Dieser Text kann Spoiler enthalten. Wenn ihr die Hauptstory von Fallout 4 noch nicht hinter euch habt und keine Spoiler mögt, schaut lieber weg.
Liebe Forum Mitglieder und Ödländer,
ich bin neu in diesem Forum und wollte euch einfach mal fragen ob ihr diese folgende Ansicht auch so teilt. Wenn es so einen, oder einen ähnlichen Thread bereits gibt, bitte ich das zu entschuldigen. Kommen wir mal zum Hauptteil (Ich beziehe mich im Übrigen auf den männlichen einzigen Überlebenden da ich nicht immer beide Varianten einbinden möchte und ich mich auch selbst für den männlichen Charakter entschieden habe):
Findet ihr nicht auch, das der einzige Überlebende eigentlich emotional extrem geschädigt aus diesen ganzen Vorkommnissen herausgehen müsste? Er wurde in einer (größtenteils) friedlichen Welt geboren. Sauberkeit und beinahe uneingeschränkter Konsum gehörten für ihn zum Leben. Er hatte eine wunderbare Frau, war bereits im Krieg und war stolzer Vater eines Kleinkindes. Er lebte in einem amerikanischen Vorzeigehaus und von den Versorgungskämpfen rund um die knappen Rohstoffe bekam er größtenteils nichts mit. Das legen uns die ersten Szenen von Fallout 4 nahe. Er hatte eigentlich ein unbeschwertes Leben und kehrte gesund aus dem Krieg zurück. Er hatte ein großes fusionsbetriebenes Auto und seine Familie war definitiv nicht arm. Als die Atombomben fielen und dann auch noch seine Frau vor seinen Augen erschossen wurde und zu allem Überfluss auch noch sein Sohn entführt wurde, muss für ihn doch eigentlich eine Welt zusammengebrochen sein. Natürlich kann man seine Gefühle im Spiel ein wenig simulieren, aber wenn er kein Synth ist, müsste diese Angeschlagenheit eigentlich in den Dialogoptionen noch mehr rauskommen. Besonders wenn er durch das post-apokalyptische Boston streift, stelle ich mir die Gefühlslage als extrem schwierig vor. Er hat diese Stadt vor dem Krieg gefüllt mit vielen glücklichen Menschen und vor Allem, sauber erlebt. Ohne die Mutanten, die schrecklichen wilden Ghule und die Raider. Es muss für einen Menschen extrem schwierig sein, ohne Verwandte oder alte Freunde durch eine Welt zu gehen, die man in einem deutlich besseren Zustand kennen gelernt hat. Das Töten im Ödland sollte ihm nicht so schwer fallen, er war ja Soldat. Aber, und da kann ich nur für mich sprechen weswegen ich ja auch eure Meinung hören möchte, würde mir spätestens nach dem Tod meines Sohns am Ende der Hauptstory das Leben nehmen. Seine einzige Motivation das Ödland zu erkunden war doch eigentlich seinen kleinen Sohn zu finden, der wie sich am Ende herausstellte, schon älter war als er. Natürlich findet er neue Bekannte und man kann als Spieler ja auch romantische Beziehungen zu Begleitern starten, aber die gesamte Situation muss so schwer sein. Ich habe in der Einleitung sein früheres Leben so beleuchtet, weil man einfach die wahrscheinliche (zeitweise) Unbeschwertheit seines Lebens betrachten muss um auf den Gefühlszustand von ihm zu schließen. Er wird ja nicht den ganzen Tag zu Hause gehockt haben, und viele Wesen und Tiere und Orte müssen ihn doch eigentlich gruseln. Die Gesamtsituation in Fallout 4 ist ja zusammengefasst folgende: Große Zerstörung nach Abwurf von Atomwaffen, Heimsuchung der alten Welt durch wilde, tödliche und abscheuliche Kreaturen und keine festen Systeme.
Ich könnte mir vorstellen, er hätte zum Beispiel in der RNK an der Westküste noch ein deutlich besseres Leben gehabt. Er hätte sich vielleicht dem Militär angeschlossen und in einem halbwegs normalen System gelebt. Aber wenn man den Kontext des großen Einflusses der Regierung und von großen Firmen auf den klassischen Amerikaner der 50er betrachtet, dann muss eine so ungeführte Welt, in der das eigene Schicksal einzig und Allein von sich selbst und der Stärke seiner Waffe abhängt, für den einzigen Überlebenden sehr beängstigend sein. Alles in Allem müsste der einzige Überlebende nach einem Atomkrieg, der langsamen Erkenntnis das alles was er kannte Geschichte ist, dem Verlust seines Sohnes und seiner Frau und der Zerstörung von allem was er geliebt hat, so schwierig sein das an ein Überleben eigentlich gar nicht zu denken ist.
Ihr habt es geschafft. Um diesen langen Text zu lesen bedarf es etwas Ausdauer. Aber jetzt würde ich gerne wissen, was ihr dazu sagen würdet.