• Kapitel VIII



    1 Tag nach dem Day-Z:
    Oklahoma City: Einkaufs Mall
    >> 06.08.2024 Sa. 11:15 a.m.
    Evelyn Joule




    Ein leises Gähnen, ein kurzes Zerren, ein leichtes Blinzeln, brachte die schlafende Frau aus der bewusstlosen Finsternis, in der sie sich befand. Ein grüßendes, schmerzendes Trommeln auf ihrer Wange trieb ihr eine Bleiche ins Gesicht, dessen lilafarbene Blutergüsse auf ihrer Backe aussahen, als würde eine Pflaume tief im angehenden Winter im Schnee stecken. Ihr linker Arm, der sich stützend auf ihrer Stirn befand, war eingeschlafen und ein unangenehmes Kribbeln durchflatterte wie tausend Schmetterlinge ihre Blutbahn in ihrer Rechten. Sie richtete sich irritiert auf, blickte eine Ewigkeit in das flackernde Bürolicht, das an der Decke surrende Geräusche verursachte und setzte ihre Füße auf den Boden. Das zugeschnürte Eisbündel flog auf ihren Schoß und tropfte an ihrem Hosenbein vorbei auf den Teppich. Ihre Augen fixierten unausgelassen Nathan, der auf dem Bürostuhl alle Viere von sich gestreckt auf dem Boden hatte und in einer buckligen Haltung schlief. Sein Mund stand weit offen, sein Kopf im Nacken und er schnarchte nach jedem Male, wenn sich sein Brustkorb erhob. Jede Bewegung trieb der Frau einen undefinierbaren Stromschlag in die Knochen, dessen Ausmaße so gewaltig waren, dass sie jedes Mal ihre Mimik verziehen musste. Was für ein Elend. Die Ruhe der Selbsterkenntnis ließ ihr inneres Ich erstarren. Ausdruckslos blickte sie zu ihrer Rechten, wo eine schwarzhaarige Frau ihre Hände in ihr Gesicht grub. >>Was passiert hier nur? Warum das alles?<< Eve senkte ihre Hände und verschränkte diese, ignorierte das Wimmern. Ihre Blicke flogen auf Nathan. >>Wenn in der Hölle kein Platz mehr ist, kommen die Toten eben auf die Erde. …<< Ein lustloser Blick flog zur Seite und musterte Evelyn, die schluchzend mit ihrem Brustkorb stockte, während die Soldatin noch immer ihren Kopf auf den Soldaten gerichtet hielt. Eve seufzte. >>Wir brechen bald auf und gehen zu diesem Unterschlupf. Ab dann sehen wir weiter. …<<


    Eine kurze Szenerie auf den Bildschirmen weckte die Neugierde der Frau. Auf dem flimmernden Bild konnte man die große Eingangshalle der Mall erkennen. Viele Schleicher steuerten triebgesteuert auf einen Winkel zu, dessen Bild die Kamera nicht einfangen konnte. Eve suchte die nächsten Bildschirme ab, doch sie konnte nichts finden, was die Aufmerksamkeit der Schleicher auf sich zog. Langsam erhob sie sich vom Sofa und ging mit wackligen Schritten auf den Schreibtisch zu. Sie befand sich nun unmittelbar neben Nathan, der den Schlaf der Gerechten vollzog. Eve ersuchte angestrengt jeden Pixel auf den Schirmen nach einem Hinweis. Minuten vergingen ohne zu blinzeln und ihre Augen brannten angestrengt. Wieder entfuhr ein leiser Seufzer ihren Lungen, dann das erlösende Löschen des Brandes auf ihren Lidern. Sie drehte sich um und lehnte sich gegen die Kante, blickte auf den Eimer mit den Lebensmitteln. Ohne zu zögern erhaschte sie sich eine trockene Semmel und biss hinein, musterte ihre bessere Hälfte auf der Couch, die geistesabwesend vor sich hinstarrte. >>Kannst du dir vorstellen was mit deinem Mann passiert ist?<< Keine Antwort. Evelyn zuckte mit den Schultern und überhörte die Frage. >>Vielleicht ist er abgehauen nachdem er uns erschossen hat. Oder …<< >>Hör auf …<< Eve zog ihre Augenbraue nach oben, biss wieder ein Stück von der Semmel ab. >>… vielleicht hat er sich auch selbst das Leben ge - …<< >>ICH SAGTE HÖR AUF! << Die Soldatin zuckte durch den aufhellenden Schrei zusammen. Evelyn auf der Couch, sie ballte ihre Fäuste und umschlang Mr. Bommels, den Hasen, fester in ihren Armen. Ihre nassen Augen weinten stumme Tränen und ihre Unterlippe zitterte im aufwallenden Takt ihrer Gefühle. Sie stampfte auf den Boden und schüttelte den Kopf. >>Ich WILL davon NICHTS hören … Also halt deine Klappe! << Schmollend plusterte die Soldatin ihre Wangen auf und winkte ab. >>Schon gut schon gut. …Nicht gleich hysterisch werden Fräulein. Ich denke nur eben schon voraus. Macht es Sinn Joseph zu suchen?“<< Nun horchte Evelyn auf, ihre Haare fielen ihr vor die Augen und sie hatte es schwer Eve am Schreibtisch neben Nathan zu sehen. >>Dein Mann wusste von der Sache. Er hatte versucht uns zu warnen, kam allerdings zu spät. Ich gehe nicht davon aus, dass er tot ist. Ich kann es nicht begründen, es ist vielmehr ein inneres Gefühl, nennen wir es Instinkt.<< Evelyn machte eine garstige Handbewegung. Dabei rümpfte sie sich die Nase und ihre Augenbrauen fielen angestrengt zusammen. >>Komm zur Sache!<< erwiderte sie trotzig. Eve seufzte, biss erneut in die Semmel und warf einen prüfenden Blick zu Nathan. Sie zuckte mit den Schultern. >>Naja. Was würdest du an seiner Stelle tun?Du kennst das Geheimnis oder das Mittel, dass die ganze Welt in Chaos versetzt. Menschen sterben. Du weißt genau, dass du Schuld an der Apokalypse hast und dass du sie produziert hast. Was tust du nachdem du deine Familie erschossen hast?<< In Evelyn lag eine undefinierbare Leere, die man an ihren Augen ablesen konnte. Sie knuddelte den Hasen fester. >>Option A: Sich selbst das Leben nehmen weil alles keinen Sinn mehr macht? Nicht Joseph. Dein Mann ist ein Wissenschaftler vom Feinsten. Sein Ehrgeiz, seine Ziele, sind stets klar definiert. Ich kenne Joseph genauso gut wie du und ich glaube, dass er es sich zur Aufgabe machen wird eine Lösung für das Problem zu finden, nachdem eh alles für ihn keinen Sinn mehr macht. Hoffnungen hat er keine zu verlieren, deswegen gehe ich stark davon aus, dass er zurück …<< >>ins Labor ist.<< Erwiderten Beide gleichzeitig. Ein kurzer Hoffnungsschimmer durchblitzte die matten Augen der jungen Frau auf dem Sofa.


    Nathan zuckte knurrend mit seiner rechten Hand und kratzte sich damit unachtsam an seinem Bauch. Er machte schmatzende Geräusche und Eve sog jedes Detail des Blondhaarigen in sich auf. Sie grinste keck, ballte eine Faust und schlug sie auf die Schulter des Mannes. >>He, aufwachen. Mit deinem Geschnarche lockst du sämtliche Schleicher an.<< Nathan wuchtete sich nach vorne und hielt sich mit seinem Gewicht auf den Beinen. Der Stuhl, er wackelte von einer Seite zur Anderen und drehte sich im Kreis, wie ein Kreisel in einemSandsturm in der Wüste. Er wuchtete seinen Kopf. >>Was wie wo Schleicher?! << Eve kicherte leise und drückte dem Mann ein Stück Semmel in den Mund. >>Hmpf hmrpfs fmmp<< >>Wenn du weiter Mammutbäume absägst ist der Gedanke nicht sehr abwegig, dass wir bald Besuch bekommen ….<< Nathan schluckte den Bissen des Brötchens runter und holte tief Luft. Seine müden Augen schweiften über das lange, gewellte schwarze Haar der Frau, das sich über ihre Schultern legte. >>Geht es dir gut Eve?<< Die Frau verschränkte die Arme und zuckte mit den Schultern. >> Wie soll es schon jemanden gehen der vor kurzem erschossen wurde? Alle Körperteile sind noch dran. Die Apokalypse steht auf Hochtouren. Ein perfekter Tag um Pancakes zu machen, findest du nicht?<< Nathan seufzte kurz. >>Bei allem Respekt und deinen Sarkasmus in allen Ehren, Eve. Ich mach mir Sorgen. Es bringt dir nichts auf dicke Hose zu machen wenn du anschließend auf den Straßen zusammenklappst.<< Wieder winkte die Frau ab. Sie fischte sich eine leere Kaffeetasse vom Schreibtisch und ging damit an das Spülbecken im Raum um sich etwas zu trinken zu holen. Sie benetzte ihre roten Lippen seicht mit dem Inhalt der Tasse und leckte sich mit ihrer Zunge darüber. Sie schüttelte den Kopf. >>Das ist ja schön das sich Romeo Sorgen um seine Julia macht.<< Sie trank die Tasse aus und stellte sie verkehrtherum in die Spüle. >>Alles in Ordnung Großer.Es pocht ein wenig, hält mich aber nicht davon ab diese Mistviecher zu erledigen.<< Sie hielt einen Daumen nach oben.


    Sie wandte sich zurück an die Bildschirme und ließ noch einmal einen kurzen Blick über das nun leere Sofa wandern. >>Einige Schleicher haben sich in diese Ecke verzogen. Die Kamera konnte allerdings das Bild nicht einfangen. Irgendwas läuft in der Mall. Wir sollten vielleicht bald aufbrechen.<< Nathan nickte angestrengt und wuschelte sich durch seine abstehenden Haare. Seine kleinen Augen presste er zusammen und versuchte das Flimmern auf den Kameras zu identifizieren. >>Besuch?<< erwidere er trocken. Die Frau zuckte fraglich mit ihren Schultern. Sie ging zurück auf die Couch und öffnete ihren Rucksack. Sie bespickte diesen mit ein paar Lebensmitteln die Nathan aus der Küche mitbrachte sowie mit Munition und dem Hasen, der auf der Couch saß und in die Leere blickte. Ihr Gewehr schulterte sie vorsichtig auf die gesunde Schulter und fuhr sich einmal durch ihr Haar. Nathan tat es ihr gleich, indem er vom Stuhl aufstand und ebenfalls nützliche Dinge wie Waffen und Munition zusammensammelte. >>Dann …<< Ein kräftiges Scheppern, ein lautest Zerren unterbrach Nathans tiefe und brummige Stimme. Das Geräusch kam von der Tür, dessen Klinke stetig versuchte nach unten zu drücken.Das Schaben des Metallgriffes hinterließ Spuren auf der Oberfläche der Barrikade, die die beiden zuvor vor die Tür stellten. Ein lautes Hämmern folgte nun nach dem kläglichen Versuch die Tür zu öffnen. >>SCHEISSE! MACH DIE TÜR AUF! DIESES VIEH ES … << Stille. Das Hämmern verschwand, ein leiser Atemzug legte sich angespannt zusammen mit dem anbahnenden Adrenalin auf die Blutbahn der beiden Überlebenden. Eve richtete ihren Revolver auf die Tür und auch Nathan lugte mit einem Auge zwischen Kimme und Korn an der doppelläufigen Schrotflinte. Eve setzte einen Finger an ihre Lippen und signalisierte damit, ruhig zu sein. Ein leiser Schritt nach vorn, sie hielt inne. Dann wieder. >>AHHH GEH WEG! HILFE!!<< Draußen donnerte es erneut mit geballten Fäusten gegen die Tür, es fielen Schüsse. Ein lautes Raunen durchhallte den Flur auf der anderen Seite und ein lautes Schreien zerbarst das Trommelfell der beiden. Schwere Schritte donnerten draußen vor der Tür. Ein lauter Knall gefolgt von weiteren Schüssen. Auf dem Flur polterte es, als würden tausende Menschen mit schweren Schritten auf und Abwandern und dann, nachdem der letzte Schuss verstummte, war es still. Das laute Knacken von Knochen, das sabbrige Schmatzen, das Reißen von Sehnen und ein lauter, unwirklicher Schrei einer Kreatur, so laut, dass die Einrichtung zu vibrieren begann, hallte durch das komplette Gebäude. Erneute Stille. Nathans Flinte zuckte kontinuierlich in seinem aufkeimenden Herzschlag. Eve schluckte schwer und malte sich bereits die Situation aus. Sie waren verloren. Sollte das, was draußen war, hier hereinkommen, gab es kein Entkommen. Sie waren eingesperrt. Eingepfercht in ihrem eigenen Grab. Sie warteten eine gefühlte Ewigkeit. Nun kratzte es an der Tür, als würde eine überdimensionale Katze Einlass erbitten. Das Schaben an der Tür erinnerte an eine Tischlerei, dessen Hobel mit seinen scharfen Messern mühelos über das Holz schabte. Ein leichtesDonnern. Die Tür wies erste Beulen auf und die Barrikade schob sich durch die Wucht nach hinten. Eve und Nathan, beide gingen sie einen Schritt nach hinten. Ihre Herzen rasten vor Anstrengung und der allgegenwärtige Schmerz auf der Wange der Frau, hielt sie auf einem schmalen Grad zwischen Wirklichkeit und Ohnmacht. Noch einmal donnerte es an der Tür. Der Rahmen war verzogen, die Klinge verbogen, das Gestell nicht mehr als solches zu erkennen.Ein weiterer, lauter und unendlicher, tiefer Schrei, vergleichbar mit dem eines Tyrannosaurus Rex, wuchtete beide einen weiteren Schritt nach hinten, dann entfernten sich die schweren und holprigen Schritte auf dem Flur. Eve zählte in Gedanken. >>21 … 22 … 23 …<< Sie ging einen Schritt nach vorne. Vor ihr versperrte ihresgleichen den Weg. Evelyn, sie breitete ihre Hände aus und ließ Eve nicht gewähren. >>Bist du des Wahnsinns? Wage es nicht die Tür aufzumachen!<< Eve zischte, legte eine Hand auf die Schulter der Frau und drückte sie zur Seite, ignorierte ihre Warnung und blickte ernst zu Nathan, der mit seiner Flinte aufschloss. >>Bereit?<< Der Soldat nickte. >>Kann man hierfür überhaupt bereit sein?<< Ein keckes Lächeln überzog die roten Lippen der Frau als Antwort.


    Langsam zog sie die Barrikade der Tür zur Seite und umfasste mit ihren warmen Händen den kalten Edelstahl, um es mit einer Wucht nach hinten aufzuziehen. Die Tür knarrte aus allen Angeln und schob sich über den Teppich. Draußen auf dem Flur war es dunkel. Abwechselnde Lichtblitze herunterhängender Lampen durchzuckten in einem Funkenregen den Flur undgaben nur spärliche Sicht auf das, was sich vor wenigen Minuten noch abgespielt hatte. Ein Geruch, wie in einer Fleischerei, zog sich zusammen mit blutigem Eisen, Schwefel und Schießpulver in die Nasenflügel der Frau. Sie würgte einmal kurz und trat hinaus in den Flur, dessen Teppich durchtränkt von einer roten Suppe war. Von den Wänden tropfte das blutrote Lebenselixier und auf dem Boden konnte man nur schwer erkennen, wer gerade eben noch an die Tür hämmerte. Ein zerfetzter Haufen Fleisch, zertrümmerte Knochen und ein eingedrückter Schädel, waren fontänenartig in jedem Winkel an den Wänden verstreut worden, als hätte ein Künstler seinen Farbeimer über eine Leinwand ergossen. Die Wände zu den anderen Büroflächen waren eingedrückt, zerkratzt, zerstört und brüchig. Erste Anzeichen ließen darauf schließen, dass das katzenähnliche, mutierte Vieh hier sein Unwesen getrieben haben musste. Nathan trat nun ebenfalls in den Flur hinaus und versuchte so gut es ging diesen Anblick nicht zuzulassen, ihn schnellst möglichst wieder zu vergessen. Eve senkte ihren Revolver und blickte nach links dem Flur entlang, wo am Ende ein spitzer Schwanz, ein Schatten, um die Ecke zog. Wieder erhellten Kurzschlüsse der herunterhängenden, aus denAnkern gerissenen Lampen das, was einst ein Flur war.


    Beide schlichen sie rechts das Abteil entlang zur aufgerissenen und zerstörten Glastür, die den Eingang in das Treppenhaus darbot. Sie stiegen sanft über die Glasscherben um so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Das Geländer zog sich verbogen vom obersten Stockwerk hinab in den Keller. Auch hier waren die Wände durch die gesamte Wucht der Kreatur zerstört und zerkratzt. Es war ein Anblick, als hätte ein Hurrikan hier sein Unwesen getrieben.Als Eve und Nathan das erste Stockwerk nach unten erklommen hatten, hörten sie sabbernde und stöhnende Geräusche von weiter unten. Die Schwarzhaarige Ex-Soldatin hielt kurz inne und beugte sich über das zerstörte Geländer, beobachtete, wie eine Horde von Schleichern sich in einer geballten Masse versuchten sich nach oben zu drängen. Angespannt biss sie sich auf die Unterlippe. >>Verdammt.<< Das Stockwerk, in dem sie sich befanden, war getrennt von einer Glastür mit dicken, silbernen Rahmen, dessen Notausgangschild grünlich schimmerte. Lautes Scherbenklirren gepaart mit weiterem Stöhnen durchzog sich durch das Treppenhaus und starke Griffe zerrten an Eve, die an ihren Schultern mitsamt ihrem Körper nach hinten gezogen wurde. Mehrere Schleicher schlugen durch die Glastür, grabschten nach allem was sich bewegte.Nathan, er reagierte schnell und zog mit seiner Flinte schwingende Kreise. Eve, sie drückte ihren Finger ruckartig nach hinten. Der Hahn des Revolvers spannte sich und donnerte mit einem Wimpernschlag unkontrolliert in die Trommel. Ein donnernder Schuss segelte mit einem tobenden Echo durch das Treppenhaus in den Boden und das Raunen der Schleicher wurde lauter und energischer. Eve wurde weiter nach hinten gezogen, die ersten blutgetränten Köpfe schoben sich sabbernd schmatzend durch die Tür, deren Oberkörper versperrt durch den Rahmen war. Ihre gleisenden Augen, die Schnittwunden in ihren Gesichtern, das Blut, welches ihnen den Mundwinkeln hinunterrannte, alles lechzte danach in das süße Fleisch der Frau zu beißen um ihren unendlichen Hunger zu stillen. Die dreckigen Finger gruben sich mit ihren abgerissenen Fingernägeln in die Schultern der Frau und sie konnte sich nicht befreien. Nathan, er spurtete los und hopste die letzten zwei Treppenstufen hinab um zur Frau zu gelangen. Er drehte seine Waffe und schlug mit dem Knauf in das Gesicht des ersten Schleichers, drehte sie erneut und legte die Flinte mit seinen zwei abgesägten Rohren an die Stirn des Monsters. Er drückte ab. Mit einem lauten Wumms zerbarst der Kopf des ersten Schleichers, er wandte seine Waffe und zielte auf den Brustkorb. Ein weiterer Schuss fiel und der zweite Schleicher torkelte nach hinten. Das warme, saftige Blut rannte der schwarzhaarigen Frau den Nacken hinunter und mit einem Ruck riss sie sich nach vorne, drehte sich um und drückte einen Schuss ab. Die Kugel flog durch die zerstörte Tür durch den torkelnden Schleicher, der seinen Kopf in den Nacken legte als die Kugel seine Stirn traf. Seine hintere Schädelhälfte platzte auf und hinterließ ein klaffendes Loch, dessen Inhalt die Flurwand tapezierte. Sabbernd gurgelnd, sackte er zusammen.


    Ein lauter, markdurchdringender, T-Rex artiger Schrei durflutete das Treppenhaus und alles darin begann zu vibrieren. Nathan und Eve wuchteten ihre Köpfe nach oben und erblickten, wie das Grauen mit einem lauten Toben durch die Mauer brach und auf der Ebene im obersten Stockwerk stand. Es riss sein Maul weit auf, schabte mit seinen Krallen auf dem Boden und wedele mit seinem Schwanz und brach damit immer wieder kleine Stückchen aus der Wand. Nathan packte Eve am Arm. >>Scheiße, wir müssen hier weg.<< Er drehte sich zur zerstörten Tür, biss sich auf seine Unterlippe. >>Keine Chance. Noch mehr Schleicher. …<< Eve zischte sarkastisch. >>Wir MÜSSEN nach unten. …<< sie presste die Trommel des Revolvers mit ihrem Daumen zur Seite und lud die zwei abgegebenen Schüsse nach. Mit einem einrasteten ‚Klick‘, drehte sie einmal die Trommel spielerisch und hielt die Waffe mit beiden Händen in Kopfhöhe. Wieder der laute Schrei und die Schleicher im Kellergeschoss wurden aktiver. Das Vieh im Obergeschoss setzte sich in Bewegung, es rasierte mit seinen Klauen über die Treppenstufen und presste sich zwischen Mauer und Geländer hinab. Eve Wandte sich um, setzte den ersten Fuß auf die Treppenstufe nach unten, 1 … 2 … Sie sprintete zusammen mit Nathan los. Das Gegurgel im Untergrund wurde immer lauter und lauter, das Schlurfen unerträglich. Die Schleicher, sie reckten ihre Hände und Mäuler nach oben obwohl sie nicht einmal in Reichweite waren. Kurzum stoppte die Frau, richtete den Revolver in die Masse. Schüsse fielen im Sekundentakt, doch die Monster blieben unbeeindruckt. Sobald ein Körper zu Boden glitt, nahm ein weiterer Schleicher dessen Platz ein. Die Masse, sie begann sich zu bewegen. Wie ein großer Pulk drängten sie sich langsam aber sicher nach oben, von oben, das Monster, es krallte stetig nach unten und wuchtete seinen gigantischen, schweren Körper gegen die Mauer, sodass Lampen oder das Mauerwerk zerbarsten. >>NACHLADEN!<< Schrie die schwarzhaarige Frau und drehte die Trommel auf. Wie ein Xylophonklimpern fielen die leeren Hülsen auf das kalte Gestein der Treppen und rollten in einem goldenen Regen hinab in den Untergrund. Nathan, er presste seinen Rücken gegen den der Frau, klackte seine doppelläufige Schrotflinte auf und entfernte die roten Hülsen, fischte in seinem Gurt nach zwei weiteren Patronen bevor er die Waffe mit einem Klick zurückschnappte und zweimal abdrückte. Das laute Donnern traf mit einer sengenden Geschwindigkeit das Katzenvieh das von oben kam, doch mehr als ein lautes, durchdringendes Schreien, bekam er nicht als Antwort. Wieder vibrierte das Trommelfell als würde es gleich Platzen wollen und beide Menschen mussten ihre Hände gegen die Schläfe pressen. >>Das wird so nichts Eve<< Wieder klappte er die Flinte nach unten und lud nach.


    Eve hielt auf der Treppe inne und überlegte. Ihr Herzschlag gab einen einschläfernden Takt vor, ihr inneres Metronom ruhig und beständig. Schließlich erblickte sie in der Masse der Schleicher etwas rotes, das sie zu ihrem Vorteil nutzen konnte. >>Nathan!<< Sie zeigte auf den Feuerlöscher, der hinter einer Plexiglasscheibe sicher verschlossen und nur spärlich durch die toten und blutenden Körper zu erkennen war. Der Soldat nickte, stellte sich auf dieselbe Stufe wie Eve und legte die Flinte mit seinen zwei abgesägten Rohren auf das Geländer, zielte über Kimme und Korn auf den Löscher. Er drückte ab. Die erste Patrone entlud sich in einem Funkenregen und flog mit blitzschnellen Kugeln auf die Monster zu. Das Schrot grub sich in das Fleisch der Monster ohne das eigentliche Ziel erreicht zu haben. Eines der Schleicher ging taumelnd zu Boden, ehe er sich wieder nach oben raffte und weiter die Stufen erklomm. Nathan zischte angewidert. Wieder drückte er den Abzug vollkommen durch. Der Hahn spannte sich und schlug in einem alt gewohnten Ton in die Kammer. Wieder donnerte ein Schuss, der Rückstoß verzerrte die Waffe. Nichts. Die nächsten Projektile fanden ihr Ziel in einem der Schleicher wider. >>EVE!<< Die Schwarzhaarige nickte. Der Soldat knickte wieder seine Waffe und lud neue Munition. Die Soldatin zielte mit ihrem Revolver mehrmals auf die Brust eines Schleichers der immer und immer wieder durch den Einschlag nach hinten geworfen wurde. Sie hielt die Luft an, zog ihre Augen zu schmale Striche, dann drückte sie ein letztes Mal ab. Die letzte Kugel flog mit einem zielsicheren Geheiß über die Köpfe der Schleicher hinweg zu dem, der das Ziel versperrte. Als wäre das Treppenhaus nun in Zeitlupe eingetaucht erblickte das Mädchen, wie die goldene Kugel in einem rotierenden Schwung in den Hals des Schleichers versank. Zuerst riss die Haut des Halses auf. Stück für Stück, ganz langsam. Vereinzelte Blutstropfen gelangen an die Oberfläche und wurden durch die Wucht der Kugel mit einem saftigen Schmatzen an allen Seiten hin verteilt. Ein letztes Gurgeln, ein lauter Seufzer, die Hände nach Nathan und Eve ausgestreckt, fiel er mit seinem Gewicht zur Wand. Eve drückte ab, und drückte. Der Hahn fiel immer wieder mit einem beständigen Klacken in die Trommel die sich leer im Uhrzeigersinn drehte. Nichts. Sie war leer. Nun setzte Nathan erneut die Flinte auf das Geländer, freie Sicht auf den Feuerlöscher und drückte ab.


    Eine laute, weiße Explosion donnerte durch das Treppenhaus und riss die naheliegenden Schleicher mit einer Druckwelle zu Boden und fetzte einzelne Körper sowie Hautpartikel von deren Leibern. In binnen von Sekunden war das komplette Stockwerk unter ihnen in einem weißen Nebel eingetaucht und ein klaffendes Loch ragte in der Treppenhauswand. Eve spurtete zusammen mit Nathan die Treppen hinunter, das Katzenvieh dicht auf ihren Versen, da es nun begann mehrere Absätze nach unten zu springen. Nach jedem Wumms, nach jedem Aufkommen der Bestie, erschütterte das Treppenhaus in einer Art Erdbeben. Nathans und Eves Schritte waren unter ihrem lauten Herzschlag kaum wahrzunehmen. Wo sie anfangs noch zwei Treppenstufen nahmen, waren es schon bald 3, dann 4. Sie spurteten und sprangen abstützend am Geländer die Treppen hinunter, bis ihre Silhouetten im Nebel verschwanden. Vereinzelt hörte man weitere Schüsse. Sie streckten die Schleicher nieder, die durch die Explosion verletzt am Boden lagen, aber nicht tot waren. Schließlich verließen sie auf einer geraden Ebene das Treppenhaus in Richtung Tiefgarage, drückten die Tür auf und blickten hektisch von einer Seite zur anderen.


    Entfernt konnten sie auf beiden Seiten mehrere Schleicher erkennen die in einem 3er Pulk auf sie zu stapften. Eve presste sich mit ihrem Rücken an Nathans. >>Und jetzt, Superheld?<< Gab sie mit einem kecken Lächeln auf ihren roten Lippen wider. Nathan Schnaufte angespannt, sein Atem ging wie eine Dampflock. >>Frag mich nicht. Am Ausgang sind zu viele von diesen Dingern, wir können höchstens weiter.<< Ein Schweißtropfen bahnte sich einen Weg über Eves Schläfe hinab zu ihrem Kinn. >>Dann los!<< Beide rannten sie auf den ersten 3er Pulk von Schleichern zu. Nathan setzte mit seiner Flinte an und drückte ab. Verschenkte einen Schuss der ins Leere ging, erwischte allerdings mit seinem nächsten Schuss einen dieser Bestien. Die Hälfte des Gesichtes verteilte sich platschend auf dem Boden während Eve mit blitzenden Schüssen die anderen Beiden niederstreckte. Sie rannten weiter. Links und rechts von ihnen standen Autos, teils blutbefleckt, teils zerstört. An einer Biegung machten sie Halt. Die weißen Pfeile auf dem Boden zeigten in verschiedenen Richtungen und auch die Aushängeschilder ließen verleiten, dass die Ausfahrt gleich um mehrere Ecken sein musste. Eve warf ihren Kopf hektisch zu Seite. >>Schleicher auf 9 Uhr!<< Sie setzte an und feuerte weitere drei Schüsse ab, womit ihr Magazin erneut leer war. >>Nachladen!<< Der Soldat nickte, drehte sich wie ein Tänzer auf die linke Seite, um seiner Begleiterin Schutz zu bieten. Ihre Ausdauer war nun an einem Punkt angelangt, an dem es kritisch war. Sie wussten, dass selbst wenn sie das Gebäude lebend verlassen sollten, sie nicht von der Gefahr geschützt waren.


    Entfernt im Hintergrund machte es einen lauten Knall. Staubwolken drückten durch die Glastüren zum Treppenhaus und Scherben flogen in die Tiefgarage, als das Katzenvieh durch die Wand brach. Mit einem weiteren, aufschreienden Gebrüll, vibrierte die komplette Tiefgarage. Das Monster begann zu laufen und preschte mit voller Wucht gegen eines der parkenden Autos, sodass man durch die ganze Entfernung hören konnte, wie sich das Metall verbog. Das Auto drückte sich mit der Wucht gegen ein anderes und zerstörte die Scheiben, sodass dessen Alarmanlage anging und aufheulend benachbarte Schleicher anlockte. Das Vieh schüttelte mehrmals seinen Kopf, drückte mit einer Leichtigkeit das Vehikel mit seinen Pranken zu Boden als bestünde das Fahrzeug nur aus Aluminium. Wieder legte es all seine Kraft auf die Vorderpfoten und reckte sein Hinterteil in die Luft. Mit einem spurt, rannte es die Betonstützsäulen um, als wäre es Pappmasche. Betonstaub wirbelte auf. Nathan packte Eve am Arm und beide rannten sie tiefer ins Parkhaus. Schließlich zerrte etwas an Eves Schulter. Es war Evelyn gewesen, die mit einem Finger auf ein Auto zeigte. >>Das könnte uns helfen<< Eve blieb stehen und auch Nathan hielt inne. >>Komm weiter! Wir müssen hier weg!<< Eve schüttelte den Kopf, blickte siegessicher zu Nathan. >>Ich glaube ich habe eine Idee.<< Nathan rollte mit seinen Augen. >>Du solltest dich in einer Talentshow bewerben mit deinen Ideen, weiter jetzt!<< entgegnete er mehr zynisch. Als Nathan wieder ihre Hand greifen wollte riss sie sich los. Sie blickte zu Evelyn, die mit einem langsamen Gang zu einem offenen Auto zusteuerte, dessen Lichter brannten. >>Wenn wir Glück haben, ist das unsere Fahrkarte nach draußen!<< Schnaubte sie kurz und knapp. Sie drückte den Revolver fester in ihrer Hand, sodass sich ihre Knöchel weiß färbten. Nathan blieb auf der Straße stehen und riskierte einen Blick zum Parkeingang. Das Katzenvieh unbeeindruckt von seinen Hindernissen, raste auf gerader Linie zur Kreuzung zu, auf der sich die beiden zuvor noch befanden. Autos schoben sich vor der Wucht des Monsters her und wirbelten Glassplitter auf. Das funkensprühende Metall auf dem Boden hinterließ ein unangenehmes Kratzen in den Ohren. Es erinnerte an damals in der Schule, als würde man Kreide an einer Schiefertafel nach unten ziehen. Nathan legte seine Flinte an und drückte einen Schuss in die Richtung der Bestie. Nichts. Das Schrot fraß sich in das Fleisch des Monsters, doch es blieb unbeeindruckt. Es machte den Anschein, als würde er es nur weiter anstacheln.


    Evelyn beugte sich derweil in das Auto und lugte auf das Zündschloss. Ein Toter Zivilist, dessen rechter Arm komplett fehlte und auf dem Beifahrersitz lag, hatte seinen Mund weit und schmerzverzerrt aufgerissen. Sein Oberkörper über den Fahrersitz gebeugt, seine Knie auf dem Asphalt, als wolle er nach etwas greifen, blickte in das leere Innere des Wagens. Eve schloss im Hintergrund auf. >>Der Schlüssel steckt.<< Erwiderte ihre bessere Hälfte. Eve selbst, grinste breit und klopfte ihresgleichen auf die Schulter. >>Du bist doch zu etwas zu gebrauchen mein Schätzchen, hehe. …<< Eve legte den Revolver an den Kopf des toten Mannes und drückte ab. >>Sicher ist Sicher.<< Evelyn war wieder verschwunden und die schwarzhaarige Soldatin packte den Leichnam an seinem Gewandt und schmiss ihn vom Auto. Sie setzte sich auf den Fahrersitz und trat die Kupplung durch, als würde sie unter der Karosserie wieder hervortreten. Sie umfasste mit ihren Händen spielerisch den Schlüssel und drehte ihn um. Schongleich jaulte der Motor auf als hätte man ihm Feuer unter seinen Kolben gemacht. Eve grinste breiter. >>Na also. Wäre auch wie in einem schlechten Roman, wenn erst in letzter Sekunde das gute Stück anspringt um unnötig Spannung aufzubauen!<< Sie spielte mehrmals mit dem Gas und legte den Rückwertgang ein. Die Reifen drehten durch und der Drehzahlmesser stieg ins Unendliche ehe er sich einpendelte und das Auto nach hinten jagte.


    Das Vieh preschte auf Nathans Provokation hin auf ihn zu. Er drückte erneut den Abzug nach hinten und wieder flog der Hahn in eine leere Kammer. Er fluchte. >> Scheiße! Eve!<< Er hörte ein heranfahrendes Auto und blitzschnell drehte er seinen Kopf in die linke Richtung. Das Rote Rücklicht zusammen mit dem weißen Rückwärtsganglicht, blendete ihn. Das Vieh, es war nur noch eine Klauenbreite von Nathan entfernt. Die Schwarzhaarige zog die Handbremse an und trat erneut die Kupplung, drehte das Lenkrad und schlitterte auf Nathan zu, während sie sich überbeugte und die Tür öffnete. Der Wagen kam mit einem lauten Quietschen zum Stehen. >>Darf ich Sie mitnehmen?<< Nathan warf die Flinte ins Auto und setzte sich auf den Beifahrersitz, knallte die Tür zu. >>Scheiße Eve lass die Scherze und FAAAAAHHHHR<< Das Wesen sprang vor dem Auto in die Luft und holte mit seiner Pranke aus. Eve, sie legte erneut den Rückwärtsgang ein und drückte das Gaspedal vollkommen durch. Der Wagen dampfte, die Reifen stanken nach verbranntem Gummi, der Auspuff qualmte als würde man Essen auf einem Herd verbrennen lassen. Die Krallen des Monsters erwischten gerade beim Losfahren die Stoßstange des Wagens und riss sie vom Auto. Eve packte mit der Linken das Lenkrad fester, drehte ihren Oberkörper leicht nach hinten und umfasste mit ihrer Rechten die Kopfstütze des Beifahrersitzes um nach hinten aus der Scheibe sehen zu können. Sie lenkte in Schlangenlinien um den peitschenden Angriffen des Monsters auszuweichen, dann kam sie an eine Abzweigung. Wieder zog sie die Handbremse und driftete um 90 Grad um die Ecke, sodass der Wagen dieses Mal gerade stand. Sie ließ das Auto keine Sekunde stehen und unter der Drehung legte sie bereits den nächsten Gang ein und drückte das Gaspedal durch. Wieder jaulte das Auto auf und preschte mit einer Geschwindigkeit auf gerader Fahrbahn.


    Im Rückspiegel konnte sie sehen, wie das Vieh ebenfalls um die Ecken schlitterte. Seine Krallen spreizten sich im Asphalt ein, den es locker aus dem Boden riss. Wie ein Gepaart, spurtete das Vieh los, peitschend mit seinem Schwanz und nahm alles auf dem Weg dorthin mit. Spiegel flogen, Scheiben zersplitterten, aus Betonsäulen wurden Kanten und kleinere Steine gerissen. Eve legte beide Hände an das Lenkrad nachdem sie wieder einen Gang schaltete und riss das Auto um die nächste Kurve. Nathan, er konnte kaum sitzen. Er krallte sich mit beiden Händen an der Halterung über der Tür ein und drehte seinen Kopf ständig schreiend von hinten nach vorne. >>Scheiße scheiße scheiße … EVE!!!<< Die schwarzhaarige Frau drückte das Gaspedal nun weiter nach unten. Ihre Augen fixierten in einer Art Trance, in einer Schwebe von Hass, einige Schleicher vor ihr. Sie hielt drauf und ein lautes Scheppern überzog die Motorhaube, über die Windschutzscheibe, über das Dach zum Heck, auf den Asphalt. Die Windschutzscheibe hatte Risse, das Auto hockte mehrmals durch den Aufprall der Körper auf und Blut rannte wie Spinnennetzmuster in die Schrapnellen der Scheibe. Wieder änderte sie den Gang und preschte um die Ecke, folgte den Pfeilen nach Richtung Ausgang. >>Ja .. ja … JA!<< Entkam es ihr wie in Ekstase wobei Nathan nur seine Augen schloss und sich die Frage stellte, wo er gerade besser aufgehoben war, bei dieser Irren im Auto oder bei der Katze, die ihm wenigstens mit einem T-Rex ähnlichen Gebrüll den Kopfabreißen würde. Er war sich sicher, sterben würde er im, oder neben dem Auto.


    Die rote Ampel sowie die geschlossene Schranke signalisierten bereits, dass die Ausfahrt in unmittelbarer Nähe war. Eve hielt nicht an. Sie wurde auch nicht langsamer. Das Auto jaulte erneut auf als sie dieses Mal einen Gang nach unten Schaltete aber mit selben Tempo weiterfuhr. Der Schwarz-Gelbe Balken kam immer näher und näher. Sie verkrampfte sich mit beiden Händen am Lenkrad, drückte das Pedal vollkommen durch und setzte sich Aufrecht hin, beugte sich über das schwarze Lederlenkrad. Die Schranke brach mit einem knackenden Holz über die Motorhaube und wieder setzte das Auto kurz auf, als es nun die steile Auffahrt erreichte. Die Räder am Heck drehten durch als sie versuchte konstant die Geschwindigkeit zu halten.


    Das Tageslicht wurde immer präsenter. Wenige Sekunden trennten die beiden vom Ausgang, von der Bestie auf vier Pfoten, keine Spur. Noch einmal jaulte der Wagen auf als Eve den nächsten Gang schaltete und mit einem Rumms durchbrachen die beiden das Rollgitter, welches die Leute eigentlich daran hintern sollte nach draußen zu fahren. Die viereckigen Drahtbinden drückten sich auf die Motorhaube und hinterließen neben dem bereits vorhandenen Blut und anderen Beulen ihre Spuren. Als der Wagen für wenige Sekunden in der Luft war und auf der Straße aufsetzte, wurden beide Parteien im Fahrzeug noch einmal herumgeschüttelt. Nathan stieß sich bei seiner Größe den Kopf an und stöhnte wie ein Kind. Der Wagen, er kam ins Rutschten und Eve konnte kaum dagegenwirken. Erst nach ein paar Metern schlitterte das Auto auf Richtung Straßenseite und nahm mit voller Wucht des Außenspiegels einen Schleicher mit, der gerade ungünstig stand. Ein weiterer dumpfer Schlag, gefolgt von einem abgerissenen Spiegel und Blutspritzer an der Beifahrerscheibe, donnerte das Fahrzeug weiter Richtung Straße.


    Eve gab dem Ganzen keine Pause. Sie legte sofort wieder den nächsten Gang ein und fuhr weiter. Nathan, der mittlerweile realisierte, dass er unbequem saß, zog eine abgerissene Hand unter seinem Sitz vor. Vor Schreck schrie er auf und warf das Teil auf den Rücksitz. >>Scheiße ich will hier raus! EVE HALT AN!<< Die Autofahrerin antwortete indem sie das Gaspedal wieder nach unten drückte und den Gang wechselte. >>Halt die Klappe u … << Plötzlich donnerte etwas aus der Hausmauer der Mall. Große Brocken und Geröll rollten auf die Straßen und im Staub konnte man eine wedelnde Kreatur erkennen, dessen Silhouette schabend am Boden sein Maul aufriss. Wieder dieser Schrei. Dieses Mal hatte man das Gefühl, dass die Druckwelle allein verhindern würde, dass das Fahrzeug vorankam.


    Eve drückte auf die Bremse. Der Wagen kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und beide drückte es mit einer Wucht nach vorne. Erneut hatte sich der Mann seinen Kopf gestoßen. Eve spielte mit dem Gas. Sie sah zu Nathan hinüber. >>Scheiße was jetzt?<< Der Mann agierte energisch. >>DA FRAGST DU NOCH? WEG HIER?<< Die Frau zögerte. Wieder jaulte der Drehzahlmesser auf. >>Steig aus. …<< >>WAS?<<>>GOTT VERDAMMT STEIG AUS!<< Sie griff nach der Beifahrertür und öffnete diese, presste ihre Hand zu Nathan und schob ihn aus der Tür. Der Soldat landete auf seinem Hintern, dann donnerte die Frau die Tür vor seiner Nase zu. Wieder spielte sie mit dem Gaspedal und blickte angestrengt nach vorne. Aus der Motorhaube qualmte es mittlerweile dunklen Rauch und man konnte kaum die Straße erkennen. Evelyn saß nun neben Eve auf dem Beifahrersitz und sah gelangweilt aus dem Fenster. Sie betrachtete, wie Nathan angestrengt auf die Beine kam. >>Wird er uns böse sein?<< Die Frau am Steuer lachte keck. >>Er wird froh sein, dass wir seinen Arsch retten. Bereit?<< Evelyn lächelte freundlich und schloss dabei ihre Augen, als sie zu ihrer schlechteren Hälfte sah. >>So bereit wie du es bist Schwester.<< Zeitgleich mit dem Monster preschte sie mit dem Wagen voran. Die Reifen drehten durch und das Vieh nahm in binnen von Sekunden eine wahnwitzige Geschwindigkeit auf. Seine Krallen fraßen sich in den Asphalt, Eves Reifen, taten es ihm gleich. Als das Auto nur noch wenige Meter von der Bestie entfernt lag, öffnete sie die Tür. >>Los geht’s.<< Evelyn übereichte der Fahrerin die Schrotflinte, dann faltete sie ihre Hände im Schoß und sah durch die blutbefleckte Scheibe. Ihre Haare wirbelten im Fahrtwind umher und sie strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Eve, sie stellte ein Bein auf die Kante der Fahrertür und hielt mit einer Hand das Lenkrad fest. Unter ihr, die Straße kaum zu erkennen so schnell wie sie unterwegs war. Die eine Hand hatte die Tür und die Flinte im Griff, die andere stützte sich am Lenkrad fest. Sie holte tief Luft, dann fing Evelyn an rückwärts zu zählen. >>3 … 2 …<< Eves Herz pochte. Alle Muskeln in ihrem Körper spannten sich an und ihr Gehirn stellte sich bereits auf große Schmerzen ein, obwohl sie noch immer im Auto stand. Sie konnte das Blut bereits schmecken. Sie hatte den Eisengeruch ihres eigenen Lebenssaftes bereits in der Nase. Sie nahm allen Mut zusammen, sog die Luft noch einmal scharf ein und riss mit ihrer Rechten das Lenkrad nach links, sodass das Auto ins Schludern geriet. Sie sprang aus dem Auto. >>1 …<<>>1…<< gaben die gleichen Frauen von sich, dann war es ein Augenblick eines Wimpernschlages.


    Eve wartete auf den Moment des Aufpralls. Die Luft zog sich wie die Schwerelosigkeit im All bis ins Unendliche. Ihre innere Uhr versagte. Ihre Sinne, sie waren getrübt von Adrenalin und dem angestautem Blut. Sie hatte ihre Augen fest aufeinandergepresst. Ihre Lungen, sie versagten unter ihrem eigenen, hohen Druck des Stresshormons. Das Auto fuhr, es entfernte sich immer weiter und Evelyn drehte ihren Kopf zur fallenden Eve. Sie winkte ihr zu. Die Schwarzhaarige bekam davon nichts mit, dann kippte das Auto allmählich zur Seite. Die Soldatin preschte mit gewaltiger Kraft auf dem Asphalt. Das Monster, es sprang in die Luft und sah das heranrasende Auto nicht. Als der dumpfe Schlag gepaart mit den heranbrechenden Schmerzen durch ihren Knochen die Bestätigung gab, dass Eve den Boden erreicht hatte, rollte sie regungslos einige Meter zur Seite. Sie schrie auf. Ihre sonst so engelsgleiche Stimme zerfetze in einem tiefen Raunen die Umgebung und auch das Monster ließ einen Angriffsschrei von sich. Das Auto kippte nun gänzlich. Evelyn nun senkrecht sitzend im gekippten Auto. Das Metall schlurfte über die Straße und hinterließ einen Funkenweg der sich bis zur Kreatur bahnte. Dann schepperte es. Die volle Wucht des Autos krachte zusammen mit der Kreatur aufeinander. Metall verbog sich und verschmolz sich mit dem Muskelfleisch des Monsters und Eve, die schmerzgekrümmt auf dem Boden lag, fischte nach der Flinte. >>Sayonara du Scheißteil….<< Mit zittrigen Händen hielt sie die Flinte mit angestauter Kraft auf die untere Seite der Karosserie, da das Auto nun auf den Türen schlitterte. Sie zielte blind über Kimme und Korn auf den Tank des Autos. Sie drückte ab. ‚Klack‘ Der Hahn sprang in die Flinte, löste allerdings keinen Schuss aus. Ihre kraftlose Hand flog auf den Asphalt. >>Scheiße … << Wieder versuchte sie die Flinte zu heben, doch es gelang ihr nicht, sie war zu schwach dafür. Es war, als würde die Flinte nun ein Vielfaches ihres Eigengewichtes wiegen. Kleinere Sterne, die immer mehr wurden, überzogen ihr Augen. Eine heranbrechende Dunkelheit wollte sie in einen Abgrund ziehen. In ihrem Augenwinkel sah sie, wie eine Gestalt auf die Frau zuging. Es waren grazile, langsame Schritte. Eine Frau, sie kniete sich auf den Boden und umfasste die zarten Hände der Ex-Soldatin. Ihr schwarzes, flockendes Haar im Wind, war das Einzige was sie noch erkannte. Sie musste grinsen. Zusammen hoben Evelyn und Eve die Flinte auf, zielten auf das Auto das mittlerweile vollkommen in die Kreatur gerast war, drückten ab und ein donnernder Schuss löste sich aus dem linken Rohr der Flinte. Die Schrotkugeln schlugen in den Benzinkanister des Autos ein und durchlöcherten ihn komplett. Die dabei entstandenen Funken zündeten das Gas, welches unmittelbar zu brennen anfing. Wie durch einen Sog, zischte das Feuer in den Tank und entzündete in binnen von Sekunden das Benzin, welches nach weiteren Sekunden in einer riesigen Explosion, das gesamte Auto in winzige Einzelteile riss. Die Druckwelle war so gigantisch, dass die am bodenliegende Frau die Hitzewelle spüren konnte, wie sie sich über ihr Gesicht legte.


    Das Vieh brüllte. Es wurde durch die Wucht in ein naheliegendes Gebäude geschleudert welches damals, in besseren Zeiten, als ein Stadtkino bekannt war. Die Vorderseite des Gebäudes war mit mehreren Stahlträgern gesichert, welches das Schriftlogo zierte. Die Kreatur schlug genau neben dem Gebäude in die Hausmauer ein und wurde durch mehrere Steine begraben. Nathan, der das ganze Spektakel verfolgte, preschte auf Eve zu die sich schmerzkrümmend den Arm hielt. Sie lächelte verschwitzt. >>Überlebende 1, Kreatur 0 … Hehe.<< Nathan wusste nicht was er sagen sollte. Tief im Inneren hatte er das Bedürfnis ihr eine zu Scheuern, ein anderer Teil war heil froh darüber, dass sie es überstanden hatte. Wer war diese Frau? Diese Frage stellte er sich immer und immer wieder seit ihrem Zusammenschluss.


    Schließlich wuchtete sich die Frau auf und drückte dem Mann die Flinte wieder in die Hand. >>Das nächste Mal lädst du beide Kammer nach …<< Der Blutgeschmack in ihrem Mund war nun so präsent wie in ihren Vorstellungen, die sie zuvor im Auto hatte. Sie wischte sich einmal mit ihrem Handrücken über die Mundwinkel. Sie versuchte noch immer durch ihr angeschwollenes Gesicht siegreich zu schmunzeln, doch die Mimik die sie zog, ließ eher darauf schließen, dass sie einem schlecht geschminkten Clown glich. Noch immer sahen beide zur Einsturzstelle des Kinos. Die Steine, sie bewegten sich nicht. >>Wir müssen hier schleunigst weg. Die Explosion sollte die nächsten hundert Schleicher auf uns aufmerksam gemacht haben!<< Eve nickte angestrengt. Bevor sie sich nur einen Zentimeter bewegen konnten, hörte man, wie sich etwas aus dem Geröll schabte. Das Monstrum, es stieß mit seinen gewaltigen Pranken durch die Mauern und stieß sich vom Boden ab, sodass die Steine in alle Himmelsrichtungen flogen. Es setzte zum Sprung an. Es schrie wütender als zuvor einen tiefen, lauten Schrei heraus und peitschte mit seinem Schwanz wild umher. Der Stahlträger auf der rechten Seite der Kreatur, nahe am Eingang, er begann zu knacken. Durch die Wucht des Monsters wurde das Fundament locker weswegen der Schriftzug durch sein Eigengewicht Flügel bekam. Nach nur wenigen Sekunden löste ein knallendes Geräusch von starrem Metall den Schrei der Bestie ab, dann rutschte der Stahlträger mitsamt dem Schriftzug auf die Kreatur hinab und durchbohrte mit seinem starken Gewicht den Schädel und den Körper des mutierten Wesens.Blut spritzte am Träger hinauf und ein ekliges, sabberndes Geräusch legte sich auf die aufgestellten Haare, der beiden Kontrahenten, auf den Armen. Das Geschrei verstummte. Ein leiser Wind pfiff durch die Gassen der Stadt Eve krallte sich in Nathans Arm ein. Beide blickten sie unwirklich auf die nun endgültig tote Kreatur. Evelyn, sie schloss hinter Eve auf und blickte genau zwischen Nathans und Eves Köpfe hindurch. >>Ist es vorbei?<< Unwirklich nickte die Schwarzhaarige kurz. Sie blickte kurz an Nathan hinauf. >> Ich glaube es ist vorbei.<< Ihre Stimme hatte an Kraft verloren, das Feuer, in ihren Augen, brannte noch immer. Ihre linke Hand umschloss bereits den Revolver an ihrem Holster.

  • Kapitel IX




    2 Tage nach dem Day-Z:
    Oklahoma City: Überlebensstützpunkt
    >> 06.08.2024 So. 02:15 p.m.
    Evelyn Joule




    Es war ein Tag vergangen, seit dem Überfall im Einkaufszentrum. Das Wetter hatte sich die letzten Stunden drastisch zugezogen und Evelyn, die mit ihren nassen Haaren vor der Fensterscheibe stand und die Regentropfen begutachtete, wie siean die Glasscheibe schlugen, war trotz des erholsamen Schlafes noch immer erschöpft. Die Soldaten bzw. die Organisation für die Rettung der Überlebenden, hatten ganze Arbeit geleistet. Das Global Center hatten sie vollkommen als Stützpunkt umfunktioniert und eine kleinere Infrastruktur geschaffen. Medizinische Versorgung, genügend Plätze zum Schlafen, genügend Essen sowie Trinkwasser. Es wurde an alles Gedacht. Evelyn bekam ein Einzelzimmer im 50ten Stockwerk des Gebäudes. Nathan hatte scheinbar irgendetwas gedreht, damit dies ermöglicht wurde. Das Zimmer war recht überschaubar klein. Nichts großartiges, aber dafür nobel eingerichtet. Der Maler hatte mit den Farben hier sehr gespart, denn der Großteil der Wände war entweder dunkelrot mit Schwarz oder Schwarz mit Dunkelrot gestrichen. Auch das Mobiliar war schlicht modern. Schwarzweiße Glanzmöbel mit der passenden, farblichen Dekoration. Einzig das Gemälde über dem Bett brachte etwas Farbe ins Spiel, die sich mit dem gelben, apokalyptischen Himmel draußen vor den großen Glaspanoramafenstern perfekt abwechselte. Die große Eingangshalle und auch die Straßen am Eingang waren hermetisch abgeriegelt. Sandsäcke, Barrikaden und schwere Geschütze mit Soldaten waren positioniert, um nur das hereinzulassen, was auch wirklich reingehörte.


    Die junge Frau schnappte sich das geschulterte, weiße Handtuch und rubbelte sich damit denKopf trocken. Noch immer hatte sie ihren Blick auf die Straßen Oklahomas gerichtet. Sie Seufzte. >>Eigentlich wäre es ein schöner Ausblick, wenn das alles nicht wäre, findest du nicht?<< Eve, die gerade auf dem Bett saß und mit ihrem kleinen Finger im Ohr herumstocherte, grinste breit, setzte sich mit einem Schwung auf die Beine und patschte auf die Schulter von Evelyn. >>Ach was, das hat doch auch seinen Charme findest du nicht?<< Evelyn rollte mit den Augen. >>Du bist verrückt, weißt du das?<< Eve schüttelte verneinend den Kopf und erhob ihren Finger wie eine Lehrerin. Dann umarmte die Soldatin die Schwarzhaarige von hinten. Leise flüsterte sie in ihr Ohr: >>Wir, mein Schätzchen, wir …<< Beide sahen sie erneut aus dem Fenster.


    Es verging eine gefühlte Ewigkeit. Regenwolken zogen sich von einer Seite zur nächsten und das Wasser, es fiel unablässig vom Himmel, wo es sich am Boden sammelte und versickerte. Auf den Straßen war das Chaos schlimmer geworden. Evelyn vermochte gar nicht zu sagen wie es wohl in einem Jahr aussehen würde. Immer mehr von diesen Schleichern waren auf den Straßen unterwegs. Immer mehr Menschen versuchten den wandelten Tot zu entkommen.Ob sie genauso viel Glück hatten wie sie einst? Und überhaupt, wie sollte es weitergehen?


    Die Schwarzhaarige wandte sich zur Seite und wackelte mit kleinen Schritten auf das Bett zu. Eve setzte sich gelassen auf die Bettkannte während ihre bessere Hälfte sich ihre Klamotten schnappte und sich umzog. Die Kleidung war frisch gewaschen und hinterließ einen angenehmen Frühlingsduft in der Nase. Eine tolle Abwechslung nach dem ganzen eisenhaltigen Blut der letzten Tage. Mit wenigen Handgriffen holte sie etwas von ihrem Proviant aus dem Rucksack und verspeiste es auf dem Weg zur Zimmertür. Sie öffnete die Holztür und drehte den Knauf auf die linke Seite. Sofort sprang die Tür aus den Angeln. Leise trat die Frau hinaus in den Flur und sperrte das Zimmer ab. >>Wo geht’s hin?<< Eve lehnte mit verschränkten Armen an der Flurwand neben der Tür. Evelyn blickte in die tiefen, grünen Augen ihrer Selbst. Ihre Mimik war hart. Eve hingegen, sie versprühte unnatürlich gute Laune. Ihr machte es Spaß, so wie es war. Sie streifte sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und drückte sich mit dem Fuß von der Wand, folgte ihrer besseren Hälfte. >>Nathan meinte, wir sollten uns untersuchen lassen wenn alle Vorbereitungen getroffen worden sind.<< Eve nickte stetig, dann fing sie an zu lachen und zeigte auf die Wange ihrer Partnerin. >>Ha, das solltest du auch tun. Du siehst aus wie ein Boxer der nach 3 Runden schlapp gemacht hat. Außerdem würde man dich kilometerweit anhand der leuchtenden Farbe erkennen, hehe.<< Evelyn seufzte. >>Und wer hat schuld daran?<< Eve reckte ihre Hände zur Seite als wüsste sie von nichts. >> Ich wäre nie aus einem fahrenden Auto gesprungen um meine Sucht zu befriedigen diese komischen Viecher zu töten. …<< Eve stampfte auf. In der Zwischenzeit rief Evelyn per Knopfdruck den Fahrstuhl. Schon nach wenigen Sekunden sprang die Tür auf und die Schwarzhaarige stieg ein, drehte sich um, drückte einen Knopf und hielt ihre Hand ausgestreckt um Eve nicht passieren zu lassen. >>Hey! Das ist nicht Fair ! Immerhin hast du mir zu verda – BING -<< Die Fahrstuhltür schloss sich und eine angenehme Stille legte sich auf das Ohr der Frau. Sie begutachtete sich einen kurzen Moment im Spiegel des Aufzugs, dann wanderte ihr Blick auf die leuchtenden, roten Zahlen über der Fahrstuhltür. Provisorisch wurden alle Stockwerke mit neuen Schildern überklebt, welche Funktion nun welches Stockwerk hatte. >>Du wolltest mich also aussperren …<< Evelyn lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Fahrstuhlseite und blickte mit genervten Blick über ihre rechte Schulter. >>Eve, halt für einen Moment die Klappe. …<< Sie plusterte ihre Wange auf und verschränkte die Arme wie ein bockiges Kleinkind. Die Schwarzhaarige selbst, sie seufzte, war nun allein im Fahrstuhl und wartete darauf bis die Tür aufsprang.


    Eine freundliche Fahrstuhlansage wies die Passagiere daraufhin, dass das gewünschte Ziel nun erreicht war. Evelyn trat aus dem Fahrstuhl heraus und wandte sich an die Wegpunkte, die mit Pfeilen und Hinweisschildern ausgeschildert waren. Am Flur entlang bis zur Klinik, war es nicht weit. Vereinzelte Soldaten waren an verschiedenen Punkten stationiert und grüßten die Schwarzhaarige. Ihre Maschinengewehre stets vor der Brust und sofort bereit zum Einsatz, wenn der Ernstfall eintreten sollte.


    Die Mutter drückte müde die Tür zur Krankenstation auf, in der bereits eine großgewachsene, rothaarige Frau in weißem Kittel auf Evelyn wartete. Ihr Sonnenscheinlächeln begrüßte die Schwarzhaarige und überrannte mit ihrer Ausstrahlung förmlich alles. >>Vielleicht sollte man sie nach draußen schicken? Mit ihrem Lächeln scheint sie ja alles zu erhellen ….<< Evelyn ignorierte die Stimme in ihrem Kopf und setzte sich auf den Stuhl am Schreibtisch. >>Mrs. Joule, wenn ich mich recht entsinne?<< Die Frau nickte angestrengt, erntete dabei nur noch mehr Sonnenscheinlächeln. Es stand in einem großen Kontrast zum Regen an den Panoramafenstern hinter der Ärztin. >>Ähm ja.<< Antwortete sie knapp. Die Ärztin nickte beständig. >>Nathan hat mir viel von Ihnen erzählt. Schauen wir mal, in wie weit wir Sie wieder flicken können.<< >>Sie kennen Nathan?<< Entgegnete sie mehr überrascht. Ein Nicken bestätigte die Frage. >>Ja. Nathan und ich, wir kennen uns schon sehr lange. Er war öfters bei mir in Behandlung wenn er von seinen Einsätzen zurückkam. Anfangs waren es nur normale Behandlungen. Irgendwann hat er angefangen von sich zu erzählen und ich hab ihm zugehört. Es war mehr berufliche Seelsorge aber . … << Sie wurde rot um die Wangen. Die nächste Prozedur war die Gleiche, wie man sie bei zick Ärzten kannte. Zuerst machte sich die Patientin oben frei. Beklagte das ein oder andere Wehwehchen, dann hatte man ihre Wunden versorgt und ihr Medikamente gegen die Schmerzen gegeben. Nach einer Dreiviertelstunde war Evelyn soweit behandelt, dass ihr linker Arm sich in einem Gips widerfand und ihre Schulter einbandagiert war, sodass sie ihn kaum bewegen konnte. Für die herantretende Schwellung an ihrer Wange bekam die Frau eine Salbe verschrieben.


    Ehe sie sich versah, war sie bereits unterwegs in die Eingangshalle. Mit einem erneuten –BING- fuhren die Fahrstuhltüren auf. Im Eingangsbereich war das Geschehen nicht so zeitlos wie in den oberen Stockwerken. Hier herrschte reges Traben. Viele Soldaten liefen von einer Seite zur anderen. Einige Arbeiter schleppten Versorgungsmaterial auf großen Wägen in verschiedene Richtungen und überall wurde gehämmert, gebohrt, oder geschraubt. Einige Leute standen mit großen Blaupausen in den Händen und versuchten weiteren Arbeitern Anweisungen zu geben. Evelyn selbst, sie sah sich etwas um und ging Richtung Ausgang, wo weitere Soldaten ihr den Weg versperrten. >>Entschuldigen Sie Ma’am. Wo wollen Sie hin?<< Evelyn winkte ab. >>Die Neugier treibt mich an. Ihr scheint ja sehr beschäftigt zu sein?<< Der Soldat nickte. >>Momentan ist es ruhig. Die Gelegenheit nutzen wir um an Schwachstellen zu arbeiten. Heute Nacht hatte es einen kleineren Angriff gegeben und ein paar dieser Dinger wollten hier rein. Wir sind Tag und Nacht in Bereitschaft und warten bis unsere Versorgungsgüter ankommen oder wir warten auf Überlebende.<< Die Ex-Soldatin nickte beständig. >>Verstehe . …<< Sie rang sich zu einem Lächeln. >>Na, dann scheint ihr ja alles unter Kontrolle zu haben. Dann … noch viel Erfolg.<< Der Soldat salutierte. >>Danke Ma’am.<< Sie wandte sich ab. >>Natürlich haben sie alles im Griff, oder meinst du, sie erzählen dir das alles schief läuft? Meinst du, sie wissen von diesen Kreaturen von dem wir eines erlegt haben?<< Evelyn zuckte mit ihren Schultern. >>Ich denke nicht. Wir sollten unbedingt mit Nathan sprechen. Wo treibt der sich eigentlich rum? Nachdem wir hier angekommen waren, hatte eine Handvoll Soldaten ihn fortgebracht. „Einsatzbesprechung“ und seitdem haben wir ihn nicht mehr gesehen. …<< Die junge Frau kratzte sich am Kinn, dann fuhr sie mit ihrem Fahrstuhl zurück in ihr Zimmer um von dort aus Nathan zu suchen.

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