Ich habe mir die dritte Game of Thrones-Folge eben noch einmal auf deutsch angeschaut ... hier meine Eindrücke:
Die zwei größten Kritikpunkte wurden hier ja bereits genannt: Der Schlachtplan, der offenbar von einem 5-Jährigen entworfen wurde, und die absolut nicht zufriedenstellende Auflösung des Nachtkönig-Konflikts.
Isoliert davon betrachtet, hatte die Folge durchaus ihre epischen Momente. Eindrückliche Bilder (sofern man etwas sehen konnte), stimmige Musik, gute Kampfszenen. Auch haben für mich die Verstorbenen durch die Bank weg ein angemessenes Lebewohl bekommen. Jorah und Theon - aufopfernd und rührend - da hatte ich wirklich ein Tränchen in den Augen. Die kleine Mormont, die todesmutig auf den Riesen zu stürmt. Beric Dondarrion, der seine Bestimmung erfüllt hat. Edd, dessen Zeit schon lange abgelaufen war. Und schließlich Melisandre, die zwar das Feuerzeug nicht schnell genug findet, aber mit dem Ende der Schlacht auch das Ende ihrer eigenen Geschichte erreicht. Das hat mir gut gefallen.
Es gab auch noch andere schöne Augenblicke: Die kurze Szene mit Tyrion und Sansa in der Krypta, fast ein Romeo-und-Julia-Moment, wenn auch nicht richtig zu Ende gedacht. Jaime und Brienne, Seite an Seite gegen die Untoten kämpfend. Die fand ich übrigens auffallend gut gemacht, die haben mir teilweise Gänsehaut verpasst. Das war super. Grauer Wurm, der für mich zwar überraschend überlebt hat, aber seine Truppe gut im Griff hatte. Absolut fehl platziert hingegen war für mich Sam, der hatte da draußen nichts zu suchen und hätte konsequenterweise gefühlt 16-mal sterben müssen.
Die Schlacht, tja. Kavallerie verheizen. Triböcke in der ersten Reihe, die genau einmal schießen. Speerträger auf offenem Feld, anstatt sie in den Durchgängen zu platzieren. Keine bemannten Mauern. Von selbst nach vorne stürmen, obwohl man zahlenmäßig weit unterlegen ist und die taktisch bessere Stellung inne hat. Die größten Vorteile (Drachen, Feuer und Drachenglas) nicht effektiv einsetzen. So ein Blödsinn. Dass sie gewusst haben, dass jeder gefallene Mann als Untoter zurückkommen kann und wird, macht es noch einmal um so tragischer. Ehrlich, so scheiße wie sie gekämpft haben, hätte Cersei es sogar verdient, am Ende auf dem Thron sitzen zu bleiben.
Man kann auch nicht einmal sagen, dass die Drehbuchschreiber die Taktik zugunsten der Spannung oder Geschichte geopfert haben, da sie die Schlacht mit etwas mehr Grips genauso imposant hätten verfilmen können. Leider merkt man hier genau das, was sich seit einigen Staffeln bei GoT abzeichnet: Die Serie besteht nur noch aus Hollywood-Popcorn-Kino und Trash. Besonders gut zu sehen war das an der Szene in der Krypta, die nun wirklich absolut trashig war. Ein billiger Schockmoment, mit dem eh jeder gerechnet hat. Warum schafft es ein Untoter in der letzten Staffel nicht, sich aus einer Holzkiste zu befreien, aber ein Steinsarkophag stellt kein Problem dar? War wohl doch nur Pappmaschee.
Der Nachtkönig ... was soll man sagen? Über so viele Jahre baut man ihn, die Weißen Wanderer und die Untoten als ultimative Gefahr auf, nur um sie durch einen Taschenspielertrick zu entsorgen? Ich habe kein Problem damit, dass Arya Azor Ahai ist und die Dunkelheit beendet, aber die Art und Weise wie sie das inszeniert haben, stinkt mir. Kein Kampf zwischen Nachtkönig und Jon? Was hat der eigentlich die ganze Folge gemacht, gefühlt war er 90% der Zeit genauso nutzlos wie Bran. Als es dann endlich zur Gegenüberstellung von Nachtkönig und Bran kommt, bleibt nur Leere. Keine Silbe. Kein tieferer Sinn. Dann der Assassinen-Sprung von Arya, der das Elend beendet.
Als Zuschauer bin ich einfach nur enttäuscht. Rückwirkend betrachtet, ist die ganze Problematik Bran-Nachtkönig-Ewiger Winter völlig sinnlos. Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Storyfaden angemessen aufzulösen ... das ist nicht nur schlechtes, sondern grottenschlechtes Writing. Schämt euch.
Am Ende ... viel Lärm um nichts. Und verschenktes Potenzial. Schade.