeten, andererseits Vorbereitung auf eine mögliche Konfrontation.


    Die alte Roboteranlage und die Hilfe von Isabel waren für ihn daher ein weiterer positiver Punkt in seinen Plänen. Isabel war für die Fürsprache und die zweite Chance seitens Blue äußerst dankbar und wollte ihn gut unterstützen. "Hey Blue, alles in Ordnung? Du stehst schon einige Zeit und sagst gar nichts." fragte Danse. "Alles in Ordnung, Danse. ich habe mich nur einen Moment ausgeruht und über die Ereignisse nachgedacht. Der Kampf war ja schließlich nicht ohne. Aber ich denke, wir haben jetzt eine große Gefahr weniger im Commonwealth." sagte Drake. "Das stimmt wohl, Blue. Ich werde von hieraus direkt zur Prydwen aufbrechen, um den Ältesten zu unterrichten. Er muß sich damit auseinandersetzten. Mir ist durch die Geschichte mit dem Mechanisten klar geworden, dass wir als Bruderschaft das Institut noch unterschätzt haben, es wichtig wird noch einige Register mehr zuziehen und vor allem unseren Verbündeten gewisse Dinge zugestehen sollten, damit wir eine einheitliche Front gegen, das Institut bilden können." sagte Danse nachdenklich.


    "Tu das Danse, ich werde dich diesmal aber nicht begleiten. Ich werde hinsichtlich dieser Sache auch meine Leute unterrichten und ich werde sehen, ob wir die Anlage zu mindestens in Teilen nicht wieder reparieren können." Danse wollte erst etwas sagen, entschied sich aber dagegen. Blue hatte mit der Reparatur ja nicht Unrecht. Sie hatten nun mal kein normales Paladin Ritter Verhältnis. "Okay, Blue. Ich bin damit einverstanden. Aber melde dich bei mir, wenn du diesen Teil ausgeführt hast. Ich stimme dem Ganzen nur zu, weil ich die Sinnhaftigkeit darin sehe." sagte Danse nachdenklich. Etwa ein halbe Stunde später brachen beide auf und liefen noch ein Stück zusammen, dann trennten sich sich. Blue reiste in Richtung Slog und Danse Richtung Prydwen. Blue wollte im nahe gelegen Saurus Ironworks mit den Pendeltons über die alte Anlage sprechen. Im Slog angekommen traf er auf einen seiner Freunde. Es war Robert MacCready. Er hatte Blue gesehen und steuerte direkt auf ihm zu. In seinem Gesicht war tiefe Besorgnis zu lesen.

  • 200. Sorgen eines Vaters

    "Hey Blue, schön dich hier anzutreffen. Ich hatte dich schon gesucht. Preston sagte, du wärst wieder in Sondermission unterwegs. Mit Danse. Irgendwas mit durchgeknallten Robotern und einem Kerl namens Mechanist. Aber wenn ich das richtig sehe, bist du allein unterwegs Wo ist Danse denn abgeblieben? Warte. Warte, lass mich raten. Ihr habt den Mechanisten schon bereits den Stecker rausgezogen, oder?" fragte MacCready neugierig und grinste dabei. Seine Sorgenfalten waren für einen kurzen Moment verschwunden.


    "Der Mechanist ist eine Sie, RJ. Sie heißt Isabel und ja *leises Lachen* in gewisser Hinsicht haben wir erstmal den Stecker gezogen. Danse ist wieder auf die Prydwen, dem Ältesten Bericht erstatten und ich wollte zu Geoffrey und Karl. Du hattest gerade erwähnt, dass du mich suchst. Was ist los, RJ?" klärte Blue kurz auf und fragte im Anschluss. "Also...ach ich...du hast doch wieder genug zu tun. Ist nicht so wichtig." sagte MacCready. "RJ, raus mit der Sprache. Du weißt genau, dass ich sonst so lange bohre, bis ich weiß, was du auf dem Herzen hast. Und für meine Freunde habe ich immer Zeit. Also?" sagte Blue und zog die linke graue Augenbraue nach oben.


    "Ach, wie fange ich am besten an...du weißt ja bereits das ich bei den Gunnern war...klar weiß du das..." druckste MacCready herum "...also ich hatte meine Gründe dafür. Ganz freiwillig war das für mich nicht. Ich brauchte einen Job, mit dem ich einiges an Kronkorken verdienen konnte. Hätte ich am Anfang bestimmte Dinge von ihnen gewußt...ich schweife ab...nun ich habe einen Sohn, der schwer krank ist. Ich habe ihn bei Freunden gelassen. Ich habe im Ödland der Hauptstadt Gerüchte gehört, dass hier im Commonwealth eventuell eine Heilungsmöglichkeit zu finden ist und habe mich dann auf den Weg hierhin gemacht und nun ja..." sagte MacReady nachdenklich und zögerte dann wieder. "Warum hast du mir das nicht schon viel eher gesagt, RJ. Ich hätte dir vielleicht helfen können. Was hat dein Sohn denn für Symptome" fragte Blue interessiert.


    Er wollte ihm jetzt schnellstmöglich helfen. "Ich...weiss...zu Anfangs wußte ich nicht, ob ich dir vertrauen konnte. Ob du der Richtige warst, den ich danach hätte Fragen können. Bis jetzt konnte mir auch kein Arzt sagen, an was für einer Krankheit mein Sohn leidet. Er hat..." MacCready beschrieb Blue die Symptome und den Krankheitsverlauf. Blue hörte aufmerksam zu, mußte am Ende aber auch den Kopf schütteln. Auch er kannte diese Krankheit nicht. "Das hatte ich mir schon fast gedacht, Blue. Kein Arzt konnte mir bisher weiterhelfen. Aber ich weiss wo ich ein Heilmittel dagegen finden könnte, allerdings gibt es da ein kleines Problem..." sagte RJ wieder nachdenklich und brach wieder ab. "Sag mir wo und wir lösen das Problem. RJ, wenn du nochmal sowas hast, sagst du früher Bescheid. Natürlich unterstütze ich dich." sagte Blue. "Du sagts ja, obwohl du noch nicht weiß, was auf dich zukommt? Das ist...Danke Blue." sagte RJ sichtlich erleichtert.


    "Dafür sind Freunde da. Also, wo soll nun es hingehen?" fragte Blue nach "Nach Med-Tek Research bei Malden, wenn dir das was sagt." Blue nickte. "Natürlich sagt mir das etwas. Nachdem wir die Supermutanten aus dem alte Krankenhaus rausgeschmiessen und den Gunner in Vault 75 auf die Finger gehauen haben, ist zu mindestens ein Teil wieder etwas sicherer. Allerdings liegt Med-Tek in einen Bereich wo wir noch nicht Groß-Reine machen waren. Der restliche Teil wird immer wieder von wilden Ghulen in großer Anzahl heimgesucht."


    "Genau, das ist mein Problem. Nicht nur die Wilden draußen, sondern in Med-Tek selbst sind unglaublich viele von denen. Alleine habe ich da keine Chance." sagte RJ entschuldigend. "Ich breche mit dir sofort auf. Ich kann auch im Anschluss noch zu den beiden gehen. Komm, wir dürfen keine Zeit verlieren, RJ." sagte Blue. MacCready hatte nicht damit gerechnet, dass Blue seiner Sache so eine Bedeutung beimaß. Die beiden brachen sofort auf und wanderten Richtung Malden.

  • 201. Med-Tek Madness

    MacCready und Blue betraten aus östlicher Richtung kommend Malden. In einiger Entfernung konnten sie bereits das alte Gebäude vom Med-Tek sehen. Von außen war es noch einem bemerkenswert gut erhaltenen Zustand. Im Gegensatz zum Inneren des Gebäudes. MacCready hatte sich bereits mit Hilfe eines Freundes einmal in das Gebäude geschlichen und versucht den Gebäudeteil zu erreichen, wo er das Heilmittel vermutete. Ohne Erfolg. Sie kamen kam nicht weit, da das Gebäude unglaubliche viele wilde Ghule beherbergte. Sogar Leuchtende hatten sie ausgemacht. Daraufhin zog er sich vorsichtig zurück. Tot brachte er seinem Sohn nichts. Dann hatten sie das Gebäude verlassen und waren seitdem nicht mehr zurückgekehrt.


    Danach hatte er überlegt, wie er es am besten anstellte. Er brauchte weitere Kronkorken, um sich Hilfe zu leisten, deshalb hatte er sich als freier Söldner angeboten. Was neue Probleme mit sich brachte, aufgrund seiner früheren Zugehörigkeit bei den Gunnern. Ein Problem mit ihnen jagte das nächste. Bis damals in Goodneighbor Blue und Preston im Third Rail auf ihn gestoßen waren. Seitdem hatte sich einiges geändert und über die Zeit freundete er sich mit Preston und Blue an. Er hatte lange überlegt, ob er Blue um Hilfe fragen sollte, hatte es aber immer wieder verworfen. Bis er das Gefühl bekam, dass ihm die Zeit für seinen Sohn weglief. Deshalb war er froh, dass Blue zugesagt hatte zu helfen.


    Beeindruckt hatte ihn wirklich die schnelle Reaktion Blues auf seine Frage. Er hatte eher damit gerechnet, dass Blue sich erst um seine eigenen Dinge kümmerte. Er hatte ja als Anführer der Minutemen mehr als genug damit zu tun den Siedlungen zu helfen. Sie kamen an dem Gebäude an. MacCready seufzte innerlich. Würde es ihm diesmal gelingen das Heilmittel zu finden? Er machte sich an der Tür zu schaffen. Sie klemmte. Mal wieder. Bereits bei seinem ersten Versuch war es sehr schwierig gewesen, sie überhaupt aufzubekommen. Dieses Mal zierte sie sich besonders, selbst mit dem mitgebrachten Brecheisen klappte es diesmal nicht. Wenn er einen Ansatzpunkt fand, brach die Verkleidung nach außen auf, so das er die Tür nicht aufgehebelt bekam. Er fluchte lauthals.


    Blue sah beim versuchten Öffnen der Tür zunächst zu. "RJ, soll ich dir vielleicht helfen? Das gute Stück scheint mir schon ziemlich in die Jahre gekommen zu sein." fragte Blue MacCready höflich. "Dieses gottverdammte Sch***Ding von Tür. Ich denke, da brauchen wir brachiale Mittel um reinzukommen. Das sind alte Sicherheitstüren. Aber ja, du könntest mir helfen. Vielleicht fällt dir ja was ein." sagte MacCready und machte Blue Platz. Der sah sich die Tür sehr genau an und suchte mit seinen Händen die Tür ab. So als wollte er eine Schwachstelle erfühlen. MacCready sah neugierig zu. An einer Stelle verharrten die Hände. Es war im oberen Bereich, wo die geteilte Tür aneinanderstieß. Blue setzte mit der einen Hand an der linken und mit der anderen an der rechten Seite an. Seine Finger trafen sich am Türspalt.


    Einen Moment später vernahm MacCready ein metallenes Knacken und konnte sehen, wie Blue mit seinen Händen die geteilte Tür langsam, aber sicher nach rechts und links aufzog. Nachdem ein weiterer Moment vergangen war, gab es ein knallendes metallisches Geräusch, als die geteilte Tür mit großes Kraft in ihre eigentliche Öffnungsposition geschoben wurde. "So die Tür ist offen, allerdings befürchte ich, dass sie sich jetzt nicht mehr schließen lässt. Bin wohl doch etwas...brachial gewesen. Aber ich glaube, das wird hier wohl niemanden stören." sagte Blue mit einem leichten Grinsen. MacCready schaute im ersten Moment ungläubig. "Oookay, jetzt weiß ich was Nick einmal damit meinte, dass du ein Spezialist für Türen bist. Also ich hätte, glaube ich Sprengstoff oder was Ähnliches genommen."


    "Der gute Nick hatte mich sogar mal als General-Schlüssel des Commonwealth bezeichnet. Aber das war jetzt hier nicht besonders schwer. Die Tür ist an einigen Stellen schon ziemlich marode." grinste Blue weiter. "Ja, nee. Ist schon klar. Nicht schwer. Sagt der kompakte Kerl von fast drei Meter Körpergröße. Du stemmst zum Frühsport wahrscheinlich auch mal eben Brahmins, um in Form zu bleiben." MacCready grinste ebenfalls als er das sagte. "Danke Blue. Dann mal hinein in die gute Stube. Ich hoffe, wir werden mit den ganzen Ghulen hier drinnen fertig." Die beiden traten ein und bewegten sich langsam und leise durch das Gebäude. Weit und breit war im Moment kein wilder Ghul zu hören und zu sehen.


    "Das ist merkwürdig. Beim letzten Mal waren hier schon recht viele. Ich verstehe das..." flüsterte MacCready und brach dann ab. Blue bedeutete ihm mit dem Sprechen aufzuhören. Er schien etwas gehört zu haben. MacCready lauschte einen Moment in die Stille und dann hörte er es auch. In einiger Entfernung hörte man die typischen schmatzenden und schlurfende Geräusche von wilden Ghulen. Sie schienen sich weiter ins Gebäude zurückgezogen zu haben. Die beiden schlichen vorsichtig weiter. Sie durchquerten einen Raum mit alten Computerarbeitsplätzen, als sie plötzlich links und rechts von sich Ghulgeräusche wahrnahmen.


    Plötzlich tauchten zwischen alten Aktenschränken mehrere Ghule auf. Sie hatten die beiden wahrgenommen und bewegten sich schnell auf sie zu. MacCready fluchte und eröffnete das Feuer auf sie. Blue hatte bereits den Superhammer gezogen und verharrte in der Verteidigungsposition. Durch die Schüsse wurden auch andere Ghule in der Nähe aufmerksam, so dass mindestens zehn bis fünfzehn Ghule auf die beiden gleichzeitig einzustürmen begannen. Weitere schienen nachzukommen. Sie kamen aus allen Richtungen. Von oben, unten, rechts, links. Es wurde unübersichtlich. Die Schüsse aus MacCready Waffe hallten durch das Gebäude. Blue stand mit dem Rücken zu MacCready und schwang den Superhammer hin und her. Beide verfehlten ihr Ziel selten.


    Von Blues Seite schienen keine Ghule mehr zu kommen und er wandte sich Richtung von MacCready. Der erschoss einen der letzten der aufgetaucht waren und schnaufte hörbar. "Ich glaube, das waren hier erst einmal alle. Sollen wir oben oder unten weiter suchen, Blue." fragte er. "Ich wäre dafür nach oben zu gehen und uns dann nach unten vorzuarbeiten. Ich gehe zwar davon aus, das sich das Forschungslabor eher in den unteren Etagen befindet, aber ich habe ungern irgendwelche schlecht gelaunten Kreaturen im Nacken." sagte Blue und stapfte auf eine der oberen Treppen zu. Die beiden durchsuchten nun das Gebäude von oben nach unten, dabei scheuchten sie einige weitere Gruppen von Ghulen auf. Nachdem sie die oberen Bereiche gesäubert hatten, wandten sich langsam den unteren Ebenen zu.


    Diese waren durch mehrere alte Fahrstühle erreichbar. Sie hatten Glück. Einer war noch intakt. Nachdem. sie sich den Zutritt über eine alte Zugangskarte verschafft hatten, fuhren sie nach unten. "Wie ich es schon vermutet hatte, das Labor ist unten .Wir sollten dort noch vorsichtiger als hier oben sein. So eine Ansammlung von Ghulen sieht man selten. Vor allem vermisse ich die Leuchtenden, die du erwähnt hattest. Ich schätze, dort unten gibt es irgendwo einen alten leckgeschlagenen Reaktor. Das würde die Ansammlung der Ghule erklären. Sie fühlen sich in solchen Bereichen besonders wohl." sagte Blue nachdenklich. "Das wäre für uns schlecht, wenn da unten massive Strahlung vorhanden. Ich wollte eigentlich noch länger eine glatte Haut behalten." sagte MacCready missmutig. "Ich werde dich schon früh genug warnen. Zu Not kann ich alleine in diesen Bereich gehen. Mir macht das ja nichts aus." sagte Blue.


    MacCready stutze kurz. "Du willst was? Ach, ja. Mist. Hatte ich fast vergessen, du hast ja kein Problem damit." Blue nickte. Sie waren unten angekommen. Anschließend durchsuchten sie die unteren Ebenen und fanden das Labor. Und die Leuchtenden. Es waren vier Stück und etliche anderen Ghule. Sie befanden sich in den Räumen vor dem eigentlichen Labor. " Du kümmerst dich um die Leuchtenden und ich zerlege das Empfangskomitee. Was hältst du davon, RJ?" schlug Blue vor. "Okay. Einverstanden." bestätigte MacCready. Nach einiger Zeit hatten sie die gesamte Gruppe ausgelöscht und durchsuchten das Labor. An einer Stelle wurde Blue fündig. Sie hatten endlich das Heilmittel gefunden. MacCready war die Erleichterung deutlich anzusehen.


    Nachdem Blue noch den Rest des Labors nach brauchbaren Wissen und Gegenständen durchsucht hatte, fuhren sie wieder nach oben. Von dort aus reisten die Richtung Goodneighbor. MacCready hat mit Daisy eine Vereinbarung getroffen. Sobald er das Heilmittel für seinen Sohn gefunden hatte, wollte sie sich darum kümmern, dass das Heilmittel mittels Karawane schnellst möglich zu ihm gebracht wurde. MacCready war überglücklich, dass sein Sohn bald wieder gesund werden würde. Die beiden gingen zur Feier des Tages ins Third Rail und lauschten dort Magnolias Gesang.


    Während MacCready sich einen Rachenputzer gönnte, machte sich Blue über eine große Portion Nudeln her. Sie verbrachten den restlichen Tag in Goodneighbor und nach einer geruhsamen Nacht im Rexford verließen sie Goodneighbor. Blue schlug den Weg wieder in Richtung Slog und Saurus Ironworks ein. MacCready begleitete ihn und war neugierig auf Ironworks. Er selbst war dort auch noch nicht gewesen und gespannt, was Blue dort erledigen wollte.

  • 202. Auf alten Wegen zu neuen Pfaden

    Die Reise von Goodneighbor Richtung Saurus Ironworks war bisher ohne Zwischenfälle verlaufen. In einiger Entfernung konnten sie bereits die Farm der Familie Finch und auf der Straße einen streng gesicherten Checkpoints der Minutemen sehen. Neben Fort Independence, Starlight und Sanctuary war der Bereich um die Farm der Finches, dem Slog und Saurus Ironworks mit einer der am stärksten gesicherten Bereiche der Minutemen im Commonwealth. MacCready und Blue hatten während der Reise nur wenige Worte gewechselt. MacCready war in Gedanken bei seinem Sohn und hoffte, dass er doch nicht zu lange gebraucht hatte und das Heilmittel rechtzeitig bei ihm ankam.


    Er machte sich auch darüber Gedanken, ob er seinen Sohn nicht auch ins Commonwealth holen oder ob er wieder zurück ins Ödland der Hauptstadt ziehen sollte. Er war sich unschlüssig, welcher Ort besser zum weiteren Aufwachsen seines Sohns sein würde. Im Ödland der Hauptstadt zog die Bruderschaft des Stahls die Fäden und brachte ein wenig Zivilisation zurück. Sie herrschten dort mit eiserner Faust, bevorzugten ihre eigenen Leute und rekrutierten nur einige wenige ausgesuchte Ödländer in ihre eigenen Reihen. Technologie wurde unter Verschluss gehalten und Unterstützung bekam man von der Bruderschaft nur wenn man als strategisch wertvoll galt. Die Angriffe von Raidern, Supermutanten und Resten der Enklave hatten nachgelassen und das gewährte eine gewisse Art von Sicherheit im Ödland der Hauptstadt. Faktisch war man als Nichtangehöriger der Bruderschaft als Ödländer eine Person zweiter Klasse.


    Aber es war nun mal seine Heimat, viele seiner Freunde waren dort und er liebte die alte Hauptstadt mit ihren besonderen Orten. Das Commonwealth hatte für MacCready aber auch mittlerweile seinen Reiz. Neben Daisy aus Goodneighbor zählten besonders Preston und Blue zu seinen besten Freunden hier. Seitdem die Minutemen unter der Führung von Blue das Commonwealth gegen alle möglichen Gefahren zu schützen versuchten, war die Lage vor Ort merklich besser geworden. Er hörte die schweren Schritte Blues neben sich und schaute zu ihm. Auch Blue war in Gedanken versunken. "Woran er wohl gerade denkt" fragte sich MacCready. Blue dachte just in diesem Moment an MacCready und seinen Sohn. Ähnlich wie er hoffte er das, das Heilmittel noch rechtzeitig ankam.


    Er hatte sogar noch überlegt Daisy einige Kronkorken mehr für einige zusätzliche Söldner mitzugeben. Dann hatte er davon Abstand genommen, weil eine sehr gut gerüstete Karawane auch wesentlich mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Dann glitten seine Gedanken langsam wieder Richtung Mechanist, Commonwealth und schließlich zum Institut. Ihn beunruhigte Danse Aussage "...einige Register mehr ziehen..." Was meinte er damit? Welche Möglichkeiten hatte die Bruderschaft noch? Was würde das für die Leute im Commonwealth bedeuten? Blue befürchtete, dass er das schneller rausfinden würde, als es ihm lieb war. Gefühlt lief ihm langsam die Zeit davon, er hoffte mit dem Institut in Kontakt treten und deren Gründe zu verstehen bevor die Lage sich weiter zuspitze.


    Sie hatten den Checkpoint erreicht und Blue wurde aus seinen Gedanken gerissen. Die Wachen grüßten höflich und ließen die beiden sofort passieren. Hinter ihnen senkte sich der Schlagbaum wieder und die Wachen beobachteten wieder aufmerksam die Straße vor ihnen. "Ihr macht hier keine halben Sachen. Das ist ja hier fast so sicher, wie die Zitadelle der Bruderschaft im der alten Hauptstadt...natürlich bei weitem nicht so groß." sagte MacCready. "Da könnt ihr problemlos auch größere Gruppen draußen halten." Er war das erste Mal hier und betrachtete die unterschiedlichen Verteidigungsanlagen, die die Minutemen hier mittlerweile aufgebaut hatten.


    "Das ist der Sinn der Sache. Wir schützen und bewahren hier das alte Wissen, was wir im Commonwealth gefunden haben. Wir versuchen daraus Rückschlüsse zu ziehen, zu erforschen und zu lernen. Wer uns hier angreifen will, überlegt es sich vorher zweimal, RJ." erklärte Blue ruhig. Etwa eine Viertelstunde später waren sie in Ironworks angekommen. Sie betraten das Innere. MacCready staunte nicht schlecht. Der gesamte Innenbereich war instand gesetzt worden. Zwei von ursprünglich vier Fertigungsstraßen für Stahlerzeugung waren wieder nutzbar. Die anderen zwei waren komplett demontiert worden und dienten als Ersatzteile. In der sehr warmen Halle herrschte ein geschäftiges Treiben und dutzende Leute waren mit irgendwelchen Dingen beschäftigt.


    MacCready und Blue blieben einen Moment stehen und beobachteten ihre Umgebung. "Wirklich bemerkenswert. Ihr habt es tatsächlich geschafft das alte Stahlwerk wieder in Betrieb zu nehmen. Darf ich dich fragen, wofür ihr den gewonnen Stahl nutzt?" fragte MacCready beeindruckt. Es war selten, das man alte Industrieanlagen wieder in Betrieb nehmen konnte, das meiste Wissen darum war im großen Krieg verloren gegangen. "Einen Teil nutzten wir für verschiedene bauliche Konstruktionen und der andere Teil wird für Waffen- und Rüstungsbau genutzt. Durch einige Pläne, die wir gefunden haben, können wir dann komplett neue Waffen entwickeln. Damit statten wir letztendlich dann unsere Leute im Commonwealth aus, die die Siedlungen und Karawanenwege sichern." erklärte Blue. "Aber was du hier siehst, ist eigentlich nur ein kleiner Teil der Anlage. Der größere Bereich ist unsere eigene Forschungsabteilung. Da wollte ich jetzt auch hin. Ich habe einiges mit den beiden Pendeltons zu besprechen." sagte Blue nachdenklich.


    MacCready und Blue liefen tiefer in die Anlage hinein und kamen an eine doppelte Stahltür, die von vier Wachen gesichert war. Man ließ sie ohne Nachfrage ein. Dann waren sie im eigentlichen Forschungsbereich. In einiger Entfernung standen mehrere Personen zusammen und diskutierten angeregt miteinander. Ein Ghul mit spärlich vorhandenem grauem Haar auf dem Kopf und mit einem weißen Laborkittel schien der Tonangeber in der Gruppe zu sein. Er trug im Bereich des Oberarms ein Emblem. Ein Zahnrad im Hintergrund zu sehen, davor ein Schraubenschlüssel und das Gewehr der Minutemen mit drei Sternen im Hintergrund. Blue schien diesen Ghul gesucht zu haben. Die beiden liefen zu der Gruppe, die immer noch in ihr Gespräch vertieft waren.

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