Erschöpft stolpert Lucy weiter, körperlich und emotional ausgelaugt. Fakeln brannten und wiesen ihr den Weg. Ohne nachzudenken folgte sie ihnen zu den runden, schmutzig weissen Zelten und steuerte auf ein bestimmtes zu. Jemand kam ihr entgegen. In dem gelben Feuerschein, erkannte sie Saya. Sie sah sie mit ihrem üblichen Blick an, kalt, jedoch nicht wirklich böse. Eine frische Narbe über ihre Nase lies sie gefährlicher aussehen als sie sowieso schon war. Sie war eine der Kahne die in der Arena das Aufnahmeritual durchführte und die neuen Ausbildet. Lucy fand, dass sie sehr gut geeingnet war für diesen Job. Denn Saya war hart im nehmen und kein bisschen schwach oder nachgiebig. Sie sah Lucy an und musterte sie, wärend sie den Zahnstocher in ihrem Mund hin und her schob. "Du hast ja einiges mitgemacht Lucy... Brauchst du hilfe?" sagte sie mit ihrer tiefen, dennoch weiblichen Stimme und verschränkten Armen. Lucy sah sie müde an. "Ich will einfach zu D. Ist er da?" Saya gab ein kurzes, kaum hörbares Lachen von sich, es klang eher wie schnell ausgestossene Luft, aber sie lächelte kühl. "Hab ihn heute nicht gesehn." sagte sie kurz. "Bin sicher er war draussen und pennt jetzt. Von mir aus kannst ihn ruhig wecken, er hätte mir heute beim Training helfen sollen, dieser faule Hund. Sorry, is nicht so gemeint." Lucy sah sie an, antwortete aber nicht. Das sah D ähnlich. "Na dann, lass dich zusammenflicken, wir sehn uns noch früh genug wieder." Saya klopfte Lucy auf die Schulter und ging an ihr vorbei. Sie war froh zurück zusein, es tat gut unter bekannten Gesichten zusein.
Vor D's Zelt blieb Lucy stehen. Wollte sie ihn wiklich wecken? Nein. Aber sie hatte das Gefühl es zu müssen. Sie war nun lange weg gewesen und seine Freude sie wieder zusehen wird wohl erwas anders ausfallen als die von Saya. Dann trat Lucy ein.
Im Zelt schliefen noch zwei Kahne, wahrscheinlich Gary und Karl, der Botschafter der Legion. Lucy legte ihren Rucksack und die Waffen ab. Als sie aufsah stand D vor ihr. Er hatte sich nicht verändert. Er hielt eine schwache Lampe und Lucy konnte sein vertrautes Grinsen sehen. Selbst die Narbe über seinem linken Auge erkannte Lucy wieder. Er trainiert zusammen mit Saya die jungen Kahne. Sie waren ein gutes Team.
"Du bist wieder da." sagte er beinahe flüsternd, lächelte immernoch. Lucy konnte nicht antworten, und das musste sie auch nicht. Sie sah ihn an, wollte selbst lächeln aber konnte es nicht. Wieder fielen ihr die Erlebnisse der lezten Tage ein und bevor Ihre glasigen Augen überlaufen konnten, fiel sie ihm in die Arme. Es war eine Erleichterung wieder da zu sein wo sie allem ihren Lauf lassen konnte, wo sie nicht stark sein musste wenn sie nicht wollte, wo das Ödland nur zweitrangig war. "Willst du mir alles erzählen oder dich erst ausruhen?" fragte D. Seine Stimme klang angenehm in Lucys Ohren. Am liebsten hätte sie sofort angefangen und die ganze Geschichte erzählt, doch sie war zu erschöpft um zu reden. Lucy löste sich und sagte: "Ich muss erst schlafen..." D nickte. Sie gingen in seine Ecke des Zeltes wo diverse Sachen herum lagen, so wie Waffen und zwei Matratzen. Lucy hatte schon immer in diesem Zelt geschlafen und es fühlte sich fast wie ein zu Hause an. Sie zog die Jacke und die Schuhe aus. D hatte sich bereits hingelegt und sah sie mit den verschränkten Armen hinter dem Kopf und einem angewinkelten Bein an. Er sagte nichts, denn er wusste genau wie Lucy sich fühlte oder zumindest das reden jetzt nicht nötig war. Lucy streifte die Hose ab und legte sich auf die andre Matraze. Es dauerte nicht lange, war sie eingeschlafen. Ihr Freund drehte die Lampe ab und schlief dann ebenfalls nachdem er noch eine Weile an die Zeltdecke gestarrt hatte.
Lucy schlief lang und zum ersten Mal wieder gut. D war schon wach als sie sich aufrichtete. Mit kleiner Überraschung stellte sie fest das er ihren Rucksack ausgeräumt und die Waffen gesäubert hatte. Er sas im schneidersitz da und lud gerade die Pistole nach und zielte damit herum. Als er damit auf Lucy zeigte nahm er die Waffe runter und grinste. "Auch endlich von den Toten auferstanden?" Lucy lächelte schwach und zog sich dann an.
Sie gingen zusammen auf eine der Felsplatten im Canyon und sezten sich hin. Sie konnten den Eingang und die Zelte so wie Papa Kahns Haus sehen. Den Platz hatten sie früher oft benutzt um zu reden oder einfach um die Gegend zu beobachten. Die Sonne strahlte heiss vom blauen Himmel. Im Schatten eines Felsen erzählte Lucy von Reynolds und der RNK. Selbst Adam und Phil erwähnte sie. "Ich hab mich nicht einmal bedankt..." sagte Lucy trocken. "Ich versteh dich," sagte D und legte einen Arm um ihre Schulter um sie zu kurz zu drücken. "Du wars verwirrt, aber was solls. Du hast es geschafft.." jetzt deutete er auf ihre Brust. "Wo ist denn die Kette?" Lucy sah an sich herab und sah dann den Canyon hinunter. "Ich hab sie weggeworfen, es war nicht die RNK, die Schuld am Tod meiner Familie hatte. D nickte. "Es ist besser sich von Vergangenem abzuwenden. Vorallem wenn sie so ist wie deine."