"Bei Sonnenaufgang sind wir da, vielleicht früher."
Das Morgenrot hatte die Mojave noch nicht erreicht als Adam und Lucy nahe einer Scheune stehen blieben. Dort musste es sein. Es war nördlich, nicht weit von der Bahnstation Junktion 15 entfernt. Sie erblickten ein paar tote Riesenameisen und Lucy wunderte sich doch sehr. Waren die Bewohner von ihnen ausgelöscht worden? Lucy berürte Adam kurz mit dem Handrücken am Oberarm um ihm zu deuten ihr zu folgen. Sie wollte das ganze erst von aussen ansehen und bewegte sich um das Gebiet herum. Südlich der Siedlung wurde ihre Sicht darauf mit Felsen verdeckt. Am Fuss davon waren kleinere Zelte die zum Teil in dem Sumpfgebiet davor versanken. Die Zelte waren schäbig und zerissen. Aber da waren Menschen. Hatten sich die Siedler hiet wegen den Ameisen versteckt? Lucy warf Adam einen Blick zu und sezte sich dann in bewegung. Sie weichte den nasen Stellen im Boden aus um zu den Zelten zu gelangen. Vor den Zelten sassen ältere Leute vor einem Feuer und unterhielten sich. Als die beiden Fremden heran kamen richtete sich einer auf und sah sie Müde an. "Wer seid ihr?" fragte der Alte. Lucy sah erneut zu Adam. Er hatte seine Legionsrüstung an und sie wunderte sich dass der Mann nicht darauf reagierte. "Legion!" rief eine kränkliche Frauenstimme. Eine ältere Dame hob ängstlich die Hände abwehrend vors Gesicht und rief erneut. "Legion!" Daraufhin erklangen weitere Schreckensschrei und Gestöhne der Leute vor den Zelten und um das Feuer. Der alte Mann kam näher. "Schsch." er deutete den Männern und Frauen still zu sein und wandte sich wieder Adam und Lucy zu. "Ich seh nicht mehr so gut, stimmt das? Seid ihr von der Legion?" seine Stimme klang alt und zittrig. Lucy schüttelte den Kopf. Als sie bemerkte das er darauf nicht reagierte sagte sie: "Nein, das heisst, ich komme wegen der Grosskahne die eure Hilfsmittelbestellung erwarten." Der Mann nickte. Dann sezte er sich wieder ans Feuer. "Wir haben kein Geld für Hilfsmittel. Sie sagen, wir sind es nicht wert. Sie sagen wir sind zu alt. Sie sagen, wir müssen hier bleiben und sterben." Der Alte hustete. Durch die Menge ging ein zustimmendes Gemurmel und Nicken. Lucy trat nun auch näher ans Feuer und runzelte die Stirn. "Wer sind 'sie'?" fragte sie. Eine Frau mit angestrengter und hoher Stimme antwortete: "Die Jungen Leute da drüben." sie zeigte mit zitternder Hand nach Norden. Ihr Finger sah im Feuerschein aus wie ein dünner Knochen. "Warum?!" schoss es aus Lucy heraus und sah die Leute verständnislos an. Erst jetzt bemerkte sie das hier ausschliesslich alte Menschen anwesend waren und war noch verwirrter. "Wir sind eine Last." meldete sich eine andere Frau krächzend. "Sie wollen dass wir hier bleiben weil sie und nicht auch noch beschützen können." "Wen beschützen 'sie' denn noch?" wandte Adam ein und trat ebenfalls heran und versuchte dabei nicht in einer Moorpfütze zu versinken. Die schwere Rüstung wäre bestimmt nich vorteilhaft wenn das passieren würde. Der Alte der als erstes zu Adam und Lucy gesprochen hatte rührte in einem Topf über der Flamme herum. Ohne aufzusehen sagte er: "Sie sagen die Kinder sind wichtiger." Das konnte Licy nachvollziehen, doch die älteren Mitbürger einfach in den Tod schicken? Das war barbarisch. "In meiner Siedlung wäre das nie passiert." murmelte Lucy und beinahe alle Siedler riefen ihr ein 'was?' oder ein lautes 'hä?!' entgegen, einige hielten sogar ihre Hand an ihr Ohr um anzudeuten, dass sie lauter sprechen solle. "Nichts!" sagte sie laut. Lucy hatte Mitleid mit den Leuten. Sie sezte sich mit Adam an das Feuer. Aus dem Rucksack zog sie ein paar Pflanzen und mischte sie unter die Bohnensuppe die der Alte fleisig umrührte. Viele husteten und keuchten, schienen krank zusein. Doch wer wurde nicht krank, wenn er im Morast, in einem kaputten Zelt schlafen musste ohne richtiges Essen und ohne warme Kleidung. "Lass uns nach Sonnenaufgang diese Leute besuchen." sagte Lucy zu Adam, und fing dann an das Essen zu verteilen. Die Leute schlangen gierig, andere assen etwas bedächtiger, da ihnen anscheinend die Zähne fehlten und sie nicht sabbern wollten. Ein kühler Wind pfiff zwischen den beiden Felsen hervor direkt an die Zelte und das Feuer flackerte aufgeregt. Diese Leute, dieser Ort war in einem ganz und gar erbärmlichen Zustand und es musste etwas unternommen werden oder die Alten würden bald alle sterben.