>>>> Nationalpark Spring MT Ranch >>>>>>>>>>>
Mit vollgeschlagenem Bauch und neuen Vorräten, traf Knox am Hummer auf Phil. Mit seinem typischen Grinsen kam er näher. Er stellte den Rucksack vor sich ab und zündete sich eine Zigarette an. „Wie sieht‘s aus? Sehen wir nach Quinn…? Und Andrew natürlich.“ Knox räusperte sich. Eigentlich wollte er einfach nur hier weg. Denn langsam bekam er Paranoia an diesem Ort. Er fühlte sich beobachtet. Mehr als sonst. Aber er spielte den Gelassenen. „Ich denke ich bin bereit Quinn zu verzeihen.“ Er zwinkerte. „Okay aber…“ Phil zeigte auf Knox der ihn einen Augenblick lang erschrocken ansah und inne hielt. „Im Auto wird nicht geraucht!“ Phil grinste und Knox tat es ihm gleich. Er atmete aus und warf die Zigarette auf den Boden. Mit dem Fuss trat er drauf um sie zu löschen. Er hob die Hände: „Kein Problem. Deine Karre, deine Regeln.“ Knox hob den Rucksack auf und legte ihn in den Fussraum auf der Beifahrerseite. Dann stieg er hinein und lehnte sich zurück. Mit einem Handgriff legte er die Sonnenbrille an und grinste. Phil der nun ebenfalls im Humvee sass, startete den Wagen. Knox‘ Blick fiel auf den PipBoy. „Bin ja mal gespannt was das Ding später kann.“
Knox war erleichtert. Während sie durch die Wüste fuhren, und den Ort an dem in den letzten zwei Tagen so viel unvorhersehbares passiert war, hinter sich liessen, geisterte das Unternehmen in Knox‘ Kopf herum. Er verdrängte den Gedanken und ein Schlimmerer trat an seine Stelle. Ist meine Schwester in Sicherheit? Er würde sich so gern davon überzeugen. Wenn es doch nur Etwas gäbe mit dem man auf grosse Distanz Kontakt halten könnte… Knox schob die Brille nach unten und schaute über den Rand. Er begutachtete das Innenleben des Autos und erinnerte sich an das was Phil ihm darüber erzählt hatte. Gott es war einfach genial wenn man sich erinnern konnte! Er zeigte auf das Funkgerät. „Meinst du man kann damit bei den Anhängern…. anrufen?“ Phil sah ihn verblüfft an. „…klar… ich denke schon. Aber ich weiss deren Frequenz nicht.“ Knox war endtäuscht. „Schade… Ich dachte ich könnte vielleicht… ist ja auch egal.“ Nach einer kurzen Schweigeminute, griff Phil nach dem Funkgerät und Funkte jemanden an. Aufmerksam sah Knox zu. Dann drehte Phil an einem Rädchen ohne die Strasse aus dem Blick zu verlieren. Dann hielt er Knox das Gerät hin. Knox sah das Mikrofon an, dann Phil und wieder das Ding in Phils Hand. Dann nahm er die Sonnenbrille ab und nahm es. Nochmal sah er unsicher zu Phil. „Knopf drücken und reden.“ Knox sah den Knopf an der Seite. Es knackte als er drauf drückte. „Ha…Hallo?“ „Frag ob da die Anhänger sind.“ Half Phil ihm. Knox sah das Mikro an. „Sind… Sind da die Anhänger der Apokalypse?“ Phil grinste. „Knopf los lassen.“ Knox liess los und es knackte wieder. Dann warteten sie. „Und jetzt?“ fragte Knox. Phil forderte ihn auf es erneut zu versuchen und Knox tat wie ihm geheissen. Und tatsächlich kam eine Stimme aus dem Radio. „Ja, Anhänger hier, wer ist da?“ Eine junge Männerstimme. Knox drückte den Knopf. „Hier ist Phils Hummve, kannst du mich hören?“ „Wer ist da?“ Knox ignorierte die Frage. „Ist da jemand bei euch der Cosmo oder Brian heisst?“ Knox sprach langsam und so deutlich wie er konnte. Er sprach laut, weil er irgendwie das Gefühl hatte auf diese Distanz laut sprechen zu müssen. „Nein hier ist… chchchch“ Knox verdrehte die Augen. „Nein, ich meine, ist bei euch jemand mit dem Namen Brian. Kann ich mit ihm sprechen?“ Es dauerte eine Weile dann kam eine Antwort: „Einen Moment.“ Knox lehnte sich zurück. Sein Körper war angespannt gewesen, als er gesprochen hatte und das strengte ihn jetzt an. „Das ist echt geil das Ding.“ Sagte Knox zu Phil. Dieser grinste. „Na klar ist es das.“ Nach einer gefühlten Ewigkeit klang plötzlich eine andere männliche Stimme aus dem Radio. Sie war etwas verzerrt, doch Knox glaubte sie zu kennen. „Hallo? Hier ist Brian. Wer ist da.“ Knox sprang fast auf vor Freude. „Brian?!“ „Ja. Wer ist da?“ Knox war zum Lachen zu mute. Er konnte nicht glauben dass er mit seinem Bruder sprach. Aus Phils Wagen. „Ja! Ich bins, Kno….“ Knox hielt inne und sagte etwas leiser: „Thomas.“ „Tom?“ schallte es zurück. „Wo bist du?“ „Das ist nicht so wichtig. Ist Jenny bei euch?“ „Was? Nein.“ Knox liess die Schultern hängen. „Warum?“ fragte Brian. Knox schwieg. „Hallo? Bist du noch da?“ Knox hob das Mikro an den Mund und sagte nun resigniert: „Sie war auf dem Strip. Ich hab sie zu euch geschickt…“ „Was? Ich hab dich nicht verstanden. Was ist mit Jenny? Wiederholen bitte.“ Knox wollte sich nicht wiederholen. Er liess das Gerät sinken. „Hallo? Kommen. Jemand da?“ liess Brian nicht locker. Knox starrte das Armaturenbrett an. Dann sprach er das letzte Mal in das Gerät. „Brian? Ich muss aufhören. Wir sehen uns.“ Knox hängte das Mikro wieder an seinen Platz und lehnte sich erneut in den Sitz zurück. „Warte. To…“ Knox drehte den Schalter auf aus. So wie er es bei Phil beobachtet hatte, als dieser ihn ein geschaltet hatte. Jenny hatte seinen Rat nicht befolgt. Natürlich nicht. Sie war ein Teenager. Knox war wütend. Am liebsten wollte er irgendwo rein schlagen. Er war wütend auf sich. Wütend darüber dass er weggerannt war als sie sie gefunden hatten. Er hätte sie zu Brian und Cosmo bringen sollen. Aber das verfluchte Unternehmen. Und es war ihm dennoch auf die Schliche gekommen.
Etwas später, Knox hatte kein Wort mehr gesagt, hielt Phil bei Quinns ramponierter Hütte an. Alles sah aus wie zuvor. Nichts war repariert worden. Knox öffnete die Autotür schnappte sich den Rucksack und alle seine Waffen und trat auf das Haus zu. Vorsichtig schlich er zum Eingang. Es raschelte im Inneren. Mit genug Abstand ging Phil seitwärts an der Eingangstür vorbei, um möglichst viel vom Hausinneren erkennen zu können. Dann hob er eine Hand und formte mit dem Mund das Wort: Ratte. Knox nickte. Nur eine Ratte die ihr fressen in Quinns Hütte suchte. Knox trat ein und sah die Riesenratte an einem Sack herum knabbern, zückte das Messer und erstach sie rittlings. Er versuchte die Wut über sich in den Stich zu legen um sie etwas abzubauen. Erfolglos, aber einen Versuch wert. Das Haus war leer. Niemand war zurückgekehrt. Doch der Sack, den die Ratte beansprucht hatte, war neu. Als Phil in das Haus trat und sich umsah, hatte Knox bereits den Sack geöffnet. Kronkorken. Doch nicht nur das. Knox griff hineinund hob einen Zettel heraus.
Letzte Warnung.
Das verbesserte seine Laune nicht. Er zerknüllte den Zettel in der Faust und drückte so fest zu, dass es wehtat. Knox hielt es nicht mehr aus. Er würde auf gar keinen Fall seine eigene Schwester töten. Dass er sich nicht an ein Leben mit ihr erinnern konnte, tat nichts zur Sache. Er würde sie nicht töten. Aber dieses mysteriöse Unternehmen sass ihm im Nacken und ihm drohten Konsequenzen wenn er seinen Job nicht erledigte. Jenny hatte ihm vertraut. Obwohl das völlig normal war, schliesslich war er ihr Bruder. Ob es da eine Grauzone gab? Er konnte es nicht überprüfen. Er musste jetzt dafür sorgen, dass er nicht mehr im Stande war sie zu töten. Eine Überdosis würde sein Überlebensinstinkt wohl nicht zulassen. Aber auch nicht mit einer Kugel in den Kopf aus eigener Hand. Das würde er nicht fertig bringen. Er hätte zu viel schiss den Abzug zu betätigen. Und diesen Wichsern aus dem Unternehmen, würde er die Genugtuung nicht überlassen. Sie würden nicht diejenigen sein die ihn killten. Jemand anders musste das übernehmen....
"Hör mal zu!" Sagte er laut während er sich zu Phil um drehte und warf seine AK vor sich auf den Boden. "Ich dachte es gäbe keine Grenzen für mich, aber ich hab mich geirrt!" Ein wütender Unterton schwang in Knox' Stimme mit. Jetzt brannten bei ihm alle roten Lichter. Es gab kein Halten mehr. "Ich hab Lola gekannt! Sehr gut sogar." Sprach er weiter und begann damit seine Rüstungsteile loszuschnallen. Er würde seine Schwester nicht erwähnen. Aber dafür sorgen, dass Phil wütend auf ihn wurde. Sehr wütend. "Sie kam aus Dead Valley, Kalifornien und war 15. Oh und ihre Karte..." er warf die Teile und den Rucksack vor sich auf den Boden zu der Waffe und breitete die Arme aus. „Die hat Andrew nicht verloren. Ich hab sie ihm geklaut und sie verbrannt!" Knox versuchte nicht wütend sondern höhnisch zu klingen, was ihm nicht besonders gut gelang. "Die Kleine am Kreuz. Nadine..." er besah sich seine Pistole und versuchte sich an sie zu erinnern. An ihre Stimme, ihre junge, makellose Haut, die saphirblauen Augen… Er warf die Waffe wie den Rest ebenfalls vor sich hin. "Das war auch ich. Damals hatte ich dich und Andrew noch nicht gekannt aber schön, dass ihr von der Legion ausgegangen seid, so wie ich es gehofft hatte." Er versuchte ihn anzugrinsen, wollte dass er wütend wurde, dass er die Knarre zog und ihm ins Gesicht schoss. Er nahm das Messer und zeigte damit auf Phil. Es blitzte im Sonnenlicht auf. "Ah ja! Die beiden Teenies aus Novac, Ray und Ireen..." er sah nun finster drein, "die hab ich vergiftet." Er warf das Messer auf den Boden und nahm seine Kunststoffhülle mit den Schmerzmitteln aus der Tasche. Er schüttelte sie provozierend. "Genug davon und man wacht nicht mehr auf." Er warf auch sie wütend auf den Boden. Er dachte kurz nach, sah gereizt auf seine Sachen. Was konnte er ihm noch erzählen, um ihn wütend zu machen? Knox sah auf. "Und das waren noch nicht alle! Da gab’s noch nen Jungen, fünfzehn Jahre alt, an den Namen kann ich mich nicht mal mehr erinnern. Ich hab ihn erstickt!" Er konnte Unglaube und Zorn im Gesicht seines Gegenübers erkennen. „Und Olive. Das war echt ne dumme Sache, aber was solls. Wer behauptet mein Geheimnis auszuplaudern, ist eben dran.“ Knox Gesicht verfinsterte sich. Er wollte hinzufügen, dass es ihm eine Freude war der Kleinen die Seele aus dem Leib zu drücken, doch er brachte es nicht über die Zunge. Es war nicht nur eine Lüge, auch war er fast schon von sich selbst so angewidert, dass er Phil seinen letzten Gedanken nicht an den Kopf knallen konnte.
Knox stand vor ihm, nur noch mit Shirt, Hose und Schuhen bekleidet. Ohne Waffen die Arme ausgebreitet. "Na?" Jetzt nachdem er alles gesagt hatte, hielt ihn nichts mehr vom Grinsen ab. "Was willst du jetzt tun?" Für einen kurzen Moment, glaubte Knox, dass Phil unschlüssig bleiben würde. Das machte ihn wütend. Was sollte er noch tun um von ihm ausser Gefecht gesetzt zu werden? Er wollte Phil gerade an den Kopf werfen, dass er Lola gefickt hatte, doch das war nicht mehr nötig...