Die wahre Tragik hinter Fallout 4

  • Dieser Text kann Spoiler enthalten. Wenn ihr die Hauptstory von Fallout 4 noch nicht hinter euch habt und keine Spoiler mögt, schaut lieber weg.



    Liebe Forum Mitglieder und Ödländer,

    ich bin neu in diesem Forum und wollte euch einfach mal fragen ob ihr diese folgende Ansicht auch so teilt. Wenn es so einen, oder einen ähnlichen Thread bereits gibt, bitte ich das zu entschuldigen. Kommen wir mal zum Hauptteil (Ich beziehe mich im Übrigen auf den männlichen einzigen Überlebenden da ich nicht immer beide Varianten einbinden möchte und ich mich auch selbst für den männlichen Charakter entschieden habe):


    Findet ihr nicht auch, das der einzige Überlebende eigentlich emotional extrem geschädigt aus diesen ganzen Vorkommnissen herausgehen müsste? Er wurde in einer (größtenteils) friedlichen Welt geboren. Sauberkeit und beinahe uneingeschränkter Konsum gehörten für ihn zum Leben. Er hatte eine wunderbare Frau, war bereits im Krieg und war stolzer Vater eines Kleinkindes. Er lebte in einem amerikanischen Vorzeigehaus und von den Versorgungskämpfen rund um die knappen Rohstoffe bekam er größtenteils nichts mit. Das legen uns die ersten Szenen von Fallout 4 nahe. Er hatte eigentlich ein unbeschwertes Leben und kehrte gesund aus dem Krieg zurück. Er hatte ein großes fusionsbetriebenes Auto und seine Familie war definitiv nicht arm. Als die Atombomben fielen und dann auch noch seine Frau vor seinen Augen erschossen wurde und zu allem Überfluss auch noch sein Sohn entführt wurde, muss für ihn doch eigentlich eine Welt zusammengebrochen sein. Natürlich kann man seine Gefühle im Spiel ein wenig simulieren, aber wenn er kein Synth ist, müsste diese Angeschlagenheit eigentlich in den Dialogoptionen noch mehr rauskommen. Besonders wenn er durch das post-apokalyptische Boston streift, stelle ich mir die Gefühlslage als extrem schwierig vor. Er hat diese Stadt vor dem Krieg gefüllt mit vielen glücklichen Menschen und vor Allem, sauber erlebt. Ohne die Mutanten, die schrecklichen wilden Ghule und die Raider. Es muss für einen Menschen extrem schwierig sein, ohne Verwandte oder alte Freunde durch eine Welt zu gehen, die man in einem deutlich besseren Zustand kennen gelernt hat. Das Töten im Ödland sollte ihm nicht so schwer fallen, er war ja Soldat. Aber, und da kann ich nur für mich sprechen weswegen ich ja auch eure Meinung hören möchte, würde mir spätestens nach dem Tod meines Sohns am Ende der Hauptstory das Leben nehmen. Seine einzige Motivation das Ödland zu erkunden war doch eigentlich seinen kleinen Sohn zu finden, der wie sich am Ende herausstellte, schon älter war als er. Natürlich findet er neue Bekannte und man kann als Spieler ja auch romantische Beziehungen zu Begleitern starten, aber die gesamte Situation muss so schwer sein. Ich habe in der Einleitung sein früheres Leben so beleuchtet, weil man einfach die wahrscheinliche (zeitweise) Unbeschwertheit seines Lebens betrachten muss um auf den Gefühlszustand von ihm zu schließen. Er wird ja nicht den ganzen Tag zu Hause gehockt haben, und viele Wesen und Tiere und Orte müssen ihn doch eigentlich gruseln. Die Gesamtsituation in Fallout 4 ist ja zusammengefasst folgende: Große Zerstörung nach Abwurf von Atomwaffen, Heimsuchung der alten Welt durch wilde, tödliche und abscheuliche Kreaturen und keine festen Systeme.

    Ich könnte mir vorstellen, er hätte zum Beispiel in der RNK an der Westküste noch ein deutlich besseres Leben gehabt. Er hätte sich vielleicht dem Militär angeschlossen und in einem halbwegs normalen System gelebt. Aber wenn man den Kontext des großen Einflusses der Regierung und von großen Firmen auf den klassischen Amerikaner der 50er betrachtet, dann muss eine so ungeführte Welt, in der das eigene Schicksal einzig und Allein von sich selbst und der Stärke seiner Waffe abhängt, für den einzigen Überlebenden sehr beängstigend sein. Alles in Allem müsste der einzige Überlebende nach einem Atomkrieg, der langsamen Erkenntnis das alles was er kannte Geschichte ist, dem Verlust seines Sohnes und seiner Frau und der Zerstörung von allem was er geliebt hat, so schwierig sein das an ein Überleben eigentlich gar nicht zu denken ist.



    Ihr habt es geschafft. Um diesen langen Text zu lesen bedarf es etwas Ausdauer. Aber jetzt würde ich gerne wissen, was ihr dazu sagen würdet.

  • Du übersiehst dabei nur eine Sache: Deine Theorie basiert auf deinen Ansichten, deinen Empfinden und deiner Weltanschauung. Aber jeder reagiert anders auf schlimme Ereignisse im Leben. Ich wäre wahrscheinlich nicht mal bis zum Vault gekommen. Aber ich kann das erst mit Bestimmtheit sagen, wenn mir das wirklich mal passieren würde. Hoffentlich nie!

    Er wurde in einer (größtenteils) friedlichen Welt geboren. Sauberkeit und beinahe uneingeschränkter Konsum gehörten für ihn zum Leben. Er hatte eine wunderbare Frau, war bereits im Krieg und war stolzer Vater eines Kleinkindes. Er lebte in einem amerikanischen Vorzeigehaus und von den Versorgungskämpfen rund um die knappen Rohstoffe bekam er größtenteils nichts mit. Das legen uns die ersten Szenen von Fallout 4 nahe. Er hatte eigentlich ein unbeschwertes Leben und kehrte gesund aus dem Krieg zurück.

    Wer weiß schon was in seinem Kopf vorgegangen ist? Ich glaube nicht, dass er rundum glücklich war. Jedenfalls erzählt er die Vorgeschichte nicht gerade mit viel Freude. Er klingt irgendwie wäre er bedrückt. Vielleicht hatte er was gegen dem "beinahe uneingeschränkten Konsum". Und seit wann gehört einen Krieg mitgemacht zu haben zu einem unbeschwerten Leben dazu? Zum größten Teil friedlich war die Welt auch nicht. Sonst wäre es nicht zum dritten Weltkrieg gekommen!


    Und was soll das mit dem "amerikanischen Vorzeigehaus"? Erstens sind diese Häuschen weder schön noch stabil. Ein kleines Erdbeben genügt um es zum Einsturz zu bringen. Zweitens sind diese in Fallout 4 wohl aus Blech gebaut, die sich im Hochsommer bestimmt stark aufheizen. Drittens ist die streng nach dem amerikanischen (Alp)Traum gebaut. Ich will nicht in so einem Alptraum leben. Kein Wunder das er sich so bedrückt anhört.


    Wer weiß schon wer da im Land der Präsident war und ob er ein Kriegstreiber war.

    Als die Atombomben fielen und dann auch noch seine Frau vor seinen Augen erschossen wurde und zu allem Überfluss auch noch sein Sohn entführt wurde, muss für ihn doch eigentlich eine Welt zusammengebrochen sein. Natürlich kann man seine Gefühle im Spiel ein wenig simulieren, aber wenn er kein Synth ist, müsste diese Angeschlagenheit eigentlich in den Dialogoptionen noch mehr rauskommen. Besonders wenn er durch das post-apokalyptische Boston streift, stelle ich mir die Gefühlslage als extrem schwierig vor.

    Wie schon geschrieben reagiert jeder Mensch anders. Natürlich könnte es sein, dass sein schwieriger Pfad und die kaputte Welt um ihn herum von seinen Rache Gefühlen überdeckt wurde. Oder er sich dem rauen Leben im Ödland einfach nur angepasst und es so akzeptiert hat. Oder er wurde davon angetrieben einfach nur Gewissheit zu bekommen, was wie und warum das alles passiert. Was tut ein Mensch alles um zu überleben?

    Es muss für einen Menschen extrem schwierig sein, ohne Verwandte oder alte Freunde durch eine Welt zu gehen, die man in einem deutlich besseren Zustand kennen gelernt hat.

    Irgendwann kommt ein Mensch an einen Punkt wo das Leben einem wieder was weg nimmt. Seien es Freunde, Verwandte; Haustiere, Dinge oder den Lebensstandard. Natürlich ist so was sehr schwer! Aber es gibt Menschen die aus einem Verlust gestärkt hervor treten, andere versinken in Depressionen und versuchen irgendwie weiter zu leben oder geben auf und nehmen sich das Leben.


    Außerdem kann einem die Welt auf einer andere Art und Weise kaputt und/oder verändert vorkommen, wodurch sich der Zustand dieser für einen ändert.

    und keine festen Systeme.

    Was ich bisher von der Vorgeschichte von Fallout erfahren habe, waren diese Systeme der Grund für den Ausbruch des dritten Weltkriegs.

    Ich könnte mir vorstellen, er hätte zum Beispiel in der RNK an der Westküste noch ein deutlich besseres Leben gehabt. Er hätte sich vielleicht dem Militär angeschlossen und in einem halbwegs normalen System gelebt.

    Genau! Und im Namen der RNK vielleicht noch einen neuen Krieg entfachen, damit die Welt noch mehr zerstört wird. Und nur weil dem Militär die Ansichten anderer Gruppen nicht in dem Kram passt!? Echt typisch menschlich! Und DAS soll normal sein???


    Wenn er wirklich ein halbwegs normales Leben hätte führen wollen, dann hätte er sich keiner Militärischen Fraktion anschließen dürfen. Vielleicht nur vorübergehend, bis er seine Antworten bekommen hätte.

    Hüte dich vor der Gattung NPC!
    Er wird seinen Nachbarn morden, nur
    um in deinem Questlog stehen zu dürfen!


    Meine Homepage

  • Du hast einen schönen Text geschrieben.

    Natürlich wäre es mir als Mensch nach der Vault das oberste Ziel, meinen Sohn zu finden. Ich glaube, das lässt viele Schrecken und Gefahren im Ödland erst mal in den Hintergrund treten.

    Obwohl ich kinderlos bin, kann ich mir schon vorstellen, welch mächtiger Motor die Sorge um ein Kind ist.

    Und je weiter die Story voran schreitet, findet man ja andere, spannende Menschen und eben auch Verbündete.

    Spätestens, wenn ich auf Nick treffen würde, würd ich mich sicher fühlen. Mit dem kann man Pferde stehlen.

    Menschen können sich solchen Umständen anpassen. Wenn du bedenkst, was die Generation unserer Grosseltern nach dem Krieg vorgefunden hat und was sie aufbauen musste.

    Menschen sind stark und taff, besonders wenn sie es sein müssen.

    Was das Ende der Geschichte angeht, muss man vom Idealbild seines kleinen Sohnes Abschied nehmen und das sehen, was er geworden ist. Die Umstände seines Aufwachsen haben auch hier die Richtung vorgezeichnet.

    Persönlich hasse ich das Institut und seine Philosophie.

    Ich würde und könnte, zwar mit Bedauern und Schmerzen, Shaun loslassen, sowohl übertragen, als Mensch, der er geworden ist, aber auch im Tod.

    Und ich würde mit meinen Freunden, vor allem Nick, das Ödland rocken.

    Und wir würden glücklich leben, bis ans Ende unsrer Tage!

    Well maybe when your mothers finished mourning your father, I’ll keep her in black, on your behalf.

  • Innerhalb meiner Ansicht und Moralvorstellung würde ich sagen,das die Motivation seinen Sohn zu finden und natürlich auch damit verbunden den Tod seiner Frau zu rächen an erster Stelle steht.

    Das dauert einige Zeit.

    Der Charakter lernt relativ viele Leute kennen,die in dieser Zeit geboren sind und dort leben müssen.

    Wie Pinkie geschrieben hat zum Beispiel auch Nick Valentine.Ich erwähne hier auch noch Piper,da man ja Storytechnisch zwangsläufig nach DC muss.Ich nehme an das diese Leute dir den Kopf schon zurechtrücken könnten und dir vor allen Dingen auch neuen Mut geben würden nicht aufzugeben.Sie würden für deine Probleme und Sorgen ein offenes Ohr haben insofern du sie kennenlernst und sie deine Freunde werden.Eine Romanze mit Piper würde dem Charakter sicher auch zusätzlichen Halt geben,wenn man letztendlich damit abgeschlossen und akzeptiert hat das der Partner tot ist.

    Ich sage mal,man könnte schon dort leben ohne sich eine Kugel in den Kopf zu jagen...vorausgesetzt das besorgen nicht andere für dich...

  • Ja, das sind schon interessante Gedankengänge. Das tolle an einem Rollenspiel wie FO4 sind die großen Freiheitsgrade, man kann die Geschichte selbst erzählen.


    Mein Charakter war anfangs sehr traumatisiert und verängstigt. Daran habe ich meine Spielweise angepasst und bin nur ganz vorsichtigt und langsam vorgegangen. Zuerst habe ich Sanctuary aufgeräumt, z.B. alle Gartenzäune wieder aufgestellt und den Dreck weggeräumt so gut das ging, so als ob mein Charakter die Realität nicht anerkennen wollte.

    Die ersten ca. 20h habe ich nur die nähere Umgebung erkundet und bin immer wieder zurück nach Sanctuary. Weiter südlich als das Drumlin Diner und weiter östlich als die Eisenbahnlinie habe ich mich in dieser Zeit nicht vorgetraut.


    Erst nach und nach merkte mein Charakter, dass er in der neuen Welt fast besser zurecht kommt als in der alten, in der er stark in eine Rolle des perfekten Vorstadtmenschen gedrückt wurde und unglücklich war. Bald kam das Gefühl der Macht dazu, er wurde richtig gut in dem, was er da tat: Töten und Stehlen. Zwar nur die "Bösen", aber der moralische Kompass funktioniert im Ödland auf Dauer nicht besonders gut.


    Das Ende war dann unvermeidbar, spätestens als die BOS ins Spiel kamen. So wollte er auch sein, gepanzert und unverwundbar, nie wieder Angst haben müssen. Er wurde von der Macht korrumpiert und wählte die dunkle Seite, spätestens als er seinen Sohn fand und die Wahrheit erkannte, gab es kein Zurück mehr.


    Da Elder Maxon keinen zweiten Elder neben sich duldete, schaffte er sich sein eigenes BOS Chapter auf Spectacle Island, zusammen mit dem ausgestoßenen Danse. Finanziert wurde das Chapter durch Drogen, die industriell hergestellt wurden, zeitgleich verschwanden immer mehr Menschen. Er wollte ja nur gutes tun und die Menschen im Commonwealth vor dem Bösen schützen, doch eins bleibt immer gleich... War never changes



    Etwaige Ähnlichkeiten zu Walter White sind beabsichtigt ;)

  • Also ich glaube es steht außer Frage, dass das traumatisierend ist, wenn man miterlebt wie die Gattin erschossen und der Sohn entführt wird. Dann, wenn man die Vault verlässt, muss das eigentlich den endgültigen K.O. geben. Daher kann ich gut nachvollziehen, dass man sich dann freut Codsworth anzutreffen, weil das quasi das einzige ist, was einem vertraut ist - auch wenn es nur ein Roboter ist.


    Spätestens hier wäre ich persönlich im realen Leben total am Ende. Sorry, aber ich würde, weil ich nichts anderes auftreiben kann, vermutlich Wasser aus dem Bach trinken oder vllt irgendwo aus einem Brunnen ziehen, obwohl ich genau weiß, dass das verstrahlt ist. Lieber Krebs in ein paar Wochen oder Monaten als heute verdursten, aber der eh schon depressiven Stimmung hilft das sicher nicht. Also hier würde ich schon damit anfangen mir eine Kugel zur Seite zu legen, falls es zu übel wird, aber Sohnemann ist ja noch irgendwo da. Kann angehen, dass man erst mal in den Rache-Modus schaltet und alles andere vergisst. Nichtsdestotrotz bleiben ja die Grundbedürfnisse, die man stillen muss. Etwas Essbares auftreiben wird auch schwierig, aber immerhin gibt es Tiere und ich habe eine Knarre und vllt. bekomme ich hin Feuer zu machen, aber das war es auch.


    Generatoren, Aufbereiter usw. würde ich im Leben nicht hinbekommen. Ich finde hier verschenkt Fallout 4 viel Potenzial. Man müsste das eigentlich erst mal alles lernen oder zumindest irgendwo die Teile besorgen und wieder zum Laufen bringen. Auch das Jagen und Anbauen könnte müsste auch ein Soldat noch lernen, aber wir basteln uns halt aus etwas Kupfer, zwei Zahnrädern und ein bisschen Atommüll einen Generator. Zimmermann sind wir auch noch und meißeln uns aus ein paar toten Baumstämmen und das Holz vom Griffstück eines Schraubenziehers ein vierstöckiges Gebäude hin, aber das ist ein anderes Thema :rolleyes:


    Dann hätte ich den nächsten Schock bei den ersten mutierten Tieren und dann bei den Raidern. Ganz ehrlich: Klar ist man Soldat gewesen, aber ich glaube auch einen Soldaten lässt es nicht kalt sich durch dutzende Leute zu metzeln, ständig mit der Angst selbst abzunippeln (wobei letzteres dann vermutlich auch eine Erlösung ist).


    Der einzige Lichtblick wären für mich tatsächlich die Überlebenden im Museum, mit denen man dann eine kleine Siedlung aufbaut. Hier hätte ich mir so gern gewünscht, dass sich daraus später eine eigene Fraktion bildet und man dann mit denen bestimmt mit wem man sich zusammentut und mit wem nicht. Eigene Logos, eigene Philosophie usw. Da könnte man eher den verschlossenen Depressiven spielen, der sich mit anderen Verzweifelten zusammengetan hat, anstatt den liebevollen Ja-Sager mit Helfersyndrom zu geben. Naja, aber das ist auch ein anderes Thema.


    Das Problem ist, dass man nach dem Codsworth Dialog einfach nicht mehr bekümmert ist. Ich wäre am Rande meiner psychischen Gesundheit und würde definitiv mal ordentlich losmeckern. Jedes zusammengestürtzte Gebäude wird betrauert oder es wird halt gemeckert. Bei mir würde es vermutlich in eine ganz kranke Form von Galgenhumor ausarten.


    Also mir passt es zum Beispiel überhaupt nicht, wenn der Charakter völlig emotionslos und freundlich spricht. Man hat nichts zu verlieren und in der Welt haben die anderen Charaktere nichts besseres zu tun als sich wegen ein paar Kronkorken umzubringen. Von Vergewaltigungen usw. hört man bei Fallout eig. auch viel zu wenig, wo ich eher glauben würde, dass das auch an der Tagesordnung wäre. Ich finde es braucht auch noch die Momente, wo ich die aufgehobene letzte Kugel doch noch für andere nutzen will.


    Da würde glaube ich generell jeder von uns durchdrehen und ich finde es einfach schade, dass wir bei Dialogen kaum die Wahl haben auch mal Dampf abzulassen. Beim Drumlin Diner geht das zwar noch halbwegs, zumindest in eine Richtung, aber das ist einfach viel zu wenig. Also den Bürgermeister von Diamond City würde ich da sowas von an die Wand hämmern, wenn der nach meiner Frage, ob er mich denn verarschen wolle, noch so überheblich bleibt. In der Situation würde ich zumindest nicht irgendeine Fremde fragen, was ich denn jetzt machen solle :rolleyes:


    Hier muss man leider zugeben, dass selbst eigentlich emotionslose Hexer in Witcher III mehr Emotionen bei Dialogen und gescripteten Scenen oder Videosequenzen zeigen. Also alleine wie man Hurensohn Junior foltert und befragt und ihn anschließend wütend umlegen kann, entflammt doch das Gamerherz ungemein. Sowas fehlt mir einfach. Stattdessen ballert man sicj kommentarlos durch die Horden, während ich im RL mein ganzes Schimpfwortreportoir ausgepackt hätte und selbst gegnetische Kadaver noch beschimpft hätte, aber nichts...

  • Endlich mal wieder ein schönes Thema zum diskutieren. Danke Nate. Hab hier sehr gerne gelesen. Habe vielleicht gleich von Anfang an den Fehler gemacht mit Nora zu starten. Als Nate, am Kinderbett, mir anbot spazieren zu gehen, und eigentlich sagen wollte: hör mal, können wir gleich getrennte Wege gehen? War ich erlich gesagt erleichtert das der Typ die Vault nicht verlassen hat. Hier habe ich einen weiteren Fehler gemacht. Hier hätte ich direkt neu starten müssen mit einem männlichen Char. Die Geschichte hab ich also nicht so nah erlebt wie einige von euch. Wenn ich erlich bin, hat mich der kleine Hosenscheißer auch nicht sonderlich interessiert. Es war immer ein Muss der Hauptstory zu folgen. Dagegen ist mein Herz im Ödland richtig aufgegangen. Lynx hat es gut getroffen mMn mit Generatoren etc. So viel Potential... Tja jetzt muss ich erstmal mein Ödland aufräumen gehen in RL. Vielen Dank ;)

  • Sehr interessantes Thema! Vielen Dank dafür! :thumbup:


    Es ist natürlich schwer, sich dem Gemütszustand des Protagonisten tatsächlich anzunähern, denn wir neigen ja dazu, die Geschehnisse aufgrund unserer eigenen Erfahrungen und Empfindungen zu interpretieren.


    Ich glaube kaum, dass das Leben von Nate vor dem Bombenfall tatsächlich "unbeschwert" war. Er war im Krieg, ist höchst wahrscheinlich traumatisiert zurückgekehrt. Wer selbst schon einmal ein schweres Trauma verarbeiten musste, weiß, dass es einen nie ganz loslässt. Man lernt, damit umzugehen, denn das ist das Einzige, was einem bleibt, wenn man wieder Normalität in seinem Leben finden möchte. Und ich glaube, dass in dem Moment, als die Sirenen losgehen und die Familie zum Vault eilt, Nate bereits in den Ausnahmezustand versetzt wird. Das reißt alte Wunden auf. Er ist Soldat - er funktioniert, weil er funktionieren muss - aber emotional ist er extrem angespannt. Nicht nur Erinnerungen kommen wieder hervor, sie mischen sich mit der Angst um die eigene Familie. Diese wird zur Wirklichkeit, als er Zeuge des Todes seiner Frau und der Entführung seines Kindes wird.


    Für mich ist der Sohn der einzige Grund, warum der Protagonist nach dem Auftauen nicht völlig in sich zusammenbricht und verzweifelt. Es gibt etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Auf dem Weg dahin findet er Verbündete, schließt Freundschaften. Vielleicht findet er in den Gruppierungen eine Art "neue" Familie, oder zumindest etwas, das seinem Leben wieder Halt gibt. Völlig unabhängig von Shaun, eine neue Bestimmung. Je länger die Suche dauert, desto mehr tauchen auch Zweifel und Ängste im Inneren des Protagonisten auf ... wenn am Ende des Weges doch nichts auf ihm wartet, hat er zumindest Menschen um sich, die ihn auffangen.


    So habe ich das Spiel immer gesehen und gespielt. Für mich war es extrem wichtig, dass mein Charakter Anschluss findet und die Reise nicht allein bestreiten muss, denn ein Weg erscheint einen weniger mühsam, wenn man ihn zusammen mit seinem besten Freund geht. Für mich waren Dogmeat, Nick und Deacon diese Freunde, ohne sie hätte mein Charakter das Institut wohl niemals erreicht. Körperlich wäre er vielleicht in der Verfassung dazu gewesen, aber nicht emotional.

    I really want to know how the Big One started. What idiot fired first? Why? What the hell did they think they'd gain?
    -Deacon-

  • Es ist nicht so, dass ich Fallout 4-Charakter nach dem Motto gestalte, es ist sowieso nur ein Game mit einem für das Prinzip unpassendem Plot, hanebüchener Story und unattraktiven Fraktionen, dann kann ich auch die Sau rauslassen. Mein Charakter klaut nicht und kämpft nur in Notwehr und seine Karriere ist vorbei, sobald mich einer der Partien aussschickt, die anderen zu massakrieren.

    Aber effektiv, nach dem ersten Durchgang Anno Dazumal war mein Sohn so etwa das Letzte was an dem Game attraktiv für mich ist und am Ende diesen nutzlosen Maschinen-Sohn zu kriegen, betrachte ich eher als slap in the face. Man könnte die Rolle als Rabenmutter mit überraschend hübschem Gesicht für die Umgebung beschreiben, die lieber Pümpel farmt, Raider kloppt und komfortable Klos für die Siedlungen baut, als den Rotzlöffel zu suchen. Vielleicht weil sie ingame eine Vision hat, das alles für die Katz ist.

    Ich könnte unter anderen Umständen darüber nachdenken, wie sich eine Mutter fühlen würde in der Apokalypse, aber bei dem Game versagt meine Empathie spätestens wenn ich in der PA stecke und Raider mit einer Minigun metzle.

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